Vierwaldstättersee Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen Pius Stadelmann, Academia 20. März 2018 • Wasserkreislauf und Wasserkraftnutzung • Entstehung und Besiedlung der Seenlandschaft • Gewässer als Ökosysteme • Gewässerschutz und Überwachung • Lebens-, Wirtschafts- und Kulturraum

•Chaltibach Quelle, Grafenort Geographie, Geologie und erste Besiedlung Rudolf Kunz, Beat Keller, Ebbe Nielsen Kenndaten Vierwaldstättersee

Einzugsgebiet (EZG) ’ k2 Eisflächen im EZG ( 4 % ) 94 km2 Seefläche Vierwaldstättersee 114 km2 Höchster Punkt: Dammastock 3'630,30 m über Meer Mittlerer Seespiegel 433,60 m über Meer Maximale Tiefe: Gersauer Becken 215 m Mittlere Tiefe 104 m Volumen 11'900 Mio. m3 Abfluss bei Luzern (9% CH Abfluss) 110 m3/sec Wassererneuerungszeit 3,5 Jahre Einwohner im EZG 350'000 EW Seeabfluss bei Luzern fliesst über , Rhein in die Nordsee • Höhster Pukt Daastok ’ Damma-Gletscher und Damma-Reuss Herzlich Einzugsgebiet von 2124 km2 Willkommen!Hügel-, Berg-, Alpen- und Schneezone Herzlich Einzugsgebiet von 2124 km2 Willkommen!Hügel-, Berg-, Alpen- und Schneezone Vierwaldstättersee mit sieben Becken gez. Ch. Mechel 1786, nach dem Relief von Pfyffer (1762) Vierwaldstättersee mit sieben Becken Gersauerbecken und Urnersee Vierwaldstättersee mit sieben Becken Alpnachersee mit Pilatus Einzugsgebiet Vierwaldstättersee Sarnersee • Nord-Süd Achse • Weg über Gotthardpass seit dem 12. Jh. • Nord-Süd Achse • Wasserweg und Nationalstrasse A 2 (eröffnet 1980) • Nord-Süd Achse • Gotthard Eisenbahntunnel 1882 Alpentransversale NEAT (eröffnet 2016) • Wie ist der Vierwaldstättersee entstanden? Vor 160 Mio. Jahren im Tethys Ozean Meeresablagerungen der Trias-, Jura- und Kreide-Perioden

• VWSee • Alpine Gebirgsbildung seit 45 Mio Jahren Faltung aus Schrattenkalk (Helveticum 120 Mio J.) unterhalb Seelisberg • Jakobsmuschel, abgelagert vor rund 18 Mio. Obere Meeresmolasse

•Foto Beat Keller • Mammutstosszahn aus Kiesgrube Ballwil ’ vor Christus, Zeit des Neadertalers • Letzte Eiszeit vor ’ Jahre Blick vom Pilatus • Pfahlaute ei Kehrsite, ’ vor Christus Entdecker Thomas Christen 2003 Seespiegel lag 4-5 Meter tiefer als heute

•Foto Heidi Hostetter Stadt Luzern gegründet 9. Jh. Abtei Murbach Reuss mit Stadtmühlen und Spreuerbrücke 1667 • Erdbeben am 18. Sept. 1601, Stärke 6,2 nach dem Stadtschreiber Renward Cysat (1545 – 1614) waren die Flutwellen (Tsunami) «jn die höhe, by zweyen hallenbarthen hoch»

Falvio Anselmetti

Erdbeben Rutschungen Wasserkreislauf und Wasserkraftnutzung Rolf Weingartner und Bruno Schädler, Stefan Fryberg

Chaltibach Quelle Grafenort

•Witenwasseren Reuss Wasserschloss Europas Wasserscheide Ticino/Po, Rhone und Reuss/Rhein Johann W. von Goethe Kirche Hospental Niederschläge und Klima Ist Luzern der Schüttstein der Schweiz? • Erstfelder Gletscher (Glattfirn) 1835 und 2005 • Lago di Lucendro um 1870 Quelle der Reuss • Lago di Lucendro um 1947 Stausee für Wasserkraft mit Ableitung in Ticino

•Gotthard Reuss • Geplanter Stausee im Urserental 1946 Central Schweizerische Kraftwerke (CKW) • Göscheneralp vor Aufstau 1925 • Göscheneralp Aufstau 1963 durch CKW • Elektrifizierung der Gotthardbahn ab 1920 Hochwasser und Seeregulierung Markus Bolz, Peter Stadler

•Nadelwehr Reuss erbaut 1860/2011 • Hochwasser Engelberger Aa August 2005 • Hochwasser Engelberger Aa Entlastung beim Flugplatz Buochs, August 2005 • Hochwasser Engelberger Aa Buochs/Ennetbürgen August 2005 • Höchstwasserstand Juni 1910 435,25 m über Meer • Höchstwasserstand August 2005 435,23 m über Meer • Gewässer als Ökosysteme Nahrungsketten in Seen: Phytoplankton - Zooplankton - Fische

