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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Verhandlungen des Naturhistorisch- medizinischen Vereins zu Heidelberg

Jahr/Year: 1929-1933

Band/Volume: 17

Autor(en)/Author(s): Müller Karl Otto

Artikel/Article: Intrusionstektonische Untersuchungen im -Königsberggebiet (Rheinpfalz) 1-84 Intrusionstektonische Untersuchungen im Potzberg-Königsberggebiet (Rheinpfalz). Von Karl Otto Müller. Mit 4 Diagrammen, 4 Übersichtskarten, 8 Textfiguren und 4 Abbildungen auf 2 Tafeln.

1. Einleitung. Vorliegende Arbeit wurde in den Jahren 1927—1929 auf Veranlassung des Herrn Geheimen Hofrates Professor Dr. Wil­ helm Salomon-Calvi angefertigt. Ich möchte hierdurch zu­ erst Herrn Professor Salomon-Calvi, meinem hochverehrten Lehrer, wie auch Herrn Professor Dr. D. Häberle, dem her­ vorragenden Kenner der bayerischen Rheinpfalz, herzlichen Dank für ihre Anregung, Rat und Hilfe aussprechen. Große Förderung erfuhr meine Arbeit auch durch das liebenswürdige Entgegen­ kommen der Leiter der großen Steinbrüche der Rammeisbacher Steinbruchbetrieb G. m.b. H., der Steinbruchbetriebe der Gebr. Bell und Göttel & Sick, der Pfalz-Saarbrücker Hartsteinwerke, der Linzer und der Eisenfelder Basaltwerke. Herzlicher Dank ver­ pflichtet mich auch den Assistenten des Heidelberger Geolo­ gischen Institutes Herrn Professor Dr. Rüger und Fräulein Dr. VoeIcker für manche Anregung und Lehre. Das Gebiet der Arbeit liegt im Westlichen Teil der baye­ rischen Rheinpfalz, dem sogenannten Pfälzer Westrich, einem durch schlechte Verkehrslinien und wenig ertragreichen Boden etwas stiefmütterlich behandelten Landstrich. Doch bietet die Natur Ersatz und gute Erwerbsmöglichkeit durch den Reichtum des Landes an Hartsteinen, die dort durchweg „Melaphyre“ genannt und allenthalben in regem Steinbruchbetrieb abgebaut werden. Geologisch gesprochen ist das untersuchte Gebiet ein Stück des Pfälzer Sattels, jener Schichtaufwölbung, die sich vom Saar­ gebiet her in SW—NO-licher Richtung über Ottweiler—— Wolfstein auf den Landstreifen zwischen und Kreuznach zu erstreckt und dann unter den Tertiärschichten des Mainzer Beckens verschwindet. Auf beiden Seiten ist der Pfälzer Sattel von je einer Schichtmulde in gleicher NO-licher Richtung Verhandlungen d. Heidelb. Xaturhist.-Med, Vereins. N. F. Bd. X \ II. 1 begleitet. Die NW-liche, die Primsmulde, setzt sich über die Barre des Nohfelder Porphyrs in die mit gewaltigen effusiven Melaphyrdecken erfüllte Nahetalmulde fort, während die SO-liche Begleitmulde über einer Decke effusiven Melaphyrs von Bunt­ sandsteinabsätzen ausgefüllt ist, welche die für die Pfälzer Land­ schaft so charakteristischen, ausgedehnten Kiefern-, Tannen- und Buchenwälder tragen. Spezielles Untersuchungsgebiet war die Landschaft zwischen den beiden in NS-Richtung verlaufenden Flüßchen' und . Sie wird beherrscht von den landschaftlich und geologisch überraschend hervortretenden Schichtkuppen des Potzberges, Her­ mannsberges und Königsberges. Als Grenzen lassen sich etwa die Seiten eines Parallelogramms angeben, dessen Ecken die Orte und Patersbach am Glan einerseits, Kaulbach und Oberweiler an der Lauter andererseits sind. Doch wurden diese Grenzen, dem Sinn der Arbeit gemäß nicht streng eingehalten, sondern an verschiedenen Stellen, die gute Aufschlüsse und Er­ gänzungsmöglichkeiten boten, darüber hinausgegangen. So bil­ dete der , „das Wahrzeichen des Pfälzer Westrichs“, mit seinen herrlichen Aufschlüssen den eigentlichen Ausgangs­ punkt der Arbeit. Am Schleitchen bei liegen einige sehr interessante Aufschlüsse und die beiden großen Olsbrücker Sandsteinbrüche der Brückenbaufirmen Grün & Bilfinger, Mann­ heim, und Holzmann, Frankfurt, gaben guten Einblick in die Sedi­ mentklüftung. Ich habe für meine Untersuchungen gerade dieses Gebiet gewählt, weil seine Erstarrungsgesteine wiederholt durch die bayerischen Landesgeologen Düll, Schuster und Schwager eingehend mikroskopisch untersucht worden sind. So konnte ich bei der geringen, mir bei meiner dienstlichen Tätigkeit verblei­ benden Zeit auf mikroskopische Untersuchung verzichten. Das Gebiet um Potzberg, Hermannsberg und Königsberg ist eine geologische Einheit und wurde deshalb mehrfach in ge­ schlossener Form stratigraphisch, tektonisch und petrographisch bearbeitet, so von O. M. Reis (1904), von C. Burckhardt (1904), E. Düll (1904) und M. Schuster (1910). Die um­ fassendste dieser Arbeiten und gewissermaßen das Standardwerk des Gebietes ist „Der Potzberg und seine Stellung im Pfälzer Sattel“ von O. M. Reis. Kartiert wurde das Gebiet zwischen .Glan und Lauter von den bayerischen Landesgeologen L. v. A m - mon, O. M. Reiis und C. Burckhardt. Die Ergebnisse finden sich auf der geologischen Karte der Rheinpfalz, Blatt Kusel, im Maßstab 1 :100 000 und in den dazu gehörigen Er­ läuterungen. Auch ist der oben zitierten Arbeit von O. M. Reis über den Potzberg eine geologische Karte des Gebietes in dem vorteilhafteren Maßstab 1: 25 000 beigegeben. Die im Literaturvereichnis zusammengestellten Arbeiten und das Blatt Kusel bildeten somit die Grundlage, auf der die wei­ teren Beobachtungen aufgebaut wurden. Zu den Feldaufnahmen wurden die beiden topographischen Blätter Kusel und Wolfstein, beide in dem Maßstab 1 :25 000 benutzt. Das letztere fällt ganz in das Untersuchungsgebiet, vom ersteren die Osthälfte.

Profil durch den Kuselitlagergang des Remigiusberges.

SSW \y I NNO Remigiusberg 1 RammelsKopf

Haschbach 356m 360m 341m

1500 2000 2500 3000 3500 Fig. 1. Das Hangende ist in 2—4 m Mächtigkeit zwischen 500 und 2500 m lückenhaft vorhanden (hier übertrieben mächtig gezeichnet).

Arbeitsmethode. Zweck der Arbeit war, die Klufttektonik von Erstarrungs­ gesteinen und Schichtgesteinen zu studieren, festzustellen, ob primär-, sekundärtektonische und Kontraktionsklüfte vorhanden seien, wenn ja, sie zu trennen und schließlich in Verbindung damit den Intrusionsmechanismus zu untersuchen. Das sind Probleme, für die die geologische Mannigfaltigkeit der Gegend reiche Anregung gab. Vorgreifend möchte ich nun folgendes bemerken: Die Unter­ suchungen ergaben bei fast allen Kuselit- und Tholevitvorkom- men, daß es sich um Lagergänge handelt. Nirgends sind die Mächtigkeitsunterschiede so groß, daß man von Lakkolithen sprechen könnte (Fig. 1). Diese Lagergänge scheinen gewöhnlich diskordante Zufuhrgänge zu haben. Der Diskordanzwinkel nimmt nach oben mehr und mehr ab, bis der ursprüngliche Quergang in einen echten Lagergang übergeht. Wie verschiedene Auf- Schlüsse zeigen1, hat das Magma einen starken Druck auf das Hangende ausgeübt, vor allen Dingen auch auf die Gesteine, in denen die „Gangstirn“ stecken blieb* 2. Ich bin gezwungen, den Ausdruck „Stirn“ für das Gangende zu verwenden, weil sich in meinem Untersuchungsgebiet dieser Teil ganz anders verhält, als der übrige Teil des Lagerganges. Die „Stirn“ ist nicht zu­ gespitzt, sondern rund gewölbt, wie aus mehreren Beschrei­ bungen hervorgeht. Vor der „Stirn“ sind die Sedimente zusam­ mengepreßt, gefaltet und verworfen. Zur Arbeitsweise ist folgendes zu bemerken: Die räumliche Lage der tektonischen Elemente wurde mit dem Bergkompaß bestimmt. Dabei (wurde das Streichen durch Ablesen von N über O nach S als entsprechender Winkel zwischen 0° und 180° festgelegt. Bei den Harnischen maß ich das Streichen und Fallen der Fläche, außerdem das Fallen der Streifen und das Streichen ihrer Horizontalprojektion. Demnach ist unter dem Fallwinkel des Harnischstreifens der Winkel zwischen dem Streifen und seiner Horizontalprojektion zu verstehen. Eine Bewertung der Klüfte wurde nur insofern durchgeführt, als die Kluftrichturig von Ruscheizonen mit breit zerstörtem Gestein viermal in das Diagramm eingesetzt wurde. Die Klüfte eines geologisch ein­ heitlichen Gebietes wurden nach der Methode von Rüger (1928) in ein flächentreues Netz eingetragen und dann zu Diagrammen ausgewertet. Dadurch gelangt Streichen, Fallen und Zahl der Klüfte richtig zur Darstellung. Die magnetische Deklination be­ trägt gegenwärtig in der Rheinpfalz etwa 10°. Um diesen Be­ trag wurden alle Werte korrigiert. Die Harnische sind stets im Text beschrieben, um Bezieh­ ungen zu den Hauptkluftrichtungen zu finden. Sie sind aber nicht in den Diagrammen enthalten. Insgesamt wurden über 5000 Klüfte in Erstarrungsgesteinen und über 1000 in Schichtgesteinen gemessen. Alle untersuchten Aufschlüsse wurden im Text ausführlich behandelt, um eine Kontrolle der Beobachtungsergebnisse jederzeit zu ermöglichen. 2. Kurzer Überblick über die Stratigraphie, Petrographie und Tektonik des Gebietes. Wie schon in der Einleitung bemerkt, ist das Potzberg- Königsberg-Gebiet ein Teil des Pfälzer Sattels, charakterisiert r Vgl. Text S. 26—29. 2 Vgl. Text S. 18, 37 und Fig. 8. durch drei auch orographisch stark hervortretende Schichtkuppen. Von der fortschreitenden Sedimentation angeschnitten liegen die Schichten also um drei Kuppen herum ringförmig, von den Kup­ penzentren nach außen immer jüngere Gesteine folgend. Die Höhen der Königsbergkuppe (567 m) und Hermannsbergkuppe (534 m) enthalten als eruptiven Kern Porphyr; bei der Potzberg- kuppe (562 m) ist bis jetzt, von zwei kleinen peripheren Vor­ kommen am Hochbusch und Ländstel abgesehen, kein Eruptiv­ kern nachgewiesen. Die umrahmenden Schichtgesteine gehören dem Oberkarbon und weiterhin dem Unterrotliegenden an. Damit ist die Schichtfolge im Rahmen des Potzberg-Königsberg-Ge- bietes erschöpft. Beginnen wir bei den ältesten Oberflächenvorkommen, so charakterisieren sich diese Sedimente kurz in folgender Weise. Die „mittleren Ottweiler“ oder „Potzbergschichten“ bilden die Hauptmasse der langgestreckten Potzbergkuppe und liegen auch den Porphyrkernen des Hermannsberges und Königsberges an. Es sind graue, feinkörnige, zum Teile gröbere und konglomera- tische Sandsteine und sandige Tonschiefer, wechselnd mit roten Sandsteinen und Schiefertonen. Ein als leitender Horizont für die Tektonik wichtiges Gestein ist das „Felskonglomerat“, 2—3 m mächtige zusammengebackene Felsbänke aus gleichmä­ ßigen bis hühnereigroßen Quarz- und Quarzitgeröllen mit eisen­ haltigem, kieseligem Bindemittel. Dann folgen Arkosen, graue Sandsteine und Schiefertone, öfter abgelöst von Schichten roter Gesteine. Der ganze Komplex besitzt nach Reis etwa 900m Mächtigkeit. In verschiedenen kleinen Anbrüchen werden die Sandsteine zu Bauwecken und das verwitterte Konglomerat als Kies gewonnen. Die „oberen Ottweiler oder Breitenbacher Schichten“ be­ stehen in der Hauptsache aus gleichmäßig grauen Tonschiefern, in denen weiter oben schmale Kalkbänkchen und auch Kohle- schmitzchen auftreten. Die Mächtigkeit ist etwa 100 m. Mit den „unteren Kuseler Schichten“ treten wir vom Karbon ins Rotliegende. In einer unteren Abteilung besteht das 100 bis 200 m mächtige Schichtpaket aus roten Sandsteinen, Tonschiefern und wieder Sandsteinen, die zum Teil konglomeratisch sind. Eine ähnliche Folge von Sedimenten zeigt auch die obere Abteilung der unteren Kuseler Schichten, während ein mittlerer Teil in grauen Schiefertonen die an verschiedenen Stellen unterirdisch abgebauten etwa 2,20 m mächtigen Baukalkbänke enthält. Die Gesamtmächtigkeit des mittleren Teiles ist dieselbe, wie die der unteren Abteilung. Die „oberen Kuseler Schichten“ sind wieder Sandsteine von teilweise grobem und konglomeratischem Habitus und grauer Schiefertone. Ihre Unterabteilungen, 300 m Odenbacher Schich­ ten, 450 m Alsenz- und 3—400 m Hoofer Schichten haben durch­ weg das gleiche Aussehen. Höhere Formationen treten im Gebiet nicht zutage. Zwischen die Schichtgesteine der Kuppenmäntel sind von den Mulden her Kuselit- und Tholeyitmagmen intrudiert und dort erstarrt, ohne die Oberfläche erreicht zu haben. Dieser Intrusionsvorgang hat mit der Kuppenbildung selbst nichts zu tun; nach Reis erfolgten die Intrusionen der Kuselite und Tho- leyite erst nach der Bildung der Kuppen und nachdem die Por­ phyre in die Kuppenzentren eingedrungen waren. Die Porphyre treten nach Reis als Lakkolithe, die Kuselite1 und die Tholeyite dagegen, wie eingangs beschrieben wurde, als Lagergänge und nur in wenigen Fällen als Quergänge, auf. Vielleicht ist der Kuse­ lit der Heidenburg bei eine stockartige Bildung. Doch ist der Heidenburgkuselit zu schlecht aufgeschlossen, um sicheres aussagen zu können. Besonders schöne Aufschlüsse bietet die Kuselitintrusion des Remigiusberges. Große Betriebe, wie die Rammeisbacher Steinindustrie und die Pfalz-Saarbrücker Hartsteinindustrie und andere haben mit hunderten von Arbeitern tiefe Brüche in dem als Pflaster- und Schottermaterial geeigneten Gestein geschaffen. Am Hirschfeld wird der Kuselit in fünf Etagen durch die Eisenfelder Basaltwerke abgebaut, und am Kiefernkopf bietet die Arbeit der Linzer Basaltwerke eine Reihe prachtvoller Aufschlüsse. Weniger gut erschlossen ist die Tholeyitintrusion der Hei­ denburg bei Kreimbach. Ganz ohne künstliche Aufschlüsse, von wenigen meist auflässigen Schwerspatstollen abgesehen, sind Kö­ nigsberg und Hermannsberg. Der Porphyr wird eben in meinem 1 Die Kuselite sind ein typisches Pfälzer Erstarrungsgestein. Nach Rosenbusch „Wesentlich porphyrische -Gesteine, welche Einspreng­ linge von Labradorit und meist vollständig chloritisiertem und uraliti- siertem Diopsid in einer panidiomorphkörnigen Grundmasse aus zwil­ lingsgestreiftem Plagioklasleisten mit viel isometrischem Orthoklas, etwas Biotit, brauner Hornblende und ebenfalls umgewandeltem Diopsid ent­ halten“. Gebiet fast nirgends verwertet und ist daher durch Gehängeschutt und Vegetation fast vollkommen verdeckt. Kuselite und Tholeyite sind auffallend häufig von aplitischen Nachschüben durchschwärmt, so am Kiefernkopf, Potschberg und im Heidenburglager bei Kreimbach. Schuster (1923) hat diese sauren Nachschübe als Rhenopalite bezeichnet und die lange Zeit problematische Stellung der eigenartigen Mischgesteine ge­ klärt. Die petrographische Literatur des Gebietes zeigt die Schwierigkeiten, die sich besonders der systematischen Einord­ nung der Kuselite boten. Nach den sehr gründlichen Unter­ suchungen von Schuster (1906, 1910, 1923) sind die Kuselite „innige Mischgesteine eines dlabasischen, also gabbroiden, und eines granitisch-aplitischen Magmas“. Sie wurden teils noch wäh­ rend der Kristallisation, wie die schlierige Durchdringung am Kiefernkopf beweist, zumeist aber unmittelbar nach dem Er­ kalten, wie Schuster annimmt, vielleicht auf den ersten Kon­ traktionsrissen von aplitischen, also sauren Nachschüben durch­ setzt; letzteren Fall zeigt die gangartige Durchäderung des Potschbergkuselites und des Kreimbacher Tholeyites. Leider sind beide Vorkommen zu wenig aufgeschlossen, um diese interes­ santen Aplitgängchen messend verfolgen zu können. Die durch den Pfälzer Sattel und seine Begleitmulden gege­ benen Richtungen sind alte tektonische Leitlinien, Zeugen des Wiederauflebens kanonischer Bewegungen am Ende des Unter­ rotliegenden. Heute ist der Pfälzer Sattel ein mit seiner First­ linie nach NO einfallendes, stark abgetragenes Schichtgewölbe, das aber keineswegs einheitlich ist, sondern aus längs- und quer- angeordneten Teilaufwölbungen besteht. Im SW-lichen und NO-lichen Teil ist der Pfälzer Sattel er­ heblich breiter als in der Mitte, und den zwei breiten Teilen des Gewölbes entspricht jeweils ein enger Teil der Prims- und Nahetalmulde. Umgekehrt ist dem breitesten Teil der Nahemulde der engste Teil des Sattels beigeordnet, das Gebiet zwischen Potzberg und Königsberg. Dort liegen die von SW—NO nach­ weisbaren Teilsättel ganz nahe beieinander. Wie der Abfall der Firstlinie zeigt, muß der Sattelhebungsvorgang im W stärker gewesen sein als im O; dies prägt sich auch im relativen Höhen­ unterschied zwischen Antiklinal- und Synklinalhauptlinie aus. Die Bildung der Quer- und Längsteilmulden und entsprechenden Teil­ sättel erfolgte zur gleichen Zeit mit dem Hauptsattel zwischen Unter- und Oberrotliegendem1; auch dauerte der Sattelbildungs­ vorgang lange Zeit hindurch während der Sedimentation des Oberrqtliegenden an, wie sich aus dem steileren Einfällen der älteren Schichten am Sattelrand gegenüber dem jüngeren Hang­ endsedimenten mit Unterschieden von 15—50° nach Reis (1921) ergibt. Unmittelbar im Gefolge der Sattelaufwölbung drangen die sauren Magmen auf und ihnen folgten, wie Reis annimmt, auf „vorgebildeten Wegen“ die basischeren Kuselit- und Tholeyit- magrnen. Eine Zeit entschiedener Bruchtektonik im Oberrot­ liegenden verstärkte mit fast ausschließlich vertikalen Bewegun­ gen die Höhenunterschiede zwischen Sätteln und Mulden nach Reis (1921) dadurch, daß vor Ablagerung der Waderner Schich­ ten stufenartige Absenkungen die Mulden vertieften. Bei einer nachträglichen schwachen Faltung der Oberrotliegendsedimente 1 2 verhielten sich die starren eingeschlossenen Erstarrungsgesteine weniger plastisch und wirkten stauend und ablenkend. Eine zweite Verwerfungsperiode betraf die gesamten Ober­ rotliegendsedimente. Sie wird von Reis (1910) als prätriadische bezeichnet. Auch da herrschen, wie bei der ersten Verwerfungs­ periode NW—SO und NO—SW-Richtung vor, es treten aber auch Resultanten dieser Richtungen auf. Schließlich erfaßt nach Reis eine posttriadische, wahrscheinlich tertiäre Verwerfungs­ epoche auch den Buntsandstein. Für unser Gebiet ist es nicht möglich, junge und ältere Ver­ werfungen einwandfrei zu scheiden, da der Buntsandstein erst in größerer Entfernung auftritt und Kluftbelege unzuverlässige Merk­ male sind. Zudem zeigen die bisherigen Untersuchungen der Störungslinien in der Rheinpfalz (Erläuterungen zu Bl. Zwei­ brücken, Kusel, Donnersberg und I. Dinu 1912) als Haupter­ gebnis, daß zu allen Zeiten Störungen in SW—NO, SO—NW, N—S, und O—W-Richtung auftreten. Selbstverständlich häufen sich die tertiären NS-Störungen am Rheintalrand. Nach der Tertiärzeit setzte nach Reis (1921) ein schwacher Vorgang posthumer Aufwölbung den südlichen Teilsattel ins Tertiär des Mainzer Beckens fort und belebte noch einmal die alte variscische Richtung.

