Samtgemeinde Landkreis

60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Begründung mit Umweltbericht

Endfassung Oktober 2018

NWP Planungsgesellschaft mbH Escherweg 1 Telefon 0441 97174 -0 26121 Oldenburg Telefax 0441 97174 -73 Gesellschaft für räumliche Postfach 3867 E-Mail [email protected]

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Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes Inhalt

Inhaltsverzeichnis Seite

Teil I: Ziele, Zwecke, Inhalte und wesentliche Auswirkungen der Planung ...... 4

1. Einleitung ...... 4 1.1 Anlass und Ziel der Planung ...... 4 1.2 Hintergründe ...... 7

2. Planungsrahmenbedingungen ...... 7 2.1 Rechtsgrundlagen ...... 7 2.2 Landesraumordnung und regionale Raumordnung ...... 7 2.2.1 Landesraumordnung (LROP) Niedersachsen...... 7 2.2.2 Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Diepholz ...... 8 2.3 Flächennutzungsplan / Bebauungspläne ...... 10

3. Standortkonzept Windenergie der Samtgemeinde Barnstorf ...... 11 3.1 Erster und zweiter Arbeitsschritt des Standortkonzeptes Windenergie: Ermittlung der harten und weichen Tabuzonen ...... 11 3.1.1 Tabuzonen zu Siedlung ...... 13 3.1.2 Tabuzonen Infrastruktur ...... 21 3.1.3 Tabuzonen Natur und Landschaft ...... 24 3.1.4 Tabuzonen Raumordnung ...... 33 3.2 Dritter Arbeitsschritt Standortkonzept Windenergie: Bewertung der verbleibenden Flächen...... 37 3.2.1 Positivkriterien ...... 37 3.2.1.1 Konzentrationseignung für Windenergieanlagen ...... 37 3.2.1.2 Freiheit von Nutzungseinschränkungen ...... 38 3.2.2 Eignungseinschränkungen/Restriktionen ...... 38 3.2.2.1 Überfrachtung des Landschaftsraumes – Berücksichtigung eines Mindestabstands ...... 38 3.2.2.2 Umzingelungskriterium - Vermeidung von übermäßiger Umzingelung von Wohnnutzungen durch Windenergie ...... 39 3.2.2.3 Vorsorgeabstand zu einem Rastvogelzählgebiet mit internationaler Bedeutung als Schlafplatz ...... 39 3.2.3 Bewertungsübersicht - Matrix ...... 40 3.3 Standortempfehlung und weitergehende Prüfempfehlung ...... 43

4. Prüfung und Abwägung der aus dem Standortkonzept Windenergie in die Flächennutzungsplanung überführten Flächen ...... 44 4.1 Flächenauswahl / Abwägungsentscheidungen nach Vorentwurf und Entwurf ...... 45 4.1.1 Teilbereich 1 Aasbruch ...... 45 4.1.2 Teilbereich 2 Schierholz ...... 50 4.1.3 Teilbereich 5 Düste ...... 51 4.1.4 Teilbereich 4 ...... 53 4.1.5 Teilbereich 6 Dickel ...... 55 4.1.6 Vertiefende Prüfung Vc und Vd ...... 55 4.1.7 Vertiefende Prüfung Rödenbeck ...... 56 4.1.8 Vertiefende Prüfung VIIc und VIId ...... 60 Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes Inhalt

5. Grundlagen für die Abwägung ...... 61 5.1 Regelungen zu Höhenbeschränkungen ...... 61 5.2 Belange des Immissionsschutzes ...... 62 5.3 Belange der Landwirtschaft ...... 65 5.4 Waldbelange ...... 66 5.5 Gewässer ...... 66 5.6 Altablagerungen ...... 67 5.7 Umweltbericht, Eingriffsregelung, Belange von Natur und Landschaft, ...... 67 5.8 Naturschutzrechtliche Schutzgebiete und Schutzobjekte, FFH-Verträglichkeit ...... 68 5.9 Spezieller Artenschutz, Ergebnisse der speziellen Artenschutzprüfung ASP ...... 68 5.10 Landschaftsgebundene Erholungsnutzungen ...... 69 5.11 Belange des von Windenergieanlagen ungestörten Großraumes ...... 69 5.12 Belange des Denkmalschutzes ...... 74 5.13 Belange des Straßenverkehrs ...... 75 5.14 Belange der Eisenbahn ...... 76 5.15 Belange der Ver- und Entsorgungswirtschaft ...... 77 5.15.1 Abführung der erzeugten Energie – Einspeisung ins Netz ...... 77 5.15.2 Ver- und Entsorgungseinrichtungen der geplanten Nutzungen ...... 77 5.16 Militärische Belange ...... 78 5.17 Planfestgestellte 380 kV-Leitung Ganderkesee – St. Hülfe ...... 81 5.18 Sonstige Leitungsbelange Strom und Gas, Erdölbohrungen, Sauergasstation, Richtfunktrassen ...... 82 5.19 Private Belange – Bestandsschutz von Windenergieanlagen / Repowering ...... 83 5.20 Substanzieller Raum für die Windenergie ...... 84

6. Ergebnisse der Beteiligungsverfahren ...... 88 6.1 Ergebnisse der Beteiligungsverfahren ...... 88 6.1.1 Ergebnisse der frühzeitigen Beteiligung gemäß § 3 (1) BauGB ...... 88 6.1.2 Ergebnisse der Beteiligung der Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange gemäß § 4 (1) BauGB ...... 90 6.1.3 Ergebnisse der öffentlichen Auslegung gemäß § 3 (2) BauGB ...... 93 6.1.4 Ergebnisse erneuten Beteiligung der Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange gemäß § 4 (2) BauGB ...... 98

7. Planungsinhalte / Hinweise ...... 106

8. Ergänzende Angaben ...... 107 8.1 Flächenbilanz ...... 107 8.2 Daten zum Verfahrensablauf ...... 108

Teil II: Umweltbericht (gesonderter Teil der Begründung)

Anlagen Karten Standortkonzept Windenergie Faunistisches Gutachten - Brutvögel (NWP 2017) Datenauswertung zu Rastvogel-Vorkommen (BMS- Umweltplanung 2018)

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TEIL I: ZIELE, ZWECKE, INHALTE UND WESENTLICHE AUSWIRKUNGEN DER PLANUNG

1. EINLEITUNG

1.1 Anlass und Ziel der Planung

Im Rahmen der 52. Änderung des Flächennutzungsplanes hatte die Samtgemeinde Barnstorf sechs Flächen im Samtgemeindegebiet als geeignet für Windenergieanlagen (WEA) beschlos- sen, verbunden mit einem Ausschluss dieser Anlagen in übrigen Außenbereichslagen. Mit Urteil des OVG Lüneburg vom 23.06.2016 wurde die mit der 52. Änderung des Flächennutzungspla- nes dargestellte Ausschlusswirkung für die Windenergienutzung in den übrigen Außenbereichs- flächen unwirksam. Demnach sind als Ergebnis von o. a. Urteil derzeit Windenergieanlagen im gesamten Außenbe- reich des Samtgemeindegebietes privilegiert zulässig. Eine entsprechend ungesteuerte Privilegierung ist jedoch kein städtebauliches Ziel der Samt- gemeinde. Deshalb hat sich die Samtgemeinde zunächst ein flächendeckendes Konzept zur Standortplanung für die Konzentration der Windenenergienutzung in Windparks mit mindestens 3 Windenergieanlagen (WEA) auf der Grundlage der aktuellen Rechtsprechung erarbeitet. Das Standortkonzept ist in Kapitel 3 dieser Begründung dokumentiert. Die nach den Empfehlungen dieses Standortkonzeptes geeigneten Standorte für Windparks sollen nunmehr im Rahmen der hier vorliegenden 60. Flächennutzungsplanänderung in den Flächennutzungsplan überführt werden bei einer gleichzeitigen Entfaltung der „Ausschlusswir- kung“ gemäß § 35 (3) Satz BauGB für Windenergieanlagen an anderen Standorten im Samt- gemeindegebiet. Da die Ergebnisse dieses aktuellen Standortkonzeptes in Teilen von den im Rahmen der 52. Änderung als geeignet ermittelten Flächen abweichen, führt dies dazu, dass teilweise im Rah- men der 52. Änderung dargestellte Sonderbauflächen für Windenergie (und Landwirtschaft) zurückgenommen werden müssen, die nicht bestätigten Flächen werden zukünftig (wieder) als Flächen für die Landwirtschaft dargestellt. Als Ergebnis der Beratungen in einem Arbeitskreis wurden im Standortkonzept zunächst fünf Standorte herausgearbeitet, für die keine der Windenergienutzung grundsätzlich entgegenste- henden Belange festgestellt werden konnten und die danach als Sondergebiete für die Wind- energie in den Vor entwurf der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes überführt wurden: • „Aasbruch“ (Vorentwurf - Teilbereich 1) Innerhalb des ermittelten Eignungsgebietes befindet sich auch ein Teil des Barnstorfer Um- welt-Erlebnis-Zentrums (BUEZ). Hier kann und soll ein Repowering der dort vorhandenen beiden Anlagen nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund der bestehenden Nutzungsstruktur im BUEZ wird dieses als eigenständiges Sondergebiet dargestellt, in dem u. a. Windenergie- anlagen zulässig sind • „Schierholz“ (Vorentwurf - Teilbereich 2) • „Dörpel-Süd“ (Vorentwurf - Teilbereich 3) • „Düste“ (Vorentwurf - Teilbereich 5) Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 5

• „Rödenbeck“ (Vorentwurf - Teilbereich 7)

Der Teilbereich 3 Dörpel-Süd entfällt nunmehr auf Grund der aktuell vorgelegten jüngsten avifaunistischen Daten (Blüml 2018), die für den überwiegenden Teil eine Wirkung als Tabuzo- ne für diesen Bereich entfalten. Die verbleibende Fläche erreicht auf Grund der geringen Größe und Flächenausbildung keine optimale Konzentrationswirkung für einen Windpark ab 3 WEA. Weiterhin liegt die Fläche innerhalb eines zusammenhängenden Kernbereiches / Dichtezent- rums eines von Schierholz bis Dörpel reichenden Wiesenweihenbrutgebietes. Somit kommt die Samtgemeinde in der Gesamtabwägung dieser Einzelfallprüfung zu dem Er- gebnis, die Flächen in Dörpel-Süd auf Grund der geringen Größe und der nicht optimalen Be- dingungen für eine Windparkkonzentrationswirkung und zur Vermeidung eines vollständig neu- en zusätzlichen Belastungshorizontes, insbesondere auch gegenüber der Wiesenweihe, nicht weiter für die Windenergie zu verfolgen. Insofern wird das vor Ort möglicherweise bestehende private Interesse an Errichtung von Windenergieanlagen zurückgestellt und der Standort nicht für die Windenergienutzung darge- stellt. Ergänzend sei darauf verwiesen, dass die Fläche Dörpel-Süd im äußersten Osten den Vorsor- geabstand von 1.200 m zu einem Rastvogelzählgebiet mit internationaler Bedeutung als Schlafplatz (Restriktionskriterium) unterschreitet. Der Teilbereich 7 Rödenbeck ist mit Blick auf die eingegangenen Stellungnahmen aus frühzei- tigen Beteiligungsverfahren der Behörden und der Öffentlichkeit wegen der hier vorhandenen Eigenart des großräumig von störenden Strukturen unbelasteten Raumes und auf Grund der Nähe zu Gastvogelzählgebieten mit internationaler Bedeutung als Schlafplätze (Blüml 2018) nicht weiter verfolgt worden. Außerhalb der in dieser 60. Änderung des Flächennutzungsplans dargestellten Sonstigen Son- dergebiete zur Steuerung der Zulässigkeit von privilegierten Windenenergieanlagen sind gemäß § 35 (3) Satz 3 BauGB im Geltungsbereich der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes der Samtgemeinde Barnstorf 1 in der Regel keine weiteren Windenergieanlagen gemäß § 35 (1) Nr. 5 BauGB zulässig. Dies betrifft sowohl Windparks als auch Einzelanlagen. Eine Maximalhöhe der Windenergieanlagen wird im Unterschied zu früheren Planungen nicht festgeschrieben, da eine entsprechende Regelung angesichts der bereits bestehenden unter- schiedlich hohen Anlagen in Barnstorf aus städtebaulicher Sicht nicht ableitbar wäre. Die Samt- gemeinde Barnstorf folgt hier zudem den Empfehlungen des Landesraumordnungsprogrammes Niedersachsen. Gemäß Kap. 4.2 LROP (2012) soll in Vorrang- und Eignungsgebieten für die Windenergie auf Höhenbegrenzungen verzichtet werden. Die Samtgemeinde Barnstorf sieht entsprechend bei der Abwägung aller Anforderungen zu Gunsten der Konzentrationsfähigkeit bzw. Leistungsfähigkeit der Standorte für die Windenergie von einer Höhenbegrenzung ab. 2 Mit Rechtskraft dieser 60. Änderung des Flächennutzungsplanes werden die bisherigen Dar- stellungen der 52. Änderung des Flächennutzungsplanes ersetzt.

1 Geltungsbereich = Außenbereich des Samtgemeindegebietes 2 Zu weiteren Abwägungsaspekten sei hier auf Kapitel. 3 (Standortkonzept Windenergie), die Flächenprofile in Kap. 4 mit einer Beschreibung der Beschreibung der Teilbereiche und Kapitel. 5, (Grundlagen der Abwägung) verwiesen.

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1.1.1 Zusammenfassung der wesentlichen Änderungen zwischen der 1. und 2. Aus- legung

Nach den Ergebnissen des gegenüber der 1. Auslegung aktualisierten Rastvogelgutachtens entfalten zusätzliche Flächen eine Tabuzonenwirkung. Dies betrifft Flächen im Bereich Dörpel- Süd (Tabuzone Rastvogelzählgebiet internationale Bedeutung), so dass hier nunmehr gegen- über der 1. Auslegung eine Konzentration von mindestens 3 WEA 3 nicht mehr gegeben ist und deshalb keine weitere Darstellung als Sondergebiet für die Windenergie erfolgt. Dadurch wurde hier die Berücksichtigung eines Mindestabstands von 3 km zu Windparks un- tereinander irrelevant. In dessen Folge konnte der westlich dargestellte Teilbereich 5 Düste ge- ringfügig in östliche Richtung erweitert werden. Weiterhin konnten zu Gunsten von Flächenpotenzialen für die Windenergie die Abstände (Tabuzonen) zu Freileitungen reduziert werden, so dass sich zusätzliche Flächen in den Teilbe- reichen 1 Aasbruch, 2 Schierholz und 5 Düste ergaben.

1.1.2 Zusammenfassung der wesentlichen Änderungen zwischen der 2. und 3. Aus- legung

Im Laufe des Verfahrens zur vorliegenden 60. Flächennutzungsplanänderung wurde eine zu- sätzliche Wohnnutzung (Betriebsleiterwohnen) im Außenbereich genehmigt, die den Teilbereich Aasbruch betrifft und hier eine Anpassung der zu berücksichtigenden Tabuzone Siedlung erfor- derte. Insofern ist diese neue Wohnnutzung Anlass für die hier vorliegende 3. Auslegung, da die Son- dergebietsdarstellung entsprechend zu reduzieren war. Weitere Planänderungen wurden im Rahmen der 3. Auslegung nicht vorgenommen. neu e Wohnnutzung

Anpassung 500 m Tabuzone ------‰

2. Auslegung 3. Auslegung

Abbildung 1: Anpassung der 500 m Tabuzone im Teilbereich Aasbruch an eine zusätzliche Wohnnutzung

3 Anforderungen Konzentrationseignung: 3 Referenzanlagen, Höhe 200 m, Rotordurchmesser ca. 100 m, Abstände unterei- nander jeweils mindestens 3 x Rotordurchmesser, keine sektorielle Abschaltung

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1.2 Hintergründe

Die Bundesregierung beabsichtigt den Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie bis zum Jahre 2022. Um die daraus entstehende Lücke in der Energieversorgung zu schließen, ist ein Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig. Das Energiekonzept der Bundesregie- rung sieht vor, dass erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 30 Prozent am Endenergieverbrauch (Strom, Wärme, Kraftstoffe) übernehmen sollen (derzeit 17 %). Bis zum Jahr 2040 soll dieser Anteil bei 45 % liegen, bis 2050 bei 60 %. Die Landesregierung Nieder- sachsen hat sich das Ziel gesetzt, 25 % des Endenergieverbrauchs in Niedersachsen bis zum Jahr 2020 aus erneuerbaren Energien zu decken. Im Zentrum des Ausbaus regenerativer Energien steht die Energiegewinnung aus Windkraft und Biomasse zur Erreichung des nieder- sächsischen Ausbauzieles (Energiekonzept des Landes Niedersachsen 2012). Diese bundes- und landespolitischen Ziele bedingen u.a. eine Steigerung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Die Windenergie ist dabei eine der tragenden Säulen der erneuer- baren Energien. Ohne einen deutlichen und effizienteren Ausbau der Windenergie werden die Klimaschutzziele auf Bundes- und Landesebene nicht erreicht. Diese Zielsetzung soll zum ei- nen durch Repowering, zum anderen aber auch durch die Ausweisung neuer Bereiche für die Windenergienutzung erreicht werden. Dabei wird es nach dem Energiekonzept des Landes Niedersachsen darauf ankommen, die Standorte durch die Errichtung möglichst großer leis- tungsstarker Anlagen effizient zu nutzen. Die Samtgemeinde Barnstorf erkennt grundsätzlich die Notwendigkeit – auch vor dem Hinter- grund dieser bundes- und landespolitischen Ziele -, ihren Anteil an erneuerbaren Energien zu steigern. Dabei berücksichtigt die Samtgemeinde, dass sie als ländlich strukturierte Kommune grundsätzlich gute Voraussetzungen für die Produktion von erneuerbaren Energien mitbringt und sich damit deutlich von den stärker verdichteten Räumen in Niedersachsen unterscheidet. Die Samtgemeinde sieht sich hier auch über die Gemeindegrenzen und den Eigenbedarf hin- aus in der Verantwortung, ihren Anteil an der Produktion an erneuerbaren Energien zu leisten, profitiert sie doch auch umgekehrt von den Angeboten und Leistungen der stärker verdichteten Räume (kulturelle und infrastrukturelle Angebote, Arbeitsplatzangebote etc.). Mit den getroffenen Darstellungen leistet die Samtgemeinde einen signifikanten Beitrag zur Energiewende und setzt die bundes- und landespolitischen Zielsetzungen um.

2. PLANUNGSRAHMENBEDINGUNGEN

2.1 Rechtsgrundlagen

Rechtsgrundlagen für die Flächennutzungsplanänderung sind das Baugesetzbuch, die Baunut- zungsverordnung (BauNVO 2017), die Planzeichenverordnung sowie das Niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz, jeweils in der geltenden Fassung.

2.2 Landesraumordnung und regionale Raumordnung

2.2.1 Landesraumordnung (LROP) Niedersachsen

Im Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen vom 30. Januar 2008 wird ausgeführt, dass für die Nutzung von Windenergie geeignete raumbedeutsame Standorte zu sichern und unter

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Berücksichtigung der Repowering-Möglichkeiten in den Regionalen Raumordnungsprogram- men als Vorranggebiete oder Eignungsgebiete Windenergienutzung festzulegen sind. In der Verordnung zur Änderung der Verordnung über das Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP) vom 24. September 2012 wird der Abschnitt 4.2 u.a. so geändert, dass in Vorranggebieten für Windenergie keine Höhenbegrenzungen festgelegt werden sollen. Wald soll in der Regel nicht für die Windenergienutzung in Anspruch genommen werden. Die Verordnung des LROPs 2017 hat diesbezüglich keine Änderungen festgelegt.

2.2.2 Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Diepholz

Im RROP des Landkreises Diepholz von 2016 wurden Vorranggebiete für die Windenergienut- zung dargestellt, allerdings ohne Ausschlusswirkung. Im Samtgemeindegebiet von Barnstorf betreffen diese Vorgaben aus der Raumordnung Flächen östlich von Aasbruch (s. Teilbe- reich 1) und in Schierholz (Teilbereich 2). Die Vorranggebiete erzeugen keine Ausschlusswirkung für das übrige Kreisgebiet. Im Übrigen wurden u. a. folgende Vorgaben als Ziele oder Grundsätze der Raumordnung formuliert 4: Ausschluss von Windenergieanlagen in: • Vorbehaltsgebieten Wald (Z 5), • Vorranggebieten Natur und Landschaft (Z), • Landschaftsschutzgebieten, die im Einzelnen benannt sind (Z), • EU-Vogelschutzgebieten (Z), • Vorranggebieten Freiraumfunktionen, die im Einzelnen benannt sind (Z), • Vorranggebieten ruhige Erholung in Natur und Landschaft, die im Einzelnen benannt sind (Z), • Vorranggebieten Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung, die im Ein- zelnen benannt sind (Z), • Vorranggebieten Rohstoffgewinnung (Z), • Vorranggebieten Haupteisenstrecke (Z), hiervon soll ein Abstand von beidseitig mindestens 2 x Rotordurchmesser eingehalten werden (G 6), • Vorranggebieten Autobahn (Z), hiervon soll ein Abstand von beidseitig mind. Kipphöhe ein- gehalten werden (G), • Vorranggebieten Hauptverkehrsstraße (Z), hiervon soll ein Abstand von beidseitig mind. Kipphöhe eingehalten werden (G), • Vorranggebieten Straße von regionaler Bedeutung (Z), hiervon soll ein Abstand von beidsei- tig mind. Kipphöhe eingehalten werden (G), • Vorranggebieten Fernwasserleitung (Z), • Vorranggebieten Hauptwasserleitung (Z),

4 s. auch Pkt. 3 Standortkonzept Windenergie 5 Z = verbindliches Ziel der Raumordnung, nicht der kommunalen Abwägung zugänglich 6 G =Grundsatz der Raumordnung, der kommunalen Abwägung zugänglich

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• Vorranggebieten Leitungstrasse (Z), hiervon soll ein Abstand von beidseitig mind. 1x Rotor- durchmesser zwischen äußerem Leiterseil und Rotorblattspitze eingehalten werden (G), • Vorranggebieten Rohrfernleitung (Z), • Vorranggebieten Schifffahrt (Z). • Die Trassen für - Vorbehaltsgebiete Autobahn, - Vorbehaltsgebiete Hauptverkehrsstraße (vierspurig), - Vorbehaltsgebiete Hauptverkehrsstraße, - Vorbehaltsgebiete Straßen von regionaler Bedeutung, sollen von Windenergieanlagen freigehalten werden. (G) • Zu Schutzgebieten sollen Abstände so festgesetzt werden, dass diese geeignet sind, den Schutzzweck der Schutzgebiete durch Windenergieanlagen nicht zu beeinträchti- gen. (G) • Zum Schutz der Bevölkerung ist zwischen Wohnbebauung und raumbedeutsamen Wind- energieanlagen 7 ein Abstand von mind. 500 m einzuhalten (Z). Der Abstand zwischen raumbedeutsamen Windenergieanlagen und Gebieten, die dem Wohnen dienen und im Geltungsbereich eines Bebauungsplanes oder im unbeplanten Innenbereich im Sinne des § 34 BauGB liegen, soll nicht weniger als 800 m betragen (G). Städte und Gemeinden können auch größere Abstände zu Wohnbebauung in der Bauleit- planung darstellen, wenn diese nachweisen können, dass sie der Windenergie auch dann in substanzieller Weise Raum geben. • Um eine Überformung der Landschaft durch Windenergieanlagen zu vermeiden, soll ein Abstand von mindestens 3.000 m um raumbedeutsame Windparks von Windparks freige- halten werden (G). Städte und Gemeinden können auch größere Abstände um raumbedeutsame Windparks in ihrer Bauleitplanung darstellen, wenn sie nachweisen können, dass sie der Windenergie auch dann noch in substanzieller Weise Raum geben. • Die Städte, Samtgemeinden und Gemeinden des Landkreises Diepholz sollen im Rahmen ihrer Bauleitplanung konkretisierende Darstellungen bzw. Festsetzungen zur Steuerung von Windenergieanlagen treffen (G). In seinem Urteil vom 23.01.2018 (4 A 4353/16) erkannte das Verwaltungsgericht Hannover für Recht, dass das RROP 2016 unter Verletzung der Vorschriften über die Öffentlichkeitsbeteili- gung aufgestellt wurde. Die Samtgemeinde Barnstorf forderte daraufhin den Landkreis Diepholz mit Schreiben vom 05.03.2018 zur schnellstmöglichen Behebung des Mangels auf und machte zugleich darauf aufmerksam, sich vor dem Hintergrund der einschlägigen höchstrichterlichen Judikatur 8 mit Rücksicht auf die gerichtlichen Feststellungen des Verwaltungsgerichts Hannover für berechtigt zu halten, die im RROP 2016 enthaltenen Ziele der Raumordnung als in Aufstel- lung befindliche Ziele der Raumordnung zu erachten. Mit Schriftsatz vom 06.03.2018 bestätigte der Landkreis Diepholz, diese Vorgehensweise mitzutragen, wies aber zugleich darauf hin,

7 Raumbedeutsam gemäß Definition im RROP sind Einzelanlagen ab 100 m Anlagenhöhe. 8 BVerwG, Urt. v. 31.01.2001, 6 CN 2.00, NVwZ 2001, 1035/1038; siehe auch OVG Koblenz, Beschl. v. 14.05.2013, 8 A 10043/13, NVwZ-RR 2013, 747 m.w.N.

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dass die im RROP 2016 enthaltenen Ziele als „sonstige Erfordernisse der Raumordnung“ in die bauleitplanerische Abwägung einzustellen sind. Der Landkreis Diepholz führt derzeit ein ergänzendes Verfahren zur Behebung des gerichtlich festgestellten Mangels durch .

2.3 Flächennutzungsplan / Bebauungspläne

Für die Änderungsbereiche sind im Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Barnstorf mit Ausnahme der bestehenden Darstellung von Flächen für Windenergie (und Landwirtschaft) in den Bereichen Aasbruch, Schierholz, Barver, Düste und Dickel keine Darstellungen getroffen worden. Weiterhin besteht auch kein Bebauungsplan oder eine andere Satzung für die Ände- rungsbereiche.

Samtgemeinde Barnstorf - 11 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

3. STANDORTKONZEPT WINDENERGIE DER SAMTGEMEINDE BARNSTORF

Die Samtgemeinde Barnstorf hat ein flächendeckendes Standortkonzept zur Steuerung der Windenergienutzung erarbeitet, das nach einheitlichen Kriterien die für die Konzentration für die Windenergienutzung in Windparks 9 geeigneten Flächen herausstellt und Empfehlungen zur Darstellungen im Flächennutzungsplan ausgibt. Die Kriterien des Standportkonzeptes Windenergie wurden zunächst intensiv in dem Arbeits- kreis Windenergie der Samtgemeinde Barnstorf beraten. Der Arbeitskreis setzte sich aus Ver- tretern der politischen Fraktionen zusammen. Dem Standortkonzept Windenergie und der danach begründeten Flächenauswahl lagen folgen- de gestufte Ermittlungsschritte zu Grunde: Schritt I: Festlegung und Anwendung der harten Tabuzonen Schritt II: Festlegung und Anwendung der weichen Tabuzonen Schritt III: Die nach Ausschluss der Tabuzonen verbliebenen Flächen wurden unter Anwendung von einheitlichen Kriterien (z.B. Positivkriterium Konzentrationswirkung, Einschränkungskriterien Überfrachtung des Landschaftsraumes, Vermeidung von Umzingelung 10 ) der weiteren Stand- ortbeurteilung mit Empfehlung für die Flächennutzungsplanung zugeführt. Das Standortkonzept wurde nach Änderungen von Planungsrahmenbedingungen (Rechtsun- wirksamkeit RROP, Abstände zu Leitungstrassen, Datenauswertung Rastvogel-Vorkommen aktualisiert April 2018) jeweils fortgeschrieben und dokumentiert insofern den aktuellen Stand (Mai 2018).

3.1 Erster und zweiter Arbeitsschritt des Standortkonzeptes Windenergie: Ermitt- lung der harten und weichen Tabuzonen

Die Unterscheidung in harte und weiche Tabuzonen ist nach der aktuellen Rechtsprechung (BVerwG Urteil vom 13.12.2012 – 4 CN 1.11) erforderlich. Die Rechtsprechung definiert harte Tabuzonen als solche Zonen, die für die Windenergienutzung von vornherein ausscheiden, weil tatsächliche und rechtliche Belange dieser Nutzung entgegenstehen. Harte Tabuzonen sind nicht der planerischen Abwägung zuzuordnen. Eine Kommune hat hier keinen Bewertungs- und Abwägungsspielraum. Die Begründung für die Einstufung als harte Tabuzone erfolgt nachste- hend bei den einzelnen Themenkomplexen und ist zudem den nachstehenden Tabellen zu ent- nehmen. In einem zweiten Schritt wurden die sogenannten weichen Tabuzonen ermittelt. Zu den wei- chen Tabuzonen sind Flächen zu rechnen, die einer Berücksichtigung im Zuge der Abwägung zugänglich sind. Weiche Tabuzonen sind nach der Definition der Rechtsprechung solche Zo- nen, in denen Windenergieanlagen zwar tatsächlich und rechtlich möglich sind, in denen aber nach den städtebaulichen Vorstellungen der Kommune keine Windenergieanlagen aufgestellt

9 Die Samtgemeinde geht in Anlehnung an das Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) ab 3 WEA von einem Windpark aus. Es werden im Rahmen des vorliegenden Standortkonzeptes Windenergieanlagen mit einer Höhe von 200 m als Referenzanlage angenommen. Mindestens drei Windenergieanlagen in einem Abstand von jeweils weniger als 600 m untereinander werden grundsätzlich als ein Windpark betrachtet, im Einzelfall auch darüber hinaus (s. Pkt. 3.1). 10 Umzingelungskriterium

Samtgemeinde Barnstorf - 12 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

werden sollen. Diese städtebaulichen Vorstellungen kann diese anhand eigener Kriterien entwi- ckeln. Die weichen Tabuzonen tragen dem Vorsorgegedanken besonders Rechnung. Die Er- mittlung der weichen Tabuzonen ist der planerischen Abwägung zugänglich. Entsprechend sind die weichen Tabuzonen städtebaulich zu rechtfertigen. Allerdings gesteht selbst das Bundesverwaltungsgericht in seiner o.g. Entscheidung ein, dass die Abgrenzung zwischen harten und weichen Tabuzonen in der Planungspraxis mit Schwierig- keiten verbunden sein könnte, ist aber der Auffassung, dass man dem Plangeber mit dieser Unterteilung nichts Unmögliches abverlange. Die Samtgemeinde Barnstorf stellt daher in die- sem Zusammenhang fest, dass noch immer bei einigen Kriterien durch die Rechtsprechung nicht abschließend entschieden ist, ob sie harte oder weiche Tabuzonen darstellen. Daraus resultiert eine gewisse Unsicherheit in der Planungspraxis, der sich auch die Samtgemeinde Barnstorf nicht entziehen kann. Dies betrifft auch die Einordnung der Landschaftsschutzgebiete im Samtgemeindegebiet. Eine Einordnung in harte oder weiche Tabuzone ist auch in der Rechtsprechung umstritten. Auch das OVG Lüneburg hat sich diesbezüglich nicht eindeutig positioniert. Nach Auswertung der jeweiligen Schutzgebietsverordnung ist die Samtgemeinde Barnstorf zu der Einschätzung ge- langt, dass es sich bei den Landschaftsschutzgebieten um harte Tabuzonen handelt. Im Hin- blick auf die rechtliche Unsicherheit dieser Beurteilung wertet die Samtgemeinde Barnstorf die- se jedoch „hilfsweise“ auch als weiche Tabuzone, um die Schutzziele des jeweiligen Land- schaftsschutzgebietes nicht zu gefährden. Im Fall der 60. FNP-Änderung ergaben sich erhebliche Unsicherheiten insbesondere daraus, dass das RROP nach der im Rahmen einer Inzidentprüfung getroffenen Feststellung des Ver- waltungsgerichtes Hannover aus formalen Gründen unwirksam ist. Gemäß Verwaltungsge- richtsurteil vom 23.01.2018 (4 A 4353/16) geht die Samtgemeinde Barnstorf nunmehr davon aus, dass es sich bei den Zielen der Raumordnung lediglich um in Aufstellung begriffene Ziele der Raumordnung handelt, die der Abwägung zugänglich sind. Die Samtgemeinde hat die bis- her als harte Tabuzonen eingestuften Vorgaben des RROP 2016 überprüft und auf dieser Grundlage als weiche Tabuzonen bestätigt. Hinsichtlich der Einzelheiten wird auf die Erläute- rungen unter Punkt 3.1.4 verwiesen. Die Samtgemeinde Barnstorf hat in ihrem Standortkonzept eine Referenzwindenergieanlage von 200 m berücksichtigt. Die Errichtung von Anlagen mit 200 m Gesamthöhe (incl. Rotorblatt) ist derzeit gängige Praxis und der heutige Stand der Anlagentechnik, auch wenn vereinzelt be- reits höhere Anlagen errichtet werden bzw. wurden. Die Referenzanlage von 200 m schließt jedoch nicht grundsätzlich aus, dass innerhalb der positiv beurteilten und in eine entsprechende FNP-Darstellung überführten Potenzialflächen auch WEA mit größerer Gesamthöhe errichtet werden könnten. Die Zulässigkeit und Verträglichkeit höherer WEA ist dann entsprechend auf nachgelagerter Verfahrensebene zu prüfen und sicherzustellen. Der Windenergieerlass Nieder- sachsen geht ebenfalls von einer Windenergieanlage der aktuellen Anlagengeneration mit einer Leistung von 2,5 bis 3 MW, einer Nabenhöhe 150 m und Rotordurchmessern von 100 bis 120 m aus. Bei der Ermittlung der harten der weichen Tabuzonen im Windenergieerlass wird von 200 m Gesamthöhe ausgegangen. Die Ermittlung der harten und weichen Tabuzonen erfolgt nachstehend unter den Themen- schwerpunkten Siedlung, Infrastruktur, Natur und Landschaft sowie Raumordnung und wird in begleitenden Karten entsprechend abgegrenzt.

Samtgemeinde Barnstorf - 13 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Aus plangrafischen Gründen werden einzelne Kriterien auch über die Grenzen des Samtge- meindegebietes hinaus dargestellt, die Wertung der Tabuzonen kann sich jedoch allein auf die Flächen innerhalb des Samtgemeindegebietes beziehen.

3.1.1 Tabuzonen zu Siedlung Harte Tabuzonen Die von den Siedlungsbelangen ausgehenden harten Tabuzonen begründen sich aus den tat- sächlichen Siedlungsnutzungen und aus den einzuhaltenden Mindestabständen und berück- sichtigen vorrangig das Schutzgut Mensch. Dieser ist insbesondere vor Immissionen (v. a. Lärm) vorbeugend zu schützen. Weiterhin wird nach der Rechtsprechung zur optisch bedrängenden Wirkung 11 bei einem Ab- stand von weniger als der 2-fachen Anlagenhöhe (2 H) i.d.R. gegen das Gebot der nachbar- schaftlichen Rücksichtnahme verstoßen. Bei Entfernungen der dreifachen Anlagenhöhe (3 H) wird i.d.R. die optisch bedrängende Wirkung nicht erfüllt. Im Zwischenbereich der zwei- bis drei- fachen Entfernung obliegt die Prüfung der optisch bedrängenden Wirkung der Einzelfallprüfung. Insofern geht die Samtgemeinde Barnstorf davon aus, dass bei einem Abstand von weniger als dem Doppelten der Anlagenhöhe zu einem Wohngebäude 12 i.d.R. gegen das Gebot der nach- barschaftlichen Rücksichtnahme verstoßen wird. Bei Anlagenhöhen von 200 m wird deshalb die bedrängende Wirkung bei Abständen von unter 400 m regelmäßig erreicht. 13 Bei der Überführung von Flächen aus der flächendeckenden Betrachtung des Standortkonzep- tes Windenergie in die Flächennutzungsplanung wird davon ausgegangen, dass bei der nach- geordneten konkreten Anlagenplanung die im Flächennutzungsplan dargestellte äußere Flä- chenabgrenzung nicht von den Flügelspitzen der geplanten Anlagen überstrichen werden darf. 14 Insofern wird der Anlagenturm bei der konkreten Anlagenplanung um mindestens eine Flügel- länge (je nach Anlagentyp mindestens ca. 50 m) von der im Flächennutzungsplan dargestellten Abgrenzung abrücken. Insofern werden von der Samtgemeinde Barnstorf bei der grafischen Herleitung der Flächenpotenziale die Wohnnutzungen mit einem Abstandspuffer von 400 m – 50 m = 350 m als harte Tabuzonen berücksichtigt.

Weiche Tabuzonen Die weichen Tabuzonen begründen sich in der Vorsorge zum Schutz der Wohnnutzungen vor Lärmimmissionen und in der Vorsorge gegenüber optisch bedrängenden Wirkungen durch WEA bzw. zur Gewährleistung von Mindestabschirmungsmöglichkeiten zur Reduzierung der Sichtbarkeit der Anlagen. Die anschließende Prinzipskizze verdeutlicht, ausgehend von der harten Tabuzone zur Wohn- bebauung, das Zusammenwirken der harten und weichen Tabuzonen.

11 OVG NRW 8A 3726/05 vom 09.08.2006, BVerwG 4 B 72.06; OVG NRW 8A 2764/09 12 Angaben gemäß ALKIS 13 Als Bezugspunkt zur höchsten Anlagenhöhe ist von der Turmachse auszugehen, vgl. MU-Erlass. 14 Diese Maßgabe betrifft allgemein die aus dem Standortkonzept in den Flächennutzungsplan überführten Flächenabgren- zungen, so dass danach zwischen harten und weichen Tabuzonen nicht weiter zu differenzieren ist.

