Aurora 6, 1936 1 Unser 6

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Aurora 6, 1936 1 Unser 6 AURORA Ein romantischer Almanach 6 Jahresgabe der Deutschen Eichendorff-Stiftung Begründet von Karl Freiherrn von Eichendorff † In Zusammenarbeit mit Univ. Prof. Geheimrat Dr. Adolf Dyroff Univ. Prof. Dr. Hans Heckel und Prof. Franz Ranegger herausgegeben von Karl Sczodrok Verlag „Der Oberschlesier“ Oppeln 1 9 3 6 Genehmigter Neudruck jal-reprint ˙ würzburg [Abb. vor Titelei: Der Morgen. Carl Friedrich Schinkel, Federzeichnung 1844] Aurora – Ein romantischer Almanach. Bd. 6. Jahresgabe der Deutschen Eichendorff-Stiftung. Begründet von Karl Freiherrn von Eichendorff †. In Zusammenarbeit mit Univ. Prof. Geheimrat Dr. Adolf Dyroff, Univ. Prof. Dr. Hans Heckel und Prof. Franz Ranegger herausgegeben von Karl Sczodrok. Oppeln 1936. Karl Sczodrok, Unser 6. Jahrbuch 1 Adolph v. Grolmann, Eichendorff 3 Willibald Köhler, Verwandlung 7 Karl Sczodrok, Eichendorff und die deutsche Landschaft 8 Rolf Hünicken, Eichendorff in Halle 12 Adolf Dyroff, Eichendorff im Heidelberger Bäckerhause 16 Wolfgang Federau, Auf Eichendorffs Spuren in Danzig 30 Bernard Wieman, Von einer Donaufahrt nach Wien 33 M. J. von Minckwitz, Eichendorffs „Italia“ 40 Von einem Sudetendeutschen, Kranz für Eichendorff 46 Franz Ranegger, Eichendorffs Ansicht von der Poesie 47 Oskar Walzel, Eichendorffs Erzählen 61 Hans Heckel, Eichendorff als Dramatiker 67 Otto Demuth, Der Angleichungsvorgang in Eichendorffs Lustspiel 76 Ewald Reinhard, Joseph von Eichendorff als Freiheitssänger 86 JoachimHerrmann, Pfitzner und Eichendorff 93 Hubertus Lossow, Philipp Otto Runge und Joseph Freiherr von Eichendorff 100 Alfred Hein, Das verträumte Protokoll 104 Alfred Jahn, Der alte Eichendorff 110 Willibald Köhler, Geburt der Romantik aus Waldangst und Rokoko 113 Helmut Schultz, König Mys von Fidibus 117 Paul Heimann, Eichendorff-Renaissance auf dem Theater 123 Alfons Hayduk, „Der Taugenichts“, dramatisiert 126 Joachim Herrmann, Eichendorffs „Glücksritter“ als Schauspiel 127 Otto Mausser, In einem kühlen Grunde 129 Hermann Gaupp, Eichendorff im Rundfunk 136 Bruno G. Tschierschke, Das Neisser Eichendorffhaus 137 Bruno G. Tschierschke, Wie sieht das Deutsche Eichendorff-Museum aus? 139 Bruno G. Tschierschke, Im Karl von Eichendorff-Zimmer 144 Gründung der Neisser Eichendorff-Gemeinde 145 Eichendorff-Erinnerungen in Lubowitz 146 Th. Konietzny, Der Dichterhain zu Radoschau im Kreise Cosel 147 Margarete Sedlnitzky-Eichendorff, Der Mittelweg 148 Eichendorff und Vogelschutz 149 Joachim Herrmann, „Der Schalk“ von Eichendorff in der Vertonung von Gerhard Strecke 150 Bruno Schmialek, Zur Eichendorffbüste des oberschlesischen Bildhauers Julius Hoffmann 151 Die Weihe des Deutschen Eichendorff-Museums 151 Abbildungen und Faksimiles Der Morgen, Carl Friedrich Schinkel, Federzeichnung 1811 vor Titelei Schloß Tost, Bildbeilage des „Breslauer Erzählers“ von 1808. Oberschlesisches nach S. 16 Landesmuseum / Beuthen Breslau, Heinrich Mützel, Federzeichnung 1825. Museum der bildenden Künste, Breslau Halle, Giebichenstein, Sepiazeichnung, Ende des 18. Jahrh. Stadtarchiv Halle nach S. 32 Heidelberg, Farbiger Kupferstich 1820. Städtische Sammlungen / Heidelberg Wien, Aquarellierte