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77 Jahre Untersuchungen an der Entwicklung der Belastung und Fortschritte bei der Gewässerbeurteilung

77 ans d’études sur la Glatt Jürg Zobrist Des études de grande ampleur documentent les changements de l’état chimique et biologique de la Glatt depuis 1933 et montrent les évolutions dans l’analyse chimique de l’eau et l’évaluation des cours d’eau. A la suite des mesures prises pour la protection des eaux, les concentrations des indica- teurs de pollution ont nettement diminué depuis 1980 ce qui a eu des répercussions positives sur l’état des diatomées, des petits invertébrés et des Umfangreiche Untersuchungen dokumentieren die Veränderungen des che- plantes aquatiques. De nouvelles méthodes d’ana- mischen und biologischen Zustands der Glatt seit 1933 und zeigen die Ent- lyse permettent la saisie d’un nombre croissant de composés organiques (micropolluants) dont les wicklungen in der chemischen Wasseranalytik und in der Fliessgewässer­ conséquences sur les communautés aquatiques beurteilung auf. Als Folge der getroffenen Gewässerschutzmassnahmen sont encore méconnues à l’heure actuelle. Outre la verminderten sich die Konzentrationen der Belastungsindikatoren seit 1980 forte détérioration des habitates (grands déficits deutlich, was sich positiv auf den Zustand der Kieselalgen, wirbellosen éco-morphologiques), ils limitent l’amélioration Kleintiere und Wasserpflanzen ausgewirkt hat. Neue Analysemethoden er- de la flore et de la faune qui, dans la Glatt, est möglichen die Erfassung einer wachsenden Anzahl organischer Verbin­ toujours déficiente. dungen (Mikroverunreinigungen), über deren Auswirkungen auf die aqua­ tischen Lebensgemeinschaften bisher noch wenig bekannt ist. Zusammen Seventy-Seven Years of Studies mit der starken Beeinträchtigung des Lebensraumes (grosse ökomorpho­ of the Glatt River logische Defizite) limitieren sie die Erholung der Flora und Fauna, die sich Comprehensive investigations document the chemi- in der Glatt nach wie vor in einem ungenügenden Zustand befinden. cal and biological changes to the Glatt River since 1933 and show the developments made in the chemical analysis of water and the assessment of rivers. As a result of the water pollution control measures, the concentrations of pollutant indica- tors decreased significantly since 1980. This has 1 Einleitung had a positive impact on diatoms, invertebrates and aquatic vegetation. New analytical methods eit je werden Fliessgewässer durch den allow the determination of the growing numbers SMenschen genutzt und dienen als Lebens­ of organic compounds (micropollutants), the ef- raum für Pflanzenund Tiere. Mit der Industri­ fects of which on aquatic ecological communities alisierung im 20. Jahrhundert nahm die Bevöl­ are still little known. Together with the substantial kerung in den Flusstälern des schweizerischen Mittellands stark zu und damit verbunden die impairment of the habitat (major ecomorphologi- Verschmutzung der Fliessgewässer. Gewässer­ cal deficiencies), they hamper the recovery of the korrektionen und die zunehmende Nutzung flora and fauna that continue to be in an unsatis- der Wasserkraft setzten den Gewässern weiter factory condition in the Glatt River. zu. Fliessgewässer funktionieren nur dann als natürliche Lebensräume, wenn ihre Anforde­

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2 Untersuchungsgebiet 2.1 Einzugsgebiet der Glatt Das hydrografische Einzugsgebiet (EZG) der Glatt (Abb. 1) umfasst 417 km2 (Tab. 1). Erst der Abfluss des Greifensees trägt den Namen Glatt. Die 35,8 km lange Flussstrecke ist ge­ kennzeichnet durch ein geringes Gefälle von 0,5 bis 3‰ im breiten Tal des Ober- und Mit­ tellaufs bis und einem steileren Abfall (4 bis 7‰ bis zur Mündung in den Rhein [3] . Der langjährige mittlere Jahresab­ flussaus dem beträgt 4 m3/s, bis zur Rheinmündung erhöht er sich auf 8,3 m3/s [4, 5]. Durch die Überleitung des Abwassers aus der Kläranlage (ARA) -Glatt in die ARA Werdhölzli im Limmattal seit 2001 wur­ de der Anteil an gereinigtem Abwasser in der Glatt um ein Drittel auf ca. 0,7 m3/s gesenkt, diese Menge entspricht rund einem Fünftel

des Abflussesbei Niederwasser (Q347). Als Fol­ ge der wirtschaftlichen Entwicklung im Gross­ raum Zürich in den letzten 60 Jahren hat sich die Bevölkerung im EZG der Glatt verdrei­ facht (Tab. 1). Mit 1200 Einwohnern/km2 ist die Glatt eines der am stärksten belasteten Abb. 1 Karte des Einzugsgebietes der Glatt mit Standort der Kläranlagen und Probenahmestellen Fliessgewässer der Schweiz. Seit den 1950er- von chemischen Untersuchungen. Jahren sind im Glatt-Einzugsgebiet kommu­ nale Kläranlagen in Betrieb.

rungen an die Gewässerqualität, – Wie die Beurteilungsmethoden 2.2 Glattkorrektionen den Gewässerraum und die Wasser­ durch ein verbessertes Verständ­ Erste Korrekturen der in breiten Talbereichen führung erfüllt sind. Ein ganzheitli­ nis für die physikalischen, chemi­ mäandrierenden Glatt erfolgten bereits im 17. cher Schutz der Gewässer [1] ba­ schen und biologischen Prozesse und später im 19. Jahrhundert. Bei der ersten siert deshalb auf umfassenden Un­ differenzierter geworden sind. durchgehenden Korrektion von 1879 bis 1895 tersuchungen und einer integralen Bewertung [2]. Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die zahlreichen che­ Einzugsgebiet Station Nr. in km ab Fläche Einwohner Teileinzugsgebiete in Tausend Abb. 1 Greifensee EZG km2 [39 – 41] mischen und biologischen Studien 1930 1950 1975 2000 2009 2009 an der letzten 77 Jahre an der Glatt. Es ARA ange- schlossen e) soll aufgezeigt werden: Ausfluss Greifensee a) 1 0 167 33 38 76 101 110 113 – Wie sich die Verschmutzung der oberhalb Zürich Aubrücke b) 2 8,4 66 16 25 72 87 96 90 Glatt als Folge der zunehmen­ unterhalb Zürich 3 10,4 27 38 63 92 88 99 0 f) 4 17,8 67 9 13 44 54 62 31 den Bevölkerungsdichte zuerst c) 5 21,7 verschlechtert und anschliessend Mündung Rhein 6 35,8 90 12 13 33 45 53 69 aufgrund der getroffenen Ge­ Rheinsfelden d) unterhalb Greifensee 250 75 114 241 274 310 190 wässerschutzmassnahmen ver­ Gesamtes Einzugsgebiet 417 108 152 317 375 420 303 g) bessert hat. a) Strassenbrücke oberhalb ARA Fällanden-, Fluss km 0,9 b) 1976 0,8 km unterhalb der abgebrochenen Aubrücke – Wie die aquatischen Lebensge­ c) ab 1990 Probenahmestelle Oberglatt des Kantons Zürich (AWEL) d) 1974 und 1975 oberhalb Glattfelden Fluss km 30,8. Ab 1976 NADUF-Messstelle Rheinsfelden, bzw. ab 1990 Messstelle Kanton Zürich (AWEL), meinschaften auf die wechseln­ Fluss km 35,4. Für 1975 nur geringe Verminderung in den Einwohnerzahlen im Teileinzugsgebiet den Belastungen reagiert haben. e) Berechnet für 2009, entspricht der Einwohnerzahl der angeschlossenen Gemeinden, bzw. den Teil, deren Kläranlagen in die Glatt einleiten, unter der Annahme eines Anschlussgrads von 100% (wird praktisch erreicht). – Wie sich die Untersuchungsme­ f) ab November 2001 wird das Abwasser der Stadt Zürich im Glatttal und 92% von in die ARA Werdhölzli an der Limmat abgeleitet, entspricht 113 000 Einwohnern. thoden durch die Fortschritte in g) In den Randzonen kann das hydrografische Einzugsgebiet von jenem des Abwassersystems abweichen. der chemischen Wasseranalytik Tab. 1 Charakterisierung des gesamten Einzugsgebiets (EZG) der Glatt und Entwicklung der Bevölkerung in Teileinzugs- gewandelt haben. gebieten von 1930 bis 2009 und deren Verteilung auf die Kläranlagen (ARA) in den hydrografischen Teileinzugsgebieten.

