3.Tätigkeitsbericht (2005-2006) Stiftung Gedenkstätte Berlin

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3.Tätigkeitsbericht (2005-2006) Stiftung Gedenkstätte Berlin Kolumnentitel 1 3. Tätigkeitsbericht (2005-2006) Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Kolumnentitel 3 Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen 3. Tätigkeitsbericht (2005-2006) 5 Inhalt Vorab 7 Zum Geleitwort 7 Vorwort 8 Ausstellungen 11 Musealer Rundgang 11 Dauerausstellung 16 Wechselausstellungen 18 Veranstaltungen 22 Ausstellungseröffnungen 23 Sonderveranstaltungen 23 Historische Jahrestage 26 Vorträge und Buchvorstellungen 27 Literatur und Film 28 Opfergedenken 29 Forschung 30 Sammlungen 35 Objektsammlung 35 Fotoarchiv 37 Zeitzeugenarchiv 38 Dokumentenarchiv 39 Bibliothek 40 Mediathek 41 Öffentlichkeitsarbeit 42 Medienbetreuung 43 Publikationen 44 Werbung 45 Besucherbetreuung 46 Besucherdienst 47 Prominente Besucher 49 Gedenkstättenpädagogik 50 Buchhandlung 53 Besucherreaktionen 53 Angriffe von MfS-Mitarbeitern 54 Besucherforschung 55 Bautätigkeit 61 Investive Maßnahmen 62 Unterhaltsmaßnahmen 62 Denkmalschutz 63 Haushalt 64 Personal 67 Stiftungsorgane 69 Förderverein 70 6 Inhalt Anhang 71 Chronologie 71 Stiftungsgesetz 73 Gremienmitglieder 75 Mitarbeiter 76 Besucherreferenten 76 Besucherstimmen 77 Bildnachweis 86 Impressum 87 7 Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, bei seinem Besuch in Hohenschönhausen mit dem Zeitzeugen Hans-Eberhard Zahn, 2004 Vorab Zum Geleit Der Tätigkeitsbericht der Gedenkstätte Berlin- von Geschichte." Immer wieder kann man in Hohenschönhausen weist aus, dass mehr als den Zeitungen von Umfragen lesen, die von 50 Prozent der erfreulich zunehmenden Besu- geradezu erschreckendem Unwissen bei che Deutscher solche von Schülerinnen und Jugendlichen über die jüngste Vergangenheit Schülern sowie von Studierenden sind. Wäh- berichten. rend es bei den Älteren um eine Selbstverge- wisserung und Erinnerung an selbst erlebte Das ergab auch eine Studie der Stiftung Aufar- Zeitgeschichte geht, gilt es, den nachwach- beitung der SED Diktatur unter 5616 Gymnasi- senden Generationen eine Idee davon zu ver- asten aus allen Bundesländern. Laut dieser mitteln, was die Abwesenheit der heute als Studie haben 31 Prozent der Schülerinnen und selbstverständlich empfundenen Freiheits- Schüler das Thema "DDR" nicht in der entspre- rechte eines demokratischen Staates bedeu- chenden Klassenstufe im Unterricht behan- tet und wie sich dies konkret für die Men- delt, 68 Prozent haben ihre Meinungen auf- schen in der DDR zeigte. Insofern hat die grund von Filmen und Fernsehbeiträgen gebil- Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen eine det. Wichtig dafür waren aber vor allem doppelte Aufgabe: die zurückweisende des Gespräche mit Eltern und Freunden. Gerade Gedenkens an die Opfer kommunistischer hier setzt die Arbeit der Berliner Kultur- und Gewaltherrschaft, die hier gelitten haben, und Bildungsverwaltung und der Gedenkstätte an. eine zukunftsweisende des exemplarischen Mit zwei Lehrern, die jeweils halbtags die Ver- demokratischen Lernortes. bindung zur Berliner Schule herstellen und spezielle Programme mit der Gedenkstätte Der amerikanische Bildungsforscher Sam Hohenschönhausen entwickeln, mit der Veran- Wineburg hat