Samtgemeinde Barnstorf - 14 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Bei Abständen von 500 m bis zur Flügelspitze 15 kann die nachbarschaftsrechtlich bedrängende Wirkung überwiegend ausgeschlossen werden. Insofern sollen aus Sicht der Samtgemeinde unter Vorsorgeaspekten Abstände von 500 m zu Wohngebäuden nicht unterschritten werden, der Abstand von 35016 m bis 500 m wird also aus den nachbarschaftlichen Vorsorgegründen und auch aus Gründen des vorbeugenden Immissionsschutzes von der Samtgemeinde Barnst- orf als weiche Tabuzone gewertet. 17 Darüber hinaus werden die Flächen als weiche Tabuzonen gewertet, die nach den Zielen der Samtgemeinde für mögliche bauliche Entwicklungen vorgehalten werden und im Flächennut- zungsplan entsprechend dargestellt sind. Diese Flächen sind mittlerweile nahezu vollständig bebaut. Lediglich im Bereich „Am Walsener Felde“ sind kleinere im FNP dargestellte Wohnbau- flächen unbebaut. Sie bilden eine angemessene Flächenvorhaltung für die weitere Wohnbau- flächenentwicklung im Samtgemeindegebiet. Für die im Flächennutzungsplan dargestellten Wohnbauflächen, in denen konkret auch Wohn- nutzungen zulässig sein können, geht die Samtgemeinde von zusätzlichen Abstandsanforde- rungen aus. Dabei werden die Vorsorgeabstände gegenüber den Bauflächendarstellungen im Flächennut- zungsplan analog der Immissionsrichtwerte gemäß TA Lärm abgeleitet. Diese Vorgehensweise ist durch die Entscheidungen des OVG Münster vom 30. November 2001, bestätigt durch BVerwG vom 17. Dezember 2002, rechtlich geklärt. Dabei können die von der Kommune ange- setzten Abstände zulässigerweise auch auf den vorbeugenden Immissionsschutz ausgerichtet werden. Für gemischte Bauflächen gemäß Flächennutzungsplan (FNP) (im Bebauungsplan Misch- oder Dorfgebiet) sowie Wohnnutzungen im Außenbereich gelten die Schutzansprüche 60/45 dB(A) tags/nachts. Bei den einzuhaltenden Mindestabständen von 500 m (s.o.) wird davon ausgegan- gen, dass die Lärmwerte eingehalten werden können 18 . Erforderlichenfalls sind zusätzlich ge- eignete Abschaltregelungen zur Einhaltung der Lärmwerte erforderlich. Zudem wird auch bei diesem Abstand nicht von einer bedrängenden Wirkung ausgegangen. Für Wohnbauflächen (Allgemeine oder Besondere Wohngebiete) bestehen Schutzansprüche von 55/40 dB(A) tags/nachts. Analog der gegenüber z.B. Außenbereichswohnen um 5 dB(A) strengeren Schutzansprüche wird den Wohngebieten auch für die optischen Wirkungen ein er- höhter Schutzanspruch bzw. Vorsorgeabstand zugesprochen, den die Samtgemeinde Barnstorf pauschal mit einem zusätzlichen Abstand von 300 m auf insgesamt 800 m berücksichtigt. Für im Bebauungsplan als Reine Wohngebiete festgesetzte Flächen gelten zum Lärmschutz wiederum gegenüber Allgemeinen oder Besonderen Wohngebieten um jeweils 5 dB(A) strenge- re Schutzansprüche. Dies berücksichtigt die Samtgemeinde Barnstorf pauschal mit einem zu- sätzlichen Abstand von 400 m auf insgesamt 1.200 m gegenüber Reinen Wohngebieten 19 . Die-

15 bzw. mindestens etwa 550 m bis zur Turmachse = bei 200 m-Referenzanlage Abstand von 2,75 H 16 Bis 350 m ist harte Tabuzone, s. oben. 17 Außerdem ist die Tabuzone bis 500 m aus den in Aufstellung befindlichen Zielen der Raumordnung zu berücksichtigen (s.o.). 18 Vgl. Neuaufstellung RROP Diepholz: Gemäß Neuaufstellung RROP wird bei einer Windenergieanlage (Schallleistungspegel 104 bis 108 dB(A)) der zulässige Lärmwert für Allgemeine Wohngebiete von 40 dB(A) nachts ab einer Entfernung von ca. 550 m eingehalten, bei 2 Anlagen ab einer Entfernung von ca. 760 m, für einzuhaltende 45 dB(A) wird davon ausgegangen, dass dafür Abständen von 500 m ausreichend sind (vgl. Abbildung 4 in Kapitel 4.1.1). 19 Hinweis: mit zunehmendem Abstand zu einer Lärmquelle vergrößert sich auch das zusätzliche Abstandserfordernis, um eine Reduzierung um wie hier 5 dB(A) zu erzielen (s. hierzu auch Abbildung 4 auf S. 48 mit beispielhafter Lärmausbrei- tungsrechnung um eine Windenbergieanlage).

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se Abstände entsprechen auch denen, die Detlef Piorr im Rahmen einer Untersuchung für 3 Windenergieanlagen mit Schallleistungspegeln von 106,5 dB(A) ermittelt hat. 20 Für die Flächen für den Gemeinbedarf sind die Schutzansprüche in den unterschiedlichen An- forderungen der festgesetzten Zweckbestimmung begründet (siehe nachstehende Tabelle). Die Abstände zu Gemeinbedarfsflächen werden i.d.R. durch Schutzansprüche anderer Nutzungen überlagert. Dies ist den entsprechenden Themenkarten zu entnehmen. Die Schutzansprüche der Sondergebiete werden in der folgenden Tabelle je nach zulässiger Nutzung des SO-Gebietes differenziert. Die Schutzansprüche orientieren sich dabei an den Schutzabständen vergleichbarer Nutzungen in den Baugebieten gemäß §§ 2-9 BauNVO. Prinzipskizze

Abbildung 2: Tabuzonen der Samtgemeinde zu Wohnnutzungen – Prinzipskizze mit harten und weichen Tabuzonen 21

20 Dipl.-Ing. Detlev Piorr: Ausweisung von Konzentrationszonen für Windenergieanlagen und Immissionsschutz (Stand: Ent- wurf 30.08.2013).

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Tabelle 1: Tabuzonen Siedlung 22 (s. Karte 1)

Kriterium/ Harte Tabuzone/ Weiche Tabuzone Begründung, Kommentar, Hinweise zum Planungsrecht und zur Praxis Nutzungsanspruch Abstand Tabuzone gesamt Wohngebäude Wohngebäude Wohngebäude Harte Tabuzone: Optisch bedrängende Wirkung 350 m harte Tabuzone + ca. 50 m (= Rotor- 350 m Abstand + 150 m + 500 m Abstand länge innerhalb der SO Wind-Abgrenzung) = Abstand zum Mastfuß = 400 m (2 H) (Schutzgut Mensch/Gesundheit) Weiche Tabuzonen: 350 m bis 500 m vorsorgender Immissionsschutz (Schutzgut Mensch/Gesundheit) und nachbarschaftliche Vorsorgegründe im Hinblick auf bedrängende Wirkungen und übermäßige optische Nähe Wohnbaufläche Fläche W-Darstellung Weiche Tabuzonen: Vorsorgender Immissionsschutz, Lärmschutz, Abstand reicht in der (W im FNP) + 800 m Abstand im FNP Regel zur Einhaltung der Lärmwerte aus, Schattenwurf kann, soweit erforderlich, durch + 800 m Abstand Anlagensteuerung nach den Anforderungen der relevanten Regelwerke minimiert werden Allgemeines Wohngebiet 350 m Abstand zur Sämtliche WA Harte Tabuzone: Optisch bedrängende Wirkung: 350 m harte Tabuzone zu innerhalb der und Kleinsiedlungsgebiet Baugrenze und WS liegen überbaubaren Fläche (Baugrenze) zulässigen Wohngebäuden + ca. 50 m (= Rotorlänge (WA, WS im B-Plan) innerhalb einer innerhalb der SO Wind-Abgrenzung) = Abstand zum Mastfuß = 400 m (2 H) (Schutzgut Überlagerung W-Darstellung im Mensch/Gesundheit) durch FNP und sind W-Darstellung im Weiche Tabuzonen: 350 m – 800 m vorsorgender Immissionsschutz, Lärmschutz, Abstand somit in der wei- FNP + 800 m reicht in der Regel zur Einhaltung der gegenüber Außenbereichswohnen und Wohnen in MI chen Tabuzone (s.o.) (s.o.) vergleichsweise strengeren Lärmwerte aus, Schattenwurf kann, soweit erforderlich, zur Flächennut- durch Anlagensteuerung nach den Anforderungen der relevanten Regelwerke minimiert zungsplandar- werden (Schutzgut Mensch/Gesundheit). stellung (800 m) inbegriffen Reines Wohngebiet 350 m Abstand zur Harte Tabuzone: Optisch bedrängende Wirkung: 350 m harte Tabuzone zu innerhalb der (WR im B-Plan) Baugrenze Überbaubare überbaubaren Fläche (Baugrenze) zulässigen Wohngebäuden + ca. 50 m (= Rotorlänge innerhalb der SO Wind-Abgrenzung) = Abstand zum Mastfuß = 400 m (2 H) (Schutzgut Fläche + 1.200 m Abstand Mensch/Gesundheit) 350 m – 1.200 m Weiche Tabuzonen: 350 m – 1.200 m Vorsorgender Immissionsschutz, Lärmschutz, Ab- stand reicht in der Regel zur Einhaltung der im Vergleich zu WA, WS (s.o.) strengeren Lärmwerte aus, Schattenwurf kann, soweit erforderlich, durch Anlagensteuerung nach den Anforderungen der relevanten Regelwerke minimiert werden. (Schutzgut Mensch/Gesundheit) () = Hervorhebung des vorrangig betroffenen / relevanten Umweltbelanges

22 siehe Anlage, Standortkonzept Windenergie, Karte 1a + 1b

Samtgemeinde Barnstorf - 18 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Kriterium/ Harte Tabuzone/ Weiche Tabuzone Begründung, Kommentar, Hinweise zum Planungsrecht und zur Praxis Nutzungsanspruch Abstand Tabuzone gesamt Gemischte Baufläche Weiche Tabuzonen: Vorsorgender Immissionsschutz, Lärmschutz, Abstand reicht in der (M im FNP) M-Darstellung M-Darstellung Regel zur Einhaltung der Lärmwerte aus, Schattenwurf kann, soweit erforderlich, durch + 500 m Abstand + 500 m Abstand Anlagensteuerung nach den Anforderungen der relevanten Regelwerke minimiert werden. Weiterhin nachbarschaftliche Vorsorgegründe im Hinblick auf bedrängende Wirkungen und übermäßige optische Nähe. Für eine Wohnnutzung innerhalb einer im Flächennutzungsplan dargestellten Fläche wird damit gleichfalls die Option für einen Bebauungsplan berücksichtigt, der die Baugrenze bis unmittelbar an den Rand der FNP-Darstellung heranführt. Mischgebiet und Dorfge- 350 m Abstand zur 350 - 500 m Überbaubare Harte Tabuzone: Optisch bedrängende Wirkung: 350 m harte Tabuzone zu innerhalb der biet (MI, MD im B-Plan) Baugrenze Fläche + 500 m überbaubaren Fläche (Baugrenze) zulässigen Wohngebäuden + ca. 50 m (= Rotorlänge Abstand innerhalb der SO Wind-Abgrenzung) = Abstand zum Mastfuß = 400 m (2 H) (Schutzgut Mensch) Weiche Tabuzonen: 350 m – 500 m Vorsorge Immissionsschutz, Lärmschutz (Schutzgut Mensch/Gesundheit), nachbarschaftliche Vorsorgegründe im Hinblick auf bedrängende Wirkungen und übermäßige optische Nähe Gewerbliche Baufläche G-Darstellung im Weiche Tabuzone: Sicherung der gewerblichen Entwicklung gemäß G-Flächendarstellung (G im FNP) G-Darstellung FNP (Schutzgut Mensch) im FNP (+ ggf. harte Tabuzone ge- genüber beste- henden Wohn- gebäuden) Sonderbaufläche (S im FNP) Zweckbestimmung: Camping Fläche Fläche Weiche Tabuzone analog zu W im FNP (s.o.) (Schutzgut Mensch/Gesundheit, Erholung) + 800 m Abstand + 800 m Abstand

Bildung und regenerative - - - Keine Tabuzone, da hier auch 2 WEA (= Zweckbestimmung) stehen. Energie Einkaufszentrum - Fläche Fläche (Schutzgut Mensch) Einzelhandel - Fläche Fläche (Schutzgut Mensch) Tennis - Fläche Fläche (Schutzgut Mensch) Biogasanlage - Fläche Fläche (Schutzgut Sachgüter) () = Hervorhebung des vorrangig betroffenen / relevanten Umweltbelanges

Samtgemeinde Barnstorf - 19 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Kriterium/ Harte Tabuzone/ Weiche Tabuzo- Tabuzone Begründung, Kommentar, Hinweise zum Planungsrecht und zur Praxis Nutzungsanspruch Abstand ne gesamt Fläche für den Gemeinbedarf (FNP) KiGa, gesundheitlichen Zwecken dienende Gebäude, Feuerwehr, Schule, sportlichen Gemeinbedarfsgebäude, aufgrund fehlender Wohnnutzungen keine Ableitung darüberhin- Zwecken dienende Gebäude, sozialen Zwecken dienende Gebäude, Post, öffentliche ausgehender Tabuzonen. Verwaltungen, Kirchen Ausreichende Vorsorgeabstände (weiche Tabuzonen) sind bereits durch Überlagerung mit anderen Tabuzonen, insbesondere gegenüber Wohngebäuden, sichergestellt. Jugendheim, Altenheim - Fläche Fläche Tabuzonen sind bereits durch Überlagerung mit anderen Tabuzonen sichergestellt + 800 m Abstand + 800 m Abstand Fläche für Ver- und Entsorgung u.a. Erdölpumpen Abwasser (Regenrückhal- Fläche Fläche Nachgeordnete Einzelfallprüfung (Sachgut) tung), Schlammgrube Grünflächen - Freibad, Friedhof, Parkanlage, Spielplatz, Sport- Fläche Fläche Weiche Tabuzonen: Fläche zur Sicherung der Zweckbestimmung + je nach Ergebnis einer platz, Schutzgrün, Bachbegleitgrün gegebenenfalls erforderlicher vertiefenden Einzelfallprüfung (Schutzgüter Mensch, Natur und Landschaft) Fl. f. Maßnahmen zum - Fläche Fläche Weiche Tabuzonen: Fläche zur Sicherung der Maßnahmeneignung für Natur und Land- Schutz, zur Pflege und schaft + je nach Ergebnis einer nachgeordnet gegebenenfalls erforderlicher vertiefenden zur Entwicklung von Einzelfallprüfung (Schutzgut Natur und Landschaft) Boden, Natur und Land- schaft () = Hervorhebung des vorrangig betroffenen / relevanten Umweltbelanges

Samtgemeinde Barnstorf - 21 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

3.1.2 Tabuzonen Infrastruktur 23

Die Tabuzonen Infrastruktur sind vorrangig zum Schutz der infrastrukturellen Sachgüter begründet. Im Einzelfall kommen auch Vorsorgeaspekte für die menschliche Gesundheit und für Natur und Landschaft zum Tragen. Harte Tabuzone Die 20-m-Bauverbotszone des § 24 des Niedersächsischen Straßengesetzes wird als Mindestab- stand (harte Tabuzone) berücksichtigt. Innerhalb der Bauverbotszone sind bauliche Anlagen nicht zulässig. Weiterhin sind die Bahnanlagen als harte Tabuzonen berücksichtigt. Auch sind die Trassen von Hochspannungsleitungen als harte Tabuzone zu werten. Dabei ist hier auf der Maßstabsebene des Flächennutzungsplanes, vorbehaltlich der örtlichen Überprüfung und der konkreten Anlagenplanung, für 110-kV-Leitungen ein Korridor von beidseitig 10 m und für die 380 kV-Leitung auf Grund der größeren Masttypen 24 ein Korridor von beidseitig 15 m gekenn- zeichnet. Gasleitungen stellen gleichfalls harte Tabuzonen dar. Auf eine konkrete Definition der sich aus den Abstandsvorschriften zu den verschiedenen Gasleitungen als harte Tabuzone abzuleitende Ab- stände wird verzichtet, da sich diese erst auf der nachgelagerten Planungsebene nach den Details der konkret beantragten Anlagen bemessen lassen. Die im Detail einzuhaltenden Abstandsanforderungen ergeben sich aus der konkreten Anlagenpla- nung und werden entsprechend in der nachgeordneten Ebene des BImSchG-Antrages bestimmt. Es sind die in Aufstellung befindlichen Maßgaben der Raumordnung zu den harten Tabuzonen der verkehrlichen Infrastruktur sowie der Vorranggebiete Wasserleitungen und Leitungstrassen zu be- rücksichtigen (s. Pkt. 3.1.4). Gegebenenfalls zu Stromfreileitungen und Süßgasleitung weitergehende zu berücksichtigende Abstandserfordernisse sind bei der nachgeordneten Anlagenplanung im Einzelfall zu prüfen

23 Siehe Standortkonzept Windenergie, Karte 3 24 z.B. Masttyp „Donau„

Samtgemeinde Barnstorf - 22 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Weiche Tabuzone (Vorsorgeabstand) Zu Hauptverkehrsstraßen (gemäß FNP) und zu Bahnanlagen/Schienenstrecke wird im Rahmen dieses Standortkonzeptes als weiche Tabuzone (als Sicherheitsabstand zum Schutz vor z.B. Eiswurf/Trümmerwurf, zum Schutz vor Umsturz, Gondelabwurf oder Abwurf von Rotorblättern) eine Entfernung von 130 m (Hauptverkehrsstraße + 20 m) bzw. 150 m (Bahn) (+ jeweils 50 m Turmabstand = 200 m-Abstand = etwa Kipphöhe) be- rücksichtigt. Entlang der Straßen sollen durch den Mindestabstand auch Ablenkungen für den Autofahrer minimiert werden. Ergänzend zu den harten Tabuzonen der Hochspannungsleitungen werden in Anlehnung an die Freileitungsnorm DIN EN 50341-2-4 (VDE 0210- 2-4:2016-04) zusätzliche Abstände zu 110-kV-Leitungen von 20 m und zur 380-kV-Leitung von 30 m berücksichtigt. 25 Somit wird gegenüber der ersten Auslegung die weiche Tabuzone von 100 m zu Gunsten des Flächenpotenzials für die Windenergie auf nunmehr 20 m bzw. 30 m redu- ziert 26 . Es sind die in Aufstellung befindlichen Maßgaben der Raumordnung zu den Abständen gegenüber der verkehrlichen Infrastruktur und Vorrangge- bieten Leitungstrasse als weiche Tabuzonen zu berücksichtigen (s. Pkt. 3.1.4). Auf der konkreten Bauantragsebene 27 sind die zu den Straßen und Leitungstrassen erforderlichen Abstände im Detail und in Abstimmung mit den zuständigen Trägern zu ermitteln und zu berücksichtigen.

25 Damit wird vom in Aufstellung befindlichen Grundsatz der Raumordnung zur Einhaltung eines Mindestabstands von 1 x Rotordurchmesser zwischen äußerem Leiterseil und Rotorblattspitze zu Gunsten der Optimierung der potenziellen Konzentrationsflächen für die Windenergie abgewichen. Diese Norm aus dem Jahre 2016 war bei der Aufstellung des RROP noch nicht aktuell. 26 Gesamt harte und weiche Tabuzone vormals 110 m, aktuell 30 m bzw. 45 m 27 Die Genehmigung erfolgt auf der Grundlage des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG).

Samtgemeinde Barnstorf - 23 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Tabelle 2: Tabuzonen Infrastruktur (s. Karte 2). Harte Kriterium/ Weiche Tabuzone Begründung, Kommentar, Hinweise zum Planungsrecht Tabuzone/ Tabuzone Nutzungsanspruch gesamt und zur Praxis Abstand Vorsorgeabstand Klassifizierte Straße Straße +130 m Straße Harte Tabuzone: Bauverbotszone gemäß § 9 FStrG und § 24 NStrG, (Schutzgüter Sachgüter, (K, L, B) + 20 m +150 m Mensch/Gesundheit) Abstand Abstand Weiche Tabuzonen: Kipphöhe, Schutz vor Trümmerwurf, (Schutzgüter Sachgüter, Mensch/Gesundheit) Bahnlinie Bahnlinie + 150 m Gleisfläche Harte Tabuzone: Bahnverkehr (Schutzgüter Sachgüter, Mensch/Gesundheit) +150 m Weiche Tabuzonen: Kipphöhe, Schutz vor Trümmerwurf, (Schutzgüter Sachgüter, Abstand Mensch/Gesundheit) Freilandleitungen Leitungstrasse 30/45 m + 20 m / +30 m Harte Tabuzone: Leitungsschutz, einschließlich Schutz planfestgestellter 380-kV-Leitung (Sachgut) ab 110 kV / 380 kV Mittelachse + Leitungstrasse äußerer Lei- Mittelachse Weiche Tabuzone: 20 m zum äußersten Leiterseil 110-kV-Leitung, 30 m zum äußersten Leiterseil tungsträger 380-kV-Leitung (Sachgut) 10 m / 15 m Gasleitungen Leitung Leitung Harte Tabuzone: Leitungsschutz (Sachgut) Weiche Tabuzone: Pauschale Vorsorgeabstände werden nicht angewendet, Abstandsanforderun- gen müssen im Einzelfall anhand der nachgeordneten konkreten Anlagenplanung geprüft werden. Wasserleitungen Leitung Leitung Harte Tabuzone: Leitungsschutz (Sachgut) Weiche Tabuzone: Pauschale Vorsorgeabstände werden nicht angewendet, Abstandsanforderun- gen müssen im Einzelfall anhand der konkreten Anlagenplanung geprüft werden. Sauergasstation Stationsplatz Stationsplatz Harte Tabuzone: Schutz der Sauergasstation (Sachgut) Weiche Tabuzone: Pauschale Vorsorgeabstände werden nicht angewendet, Abstandsanforderun- gen müssen im Einzelfall anhand der konkreten Anlagenplanung geprüft werden. () = Hervorhebung des vorrangig betroffenen / relevanten Umweltbelanges

Samtgemeinde Barnstorf 24 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

3.1.3 Tabuzonen Natur und Landschaft

Die Tabuzonen von Natur und Landschaft 28 orientieren sich an dem Windenergieerlass Nieder- sachsen. 29

Harte Tabuzonen Neben den – im Gebiet der Samtgemeinde nicht vorhandenen – Nationalparken und nationalen Naturmonumenten (§ 24 BNatSchG) werden Naturschutzgebiete (§ 23 BNatSchG) allgemein als harte Tabuzonen bewertet. 30 Die Samtgemeinde schließt sich dieser Einstufung an. Naturdenkmäler (§ 28 BNatSchG) sind ebenfalls dem Kreis der harten Tabuzonen zuzuordnen, zumal sie – nicht anders als Naturschutzgebiete – einem absoluten Veränderungsverbot unterlie- gen. 31 Gesetzlich geschützte Biotope, die vor jedweder Handlung geschützt sind, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen Beeinträchtigung führen können (§ 30 Abs. 2 BNatSchG), werden gleichfalls als harte Tabuzonen eingestuft. 32 Auch wenn in Ansehung gesetzlich geschützter Bio- tope Ausnahmen (§ 30 Abs. 4 BNatSchG) und Befreiungen (§ 67 Abs. 1 BNatSchG) prinzipiell denkbar sind, rechtfertigt dies keine abweichende Bewertung, weil es sich dabei um Mittel zur Lö- sung atypisch gelagerter Sonderfälle handelt, die zur Bewältigung genereller Konflikte ungeeignet sind. 33 Mit Rücksicht darauf, dass im Hinblick auf die zutreffende Einordnung gesetzlich geschützter Bio- tope allerdings auch abweichende Auffassungen vertreten werden, macht die Samtgemeinde von der Möglichkeit Gebrauch, die von ihr als harte Tabuflächen eingestuften gesetzlich geschützten Biotope „ hilfsweise wegzuwägen “34 . EU-Vogelschutzgebiete, die im Interesse der Erhaltung windkraftempfindlicher Vogelarten einge- richtet wurden, sind als harte Tabuzonen einzustufen. Dies trifft im vorliegenden Planungsfall auf das EU-Vogelschutzgebiet „ Diepholzer Moorniederung “ jedenfalls deshalb zu, weil das dort ge- schützte Arteninventar verschiedene kollisions- und/oder störungsempfindliche Vogelarten um- fasst. Hinsichtlich der Einzelheiten darf auf den Umweltbericht (S. 15) verwiesen werden. FFH-Gebiete sind nicht in jedem Fall, wohl aber dann als harte Tabuzonen einzustufen, wenn die Windkraftnutzung dort mit den gebietsbezogen verfolgten Schutz- und Erhaltungszielen in Konflikt gerät bzw. zu geraten droht (§ 34 Abs. 2 BNatSchG).35 Ausweislich des Standard-Datenbogens (Stand: Mai 2016) 36 gehören verschiedene natürliche Lebensraumtypen (LRT 3150, 7110, 7120, 7140, 91 D0) einschließlich der für sie charakteristischen Arten zu den von den Erhaltungszielen

28 S. Standortkonzept Windenergie, Karte 3: Natur und Landschaft – harte und weiche Tabuzonen 29 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (2016): Planung und Genehmigung von Windenergieanla- gen an Land (Windenergieerlass vom 24.02.2016) 30 OVG Lüneburg , Urt. v. 14.5.2014, 12 KN 244/12, juris Rn. 103; OVG Münster , Urt. v. 1.7.2013, 2 D 46/12.NE, juris Rn. 52; OVG Weimar , Urt. v. 8.4.2014, 1 N 676/12, juris Rn. 88 31 Vgl. nur Hendrischke/Kieß , in: Schlacke, GK-BNatSchG, 2. Aufl. 2017, § 28 Rn. 19. 32 Vgl. OVG Münster , Urt. v. 1.7.2013, 2 D 46/12.NE, juris Rn. 52; OVG Berlin-Bbg ., Urt. v. 24.2.2011, OVG 2 A 2.09, juris Rn. 62; Scheidler , in: Schrödter, BauGB, 8. Aufl. 2015, § 5 Rn. 123; Schink , UPR 2016, 366 ff. (zitiert nach juris); Tyczewski , BauR 2014, 934 (937). 33 Zutreffend Tyczewski , BauR 2014, 934 (937). 34 Siehe unten: Weiche Tabuzonen 35 Gem. RdErl. d. MU, d. ML, d. MS, d. MW u. d. MI v. 24.2.2016, MU-52-29211/1/300, Nds. MBl. Nr. 7/2016, 190/210, Anl. 1 unter 2.8 i.V.m. Tabelle 3; dahin tendierend auch OVG Lüneburg , Urt. v. 26.10.2017, 12 KN 119/16, juris Rn. 91. 36 Im Internet abrufbar unter der Adresse: http://natura2000.eea.europa.eu/Natura2000/SDF.aspx?site=DE3217331 (letzter Aufruf: 25.03.2018).

Samtgemeinde Barnstorf 25 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes umfassten Schutzgütern des im Gebiet der Samtgemeinde Barnstorf befindlichen FFH-Gebietes „Wietingsmoor “. Den Vollzugshinweisen des NLWKN 37 ist zu entnehmen, dass dem Kreis dieser charakteristischen Arten verschiedene Vogelarten zugehören, die nach den Erkenntnissen der Fachwissenschaft gegenüber den Auswirkungen der Windenergienutzung empfindlich sind. Dies gilt namentlich für den Kranich (Kollision), den Großen Brachvogel (Kollision, Störung), die Bekas- sine (Kollision, Störung), die Sumpfohreule (Kollision) und den Goldregenpfeifer (Kollision, Stö- rung). 38 Das windkraftempfindliche Inventar charakteristischer Arten der im FFH-Gebiet „ Wie- tingsmoor “ geschützten natürlichen Lebensraumtypen rechtfertigt die Prognose, dass eine Wind- kraftnutzung innerhalb der Grenzen des FFH-Gebietes zwangsläufig mit den dort verfolgten Schutz- und Erhaltungszielen in einer mit § 34 Abs. 2 BNatSchG nicht zu vereinbarenden Weise in Konflikt geriete. Dementsprechend ist das FFH-Gebiet – unabhängig davon, dass es mit dem EU- Vogelschutzgebiet weitgehend deckungsgleich ist – als harte Tabuzone einzustufen.“ Die Schutzziele der Naturschutzgebiete schließen Windenergieanlagen aus und sind somit von der Samtgemeinde als harte Tabuzonen zu werten. Nach Prüfung der jeweils einschlägigen Schutzregelungen stuft die Samtgemeinde Barnstorf die im Plangebiet befindlichen Landschaftsschutzgebiete (§ 26 BNatSchG) als harte Tabuzonen ein. Bestimmend ist dafür die Erwägung, dass eine Bauleitplanung, die ein Sondergebiet für die Wind- kraftnutzung in einem Landschaftsschutzgebiet ausweist, das zur Erhaltung des Landschaftsbil- des, zur Vermeidung einer Schädigung der Natur und zur Gewährleistung des Naturgenusses ein- gerichtet wurde, regelmäßig Konflikte mit den dort verfolgten Schutzzwecken heraufbeschwört. Das folgt im Landschaftsschutzgebiet DH 78 „Heiligenloher Beeke und angrenzende Bachniede- rung bei Twistringen“ bereits daraus, dass bauliche Anlagen aller Art unter Einschluss von WEA dort rundheraus untersagt und allenfalls im Wege einer auf atypische Sonderfälle beschränkten Befreiung realisierbar sind. Nichts anderes gilt allerdings auch für alle übrigen Landschaftsschutz- gebiete in der Samtgemeinde Barnstorf. Auch wenn sich in den einschlägigen Schutzverordnun- gen im Hinblick auf die Errichtung baulicher Anlagen statt des repressiven Verbots mit Befreiungs- vorbehalt durchgehend ein präventives Verbot mit Erlaubnisvorbehalt geregelt findet (z.B. DH 9 „Barnstorfer Huntetal“, DH 18 „Bauerbruch“, DH 25 „Dickeler Sand“), 39 kann WEA von der Dimen- sion der Referenzanlage auf diesem Wege regelmäßig nicht zur Realität verholfen werden. Nach den durchgehend einheitlich gestalteten Verordnungsbestimmungen darf die Erlaubnis versagt werden, wenn ein Vorhaben geeignet ist, die Landschaft zu verunstalten, die Natur zu schädigen oder den Naturgenuss zu beeinträchtigen und auf diesem Wege mit den im jeweiligen Gebiet ver- folgten Schutzwecken in Konflikt gerät. Auf WEA der in Rede stehenden Art trifft dies im Regelfall zu, zumal sie mit ihren massiven Baukörpern und ihren weit ausladenden Rotoren über ein Verun- staltungspotenzial verfügen, durch Tötung und Störung windkraftempfindlicher Vogel- und Fleder- mausarten die Natur schädigen und infolge optischer Effekte (Baukörperwirkung, Drehbewegung der Rotoren) und betriebsbedingter Schallemissionen den Naturgenuss in Frage stellen können. Da schon die Eignung zur Entfaltung derart negativer Effekte genügt, ist zu prognostizieren, dass in den für die vorliegende Planung relevanten Landschaftsschutzgebieten eine Erlaubnis zur Er- richtung von WEA im Regelfall ausgeschlossen ist. Aus Sicht der Samtgemeinde rechtfertigt es der

37 Im Internet abrufbar unter der Adresse vollzugshinweise_arten_und_lebensraumtypen/vollzugshinweise-fuer-arten-und- lebensraumtypen-46103.html (letzter Aufruf: 25.03.2018). 38 Gem. RdErl. d. MU, d. ML, d. MS, d. MW u. d. MI v. 24.2.2016, MU-52-29211/1/300, Nds. MBl. Nr. 7/2016, 190/215 f., Anl. 2 Abb. 3. 39 Dieses Regelungsmuster findet sich auch in allen weiteren Landschaftsschutzverordnungen, die für den vorliegenden Pla- nungsfall relevant sind.

Samtgemeinde Barnstorf 26 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes regelmäßig zu erwartende Konflikt mit den Schutzzwecken der maßgeblichen Verordnungen, die im Plangebiet befindlichen Landschaftsschutzgebiete als harte Tabuzonen einzustufen. Die Samt- gemeinde ist sich allerdings des Umstandes bewusst, dass diese Zuordnung gerade bei Land- schaftsschutzgebieten umstritten ist. 40 Daraus resultiert eine gewisse Unsicherheit in der Planungspraxis, der sich auch die Samtgemein- de Barnstorf nicht entziehen kann. Dies betrifft z. B. auch die Einordnung der Landschaftsschutz- gebiete im Samtgemeindegebiet. Eine Einordnung in harte oder weiche Tabuzone ist auch in der Rechtsprechung umstritten, auch das OVG Lüneburg hat sich diesbezüglich nicht eindeutig positi- oniert. Nach Auswertung der jeweiligen Schutzgebietsverordnung ist die Samtgemeinde Barnstorf zu der Einschätzung gelangt, dass es sich bei den Landschaftsschutzgebieten um harte Tabuzo- nen handelt. Im Hinblick auf die rechtliche Unsicherheit dieser Beurteilung wertet die Samtgemein- de Barnstorf diese jedoch auch „hilfsweise“ als weiche Tabuzone, um die Schutzziele des jeweili- gen Landschaftsschutzgebietes nicht zu gefährden. 41 Die zu der diesbezüglichen Abwägung veranlassenden Erwägungen sind in der nach den Einzel- gebieten differenzierenden Tabelle 3 dokumentiert. Im Übrigen wird im Hinblick auf die in Anlage 1 zum RROP 2016 genannten Landschaftsschutzgebiete ergänzend berücksichtigt, dass dort der „Ausschluss der Windkraftnutzung einem aktuell in Aufstellung befindlichen Ziel der Raumordnung entspricht“.

Tabelle 3 Landschaftsschutzgebiete - Harte Tabuzonen auf Grund von Bauverboten oder Unvereinbarkeit mit dem Schutzzweck

Bezeichnung Name Bewertung als Tabuzone DH 1 Sprekelsmeer Verbot aller Handlungen, „die geeignet sind, die Landschaft zu verunstalten, die Natur zu schädigen oder den Naturgenuss zu beeinträchtigen" § 2 LSG-Verordnung. Die Errichtung baulicher Anlagen bedarf nach § 3 der Verordnung einer Erlaubnis der UNB, die versagt werden darf, wenn es zu Verunstaltungen, Schädigungen oder Beeinträchtigungen kommen kann. Landschaftsschutz, Umgebungsschutz NSG Sprekelsmeer, Schutz von Waldflächen, Umgebungsschutz Wald, Vorsorge- schutz gegenüber international bedeutsamen Gastvogelschlaf- plätzen DH 8 Ostermoor – Felstehausener Landschaftsschutz, Schutz von Waldflächen, Umgebungs- Schanzen schutz Wald DH 9 Barnstorfer Huntetal Landschaftsschutz, Schutz von Waldflächen, Umgebungs- schutz Wald, Biotopschutz (§ 30 BNatSchG), örtlich Kompensa- tionsflächen, Schutz der durch den Hunteverlauf, durch den Wechsel von Waldflächen, Grünland, Acker, Hecken, Altarmbe- reichen, einzelnen ländlichen Siedlungslagen und durch das Geländerelief gegebenen besonderen Eigenart, Vielfalt und Schönheit/Naturnähe gegebenen Niederungscharakters des Huntetals vor Überformung durch WEA (s.u.: KN BaTw-01 „Die Umflut“, KN Ba-06 „Schötetal bei Barnstorf“, KN Ba-08 „Düster Holz / Eydelholz“) DH 18 Bauerbruch Landschaftsschutz, Schutz von Waldflächen, Umgebungs- schutz Wald, Vorsorgeschutz gegenüber den Teilflächen des LSG und den westlich und nordwestlich anschließenden Flä- chen mit internationaler Bedeutung als Rastvogelzählgebiet, Schutz vor zusätzlicher Verkleinerung des bisher noch vorhan- denen und nördlich und westlich anschließenden von Wind-

40 Darstellung der unterschiedlichen Auffassungen bei Tyczewski , BauR 2014, 934 (937 f.). 41 Siehe unten: Weiche Tabuzone Natur und Landschaft

Samtgemeinde Barnstorf 27 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

kraftanlagen unbeeinträchtigten Großraumes mit besonderer Bedeutung für die Vogelwelt, Schutz der von der vormaligen und vorhandenen moorgeprägten Landschaft geprägten be- sonderen naturraumtypischen Eigenart, Vielfalt und Schön- heit/Naturnähe des Landschaftsbildes des Großraumes, Schutz und Entwicklung des vorhandenen Potenzial des Großraumes für die ruhige Erholung DH 20 Umgebung d. Großen Meere Landschaftsschutz, Schutz von Waldflächen, Umgebungs- schutz Wald, Umgebungsschutz NSG Großes Meer, Schutz des Landschaftsbildes in den Flächen des LSG vor Überfor- mung durch WEA DH 25 Dickeler Sand Landschaftsschutz, Schutz von Waldflächen, Umgebungs- schutz Wald, Schutz des Landschaftsbildes in den Flächen vor Überformung durch WEA, Schutz der Ruhe und des Potenzials für ruhige Erholungsnutzung DH 30 Klausheide Landschaftsschutz, Schutz von Waldflächen, Umgebungs- schutz Wald, Schutz der Flächen in ihrem Eignungspotenzial für die Erholungsnutzung DH 32 Bockstedter Moor Landschaftsschutz, Schutz der Waldflächen, Umgebungsschutz Wald, örtlich Kompensationsflächen, Schutz der durch den Wechsel von Waldflächen, Grünland und Acker gegebenen besonderen Eigenart, Vielfalt und Schönheit/Naturnähe des Landschaftsbildes vor Überformung durch WEA (s.u.: KN Ba-02 „Bocksteder Moor“) DH 37 Nördliches Wietingsmoor Landschaftsschutz, Schutz der Waldflächen, Umgebungsschutz Wald, örtlich Kompensationsflächen, örtlich geschützte Biotope, Schutz der durch den Wechsel von Waldflächen und Landwirt- schaftsflächen und die Ruhe n gegebenen besonderen Eigen- art, Vielfalt und Schönheit/Naturnähe des Landschaftsbildes vor Überformung durch WEA (s.u.: KN Ba Tw-04 „Erweiterungsflä- chen Nordwestliches Wietingsmoor“) DH 45 Scharrel u. Bargeloh Landschaftsschutz, Schutz der Waldflächen, Umgebungsschutz Wald DH 78 Heiligenloher Beeke und angren- Landschaftsschutz, Schutz der durch den Beekenverlauf, durch zende Bachniederung bei Twist- den kleinteiligen und vielfältigen Wechsel von Waldflächen, ringen gehölzfreien Niederungsgrünland, vereinzelt Stillgewässer, örtlich Acker und durch das Geländerelief gegebenen besonde- ren Eigenart, Vielfalt und Schönheit/Naturnähe des Land- schaftsbildes vor Überformung durch WEA

Weiche Tabuzonen Zum vorsorgenden Schutz der im Samtgemeindegebiet vorkommenden bedeutenden Rastvogel- vorkommen und mit Blick auf zukünftige mögliche Entwicklungen (Entwicklungspotenzial) sollen zur Entflechtung vorhandener und möglicher zukünftiger Konflikte zwischen den Rastvogelbelan- gen und den Belangen der Windenergienutzung die Rastvogelzählgebiete 42 nationaler und interna- tionaler Bedeutung und die international als Schlafplätze bedeutenden Rastvogelzählgebiete von Windenergieanlagen freigehalten werden. Die sich anhand einschlägiger fachwissenschaftlicher Kriterien vollziehende Einstufung als national und international bedeutsames Rastvogelzählgebiet verweist auf den hohen avifaunistischen Wert der Flächen und das besondere Gewicht der sich darauf beziehenden Erhaltungsinteressen des Naturschutzes. Sie werden von der Samtgemeinde als weiche Tabuzonen gewertet. Als flächendeckend einheitliche Bewertungsgrundlage wird in

42 Für die Abgrenzungen wurde auf die Gastvogelteilbereiche des NLWKN zurückgegriffen. Dies betrifft z.B. den Teilbereich Bar- ver. Für einzelne beim NLWKN nicht berücksichtigte Bereiche wurden zusätzliche Zählgebiete abgegrenzt.

