Intrusionstektonische Untersuchungen Im Potzberg-Königsberggebiet (Rheinpfalz) 1-84 Intrusionstektonische Untersuchungen Im Potzberg-Königsberggebiet (Rheinpfalz)
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Verhandlungen des Naturhistorisch- medizinischen Vereins zu Heidelberg Jahr/Year: 1929-1933 Band/Volume: 17 Autor(en)/Author(s): Müller Karl Otto Artikel/Article: Intrusionstektonische Untersuchungen im Potzberg-Königsberggebiet (Rheinpfalz) 1-84 Intrusionstektonische Untersuchungen im Potzberg-Königsberggebiet (Rheinpfalz). Von Karl Otto Müller. Mit 4 Diagrammen, 4 Übersichtskarten, 8 Textfiguren und 4 Abbildungen auf 2 Tafeln. 1. Einleitung. Vorliegende Arbeit wurde in den Jahren 1927—1929 auf Veranlassung des Herrn Geheimen Hofrates Professor Dr. Wil helm Salomon-Calvi angefertigt. Ich möchte hierdurch zu erst Herrn Professor Salomon-Calvi, meinem hochverehrten Lehrer, wie auch Herrn Professor Dr. D. Häberle, dem her vorragenden Kenner der bayerischen Rheinpfalz, herzlichen Dank für ihre Anregung, Rat und Hilfe aussprechen. Große Förderung erfuhr meine Arbeit auch durch das liebenswürdige Entgegen kommen der Leiter der großen Steinbrüche der Rammeisbacher Steinbruchbetrieb G. m.b. H., der Steinbruchbetriebe der Gebr. Bell und Göttel & Sick, der Pfalz-Saarbrücker Hartsteinwerke, der Linzer und der Eisenfelder Basaltwerke. Herzlicher Dank ver pflichtet mich auch den Assistenten des Heidelberger Geolo gischen Institutes Herrn Professor Dr. Rüger und Fräulein Dr. VoeIcker für manche Anregung und Lehre. Das Gebiet der Arbeit liegt im Westlichen Teil der baye rischen Rheinpfalz, dem sogenannten Pfälzer Westrich, einem durch schlechte Verkehrslinien und wenig ertragreichen Boden etwas stiefmütterlich behandelten Landstrich. Doch bietet die Natur Ersatz und gute Erwerbsmöglichkeit durch den Reichtum des Landes an Hartsteinen, die dort durchweg „Melaphyre“ genannt und allenthalben in regem Steinbruchbetrieb abgebaut werden. Geologisch gesprochen ist das untersuchte Gebiet ein Stück des Pfälzer Sattels, jener Schichtaufwölbung, die sich vom Saar gebiet her in SW—NO-licher Richtung über Ottweiler—Kusel— Wolfstein auf den Landstreifen zwischen Kirchheimbolanden und Kreuznach zu erstreckt und dann unter den Tertiärschichten des Mainzer Beckens verschwindet. Auf beiden Seiten ist der Pfälzer Sattel von je einer Schichtmulde in gleicher NO-licher Richtung Verhandlungen d. Heidelb. Xaturhist.-Med, Vereins. N. F. Bd. X \ II. 1 begleitet. Die NW-liche, die Primsmulde, setzt sich über die Barre des Nohfelder Porphyrs in die mit gewaltigen effusiven Melaphyrdecken erfüllte Nahetalmulde fort, während die SO-liche Begleitmulde über einer Decke effusiven Melaphyrs von Bunt sandsteinabsätzen ausgefüllt ist, welche die für die Pfälzer Land schaft so charakteristischen, ausgedehnten Kiefern-, Tannen- und Buchenwälder tragen. Spezielles Untersuchungsgebiet war die Landschaft zwischen den beiden in NS-Richtung verlaufenden Flüßchen' Glan und Lauter. Sie wird beherrscht von den landschaftlich und geologisch überraschend hervortretenden Schichtkuppen des Potzberges, Her mannsberges und Königsberges. Als Grenzen lassen sich etwa die Seiten eines Parallelogramms angeben, dessen