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CPE Bach Gluck Schubert Klopstock Lieder Wolfgang Holzmair Stefanie Steger Wolfgang Brunner 9990379037 HHolzmairolzmair KKlopstocklopstock BBooklet.inddooklet.indd 1 223.09.20143.09.2014 116:03:056:03:05 Klopstock Lieder Franz Schubert (1797–1828) 1 Die Gestirne D 444 1:58 2 Selma und Selmar D 286b 1:20 3 Furcht der Geliebten D 285 2:09 4 Hermann und Thusnelda D 322 5:42 5 Das Rosenband D 280 1:44 6 Die frühen Gräber D 290 1:36 7 Die Sommernacht D 289 2:27 Christoph Willibald Gluck (1714–1787) 8 Die frühen Gräber 3:12 9 Die Sommernacht (1st version / 1. Fassung) 2:00 bl Schlachtgesang 1:24 bm Minona lieblich und hold 1:42 bn Vaterlandslied 1:03 bo Der Jüngling (1st version / 1. Fassung) 1:34 Franz Schubert bp Vaterlandslied D 287 1:14 bq An Sie D 288 2:54 br Edone D 445 1:12 2 9990379037 HHolzmairolzmair KKlopstocklopstock BBooklet.inddooklet.indd 2 223.09.20143.09.2014 116:03:106:03:10 Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) bs Selma H 739 1:19 bt Vaterlandslied H 731 1:06 bu Lyda H 737 2:01 cl Auferstehn H 781/12 1:25 cm Des Ewigen und der Sterblichen Sohn H 844/2 2:30 Christoph Willibald Gluck cn Wir und Sie 2:12 co Der Tod 2:34 cp Die Neigung 2:21 cq Die Sommernacht (2nd version / 2. Fassung) 1:44 cr Der Jüngling (2nd version / 2. Fassung) 1:33 Franz Schubert cs Dem Unendlichen D 291 4:52 Wolfgang Holzmair baritone / Bariton (tracks 1-11,15-17,19,21-23,25-27) Stefanie Steger soprano / Sopran (tracks 2,4,9,11-14,18,20,24) Wolfgang Brunner fortepiano / Hammerklavier fortepianos / Hammerklaviere by Robert Brown, Oberndorf/Salzburg, built / hergestellt: 1988, nach Anton Walter 1780-1790 (tracks 8-13,17-26) built / hergestellt: 2009, nach Michael Rosenberger, Beginn 19. Jh. (tracks 1-7,14-16,27) 3 9990379037 HHolzmairolzmair KKlopstocklopstock BBooklet.inddooklet.indd 3 223.09.20143.09.2014 116:03:106:03:10 „Wer wird nicht einen Klopstock loben!“ Schon bei der Zusammenstellung des Programms Wir und Sie (Gluck), für das Vaterlandslied (alle drei unserer CD fiel auf, wie sehr die Lieder der drei Komponisten) oder auch für den Schlachtgesang Komponisten Christoph Willibald Gluck, Carl Philipp (Gluck), der nicht ganz so kriegerisch daherkommen Emanuel Bach und Franz Schubert nach Dichtungen muss, wie er vielleicht einstens gemeint war. Her- Friedrich Gottlieb Klopstocks zueinander passten. mann und Thusnelda (Schubert) versteht sich als Mag uns Klopstock (1724–1803) heute nur noch kleine Opernszene, die wir nur deshalb gern hören, aus der Literaturgeschichte und nicht durch das weil sie bei allen Schwächen wunderbare Musik Lesen seiner Werke vertraut sein, für die genannten enthält, typisch Schubert'sche Musik mitsamt jener Komponisten hatte er etwas Verbindendes, wie wir wohlbekannten Passage im Klavier, der wir später beim Musizieren feststellen durften. Daneben hatten notengetreu in Ellens erstem Gesang Raste Krieger! nur noch Christian Gottlob Neefe (1748–1798), der nochmals begegnen. Entscheidend für den Erfolg Lehrer Beethovens, und Johann Friedrich Reichardt dieses insgesamt eher problematischen Stücks wird (1752–1814), wie Zelter ein Goethe-Vertoner der ersten sein, ob die Sängerin der Thusnelda