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Katholische Kirche St. Marien und St. Christophorus

Hermann-Josef Hüsgen

Niederhasli vor der Reformation

Ein Gotteshaus in Niederhasli ist erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1188 belegt in der ein St. Bartholomäus-Patrozinium er- wähnt wird. Ins 12. Jahrhundert datieren auch die 1981 archäolo- gisch nachgewiesenen Fundamente eines Vorgängerbaus der heu- tigen reformierten Kirche. Kirchlich gehört Niederhasli bis zur Re- formation zum Bistum Konstanz und zum Dekanat . Nachweisbar sind kirchliche Beziehungen auch zu Höngg und Bü- lach. Wichtige Rechte (Besetzung der Priester- bzw. Pfarrstelle) gehören den Freiherren von Freienstein, später dem Kloster Wet- tingen, dessen Mönche zumindest zeitweise in Niederhasli auch den Gottesdienst versehen. 1437 ist ein Marienaltar in der Kirche bezeugt. Im Alten Zürichkrieg wird die Kirche 1443 von den Eidge- nossen gebrandschatzt, in der Folge ab 1469 wieder hergestellt. 1523 wird in Niederhasli, wie im ganzen Zürcher Herrschaftsbe- reich die Reformation eingeführt1. Erst mit der Errichtung der Ka- tholischen Pfarrei Bülach im Jahr 1882 und der 1901/02 dort erbau- ten Pfarrkirche bildete sich eine Mutterpfarrei für die im 19. Jahr- hundert zunehmende Zahl von Katholiken2.

Maria Pflasterbach

Im 16. Jahrhundert liegt am alten Pilgerweg vom Schwarzwald nach Einsiedeln die Wallfahrtskapelle Maria Pflasterbach. Um 1500 ist sie erstmals in den Quellen greifbar, wird aber nach der Refor- mation bald wieder aufgegeben. Ausgrabungsfunde belegen die zugehörige Pilgerherberge (Ruine Sünikon) unterhalb von Regens- berg. 4

Pilgerbild nach der Ablassurkunde von 1503 (Staatsarchiv Zürich)

Erhalten ist ein kolorierter Pilgerzettel und ein Ablassbrief von 15033, der Szenen aus dem Marienleben zeigt, darunter das Wall- fahrtsbild der Schmerzhaften Muttergottes. In Anknüpfung an den Pilgerort wird bei der Wiederaufnahme der "katholischen Tradition" im Bezirk 1925 das Motiv des Gnadenbilds und das Patrozinium für das Gotteshaus in Nie- derhasli gewählt4.

Kapelle und Pfarrei Niederhasli

Da die Zahl der Katholiken im Bezirk Dielsdorf in den 20er Jahren stetig ansteigt, entsteht der Wunsch, eine eigene Missionsstation zu schaffen. Die Wahl fällt auf Niederhasli, das mit 86 Personen die meisten katholischen Einwohner besitzt5. Da es Kirchgemeinden noch nicht gibt, wird der Katholische Stationsverein Bülach Träger dieser Seelsorgestation. Der neugeschaffene Kapellenkreis Nie- derhasli umfasst Niederhasli, Nieder- und , Regensberg, 5

Dielsdorf mit dem Wehntal, und , sowie die Dörfer Boppelsen, und Buchs. Zentrum wird die Kapelle Nie- derhasli und das 1944 hier erworbene Pfarrhaus. 1954 wird der Kapellenkreis zur eigenständigen Pfarrei erhoben, deren Sitz 1962 nach Dielsdorf verlegt wird6. Aus der Aufteilung der Grosspfarrei gehen 1995 die zwei selbstän- digen Pfarreien St. Paulus in Dielsdorf und St. Christophorus in Niederhasli hervor. Seither trägt das kleine Gotteshaus als Pfarrkir- che das Doppelpatrozinium St. Marien und St. Christophorus7, doch spricht der Volksmund von der „Kapelle“ oder dem „Marien- kappeli“.

Lage

Die katholische Kirche liegt an der Dorfstrasse, im Zentrum von Niederhasli. Der ursprüngliche Bauplatz liegt auf freiem Feld, zwi- schen dem alten Dorfkern und der Bahnstation. Erkennbar an der neueren Bebauung heute, verlagert sich das Zentrum von Nie- derhasli mit der Zeit in Richtung Bahnhof. So ist die Kirche heute von Wohnbebauung, Geschäftshäusern sowie dem Gemeinde- und Primarschulhaus umgeben.

