Mai 2009 nummerfünfundvierzig Zeitschrift für Kultur in Würzburg und Stuttgart 05.2009 • 2 ¤

Inhalt: Intro45 / Impressum 11 Landesausstellung in Würzburg 12 Gier oder Ignoranz? 18 Lichtblick 20 Weltliche Altäre in Stuttgart 22 Kabinettscheiben in Iphofen 26 Vogelflug in die Freiheit / Galerie Ueltzen in Sommerhausen 30 Der Parasit / Mainfranken Theater 32 Das Buch über Heiner Reitberger 34 Das Bild zum Buch 35 Marktbreit und seine Römer 38

www.nummer-zk.de Short cuts 40

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Premiere: 23. Mai 2009 | Großes Haus Team: Schütz, Wickert, Bünte

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Premiere im Kinderzelt des Africa Festivals: Freitag, 30. Mai, um 15.30 Uhr weitere Aufführungen: 31. Mai und 1. Juni, 15.30 Uhr Premiere: 23. Mai 2009 | Großes Haus Team: Schütz, Wickert, Bünte Illustration: Katja Mitnacht

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DIE DUCKOMENTA in Bad Mergentheim

28. März – 13. September 2009 Das Erlebnis für die Deutschordensmuseum im Schloss ganze Familie. Di – So und an Feiertagen: 10:30 –17:00 Uhr Weitere Infos: Telefon 0 79 31 / 5 22 12 www.bad-mergentheim.de

Kur- und Tourismusverein Bad Mergentheim e. V.

Schirmherrschaft Minister Prof. Dr. Wolfgang Reinhart

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Nummer45.indd 5 12.05.2009 02:39:34 6Anzeige nummerfünfundvierzig Treffpunkt Konkrete Kunst

Begegnungen mit Künstlern im Museum im Kulturspeicher Würzburg

7.–17. Mai 2009 Fotografien von Achim Schollenberger in der Sammlung Peter C. Ruppert für Konkrete Kunst in Europa nach 1945

Das Buch »Treffpunkt Konkrete Kunst«, 96 Seiten mit mehr als 60 Schwarzweißfotografien, Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag jeweils 14.00 - 18.00 Uhr Format 21×19 cm, gebunden mit Schutzumschlag, zusätzliche Besuchstermine gerne nach Anmeldung Maxstraße 21 97346 Iphofen Tel.: 09323/870656 ist für 18,– Euro im Museums-Shop erhältlich. internet: www.max-21.de e-mail: [email protected]

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Begegnungen mit Künstlern im Museum im Kulturspeicher Würzburg

7.–17. Mai 2009 Fotografien von Achim Schollenberger in der Sammlung Peter C. Ruppert für Konkrete Kunst in Europa nach 1945

Das Buch »Treffpunkt Konkrete Kunst«, 96 Seiten mit mehr als 60 Schwarzweißfotografien, E.A. Poe, der Mittlere (Patrick Obrusnik). Format 21×19 cm, gebunden mit Schutzumschlag, ist für 18,– Euro im Museums-Shop erhältlich.

Nummer45.indd 7 12.05.2009 02:39:36 8Anzeige KUNSTHALLE nummerfünfundvierzig SCHWEINFURT im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad

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Rüfferstraße 4, 97421 Schweinfurt Telefon 09721 51479 Fax 09721 51320 www.kunsthalle-schweinfurt.de

Geöffnet Di-So 10-17 Uhr Do 10-21 Uhr

Nummer45.indd 8 12.05.2009 02:39:39 Mai 2009 9 KUNSTHALLE Anzeige SCHWEINFURT im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad

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Ruth Grünbein Rüfferstraße 4, 97421 Schweinfurt Malerei Telefon 09721 51479 Fax 09721 51320 15. Mai - 31. Juni 2009 www.kunsthalle-schweinfurt.de im BeratungsCenter der Sparkasse Mainfranken, Hofstraße 7, 1. Stock, Geöffnet Würzburg Öffnungszeiten: Mo. Di. Mi. Fr. 8:30 - 16:30 Uhr Do. 8:30 - 17:30 Uhr Di-So 10-17 Uhr Do 10-21 Uhr

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Intro nummerfünfundvierzig herausgegeben vom Kurve e.V. – Prognosen und Prophezeiungen sind gegenwärtig ungemein Verein zur Förderung von Kultur in beliebt, besonders die sich selbst erfüllenden. Letztere gibt es Würzburg zwar erst seit 1948 als sie Robert K. Merton in die Sozialwis- senschaft einführte, also: offiziell (Wir haben mindestens ei- Druckauflage: 1500 Exemplare nen Leser, der jetzt vermutlich kopfschüttelnd aufspringt ... Herstellung: Beckdruck GmbH, Würzburg „Nein, nein, das gab es schon viel früher!“ Okay, für ihn: Tho- Kontakt mas Hobbes, manchen als englischer Philosoph bekannt, hatte nummer in seiner 1668 geschriebenen, aber erst 1682 nach seinem Tod c/o Malerfürstentum Neu-Wredanien erschienenen Schrift „Behemoth, or the long parliament“ auch Innere Aumühlstraße 15–17 • 97076 Würzburg schon einmal in diese Richtung gedacht: „Häufig ist die Pro- Tel.: 09 31 – 41 39 37 • [email protected] phezeiung die Hauptursache für das prophezeite Ereignis.“), Bankverbindung aber da sie die einzige Art Vorhersage ist, die eine gewisse Plau- VR-Bank Würzburg • BLZ 790 900 00 sibilität beanspruchen kann, jedenfalls bezogen auf komplexe, Konto 78 417 • Kontoinhaber: Kurve e.V. gesellschaftliche Verhältnisse, muß man sich wirklich nur da- mit beschäftigen. Also wird darauflos geunkt, und dann wer- Redaktion und Mitarbeiter den die Unken gescholten, etwa: Sie sollten „soziale Unruhen“ Angelika Summa [sum] – V. i. S. d. P. Wolf-Dietrich Weissbach [wdw], nicht herbeireden. Im Ernst: das Spiel ist stillos. Das eine sind Achim Schollenberger [as], Renate Freyeisen, keine Prophezeiungen im strengen Sinne, denn die hätten ei- Hella Huber [hh], Falk von Traubenberg, nen irgendwie göttlichen Ursprung und soweit würden Gesine Josef Kern, Josef Röll, Barbara Sülzer [bs], Schwan und Michael Sommer wohl nicht gehen. Und die ande- Eva-Suzanne Bayer. re Seite scheint weltfremd, denn die vermeintlich prophezeite, Für die Inhalte der soziale Unruhe ist doch längst da. Es ermangelt höchstens eines Artikel sind die AutorInnen selbst verantwortlich. Messias oder – und das ist bei uns wahrscheinlicher – eines Rat- Umschlaggestaltung tenfängers. Aber das ist ein anderes Thema. Bleiben wir abstrakt nach einem Konzept von Akimo bei Prognosen und Prophezeiungen. Prognosen beanspruchen, Umschlagfarbe Pantone 320 C streng wissenschaftlich zu sein und versagen beim Wetter, weil das zu komplex ist, und in der Wirtschaft, weil es da nicht nur Layout um meßbare Größen geht, um wirkende Kräfte etwa. Bei Ari- Wolf-Dietrich Weissbach stoteles hieß das „causa efficiens“. Nur kannte der alte Grieche ein ganzes Ursachennetz, nämlich auch eine „causa materia- Anzeigenpreisliste 1.2006 lis“, eine „causa formalis“ und eine „causa finalis“; Material, Künstlerportfolio: Form und Zweck waren also ebenso für eine bestimmte Wir- € 150 Ganze Seite 180 x 240 (186 x 246) kung verantwortlich. Vor allem der Zweck (Telos) wird in der Short Cuts: modernen Wissenschaft aber ausgeschlossen. Tja, hätte sie halt € 100 Viertelseite 77,5 x 100 auf Aristoteles oder wenigsten Hegel oder Marx gehört, dann € 180 Halbe hoch 77,5 x 205 € 180 Halbe quer 160 x 100 stünde sie heute vielleicht nicht so belämmert da. Aber über- € 300 Ganze Seite 160 x 205 haupt, Prophezeiungen machen mehr Spaß. Z.B. soll nach dem € 300 Anschnitt/U4 186 x 246 Kalender der alten Maya am 21.Dezember 2012 die menschliche alle Maße: Breite x Höhe in mm Zivilisation zu Ende gehen, weil an diesem Tag die Sonne in alle Preise zuzügl. gesetzl. MwSt. den Mittelpunkt der Milchstraße rückt. Das ist doch mal eine Umschlagfarbe (Sponsoring): gute Nachricht, denn damit soll keineswegs die Welt unterge- € 100 HKS-Farbskala hen, sondern ein Zeitalter des Lichts anbrechen. Und weil man € 125 Pantone-Farbskala für diesen Tag gerüstet sein sollte, gibt das Kunstreferat der alle Preise zuzügl. gesetzl. MwSt. Diözese Würzburg für eine Kunstaktion das Thema schon für 2010 vor. Die katholische Kirche braucht auch keine Mayas, € 48 Mitgliedschaft im 12 x 1 Heft Förderverein Kurve e.V. sie hat ihre eigene Apokalypse. Um nicht falsch verstanden zu € 36 Jahresabonnement 12 x 1 Heft werden: Wir wollen uns keineswegs darüber lustig machen. Im € 36 Geschenkabonnement 12 x 1 Heft Gegenteil: Bei all den düsteren Prognosen und Prophezeiungen € 60 Förderabonnement 12 x 2 Hefte steht die moderne Kunst nämlich ziemlich hohl da. Da kann es € 100 Superabonnement 12 x 4 Hefte wirklich nicht schaden, wenn sich die Künstler mal wieder mit alle Preise inkl. gesetzl. MwSt. ernsteren Themen befaßten. Kurve gekriegt! Schluß für dies- Die Mitgliedschaft ist jederzeit kündbar. Das Abonnement verlängert sich um weitere 12 Monate, mal! wenn es nicht 4 Wochen vor Ablauf gekündigt wird. Das Geschenkabonnement verlängert sich nicht. Ihre Redaktion

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Wenn Sugarbaby ....

Foto: Achim Schollenberger

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Foto: Achim Schollenberger

... die rote Sonne im Meer versinken sieht.

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Lèone (Maria Vogt) und ihr Verlobter Horn (Klaus-Müller-Beck).