Samtgemeinde Barnstorf 28 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Abstimmung mit der Naturschutzbehörde die Auswertung von BMS-Umweltplanung zu Grunde gelegt, die mittlerweile in der aktualisierten Fassung mit Stand April 2018 vorliegt 43 . Auf Grund der besonderen naturräumlichen Situation des Samtgemeindegebietes sind auch große Teile des Samtgemeindegebietes Rastvogelzählgebiete von landesweiter, regionaler und lokaler Bedeutung. Hier wird der Vorsorgeaspekt zum Vogelschutz gegenüber den Belangen der Wind- energie einstweilen zurückgestellt, um nicht schon vorzeitig der Windenergie potenzielle Raumsubstanz zu entziehen. Die Flächen werden der weiteren Eignungsprüfung für die Wind- energie zugeführt, soweit nicht andere Tabukriterien greifen. Die Samtgemeinde strebt grundsätzlich eine Erhöhung des Waldanteils an. Jeglicher Waldverlust widerspricht dem Ziel. Insofern schließt die Samtgemeinde zur Sicherung des Waldanteiles, auf Grund der besonderen Waldfunktionen, auch mit Blick auf mögliche zukünftige Entwicklungen, Waldflächen für die Errichtung von Windenergieanlagen als weiche Tabuzonen aus. Auf der Ebene des Standortkonzeptes sind an dieser Stelle zunächst auf Basis der ALKIS-Daten und aus plangra- fischen Gründen alle Waldflächen ab 0,5 ha erfasst. In der im Rahmen der Flächennutzungspla- nung nachfolgend durchgeführten Einzelflächenbetrachtung werden auf der Grundlage aktueller Biotoptypenkartierungen auch alle kleineren, als Waldflächen gemäß Waldgesetz zu wertende Waldflächen auf Grund der besonderen Waldfunktionen und im Hinblick auf die Waldarmut sowie zur Sicherung und zur Vergrößerung des Waldanteils im Samtgemeindegebiet, aus Gründen des Landschaftsbildes und für die Erholungsnutzung sowie für das Klima und die Lufthygiene gegen- über den Belangen der Windenergie vorangestellt und als weiche Tabuzonen beachtet. Darüber hinaus wird von der Samtgemeinde Barnstorf für größere Waldflächen ab etwa 1 ha Grö- ße zum vorsorglichen Artenschutz, auch im Hinblick auf mögliche Entwicklungen, insbesondere gegenüber Fledermäusen und Vogelarten, ein Abstand von pauschal 100 m als weiche Tabuzone gewertet und der Belang der Windenergie entsprechend zurückgestellt. Die Samtgemeinde trägt damit auch dem Umstand Rechnung, dass Waldrandbereiche wichtige Sonderstandorte lebens- raumspezialisierter Tier- und Pflanzenarten darstellen und auf Grund des daran gebundenen In- sektenreichtums i.d.R. ein hohes Potenzial als bedeutsame Jagdkorridore für artenschutzrechtlich relevante Fledermäuse und Vögel aufweisen. Weiterhin sollen aus Sicht der Samtgemeinde die im Flächennutzungsplan dargestellten Flächen für Maßnahmen für Natur und Landschaft freigehalten werden, da die Gemeinde hier vorrangig die Entwicklungsziele für Natur und Landschaft verfolgt, die in der Regel auch im Zusammenhang mit kommunalen Ausgleichsverpflichtungen zur naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung stehen. Inso- fern werden die Flächen als weiche Tabuzonen für die Windenergie gewertet, Windkraft ist hier kein Ziel. Entsprechend wertet die Samtgemeinde auch für die vorhandenen Kompensationsflächen 44 die Flächensicherung für zugeordnete Ausgleichsfunktionen als vorrangiges Ziel und wertet die Kom- pensationsflächen als weiche Tabuzone. Vom Landkreis Diepholz wurden bei der Teilfortschreibung des Landschaftsrahmenplanes Gebiete ermittelt, die die Kriterien bzw. Voraussetzung zur Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet

43 Vgl.: BMS-Umweltplanung, Blüml, Schönheim & Schönheim GbR (2018): Datenauswertung zu Rastvogel-Vorkommen in der Samtgemeinde Barnstorf 44 Auf der hiermit vorliegenden flächendeckenden Maßstabsebene des Flächennutzungsplanes sind ohne Anspruch auf Vollstän- digkeit die beim Landkreis dokumentierten Flächen für Maßnahmen erfasst. Die abschließende Prüfung von zugeordneten Aus- gleichsflächen ist auf der nachgeordneten Ebene der konkreten Anlagenplanung vorzunehmen.

Samtgemeinde Barnstorf 29 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

(KN) 45 bzw. als Landschaftsschutzgebiet (KL) 46 erfüllen, aber nicht als entsprechende Schutzge- biete ausgewiesen sind. Sie sollen von Windenergieanlagen freigehalten bleiben (s. o.). Die Samtgemeinde hat die Gebietssteckbriefe für die KN- und KL-Gebiete aus dem Anhang der RROP-Begründung im Einzelnen ausgewertet. Demnach scheidet sie die Flächen als Eignungs- gebiete für die Windenergie nicht nur aus den Kenntnissen nach der Gebietsbeschreibung, Bewer- tung und nach den Handlungsempfehlungen (Einstufung der Schutzwürdigkeit, Begründung, Ent- wicklungsziele) der Gebietsstreckbriefe des Landkreises aus. Sie begründet dies ergänzend aus Vorsorgegründen auf Grund der besonderen landschaftlichen Eigenart und der darin begründeten Eignung für die landschaftsbezogene Erholungseignung und / oder auf Grund der besonderen landschaftsökologischen Bedeutung einschließlich des Entwicklungspotenzials und als mögliche Schwerpunktsuchräume für Ausgleichsmaßnahmen sowie zur Vermeidung zukünftiger Nutzungs- konflikte und wertet diese Flächen als weiche Tabuzone. Zu den im Einzelnen maßgeblichen Gründen wird in der nachfolgenden Tabelle stichwortartig näher ausgeführt: KN-Gebiete (s. RROP-Begründung) - Bewertung der Samtgemeinde als Tabuzonen

Bezeichnung Name Bewertung als Tabuzone KN BaTw-01 Die Umflut Schutz von Waldflächen, Biotopschutz (§ 30 BNatSchG), be- sondere Eigenart, Lage im LSG (s.o.) KN Ba-02 Bocksteder Moor Schutz von Waldflächen, Biotopschutz (§ 30 BNatSchG), Kom- pensationsfläche, besondere Eigenart, Lage im LSG (s.o.) KN Ba-03 Aasbruch Schutz von Waldflächen, Erhalt und Entwicklung der landschaft- lichen Eigenart eines durch Gehölze, Grünland und Ackerfläche kleinteilig strukturierten Landschaftsteiles KN Ba Tw-04 Erweiterungsflächen Nordwestli- Lage bis auf kleine Teilflächen im LSG (s.o.), besondere Eigen- ches Wietingsmoor art, örtlich Biotopschutz gemäß § 30 BNatSchG KN Ba-05 Drebbersches Moor besondere Eigenart, von Windkraft unbeeinträchtigter Groß- raum, Rastvogelzählgebiet international bedeutsam als Schlaf- platz, Rastvogelzählgebiet internationaler Bedeutung, Gastvo- gelschlafplätze, Umgebungsschutz Gastvogelzählgebiet inter- national bedeutsam als Schlafplatz, Umgebungsschutz NSG Drebbersches Moor, Waldflächen, geschützte Biotope (§ 30 BNatSchG) KN Ba-06 Schötetal bei Barnstorf besondere Eigenart Schöteniederung, Hunteniederung, Teilflä- chen im LSG Barnstorfer Huntetal (s.o.), Schutz der Siedlungs- randlage (s. Tabuzonen Siedlung), Waldflächen, Biotopschutz (§ 30 BNatSchG), Naturdenkmal KN Ba-07 Kienmoor Besondere Eigenart, Waldflächen, See, Schöteniederung, Schutz der Siedlungsrandlage (s. Tabuzonen Siedlung), Wald- flächen, Biotopschutz (§ 30 BNatSchG), Kompensationsfläche, Nähe zu einem Naturdenkmal KN Ba-08 Düster Holz / Eydelholz Lage im LSG (s.o.), besondere Eigenart, Waldfläche, , Hunteniederung, Kompensationsfläche KN BaRe-09 Donstorfer Moor besondere Eigenart, Rastvogelzählgebiet internationaler Be- deutung als Schlafplatz, Gastvogel-Schlafplätze, Umgebungs- schutz Gastvogelschlafplätze, Ausgleichsfläche, IBA-Gebiet (Important Bird Area) Mittleres Wietingsmoor, Teil des Ramsar- Gebietes Feuchtgebiet Diepholzer Moorniederung

45 KN-Gebiete: Die Umflut, Bockstedter Moor, Aasbruch, Erweiterungsflächen Nordwestliches Wietingsmoor, Drebbersches Moor, Schötetal bei Barnstorf, Kienmoor, Düster Holz / Eidelholz, Donstorfer Moor 46 KL-Gebiete: Lange Lohe und Dreeker Fladder sowie Hochmoor bei Dörpel

Samtgemeinde Barnstorf 30 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

KL-Gebiete (s. RROP-Begründung) - Bewertung der Samtgemeinde als Tabuzonen

Bezeichnung Name Bewertung als Tabuzone KL BaDH-01 Lange Lohe und Dreeker Fladder besondere Eigenart, von Windkraft unbeeinträchtigter Groß- raum, Rastvogelzählgebiet international bedeutsam als Schlaf- platz, Rastvogelzählgebiet internationaler Bedeutung, Umge- bungsschutz Gastvogelschlafplätze, Umgebungsschutz NSG Drebbersches Moor, Brutvogelgebiete regionaler Bedeutung, Waldflächen, geschützte Biotope (§ 30 BNatSchG), Kompensa- tionsflächen KL Ba-02 Hochmoor bei Dörpel Besondere Eigenart, Waldfläche, geschütztes Biotope (§ 30 BNatSchG)

Hilfsweises Wegwägen bei abweichenden Auffassungen zu harten Tabuzonen (s.o.) Mit Rücksicht darauf, dass im Hinblick auf die zutreffende Einordnung gesetzlich geschützter Bio- tope als Tabuzone allerdings auch abweichende Auffassungen vertreten werden 47 , macht die Samtgemeinde von der Möglichkeit Gebrauch, die von ihr als harte Tabuflächen eingestuften ge- setzlich geschützten Biotope „ hilfsweise wegzuwägen “. 48 Dies trägt der besonderen ökologischen Wertigkeit der von § 30 Abs. 2 BNatSchG erfassten Biotoptypen und dem Umstand Rechnung, dass an ihrer Erhaltung ausweislich der kraft Gesetzes erfolgten Unterschutzstellung ein öffentli- ches Interesse von erheblichem Gewicht besteht. Gegenläufige Interessen an der Nutzung der Windenergie stellt die Samtgemeinde dahinter für den Fall der unzutreffenden Einstufung gesetz- lich geschützter Biotope „ hilfsweise “ zurück, zumal diesem Belang in anderen Bereichen des Plan- gebietes in ausreichendem und der Privilegierung des § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB gebührend Rech- nung tragendem Umfang gegeben wird. Dies gilt gleichfalls für die Einordnung von Landschaftsschutzgebieten. Da die Einordnung von Landschaftsschutzgebieten in harte oder weiche Tabuzone in der Rechtsprechung nicht abschlie- ßend geklärt ist, wertet die Samtgemeinde Barnstorf die im vorigen Punkt als harte Tabuzonen ermittelten Landschaftsschutzgebiete „hilfsweise“ auch als weiche Tabuzonen, um die Schutzziele jedes einzelnen Landschaftsschutzgebietes nicht zu gefährden. Die jeweiligen Schutzziele sind vorstehend dokumentiert. Gegenläufige Interessen an der Nutzung der Windenergie stellt die Samtgemeinde dahinter für den Fall der unzutreffenden Einstufung der Landschaftsschutzgebiete „hilfsweise “ zurück, zumal diesem Belang in anderen Bereichen des Plangebietes ausreichend und mit der Privilegierung des § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB gebührend Rechnung tragenden Umfang Raum gegeben wird.

47 Darstellung bei Schink , UPR 2016, 366 ff. (zitiert nach juris). 48 Vgl. nur OVG Lüneburg , Urt. v. 14.5.2014, 12 KN 244/12, juris Rn. 105; Urt. v. 13.7.2017, 12 KN 206/15, juris Rn. 29; OVG Magdeburg , Urt. v. 21.10.2015, 2 K 109/13, NuR 2016, 491 (493)

Samtgemeinde Barnstorf 31 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Tabelle 4: Tabuzonen Naturschutz, Wald- und Wasserflächen (s. Karte 3 49 )

Harte Kriterium/ Nutzungsan- Weiche Tabuzone ge- Begründung, Kommentar, Hinweise zum Planungsrecht Tabuzone/ Tabuzone spruch samt und zur Praxis Abstand Vorsorgeabstand

EU-Vogelschutzgebiete Harte Tabuzone: Fläche EU-Vogelschutzgebiet, Schutz- und Erhaltungszweck für windkraft- Diepholzer Moorniederung Fläche Fläche empfindliche Brut- und Rastvogelarten (Schutzgut Tiere und Pflanzen, Lebensräume gemäß (DE 3418-401, V 40) Ziele EU Vogelschutz) FFH-Gebiete Harte Tabuzone: Schutz der FFH-Lebensraumtypen einschließlich der für sie charakteristischen windkraftempfindlichen Vogelarten (Schutzgut Tiere, Kranich, Sumpfohreule, Bekassine, Pflan- Fläche Fläche Wietingsmoor (3217-331, zen, Lebensräume gemäß Ziele FFH) u.a. landesinterne Nr. 286) Naturschutzgebiet (NSG) Großes Meer (NSG-HA 12), Drebbersches Meer (NSG- HA 125), Freistätter Moor Harte Tabuzone: Flächen Naturschutzgebiete, Schutzgebietsverordnung, Naturschutzziele, (NSG-HA-147), Sprekels- Fläche Fläche tatsächliche und rechtliche NSG-Belange meer (NSG-HA 157), Nördli- (Schutzgut Tiere und Pflanzen, Lebensräume gemäß Ziele und Zweck NSG) ches Wietingsmoor (NSG- HA 200), Boller Moor und Lange Lohe (NSG-HA 156)

() = Hervorhebung des vorrangig betroffenen / relevanten Umweltbelanges

49 Die Wertung der Tabuzonen bezieht sich auf das Samtgemeindegebiet, aus plangrafischen Gründen werden einzelne Kriterien auch über die Grenzen des Samtgemeindegebietes dargestellt.

Samtgemeinde Barnstorf 32 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Harte Kriterium/ Nutzungsan- Weiche Tabuzone ge- Begründung, Kommentar, Hinweise zum Planungsrecht Tabuzone/ Tabuzone spruch samt und zur Praxis Abstand Vorsorgeabstand Landschaftsschutzgebiet DH 1, 8, 9,18, (Einzelfallbetrachtung s.o.) 20, 25, 30, Alle LSG Harte Tabuzone: LSG mit Bauverbot oder WEA-Nutzung ist mit dem Schutzzeck unvereinbar. 32, 37, 45, 78

Harte Tabuzone: Festgesetztes Schutzobjekt, tatsächliche und rechtliche ND-Belange Naturdenkmal (ND) Schutzobjekt Schutzobjekt Erforderliche Vorsorgeabstände sind im Einzelfall zu prüfen (Kulturgut). Rastvogelzählgebiete nati- onaler Bedeutung, interna- tionaler Bedeutung, Fläche Fläche Vorsorge Sicherung der Bedeutung für Rastvögel (Schutzgut Tiere) Schlafplätze internationale Bedeutung Waldfläche Waldfläche Weiche Tabuzone: Waldfläche, bei Wald > 1 ha zusätzlich 100 m Vorsorgeabstand Waldfläche + 100 m Abstand + 100 m Abstand (Schutzgüter Tiere und Pflanzen, Landschaftsbild, Mensch/Erholung, Sicherung, Vergrößerung bei Wald > 1ha bei Wald > 1ha Waldanteil) Harte Tabuzone: Gewässer, bei stehenden Gewässern > 1 ha + 50 m Abstand bis zur Gewäs- serlinie (Schutzgut Wasser) Wasserfläche Wasserfläche Wasserfläche Auf pauschale Vorsorgeabstände wird verzichtet. Die möglicherweise an Gewässern für die Erholungsnutzung oder zum Vogel- und Fledermausschutz bzw. ggf. weitergehenden zu beach- tenden Abstandsanforderungen sind im Einzelfall in der nachgeordneten Planung zu prüfen. Gesetzliche und natürliche Weiche Tabuzone: Vorsorge Sicherung des Überschwemmungsraumes, Gewässerretention Überschwemmungs- Fläche (Schutzgut Wasser) gebiete Fläche für Maßnahmen für Sicherung der Fläche gemäß Flächennutzung/Flächennutzungsplan, Sicherung der Maßnah- Natur, Landschaft und Fläche Fläche men für Natur und Landschaft, Boden (Schutzgüter Tiere und Pflanzen, im Einzelfall auch Landschaftsbild) Flächensicherung für die zugeordneten Ausgleichsfunktionen (Schutzgüter Tiere und Pflanzen, Kompensationsflächen Fläche Fläche im Einzelfall auch Landschaftsbild) Geschützte Biotope sollen grundsätzlich erhalten werden und es ist nicht beabsichtigt, zu Guns- ten der Windenergie Ausnahmen von den Maßgaben des Biotopschutzes zu beantragen. Geschützte Biotope Fläche - Fläche Gegebenenfalls zum Schutz der Biotope zu beachtende Mindestabstände sind in der nachge- ordneten Planung der Einzelfallprüfung zuzuführen. Erhalt, Sicherung und Entwicklung der Gebiete mit ihren wertgebenden Funktionen zum Biotop- KN / KL-Gebiete - Fläche Fläche und Landschaftsschutz () = Hervorhebung des vorrangig betroffenen / relevanten Umweltbelanges

Samtgemeinde Barnstorf 33 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

3.1.4 Tabuzonen Raumordnung 50

Das Verwaltungsgericht Hannover hat in seinem Urteil 4 A 4353/16 vom 23.01.2018 das RROP 2016 aufgrund eines Formfehlers im Aufstellungsverfahren für rechtsungültig erklärt. Derzeitig sind deshalb die dort als „Ziele“ der Raumordnung aufgeführten Vorgaben als „in Aufstel- lung befindliche Ziele der Raumordnung“ zu betrachten. Deshalb hat die Samtgemeinde die bis- lang als harte Tabuzonen eingestuften zielförmigen Vorgaben des RROP 2016 überprüft. Auf die- ser Grundlage werden diese Vorgaben mit Rücksicht auf das Gewicht der von ihnen repräsentier- ten Belange nunmehr als weiche Tabuzonen behandelt. Dies betrifft die nach den Aussagen des RROP 2016 als Ziel der Raumordnung von Windenergie- anlagen freizuhaltenden Vorbehaltsgebiete für Wald, Vorranggebiete Freiraumfunktionen, Land- schaftsschutzgebiete gemäß Anlage 1 RROP, Vorranggebiete für Natur und Landschaft und be- stimmte Vorranggebiete für Erholung. Im Hinblick auf Wohnnutzungen ist der Bereich von 500 m zwischen Wohnbebauung und Rotor- blattspitze als in Aufstellung befindliches Ziel der Raumordnung für die Windenergie ausgeschlos- sen. Dies entspricht im Ergebnis den Wertungen der Samtgemeinde, deren Planungskonzept ei- nen Gesamtabstand von 500 m (hart/weich: 350 m + 150 m) umfasst; zugleich trägt das Erforder- nis der Raumordnung zur Bestätigung der weichen Tabuzone (150 m) bei. Gemäß RROP von Windenergieanlagen freizuhaltende Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung kommen im Samtgemeindegebiet nicht vor. Die als im RROP 2016 formulierten Ziele der Raumordnung freizuhaltenden Vorranggebiete Haupteisenbahnstrecke (elektrischer Betrieb), Autobahn, Hauptverkehrsstraße, Vorranggebiete Straße von regionaler Bedeutung, Vorranggebiete Fernwasserleitung, Hauptwasserleitung, Rohr- fernleitung und Leitungstrassen sowie als Grundsätze der Raumordnung genannte Abstände wur- den seitens der Samtgemeinde Barnstorf bereits unter Pkt. 3.1.1 und Pkt. 3.1.2 aus kommunaler Sicht als harte bzw. weiche Tabuzonen gewertet. Von der Vorgabe der Raumordnung, einen Mindestabstand zu Leitungstrassen von mindestens jeweils 1 x Rotordurchmesser zwischen äußerem Leiterseil und Rotorblattspitze einzuhalten, wird abgewichen. Stattdessen werden zu Gunsten der Optimierung der potenziellen Konzentrationsflä- chen für die Windenergie und in Anlehnung an die Freileitungsnorm DIN EN 50341-2-4 (VDE 0210-2-4:2016-04) 51 die Abstände zu 110-kV-Leitungen auf 20 m und zur 380-kV-Leitung auf 30 m reduziert. Alle weiteren Abstandsdetails sind im nachfolgenden Genehmigungsverfahren mit den Leitungsbetreibern zu klären. Die in der zeichnerischen Darstellung festgestellten Vorranggebiete für die Windenergienutzung sind in allen Themenkarten nachrichtlich übernommen. Vom Landkreis Diepholz wurden bei der Teilfortschreibung des Landschaftsrahmenplanes Gebiete ermittelt, die die Kriterien bzw. Voraussetzung zur Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet (KN) 52 bzw. als Landschaftsschutzgebiet (KL) 53 erfüllen, aber nicht als entsprechende Schutzge-

50 s. Anhang, Standortkonzept Windenergie, Karte 5 51 Diese Norm aus dem Jahre 2016 war bei der Aufstellung des RROP noch nicht aktuell. 52 KN-Gebiete: Die Umflut, Bockstedter Moor, Aasbruch, Erweiterungsflächen Nordwestliches Wietingsmoor, Drebbersches Moor, Schötetal bei Barnstorf, Kienmoor, Düster Holz / Eidelholz, Donstorfer Moor 53 KL-Gebiete: (Lange Lohe und Dreeker Fladder sowie Hochmoor bei Dörpel)

Samtgemeinde Barnstorf 34 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes biete ausgewiesen sind. Sie sollen von Windenergieanlagen freigehalten werden. Hinsichtlich der Einzelheiten wird auf die Ausführungen unter Ziff. 3.1.3 verwiesen. Aus Sicht der Raumordnung soll ein Abstand von mindestens 3.000 m um raumbedeutsame Windparks eingehalten werden. Städte und Gemeinde können auch größere Abstände einhalten, um raumbedeutsame Windparks in ihrer Bauleitplanung darzustellen, wenn diese nachweisen können, dass sie der Windenergie auch dann noch in substanzieller Weise Raum geben. Dies wird nach den Ergebnissen der Anwendung der harten und weichen Tabuzonen bei der wei- teren Bewertung der danach verbleibenden Potenzialflächen geprüft. 54

54 s. Kapitel 3

Samtgemeinde Barnstorf 35 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Tabelle 5: Tabuzonen Regionale Raumordnung 55

Harte Tabuzone Kriterium/ Weiche Begründung, Kommentar, Hinweise zum Planungsrecht Tabuzone/ Tabuzone gesamt Nutzungsanspruch und zur Praxis Abstand Vorsorgeabstand Weiche Tabuzone: Fläche, keine Wertung als harte Tabuzone da gemäß Urteil Verwaltungsge- richt Hannover 23.01.2018 Az. 4 A 4353/16 das RROP 2016 aufgrund eines Formfehlers für Vorbehaltsgebiete Wald / Wald- Fläche- Fläche rechtsungültig erklärt wurde und die Ziele der Raumordnung jetzt im Aufstellungsverfahren als fläche > 5 ha weiche Tabuzonen gewertet werden und nur soweit, wie tatsächlich Waldbestand vorliegt. Schutzgüter Tiere, Pflanzen, Landschaftsbild, Mensch/Erholung, vgl. Tabuzonen Wald Weiche Tabuzone: Fläche (wie vorstehend), soweit nicht schon harte Tabuzone als NSG, EU- Vorranggebiet für Natur und Vogelschutzgebiet, FFH-Gebiet und LSG nach Einzelfallprüfung, siehe Natur und Landschaft, hier Fläche Landschaft Fläche auch weiche Tabuzonen nach Einzelfallprüfung KN- KL-Gebiete Schutzgüter Tiere, Pflanzen, Landschaftsbild, Mensch/Erholung DH 8, 9,18, Harte Tabuzone: LSG mit Bauverbot oder WEA-Nutzung ist mit dem Schutzzweck unvereinbar. 20, 25, 30, Weiche Tabuzone: Landschaftsbild, Tiere und Pflanzen, Eigenart Vielfalt und Schönheit / Natur- Landschaftsschutzgebiete DH 1 Alle LSG 32, 37, 45, nähe, gemeindlicher Landschaftsschutz 78 (Schutzgüter Landschaftsbild, Mensch/Erholung, Tiere und Pflanzen) Vorranggebiete Freiraumfunkti- Sind im Gebiet der SG Barnstorf nicht vorhanden on Anlage 1 RROP- - Vorranggebiet für ruhige Erho- Weiche Tabuzone: Fläche (wie vorstehend) lung in Natur und Landschaft Fläche ge- Fläche gemäß Schutzgut Mensch/Erholung gemäß den Zielen der Raumordnung Harmsholz (südlich Ortschaft mäß Anlage 1 Anlage 1 RROP betrifft Samtgemeindegebiet nur randlich, ist bereits überlagert durch Tabuzonen Siedlung) Heiligenloh) ‰ an Sg-Grenze RROP Vorranggebiet für Erholung mit starker Inanspruchnahme durch Fläche ge- Weiche Tabuzone: Fläche (wie vorstehend) Fläche gemäß die Bevölkerung mäß Anlage 1 Anlage 1 RROP Walsen / Walsener Teiche RROP ist bereits überlagert durch Tabuzonen Wald und Siedlung Hunteholz Vorranggebiete Rohstoffgewin- Sind im Gebiet der SG Barnstorf nicht vorhanden nung Fläche Vorranggebiete Eisenbahn, Weiche Tabuzone: Fläche (wie vorstehend), soweit nicht schon harte Tabuzone Infrastruktur Autobahn, Straßen, Rohrfernlei- Linien Linien tung, Leitungen Infrastruktur Schutzgut: Sachgüter () = Hervorhebung des vorrangig betroffenen / relevanten Umweltbelanges

55 s. Anhang, Standortkonzept Windenergie, Karte 3

Samtgemeinde Barnstorf 36 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Harte Tabuzone Kriterium/ Weiche Begründung, Kommentar, Hinweise zum Planungsrecht Tabuzone/ Tabuzone gesamt Nutzungsanspruch und zur Praxis Abstand Vorsorgeabstand + 500 m Weiche Tabuzone Wohnbebauung + 500 m Abstand Wohnbebauung + 500 m Abstand Abstand Schutzgut Mensch gemäß den Zielen der Raumordnung Weiche Tabuzone: Flächen, die vom Landkreis ermittelten Vorbehaltsflächen Natur und Land- schaft, die außerhalb von Naturschutzgebieten, Landschaftsschutzgebieten oder Natura-2000- Vorbehaltsgebiete Natur und Gebieten liegen, jedoch die Kriterien zur Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet (KN) oder Landschaft s.u. KN / KL s.u. KN / KL Landschaftsschutzgebiet (KL) erfüllen. Schutzgüter Tiere, Pflanzen, Landschaftsbild, Mensch/Erholung gemäß den Grundsätzen der Raumordnung Weiche Tabuzone: Fläche, Erhalt, Sicherung und Entwicklung der Gebiete mit ihren wertgeben- den Funktionen zum Biotop- und Landschaftsschutz KN / KL-Gebiete Fläche Fläche Schutzgüter Tiere, Pflanzen, Landschaftsbild, Mensch/Erholung gemäß den Grundsätzen der Raumordnung () = Hervorhebung des vorrangig betroffenen / relevanten Umweltbelanges

Samtgemeinde Barnstorf - 37 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

3.2 Dritter Arbeitsschritt Standortkonzept Windenergie: Bewertung der verblei- benden Flächen

Die nach Abzug der harten und weichen Tabuzonen verbleibenden Potenzialflächen werden in einem weiteren Arbeitsschritt zu den auf ihnen konkurrierenden Nutzungen abwägend in Bezie- hung gesetzt. In diesem Zusammenhang werden von der Samtgemeinde die nachfolgend be- zeichneten Positivkriterien (Kap. 3.2.1) und Eignungseinschränkungen/Restriktionen (Kap. 3.2.2) berücksichtigt 56 .

3.2.1 Positivkriterien

3.2.1.1 Konzentrationseignung für Windenergieanlagen Im Sinne der energiepolitischen Ziele des Bundes und der Länder stellt ein vergleichsweise hohes Leistungspotenzial der nach Ausschluss verbleibenden Flächen einen positiven Aspekt in der Gesamtabwägung zur Standortbeurteilung dar. Die Größe der nach Ausschluss verbleibenden Flächen korrespondiert unmittelbar mit der An- zahl realisierbarer WEA und damit der Leistungsfähigkeit eines Standortes. Der Landkreis Diepholz geht im Sinne der Konzentrationswirkung bei der Ausweisung der raumbedeutsamen Vorranggebiete für die Windenergienutzung in der zeichnerischen Darstel- lung des RROP von einer Flächengröße für mindestens fünf moderne WEA aus. Die im RROP festgelegten Vorranggebiete sollen bindend für die Flächennutzungspläne der Kommunen wer- den. Das RROP 57 erstrebt jedoch keine Ausschlusswirkung, so dass die kommunalen Gremien auf der Grundlage eines gesamträumlichen schlüssigen Planungskonzeptes über die im RROP festgelegten Vorranggebiete hinaus weitere Vorranggebiete in ihren Flächennutzungsplänen darstellen können. Die Samtgemeinde Barnstorf misst dem Aspekt der Konzentrationseignung erhebliche Bedeu- tung zu. Dementsprechend sollen Flächen nur dann als Sondergebiete für die Windenergienut- zung dargestellt werden, wenn sie einzeln oder als eine im räumlichen Zusammenhang stehen- de Gruppe von Einzelflächen geeignet sind, einen Windpark zu realisieren, der mindestens 3 WEA der modernen Anlagengeneration umfasst. Kleinere Flächen bzw. Gruppen von Flächen, die hierzu nicht geeignet sind, werden ausgeschlossen, weil auf ihnen kein Windpark, sondern nur Einzelanlagen bzw. Doubletten realisierbar sind. Eine Mindestgröße für einen entsprechenden Windpark ist dabei jedoch nicht ableitbar und kann nur im Einzelfall anhand der verbleibenden Figur der Eignungsfläche beurteilt werden. Pro Windenergieanlage kann von einem Flächenanspruch von ca. 1 ha ausgegangen werden, die Abstände von Anlagen untereinander variieren zwischen drei- und fünffachem Rotordurchmes- ser je nach Haupt- oder Nebenwindrichtung. Dazwischen liegende Flächen müssen nicht zwangsläufig als Sondergebiete für Windenergie (und Landwirtschaft) ausgewiesen sein. Referenzanlagen von 200 m Anlagenhöhe stellen sich nach Ansicht der Samtgemeinde bei Ab- ständen von bis zu 600 m landschaftlich regelmäßig als zusammenhängender Windpark dar. In

56 siehe Anhang, Standortkonzept Windenergie, Karte 7: Verbleibende Flächen – nach harten und weichen Tabuzonen, weite- re Überlagerungen 57 Landkreis Diepholz (2016): RROP

Samtgemeinde Barnstorf - 38 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

der Einzelfallprüfung kann der räumliche Zusammenhang für einen Windpark, je nach den land- schaftlichen Gegebenheiten, auch darüber hinausgehen. Auch können kleinere Flächen, die an einen bereits vorhandenen WEA-Standort anschließen, positiv die Konzentrationswirkung verstärken. Dabei werden jedoch Flächen mit Durchmesser von weniger als 100 m vernachlässigt, weil diese für die aktuellen leistungsstarken Anlagen mit Rotordurchmesser von i.d.R. 100 m und mehr keinen ausreichenden Platz bieten dürften. Insofern werden die Klein(st)flächen von < 1 ha 58 für die Errichtung von leistungsfähigen Wind- energieanlagen im Sinne der Konzentrationswirkung für Windparks nicht weiter betrachtet. Wei- terhin werden die Flächen, die auch im Zusammenhang mit anderen Flächen keinen räumlichen Zusammenhang für einen Windpark mit 3 WEA herstellen können 59 , vernachlässigt. Ab Ab- ständen von 1.000 m ist eine Bewertung als zusammenhängender Windpark regelmäßig nicht mehr gegeben. Die danach verbleibenden Flächen werden der weiteren Eignungsprüfung als Konzentrations- standort für die Windenergie (Windpark) zugeführt.

3.2.1.2 Freiheit von Nutzungseinschränkungen Besonders geeignet für die Windenergie erscheinen die Standorte, bei denen die Errichtung von WEA nicht oder nur wenig mit anderen Belangen in Konflikt gerät.

3.2.2 Eignungseinschränkungen/Restriktionen Im Rahmen der weiteren flächendeckenden Betrachtung des Standortkonzeptes Windenergie werden die Standortpotenziale für WEA insbesondere im Hinblick auf das Landschaftsbild bzw. der Überfrachtung des Raumes (Einhaltung eines Mindestabstands) und Vermeidung übermä- ßiger Umzingelung durch Windenergieanlagen sowie im Hinblick auf Vorsorgeaspekte des Vo- gelschutzes gegenüber den bedeutenden Rastvogelschlafplätzen überprüft.

3.2.2.1 Überfrachtung des Landschaftsraumes – Berücksichtigung eines Mindestab- stands Um eine Überfrachtung des Landschaftsraumes durch Windparks zu vermeiden, sollen diese aus Sicht der Samtgemeinde Barnstorf einen Mindestabstand untereinander von 3.000 m ein- halten. Hier gewichtet die Samtgemeinde Barnstorf den Belang der Vermeidung der Überfrachtung des Landschaftsraumes und den Schutz der hier lebenden Bevölkerung vor einer Überlastung durch Windenergieanlagen grundsätzlich höher als eine größtmögliche Ausnutzung aller ansonsten geeigneten Flächen für Windenergieanlagen im Samtgemeindegebiet. Dadurch soll eine Gleichbehandlung der im Raum betroffenen Menschen gewährleistet werden. Unterschreitungen dieses Abstandes kommen nur in besonders gelagerten Situationen und namentlich dann in Betracht, wenn dies im Hinblick auf das Interesse am Repowering bereits bestehender WEA gerechtfertigt ist.

58 s. Standortkonzept Windenergie: Karte 7 59 Räumlicher Zusammenhang bis 600 m Anlagenabstand, im Einzelfall auch darüber hinaus (s. Pkt. 3.1)

Samtgemeinde Barnstorf - 39 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Der aus Sicht der Samtgemeinde einzuhaltende Mindestabstand soll sowohl die im Flächennut- zungsplan dargestellten Standorte für die Windenergie als auch sonstige Windparks ab 3 WEA berücksichtigen. 60 Die Samtgemeinde verzichtet auf größere Mindestabstände, um im Hinblick auf die planungs- rechtlichen Ansprüche und für die Planungssicherheit die Raumsubstanz für die Windenergie nicht schon frühzeitig übermäßig einzuschränken. Damit wird auch dem in Aufstellung befindlichen raumordnerischen Grundsatz zum einzuhal- tenden Mindestabstand entsprochen. 61

3.2.2.2 Umzingelungskriterium - Vermeidung von übermäßiger Umzingelung von Wohnnutzungen durch Windenergie Zum Schutz der Wohnnutzungen wird als flächendeckend einheitliches Kriterium sichergestellt, dass keine Wohnnutzung / Siedlungslage zu mehr als 50 % in der Umgebung bis etwa 1.200 m62 durch Windenergieanlagen umzingelt sein soll. Konkret bedeutet dies, dass maximal die Hälfte des Gesichtskreises durch Windenergieanlagen in einem Abstand von bis zu 1.200 m mit Windenergieanlagen bestückt sein darf. Die Samtgemeinde Barnstorf gewichtet den Belang des Schutzes von Wohnbebauung hier hö- her als eine größtmögliche Ausnutzung aller ansonsten geeigneten Flächen für Windenergiean- lagen im Samtgemeindegebiet. Dies betrifft auch bestehende Windenergieanlagen und ein ggf. bestehendes Interesse auf Repowering der Anlagen. Dies schließt Abweichungen in besonders gelagerten Einzelfällen jedoch nicht gänzlich aus. Darüber hinausgehende Abstandsansprüche von Wohnnutzungen zur Freihaltung des Sichtfel- des sind gegenüber den Belangen der Windenergie nicht ableitbar. Von der einheitlichen Anwendung wird lediglich in einem Fall in Aasbruch abgewichen, wo be- reits im Bestand das Kriterium nicht eingehalten ist. Hier wird als Sondersituation dem Interesse der Betreiber am Repowering der bestehenden WEA Rechnung getragen. Dazu wird in den Abwägungsentscheidungen zur Flächenauswahl näher ausgeführt.

3.2.2.3 Vorsorgeabstand zu einem Rastvogelzählgebiet mit internationaler Bedeutung als Schlafplatz Die Samtgemeinde misst bei der unter Abwägung aller Anforderungen erfolgten Auswahl und Abgrenzung der nach Abzug der harten und weichen Tabuzonen verbleibenden Flächen dem Interesse an der Erhaltung der international bedeutenden Schlafplätze für Rastvögel ein beson- deres Gewicht bei. Zum Schutz der im Samtgemeindegebiet und in der Umgebung für Rastvögel vorhandenen in- ternational bedeutsamen Schlafplätze vor direkten und indirekten Beeinträchtigungen sollen vorsorgend ausreichende Abstände eingehalten werden, um Störungen der Schlafplätze ein- schließlich Störungen der Erreichbarkeit der Schlafplätze zu vermeiden. Mit Rücksicht auf die

60 s. Standortkonzept Windenergie, Karte 7 61 s. Kapitel 2.3.2 62 vgl. weiche Tabuzone WR

Samtgemeinde Barnstorf - 40 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

fachwissenschaftlichen Empfehlungen können Abstände von weniger als 1.200 m als Indiz für ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko gewertet werden. 63 Aus Gründen des vorsorgenden Vogelschutzes zur Vermeidung des Tötungsrisikos bzw. zur Vermeidung rechtlich erheblicher Störungen und soweit ansonsten eine ausreichende Raumsubstanz für die Windenergie sichergestellt ist, sollen die nach Anwendung der harten und weichen Tabuzonen verbleibenden Prüfflächen einen möglichst ausreichenden Abstand zu international als Rastvogelzählgebiet bedeutsamen Schlafplätzen einhalten. Als Restriktionskri- terium wird die Unterschreitung eines 1.200-m-Abstands zu einem international als Rastvogel- zählgebiet bedeutsamen Schlafplatz bewertet. Dies betrifft die nach Anwendung der harten und weichen Tabuzonen verbleibenden Teilflächen IIIb, Vb, Vc und VIId (s. Karte 7 des Standort- konzeptes).