1 Nach Stille (1924) „saalische Faltung“. 2 Nach Stille (1924) „pfälzische Faltung“. Das Potzberg-Königsberg-Gebiet ist ein kleines Abbild des großen Pfälzer Sattels. Auch hier liegt die höchste Schichter­ hebung im SW; der Potzberg muß ursprünglich den Hermanns­ berg und den Königsberg weit überragt haben. Während Her­ mannsberg und Königsberg in ihrem Schichtverband nur wenig gestört sind, ist der Potzberg durch NW—W streichende Ver­ werfungen staffelförmig von N nach S abgesenkt. Die wichtigste Störung verläuft von Ulmet über Sulzberg und Hirschfeld zuerst SSO, dann S-lich und läuft bei Neunkirchen aus. Die östlich an­ grenzende Scholle Sulzberg- darf nach Reis (1904) als die relativ am wenigsten bewegte angesehen werden. Am Südrand wird der Potzberg von mehreren teils NW, teils NO streichenden Störungen getroffen. Auch südlich des Hermanns­ berges und Königsberges sind mehrere Schollen an NW-strei- chenden Verwerfungen abgesenkt, die Frankelbacher, die Ols- brücker und die Wörsbacher Scholle. Zum Teil sind diese Schol­ len an streichenden jüngeren Störungslinien weiter abgesunken. Westlich von Kaulbach läuft eine der queren NW-Störungen auf die Mitte des Königsberges zu und setzt anscheinend im Horngang, dem Hauptbarytgang des Königsberges, durch das ganze Porphyrmassiv hindurch. Doch ist eine nördliche Fort­ setzung über die Porphyrgrenze hinaus nicht zu finden. Es zeigt sich eben auch hier die im ganzen Gebiet gültige Regel, daß die starren Intrusivmassen ablenkend und stauend auf tektonische Bewegungen wirken. Nördlich des Königsberges laufen mehrere Verwerfungen in NO-, N-, NW-Richtung strahlenartig ausein­ ander. Die Untersuchungen der bayerischen Landesgeologen Reis, Burckhardt, v. Ammon, Schuster und Koehne, die in den Erläuterungen zu den Blättern Zweibrücken, Kusel und Donnersberg aufgezeichnet sind, lassen erkennen, daß im ganzen Gebiet des Pfälzer Sattels und seiner Begleitmulden vier tek­ tonische Richtungen vorherrschen. Die Verwerfungen lassen sich nämlich einteilen in 1. Verwerfungen parallel dem Sattel (SW—NO), 2. Verwerfungen quer zum Sattel (NW—SO), 3. u. 4. Verwerfungen, die die beiden ersten Richtungen mit etwa 45° schneiden (N—S und O—W). 3. Der Remigiusberg. Auf der linken Seite des Glantals zwischen den Stationen und tritt dem Vorüberfahrenden ein charakteristischer langgestreckter Bergzug entgegen, der an seinem Südende die Klosterruine und die malerische Wallfahrts­ kirche des Heiligen Remigius trägt. Die felsige Steilseite ist dem Glan und dem Potzberg zugekehrt, während der flache Gegen­ hang sich allmählich mit etwa 15—20° Neigung gegen W ab­ dacht. Das Nordende des Remigiusberges, der Rammelskopf, erhebt sich, wie sein Name sagt, als runder Buckel über den sonst wenig Höhenunterschiede zeigenden Berggrat. Die geolo­ gische Karte gibt an, daß dieser Teil gegen den übrigen Remi­ giusberg verworfen ist, relativ gehoben an einer WWN—NW- streichenden Verwerfung, die von herkommend gegen den Potzberg zu ausläuft. Zahlreiche künstliche Aufschlüsse geben den ganzen Berg­ zug entlang guten Einblick in den geologischen Bau. Es handelt sich um eine konkordante oder nur akkordante Kuselitintrusion von 50—100 m Mächtigkeit. Die Intrusivmasse liegt stratigra­ phisch am tiefsten zwischen Streitmühle und Rutsweiler unter den Bruchsohlen der Betriebe von Schreck, Gerner und Göttel & Sick. Versuchsstollen bei Gerner zeigten, daß 30 m unter dem Liegenden, wie es in den südlichen Brüchen der Pfalz-Saarbrücker Werke und in den nördlichen, gegen den Rammelskopf abschlie­ ßenden Brüchen der Gebr. Bell aufgeschlossen ist, noch kein Sediment, sondern sehr gutes, brauchbares Erstarrungsgestein angetroffen wird. Hangendes und Liegendes dieses stratigra­ phisch tiefsten Teiles der Intrusion sind grobkörnige, silber- bis gelbgraue Sandsteine und sandige, graugelbe bis braune Ton­ schiefer der Breitenbacher Schichten, also oberes Oberkarbon. Nach N und S greift die von W gekommene Intrusion allmählich vom Oberkarbon in das Unterrotliegende über und erreicht fast die Kalkbänke der unteren Kuseler Schichten. Dies wurde be­ reits von Leppla (1893) beobachtet. Mit dem Schichtfallen senkt sich auch das Kuselitlager fast vollkommen konkordant gegen W ein. Störungen und Diskor­ danzen zeigen sich nur an den seitlichen Randpartien und an der „Stirn“ der Intrusion, die, gegen den Potzberg schauend, zum größten Teil durch die Erosion beseitigt ist. Am Nordende des Remigiusberges hat der Kuselbach, der wohl im Diluvium eine sehr viel größere Wassermenge gehabt hat, ein schluchtartiges Tal durch die Sedimentschichten und das Erstarrungsgestein gebrochen. Durch die großartigen Aufschlüsse der Rammeisbacher Steinindustrie auf der rechten Talseite und durch den unter starken Hangendschichten leidenden 'schen Bruch auf der linken Seite ist der Taleinschnitt stark erweitert und zeigt besonders deutlich das konkordante Einfallen des Kuse- litlagerganges zwischen den unteren Kuseler Schichten. Ganz ähnlich schneidet am Südende des Remigiusberges die Straße von Haschbach nach Theisbergstegen durch das Erstarrungs­ gestein. Auch hier sind natürliche Aufschlüsse zu beiden Seiten durch die Brüche von Göttel & Sick stark erweitert und ent­ blößen rechts die vollkommen konkordant auflagernden Hang­ endschichten.

D er Rammeisbacher Steinbruch betrieb und der Bus’sehe Bruch. Die Rammeisbacher Steinindustrie baut den zwischen Ram­ melsbach und Altenglan an der rechten Talseite anstehenden Kuselit ab und verarbeitet ihn zu Pflastersteinen, Straßen- und Bahnschotter. Etwa 1000 m des westlichen Rammeiskopfhanges sind in 9, seit dem Sommer 1928 in 11 Etagen von je 10 m Höhe angebrochen. Diese tiefeindringenden Aufschlüsse der Rammels- bacher Steinindustrie sind die schönsten des ganzen Gebietes und durch die Einteilung in Etagen besonders gut zugänglich. Sie dürften durch die große Zahl der meßbaren Gesteinsspalten für die Kluftmessung einwandfreie Resultate liefern. Die Hangend­ schichten sind fast am ganzen Rammelskopf erodiert; nur am Ab­ hang gegen das Dorf Rammelsbach wird eine dünne Schicht­ auflage sichtbar. Das Liegende wurde bereits vor mehreren Jahren auf der Bruchsohle mit 20° gegen W -W NW einfallend angetroffen und bot dem weiteren Vordringen ein Ende. Im Sommer 1928 war man auch auf der 20 m über der Sohle lie­ genden 2. Etage auf dem Liegenden angelangt. Beide Stellen sind wieder zugeschüttet; liegend waren graue Sandsteine der unteren Kuseler Schichten. Den Rammelsbacher Brüchen der Steinindustrie gegenüber auf der anderen Talseite liegt der Bus’sche Bruch. Er ist in der Fortsetzung der vom Rammelskopf herab über das Kuselbachtal nach W einfallenden Intrusivmasse angelegt. Das Erstarrungs­ gestein hat deshalb beiderseits des Tales die einheitliche minera­ logische Zusammensetzung eines Kuselites. Fluidaltextur ist nir­ gends mit bloßem Auge zu erkennen. Doch ist am Hangend­ kontakt häufig eine Fließrichtung dadurch sichtbar, daß bläs­ chenartige Hohlräume parallel dem Kontakt und in demselben Einfallen gestreckt sind. Diese Beobachtung erscheint von Inter­ esse. Daher wurde auf parallel gestreckte Hohlräumchen bei allen Aufschlüssen geachtet. Die Farbe des Kuselites ist nicht einheitlich; deutlich läßt sich eine braune von einer blaugrauen und einer hellgrauen Varietät unterscheiden. An den Randpartien ist die Struktur glasiger und porphyrischer, gegen das Innere zu mehr körnig. Zahlreiche Einschlüsse von Sedimenten und Tiefengesteinen von cm—1 m Durchmesser (in den südlichen Brüchen des Remigius­ berges auch Schollen von 10—15 m Länge) sind durch den Kon­ takt mit dem flüssigen Kuselitmagma metamorphosiert. Eine bestimmte Lagerichtung lassen die Einschlüsse nicht erkennen. Auch die über dem Bus'schen Bruch aufgeschlossenen Hangend­ schichten, sandige Tonschiefer, blaue, Decimeter starke Kalk­ bänkchen und dünnblättrige Tone sind zum Teil mechanisch ver­ ändert, zum Teil zeigen sie eine schwache Kontaktmetamor­ phose. Dü 11 findet in seinen „Petrographischen Studien an Eruptiv-Gesteinen und kontaktmetamorphen Sedimenten aus dem Gebiet zwischen Glan und Lauter“ (1904) hauptsächlich zwei Arten der Beeinflussung: „Quarzkörner in quarzreichen Schiefern, Sandsteinen und Konglomeraten sind am Kontakt umso stärker mechanisch beeinflußt, je beträchtlicher ihre Korngröße ist. Die Kataklase kann bis zu intensivster Zermalmung gehen.“ Ferner: „Tonschiefer oder überhaupt Sedimente mit tonigem Bindemittel enthalten als Neubildung durch Kontaktwirkung: Quarz, Serizit, Calcit, Turmalin, Titanit, Rutil.“ Bei den Kluftmessungen wurden zu den Aufschlüssen der Rammeisbacher Steinindustrie (T) und dem Bus’schen Bruch (2) auch einige kleinere Anbrüche und Straßenanschnitte gegen Al­ tenglan hinzugenommen 1. Ich nahm anfangs an, daß nur die durchgehenden, großen, ebenen Klüfte, besonders wenn sie Cal­ cit, Eisenoxydbelag oder gar Harnische trügen, bestimmt se­