Anlässlich einer umfassenden Au- ssensanierung der Kirche wird 2003 die Jahreszahl „1925“ auf dem Grundstein an der Turmflanke beim Sakristeieingang eingemeisselt.

Bau der Kapelle

Die Kapelle Niederhasli wird nach den Plänen des Architekten Jo- sef Steiner aus Schwyz errichtet, der auch die Entwürfe für die In- nenausstattung liefert. Am 20. Januar 1925 erwirbt der katholische Stationsverein Bülach für Fr. 6000.- ein Grundstück von 30 Aaren "im Hanfacker oder Hanffeld" in Niederhasli. Verkäufer ist der da- malige Posthalter Johannes Allemann8. 6

Die Mittel stammten aus einem schon seit 1922 geführten Kirchen- baufond, der sich aus Spenden, Zahlungen der Inneren Mission in Zug, sowie bischöflichen Beiträgen speist. Das Protokollbuch des Stationsvereins weist die Baukosten mit total 68.000.- Franken aus.9 Nach Genehmigung der Baupläne durch den Churer Bischof (20. Februar)10 und weiteren Vorarbeiten kann am Pfingstsonntag, den 31. Mai 1925, der Grundstein für den Neubau gelegt werden. An- lässlich dieser Feier wird eine Urkunde unter- zeichnet, deren Text in Abschrift erhalten ist. Ob das Original zusammen mit anderen Dokumen- ten im Grundstein ver- schlossen wird, ist nicht bekannt.

Aufrichte im Jahr 1925 durch das Baugeschäft Kramer, .

Den Rohbau führt die Baufirma Lanfranconi aus Oerlikon aus, die Zimmermannsarbeiten liegen bei den Gebrüdern Kramer aus Nie- derglatt, die Malerarbeiten bei Franz Etter aus Niederhasli11. 7

Nach nur fünfmonatiger Bauzeit kann die Kapelle am 8. November 1925 eingeweiht werden.

Bericht in den Sonntagsglocken, dem damaligen Pfarrblatt der Pfarrei Bülach12

Architektur

Josef Steiner baut die Kapelle im damals vom Churer Bischof Ge- org Schmid von Grüneck favorisierten neuromanischen Heimat- stil13. Auffällig ist die architektonische Verwandtschaft mit der Kir- che in Embrach, die Steiner ein Jahr zuvor fertig gestellt hat. Im Unterschied hierzu ist der Bau in Niederhasli heller und weiter. 8

Text der Grundsteinurkunde14

In nomine sanctae et individuae Trinitatis. Amen. Quat(t)uor fere saeculis post lamentabilem i.h.S.Matris Dolorosae sanc- tuarii in Pflasterbach errecti destructionem elapsio, divina favente gra- tia, Pio PP.XI. feliciter regnante, ex speciali facultate ab Illustrissimo et Reverendissimo Episcopo Curiensi DD. Georgio Schmid de Grüneck con- cessa, R.D. Joannes Imholz, Parochus de Bülach in pago Tigurino, hodie in Dominicae Pentecostes solemnitate, die XXXI. Maji anni sancti MCMXXV. circa horam vicesimam, novae in memoriam supradicti sanc- tuarii i.h. Septem Dolorum B.M.V. in vico Niederhasli pagi Tigurini ec- clesiae erigendae primum lapidem solemniter benedixit. Huic solemni- tati R.D. Carolus Hain, Philosophiae Doctor et Vicarius ecclesiae Büla- censis, R.D. Conradus Mainberger, Vicarius ejusdem ecclesiae, D. Jo- sephus Steiner ex Schwyz, architectus, D. Lanfranconi ex Oerlikon, ae- dis novae aedificator necnon multitudo hominum interfuerunt chorus- que ecclesiae Bülaciensis piis pulcherrimisque melodiis sacras caeremo- nias laudabiliter decoravit. In quorum fidem propria manu subscripsimus Bülach in pago Tigurino, die XXXI. Maji A.S. MCMXXV.