glaubwürdig Stunde, solch starke Affinität zu Klopstock'schen zwischen dem einmal heroischen, dann aber wieder Oden. So sehr diese auch weiterhin ein Begriff eher lyrisch liebenden Tonfall zu wechseln weiß. blieben, die Komponisten der beinahe letzten Größere geistige Tiefe und Geschlossenheit 200 Jahre konnten sich nur noch selten zu deren findet sich in Klopstocks religiösen Oden, die je Vertonung entschließen. Am ehesten wohl noch nach Vertonung ganz den schlichten Vortrag von zum Gedicht Das Rosenband, wie uns die Lieder Kirchenliedern brauchen wie Des Ewigen und der von Richard Strauss und Alexander Zemlinsky Sterblichen Sohn und Auferstehen, ja Auferstehn zeigen. Aber darüber hinaus? Wer kennt und liest wirst du (beide von CPE Bach) oder auch hymnische heute noch Klopstocks Hauptwerk Messias? Schon Begeisterung (Die Gestirne, Schubert), die sich Lessing findet in einem seiner Epigramme pointiert: im zweiten Teil von Dem Unendlichen (ebenfalls „Wer wird nicht einen Klopstock loben! Doch wird Schubert) beinahe zu religiöser Ekstase in einem ihn jeder lesen? Nein. Wir wollen weniger erhoben nicht endenden Legato steigert. Einzigartig ist hier und fleißiger gelesen sein.“ zudem, wie Schubert der freien Form Klopstocks mit Für die patriotischen und politischen Oden ist diese einem beeindruckenden Rezitativ vor dem Hymnus Ignoranz, jedenfalls in unseren Tagen, vollkommen (einer „Arie“) beikommt, das dem Sänger hinsichtlich nachvollziehbar. Sie sind nicht nur unzeitgemäß, sprachlicher Ausdeutung und Stimmkraft einiges sondern manchmal auch noch lang, schreien dann abverlangt. Diese Vertonung ist ohne Zweifel ein förmlich nach Kürzung und sind für uns heutige Meilenstein inmitten aller Klopstock-Lieder, dem Interpreten eine echte Herausforderung. Das gilt für mit Glucks Der Tod (von J.F. Reichardt aus dem 4 9990379037 HHolzmairolzmair KKlopstocklopstock BBooklet.inddooklet.indd 4 223.09.20143.09.2014 116:03:106:03:10 Gedächtnis aufgezeichnet) ein in seiner Suggestivkraft schon im Fall der Sommernacht, darf Gluck sich ebenfalls ausdrucksstarkes Rezitativ im nachbarocken ebenbürtig neben Schubert stellen, in dessen Lied Stil zur Seite steht, das mit Schlichtheit, Demut und der Klavierpart den Interpreten zu stereotypen Schattierungen im Kleinen vorgetragen werden will. Betonungen beim Deklamieren des Textes verleiten Den Hauptteil der siebenundzwanzig Lieder könnte. dieser CD machen Freundschafts-, Natur- und Selma und Selmar (Schubert) bezieht seinen Liebesoden aus. Einige der Kompositionen sollten Charme aus hübscher Melodie und dem dialogischen dabei unbedingt zum erweiterten Kernrepertoire Singen der beiden Protagonisten, Edone aus dem von Liedgestalterinnen und -gestaltern gehören, steten Wechsel von Dur und Moll sowie dem in etwa Das Rosenband von Schubert, das zwar im seiner Wirkung offenen Schluss. Ganz anders geht ersten Band der siebenteiligen Peters-Notenausgabe CPE Bach an dieses Gedicht heran, das bei ihm seinen Platz hat, aber kaum je gesungen wird. den Titel Lyda trägt. Noch deutlich der Vorklassik Wunderschön und voller Innigkeit auch Furcht der verpflichtet, wie auch bei seiner Selma, nimmt er Geliebten und An Sie, Strophenlieder wie so viele sich mehr