Zeichnung von J. Ziegler 1780. Wien, Albertina nach S. 48 Aus Alt-Wien in Wort und Bild von Hans Tietze / Kunstverlag Anton Schroll u. Co., Wien Marienburg, Ostseite, Lithographie von Hoorn 1830. Aus den Sammlungen des Schlosses Marienburg Neisse, Lithographie, erschienen bei C. Mattis / Schmiedeberg 1855 nach S. 64 Eichendorffhaus in Neisse, Radierung von Franz Wöber Joseph von Eichendorff, Bronzebüste von Julius Hoffmann-Ratibor, Lichtbild Georg Müller, OG nach S. 96 Urlaubspaß Eichendorffs als Lützower Jäger 1813, Stadtbücherei Gleiwitz Kammermusik im Freien, Lithographie, Umschlagzeichnung des Premier Quintetto nach S. 112 op. 10 von Adolph Vogel, verlegt bei Hofmeister / Leipzig. Schrift des 11jährigen Eichendorff Sorgen des kleinen Eichendorff Tag, aus den Vier Zeiten von Philipp Otto Runge, Radierung 1806. Museum der nach S. 128 bildenden Künste, Breslau Nacht, aus den Vier Zeiten von Philipp Otto Runge, Radierung 1806. Museum der bildenden Künste, Breslau Partitur Der Schalk – Jos. Freiherr von Eichendorff. Vertont von Gerhard Strecke, nach S. 153 op. 48, Nr. 2 Unser 6. Jahrbuch Unser 6. Jahrbuch kann als schönsten Gewinn des letzten Jahres die Gründung des Deutschen Eichendorff- Museums in Neisse melden. Der Gauleiter und Oberpräsident von Schlesien, Josef Wag- ner, hielt die Weiherede. Die Feier wurde eine würdige und große Kundgebung für Ei- chendorff und sein Werk. Über der Werbung für Eichendorff stand jahrzehntelang so etwas wie ein Unstern. Die Ungunst der Zeit und Unverständnis zerstörten immer wieder die schönsten Blütenträu- me. Unter diesem Unstern litt ganz besonders der hochherzige Dichterenkel, Karl von Eichendorff. Er begrüßte es deshalb auf das herzlichste, daß nach dem Weltkriege unseres Dichters Heimat sich auf ihren größten Sohn besann. Sowohl er, wie auch der Dritte in unserem Bunde, Universitätsprofessor Geheimrat Dr. Dyroff in Bonn, waren mit uns Oberschlesi- ern bald darüber einig, daß es eine Ehrenpflicht der Heimat des Dichters sein müsse, die Werbung für Eichendorff mit allen Kräften zu stärken. 1929 wurde im Zusammenhang mit der Monatsschrift „Der Oberschlesier“ das Eichendorff-Jahrbuch gegründet, der roman- tische Almanach „Aurora“, 1931 die Deutsche Eichendorff-Stiftung. Unser Bemühen blieb es, diese beiden Neugründungen, über deren zunächst beschränk- ten Wirkungskreis wir uns von vornherein klar waren, langsam auf eigene Füße zu stellen und auszubauen. In diesem Zusammenhange begrüßen es alle deutschen Eichendorff- Freunde, wenn nunmehr die Stadt Neisse und die Staatsbehörden sich an unserem Werk beteiligen. Nur so war der Erwerb des Eichendorffsterbehauses in Neisse möglich, in dessen Räumen nunmehr das Deutsche Eichendorff-Museum eingerichtet werden konn- te. Wie würde sich Karl von Eichendorff gefreut haben, wenn er die Einrichtung dieses Museums noch erlebt hätte! Bereits vor Jahren bereitete es ihm Sorge, was einmal nach seinem Tode aus seinen umfangreichen Sammlungen werden würde. Er Aurora 6, 1936 1 Unser 6. Jahrbuch sprach mit mir darüber, und sowohl er wie seine verehrte Frau, Antonie von Eichendorff, jetzt im Kloster Frauenchiemsee, entschieden sich für Neisse. Das Eichendorff-Museum ist zunächst ein Ehrenmal für den Besten des oberschlesischen