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Wiederaufbau und Wirtschaftswunder Bayerische Landesausstellung in Würzburg

Von Barbara Sülzer

etonation, Feuersturm, schwarzer Rauch, „Leben in den fünfziger Jahren“. Die Angst, Grauen, Ruinen, Tod“, mit diesen Ausstellungsmacher beleuchten einen bedeutenden DWorten eröffnete Dr. Richard Loibl, Direktor – vielleicht den bedeutendsten Zeitabschnitt der des Hauses der Bayerischen Geschichte die Baye- BRD. Dies ist sehr aufschlußreich gelungen. Dabei rische Landesausstellung in der Residenz. In legten sie auf die ersten drei Bereiche deutlich Würzburg waren von rund 27000 Wohnungen über die stärkere Gewichtung. „Welches Schweinderl 21000 völlig zerstört. Oberbürgermeister Gustav hätten´s denn gern?“ – Diese Frage von Robert Pinkenburg erklärte im Mai 1945: „Würzburg ist nicht Lembke war das Erkennungszeichen der Sendung mehr.“ Die Stunde Null hatte geschlagen. Hatte ein „Was bin ich?“, der erfolgreichsten Quizshow im Neuanfang in diesen Ruinen überhaupt einen Sinn? deutschen Fernsehen. Zum Jahresbeginn 1955 gab Was sollte nun werden? Doch was dann geschah, war es in Bayern erst 3041 Fernsehgeräte. 1956 eröffnete wie ein Wunder: das Wirtschaftswunder. Wolfgang fast an jedem Tag irgendwo in der BRD ein neues Neuss sang 1958 im Film „Wir Wunderkinder“: Jetzt Lichtspielhaus – in linden Pastelltönen gehalten, mit kommt das Wirtschaftswunder, .…der deutsche cordbezogenen Polsterstühlen – jeder Westdeutsche Bauch erholt sich auch und ist schon sehr viel besuchte statistisch gesehen 15 Mal im Jahr ein Kino. runder. Jetzt schmeckt das Eisbein wieder in Im kleinen Kinosaal kann der Besucher Filme mit Aspik…. Währungsreform und Wirtschaftswunder längst vergessenen Stars ansehen. Und die Musik gehören untrennbar zusammen. Meilensteine waren der 50er Jahre – mit „Krach“ bis „Negermusik“ die erste Wahl zum Deutschen Bundestag 1949, die in der Bayerischen Staatszeitung 1958 tituliert – Europäische Wirtschaftsgemeinschaft 1957, das Rock´n´Roll, ChaChaCha und Schlagerliedchen „Wunder von Bern“ 1954, nicht zu vergessen die aus der Original-Musikbox im vorletzten Raum Symbolgestalt der Sozialen Marktwirtschaft Ludwig trägt einen dorthin zurück, wo die Blumen blühen Erhard, 1949 – 1963 Bundeswirtschaftsminister, und und Diana und Marina mit zwei kleinen Italienern als erster Bundeskanzler Konrad Adenauer. Viele die rote Sonne bei Capri im Meer versinken sehen. Zeitgenossen erinnern sich bis heute, wie sie 1948 Wunderbare Eindrücke, jedoch wünschte man sich mit der neuen Währung endlich wieder alles kaufen noch eine echte Vespa, ein Goggo oder eine Isetta konnten. Die amerikanische Militärregierung ließ herbei, eine BMW R25/3 vielleicht noch vor einer Banknoten über kleinere Beträge wie z.B. „eine halbe Zapfsäule, den alten Bosch Kühlschrank in einer deutsche Mark“ drucken. In der Ausstellung ist ein Ecke zu entdecken, eine Bluna, Hula-Hupp-Reifen, Umtausch von 1 Euro in 2 DM möglich – ein solcher einen Korbkinderwagen, Lederhosen und Sandalen, 1/2 Mark-Schein ist neben alten Zehnpfennigstücken die Strickliesel, Wasserflaschen mit dem Ploppver- auch dabei. Nach Einwurf eines alten Zehnerles wirft schluß oder das typische pastellfarbene Melitta der froschgrüne Vivilautomat die wohlbekannten Geschirr, aus rosa Tassen den Kakao schlürfen Pfefferminzpastillen aus. Unweigerlich erwachen – wie früher, ein Butterbrot auf dem hellblauen die Erinnerungen an Kindheit und Jugendzeit Steingutteller. Werden die SchülerInnen wirklich durch die ausgestellten Objekte: die runde Spardose ein bißchen den Zeitgeist ihrer Großeltern erspüren? der Sparkasse Würzburg, die Braun-Saftpressen Stilgetreuer wäre diese Ausstellung in der „alten (im modernen Design sind sie bis heute im Moz“ – unserem Mozartgymnasium – untergebracht Sortiment des Unternehmens!), die Küchenuhr mit gewesen, nur wenige Meter von der barocken Eieruhr von Max Bill, der „Konzertschrank“, ein Residenz entfernt. Schon wären alle Besucher mitten Unterhaltungsmöbel, das in vielen Wohnzimmern im Ambiente der 50er Jahre! ¶ stand. Der Rundgang führt durch fünf Themen- blöcke: „Krieg und Zerstörung“, „Leben in Trümmern“, „Wiederaufbau“, „Wirtschaftswunder“, Vom 9. Mai bis 4. Oktober 2009

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Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer bei der offiziellen Eröffnung der Landesausstellung. Foto: Wolf-Dietrich Weissbach

Nummer45.indd 17 12.05.2009 02:39:51 18 nummerfünfundvierzig Gier oder Ignoranz? Zur Debatte um eine Neubebauung in der Spiegelstraße

Text: Josef Kern

Ausriß aus der Main-Post vom 6. Juni 1955 Foto: Josef Kern lrich Karl Pfannschmidt, früher leitender Einem Architekturhistoriker stellen sich bei Baudirektor in der Regierung von Überlegungen zur Neugestaltung des Stadtraums Unterfranken, hat mit großer Kennerschaft jedoch andere Fragen als dem Architekten: Er U forscht, wie jeder Historiker, nach der Vergangenheit, die Planungen des katholischen Bauträgers St. Bruno-Werk für die Spiegelstraße unter die Lupe um aus den dadurch gewonnenen Erkenntnissen genommen und die Vor- und Nachteile der von Nutzen für die Zukunft zu ziehen. Was war in der fünf geladenen Architekturbüros eingereichten Spiegelstraße vor 1945, was blieb davon übrig, wie Vorschläge gegeneinander abgewogen („Gier frißt und warum fand man eine Lösung, die nun bald der Platz oder Würzburg und die Unwirt(schaft)lichkeit“, Geschichte angehören soll? Überspringen wir das in: nummer 44, Mai 2009, S. 12-16). Was Pfannschmidt Jahrhunderte währende Dasein und die Tragödie von aktueller Baukunst erwartet, hat er bereits 2003 des Hofes Ussigheim und blicken zurück ins Jahr in seiner Festrede anläßlich der Verleihung des Theo- 1954: Das Bruno-Werk hatte die Immobilie erworben, dor-Fischer-Preises an Peter Kuhn in Schweinfurt auf und der Rest des kaum zerstörten Gartenpavillons den Punkt gebracht: Architektur müsse „sorgfältig sollte erhalten bleiben (es gab auch den Vorschlag, im Detail, im Historischen verwurzelt (und) das ihn durch einen Neubau zu ersetzen). „Kolonat“, Zeitgenössische selbstbewußt vortragend“ sein. Pseudonym des verdienstvollen Kulturjournalisten, Eine Aussage, welche jeder Architekturhistoriker Malers und Fotografen Heiner Reitberger (1923- bedenkenlos unterschreiben wird. 1998), berichtete in der Main-Post vom 15. Juni 1954

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ganz zutreffend vom Pavillon „als Schlüssel einer Lill’sche Gestaltung des Baukomplexes Spiegelstraße städtebaulich guten Lösung.“ Ein knappes Jahr stellt wie St. Alfons ein Denkmal der deutschen später, am 6. Juni 1955, lobte er wiederum in der Architektur der 1950er Jahre dar, dessen angekündigte Main-Post das Bauvorhaben des St.-Bruno-Werkes Zerstörung künftige Generationen mit hoher und den beauftragten Architekten Fritz Lill, und Wahrscheinlichkeit als Verlust empfinden werden. das in höchsten Tönen: Unter der Schlagzeile „Alt- Auf die fünf eingereichten Vorschläge zur Würzburger Baugesinnung zu neuem Leben erweckt“ Neubebauung braucht an dieser Stelle nicht findet sich die Unterzeile „An der Spiegelstraße eingegangen zu werden; der auf S. 16 der nummer 44 entsteht ein Wohnbau, der Historisches mit abgebildete (Bild unten) Entwurf mit dem seines Modernem sinnvoll verbindet.“ Man habe Daches beraubten Barockpavillon spricht recht Anregungen des Würzburger Oberbaurats Rudolf drastisch für sich. Da die in Würzburg aktiven Schlick aufgegriffen und von einem Architekten Kunst- und Architekturhistoriker zu gerne als umformen lassen, der „persönlich mit Würzburg „Schlaumeier“ und „Ewig-Gestrige“ ohne Kompetenz verbunden, das Wesen wahrhaft modernen Bauens in gescholten werden, sei hier ein auswärtiger Publizist dem Bestreben sieht, das Notwendige ungekünstelt zitiert, der als Autor des Baumeisters, der Bauwelt, aber liebevoll zu verwirklichen.“ Der Aufsichtsrat der Frankfurter Allgemeine Zeitung, der Neuen des Bruno-Werks habe „in dankenswerter Weise auf Züricher Zeitung und gar der Zeitschrift für eine allzu erschöpfende Ausnützung des Geländes Gottesdienst und Predigt über alle Verdächtigungen verzichtet, um so dem Neuen Würzburg etwas vom erhaben sein sollte. Vor zwei Jahren, am 12. Oktober freizügigen offenen Geist der alten Hofanlage zu 2007, schrieb Rudolf Maria Bergmann unter der erhalten.“ Es war also volle Absicht des Bauherren, Schlagzeile „Katholisch bauen“ in der Frankfurter an dieser Stelle einen liebens- und lebenswerten Rundschau über die berüchtigte „Kleine Bausache“ freien Raum zu schaffen, mit Milchbar („Kleines Lu“, am Würzburger Nikolausberg. Wir dürfen ihn dessen Terrasse im ersten Stock schon lange nicht abschließend zitieren: „Beim St.-Bruno-Werk hat mehr zugänglich ist), mit Grünanlage und Blick der Bauen mit Architektur grundsätzlich nichts zu tun. Bewohner des sechsgeschossigen Hinterhauses auf Was man in den Stadtkörper dübelt (…) kündet vom das Geschehen in der Spiegelstraße. Es entspricht energischen Willen zur Profitmaximierung und daher in keinster Weise den historischen Fakten, von einem baulichen Leitbild im Sinn vorsätzlicher wenn seitens des Bauherrn wie der am Wettbewerb Gleichgültigkeit gegenüber der Umgebung und der beteiligten Architekten von der „Schließung einer Historie.“ Aus dem erstgenannten Vorwurf scheint Baulücke“ die Rede ist. Auch Pfannschmidt liegt man gelernt zu haben, wie der Architektenwett- bedauerlicherweise falsch in der Beurteilung bewerb belegt. Doch am zweiten Teil der Aussage hat der eingeschossigen Ladenbauten, welche er als sich wahrlich nichts geändert. Schade! ¶ „provisorisch“ bezeichnet (nummer 44,S.14); es handelt sich mitnichten um „eine der Repro: Wolf-Dietrich Weissbach letzten Kriegslücken der Innenstadt“, sondern vielmehr um ein Dokument der Baugesinnung der damals gerade einsetzenden Wirtschaftswunderzeit, in der man sich den Luxus erlauben durfte, reine Profitmaximierung außer acht zu lassen. Als Vergleich bietet sich der Komplex der St. Alfons-Kirche in der Gartenstadt Keesburg an, wo der spätere Dombaumeister Hans Schädel vor dem Gotteshaus einen weiträumigen, von der Matthias-Ehrenfried-Straße durch eine großzügige Treppenanlage abgesetzten Platz für die Gemeinde schuf. Was in den Augen heutiger Immobilienmakler sicherlich als Sakrileg erscheint, war seinerzeit sogar dem Bundespräsidenten Theodor Heuss einen Besuch wert. Die