1 Die Aufschlüsse sind im Text numeriert, und ihre Lage ist aus den beigegebenen Übersichtskarten zu ersehen. kundär-tektonisch seien und sonderte sie von den auslaufenden, rauhen und krummen Gesteinsrissen ohne Belag und Harnische. Von der ersten Art wurden 1274 Klüfte in ihrem Streichen und Fallen gemessen und in dem Kluftdiagramm 1 ausgewertet. Natürlich werden manche Klüfte mehrfach gemessen worden sein, da das Durchmessen sämtlicher Etagen durchgehende Klüfte von unten nach oben wiederholt notieren läßt. Doch bekommt ge­ rade dadurch das Kluftbild ein tektonisch-wahres Aussehen. Das Diagramm 1 zeigt 4 Maxima. Das Hauptmaximum mit über 150 °/00 Besetzung streicht 50—60° und fällt 70—80° SO. Damit zusammen tritt ein zweites System auf, das 110—125° streicht und 85—90° NW fällt bei 150 °/00 Besetzung. Zwei andere Maxima sind nicht so deutlich ausgeprägt und zeigen mit 40 % 0 in Streichen und Fallen 170—175°, 75—80° O und 80—90°, 85° S. 1486 Klüfte zweiter Art zeigten nach der Einzeichnung in das Diagramm 2 überraschenderweise genau dasselbe Bild, wie die Großklüfte der ersten Art. Dabei wurden alle Flächen­ stückchen bis zur Größe eines Viertelquadratmeters herab und alle vorkommenden kurzen Gesteinsrisse gemessen. Wieder treten die beiden Maxima 50—70°, 70—75° O und 105—120°, 85—90° NW mit 100 % 0 Besetzung sehr deutlich heraus, während die beiden anderen Richtungen etwas schwie­ riger aus dem Diagramm 2 abzulesen sind. Also müssen auch diese kleinen, unebenen Gesteinsrisse und Absprungflächen des­ selben Ursprunges sein, wie die durchgehenden großen Klüfte; bei der Zusammenlegung beider Diagramme würde sich das tektonische Kluftbild in keiner Weise ändern. Die zahlreichsten und schönsten, ebenen, gerade durchge­ henden Kluftflächen bildet die variscische1 Richtung mit 50—60 ° Streichen. Durch Pfeilerbildung mit den anderen Kluffrichtungen erhalten die Bruchwände eine weithin sichtbare Unterteilung. Zwischen den Arbeitsplätzen der Bruchsohle stehen ruinen­ artige Kulissen unbrauchbaren Hartsteines, die alle in dieselbe Richtung weisen und an der helleren Färbung bis in die obersten Abbauetagen zu verfolgen sind. Es sind Zonen stark zerstörten und zerrütteten Gesteins und von zahlreichen Zentimeter bis Dezimeter dicken Calcitadern durchzogen. Bisweilen ist das Ge­ stein vollkommen zerrieben oder doch zersplittert, und die Split­ 1 Ich gebrauche auch die Bezeichnung „erzgebirgisch“. terbrocken sind im Calcit eingebacken. In der Nähe dieser Ruscheizonen häufen sich Flächen mit horizontalgestreiften Har­ nischen, während die Ruschein selbst selten Harnische zeigen, sondern kreuz und quer von meist regellosen Klüften durchsetzt sind, die wohl ursprünglich vielfach klafften und jetzt von den in den Ruschein zirkulierenden Sickerwässern mit Calcit aus­ gefüllt sind. In den Calcitadern finden sich häufig Kupferglanz­ kristalle, Malachit und Kupferlasur. Die gegen das Dorf Ram­ melsbach grenzende Bruchwand ist in großen Flächen von grünen Malachitabsätzen überzogen. Der Befund zeigt, daß es sich bei den Ruschein um Bewe­ gungsflächen großen Stiles handelt. Alle Streichen in derselben Richtung, etwa 120—130°. Von den Arbeitern werden diese Be­ wegungszonen des zerstörten, unbrauchbaren Gesteines wegen „Faulwände“ genannt. Welch wichtige Rolle diese Faulwände als Bewegungszonen für die Tektonik des Gebiets spielen, geht daraus hervor, daß sie im ganzen Gebiet in derselben Form und mit demselben Streichen von 120—130° immer wieder auftreten. Im Rammeisbacher Betrieb sind auf dreien dieser Faulwände Bremsberge angelegt. Zwischen dem südlichen Bremsberg und dem mittleren liegen noch 4 Faulwände mit 1/2—1 m breiten Ruschein. Auch die Breite des unbrauchbaren Gesteines wechselt zwischen 2 und 10 m. Allgemein scheint\gegen die Oberfläche die Breite der Faulwände zuzunehmen. Zwischen dem mittleren Bremsberg und dem nördlichen scheint nur eine Faulwand zu liegen; doch sind dort die Aufschlüsse geringer an Zahl und liegen fast alle still. Die beobachteten Harnische waren durchweg horizontal ge­ streift. 62 Harnische zeigen eine Häufung des Streichens in der OW-Richtung und verteilen sich sonst ziemlich gleichmäßig auf die Richtungen zwischen 60—120°. Das Fallen ihrer Streifen schwankt zwischen 5° O—5° W. 12 Harnische hatten 155—175° Streichen und ihre Streifen fielen mit 10—15° NW. Andere tektonische Richtungen treten auf Harnischklüften nicht auf. Zu den Klüften und Harnischen kommt ein drittes tekto­ nisches Element, das anscheinend Scherbewegungen des halb­ festen Magmas festgehalten hat. Genaue Beobachtung ließ auf der Wand der zweiten Abbauetage parallel dem Liegendkontakt durchgehende Flächen als dunkle, gerade durchlaufende Linien erkennen. Hier brechen bei Sprengungen in bevorzugter Weise die Gesteinspfeiler. Häufig wechselt an diesen Linien das Ge­ stein seine Farbe, seinen Feuchtigkeitsgehalt und nach Aussage des Aufsehers auch seine Härte und Brauchbarkeit. Durchge­ hende Klüfte zeigen an diesen Stellen oft einen kleinen Knick, die Gesteinspfeiler stehen auf den Scherflächen etwa senkrecht. Oft brechen hier ansetzend Säulenzwickel ausjsonst ebenen Kluft­ wänden heraus, auch haben zahlreiche auslaufende Kluftrisse ihren Ursprung an diesen Flächenlinien 1. An der 20 m hohen Wand der 2. Etage wurden 7 zueinander parallele Scherflächen beoboachtet, die mit etwa 20—25° gegen WNW einfallen. Dieselbe Richtung haben auch die im Sommer 1928 auf der 2. Etage angetroffenen Liegendschichten. Der Ab­ stand der beiden untersten Flächen, also in größter Nähe des Kontaktes ist etwa 1/2 m, die Entfernung von der nächsten Fläche etwa 1 m, dann 1,5 m, 2 m, 4 m und der Abstand der beiden letzten etwa 5 m. Auf der 4. Etage wurden 6 Linien gezählt, wieder durch die Farbänderung, Parallelität, leichtes Abbrechen der Pfeiler, Abbiegen durchgehender Klüfte und zahlreiche auslaufende Kluft­ risse erkennbar. Die beiden unteren sind etwa 1—P/gin, die oberen 31/2—4 m voneinander entfernt. Das Streichen beträgt etwa 15—20° bei etwa 25° W-Fallen wie auf der 2. Etage. An der Abbruchwand der 10 m hohen 5. Etage sind 4 parallele durchgehende Scherflächen erkennbar. Die mächtigen Pfeiler von 2—3 m Durchmesser auf der Nordseite der Etage 6 lassen keine Flächenlinien erkennen, erst an der stärker zerklüfteten Mitte der Etage wird eine Scherfläche sichtbar, ebenso auf der Etage 7 durch Kluftflächenwinkel und Farbabstufung. Auch ändert sich nach Aussage des Aufsehers in der Mitte der Etage 6 auf halber Abbruchhöhe das Gestein; es ist unten etwas glasiger und blau­ grau, oben rotbraun; die Einschlüsse sind unten ganz dunkelblau­ grau und oben hellweißgrau. Vielleicht dürfte dieser Farbwechsel auf verschiedenartige und verschieden starke Verwitterung des Gesteines zurückzuführen sein. Am Nordende des Bruches gegen den zur Bruchschmiede herabführenden Bremsberg werden die Kluftverhältnisse unüber­ sichtlich. Dies ist in meinem Gebiet ein deutliches Merkmal da­ für, daß man zum seitlichen Ende oder in die Stirnregion des

1 Siehe auch Besprechung S. 64. Lagerganges kommt. Im Rammeisbacher Bruch treten an dieser Stelle fladie Klüfte in 1/2—1 m Abstand auf, die NS streichen und mit etwa 30° gegen O einfallen. An der Südwand des Bremsberges ist im unteren Teil der anstehende Kuselit in großen Quadern geklüftet, darüber liegt eine Masse, |die sich durch Farbe und Klüftung sehr stark abhebt. Der untere Kuselit ist scharf­ kantig geklüftet und verwittert graubraun. Die Gesteinsmasse darüber verwittert graugrün, ihre Feldspäte sind vollkommen kaolinisiert, die Klüfte sind krumm und liegen in einem fast er­ digen Material. Eine gebogen verlaufende, unebene Harnisch­ kluft mit tiefgefurchtem senkrechten Harnischstreifen ist bis in die Höhe der neuangelegten Etagen 10 und 11 nachweisbar. Sie wechselt im Streichen von 140°—180° und lenkt im Fallen von 70° W bis 70° O um. In der Höhe der 5. Etage überdeckt der Harnisch denselben von den Atmosphärilien gründlich zer­ störten Kuselit mit seiner graugrünen Farbe und bröckeligem, tonigem Aussehen, so daß ich dieses Material anfangs für ein ganz anderes Gestein hielt. An der Harnischfläche setzt das rundbröckelig verwitternde Material haarscharf gegen kantig bre­ chenden, frischen Kuselit ab. Dieselbe Unterlage zersetzten, grau­ grünen, tonigen Kuselites läßt an der Nordseite der Etagen 10 und 11 die Harnischkluft als Fortsetzung des unteren Harnischs erkennen. Klüfte, die wie die beschriebene im Streichen und Fallen drehen, waren in meinen Aufschlüssen nur in Kontakt­ nähe zu finden. Der Kuselitanburch hinter dem kleinen Brechwerk ist wohl ein Ausläufer der Hauptintrusion und mit seinen zahlreichen Klüften ebenfalls von der Kontaktnähe beeinflußt. Im Bus'schen Bruch auf der gegenüberliegenden Talseite bilden die 50° streichenden, vielfach wundervoll ebenen, durch­ gehenden Klüfte mit einem System 120—140° streichender Klüfte massige, 4-seitige Pfeiler. Zwei Faulwände sind von Dezimeter­ dicken Calcitadern durchzogen, enthalten auch Drusen mit schö­ nen Kalkspäten und als Kupfermineralien Kupferglanz, Malachit und Kupferlasur. Vielfach sind die Kalkspatkristalle von Eisen­ glanzhäuten überzogen. Die Fauhvände des Bus’schen Bruches sind die Fortsetzung der Ruscheizonen auf der gegenüberlie­ genden Talseite. Im ganzen Bus’schen Bruch ist das Hangende aufgeschlossen, allerdings ist es großenteils durch die beträchtliche Höhe der Bruchwand unzugänglich. Zahlreiche Gesteinsrisse laufen vom Kontakt in den Kuselit aus und stehen ungefähr senkrecht auf der Kontaktfläche. Sie dürften wohl auf die Kontraktion des schon starren, aber noch heißen Gesteines zurückzuführen sein. Nun muß am Kontakt mit dem anlagernden Schichtgestein, wo die Abkühlung rascher erfolgte, ear Kontraktionsvorgang an­ ders verlaufen als im Innern des Lagerganges. Das könnte sich in der Zahl und Art der Kontraktionsrisse widerspiegeln. Also ergaben sich hier zwei Fragen: 1. Kann man Kontraktionsrisse von tektonischen Klüften unterscheiden? 2. Ändert sich die Zahl der am Kontakt besonders häufigen Kontraktionsrisse mit der Entfernung vom Kontakt? Das Beobachtungsergebnis war folgendes: Tektonische Klüfte lassen sich sehr wohl von den unebenflächigen, auslaufenden Kontraktionsrissen trennen. Wo große, ebenflächige tektonische Klüfte den Kontakt durchschneiden, werden Kontraktionsrisse, die die Kluftfläche durchsetzen, erst nach längerer Zeit durch die Verwitterungseinflüsse oder durch Sprengschüsse sichtbar. Ähn­ liche Beobachtungen machte auch J. Voelcker (1928) am Porphyr des Wachenberges bei Weinheim und des Ölberges bei Schriesheim. Verwitterung und Sprengungen sind also Faktoren, die auf die Zahl und Größe der sichtbaren Kontraktionsrisse großen Einfluß haben. Es war daher nicht möglich, die zweite Frage zu beantworten, ob eine gesetzmäßige Änderung der Zahl und Art der Kontraktionsrisse mit der Entfernung vom Kontakt vorliegt. Am Südende des Bruches, wo sich der Hangendkontakt zur Straßenhöhe herabsenkt, sind die parallel dem Kontakt gestreck­ ten, ausgewitterten Bläschen gut zu beobachten. Sie sind 1/2—1 cm lang, im frischen Anbruch mit Quarzkriställchen oder mit braunen, grünlichen oder gelben Mulm erfüllt. Ihre gestreckte Form ist wohl auf die Bewegung des dünnflüssigen Magmas an den halb­ erstarrten äußeren Randpartien zurückzuführen1. Ein aufgelassener, etwa 20* . breiter, alter Kuselitbruch links der Straße nach Altenglan hat als Hangendes auf der W- und N-Seite konkordante grünlichg ^ue Sandsteine, an der Südecke diskordant abstoßende grünlid aue Tone. An der Südseite ver­

1 Siehe auch Besprechung S. Verhandlungen d. Naturhist.-Med. Verein X. I-. Bd X\ II. - laufen Klüfte in 30—40 cm Abstand voneinander, die dem Kontakt auffallend parallel sind. Die übrigen Gesteinsrisse sind krumm und unübersichtlich, wie es anscheinend der diskordante Kontakt ergeben muß. Die abschließende Nordwand ist stark mit Calcit belegt, trägt auch horizontale Harnischstreifen und ist die Fort­ setzung der Bremsbergfaulwand auf der anderen Talseite. Die übrigen Anschnitte an der Straße haben nichts Bemerkenswertes