Sonnenlicht Nährstoffe P, N

•Sauerstoffzehrung • Phytoplankton: Mikroskopisch kleine Grün-, Kiesel- und Blaualgen • Zooplankton: Wasserflöhe und Raubwasserfloh • Nahrungskette Algen-Zooplankton-Fische: Rotauge, Seehasel (Rutilus rutilus)

Foto: Michel Roggo Physikalisch, chemisch und biologisch Forschung der Gewässer Alfred Wüest, Peter Bossard, Hansruedi Bürgi • 100 Jahre Hydrobiologisches Laboratorium heute Forschungszentrum der EAWAG/ETH

 1876: Luzern hat ersten Kantonschemiker der Schweiz

 1900: erste physikalische, chemische und biologische Studien (X. Arnet, A. Theiler)

 1916: Gründung des Hydrobiologischen Laboratoriums durch Prof. Hans Bachmann

 1938: Bau des Hydrobiologischen Labors in Kastanienbaum (NGL)

 1952: Periodische Untersuchung der Trinkwasserfassungsstelle Seeburg (F. Adam)

 1961: Langfristige Untersuchung der Stelle Kreuztrichter durch EAWAG (H. Ambühl)

 1969: Übernahme der Laboratoriums durch EAWAG/ETH (Prof. Otto Jaag)

 2016: 100 Jahre Gewässer-Forschungszentrum mit 100 Wissenschaftlern • Wellengang im Urnersee • Föhnsturm 7. November 1982 • Unterirdischen Wasserfälle • Phosphorkonzentration • Von 1956 bis 2010, Seewasserwerk Luzern

nährstoffreich

Kritische Konzentration 20 - 30 nach Vollenweider 1974 mg P/m3

nährstoffarm • Überdüngung mit Phosphor um 1980 Algenteppiche im überdüngten Vierwaldstättersees • Überdüngter Rotsee mit Sauerstoffschwund Sauerstoffbestimmung von 0 bis 15 Meter Tiefe, 1970 • Vierwaldstättersee Fischfangertrag von 1956 bis 2010 und Vergleich mit Phosphor-Konzentration

Rudolf Müller 2010 • Ist der Vierwaldstättersee zu sauber? Berufsfischer verlangen P-Elimination in ARA aufzuheben

Neue Luzerner Zeitung; Blick am Abend 10.Juni 2014 • Anreichung von Schadstoffen in Nahrungsketten: PCB: Phytoplankton-Zooplankton-Kleinfische-Seeforelle

Möve Eier ’ x

Kanadische Seeforelle 200 x

Ontario See; http://www.epa.gov/greatlakes/glindicators/fishtoxics/topfishb.html • Edelfisches (Coregonus nobilis) Wiederentdeckung im Jahr 2003 • Häufigste Fischart Seesaibling (Salvelinus alpinus) Studie Project Lac, EAWAG 2016

Foto Michel Roggo •Foto: Michel Roggo Pflanzen und Tiere im, am und um die Gewässer Adrian Borgula und Anne Poncet

Riedzone

Steinibach, Horw

Foto Giani Paravicini • Unterwasser-Vegetation • Röhrichtzone: Schilf, Seebinsen und Teichrosen • Unterwasser-Vegetation • Schwimmblattzone: Teich- und Seerosen

Foto Michel Roggo • Unterwasser-Vegetation • Laichkrautzone: Eglikraut (Potamogeton perfoliatus) • Unterwasser-Vegetation • Zone der Armleuchteralgen: (Chara sp.) • Kolbenente beim Fressen von Armleuchteralgen Zuahe der Bestäde vo auf ’ ( – 2005) • Dreikant- oder Wandermuschel Dreissena sp. seit 1974 • Asiatische Körbchenmuschel Corbicula fluminea, gefunden in Reuss 2015 Vierwaldstättersee mit 32 Fischarten Rudolf Müller und Armin Peter

Foto Michel Roggo • Atlantischer Lachs wanderte bis um 1900 von der Nordsee über Rhein, Aare, Reuss in den Vierwaldstättersee bis zur Urner Reuss bei Amsteg

Am 1. Dezember 1765 hat ein Stadtfischer in der Reuss bei Luzern 110 Lachse von 10-25 Pfund gefangen (SFZ 1900) • Lachswanderung bis nach Amsteg • Sportfischer mit Seeforelle • Nadelwehr Luzern, Februar 2008 • Netzfischerei im Gersauerbecken Berufsfischer Michael Näpflin • Fischfang im Vierwaldstättersee Seeforellen und Felchen • Gasthaus Schwybogen von Michael Näpflin Felchenteller Gebändigte Urner Reuss? Alexander Imhof