Im Namen der heilgen Dreifaltigkeit. Amen. Fast vierhundert Jahre nach Zerstörung des Heiligtums zu Ehren der Schmerzhaften Muttergottes am Pflasterbach weihte mit Gottes Hilfe und mit ausdrücklicher Zustimmung des erlauchten und hochehrwürdigen Bi- schofs von Chur, Herrn Georg Schmid von Grüneck, während des Epi- skopats Pius XI., der Pfarrer von Bülach, Kanton Zürich, Hochwürden Johannes Imholz, am heutigen Pfingstsonntag, dem 31. Mai des Heiligen Jahres 1925, um 20 Uhr in Niederhasli, Kanton Zürich, feierlich den er- sten Stein (Grundstein) für eine neue Kirche zum Gedenken an das oben erwähnte Heiligtum zu Ehren der Sieben Schmerzen Mariens. Dabei waren anwesend Hochwürden Karl Hain, Dr. der Philosophie und Vikar der Kirche von Bülach, Hochwürden Konrad Mainberger, Vikar der- selben Kirche, Herr Josef Steiner aus Schwyz, Architekt, Herr Lanfranco- ni aus Oerlikon, Baumeister des neuen Hauses, sowie eine grosse An- zahl Menschen. Der Kirchenchor Bülach umrahmte die heiligen Zeremo- nien auf lobenswerte Weise mit wunderschöner Musik. Unter dem Beistand der Anwesenden haben wir eigenhändig unterzeich- net. Bülach, Kanton Zürich, den 31. Mai in Heiligen Jahr 1925.

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Als besonders vorteilhaft erweist sich die Änderung der Chorlösung gegenüber Embrach. Steiner rückt den Turm an die Seite, entlastet damit optisch das Kirchenschiff und schafft Raum für den geglie- derten Chorschluss. Andere Elemente, wie Portikus (Vorzeichen), Empore und Kirchen- schiff werden von Embrach übernommen. Der Niederhasler Bau gliedert sich in Vorhalle, Schiff mit 110 Sitz- plätzen, Chor und Turm. Er verfügt über eine eingezogene Empore mit kleiner Orgel. WC-Anlage und Schuppen werden 1954 ange- baut.

Abweichend von den hoch aufragenden, schlanken Dachreitern oder Käseckentürmen der reformierten Kirchen im Unterland, wählt Steiner einen massiven, im Grundriss quadratischen Turm mit achtseitiger Spitzhaube. Der, wie Schiff und Vorhalle, mit Ton- schindeln gedeckte Turmhelm besitzt weit überkragende Dachtrau- fen. Die Kantenlinie ist geknickt und wird mit einem aufgesetzten Kreuz abgeschlossen. Die auf dem gemauerten Turm aufsitzende achteckige Glockenstube ist gezimmert und mit Holzschindeln ver- 10 kleidet, sowie an jeder Seite mit einem grossen von Windläden ge- schlossenen Schallloch versehen. Der Turm verfügt neben Keller und Glockenstube über drei Ge- schosse, das unterste wird als Sakristei genutzt und ist mit einem kleinen Vorbau seitlich vom Chor erweitert. Die Turmfenster sind rundbogig - wie sämtliche Fenster der Kirche mit einem minimalen Spitzbogen. Im oberen Geschoss sind die Fenster doppelbögig mit runder Mittelsäule, ganz im romanischen Stil. Im Eingangsbereich schafft ein auf hölzerne, quadratische Doppelsäulen gestütztes Pultdach ein kleines, überdachtes Vestibül, das an den Stirnseiten geschlossen ist. Der darüber liegende Giebel wird von drei kleinen Bogenfenstern durchbrochen, die wiederum, wie schon im obersten Turmgeschoss, durch Rundsäulen gegliedert sind. Abgeschlossen wird der Giebel mit einem aufgesetzen Kreuz als Dachreiter. Das ungegliederte Kirchenschiff mündet in einen 5/8 Chor, der leicht schmäler ist als das Kirchenschiff. Der Chorraum besitzt ein gemauertes Gewölbe, das Schiff eine schmucklose hölzerne Kas- settendecke, die dem Lauf des Chorbogens folgt. Licht fällt in das Kircheninnere durch drei grosse leicht spitzbogige Fenster im Kirchenschiff und eines im Chor. Drei kleine, hoch an- gesetzte Galleriefensterchen gliedern die rechte Wand des Kir- chenschiffs und schaffen eine arkadenartige Verbindung zum mitt- leren Turmgeschoss. Der Innenraum präsentiert sich in seinen we- sentlichen Teilen noch ganz mit dem Inventar der 20’ Jahre. Ent- fernt wurde lediglich die Kommunionbank, die ursprünglich Chor und Schiff trennt, sowie die vom Gewölbe des Chors herabhän- gende Ewig-Licht Ampel. Beides geschieht wohl im Zusammen- hang mit der Anschaffung eines hölzernen Zelebrationsaltars. Im Zuge der Liturgiereform in den 60’ Jahren verzichtet man allerorten auf den Gebrauch der Hochaltäre bei der Feier der Heiligen Messe.