D er Betrieb der Gebr. Bell und die übrigen Brüche an der Ostseite des Rammeiskopfes. Die Anlage der BelPschen Brüche (T) als restliche Fort­ setzung der von der Rammeisbacher Steinindustrie geschaffenen Aufschlüsse läßt das klare, übersichtliche Bild vermissen, das uns das Arbeiten in den Rammeisbacher Betrieben so sehr erleich­ terte. Wohl sind die Anbrüche zahlreich und ausgedehnt; aber leider ist ein großer Teil wieder mit unbrauchbarem Gesteins­ material zugeschüttet. Auf der 9. Etage des Rammeisbacher Bruches steht die Kompressorenhütte. Von dort führt ein schmaler Pfad zu Bell hinüber. Man steigt über die aus dem Berghang sich heraus­ wölbenden stehen gelassenen Kuselitbuckel und sieht sogleich die für die Intrusionsstirn charakteristische Lagerung des Er­ starrungsgesteines. Wie im Vorigen beschrieben, wird die Klüftung am Nord­ ende des Rammeisbacher Bruches verwickelt und fremdartig, Flache, mit 30—40° gegen Osten einfallende Klüfte treten auf und ergeben mit der vorhandenen Klüftung Gesteinsquader, Schließlich kommen wir zu steil nach O geneigten Pfeilern von V2—1 m Durchmesser. Untersucht man dann weiterhin die Kuselitbuckel, über die uns der Pfad führt, so wird das O-Fallen der 4—5-seitigen Pfeiler immer flacher, ist schließlich horizontal und geht dann weiter oben in W-Fallen über. Halbkreisförmigen Kontakt zeigt der Schnitt durch die Intrusionsstirn; und die Längserstreckung der Pfeiler gibt die Richtung zum Mittelpunkt des Kreises (Tafel I, Abb. 1). Dieser Typ der Intrusionsstirn wird auch an anderen Beispielen des Gebietes gezeigt werden. Vor der Stirn ist das liegende Sediment stark aufgestaucht, ge­ faltet und von zahlreichen kleinen Verwerfungen durchzogen. Ein hübsches Profil gibt der Einschnitt über dem Tunnel, der die Arbeitsplätze an der Seilförderbahn mit dem nach Rammeis­ bach schauenden BelPschen Hauptbruch verbindet. Im Tunnel selbst ist der Kontakt mit den liegenden, tonigen Sandsteinen konkordant und fällt mit 40—50° gegen W. Aus der Nähe ge­ sehen scheinen in der verwirrenden Fülle der Pfeiler und Säulen alle Klüfte regellos zu sein. Die Messungen zeigten aber, daß ein System von Klüften mit etwa 170° der Stirn parallel streicht, allmählich von unten nach oben von O- zu W-Fallen übergehend. Ein zweites System setzt bei 80° Streichen durchweg senkrecht durch. Auch die beiden anderen sonst am Rammelskopf hervor­ tretenden Systeme mit 120° und 60°-Str. lassen sich in der Stirn gut nachweisen. Allgemein zeigen dieses und andere Bei­ spiele für meine Erstarrungsgesteine, daß tektonische Klüfte sich von vorhandenen Kontraktionsklüften oder Kontraktionsspannun- gen gerne leiten lassen, wenn die Diskordanz nicht zu groß ist. Sonst setzen die tektonischen Klüfte unbekümmert um diese Leitrichtungen durch, wie im eben beschriebenen Falle die O—W- Klüfte. Mehr als das Streichen vermag dabei anscheinend das Fallen der Klüfte beeinflußt zu werden (allerdings ist hier das Streichen der 170°-Klüfte parallel zum Verlauf der Stirn!). Der durchschrittene Tunnel öffnet den Blick in den Bell- schen Hauptbetrieb mit seinen 5 Abbau-Etagen. Ein kleiner Bremsberg führt links auf eine 10 m tiefere Etage, geradeaus 20 m tiefer auf die Hauptsohle, von der man auf den im Sommer 1928 noch 10 m tiefer angelegten letzten Anbruch gelangt. An der Gstwand führt 10 m über dem Ausgang des Tunnels eine Gleisanlage an der Kompressorenanlage des BelPschen Betriebes vorbei zu den weiteren Brüchen. Die unteren Abbauräume des Hauptbruches zeigen die ty­ pische Zerklüftung der Rammeisbacher Bruchwände in schöner Ausbildung. Auf der 3. und 4. Etage wird der Einfallwinkel gegen Osten größer. In der Kontaktnähe fand ich wieder Bläschen, deren Längserstreckung einen Fallwinkel von 15—20° gegen W -W NW hat. Gesteinsstücke mit gut gerichteten Bläschen liegen herum. Die Kontaktnähe veranlaßt anscheinend auch das schwache Abdrehen der tektonischen Klüfte, insbeson­ dere der N—S-Klüfte gegen O und S. Auch der Fallwinkel ändert sich selbstverständlich. Leider ließen sich nur wemge Messungen zur Klärung der Frage des Umbiegens der Klüfte auf der 3. und 4. Etage durchführen. Umbiegende Klüfte sind selten und die Kluftwände schwer zugänglich. Als charakteristisches Beispiel für Umbiegung sei eine Kluft genannt, die auf 8 m Höhenunterschied von 155°-Str. 70° O—F zu 165°-Str. 70° 0 — F umbiegt. Der durch die Stirn durchgebrochene Zugang zur Höhe der 5. Etage gibt besonders schönen Einblick in die Radialstellung der Kuselitpfeiler der Stirnregion und die durch­ setzenden tektonischen Richtungen. Scherflächen sind mit Ausnahme einer durch die NW-Wand horizontal hindurchführenden Linie nicht auffindbar. Doch wur­ den mehrfach Klüfte gemessen, die 20—40° streichen und mit 20—30° W fallen. Es ist also eine latente Klüftbarkeit parallel dem Kontakt vorhanden, was auch daraus hervorgeht, daß die Pfeiler an diesen Flächen abbrechen. Auch in der Stirnregion brechen die Säulen stets senkrecht zu ihrer Längserstreckung und damit etwa parallel dem Kontakt. Gegen Süden schließt den Bruch eine mächtige Faulwand ab mit völlig unbrauchbarem zerruscheltem Gestein, das von zahlreichen Calcitadern durchzogen ist. Diese Faulwand liegt in der Fortsetzung der Ruscheizone, auf der im Betrieb der Ram- melsbacher Steinindustrie der mittlere Bremsberg angelegt ist. Sie streicht in derselben Richtung, also 110—120° und ist von einem Tunnel durchbrochen, der die Verbindung mit den dahinter liegenden Brüchen herstellt. Noch zwei gleichgerichtete Faul­ wände queren diese Aufschlüsse. Die tektonischen Klüfte wurden überall durchgemessen und mit den Klüften der anderen Aufschlüsse am Osthang des Ram- melskopfes im Diagramm 3 ausgewertet. Die Ausbildung der Klüfte wechselte von ebenem, geradem Durchgehen bis zu großen unebenen Rissen mit muschligen Flächen. Noch etwa 20 m höher am Rammelskopf und etwa 100 m südlich vom Hauptbetrieb liegt der sogenannte Bruch Kneisel. Er gehört mit einem noch 100 m weiter S-lichen Aufschluß zum Betrieb der Gebr. Bell. Auf derselben Höhe folgen dann noch die Brüche von Weichelt und Oberst (T). In allen zuletzt aufgezählten Brüchen ist die Klüftung der 20—30 m hohen Abbauwände durchweg krumm, abbiegend und auslaufend, die Kluftflächen sind rauh, uneben und großmuschlig. Das Liegende ist in der SO-lichen Ausfahrt des Bruches Kneisel aufgeschlossen. Dort lagert der Kuselit, Kontraktionspfeiler bil­ dend auf feinen, muskowitreichen, tonigen Sandsteinen mit etwa 1— 2 cm dicken Schichten. Gewaltige Risse durchsetzen die hohen, unebenen Wände des Bruches, der sich in zwei Abtei­ lungen N—S und O—W erstreckt. Im NW-lichen Teil zeigt eine senkrechte, 130° streichende, 2 m breite Faulwand eine völlig zersetzte Ruscheizone an. Eine zweite Ruschei auf der Ostseite streicht 115°. Sie ist in einer Breite von 20 cm von Calcitadern durchzogen. Überall ist das Gestein erdig und angewittert, so daß sich am Brucheingang Kuselitkugeln herauslösen. Am Eingang zum nächsten Bruch ist der Kontakt diskor­ dant. Die bogenförmige Umbiegung des parallel zur Kontakt- fläche geklüfteten Kuselites ist der untere, umbiegende Teil der Intrusionsstirn. Liegend sind wieder die dünnschichtigeil, grün­ lichgrauen tonigen Sandsteine. Etwa lm breit setzt mit 80° S-Fallen durch die ganze Bruchwand eine vollkommen zersetzte Ruschei durch, die erwartungsgemäß 115° streicht. Auch der Bruch Weichelt enthält eine 1 m breite Ruschei, die völlig von zerriebenem Material und Calcit ausgefüllt ist und mit 115°-Str. und 85 °-N-Fallen durchsetzt. Der den Osthang des Rammcls- kopfes abschließende Bruch von Oberst zeigt an der W- und NW-Wand großplattige und flachmuschlige Absonderung, da­ gegen zu beiden Seiten des Einganges zahlreiche l/2—1 m dicke 4—5-seitige Kuselitpfeiler- und Säulen, deren Achsen durchweg mit etwa 20° OSO einfallen. Die Flächen sämtlicher erreichbarer Kuselitsäulen wurden gemessen und im Diagramm 14 zusammen­ gestellt. So ergab sich eine ziemlich gleichmäßige Verteilung der Flächenpole um das ganze Feld, wobei allerdings die Frage bleibt, ob 181 Klüfte zur Darstellung eines klaren Bildes genügen. Bejaht man diese Frage, dann dürfte diese Säulenabsonderung ein typisches Beispiel für Kontraktionsklüftung zeigen. Das graphische Kluftbild der gesamten Aufschlüsse am Ost­ hang des Rammeiskopfes, Diagramm 3, hat 4 Maxima. Am stärksten mit über 150°/00 sind die 60—70° streichenden und 70—80° SO-fallenden Klüfte besetzt. Ein zweites Maximum mit 100 °/o0 Besetzung liegt bei 120—130°-Str., 85—90° NO—F, ein drittes mit ebenfalls 100°/00 bei 80—85°-Str., 85—90° S—F und das schwächste Maximum mit 60°/00 Besetzung streicht 160—170° und fällt 65—70° O. Also auch hier sind die bisher gefundenen 4 Hauptkluftrichtungen vorhanden. Von den Harnischen streichen 19 60—90° und fallen 5° O bis 5° W, davon 13 nach W. Ein steiles Streifensystem streicht 5 ° und fällt mit 85 ° N. D ie Brüche Bell, Schreck und Gern er. Südlich der Verwerfung, die den Rammelskopf vom übrigen Remigiusberg abhebt, liegt ein Bruchkomplex, der den Gebr. Bell in Kusel gehört, den Besitzern der schon beschriebenen Belßschen Brüche am Rammelskopf. Unmittelbar an die Bell- schen Brüche (5) schließen sich in derselben Abbauhöhe der Bruch Schreck (IT) und weiterhin der Bruch Gerner (7) an. Dann sind etwa 500 m des Berghanges mit Wald bedeckt und ohne Auf­ schlüsse, bis die Brüche von Göttel & Sick und der Betrieb der Pfalz-Saarbrücker Hartsteinindustrie wieder guten Einblick in den Bau der Remigiusberg-Intrusion gewähren. In den 3 Brüchen Bell, Schreck und Gerner ist das Hangende überall vorhanden und wird vor Inangriffnahme des Erstarrungs­ gesteines als lästiger Schutt abgeräumt und auf die Halden am Westhang des Remigiusberges geschüttet. Auf der Abraumetage der Bell’schen Brüche liegt das Hangende konkordant oder auch etwas akkordant. Die Kuselitpfeiler stehen senkrecht zum Kon­ takt und haben unebene, muschlige Kluftflächen. Gesteinsspalten, die vom Erstarrungsgestein gerade durch den Kontakt ins Han­ gendsediment übergehen, sind selten, zum mindesten biegen sie ab1. Meist scheinen die Klüfte des Erstarrungsgesteines am Kontakt aufzuhören. Überlegt man, daß der Elastizitätskoeffi­ zient von Kuselit und Sediment, überhaupt die physikalische Be­ schaffenheit der beiden Gesteinsarten sehr verschieden ist, so ist es durchaus möglich, daß sich die tektonische Bewegung als mechanische Beanspruchung hier und dort verschieden äußert. Doch treten in den hangenden und liegenden Sedimenten die für das eingeschlossene Erstarrungsgestein charakteristischen Kluftrichtungen, wenn auch in größeren Abständen und deswegen geringerer Zahl wieder auf. Im Bruch Schreck ist das sonst konkordante Hangende an einer Faulwand gegen den Nachbarbruch Gerner bucklig heraus­ gewölbt. Dort geht eine Harnischkluft durch den Kontakt ins Hangende durch mit 120°-Str. und 75° S—F; die Harnisch­ streifen fallen mit 55° ausnahmsweise steil nach S. Eine 1/2 m breite Ruscheizone streicht an dieser Stelle im Kuselit und Han­ genden etwa 110°. Zwei weitere Ruscheiflächen des Hangen­ den haben die Richtungen 120°-Str., 55° SW—F und 115°-Str.,

1 Siehe Besprechung S. 64. 50—75 0 NO—F, ihre Streifensysteme fallen 35 0 O und 20—40 0 SO. Ein vierter Harnisch, dessen Streifen mit 5° SW einfallen, streicht 45° und fällt 60° SO. Hangend sind graugrüne tonige Sandsteine und Tonschiefer, die mit etwa 20° WNW einfallen. Beim Betreten der Abraumetage bei Bell kommt man an zwei Faulwänden vorbei. Der zwischen ihnen stehende gute Kuselit wurde herausgeholt, das Faulgestein ist stehen geblieben und streicht bei 10—15 m Breite beidemale etwa 120°. In einer Breite von 2 m ist die erste Faulwand völlig zersetzt und zer- ruschelt. Häufig findet man in der Nähe des Kontaktes ihm parallel gelagerte Bläschen, deren Längserstreckung mit 10—20° NW fällt. Diese Bläschen sind auch am Liegendkontakt häufig zu sehen, der auf der Bruchsohle des BelPschen Betriebes etwa in der Richtung 15—20° WNW einfällt. Der Pfad von der Abraumetage zur Bruchsohle führt über einen Fußsteg, unter dem am Kontakt mit dem säuligen Kuselit violette, grobkörnige, dickbankige Sandsteine von mehreren Me­ tern Mächtigkeit und schlechter Klüftung anstehen. Der Kuselit richtet sich dort schwachdiskordant gegen die Glanseite immer steiler auf. Dieselbe Erscheinung hatten wir im S-lichsten Bruch von Bell am Rammelskopf und sie als dem Ansatz und die Um­ biegung zur Stirnregion erklärt. Zum Liegend-Kontakt stehen die Achsen der Kuselitpfeiler senkrecht, ihre Klüftung ist un­ übersichtlich. Die auf der Abraumetage beschriebenen zwei mäch­ tigen Ruscheizonen haben dasselbe Streichen auch auf der Bruch­ sohle und zeigen eine Häufung von Harnischklüften. Am Süd­ ende des BelPschen Bruches streicht eine 1,5 m breite Ruschei 125°. Sekundär-tektonische Klüfte sind nicht in der der Größe der Aufschlüsse entsprechenden Zahl zu messen, da die Abbau­ wände mit 20—40 m außerordentlich hoch und schwer zugäng­ lich sind. Noch unzugänglicher waren die Bruchwände bei Schreck durch die stark geneigten zusammenrutschenden Schutt­ halden. Viele Klüfte mußten aus 10—15 m Entfernung geschätzt werden, um überhaupt Resultate zu erhalten. Die besonders mächtige Schuttbildung bei Schreck kommt von 4 breiten Faul­ wänden, die in 10—12 m Abstand regelmäßig in 120° durch die 40 m hohe Abbauwand streichen. Fast ganz verschont von Ru­ schein minderwertigen Gesteins ist dagegen der Bruch Gerner. Zwischen einer 120° streichenden Faulwand auf der Grenze der Brüche Schreck und Gerner und einer zweiten, 130° streichenden, die die beiden Teilbrüche bei Gerner trennt, steht auf 80 m Länge sehr massives, gutes Gestein an, das in der Nähe der zweiten Faulwand fast ungeklüftet erscheint. Die tektonischen Klüfte bei Bell, Schreck und Gerner wurden in Diagramm 4 graphisch dargestellt. Zwei Maxima mit über 150 %o Besetzung liegen bei 80—85°-Str., 80° S—F und 115— 125°-Str., 90° F. Ein drittes Maximum wurde bei 20°-Str., 70° S—F mit 60 % 0, ein viertes mit 40°/00 Besetzung bei 40—50°-Str., 70—80° SO—F festgestellt. Die geringste 5. Häu­ fung mit 20 % 0 Besetzung gehört zu Klüften von 165-170°- Str., 70—90 0 O—F. Diese Richtung war am Rammelskopf be­ deutend häufiger vertreten. Besonders bemerkenswert erscheint, daß eine Teilung der variscischen Richtung eintritt in Klüfte mit 20 °-Str. und solche mit 40—50 °-Str. Die 20 0 streichenden Klüfte könnten vielleicht auch eine rheinische Klüftung andeuten. Von den Harnischstreifen verteilen sich 10 auf die Rich­ tungen 55—85°-Str., 7 davon fallen 10° W, 3 fallen 10° O. Fünf Streifen-Systeme streichen 20—30° und fallen 5°, 10°, 25° NO und zwei mit 40° NO. Vier Systeme liegen in 120°-Str., 5° NW—F und ein steiler O—W-streichender Harnischstreifen fällt 700 W. Das steilere unregelmäßige Fallen der Streifensysteme mag vielleicht auf störende Bewegungen am Rande der Ram- melskopfverwerfung zurückzuführen sein.