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Untersuchende Periode Art der erhobenen Anzahl Anzahl Anzahl Publikation Institution Proben Probenah- Proben Parameter der Daten mestellen pro Jahr

Kant. Labor ZH 2.1933–1.1934 Stichproben 14 35 24 [3] alle 10 Tage

Kant. Labor ZH 7.1950–5.1951 Stichproben 16 7 17 Kant. Labor – Ammonium (NH4) unveröffent- – Nitrat (NO3) Kant. Labor ZH 1960 Stichproben 16 3 18 licht – Nitrit (NO2) Eawag 6.1972–12.1976 wöchentliche 5 48–50 30–36 [42] – ortho-Phosphat (Soluble Stichproben Datenbank W+T Eawag Reactive Phosphorus, SRP) – Sauerstoff (O ) AWEL ZH ab 1991 abflussproportionale 3 52–365 13 Datenbank 2 Mischproben AWEL [4] – Chlorid (Cl) wöchentliche Statusberichte Einzelproben AWEL 1998 BSB kann als Indikator für den ab­ und 2006 [8, 5 43] baubaren organischen Kohlenstoff betrachtet werden. Das mikrobio­ NADUF Gruppe 4.1976–12.2002 ein- oder zweiwöchi- 1 26–52 20–25 [14, 16, 18] ab 1.2009 ge abflussproportio- logisch instabile NO2 entsteht auch nale Sammelproben als Zwischenprodukt bei der Oxi­

Eawag ab 1975 abhängig von 1–4 abhängig div. org. siehe Kapitel dation von NH4 zu NO3 (Nitrifikati­ org. Gruppe chemischer Analyse von Spuren- 3.2 on). Dieser Prozess findet primär und Fragestellung Analyse stoffe im Biofilm an der Grenze Wasser/ AWEL ZH ab 1996 Pestizide Flussbett statt, der in Abhängigkeit

Tab. 2 Die wichtigsten chemischen Untersuchungsprogramme an der Glatt. der verschiedenen Einflussgrössen (Wassertemperatur, NH4-Konzent­ ration im Fluss, Zustand Biofilm) wurde zum Zweck des Hochwasserschutzes fristige Gewässerbelastung oder die modelliert werden kann [10, 11]. das begradigte Flussbett zwischen Dämme ge­ Entwicklung von neuen Untersu­ Von Bedeutung für die Fauna im legt und mit einer Natursteinpflästerung als chungskonzepten aufzeigen. Wei­ Fluss sind hohe Konzentrationen

Uferschutz versehen [6]. Gleich­zeitig erfolgte tergehende Informationen über die von NH4 und NO2 und geringe Wer­

eine Absenkung des Greifenseespiegels. Von Untersuchungen und die analy­ te von O2. 1937 bis 1954 wurde das Flussbett im Mittel­ tisch-chemischen Methoden finden lauf 1 bis 2 m tiefer gelegt, um die Entwässe­ sich in den zitierten Datenarchiven 3.1.1 BSB5, NH4, NO3, NO2 und SRP rung der meliorierten und bebauten Gebiete und Publikationen in Tabelle 2. Bereits 1933 prägte die Einleitung zu verbessern. Diese Massnahme war auch Es wird davon ausgegangen, dass von ungeklärtem häuslichem, ge­ eine Voraussetzung für den Bau von Kläranla­ die analytischen Methoden für die werblichem und industriellem Ab­ gen. Zur Anpassung des Hochwasserschutzes klassischen Belastungsparameter wasser den Zustand der Glatt (Abb. an die Abflussverhältnisse im stark bebauten über die gesamte Periode hin ver­ 2). Bis zur Mündung des Leutschen­ Tal wurden von 1976 bis 1980 zwischen Nie­ gleichbare Resultate lieferten. Die (Fluss km 9,3), der als Vorflu­ derglatt und der Rheinmündung das Fliessge­ Beurteilung der aktuellen Daten so­ ter des Abwassers aus der Stadt Zü­ rinne der Glatt verbreitert, alte Wehre abge­ wie der früheren Messungen erfolgt rich-Nord diente, erhöhten sich die brochen, Schwellen eingebaut und Ufer mit nach dem heutigen Modul-Stufen­ im Ausfluss des Greifensees als na­ grossen Natursteinblöcken gesichert [7]. Als Konzept (MSK) [9] mit Hilfe des türlich zu beurteilenden Werte von

Folge dieser baulichen Massnahmen befindet 90% Perzentil der Jahresmesswert­ BSB5 (1,9 mg O2/¬) und Konzentra­

sich die Glatt heute mit Ausnahme des Ober­ reihe und anhand einer fünfstufigen tionen von NH4, NO3 und NO2 laufes zwischen dem Auslauf aus dem Grei­ Skala («sehr gut», «gut», «mässig», (<0,007 bzw. 0,96 bzw. 0,001 mg N/¬) fensee und eingangs Dübendorf in einem «unbefriedigend» und «schlecht»). als Folge der Einleitung von Ab­ ­ökomorphologisch stark beeinträchtigten bis wasser um 30 bis 50 % [3] . Der che­ 3.1 Langfristige Zustandsänderun- künstlichen Zustand [8]. mische Zustand veränderte sich be­ gen von Belastungsindikatoren züglich NH4 von «sehr gut» zu

3 Chemischer Zustand Die Parameter, welche die Belas­ «gut», bezüglich BSB5 von «gut» zu

tung von kommunalem Abwasser «mässig», für NO2 blieb er «sehr ie Tabelle 2 gibt eine Übersicht der che­ anzeigen und welche bei allen Kam­ gut». Nach der Zuleitung des Leut­ Dmischen Untersuchungen, die seit 1933 an pagnen der letzten 77 Jahre im schenbachs verminderte sich der der Glatt durchgeführt wurden. Aus diesem Längsprofilgemessen wurden, sind: Zustand bezüglich der drei Para­ umfangreichen Datensatz werden jene Resul­ – Biochemischer Sauerstoffbedarf meter drastisch zu «schlecht». Die

tate und Parameter diskutiert, welche die lang­ (BSB5) mittlere NH4-Konzentration, bzw.

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14 Ammonium BSB5 1933 2.5 1975 1933 12 1991 1950 1975 2000 1991 2009 2 2009 10 MSK Kriterien

8 ¬ ¬ 1.5 /

Abb. 2 Konzentrationsänderungen von BSB5, Ammonium, Nitrat, ­Nitrit 2 und ortho-Phosphat im Längsprofil der Glatt über die 77 Jahre. Mittel- 6 mg N/ wert und 90% Perzentil für die Bewertung des Zustands nach dem mg O 1 Modul­Stufen-Konzept; fünf Stufen: sehr gut (blau), gut (grün), mässig MSK Kriterien (gelb), unbefriedigend (orange), schlecht (rot). 4 0.5 NH4: Profilvon 2000 wenig über jenem von 2009; NO3: Profilvon 1950 2 flussabwärts leicht über jenem von 1933; NO2: 1991 keine Daten; BSB5: Verlauf von 1950 ähnlich wie 1933; SRP: 1933 keine Daten; Profil2000 0 0 zwischen Profil 1991 und 2009. 0 5 10 15 20 25 30 35 0 5 10 15 20 25 30 35 km km

10 Nitrit 1933 Nitrat 1.4 ortho-Phosphat (SRP) 0.4 1975 1933 1991 1950 8 2000 1.2 1975 2009 2000 0.3 2009 1 6 MSK Kriterien ¬ ¬ ¬

MSK Kriterien Cl > 20 mg/ 0.8 1950

1975 MSK Kriterien

0.2 mg P/ mg N/ 1991 mg N/ 4 0.6 2009

0.4 0.1 2 0.2 ¬

0 0 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 5 10 15 20 25 30 35 0 5 10 15 20 25 30 35 km Fluss km km

der BSB5-Wert, erhöhten sich um P/¬) ergab einen «unbefriedigen­ für NO2, 6 mg O2/¬ für den BSB5 und 0,8 mg einen Faktor 50 bzw. 2 (Abb. 2). den» Zustand. Nach dem wiederum P/¬ für SRP, d.h. gleichbedeutend mit einem

NO2 zeigte erst 16 km flussabwärts sehr markanten Anstieg der Werte «schlechten» chemischen Zustand für alle Pa­

die Belastungsspitze. Bedingt durch unterhalb der Einleitung des me­ rameter. Anders verhielten sich die NO3-Kon­ den aeroben Abbau des organi­ chanisch geklärten Abwassers von zentrationen, das gleichmässige Längsprofil schen Kohlenstoffs, die Nitrifikati­ Zürich blieben die Nährstoffkon­ war nochmals steiler als früher, der Zustand on im Fluss und die geringen Ab­ zentrationen flussabwärtshoch und blieb bis Glattfelden «gut». wassereinträge flussabwärts ver­ der Zustand blieb «schlecht». Das Die aufgrund des sehr schlechten chemischen

minderten sich die Werte für beide Längsprofil für NO3 war nur leicht Zustands der Glatt induzierte regionale ab­ Parameter bis zur Rheinmündung steiler als 1933, doch der Zustand wassertechnische Studie [12] zeigte, dass es für deutlich. Die tiefen Werte wie im blieb «gut». eine Verminderung der Belastung des Flusses Ausfluss Greifensee wurden jedoch Für 1975 repräsentieren die in Ab­ einer Reduktion der eingeleiteten Stofffrach­ nicht mehr ganz erreicht. Demge­ bildung 2 aufgeführten Werte die ten aus den ARAs und einer Verminderung

genüber zeigten die NO3-Konzent­ Ergebnisse von nahezu 150 Erhe­ der Eutrophierung des Greifensees bedarf. rationen im Längsprofil keine Be­ bungen in den Jahren 1974 bis 1976. 1991 zeigten sich die Resultate der getroffe­ lastungsspitze sondern einen gleich­ In diesen Jahren erhöhten sich die nen Gewässerschutzmassnahmen, im Wesent­ mässigen Anstieg um 85 %. 1933 Nährstoffkonzentrationen und die lichen das Phosphatverbot für Textilwaschmit­

war der Zustand bezüglich NO3 im BSB5-Werte bereits im Oberlauf tel (s. Kap. 3.2), die Phosphateliminierung und gesamten Längsprofil «gut». deutlich und es resultierte ein «un­ die Nitrifikation in den ARA in einer deutli­

In der Messperiode 1950/51 erhöh­ befriedigender» Zustand. Die Wer­ chen Abnahme der Mittel von BSB5 und NH4. ten sich im Ausfluss Greifensee als te der Belastungsindikatoren stei­ Besonders eindrücklich ist die rund zehnfache Folge des eutrophen Zustands des gerten sich nochmals nach der Ein­ Reduktion der SRP-Konzentrationen im

Sees die mittleren BSB5-Werte, die leitung von mechanisch-biologisch Ober- und im Unterlauf (Abb. 2). Trotz dieser

NH4- und die NO2-Konzentratio­ geklärtem Abwasser der Stadt Zü­ Abnahme von BSB5, NH4 und SRP blieb der nen im Vergleich zu 1933 sehr deut­ rich. Weiter flussabwärts änderten Zustand auf dem Niveau «unbefriedigend» bis

lich. Auch die erstmals dokumen­ sich deren Konzentrationen kaum, «schlecht». Bei NO3 hingegen verdoppelten tierten SRP-Konzentration (Mittel die Mittelwerte lagen im Bereich sich die die Konzentrationen und es resultier­

0,028 mg P/¬, 90. Perzentil 0,063 mg von 1 mg N/¬ für NH4, 0,2 mg N/¬ te ein «unbefriedigender» Zustand.