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Lichtblick 2762 Jahr alt und trotzdem niemals müde. Jedes Jahr am 21. April begeht die Weltstadt Rom ihren Geburtstag (natale di roma) mit allerlei Festivitäten. An diesem Tag soll 753 vor Christus Romulus, der von der Wölfin Gesäugte, die Stadt am Tiber gegründet haben. Das ist allemal ein Grund um kräftig zu feiern. Paraden in historischen Uniformen, Konzerte, Ausstellungen und als kleines Präsent an Bürger und Gäste sind die Museen, Ausgrabungsstätten und historischen Monumente kostenlos zugänglich, sorgen für prächtige Laune in der Stadt. Ein Spektakel der besonderen Art bieten zu nächtlicher Stunde die aus diesem Anlaß imposant ins Licht gesetzten Bauwerke, hier im Bild das Forum Romanum und im Hintergrund das Colosseum. ¶ Text und Foto: Schollenberger

Nummer45.indd 21 12.05.2009 02:39:58 22 nummerfünfundvierzig 3 Weltliche Altäre - das Kunstmuseum Stuttgart entdeckt das Triptychon in der Moderne

Von Eva-Suzanne Bayer

n der Mitteltafel des dreiteiligen Bildes „Groß- den Katakomben der Großstadt und teurere Mädchen stadt“ (1927/28) von Otto Dix ist die Hölle , barbusig und mit enormen Hüten. Ganz vorn Iausgebrochen. Im giftigen rötlichen Licht tobt schreitet eine dem Betrachter entgegen, umwickelt eine Tanzkapelle. Ein grün bekleideter Hintern zuckt mit Pelz und rotem Samt, eine „Ganzkörpervagina“ im Charlestontakt. Ein androgynes Wesen im kurzen beschreibt sie der Katalog. Die Welt ist aus den Kleid, klapperdürr und Perlen behängt, schwenkt Fugen. Dix´ „Großstadt“ gehört schon lange zu den einen pinkfarbenen Straußenfederfächer. Um sie Glanzstücken des Kunstmuseum Stuttgarts. Es mag herum die dekadenten, neureichen Kriegsgewinnler die Veranstalter auf die Idee gebracht haben, den sich des Ersten Weltkriegs, herausgeputzt in Brokat und seltsam häufenden Triptychen im 20. Jahrhundert Seide. Die Roaring- Twenties in ihrem Lusttakt nachzugehen. Was nämlich in Gotik und Barock von Gier, Sexualität und Korruption. Auf den rein sakralen Ursprung hatte, und als Wandel- oder schmäleren Seitentafeln die Opfer jener Zeit. Flügelaltar die frommen Kirchenbesucher zu An- Grotesk verstümmelte Krüppel, billige Mädchen in dacht einlud, verlor im 18. Jahrhundert seine

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Bedeutung. Rokoko, Romantik, selbst die Nazarener sagen“) aber blieb nicht nur, sondern lud sich nun mit benutzten diese Form nicht mehr. Das alte, einer ganz anderen Spiritualität auf. „Das Geistige in hierarchische Modell – ein breiterer Mittelteil, halb der Kunst“, Schlagwort und immaterielle Heimat so große Flügel zum Auf- oder Zuklappen je nach für die gesamte Moderne von Kandinsky bis Antoni Anlaß im Kirchenjahr – hatte ausgedient. Daß Bilder Tapiès, von Hermann Nitsch bis Bill Viola, verwies auf die Kraft hätten, das Unsichtbare, Überirdische, die Transzendenz von Material, Idee und Impetus der Unwägbare in habhaften Figuren aus der heiligen Bilder. Ob figurativ oder „abstrakt“, Bilder begnügten Geschichte zu vergegenwärtigen, glaubte man nicht sich nicht mehr mit ihrer faktischen Existenz (wie mehr. Nur das Sichtbare durfte sichtbar bleiben. „ in Historismus, Realismus und Impressionismus), Man darf nur malen, was man wirklich sehen und sondern deuteten auf seelische und geistige Bereiche, berühren kann“, verkündete der französische Realist auf Unsichtbares, Unfaßbares, Unerklärliches. Die Gustave Courbet. traditionelle Form des Triptychon ist bei den rund fünfzig Künstlerinnen und Künstlern der Ausstellung Die Wiederentdeckung der Pathosformel fast ganz verschwunden. Es blieb die Dreizahl als Serie, als Reihe, auch als dramatische Bilderzählung. Doch dann, Ende des 19. Jahrhunderts, als das Noch ganz in der Tradition geht Fritz von Uhde Materielle, das Welthafte immer bedrängender in seiner „Heiligen Nacht“ (1888) auf: Detailgenau wurde, die äußere Not, entstanden aus dem posiert er Maria mit Kind auf der breiteren Sozialgefälle und einem immer unbegreiflicheren Mitteltafel in einen leeren Stall und läßt auf den wissenschaftlichen Weltbild, als innere Not sich schmäleren Seitentafeln Engel und Hirten über den niederschlug, erinnerten sich die Künstler an die leibhaftig erschienenen Gott frohlocken. Das Licht „Pathosformel“ der Altäre. Der mittig zentrierte gleitet von den Seiten über Jubelengel und demütig Aufbau mit den untergeordneten, flankierenden Gebeugte zu Mutter und Kind, und mündet in einem Seitentafeln aber war nicht mehr zeitgemäß. Die bleichen Mond an der Stalltür, dessen Schein sich Magie der Zahl Drei (Drei bilden eine Gruppe, drei mit warmem Laternenlicht auf dem Gesicht Marias sammeln sich um eine Mitte, „Du mußt es dreimal vermischt. Stallwärme und spirituelles Leuchten durchdringen sich hier. Einen profanen Dreiklang aus Lernen, Beten und menschlicher Zuwendung faßt Gotthardt Kuehl in seinem „Lübecker Waisenhaus“ (1896): vergegenwärtigte Caritas in Schulstube, gemeinsames Gebet und Küche für die Schlußlichter der Gesellschaft. Bis zum 1. Weltkrieg wird die Dreiheit gerne benutzt, um in klassischer Dreiheit das Leben „so als Ganzes“ zu umfassen. Käthe Kollwitz spannt in ihrer Zeichnung die Mitteltafel mit der Trauer um den realen Tod eines Menschen mit zwei Bildern des sozialen Elends. Giacomo Balla, später bekannt geworden als dynamikverzückter, bildformzerschlagender Futurist, setzt seine Frau und seine kleine Tochter, bezeichnenderweise „Luce“ (Licht) genannt, in sein karges Atelier, sammelt in ihnen auf der Mitteltafel das von rechts einfallende Licht und läßt es in der linken Seitentafel gespenstische Reflexe malen. Auch in der „Großen Otto Dix, Anatomiestunde“ des heute fast unbekannten Großstadt, süddeutschen Malers Oscar Obier flicht die 1927/28, Beleuchtung die drei Tafeln zusammen. Realistisch Mischtechnik kommt es von den Fenstern der Außenseiten. Doch in auf Holz, 181 x 402 cm, der Mitte transzendiert es zur Hintergründigen und Kunstmuseum betont den bildparallel gelagerten Leichnam und die Stuttgart, Stirn des betagten Anatomen, als sei es eine Metapher © VG Bild-Kunst, auf die Fähigkeit der modernen Wissenschaft und Bonn 2008 den menschlichen Geist.