D e r Bruch Göttel & Sick und die Pfalz-Saarbrücker Hartstein-Werke. Wie im Vorigen bemerkt, liegt der Bruch Göttel & Sick (5) etwa einen halben Kilometer vom Bruch Gerner entfernt. An diesem Stück zwischen Gerner und Göttel & Sick erreicht die Remigiusbergintrusivmasse ihre größte Mächtigkeit und strati­ graphische. Tiefe. Bei Bruch Bell undiden Pfalz-Saarbrücker Wer­ ken (9), also, südlich und nördlich dieses Bergstückes liegt die wahre Mächtigkeit zwischen 40 und 60 m, ebenso an der O- und W-Seite des Rammeiskopfes. Bei Göttel & Sick ist die Bruch­ wand selbst etwa 60 m hoch und auf der Sohle noch kein Kon­ takt angetroffen. Nach Schürfungen bei Gerner muß in diesem Abschnitt der Kuselit gegen 100 m mächtig sein und reicht 20—30 m tiefer, als in den zu beiden Seiten sich anschließenden Aufschlüssen. Außerdem steigt die Intrusivmasse nach S und N allmählich schichtaufwärts vom oberen Oberkarbon in die un­ terste Abteilung des Unterrotliegenden. Die Bruchwände von GötteLfr Sick sind durch viele Ruschein gestört und ähnlich wie der Bruch Schreck durch mächtige Schutt­ halden und durch die Höhe der Bruchwände schwer zugänglich. Messungen sind daher schwierig und nur von der Abraumetage her einwandfrei durchzuführen. Riesige Klüfte durchsetzen die ganze Wand und auffälligerweise fallen die 110° streichenden Klüfte hier durchweg steil nach N, während sie in den N-lich benachbarten Brüchen senkrecht standen und in den S-lich an­ schließenden häufig steil nach S fallen. Etwa 15 m hoch steigt man zum N-lichstcn Bruch der. Pfalz- Saarbrücker Werke hinauf. Eine Faulwand schließt gegen den Betrieb Göttel & Sick ab und eine zweite Ruschei in 15 m Ab­ stand streicht wie die erste mit 110° in den Berg, mit 80° steil gegen N einfallend. Eine weitere breite Faulwand mit zwei 10 m voneinander entfernten Ruschelbändern läuft in der Richtung 120°. Am S-lichsten Ende des Anbruches, wo nach Aussage des Aufsehers das Liegende angetroffen wurde, grenzt eine Ru- schel in der Richtung der vorhergehenden gegen eine 10 m höher gelegte Abbaustufe. Dort findet man auch wenige mit 10—30° W-Fallen parallel gestreckte Bläschen. Der Kuselit ist hier und bei 'Göttel & Sick in mächtigen vier­ seitigen Pfeilern abgesondert, deren Achsen mit 60—70° O ein­ fallen. Die Pfeilerklüfte wurden gemessen und in das Diagramm 5 eingetragen. Sie sind wohl sekundär-tektonischer Entstehung. Zwischen dem N-lichen Teilbetrieb der Pfalz-Saarbrücker Werke und dem S-lichen Hauptbruch sind etwa 200 m durch eine senk­ rechte, 40—50 m hohe Wand aufgeschlossen. Dieser Abschnitt liegt aber still. Auf der Sohle kommt das Liegende mit 165°- Str., 25° W—F zutage. In den muskowitreichen, grünlichgrauen, grobkörnigen Sandsteinen war noch vor zwei Jahren ein kleiner, auflässiger Bausandsteinbruch zu sehen, der aber jetzt zuge­ schüttet ist und den Lokomitivschuppen der Betriebsbahn ent­ hält. Vom konkordant einschießenden Liegenden wurde der Ku­ selit abgehoben. Senkrecht auf dem Kontakt stehende Pfeiler, der übrig gebliebene Rest einer 120° streichenden, großenteils abgetragenen Faulwand, haben Kontaktparallel gerichtete Bläs­ chen, deren Achse mit etwa 20° W fällt. Die Klüfte der großen Abbruchwand, an der jetzt nicht ge­ arbeitet wird, scheinen bei oberflächlicher Betrachtung sehr un­ regelmäßig und krumm; genauer gesehen biegen sie, alle zwi­ schen 110—130° streichend, in etwa 10 m Höhe über der Sohle von N-lichem zu S-lichem Einfallen um. Dabei dreht auch das Streichen der Klüfte etwas gegen O und S. Die Linie des Ab- knickens ist an der ganzen Abbruchwand zu verfolgen. Gegen den Hangendkontakt sind zwei weitere horizontale und zur ersten parallele Linien mit Abknickstellen vorhanden. Sie scheinen mit den am Rammelskopf beobachteten Scherflächen identisch zu sein. Da die Kluftrisse zum Teil über die Knickstellen hinaus­ laufen, so entsteht gerade im höheren Teil rautenförmige Klüf­ tung. In der Wand des S-lich anschließenden Hauptbruches liegen drei große Sedimentschollen, je etwa 80—100 m voneinander entfernt. Einige dieser Schollen stammen sicher aus dem Hangen­ den, von anderen läßt sich die Herkunft nicht ohne weiteres angeben. Die mittlere unten an der Sohle könnte auch ein Buckel im Liegenden sein, was ich aber für unwahrscheinlich halte. An ihrer Beseitigung wird lebhaft gearbeitet, und so wird das Ergebnis nicht auf sich warten lassen. Die Scholle ist stark gefaltet, etwa 40 m lang und 10—15 m breit, ein toniger, meta- morphosierter, grüngrauer Sandstein. Ein weiterer Block in den Maßen 10 : 3m liegt W-lich darüber gegen den Hangendkon­ takt. Auf der zweiten Abbaustufe ist eine dritte große Scholle von 10—12 m Durchmesser neu angeschnitten. Auch an der Südwand des N-lichen Betriebes war eine eingesunkene Scholle etwa 5—6 m hoch aufgeschlossen. Ganz allgemein laufen vom Kontakt mit den Schollen in den Kuselit hinein zahlreiche radiale Klüfte und stehen etwa senkrecht zur Grenzfläche. Die Schollen selbst sind aber von den regulären tektonischen Klüften unbe­ hindert durchschnitten. Eine Reihe solcher durch die Schollen durchsetzender Klüfte wurde gemessen. Die vom intrudierten Kuselit eingeschlossenen Sedimentbruchstücke erwecken den Ein­ druck, daß das Magma gerade an diesen Stellen gewaltsam emporgedrungen ist, einerseits die Hangendsedimente aufstau­ chend, andererseits Sedimentstücke losreißend und fortschwem­ mend und zwar Schollen beträchtlichen Ausmaßes. Noch deut­ licher und stärker wird dieser Eindruck aktiver Kraft des Magmas, wenn wir die verwickelten Verhältnisse des Hangenden über den Brüchen der Pfalz-Saarbrücker Steinwerke und Göttel & Sick untersuchen. Gehen wir auf den Bremsberg am Südende des Pfalz-Saar­ brücker Bruches zur Hangendetage, so sehen wir gleich beim Betreten der Etage, daß der Kontakt nicht mehr so regelmäßig konkordant ist, wie bisher am Remigiusberg. Wir haben an dieser Stelle das typische Bild einer in das Hangende aufge­ wölbten Intrusionsstirn. An der Ostseite des Buckels biegen die Kuselitklüfte radialstrahlig zu dem ehemaligen, jetzt erodierten Kontakt um, im Fallen von 70° W zu 70° O über die saigere Stellung wendend. Entsprechend ändert sich das Fallen der Bläschenachsen von 0° zu 10° O. An der W-Seite der Auf­ wölbung, um die ein schmaler Weg mit den Gleisen der Betriebs­ bahn herumführt, sind keine Bläschen zu sehen. Vielleicht ist der Kuselit dort noch nicht genügend angewittert. Sicheres könnte mikroskopische Untersuchung von Dünnschliffen ergeben. Die hangenden Schichten sind in ihrer Lagerung gestört. Eine im S-lichen Bruch mit 100—110° durchsetzende und bruchstückweise stehen gebliebene Faulwand geht mit 115 °-Str. als Ruscheizone auch durch die Hangendschichten. Gleich neben dieser Ruschei ist das Hangende durch aufgedrungenen Kuselit schwach gefaltet. Sprünge im Kuselitgestein stehen dort senk­ recht zum Kontakt, und sind als Kontraktionsrisse zu deuten. Außer der Ruschei setzen auch andere Klüfte vom Kuselit durch den Kontakt ins Hangende fort, z. B. 80°-Str., 85° S F und 125 °-Str., 85° N—F, letztere Kluft mit 10° W-fallenden Har­ nischstreifen. Diese sind sicher sekundär-tektonisch. Hinter diesem Kuselitbuckel senkt sich der Kontakt unter die Normalhöhe der Etage. Unmittelbar daneben steigt der Ku­ selit aber wieder in die Höhe, wobei das Hangende im Bruch überhaupt fehlt. Es ist dies die Stelle über den beiden großen Einschlüssen des S-lichen Bruches. Eine Scholle Tonschiefer ist aus dem Hangenden nur wenig abgesunken, ist also hier von oben und wird ganz von Kuselit umhüllt. Dann sind an einem gegen N schauenden Anschnitt hangende Tonschiefer durch das Magma aufgestaucht und umgebogen (Fig.2). Die Kuselitklufte sind strahlig und verlaufen senkrecht zum Kontakt. Der Kuselit steigt weiterhin etwas höher und umschließt eine stark gefaltete und in sich verworfene Sedimentscholle. Diese steht aber in keiner Beziehung zu einer etwa 20 m davon entfernten Scholle, die in einem auf der Abraumetage von W her geöffneten Kuselitbruch bloßgelegt ist. Die Nordwand dieses kleinen Bruches ist reich an Bläschen, deren Achse mit 25—30 0 W fällt. An der Nordseite des aufsteigenden Kuselitbuckels setzt mit 120°-Str. eine mächtige senkrechte Faulwand durch. Parallel dieser Ruschei ist eine dicht mit Calcit und Eisenoxyd über-

Oberste Abraumetage der Pfalz=Saarbriicker Hartsteinindustrie am Remigiusberg.

Fig. 2. Hangende Tonschiefer sind durch das aufdringende Magma auf­ gestaucht und umgebogen (Gangstirn?) (s. Text 'S. 27).

krustete Kluftfläche freigelegt und legt den Querschnitt durch eine im Magma schwimmende stark gefaltete Sedimentscholle frei (Fig. 3). Ein nach W gerichteter Einschnitt zeigt wieder auf seinen beiden Seiten 10—25° W fallende Bläschen. Das Diagramm 4 der tektonischen Klüfte im Bruch Göttel & Sick und in den Pfalz-Saarbrücker Brüchen hat als Hauptlage mit 150.%0 Besetzung 115°-Str., 90°-F. bis 135°-Str., 80« NO— F. Am zweitbesten mit 100 % 0 Besetzung ist die Richtung 80°-Str., 80—90° S—F. ausgebildet. Ihr schließen sich als drit­ tes Maximum die mit 170—180°-Str., 65—70° O—F. gerich­ teten Klüfte an (60 % 0). Schließlich tritt die variscische Rich­ tung wieder in zwei räumlich getrennten Lagen 30—40°-Str., 70° SO—F. und 60—70°-Str., 70° SO—F. auf, beide mit einer Häufigkeit von 40 %o. 18 Harnischstreifensysteme haben als tektonische Richtun­ gen 110—140°-Str. und wechselndes Fallen 5°, 10°, 20°, 35° NW, 0°, 5°, 10° SO, die überwiegende Mehrzahl (16) um die Horizontale mit 10« NW bis 10 o SO Fallen schwankend. Vier 60—80 0 streichende Streifensysteme sind ebenfalls etwa hori­ zontal, 3 mit 9 0 -1 0 0 » str., fallen mit 5—10« schwach gegen N ein. Je ein weiteres steiles Streifensystem liegt in den Streich­ richtungen 120 0, HO» und 35 0 und fäilt 65o s o , 6 0 « SO und 80 0 NO.

Hangendkontakt am Remigiusberg.

Fig. 3. Eine von Kuselit umhüllte Scholle in der Nähe des Hangendkon­ taktes ist stark gefaltet (s. Text S. 28).

D ie Brüche gegen die Remigiusruine und der Haschbacher Betrieb von Göttel & Sick. Im Wald gegen die Klosterruine liegen mehrere kleine An­ brüche, in denen aber nicht mehr gearbeitet wird. Auch die Aufschlüsse unter den Klostermauern zwischen Ruine und Kirche (10) sind auflässig oder doch nur in der günstigen Jahreszeit von je einem oder zwei Mann bearbeitet. Das Liegende, grauer Sand­ stein, ist am Eingang des Bruches Jakob Börtzler III gut auf­ geschlossen und streicht beachtenswerter Weise 70—80 ü bei 25— 30° NW—F. Am Hang unter der Kirche hat das Liegende aber schon wieder zu 30—40°-Str. bei 20° NW—F. umgelenkt. In beiden Fällen können in Kontaktnähe parallel gerichtete, 15—20° NW-fallende Bläschen gut beobachtet werden. Dieselbe Erschei- nung ist am Eingang zum Bruch unterhalb der Ruine und im Aufschluß zwischen Ruine und Kirche zuisehen, wo das Liegende nicht angeschnitten ist, aber sehr nahe liegen muß. Nördlich der Ruine ist eine O—W-streichende Verwerfung als „vermutet“ in die geologische Karte eingetragen. Eine Stö­ rung läßt sich auch aus den zahlreichen Rutschflächen mit ver­ schieden gerichteten Harnischstreifen vermuten. In den Brüchen NO-lich der Ruine streicht eine Faulwand mit 4 je 2—4 m breiten Ruschein 105—110° eine andere, etwas abweichend 90°. Unter der Ruine setzt eine Faulwand mit 125°-Str. durch. Zwischen Ruine und Kirche eine weitere mit 120° und eine dritte mit 110 °-Str. In dem Aufschluß zwischen Ruine und Kirche bewirken zwei durchgehende Kluftsysteme von 0°-Str., 80° O—F. und 80°-Str., 90°-F. eine Absonderung in mächtigen 4-seitigen Pfei­ lern. Die tektonischen Klüfte sämtlicher Aufschlüsse wurden ge­ messen und mit denen der Haschbacher Brüche in Diagramm 6 graphisch dargestellt. Vier Kluftrichtungen treten besonders her­ vor, alle in fast gleich starker Besetzung, 115—125 °-Str., 80— 90 0 SW—F. und 170°-Str., 80 ° O—F. mit 150% 0, 30<>-Str., 70 0 SO—F. und 80 °-Str., 80° S—F. mit 100 % 0. Besonders deutlich ist hier das starke Zurücktreten der 50— 60° streichenden Klüfte variscischer Richtung, die im N-lichen Remigiusberg, besonders am Rammelskopf eine Hauptkluftrich­ tung bilden. An ihre Stelle treten gegen das Südende des Remi­ giusberges die etwa 30° streichenden Klüfte, die im N-lichen Teil in ihrer verschwindenden Zahl das Kluftbild kaum beein­ flussen. Von den gemessenen Harnischklüften stammen nur 4 aus den ausgedehnten Haschbacher Brüchen, die restlichen 34 wurden in den kleinen und schlechten Aufschlüssen um Ruine und Kirche beobachtet. Man kann dort also wohl von einer Häufung der Rutschstreifen in der Nähe der vom Potzberg kommenden, N-lich der Ruine durchgehenden Verwerfung sprechen. 16 Systeme von Harnischstreifen haben die Richtung 110—135 °-Str., 35° NW bis 5° SO—F., 8 Streifen liegen im Streichen 75—95° und ver­ teilen sich auf 15° O bis 20° W—F. 5 Systeme streichen N—S und ihre Streifen fallen 20—35° N, 4 Streifensysteme haben 40—50°-Str., 0—20° SW—F. und je eines 20°-Str., 20° SW—F., 75 0-Str., 20 0 SW—F., 130°-Str., 60 o SO—F., 170°-Str., 80 & S—F. Die meisten Harnischstreifen haben also das Streichen der Faulwände, die andern O—W, N—S und SW—-NO-Streichen bei horizontalen oder schwach geneigten Streifen. Die Haschbacher Brüche (1J_), deren Klüfte und Harnische im Vorangehenden bereits mitgerechnet sind, stellen weit aus­ gedehnte und bessere Aufschlüsse dar, als die übrigen Brüche am Südende des Remigiusberges. Eine Drahtseilbahn verbindet die Arbeitsplätze der Bruchanlage mit der Station Theisberg­ stegen. Die Feldbahn schafft das verwertbare Gestein zur Seil­ bahn, den Schutt auf die Halden. Von der Remigiuskirche aus schießt der Kuselitlagergang mit 10—20° Neigung über das Haschbachtal gegen W ein, und ähnlich wie im Kuselbachtal zwischen Rammelsbach und Altenglan werden hier zu beiden Seiten die natürlichen Aufschlüsse durch künstliche erweitert. Über dem auf der linken Seite betriebenen Bruch liegt ein alter Aufschluß, der seit längerer Zeit infolge drohender Bodenbewe­ gungen stillgelegt ist. Zwei senkrechte Ruscheizonen lassen durch stehen gebliebene Faulwände leicht ihre Streichrichtung von etwa 105—115° bestimmen. Rechts der Straße ist der Kuselit in dem im Betrieb befind­ lichen Bruch großplattig abgesondert; die Absonderung erfolgt nach 170—180°-Str., 80° O—F. Zahlreiche nicht durchgehende Klüfte streichen etwa 120°. Das Hangende liegt in der ganzen Brucherstreckung konkordant auf. Am Kontakt treten bisweilen anstelle der großplattigen Absonderung senkrecht zu den Han­ gendschichten gestellte Kuselitpfeiler und -säulen. Zahlreiche Ge­ steinsrisse laufen vom Kontakt in den Kuselit aus, wo aber große Flächen tektonischer Klüfte den Kontakt schneiden, sind über­ haupt keine Kontraktionsrisse am Kontakt zu sehen1, oder es sind Säulenzwickel herausgefallen (vgl. J. Voelcker 1928), so daß die darunter liegende säulige Klüftung sichtbar wird. Gut hervortretende Horizontalklüftung parallel dem Kontakt (Scherflächen!) vergrößert ihren Abstand mit der Entfernung vom Kontakt. Auf der Höhe rechts des Tälchens nach Theisberg­ stegen liegt noch ein kleiner Kuselitaufschluß M2), anscheinend in einem Ausläufer der Remegiusbergintrusion angelegt. Der Kuselit ist dort etwa 8—10 m mächtig zwischen liegende grau­ grüne Tone und hangende dünnschichtige violette Tone intru-