Flügelaltar

Das markanteste Ausstattungsstück bildet der mit Schnitzwerk in spätgotischer Manier versehene Aufbau des Hochaltars. Er ist als Flügelaltar (Retabel) gearbeitet und zeigt auf den beiden Klappta- feln Szenen aus dem Marienleben (Öl auf Leinwand). 11

Den Mittelteil des geöffneten Altars schmückt eine vollplastisch ge- schnitzte Darstellung der ‘Schmerzhaften Mutter Gottes’ (Pietá)15, die bis ins Detail dem Pilgerbild der Pflasterbachkapelle nachgebil- det ist. Vorlagen und Skizzen für den Altar stammen vom Architekt Steiner, die Ausführung aus der von Adolf Vogl geleiteten Bilder- schnitzerwerkstatt in Hall/ Tirol16. Die beiden Flügel zeigen Motive aus dem weihnachtlichen Fest- kreis, bzw. aus dem der Fasten- und Osterzeit. Die rechte Bildtafel stellt auf der Innenseite die ‘Begegnung Marias mit ihrem Sohn auf dem Weg nach Golgatha’ dar. Das Motiv ist in dieser Form nicht biblisch, entstammt vielmehr der Kreuzwegtradi- tion. Auf der Aussenseite ist die ‘Kreuzabnahme’ dargestellt. Die linke Tafel zeigt innen die ‘Darstellung Jesu im Tempel’ und aussen die ‘Flucht der heiligen Familie nach Ägypten’. In die Sockelzone (Predella) ist in der Mitte der Tabernakel eingelassen, der als Christussymbol die griechischen Buch- staben Alpha und Omega trägt. Den Unterbau bildet eine Altarplatte aus Granit auf gemauer- tem und verputztem Sockel. In der Mitte der Mensa ist eine quadratische Platte aus gräulichem Marmor eingelassen, die das Sepulchrum, wörtlich „Grab“, überdeckt. Bei der Altarweihe wird hierin eine Heiligenreliquie eingebracht und mit der Platte ver- schlossen. Das Sepulchrum in Niederhasli ist jedoch leer, da die Kirche nie geweiht wurde. Eingehauen in die Platte sind fünf kleine 12

Kreuzchen und die Jahreszahl 1925. Interessant sind drei Vermer- ke, die mit Bleistift direkt auf die Platte geschrieben wurden. Es sind Visitationsvermerke des Churer Bischofs Christianus aus den Jahren 1942, 1946 und 195017. Aus der Werkstatt Vogl stammen auch die sechs Kerzenleuchter und das Altarkreuz, sowie eine - inzwischen entfernte - Kommuni- onbank18.

Taufstein - Zelebrationsaltar und Ambo

Die drei theologisch bedeutsamsten Einrichtungsgegenstände sind Taufstein, Altar und Ambo. Am Taufbecken wird das Sakrament der Taufe gespendet, das „Wurzelsakrament“, das Christen mit Tod und Auferstehung Jesu verbindet und sie zu „Söhnen und Töchtern Gottes“19 macht. Dieses Geheimnis des Glaubens feiert die Ge- meinde in der Eucharistie, in der Jesus unter uns ist, im gemein- samen Mahl, das auf dem Altar gefeiert wird und dem Wort der Heiligen Schrift, das am Ambo vorgetragen wird.20.