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Die nochmals verbesserte Reinigung der Ab­ wässer in den 1990er-Jahren führte zu einer weiteren Abnahme der vier Belastungsindika­

toren. Beim NO3 zeigte sich der Effekt der Denitrifikation in den grossen ARA in einer

deutlichen Abnahme der NO3-Konzentratio­ ­beschränkt man sich auf die Be­ nen im Mittel- und Unterlauf der Glatt. Be­ stimmung der Gesamtgehalte der

züglich BSB5, NH4, NO2 und NO3 resultierte Schwermetalle im Wasser und in Zn 10 ein «guter» Zustand. den Sedimenten. ¬ g/

Die Überleitung des Abwassers aus der ARA Die Konzentrationen der Schwer­ Cu Anforderung GSchV Zürich-Glatt von 2001 in die ARA Werdhölzli metalle (säurelösliche Anteile) im verringerte im Mittellauf die Fracht des anor­ Glattwasser von Zink (Zn), Blei Pb 1

ganischen Stickstoffs nochmals um 31 % und (Pb) und Cadmium (Cd) nahmen Zn

Konzentration Cu jene des Phosphats um 44 % [13]. Verbesserun­ bei der Rheinmündung von 1975 Cd gen bezüglich Mikroverunreinigungen und bio­ bis 2002 deutlich ab (Abb. 3). Die­ Pb logischen Zustand siehe Kapitel 3.2 und 4.2. ser Trend einer Reduktion der Ge­ Cd 0.1 2009 betrugen vor der Mündung in den Rhein samt-Schwermetallgehalte in Ge­

die Mittel von BSB5 und NH4 noch rund die wässern wurde auch anderenorts 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005

Hälfte jener von 1933, d.h. 1,4 mg O2/¬ und beobachtet [16]. Bei Kupfer (Cu) Jahr

0,050 mg N/¬. Beim NO3 hingegen verdoppel­ war die zeitliche Entwicklung un­ Abb. 3 Konzentrationsänderungen der säurelösli- te sich die Konzentration auf 3,7 mg N/¬. Nach einheitlich; nach einem deutlichen chen Anteile von Zink (Zn), Blei (Pb), Kupfer (Cu) und Cadmium (Cd) im Längsprofil der Glatt von der MSK-Bewertung lagen die Werte der drei Anstieg und leichtem Rückgang 1974 bis 2002. Parameter im Bereich eines «guten» Zustands. blieben die Jahresmittel anschlies­ Obwohl die SRP-Konzentration im Vergleich send ungefähr gleich (Abb. 3). In zu 1950 auf 21%, im Vergleich zu 1975 sogar den letzten Jahren lagen die Mittel 3.1.3 Weitere Parameter auf 6% sank , d.h. 0,058 mg P/¬, resultierte wei­ der untersuchten Metalle unter den DOC terhin ein «schlechter» Zustand bezüglich Anforderungswerten der Gewäs­ SRP im Unterlauf. serschutzverordnung [1]. Der bei Das Verhalten des gelösten organi­ Trotz der starken Zunahme der Bevölkerung Cu andersartige zeitliche Trend schen Kohlenstoffs (DOC) in der im Glatttal und damit der Abwassermenge ha­ kann auf zwei gegenläufige Effekte Glatt wird durch den eutrophen ben die in den letzten 20 Jahren getroffenen zurückgeführt werden. Einerseits Zustands des Greifensees geprägt. Massnahmen zur Reduktion der in die Glatt wurde durch verschiedene Mass­ Im Ausfluss des Sees lagen die Jah­

abgeleiteten Frachten von BSB5, NH4, NO2 nahmen die Abwasserfracht von Cu resmittel der Konzentrationen seit

und NO3 aus Punktquellen den Fluss in einen wie bei den anderen Schwermetal­ 1975 auf einem hohen Niveau von «guten» chemischen Zustand zurückversetzt. len aus Industrie und Gewerbe re­ 4,2 ± 0,2 mg C/¬. In Rheinsfelden

Die heute angetroffenen BSB5- und NH4-Wer­ duziert. Andererseits, als Folge des stammen rund die Hälfte der DOC- te dürfen sogar als naturnah betrachtet wer­ vermehrten Gebrauchs von Cu im Jahresfrachten aus dem See; 1975 den. Eine solche Interpretation gilt nicht für Dach- und Fassadenbau, erhöhte waren es 43% und 2009 50%. Unter

die heutigen NO3- und SRP-Konzentrationen. sich bei Regenereignissen die Aus­ diesen Gegebenheiten ändern die Bei diesen Parametern tragen die Einträge waschfracht von Cu in die urbanen Einträge aus den ARA die DOC- aus diffusen Quellen (Landwirtschaft und Re­ Entwässerungssysteme und via Re­ Konzentrationen und Frachten in genwasserüberläufe) erheblich zu den Gesamt­ genwasserüberläufe in die Gewäs­ der Glatt im Vergleich zu den an­ konzentration bei, die für die Jahresmittel im ser [17]. dern Belastungsindikatoren (Abb.

Bereich von 2 mg N/¬ für NO3 und 0,04 mg P/¬ Für die Untersuchung der Schwer­ 2) eher wenig. Deshalb haben in für SRP liegen [14]. metalleinträge durch Regenwasser­ diesem Falle die DOC-Konzentra­ überläufe und Abschwemmungen tionsprofile eine beschränkte Aus­ 3.1.2 Schwermetalle von Verkehrswegen eignen sich Se­ sagekraft. Bezüglich der MSK-Be­ Die ökologische Bedeutung der Schwermetal­ dimentablagerungen in strömungs­ wertung blieb die Glatt an allen le sollte bezüglich ihrer Bioverfügbarkeit be­ beruhigten Stellen im Flussbett. Stationen und untersuchten Jahren urteilt werden, sei es in der Funktion als es­ Eine solche Studie an der Glatt er­ in einem «mässigen» Zustand. sentielles und/oder toxisches Element. Eine gab, dass im Mittellauf und zum Teil Chlorid solche Bestimmung basiert auf einer detail­ im Unterlauf Schwermetallkon­ lierten Untersuchung der Speziierung der zentrationen im Sediment vorlagen, An und für sich ist Chlorid kein ­Metalle in einem aquatischen System. Dies ist die über der Zielvorgabe der deut­ ökologisch relevanter Parameter in ein arbeitsintensives Forschungsgebiet [15]. schen Ländergemeinschaft Wasser schweizerischen Gewässern, doch In der Praxis von Gewässeruntersuchungen lagen [8]. seine langen Datenreihen reflektie­

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Produktegruppe Stoffgruppe /Anwendungsart Untersuchungs­ Probenahmeart Werte in der Glatt bei Rheinsfelden Literatur- periode n = Probenzahl referenz Konzentration Fracht [g/Tag] [ng/¬] Detergentien NTA Komplexbildner 1985–1991 WMP, n = 69 4800 ± 3500 3600 ± 3300 [44] Phosphatersatzstoff 1989–1992 TMP, n = 6 13 200 ± 10 100 8200 ± 7500 [45] EDTA Komplexbildner 1986–1991 WMP, n = 69 19 200 ± 10 300 13 800 ± 7700 [44] 1989–1992 TMP, n = 6 26 700 ± 25 600 14 300 ±13 900 [45] Nonylphenol Umwandlungsprodukte der 1984 SMP, n =12 1000 ± 1000 700 [24] Nonylphenolpolyethoxylat-­ 1983–1984 WSP, n = 61 2800 (<100–20 800) nb [46] Tenside 1984–1985 SP, n = 16 2700 ± 2200 nb [47] 2004 SP, n = 3 130–220 120 [48] 2006 TMP, n = 14 87 ± 36 64 ± 33 [25]

NP1EO+NP2EO 1984 SMP, n = 12 6000 ± 2000 2000 [24] 1983–1984 WSP, n = 61 8390 (1700 – 63 900) nb [46] 1984–1985 SP, n = 14 16 000 ± 10 800 nb [47] 2006 TMP, n = 14 44 ± 18 34 ±19 [25]