1 Siehe dieselbe Beobachtung im Bus’schen Bruch S. 17. diert und in Pfeilern und Säulen abgesondert, deren Achsen senk­ recht stehen. Außer zwei Harnischen wurde eine senkrechte Faulwand gemessen, die in der üblichen Richtung 120° den Bruch schneidet. 4. Das Hirschfeld. Sucht man von Altenglan aus die Steinbrüche am Hirsch­ feld auf, so kommt man auf dem Weg rechts der Bahnstrecke nach zum Kalkwerk Altpeter. Dort steigen wir rechts vom Eingang zur Kalkgrube am Berghang in die Höhe und er­ blicken etwa 25 m vom Stolleneingang entfernt und etwa 10 m darüber einen alten, stilliegenden Anbruch (13), der durch eine stehengebliebene 1—2 m breite Zwischenwand in zwei1 hinter- und übereinander liegende Brüche geteilt ist. Ein Tunnel, der die beiden kleinen Brüche verbunden hatte, ist jetzt vollkommen ver­ schüttet. Die Untersuchung ergibt das Bild eines wenig mächtigen flach-linsenförmigen Kuselitlagerganges. Am Eingang ist das Lie­ gende aufgeschlossen, dunkles Tonschiefergestein in der Schicht­ lage 60°-Str., 15—20° NW—F. Das Hangende, blaue Ton­ schiefer und graubraune Sandsteine, lagert in der ganzen Er­ streckung des Aufschlusses konkordant oder schwach diskor­ dant auf. Der hellgraue, ziemlich grobkörnige Kuselit ist etwa 2—4 m mächtig und keilt gegen die Ostseite des oberen Bruches aus. Am Westende des unteren Bruches liegt, nach der ver­ worrenen Klüftung zu schließen, die Zufuhrspalte, die auch im Zugangsstollen zur Kalkgrube Altpeter etwa 20 m vom Stollen­ eingang entfernt als 1,5 m breiter, etwa 140° streichender, ver­ tikaler Kuselitgang angeschnitten ist. Es liegt also hier der seltene Fall vor, daß ein, wenn auch kleiner Lagergang mit seiner diskordanten Zufuhrspalte aufgeschlossen ist. Die gegen den oberen Bruch stehengebliebene Wand dürfte eine kleine Ver­ werfung sein, auf die auch Harnischstreifen Hinweisen. Der Kuse- lit steigt dort plötzlich um etwa 1,5 m an, wobei die Ostseite also um diesen Betrag gehoben ist. Über und unter jener Stelle liegen die sandigen Tonschiefer des Hangenden konkordant. Klüfte, Calcitadern und Harnische wurden gemessen und mit den anderen des Hirschfeldes im Diagramm 7 eingetragen. Eine stark gefurchte Harnischkluft mit vertikalem Streifen an der Ost­ seite des oberen Bruches ist dadurch bemerkenswert, daß sie ins Hangende durchgeht. Dort biegt das Fallen plötzlich von 80° W zu 55° W um; dieses Abdrehen des Einfallens macht sich rechts davon für den Beschauer auch im Erstarrungsgestein schon bemerkbar. Etwa in der Höhe der topographischen Linie 280 m liegt im Wald ein weiterer Anbruch (M), der lange Zeit auflässig war und seit Mitte August 1928 wieder in Betrieb genommen wurde. Besonders auffällig ist die strahlige Klüftung, die in derselben Schönheit auch noch in einem später zu besprechenden Aufschluß am Schleitchen bei Efdesbach auftritt. Auch am Rammelskopf (Bell) trafen wir strahlige Kluftstellung als Charakteristikum für die Stirn der Intrusion. So dürfte auch hier die Stirn einer von der Hauptintrusion des Hirschfeldes seitlich eingedrungenen Apo- physe gegeben sein. Der zentrale massivere Stirnteil, von dem die Gesteinsspalten ausstrahlen, ist großplattig nach der für das Hirschfeld wichtigen tektonischen Richtung 85—90°-Str., 80f; S—F. zerklüftet. Von diesem interessanten Aufschluß führt ein Waldweg und ein Pfad hinauf zur ersten Abbaustufe des Betriebes der Eisen­ felder Werke am Hirschfeld (15). In drei, je 15 m hohen Etagen ist dort die mächtige Hirschfeldintrusion in 150—200 m Breite angeschnitten und zeigt ein in gewaltigen Pfeilern abgesondertes Erstarrungsgestein von der Zusammensetzung des Kuselites. Die vierseitigen Pfeiler fallen durchweg mit ihrer Achse etwa 65° SO und werden im Gegensatz zu den Pfeilern am Rammelskopf von N—S- und O—W-Klüften ausgeschnitten. Die Pfeilerklüfte halte ich auch hier für sekundär-tektonisch. An der Südwestwand der ersten Abbaustufe setzt eine Scher­ fläche in 6—7 m Abstand von der Oberfläche und parallel dem Gehänge durch, 6 m darunter eine zweite. Zwischen diesen bei­ den, gut sichtbaren Linien ist das Gestein wenig geklüftet, dafür umso schöner durch riesige Wände parallel zum Abbruch. Zahl­ reiche von diesen Stellen auslaufende Gesteinsrisse, schwaches Abknicken der durchgehenden tektonischen Klüfte und latente Klüftbarkeit sind charakteristisch für Scherflächen, wie wir sie auch am Remigiusberg gefunden hatten. Nicht nur die in den Fels hinein laufenden Klüfte, auch Kluftflächen parallel der Bruch­ wand biegen ab (Tafel I, Abb. 2); also erfolgt das Abknicken nach zwei zu einander senkrechten Richtungen. An einer Stelle wurde eine Kluft beobachtet, deren ursprüngliche Richtung sich Verhandlungen d. Heidelb. Naturhist.-Med. Vereins. N. P . Bd. X\ II. d an der Knickstelle noch einige Dezimeter fortsetzt und sich dann verliert. Bisweilen trifft man ausgewitterte Bläschen an, deren Achsen mit 15—20° NW einfallen. Auch auf der zweiten Etage sind gerichtete Bläschen dieser Art gut zu beobachten, bisweilen horizontal oder auch schwach nach S einfallend. Kleine Kristall­ drusen enthalten häufig zusammen Calcit- und Quarzkriställchen und scheinen etwa horizontale N—S-Streqkung zu besitzen. Auf der dritten Etage fallen mit Quarzkriställchen erfüllte Drusen mit ihrer Achse etwa 15° SO. Eine Scherfläche ist auf der SW-Seite der 2. Abbaustufe durch Farbänderung und schwaches Abbiegen der Klüfte deutlich sichtbar, während die 3. Etage keine durch­ gehenden Scherflächen erkennen läßt, sich allerdings auch in stark angewittertem Zustand befindet. Streichen und Fallen und Zahl der Klüfte am Hirschfeld ist im Diagramm 7 zusammengestellt. Die 5 auftretenden Maxima haben die typischen tektonischen Richtungen, die wir vom Remi­ giusberg her kennen, aber die Besetzungsdichte der einzelnen Richtungen ist stark verändert. Mit über 150 °/00 ist die Haupt­ kluftrichtung 170—180°-Str., 75° O—F. 150 °/oo Besetzung hat die Richtung 80—90°-Str., 75—80° S—F., die zur ersten nor­ mal steht. Beide zusammen bewirken die großartige Pfeilerbil­ dung. Mit nur 60 % 0 ist hier die herzynische Richtung 130— 140°-Str., 85—90° NO—F. besetzt, deren Minderwertigkeit sich auch darin ausprägt, daß nur eine einzige Zone faulen, wenig brauchbaren Gesteines quer durch die Bruchmitte in dieser Rich­ tung streicht. Die variscische Richtung zerfällt, genau wie am mittleren Remigiusberg in zwei Äste, 55—65 °-Str., 75 0 SO—F. mit 60 o/00 und 35—40°-Str., 75—80° SO—F. mit 40 % 0 Be­ setzung. 14 Harnischstreifensysteme streichen 150—180° und fallen mit 0—10° N. 9 Streifensysteme in der Horizontalprojektion 110—130°-Str. haben wechselndes Einfallen; 4 fallen 5—10° NW, 3 20—30 ° NW, 2 35—40 ° NW. 5 Harnischstreifensysteme liegen in 80 °-Str., davon fallen 3 10° W, 1 20° W, 1 80° W. 2 Systeme mit 60 °-Str. haben 10—20° NO—F. Je ein System gibt schließ­ lich die Richtungen 25°-Str., 5° SW—F., 35 °-Str., 5° SW—F.» 40 °-Str., 25° NO—F. und 100°-Str., 45° O—F. Intrusionstektonische Untersuchungen im Potzberg-Königsberggebiet. 35

5. Sulzberg und Schleitchen. An der Ostseite des Sulzberges *, NO-lich von Bedesbach läuft ein etwa 3 m breiter, senkrecht die Schichtgesteine durch­ schneidender Kuselitgang den Hang hinauf (]6). Er wird fast in seiner ganzen Erstreckung zur Steingewinnung benutzt und mün­ det schließlich in . der Hauptmasse der Sulzbergintrusion. Zu beiden Seiten ist der Gang gegen das Sediment durch dünne Ruschejn mit stark horizontal gestreiften Harnischen abgegrenzt. Leider ist bei diesen Anzeichen von Verschiebungsvorgängen die Art der Bewegungsrichtung der verschobenen Blätter nicht festzustellen. Der Gang streicht auf mittlerer Hanghöhe 125°, ist senkrecht, biegt dann nach 155°-Str. 60° W—F. um, kehrt aber weiter oben wieder zu 110°-Str. bei senkrechtem Einfallen zurück. Einmal ist der Gang mächtiger, dann schmäler und auf der Höhe durch eingesunkene, verworfene Sedimentschollen ge­ stört. Der blaugraue, feinkörnige Kuselit, ein vorzügliches Ma­ terial für Straßenpflaster, ist von Klüften parallel den Gang­ wänden und senkrecht dazu durchzogen. Durch eine dritte hori­ zontale Klüftung entstehen schließlich Gesteinsquader. Diese Klüftung des Ganges halte ich für echte Kontraktionsklüftung. Auf der mittleren Berghöhe wird in dem Gang ein Bruch be­ trieben. Dieser Aufschluß zeigt, daß der Gang dort nach oben flach abgerundet ist. Die hangenden Schiefertone, sind eigen­ artigerweise gar nicht gestört; der Gang endet also nach oben, ohne seine Breite wesentlich zu vermindern und ohne die auf­ lagernden Schichten zu stören. Ein ähnlicher, senkrecht durch die Schichten brechender Ku­ selitgang ist am Ausgang des Bistrichwäldchens in den Kandel­ graben rechts am Wege aufgeschlossen (T7) und streicht wie der vorige etwa 130°. Dieser Kuselitgang ist noch nicht auf Blatt Kusel 1 :100 000 eingetragen. Zwischen den beiden zuletzt ge­ nannten vertikalen Gängen scheint keine Verbindung zu bestehen. Weiter NO-lich liegen noch einige parallel zueinander verlau­ fende Quergänge, aber schon weit außerhalb meines Gebietes. Durch den Wald auf der S-Seite des Sulzberges kommt man zu zwei alten, größtenteils verwachsenen Brüchen. Die Kuselit- pfeiler und -säulen fallen dort mit etwa 60° SO. Zahlreiche

i Auf Blatt Kusel 1 : 100000 wird der Sulzberg mit Sulzkopf be­ zeichnet. Bläschen sind deutlich parallel angeordnet und fallen etwa 20° N und NW. Die Bläschen sind also senkrecht zu den Pfeiler­ achsen gestreckt. Der Waldweg nach Bedesbach hinunter führt über violett- roten Sandstein, dessen Schichten bei 15—20° NW— etwa 40° streichen. Kuselitstirn eines Lagerganges am Schleitchen.

Fig. 4. „Gangstirn“ eines etwa 5 m mächtigen Kuselitlagerganges am Schleit­ chen. Vor der Stirn sind die liegenden Sandsteine aufgestaucht. Bläschen verlaufen parallel dem Kontakt, Kontraktionsklüfte stehen senkrecht zur Kontaktfläche, außerdem ist parallel dem Kontakt Klüftbarkeit angedeutet. Rechts von der Stirn kommt ein etwa 30 cm dickes Kuselittrum zum Vor­ schein, das aber nicht mit dem Lagergang zusammenhängt (s. Text S. 37).

In dem größten Anbruch an der NW-Seite des Sulzberges (18) liegt der Kuselit konkordant unter sandigen Tonschiefern, die 40—50° streichen und 25° NW-fallen. Parallelklüftung zum Kon­ takt tritt durch Anwitterung hervor. Durchgehende Klüfte haben fast ausschließlich die Richtung 120—140° und biegen an einigen Stellen von steilem W- zu steilem O-Fallen um. Interessante und vielgestaltige Aufschlüsse bieten die kleinen Kuselitgänge am Schleitchen, einem vom Sulzberg gegen Erdes­ bach in W-licher Richtung laufenden, nach beiden Seiten steil abfallenden Berggrat. Der dem Dorf Erdesbach 'zunächstliegende, in Betrieb befindliche Bruch (T>) ist in einem 10—15 m mäch­ tigen Lagergang mit konkordantem Hangenden und Liegenden angelegt. Unregelmäßige Klüfte stehen etwa senkrecht zum Kon­ takt, außerdem tritt durch die Sprengwirkung eine Klüftbarkeit parallel dem Kontakt hervor. Fließrichtung parallel zum Hangen­ den wird durch Bläschen sichtbar. Einige Meter über dem Han­ gendkontakt liegt im Bereich dieses Aufschlusses ein zweiter 5—6 m mächtiger Lagergang, seine gewölbte Stirn in die Schich­ ten einpressend, so daß die Sandsteine und Tonschiefer gefaltet und zusammengedrückt wurden (Fig. 4). Dem umbiegenden Stirn­ kontakt folgen parallel einige gestreckte Bläschen. Als etwa 30 cm dickes Trum dringt Kuscht vor der Stirn noch etwa 10 m weiter vor und keilt dann aus. Ob dieses Trum mit dem kleinen La­ gergang in Verbindung steht, bezweifle ich. 30—40 m höher ist auf der N-Seite des Schleitchens die konkordante Intrusion eines blaugrauen, glasigen Kuselites an­ geschnitten. Auch hier liegen parallel dem Kontakt Bläschen, die Klüfte stehen unregelmäßig senkrecht dazu und halten haupt­ sächlich die O-W-Richtung ein. Ein Pfad führt dann weiter auf­ wärts zur Südseite hinüber in einen von mehreren Arbeitern aus- gebeuteten Bruch (20), der einen Längsschnitt durch eine Intru­ sionsstirn von 15—20 m Höhe mit wundervoll strahliger Klüftung und plattiger Absonderung des zentralen Teiles nach 80°-Str., 80° S—F. entblößt. Strahlige und plattige Klüftung stimmen vollkommen mit dem schon beschriebenen Bild einer Intrusions­ stirn am Hirschfeld überein. Die am Eingang rechts aufgeschlos­ senen liegenden Tonschiefer zeigen das normale Streichen und Fallen, während auf der linken Seite dieselben liegenden Sedi­ mentschichten aufgestaucht sind. Neben diesem schönen Aufschluß endet einige Meter west­ lich ein anderer Lagergang (2[). Während der vorhergehende von NO her eingedrungen ist, scheint dieser aus NW gekommen zu sein. Dies ist aus der Klüftung und den anschließenden Auf­ schlüssen zu ersehen. Wie im O-lichen Nachbarbruch ist auch hier das Gestein im inneren Teil des Kuselites nach 80°-Str., 80° S—F. plattig abgesondert. Letztere ist eine für den Sulzkopf wichtige tektonische Richtung. Unregelmäßige kontaktparallele Klüftung tritt besonders in der Kontaktnähe hervor, tiefer im Kuselit werden horizontale Ge­ steinsrisse seltener. In der Fortsetzung des Ganges W-lich am Hang gegen Erdesbach abwärts sind als Hangende stets die gleichen massigen, fast ungeklüfteten grauen Sandsteine der obe­ ren Kuseler Schichten aufgeschlossen. Auch im entgegengesetzten Verlauf des oberen von NO ge­ kommenen Ganges sind noch mehrere Brüche angelegt, die zum Teil betrieben werden, zum Teil auch verschüttet, verwachsen und unzugänglich sind. Am Eingang zu einem auflässigen Bruch letzterer Art sind die liegenden, dünnschichtigen Schiefertone und Sandsteinbänkchen wild durcheinander gefaltet und gestört. Weiter O-lich ist der Kuselit stark zersetzt und umgewandelt. Hellere Schlieren und Einschlüsse schwimmen deutlich erkenn­ bar parallel dem Hangenden in der Grundmasse, die mit bloßem Auge keine Paralleltextur erkennen läßt. Nördlich vom Schleitchen treten am Fuß des Balmochkopfes noch einige Lagergänge zutage (22). ln einem der stilliegenden Anbrüche durchziehen regelmäßig strahlige Klüfte, von einem Punkt ausgehend das ganze Gestein. In einem anderen Auf­ schluß schneidet die Nordwand über dem eigentlichen Intrusiv­ lager durch eine kleine Kuselitlinse, die die umhüllenden Sedi­ mentschichten schwach gefaltet hat. 6 kleinere Kuselitanbrüche am Dörnes bei Ulmet (23) zeigen Kontraktionssäulen, die senk­ recht zu ihrem O-Fallen von einer Querklüftung mit 20—25° NW—F. durchzogen sind. Auch die Querklüftung ist wohl auf die Kontraktion zurückzuführen. Im unteren Bruch verlaufen die schwach geneigten Querklüfte in etwa l 1/2ni Abstand und fallen mit 15—20° W. Gerade durchgehende tektonische Klüfte sind hier kaum vorhanden; möglicherweise wurde die säulige Zerspaltung von den tektonischen Bewegungen mitbenutzt. Sa- lomon vergleicht in seiner Arbeit „Beobachtungen an Har­ nischen“ (1925, S. 6) die Benutzung vorhandener Kluftrisse durch spätere tektonische Bewegungen mit dem Verhalten eines Kinder­ bausteinkastens. Wird durch äußeren Druck der Rahmen zer­ stört, so gleiten die Klötzchen mit ihren Flächen aneinander vorbei, ohne daß sich neue Sprünge bilden müssen. In einem stilliegenden, verwachsenen Kuselitbruch auf der gegenüberliegenden Glantalseite hat eine stehen gebliebene Faul­ wand die charakteristische Richtung 125—130°-Str. bei senk­ rechter Stellung. Auch hier sind wenig durchgehende Klüfte zu finden, dagegen unregelmäßige Kontraktionssäulung senkrecht zu den dünnschichtigen Tonschiefern, die den Kuselit konkordant überlagern. Wo das Gestein in der Nähe des Kontaktes stärker angewittert ist, sind parallel zum Hangenden gestreckte Bläs­ chen sehr deutlich. Die tektonischen Klüfte aller Kuselitaufschlüsse am Sulzberg und am Schleitchen wurden zum Diagramm 8 zusammengelegt. In diesem Gebiet treten 4 Hauptkluftrichtungen auf. Das erste Maximum mit über 150 %0 Besetzung ist hier auf die O-W- Riehtung übergegangen, 80—85°-Str., 75—80° S—F., dann fol­ gen die herzynische Richtung 130—135°-Str., 80—90° SW—F. mit 100 °/00, die variscische, die jetzt wieder nur in der einen Richtung 55 °-Str., 70—75° SO—F. mit 100 %o auftritt und die N-S-Richtung 170—175 °-Str., 70—75° O—F. mit ÖO°/00. Von den wenigen Harnischstreifensystemen streichen 6 in der Richtung 120—130°, je 2 davon fallen 0°, 10°, 20° N. Je ein Streifensystem gibt die Richtungen 100°-Str., 80° W—F., 85 °-Str., 0° F. und 25°-Str., 70° NO—F.