3.2.3 Bewertungsübersicht - Matrix

In Karte 7 des Standortkonzeptes wurde zur besseren Nachvollziehbarkeit der nachstehenden Erläuterungen und Flächenbeschreibungen durch Vergabe der Ordnungsziffern I bis VII eine grobe landschaftsräumliche Zuordnung 64 vorgenommen. Ergänzend sind die innerhalb dieser räumlichen Zuordnung erfassten Teilflächen < 1ha alpha- betisch gekennzeichnet. In der folgenden Matrix sind tabellarisch die im Standortkonzept ermittelten Flächen mit ihren Positivkriterien und Restriktionen aufgelistet:

Kommentar Teilfläches. 6 Karten 7) ( und ha Konzentrationseignung für Windenergieanlagen ÜberfrachtungdesLandschaftsraumes – keine einesEinhaltung Mindestab- stands (3 km) Umzingelungskriterium - Vermeidung von übermäßiger Umzingelung von Wohnnutzungen Windenergiedurch Vorsorge Vogelschutz, zu Abstand Gastvogelzählgebietet be- internat. deuts. 1.200als weniger m Schlafplatz

Ia 94,8 X (-) Konzentrationseignung gegeben. Ib 5 (X) (-) Bewertung im Zusammenhang mit Ia, Ic und Id; Ic 7,1 (X) Bewertung im Zusammenhang mit Ia, Ib und Ic Id 23,3 X (-) Konzentrationseignung gegeben. Ie 2 - Keine Konzentrationseignung gegeben. If 6,3 - Keine Konzentrationseignung gegeben. Ig 1,5 Keine Konzentrationseignung gegeben.

63 s. Empfehlungen des NLWKN zu Prüfradien im Artenschutzleitfaden zum niedersächsischen Windenergieerlass, (vgl. NLT 2014) 64 ohne Berücksichtigung der politischen Grenzen

Samtgemeinde Barnstorf - 41 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Kommentar Teilfläches. 6 Karten 7) ( und Ha Konzentrationseignung für Windenergieanlagen ÜberfrachtungdesLandschaftsraumes – keine einesEinhaltung Mindestab- stands (3 km) Umzingelungskriterium - Vermeidung von übermäßiger Umzingelung von Wohnnutzungen Windenergiedurch Vorsorge Vogelschutz, zu Abstand Rastvogelzählgebietet be- internat. deuts. 1.200als weniger m Schlafplatz

IIa 47,9 X (-) Konzentrationseignung gegeben.

IIb 10,7 (X) (-) Bewertung im Zusammenhang mit IIa und IIg

IIc 7,6 (x) - Konzentrationseignung im Zusammenhang der beiden Teilflächen gegeben, Unterschreitung des Mindestab- IId 5,0 (x) - stands zu Windparks IIe 6,2 - Keine Konzentrationswirkung, Unterschreitung des Min- IIf 6,0 - destabstands zu Windparks

IIg 1,4 (X) - Bewertung im Zusammenhang mit IIa und IIb IIIa 25,8 (X) - - Konzentrationseignung aller Teilflächen zusammen ge- IIIb 11,1 (X) - - geben, Teilflächen a-c unterschreiten den Mindestab- IIIc 4,3 (X) - - stand zum bestehenden Windpark Schierholz, IIId 5,8 (X) - - Unterschreitung des 1.200-m-Abstands zu einem interna- tional als Rastvogelzählgebiet bedeutsamen Schlafplatz IIIe 3,7 (X) -

IVa 15,8 (X) - Konzentrationseignung beider Teilflächen möglicher- weise gegeben, sie unterschreiten den Mindestabstand IVb 2,5 (X) (-) - zum bestehenden Windpark Konzentrationseignung für 3 WEA nicht gegeben, im Osten Unterschreitung des 1.200-m-Abstands zu einem Va 10,5 (-) (-) international als Rastvogelzählgebiet bedeutsamen Schlafplatz Vb 11,2 (X) - - Konzentrationseignung im Zusammenhang gegeben, unterschreitet den 1.200-m-Abstand zu einem internatio- Vc 5,8 (X) - - nal als Rastvogelzählgebiet bedeutsamen Schlafplatz Konzentrationswirkung für 3 WEA nicht gegeben, Min- Vd 10,4 - destabstand zu Barver wird unterschritten Konzentrationseignung für 3 WEA nicht gegeben, Min- destabstand zu Barver wird unterschritten, im Osten Un- Ve 17,0 - (-) terschreitung des 1.200 m Abstands zu einem internatio- nal als Rastvogelzählgebiet bedeutsamen Schlafplatz als Schlafplatz

Samtgemeinde Barnstorf - 42 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

Kommentar Teilfläches. 6 Karten 7) ( und Ha Konzentrationseignung für Windenergieanlagen ÜberfrachtungdesLandschaftsraumes – keine einesEinhaltung Mindestab- stands (3 km) Umzingelungskriterium - Vermeidung von übermäßiger Umzingelung von Wohnnutzungen Windenergiedurch Vorsorge Vogelschutz, zu Abstand Gastvogelzählgebietet be- internat. deuts. 1.200als weniger m Schlafplatz

Konzentrationseignung gegeben, wird durch VIb vergrö- VIa 87,9 X ßert. Konzentrationseignung gegeben, wird durch VIa vergrö- VIb 43,7 X ßert. VIc 4,2 (X) - - Konzentrationseignung gegeben, Mindestabstand zum Windpark Düste wird unterschritten, Umzingelungskriteri- VId 60,7 (X) - - um würde zutreffen. VIe 14,6 (X) - Konzentrationseignung beider Teilflächen kann gegeben sein, Mindestabstand zum Windpark Dickel wird unter- VIf 9,7 (X) - schritten Konzentrationseignung gegeben, unterschreitet den VIIa 43,8 X - 1.200 –m-Abstand zu einem international als Rastvogel- zähgebiet bedeutsamen Schlafplatz Konzentrationseignung gegeben, unterschreitet den VIIb 50,8 X - 1.200 –m-Abstand zu einem international als Rastvogel- zähgebiet bedeutsamen Schlafplatz VIIc 18,2 (X) - Konzentrationseignung im Zusammenhang beider Teilflä- chen gegeben, unterschreiten den 1.200 –m-Abstand zu VIId 4,4 (X) - einem international als Rastvogelzähgebiet bedeutsamen Schlafplatz VIIe 4,3 - Keine Konzentrationseignung VIIf 3,4 Keine Konzentrationseignung

X = Konzentrationseignung der Teilfläche vorhanden (X) = Konzentrationseignung im Zusammenhang mit einer weiteren Teilfläche vorhanden - = Restriktion ( -) = Restriktion in der Teilfläche örtlich begrenzt

Samtgemeinde Barnstorf - 43 Standortkonzept Windenergie - Grundlage der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes

3.3 Standortempfehlung und weitergehende Prüfempfehlung

Aus dem Standortkonzept Windenergie ergeben sich folgende Standortempfehlungen zur Über- führung von Potenzialflächen in den Flächennutzungsplan: • „Aasbruch“ (Teilflächen Ia bis Ib) • „Schierholz“ (Teilflächen IIa, b und g) • „Düste“ (Teilflächen VIa und VIb)

Weiterhin sollen folgende Standorte / Teilflächen auf Grund ihrer möglichen Konzentrationswir- kung für WEA bei gleichzeitiger Einhaltung des 3-km-Abstandskriteriums der vertiefenden Be- trachtung und Abwägung im Rahmen der Flächennutzungsplan zugeführt werden, um nicht schon vorzeitig der Windenergie in übermäßiger Weise Raumsubstanz zu entziehen: • Teilflächen Vc und Vb (östlich von Dörpel) • „Rödenbeck“ (Teilflächen VIIa und VIIb) • Teilflächen VIIc und VII d (südlich von Rödenbeck)

Die bisher im Flächennutzungsplan in den Bereichen Barver und Dickel dargestellten Flächen konnten im Rahmen des Standortkonzeptes nicht bestätigt werden.

Ebenfalls aus dem Standortkonzept Windenergie nicht ableitbar sind von privaten Seiten bean- tragte Flächen bzw. „Wunschstandorte“ in Drebber, Aldorf/Rüssen und Dannau als Erweiterung des Windparks Barver.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 44

4. PRÜFUNG UND ABWÄGUNG DER AUS DEM STANDORTKONZEPT WIND- ENERGIE IN DIE FLÄCHENNUTZUNGSPLANUNG ÜBERFÜHRTEN FLÄ- CHEN

Die im Standortkonzept für die Windkraft empfohlenen Potenzialflächen Aasbruch, Schierholz und Düste sind Gegenstand der vorliegenden 60. Flächennutzungsplanänderung als • Teilbereich 1 Aasbruch, • Teilbereich 2 Schierholz und • Teilbereich 5 Düste. Nach Auswertung der seit April 2018 vorliegenden jüngsten Rastvogelzahlen erfüllt der bisher im ersten Entwurf dargestellte Teilbereich 3 Dörpel-Süd größtenteils auf Grund der nunmehr bestätigten internationalen Bedeutung für Gastvögel aktuell die Kriterien einer weichen Tabuzo- ne. Die verbleibende Restfläche bietet keine optimale Konzentrationseignung für die Aufstellung dreier Referenzanlagen. Auf Grund der geringen Größe und der nicht optimalen Bedingungen für eine Windparkkonzentrationswirkung und zur Vermeidung eines vollständig neuen zusätzli- chen Belastungshorizontes innerhalb des von Schierholz bis Dörpel reichenden zusammen- hängenden Kernbereichs / Dichtezentrums eines Wiesenweihenbrutgebietes entfällt Dörpel- Süd. Insofern ist auch das bisher von Dörpel-Süd ausgehende 3-km-Abstandskriterium nicht mehr relevant und es sind neu die Teilflächen Vb und Vc 65 östlich von Dörpel als Potenzialflächen mit einer Konzentrationswirkung für die Windenergie einer vertiefenden Prüfung zuzuführen. Die im Standortkonzept Windenergie identifizierten Teilflächen VIIa und VIIb wurden bereits im Vorentwurf als Teilbereich 7 Rödenbeck geführt und sind nach den Abwägungsergebnissen zum Vorentwurf nicht weiter verfolgt worden. Hier werden die Abwägungsbelange nach der aktuellen Sachlage einer erneuten Prüfung zuge- führt. Zur Vervollständigung der Abwägungsunterlagen erfolgt dies gleichfalls für die Teilflächen VIIc und VIId, die im gemeinsamen Zusammenhang ebenfalls eine Konzentrationswirkung für 3 WEA entfalten können. Nachstehend werden die planerischen Rahmenbedingungen und Abwägungsentscheidungen für die Teilbereiche und Teilflächen im Einzelnen erläutert. Sie begründen sich aus den vorste- henden Ergebnissen des Standortkonzeptes Windenergie, den in Kapitel 5 aufgezeigten Grund- lagen der Abwägung einschließlich Umweltbericht und den Ergebnissen der Beteiligungsverfah- ren (Kapitel 6).

65 S. Karte 7 des Standortkonzeptes

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 45

4.1 Flächenauswahl / Abwägungsentscheidungen nach Vorentwurf und Entwurf

Im folgenden Kapitel werden die Flächen aufgezeigt, die sich nach Aussagen des Standortkon- zeptes als geeignet bzw. im Vergleich zu den bestehenden Darstellungen aus der 52. FNP- Änderung nicht mehr als geeignet dargestellt haben. Bei letztgenannten Bereichen handelt es sich um die Standorte Barver und Dickel. Weiterhin werden Bereiche aufgezeigt, die zwar grundsätzlich geeignet sind, jedoch innerhalb des noch unbeeinträchtigten Großraums im Wes- ten des Samtgemeindegebietes und / oder innerhalb des 1.200-m-Abstandes zu einem Rastvo- gel-Zählgebiet mit internationaler Bedeutung als Schlafplatz liegen und deshalb nicht weiter verfolgt werden.

4.1.1 Teilbereich 1 Aasbruch

Kurzbeschreibung / Flächenableitung: Für den Bereich Aasbruch wurden als Ergebnis der Anwendung der Tabuzonen und Positivkri- terien sowie Restriktionen die Flächen Ia-d als geeigneter Konzentrationsstandort für einen zu- sammenhängenden Windpark erachtet.

Abbildung 3. Auszug aus Karte 7 des Standortkonzeptes, Windenergie, Detail Aasbruch

Es ist erkennbar, dass die Flächen Ib und Ic jeweils mindestens eine WEA aufnehmen können, so dass diese im Zusammenhang mit den Flächen Ia und Id einen zusammenhängenden Windpark bilden. Der Teilbereich 1 Aasbruch besteht somit aus 4 Teilflächen. Gegenüber der Darstellung der 52. Änderung des Flächennutzungsplanes 66 wurden im Standortkonzept Windenergie auf der

66 In Abbildung rosa umgrenzt.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 46

Grundlage der GIS 67 -Anwendung aktueller Flächendaten zusätzliche Flächenpotenziale ermit- telt, die nunmehr als geeignet für die Windenergie in den Flächennutzungsplan überführt wer- den. Aus dem 500-m–Abstandskriterium zu Wohnnutzungen ergaben sich geringfügige Redu- zierungen gegenüber der bisherigen Darstellung. Barnstorfer Umwelt-Erlebnis-Zentrum BUEZ In der südlichen Teilfläche werden Teilflächen der hier vorhandenen und im Rahmen der 53. Flächennutzungsplanänderung als Sonstiges Sondergebiet mit der Zweckbestimmung: Bildung und regenerative Energie 68 dargestellten Fläche des BUEZ nach den Ergebnissen des Stand- ortkonzeptes Windenergie von Eignungsflächen für die Windenergie überlagert. Der Standort des BUEZ wird prinzipiell für Windenergieanlagen als geeignet erachtet, auch wenn auf der Fläche des BUEZ Dauerarbeitsplätze mit einem Schutzanspruch vor Immissionen vorhanden sind. Neben diesen befinden sich jedoch auch zwei Windenergieanlagen auf dem Gelände, die in einem Zusammenhang mit dem Bildungsauftrag der Einrichtung und Informati- onsvermittlung regenerativer Energie stehen. Weiterhin sind im Bereich des BUEZ u. a. auch Einrichtungen für die ländliche Erwachsenenbildung, eine Wertstoffsammelstelle und die Räum- lichkeiten für einen Waldkindergarten vorhanden. Schützenswerte Nutzungen zur Nachtzeit (wie z. B. Schlafen) bestehen hier nicht. Die Aktivitäten des Waldkindergartens zielen überwiegend auf die südlich angrenzenden Waldflächen ab. Der Bildungs- und Erlebnischarakter des BUEZ in Zusammenhang mit der Erzeugung von regenerativer Energie zeichnet sich auch dadurch aus, dass hier Informationen über regenerative Energien wie auch Windenergieanlagen (mit ihrem Emissionsverhalten) und z. B. Solarpaneelen „hautnah“ erfahrbar gemacht werden. Dies ist in der Region einzigartig. Ein Weiterbetrieb und eine Weiterentwicklung dieser Einrichtung stellt deshalb ein sehr hohes Gut für die Samtgemeinde dar. Der Teilbereich soll nunmehr bzgl. der Nutzungen konkretisierend als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Windenergie und Fläche für Umwelterlebnis / Umweltbildung in Zusam- menhang mit regenerativer Energie“ dargestellt werden. Dabei geht die Samtgemeinde Barnstorf davon aus, dass hier wie schon im Bestand keine 200 m hohen oder noch höhere Anlagen entstehen werden, ggf. könnten auch die beiden be- stehenden vergleichsweise niedrigen Anlagen durch eine neue niedrige, aber leistungsstärkere Anlage ersetzt werden. Die Fläche ist zwar flächenmäßig sehr klein, allerdings muss auch eine Fläche nicht so beschaf- fen sein, dass sie eine bestmögliche Ausnutzung gewährleistet. 69 Die Samtgemeinde Barnstorf geht davon aus, dass die Errichtung einer Referenzanlage von 200 m gemäß vorliegendem Standortkonzept hier nicht möglich ist. Es gibt aber auch keinen Rechtssatz, der es dem Plan- geber verwehren würde, in punktueller Abkehr von den üblichen Maßstäben seine Planungszie- le mit begründeten Ausnahmen zu verfolgen. 70 Diese Sondersituation liegt hier wegen der Ziel- setzung und Nutzungsstruktur des BUEZ vor. Allerdings ist auch das Schutzbedürfnis von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen zur Tagzeit zu beachten. Konkret bedeutet dies, dass zu prüfen ist, ob im Bereich des BUEZ überhaupt

67 GIS-Geografisches Informationssystem 68 53. Flächennutzungsplanänderung 69 S. OVG Lüneburg, Entscheidung vom 23,06.2016, AZ 12 KN 64/14 zur Errichtung von Anlagen innerhalb eines Sonderge- bietes 70 OVG Lüneburg, wie oben

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 47

Windenergieanlagen nach heutigem Kenntnisstand unter dem Aspekt einer Repoweringsmög- lichkeit (neu) errichtet werden können. Zum Schutzanspruch des Menschen kann hier ein Orientierungswert zur Tageszeit von 60 dB(A) entsprechend eines Schutzanspruches im Außenbereich oder eines Mischgebietes angenommen werden. Nicht ausgeschlossen werden kann sogar, dass „nur“ der Schutzan- spruch eines Gewerbegebietes mit 65 dB(A) 71 besteht. Die bestehenden beiden Anlagen im BUEZ befinden sich in einer Entfernung von mindestens 100 m zu den baulichen Anlagen, innerhalb derer die beruflichen Tätigkeiten überwiegend aus- geübt werden. Arbeiten im „Freien“ und somit auch näher zu den Windenergieanlagen findet demgegenüber seltener statt, Genaue Immissionswerte können auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung nicht be- rechnet werden, da diese auch von Anlagenanzahl, Aufstellungskonstellation, Vorbelastung und dem konkreten Anlagentyp abhängen. Diese Informationen liegen nicht vor. Daher wird für den Nachweis der prinzipiellen Eignung des Sondergebietes auf Beispielberech- nungen zurückgegriffen. Nach Berechnungen des LANUV NRW ergeben sich nach der DIN ISO 9613-2 für eine Einzelanlage bei einem Emissionspegel von 104,5 dB(A) die folgenden Immis- sionswerte: 7273

Schallpegel im Umfeld einer WEA bei L = 104,5 dB(A) WA

Abbildung 4: Beispielhafte Ausbreitungsberechnung einer WEA

Die Abbildung verdeutlicht, dass in einem Abstand von 520 m ein Immissionswert von 40 dB(A) und im Abstand von 320 m ein Wert von 45 dB(AQ) erreicht wird. Auch wenn der Verlauf des Abstandes zur WEA und die Erhöhung des Immissionswertes nicht linear verlaufen, ist jedoch

71 Innerhalb von Sondergebieten variiert der Schutzanspruch gemäß DIN 18005 zur Tagzeit zwischen 35 und 65 dB(A) nach der jeweiligen Schutzbedürftigkeit. Über einen sehr hohen Schutzanspruch verfügen dabei Kurgebiete oder Pflegeanstal- ten, andere Nutzungen weniger. Der tatsächliche Schutzanspruch wäre hier in Abstimmung mit der Genehmigungsbehörde zu ermitteln. 72 Abb. aus: http://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/themen/w/windenergie_regional_bauleitplanung/ fachdialog/6_windvorrangzonen.pdf 73 Hinweis: Berechnungen nach dem "Interimsverfahren" führen nicht zu einer wesentlichen Verschiebung der 45 dB(A)- Isophone (vgl. OVG Lüneburg, Beschl. v. 8.2.2018, 12 ME 7/18, ZfBR 2018, 273 (276)

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 48

erkennbar, dass ein zur Tagzeit zulässiger Wert von 60 dB(A) sehr dicht an der Anlage liegen muss. Im Übrigen ist auch zu bedenken, dass ggf. sogar ein reduzierter Betrieb denkbar wäre. Die Berücksichtigung des Einhaltens eines Nachtwertes wird aus o. a. Gründen nicht für erfor- derlich gehalten. Die Eignung der Fläche für Windenergieanlagen kann auch aus folgendem Auszug aus einer Lärmprognose für eine Windenergieanlage mit einem Schallleistungspegel von 103 dB(A) abge- leitet werden:

Abbildung 5: Auszug aus einer Lärmprognose

Bei diesem Beispiel wird in einem Abstand von 116 m zum Emissionsort (WEA) am Immissi- onspunkt „D“ ein Wert von 52,3 dB(A) erreicht. Es handelt sich hier zwar um ein anderes Plan- gebiet, dies ist aber für eine grundlegende Berechnung eines Beurteilungspegels irrelevant.

Die Samtgemeinde Barnstorf stellt diese Fläche zudem auch dar, weil sie nicht ausschließen kann, dass z. B. die Spitze eines Rotorblattes einer Anlage aus dem angrenzen Eignungsgebiet in das hier in Rede stehende Sondergebiet hineinragen würde. Auch umgekehrt ist die Konstel- lation denkbar, dass im Randbereich zu dem angrenzenden Sondergebiet eine vergleichsweise kleine Anlage aufgestellt werden kann, die ihrerseits in das angrenzende Eignungsgebiet mit dem Rotorblatt hineinragt, aber auch ausreichend Abstand zu den Arbeitsplätzen und –stätten einhält.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 49

Eingegangene Hinweise, Abwägung: Zum Teilbereich Aasbruch ergingen Hinweise insbesondere zu infrastrukturellen Einrichtungen innerhalb des Änderungsbereiches sowie angrenzend daran. Der Landkreis Diepholz und die Erdgas Münster wiesen auf die dort geführten Gasleitungen hin, hierzu wurde die Herausnahme incl. von Schutzabständen der gem. DVGW-Arbeitsblatt erforderlichen Abstände angeregt. Die Leitungen sind in dem Teilbereich dargestellt, Schutzab- stände wurden auf der hier vorliegenden Ebene nicht berücksichtigt, da hiervon Ausnahmen möglich sind und in der Praxis schon häufiger Abweichungen bei Nachweis der Sicherheit der Infrastruktureinrichtung zugelassen wurden. Von der ExxonMobil wurde auf eine Sauergasstation in dem Teilbereich hingewiesen. Diese wurde in die Planzeichnung übernommen. Auf Anregung des Landkreises Diepholz wurde die Umsetzung des von der Samtgemeinde be- schlossenen Kriteriums der Vermeidung einer mehr als 50%igen Umzingelung von Wohnge- bäuden durch Windenergieanlagen in einer Entfernung von bis zu 1.200 m (max. 50-%-Ansatz) überprüft. Schon im Bestand wird dieser Ansatz nicht vollständig eingehalten und um etwa 6 % überschrit- ten. Nunmehr wird zu Gunsten der Neudarstellung von zusätzlichen Flächen im Norden im äu- ßerst südwestlichen Teilbereich eine Teilfläche zurückgenommen. Dabei verbleibt weiterhin eine geringfügige Überschreitung des Umzingelungskriteriums. Da hier bereits schon im Be- stand der max. 50-% Ansatz geringfügig überschritten wird und dies in der Örtlichkeit kaum wahrnehmbar ist, wird dieser Sonderfall mit Rücksicht auf das Interesse am Repowering beste- hender WEA an dieser Stelle hingenommen. Der Landkreis Diepholz und das Nds. Landesamt für Denkmalpflege verwiesen auf Kenntnisse diverser Bodendenkmale sowie Flächen mit archäologischen Funden in dem Teilbereich. Diese können auf bisher nicht untersuchte Siedlungs- und Bestattungsplätze hinweisen. Die Begrün- dung wurde um diese Aussagen ergänzt. Die erforderlichen Schutzabstände (weiche Tabuzone) zur 380-kV-Leitung konnten zur Optimie- rung des Standortpotenzials für die Windenergie vergrößert werden. Dies betrifft die Teilflächen Ib, Ic und Id. An den Rändern der Teilflächen des Standortes Aasbruch konnten örtlich 74 nicht alle vormali- gen SO-Wind-Abgrenzungen bestätigt werden. Hier wurde der Abstand von 500 m zu Wohn- nutzungen unterschritten. Von den bei Aasbruch vorhandenen WEA standen bereits 5 WEA außerhalb der Abgrenzungen der 52. Flächennutzungsplanänderung, davon 2 WEA im Bereich BUEZ. Die beiden WEA beim BUEZ werden jetzt weitgehend in die Flächennutzungsplandarstellung integriert. In der nördlichen Teilfläche (Ia) geraten jetzt 2 WEA erstmals soweit in die Randlage, dass sie bei einem Repowering in die nunmehr unmittelbar angrenzend dargestellte Sondergebietsfläche einrücken müssten. Drei weitere im Bereich der südlichen Teilfläche (Id) in Randlage geratene WEA können unter weitgehender Berücksichtigung des Umzingelungskriteriums ebenfalls in die jetzt unmittelbar angrenzende Darstellung der 60. Änderung des Flächennutzungsplanes eingerückt werden. Insofern bieten sich insgesamt mit der vorliegenden Änderung des Flächennutzungsplanes im Teilbereich 1: Aasbruch Möglichkeiten zur Errichtung von überschlägig ermittelt bis zu 6 zusätz-

74 weiche Tabuzonen bis 500 m Abstand bzw. Vorsorge gegenüber dem Schutzgut Mensch

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lichen Windenergieanlagen. Ein mögliches privates Interesse an einem zukünftigen Repowering von schon mit der 52. Änderung des Flächennutzungsplanes nicht berücksichtigten Einzelanlagen (Bestandsschutz) bzw. eine Integration dieser WEA in die Sondergebietsfläche wird nach einheitlicher Anwendung der Tabuzonen zurückgestellt. Zentraler Abwägungsentscheid zum Teilbereich 1: Der Teilbereich wird mit entsprechend geän- derten Abgrenzungen und vergrößerter Fläche dargestellt.

4.1.2 Teilbereich 2 Schierholz

Kurzbeschreibung / Flächenableitung: Teilbereich 2 besteht aus den drei Teilflächen IIa (tlw), IIb und IIg. Auf den Flächen befinden sich bereits Windenergieanlagen. Diese stehen überwiegend auf Sonderbauflächen, die bereits im Rahmen der 52. Änderung des Flächennutzungsplans dargestellt und im RROP als Vor- ranggebiet für die Windenergie dargestellt wurden.

Abbildung 6: Auszug aus Karte 7 des Standortkonzeptes, Windenergie, Detail Schierholz

Aus den Daten des BUND zur Wiesenweihe 75 gehen durchgehend Brutvorkommen der Wie- senweihe südlich Schierholz / Scharrel hervor. Der Änderungsbereich liegt somit innerhalb ei- nes zusammenhängenden Kernbereichs / Dichtezentrums eines Wiesenweihenbrutgebietes im Bereich Schierholz bis Dörpel.

75 BUND: Brutvorkommen Wiesenweihe 2013-2017 BUND: Neststandorte Wiesenweihe 2018, Stand 10.07.18

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Nach GIS-Auswertung der aktuellen Datenlage und örtlicher Überprüfung / Biotopkartierung erfolgt unter Berücksichtigung der harten und weichen Tabuzonen eine Erweiterung der östli- chen Teilfläche nach Osten um die Konzentrationswirkung am bereits durch Windenergieanla- gen vorbelasteten Standort zu optimieren. Auf der Umsetzungsebene bedürfen die Belange des Wiesenweihenschutzes eines besonderen Augenmerkes. Weiterhin wird das Kriterium zur Vermeidung einer übermäßigen Umzingelung von Wohnnut- zungen 76 unter Berücksichtigung des Vorranggebietes Windenergie aus dem RROP eingehal- ten. Randlich erfolgt gegenüber der Darstellung der 52. Flächennutzungsplanänderung örtlich eine Zurücknahme der Sondergebiete für die Windenergie, um den Vorsorgeabstand von 500 m ge- genüber Wohnnutzungen einzuhalten. Richtung Süden konnte die Teilfläche erweitert werden (bis auf geringe Abweichungen).

Eingegangene Hinweise, Abwägung: In Schierholz konnte die Fläche IIg aufgenommen werden, weil hier geringere Abstände zu Lei- tungen zu berücksichtigen waren. Andere bestehende Windkraftstandorte im Bereich Schierholz konnten nicht bestätigt werden. Hier misst die Samtgemeinde dem Schutzgut Mensch und der flächendeckend einheitlichen Anwendung der Tabuzonen ein höheres Gewicht zu als dem privaten Interesse am Repowering einer bestehenden WEA, zumal sich unter der Prämisse der Gleichbehandlung des Vorsor- geanspruches der Wohnbevölkerung eine unterschiedliche Wertung bzw. eine Unterschreitung der Tabuzone zu einer bestehenden WEA, im Gegensatz zu Restriktionskriterien wie z.B. Um- zingelung oder 3 km-Abstand, nicht begründen lässt. Vom Landkreis Diepholz und der Erdgas Münster ergingen zu Schierholz Hinweise auf die dort vorhandenen Gasleitungen, es wurde die Herausnahme incl. von Schutzabständen der gem. DVGW-Arbeitsblatt erforderlichen Abstände angeregt. Die Leitungen sind in dem Teilbereich dargestellt, Schutzabstände werden aus gleichen Gründen wie zum Teilbereich 1 auf der hier vorliegenden Ebene nicht berücksichtigt. Durch Reduzierung des Schutzabstands (weiche Tabuzone) gegenüber der 380-kV-Leitung zur Optimierung des Standortpotenzials für die Windenergie gemäß Anregung im Verfahren vergrößert sich die aus dem Standortkonzept in die dargestellte Sondergebietsfläche überführte Teilfläche IIb und es entsteht eine neue 1,4 ha große Teilfläche (IIg). Auch für diesen Teilbereich liegen Kenntnisse über Bodendenkmale sowie Flächen mit archäo- logischen Funden vor, weitere Funde sind nicht auszuschließen. Die Begründung wurde ent- sprechend ergänzt.

Zentraler Abwägungsentscheid zum Teilbereich 2: Die dargestellte Sondergebietsfläche ver- größert sich geringfügig.

4.1.3 Teilbereich 5 Düste

Kurzbeschreibung Flächenableitung: Der Teilbereich 5 besteht aus den zwei geeigneten Teilflächen (VIa und VIb), auf denen bereits Windenergieanlagen stehen.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 52

Abbildung 7: Auszug aus Karte 7 des Standortkonzeptes, Windenergie, Detail Düste

Am westlichen Rand des Teilbereiches Düste unterschreiten 3 bestehende WEA geringfügig den 3-km-Abstand zum bestehenden Windstandort in Dickel.

Mit Rücksicht darauf, dass die Standorte der bestehenden WEA das Abstandskriterium nur ge- ringfügig um weniger als 150 m unterschreiten, wird dem Interesse der Anlagenbetreiber am Repowering der bestehenden Anlagen im Rahmen der Abwägung der Vorrang vor dem mit dem (weichen) 3-km-Kriterium verfolgten Interesse an der Vermeidung einer Überfrachtung des Landschaftsraumes und dem Schutz des Landschaftsbildes zuerkannt. Dies erfolgt nicht zuletzt auch deshalb, weil diese geringfügige Unterschreitung des 3-km-Abstandes in der Örtlichkeit nicht wahrnehmbar ist.

Insofern werden die drei WEA incl. der Bereiche, die von den Rotorblättern überstrichen wer- den, in den Änderungsbereich einbezogen. Im Süden unterschreitet eine bestehende Anlage die 500 m weiche Tabuzone zu einem Wohn- gebäude. Die Anlage kann bei einem gegebenenfalls beabsichtigten Repowering in die unmit- telbar nördlich anschließende Sondergebietsfläche eingerückt werden. Die in dem in Aufstellung befindlichen RROP dargestellte Vorbehaltsfläche Wald stellt sich in der Örtlichkeit als Ackerfläche dar.

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Abbildung 7: Überlagerung Vorbehaltsfläche Wald auf Luftbild im Bereich Düste

Da aus Sicht der Samtgemeinde hier keine besonderen Gründe zur Waldentwicklung, z.B. im Hinblick auf den Waldbiotopverbund, erkennbar sind, werden diese Flächen nicht als Tabuzone gewertet.

Eingegangene Hinweise, Abwägung: Das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr verwies darauf, dass sich der Teilbereich Düste im Lärmschutzbereich des Standortübungsplatzes Diepholz befindet, zudem wäre ein randlicher Bereich Teil eines Hubschraubernachttiefflugkor- ridors. Die Begründung wurde um entsprechende Aussagen innerhalb des Kapitels 5.16 ergänzt. Windenergieanlagen sind jedoch für diesen Bereich nicht ausgeschlossen, hier muss allein eine ergänzende Abstimmung auf nachgeordneter Planungsebene mit dem Bundesamt erfolgen. Auch für diesen Bereich ergingen Hinweise auf Gashochdruckleitungen und Bodendenkmale. Aufgrund einer möglichen Reduzierung des Schutzabstands (weiche Tabuzone) gegenüber der 380-kV-Leitung konnte der Bereich gegenüber dem vorigen Entwurfstand vergrößert werden. Die Planzeichnung wurde entsprechend geändert. Zentraler Abwägungsentscheid zum Teilbereich 5: Der Teilbereich wird vergrößert dargestellt.

4.1.4 Teilbereich 4 Barver

Kurzbeschreibung Flächenableitung: Im Teilbereich 4 stehen derzeit 3 Windenergieanlagen, angrenzend auf Seite der Gemeinde Barver drei weitere.

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Abbildung 8: Auszug aus Karte 7 des Standortkonzeptes, Windenergie, Detail Barver

Die Fläche wurde nicht als geeignet identifiziert aufgrund der Lage innerhalb eines international bedeutsamen Rastvogelzählgebietes (weiche Tabuzone). Weiterhin spricht die geringe Entfer- nung zum Rastvogelzählgebiet international bedeutsam als Schlafplatz gegen den Standort.

Eingegangene Hinweise, Abwägung: Zum Teilbereich 4 (landwirtschaftliche Fläche, kein Sonstiges Sondergebiet Windenergie und Landwirtschaft) ergingen sowohl kritische Stellungnahmen zum bestehenden Windpark und seinen räumlichen Auswirkungen als auch Stellungnahmen zum Bestandsschutz des Parks und zum Wunsch auf Erweiterungsmöglichkeiten. Insbesondere wurden die Hinweise zu den Zusammenhängen zum Wietingsmoor und zum Vo- gelzug zur Kenntnis genommen und durch die Planung bereits berücksichtigt. Durch Verzicht einer SO-Wind-Darstellung von Barver sollen nach Ablauf der Betriebsgenehmigungen der be- stehenden Anlagen an der Aue zukünftige Konflikte mit dem Vogelschutz vermieden und ent- zerrt werden. Die Flächen sind nach der flächendeckend einheitlichen Anwendung der Kriterien des Samtgemeindegebietes (weiche Tabuzone international bedeutsames Rastvogelzählgebiet) nicht für die Windenergie vorgesehen. Weiterhin liegen hier einzelne Kompensationsflächen. Die auf zurückgenommenen Flächen bestehenden Windenergieanlagen genießen jedoch Be- standsschutz. Die privaten Belange der Windanlagenbetreiber, die neben dem Bestandsschutz auch im Repowering zu sehen sind, werden nach flächendeckend einheitlicher Anwendung von harten und weichen Tabuzonen im Rahmen der kommunalen Abwägung von der Samtgemein- de zurückgestellt. Das private Interesse am Repowering rechtfertigt ein Außerkraftsetzen der zugrunde gelegten Tabuzonen nicht. Insofern sollen hier mit Rücksicht auf die internationale Bedeutung des Zählgebietes und das darin zum Ausdruck kommende gewichtige Interessen an

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der Erhaltung und Verbesserung des Zustandes der Wagenfelder Aue auch keine Erweite- rungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Zentraler Abwägungsentscheid zum Teilbereich 6: Der Teilbereich wird nicht dargestellt.

4.1.5 Teilbereich 6 Dickel

Kurzbeschreibung Flächenableitung: Der Teilbereich 4 ist in Zusammenhang mit den süd(öst)lich angrenzenden Windenergieanla- gen zu betrachten.

Abbildung 9: Auszug aus Karte 7 des Standortkonzeptes, Windenergie, Detail Dickel

Die Fläche selber ist auf der Seite des Hoheitsgebietes der Samtgemeinde Barnstorf zu klein, als dass sie Raum für eine Anlage bieten könnte.

Eingegangene Hinweise, Abwägung: - Keine abwägungsrelevante Stellungnahmen - Zentraler Abwägungsentscheid zum Teilbereich 6: Der Teilbereich wird nicht dargestellt.

4.1.6 Vertiefende Prüfung Vb und Vc

Kurzbeschreibung / Flächenableitung: Die Potenzialflächen befinden sich östlich von Dörpel.

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Abbildung 10: Auszug aus Karte 7 des Standortkonzeptes, Windenergie, Detail östlich Dörpel

Die Bereiche befinden sich im Bereich des 1.200-m-Abstandes zu einem Rastvogel-Zählgebiet mit internationaler Bedeutung als Schlafplatz und liegen im unmittelbaren Nahbereich zum EU- Vogelschutzgebiet Diepholzer Moorniederung ab etwa 1.000 m östlich.

Eingegangene Hinweise, Abwägung: Keine Zentraler Abwägungsentscheid zur Potenzialfläche Vb und Vc: Die Potenzialfläche wird nicht dargestellt.

4.1.7 Vertiefende Prüfung Rödenbeck

Kurzbeschreibung / Flächenableitung: Die Potenzialflächen befinden sich westlich der Wohnbauentwicklung Walsen und stellen sich als landwirtschaftlich genutzte Flächen mit unterschiedlich großen Flächenpotenzialen dar.

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Abbildung 11: Auszug aus Karte 7 des Standortkonzeptes, Windenergie, Detail Rödenbeck

Auch diese Flächen liegen innerhalb des 1.200-m-Abstandes zu einem Rastvogel-Zählgebiet mit internationaler Bedeutung als Schlafplatz und innerhalb des noch unbeeinträchtigten Groß- raums im Westen des Samtgemeindegebietes von Barnstorf.