vor ein paar Jahren kritisch kerung der Gedenkstättenbesuche in den Rah- angemerkt: "Die ganze Welt hat sich in den menplänen, mit den von der Gedenkstätte letzten 80 Jahren verändert, nur eines ist unterstützten Projekttagen und den mehr als gleich geblieben: Schüler haben keine Ahnung 300 Mal pro Monat aus der Homepage der 8 Vorab Gedenkstätte heruntergeladenen Unterrichts- schen Ort durch eine zusammenfassende modellen für Lehrkräfte soll die Gedenkstätte Übersicht ergänzt, so dass die Gedenkstätte Hohenschönhausen als außerschulischer dann auch eigenständig vom Besucher erkun- Lernort attraktiv gemacht und seine Inhalte in det werden kann. das Bewusstsein der Schülerinnen und Schü- ler gehoben werden. Die steigende Nachfra- Sowohl auf den Feldern des Gedenkens und ge, über die im Tätigkeitsbericht Auskunft Erinnern wie auch dem des demokratischen gegeben wird, zeigt, dass wir hier auf dem Lernens für die Zukunft hat die Gedenkstätte richtigen Weg sind. im Berichtszeitraum deutliche Fortschritte Der Regierende Bürgermeister von gemacht, neue Angebote entwickelt und viel Berlin, Klaus Wowereit, bei seinem Schule kann vieles leisten, aber sowohl die geleistet. Dafür ist allen Mitarbeiterinnen und Besuch in Hohenschönhausen mit dem schon zitierte Studie der Stiftung Aufarbeitung Mitarbeitern Dank und Anerkennung auszu- Direktor der Gedenkstätte, Hubertus wie auch eine Untersuchung des Institutes für sprechen, vor allem denen, die hier einst Knabe (2004) Geschichte der Carl von Ossietzky Universität selbst gelitten haben und nun den Besuchern Oldenburg zeigen, dass Familiengeschichten ihre Erfahrungen und Kenntnisse vor Ort vom Krieg, von Fluchten und Schikanen bei weitergeben. den DDR-Kontrollen an der Grenze von ganz herausragender Bedeutung für die Vermittlung von gelebter Zeitgeschichte sind. Wer z.B. sieht, wie Eltern und Großeltern mit Kindern und Enkeln bei der open air-Ausstellung am Checkpoint Charlie vor den großen Bildern stehen und miteinander im Gespräch über den Klaus Wowereit, eigenen Familienbezug zu den Geschehnissen Regierender Bürgermeister von Berlin vertieft sind, sieht, wie ein öffentliches Ange- bot am richtigen Ort auch vom Publikum ange- nommen wird und funktioniert. In diesem Sinne gilt es auch die Angebote der Gedenk- stätte Berlin-Hohenschönhausen wissen- schaftlich fundiert und zugleich publikumsnah Vorwort weiter auszubauen. Die Gedenkstätte ist ein lebendiges dreidimensionales Geschichtsbuch Nach mehr als sechsjähriger Tätigkeit kann die und es bedeutet für sie ein großes Kapital, Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhau- dass mit den lebenden Zeitzeugen am histori- sen ihren dritten Tätigkeitsbericht vorlegen. Er schen Ort gesprochen werden kann. gibt Rechenschaft über die Entwicklung der Gedenkstätte im ehemaligen zentralen Unter- Die steigenden Besucherzahlen wie auch das suchungsgefängnis des DDR-Staatssicher- Leugnen ehemaliger Funktionsträger der SED- heitsdienstes in den Jahren 2005 und 2006. Diktatur sind uns Ansporn und Auftrag, die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen wei- Für die Arbeit der Stiftung waren es die bislang ter zu entwickeln und nach den umfangrei- erfolgreichsten Jahre. Die Besucherzahlen sind chen Instandsetzungsarbeiten der letzten in diesem Zeitraum in bis