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burgDie burg A u t o r t i t e l Dieburg WissenschAftlicher Begleitband zu den Ausstellungen »Burg und herrschAft« und »Mythos Burg« burgherAusgegeBen von g. Ulrich grossmann und hAns ottoMeyer Sandstein verlAg · dresden 2 3 i n h A l t G. Ulrich Großmann · Hans Ottomeyer Alexander Jendorff Stephan Hoppe Fabian Link Die Burg – Einführung zum Begleitband 8 Die Ganerbenburg – Hofstube und Tafelstube – Der Mythos Burg Zur politisch-sozialen Funktion eines Funktionale Raumdifferenzierungen im Nationalsozialismus 302 Burgentyps für Herrschaftsgemeinschaften 102 auf mitteleuropäischen Adelssitzen Werner Meyer seit dem Hochmittelalter 196 Burg und Herrschaft – Beherrschter Raum Hans-Heinrich Häffner und Herrschaftsanspruch 16 Jörg R. Müller Von der Adelsburg zur Hüpfburg? – Juden und Burgen im Mittelalter – Guido von Büren Burgen in der modernen Freizeitgesellschaft 312 Eine nur scheinbar marginale Beziehung 110 Burgen am Ende des Mittelalters – Felix Biermann Die Baugestalt im Spannungsfeld Burg und Herrschaft Thomas Biller von Residenz- und Wehrfunktion 208 bei den nördlichen Westslawen 26 Mark Mersiowsky Perspektiven der Burgenforschung – Burg und Herrschaft – Objektstudie, regionale Analyse und Ein Blick in die spätmittelalterliche Praxis 126 Olaf Wagener versuchte Gesamtschau 324 Peter Ettel Die Vielseitigkeit der Belagerungsanlagen – Burgenbau unter den Franken, Neue Erkenntnisse zu einem Phänomen Karolingern und Ottonen 34 Horst Buszello Orts- und Burgenregister . .336 der mittelalterlichen Kriegführung 218 Adel, Burg und Bauernkrieg – Adel und adlige Herrschaft im Christian Frey Denken der Aufständischen 1525 134 Georg-Wilhelm Hanna Burgen König Heinrichs I – Frowin von Hutten – Das Leben eines Ritters 226 »urbes ad salutem regni« 50 Trude Ehlert Die Burgküche des Anja Grebe Hans-Wilhelm Heine Hoch- und Spätmittelalters Mythos Burg – Zu den Ursprüngen Burg und Recht – Zum Burgenbaurecht im Spiegel literarischer Quellen 144 des modernen Burgenbildes im »Sachsenspiegel« 56 in Mittelalter und Früher Neuzeit 236 Reinhard Schmitt Volker Rödel Der Bergfried – Ein wehrhaftes Stephanie Lieb Burg und Recht – Ein Bereich vielfältiger Statussymbol des Burgherren 158 Der »Mythos Wartburg« im 19 und 20 Jahrhundert – Gestaltungs- und Wirkungsmöglichkeiten 64 Mechanismen der Inszenierung und Instrumentalisierung und ihre Auswirkungen Christof Krauskopf Daniel Burger auf die bauliche Gestaltung der Burg 254 Alltag auf Burgen im Mittelalter – Burgen als Orte der Justiz und Verwaltung – Ideen zu einem komplexen Modell 168 Zum Funktionstypus der spätmittelalterlichen Martin Baumeister und frühneuzeitlichen Amtsburg 72 Ritterlicher Kampf und Turnier – G. Ulrich Großmann Erscheinungsformen von Gewalt im Mittelalter 264 Wohnräume im Burgenbau Bernd Kluge des 12 und 13 Jahrhunderts 176 Burg und Münze – Burgen als Münzstätten Ulrich Klein im hohen Mittelalter 86 Die Erforschung der Burgen in Deutschland bis 1870 274 Jens Friedhoff Spätmittelalterliche und Clemens Bergstedt · Mario Müller frühneuzeitliche Burginventare 188 Elisabeth Crettaz-Stürzel Geistliche Residenzen und Romantik oder Herrschaftsanspruch – Residenzburgen im spätmittelalterlichen Burgenrenaissance und Burgenforschung Heiligen Römischen Reich 94 zwischen 1870 und 1918 292 W er n er M E y er Burg und Herrschaft – Beherrschter Raum und Herrschafts anspruch castles and territorial control In the Middle Ages, a nobleman’s castle is positioned at the centre of a complex of properties and rights of varying size and importance This complex can either be an allodium, i e lands held in absolute ownership not subject to any conditions of service or payment, or a Abb 1 Abb 2 fief, i e lands given to a vassal in return for service or payment Haldenstein, Graubünden Mittelpunkt einer kleinen Grundherrschaft, Castello di Mesocco (Misox), Graubünden Together with the castle, it forms a unit of ownership which contin- die nur ein Dorf umfasst Dieses hat anstelle des ursprünglichen Herrschaftszentrum des gleichnamigen Tales rätoromanischen Namens den Burgnamen übernommen ues to exist even after the castle has become a ruin This legal entity of properties and rights is considered an inherent part of the castle It often appears in historical documents under such all-embracing Burg und Zugehörden 1149 allerdings keine genauen Angaben enthält Da die beiden Waldeck- ensit der Birse [ ] «3 Näheres über die Zusammensetzung und den terms as “pertinencia” (“appurtenances”) or “Herrschaft” (“sei- Burgen schon früh, wohl noch im 13. Jahrhundert, abgegangen sind, Umfang dieser Güter erfahren wir erst aus jüngeren Quellen, namentlich gneury”) Precise details concerning the size and composition of a Im Jahre 1149 hat König Konrad III dem Basler Bischof Ortlieb dessen