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Abstraktion, das Informel, hatte jedweden Bezug Für politische Botschaften benutzt zur Figur und zur sichtbaren Wirklichkeit verloren und glaubte dafür grenzenlose Freiheit, globale Otto Dix wählte zwischen den beiden Weltkriegen Verständlichkeit und Zugriff auf immaterielle nicht nur in der „Großstadt“ das Triptychon als Aussagen gewonnen zu haben. Während Niki de Parabel für den Sumpf und die Not des Daseins. (Auch Saint Phalle die traditionelle Form des Flügelaltars die gezeichneten Kartons sind in der Ausstellung zu noch zitiert und in gleißendem Gold die Vampire sehen). Zwar durfte das große Gemälde „Der Krieg“ und Devotionalien der Tagespolitik beschwört, (1929- 1932) mit Predella nicht aus Dresden anreisen. reduzieren Ellsworth Kelly, Walter de Maria und Yves Doch die originalgroßen Kartons aus Hamburg, Klein in drei völlig gleichgeordneten Tafel das Bild bereichert durch zahlreiche Einzelstudien von auf reine, spirituell verstandene Farbe oder ebenso unterschiedlicher Herkunft, intensivieren in ihrem spirituelle Nichtfarbe (Weiß und Schwarz). Die Schwarzweiß das Grauen der Schützengräben, Reihenfolge der Tafeln ist bei ihnen austauschbar. das Dix selbst durchlebte, den Todestaumel und Francis Bacon zirkuliert aus drei Aspekten um die den Zusammenbruch jedweder Menschlichkeit. Figur seines Lebensgefährten George Dyer. Die Die reale Apokalypse des Krieges wurde nie zuvor Porträts erinnern an Polizeifotos (rechtes Profil, oder danach mit solcher erschreckenden Wucht Frontalsicht, linkes Profil), die Rückenstudien und Aussagekraft formuliert. Max Beckmanns Triptychen entstehen nach 1932, in der politischen Unterdrückung. „Das Unsichtbare sichtbar machen durch Realität“, lautete sein Motto, und die Dreiteilung des Bildes ermöglichte ihm, temporär und lokal verschiedene Szenen zu einer Aussage zu verketten. „Beginning“ ( 1946-49), dem vorletzten der neun vollendeten Triptychen, zeigt, wie Kinderangst und Schuldruck vom Verve des Lebensaufbruchs hinweggefegt werden. Ein bewaffneter, kindlicher Gardeoffizier auf einem Schaukelpferd, flankiert von einem Monster im Schrank und einem kopfüber hängenden Gestiefelten Kater, reitet an gegen die aufgetürmten Ideale und die Erziehungsdressur der Erwachsenenwelt. Im Anfang wohnt noch die kreative Kraft der Ursprünglichkeit. In den „Argonauten“( 1949/50), kurz vor Beckmanns Tod in den USA gemalt, ist nur die Hoffnung geblieben. Die Helden der Mitteltafel, begleitet von einer Atelierszene links und einer Damenkapelle rechts, behaupten die Überlebenskraft der Kunst trotz all der Katastrophen und Zweifeln der Gegenwart. Daß sich nach dem Krieg in den Fünfziger Jahren die sakrale Bedeutung völlig verlor, die Pathosformel des eines Aktes vor dem Rasierspiegel umkreisen sein Dreiklangs aber sowohl im Westen wie auch im Osten Modell wie bei einer Kamerafahrt. Doch im Zentrum für politische und gesellschaftliche Botschaften dieser Bilder dominiert ein schwarzes Loch oder benutzt wurde, illustriert die Ausstellung eine schwarze Spiegelung, die all die verletzte ausgezeichnet. Für das System der damaligen DDR Fleischlichkeit in der Leere des Absuden aufzusau- steht der windschlüpfrige Willi Sitte. Im „Kampf der gen scheint. Während Markus Lüpertz in drei nahezu Thälmannbrigade in Spanien“ (1958) ist er noch ganz identischen Arbeiten die Attribute des Militärs der expressiven Figuration der im Osten geduldeten ins Gigantische vergrößert und Gerhard Richter Trias Dix-Beckmann- Kokoschka verpflichtet. 1966, in seinem „Atelier“ (1985) den Malduktus und den im „Höllensturz in Vietnam“, hat er zu seiner krassen Schaffensprozeß des nicht mehr an Gegenstände Handschrift gefunden und prangert ideologietreu gebundenen Künstlers feiert, inszeniert Herman die „Kriegstreiber“ USA und BRD an. Doch de Vries sein „Rasenstück“ auf veritablen Gräsern Ideologie herrscht auch in der westlichen Kunst. Die und Sigmar Polke, der verschmitzte Alchemist, läßt

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seine Kunstharze noch im Museum ihr Eigenleben die Kamera minutiös einen Geburtsvorgang verfolgt, fortsetzen, denn die Konsistenz der giftigen liegt recht eine alte Frau im Sterben. Daß es die eigene Ingredenzien verändert sich auch noch lange nach Mutter des Künstlers ist, hat einen Funken von der Fertigstellung der Arbeit. Exibitionismus. So fundamental diese Koppelung Der Tod, die Vergänglichkeit, das Katastrophale ist, das Mittelbild eines im Wasser treibenden – beliebte Themen in der zeitgenössischen Körpers findet kein adäquat starkes Symbol. Aber Dreibildtradition –, kulminieren in drei völlig daß man das merkt und verbalisieren kann, verdankt verschiedenen Momenti mori. Katharina Sieverding man sicherlich dieser grandiosen Sehschule der hat die Umrisse eines Totenschädels („Steigbild X“) Ausstellung. Auf den motivüberbordenden Jonathan über drei monumentale Bildträger gespannt und Meese mit seiner obskuren Mischung aus Sex, Gewalt läßt im Bereich des Gehirns eine vegetabile, gelbe und religiösen Chiffren, seinen geschwätzigen Linienstruktur mäandern. Ein Flammenzeichen Symbolhäufungen, seinem schlampigen und dort, wo die Gedanken wohnen, oder der Hinweis keineswegs „starken“ Malduktus hätte man gerne auf die begrenzte Haltbarkeit des angeblich „ewig verzichtet. Aber vielleicht ist es auch ganz gut, den Wahren“ des Geistes? Immer wieder steht in heutigen Matador der Kunstszene im Kontext mit so diesem fulminanten Parcours durch die moderne erstklassigen Werken zu sehen. Neben ihnen bleibt Kunstgeschichte der Betrachter vor ergiebigen er, was er ist: ein ordinärer Schwadroneur. ¶

Fragen, vor existenziellen Rätseln. Nur Robert Francis Bacon, Three studies of George Dyer, 1969, Longo lotet aus, daß namenloser Schrecken über das Öl auf Leinwand, je 36 x 30 cm, Unbegreifliche nicht nur im Symbol, sondern auch Louisiana Museum of Modern Art, ganz real zu fassen ist. In der riesigen Kohlezeichnung Humlebæk, Dänemark, „The Hunting“ (2005) faßt er die Terroranschläge Schenkung The New Carlsberg Foundation, vom 9.September 2001. Rechts und links steuert © The Estate of Francis Bacon /VG Bild-Kunst, Bonn 2008 je ein Flugzeug – nach den Rauchschwaden muß es das zweite sein –, die ganz in Schwarz gehaltene Mitteltafel an. Es ist nur eine Farbe, aber doch ein Symbol für die Verletzlichkeit unserer Weltordnung. Im Kunstmuseum Stuttgart bis 14. Juni. Die Videoinstallation von Bill Viola bindet in drei Der nobel aufgemachte, hervorragend bebilderte und paralell laufenden Filmen die Existenz des Menschen informative Katalog kostet 29.- Euro. zwischen Leben und Tod zusammen. Während links Info: www.kunstmuseum-stuttgart

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Kabinettscheiben Sonderausstellung im Knauf-Museum in Iphofen

Von Renate Freyeisen Fotos: Josef Röll

abinettscheiben“ – was ist das? Eine ganz der Materie, der auch vor häufigen Fälschungen seltene Kunst: Viereckige oder runde warnt und an Geschichte und Entstehung dieser KScheiben, häufig in die Oberlichter der Fenster transparenten Raumelemente erinnert. Häufig eingepasst, mit bildlichen Darstellungen, „Gemalt dienten nämlich Stiche berühmter Künstler als auf Glas und Licht“. Von der Gotik an, vor allem Vorlage für die Glasmalerei. Dazu mußte man aber in der Renaissance bis in die Barockzeit hinein nur das Vorbild auf die eine Seite des Glases legen verzierten reiche Handelsherren hauptsächlich und konnte es dann auf der anderen Seite quasi in den Niederlanden ihre Prunkzimmer mit abmalen. Die Kabinettscheiben sind also meist ganz solchen durchsichtigen Kunstwerken, aber auch in anders als die Kirchenfenster entstanden. Diese Gerichtsstuben, Rathäusern, Privatkapellen oder nämlich sind bunt, und die einzelnen Farbgläser Zunftstuben fanden sie sich. Das Iphöfer Knauf- werden miteinander durch Bleistege verbunden Museum zeigt nun in einer Sonderausstellung bzw. voneinander getrennt. Der Grund dafür ist die Schätze eines Spezialsammlers, eines Kenners technischer Art: Verschiedenfarbige Gläser haben

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einen verschieden hohen Schmelzpunkt, können also Mutschler (1597). Ganz fein gemalt war die Scheibe nicht zusammen gebrannt werden, sonst würden für Augustinus, Abt von Einsiedel von 1671; auf ihr sie springen. Also müssen Kirchenfenster wie ein ersticht der Erzengel Michael den Teufel, während Mosaik zusammengesetzt werden. Auch farbige unter ihm Höllenschlund und Fegefeuer drohen. Kabinettscheiben sind oft nach einem solchen Drastische Darstellungen wurden auch gerne noch Prinzip „gebaut“. Die meisten Kabinettscheiben der mit zweideutigen Anspielungen versehen wie die Renaissance aber sind einteilig, durchsichtig und nur Wappenscheibe vom Anfang des 18. Jahrhunderts in zwei Tönen, schwärzlich und gelblich gehalten. mit der Aufschrift „Saufs aus oder spann die Büchs“ Das kommt daher, daß die dunklen Linien und die – bezogen auf Bier oder ein nacktes Weib. Gerade grau schraffierten, plastisch wirkenden Zonen mit diese bunten „Fensterschenkungen“ waren seit dem sogenannten Schwarzlot aufs Glas gezeichnet dem 19. Jahrhundert begehrte Sammelobjekte und und dann bei 620 ° eingeschmolzen wurden, die wurden oft nachgemacht. Die niederländischen gelblichen bis ockerfarbenen Stellen, oft für Haare und flämischen älteren, zweifarbigen Scheiben oder Kleidung genommen, vor dem Brand mit aber sind sehr selten; sie gingen entweder zu Silbergelb aufgemalt wurden. Das macht das Ganze Bruch oder wurden ausgebaut; erstaunlicherweise lebendiger. Im Barock wurden bunte Kabinettschei- finden sich viele in neuem Zusammenhang in ben aus der Schweiz oft mit dem Namen des Stifters England. Es gab viereckige, aber häufig auch runde oder des Beschenkten versehen und konnten auch Scheiben, die sogenannten Roundels, von maximal Texte enthalten, so die Willkommscheibe des Niclaus 23 cm Durchmesser; größer waren sie Anfang des

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16. Jahrhunderts nicht herzustellen. Abgebildet enthalten, etwa eine Warnung vor Bestechlichkeit, wurden anfangs eher holzschnittartig, später wenn die Häutung eines Richters bei lebendigem feiner differenziert, Szenen aus dem Alten und Leib äußerst drastisch dargestellt wird. Antike Neuen Testament, die Apokryphen oder Allegorien Mythologie ist ebenfalls ein Thema, und auch Szenen von Tugenden. In der Renaissance waren die aus dem Alltag finden sich, z.B. auf einem Zyklus der Darstellungen oft realistisch und anschaulich, zu Jahreszeiten; besonders lebendig wirken die Fischer sehen etwa an der beliebten Geschichte von der im welligen Wasser, aus der Nürnberger Werkstatt treuen Susanna, die mal nur eine Hand in den Brun- des Augustin Hirsvogel, eines Freundes von Albrecht nen steckt, mal wirklich ins Bad steigt, betrachtet Dürer. Im Barock wurden in Norddeutschland die von den lüsternen Alten, die dann grausam bestraft farbigen „Fensterbierscheiben“ in Bauernhäusern werden. Auch bei der Erzählung vom Verlorenen modern. Nachahmungen derselben sind heute Sohn konnte viel Zeittypisches miteinfließen, beliebt als Schmuck bei rustikaler Einrichtung. etwa wenn der Sohn mit Huren tafelt. Besonders Ergänzt werden die transparenten Kunstwerke prächtig, in dicht gedrängter, hochdramatischer durch konkrete Beispiele dessen, was auf ihnen Szenerie wird der Apostel Jakobus als Maurentöter abgebildet war, also durch Harnisch, Helm, Waffen dargestellt, auf einem Schimmel reitend. Auch und wertvolle Prunkteller; und zum Vergleich sind Heilige werden gern abgebildet, und Karl der Große manchmal auch die Vorlagen-Stiche zu sehen. ¶ erscheint im gotischen Harnisch der Zeit. Oft ist auf Die Ausstellung „Gemalt auf Glas & Licht“ kann bis zum 2. den Kabinettscheiben eine moralische Mahnung August 2009 besucht werden.