6. Der Kiefernkopf. Die Gesteine der Kuselitlagergänge im Zentrum des Potz- berg-Königsberg-Gebietes zeigen gegenüber denen auf der W- Seite, also Remigiusberg, Hirschfeld und Sulzberg deutliche petro- graphische Unterschiede. Dü 11 stellte bei seinen petrographi- schen Studien an den Gesteinen des Glan-Lauter-Gebietes (1904) den Kuselit des Potschberges und Kiefernkopfes zum sogenann­ ten Spiemontypus, der sich durch körnige Struktur auszeichnet, während die normalen Kuselite mehr porphyrische Struktur zeigen. Nach den Untersuchungen Schusters (1906) ist be­ sonders der Gipfel des Potschberges, aber auch das Kiefernkopf­ massiv (1923) von maximal 80—100 cm breiten, sich gabelnden und verästelnden Aplittrümmem durchzogen. Ihre Farbe ist blaß- rot bis rotbraun, die Struktur makroskopisch zuckerkörnig; Mine­ ralbestand und mikroskopische Struktur schwanken, doch ist das Aplitmaterial stets saurer als der umgebende Kuselit. Die Aplite sind nach Schuster besonders am Potschberggipfel innig mit dem Nebengestein vermengt und verwogen. Der Kuselit des Kiefernkopfes ist von dem Aplitmagma bisweilen auch schlierig durchtränkt, so daß Schuster (1923) annimmt, daß das Kuse- litmagma noch während der Kristallisation oder unmittelbar da­ nach, vielleicht auf den ersten Kontraktionsrissen, von dünn­ flüssigen, sauren „Nachschüben“ durchschwärmt wurde, eine An­ sicht, die übrigens schon in einer früheren Arbeit von Schu­ ster und Schwager (1910) mitgeteilt wurde. Diese Frage der aplitischen Injektion ist petrographisch von großem Interesse; der geologischen Untersuchung aber, insbesondere der Feststellung der Richtungen der Trümer, tritt eine grundsätzlich wichtige Schwierigkeit entgegen. Die Aplitadern gehen ganz selten ge­ rade durch, sind meist krumm und verästelt, und das Gestein bricht ganz ohne Rücksicht auf die Aplitadern durch. Dies ist aber ein Verhalten, das für Bildung der Risse durch Kontraktion spricht und sich nicht durch früh- oder spättektonische Einwir­ kung erklären läßt. Allerdings sind die Aufschlüsse am Potsch- berg schlecht, und die ausgedehnten Brüche des Kiefernkopfes zeigen diese Erscheinung zu wenig. Der Kiefernkopf ist durch den Betrieb der Linzer Basalt­ werke in großartiger Weise etwa halbkreisförmig auf der Ost- und Nordseite aufgeschlossen. Überall ist der Kuselit in mäch­ tigen, vierseitigen Pfeilern abgesondert, die durchweg senkrecht stehen, ein prächtiger Anblick (Tafel II, Abb.3). Die Begrenzungsflächen der Pfeiler gehören hauptsächlich der kanonischen Richtung mit 30—50° und der herzynischen mit 120—140° an. Diese Tatsache macht es wahrscheinlich, daß es sich hier um eine tektonische Pfeilerbildung handelt. Da­ gegen sind in Partien, die entweder der Randzone oder einer Stirnregion der Intrusion zuzuschreiben sind, die Lagerung, Pfei­ lerbildung und Klüftung abweichend. Besonders das Einfallen der Klüfte ändert sich dort, eine Erscheinung, die ich auch an anderen Aufschlüssen meines Gebietes beobachten konnte (siehe S. 19). Ein in der Klüftung abweichendes Gebiet der vorbeschrie­ benen Art stellen all die stilliegenden Brüche auf der S-Seite des Kiefernkopfes dar. Der auflässige Bruch am Trautmannsberg (24) macht an der S-lichen Bruchwand besonders stark den Ein­ druck des Stirnteiles einer Intrusion. Die kleinsäulige, polygonale Zerklüftung steht dort in auffälligem Gegensatz zu der senk­ rechten Absonderung der mächtigen Pfeiler in der gegenüberlie­ genden Nordwand. In dieser verlaufen die Klüfte gleichmäßig und parallel. Die Säulen der Südwand dagegen drehen radial- strahlig von steilem S-Fallen auf der Bruchsohle über horizontales zu steilem N-Fallen in der Hanghöhe um. Schließlich ist in der Hanghöhe nochmaliges Umknicken zu fast senkre.hter Säulen­ stellung deutlich zu beobachten. Der von NO kommende Bruchzugang schneidet stark meta- morphosierten violetten bis blaugrauen Schieferton als konkor­ dantes Liegendes an. Die Schichten fallen flach gegen S und sind mit etwa 100°-Str., 15—20° S—F. orientiert. Auf der Begren­ zungsfläche stehen die meist 4- oder 5-seitigen Kuselitsäulen senkrecht. Sie haben ganz unregelmäßigen Umriß, etwa 20— 30cm Durchmesser und sind in 1/2—lm Abstand vom Kontakt von Zonen paralleler etwa 10—15° S einfallender Bläschen durch­ zogen. Weiter innen wurden gleichartige, gerichtete Bläschen beobachtet, deren Achsen 0—5° gegen S einfielen. In der Stirn­ region der Intrusion an der S-Wand des Bruches suchte ich ver­ gebens gerichtete Bläschen; sie werden wohl, wie auch sonst in meinem Gebiet zu beobachten ist, nur in nächster Nähe der Kontaktflächen auftreten. Eine weitere, schon früher1 festgestellte Tatsache ergab sich auch hier: Durchgehende Klüfte, die senkrecht auf die Stirn­ längserstreckung auftreffen, setzen senkrecht oder mit wenig Nei­ gung durch, parallel der Stirn streichende Klüfte werden im Fallen stark von der Fallrichtung der Säulen beeinflußt. So setzt fast senkrecht durch die Südwand eine Faulzone mit 80° N—F. und dem typischen Streichen 115°. Das fein zerriebene Rüschel- gestein ist vom Regenwasser herausgespült worden, so daß eine 40 cm breite, offene Kluft entstanden ist. Am Weg, der weiter aufwärts zu 2 auflässigen Brüchen führt, sind auf halber Höhe sandige, graubraune Tonschiefer mit 10° S-Fallen zu messen. Betritt man den W-lichsten der anein­ ander grenzenden Brüche, so zeigt die Umbiegung der Kuselit­ säulen zu immer stärkerem NO-Fallen, wie an der Abbauwand links etwa 10—12 m über der Bruchsohle zu sehen ist, daß hier entweder ein Stück einer Intrusionsstirn, oder zumindest stär­ keres, zur oberen Begrenzungsfläche diskordantes, d. h. also nach

1 Siehe Bruch Bell am Rammelskopf, S. 18. unten abbiegendes Einfallen des Kontaktes vorliegt. Demnach könnte der Kuselit von dieser Seite her intrudiert sein 1, zumal die Gesamtlagerung und Klüftung des Kiefernkopfes auf eine von SSW gekommene flache Intrusion hinweist. Der Traut­ mannsberg wäre dann ein seitlich etwas abgeschnürter Ausläufer, der aber noch mit der Hauptmasse des Kiefernkopfes in Ver­ bindung steht. Auffällig ist auch die steile, großplattige Abson­ derung nach 40—50°-Str., bei etwa 80—85° S—F. und 30—50 cm Abstand der Klüfte. Durch Querklüftung entstehen daraus, be­ sonders gegen die Oberfläche, vierseitige Pfeiler. Die Pfeiler­ achsen fallen steil gegen S ein. Noch eine eigenartig geklüftete Wand findet sich in der SO-Ecke des O-lichen Hauptbruches beim Schneeweiderhof (25). Dort laufen Klüfte in der Richtung 60—70°-Str., 80° S—F. in etwa 8 m Höhe aus und werden von einem in derselben Rich­ tung streichenden System abgelöst, das gegen N einfällt. Neben­ an verlaufen dann dieselben Klüfte bogenartig; auch eine schrau­ benförmig gedrehte Kluftfläche ist bloßgelegt, die von 55 °-Str., 80° W—F. zu 0°-Str., 90°-F. umwendet. Der O-liche Hauptbruch des Schneeweiderhofbetriebes be­ sitzt außer der breit ausgedehnten, stark vordringenden Haupt­ stufe eine höhere Terrasse, die wesentlich zur Beseitigung des stark verwitternden, unbrauchbaren Abraumes angelegt ist, und eine tiefere Abbaustufe, die dieselbe schöne Pfeilerklüftung auf­ weist wie die Hauptstufe. Am Eingang zum unteren Abbruch streicht eine mächtige, 10—15 m breite Verwerfungs- und Ruschel- zone etwa 125° bei senkrechter Stellung. Zahlreiche kleine Stö­ rungen und scharf abgesetzte verschiedenfarbige Bänder durch­ ziehen in derselben Richtung das völlig verruschelte, grusige Material. Wo im Bruch, selbst Pfeiler ausgebildet sind, haben sie stets vierseitigen Umriß; die Klüfte bilden zum Teil gerade durch das Gestein durchgehende Wände mehrerer hintereinander stehender Pfeiler, zum Teil enden sie an der dazu senkrechten Kluft des folgenden Pfeilers, gehören also im letzteren Fall jeweils nur einem Pfeiler an. Charakteristisch für das Material des Kiefernkopfes ist die schon mehrfach in der Literatur z. B. von Reis (1910) und H ä-

1 Grundsätzliches darüber siehe in der Einleitung S. 3. b e r 1 e (1925) mitgeteilte kugelförmige Verwitterung. Parallel den Angriffsflächen schält sich das Gestein ab, die Verwitterung dringt auf den Kluftfugen vor, so entstehen durch Abwittern der Ecken schließlich fast vollkommene Kugeln, die konzentrisch weiter verwittern, die härtesten Reste in völlig sandigem Grus steckend. Diese kuglige Verwitterung ist in erster Linie durch die Gesteinsbeschaffenheit bedingt. Dies beweist die Beobach­ tung, daß an der Unterführung zu einem kleinen Anbruch, der dem östlichen Hauptbruch gegen den Schneeweiderhof hin folgt, stark kuglig verwitterndes Material auf einer Unterlage von gut erhaltenem Kuselit scharf absetzt. Diese Erscheinung kann darauf zurückzuführen sein, daß das Grundwasser auf der Begrenzungs­ fläche aufgestaut wurde und so den überlagernden Kuselit schneller und intensiver zersetzte. Die scharfe Überein anderla- gerung zweier verschieden stark verwitternder Massen bei etwa horizontaler Begrenzungsfläche konnte auch in einem Bruch des Potschberges (S. 44) beobach et werden. Der Bruchbetrieb auf der NW-Seite des Kiefernkopfes {2Ö) zieht sich in mehreren Abteilungen bis zu den Werkstätten am Brechwerk hin. Über das Brechwerk hinaus kommt man in einen 40 m tieferen Bruch, der aber nicht mehr betrieben wird. Seine Hauptwand zeichnet sich durch wundervolle, ebenflächige Ab­ sonderung nach 50 °-Str., 80—85° N—F. aus. Dazu senkrecht verläuft ein zweites, weniger deutliches System in 130°-Str., 90 °-F. Beim Sprengen oder Abwittern bricht das Gestein nach fast horizontalen Flächen. Diese Erscheinung bezeichne ich nach Salomon (1911) als „Klüftbarkeit“. Die Klüftbarkeit könnte hier vielleicht auf Scherflächen zurückzuführen sein, für die aber sonst keine Anzeichen vorliegen. Die 50—60° streichenden steilen Klüfte treten in 1—1,5 m Abstand immer wieder auf, bilden aber mit den unregelmäßigen 130° streichenden Querklüften nirgends Pfeiler. Am Eingang zu der tiefliegenden Bruchsohle ist eine etwa 8 m lange und 1 m breite Faulwand stehen geblieben, mit dem für die Ruschein des Gebietes bezeichnenden Streichen 130°. 2 weitere Faulwände durchsetzen die im Abbau befind­ lichen Brüche des NW-lichen Betriebes mit 125° und 135°-Str. Die etwa 40m hohen Abbauwände bestehen dort aus durchweg vierseitigen Pfeilern von mehr oder weniger rechtwinkligem Querschnitt (Tafel II, Abb. 3). Eine horizontale Klüftbarkeit setzt, wie auch in dem tieferen Bruch beobachtet wurde, nicht durch, sondern bewirkt nur, daß die gewaltigen Kuselitpfeiler bei der Sprengung nach horizontalen oder schwach gegen S ge­ neigten Flächen abbrechen. Die Klüfte sämtlicher Brüche am Kiefernkopf wurden ent­ weder auf den Bruchsohlen oder, wo die hohen Abbauwände durch frische Sprengung unzugänglich waren, von den Abraum­ terrassen her gemessen und in Diagramm 9 graphisch dargestellt. Das Hauptkluftsystem mit 150 °/00 Besetzung ist das erzgebir- gische mit 40—50°-Str., 90°-F. An die zweite Stelle gehört das herzynische System mit 100 °/00 Besetzung und der breiten Streu­ ung 120—140 0-Str., 85—90 0 NO—F. Wenig tritt die NS-Rich- tung 170—175°-Str., 85° O—F. mit 40°/00 hervor und eine 4. Richtung 80°-Str., 90°-F. ist im Diagramm ganz schlecht ent­ wickelt. Die Klüfte stehen also durchweg fast senkrecht, was der flachen Lagerung der liegenden Sedimente entspricht. Der Kiefernkopf erscheint demnach als sehr flache konkordante Intru­ sion, die von WSW her eindrang. Die Harnischstreifen der Kiefernkopfbrüche haben ganz ver­ schiedene Richtungen und seien nach Zahl, Streichen und Fallen wie folgt zusammengestellt: 12 Streifensysteme 130—160 °-Str„ 0— 5 0 SO— F. O —1 T— o O O o 1 11 n 0— 5 0 w — F. 8 170—180° „ 0— 5 0 N — F. 5 20—30 ° „ 0— F. 4 50—70° „ 0— 20° SW — F. 4 110—120° „ 0— F. 1 140° 20 0 SC— F. Die Harnischflächen streichen genau so, da sie durchweg saiger stehen. 7. Der Potschberg. Alle Aufschlüsse am Potschberg sind sehr klein und wenig tiefgehend. Das beweist auch die Tatsache, daß nur an zwei Stellen, an der Nordseite des Watzenberges, mehr als 10 Klüfte in einem Bruch gemessen werden konnten. Daher waren die Er­ gebnisse sehr spärlich, obwohl nicht weniger als 1 Dutzend An­ brüche vorhanden sind. Wandert man von Jettenbach aus auf den Potschberg, so stößt man oberhalb des Wasserbehälters auf einen kleinen Aufschluß, an dessen Eingang eine 3—4 m breite, fast vollkommen entfärbte Ruscheizone in der Richtung 100— 115 °-Str., 85° N—F. durchzieht. Eine ganze Reihe von Faul­ wänden lassen sich in einem größeren, aber schlecht erhaltenen Anbruch am oberen Geisenrech (27), O-lich des Potschberggip- fels messen. 6 davon haben die Richtung 120—130 °-Str., 80° N—F. Vielleicht streicht eine weitere, von der Regel abweichend, etwa in N—S-Richtung. Das unbrauchbare stehengebliebene Ge­ steinsmaterial kennzeichnet die Faulwände gut. Rotbraune, fein­ körnige, 1—30 cm dicke Aplitadern setzen meist regellos, in wenigen Fällen auch parallel den vorhandenen Klüften durch das schwärzlich graue Gestein. Schwach ausgebildete flache Klüf­ tung geht nicht durch und fällt mit 15—20° SW. An der NW-Ecke des Watzenberges war wohl früher ein lebhafter FI artsteinbetrieb in Brüchen, die heute fast vollkommen verwittert und zugewachsen sind (2ö). Die noch stehende Wand, an der früher gearbeitet wurde, ist dadurch interessant, daß mehrere Scherflächen durch hellere Färbung des Kuselites, durch schwaches Abbiegen der durchgehenden Klüfte und durch häu­ figere Gesteinsrisse sichtbar werden. Dies sind wieder die gleichen Beobachtungen, die ich auch an den Scherflächen des Rammeiskopfes und des Hirschfeldes gemacht hatte. Bisweilen laufen die Scherflächen auch in flache Klüfte aus. Sie fallen, alle parallel zueinander, mit 15—20° S—SSW. Die erste verläuft etwa in der Höhe der Bruchsohle, 1,5 m darüber eine zweite, 3 m darüber die dritte und in 4—5 m Abstand folgt eine vierte Scherfläche als deutlich zu beobachtende, gerade durchlaufende Linie. Nach Aussage des ehemaligen Bruchaufsehers ist dort die Sohle schwach gegen den Berg, also nach S zu einfallend, an­ getroffen worden. Das würde mit meiner Beobachtung der Scher­ flächen, die in meinem Gebiet dem Kontakt stets ungefähr pa­ rallel laufen, gut übereinstimmen. In dem zweiten Bruch (29) an der NW-Seite des Watzen­ berges ist ähnlich wie im O-lichen Hauptbruch des Kiefern­ kopfes eine Übereinanderlagerung verschieden stark verwittern­ den Kuselites zu sehen. Etwa 15m erdiger, grusiger Verwit­ terungsschutt enthält Kuselitkugeln mit reichlichem Eisengehalt L Diese stellenweise Anreicherung von Eisen, vielleicht durch Infil­ tration, fällt am Potschberg auf; auch Flurnamen, wie Eisenkopf und Eisenstein und alte, jetzt verfallene Eisengruben weisen dar­ auf hin. Der stark verwitterte eisenreiche Kuselit überlagert fast