NP1EC+NP2EC 1984 SMP, n = 12 56 000 ± 5000 23 400 [24] 1984–1985 SP, n = 2 19 500 ± 8400 Nb [47] 2006 TMP, n = 14 320 ± 99 240 ±120 [25] Distyrylbiphenyl (DSBP) optische Aufheller 1992 WMP, n = 3 570 ± 23 310 ± 12 [49, 50] 1995 WMP, n = 13 630 ± 210 550 ± 150 [51, 52] Diaminostilben (DAS 1) 1992 WMP, n = 3 440 ± 24 240 ± 13 [49, 50] 1995 WMP, n = 13 440 ± 140 390 ± 130 [51, 52] Arzneimittel Ciprofloxacin Antibakteria 2001 WMP, n = 7 11 ± 3,0 7,0 ± 1,5 [28] Norfloxacin 10 ± 3,0 6,4 ± 2,0 Clarithromycin 20011 WMP, n = 5 55 ± 6,7 36 ± 4,3 [29] 20022 WMP, n =4 31 ± 12 19 ± 5,4 Atenolol Betablocker 2006 TMP, n = 7 83 ± 27 37 ± 13 [30] Sotalol 45 ± 11 21 ± 7 Metoprolol 36 ± 13 18 ± 12 Propranolol 7,0 ± 1,0 3 ± 1 Koffein Genussmittel 2001 SP, n = 3 130 ± 110 150 ± 1203 [53] Körperpflegemittel Galaxolid (HHCB) Moschusverbindung 2001 SP, n = 2 130–230 160 –2703 [54] Tonalid (AHTN) Geruchsstoff 43–93 50–1103 Benzophenon-3 (BP-3) UV-Filter 2007 SP, n = 2 56–68 20–254 [55] Industriechemikalien Tetrachlorrethylen chlorierte Lösemittel 1979–1980 SP n = 16 600 ± 700 – [22, 56] Trichlorethylen 230 ± 130 – PFOS (Perfluoroktansulfonat) perfluorierte Chemikalien 2006 TMP, n = 6 43 ± 14 29 ±13 [31] PFOA (Perfluoroktanat) 7,6 ± 3,3 5,0 ± 2,7 Bisphenol A Kunststoffsubstanz 2004 SP, n = 3 13–76 40 [48] 2006 TMP, n = 14 9,4 (2,0–46) 3,5–16,5 [25] Benzotriazol Korrosionsschutz 2003–2004 TMP, n = 49 2700 ± 930 1500 ± 620 [27] Silberschutz 2004 SP, n = 3 2100-2700 1330 [48] Tolytriazol Korrosionsschutz 2003–2004 TMP, n = 49 450 ± 130 250 ± 84 [27] 2004 SP, n = 3 380–520 250 [48] Süssstoffe Acesulfam Süssstoffe 2008 WMP, n=1 – 6900 ca. 39 905 [57] Sucralose – 600 ca. 3505 Biozide und Pflanzenschutzmittel Triclosan Biozid 2001 SP, n = 1 74 843 [58] Methylparaben Konservierungsmittel 2006 TMP, n = 14 5,0 (3.1–17) 4,1–7,3 [25] Phenylphenol Biozid 6,9 (LOQ–16) 4,4 – 9,2 Diazinon Insektizid 2007 WMP, n = 24 17 ± 166 12 ± 117 [59] Diuron Herbizid 14 ± 8,76 10 ± 6,07 Mecoprop Herbizid 250 ± 240 170 ± 1607 nb: nicht bestimmt 1 Vor Schliessung der Kläranlage Zürich-Glatt im Januar-Februar 2001 2 Nach Schliessung der Kläranlage Zürich-Glatt und Umleitung des Abwassers in die Kläranlage Zürich-Werdhölzli 3 Berechnet nach dem Tagesmittel-Abfluss [5] 4 Gemessen unterhalb ARA Dübendorf; Fracht berechnet nach dem Tagesmittel-Abfluss in Rheinsfelden [5] 5 Berechnet nach dem durchschnittlichen Abfluss im Juni-Oktober 2008 [5] 6 Werte

Tab. 3 Im Glatttal untersuchte organische Mikroverunreinigungen. Konzentrationen und Frachten sind angegeben als Mittelwert ± Standardabweichung, oder als Median mit ­Minimum-, Maximum-Wert, oder als Bereich mit Minimum-, Maximum-Wert. Probenahmearten: WMP: Wochenmischprobe; TMP: Tagesmischprobe; SMP: Stundenmischprobe; SP: Stichprobe.

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80 0.4 A 1983-1986 B 2006

60 0.3 ¬ ¬ NP1EC+2EC g/ ] g/ ] 40 0.2 Abb. 4 Glatt-Längsprofile von Umwandlungs­ [ [ NP1EO+2EO NP NP1EC+2EC produkten der Nonylphenolpolyethoxylat-Tenside NP1EO+2EO (NPnEO) gemessen in den Jahren 1983-1986 (A) NP 20 0.1 [24] und 2006 (B) [25]: Nonylphenolmonoethoxylat (NP1EO), Nonylphenoldiethoxylat (NP2EO), Nonyl- phenolmonocarboxylat (NP1EC), Nonylphenoldicar- boxylat (NP2EC) und Nonylphenol (NP). 0 0 0 5 10 15 20 25 30 35 0 5 10 15 20 25 30 35 km

ren auch eine Entwicklung der zivilisatori­ langte insbesondere die direkte schwerpunkt lag auf der Beobach­ schen Belastung aquatischer Systeme. 1933 lag Kopplung der Kapillargaschroma­ tung des Infiltrierens von Wasser das Jahresmittel bei Rheinsfelden bei 6 mg/¬, tographie mit der Massenspektrome­ aus der Glatt ins Grundwasser bei 1960 schon bei 11 mg/¬ und seit den 1970er trie (GC/MS). Einen weiteren we­ Glattfelden. Dabei zeigte sich, dass ­variierte es um die 30 mg/¬. Im Winter, bei sentlichen Fortschritt brachte spä­ gewisse Wasserinhaltstoffe wie etwa ­Tauwetter, können sich als Folge des abge­ ter die Flüssigchromatographie, vor das Lösemittel Perchlorethylen auch schwemmten Streusalzes von Strassen die allem wiederum in direkter Kopp­ in das Uferfiltrat eindringen können. Konzentration in einwöchigen Sammelproben lung an die Massenspektrometrie Andere Verunreinigungen wie bei­ bis auf 80 mg Cl/¬ erhöhen [18]. (LC/MS). Mittlerweile sind haupt­ spielsweise im Benzin enthaltene sächlich doppelstufigeMassenspek ­ aromatische Kohlenwasserstoffe Sauerstoff trometer (LC/MSMS) sehr wichti­ werden bei der Uferpassage elimi­ Die Sauerstoffgehalte in der Glatt weisen ei­ ge Instrumente. Ebenfalls laufend niert [22]. Ab 1983 ausführlich un­ nen stark ausgeprägten Tagesgang auf [5]. verbessert wurden die Verfahren, tersucht wurden Nonylphenol-Ver­ Während des Tages übersteigt die photosyn­ um organische Spurenstoffe anzu­ bindungen, die auf die Verwendung thetische Sauerstoffproduktion der Wasser­ reichern. Beispielsweise spielen von Nonylphenolpolyethoxylaten pflanzenund Algen (s. Kap. 4.2) und die Wieder­ Headspace-Analysen, Closed-Loop als nichtionische oberflächenakti­ belüftung den steten bakteriellen Sauerstoff­ Gaseous Stripping, Feststoffanrei­ ve und waschaktive Substanzen verbrauch von Respiration und Nitrifikation cherungen und grossvolumige Pro­ (NPnEO-Tenside) in Reinigungs- [19]. Deshalb ergeben Sauerstoffmessungen in beninjektionen eine wichtige Rolle. und Waschmitteln zurückgehen tagsüber erhobenen Stichproben ein falsches Wie unter anderem aufgrund der [23]. Die Analysen von ungereinig­ Bild über die Sauerstoffverhältnisse. Während Reduktion der Belastungsparameter tem und gereinigtem Abwasser er­ Sommernächten oder warmen Tagen mit Nie­ ersichtlich ist, bewirkten der Bau gaben, dass einerseits die NPnEO- derwasser sowie nach der Einleitung von gros­ von Kläranlagen im Glatttal in den Tenside bei der Abwasserreinigung sen Wassermengen aus Regenwasserüberläu­ 1950er- bis 1970er-Jahren und vor weitgehend eliminiert werden und fen [20], traten Sauerstoffgehalte unter 4 mg ­allem der spätere weitere Ausbau andererseits gewisse Abbauzwischen­

O2/¬ und sogar bis unter 2 mg O2/¬ auf, die kri­ eine deutliche Verbesserung der produkte wie Nonylphenolmono- tische Grenze für die aquatische Fauna [19]. chemischen Wasserqualität in der ethoxylat (NP1EO), Nonylphenol­ Glatt (Kap. 3.1). Allerdings sind die diethoxylat (NP2EO), Nonylphenol 3.2 Organische Mikroverunreinigungen gereinigten Abwässer und damit [23–25] und Nonylphenoxysäuren Organische Mikroverunreinigungen oder Spu­ auch der Vorfluter Glatt immer (NP1EC, NP2EC) gebildet werden. renstoffe gelangen über verschiedene Pfade in noch durch organische Mikrover­ 1983–1986 wurden entlang der die Umwelt und liegen dort in sehr tiefen Kon­ unreinigungen belastet. Tabelle 3 Fliessstrecke der Glatt-Konzentra­ zentrationen vor [21]. In den Kläranlagen wer­ gibt einen Überblick über die wich­ tionen und Frachten der Nonylphe­ den diese Substanzen in einem unterschiedli­ tigsten Stoffgruppen und Einzelsub­ nolverbindungen gemessen [24]. chen Ausmass eliminiert, so dass Restmengen stanzen, die in der Glatt gemessen Die Werte nahmen vom Greifen­ in die Vorfluter eingetragen werden [21]. wurden. Generell gilt das Glatttal see-Abfluss bis unterhalb Opfikon Die analytische Methodik für qualitative Iden­ als eines der am besten untersuch­ (Fluss km 13) deutlich zu (Abb. 4A). tifikationen und quantitative Messungen or­ ten Flusseinzugsgebiete, in dem In der Folge wurden einerseits die ganisch chemischer Mikroverunreinigungen hohe Belastungen durch kommu­ Kläranlagen ausgebaut. Andererseits durchlief Anfang der 1970er-Jahre eine sprung­ nale Abwassereinträge auftreten. erfolgte in der Eidgenössischen hafte Entwicklung durch die Einführung von In den späten 1970er-Jahren wur­ Stoffverordnung von 1986 eine star­ gaschromatographischen Methoden für Ein­ den flüchtige organische Verbindun­ ke Einschränkung der Verwendung zelstoffbestimmungen. Grosse Bedeutung er­ gen gemessen. Der Forschungs­ der NPnEO-Tenside. Diese Gewäs­