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Erratum: In der nummer 44 hatten wir an dieser Stelle ein Foto zu einem Text über ein Stück in der Werkstattbühne veröffentlicht. Als Bildnachweis hatten wir geschrieben: „Foto: Werkstattbühne“. Das war falsch! Es hätte korrekt heißen müssen: „Foto: Burkard Neumayer“. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen. (d. Red.)

Vogelflug in die Freiheit Ausstellung zum Schillerjahr in der Galerie Ueltzen Sommerhausen

Von Eva- Suzanne Bayer

orscht man in den einschlägigen Suchsystemen hervorragend, und es macht immer wieder Freude, des Internet nach, so findet man unter dem sie zu sehen. Von Renate Freyeisen FBegriff „Friedrich Schiller- Freiheit“ 116 000 Die interessantesten Künstler aber hat Doris Einträge. Die Freiheit und ihre zahllosen Spielarten Ueltzen selbst entdeckt. Der Tscheche Emanuel ist ein Schlüsselwort in Schillers Leben, Denken und Ranný, Mitte sechzig, ist mit drei Radierungen Schreiben. Daß Doris Ueltzen in der Galerie Ueltzen „Rabenlandschaften“ – sie sind ähnlich einem in Sommerhausen den Titel „Die Flügel der Freiheit“ Triptychon gehängt – vertreten und schreibt in für ihre Gedenkausstellung zum 250. Geburtstag des ihnen kalligraphisch die Kommas und schwäbischen Dichters wählt, trifft also den Nagel Anführungsstriche stilisierter Vögel an den leeren auf den Kopf, bzw. den Klassiker in seiner Essenz. Ein Himmel. Ranný ist schon länger ein gern gezeigter artiger, vielleicht ein zu naheliegender Ehrenknicks? Gast in Ueltzens Ausstellungen und wird auch in Keineswegs. Denn nicht korpulente Tugendallegor- den folgenden wieder zu sehen sein. Dem Belgier ien schwingen Fahnen und überrennen Barrikaden Rene Carcan wurde gleich nach seinem Tode in auf den Druckgrafiken, sondern elastisch geschweifte der Nähe von Brüssel ein eigenes Museum gebaut. Vögel schwingen sich ins Firmament. Doris Ueltzen Wie ein zartes, hingehauchtes Aquarell wirkt seine wählt die Freiheit, die über den Wolken wohnt und Farbradierung „Vers le cosmos“ in der, nicht ein zu der Menschen, selbst flugzeugunterstützt, keinen Vogel, sondern eine geisterhafte, menschliche Zugang, nur eine sehnsuchtsvolle Ahnung haben. Figur sich aus der Schwerkraft aushebelt und Wie sehr häufig, entstand auch diese Ausstellung zwischen Landschaft und Himmel schwebt. Eine der in Koproduktion mit dem Galeristen Emil Ruf in berührendsten Arbeiten. München. Von dort kommen all die populären Wie auch Friedlaender, wird Carcan in der nächsten Blätter und Plakate der Klassischen Moderne von Ausstellung „Summertime – Summerwine“ ( 17. Mai- Picasso, George Braque, Max Ernst und Marc Ende Juli) zu sehen sein. Der Jahreszeit entsprechend Chagall. Picassos und Max Ernst Liebe zu Vögeln baut Doris Ueltzen auf farbige, heitere, freudige schrieb Kunstgeschichte. Picassos Friedenstaube Töne. Josef Werner steuert hintersinnig-ironische von 1952 zierte Friedenskongresse und begleitete Aquarelle und Radierungen bei, der Italiener Gianni Friedensdemonstrationen und wurde zum Inbegriff Borta, er wohnt auf Teneriffa, ist in seinen Aquarellen politischer, sozialer, ökonomischer Sanftmut, ein typisch opulenter Südländer. Auf die meist sehr obwohl die „fliegenden Ratten“ in unseren Städten so qualitätvollen Ausstellungen kann man gespannt gar nichts mit Toleranz und Verständnis zu schaffen sein. ¶ haben und sich untereinander sehr wehrhaft verhalten. Max Ernst fand in seinem Vogel Loplop einen Doppelgänger und mokierte sich in seinen Bildern über dessen Arroganz, Oberflächlichkeit „Die Flügel der Freiheit“ bis 10. Mai und Schrullen- als wär´s ein Stück von ihm. Die „Summertime- Summerwine“ von 17. Mai bis Ende Juli Klassiker, darunter auch Johnny Friedlaender mit Öffnungszeiten: Mi-Fr 16-18 Uhr seiner maschinenähnlichen Flugfigur, sind natürlich Sa, So, Feiertag 15-18 Uhr. Im Rathaus von Sommerhausen.

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Rabenlandschaft von Emanuel Ránny Foto: Wolf-Dietrich Weissbach

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Foto: Falk von Traubenberg

Der Parasit oder die Kunst Intrigen zu weben

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Lustspiel von Louis-Benoit Picard am fallen; übrigens fällt ständig ein Mitwirkender, Mainfranken Theater sportlich gekonnt, aber vielleicht etwas zu oft, die drei Stufen hinauf oder herunter oder knallt oben Von Hella Huber gegen die Flügeltür. Karlotta geht das Getue ihrer Mutter und Selicours Schleimen auf die Nerven, s ist wie zur besten Wahlkampfzeit: eine zumal sie in Firmins Sohn Karl (Philipp Reinheimer) glücklich strahlende Familie - Eltern mit verliebt ist! Karl Firmin ist Poet und hat für Karlotta Eerwachsener Tochter - singt mit Begeisterung ein Liebesgedicht verfaßt, „Der Jüngling am Bache“, die . Danach hält das Oberhaupt der in dem er seine Gefühle und Sehnsüchte beschreibt. Familie und Firmenchef Narboni (ausgezeichnet Selicour zögert nicht, dem Poeten das Gedicht Rainer Appel als aalglatter Politprofi) eine Rede abzuschwatzen, damit er bei einer Familienfeier an seine Mitarbeiter. Er reiht Worthülsen sinnlos Narbonis wieder punkten kann. Er weist zwar an aneinander „10 Minuten mehr Kindergeld für die jenem Abend immer wieder auf Karl als wahren Abtreibungsgegner“ und zeigt so die inhaltliche Autor des Gedichtes hin, doch auf solch eine Art, Leere der meisten politischen Reden – Loriot stand daß jeder glaubt, Selicour sei nur zu bescheiden, Pate! An der Wand im Hintergrund demonstriert um den Erfolg für sich zu beanspruchen. Ein wahres ein riesiges, zwar freundliches Portrait des Chefs Paradestück an Selbstinszenierung. Er läßt es sich dessen Allgegenwart; Big Brother is watching you! auch nicht nehmen, das Gedicht selber an der Im Auge, Ohr und Mund öffnen sich kleine Fenster, Hammondorgel vorzutragen, doch Karlotta merkt wie im Adventskalender, und drei Mitarbeiter den Betrug. Köstlich, wie sie dann das Gedicht lauschen gespannt der Rede ihres Chefs. Es wird alles musikalisch dreimal verschieden vorträgt: für gesehen, gehört und weitergesagt, nichts bleibt im Maman, Papa und Karl. Selicour scheint sein Ziel Verborgenen. fast erreicht zu haben, da gelingt es dem geschaßten Am Schreibtisch spitzt unterdessen Firmin (Max La Roche (Andreas Anke), welchen Selicour auf de Nil) einen Bleistift nach dem anderen und steckt seinem Weg nach oben beseitigt hat, den Firmenchef die Spitzreste in seine Jackettasche, nachdem er Narboni zu einer List zu überreden, um Selicours die Schreibtischfläche fein säuberlich abgewischt Intrigen zu enttarnen. Narboni ist ein recht hat. Alles muß seine Ordnung haben, jeder bleibt verträglicher Chef, der aber hauptsächlich an guten an dem ihm zugewiesenen Platz, auch wenn er Ergebnissen interessiert ist und die Intrigen von eigentlich seinen Fähigkeiten nach einen höheren Selicour bis jetzt nicht glauben wollte, als La Roche Posten verdient hätte. Das trifft auch auf ihn zu, der ihn darauf aufmerksam gemacht hatte. Die List gute Chancen gehabt hätte Gesandter Narbonis zu gelingt, Selicour wird entlarvt und sinkt zusammen werden. Aber er hat kein Selbstbewußtsein, stellt sein wie eine aufgeblasene Figur, die mit der Nadel Licht unter den Scheffel und versteckt sich, damit angepiekst wurde. Also wenigstens Gerechtigkeit auf er nicht auffällt oder aneckt. Max de Nils Sprache, der Bühne? Nicht unbedingt, denn die Theatertruppe Mimik und Körpersprache entsprechen diesem bietet nach dem ersten Schluß noch zwei andere Typ hervorragend: sein zustimmendes Nicken mit Möglichkeiten an! gleichzeitigem, vorsichtigen Verneinen – immer auf Die Inszenierung Stengeles ist flott und unterhalt- der sicheren Seite, sein demütig zurückgezogener sam, die Besetzung der Rollen stimmt für alle Schildkrötenkopf, sowie er Kritik ahnt, und sein Charaktere; es gab viel Applaus! Am menschlichen devoter, unsicherer Gang. Selicour (Kai Christian Trachten und Streben hat sich, seit der Premiere Moritz), der es auf Firmins Stelle abgesehen hat, ist am Weimarer Hoftheater 1803, leider kaum etwas das krasse Gegenteil von ihm. Er schlängelt sich in verändert, so daß der aktuelle Bezug deutlich zur die Firma und Familie Narboni ein, umschmeichelt Geltung kommt. Was auch daran zu sehen ist, den Chef, dessen Frau (Edith Abels als eitle, gewandte daß dieses Lustspiel Friedrich Schiller (1759-1805) Gattin) und versucht es auch bei deren aufsässiger, zugesprochen wird, obwohl es aus der Feder des ausgeflippter Tochter Karlotta (Anne Diemer), erfolgreichen, französischen Dramatikers Louis- die ihn allerdings brüsk abfahren läßt. Aber jede Benoit Picard (1759-1828) stammt. Schiller übersetzte Niederlage erträgt er mit Fassung, windet sich ein das Lustspiel, bearbeitete es und fügte sein bekann- bißchen, wandelt sie dann aber mit geschickten tes Gedicht „Der Jüngling am Bache“ hinzu. Ihn als Argumenten so um, daß er wieder als erfolgreicher Autor des Theaterstückes zu bezeichnen, ist genauso Sieger da steht – sehr überzeugend! Er benützt wenig gerechtfertigt, wie Selicour als Urheber des Firmins Wissen, um die Karriereleiter emporzu- Memos, welches Firmin verfaßt hat, zu benennen. ¶