Ecken die Orte Matzenbach und Patersbach am Glan einerseits, Kaulbach und Oberweiler an der Lauter andererseits sind. Doch wurden diese Grenzen, dem Sinn der Arbeit gemäß nicht streng eingehalten, sondern an verschiedenen Stellen, die gute Aufschlüsse und Er gänzungsmöglichkeiten boten, darüber hinausgegangen. So bil dete der Remigiusberg, „das Wahrzeichen des Pfälzer Westrichs“, mit seinen herrlichen Aufschlüssen den eigentlichen Ausgangs punkt der Arbeit. Am Schleitchen bei Erdesbach liegen einige sehr interessante Aufschlüsse und die beiden großen Olsbrücker Sandsteinbrüche der Brückenbaufirmen Grün & Bilfinger, Mann heim, und Holzmann, Frankfurt, gaben guten Einblick in die Sedi mentklüftung. Ich habe für meine Untersuchungen gerade dieses Gebiet gewählt, weil seine Erstarrungsgesteine wiederholt durch die bayerischen Landesgeologen Düll, Schuster und Schwager eingehend mikroskopisch untersucht worden sind. So konnte ich bei der geringen, mir bei meiner dienstlichen Tätigkeit verblei benden Zeit auf mikroskopische Untersuchung verzichten. Das Gebiet um Potzberg, Hermannsberg und Königsberg ist eine geologische Einheit und wurde deshalb mehrfach in ge schlossener Form stratigraphisch, tektonisch und petrographisch bearbeitet, so von O. M. Reis (1904), von C. Burckhardt (1904), E. Düll (1904) und M. Schuster (1910). Die um fassendste dieser Arbeiten und gewissermaßen das Standardwerk des Gebietes ist „Der Potzberg und seine Stellung im Pfälzer Sattel“ von O. M. Reis. Kartiert wurde das Gebiet zwischen .Glan und Lauter von den bayerischen Landesgeologen L. v. A m - mon, O. M. Reiis und C. Burckhardt. Die Ergebnisse finden sich auf der geologischen Karte der Rheinpfalz, Blatt Kusel, im Maßstab 1 :100 000 und in den dazu gehörigen Er läuterungen. Auch ist der oben zitierten Arbeit von O. M. Reis über den Potzberg eine geologische Karte des Gebietes in dem vorteilhafteren Maßstab 1: 25 000 beigegeben. Die im Literaturvereichnis zusammengestellten Arbeiten und das Blatt Kusel bildeten somit die Grundlage, auf der die wei teren Beobachtungen aufgebaut wurden. Zu den Feldaufnahmen wurden die beiden topographischen Blätter Kusel und Wolfstein, beide in dem Maßstab 1 :25 000 benutzt. Das letztere fällt ganz in das Untersuchungsgebiet, vom ersteren die Osthälfte. Profil durch den Kuselitlagergang des Remigiusberges. SSW \y I NNO Remigiusberg 1 RammelsKopf Haschbach 356m 360m 341m 1500 2000 2500 3000 3500 Fig. 1. Das Hangende ist in 2—4 m Mächtigkeit zwischen 500 und 2500 m lückenhaft vorhanden (hier übertrieben mächtig gezeichnet). Arbeitsmethode. Zweck der Arbeit war, die Klufttektonik von Erstarrungs gesteinen und Schichtgesteinen zu studieren, festzustellen, ob primär-, sekundärtektonische und Kontraktionsklüfte vorhanden seien, wenn ja, sie zu trennen und schließlich in Verbindung damit den Intrusionsmechanismus zu untersuchen. Das sind Probleme, für die die geologische Mannigfaltigkeit der Gegend reiche Anregung gab. Vorgreifend möchte ich nun folgendes bemerken: Die Unter suchungen ergaben bei fast allen Kuselit- und Tholevitvorkom- men, daß es sich um Lagergänge handelt. Nirgends sind die Mächtigkeitsunterschiede so groß, daß man von Lakkolithen sprechen