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20 A 2001 B 2006

15 60 ] ¬ ¬ Abb. 5 Glatt-Längsprofile für Arzneimittel­belastungen. 10 40 [ng/ ] [ng/ A) Durchschnittliche Konzentrationen der antibakte- riell wirkenden Verbindungen Ciprofloxacinund Nor- Ciprofloxacin Sotalol MEC floxacin im Winter 2001 [28]. 5 20 Norfloxacin Sotalol PEC B) Vergleich von gemessenen Umweltkonzentrationen Metoprolol MEC (MEC) der Betablocker Sotalol und Metoprolol mit den Metoprolol PEC mittels des georeferenzierten Simulationsmodells 0 0 GREAT-ER abgeschätzten Umweltkonzentrationen 0 5 10 15 20 25 30 35 0 5 10 15 20 25 30 35 (PEC) [30]. km

serschutzmassnahmen bewirkten, Neben den Nonylphenol-Verbindun­ des Abwassers aus der ARA Zürich-Glatt in dass die Belastungen der Glatt nach gen wurden 2006 auch weitere phe­ die ARA Werdhölzli) auf die Konzentratio­ 2000 deutlich reduziert wurden, nolische hormonwirksame Stoffe wie nen und Frachten des Antibiotikums Clari­ zum Beispiel NP1/2EC sank von 70 Bisphenol A untersucht [25]. Die thromycin in der Glatt untersucht. Die durch­ auf 0,2 µg/¬ und NP1/2EO von 10 gleichzeitig durchgeführten Stoff­ schnittlichen Tagesfrachten in Rheinsfelden auf 0,03 µg/¬ (Abb. 4) [24, 25]. fluss­analysen ergaben, dass wech­ verminderten sich um 17 g/Tag, d.h. von 36 auf Im Zusammenhang mit dem 1986 selnde hydraulische Bedingungen 19 g/Tag. In den Monaten Januar-Februar 2001 erlassenen schweizerischen Verbot und insbesondere Regenwasserüber­ waren noch 15 g/Tag Clarithromycin aus der von Phosphat für Textilwaschmittel läufe in den Kläranlagen einen signi­ ARA Zürich-Glatt in den Vorfluter eingetra­ war eine Umweltrisikobeurteilung fikanten Einfluss haben. gen worden. Die im Januar-Februar 2002 be­ für den wichtigen Phosphatersatz­ Seit Mitte der 1990er-Jahre ist das obachtete Frachtreduktion von ungefähr 40% stoff NTA (Nitrilotriacetat) erfor­ Spektrum der organischen Mikro­ ab Oberglatt entspricht diesem Eintrag [29]. derlich. In Abwasser- und Gewäs­ verunreinigungen durch neu auftre­ Das Vorkommen von vier Betablocker-Wirk­ serproben wurde festgestellt, dass tende Verunreinigungen (Emerging stoffen wurde 2006 im Abwasser und in der der mit NTA verwandte chemische Contaminants), wie beispielsweise Glatt studiert [30]. Konzentrationen in der Glatt Komplexbildner EDTA (Ethylen­ Arzneimittelsubstanzen erweitert wurden verglichen mit den aufgrund des geo­ diamintetraacetat) viel schlechter worden. Es muss davon ausgegan­ referenzierten Simulationsmodells GREAT-ER abbaubar ist und in Vorflutern in gen werden, dass diese Chemikali­ abgeschätzten Gehalten (Abb. 5B). Das Mo­ höheren Konzentrationen auftrat en teilweise schon früher im Ab­ dell war in der Lage, die Konzentrationen auf­ als NTA (Tab. 3) [26]. In der Glatt wasser und in Gewässern enthalten grund von Verbrauchs- und Ausscheidungsda­ konnte durch die Kombination von waren. Diese Spurenstoffe konnten ten, Eliminationsraten in Kläranlagen und analytischen Messungen und ma­ jedoch erst durch die neu entwi­ Transformationsprozessen im Fluss innerhalb thematischer Modellierung aufge­ ckelten analytischen Methoden eines Faktors 2 abzuschätzen. Basierend auf Ge­ zeigt werden, dass der dominant nachgewiesen werden. schwindigkeitskonstanten aus der Literatur vorliegende Eisen-EDTA-Komplex Die Studien an der Glatt konzent­ konnte die Elimination in der Glatt nicht nur auf photochemisch abgebaut wird [45]. rierten sich auf Antibiotika [28, 29] eine direkte Photolyse zurückgeführt werden. Die Korrosionsschutz-Substanz Ben­ und Betablocker [30]. Die Fluoro­ Perfluorierte Substanzen, insbesondere Per­ zotriazol gelangt primär über die Ver­ chinolone Ciprofloxacin und Nor­ fluoroktansulfonat (PFOS) und Perfluorokta­ wendung als Silberschutz in Geschirr­ floxacin wurden in Kläranlagen zu nat (PFOA), sind eine weitere Substanzklasse spülmitteln ins Abwasser und wird in 80 bis 90% durch Transfer in den von Emerging Contaminants. Die Messergeb­ der Abwasserreinigung nur ungenü­ Klärschlamm eliminiert. Im Vorflu­ nisse aus dem Glatt-Einzugsgebiet [31] weisen gend eliminiert. Messungen in der ter Glatt wurden Konzentrationen darauf hin, dass PFOS und PFOA in der Ab­ Glatt zeigten, dass in den Wintermo­ bis zu 18 ng/¬ gemessen (Abb. 5A) wasserreinigung nur wenig entfernt werden naten ein Eintrag durch die Verwen­ [28]. Stoffflussanalysenfür die Glatt und aus allen kommunalen Kläranlagen in die dung von Benzotriazol als Korrosi­ ergaben für Ciprofloxacinund Nor­ Vorfluter eingetragen werden. Für die im Ab­ onsschutzmittel in Enteisungsmitteln floxacin Eliminationen von 66 be­ wasser der Kläranlage Dübendorf deutlich er­ auf dem Flughafen erfolgte ziehungsweise 48% während einer höhten Werte konnte kein spezifischer Ein­ [27]. Unter anderem gestützt auf die Fliesszeit von etwa 15 Stunden. trag gefunden werden. Stoffbilanzberech­ Befunde in der Glatt wurden in der In den Jahren 2001 und 2002 wurden nungen aufgrund der Konzentrationen in der Folge benzotriazolhaltige Produkte die Auswirkungen der Reduktion des Glatt weisen darauf hin, dass im Fluss keine nicht mehr verwendet. Abwassereintrages (Überleitung Elimination erfolgt.

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4 Biologische Beurteilung der Glatt