Taufstein

Obwohl die Kirche Niederhasli zwischen 1954 und 1962 Taufkirche ist, hat sie keinen Taufstein. Bis zur Loslösung von Bülach tauft man die Kinder in der Pfarrkirche in Bü- lach, nach 1962 in der neuen Pauluskirche in Dielsdorf. Anlässlich des 75. Kapellenjubi- läums wird im Jahr 2000 vom Niederglatter Künstler Otto Rüger ein Taufbecken ge- staltet, das sich in Stil und Ausführung in die vorhandene Ausstattung einfügt.

Entwurf: Otto Rüger (2000) Fichtenholz, Kupfer getrieben. Ausführung: Fidel Wyss, Niederglatt (Holz) Walter Hauser, Glarus (Kupferschmiede). Höhe: 1,10m; Kupferbecken: Ø 0,56m.

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Ein auf drei Vierkantbeinen ruhender hölzerner Unterbau trägt eine kupfergetriebene Schale. Der Rand der Schale trägt als Inschrift die Taufformel: "IM NAMEN DES VATERS, DES SOHNES UND DES HEILIGEN GEISTES". Die oberen Abschlüsse der Tragekonstruktion sind mit den Chri- stogrammen PX, Fisch und Anker verziert. Der aufliegende Deckel trägt ein Kreuz. Ambo und Zelebrationsaltar

Aus rein praktischen Gründen braucht es in der nicht allzu grossen Pfarrkirche in Niederhasli eigentlich kein Ambo (Lesepult). Doch Al- tar und Ambo versinnbildlichen gemeinsam in eindrücklicher Weise die Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils, wonach Jesus in gleicher Weise im Wort der Schrift, wie im Brot der Eucharistie ge- genwärtig ist21.

Entwurf: Otto Rüger, Niederglatt (2004) Fichtenholz, Kupfer getrieben. Ausführung Schreinerei Derrer, Dielsdorf (Holzarbeiten) Walter Hauser, Glarus (Kupferschmiede). Altar (L/T/H): 1,25 x 0,63 x 0,88m Ambo (L/T/H): 0,54 x 0.40 x 1,18m 14

Im Zusammenhang mit den Renovationsarbeiten 2003/04 reift der Entschluss zur Anschaffung eines Lesepults. Um eine einheitliche Gestaltung des Altarraums zu erreichen, entwirft der Niederglatter Künstler Otto Rüger, von dem schon das Taufbecken stammt, ne- ben dem Ambo auch einen neuen Zelebrationsaltar. In der Mitte des Altartischs ist eine kleine quadratische Kalkstein- platte aus der Kallistuskatakombe in Rom eingelassen. Sie schlägt den Bogen zu den Christen der frühen Kirche. Die Frontplatte des Ambos zeigt die vier Evangelistensymbole, die als Blätter eines Baumstamms dargestellt sind, eingeschrieben in eine Kreuzform. Die Darstellung verdeutlicht, dass die Botschaft von Tod und Auferstehung (Kreuz und Lebensbaum) sich in den vier Evangelien entfaltet, und zugleich eine innere Einheit bildet.

Taufbecken, Altar und Ambo bilden nicht nur theologisch eine Ein- heit, sondern auch im Hinblick auf Stil und Material: offene Holz- rahmen-Konstruktion mit quadratischer Grundform, sowie kupferge- triebene Zierelemente.

Weitere Kirchenausstattung

Statuen der Hl. Maria und des Hl. Josefs

Links und rechts vom Chorbogen befinden sich vollplastische holz- geschnitzte Figuren der Maria mit Jesuskind (links) und des Hl. Jo- sef mit dem Knaben Jesus und Zimmermannswinkel (rechts). Stili- stisch unterscheiden sie sich stark von der übrigen Ausstattung. Das Figurenpaar stammt vom Obwaldener Holzbildhauer Beat Gasser (1892-1967), der auch für andere von Steiner erbaute Kir- chen gearbeitet hat22. Wann die beiden Figuren angebracht wur- den, lässt sich nicht feststellen, ein Inventar von 192623 nennt sie jedenfalls noch nicht. Die erwähnte Zusammenarbeit von Gasser und Steiner lässt jedoch vermuten, dass die Figuren bald danach ihren Platz in der Kapelle fanden. Die Formgebung ist schlicht, mit nur angedeuteten Faltenwürfen. Maria trägt ein Kopftuch und ein gegürtetes Kleid, ihre linke Hand ist als Gebegestus geöffnet. 15

Maria und Josef (Beat Gasser)