dahin unerwartete Jahre in einer großen Anstrengung gemein- Höhen geschnellt. Kamen im Jahr 2005 noch sam mit dem Bund in den kommenden Jahren etwa 128 000 Menschen, waren es zwei Jahre auszubauen. Bund und Land Berlin haben später über 172 000 -- ein Zuwachs von mehr erhebliche Investitionsmittel in die kommen- als 44 000 Besuchern. In manchen Monaten, den Haushalte eingestellt, um für die Besu- wenn über 20 000 Interessierte die Gedenk- cherinnen und Besucher die Gedenkstätte stätte besuchten, drängten sich so viele Grup- noch attraktiver und noch informativer zu ge- pen in dem ehemaligen Gefängnisbau, dass stalten. Insbesondere soll eine große Ausstel- bereits die Kapazitätsgrenzen erreicht wurden. lung im Hauptgebäude den Unterdrückungs- apparat der Stasi und der DDR-Justiz darstel- Noch nie wurde zudem so oft über die Arbeit len und Aufbau sowie Wirkungsweise anhand der Stiftung berichtet. Zwischen Januar 2005 der Strukturen und Abläufe, aber auch anhand und Dezember 2006 erschienen weit über ein- der Biografien ausgewählter Persönlichkeiten, tausend Berichte, in denen die ehemalige die sich dem System widersetzten, anschau- Untersuchungshaftanstalt oder die Gedenk- lich machen. Damit werden die jetzt schon ein- stätte Erwähnung fanden. Hunderttausende drucksvollen Führungen durch den authenti- Fernsehzuschauer, Rundfunkhörer und Zei- Vorab 9 tungsleser wurden so zur kritischen Ausein- politischer Verfolgung und Unterdrückung in andersetzung mit der kommunistischen Dikta- der kommunistischen Diktatur anzuregen. Am tur angeregt. Beispiel dieses Gefängnisses ist zugleich über das System der politischen Justiz in der Deut- Dieser Erfolg hat sich nicht von allein einge- schen Demokratischen Republik zu informie- stellt. Die persönliche Betreuung der Besucher ren" (§ 2 Stiftungserrichtungsgesetz). macht die Besichtigung der Gedenkstätte für viele zu einem besonderen Erlebnis. Jeder Die Gedenkstätte hat in den vergangenen bei- Besucher zieht in einer Art Schneeballeffekt den Jahren viel getan, um diesen Auftrag mit neue Interessierte nach. Hinzu kommt die Leben zu füllen. Die qualifizierte Betreuung der intensive Öffentlichkeitsarbeit der Gedenk- zahlreichen Besucher, die das Gefängnis stätte, die den Haftort Hohenschönhausen besichtigen wollten, gehörte ebenso dazu wie nicht nur bundesweit, sondern auch internatio- die Organisation von Ausstellungen und Veran- nal immer mehr bekannt gemacht hat. Hohen- staltungen. Historische Forschungen, die Wachturm an der Lichtenauer Straße schönhausen ist zum Symbol für das politische Befragung von Zeitzeugen, der Ausbau der Unrecht in der ehemaligen DDR geworden, von Sammlungen und Archive und eine professio- dem sich viele irgendwann einen persönlichen nelle Öffentlichkeitsarbeit bildeten weitere Eindruck verschaffen wollen. Arbeitsbereiche, über die in diesem Bericht informiert wird. Im Anhang findet sich eine Tatsächlich steht das Gelände der Gedenkstät- Zusammenstellung von Besucherreaktionen, te wie kaum ein anderer Ort in Deutschland für die eindringlicher als alles andere deutlich die 44-jährige Geschichte politischer Verfolgung machen, wie sehr der Besuch der Gedenkstät- in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und te viele Menschen
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