ine erste umfassende Gewässerbeurteilung Ewurde 1933 durchgeführt, u.a. um Daten­ grundlagen für die Dimensionierung zukünfti­ ger ARAs bereitzustellen [3]. 1978 folgte eine Die Kieselalgenproben aus dem eine stark reduzierte Abwasser­ Studie, um weitergehende Gewässerschutzmass­ Jahr 1847 in und fracht zurückzuführen. nahmen zu planen [12]. Die aktuellste Unter­ 1852 in Dübendorf indizieren eine 4.2 Wasserpflanzen suchung (2004) [8] hatte zum Ziel, das Ein­ sehr gute Wasserqualität und zei­ zugsgebiet der Glatt umfassend zu beurteilen. gen, dass die Glatt damals noch Der Zustand der Fliessgewässerve­ Basierend auf diesen neusten Daten wird der nicht wesentlich durch Nährstoffe getation wurde nach Känel et al. er­ biologische Zustand der Glatt dargestellt und, oder Abwasser belastet war [32]. fasst und beurteilt [33]. Waser et al. unter Berücksichtigung historischer Daten, Die Untersuchungen aus den Jah­ [3] und Egloff [34] verwendeten die wichtigsten Veränderungen aufgezeigt. ren 2001–2004 (Tab. 4) zeigen beim 1933 resp. 1970–1971 andere Me­ Abfluss aus dem Greifensee eine thoden. Trotzdem lassen sich we­ 4.1 Kieselalgen «sehr gute» und flussabwärts bis sentliche Veränderungen der aqua­ Die Kieselalgen wurden gemäss MSK-Modul zum Rhein eine «gute» Wasserqua­ tischen Vegetation rekonstruieren. «Kieselalgen» beurteilt [9]. Auch die histori­ lität. Die Verbesserung der Wasser­ Da bei älteren Erhebungen die schen Präparate von 1847 und 1852 aus der qualität im Unterlauf im Vergleich Häufigkeit der Wasserpflanzen nicht Sammlung «Meister» konnten nach dieser zum Jahr 2000 ist auf die Aufhe­ erfasst, sondern nur das Vorkommen Methode beurteilt werden. bung der ARA Glatt und damit von Arten beschrieben wurde, ist eine exakte Bewertung der Vegeta­ tion nach Känel [33] nicht möglich. Aufgrund der Anzahl vorgefunde­ Bewertung Abfluss Greifensee Mündung vor Rhein ner Arten kann die bestmögliche Kieselalgen 1847/52 Bewertung der Untersuchungsab­ 2000 01-04 schnitte berechnet werden. Verkrautung 1933 1978 Die Wachstumsbedingungen für 00-04 höhere Wasserpflanzen scheinen in Wasser- 1933 der Glatt seit 1933 ideal zu sein. pflanzen 70-71 00-04 Das kleine Gefälle und die geringe Verbreitung der submersen Wasserpflanzen-Arten R. fluitans 1933 Beschattung ermöglichen hohe Pflan­ 70-71 00-04 zendichten (Verkrautungen), auch E. canadensis 1933 bei der 1933 noch mässigen Nähr­ 70-71 00-04 stoffbelastung. Diese konnte auf­ P. pectinatus 1933 grund der Kieselalgenzusammen­ 70-71 00-04 setzung im Sediment des Greifen­ P. natans x 1933 sees rekonstruiert werden und lag nodosus 70-71 00-04 bei 0,05-0,1 mg P/¬ [32]. Die Ver­ P. perfoliatus 1933 70-71 krautungen traten 1933 hauptsäch­ 00-04 lich zwischen der Mündung des P. crispus 1933 70-71 Leutschenbachs (Fluss km 9,3) und 00-04 Oberglatt (km 17,2) auf (Tab. 4). Bis M. spicatum 1933 70-71 Ende der 1970er-Jahre hatte sich die 00-04 Zone starker Verkrautung flussab­ Bewertung Kieselalgen [9] Bewertung Verkrautung [32] sehr gut gut wärts bis Höri (km 22,5), im Jahr gut genügend mässig schlecht 2004 bis Hochfelden (km 25,5) aus­ unbefriedigend rekonstruierte Bewertung aufgrund Be- schlecht schreibung in Textform und/oder gedehnt. Die Verkrautungen wer­ Photos [8], [11] den bereits seit 1933 in gewissen Bewertung Vegetation [32] sehr gut Flussabschnitten jährlich gemäht. gut Tab. 4 Zustand der Mit den Flusskorrektionen im 19. mässig Kieselalgen und Wasser- schlecht Jahrhundert wurde die Glatt zu ei­ keine Bewertung, da Bachtyp "vegetationsarm" pflanzen, erkrautungsgradV rekonstruierte Bewertung aufgrund Artenzahlen [8], [33] und Verbreitung ausge- nem Kanal verbaut, wodurch der Verbreitung der submersen Arten wählter submerser Arten Lebensraum der Gewässersohle teil­ Stelle nicht beprobt im Längsverlauf der Glatt Stelle beprobt, aber kein Artnachweis weise, der natürliche Uferbereich Stelle mit Artnachweis sowie ihre Entwicklung von 1933–2004. fast vollständig zerstört wurden.

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zusammenhängen. Durch den Betrieb von Mühlen und Wasserkraftanlagen waren aufge­ staute Gewässerstrecken an der Glatt zwi­ schen 1820 und 1968 zahlreich, verschwanden dann aber vollständig bis 1978 [7]. Die Häufig­ Pflanzen, die den Uferbereich be­ pereutrophe Verhältnisse tolerie­ keit von P. perfoliatus hat in der Glatt dagegen siedeln (Helophyten), sind in der ren kann. P. pectinatus ist 1970–71 bereits zwischen 1933 und Mitte der 70er-Jah­ Glatt deshalb nur spärlich vorhan­ die einzige submerse Art, die in der re stark abgenommen und ist inzwischen voll­ den und dürften ein Hauptgrund Glatt unterhalb von Höri, im am ständig aus dem gesamten Einzugsgebiet ver­ für die generelle Artenarmut und stärksten belasteten Flussabschnitt schwunden. damit überwiegend mässige Beur­ noch gefunden wird. Dies weist da­ teilung der Vegetation sein – 1933, rauf hin, dass die starke Zunahme 4.3 Wirbellose Kleintiere 1970 wie auch heute (Tab. 4). Lei­ der Nährstoffkonzentrationen zum Seit 1994 untersucht das Amt für Abfall, Was­ der gibt es keine Angaben zur aqua­ Rückgang einzelner Arten im ge­ ser, Energie und Luft (AWEL) die Fauna in tischen Vegetation vor den Glatt­ samten Flusslauf (R. fluitans, Elo­ Zürcher Fliessgewässern mit standardisierten korrekturen. Die Anzahl Arten, die dea canadensis) respektive Unter­ Methoden, welche die Berechnung von Be­ gänzlich untergetaucht im Wasser lauf ab Höri führte (Myriophyllum wertungsindices wie dem «Indice Biologique leben (Submerse) hat seit 1933 stark spicatum, Potamogeton crispus, Po­ Global Normalisé» (IBGN) erlauben [9]. Die abgenommen. Während 1933 noch tamogeton perfoliatus). Heute, bei Beurteilung der Fauna erfolgt dabei anhand durchschnittlich 3,4 submerse Ar­ vergleichbaren Phosphorgehalten einer fünfstufigen Skala von «sehr gut» bis ten vorhanden waren, wurden 1970– wie 1933, dominiert R. fluitans, der «schlecht». 1971 noch 2 und 2000–2004 noch sehr artenarme Bestände bildet, Eine erste Gewässerbeurteilung der Glatt an­ 1,6 submerse Arten gefunden. Zu­ nur M. spicatum kommt noch regel­ hand von wirbellosen Kleintieren wurde be­ dem haben sich die relativen Häu­ mässig vor. P. pectinatus dürfte auf­ reits im Jahr 1933 von Waser [3] vorgenom­ figkeiten einzelner Arten im Ver­ grund des Nährstoffrückgangs wie­ men. Das Bestimmungsniveau der gefunde­ lauf der Zeit stark verändert (Tab. der verschwunden sein. P. natans x nen Organismen war damals aber uneinheitlich 4). 1933 war vor allem Potamogeton nodosus dagegen, der bei den Erhe­ und reichte oft nur bis zur systematischen Stu­ natans x nodosus und zu geringe­ bungen ab 2000 nicht mehr vorge­ fe «Ordnung». Bei der nachträglichen Berech­ rem Anteil Ranunculus fluitans für funden wurde, kam in den 30er-Jah­ nung des IBGN-Index dürfte deshalb in man­ die Verkrautungen verantwortlich. ren bei heute vergleichbaren Phos­ chen Fällen ein zu tiefer Wert resultieren. Die­ In den 1970er-Jahren war nach wie phor-Konzentrationen regelmässig selbe Einschränkung gilt für die Untersuchung vor P. natans x nodosus die häufigs­ vor und ist heute noch in mehreren der Eawag im Jahr 1978 [12]. te Art im Mittellauf, wo zu allen ­Bächen im Einzugsgebiet präsent. Auch wenn die beiden Untersuchungen von Zeiten die stärksten Verkrautungen Da er seine Hauptverbreitung in 1933 und 1978 nur mit Vorbehalt mit den Er­ festgestellt wurden. R. fluitans da­ langsam fliessenden bis stehenden hebungen des AWEL ab 1994 verglichen wer­ gegen verschwand vollständig und Gewässern hat, könnte sein Ver­ den können, geben sie dennoch ein eindrück­ wurde durch Potamogeton pectina­ schwinden mit dem Verlust zahlrei­ liches Bild der biologischen Veränderungen in tus abgelöst, eine Art, die auch hy­ cher aufgestauter Gewässerstrecken der Glatt (Abb. 6).

IBGN 1933 und 1978 1933 1978 IBGN 1995, 2000 und 2004 1995 2000 2004 16 16 Zone 1 Zone 2 Zone 3 Zone 1 Zone 2 Zone 3

12 12

8 8 IBGN IBGN

4 4

0 0 Fällanden Dübendorf Oberglatt Hochf. Rheinsf. Fällanden Dübendorf Oberglatt Hochf. Rheinsf.

Abb. 6 IBGN-Werte für Makroinvertebraten an den Probenahmestellen entlang der Glatt in den Jahren 1933, 1978, 1995, 2000 und 2004. Bewertung nach dem Modulstufenkonzept; fünf Stufen: sehr gut (blau), gut (grün), mässig (gelb), unbefriedigend (orange), schlecht > 16 (rot).