Eingegangene Hinweise, Abwägung: Zu der ehemaligen Fläche 7 Rödenbeck (mit zwei Teilbereichen) ergingen seitens der Land- kreise Diepholz und Vechta Hinweise auf die Bedeutung dieses Raumes für Kraniche. Nach Aussage des Landkreises Diepholz grenzt der Teilbereich weiterhin direkt an das weitläufige Areal des „Barnstorfer Moores“. Zudem stellt dieser Teilbereich den östlichen Rand eines land- schaftlich sehr wertvollen Bereichs (vom Brägeler Moor im Westen bis Rödenbeck im Osten, Boller Moor und Lange Lohe im Süden bis Goldenstedter Moor im Norden) dar, der in seiner Dimension, naturräumlichen Ausstattung und besonderen Eigenart sowie weitgehender Unge- störtheit in der Region einzigartig wäre, für Gast- und Rastvögel eine wichtige Bedeutung hat und zudem ein wichtiger Flugkorridor für die West-Ost-Richtung sein kann. Weiterhin verwies der Landkreis Vechta auf die Wechselbeziehungen zum Goldenstedter Moor und die wichtige Bedeutung der östlich gelegenen Flächen als Nahrungsraum für Kraniche, Schwäne und Gänse. Die große Konzentration von Rastvögeln und die Funktion als Vorsam- melplätze werden auch auf die Störungsarmut des Gebietes zurückgeführt. Nach Angaben des Landkreises wird der Ostrand des Barnstorfer Moores in den Wintermonaten traditionell von Kornweihen als Schlafplatz genutzt, wobei die Weihen das „Große Moor bei Barnstorf' und des- sen Umfeld als Nahrungsrevier nutzen. Auch werden regelmäßige Beobachtungen des Seead- lers in den Herbst- und Wintermonaten im Moorkomplex „Großes Moor bei Barnstorf“ sowie in dessen Umfeld genannt.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 58

Bei einer Verwirklichung von Rödenbeck erwartet der Landkreis auch unter Beachtung einer Pufferzone von 1.200 m zum Kranichrastplatz eine erhebliche Einwirkung auf das Flug- und Rastgeschehen windenergierelevanter Vogelarten. Auch aus den Flugwegebeobachtungen der Brutvogeluntersuchungen 2017 77 ergeben sich Hinweise auf Wechselbeziehungen in westliche Richtung für Kranich, Graugans und Rotmilan. Die Gemeinde Goldenstedt verwies zu dem Standort auf die Beeinträchtigungen für das Land- schaftsbild, den Nahrungsraum für Vögel und das in der Umgebung befindliche NSG. Zudem wäre das mit der Planung verbundene Verschlechterungsverbot des Natura-2000-Gebietes missachtet. Der Flecken Barnstorf sah durch die Nähe zu Wohnnutzungen in Walsen die Belange der dorti- gen Wohnbevölkerung übermäßig beeinträchtigt, zudem würden zukünftige Wohnbauentwick- lungen erschwert. Der Flecken verwies auch auf die aufgegebene Planung eines Windpark- standortes der Gemeinde Goldenstedt im Pulvermoor. Von privater Seite aus wurden insbesondere aus der Siedlung Walsen heraus Stellungnahmen vorgebracht. Diese wiesen v. a. auf befürchtete Beeinträchtigungen für die (Nah-) Erholungs- nutzung und das Landschaftsbild hin. Auch für diesen Teilbereich sind diverse Bodendenkmale sowie Flächen mit archäologischen Funden, welche auf bisher nicht untersuchte Siedlungs- und Bestattungsplätze hinweisen, be- kannt. Es wurden von privater Seite aber auch Stellungnahmen vorgebracht mit dem Ziel der Aufnah- me der Fläche(n) in Rödenbeck als Eignungsgebiet. Sie wäre(n) prinzipiell geeignet, zudem würde ohne die Fläche(n) der Windenergie im Samtgemeindegebiet nicht ausreichend substan- zieller Raum zur Verfügung gestellt werden. Dabei wäre auch zu beachten, dass Teile der Eig- nungsgebiete wegen des Flächenzuschnittes oder bestehender baulicher Anlagen mit unter- schiedlichen Nutzungen tatsächlich der Windenergie nicht zur Verfügung stehen würden. Zusammenfassend hat die Samtgemeinde diese Stellungnahmen aufgenommen und ist zu dem Ergebnis gelangt, dass der Bereich Rödenbeck nicht weiter verfolgt wird. Dies erfolgt - aus den Gründen der natürlichen Eigenart der Landschaft und ihres Erholungswertes. Hier bestehen im Samtgemeindegebiet etwa 4.300 ha, die außerhalb von grundsätzlich durch Windenergieanlagen erheblich beeinträchtigten Flächen (15-fache Anlagenhöhe) liegen. Von diesem unbeeinträchtigten Großraum würden durch eine Windparkplanung in Röden- beck lediglich 2.400 ha verbleiben. Dies wird in folgender Übersichtsskizze verdeutlicht.

77 NWP Planungsgesellschaft mbH (2017): Faunistisches Gutachten zur 60. Flächennutzungsplanänderung der Samtgemein- de Barnstorf - Brutvögel

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 59

Abbildung 12: Reduzierung der Flächensubstanz für den unbeeinträchtigten Großraum bei Verwirklichung von Rödenbeck

Die landschaftliche Einzigartigkeit des unbeeinträchtigten Großraumes begründet sich aus der mit den umgebenden Waldflächen, mit der westlich anschließenden weiten Moorland- schaft, mit dem von der Vogelwelt geprägten Naturgeschehen (z.B. BMS 2018 Zählgebiet 4010 Rödenbeck-Walsen landesweite Bedeutung) und der mit der Ungestörtheit und Ruhe (auch visuelle Ruhe) gegebenen besonderen Eigenart, Vielfalt und Schönheit/Naturnähe des Landschaftsbildes. - aus Gründen der damit verbundenen besonderen Eignung für die landschaftsbezogene Er- holungsnutzung. Der Aspekt des Erholungswertes wird von der Samtgemeinde als eigen- ständiger städtebaulicher Belang gewertet. In Rechnung gestellt wird insoweit, dass we- sensfremde Nutzungen wie die Realisierung von Windkraftanlagen die Möglichkeiten der Allgemeinheit zur Erholung in dem besagten Großraum mindern. - aus Gründen des Naturschutzes und speziell auf Grund der großräumigen Bedeutung für die Vogelwelt (u.a. auf Grund der Nähe zu Gastvogelzählgebiet international bedeutsam als Schlafplatz, Unterschreitung des Restriktionskriteriums 1.200-m-Abstand), die sich u.a. aus der großräumigen Störungsarmut begründet, - als Suchraumschwerpunkt für Ausgleichsmaßnahmen zum Wiesenvogel- und Gastvogel- schutz, Konkret ist hier zu beachten, dass der Bereich Rödenbeck (vom Brägeler Moor im Westen bis Rödenbeck im Osten, Boller Moor und Lange Lohe im Süden bis Goldenstedter Moor im Nor- den) als landschaftlich sehr wertvoller Bereich gewertet wird, der in seiner Dimension, natur- räumlichen Ausstattung und besonderen Eigenart sowie weitgehender Ungestörtheit in der Re- gion einzigartig ist. Aus dem ungestörten Großraum leitet sich auch seine Bedeutung für die Naherholung (Spazierengehen, Fahrradfahren, Naturbeobachtung) ab. Weiterhin stellt der Be- reich Rödenbeck einen wichtigen Flugkorridor für die West-Ost-Richtung dar. Zusätzlich ist be- kannt, dass der Landkreis Vechta im angrenzenden „Pulvermoor" eine Genehmigung von Windenergieanlagen abgelehnt hat.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 60

Weiterhin wird nach Ansicht der Samtgemeinde Barnstorf der Windenergie im Samtgemeinde- gebiet ausreichend substanzieller Raum zur Verfügung gestellt. Zudem konnten in Teilen die Flächenzuschnitte von Eignungsgebieten zu Gunsten der Nutzung von Windenergieanlagen verändert werden, so dass auch der Aspekt, dass teilweise die Gebiete möglicherweise tatsäch- lich gar nicht zur Verfügung stehen, erheblich gering ins Gewicht fällt.

Zentraler Abwägungsentscheid zum (ehemaligen) Teilbereich 7: Der Teilbereich wird weiterhin nicht dargestellt.

4.1.8 Vertiefende Prüfung VIIc und VIId

Kurzbeschreibung / Flächenableitung: Die Potenzialflächen befinden sich südwestlich von Walsen.

Abbildung 13: Auszug aus Karte 7 des Standortkonzeptes, Windenergie, Detail südwestlich Walsen

Der Standort betrifft den unbeeinträchtigten Großraum des nordwestlichen Samtgemeindege- bietes. Die Flächen unterschreiten den Abstand von 1.200 m zu einem Rastvogel-Zählgebiet mit inter- nationaler Bedeutung als Schlafplatz (Restriktionskriterium). Weiterhin ist der besondere Erholungswert relevant.

Auf Grund der Bedeutung dieser Belange werden die Belange der Windenergie zurückgestellt und die Flächen von Windenergieanlagen freigehalten (vgl. Pkt. 4.1.7).

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Eingegangene Hinweise, Abwägung: Keine Zentraler Abwägungsentscheid zu den Potenzialflächen VIIc und VIId: Die Potenzialflächen werden nicht dargestellt.

5. GRUNDLAGEN FÜR DIE ABWÄGUNG

5.1 Regelungen zu Höhenbeschränkungen

Eine Höhenbegrenzung wird für die Flächen auf der Ebene der Flächennutzungsplanung nicht getroffen. Damit soll u. a. die Möglichkeit geschaffen werden, eine möglichst hohe Energieaus- beute zu erzielen. Es wird derzeit aber auch angesichts der im Samtgemeindegebiet bestehen- den Anlagen mit einer unterschiedlichen Höhenentwicklung kein städtebauliches Erfordernis auf eine entsprechende Regelung erkannt. Sollte dies zukünftig anders gesehen werden, kann die Samtgemeinde Barnstorf bzw. die einzelnen Gemeinden über Bebauungspläne oder städtebau- liche Verträge mit den Investoren dazu Festsetzungen bzw. Vereinbarungen treffen. Neue leistungsstarke Anlagen der 3 MW Klasse und größer weisen teilweise Gesamthöhen von mehr als 200 m auf 78 . Die hohen Anlagen verfügen zudem über größere Rotorblätter, da eine Steigerung der Nennleistung nur bei einer Vergrößerung der Rotorkreisfläche möglich ist. Der Einsatz großer Rotorblätter erfordert andererseits auch hohe Türme, damit ein ausreichender Abstand der Blattspitzen zur Geländeoberfläche sichergestellt wird. Zudem herrschen in größe- ren Höhen günstigere Windbedingungen mit höheren Windgeschwindigkeiten und gleichmäßi- gerer Strömung, da die Einflüsse von Geländestruktur und Bodenrauigkeiten mit zunehmender Höhe deutlich abnehmen. Damit wächst der lokale Beitrag zum Klimaschutz und zu einer von Importen unabhängigen, schadstofffreien und ressourcenschonenden Energieerzeugung. Auch im LROP 2017 wird im Abschnitt 4.2 aufgeführt, dass in Vorranggebieten für Windenergie keine Höhenbegrenzungen festgelegt werden sollen. Der deutlich höheren Stromerzeugung von Windenergieanlagen mit nicht eingeschränkter Ge- samthöhe gegenüber z.B. der Leistung von auf 100 m Höhe begrenzten Anlagen steht die grö- ßere Sichtwirkung der Anlagen gegenüber. Außerdem sind diese Windenergieanlagen i.d.R. mit einer Befeuerung als Luftfahrthindernis zu kennzeichnen. Daraus ergibt sich, dass die Auswirkungen auf das Landschaftsbild einen be- sonderen Abwägungsbelang darstellen (vergl. Umweltbericht). Die aktuell im Standortkonzept Windenergie nicht bestätigten, aber bisher in der 52. Änderung dargestellten sonstigen Sondergebietsdarstellungen mit der Zweckbestimmung Windenergie werden mit der vorliegenden Flächennutzungsplanänderung als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt.

Die Konzentrationswirkung für Windparks in den sonstigen Sondergebieten mit der Zweckbe- stimmung Windenergie wird im Flächennutzungsplan dadurch abgesichert, dass gemäß textli-

78 Auf der Ebene des Standort konzeptes Windenergieanlagen wurde als Referenzhöhe 200 m angenommen, da es sich dabei weiterhin um aktuell gängige Anlagenhöhen handelt.

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cher Darstellung außerhalb der dargestellten Sondergebiete im Geltungsbereich der 60. Ände- rung des Flächennutzungsplanes (= gesamter Außenbereich des Samtgemeindegebietes) kei- ne weiteren Windparks und Einzelanlagen zulässig sind.

5.2 Belange des Immissionsschutzes

Schallimmissionen Die bestehenden Windenergieanlagen genießen Bestandsschutz. Derzeit stehen auf Ebene dieser Flächennutzungsplanänderung für die neuen Windparkstandorte oder für ein Repowering weder die Anlagenstandorte, noch die Anzahl der Anlagen oder der Anlagentyp fest. Von daher sind derzeit gutachterliche Schallimmissionsprognosen nicht sinnvoll. Windkraftanlagen mit ei- ner Gesamthöhe von mehr als 50 Meter sind genehmigungsbedürftig nach dem BImSchG. Im Zuge des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens ist eine Schallimmissions- prognose zu erstellen. Gemäß BImSchG ist der Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche eine Voraussetzung für die Erteilung einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung. Maßgeblich für die Ermittlung und Beurteilung der Geräusche von Windenergieanlagen im immissions- schutzrechtlichen Genehmigungsverfahren sind die Bestimmungen der TA Lärm. In der TA- Lärm sind für unterschiedliche Beurteilungszeiten (Tag/Nacht) Immissionsrichtwerte festgelegt. Diese Immissionsrichtwerte stellen die Zumutbarkeitsschwelle dar, die - je nachdem wo sich ein Wohnhaus befindet (z.B. in einem Allgemeinen Wohngebiet oder in einem Misch- oder Dorfge- biet) - unterschiedlich hoch ist. Liegt der ermittelte Beurteilungspegel unterhalb des jeweiligen Immissionsrichtwertes, liegen schädliche Umwelteinwirkungen, d. h. Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen durch Geräusche nicht vor. Die einzuhaltenden Im- missionsgrenzwerte nach TA Lärm betragen:

Dorf- und Mischgebiete 60 dB(A) tags (6:00 – 22:00 Uhr) 45 dB(A) nachts (22:00 bis 6:00 Uhr)

Allgemeine Wohngebiete 55 dB(A) tags (6:00 – 22:00 Uhr) 40 dB(A) nachts (22:00 bis 6:00 Uhr) Die in der näheren Umgebung zum Plangebiet bereits vorhandenen Windenergieanlagen sowie ggf. vorhandene andere gewerbliche Geräuschquellen sind bei den Berechnungen als Vorbe- lastungen zu berücksichtigen. Die in der Umgebung zum Plangebiet vorhandenen Wohnnut- zungen werden als einzelne Immissionsorte in Ansatz gebracht. Moderne drehzahlvariable Windenergieanlagen können im „schalloptimierten Betrieb“ gefahren werden. Bei dieser Betriebsweise können die vorgegebenen Schallgrenzwerte zu jeder Tages- und Nachtzeit automatisch durch eine Reduzierung der Drehzahl eingehalten werden. Die Samtgemeinde Barnstorf hat die Belange des Immissionsschutzes jedoch bereits insofern berücksichtigt, als dass Mindestabstände von 500 m zu Außenbereichswohnnutzungen, 800 m zu Wohnbauflächen, gemischten Bauflächen und im Zusammenhang bebauten Flächen sowie 1.200 m zu reinen Wohngebieten eingehalten werden. Bei diesen Abständen handelt es sich um sogenannte weiche Tabuzonen, die auf Basis des vorbeugenden Immissionsschutzes - jen- seits der hiervon jeweils umfassten harten Tabuzonen - getroffen wurden, so dass in der Regel

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davon ausgegangen werden kann, dass eine Vereinbarkeit von Wohnnutzungen einerseits und Windenergieanlagen andererseits hergestellt werden kann. Aus Sicht des Immissionsschutzes – Schall – sind daher nach dem bisherigen Stand der Pla- nungen keine unzumutbaren Beeinträchtigungen für die umliegenden Siedlungsnutzungen er- kennbar.

Infraschallbelastungen Bei Infraschall handelt es sich um Töne, die so tief sind, dass Menschen sie normalerweise nicht wahrnehmen. Nur wenn der Pegel (also quasi die Lautstärke) sehr hoch ist, kann der Mensch Infraschall hören oder spüren. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Infraschall nur dann Folgen haben kann, wenn Menschen ihn hören oder spüren können. Da die von Wind- kraftanlagen erzeugten Infraschallpegel in üblichen Abständen zur Wohnbebauung aber deut- lich unterhalb der Hör- und Wahrnehmungsgrenzen liegen, haben nach heutigem Stand der Wissenschaft Windkraftanlagen keine schädlichen Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen (vergl. Bayerisches Landesamt für Umwelt; Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Windkraftanlagen – beeinträchtigt Infraschall die Gesundheit; 2012). Verglichen mit Verkehrsmitteln wie Autos oder Flugzeugen ist der von Windenergieanlagen er- zeugte Infraschall gering. Betrachtet man den gesamten Frequenzbereich, so heben sich die Geräusche einer Windenergieanlage schon in wenigen hundert Metern Entfernung meist kaum mehr von den natürlichen Geräuschen durch Wind und Vegetation ab (vergl. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg: Windenergie und Infraschall; Feb- ruar 2013). Auch sämtliche wissenschaftlich belastbare Studien weisen keine Infraschallauswirkungen nach (DStGB; Dokumentation Nr. 111: Kommunale Handlungsmöglichkeiten beim Ausbau der Wind- energie – unter besonderer Berücksichtigung des Repowering; Seite 26). Bereits mehrere Gerichte haben sich mit dem Thema Infraschall beschäftigt. Das Verwaltungs- gericht Würzburg hat festgestellt, dass hinreichende wissenschaftlich begründete Hinweise auf eine beeinträchtigende Wirkung der von Windkraftanlagen hervorgerufenen Infraschallimmissi- onen auf den Menschen bisher nicht vorliegen (VG Würzburg Urteil vom 7. Juni 2011, AZ W 4 K 10.754). Auf Ebene der Flächennutzungsplanänderung sind weitere Aussagen zum Infraschall nicht möglich und nicht sinnvoll, da weder die Anlagenstandorte noch die Anlagentypen feststehen. Zum heutigen Zeitpunkt geht die Samtgemeinde davon aus, dass der von den Windenergiean- lagen erzeugte Infraschall nicht gesondert zu prüfen ist.

Schattenwurf Bei Sonnenschein werfen Windenergieanlagen einen Schatten. Die sich drehenden Rotorblätter bewirken, dass der von ihnen ausgehende Schatten sich ebenfalls bewegt. Der Schlagschatten eines sich drehenden Rotorblattes (auch Diskoeffekt genannt) kann zu einer Störung der An- wohner der umgebenden Siedlungsnutzungen führen und ist daher als Belang in die Abwägung einzubeziehen. Die bestehenden Windenergieanlagen genießen Bestandsschutz. Derzeit ste- hen auf Ebene dieser Flächennutzungsplanänderung für die neuen Windparkstandorte oder ein mögliches Repowering weder die Anlagenstandorte noch die Anzahl neuer Anlagen oder der

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Anlagentyp fest. Von daher sind auf dieser Planungsebene gutachterliche Schattenwurfgutach- ten nicht realisierbar. Für die Erheblichkeit der Schattenwurfbelästigung ist die zeitliche Einwirkdauer als maßgeblich anzusehen. Zur Beurteilung, inwiefern die Wirkung von Schattenwurf im Sinne des Bun- desimmissionsschutzgesetzes als erhebliche Belästigung anzusehen ist, gibt es derzeit keine einheitliche Grundlage. Ebenfalls existieren keine verbindlichen Richtwerte. Nach den Hinwei- sen zur Ermittlung und Beurteilung der optischen Immissionen von Windenergieanlagen wird ein Immissionsrichtwert von maximal 30 Stunden pro Jahr (worst-case) bzw. maximal 30 Minu- ten pro Tag empfohlen. Das tägliche Maximum von 30 Minuten gilt als überschritten, wenn es an mehr als an zwei Tagen im Jahr zu Überschreitungen des Richtwertes kommt. Die worst- case Betrachtung umfasst die astronomisch mögliche Schattenwurfdauer, die nur unter der Vo- raussetzung erreicht wird, dass die Sonne nie durch Bewölkung verdeckt wird und die Rotor- ebene immer im rechten Winkel zur WEA-IP-Achse steht. Beide Voraussetzungen werden in der Praxis jedoch nur in 25 – 35 % der astronomisch möglichen Schattenwurfzeiten erfüllt. Auf Ebene des Genehmigungsverfahrens nach BImSchG ist gutachterlich nachzuweisen, dass keine unzulässigen Immissionen im Bereich der Wohnnachbarschaft auftreten. Bei theoretisch möglicher Überschreitung der Werte können technische Einrichtungen zur Schattenabschaltung an den WEA vorgesehen werden. Geringe Beeinträchtigungen durch den Schlagschatten im Rahmen des gesetzlich Zulässigen sind von den Anwohnern ggf. hinzunehmen.

Kennzeichnungspflicht/ Lichtreflexionen Windenergieanlagen müssen als „Luftfahrthindernis“ gekennzeichnet werden, wenn sie außer- halb von Flugplatzbereichen eine Gesamthöhe von 100 Meter übersteigen. Die Kennzeich- nungspflicht umfasst eine Tages- und Nachtkennzeichnung. Die Samtgemeinde Barnstorf ist im Rahmen der Abwägung zu dem Ergebnis gekommen, der optimalen windenergetischen Nut- zung des Standortes Vorrang gegenüber einer absoluten Vermeidung von Lichtemissionen ein- zuräumen. Darin eingeschlossen sind auch die Auswirkungen der ab 100 m Anlagenhöhe er- forderlichen Tages- und Nachtkennzeichnung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass gerade Anla- gen über 100 m i.d.R. über große Rotorradien verfügen und damit einen besonders hohen Bei- trag zur Stromerzeugung und Klimaschutz leisten. In größeren Höhen herrschen günstigere Windbedingungen mit höheren Windgeschwindigkeiten und gleichmäßigerer Strömung, da die Einflüsse von Geländestruktur und Bodenrauhigkeit mit zunehmender Höhe deutlich abnehmen. Geringe Beeinträchtigungen durch die Kennzeichnung im Rahmen des gesetzlich Zulässigen sind von den Anwohnern hinzunehmen. Zur Vermeidung von Lichtreflexionen der Rotorblätter sollte in den nachfolgenden Planungen darauf geachtet werden, dass Regelungen zur zulässigen Farbgebung der Anlagen erfolgen, da durch matte Farben der Effekt nachhaltig vermindert werden kann. Bestimmend dafür ist der Glanzgrad gemäß DIN 67530 bzw. ISO 2813. Zur Minderung der Störwirkungen der Anlagen-Kennzeichnung eignen sich auch verschiedene Maßnahmen, die als Auflagen in der Genehmigung festgesetzt werden können. Besonders wir- kungsvoll ist der Einsatz einer Sichtweitenmessung, die es ermöglicht, sowohl bei der Tages- als auch bei der Nachtkennzeichnung die Nennlichtstärke der Befeuerung bei Sichtweiten über fünf Kilometer auf 30 Prozent und bei Sichtweiten über zehn Kilometer auf zehn Prozent zu re- duzieren. Zudem besteht die Möglichkeit zur Abschirmung der Befeuerung nach unten. Eine

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weitere Möglichkeit kann ggf. die Blockbefeuerung darstellen, bei der nur die äußeren Anlagen in einem Park gekennzeichnet werden. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die aktuellen Vorschriften zur Kennzeichnungspflicht von Windenergieanlagen eine deutliche Verminderung der Störwirkungen ermöglichen, insbesonde- re durch die Option der sichtweitenabhängigen Lichtstärkereduzierung. Darüber hinaus wurde auch mit Einführung des „Feuer W, rot“ und dem Einsatz von LED-Technik zur Tages- und Nachtkennzeichnung eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem im Zeitraum 2000 bis 2003 eingesetzten Xenon-Doppelblitzsystem erreicht. In der novellierten Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthinder- nissen (2015) wird die Möglichkeit eröffnet, bei Windenergieanlagen die Nachtkennzeichnung bedarfsgesteuert zu aktivieren. Die Befeuerung wird demnach nur dann eingeschaltet, wenn sich tatsächlich ein Luftfahrzeug dem Hindernis nähert. Im Rahmen der nachgeordneten Genehmigungsplanung wird sichergestellt, dass Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung von Beeinträchtigungen soweit als möglich und sinnvoll um- gesetzt werden. Dazu gehört auch eine mattierte Farbgebung der Windenergieanlagen, die Lichtreflexionen und Blendwirkungen unterbindet.

Eisabwurf Der Abstand der Windenergieanlagen zu Wohnhäusern im Außenbereich beträgt mindestens 500 m. Es ist sicherzustellen, dass eine Gefährdung durch eventuellen Eisabwurf der Wind- energieanlagen durch eine automatische Abschaltung der betreffenden Anlagen bei möglichem Eisansatz an den Rotorblättern ausgeschlossen wird. Die bestehenden Anlagen genießen Be- standsschutz. Da derzeit für die neuen Windparks oder ein mögliches Repowering weder die genauen neuen Anlagenstandorte und die Anlagentypen noch die neue Anlagenerschließung feststehen, ist die Erstellung eines Eiswurfgutachtens auf Ebene der Flächennutzungsplanän- derung nicht sinnvoll. Ein Eiswurfgutachten wird ggf. im Genehmigungsverfahren erstellt. Auf Genehmigungsebene ist sicherzustellen, dass von den Windenergieanlagen in Bezug auf Eis- abwurf keine Gefährdungen ausgehen.

5.3 Belange der Landwirtschaft

Die Flächen der Änderungsbereiche werden derzeit mit Ausnahme bestehender Windenergie- anlagen und der Wege landwirtschaftlich genutzt. Diese landwirtschaftliche Nutzung soll mit Ausnahme der bestehenden/ geplanten Anlagenstandorte und der Erschließungswege auf dem überwiegenden Teil der Flächen auch weiterhin betrieben werden. Daher werden die Sonder- gebiete neben der Zweckbestimmung "Windenergieanlagen" auch mit der Zweckbestimmung „landwirtschaftliche Nutzungen“ dargestellt. Für die Landwirtschaft ist mit der Realisierung der Windenergieanlagen ein geringer Flächen- verlust verbunden, der für die betroffenen Landwirte geringfügige wirtschaftliche Einbußen be- deuten kann. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass durch die Verpachtung der Flächen an Betreibergesellschaften bzw. die Realisierung von eigenen Windenergieanlagen auf den Flächen ein entsprechender Ausgleich für die Einbußen erfolgt, so dass die Belange der Landwirtschaft durch die Planung insgesamt nicht wesentlich berührt werden.

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In Anbetracht der relativ geringen Flächeninanspruchnahme von Windenergieanlagen sowie der Möglichkeit, die Flächen außerhalb der Anlagenstandorte weiterhin landwirtschaftlich zu nutzen, erkennt die Samtgemeinde keine agrarstrukturellen Wirkungen in bedeutsamer Dimension. In ihrer Gesamtabwägung ist die Samtgemeinde jedoch zu dem Ergebnis gekommen, die Wind- energienutzung und damit ihre energiepolitischen Ziele in den Teilbereichen höher zu gewich- ten, als eine ausschließliche landwirtschaftliche Nutzung der Flächen. Im Zuge der nachfolgenden Planungen wird bei der erstmaligen Realisierung eines Windparks ein Aufstellungskonzept unter weitestmöglicher Inanspruchnahme der bestehenden Wege erar- beitet. Die Zerschneidung landwirtschaftlicher Flächen wird damit weitgehend vermieden. Die für die Windenergieanlagen in Anspruch genommenen Flächen gehen der landwirtschaftli- chen Nutzung nicht für immer verloren. Die Anlagengenehmigungen werden in der Regel mit Rückbauverpflichtungen beauflagt. Im Zuge der Herstellung der Windkraftanlagen werden Leitungen verlegt. Sofern dabei Drai- nagesysteme zerschnitten oder beschädigt werden, sind diese im Einvernehmen mit den jewei- ligen Eigentümern wieder instand zu setzen und/oder entsprechende Entschädigungen zu leis- ten.

5.4 Waldbelange

Waldflächen werden von der Samtgemeinde auf Grund der besonderen Waldfunktionen, auch mit Blick auf mögliche zukünftige Entwicklungen, zur Sicherung und Erhöhung des Waldanteils im Samtgemeindegebiet, aus Gründen des Landschaftsbildes und für die Erholungsnutzung sowie für das Klima und die Lufthygiene als weiche Tabuzonen berücksichtigt. 79 Für größere Waldflächen ab etwa 1,0 ha Größe wird zum vorsorglichen Artenschutz, insbeson- dere für Fledermäuse und Vogelarten, ein zusätzlicher Vorsorgeabstand von 100 m als weiche Tabuzone zu Grunde gelegt. Insofern ist das Vorhaben mit keinem Waldverlust verbunden und erhebliche Beeinträchtigun- gen von Waldfunktionen werden vermieden.

5.5 Gewässer

Im Bereich der geplanten Sondergebiete „SO Wind" befinden sich diverse Gewässer II. Ord- nung im Sinne des § 39 Nds. Wassergesetz (NWG), von denen im Teilbereich 1 der „Aldorfer Bach", im Teilbereich 2 die „Bargeriede" und im Teilbereich 3 die „Tüske" darüber hinaus noch Bestandteil des sog. „EU- relevanten Gewässernetzes" sind, für welche die Entwicklungsziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (Verschlechterungsverbot und Verbesserungsgebot) unmittelbar gelten. Das Gewässernetz wird durch die Planung nur bedingt berührt. Zum einen ist das System durch die Versiegelung von Flächen für Wege und Anlagenstandorte von einem geringfügig höheren Abfluss von Oberflächenwasser betroffen bzw. das Wasser wird auf angrenzenden Flächen versickert. Aufgrund der v.g. Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie ist es zielführend, ggf. erforderlich werdende neue Zuwegungen zu innerhalb der o.g. „SO Wind" vorgesehenen Wind- kraftanlagen (WKA) so in der Örtlichkeit zu trassieren, dass zusätzliche Überfahrten/ Verroh-

79 Siehe Standortkonzept Windenergie.

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rungen in den Gewässerstrecken dieser „EU- relevanten Gewässer" vermieden werden. Für Überfahrten/ Verrohrungen sind im Zuge der nachfolgenden Planungen wasserrechtliche Ge- nehmigungen beim Landkreis Diepholz - Fachdienst Wasserwirtschaft zu beantragen. An den für die Errichtung von Anlagen im und am Gewässer notwendigen wasserrechtlichen Genehmi- gungsverfahren wird der Landkreis Diepholz den Unterhaltungspflichtigen beteiligen. Die kon- kreten Auswirkungen auf das Gewässer können jedoch erst im Zuge der nachfolgenden Pla- nungen auf der Basis eines Aufstellungs- und Erschließungskonzeptes abgeschätzt werden. Im Zuge der nachfolgenden Planungen sind bei der konkreten Festsetzung der Wege und der Anlagenstandorte die erforderlichen Abstände von den Gewässern zu berücksichtigen. Dabei sind neben den gemäß § 38 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) in Verbindung mit § 58 Nieder- sächsisches Wassergesetz (NWG) festgelegten Gewässerrandstreifen auch die satzungsge- mäßen Unterhaltungsstreifen der Gewässer von baulichen Anlagen, die die Qualität bzw. die Unterhaltung des Gewässers beeinträchtigen könnten, freizuhalten. Der satzungsgemäße Unterhaltungsstreifen entlang der Gewässer II. Ordnung beträgt i. d. R. beidseitig 5,00 m. Der UHV Hunte hat in seiner Stellungnahme darauf aufmerksam gemacht, dass in seinem Bereich der Randstreifen bei Gewässern II. Ordnung 10 m beträgt, bei Gewäs- sern III. Ordnung 5 m. Dieser Bereich, gemessen ab der oberen Böschungskante, ist von Bebauung und Bepflanzung jeglicher Art freizuhalten. Gleiches gilt für dauerhafte An- bzw. Auffüllungen in diesem Bereich. Insgesamt sind wesentliche Veränderungen durch die Planung, die zu Beeinträchtigungen der Gewässer führen können, nicht zu erkennen. Da das bestehende Gewässersystem bei Reali- sierung der Planinhalte nur partiell betroffen ist, werden die Belange der Wasserwirtschaft nur unwesentlich berührt.

5.6 Altablagerungen

Nach dem NIBIS-Kartenserver (http://nibis.lbeg.de/cardomap3/?TH=ALT) befinden sich inner- halb der Teilbereiche keine Altablagerungen und Rüstungsaltlasten.

5.7 Umweltbericht, Eingriffsregelung, Belange von Natur und Landschaft

Die Bestandsaufnahme im Rahmen der Flächennutzungsplanung erfolgte auf der Grundlage der Auswertung vorhandener Fachdaten zu Boden, Wasser, Klima, Luft und Landschaft, Tiere und Pflanzen sowie einer Biotoptypenkartierung. Ergänzend wurde gemäß Artenschutzleitfaden zum Windenergieerlass des MU vom 24.02.2016 und in Abstimmung mit der UNB eine ergänzende Übersichtskartierung für Brutvögel durchge- führt. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme werden im Umweltbericht dokumentiert. Durch die Planung werden unter Beachtung geeigneter Vermeidungs- und Minimierungsmaß- nahmen in den dargestellten Sonstigen Sondergebieten mit der Zweckbestimmung Windener- gie, in denen bisher noch keine WEA-Genehmigungen vorliegen, erhebliche Beeinträchtigun- gen von Natur und Landschaft vorbereitet. Es werden folgende eingriffsrelevante Auswirkungen prognostiziert:

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• direkte Inanspruchnahme von Biotopen (Acker und Grünland), • Scheuch- und Vertreibungswirkungen für die Vogelwelt, • Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes. Eine vollständige Vermeidung dieser Eingriffe ist mit den Zielen der Planung nicht vereinbar. Gleichwohl wird mit der vorliegenden Planung eine ungesteuerte Entwicklung der privilegierten Windenergienutzung gemäß § 35 (1) Nr. 5 BauGB vermieden. Die Belange des allgemeinen Natur- und Landschaftsschutzes werden dadurch berücksichtigt, dass eine gezielte räumliche Steuerung und Konzentration der Windenergienutzung stattfindet. Darüber hinaus sind die mit der Windenergienutzung einhergehenden unvermeidbaren Beein- trächtigungen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben zur naturschutzrechtlichen Eingriffsre- gelung durch geeignete Maßnahmen auf nachgeordneter Planungsebene bzw. auf der Ebene der konkreten Genehmigungsebene nach BImSchG zu vermeiden und zu minimieren. Unvermeidbare Beeinträchtigungen sind dann nach den Maßgaben der Eingriffsregelung aus- zugleichen. Weitere Details zum Bestand, zu Vermeidung und Kompensation sind im Umweltbericht doku- mentiert. Die abschließenden Regelungen von Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen er- folgen auf nachgeordneter Planungsebene bzw. bei der konkreten Anlagenplanung. Die Samtgemeinde Barnstorf übernimmt im Rahmen ihrer Abwägung die im Umweltbericht do- kumentierten Umweltbelange und die Belange der Eingriffsregelung.

5.8 Naturschutzrechtliche Schutzgebiete und Schutzobjekte, FFH-Verträglichkeit

Im Rahmen des Standortkonzeptes wurden Natura-2000-Gebiete, Naturschutzgebiete, Land- schaftsschutzgebiete, Naturdenkmale und Geschützte Biotope als Tabuzonen berücksichtigt. Die weitergehende Prüfung auf der Ebene der Flächennutzungsplanung und die Verträglichkeit der Planung gegenüber Natura-2000-Gebieten ist im Umweltbericht unter Punkt 1.2.4 und im Detail in den Flächenprofilen der einzelnen Teilbereiche dokumentiert.

5.9 Spezieller Artenschutz, Ergebnisse der speziellen Artenschutzprüfung (ASP)

Die Anforderungen zum speziellen Artenschutz ergeben sich aus den Vorschriften gemäß § 44 BNatSchG. Die artenschutzrechtlichen Anforderungen werden erst bei der Realisierung von Vorhaben rele- vant. Im Rahmen der Flächennutzungsplanung ist jedoch zu prüfen, ob artenschutzrechtliche Verbotstatbestände der Umsetzung der Planung dauerhaft entgegenstehen können. Die Ergebnisse zur Prüfung der Einhaltung des Artenschutzrechtes sind im Umweltbericht im Abschnitt I – Allgemeiner Teil unter dem Punkt 1.2 Ziele des Umweltschutzes und deren Be- rücksichtigung als gesonderter Punkt zur Berücksichtigung des Artenschutzrechts unter dem Punkt Spezielle Artenschutzprüfung – SAP und im Abschnitt II des Umweltberichtes jeweils in den Einzelflächenprofilen dokumentiert. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, dass Verbote des Ar- tenschutzrechts die „Vollzugsfähigkeit“ der vorliegenden Änderungen des Flächennutzungs- plans nicht in Frage stellen.

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5.10 Landschaftsgebundene Erholungsnutzungen

Im Rahmen des Standortkonzeptes wurden Naturschutzgebiete sowie Waldflächen als Tabukri- terien berücksichtigt. Hierdurch wird auch deren im Regelfall hohe Bedeutung für landschafts- gebundene Erholungsnutzungen gewürdigt und die Auswirkungen minimiert. Jedoch können mit der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Windenergieanlagen zu- gleich nachteilige Auswirkungen auf landschaftsgebundene Erholungsnutzungen (insbesondere Formen der ruhigen Erholung) nicht ausgeschlossen werden. Erholungsschwerpunkte beson- ders herausragender Bedeutung sind im Samtgemeindegebiet von den Darstellungen der vor- liegenden Flächennutzungsplanänderung nicht betroffen. Die im Rahmen der Eingriffsregelung zum Landschaftsbild zu erwartenden Kompensationsleis- tungen können bei Umsetzung geeigneter Maßnahmen indirekt auch der Erholungseignung zu Gute kommen. In der Summe sind an dieser Stelle erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen für die Erho- lungsnutzung nicht erkennbar.

5.11 Belange des von Windenergieanlagen ungestörten Großraumes

Im nordwestlichen Teil des Samtgemeindegebietes von Barnstorf befindet sich ein Landschafts- raum, der von Windenergieanlagen weitgehend ungestört ist. Als Indiz für die Vorbelastungen durch WEA im gesamten Samtgemeindegebiet sind in der fol- genden Abbildung die bisher im Flächennutzungsplan dargestellten Sondergebiete für die Windenergie mit Abstandsradien bis 3.000 m (= 15-fache Anlagenhöhe bei Referenzanlagen von 200 m Höhe) gekennzeichnet, um den durch Windenergieanlagen vorbelasteten Raum hervorzuheben. In diesem Raum ist beispielsweise im Hinblick auf das Landschaftsbild und bei entsprechenden Sichtbeziehungen allgemein von erheblichen Beeinträchtigungen durch Wind- energieanlagen auszugehen. In diesem Sinne sind auch die außerhalb der bisherigen FNP-Darstellung bestehenden WEA- Standorte sowie die Anlagen aus den angrenzenden Kommunen bis in Abständen des 15- fachen der tatsächlichen Anlagenhöhe hervorgehoben.

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Abbildung 14: Durch Windkraftanlagen erheblich beeinträchtigter Raum - Bestand

Aus dieser Erfassung geht hervor, dass bereits im deutlich überwiegenden Raum des Samtge- meindegebietes mit erheblichen Landschaftsbildbeeinträchtigungen zu rechnen ist. Dagegen liegen im nordwestlichen Samtgemeindegebiet zur Zeit etwa 4.200 ha und nordwest- lich anschließend weitere etwa 11.700 ha außerhalb des bereits im Bestand grundsätzlich durch Windenergieanlagen erheblich beeinträchtigten Raumes. Östlich von Drentwede und im östlichen Samtgemeindegebiet an der Grenze zur Samtgemein- de Kirchdorf befinden sich kleinere Flächen außerhalb der Wirkbereiche erheblicher Land- schaftsbildbeeinträchtigungen durch WEA, während sich im Nordwesten ein im Samtgemeinde- gebiet und darüber hinaus einzigartig großer, nicht vorbelasteter und entsprechend ungestörter Raum ergibt. Dies gilt umso mehr im Zusammenhang mit den in den Nachbarkommunen Diepholz, Vechta und Goldenstedt 80 angrenzenden Flächen, die eine überörtliche, regional be- deutsame Störungsarmut erkennen lassen.