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als außergewöhnlichen Menschen, der sich „nur zufällig“ als Würzburger betrachtete, eher einem Das Buch freigeistigen Weltbürgertum anhing, Italien nicht nur wegen seiner Ehefrau Adriana Gallerini liebte, aber auf Grund seiner beschränkten finanziellen über Heiner Mittel und seiner ständig angegriffenen Gesundheit eben doch an die unterfränkische Metropole Reitberger gebunden war. Herkunft, Bildungs- und Lebensweg dieses sensiblen Kunstkenners werden knapp Hommage auf einen kritischen Streiter für skizziert; deutlich wird dabei, daß der erzwungene Würzburg Fronteinsatz Reitberger zu einem „Menschenfeind“ machte. Dennoch – wer ihn kennenlernte, hat Von Renate Freyeisen ihn als freundlich-zurückhaltenden Skeptiker in Erinnerung, als schmalen, leicht nach vorn gebeugten Mann mit Baskenmütze, die Hände meist tief in den Manteltaschen vergraben. Reitberger bedauerte, daß der „Würzburger Geist, besser Ungeist“ leider nicht mit dem Krieg verbrannt sei, und die vielen unprofilierten Entscheidungen zum Wiederaufbau seiner Heimatstadt zermürbten ihn. Er empfand die Zerstörung Würzburgs als „Beweis dafür, daß russischer und amerikanischer Materialismus im Grund identisch sind“ und beklagte so ganz nebenbei den „Materialismus der Orden und mancher anderer klerikaler Stellen“. Daß der (erhaltene) Domstuck nicht wieder angebracht wurde, deprimierte ihn, und er beurteilte „die Einstellung der Bevölkerung“ als „von einer kleinstädtischen Enge geprägt“. Reitberger, der auch Bühnenstücke, Prosa und Gedichte verfaßte, kühne, impressionistisch anmutende Aquarelle schuf und dem Künstler-Zirkel um Gertraud Rostosky auf der „Neuen Welt“ angehörte, widmete sich in seiner journalistischen Tätigkeit schwerpunktmäßig kulturellen und denkmalpflegerischen Themen, Foto: Wolf-Dietrich Weissbach würdigte aber auch bedeutende Persönlichkeiten und berichtete von Ausstellungen oder Theateraufführungen. Die Tätigkeit bei der Main- as hätte er wohl gesagt oder geschrieben Post gab er auf, obwohl er wegen seiner beschränkten zur Hotelturm-Ruine oder zum geplanten finanziellen Mittel den bescheidenen Verdienst Tower mit dem unaussprechlichen Namen gut hätte gebrauchen können. Er wollte nämlich W seine Freiheit nicht verlieren und resignierte, weil in der Augustinerstraße, Heiner Reitberger (1923- 1998)? Er war als Journalist, Denkmalschützer und er nichts Kirchenkritisches unterbringen konnte; Künstler ein unbestechlicher, kritischer Mahner und er fand seine Artikel oft entstellt, verharmlost, Beobachter seiner Heimatstadt Würzburg, mit Blick den Verlagsinteressen untergeordnet, wie Kolb für das Erhaltenswerte, aber auch mit Sympathie aufzeigt. Reitberger sagte 1972: „Die Zahl derjenigen, für gutes Neues. Bis zu seinem selbstgewählten denen es ein wirkliches Bedürfnis ist, ihnen nicht Ausscheiden als freier Mitarbeiter der Main-Post gehörende, private Kunstwerke erhalten zu sehen, verfaßte er von 1952 bis 1975 rund 3900 Artikel, unter nimmt immer rapider ab“. So schuf er ab 1971 die anderem in der regelmäßigen Kolumne „Kolonat“. Artikelserie „Das alte Würzburg“, in der er festhielt, Peter Kolb würdigt Reitberger nun in einem „was von ungepflegten oder ungeschützten, aber reich bebilderten, 166 Seiten starken Buch, dem unverfälschten und darum poetisch schönen Mainfränkischen Heft Band 108. Er zeigt Reitberger Baurelikten Altwürzburgs noch zu sehen war“;

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diese mündete 1977 in ein Buch. Auch der Artikel über das Glacis war ein flammender Appell, die grüne Lunge der Stadt unbedingt zu bewahren. Das Bild zum Reitberger, der mutige, unverdrossen zu seiner oft unbequemen Meinung stehende Bürger und Kulturkritiker Würzburgs, wurde endlich 1995 mit Buch der Kulturmedaille der Stadt ausgezeichnet, schon Ausstellung Museum Georg Schäfer schwer krank und von der Einsamkeit nach dem Tod Schweinfurt seiner Gattin gezeichnet. Trotz seines Wissens um die Kunstschätze und Substanz des alten Würzburg Von Renate Freyeisen war er durchaus dem Neuen aufgeschlossen – es mußte nur Qualität besitzen. Doch die fehlte seiner Meinung nach meistens. Erhältlich ist dieses aufschlußreiche Buch von Peter Kolb über Heiner Reitberger zu 14,80 Euro in der eder, der Bücher liest, schafft sich dazu Bilder Geschäftsstelle der Freunde Mainfränkischer Kunst im Kopf. Viele Künstler werden und wurden und Geschichte, Pleicherkirchgasse 16, (Dienstag bis Jvon Literatur zu Bildwerken angeregt. Mit Freitag 14-18 Uhr). diesem Zusammenhang befaßt sich die interessante Ausstellung „Bilder wie Worte“ im Schweinfurter Außerdem empfiehlt es sich, dort auch das Museum Georg Schäfer. In Kooperation mit dem Mainfränkische Heft 106 von Hans-Peter Trenschel dortigen Otto-Schäfer-Museum werden Grafiken zu beachten über „Ferdinand Tietz in Würzburg 1736- und Aquarelle sowie ca. 80 illustrierte Bücher 1747, Beiträge zum Frühwerk des Bildhauers“. Der gezeigt. Häufig beziehen sich die Bilder an der Wand ehemalige Direktor des Mainfränkischen Museums auf einen literarischen Text – im schönen Katalog zeigt hier weitgehend Unbekanntes auf. Denn abgedruckt – oder sind Vorarbeiten für die Bücher fast jeder hat die lebendigen Figuren von Tietz im in den Vitrinen. Die deutschen Zeichnungen und Veitshöchheimer Hofgarten schon einmal gesehen, illustrierten Bücher zwischen 1800 und 1924 werden Abgüsse der originalen Rokoko-Plastiken, die heute nicht chronologisch präsentiert, sondern sind im Museum aufbewahrt werden. Ferdinand Tietz, gruppiert nach Textgattungen und Bildmotiven. 1708 in Böhmen geboren, schuf diese Skulpturen Es beginnt mit dem Thema Götter und Helden. Im zwischen 1765 und 1768. Doch schon vorher weilte er Klassizismus nahmen die Künstler gerne Bezug in Würzburg, konnte sich aber wegen der Konkurrenz auf antike Stoffe wie die Odyssee und Ilias und den des Hofbildhauers Auwera nicht so recht entfalten. griechischen Sagenkreis. Joseph Anton Koch setzte Dennoch schuf er plastische Dekorationen für die seine Szenen in Ideallandschaften oder stellte ideales Residenz, so über den Portaldurchfahrten oder auf menschliches Handeln dar wie bei Antigone. Friedrich der Außenfassade des Kaisersaalpavillons. In Preller d.Ä. schuf Holzstiche für die illustrierte kirchlichem Auftrag entstanden die Altäre für Vossische Ausgabe Homers nach Zeichnungen, aber Gaukönigshofen, Gerlachsheim, Tückelhausen, auch Aquarelle. Mitte des 19. Jahrhunderts fanden Unterzell und Unterleinach, außerdem die Stoffe aus dem Nibelungenlied und den deutschen Erweiterung des Hochaltars von St. Peter in Heldensagen das Interesse von Künstlern wie Würzburg. Auch die Bürger ließen sich von ihm Moritz von Schwind, Julius Hübner, Julius Schnorr für ihre Häuser schöne Madonnen und andere von Carolsfeld oder Wilhelm von Kaulbach; das Heiligenfiguren anfertigen; leider ist ein Großteil am geschah wohl aus einem nationalen Impetus heraus. 16. März 1945 vernichtet worden. Charakteristisch Altdeutsches wurde modern. Die Bibel aber regte vor für die Werke von Tietz sind die schwingende allem die Nazarener zu leicht süßlichen Bildern an; Bewegung, die scharfen Grate und tiefen Schluchten damit wollte man auch breite Bevölkerungsschichten bei den Falten der Gewänder, oftmals sich öffnend für Religion begeistern. Nicht verwirklichen wie zu einer Tüte, der starke emotionale Ausdruck. ließ sich die Idee einer Bilderbibel ohne Text. Alle frühen Plastiken von Tietz, auch die heute Verschiedene Illustrationsmethoden kamen damals verlorenen, werden, soweit wenigstens als Foto auf. Die Umrißradierung, bei der Binnenstrukturen erhalten, im umfangreichen Bildteil des Buches weggelassen wurden, sollte die Phantasie des chronologisch vorgestellt. Für Vereinsmitglieder Betrachters anregen. Andererseits ermöglichte der 7,50 Euro, für Nichtmitglieder 10 Euro. ¶ Holzstich (in Hirnholz) feinere Differenzierungen

