Gedichte Von Johann Wolfgang Goethe
Gedichte von Johann Wolfgang Goethe Anklage Wißt ihr denn, auf wen die Teufel lauern, In der Wüste, zwischen Fels und Mauern? Und wie sie den Augenblick erpassen, Nach der Hölle sie entführend fassen? Lügner sind es und der Bösewicht. Der Poete, warum scheut er nicht, Sich mit solchen Leuten einzulassen! Weiß denn der, mit wem er geht und wandelt. Er, der immer nur im Wahnsinn handelt? Grenzenlos, von eigensinn'gem Lieben, Wird er in die Öde fortgetrieben, Seiner Klagen Reim', in Sand geschrieben, Sind vom Winde gleich verjagt; Er versteht nicht, was er sagt, Was er sagt, wird er nicht halten. Doch sein Lied, man läßt es immer walten, Da es doch dem Koran widerspricht. Lehret nun, ihr, des Gesetzes Kenner, Weisheit-fromme, hochgelahrte Männer, Treuer Mosleminen feste Pflicht. Hafis insbesondre schaffet Ärgernisse, Mirza sprengt den Geist ins Ungewisse, Saget, was man tun und lassen müsse? 1 Äolsharfen Gespräch Er Ich dacht, ich habe keinen Schmerz; Und doch war mir so bang ums Herz, Mir wars gebunden vor der Stirn Und hohl im innersten Gehirn – Bis endlich Trän auf Träne fließt, Verhaltnes Lebewohl ergießt. – Ihr Lebewohl war heitre Ruh, Sie weint wohl jetzund auch wie du. Sie Ja, er ist fort, das muß nun sein! Ihr Lieben, laßt mich nur allein; Sollt ich euch seltsam scheinen, Es wird nicht ewig währen! Jetzt kann ich ihn nicht entbehren, Und da muß ich weinen. Er Zur Trauer bin ich nicht gestimmt Und Freude kann ich auch nicht haben: Was sollen mir die reifen Gaben, Die man von jedem Baume nimmt! Der Tag ist mir zum Überdruß, Langweilig ists, wenn Nächte sich befeuern; Mir bleibt der einzige Genuß, Dein holdes Bild mir ewig zu erneuern.
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