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Zustand um 1933 Waser unterschied drei Zonen entlang des Glattlaufs: Zone 1 vom Greifensee bis zur Leutschenbach­ mündung (Fluss km 9,3) wies trotz vielen klei­ nen Abwassereinleitungen «keine starke Be­ Zone 1 und 3 noch mehrere Nach­ der Glatt zu dokumentieren. Diese lastung» auf. Die IBGN-Werte in diesem Ab­ weise erbrachte, sowie die allgemeine Veränderungen sind einerseits eine schnitt variieren stark, besonders an der Feststellung einer «relativen Armut Folge der steigenden Belastungen Probestelle «unterhalb Färberei Zwicky» (Fluss der Wirbellosenfauna der Glatt». aus einem Einzugsgebiet mit einer km 5,5) bricht der IBGN stark ein und zeigt Von 1988 existiert eine weitere Un­ rasch wachsenden Bevölkerung so­ einen schlechten Zustand an. Bereits an der tersuchung an der Probestelle Fäl­ wie dem vermehrten Eintrag von nächsten Probestelle oberhalb des Leutschen­ landen [35], der IBGN ergibt hier Chemikalien, die bei der konventi­ bachs war der Zustand der Fauna aber wieder die Bewertung «unbefriedigend», onellen Abwasserreinigung nur be­ gut. Erwähnenswert in diesem Abschnitt sind was im Vergleich zu 1978 eine Ver­ schränkt eliminiert werden [37]. An­ Funde der Eintagsfliege Ecdyonurus sp. sowie besserung um eine Bewertungsstufe dererseits haben die zahlreichen vor gehäusetragende Köcherfliegen der Familie darstellt. allem an Punktquellen getroffenen Gewässerschutzmassnahmen dazu Limnephilidae. Zustand ab 2000 Zone 2 von der Leutschenbachmündung bis zur geführt, dass die bis in den 1970er- Fabrik «Carba» in Rümlang (km 14,8) war ge­ In den Jahren 1995, 2000 und 2004 Jahren steigenden Nährstoffbelas­ prägt von einer «sehr starken Belastung mit wurden vom AWEL an der Glatt an tungen durch kommunales Abwas­ Abwasser» [3]. Der IBGN ergibt an allen Pro­ neun Probestellen biologische Un­ ser reduziert werden konnten. So­ bestellen in diesem Abschnitt die Bewertung tersuchungen durchgeführt [8, 36]. mit präsentiert sich heute die Glatt «unbefriedigend». Es dominierten Schnecken, 1995 wurde im obersten Teil der in einem neuartigen chemischen Egel und Würmer. Insekten waren sehr schwach Glatt ein «mässiger» bis «unbefrie­ Zustand. Die klassischen Indikato­ vertreten, bei den Köcherfliegen fanden sich digender» Zustand der Kleintier­ ren für Abwasser weisen ein wenig nur die unempfindlichen Familien der Hydro­ fauna festgestellt, der sich im weite­ beeinträchtigendes Niveau auf, wäh­ psychidae und Rhyacophilidae. Bei den Eintags­ ren Flussverlauf nochmals leicht rend vermehrt Mikroverunreinigun­ fliegenwurde als einzige Art Potamanthus luteus verschlechterte. Im Jahr 2000 resul­ gen unterschiedlicher Persistenz ge­ nachgewiesen. Unterhalb der Leutschenbach­ tierten an allen Probestellen Beur­ messen werden, deren Auswirkun­ mün­dung konnte abwassertypischer hetero­ teilungen im Übergangsbereich gen im Einzelnen oder als Summe tropher Bewuchs mit Sphaerotilus von blos­ zwischen «mässig» und «unbefrie­ auf die Ökologie des Flusses noch sem Auge wahrgenommen werden. digend», ohne Tendenz zur Ver­bes­ wenig bekannt sind. Doch im Falle Zone 3 bis zur Mündung in den Rhein charak­ serung oder Verschlechterung im des Insektizids Diazinon lagen die terisiert Waser wiederum als «nur wenig mit Flussverlauf. Im Jahr 2004 zeigten gemessenen Konzentrationen in der Abwasser belastet» und er stellt eine «gut fort­ die Untersuchungen erstmals seit Glatt (Mittel 17 ng/¬) über dem schreitende Reinigung des Glattwassers» fest. Jahrzehnten wieder eine leichte Qualitätskriterium für chronische Der IBGN ergibt für die Probestellen im Fliess­ Verbesserung im Flussverlauf, alle Effekte von 3 ng/¬ [38]. Im Projekt verlauf bis Hochfelden (km 25,5) zunächst die Probestellen in der unteren Glatt­ «Strategie Micropoll» werden ver­ Bewertung «unbefriedigend», erreicht dann hälfte erreichten die Bewertung schiedene Strategien zur Reduktion bei den untersten beiden Probestellen die Be­ «mässig». Die vereinzelten Wieder­ der Gewässerbelastung durch orga­ wertung «gut». Funde von Steinfliegenlarven funde von Eintagsfliegenlarven der nische Mikroverunreinigungen er­ der Gattungen Perla und Dinocras sowie Ein­ Gattungen Ecdyonurus und Serra­ arbeitet [21]. Dabei wurden mehre­ tagsfliegenlarven der Gattungen Ecdyonurus tella (Familie Heptageniidae) und re erfolgversprechende Verfahren und Ephemerella (Serratella) bei Glattfelden weiterer Arten, sowie der einzelne zur Elimination von Spurenstoffen unterstreichen den damals guten biologischen Nachweis einer Steinfliegenart (Bra­ entwickelt und erprobt [37]. Das Zustand im untersten Glattabschnitt. chyptera risi) im Jahr 2000 deuten Glatttal ist sicherlich ein Kandidat ebenfalls auf eine Erholung des Ge­ für eine schnelle Umsetzung solcher Zustand um 1978 bis 1988 wässers hin. Massnahmen, besonders auch im Die Bewertung der zwölf Eawag-Probestellen Hinblick auf die erwartete starke von 1978 [12] mittels IBGN ergibt ausnahms­ 5 Schlussfolgerung und Bevölkerungszunahme in dieser los die Bewertung «schlecht». Da meist nur ­Ausblick Region. Es ist abzusehen, dass die auf Niveau «Ordnung» bestimmt wurde, kön­ Umweltanalytik in Zukunft noch nen kaum differenzierte Betrachtungen ge­ ie Untersuchungen über die weitere «Emerging Contaminants» macht werden. Beachtenswert ist aber das ex­ Dletzten 77 Jahre ermöglichten entdecken und bestimmen wird. plizit erwähnte Fehlen der Eintagsfliegen­ es, die Veränderungen des chemi­ Die Palette der in der modernen familie der Heptageniidae, von der Waser in schen und biologischen Zustands Zivilisation eingesetzten Chemika­