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als der etwas gröbere Holzschnitt. Auch Goethes dafür, daß die Märchenstoffe populär wurden. Eher Werke rückten ins Blickfeld der Künstler; der zum Träumerischen im Märchen neigte Moritz von Dichterfürst stand zwar zunächst einer Illustration Schwind in seiner Bebilderung. Oftmals erzählten seines „Faust“ skeptisch gegenüber, doch das Drama die Illustrationen gleichzeitig mehrere Szenen, und regte immer wieder zu Bildern an. Kaulbach machte die Randzeichnungen, bei denen Ornamentik und sich mit Bilderserien zu Goethe und Schiller einen Figuren ineinander verwoben wurden, waren für den Namen, etwa zur Iphigenie oder zu Reineke Fuchs; Verkaufserfolg nicht unwichtig. Ein extra Kapitel sehr populär wurden dabei die fotografischen widmet die Ausstellung den Impressionisten. Sie Reproduktionen seiner „Goethe-Gallerie“. Aber gaben exklusiv in kleinen Auflagen Künstlerbücher auch Schillers Helden oder die Studien Adolph mit handsignierten Drucken heraus, bis 1924 durch von Menzels zu Kleists „Der zerbrochene Krug“ die Umstellung auf die Reichsmark das zeigen die enge Beziehung zur Literatur. Märchen, zahlungskräftige Publikum wegbrach. Als ungeheuer romantische Gedichte und Liedsammlungen waren vielgestaltiger, auch ironischer Bilderzähler ebenfalls eine Quelle für die Entstehung von Bildern. erweist sich Slevogt, der eine besondere Vorliebe Zwar war die erste Ausgabe der Grimmschen für Wildwestgeschichten zeigte. Corinth schuf Märchen noch nicht illustriert, aber als dann später, elf kraftvolle Initialen, inspiriert von Dürer, und auf Anregung einer englischen Ausgabe, Ludwig zeigt dabei die Lust an der unmittelbaren, lockeren Grimm die Märchen mit Bildern versah, begann Gestaltung; während Liebermanns Illustrationen ihre Verbreitung. Vor allem Ludwig Richter war zurückhaltender wirken. Als Epilog schließt sich mit seinen biedermeierlichen Illustrationen zu den die Geschichte Friedrichs des Großen mit den Bechstein-Märchen wegweisend und ganz wichtig meisterlichen Zeichnungen von Menzel an.¶ Bis 21. 6.

Studie von Adolph von Menzel zu Kleists „Der zerbrochene Krug“ / Abb.: Museum Georg Schäfer Schweinfurt

Rechts: Wilhelm Kaulbachs Frontispiz zu Reineke Fuchs / Abb.: Museum Georg Schäfer Schweinfurt

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Nummer45.indd 37 12.05.2009 02:40:12 38 nummerfünfundvierzig Marktbreit und seine Römer Sehenswerte, kleine Ausstellung im Malerwinkelhaus.

Von Renate Freyeisen

Gemma Augustea, zwischen 4 und 14 n.Chr., arabischer Sardonyx. Foto: Wolf-Dietrich Weissbach

arktbreit und seine römische Vergangenheit mit jener schrecklichen Niederlage der Römer unter – gibt’s die denn, weitab vom Limes, der dem Feldherrn Publius Quinctilius Varus. Berühmt Mrömischen Staatsgrenze? Noch mehr ist der Ausspruch des Kaisers : „Varus, gib erstaunt, daß das idyllische Städtchen am Main etwas mir meine Legionen wieder!“ Bei der Vernichtung zu tun haben soll mit der berühmt-berüchtigten von fast 20 000 römischen Soldaten und beim Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9 n. Chr., also Sieg der Germanen profilierte sich deren Anführer

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Arminius als Held und ging dann als Hermann der Zusammenhang mit der Varus-Niederlage, aber nicht Cherusker in die Annalen und die nationalistische eine Wiederauferstehung des einstigen „nationalen“ Geschichtsschreibung ein. Im Zuge davon errichtete Heroenkults um Hermann befördern; vielmehr man ihm das Hermannsschlachtdenkmal. Tatsache soll an die Vergötterung eines „deutschen“ Helden ist, daß die Römer infolge dieser verheerenden und die damit verknüpfte Geschichtsfälschung Schlappe ihre Streitmächte und Stützpunkte jenseits erinnert werden. Heutige Besucher können sich am des Limes aufgaben und deshalb auch das oberhalb – verkleinerten – Modell vom Südtor des ehemaligen von Marktbreit auf dem Kapellenberg errichtete Marktbreiter Legionslagers eine Vorstellung machen, Lager für zwei Legionen verließen. Wer heute den wie es aussah, wenn die Soldaten zur Schlacht steilen Hügel hinaufsteigt, wird keine römischen auszogen. Die Nachbildungen des 1868 ausgegra- Spuren mehr finden. Beim Abzug brannten die benen römischen Silberschatzes von Hildesheim Römer alles nieder. Doch Hinweistafeln, die Lage zeigen, wie die Römer einst tafelten, mit verzierten hoch über dem Main sowie die Luftarchäologie- Trinkgefäßen, Tellern, Schalen oder Schüsseln. Dokumentationen geben eine Vorstellung von einem Scherben von Terra sigillata, dem ehemaligen solchen Heerlager. Und ringsum finden immer Luxusgeschirr der Römer, kleine Statuetten, die wieder Hobbyarchäologen und Heimatforscher Spitze eines Wurfspeers, Ringe und ein Legionsadler, römische Relikte. So ist es nur zu verständlich, allesamt in der Nähe gefunden, beweisen: Die Römer daß das rührige Marktbreiter Museumsteam im waren hier. Natürlich befaßt sich die Ausstellung Malerwinkelhaus an das „Jubiläum“ 2000 Jahre auch mit dem Mythos um Hermann und seine Gattin Varusschlacht unter dem Titel „Als die Römer frech Thusnelda, wie er im 19. Jahrhundert und unter den geworden“ erinnert. Damit wird das früher populäre Nazis gepflegt wurde. Da gab es Postkarten vom Studentenlied von Victor von Scheffel zitiert, der Denkmal, Briefmarken, heroische Erzählungen und übrigens auch das dichtete. Die kleine Historienbilder, Schützenscheiben, ja sogar eine Schau möchte anschaulich informieren über die Thusnelda-Schokolade und vieles mehr. Heute ist römischeBelaFarago_klein Vergangenheit 06.05.2009 Marktbreits 15:04 Uhr und Seite den 1man von diesem Kult ganz abgekommen. ¶ Bis 18.10.

Béla Faragó

Köpfe/Stillleben

Ausstellungsdauer: 30. April bis 14. Juni 2009

Öffnungszeiten: Freitag 17 bis 19 Uhr Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel.: 09353/2710

im Oberen Tor Hauptstraße 77 97753 Karlstadt

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Nummer45.indd 39 12.05.2009 02:40:17 40 nummerfünfundvierzig 350 JAHRE SILVANER IN FRANKEN Short Cuts & Kulturnotizen