könnte (Fig. 1). Diese Lagergänge scheinen gewöhnlich diskordante Zufuhrgänge zu haben. Der Diskordanzwinkel nimmt nach oben mehr und mehr ab, bis der ursprüngliche Quergang in einen echten Lagergang übergeht. Wie verschiedene Auf- Schlüsse zeigen1, hat das Magma einen starken Druck auf das Hangende ausgeübt, vor allen Dingen auch auf die Gesteine, in denen die „Gangstirn“ stecken blieb* 2. Ich bin gezwungen, den Ausdruck „Stirn“ für das Gangende zu verwenden, weil sich in meinem Untersuchungsgebiet dieser Teil ganz anders verhält, als der übrige Teil des Lagerganges. Die „Stirn“ ist nicht zu gespitzt, sondern rund gewölbt, wie aus mehreren Beschrei bungen hervorgeht. Vor der „Stirn“ sind die Sedimente zusam mengepreßt, gefaltet und verworfen. Zur Arbeitsweise ist folgendes zu bemerken: Die räumliche Lage der tektonischen Elemente wurde mit dem Bergkompaß bestimmt. Dabei (wurde das Streichen durch Ablesen von N über O nach S als entsprechender Winkel zwischen 0° und 180° festgelegt. Bei den Harnischen maß ich das Streichen und Fallen der Fläche, außerdem das Fallen der Streifen und das Streichen ihrer Horizontalprojektion. Demnach ist unter dem Fallwinkel des Harnischstreifens der Winkel zwischen dem Streifen und seiner Horizontalprojektion zu verstehen. Eine Bewertung der Klüfte wurde nur insofern durchgeführt, als die Kluftrichturig von Ruscheizonen mit breit zerstörtem Gestein viermal in das Diagramm eingesetzt wurde. Die Klüfte eines geologisch ein heitlichen Gebietes wurden nach der Methode von Rüger (1928) in ein flächentreues Netz eingetragen und dann zu Diagrammen ausgewertet. Dadurch gelangt Streichen, Fallen und Zahl der Klüfte richtig zur Darstellung. Die magnetische Deklination be trägt gegenwärtig in der Rheinpfalz etwa 10°. Um diesen Be trag wurden alle Werte korrigiert. Die Harnische sind stets im Text beschrieben, um Bezieh ungen zu den Hauptkluftrichtungen zu finden. Sie sind aber nicht in den Diagrammen enthalten. Insgesamt wurden über 5000 Klüfte in Erstarrungsgesteinen und über 1000 in Schichtgesteinen gemessen. Alle untersuchten Aufschlüsse wurden im Text ausführlich behandelt, um eine Kontrolle der Beobachtungsergebnisse jederzeit zu ermöglichen. 2. Kurzer Überblick über die Stratigraphie, Petrographie und Tektonik des Gebietes. Wie schon in der Einleitung bemerkt, ist das Potzberg- Königsberg-Gebiet ein Teil des Pfälzer Sattels, charakterisiert r Vgl. Text S. 26—29. 2 Vgl. Text S. 18, 37 und Fig. 8. durch drei auch orographisch stark hervortretende Schichtkuppen. Von der fortschreitenden Sedimentation angeschnitten liegen die Schichten also um drei Kuppen herum ringförmig, von den Kup penzentren nach außen immer jüngere Gesteine folgend. Die Höhen der Königsbergkuppe (567 m) und Hermannsbergkuppe (534 m) enthalten als eruptiven Kern Porphyr; bei der Potzberg- kuppe (562 m) ist bis jetzt, von zwei kleinen peripheren Vor kommen am Hochbusch und Ländstel abgesehen, kein Eruptiv kern nachgewiesen. Die umrahmenden Schichtgesteine gehören dem Oberkarbon und weiterhin dem Unterrotliegenden an. Damit ist die Schichtfolge im Rahmen des Potzberg-Königsberg-Ge- bietes erschöpft. Beginnen wir bei den ältesten Oberflächenvorkommen, so charakterisieren