haben sie keine weiteren Spuren in der schriftlichen Überlieferung aus Urbaren des 15 Jahrhunderts 4 Ähnlich wie die Urkunde von 1325 seigneury appear from the 13th century onwards in deeds of convey- weltlichen Besitz bestätigt, namentlich die beiden Burgen von Waldeck hinterlassen, sodass sich die Pertinentia (»Zubehör«, d h alle zugehö- lautet ein Passus im Habsburger Urbar, aufgezeichnet um 1310, der sich ance and sales documents as well as rent-rolls (Kleines Wiesental, Südwestschwarzwald), die von zwei Herren, Trud- rigen Güter und Rechte) auch nicht aus späteren Quellen rekonstruie- auf die Burg Neu-Habsburg bei Luzern bezieht: »Item [ ] die burg ze In the majority of sources, though not exclusively so, the term “ap- win und Heinrich, dem Bistum übertragen worden waren 1 Für unser ren lassen 2 Habsburg, matten und anders, das darzu höret, und das burgstal ze purtenances” signifies a complex of seigneurial properties and Thema ist folgender Passus wichtig: »[ ] specialiter autem et nomina- Güter und Rechte aller Art, auch als »Zubehörden« oder »Zugehör- Meggenhorn in dem sewe, sint der herschaft eigen «5 rights, including legal jurisdiction Conflicts over the control of tim utrumque castrum Waldecke, antiquum et novum, cum omnibus den« bezeichnet, sind im Mittelalter an jede Burg gebunden (Abb 1) Sie castles – as long as they are not punitive actions resulting from a felony or breach of public peace – often revolve around disputed pertinentiis eorum, terris cultis et incultis, silvis, venationibus, aquis, gehören so selbstverständlich zu ihr, dass sie bei Handänderungen, claims to a castle and its “appurtenances” Situated at the hub of aquarum decursionibus, piscationibus, molendinis, viis et inviis, pratis, d h bei Verkauf oder Verpfändung einer Burg samt Zubehör, Belehnun- »Herrschaft« und »herlikeit« the complex of properties owned by a nobleman, the castle takes on pascuis […] « (dt : »[…] die beiden Burgen Waldeck mit allem Zubehör, gen oder Güteraufzählungen, wenn überhaupt, oft nur summarisch the function, from the 10th/11th centuries onwards, of the early medieval bebautem und unbebautem Land, mit dem Wildbann, mit Wasser und aufgeführt werden So enthält eine Belehnungsurkunde des Herzogs Hier zeigt sich, dass der Terminus »Herrschaft« im Mittelalter vieldeutig fortified manor(“curtis”) Owing to its defensive works the castle is Wasserläufen, der Fischenz, mit Mühlen, Weg und Steg [eigentlich: Albrecht von Habsburg-Österreich von 1325 über die Burg Münchenstein verwendet worden ist Im Habsburger Urbar und in anderen Quellen better protected against hostile attacks than the manor house The Begehbarem und Unwegsamem], mit Wiesen und Weiden [ ] «) bei Basel folgende Umschreibung: »alle die lehen, die si [= die Münch des 14 und 15 Jahrhunderts dient er u a als Pauschalbezeichnung für very appearance of the castle, both monumental and defensive, can Demnach besteht der Besitzkomplex »Burg« nicht allein aus einem von Münchenstein] von uns habent auf gütern, die ze der burg ze Mu- eine übergeordnete, landes- oder lehnsherrliche Instanz, d h im Falle be interpreted as a visible symbol of the nobleman’s power exer- wehrhaften und repräsentativen Baukörper, sondern auch aus einer nichenstein gehorent und die ouch unser lieber sweher graf Ulrich selig des genannten Urbars jener des Hauses Habsburg-Österreich und sei- cised from within the castle walls Vielzahl von Gütern, zu deren Umfang und Standort die Urkunde von von Phyrt vor gelihen hat, wo die gelegen sind, disent der Birse oder ner landesherrlichen Administration 6 Dies. wird durch Formulierungen 17 Werner Meyer B u r g u n d h e r r s c h A f t wie »Item hab ich zu lechen von miner gnedigen herschafft von Oster- Zum Umfang der Pertinenzen rich das schloss Lowenberg« (um 1450) bestätigt 7 Für den zu einer Burg gehörigen Güterkomplex, der meist aus grundherrlichen Rechten zu- Umfang, Zusammensetzung und Struktur der Pertinenzen, die in den sammengesetzt ist, findet sich dagegen häufig der Ausdruck »herlikeit« Quellen als »Herrschaft« oder als »Herrlichkeit« bezeichnet werden, bzw »herlikeiten« 8 können sehr stark variieren Eine Umschreibung für einen durchschnitt- Eine offenere Definition des Begriffes »Herrschaft«, dem älteren lichen Herrschaftskomplex hat sich für die Burg Gilgenberg (Solothurn) »Herrlichkeit« gleichgesetzt, wird von Haberkern/Wallach im »Hilfs- erhalten, und zwar in einer Belehnungsurkunde von 1367: wörterbuch für Historiker« vorgeschlagen: »Inbegriff der Rechte eines »Die burg Gilgemberg mit dem turn uff dem velsen davor15 mit aller Herrn, z B des Lehnsherrn, über den Mann und über das Gut Im spä- zugehörd, wegen, stegen, holtz, veld und aller begriffung; so hörend teren Mittelalter bezeichnet ›Herrschaft‹ besonders auch einen Kom- darzu die dörffer Meltingen,