•Quellen der Furka Reuss • Furka Reuss naturnaher Wildbach • • Furka Reuss oberhalb Realp Naturnahe Struktur und Gestalt • Furka Reuss oberhalb Realp Wasserableitung ohne Restwasserdotierung zum Göscheneralp Stausee • Fischerei in Fliessgewässern Sportfischer an der Furka Reuss • Wirbellose Kleintiere als Bioindikatoren für ökologischen Zustand von Fliessgewässern

Steinfliegen Larve • Schächen in einem künstlichen Korsett Einmündung in Reuss bei Attinghausen Gewässerschutz und Überwachung der Gewässer Benno Bühlmann, Robert Lovas, Alexander Imhof, Alain Schmutz

5 Seewasserwerke • Überwachung der Badewasserqualität «Ufschötti» Luzern • ARA Weggis-Vitznau mit Phosphor-Eliminationsstufe und Tiefeneinleitung des gereinigten Abwassers • Abfälle in der Reuss Nadelwehr Nachhaltiger Schutz der Gewässer ? Jürg Bloesch Herzlich•Schutz, Erhalt und Verbesserung der Gewässer als Willkommen!Wasserlebensräume und Landschaftselemente

Bachmuschel (Unio crassus) Seeuferbewertung 2008 Die Biologin Petra Treiber stellte fest, dass der Vierwaldstättersee viel stärker verbaut ist als der Bodensee Zersiedlung und Verbauung der Seeufer Brunnen Marina Fallenbach www.charta-vierwaldstaettersee.ch • Gestaltung des Reuss Deltas kanalisierter Zustand von 1863-1982

•Foto 1982 Pius Stadelmann • Gestaltung des Reuss Deltas revitalisierter Zustand 2005 Lebens-, Wirtschafts- und Kulturraum Peter A. Meyer , Heinz Horat Seebecken Luzern um 1905 Gemälde Robert Zünd Glanzzeiten des Tourismus auf Seen und Berge Vitznau erreichbar mit Raddampfer, Rigi-Zahnradbahn von Niklaus Riggenbach seit 1881 Raddampfer «Uri» gebaut 1901 Schiffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) Rigi Kaltbad Grandhotel 1961 abgebrannt, 11 Tote Rigi Kaltbad Dorfplatz mit Mineralbad von Mario Botta, 2012 Grandhotel Bürgenstock von Franz Josef Bucher Durrer 1888 eröffnet Resort Bürgenstock Bürgenstock Hotel & Alpine Spa 2017 Wassersport Segeln im Urnersee Schneesport Seilbahn Rotair • Stadt Luzern 2000 Kultur- und und Kongresszentrum Luzern, KKL Nationalratssaal in Bern (Legislative) Ein See ist das Spiegelbild für das Wirtschaften, die Raumnutzung und die Lebensweise der Bevölkerung in seinem Einzugsgebiet

•Charles Giron 1902 Licht und Schatten über den Wassern Historischer Schriftsteller Pirmin Meier • Errettung von Seenot und Hochwasser • Ex voto Tafeln in der Kapelle Riedli Beckenried • Pilatus Drachen in der Reuss in der Diebold Schilling Chronik(1513 ) am 26. Mai 1499 gesichtet • Spreuerbrücke über die Reuss Letzte Pestseuche 1564/65 in Luzern, 2500 Einwohner hingerafft • Totentanz auf der Spreuerbrücke • von Kaspar Meglinger 1595 - 1670 • Johann Leopold Cysat 1601-1663 Monographie 1661 • Naturwissenschaftliche Aufklärung J.J. Scheuchzer 1717: Wasserkreislauf aus ökologisch-biblischer Sicht Moritz Anton Kappeler: Monographie des Pilatus 1767 • Altstatt mit Sankt Nikolaus von Myra Patron der Schiffer und Fischer Leitbild für die nachhaltige Nutzung und den tragfähigen Schutz der Gewässer des Vierwaldstättersees

• Erreichen eines guten ökologischen Zustandes aller Gewässer im ganzen Einzugsgebiet • Herstellen eines gesunden Wasserkreislaufs • Befähigung der Gewässer zur Selbstregulation und Selbstreinigung • Vermindern der Beeinträchtigungen und schädigenden Belastungen von Wasser, Boden und Luft Leitbild für die nachhaltige Nutzung und den tragfähigen Schutz der Gewässer des Vierwaldstättersees

• Erhalt von naturnahen Ufern und eines ungestörten Gewässeruntergrundes • Sicherung und Wiederherstellung von Wasser Lebensräumen für eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt • Schutz und Erhalt der Gewässer als Landschaftselemente und Erholungsräume sowie als Kulturerbe • Sicherung der nachhaltigen Nutzung des Wasserschatzes für die kommenden Generationen • Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit Herausgeber Pius Stadelmann mit 24 Autoren Buchverlag Brunner, CH-Kriens, 2007, 336 Seiten