Volkstums und des schlesischen Stammes, für einen der besten Deutschen überhaupt. Es soll aber auch, wie unser Jahrbuch, für die Eichendorff-Forschung und die Eichendorff- Werbung ein Stützpunkt sein, Segen ausströmen für die praktische Volkstumsarbeit, ein Quell und ein Gesundbrunnen werden für unsere Volkwerdung, helfen, daß edle und wahrhaftige Volksgemeinschaft und Zusammenarbeit sich immer mehr durchsetzen. Neisse ist hier Treuhänder für das ganze deutsche Volk geworden, so, wie unser Alma- nach Alldeutschland gewidmet ist. Die Eichendorff-Forschung und der Zusammenhalt von Eichendorffs Freunden braucht vor politischen Grenzpfählen nicht halt zu machen. Auch hier soll uns Eichendorff Vorbild sein. Gewiß ruhen die stärksten Wurzeln seiner Kraft in seiner schlesischen Heimat, und in Oberschlesien schließt sich der Kreis seines Lebens; der Beginn ist Lubowitz, der Ausklang Neisse. Aber daneben stehen die andern unvergeßlichen Eichendorfforte, Halle und Heidelberg, Wien, Königsberg und Danzig, Berlin. Das ganze Deutschland soll es sein! Karl Sczodrok. Aurora 6, 1936 2 Adolph von Grolman - Eichendorff Eichendorff Von Adolph v. Grolman „Aus jungen Philistern werden alte Philister, und wer dagegen einmal jung gewesen ist, der bleibt es zeitlebens“ ... Eichendorff hat das gesagt, eben jener Mann, von dem die meisten wissen, daß er ein echter Dichter und ein edler Mensch gewesen ist, während andere, der oder jener, da oder dort, – doch etwas an ihm glauben aussetzen zu müssen. Eichendorff hat dieses kluge und herzhafte, doch liebenswürdige Wort gesagt, gewiß nicht leichten Mutes: denn nur der, welcher viel gelitten hat, kommt nachher zu einer inneren Beschwingtheit, welche Über- blicke gestattet; kein „Darüberwegsehen“, das am allerwenigsten, sondern Überblicke, will heißen: Erkenntnisse vom tiefen Sinne des Lebens schlechthin. Und auf das Leben ist es immer Eichendorff angekommen, auf das Leben als Ganzes, nicht etwa nur als eine Summe von mehr oder weniger geglückten, beglückenden Teilen. Es hat Zeiten in der deutschen Literaturgeschichte gegeben, darin man Eichendorff schlechthin geringschätzte. Was war das auch groß? so fragte man sich und andere, ein bißchen Romantik, allerlei Tändelei, viel, viel Gedichte, Rauschen und Lauschen und Waldhorn ... – und solche Frage war noch lange nicht die schlimmste. Es gab auch andere Zeiten, da nahm man Ärgernis an dem „Katholizismus“ Eichendorffs, obgleich dieser von größter Zartheit gewesen war und nicht im entferntesten etwa Politik mit Religion verwechselte; oder man nahm Ärgernis am „Adligen“ Eichendorff, man fühlte sich beru- fen, diesen „Aristokraten“ gründlich beiseite zu schieben; daß er, gerade er, in seiner zurückhaltenden Vornehmheit tätig und in Wirklichkeit allem Volke, dessen Wesen, Art, Leid und Freude viel näher war, als mancher Demagoge, – das verschwieg man. Kurzum: Dinge, Meinungen, Mutmaßungen! Was kümmern sie uns? hier an dieser Stelle? heute? Gar nichts kümmern sie uns dem Inhalte nach, alles kümmern sie uns, als Symptom genommen: denn Ruhm ist, wie Rilke das einmal so unübertreffbar schön sagt, doch nichts anderes als „der Inbegriff aller Mißverständnisse, die sich um einen neuen Namen
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