80 Hinweis: Goldenstedt hat sich im Rahmen seiner Flächennutzungsplanung gleichfalls gegen Windenergieanlagen in seinem an das Barnstorfer Gebiet angrenzenden ungestörten Großraum entschieden.

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Der Raum soll nach den Abwägungsergebnissen der Samtgemeinde Barnstorf - aus Gründen der natürlichen Eigenart der Landschaft und ihres Erholungswertes und insbe- sondere zum Schutzes des hier großräumig im Samtgemeindegebiet und darüber hinaus einzigartig, von Windkraftanlagen unbeeinträchtigten Großraumes, hier bestehen im Samt- gemeindegebiet etwa 4.200 ha und nordwestlich anschließend weitere etwa 11.700 ha, die außerhalb von bereits im Bestand grundsätzlich durch Windenergieanlagen erheblich beein- trächtigten Raumes liegen. Wertgebend und einmalig für das Samtgemeindegebiet und die Umgebung ist, dass hier, je nach Blickrichtung, bis zu 10 km weite Räume außerhalb von durch Windenergieanlagen erheblich beeinträchtigten Wirkbereichen bestehen.

Abbildung 15: Unbeeinträchtigter Großraum unter Berücksichtigung der Flächen der 60. Flächennutzung s- planänderung

- aus Gründen des Naturschutzes und speziell auf Grund der herausragenden Bedeutung für die Vogelwelt, die sich u.a. aus der großräumigen Störungsarmut begründet, - als Suchraumschwerpunkt für Ausgleichsmaßnahmen zum Wiesenvogel- und Gastvogel- schutz,

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- auf Grund der mit den umgebenden Waldflächen, mit der nördlich anschließenden weiten Moorlandschaft, mit dem von der Vogelwelt geprägten Naturgeschehen und der mit der Un- gestörtheit und Ruhe (auch visuelle Ruhe) gegebenen besonderen Eigenart, Vielfalt und Schönheit/Naturnähe des Landschaftsbildes, - und der damit verbundenen besonderen Eignung für die ruhige landschaftsbezogene Erho- lungsnutzung von Windenergieanlagen freigehalten werden. Bei Verwirklichung von Standorten in Drebber oder Rödenbeck würde dieser bisher vorhandene ungestörte Großraum weitgehend verloren gehen. Für den Standort Drebber gelten bzgl. der Umweltauswirkungen auf den von Windkraftanlagen ungestörten Großraum die gleichen Restriktionen wie für den Standort Rödenbeck, die Standor- te sind insofern gleich zu behandeln.

Abbildung 16: Von Windkraftanlagen ungestörter Großraum - Bestand

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Abbildung 17: Reduzierung des ungestörten Großraumes Beispielanlagen für Drebber

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Abbildung 18: Reduzierung des ungestörten Großraumes . Beispielanlagen für Drebber im Zusa m- menhang mit Rödenbeck

Bei Verwirklichung von Windenergieanlagen in Drebber und Rödenbeck stünde das Samtge- meindegebiet fast vollständig im Wirkbereich erheblicher Beeinträchtigungen durch Windener- gieanlagen. Insofern kommt die Samtgemeinde in der Gesamtabwägung zu dem Ergebnis, auch im Bereich Drebber keine Windenergieanlagen zuzulassen. Die Samtgemeinde Barnstorf erkennt auch keinen Grund, warum sie im Rahmen ihrer Abwä- gung den Belang des Schutzes dieser Gebiete überwinden sollte, wo sie auch ohne die hier in Rede stehende Fläche der Windenergie der Windenergie ausreichend substanziellen Raum zur Verfügung stellt.

5.12 Belange des Denkmalschutzes

Bau- oder Bodendenkmale sind nach Aktenlage von den Sondergebieten nicht betroffen. Bei Denkmalen ist nicht nur das Denkmal selber, sondern gemäß § 8 NDSchG auch der Umge- bungsschutz zu beachten. Hier wurde ein Gebäude in Donstorf aufgrund einer privaten Stel-

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lungnahme explizit betrachtet. Aufgrund des Abstandes von über 500 m bzw. 1 km zwischen denkmalgeschützten Haus und ehemaligen Eignungsgebiet Dörpel-Süd wurden aber keine Restriktionen erwartet. Nach Aufgabe des Standortes Dörpel-Süd liegen nur größere Abstände vor, so dass durch die Darstellungen der Eignungsgebiete keine Beeinträchtigungen von Bau- denkmalen zu erwarten sind. Aus den Teilbereichen 1, 2 und 5 sowie deren näherer Umgebung sind dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege diverse Bodendenkmale sowie Flächen mit archäologischen Funden, welche auf bisher nicht untersuchte Siedlungs- und Bestattungsplätze hinweisen, be- kannt. Mit weiteren Funden und Befunden muss daher gerechnet werden. Aufgrund dessen werden zukünftig sämtliche Erdarbeiten einer denkmalschutzrechtlichen Genehmigung gemäß § 10 NDSchG in Verbindung mit § 13 NDSchG der Unteren Denkmalschutzbehörde bedürfen. Im Teilbereich 1 Aasbruch sind diverse Fundstellen bekannt. Es handelt sich um mehrere, ver- mutlich eingeebnete Grabhügel, Fundstreuungen mit Silices und Keramik von der Jungsteinzeit bis zur Vorrömischen Eisenzeit, prähistorische Siedlungsreste, ferner um eine ehemals mit Wall/Graben eingefasste Befestigung mit der bisher nicht abschließend geklärten Bezeichnung „Römerlager". Im Teilbereich 2 „Schierholz“ befinden sich zwei Fundstreuungen mit prähistorischen Silices und Keramik, einem Acker mit Wölbackerbeeten, direkt benachbart ein eingeebneter Grabhügel mit Oberflächenfunden. Mehrere Fundstellen sind im Teilbereich 5 Düste bekannt. Es handelt sich um einen ehemali- gen Standort eines Großsteingrabes, Urnenbestattungen, eingeebnete Grabhügel, Fundstreu- ungen mit prähistorischer Keramik, Ackerflur mit mittelalterlichen Wölbackerbeeten. Sondagen im Bereich der genehmigten Windenergieanlagen sind bisher ohne Befund.

5.13 Belange des Straßenverkehrs

Die Realisierung der Planung ist auf ein leistungsfähiges Straßennetz angewiesen, da aufgrund des hohen Gewichtes der Transportfahrzeuge (bis zu 100 t) vor allem eine hohe Tragfähigkeit der Wege erforderlich ist. In der Regel kann davon ausgegangen werden, dass das klassifizier- te Straßennetz in einer Gemeinde über ein ausreichendes Tragfähigkeitsvermögen verfügt. In- sofern ist es grundsätzlich von Vorteil, wenn ein Standort in der unmittelbaren Nähe dieser Straßen liegt, da dann der Aufwand für die Zuwegungen minimiert werden kann. Hier sind so- wohl Vorteile für die Betreiber aufgrund der Kostenminimierung zu erwarten, als auch für die Belange von Natur und Landschaft, da ein aufwendiger Straßenbau mit den bekannten negati- ven Folgen weitestgehend unterbleiben kann. Für eine äußere Anbindung des Plangebietes stehen folgende qualifizierte Straßen zur Verfügung: Die Teilbereiche 1 und 2 (Aasbruch und Schierholz) sind bereits überwiegend durch Windener- gieanlagen genutzt. Die Erschließung ist insofern jeweils vorhanden und wird nur kleinteilig zu ergänzen sein. Die Teilbereiche 4 und 6 (Barver und Dickel) sollen zukünftig nicht (mehr) zur Windenergieer- zeugung genutzt werden. Landwirtschaftliche Wege sind vorhanden und können für landwirt- schaftliche Nutzungen in Anspruch genommen werden. Die weitere äußere Erschließung des Standortes von den klassifizierten Straßen bis zum Standort der Anlagen und die innere Erschließung sollten vorrangig unter Einbeziehung der

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vorhandenen landwirtschaftlichen Wege erfolgen, da ein Ausbau von bestehenden Strukturen gegenüber dem Neubau in der Regel Vorteile sowohl aus ökonomischer als auch aus ökologi- scher Sicht bringt. Sofern betreffende Gemeindestraßen mit Anschluss an überörtliche Verkehrsstraßen (Bundes-, Landes- und Kreisstraßen) ausgebaut werden, sind für die Einmündungsbereiche im Zuge der überörtlichen Verkehrsstraßen vor Baubeginn entsprechende Vereinbarungen zwischen der Gemeinde als Baulastträger der Gemeindestraßen und dem Geschäftsbereich Nienburg der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr als Baulastträger der Bundes- und Landesstraßen bzw. dem Landkreis als Baulastträger der Kreisstraßen abzuschließen. Direkte Zufahrten zu den überörtlichen Verkehrsstraßen zur Erschließung von Windenergiean- lagen sind gemäß § 9 des Bundesfernstraßengesetzes (FStrG) bzw. § 24 des Nieders. Stra- ßengesetzes (NStrG) nicht zulässig. Gemäß § 9 FStrG gelten innerhalb bestimmter Entfernun- gen zu Bundesautobahnen und Bundesstraßen Anbauverbote und Anbaubeschränkungen. Bei Landes- und Kreisstraßen ist der § 24 NStrG maßgebend. Die Bauverbots- und Baubeschrän- kungszonen werden jedoch den tatsächlichen Gefährdungsverhältnissen durch Windenergiean- lagen nicht gerecht. Bei ungünstigen klimatischen Bedingungen kann eine Rotorblattvereisung erfolgen, wobei sich auch bei abgeschalteten Anlagen eine Beeinträchtigung der Verkehrssi- cherheit durch sich ablösende Eisstücke ergeben kann. Die bestehenden Windenergieanlagen genießen Bestandsschutz. Derzeit stehen auf Ebene dieser Flächennutzungsplanänderung für die neuen Windparks oder ein mögliches Repowering weder die Anlagenstandorte zukünftiger Anlagen noch die Anzahl neuer Anlagen oder der neue Anlagentyp fest. Von daher ist auf die- ser Planungsebene die Ermittlung konkreter Abstandserfordernisse nicht möglich. Die konkre- ten Abstandserfordernisse werden auf nachgelagerter Planungsebene auf Basis der dann fest- stehenden Anlagenkonstellation ermittelt. Um einen ungehinderten Begegnungsfall für die Transportfahrzeuge zu gewährleisten, sollten an einzelnen Stellen Ausweichbuchten eingerichtet werden. Das Wegesystem wird insbesonde- re während der Bauphase benötigt. In der anschließenden Betriebsphase der Windenergiean- lagen reduziert sich die Inanspruchnahme auf gelegentliche Wartungs- und Unterhaltungsfahr- ten. Daher sollte der Ausbau der Wege, die lediglich für den Bau und Betrieb der Windenergie- anlagen benötigt werden, derart ausgeführt werden, dass eine spätere Begrünung bei Gewähr- leistung der Befahrbarkeit möglich ist. Der Straßenverkehr auf den überörtlichen Verkehrsstraßen darf durch eventuell auftretenden Rotorschattenwurf der Windkraftanlagen nicht beeinträchtigt werden. Bei eventuell doch entste- henden Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs sind die betreffenden Windkraftanlagen so anzupassen oder durch Zusatzgeräte so auszustatten, dass die Anlagen zu vorgegebenen Zei- ten bei Sonnenschein abgeschaltet werden. Es ist sicherzustellen, dass eine Gefährdung des Straßenverkehrs durch eventuellen Eisabwurf der Windenergieanlagen durch eine automati- sche Abschaltung der betreffenden Anlagen bei möglichem Eisansatz an den Rotorblättern ausgeschlossen wird.

5.14 Belange der Eisenbahn

Durch das Samtgemeindegebiet verläuft die Bundeseisenbahnstrecke Osnabrück – Bremen. Die Änderungsbereiche befinden sich in einem Mindestabstand von einigen hundert Metern zu dieser Bahnstrecke.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 77

Auf Flächennutzungsplanebene werden keine konkreten Anlagenstandorte und keine konkreten Anlagenhöhen festgelegt. Insofern können keine konkreten Abstände auf Flächennutzungspla- nebene ermittelt werden. Auf nachgelagerter Ebene wird sichergestellt, dass die Windenergie- anlagen die erforderlichen Abstände zu Bahnstrecken einhalten und keine Gefährdungen von den Windenergieanlagen ausgehen. Die Eisenbahnen sind nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz (AEG) verpflichtet, ihren Be- trieb sicher zu führen, die Eisenbahnstruktur sicher zu bauen und in einem betriebssicheren Zustand zu halten (§ 4 Absatz 3 AEG). Darüber hinaus sind die Anlagen der Eisenbahnen des Bundes (EdB) besonders schutzbedürftig und müssen vor den Gefahren des Eisabwurfs und für den Ausschluss von Störpotentialen, dem sog. Stroboskopeffekt, dringend geschützt werden.

5.15 Belange der Ver- und Entsorgungswirtschaft

5.15.1 Abführung der erzeugten Energie – Einspeisung ins Netz

Die Abführung der durch Windkraftanlagen gewonnenen Energie ist bei konkreten Standortpla- nungen durch den jeweiligen Vorhabenträger zu klären. Dabei sind die Maßnahmen mit dem zuständigen Versorgungsunternehmen abzustimmen. Die erzeugte Energie sollte bei Netzver- stärkungsmaßnahmen durch Erdkabel abgeführt werden. Auf Freileitungen sollte grundsätzlich verzichtet werden, um Beeinträchtigungen für das Landschaftsbild durch zusätzliche Leitungs- trassen zu vermeiden und damit Eingriffe zu minimieren.

5.15.2 Ver- und Entsorgungseinrichtungen der geplanten Nutzungen

Wasserversorgung Eine Versorgung von Windenergieanlagen mit Wasser ist nicht erforderlich. Schmutzwasserentsorgung Durch den Betrieb von Windenergieanlagen fällt kein Schmutz- wasser an, das vor Ort entsorgt werden muss. Abfall Durch den Betrieb von Windenergieanlagen fallen keine Abfälle an, die vor Ort entsorgt werden müssen. Elektrizität Die Versorgung der geplanten Windenergieanlagen mit Elektri- zität kann durch das für die Abführung des erzeugten Stromes zu installierende Leitungsnetz erfolgen. Gas Ein Erfordernis zur Gasversorgung ist derzeit nicht zu erken- nen. Ein Ausbau des Versorgungsnetzes ist daher nicht erfor- derlich. Kommunikation Der Umfang, der für den Betrieb von Windenergieanlagen er- forderlichen Telekommunikationseinrichtungen, wird im Zuge der nachfolgenden Realisierungsplanung zwischen dem Vorha- benträger und dem Versorgungsunternehmen abgestimmt.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 78

Kennzeichnung Kennzeichnungsmaßnahmen sind bei Anlagenhöhen bis zu 100 m über Grund nicht erforderlich. Luftfahrthindernisse mit Bauhöhen von mehr als 100 Meter über Grund sind - sofern geprüft und für zulässig befunden - gem. der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Änderung der All- gemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luft- fahrthindernissen vom 26.08.2015 kennzeichnungspflichtig. Hierzu ist auch die Beteiligung der zivilen Luftfahrtbehörden des Landes Niedersachsen (Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Oldenburg, Luft- fahrtbehörde, Kaiserstraße 27, 26122 Oldenburg) erforderlich. Die Anlagen sind als Luftfahrthindernisse mit konkreten Bauhö- hen und Standortangaben in den militärischen Tiefflugkarten zu veröffentlichen. Bei Bauhöhen von unter 100 Meter über Grund ist nach Einzelvorlage über eine mögliche Kennzeichnung (gem. AVV) zu entscheiden. Brandschutz Im Zuge der Erschließungsplanung muss gewährleistet werden, dass sämtliche Anlagen durch die örtliche Feuerwehr auf aus- reichend dimensionierten und tragfähigen Wegen zu erreichen sind. Zudem sollen alle Windenergieanlagen einen Potential- ausgleich gegen Blitzeinschlag erhalten. Leitungen In den Teilbereichen oder im Umfeld davon befinden sich teil- weise Hauptversorgungsleitungen. Die Abstände, die dazu ein- zuhalten sind, variieren. Ggf. ist auch ein Unterschreiten eines Regelabstandes möglich, wenn seitens der Betreiber z. B. durch technische Sicherungsmaßnahmen nachgewiesen wer- den kann, dass die Infrastruktureinrichtung nicht gefährdet wird.

5.16 Militärische Belange

Windenergieanlagen können grundsätzlich militärische Interessen, z.B. militärische Richt- funkstrecken oder den militärischen Luftverkehr berühren und beeinträchtigen. Aufgrund der Vielzahl der bereits vorhandenen und genehmigten Windenergieanlagen sind die Errichtung und der Betrieb neuer Anlangen jedes Mal eine Einzelfallentscheidung. Ob eine tatsächliche Beeinträchtigung militärischer Interessen - hier Richtfunkstrecken, militärischer Flugbetrieb und Luftverteidigungsradar - vorliegt, kann häufig erst bei Vorlage konkreter Daten, wie Anzahl der Anlagen, Anlagentyp, Nabenhöhe, Rotordurchmesser, Gesamthöhe, Standortkoordinaten beur- teilt werden. Sollten im Laufe des hier vorliegenden Bauleitplanverfahrens Restriktionen aus militärischer Sicht vorgebracht werden, können diese im Weiteren in die Planung eingestellt werden.

Laut dem Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr werden bei folgenden Flächen militärische Belange berührt:

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• TB 1 Aasbruch: nördlicher Teil - keine Belange, da freie Fläche, südlicher Teil wird nach §14 LuftVG behandelt • TB 2 Schierholz: wird nach §14 LuftVG behandelt • TB 4 Barver: wird nach §14 LuftVG behandelt • TB 5 Düste: im Lärmschutzbereich des Standortübungsplatzes Diepholz, am Rande des Hubschraubernachttiefflugkorridors • TB 6 Dickel: freie Fläche

Der Teilbereich Düste liegt am Rande von einer Hubschraubertiefflugstrecke. Das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr verweist darauf, dass grundsätzlich in dem Bereich die Errichtung von Windenergieanlagen möglich ist, zumal sich dort auch schon Anlagen befinden. In welchem Umfange die Belange der Bundeswehr berührt werden, kann das Bundesamt erst feststellen, wenn ihm die entsprechenden Daten über die Anzahl, den Typus, die Nabenhöhe, den Rotordurchmesser, die Höhe über Grund, die Höhe über NN und die genauen Koordinaten von Luftfahrthindernissen vorliegen. Dies betrifft jedoch nicht die hier vorliegende Ebene der Flächennutzungsplanung Die Eignung der Fläche in Düste ist insofern nicht prinzipiell infrage gestellt, allerdings liegen hier aus militärischer Sicht Restriktionen vor, die im Vorfeld zum nachgeordneten Genehmi- gungsverfahren einen gesonderten Abstimmungsbedarf nach sich ziehen. Es ist davon auszu- gehen, dass auch nach Wegfall eines derzeit nicht abgrenzbaren Teils des Sondergebietes ein ausreichender Flächenanteil verbleibt, um einen Windpark zu errichten. Die Samtgemeinde Barnstorf geht bzgl. der Flächendarstellung Düste auch davon aus, dass eine Umsetzung weiterer Windenergieanlagen schon bei einem geringfügigen Verschieben ei- nes fiktiv geplanten Standortes möglich ist, um den Belang der Hubschrauberkorridors Rech- nung zu tragen. Abschließend ist bei Kenntnis von konkreten Daten, wie Anzahl der Anlagen, Anlagentyp, Nabenhöhe, Rotordurchmesser, Gesamthöhe, Standortkoordinaten beurteilbar, Die Samtgemeinde Barnstorf leitet ihre Sichtweise auch aus dem Urteil des OVG Lüneburg vom 23.06.2012, Az, KN 64/14, ab. Demzufolge ergibt sich „Aus dem Wesen der vorbereitenden Bauleitplanung (…), dass nicht jeder Quadratmeter eines dargestellten Sondergebietes für Windenergieanlagen nach dem Maßstab einer fiktiven Vorhabenzulassung als Standort für die Errichtung einer solchen Anlage zur Verfügung stehen muss. Es stellt die Rechtmäßigkeit eines solchen Sondergebietes daher nicht in Frage, wenn in ihm oder dem Luftraum über ihm andere Nutzungen stattfinden, auf die in späteren Genehmigungsverfahren dergestalt Rücksicht ge- nommen werden muss, dass dies zum Verlust einzelner, sonst denkbarer Anlagenstandort führt“ Allerdings führen diese Aussagen nicht soweit, dass im Großteil des Sondergebietes nur noch eine vage Aussicht auf Vorhabenzulassung besteht. Weiter das OVG Lüneburg vom 23.06.2016: „Größere zusammenhängende Flächen, für die von vornherein feststeht, dass eine nach § 14 Abs. 1 LuftVG erforderliche Zustimmung für An- lagen der Referenzgröße regelmäßig verweigert wird, sind folglich als Teil eines Sondergebie- tes für Windenergieanlagen ungeeignet“.

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Dies ist hier nicht der Fall, in dem Sondergebiet sind bereits 6 Anlagen genehmigt.81 Zudem verfügt offensichtlich der Tiefflugkorridor über Anpassungsmöglichkeiten und der 1,5 km breite Korridor beidseitig der nicht veröffentlichten Linie muss nicht zwangsläufig in seiner ge- samten Breite nutzbar sein. Insofern ist es auch nicht möglich, innerhalb des Eignungsgebietes Bereiche typisierend den Umgriff gerade der Flächen zu bestimmen, in denen sich die Proble- matik der Tiefflugstrecke mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Hindernis für die Zulassung konkreter Vorhaben verdichten würde. Angesichts dieser Rahmenbedingungen verbleibt die Samtgemeinde Barnstorf bei ihrer Ansicht, dass sich in diesem Teilbereich eine nicht unerhebliche Anzahl von Windrädern verwirklichen lassen.

81 Siehe Abbildung 7: Auszug aus Karte 7 des Standortkonzeptes, Windenergie, Detail Düste, grün gekennzeichnete Anlagen

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 81

5.17 Planfestgestellte 380 kV-Leitung Ganderkesee – St. Hülfe

Durch das Samtgemeindegebiet von Barnstorf verläuft die planfestgesellte Trasse der 380 kV- Leitung Ganderkesee – Sankt Hülfe. Der Verlauf ist wie folgt:

Abbildung 19: Verlauf der 380 kV-Leitung Ganderkesee – Sankt Hülfe

Der Änderungsbereich der hier vorliegenden FNP-Änderung ist davon nicht betroffen. Dennoch weist die Tennet diesbezüglich auf Folgendes hin: Nach DIN EN 50341-2-4 (VDE 0201-2): 2015-05 (Entwurf) wären zwischen dem äußersten ru- henden Leiter der Freileitung und der Turmachse der Windenergieanlage mindestens folgende Abstände einzuhalten: aWEA = 0,5 x DWEA + aRaum + aLTG Dabei ist: • aWEA der waagerechte Abstand zwischen dem äußersten ruhendem Leiter der Freileitung und Turmachse der Windenergieanlage

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 82

• DWEA der Durchmesser des Rotors der Windenergieanlage, • aLTG der waagerechte spannungsabhängige Mindestabstand (> 110-kV = 30 rn) und • aRaum der Arbeitsraum für Montagekrane für Errichtung und betriebsbedingte Arbeiten an der Windenergieanlage (liegen für den Arbeitsraum aRaum keine Angaben vor, kann ein Wert von 25 m angenommen werden). Ist der Abstand zwischen der Freileitung und der Windenergieanlage kleiner als 3 x Rotor- durchmesser, ist zu prüfen, ob die Seile der Freileitung in der Nachlaufströmung der Windener- gieanlage liegen. Wenn sichergestellt ist, dass die Freileitung unterhalb der Nachlaufströmung der Windenergie- anlage liegt und der Mindestabstand zwischen der Rotorblattspitze in ungünstigster Stellung und dem äußeren ruhenden Leiter > 1x Rotordurchmesser beträgt, könnte auf die schwin- gungsdämpfenden Maßnahmen verzichtet werden . Im Rahmen der vorliegenden Planung wird als harte Tabuzone 15 m und der spannungsabhän- gige Mindestabstand von 30 m wird als weiche Tabuzone gewertet. Der Arbeitsraum für die Leitung kann nach außerhalb gelegt werden, so dass 30 m als weiche Tabuzone gewertet wer- den. Im Detail können die tatsächlich erforderlichen darüber hinausgehenden Abstände auf nachgeordneter Planungsebene in Abstimmung mit dem Leitungsträger ermittelt werden. Es ist davon auszugehen, dass für den Bereich der Erdverkabelung im Norden des Samtge- meindegebietes geringere Schutzabstände zu der Leitungstrasse als im Bereich der Freileitun- gen zu berücksichtigen sind. Für die Ergebnisse der hier vorliegenden Planung ist dies jedoch nicht relevant.

5.18 Sonstige Leitungsbelange Strom und Gas, Erdölbohrungen, Sauergasstation, Richtfunktrassen

Die geplanten Sonstigen Sondergebiete für Windenergie (und Landwirtschaft) sind von unter- schiedlichen Infrastruktureinrichtungen wie Strom- und Gasleitungen, Erdölbohrungen, einer Sauergasstation und Richtfunkverbindungen betroffen. Zu den Einrichtungen wurden seitens der Versorgungsunternehmen unterschiedlich große Abstandsanforderungen gestellt. Die Samtgemeinde Barnstorf geht wie folgt mit den Belangen um: Die Hauptversorgungleitungen Strom und Gas sowie die Sauergasstation sind innerhalb der geplanten Sonstigen Sondergebiete dargestellt, sie dürfen nicht überbaut werden. Sie stellen als Trasse bzw. als Fläche der Sauergasstation eine harte Tabuzone dar. Aus plangraphischen Gründen (maßstabsbedingt) werden die Linien der Trasse bzw. die sehr kleine Fläche der Sauergasstation nicht aus der Darstellung der Teilbereiche entlassen. Abstände zu diesen Infrastruktureinrichtungen werden im Rahmen der nachfolgenden Planung (Anlagenplanung, Antrag auf Genehmigung nach BImSchG) zu beachten sein, sie betreffen nicht die Ebene der Flächennutzungsplanung. In der Praxis haben mehrfach Anlagenbetreiber in Abstimmung mit den Versorgungsunternehmen Schutzmaßnahmen ergriffen, die ein Unter- schreiten von pauschalen Abstandsforderungen ermöglichten. Insofern stehen die Trassen der jeweiligen Leitung / Infrastruktureinrichtung für die Windenergienutzung nicht zur Verfügung, ein pauschaler Schutzabstand (wie z. B. Kipphöhe der Anlage) wäre jedoch aus o. g. Gründen nicht sachgerecht und wird deshalb hier nicht vorgesehen.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 83

Richtfunktrassen sind im Konzept und innerhalb der Flächennutzungsplanänderung nicht be- rücksichtigt worden. Anzahl und Lage dieser Strecken befinden sich in einem stetigen Wandel. Insofern handelt es sich nur um eine Momentaufnahme und es wird auf eine Übernahme in den Flächennutzungsplan verzichtet. Die Berücksichtigung der Belange der Richtfunkbetreiber er- folgt auf der nachgeordneten Antragebene im Rahmen einer Abstimmung zwischen Investoren für Windenergieanlagen und dem jeweiligen Richtfunkstreckenbetreiber. Weiterhin befinden sich Stromtrassen bzw. Freileitungen ab 110 kV im Umfeld der geplanten Sonstigen Sondergebiete für Windenergie (und Landwirtschaft). Hier ist entsprechend der Vor- gaben aus dem RROP (Ziele der Raumordnung) ein Abstand in Größe der Leitungstrasse + 110 m zum äußeren Leitungsträger (1xRotordurchmesser) schon auf Ebene des Standortkon- zeptes freigehalten worden . Abschließend sind auch hier darüber hinausgehende einzuhalten- den Abstände von Windenergieanlagen zu den Bestehenden und der geplanten 380 kV- Freileitung (s. a. Pkt. 5.16 der Begründung) auf der Ebene der Anlagenplanung mit den jeweili- gen Leitungsträgern abzustimmen.

5.19 Private Belange – Bestandsschutz von Windenergieanlagen / Repowering

Windenergieanlagen auf nicht mehr als Eignungsgebiete dargestellten Standorten genießen prinzipiell Bestandsschutz. Damit wird in Teilbereichen allerdings die Möglichkeit des Repowerings oder der Wiedererrichtung einer Anlage im Havariefall eingeschränkt. Es wird je- doch davon ausgegangen, dass im Falle eines Repowerings für die Mehrzahl der betroffenen Anlagen kleinere Verschiebungen der Anlagenstandorte ausreichen, um innerhalb der Sonder- gebietsabgrenzungen zu bleiben. Außerdem werden zusätzliche Flächen für die Windenergie bereitgestellt. Soweit in Einzelfällen Einzelanlagen nicht bestätigt werden und die privaten Belange auch ein geringfügiges Einrücken nicht zulassen, werden die Belange der im Einzelfall betroffenen Windanlagenbetreiber, die neben dem Bestandsschutz auch im Repowering zu sehen sind, gegenüber der einheitlichen Anwendung der Tabuzonen zu Wohnnutzungen zurückgestellt. Hier misst die Samtgemeinde dem Schutzgut Mensch und der flächendeckend einheitlichen Anwendung der Tabuzonen ein höheres Gewicht zu als dem privaten Interesse am Repowering einer bestehenden WEA, zumal sich unter der Prämisse der Gleichbehandlung des Vorsor- geanspruches der Wohnbevölkerung eine unterschiedliche Wertung bzw. eine Unterschreitung der Tabuzone gegenüber einer bestehenden WEA nicht begründen lässt. Die Samtgemeinde Barnstorf wertet die einheitliche Anwendung dieser Vorsorgekriterien höher als die Möglichkeit, sämtliche WEA innerhalb der bestehenden Sondergebietsabgrenzungen der 52. FNP-Änderung repowern zu können. Das private Interesse am Repowering rechtfertigt ein Außerkraftsetzen der zugrunde gelegten Tabuzonen nicht. Dabei ist auch zu berücksichti- gen, dass für die betroffenen Flächen keine Bebauungspläne vorliegen und dass in der Samt- gemeinde genügend andere Flächen für die Windenergienutzung planungsrechtlich vorbereitet werden. Darüber hinaus besteht grundsätzlich kein Rechtsanspruch auf Beibehaltung einer be- stimmten Planaussage. Einen Anspruch auf dauerhaften Erhalt des planungsrechtlichen Rah- mens, in dem sich ein Vorhaben befindet, kennt das Bauplanungsrecht nicht. Die Vorschriften über die Aufstellung und die Änderung von Bauleitplänen haben gerade den Zweck, der Kom- mune die Handhabe dafür zu geben, den planungsrechtlichen Rahmen an die jeweiligen Erfor- dernisse anzupassen. Die in den Bereichen befindlichen Anlagen genießen Bestandsschutz.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 84

Sie zählen zur jüngeren Anlagengeneration (E 82) und entsprechen dem Stand der Technik, so dass in der mittelfristig überschaubaren Perspektive 82 ein Repowering der Anlagen nicht ab- sehbar ist. Abweichungen von diesem Grundsatz der Planungsüberlegungen werden nur für Sonderfallsi- tuationen zugelassen, in denen ein geringfügiges Abweichen von dem Restriktionskriterium 3 km-Abstand von Windparks untereinander die Möglichkeit der weiteren Nutzung einer WEA zulässt und dieses geringfügige Unterschreiten auch in der Örtlichkeit so gut wie nicht wahr- nehmbar ist. Die Frage, ob eine Änderung oder Aufhebung der bisher zulässigen Nutzung eine analoge An- wendung des § 39 BauGB „Vertrauensschaden“ rechtfertigt, ist höchstrichterlich nicht geklärt. Die Samtgemeinde geht davon aus, dass die Darstellungen eines Flächennutzungsplans keine die Analogie rechtfertigende Vertrauensgrundlage bildet, weil § 35 Abs. 3 BauGB anwendbar bleibt. Die Samtgemeinde Barnstorf berücksichtigt in ihren Überlegungen auch, dass im Havariefall einer Bestandsanlage diese ggf. nicht an demselben Standort wieder errichtet werden kann, sollte sie nicht mehr in einem Eignungsgebiet liegen. Die Samtgemeinde gewichtet hier die möglichst einheitliche Umsetzung ihres Konzeptes zur Steuerung der Windenergie höher als das private Interesse eines Einzelnen zur Wiedererrichtung einer Windenergieanlage. Abwei- chungen hiervon zugunsten der Interessen Privater nimmt sie nur dort vor, wo die Abweichun- gen sehr geringfügig sind, weiche Tabuzonen betreffen und in der Wahrnehmung nicht zu er- kennen sind (drei Anlagen in Düste, eine in Aasbruch).

5.20 Substanzieller Raum für die Windenergie

Nachfolgend wird analysiert, ob die nach den weiteren Abwägungsergebnissen dargestellten Sonstigen Sondergebiete für die Windenergie der Windenergienutzung substanziellen Raum geben. Als Indikatoren und Vergleichsmaßstäbe werden herangezogen. - Nach harten Tabuzonen verbleibende Fläche - Gemeindefläche - Regionalisierter Ansatz in Orientierung an den Windenergieerlass MU - Vergleichsmaßstab Nennleistung - Anzahl der Anlagen im Vergleich der Kommunen des Landkreises Ergänzend wird hier eingestellt, dass für die Samtgemeinde Barnstorf bzw. für den Landkreis Diepholz der atypische Fall vorliegt, dass kein gültiges Rauordnungsprogramm vorliegt und so- mit keine Ziele der Raumordnung bestehen, die die Wirkung harter Tabuzonen entfallen könn- ten. Da keine Flächen als harte Tabuzonen nach den Zielen der Raumordnung als Standorte für die Windenergie entfallen, bleibt der Flächenanteil der nach den harten Tabuzonen verbleiben- den Flächen vergleichsweise hoch. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass hier bereits bei der flächendeckenden Betrachtung des Standortkonzeptes Windenergie die Tabuzonen gegenüber dem bisherigen allgemeinen Stand der Planungstechnik von der Flächennutzungsplanebene bis auf die Bebauungsplanebene her- untergebrochen und entsprechend geschärft wurden.

82 bis etwa 15 Jahre

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 85

Z.B. werden im Hinblick auf die aus der Bauleitplanung resultierenden Tabuzonen gegenüber Wohnnutzungen nicht mehr allein die FNP-Darstellung ausgewertet wird, sondern es wird wei- tergehend in die Detailschärfe der Bebauungspläne eingestiegen. Als Ausgangslinie für die Ermittlung der harten Tabuzone wird hier die im Bebauungsplan fest- gesetzte überbaubare Fläche zu Grunde gelegt, und davon ausgehend eine Abstandslinie von 350 m als harte Tabuzone gewertet, während ansonsten i.d.R. von der gröberen Bauflächen- darstellung des Flächennutzungsplanes ausgegangen und von hier aus ein Abstand von 400m als harte Tabuzone zu Grunde gelegt wird. Dadurch verkleinert sich die Flächenangabe für die nach den harten Tabuzonen verbleibende Fläche deutlich und der Prozentanteil der für die Windenergie dargestellten Fläche fällt entsprechend deutlich höher aus.

Rechtliche Grundlagen Die Beantwortung der Frage, ob der Windenergienutzung in substanzieller Weise Raum gege- ben wird, setzt die Bildung eines Vergleichsmaßstabes voraus, zu dem der Umfang der ermög- lichten Windenergienutzung in eine Beziehung gesetzt wird. Die Instanzgerichte verfahren hier unterschiedlich. Das Bundesverwaltungsgericht lehnt ein absolutes Mindestmaß ab und erlaubt auch den Instanzgerichten nicht, ein solches festzulegen (Gatz Randnr. 93). 83 Der 6. Senat des VGH Kassel 84 hat verschiedene Parameter (Größe der Konzentrationsfläche im Vergleich zur Gemeindegebietsgröße, zur Größe der im maßgeblichen Regionalplan vorge- sehenen Mindestgröße für Konzentrationsfläche und zur Größe der für die Nutzung reservierten Flächen in den Nachbargemeinden, Anzahl und Energiemenge der Windenergieanlagen) ge- würdigt. Im Ergebnis hat er bei knapp 1 % des Gemeindegebietes angenommen, dass der Windenergienutzung substanziell Raum verschafft wird. Der VGH Mannheim und das VG Hannover haben das Verhältnis der Größe der Konzentrati- onsfläche zu der Größe der Potenzialflächen, nach Abzug der harten Tabuzonen als besonders aussagekräftiges Kriterium angesehen. Der VGH Mannheim hat 0,45 % mit Bezug auf die har- ten Tabuzonen, das VG Hannover 1,4 % mit Bezug auf die harten Tabuzonen als starke Indiz- wirkung gesehen, dass der Windenergienutzung nicht substanziell Raum gegeben werde. 85 Nachstehend werden unterschiedliche Vergleichsmaßstäbe herangeführt.

Berechnungen der Samtgemeinde Barnstorf

Vergleichsmaßstab: Nach harten Tabuzonen verbleibende Fläche Auf Ebene des Standortkonzeptes ergeben sich nach Abzug der harten Tabuzonen ca. 6.412,15 ha 86 . Die dargestellten 269,40 ha Sonstige Sondergebiete mit der Zweckbestimmung "Windenergie- anlagen“ entsprechen einem Anteil von 4,20 %.