Die 23 Künstler stehen fest, welche die Ehre haben, schaft. Wunderbar, Hackes Phantasiegestalten! die zeitgenössische Kunst Frankens bei der neuen Entstanden durch schlichtes Verhören, denn man Fokus Franken–Triennale Schweinfurt zu hört nur das, was man kennt. Oder man verhört repräsentieren. Zum ersten Mal veranstalten die sich deshalb, weil der Mensch einfach ein Bedürfnis Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt im nach Phantasie und Witz hat. Mit „Wumumba, dem November diesen Jahres in der neuen Kunsthalle im weissen Neger“ hat alles begonnen. Zu ihm gesell- ehemaligen Ernst-Sachs-Bad eine Überblicksschau ten sich der Erdbeerschorsch alias Erzbischof, über den aktuellen Stand des zeitgenössischen Kaspar, Melchior und Baldrian und die grüne Maja. Kunstschaffens in der Region. 395 Bewerbungen galt Wo anfangen, wo aufhören? Ein Beispiel ist kom- es für das Team um Projektleiter Dr. Erich Schneider ischer als das andere. Im 3. und letzten Band und Jury-Vorsitzenden Michael Munding zu sichten der Trilogie wird das gesamte internationale und die passenden Kandidaten herauszufiltern, Liedgut erfaßt: Wie fand Howard Carpendale denn die Qualität der eingereichten Arbeiten war Schweinespuren im Sand? Warum hat Herbie laut Veranstalter größtenteils sehr gut. Grönemeyer Fruchtzwerge im Bauch? Worin besteht Die Glücklichen sind: Wolfgang Kuhfuss, Nüdlingen der Heizplan Gottes?... und wer trägt Wumumbas (Landkreis Bad Kissingen), Peter Schoppel, Bamberg, Vermächtnis in die Zukunft? Es sind seine neuen Heinz Altschäffel, Schweinfurt, Franz Kochseder, Freunde: das Entchen von Tharau, Käfer Otto-Peter, Lindach (Landkreis Schweinfurt), Wolfgang Bühler, der Waldzwerg aus dem Walzwerk…. Lesen, kichern, Nürnberg, Jürgen Durner, Fürth/Berlin, Thilo Tränen lachen, weiterlesen und laut lachen…. Nein, Westermann, Erlangen, Rosario Rebello de Andrade, das gibt es doch nicht! Einfach jeder findet sich in Mühlhausen (Landkreis Schweinfurt), Dieter Stein, Axel Hackes Geschichten wieder. [bs] Würzburg, Kathrin Ziegelmeier, Nürnberg, Max Buchtip: Wumumbas Vermächtnis, Der weisse Neger Ruf, Trier, Philipp Hennevogl, Berlin, Sven Hamann, Wumumba kehrt zurück, Der weisse Neger Wumumba (auch Ammerthal (Kreis Amberg-Sulzbach), Wolfgang als HörCD eine ganze Kollektion brüllkomischer Verhörer). Männling, Stettfeld (Landkreis Haßberge), Rosa Silvaner und Franken, Brunner, Bamberg, Joachim Koch, Kleinrinderfeld New York wird 400 Jahre alt, und ist immer noch (Landkreis Würzburg), René Vogelsinger, Karsbach die Stadt des ewig jungen, aktiven Lebensgefühls, ein einzigartiges Erlebnis – der Silvanersommer 2009 (Landkreis Main-Spessart), Norbert Kleinlein, wahrscheinlich weil sie sich stets wandelt. Der New Schweinfurt, Anna Bien, Nürnberg, Inge Gutbrod, Yorker Richard Berenholtz porträtiert seine Stadt, Fürth, Tanja Hemm, (Klanginstallation, Nürnberg), in der er lebt und als Architekt und Fotograf arbeitet, Franken und Silvaner – eine untrennbare Einheit. Kaum ein anderer Das ganze Jahr über wird das Thema Silvaner bei vielfältigen Aktionen Sebastian Stumpf, Leipzig und herman de vries, in atemberaubenden Architekturfotografien. Sechs Wein wird so mit Franken in Verbindung gebracht wie der Silvaner. im Silvanersommer 2009 präsent sein. Der Auftakt hierzu fi ndet Eschenau (Landkreis Haßberge). [as] opulente Bildbände in fünf Sprachen allein zu Neben dem König Riesling ist der Silvaner Frankens Königin. Und am 08. Mai 2009 um 14.00 Uhr mit einem einzigartigen Spektakel New York sind von ihm bereits erschienen. Schloß da die Franken gerne nach dem Motto leben: „Wer feste arbeitet, statt. Hier wird der erste fl iegende Weinberg unterhalb der Festung darf auch feste feiern“, gibt es nun einen Anlass 2009 so richtig die Marienberg in die Lüfte steigen. 350 große grüne Ballons, an denen Sie haben auch gewonnen und dürfen sich über Callenberg bei Coburg zeigt in seinen neugotischen Korken knallen zu lassen. Denn in diesem Jahr jährt sich die Pfl anzung jeweils eine Silvanerrebe befestigt ist, fl iegen als Botschafter Frankens jeweils 2500 Euro freuen, vergeben von der Räumen über 70 Fotografien, die z. T. mehr als der ersten Silvaner-Reben zum 350. Mal. Grund genug um die klassi- in die Welt. So wird unter dem Motto „Silvanersommer in Franken“ Stadt Würzburg, der Distlhäuser Brauerei zwei Meter groß sind, unter dem Titel „Richard sche Rebsorte Frankens in den Mittelpunkt zu stellen. von April bis zum Beginn der Weinlese 2009 ein breites und abwechs- und dem „Umsonst und Draussen“ Verein Berenholtz New York, New York“ des weltweit lungsreiches weintouristisches Angebot für den anspruchsvollen und und übergeben im Jugendkulturhaus Cairo. bekannten Künstlers. Seine Aufnahmen von der unternehmungslustigen Gast angeboten. Sie erwarten unter anderem Auch Sie wird der fränkische Charme des Silvaners begeistern. Er ist kulinarische Genüsse, Silvanerverkostungen beim Winzer, Festivals Der „Preis für junge Kultur“ geht in diesem Skyline von Manhatten in magischem Licht oder ein echter Allrounder, der seine fränkische Heimat auf eine unglaub- oder informative Führungen der Gästeführer und Weindozenten Jahr an Julia Bruns/Artkollision, die Musikerin von den Straßenschluchten aus ungewöhnlichen liche Weise widerspiegelt. Vielfältig und nuancenreich reichen seine Weinerlebnis Franken. Gebündelt sind die Veranstaltungen des Karo und die Würzburger Rockgemeinschaft Perspektiven entstehen analog, ohne Farbfilter oder Variationen vom herzhaften Brotzeitwein über die klassische Silvaner- Silvanersommers 2009 in einem Veranstaltungskalender. Lassen digitale Manipulation. Selbst bekannten Bauwerken Spätlese bis hin zu fulminanten edelsüßen Weinen mit ungeheurem Sie sich überraschen! (WüRG). Wir gratulieren! [as] Alterungspotenzial. Viele Gründe mit uns den Silvanersommer 2009 und häufig publizierte Motiven entlockt er zu feiern und auch Sie werden merken: Silvaner, einfach ein Stück unbekannte oder spektakuläre Seherlebnisse. [sum] Über Aktivitäten und Informationen rund um „350 Jahre Silvaner“ Axel Hacke, bekannt durch seine Kolumne “Das Franken, das mundet! werden Sie unter www.frankenwein-aktuell.de auf dem Laufenden Beste aus meinem Leben“ in der SZ, präsentierte Vernissage: Samstag, 16. Mai, 19 Uhr. gehalten. im Luisengarten sein brandneues Buch Schloß Callenberg, Callenberg 1, 96450 Coburg. Tel.: 09561- Der offi zielle Startschuss für die große Silvaner-Party erfolgte mit „Wumumbas Vermächtnis“ (Verlag Kunstmann). 55150, www.schloss-callenberg.de der Auftaktveranstaltung „350 Jahre Silvaner“ am 15. April 2009 in In bereits bekannter Weise vertiefte er sich in die Öffnungszeiten der bis 31. Januar 2010 dauernden Ausstellung: Castell. Etwas fachlicher wird es dann für Weinkenner und Wein- Sprachverwirrung unserer globalisierten Gesell- tägl. 11 – 17 Uhr. interessierte beim Internationalen Silvanersymposium vom 10. bis 13. September 2009 in Würzburg.

Nummer45.indd 40 12.05.2009 02:40:17 Mai 2009 350 JAHRE SILVANER Anzeige IN FRANKEN

Silvaner und Franken, ein einzigartiges Erlebnis – der Silvanersommer 2009

Franken und Silvaner – eine untrennbare Einheit. Kaum ein anderer Das ganze Jahr über wird das Thema Silvaner bei vielfältigen Aktionen Wein wird so mit Franken in Verbindung gebracht wie der Silvaner. im Silvanersommer 2009 präsent sein. Der Auftakt hierzu fi ndet Neben dem König Riesling ist der Silvaner Frankens Königin. Und am 08. Mai 2009 um 14.00 Uhr mit einem einzigartigen Spektakel da die Franken gerne nach dem Motto leben: „Wer feste arbeitet, statt. Hier wird der erste fl iegende Weinberg unterhalb der Festung darf auch feste feiern“, gibt es nun einen Anlass 2009 so richtig die Marienberg in die Lüfte steigen. 350 große grüne Ballons, an denen Korken knallen zu lassen. Denn in diesem Jahr jährt sich die Pfl anzung jeweils eine Silvanerrebe befestigt ist, fl iegen als Botschafter Frankens der ersten Silvaner-Reben zum 350. Mal. Grund genug um die klassi- in die Welt. So wird unter dem Motto „Silvanersommer in Franken“ sche Rebsorte Frankens in den Mittelpunkt zu stellen. von April bis zum Beginn der Weinlese 2009 ein breites und abwechs- lungsreiches weintouristisches Angebot für den anspruchsvollen und unternehmungslustigen Gast angeboten. Sie erwarten unter anderem Auch Sie wird der fränkische Charme des Silvaners begeistern. Er ist kulinarische Genüsse, Silvanerverkostungen beim Winzer, Festivals ein echter Allrounder, der seine fränkische Heimat auf eine unglaub- oder informative Führungen der Gästeführer und Weindozenten liche Weise widerspiegelt. Vielfältig und nuancenreich reichen seine Weinerlebnis Franken. Gebündelt sind die Veranstaltungen des Variationen vom herzhaften Brotzeitwein über die klassische Silvaner- Silvanersommers 2009 in einem Veranstaltungskalender. Lassen Spätlese bis hin zu fulminanten edelsüßen Weinen mit ungeheurem Sie sich überraschen! Alterungspotenzial. Viele Gründe mit uns den Silvanersommer 2009 zu feiern und auch Sie werden merken: Silvaner, einfach ein Stück Über Aktivitäten und Informationen rund um „350 Jahre Silvaner“ Franken, das mundet! werden Sie unter www.frankenwein-aktuell.de auf dem Laufenden gehalten. Der offi zielle Startschuss für die große Silvaner-Party erfolgte mit der Auftaktveranstaltung „350 Jahre Silvaner“ am 15. April 2009 in Castell. Etwas fachlicher wird es dann für Weinkenner und Wein- interessierte beim Internationalen Silvanersymposium vom 10. bis 13. September 2009 in Würzburg.

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Bis zum 7. Juni kann man in der BBK-Galerie im Vorstellungen bis zum 18. Juli. Vor jeder Vorstellung Kulturspeicher die Ausstellung „3 x Textil“ sehen. gibt es einführende Worte vom Intendanten, Dr. Die drei beteiligten Künstler Walter Bausenwein, Blagoy Apostolov, der auch als Moderator der Sabina Friedrich und Christine Schmidt erläutern Sendungen von Radio Opera bekannt ist. [sum] den Besuchern offen, welche Tätigkeiten sie Karten an der Abensdkasse und im Internet unter für ihre textile Arbeiten beherrschen müssen, www.bayerische-kammeroper.de sowie telefonisch: 0931- nämlich schneiden + kleben, weben + zupfen, 9802727 oder im Falkenhaus am Oberen Markt. wachsen + färben. Wahrscheinlich sind es noch viel mehr Eigenschaften, die man haben muß, um Bamberg ist die geschichtsträchtige Stadt an der Textilcollagen, textile Objekte und Batiken fertigen Regnitz. Wie groß die Verflechtungen zwischen zukönnen. [sum] Stadt und Fluß in historischer, kultureller, Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Sonntag von wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht 11 – 18 Uhr, Samstag von 13 – 20 Uhr. Künstlercafé am Sonntag, sind, beleuchtet die Ausstellung „Im Fluss der 24.5., von 15 – 18 Uht. Geschichte. Bamberger Lebensader Regnitz.“ im Tel.: 0931-50612. www.bbk-unterfranken.de historischen Museum Bamberg bis 1. November 2009. [sum] Mozartfreunde müssen noch einen Monat waren: Am Das Begleitbuch zur Ausstellung, herausgegeben von 5. Juni, um 19.30 Uhr, startet der Mozartsommer Museumsdirektorin Dr. Regina Hanemann, dokumentiert 2009 der Bayerischen Kammeroper Veitshöch- ausführlich die gesamte Bamberger Ausstellung. Es ist im heim in der Orangerie der Würzburger Residenz Spurbuchverlag mit Sitz in Baunach erschienen, hat 224 Seiten mit „Die Entführung aus dem Serail“ und „Die und 16 reich bebilderte Kapitel. Gebundene Ausgabe, Hardcover, Zauberflöte“, dann am 12. Juni um 19.30 Uhr mit ISBN: 978-3-88778-333-4. Preis: 22.- €. „Die Fledermaus“ von Johann Strauß; es gibt weitere Infos unter: www.spurbuch.de Anzeige

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Kabinettscheiben von Gotik bis Barock Sonderausstellung 29. März - 2. August 2009 Knauf-Museum Iphofen Anzeige Knauf-Museum Iphofen, Am Marktplatz, 97343 Iphofen Telefon: 09323 / 31-528 oder 09323 /31-625 Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr Sonntags 14 bis 18 Uhr www.knauf-museum.de

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