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mischer, bakteriologischer Richtung. Berichte der Schweize­ rischen Botanischen Gesellschaft. 43: S. 253-388. [4] AWEL Abteilung Gewässerschutz: Baudirektion Kanton Zü­ rich, www.awel.zh.ch/internet/baudirektion/awel/de/wasserwirt­ schaft/messdaten.html. www.awel.zh.ch/internet/baudirektion/ awel/de/wasserwirtschaft/messdaten/abfluss_wasserstand/ab­ fluss.html. lien ist derart vielfältig, dass hier Die Anwendung von Modellen bei [5] Bundesamt für Umwelt (BAFU): Hydrologische Jahrbücher kaum ein Ende abzusehen ist. Eine stoffflussorientierten Untersuchun­ der Schweiz, http://www.bafu.admin.ch/hydrologie/. [6] Vischer, D. (2003): Die Geschichte des Hochwasserschutzes in gewisse Verlagerung der Aufmerk­ gen kann sehr hilfreich sein, um der Schweiz. Berichte BWG Serie Wasser Nr.5. samkeit von den Wirkstoffen hin zu durchschnittliche Konzentrationen [7] Härri, R. (1978): Die Glatt und ihre Korrektion von Nieder­ den Zusatzstoffen kann erwartet von Stoffen abzuschätzen, die ent­ glatt bis zum Rhein. Turicum. 9: S. 37-41. [8] Niederhauser, P.; Kaenel, B.; Meier, W. (2006): Wasserqualität werden. weder schwer abbaubar sind, oder der Seen, Fliessgewässer und des Grundwassers im Kanton Die negativen und positiven Verän­ deren Umwandlung und Sorption Zürich. Statusbericht 2006, AWEL Abteilung Gewässer­ derungen im chemischen Zustand anhand von Laborexperimenten schutz, Baudirektion Kanton Zürich: S. 1-107. [9] Bundesamt für Umwelt (BAFU): Modul-Stufen-Konzept: Ma­ lassen sich in Verschiebungen der abgeschätzt werden können. Um­ krozoobenthos, Kieselalgen, Wasserpflanzen, Chemie; www. Artenzusammensetzungen und der weltanalytische Feldmessungen sind modul-stufen-konzept.ch/d/index.htm. Häufigkeitvon Kieselalgen, Wasser­ aber nötig, um die Modell-Voraus­ [10] Berg, M. (1991): Stickstoffdynamik in der Glatt. gwa. 71(12): S. 822–830. pflanzen und Kleintieren belegen. sagen zu überprüfen. Im Weiteren [11] Gujer, W. (1976): Nitrifikation in Fliessgewässern – Fallstudie Ingesamt muss der heutige biologi­ ergeben sich Möglichkeiten für die Glatt. Schweizerische Zeitschrift für Hydrologie. 38: S. 171– sche Zustand der Glatt nach wie vor Beurteilung von Einträgen und Vor­ 189. [12] Gujer, W.; Krecjci.V. (1979): Regionale abwassertechnische als ungenügend beurteilt werden. gängen, die zu örtlichen und zeitli­ Studie Glattal. Teil II: Gewässerzustand während der Tro­ Dass sich die Flora und Fauna in chen Konzentrationsunterschieden ckenwetterperiode, Direktion der öffentlichen Bauten des der Glatt trotz Nährstoffreduktion führen. Die Fülle an vorliegenden Kantons Zürich und ETH-Eawag Studie Gewässerschutz 2000. Proj. Nr. 15-400 und 29-805. S. 1–157. noch längst nicht in dem Umfang Daten aus der Glatt, die mit unter­ [13] Känel, B. (2003): Aufhebung der ARA Zürich Glatt: Auswir­ erholt hat, wie dies möglich und wün­ schiedlichsten chemischen und bio­ kungen auf den chemischen und biologischen Zustand der schenswert wäre, liegt an einer Kom­ logischen Methoden über einen Glatt und der Limmat. AWEL Abteilung Gewässerschutz, Baudirektion Kanton Zürich: S. 1–32. bination verschiedener weiterhin be­ langen Zeitraum erhoben wurden, [14] Zobrist, J.; Reichert, P. (2006): Bayesian estimation of export stehender Belastungsfaktoren: machen diesen Fluss zu einem ge­ coefficientsfrom diffuse and point sources in Swiss watershe­ eigneten Kalibriersystem für solche ds. Journal of Hydrology. 329(1–2): S. 207–223. – Speziell für die Fauna stellt die [15] Sigg, L.; Behra, R. (2005): Speciation and bioavailability of Belastung des Glattwassers mit Modellierungen. trace metals in freshwater environments. Metal Ions in Biolo­ Mikroverunreinigungen ein zu­ Der vorliegende Rückblick auf fast gical Systems. Vol 44: S. 47–73. acht Jahrzehnte Untersuchungen [16] Zobrist, J.; Sigg, L.; Schoenenberger, U. (2004): NADUF - the­ nehmendes Problem dar. matische Auswertung der Messresultate 1974 bis 1998. Schrif­ an der Glatt zeigt auf, dass die As­ tenreihe der Eawag. 18: S. 1–131. – Der ökomorphologische Zustand pekte des chemischen und biologi­ [17] Boller, M. (2005): Bedeutung von Schwermetalleinträgen der Glatt ist bis auf wenige Ab­ schen Zustands eines Fliessgewäs­ durch Niederschlagswasser. 38. Essener Tagung für Wasser- schnitte stark beeinträchtigt bis und Abfallwirtschaft 37/1–37/15. sers interdisziplinär, im Sinne einer [18] NADUF. Nationale Daueruntersuchung der Fliessgewässer, schlecht. Im monotonen kanalar­ ganzheitlichen Gewässerqualität zu www.bafu.admin.ch/hydrologie/01831/01840/index.html?- tigen Gerinne fehlen vielfältige betrachten sind. Aufgrund dieser lang=de. www.eawag.ch/forschung/wut/schwerpunkte/chemie­ Lebensraumstrukturen für Pflan­ vonwasserresourcen/naduf/datendownload, Eawag NADUF Beurteilung sollen dann aufeinan­ Datenbank. zen und Tiere. Die heutige Be­ der abgestimmte Massnahmen in [19] Uehlinger, U. (1994): Sauerstoff in der Glatt: Photosynthese, siedlung entlang der Glatt und allen Bereichen (Verminderung des Respiration und Sauerstoffhaushalt in einem anthropogen das prognostizierte Bevölkerungs­ stark beeinflussten Mittellandfluss (Glatt, Kt. ZH). gwa. 2/94: Eintrags, Einschränkung der An­ S. 123–128. wachstum lassen leider wenig wendung von schwer abbaubaren [20] Gujer, W.; Krejci, V.; Schwarzenbach, R.P.; Zobrist, J. (1982): Raum für künftige Aufwertungs­ und ökologisch bedenklichen Stof­ Von der Kanalisation ins Grundwasser – Charakterisierung massnahmen. eines Regenereignisses im Glattal. gwa. 62: S. 298–311. fen, Verbauungen im Fluss) geplant [21] Schärer, M.; Sieber, U.; Müller, S. (2010): Weitere Massnahmen – Es fehlen Besiedlungsquellen in und getroffen werden. gegen Mikroverunreinigungen – Situation in der Schweiz. gwa. 7/10: S. 563-568. der näheren Umgebung, aus de­ [22] Schwarzenbach, R.P.; Giger, W.; Hoehn, E.; Schneider, J.K. nen Lebewesen in die Glatt ein­ Literaturverzeichnis (1983): Behavior of Organic-Compounds During Infiltration wandern könnten. Viele Gewäs­ of River Water to Groundwater – Field Studies. Environmen­ [1] Bundesgesetz über den Gewässerschutz vom tal Science & Technology. 17(8): S. 472–479. ser im Einzugsgebiet der Glatt 24.1.1991: Systematische Sammlung Bundes­ [23] Giger, W.; Gabriel, F.L.P.; Jonkers, N.; Wettstein, F. E.; Kohler, leiden an denselben Beeinträch­ recht (SR) 814.20 und Gewässerschutzverord­ H.P.E. (2009): Environmental fate of phenolic endocrine dis­ tigungen wie die Glatt selbst und nung vom 28.10.1998, SR 814.201 Bern. ruptors: field and laboratory studies. Philosophical Transac­ [2] Bundesamt für Umwelt (BAFU) (1998): Me­ tions of the Royal Society A. 367: S. 3941–1963. sind ebenfalls biologisch verarmt. thoden zur Untersuchung und Beurteilung [24] Ahel, M.; Giger, W.; Schaffner, C. (1994): Behavior of alkylphe­ Bei den Seitengewässern der der Fliessgewässer: Modulstufenkonzept, Mit­ nol polyethoxylate surfactants in the aquatic environment - Glatt besteht im Gegensatz zum teilungen zum Gewässerschutz Nr. 26. S. 41. II. Occurrence and transformation in rivers. Water Research. [3] Waser, E.; Husmann, W.; Blöchlinger, G. (1934): 28(5): S. 1143–1152. Hauptgerinne eher ein Revitali­ Die Glatt – Eine systematische, praktische [25] Jonkers, N.; Kohler, H.P.E.; Dammshauser, A.; Giger, W. (2009): sierungspotenzial. Zwecken dienende Flussuntersuchung in che­ Mass flows of endocrine disruptors in the Glatt River during

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varying weather conditions. Environmental Pollution. 157(3): S. 714–723. [26] Kari, F.G.; Giger, W. (1996): Speciation and fate of ethylene­ diaminetetraacetate (EDTA) in municipal wastewater treat­ ment. Water Research. 30(1): S. 122–134. [27] Giger, W.; Schaffner, C.; Kohler, H.P.E. (2006): Benzotriazole and tolyltriazole as aquatic contaminants. 1. Input and occur­ rence in rivers and lakes. Environmental Science & Technolo­ [45] Kari, F.G.; Giger, W. (1995): Modeling the Pho­ [58] Lindstrom, A.; Buerge, I.J.; Poiger, T.; Bergq­ gy. 40(23): S. 7186–7192. tochemical Degradation of Ethylenediamine­ vist, P.A.; Muller, M.D.; Buser, H.R. (2002): Oc­ [28] Golet, E.M.; Alder, A.C.; Giger, W. (2002): Environmental ex­ tetraacetate in the River Glatt. Environmen­ currence and environmental behavior of the posure and risk assessment of fluoroquinolone antibacterial tal Science & Technology. 29(11): S. 2814– bactericide triclosan and its methyl derivative agents in wastewater and river water of the Wa­ 2827. in surface waters and in wastewater. Environ­ tershed, . Environmental Science & Technology. [46] Ahel, M. (1987): Biogeochemical behaviour of mental Science & Technology. 36(11): S. 2322– 36(17): S. 3645–3651. alkylphenol polyethoxylates in the aqautic en­ 2329. [29] McArdell, C.S.; Molnar, E.; Suter, M.J.F.; Giger, W. (2003): Oc­ vironment. Diss. University of Zagreb: Zag­ [59] Steinmann, P.; Niederhauser, P. (2008): Pestizid­ currence and fate of macrolide antibiotics in wastewater reb, Croatia. untersuchungen bei den Hauptmessstellen [47] Ahel, M.; Schaffner, C.; Giger, W. (1996): Beha­ treatment plants and in the Glatt Valley Watershed, Switzer­ Furtbach Würenlos und Glatt vor Rhein im viour of alkylphenol polyethoxylate surfac­ land. Environmental Science & Technology. 37(24): S. 5479– Jahr 2007, AWEL Abteilung Gewässerschutz, tants in the aquatic environment - III. Occur­ 5486. Baudirektion Kanton Zürich; www.awel.zh.ch/ rence and elimination of their persistent meta­ [30] Alder, A.C.; Schaffner, C.; Majewsky, M.; Klasmeier, J.; Fenner, internet/baudirektion/awel/de/wasserwirt­ bolites during infiltration of river water to K. (2010): Fate of beta-blocker human pharmaceuticals in schaft/GS_Labor/gewaesser.html. groundwater. Water Res. 30(1): S. 37–46. surface water: Comparison of measured and simulated con­ [48] Voutsa, D.; Hartmann, P.; Schaffner, C.; Giger, centrations in the Glatt Valley Watershed, Switzerland. Water W. 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Environmental Zobrist Jürg, Dr. [33] Känel, B.; Meier, W.; Goeggel, W.; Weber, C. (2010): Methode Science & Technology. 30(7): S. 2220–2226. Tel. +41 (0)58 765 51 02 zur Untersuchung und Beurteilung der Fliessgewässervege­ [50] Poiger, T.; Kari, F.G.; Giger, W. (1999): Fate of [email protected] tation im Kanton Zürich, AWEL Abteilung Gewässerschutz, fluorescent whitening agents in the River Baudirektion Kanton Zürich: Zürich. S. 102. Glatt. Environmental Science & Technology. [34] Egloff, F.G. (1977): Wasserpflanzen des Kantons Zürich. Die 33(4): S. 533–539. Ursula Schoenenberger heutige Verbreitung und jüngste Geschichte der aquatischen [51] Stoll, J.M.A.; Giger, W. (1998): Mass balance [email protected] Angiospermen. Vierteljahrsschrift der naturforschenden Ge­ for detergent-derived fluorescent whitening sellschaft in Zürich: S. 140. agents in surface waters of Switzerland. Water [35] Beutler, R. (1991): Biologie und Ökologie der Makroinverte­ Research. 32(7): S. 2041–2050. 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