83 Stephan Gatz: Windenergieanlagen in der Verwaltungs- und Gerichtspraxis; 2. Auflage Juni 2013 84 Urteil vom 17. Juni 2009 – 6 A 630/08 85 VG Hannover, Urteil vom 24.11.2011 – 4 A 4927/09 und VGH Hannover, Urteil vom 09.10.2012 – 8 S 1370/11 86 Geringfügige Reduzierung der nach den harten Tabuzonen verbleibenden Flächen gegenüber der Planfassung Erneuter Entwurf vom Mai 2018 um 3,32 ha durch Einarbeitung der neu genehmigten Betriebsleiterwohnung im Bereich Aasbruch und durch weitere rechtskräftig gewordene Bebauungspläne

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 86

Selbst für den Fall, dass die Samtgemeinde hier „zu Unrecht“ die Landschaftsschutzgebiete und Biotope als harte Tabuzonen bewertet hat, würde mit einem Anteil von 3,252% der Windkraft- nutzung noch genügend Raum gegeben werden. Damit stellt die Samtgemeinde deutlich mehr Fläche dar, als der VGH Mannheim und das VG Hannover als nicht ausreichend gerügt hatten (0,45 % und 1,4 %). Bei der Bewertung der Raumsubstanz für die Windenergie ist die spezielle Siedlungsstruktur in der Samtgemeinde Barnstorf mit den zahlreichen Einzelwohnanlagen im Außenbereich zu be- rücksichtigen, die schon die größten Flächenanteile des Samtgemeindegebietes als Tabuzonen gegenüber der Windenergie beanspruchen. Weiterhin sind die durch die großen Moorgebiete begründeten Ansprüche des Landschafts- schutzes und des Naturschutzes und dabei insbesondere des Vogelschutzes, für die Möglich- keit zur Bereitstellung von Flächen für die Windenergie und zur Bewertung der Raumsubstanz bedeutsam (s.o.). Beispiel Rastvogelgebiete (national/international): Hier ist von Belang, dass die Diepholzer Moorniederung, neben dem Dümmer, das zweite Feuchtgebiet internationaler Bedeutung ge- mäß Ramsar-Konvention vom 02.02.1971 ist. Das Ramsar-Gebiet geht auch über die Flächen der geschützten Bereiche des EU-Vogelschutzgebietes Hunteniederung hinaus. Dies betrifft auf dem Samtgemeindegebiet z.B. die Flächen westlich des NSG Freistätter Moor 87 Insofern hat die Samtgemeinde eine hohe Verantwortung für die Wahrung der besonderen Ge- bietsqualität. Abwägend wurde berücksichtigt, dass Ramsar-Gebiete bei der Auswahl der Vo- gelschutzgebiete nach Art. 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie besonders zu berücksichtigen sind. Ferner hat das BVerwG im Verfahren „Hochspannungsfreileitung Ganderkesee-St. Hülfe“ die Möglichkeit des Bestehens „faktischer Vogelschutzgebiete“ außerhalb des Trassenkorridors nicht ausgeschlossen (BVerwG, Urt. v. 6.4.2017, 4 A 16.16, Rn. 19, 52). Auch daran lässt sich das besondere Gewicht des „weichen“ Kriteriums „Rastvogelgebiet“ verdeutlichen, wenn darauf abgestellt wird, dass gerade bei national und international bedeutsamen Rastgebieten am ehes- ten davon ausgegangen werden kann, dass gerade diese Räume ganz oder teilweise über die Qualität eines „faktischen Gebietes“ verfügen können und der Abwägung daher womöglich so- gar entzogen sind. Außerdem ist hier die besondere Situation zu berücksichtigen, dass in atypischer Weise derzeit keine harten Tabuzonen der Raumordnung vorliegen. Auch ist bei dem Vergleichsmaßstab der harten Tabuzonen zu beachten, dass mit der fortlau- fenden Rechtsprechung der letzten Jahre, die Kriterien für harte Tabuzonen deutlich reduziert wurden.

Vergleichsmaßstab: Gemeindefläche 88 Bezogen auf die Samtgemeindefläche von ca. 20.600 ha beträgt der Anteil der als Sonderge- biet für die Windenenergie dargestellten Fläche 1,308 %89 .

87 vgl.: IBA-Gebiet (Important Bird Area) Mittleres Wietingsmoor 88 Auch wenn dieser Maßstab ggf. ungeeignet ist (Je besiedelter ein Gemeindegebiet ist, desto geringer ist die Möglichkeit zur Ausweisung von Konzentrationszonen) wird er hier dennoch der Vollständigkeit halber und für Vergleichsmöglichkeiten mit ähnlich bevölkerten Gemeinden dokumentiert. 89 vormals, in der erneuten Entwurfsfassung 1,315 %

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 87

Aufgrund der Vergleichsmaßstäbe geht die Samtgemeinde davon aus, dass sie mit den ge- troffenen Darstellungen der Windenergienutzung substanziellen Raum gibt. Damit stellt die Samtgemeinde mehr Flächen dar, als der 6. Senat des VGH Kassel als ausreichend erachtet hatte (1 %).

Vergleichsmaßstab: Regionalisierter Ansatz in Orientierung an den Windenergieerlass MU Das Land Niedersachsen geht beim Ausbauziel von 20 Gigawatt bis 2050 davon aus, dass lan- desweit 4.000 – 5.000 Windenergieanlagen errichtet sein müssen, für die ein Flächenbedarf von rund 1,4 % der Landesfläche besteht. Gemäß DEWI 2015: DEWI-Magazin Ausgabe 47 -8/2015, S. 102 bis 108 wurde diese Zahl anhand von Konzentrationszonen ermittelt, in denen sich lediglich der Turm der WEA innnerhalb der ausgewiesenen Flächen befinden musste und die Rotorblätter die Abgrenzungen auch überstreifen dürfen. Da bei der Planung der Samtgemeinde die Rotorblätter innerhalb der Gebietsabgrenzungen verbleiben, müsste ein um 20 Prozent höherer Wert als Vergleich herangezogen werden. Außerdem sind maximal theoretisch ca. 19,1 % der Landesfläche, nach Abzug der harten Tabuzonen und der FFH-Gebiete sowie der waldbelegten Flächen, für die Windkraftnutzung potentiell verfügbar. Das heißt, dass rund 7,35 % 90 + 20 % = 8,82 % der Potenzialflächen für die Windenergienutzung zur Verfügung gestellt werden müssen. Bezogen auf die Gesamtfläche ergeben sich dadurch unterschiedliche Zielgrößen für die Land- kreise. Für den Landkreis Diepholz wird eine Potenzialfläche von 31.610 ha + 20 % bzw. 6.322.ha = 37.932 ha angegeben. Beim Ansetzen des 7,35 % Ziels bleiben so ca. 2.323,4 ha 91 bzw. 120 % = 2.788,08 ha übrig, was 1,17 % + 20 % = 1,404 % der Gesamtfläche des Landkreises entspricht. Bei Übertragung auf das Gemeindegebiet ergibt sich als Zielgröße für das Samtgemeindegebiet 289,22 ha (= 1,404 % von 20.600 ha). Mit der für die Windenergie dargestellten Fläche von 269,4 ha (bzw. 1,308 %) wird dieser Zielwert geringfügig unterschritten. Ausgehend von der im MU-Erlass definierten Potenzialfläche (Nach harter Tabuzone und Waldfläche und FFH-Fläche verbleibende Fläche = ca. 6.107 ha) entsprechen die dargestellten 269,4 ha einem Anteil von 4,411 %. Bei hilfsweiser Bewertung sämtlicher LSG als weiche Tabuzone läge dieser Wert bei ca. 3,8 %.

Vergleichsmaßstab Nennleistung Als weiteres Kriterium im Rahmen der Überprüfung der substanziellen Raumverschaffung wird die Nennleistung herangezogen. Innerhalb der bisher dargestellten Flächen der 52 Flächennutzungsplanänderung stehen Be- standsanlagen mit einer Leistung von 68,85 MW und es wurde ein Flächenpotenzial für die Er- richtung von überschlägig ermittelt zusätzlich etwa 5 WEA (1 x Aasbruch, 4 x Düste) bereitge- stellt. Dadurch wird bei einer angenommenen durchschnittlichen Nennleistung von 3,5 MW/WEA eine zusätzliche Nennleistung von insgesamt 17,5 MW begründet (insgesamt 86,35 MW).

90 gemäß Windenergieerlass bei der Abwägung zu berücksichtigendes 7,35 % Ziel 91 Angaben aus Windenergieerlass

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 88

Innerhalb der nunmehr geplanten 60. Flächennutzungsplanänderung stehen Bestandsanlagen mit einer Leistung von 58,35 MW und es wird ein Flächenpotenzial für die Errichtung von über- schlägig ermittelt zusätzlich etwa 11 WEA (6 x Aasbruch, 1x Schierholz, 4 x Düste) bereitge- stellt. Dadurch wird eine zusätzliche Nennleistung von 11 x 3,5 MW = 38,5 MW begründet (ins- gesamt 96,85 MW). Vergleichsmaßstab: Anzahl der Anlagen im Vergleich der Kommunen des Landkreises Diepholz Auch in Bezug auf die Anzahl der bestehenden Anlagen pro Kommune im Landkreis Diepholz steht die Samtgemeinde Barnstorf gut da, gem. einer Auflistung des Diepholzer Kreisblattes vom 22.05.2018. Demzufolge liegt bei den 15 Städten, Gemeinden und Samtgemeinden die Samtgemeinde Barnstorf mit 45 Windenergieanlagen an 3. Stelle nach der Samtgemeinde Schwaförden und der Stadt Bassum. Auch wenn zu berücksichtigen ist, dass die Kommunen über unterschiedliche Flächengrößen verfügen und eine unterschiedliche Bevölkerungsdichte aufweisen, so wird dieses „Ranking“ dennoch als zusätzliches Indiz für die Ausweisung von ausreichenden substanziellen Raum gewertet.

Fazit:

Die verschiedenen Bewertungsindikatoren lassen unter Beachtung der speziellen Situation des Samtgemeindegebietes erkennen, dass die Samtgemeinde Barnstorf für die Windenergie aus- reichend substanziellen Raum zur Verfügung stellt.

6. ERGEBNISSE DER BETEILIGUNGSVERFAHREN

6.1 Ergebnisse der Beteiligungsverfahren

Gemäß § 3 (1) und (2) BauGB sowie § 4 (1) und (2) BauGB wurden im Zuge der Aufstellung der Flächennutzungsplanänderung ein Beteiligungsverfahren für die Öffentlichkeit, Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange und Nachbargemeinden durchgeführt. Die in den ge- nannten Verfahren vorgetragenen Hinweise und Anregungen zu den Planinhalten werden im Weiteren in die Abwägung der öffentlichen und privaten Belange gemäß § 1 (7) BauGB einge- stellt.

6.1.1 Ergebnisse der frühzeitigen Beteiligung gemäß § 3 (1) BauGB

Im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung nach § 3 [1] BauGB ergingen Stellung- nahmen insbesondere zu folgenden Themenschwerpunkten: Es wurden bzgl. des ehemaligen Standortes Dörpel-Süd Beeinträchtigungen - insbesondere der Erholungsnutzung des Großen Meeres - befürchtet. Zudem würden Besucher hier Station u. a. zur Gastvogelbeobachtung machen. Die geplante Potentialfläche TB3-Dörpel Süd würde direkt an den nördlichen Bereich des NSGs “Großes Meer“ anschließen, gewünscht wird ein Abstand von mindestens 1.200 m. Tatsächlich beträgt der Mindestabstand aber jetzt bereits 0,9 km. Im RROP 2016 sind die Naturschutzgebiete als Vorranggebiete für Natur und Landschaft dargestellt. Das derzeit nicht wirksame RROP 2016 schließt Windenergieanlagen in den Vor- ranggebieten für Natur und Landschaft aus. Diese sind nach derzeitigem Rechtsstand in Auf-

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stellung befindlicher Ziele und somit als Grundsätze der Raumordnung zu werten und entfalten somit die Wirkung einer weichen Tabuzone. Pauschale Abstände zu NSG sind nicht ableitbar. Weiterhin wird eine Artenschutzprüfung gefordert und es werden aus Artenschutzgründen Min- destabstände gefordert. Den Anregungen wird nicht gefolgt, weil artenschutzrechtliche Pau- schalabstände fachlich nicht begründbar und auch im Hinblick auf die davon dann schon im Vorfeld betroffene Raumsubstanz nicht rechtssicher sind. Aus den genannten Gründen wurde den Anregungen auf Vergrößerung des Abstandes des Standortes Dörpel-Süd zum NSG Gro- ßes Meer nicht gefolgt. Aus o. g. Gründen wurde der Standort deshalb zunächst weiterverfolgt. Eine Reihe von Stellungnahmen bezogen sich auf die im Vorentwurf der 60. FNP-Änderung vorgenommene Darstellung der Fläche 7 in Rödenbeck. Hier wurden Bedenken aus faunisti- scher, insbesondere avifaunistischer Sicht, wegen befürchteter Beeinträchtigungen der Erho- lungsnutzung und des Landschaftsbildes vorgebracht. Zudem wären die Naturschutz-Richtlinien der EU und des Landes Niedersachen zur Planung von WEA in und an Natura 2000-Gebieten nicht ausreichend berücksichtigt. Weiterhin wurden zusätzliche Immissionsbelastungen erwartet. Den Einwänden wurde im Weiteren gefolgt, die Fläche nicht weiter dargestellt. Weiterhin wurde die Darstellung von Sonstigen Sondergebieten für die Windenergie in Drebber gefordert. Die hierfür anvisierten Flächen befinden sich innerhalb der KN/KL-Gebiete, die der Landkreis Diepholz im Rahmen der Aufstellung des RROPs ermittelt hat und die Windenergie- anlagen freigehalten bleiben sollen. Die Samtgemeinde Barnstorf hat sich mit dem Belang auseinandergesetzt und ist zu der Ent- scheidung gelangt, dass KN/KL-Gebiete samtgemeindeweit nicht für Windenergienutzung zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Samtgemeinde erkennt auch keinen Grund, warum sie im Rahmen ihrer Abwägung den Belang des Schutzes dieser Gebiete überwinden sollte, wo sie auch ohne die hier in Rede stehende Fläche der Windenergie ausreichend substanziellen Raum zur Verfügung stellt.

Der nordwestliche Raum der Samtgemeinde Barnstorf soll zudem - aus Gründen der natürlichen Eigenart der Landschaft und ihres Erholungswertes und insbe- sondere zum Schutz des hier großräumig, im Samtgemeindegebiet und darüber hinaus ein- zigartig, von Windkraftanlagen unbeeinträchtigten Großraumes, - aus Gründen des Naturschutzes und speziell auf Grund der herausragenden Bedeutung für die Vogelwelt, die sich u.a. aus der großräumigen Störungsarmut begründet, - auf Grund der mit den umgebenden Waldflächen, mit der westlich anschließenden weiten Moorlandschaft, mit dem von der Vogelwelt geprägten Naturgeschehen und der mit der Un- gestörtheit und Ruhe (auch visuelle Ruhe) gegebenen besonderen Eigenart, Vielfalt und Schönheit/Naturnähe des Landschaftsbildes, - und der damit verbundenen besonderen Eignung für die landschaftsbezogene Erholungs- nutzung

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 90

nicht weiter verfolgt werden. Der Anregung auf Aufnahme des gewünschten Standortes in Drebber wurde deshalb nicht ge- folgt. Ebenso sollte der Standort Barver nach Norden erweitert werden können. Die Samtgemeinde Barnstorf hält jedoch an der Bewertung der Gastvogelzählgebiete nationaler und internationaler Bedeutung unter Vorsorgeaspekten als Tabuzonen fest. Die Flächen sind zudem tlw. vom Landkreis Diepholz ausgewiesene KN/KL-Gebiete, die aus Vorsorgegründen nicht für eine Windenergienutzung herangezogen werden sollen. Einem zusätzlichen Standort in Aldorf/Rüssen wurde wegen fehlender Konzentrationswirkung ebenfalls nicht zugestimmt. Ein Windpark besteht aus mindestens 3 Windenergieanlagen, die- ses Kriterium ist jedoch bei einer bestehenden Anlage nicht erfüllt. Der aus Sicht der Samtge- meinde Barnstorf unter Vorsorgeaspekten zur Vermeidung der Überfrachtung des Landschafts- bildes grundsätzlich einzuhaltende und auch im RROP formulierte 3 km-Radius von Windparks (mind. 3 WEAs) untereinander lässt insofern einen Windpark an diesem Standort nicht zu.

6.1.2 Ergebnisse der Beteiligung der Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange gemäß § 4 (1) BauGB

Im Rahmen der frühzeitigen Behördenbeteiligung nach § 4 (1) BauGB ergingen Stellungnah- men insbesondere zu folgenden Themenschwerpunkten: Vom Landkreis Diepholz wurde auf die noch fehlende Brutvogelkartierung nach einheitlichen Maßstäben hingewiesen. Diese liegt mittlerweile vor, die Ergebnisse sind in den Umweltbericht in den Flächenprofilen der einzelnen Teilbereiche der vorliegenden Flächennutzungsplanung eingearbeitet. Für den Bereich Rödenbeck wurde weiterhin auf dessen Qualitäten als landschaftlich sehr wertvoller Bereich (vom Brägeler Moor im Westen bis Rödenbeck im Osten, Boller Moor und Lange Lohe im Süden bis Goldenstedter Moor im Norden) hingewiesen, der in seiner Dimensi- on, naturräumlichen Ausstattung und besonderen Eigenart sowie weitgehender Ungestörtheit in der Region einzigartig ist. Weiterhin verfügt er für die Gast- und Rastvögel über eine wichtige Bedeutung und stellt zudem einen wichtigen Flugkorridor für die West-Ost-Richtung dar. Zu- sätzlich ist die Nutzung des Barnstorfer Moores als Kranichschlafplatz zu benennen. Die Eig- nung des TB 7 „Rödenbeck" aus naturschutzbehördlicher Sicht wurde bezweifelt. Zusätzlich erging der Hinweis, dass der Landkreis Vechta im vergleichbaren „Pulvermoor" eine Genehmi- gung von Windenergieanlagen abgelehnt hat. Auch seitens des Landkreises Vechta und der Gemeinde Goldenstedt wurden Bedenken gegen den Standort 7 Rödenbeck vorgebracht. Die Bedenken resultieren insbesondere aus natur- schutzfachlichen Gründen (FFH Gebiet/NSG Goldenstedter Moor in ca. 1.200 m mit u. a. inter- nationaler Bedeutung für Kraniche, internationale bzw. landesweite Bedeutung für Zwerg- und Singschwäne). Weiterhin wurde auch auf befürchtete Beeinträchtigungen für das Landschafts- bild hingewiesen. Von Flecken wurde auf die Wohnbauentwicklung von Walsen in Nachbarschaft zum Standort 7 Rödenbeck hingewiesen. Eine weitere Entwicklung wäre eingeschränkt. Weiterhin würde mit der Umsetzung der Fläche in Rödenbeck das Landschaftsbild und die Attraktivität des Fleckens Barnstorf für touristische Zwecke verloren gehen. Weiterhin wird eine Umzingelung Barnstorfs

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mit Windenergieanlagen befürchtet. Die Ortschaft Aldorf würde von 2 gegenüberliegenden Sei- ten von Windkraft eingeschlossen, es wäre kaum ein „windkraftfreier Blickwinkel" von mehr als 90° vorhanden. Ebenso wäre der Blickwinkel in den nördlichsten Teilen der Siedlung Walsen bei voller Ausschöpfung der Gebiete Rödenbeck zu mehr als 180° belastet. Das Gebiet Rödenbeck-Vogelsang befindet sich zudem in unmittelbarer Nachbarschaft zum Pulvermoor und wird ebenfalls überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Folglich wäre anzuneh- men, dass auch diese Gebiete als Vogelrastplätze genutzt werden und zudem eine Bebauung mit Windkraftanlagen unmittelbare Auswirkungen auf das Pulvermoor hätte. Auch aus diesem Grunde sollte auf eine weitere Beplanung des Standortes verzichtet werden. Die vorgebrachten Aspekte fanden Berücksichtigung. Da der Bereich Rödenbeck zudem Teil des einzig verbliebenen großflächigen Bereichs der Samtgemeinde ohne Landschaftsbildbeein- trächtigungen durch Windenergieanlagen darstellt, wurde im Weiteren diese Fläche mit seinen zwei Teilbereichen nicht weiter verfolgt. Im Bereich Aasbruch wäre für ein Wohngebäude das Kriterium von maximal 50 % „Umzinge- lung“ durch WEAs nicht eingehalten. Die Planzeichnung wurde zum Entwurfsstand der Planung entsprechend geändert. Das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr verwies auf Restriktionen für den Bereich 5 Düste . Dieser liegt am Rande eines Hubschraubernachttief- flugkorridors sowie im Lärmschutzbereich des Standortübungsplatzes Diepholz. Daraus können Restriktionen für die konkrete Anlagenplanung entstehen. Weiterhin wurde vom Landkreis Diepholz darauf hingewiesen, dass Rohrfernleitungen als Ziel der Raumordnung für Windenergie ausgeschlossen wären. Für verschiedene Teilbereiche sollte geprüft werden, ob die dort parallel geführten Gasleitungen incl. der gem. DVGW-Arbeitsblatt erforderlichen Abstände aus der SO-Darstellung im FNP herausgenommen werden können / sollten. Dies wäre auch auf Maßstabsebene des Flächennutzungsplanes möglich. Die Leitungen sind in der Planzeichnung entsprechend dargestellt, auf ihnen kann also keine Windenergieanlage errichtet werden. Die erforderlichen Abstände werden auf der nachgeordne- ten Ebene bei der Planung der konkreten Anlagenstandorte mit den Leitungsträgern abge- stimmt. Eine Herausnahme der Leitungen / Leitungstrasse erfolgt insofern nicht. Auch bei der geplanten 380 kV-Hochspannungsleitung Ganderkesee-St. Hülfe sind die unter- schiedlichen Abstände in Abhängigkeit von Abschnitten mit Freileitung oder Erdkabel nachge- ordnet zu ermitteln.

Abschließend wurde hinterfragt, ob es beabsichtigt sei, dass sich die Ausschlusswirkung gem. § 35 Abs. 3 S. 3 BauGB ausschließlich auf Vorhaben nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB beziehen würde. Dem ist so. Gemäß § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB sind nur Vorhaben gemäß § 35 Abs. 1 Nr. 5 entsprechend steuerbar, nicht hingegen z. B. Vorhaben nach § 35 Abs. 1 Nr. 1 wie z. B. eine (Klein)Windanlage, die einem land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb dient und nur einen untergeordneten Teil der Betriebsfläche einnimmt bzw. die erzeugte Energie überwiegend (mind. 50,1%) selber verbraucht. Insofern erfolgt die jetzige Steuerung auf den Vorgaben des § 35 BauGB.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 92

Von der Nds. Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr wurde auf einzuhaltende Abstände zwischen überörtlichen Verkehrsstraßen und Windenergieanlagen von i. d. R. Abstände größer als 1,5 x (Rotordurchmesser plus Nabenhöhe) hingewiesen. Diese Hinweise sind jedoch erst auf der Ebene der konkreten Anlagenplanung zu berücksichtigen, darin erfolgt eine Abstim- mung mit der Behörde. Auf dieser Ebene könnten Abweichungen von den Anforderungen mög- licherweise auf Basis einer gutachterlichen Stellungnahme ermöglicht werden. Die Darstellun- gen der Sonderbauflächen bleiben insofern unverändert. Die übrigen straßenbaurechtlichen Abstandsanforderungen (Bauverbots- und Baubeschränkungszone) bleiben davon unberührt. Die DB AG empfiehlt, grundsätzlich Abstände von mindestens 1,5 x (Rotordurchmesser + Na- benhöhe) zwischen der Bahnanlage und der WEA einzuhalten. Für Freileitungen bei Bahnanla- gen aller Spannungsebenen gilt folgende Norm: „Zwischen Windenergieanlagen und Freileitun- gen sind folgende horizontale Mindestabstände zwischen Rotorblattspitze in ungünstigster Stel- lung und äußerstem ruhenden Leiter einzuhalten: - für Freileitungen ohne Schwingungsschutzmaßnahmen > 3x Rotordurchmesser; - für Freileitungen mit Schwingungsschutzmaßnahmen > 1 x Rotordurchmesser. Die Hinweise sind jeweils im Rahmen der Anlagenplanung und späteren Antrag auf Genehmi- gung nach BImSchG zu beachten, sie betreffen nicht die Ebene der Flächennutzungsplanung. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Nienburg, verwies darauf dass die Einnahmen aus der Windenergienutzung überwiegend nicht den landwirtschaftlichen Betrieben zu Gute kommen würden. Die Einschätzung wird zur Kenntnis genommen, wenn auch nicht geteilt. Wenn sich die Einnahmen für den landwirtschaftlichen Betrieb nicht „rechnen“ würden, würden die Flächen nicht zur Verfügung gestellt werden. Von der Bundesnetzagentur wurde auf Richtfunkstrecken im Samtgemeindegebiet hingewie- sen. Diese sind im Konzept und innerhalb der Flächennutzungsplanänderung nicht berücksich- tigt worden, weil sich die Anzahl und Lage dieser Strecken in einem stetigen Wandel befinden und insofern nur eine Momentaufnahme darstellen kann. Im Übrigen schließen sich Windener- gieanlagen und Richtfunkstrecken nicht per se aus, dies ist u. a. auch abhängig von den Hö- henbeschränkungen der Richtfunkstrecke. Weitere Hinweise ergingen zu Infrastruktureinrichtungen (Ölbohrungen, Leitungen, Gewässer etc.) bzw. den dazu einzuhaltenden Abständen und zur Erschließung der Flächen. Diese Hin- weise sind im Rahmen der Anlagen- bzw. Erschließungsplanung zu beachten. Sie betreffen nicht die Ebene des Flächennutzungsplanes und führen deshalb nicht zu einer Änderung der Planung. Die Gemeinde Eydelstedt regte die Aufnahme von weiteren Flächen für eine Windenergienut- zung auch an der Gemeindegrenze zu Barver an. Die Samtgemeinde kann der Anregung je- doch nicht nachkommen, da sie ihr gesamtes Gebiet nach einheitlichen Kriterien untersucht hat und im Ergebnis diese Flächen trotz der dort bereits existierenden WEA nicht bestätigt werden konnten und die Flächen nicht weiter als Sonstige Sondergebiete für Windenergie dargestellt werden sollen. Dies entspricht insofern konsequenterweise der Zielsetzung der Samtgemeinde Barnstorf auf Ausweisung entsprechender Flächen an geeigneten und Vermeidung weiterer Windenergieanlagen an nicht geeigneten Standorten.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 93

6.1.3 Ergebnisse der öffentlichen Auslegung gemäß § 3 (2) BauGB

Von verschiedenen Einwendern im Raum Eydelstedt wurde auf die schon bestehende Belas- tung der Gemeinde (Vorbelastungen) und die zusätzlichen Windenergiestandorte Dörpel-Süd und Düste hingewiesen. Es wäre diesbezüglich besser, den Bereich Barver und um die von privater Seite aus gewünschte Erweiterung Dannau zu verfolgen. Damit wären die Beeinträch- tigungen für Eydelstedt und auch das NSG/LSG Großes Meer reduziert. Den Stellungnahmen konnte durch einen Verzicht auf den Standort Dörpel-Süd gefolgt werden. Auf Seiten der Samtgemeinde Barnstorf soll in Dannau/Barver jedoch auf Ebene des Flächen- nutzungsplanes einer Fehlentwicklung im bestehenden Gastvogelzählgebiet internationaler Be- deutung, auch im Hinblick auf der möglichen Entwicklung und der zunehmenden Bedeutung als Gastvogellebensraum, und zur Vermeidung zukünftiger Nutzungskonflikte zwischen Vogel- schutz und Windenergie, gegengesteuert werden. An anderer Stelle werden bereits Rastvogel- gebiete regionaler Bedeutung als weiche Tabuzone mit einem Vorsorgeabstand von > 500 be- rücksichtigt (vgl. NLT 2014). Die vorliegenden Untersuchungen dokumentieren innerhalb des bestehenden Gastvogelzähl- gebietes internationaler Bedeutung bereits ein Meidungsverhalten der Kraniche gegenüber den bestehenden Windenergieanlagen, so dass von Vorbelastungen bzw. Störungen für die wert- gebenden Vogelarten auszugehen ist. Außerdem lassen die zunehmenden Vogelzahlen auch zunehmende Konflikte im Hinblick auf den artenschutzrechtlichen Verbotstatbestand der Tötung erwarten. Die Samtgemeinde erkennt das Interesse der Windkraftanlagenbetreiber an einem Repowering der Anlagen. Für die in Barver stehenden Windenergieanlagen der 2,3 MW-Klasse dürfte das aus heutiger Sicht in etwa in 15 Jahren zum Tragen kommen. Bis dahin ist für den Normalbe- trieb der Anlagen kein Handlungsbedarf erkennbar. Zudem gewichtet die Samtgemeinde Barnstorf die Umsetzung ihrer Planungsüberlegungen, die im Standortkonzept dargelegt sind, höher als eine uneingeschränkte Repoweringmöglichkeit an ihrer Ansicht nach ungeeigneten Standorten. Auch würde der Vogelschutz bzgl. Dörpel-Süd missachtet. Nach der Auswertung aktueller faunistischer Kartierungen und der nunmehr vorliegenden Feststellung einer internationalen Bedeutung als Rastvogel-Zählgebiet (BMS 2018) wurde diese Einschätzung unterstützt und der Bereich Dörpel-Süd aus diesem Grunde aus der Planung entlassen. Gleichfalls werden damit mögliche Konflikte zu Brutvorkommen der Wiesenweihe, insbesondere zu den zwischen Dörpel und Heimstatt in den Jahren 2013, 2015, 2016 und 2017 festgestellten Vorkommen 92 , vermie- den. Der Bereich Dannau wäre gegenüber Dörpel-Süd aus Sicht des Vogelschutzes geeigneter. Dieser Einschätzung wurde nicht gefolgt, die Samtgemeinde hält unter Vorsorgeaspekten zu Vogelschutz und im Hinblick auf mögliche zukünftige Entwicklung an der flächigen Bewertung der Gastvogelzählgebiete nationaler und internationaler Bedeutung als Tabuzonen fest. Die Flächen sind nach der flächendeckend einheitlichen Anwendung der Kriterien des Samtge- meindegebietes (weiche Tabuzone international bedeutsames Rastvogelzählgebiet) nicht für

92 BUND: Brutvorkommen Wiesenweihe 2013 bis 2017, Hinweis: Gemäß Behm und Krüger (2013) erfolgt eine Einstufung als Brutgebiet nationaler Bedeutung bei regelmäßigen Brut- nachweisen (in mindestens 3 von 5 Jahren)

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 94

die Windenergie vorgesehen. Weiterhin liegen hier einzelne Kompensationsflächen. Zudem sind umfangreiche Wechselbeziehungen 93 ) zu den Kranichschlafplätzen dokumentiert.

Abbildung 20: Auszug aus Karte 1 der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung zur 380-kV-Leitung Ganderkesee – St. Hülfe Nr. 309 (Tennet 2010)

Die gewünschte Erweiterungsfläche Dannau befindet sich zum ganz überwiegenden Teil inner- halb der Kulisse des IBA-Gebietes "Mittleres Wietingsmoor". Im Urteil vom 6.4.2017 (AZ: 4 A 16/16, juris Rn. 19) hält das Bundesverwaltungsgericht es für denkbar, dass außer- halb des gemeldeten EU-Vogelschutzgebietes weitere Teilbereiche der Diepholzer Moorniede- rung in die Kulisse hätten einbezogen werden müssen, weil sich die Nahrungsflächen alle au- ßerhalb der Schutzgebiete befinden. Gerade dort, wo das IBA-Verzeichnis über die offizielle Kulisse des EU-Vogelschutzgebietes hinausgehend Nahrungsflächen einbezieht, besteht die ernst zu nehmende Möglichkeit der Existenz eines "faktischen Vogelschutzgebietes". Dies gilt umso mehr, als die Flächen im Gutachten BMS als für Rastvögel international bedeutsam ge- kennzeichnet sind. Ob es sich tatsächlich um ein "faktisches Gebiet" handelt, mag dahinstehen, zumal schon die ernst zu nehmende Möglichkeit der Existenz eines solchen Gebietes auf des- sen avifaunistischen Wert verweist, der es bei Abwägung aller Anforderungen ausgeschlossen erscheinen lässt, der Windenergienutzung dort Raum zu geben.

93 Graue Pfeile: Je breiter der Pfeil, desto größer die Anzahl an Beziehungen

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 95

Unabhängig davon befindet sich die gewünschte Erweiterungsfläche in unmittelbarer Nachbar- schaft des EU-Vogelschutzgebietes. Da Konflikte mit den Zielen des EU-Vogelschutzgebietes nicht auszuschließen sind, könnte den Wünschen der Einwender ohnehin nur nach einer vorhe- rigen FFH-Verträglichkeitsprüfung entsprochen werden (§ 1a Abs. 4 BauGB i.V.m. §§ 36, 34 BNatSchG). Solange der Nachweis der Vereinbarkeit mit den Schutz- und Erhaltungszielen nicht geführt ist, greift die "Planungssperre" des § 34 Abs. 2 BNatSchG.

Die Gemeinde Drebber und Investorengruppen sowie Einzelpersonen forderten erneut die Auf- nahme von „Wunschflächen“ in die Planung. Der Ausschluss der KN/KL-Gebiete als weiche Tabuzone wäre auch angesichts der tatsächlichen Nutzung und Ausprägung der Gebiete nicht gerechtfertigt. Die Samtgemeinde Barnstorf hat sich mit den KN/KL-Gebieten im Einzelnen aus- einandergesetzt. Nach den Ergebnissen der Einzelfallprüfung wird das hier genannte KN Ba-05 Drebbersches Moor auf Grund der besonderen Eigenart, als von Windkraft unbeeinträchtigter Großraum, als Rastvogelzählgebiet internationaler Bedeutung, als Schlafplatz, als Rastvogel- zählgebiet internationaler Bedeutung, auf Grund der Rastvogelzählgebiete international bedeut- sam als Schlafplatz, des Umgebungsschutzes zu Rastvogelzählgebieten international bedeut- sam als Schlafplatz, des Umgebungsschutzes zum NSG Drebbersches Moor, auf Grund der Waldflächen und der geschützte Biotope (§ 30 BNatSchG), auch im Hinblick auf das Entwick- lungspotenzial und als möglicher Schwerpunktsuchraum für Ausgleichsmaßnahmen nicht als Standort für die Windenergie dargestellt. Weiterhin sind umfangreiche Wechselbeziehungen zu den Rastvogelschlafplätzen dokumentiert.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 96

Abbildung 21: Auszug aus Karte 1 der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung zur 380-kV-Leitung Ganderkesee – St. Hülfe Nr. 309 (Tennet 2010)

Auch nach dem Urteil des Verwaltungsgerichtes Hannover vom 27.11.2017 (AZ: 4 A 3745/16) wird für einen beantragten Standort in Drebber der artenschutzrechtliche Störungstatbestand gegenüber Kranichen bestätigt.

Weiterhin wäre das Freihalten des von der Gemeinde definierten „ungestörten Großraumes“ nicht nachvollziehbar. Die Samtgemeinde Barnstorf verweist darauf, dass sie in erster Linie auf die "natürliche Eigen- art der Landschaft und ihren Erholungswert" und damit auf einen Belang im Sinne des § 35 Abs. 3 S. 1 Nr. 5 BauGB abhebt, der einer Berücksichtigung im Rahmen der planerischen Ab- wägung zugänglich ist. Die natürliche Eigenart einer Landschaft wird von der naturgegebenen Art der Bodennutzung einschließlich von Eigentümlichkeiten der Bodenformation und ihrer Be- wachsung geprägt. Dementsprechend ist der diesbezügliche öffentliche Belang darauf gerich- tet, die natürliche Eigenart der Landschaft zu bewahren und das Eindringen wesensfremder Nutzungen zu verhindern. Es sollen bauliche Anlagen abgewehrt werden, die der Landschaft "wesensfremd" sind und der Allgemeinheit Möglichkeiten der Erholung entziehen. Der hier in Rede stehende "ungestörte Großraum" ist allerdings durch Besonderheiten geprägt, die seine besondere Schutzwürdigkeit begründen. Der gesamte Bereich ist Teil des großen Moorraumes im Westen der Samtgemeinde, der bisher durch alle Anrainerkommunen von Windenergieanlagen freigehalten worden ist und in der Samtgemeinde Barnstorf das Gegen-

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 97

gewicht zu dem stark von Windenergieanlagen beeinflussten östlichen Teil des Plangebietes darstellt (Begründung zur 52. Flächennutzungsplan-Änderung). Das die natürliche Eigenart prägende Element besteht gerade darin, dass dieser durch Moore, ihnen vorgelagerte landwirtschaftliche Nutzflächen und eingestreute Waldbereiche sowie He- ckenzüge, durch ein insbesondere von der Vogelwelt geprägtes Naturgeschehen, durch Ruhe (auch visuelle Ruhe) von wesensfremden Nutzungen weitgehend und vor allem noch großräu- mig freigehalten ist. Auch ist ein ungestörter Raum in vergleichbarer zusammenhängender Größe im Samtgemeindegebiet und in der Umgebung nicht vorhanden. Insoweit verfügt dieser Raum über Alleinstellungsmerkmale, die zugleich seinen besonderen Erholungswert begründet, zumal die naturgegebene Bodennutzung dort noch in besonders ursprünglicher Weise erlebbar ist. Die Samtgemeinde misst diesen Umständen in der gegebenen Planungssituation besonde- res Gewicht bei und berücksichtigt, dass moderne Windenergieanlagen der heute üblichen Di- mension raumgreifende Wirkungen entfalten, die weit über die eigentlichen Standorte hinaus- reichen. Würden in den östlichen oder südlichen Randbereichen derartige Windenergieanlagen errichtet und betrieben, führte dies zu einer weiträumig wirkenden "Überformung" der die Ei- genart des Landschaftsraums prägenden Elemente sowie dazu, dass dessen Wert in entschei- dender Hinsicht geschwächt würde. Einen derart schwerwiegenden Verlust, um der Verwirkli- chung der Windkraftnutzung willen hinzunehmen, ist aus Sicht der Samtgemeinde nicht hin- nehmbar, zumal der bereits vorbelastete östliche Teil des Plangebietes hinreichende Möglich- keiten bietet, um dem öffentlichen (und privaten Interesse) an der Windkraftnutzung in substan- zieller Weise Raum zu geben. Zudem würde bei Umsetzung der Planungen ohne weitere Eignungsflächen der Windenergie nicht ausreichend substanzieller Raum geschaffen, es würde eine Verhinderungsplanung vor- liegen. Dem folgt die Samtgemeinde nicht. Eine Gemeinde ist nicht einmal gehalten, all diejenigen Bereiche als Konzentrationszonen für die Windenergie darzustellen, die sich tatsächlich und rechtlich dafür eignen würden. Die Ge- meinde ist nicht einmal verpflichtet, die jeweils wirtschaftlich günstigsten Standorte als Konzent- rationszonen auszuweisen. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB gestattet es der Gemeinde, die Nut- zungsinteressen der durch § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB Privilegierten aus städtebaulichen Gründen zurückzudrängen. Eine Verhinderungsplanung liegt nicht vor. Die Stellungnahme wird zurückgewiesen. Die Raumsubstanz ist in Kapitel 5.20 dargelegt, eine Negativplanung ist nicht ableitbar. Die Samtgemeinde Barnstorf verbleibt insofern bei ihrer Ablehnung von Standorten für Wind- energieanlagen im Bereich Drebber.

Auch sollte der Bereich Rödenbeck aus gleichen Gründen wie oben erneut in die Planung auf- genommen werden. Dem wurde nicht gefolgt, die Abwägungsrichtung (Freihaltung des unbe- einträchtigten Großraums, Erholungsnutzung) wurde nicht verändert.

Weiterhin wäre auf einzelnen ausgewiesenen Sondergebieten der Betrieb von 200 m hohen Referenzanlagen in Teilbereichen bereits aufgrund der Rotordurchmesser nicht möglich, kleinere Anlagen könnten jedoch nicht wirtschaftlich betrieben werden. Die Stellungnahme wur- de teilweise durch Änderungen der Abgrenzungen der Eignungsgebiete aufgrund niedrigerer Abstände zu Infrastruktureinrichtungen entsprochen. Dennoch verbleiben einige kleinere Berei-

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che, innerhalb derer ggf. größere Anlagen nicht errichtet werden können, sehr wohl aber kleine- re.

