VVN-BdA Lichtenberg e.V.

 Mitglied der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

VVN-BdA Lichtenberg e.V., c/o Erika Rathmann, Kraetkestr. 11, 10315

BVV Lichtenberg Rathhaus Lichtenberg

10360 Berlin

Berlin, den 21.9.2010

Protest gegen Umbenennung des „Bernhard-Bästlein-Club“

In letzter Zeit häufen sich in der Öffentlichkeit Meinungen von Personen, die ausländerfeindlich und sehr rechtspopulistisch gegen Gruppen in unserer Gesellschaft vorgehen.

All das gab es schon einmal und führte vor 65 Jahren zu Gewalttätigkeiten gegen Andersdenkende. Ergebnis war der 2. Weltkrieg, der zur Vernichtung von Juden, Gewerkschaftlern, Kommunisten und vielen Völkern führte. Das sollte Mahnung auf Dauer bleiben und nie vergessen werden.

Die Beseitigung von Namen aus dem Widerstand gegen dieses menschenverachtende System wäre für den gegenwärtigen Rechtspopulismus eine wahre Freude. Wir, als VVN-BdA Lichtenberg protestieren aus diesem Grunde mit Nachdruck gegen die Umbenennung eines Jugend-Clubs, der den Namen eines Kämpfers gegen den Faschismus trägt.

Zur Information: Die Berliner VVN-BdA hat 2009 eine Ausstellung erarbeitet, die am 15.1.2010 zur Nacht der Politik im Lichtenberger Rathaus gezeigt wurde. Ausstellung und Katalog können bei der Berliner VVN-BdA ausgeliehen oder erworben werden.

Annette Neumann, Susanne Riveles, Bärbel Schindler-Saefkow: Berliner Arbeiterwiderstand 1942–1945. „Weg mit Hitler – Schluß mit dem Krieg!“ Die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation. Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Antifaschistinnen e.V.: Berlin 2009

Mit freundlichen Grüßen Erika Rathmann - per e-Mail -Vorsitzende-

VVN-BdA Lichtenberg e.V., c/o Erika Rathmann, Kraetkestr. 11, 10315 Berlin E-Mail: [email protected] Amtsgericht Charlottenburg VR 12625 B Bankverbindung: Postbank Berlin · Kontonummer 676723101 · Bankleitzahl 10010010 Bernhard Bästlein (1894 - 1944)

Bernhard Bästlein wurde am 3. Dezember 1894 in als Sohn sozialistischer Eltern geboren. Schon als Feinmechanikerlehrling schloss er sich der sozialistischen Arbeiterjugend an und wurde Gewerkschaftsmitglied. 1912 trat er der SPD bei. Den ersten Weltkrieg erlebte er von 1915 bis 1918 als Soldat. Zu Beginn der Novemberrevolution gehörte er an der Westfront einem Soldatenrat an. Ende 1918 trat er der USPD und 1920 der KPD bei. 1920/1921 war er Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft. 1921 wegen seiner aktiven Teilnahme an den Solidaritätsaktionen für die Märzkämpfer in Mitteldeutschland von der Reaktion verfolgt, emigrierte er in die Sowjetunion. Hier war er zunächst als Redakteur der „Deutschen Bauernzeitung“ und später als Dreher in einer Moskauer Maschinenfabrik tätig. Anfang 1923 kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete als Redakteur an Tageszeitungen der KPD in Rheinland-Westfalen. Seit Februar 1931 war er politischer Sekretär der Bezirksleitung Mittelrhein der KPD. In dieser Funktion wie auch als Abgeordneter des Preußischen Landtags seit 1932 wirkte er unermüdlich, um die Kampfkraft der Partei zu stärken, die Aktionseinheit der Arbeiterklasse herzustellen und das Aufkommen des Faschismus zu verhindern. Nach Errichtung der faschistischen Diktatur organisierte Bernhard Bästlein in Frankfurt (Main) die illegale Parteiarbeit. Am 5. März 1933 wurde er in den Reichstag gewählt. Im Mai des gleichen Jahres gelang es den Faschisten, Bernhard Bästlein zu verhaften. Bis 1935 war er im Zuchthaus Siegburg und danach bis 1940 in den Konzentrationslagern Esterwegen und Sachsenhausen eingekerkert. Im KZ Sachsenhausen organisierte er mit Robert Abshagen, Franz Jacob, Georg Schumann, Mathias Thesen und anderen politische Schulungszirkel. Wiederholt wurde er von der SS in den Dunkelkerker geworfen.

Im Frühjahr 1940 entlassen, fand Bernhard Bästlein in Hamburg Arbeit als Feinmechaniker. Gemeinsam mit Robert Abshagen und Franz Jacob leitete er die illegale Bezirksorganisation Wasserkante der KPD. Bernhard Bästlein war für die politische Arbeit der Organisation verantwortlich und führte Schulungen durch. Seit 1941 stand diese mit der Berliner Parteiorganisation in Verbindung. Am 17. Oktober 1942 verhafteten die Faschisten Bernhard Bästlein erneut und überführten ihn im Sommer 1943 zur Aburteilung nach Berlin. Während eines Luftangriffs konnte er am 30. Januar 1944 aus dem Zuchthaus Berlin-Plötzensee entfliehen. Es gelang ihm, Anschluß an die illegale Parteiorganisation in Berlin zu finden. Er gehörte gemeinsam mit Franz Jacob, Theodor Neubauer, Anton Saefkow, Georg Schumann und Martin Schwantes der illegalen operativen Leitung der KPD und des antifaschistischen Kampfes in Deutschland an. Bernhard Bästlein trug maßgeblich zur Festigung der Bezirksorganisation Berlin/Brandenburg der KPD bei. Am 30. Mai 1944 erneut verhaftet, wurde er nach entsetzlichen Folterungen am 5. September 1944 zum Tode verurteilt und zusammen mit Franz Jacob und Anton Saefkow am 18. September 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.

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