Zeit, während bei Schubert das Lied fast andere, die beim Interpreten ein hohes Maß an vorbeizuhuschen scheint. Sprachverständnis und unterschiedlichen Farben Bleibt zuletzt in diesem Programm, das ansonsten voraussetzen. Auch sie zeigen Schubert auf viel- alle Sololieder der drei Komponisten nach Klopstock leicht noch nicht höchstem, aber doch schon sehr vereinigt, noch das Duett Minona lieblich und hold hohem Niveau, wie auch Die Sommernacht, die er von Gluck nachzutragen, ein charmantes Aperçu zu als Rezitativ mit abschließendem kurzen Arioso vor all den Oden, das seinen Platz in einem deutschen uns erstehen lässt, im Gegensatz zu Gluck, der Singspiel haben könnte und für einmal die beiden in seinen beiden Fassungen ganz Melodiker ist Singstimmen wirklich zusammenbringt. (besonders in der hier vom Bariton gesungenen Fassung) und für einmal Schubert vielleicht sogar Wolfgang Holzmair den Rang abläuft. In den Außenteilen ähneln einander beide Versionen von Glucks Der Jüngling, doch im einen Fall (hier vom Sopran vorgetragen) überzeugt der kraftvoll dahinstürmende Mittelteil und lässt dadurch die andere Komposition hinter sich. Interessant ist es auch, die Parallelvertonungen von Die frühen Gräber zu vergleichen. Erneut, wie 5 9990379037 HHolzmairolzmair KKlopstocklopstock BBooklet.inddooklet.indd 5 223.09.20143.09.2014 116:03:106:03:10 Dichtung und Musik – Gluck und Klopstock Prob zugleich zwei Melodien auf alt Bardischen Geschmack hinzu gefüget habe, die aber immer „Es ist hier der Ort zu sagen, daß Gluck ungefehr wieder weg zu werffen seyn…“ (höchst bedauerliche der Klopstock für die Musik, so wie Klopstock der Verluste!). Begleitend zur Sendung an Klopstock Gluck für die Poesie ist.“ So urteilten Zeitgenossen schrieb Gluck, die Stücke seien „gantz simpel ge- in Wien Mitte der 1770er Jahre – Gluck war eben als nommen, und von leichter Execution“, jedoch: „Es erfolgreicher Opernkomponist aus Paris zurückgekehrt wird nothwendig seyn, einen guten Clavierspieler –, Augen- und Ohrenzeugen von Glucks Vortrag darzu zu erwählen…“. Der Komponist wünschte sich seiner Kompositionen aus Klopstocks Hermanns wohl von den ausführenden Musikern besonderes Schlacht und seiner Oden. Glucks Schauspielmusik Verständnis für die feinen Nuancen der musikalischen zu Klopstocks „vaterländischem Gedicht“ Hermanns Textauslegung und besondere Sorgfalt bei der Schlacht muss leider als verloren gelten, es ist frag- gemeinsamen Erarbeitung des Vortrags der Oden. lich, ob es je Niederschriften gegeben hat. Dagegen Man denkt an Schuberts Äußerung: „…Die Art und sind sieben Klopstock-Oden in seiner Vertonung Weise, wie Vogl singt und ich accompagnire, wie wir erhalten (zwei davon in verschiedenen Fassungen): in einem solchen Augenblicke Eins zu sein scheinen, sechs – neben Einzeldrucken – gemeinsam in einem ist diesen Leuten etwas ganz Neues, Unerhörtes.“ von Gluck selbst betreuten Druck in Wien 1785 Der Text der hier aufgenommenen letzten Kom- (Vaterlandslied, Wir und Sie, Schlachtgesang, Der position des Wiener Oden-Druckes aus dem Jahr Jüngling, Die Sommernacht, Die frühen Gräber), 1785, Die Neigung, stammt nicht von Klopstock, eine (Der Tod) nach einer Niederschrift von Johann sondern von einem