Im Rahmen des Standortkonzeptes wurde eine 200 m hohe Referenzanlage zu Grunde gelegt. Es wird angesichts der großen Anzahl von Anlagen dieser Größenordnung sehr wohl auch von einem wirtschaftlichen Betrieb ausgegangen. Im Übrigen wird auch die Begrifflichkeit "wirt- schaftlicher Betrieb" als rechtsunsicher erachtet und ist u. a. auch abhängig von der wirtschaftli- chen Förderungskulisse des Bundes. Zudem muss gemäß Rechtsprechung (zur Darstellung eines Eignungsgebietes zur Anlage in Dickel) auch nicht jeder Teil einer Eignungsfläche von entsprechend großen Anlagen nutzbar sein. Durch Berücksichtigung geringerer Abstandsanfor- derungen an Leitungstrassen konnten jedoch auch vergrößerte Eignungsflächen ermittelt wer- den, so dass die angesprochene Problemlage aufgelöst werden konnte.

Es wurden weiterhin gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Windenergieanlagen befürchtet. Dazu bestehen jedoch einzuhaltende Grenz- oder Orientierungswerte (Schattenwurf / Lärm) bzw. sind vom Gesetzgeber bzgl. Infraschall angesichts der Abstände nicht als Gesundheitsrisi- ko erachtet.

6.1.4 Ergebnisse erneuten Beteiligung der Behörden und sonstigen Trägern öffent- licher Belange gemäß § 4 (2) BauGB

Der Landkreis Diepholz regte redaktionelle Änderungen innerhalb der Begründung an, die übernommen wurden. Weiterhin wurde die Aufnahme der Fließgewässer der Wasserrahmen- richtlinie innerhalb der Teilbereiche empfohlen, auch dem wurde gefolgt. Redaktionelle Hinweise der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zum Umgang mit landwirt- schaftlichen Belangen wurden ebenfalls übernommen.

Der BUND beantragte Folgendes:

ó Eine Berücksichtigung der Abstandsempfehlungen des NLT (2014) von Gastvogel- sowie Brutvogelgebieten mit internationaler, nationaler und landesweiter Bedeutung.

ó Eine Überprüfung, Korrektur und Berücksichtigung der dem Standortkonzept Windenergie zu Grunde liegenden Gastvogelgebietsbewertungen durch die Fachbehörde (NLWKN) und die Naturschutzbehörde.

ó Eine Neubetrachtung der auszuweisenden Windparkfläche auf das dem Ausbauziel genü- genden Raum unter Berücksichtigung der regionalisierten (Landkreis DH) Kumulationswir- kungen geplanter, bestehender, zugelassener und beantragter Anlagen.

ó Eine Berücksichtigung und Überprüfung der Bewertung als Wiesenweihenbrutgebiet. Dem Antrag konnte jedoch nicht gefolgt werden, weil

ó Die Flächennutzungsplanung der Samtgemeinde hat sich an den Maßgaben gemäß MU- Erlass (2016) und nicht denen gemäß NLT (2014) orientiert.

ó Die Gastvogelgebietsbewertung ist mit der zuständigen Fachbehörde beim Landkreis (UNB) abgestimmt. Notwendige Korrekturen sind nicht erkennbar. Sie wird weiterhin als flächende- ckend einheitliches Bewertungskriterium für die Gebietsbewertung herangezogen.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 99

ó Auf Ebene der Flächennutzungsplanung erfolgt eine Bewertung der Raumsubstanz nach verschiedenen Bewertungsindizien unter Beachtung der im Samtgemeindegebiet im Einzel- nen zu beachtenden landschaftlichen Gegebenheiten. Eine Neubetrachtung allein nach dem regionalisierten Ansatz der Raumordnung wird u.a. aus Gründen der Rechtssicherheit nicht vorgenommen.

ó Die im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen wurden nach den Anforderungen ge- mäß MU-Erlass erhoben. Weitergehende Untersuchungen der Brutvogellebensräume oblie- gen der nachgeordneten konkreten Anlagenplanung, so dass im Rahmen der vorliegenden Flächennutzungsplanung auf vertiefende Untersuchungen verzichtet wird.

Einer Stellungnahme der Gemeinde Eydelstedt zur Überfrachtung des Raumes durch WEA konnte durch Verzicht auf den Standort Dörpel-Süd gefolgt werden (s. a. Pkt. 5.1.3)

Weitere Stellungnahmen betrafen die konkrete Anlagenplanung oder Infrastruktureinrichtungen, die jeweils nachgeordnet zu beachten sind.

Da durch die zentralen Abwägungsentscheidungen der Samtgemeinde Barnstorf Änderungen der Planzeichnungen erforderlich wurden, sind diese gemäß § 4 a Abs. 3 BauGB erneut auszu- legen.

6.1.5 Ergebnisse erneuten öffentlichen Auslegung und erneuten Beteiligung der Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange gemäß § 4a (3) BauGB

Die Gemeinde Drebber und andere private Einwandschreiber verwiesen auf Bekanntmachungs- fehler bei der Aufstellung des RROPs des Landkreises Diepholz und deren Folgen für die vor- liegende Planung. Die Samtgemeinde Barnstorf nimmt dieses zur Kenntnis. Sie verweist aber darauf, dass das VG Hannover (4 A 4353) einzelne Ziele des RROP 2016 als in Aufstellung begriffen angesehen hat. Die SG Barnstorf folgt dieser Einschätzung nach Prüfung der ein- schlägigen Aussagen des RROP 2016. Formelle Aufstellungsfehler eines schon beschlossenen Raumordnungsprogramms stehen der Annahme eines in Aufstellung befindlichen Ziels der Raumordnung nicht entgegen (BVerwG, Urt. v. 1.7.2010, 4 C 4.08, NVwZ 2011, 61). Die vorlie- gende Planung wird nicht verändert. Auch die Aussagen des Landesraumordnungsprogrammes 2017 stehen der Planung nicht entgegen.

Der Landkreis Diepholz forderte ergänzende Ausführungen zur Schaffung des substanziellen Raumes für Windenergie. Dem wurde gefolgt (s. Kapitel 5.20 der Begründung).

Weitere Hinweise unterschiedlicher Träger öffentlicher Belange betrafen Abstände zu Infrastruk- tureinrichtungen und/oder die Erschließungs- bzw. Genehmigungsplanung, führten aber zu kei- nen Veränderungen der Planung.

Zum Teilbereich 1 Aasbruch wurde von privater Seite aus auf ein genehmigtes und in der Pla- nung nicht berücksichtigtes Betriebsleiterwohnhaus hingewiesen. Die Planung wurde daraufhin angepasst und die Auslegung wiederholt. Die bis dahin eingegangenen Stellungnahmen haben ihre Gültigkeit behalten und wurden im Rahmen der Abwägung behandelt. Weiter wurde auf das nicht eingehaltene Umzingelungskriterium hingewiesen. Die Samtgemeinde Barnstorf ver- weist darauf, dass das Umzingelungskriterium von maximal 50% bereits im Bestand nicht ein-

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 100

gehalten ist. Die Baugenehmigung wurde insofern bereits mit Kenntnisstand dieser Situation vom Antragsteller beantragt und vom Landkreis genehmigt. Durch die Planung wird sich zudem für den Einwandschreiber die Situation insofern verbessern, als dass eine weitere südwestlich des Grundstücks im näheren Umfelds befindliche Anlage nicht von der Planung aufgenommen wurde und insofern perspektivisch nach Abbau aus dem Sichtfeld des Einwandschreibers ver- schwindet. Damit reduziert sich der Prozentsatz der Beeinträchtigung. Dieser liegt dann zwar immer noch geringfügig über 50 %, diese wird aber in der Örtlichkeit so gut wie nicht wahrnehmbar sein.

Von privater Seite aus wurde bzgl. des Standortes Teilbereich 2 Schierholz die Anwendung des Kriteriums der Umzingelung erneut hinterfragt. Hier müsste zudem jeweils der Einzelfall (städtebauliche Situation, Begrünung einer Grundstücksfläche) geprüft werden. Es wird seitens der Samtgemeinde Barnstorf bei der Anwendung des Kriteriums als irrelevant betrachtet, ob es sich um eine (oder wenige) Wohnnutzungen (z. B. im Außenbereich) handelt oder um kompakte Wohnbebauung im Innenbereich (bereits in der 52. Flächennutzungsplanänderung wurde das Umzingelungskriterum auf ein Einzelhof in Außenlage übertragen.) Diese Herangehensweise erfolgt analog zu der Beurteilung einer erdrückenden Wirkung von Windenergieanlagen oder den Immissionen aus dem Schattenwurf. Auch hierbei erfolgt jeweils keine Differenzierung in die planungsrechtliche Einordnung einer Wohnnutzung. Bei WEA- Höhen von 200 m und mehr ist zudem regelmäßig von umfassenden Sichtbeziehungen auszu- gehen, die über gehölzfreie Grundstücksbereiche und Wegschneisen auch innerhalb stärker bewaldeter Ortsteilen allgegenwärtig sind. Die Sichtverschattung der maximal bis zu 20 m ho- hen Gehölzbestände gegenüber den 200 m hohen Anlagen bleibt begrenzt. Im unbelaubten Winterhalbjahr wirken diese Sichtbeziehungen noch verstärkt, so dass zur Vermeidung einer übermäßigen Dominanz des Wohnumfeldes durch WEA eine kleinräumige Betrachtung nicht zielführend ist und entsprechend darauf verzichten wird. In einer weiteren Stellungnahme zu dem Standort wurde eine Sonderfallsituation analog zu den Bereichen Düste und Aasbruch auch für eine Bestandsanlage im nordwestlichen Teil von IIb erkannt. Dem folgte die Samtgemeinde Barnstorf nicht. Die vorstehend beschriebenen Abwei- chungen betreffen nicht den 500 m-Abstand zu den nächsten Wohnnutzungen wie im vorlie- genden Fall. Insofern sind die nebenstehend genannten Abweichungen nicht auf Schierholz übertragbar. Der 500 m -Abstand zu Einzelwohnen soll bei der Errichtung zukünftiger Anlagen grundsätzlich einheitlich nicht unterschritten werden.

Gegen den Teilbereich 5 Düste wurden Einwände erhoben. Die Genehmigungspraxis für 10 WEA wurde kritisiert. Dazu verweist die Samtgemeinde darauf, dass die Genehmigungen vom Landkreis Diepholz in einem für Windenergieanlagen zulässigen Bereich (SO aus 52. FNP) erteilt wurden. Nur die Ausschlusswirkung wurde vom OVG aufgehoben. Die avifaunistischen Daten würden die Einordnung als internationales Vogelschutzgebiet recht- fertigen, zudem der 3 km-Abstand von Windparks untereinander verletzt. Der Hinweis konnte zur avifauna nicht nachvollzogen werden. Nach der einheitlich vorliegenden Datenlage liegt keine internationale Bedeutung für die Vogelwelt vor und das Gebiet ist kein Vogelschutzgebiet. Auch wird der Abstand zum Windpark Dickel nur geringfügig und in der Örtlichkeit nicht wahr- nehmbar unterschritten.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 101

Weiterhin wäre zu einem bestehenden Campingplatz ein größerer Abstand einzuhalten. Dieser wäre in seiner Funktion durch bedrängende Wirkung, Lärm und Infraschall gefährdet. Der Cam- pingplatz ist jedoch im FNP der SG Barnstorf nicht dargestellt und verfügt aus diesem Grunde nicht über einen entsprechenden Schutzabstand wie derjenige, der dargestellt ist. Praktisch handelt es sich hierbei auch nur um eine eher private Nutzung mit nur geringerem, zulässigen Nutzungsgrad. Im Rahmen eines Genehmigungsantrages wird zudem der Nachweis zu führen sein, dass durch geplante Anlagen (incl. der Berücksichtigung der Vorbelastung durch die fünf bestehenden) weder eine unzumutbare bedrängende Wirkung noch unzulässige Immissionen auf dem Gelände des Campingplatzes auftreten. Dies betrifft jedoch nicht die Ebene der hier vorliegenden vorbereitenden Bauleitplanung, sondern die nachgeordnete Genehmigungsebene. Auch wäre der Lärmschutzbereich der Bundeswehr nicht entsprechend gewürdigt. Dieser Teil der Stellungnahme ist jedoch nicht Gegenstand der Flächennutzungsplanung und wird auf Ge- nehmigungsebene zu beachten sein.

Die Darstellung eines Eignungsgebietes für den Bereich Dannau incl. der Erweiterung wurde erneut angeregt. Die Samtgemeinde hält jedoch unter Vorsorgeaspekten zu Vogelschutz und im Hinblick auf mögliche zukünftige Entwicklung an der flächigen Bewertung der Gastvogel- zählgebiete nationaler und internationaler Bedeutung als Tabuzonen fest. Die Flächen sind nach der flächendeckend einheitlichen Anwendung der Kriterien des Samtge- meindegebietes (weiche Tabuzone international bedeutsames Rastvogelzählgebiet) nicht für die Windenergie vorgesehen. Weiterhin liegen hier einzelne Kompensationsflächen. Aus der Planbegründung würde nicht hervorgehen, weshalb es eines Abstands von exakt 1.200 m zu den o.g. Rastvogelzählgebieten bedürfe. Der Abstand wäre willkürlich gewählt und würde einer fachlichen Rechtfertigung entbehren. Dieser Sachverhalt ist seitens der Einwandschreiber jedoch unzutreffend dargestellt. Es wird kein exakter 1.200 m –Abstand gefordert, sondern Ab- stände von weniger als 1.200 m werden als Indiz für ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko bzw. relevante Störungen eingestellt. Aus der aktualisierten Rastvogelauswertung von BMS wäre im Übrigen laut Einwand nicht er- sichtlich, weshalb die Fläche "Dannau" in einem Rastvogelzählgebiet mit internationaler Bedeu- tung liegt. Dazu verweist die Samtgemeinde Barnstorf darauf, dass BMS (2018) für das betref- fende Zählgebiet Barver Nord (4.6.02.26) in den jüngsten 5 Untersuchungsjahren jeweils eine internationale Bedeutung für Kraniche festgestellt hat. Ei8ne Abwägung zu dem Standort Dör- pel, wie von den Einwandscheibern angeregt, war zudem nach Aufgabe des Standortes obso- let. Außerdem wurde der Abstand von 350 m als harte Tabuzone um Wohnnutzungen angezweifelt. Es gäbt kein Gesetz, nach dem die Errichtung von WEA im Abstand von 350 m zu Wohngebie- ten unzulässig wäre. Der Einschätzung wird nicht gefolgt. Die Einordnung, wonach ein geringe- rer Abstand als das Doppelte einer Anlagenhöhe zu einer bedrängenden Wirkung führt, ent- spricht jedoch der aktuellen Rechtsprechung und wird nicht verändert (OVG NRW 8A 3726/05 vom 09.08.2006, BVerwG 4 B 72.06; OVG NRW 8A 2764/09). Auch wäre die Einstufung von Landschaftsschutzgebieten als harte Tabuzonen fehlerhaft. Die Samtgemeinde Barnstorf verweist jedoch darauf, dass sie die Landschaftsschutzgebiete erst nach sorgfältiger Prüfung der jeweiligen Schutzerklärung als harte Tabuzonen eingestuft hat. Die hierzu veranlassenden Erwägungen haben ihren Niederschlag im Entwurf der Planbegrün- dung (S. 23 ff.) gefunden. Daran hält die Samtgemeinde auch nach nochmaliger Überprüfung fest, ist sich allerdings des Umstandes bewusst, dass die Zuordnung umstritten ist und hat da-

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her in Ansehung der Landschaftsschutzgebiete von der Möglichkeit des „ hilfsweise Wegwä- gens “ Gebrauch gemacht. Die Gründe, die es im Hinblick auf die einzelnen Landschaftsschutz- gebiete rechtfertigen, das Interesse an der Windkraftnutzung zurückzustellen, ergeben sich aus Tabelle 3 der Planbegründung. Im Übrigen würde nach Ansicht der Einwandschreiber der Windenergie nicht ausreichend sub- stanzieller Raum eingeräumt werden. Dieser Einschätzung wird nicht gefolgt (s. Pkt. 5.20 der vorliegenden Planbegründung). Dieser Einwand wurde auch in weiteren Stellungnahmen bzgl. nicht dargestellter Flächen vorgebracht. Für zwei nicht aufgenommene Flächen in Drebber wurden ebenfalls Stellungnahmen formuliert. Zunächst wurde ein formeller Bekanntmachungsfehler reklamiert. Dieser Einwand wird zurück- gewiesen. Die Bekanntmachung lässt keine rechterheblichen Mängel erkennen. Weiterhin wäre die Einordnung von Natur- und Landschaftsschutzgebiete als harte Tabuzonen fehlerhaft. Der Einschätzung wird nicht gefolgt (Begründung s. o.). Fehler in den Bekanntma- chungen der Verordnungen der Landschafts- und Naturschutzgebietsverordnungen sind entge- gen der Ansicht der Einwender ebenfalls nicht zu erkennen. Es handelt sich im Wesentlichen um Verordnungen, die noch auf der Grundlage des Reichnaturschutzgesetzes (RNG) erlassen und nicht im Amtsblatt des Landkreises Diepholz bekannt gemacht worden sind. Laut Aussage des Landkreises Diepholz ist keine unwirksame Verordnung bekannt. Substanzieller Raum ist der Windenergie ebenfalls in ausreichendem Maße eingeräumt worden (Abwägung hierzu s. o.). Das Kriterium des „ungestörten Großraums“ wurde nochmals hinterfragt, es wird eine Verhinde- rungsplanung befürchtet. Dem wurde nicht gefolgt. Die Reduzierung des Großraumes ist in den Unterlagen dargelegt:

Großraum Bestand Großraum bei Planung mit Drebber u.Rödenbeck Bei Verwirklichung der Planung mit Drebber und Rödenbeck verbleiben innerhalb des Samtge- meindegebietes keine, einem ungestörten Großraum zuzuordnenden Flächen. Eine Verhinde- rungsplanung kann daraus nicht abgeleitet werden, da ausreichend geeignete Flächen für Windenergienutzung verbleiben. Die in Frage gestellte Definition eines ungestörten Großrau- mes ist auf den S. 60 ff der Entwurfsbegründung hinreichend ausgeführt. Gegen die Freihaltung dieses Raumes sprächen auch Windkraftplanungen der Städte Diepholz und Vechta. Diese Aussagen werden zurückgewiesen, die angesprochenen Kommunen planen in diesem Raum derzeit keine Flächen für Windenergieanlagen. Nach Ansicht der Einwender dürften weiterhin KN-bzw. KL - Gebiete nicht mehr als Begriffsform im Flächennutzungsplan herangezogen werden. Die Samtgemeinde Barnstorf verweist darauf, dass die Einordnung der KN/KL-Gebiete wurde von der Naturschutzbehörde des Landkreises vorgenommen worden ist. Die KN- bzw. Kl-Gebiete sollen nach den raumordnerischen Vorga- ben des Landkreises von Windenergieanlagen freigehalten werden.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 103

Diese raumordnerische Vorgabe ist bei der kommunalen Abwägung zu berücksichtigen. Inso- fern hat sich die Samtgemeinde Barnstorf mit den KN/KL-Gebieten im Einzelnen auseinander- gesetzt. Nach den Ergebnissen der Einzelfallprüfung wird das hier genannte KN Ba-05 Dreb- bersches Moor auf Grund der besonderen Bedeutung als Lebensraum einer Vielzahl bestands- bedrohter Tier- und Pflanzenarten sowie als Teillebensraum für nordische Rastvogelarten, des insgesamt hohen Entwicklungspotenzials, dem örtlich hohen Anteil stark gefährdeter und ge- fährdeter Biotoptypen, der besonderen Bedeutung im Biotopverbund, der herausragenden landschaftlichen Eigenart als großräumig unzerschnittener, durch uneingeschränkte Sichtbezie- hungen geprägter Raum und der natur- und kulturhistorischen Bedeutung der Resttorfbestände, nicht als Standort für die Windenergie dargestellt. Das Gebiet KL BaDH-01 Lange Lohe und Dreeker Fladder wird auf Grund der landschaftlich besonderen Eigenart, u.a. infolge der Störungsarmut und Freiheit von Bauwerken und zer- schneidenden Infrastruktureinrichtungen, der Bedeutung als Brutvogellebensraum, der heraus- ragenden Bedeutung für den Kranich und der Einstufung als Kernfläche im Biotopverbund nicht als Standort für die Windenergie dargestellt. Es werden auch keine privaten Belange wie bereits erbrachte Vorleistungen zum Umsetzung von Planungen verletzt. Die Samtgemeinde Barnstorf bleibt bei ihrer Abwägung, in diesen Be- reich den vorsorglichen Schutz von Natur und Landschaft höher zu gewichten als den Belang der Windenergie und stellt die Flächen nicht als Standort für die Windenergie dar. Dabei ist es auch nicht erheblich, ob der Einwandschreiber bereits finanzielle Aufwendungen für Gutachten o. ä. vorgenommen hat. Er tut dies auf eigenes Risiko. Es besteht bauleitplanerisch kein Anspruch Darstellung einer gewünschten Nutzugsmöglichkeit, dies entscheidet eine Ge- meinde im Rahmen ihrer Planungshoheit unter Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbedin- gungen. Weiterhin wären die im Standortkonzept gewählten Abstandpuffer als unbegründet anzusehen. Marktübliche WEA würden über Gesamthöhen von 240 m verfügen. Im Rahmen der vorliegen- den Planung wurde nach Ansicht der Samtgemeinde Barnstorf sehr wohl von einem marktübli- chen Anlagentyp als Referenzanlage ausgegangen. Unbenommen davon sind zweifelsohne auch größere oder kleinere Anlagen auf dem Markt. Es ist jedoch weder zielführend noch mög- lich, auf der Konzeptebene oder der vorbereitenden Bauleitplanung alle (Größen-) Konstellatio- nen durchzuspielen. Im Übrigen zeigt ja auch die Aussage aus dem RROP 2016 des Landkrei- ses Diepholz auf, dass hier nicht unrealistische Planungsrahmenbedingungen als Grundlage dienten. Die Geeignetheit des avifaunistische Gutachtens von Blüml wurde ebenso hinterfragt. Das an- gesprochene Gutachten wurde jedoch in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde des Land- kreises Diepholz als einheitliches Bewertungskriterium für die Samtgemeinde Barnstorf zu- grunde gelegt. Zweifel an der Geeignetheit dieses Gutachtens werden seitens der Samtge- meinde Barnstorf nicht geteilt.

Eine Entschädigungspflicht für nicht mehr dargestellte Standorte bestehender Windenergiean- lagen, wie ebenfalls von den Einwandschreibern vorgebracht, wird nicht erwartet. Die Frage, ob eine Änderung oder Aufhebung der bisher zulässigen Nutzung eine analoge Anwendung des § 39 BauGB rechtfertigt, ist höchstrichterlich nicht geklärt. Die Samtgemeinde geht davon aus, dass die Darstellungen eines Flächennutzungsplans keine die Analogie rechtfertigende Ver- trauensgrundlage bildet, weil § 35 Abs. 3 BauGB anwendbar bleibt (Scheidler, in: Schrödter,

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 104

BauGB, § 5 Rn. 138 m.w.N.; a.A. Gatz, Windenergieanlagen, in: Hoppenberg/deWitt, HdBÖff- BauR, Kap. Z V Rn. 58), stellt diese Möglichkeit aber vorsorglich in Rechnung und berücksich- tigt im Übrigen das Interesse der Betroffenen an einem Repowering der Anlagen.

Zugunsten des ehemaligen Standortes Dörpel-Süd wurden verschiedene Stellungnahmen vor- gebracht. Zu einer angeblich fehlerhaften Bekanntmachung der Planungen siehe oben (zu Drebber ). Es hat eine erneute Auslegung stattgefunden, es wird von einer ordnungsgemäßen Bekanntmachung ausgegangen. Eine Beschreibung der Änderungen ist auch nicht erforderlich (Krautzberger , in: Ernst/Zinkahn/Bielenberg/Krautzberger, BauGB, Stand: Februar 2018 § 4a Rn. 24 weist ausdrücklich darauf hin, dass eine Beschreibung der Änderung aus Rechtsgrün- den nicht geboten ist). Geltend gemachte Verfahrensfehler liegen nicht vor, zumal auch schlagwortartig auf die vorliegenden Umweltinformationen hingewiesen worden ist. Vor allem wäre jedoch das BMS-Gutachten nicht geeignet, einen Ausschluss der Fläche Dör- pel-Süd zu begründen, zumal die Zählräume und Daten eine vergleichende Betrachtung nicht zulassen würden. Dies widerlegt Blüml in seiner Stellungnahme vom 10.10.2018 und verweist auf die von der Staatlichen Vogelwarte im NLWKN übernommene Abgrenzung der Zählgebiete und die mehrjährige Datenlage, die eine einheitliche Bewertung aller Zählgebiete für einen Zeit- raum von fünf Saisons, wie von Kröger at al. (2013) empfohlen ermöglicht. Der Verzicht auf Darstellung der Flächen bei einheitlicher Anwendung der Kriterien ist insofern zwingend. Von anderer Seite wurde zu dem Standort vorgebracht, dass die verbleibende Restfläche sehr wohl geeignet wäre, drei Windenergieanlagen aufzunehmen. Der Hinweis wird zur Kenntnis genommen. In der Einzelfallprüfung hat die Samtgemeinde den Standort auf Aufstellmöglichkei- ten für 200 m hohe Referenzanlagen geprüft. (Rotordurchmesser etwa 100 m). Als Anhaltswerte wurden gängige Abstandsempfehlungen von 5 x Rotordurchmesser in Hauptwindrichtung (NW ‰SO, SW ‰NO) und 3 x Rotordurchmesser in Nebenwindrichtung her- angezogen. Weiterhin ist die Samtgemeinde davon ausgegangen, dass in der Rechtsprechung die Auffas- sung vertreten wird, dass ein Abstand von weniger als drei Rotordurchmesser im Hinblick auf die Standsicherheit im Regelfall nicht zuzulassen sei bzw. nur in Einzelfällen und ggf. unter Vornahme sektorieller Abschaltungen zur Lastenverringerung realisierungsfähig sei (vgl. OVG Lüneburg v. 23.06.2016, 12 KN 64/14). Abbildung: Interne Einzelfallprü- fung, Varianten max. mögliche Abstände bei 3 WEA

Nach den Ergebnissen der Prüfung lassen sich die Abstandsempfehlungen am Standort nicht einhalten, so dass nach den Abstandsempfehlungen keine Konzentrationswirkung für 3 WEA (Referenzanlagen) gegeben ist. Insofern erreichen hier auch die 3 projektierten WEA E82, möglicherweise mit sektorieller Ab- riegelung, keine optimale Konzentrationswirkung für einen Windpark mit 3 WEA.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 105

Weiterhin liegt die Fläche innerhalb eines zusammenhängenden Kernbereiches / Dichtezent- rums eines von Schierholz bis Dörpel reichenden Wiesenweihenbrutgebietes. Somit kommt die Samtgemeinde in der Gesamtabwägung dieser Einzelfallprüfung zu dem Er- gebnis, die Flächen in Dörpel-Süd auf Grund der geringen Größe und der nicht optimalen Be- dingungen für eine Windparkkonzentrationswirkung und zur Vermeidung eines vollständig neu- en zusätzlichen Belastungshorizontes, insbesondere auch gegenüber der Wiesenweihe, nicht weiter für die Windenergie zu verfolgen. Insofern wird das vor Ort möglicherweise bestehende private Interesse an Errichtung von Windenergieanlagen zurückgestellt und der Standort nicht für die Windenergienutzung dargestellt. Ergänzend sei darauf verwiesen, dass die Fläche Dörpel-Süd im äußersten Osten den Vorsor- geabstand von 1.200 m zu einem Rastvogelzählgebiet mit internationaler Bedeutung als Schlafplatz (Restriktionskriterium) unterschreitet. Weiterhin wurde die „hilfsweise Abwägung“ bei Unklarheiten über harte oder weiche Tabuzonen als fehlerhaft erachtet. Die Samtgemeinde trifft hier aber keine Alternativenwertung, sondern benennt eindeutig als harte Tabuzonen die Zonen, die für die Windenergie von vornherein aus- scheiden, weil tatsächliche und rechtliche Belange dieser Nutzung entgegenstehen. Wie im Standortkonzept Windenergie dargelegt (Pkt. 3.1 der Begründung) sind harte Tabuzonen nicht der planerischen Abwägung zuzuordnen, die Gemeinde hat keinen Abwägungsspielraum. Allerdings ist bei einigen Kriterien durch die Rechtsprechung nicht abschließend entschieden, ob sie harte oder weiche Tabuzonen darstellen. Daraus resultiert eine gewisse Unsicherheit in der Planungspraxis, der sich auch die Samtgemeinde Barnstorf nicht entziehen kann. Dies be- trifft z. B. auch die Einordnung der Landschaftsschutzgebiete im Samtgemeindegebiet. Eine Einordnung in harte oder weiche Tabuzone ist auch in der Rechtsprechung umstritten, auch das OVG Lüneburg hat sich diesbezüglich nicht eindeutig positioniert. Nach Auswertung der jeweili- gen Schutzgebietsverordnung ist die Samtgemeinde Barnstorf zu der Einschätzung gelangt, dass es sich bei den Landschaftsschutzgebieten um harte Tabuzonen handelt. Im Hinblick auf die rechtliche Unsicherheit dieser Beurteilung wertet die Samtgemeinde Barnstorf diese jedoch auch „hilfsweise“ als weiche Tabuzone, um die Schutzziele des jeweiligen Landschaftsschutz- gebietes nicht zu gefährden. Diese Vorgehensweise wurde analog auch für andere Kriterien angewandt.

Nochmals vorgebracht wurde eine Stellungnahme zur Aufnahmen der Fläche Aldorf/Rüssen (interkommunaler Standort mit der Stadt Twistringen). Auf Seiten der Stadt Twistringen wäre eine Wohnnutzung aufgegeben. Die Fläche wäre geeignet, was durch eine ornithologische Be- urteilung der ermittelten Fläche untermauert werden sollte. Der Hinweis wurde zur Kenntnis genommen, das 3-Km-Abstandskriterium von Windparks untereinander gilt jedoch weiterhin und lässt die Entwicklung eines Windparks an dieser Stelle weiterhin nicht zu. Die Rastvogelzählge- biete nationaler und internationaler Bedeutung wurden zudem flächendeckend einheitlich als vorsorgliche weiche Tabuzone gewertet. Eine räumliche Differenzierung der Rastvogelschwer- punkte innerhalb der Zählgebiete wurde generell nicht vorgenommen, um dem Vorsorgeaspekt flächendeckend für die jeweiligen Zählgebiete, auch im Hinblick auf die mögliche zukünftige Raumnutzung der wertgebenden Rastvögel, Rechnung zu tragen.

Weiterhin wurde zur Geeignetheit der angesprochenen Fläche vorgebracht, dass hier schon eine Anlage stehen würde und für eine weitere ein Vorbescheidsverfahren laufen würde und

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somit eine Konzentrationswirkung erzielt werden könnte. Da die Flächen jedoch innerhalb des 3-Km-Radius um den geplanten Teilbereich 1 Aasbruch liegen, sind sie nach der Anwendung als flächendeckend einheitliches Kriterium zur Vermeidung der Überfrachtung des Raumes durch Windenergieanlagen für die Errichtung eines Windparks nicht geeignet. Ein Vorbescheid liegt zudem nicht vor.

7. PLANUNGSINHALTE / HINWEISE

Mit der 60. Flächennutzungsplanänderung sollen die planungsrechtlichen Voraussetzungen (vorbereitende Bauleitplanung) zur Konzentration von Windparks ab 3 WEA geschaffen werden. Die Anlagen unterscheiden sich von den übrigen Baugebietstypen gemäß §§ 2 bis 10 BauNVO wesentlich, so dass die Teilbereiche 1, 2 und 5 im Flächennutzungsplan als Sonstige Sonder- gebiete gemäß § 11 BauNVO mit der Zweckbestimmung "Windenergieanlagen und landwirt- schaftliche Nutzungen" dargestellt werden. Gemäß textlicher Darstellung sind außerhalb der in dieser Flächennutzungsplanänderung dar- gestellten Sonstigen Sondergebiete zur Steuerung der Zulässigkeit von privilegierten Winden- energieanlagen gemäß § 35 (3) Satz 3 BauGB im Geltungsbereich des Flächennutzungsplanes der Samtgemeinde Barnstorf in der Regel keine weiteren Windenergieanlagen gemäß § 35 (1) Nr. 5 BauGB zulässig. Dies betrifft sowohl Windparks als auch Einzelanlagen. Im Teilbereich 1 ist eine Teilfläche als Sonstiges Sondergebiet für „Windenergie und Flächen für Umwelterlebnis / Umweltbildung in Zusammenhang mit regenerative Energie“ dargestellt. Hinweise: 1. Sollten bei den geplanten Bau- und Erdarbeiten ur- oder frühgeschichtliche Bodenfunde (das können u.a. sein: Tongefäßscherben, Holzkohleansammlungen, Schlacken sowie auffällige Bodenverfärbungen u. Steinkonzentrationen, auch geringe Spuren solcher Funde) gemacht werden, sind diese gemäß § 14 Abs. 1 des Nds. Denkmalschutzgeset- zes (NDSchG) meldepflichtig und müssen der Archäologische Denkmalpflege oder der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Diepholz unverzüglich gemeldet wer- den. Meldepflichtig ist der Finder, der Leiter der Arbeiten oder der Unternehmer. Boden- funde und Fundstellen sind nach § 14 Abs. 2 des NDSchG bis zum Ablauf von 4 Werk- tagen nach der Anzeige unverändert zu lassen, bzw. für ihren Schutz ist Sorge zu tra- gen, wenn nicht die Denkmalschutzbehörde vorher die Fortsetzung der Arbeit gestattet. 2. Die Lage der Versorgungsleitungen ist den Bestandsplänen der zuständigen Versor- gungsunternehmen zu entnehmen. 3. Sollten bei den geplanten Bau- und Erdarbeiten Hinweise auf Altablagerungen bzw. Alt- standorte zutage treten, so ist unverzüglich die Untere Abfallbehörde zu benachrichti- gen. 4. Die bisherigen Darstellungen zur Windenergie im rechtswirksamen Flächennutzungs- plan (Flächendarstellung Sondergebiet für Windenergieanlagen) werden mit Wirksam- keit dieser 60. Flächennutzungsplanänderung ersetzt. 5. Es gilt die BauNVO 2017.

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8. ERGÄNZENDE ANGABEN

8.1 Flächenbilanz

Die Größe der fünf Teilbereiche beträgt in der Summe 340,63 ha. Davon entfallen auf 94 : Teilbereich 1 144,99 ha Aasbruch - Sonstiges Sondergebiet Zweckbestimmung „Windener- 123,07 ha gie und Fläche für die Landwirtschaft“ - Sonstiges Sondergebiet Zweckbestimmung „Windener- 2.01 ha gie und Fläche für Umwelterlebnis / Umweltbildung in Zusammenhang mit regenerativer Energie“ - Flächen für Landwirtschaft 19,30 ha - Fläche für Wald 0,43 ha - Kleiner Teil Fläche für Ver- und Entsorgung. 0,18 ha Teilbereich 2 51,51 ha Schierholz - Sonstiges Sondergebiet Zweckbestimmung „Windener- 31,49 ha gie und Fläche für die Landwirtschaft“ - Flächen für Landwirtschaft 20,02 ha Teilbereich 4 Barver - Flächen für die Landwirtschaft 6,17 ha Teilbereich 5 135,78 ha Düste - Sonstiges Sondergebiet Zweckbestimmung „Windener- 112,83 ha gie und Fläche für die Landwirtschaft“ - Flächen für Landwirtschaft 21,98 ha - Fläche für Wald 0,97 ha Teilbereich 6 Dickel - Flächen für die Landwirtschaft 0,57 ha Gesamt 339,02 ha

94 Gegenüber den im Rahmen des Standortkonzeptes Windenergie abgeleiteten Flächenpotenzialen ergeben sich bei der Überführung in den Flächennutzungsplan als Sondergebietsfläche für die Windenergie in Einzelfällen auf Grund der fort- schreitenden Detailschärfe geringfügige Abweichungen.

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 108

8.2 Daten zum Verfahrensablauf

Der Rat der Samtgemeinde Barnstorf hat in seiner Sitzung am 12.10.2016 die Aufstellung der 60. Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen. Der Aufstellungsbeschluss ist gemäß § 2 Abs. 1 BauGB am 03.11.2016 ortsüblich bekannt gemacht worden. Der Rat der Samtgemeinde Barnstorf hat in seiner Sitzung am 12.09.2017 dem Entwurf der Flächennutzungsplanänderung und der Begründung zugestimmt und seine öffentliche Ausle- gung gemäß § 3 Abs. 2 BauGB beschlossen. Ort und Dauer der öffentlichen Auslegung wurden am 30.09.2017 ortsüblich bekannt gemacht. Der Entwurf der 60. Flächennutzungsplanänderung mit der Begründung und die wesentlichen, bereits vorliegenden umweltbezogenen Stellungnahmen haben vom 11.10.2017 bis 14.11.2017 gemäß § 3 Abs. 2 BauGB öffentlich ausgelegen.

Der Rat der Samtgemeinde Barnstorf hat in seiner Sitzung am 29.05.2018 dem geänderten Entwurf der Flächennutzungsplanänderung und der Begründung zugestimmt und seine erneute öffentliche Auslegung gemäß § 4a Abs. 3 BauGB beschlossen. Ort und Dauer der erneuten öffentlichen Auslegung wurden am 02.06.2018 ortsüblich bekannt gemacht. Der geänderte Entwurf der 60. Flächennutzungsplanänderung mit der Begründung hat vom 11.06.2018 bis 11.07.2018 gemäß § 4a Abs. 3 BauGB erneut öffentlich ausgelegen.

Der Rat der Samtgemeinde Barnstorf hat in seiner Sitzung am 15.08.2018 dem geänderten Entwurf der Flächennutzungsplanänderung und der Begründung zugestimmt und seine erneute öffentliche Auslegung gemäß § 4a Abs. 3 BauGB beschlossen. Ort und Dauer der erneuten öffentlichen Auslegung wurden am 17.08.2018 ortsüblich bekannt gemacht. Der geänderte Entwurf der 60. Flächennutzungsplanänderung mit der Begründung hat vom 28.08.2018 bis 28.09.2018 gemäß § 4a Abs. 3 BauGB erneut öffentlich ausgelegen.

Der Rat der Samtgemeinde Barnstorf hat nach Prüfung der Stellungnahmen gemäß § 3 Abs. 2 BauGB und § 4a Abs. 3 BauGB die 60. Flächennutzungsplanänderung nebst Begründung in seiner Sitzung am 14.11.2018 beschlossen.

Barnstorf, den 14.11.2018. LS gez. Lübbers Der Samtgemeindebürgermeister

Samtgemeinde Barnstorf, 60. Änderung des Flächennutzungsplanes 109

Die Begründung hat dem Feststellungsbeschluss zur 60. Flächennutzungsplanänderung vom 14.11.2018 zugrunde gelegen.

Barnstorf, den 14.11.2018. LS gez. Lübbers Der Samtgemeindebürgermeister