i Ich hatte den Eindruck, daß die Kugeln ein höheres spezifisches Gewicht hatten, als das normale Gestein. horizontal sehr widerstandsfähiges hartes und brauchbares Ge­ stein von heller Farbe, das in der Tiefe des Bruches abgebaut wird. Also auch hier scharfer Wechsel in der Frische des Ge­ steins und damit ein Wechsel in der praktischen Verwendbar­ keit. Auf der N-Seite des zur tiefliegenden Bruchsohle hinab­ führenden Bremsberges ist die Klüftung ganz regellos und ver­ filzt, was auch den Abbau schwierig macht. Weiter oben sieht man säulige, radialstrahlige Absonderung des Kuselites, insge­ samt das charakteristische Bild einer Intrusionsstirn. Die Säulen liegen unten hangwärts, dann horizontal und fallen oben gegen den Berg* zu ein, ganz ähnlich, wie ich eben erst beim Traut­ mannsberg beschrieben hatte. In der NW-Ecke ist neben der strahligen auch horizontale Klüftung deutlich, wie ich sie immer nur in Kontaktnähte fand. Diese Beobachtungen gestatten es, eine von SSO kommende Intrusion anzunehmen. Auch ist auf der gegenüberliegenden SO-Seite des Potschberges am Eingang zu einem kleinen Bruch (3Ö) das Hangende, blaugraue, sandige Tonschiefer, konkordant aufgeschlossen, mit 20—25 0 gegen SSO einfallend. Nach dem Beobachtungsergebnis halte ich es für sehr wahr­ scheinlich, daß der Potschberg ein flachliegender, ziemlich kon­ kordanter Lagergang ist, ganz entsprechend dem Kiefernkopf. Die Kluftrichtungen des Potschberges sind aus dem Dia­ gramm 10 zu ersehen. Bevorzugt ist mit 150 °/00 Besetzung die herzynische Richtung, 120—130°-Str., 75—80° NO—F., etwas weniger ausgedehnt mit ebenfalls 150 °/00 Besetzung die O—W- Richtung 80°-Str., 60—70° N—F. Dann sind bemerkenswert mit 100 °/00 die Richtungen 20—40°-Str., 85—90 0 NW—F. und 170°-Str., 80—85° W—F. Die Bewegungsstreifen der Harnische liegen durchweg etwa horizontal: 2 Streifensysteme 170 o-Str. 50 N und 5 0 S 2 750 0° F. 2 100--110° „ 0--5 o O—F. 1 >> 130 0 „ 0° F. 1 1) 145 0 5 o NW—F.

8. Die Heidenburg. Die Heidenburg (auch Herrenburg) bei Oberstaufenbach be herrschte wohl ehedem weithin das Land ihrer geschichteten Umgebung. Heute steht nur noch ein kläglicher Rest von Kuselit auf der O-Seite des Berges mit wenigen Grundmauertrümmern der alten Burg. Sonst ist das Hartsteinmaterial ausgeräumt, und die Aufschlüsse sind wieder mit unbrauchbarem Abfall zuge­ schüttet. Nirgends wird der Bruch mehr betrieben, die Abbau­ wände sind zugewittert und verstürzt. Am S-lichen Eingang geht 1,5 m breit eine Ruschei mit Calcitadern senkrecht durch. Sie streicht 120°. Eine weitere, 2 m breite Faulwand hat die Richtung 125—130°-Str., 80° N—F. Wo frischer Kuselit an­ steht, sind die Klüfte ganz unregelmäßig, zum Teil strahlig oder in dünnwandigen Schalen umgebogen, wie in der Mitte des Bruches zu sehen ist (Tafel II, Abb. 4). Die Stelle schaliger Klüftung ist nördlich begrenzt von einer verruschelten Faul­ wand der Orientierung 110 °-Str., 80° N—F. Oben gehen die gebogenen Kuselitplatten in lauter kleine, unregelmäßige Säulen über. Ich halte diese Erscheinung für Kontraktionsklüftung. Et­ was weiter unten ist wieder ein Stück Faulwand stehen geblieben, welches die Richtung 125°-Str. besitzt. An zwei Stellen konnte ich parallel gerichtete Bläschen beobachten, die mit 10—20° NW einfielen. Diese Beobachtung würde nicht für die Annahme sprechen, im Kuselit der Heidenburg eine konkordante Intrusion zu sehen, da ja die Schichten dort nach SO einfallen. Vielleicht war der Heidenburg-Kuselit nur der diskordant die Schichten durchschneidende Stil eines flachliegenden, jetzt erodierten La­ gerganges, oder es kam der flachliegende konkordante Teil gar nicht zur Ausbildung. Noch zwei Faulwände haben die Streichrichtungen 110°. Dem schlechten Aufschluß entsprechend ist die Zahl der gemes­ senen Klüfte sehr gering und konnte deshalb auch nicht zu einem Diagramm verwertet werden. Die bedeutendsten Rich­ tungen sind HO—1200 und 30—40° bei wechselndem Einfallen. Eine Kluft von 80—85°-Str., 65° N—F. zeigt Rutschstreifen mit 20° W-Fallen. Horizontale Streifung findet sich auf einer sai­ geren O—W-Kluft, und vertikale Streifung wurde in einer etwa 2 m breiten, an der N-Seite des Bruches stehen gebliebenen Ver- rutschungszone auf dicht gescharten, saigeren Klüften des Strei­ chens 25—30° gemessen.

9. Der Tholeyit von Kreimbach-Kaulbach. In der Umgebung der beiden fast ineinanderübergehendcn Orte Kreimbach und Kaulbach an der Lauter werden mehrere kleine Brüche auf Tholeyit betrieben. Neuerdings wird ein grö­ ßerer Aufschluß durch die Kreimbacher Abzweigung der Ram- melsbacher Steinbruchbetrieb G. m. b. H. geschaffen. Die An­ brüche liegen alle im Kreimbachtal, das von rechts her in das Lautertal mündet, oder im Kaulbachtal, das von links kommt. Der Tholeyit hat dunkelgraue oder blauschwarze Farbe und ist von hellbraunen Gängchen, auch hellroten und hellgelben bis­ weilen in 2—3 cm dichter Aufeinanderfolge durchschwärmt.

Profil der Tholeyitlagergänge von Kreimbach.

Fig. 5. Am Hang gegen den Bahnhof Kreimbach kommt der Heidenburg- tholeyit in drei konkordanten Lagergängen zutage. Der oberste Lager­ gang ist durch den Bruch des Rammeisbacher Steinbruchbetriebes ange­ schnitten. Die unterrotliegenden Sedimente, dünnschichtige Sandsteine und Schiefertone, streichen 45—50° und fallen 40° SO (s. Text S. 49).

Ein größerer Aufschluß auf der rechten Talseite des oberen Kreimbachtales zeigt als Hangendes sandige Tonschiefer uder oberen Kuseler Schichten in der Orientierung 60°-Str., 25° S—F. Im darunter liegenden Tholeyit laufen Klüfte parallel dem Kon­ takt aus, doch sind keine durchgehenden Linien von Scherflächen zu erkennen. An einer kleinen, 90° streichenden, 80° N fallen­ den Verwerfung ist der S-Flügel um etwa 2 m abgesunken. Verschiedentlich setzen in demselben Bruch Klüfte mit 120°, 85°, 25°-Str. ins Hangende durch. Der Kreimbacher Betrieb der Rammeisbacher Werke ist nächst dem Bahnhof Kreimbach angelegt. Wie die Untersuchung dieses Aufschlusses und seiner Umgebung zeigt, ist die Kreim- bacher Tholeyitintrusion in zwei oder drei Lagergänge aufge­ blättert, jeweils durch konkordante Sedimentschichten getrennt (Fig. 5). Die Gänge keilen gegen SW allmählich aus, ohne daß das Ende selbst aufgeschlossen wäre. Der oberste Gang wurde bei der Inangriffnahme des Bruches zuerst abgebaut. Als voll­ kommen ebenflächiges Liegendes kamen darunter konkordante Schiefertone mit 45—50°-Str., 40° SO—F. zum Vorschein. Auf diesen Schichten wurde dann der Bremsberg zur Verladebrücke angelegt und der Abbau weiter O-lich fortgesetzt. Die liegenden Schichten sind etwa 10—12 m mächtig, dann folgt darunter der 2. Gang, aufgeschlossen in einem kleinen Anbruch hinter der Bremsberghütte. Zur sogenannten Heidenburg führt von der Bahnstation aus ein Fußweg, der in tonig-schiefrigen Sedimenten mit der Orientierung 40—45°-Str., 40° SO—F. verläuft. Etwa auf hal­ ber Höhe scheint W-lich neben dem Weg ein nicht aufgeschlos­ sener dritter Gang zutage zu kommen, wie mir aus Lesestücken von Tholeyit und aus der Geländeform wahrscheinlich ist. Die zwei ersten Tholeyitlagen sind auch durch die Straße vom Bahn­ hof nach dem Ort Kreimbach angeschnitten, während da, wo die 3. Lage zum Vorschein kommen müßte, Schutt und Vegetation das Gehänge bedeckt. Nur einer der 3 Lagergänge setzt über das Lautertal fort und wurde früher auf der linken Talseite in einem Hartsteinbruch ausgebeutet. Dort fällt eine Ruschei auf, die mit 125 °-Str. senkrecht durchsetzt. Am Eingang zu dem erst seit kurzer Zeit in Betrieb genom­ menen Kreimbacher Bruch der Rammeisbacher Werke geht eine saigere Faulwand als 5—6 m breite Ruschei und mit starker Zerklüftung im Streichen 110° durch. Neben den durchgehenden Klüften und den Harnischen, die gemessen und mit den Kaul- bacher Klüften in Diagramm 11 zusammengestellt wurden, be­ obachtet man auch Querklüftung mit 40—45° SO—F. etwa pa­ rallel dem Gehänge. 2—4 cm dicke hellrote und hellgelbliche Aplittrümer durchädern das Gestein, bisweilen mit Kluftnssen parallel laufend. Auf der gegen die Dorfseite stehen gebliebenen Wand des Bruches verläuft der größte Teil der Aplittrümer parallel der Richtung 150°-Str., 65° O -F . Gegen die Ober­ fläche treten die Aplittrümer dadurch besser hervor, daß sie schwerer verwittern als das Nebengestein. Verhandlungen d Heidelb. Naturhisl Med. Vereins. N. F. BJ. XVII. 4 Auf der linken Seite des Kaulbachtales liegen einige Stein­ brüche in einem schwarzen Erstarrungsgestein, das seiner Zu­ sammensetzung nach ebenfalls Tholeyit ist. Dieser Tholeyit ist in Säulen und Pfeilern abgesondert, deren Achse mit 55 0 NW einfällt. Senkrecht dazu und parallel zu dem an wenigen Stellen

Unterster Bruch im Kaulbachtal. (Eingang links).

Fig. 6. Der konkordant eingedrungene Tholeyit hat sich gewaltsam zwi­ schen die weichen, dünnschichtigen Schiefertone eingepreßt. Ueberall stehen die Kontraktionsklüfte senkrecht zum Kontakt (s. Text S. 51). aufgeschlossenen Kontakt setzen Klüfte gerade durch, den Bruch­ arbeitern eine gute Hilfe beim stückweisen Abbau der Pfeiler. Diese Klüfte fallen mit etwa 40 0 SO und könnten mit den Scher­ flächen der großen Vorkommen am Remigiusberg, Hirschfeld und Watzenberg identisch sein. Vielleicht ist es auch ein drittes System, das mit den zwei anderen Systemen von Kontraktions­ klüften senkrecht zum Kontakt des nur etwa 10 m mächtigen Lagerganges den Kuselit in Quader unterteilt. Der zweite Stein­ bruchbetrieb talabwärts besitzt 3 getrennte Anbrüche. Das Ge­ stein des mittleren, bei dem das Liegende konkordant ange­ troffen und bloßgelegt wurde, ist gegen das Gestein seiner Nach­ barbrüche relativ gehoben. Die Verwerfungsklüfte selbst sind nicht aufgeschlossen. Ein letzter Aufschluß liegt noch tiefer. Der Brucheingang führt durch den Liegendkontakt. Die liegenden Tonschiefer sind zum Teil grob gefaltet, zum Teil auch fein gefältelt. An der Südwand des Einganges hat sich der Kuselit gewaltsam zwischen die Hangendschichten gepreßt (Fig. 6); da­ bei zeigt es sich, daß der Tholeyit aus der Tiefe von SO her nach NW intrudiert sein muß. Überall stehen die Gesteinsrisse senkrecht zum Kontakt und laufen in den Tholeyit aus, dürften hier also durchweg auf Kontraktion zurückzuführen sein. Das Diagramm 11 veranschaulicht die tektonische Klüftung der Tholeyite in der Umgebung von Kreimbach-Kaulbach. Haupt­ richtung mit über 150 °/00 Besetzung ist die herzynische 125— 130°-Str., 70° NO—F. Dann folgt mit 150 °/00 die O—W-Klüftung 85°-Str., 75—80° N—F. Mit 60 w/00 sind die beiden anderen Rich­ tungen 20—40°-Str., 60—70° NW—F. und 170—180 °-Str., 70° W—F. besetzt. Die Rutschstreifensysteme wechseln besonders im Einfallen stark: 4 Streifensysteme 110—140 o-Str. 0° F.

1 110—140° yy 10° SO—F.

2 110—140° yy 15° yy

1 110—140° yy 30° V 1 110—140° y y 45 0 yy 1 110—140° yy 60° yy -20 ° SW—1 2 35—45 ° yy 0 ° - 70° NO—I 1 50° yy 10° O—F. 1 85° yy 20° S—F. 2 170° yy

10. Die Porphyre des Gebietes. Über die im Gebiet zwischen Glan und Lauter auftretenden Porphyre, insbesondere die Porphyrkerne des Hermannsberges und Königsberges ist nur wenig zu berichten. Porphyr ist, ab­ gesehen von zwei ganz kleinen Vorkommen bei und Oberweiler i. T„ nirgends künstlich aufgeschlossen, da er in­ folge des Reichtumes der Gegend an den vielseitiger \erwart baren Kuselit- und Tholeyitgesteincn nicht abgebaut wird. Auf dem Königsbergrücken schneidet der Weg, der vom Sellberg in N-licher Richtung nach der Schwerspatgrube am Hahnenkopf führt, an einigen Stellen Porphyr an, so daß man die Richtung der Klüfte messen kann. Es sind dieselben tek­ tonischen Elemente, die wir auch bei den Kuseliten und Tho- leyiten gefunden haben, hauptsächlich das Streichen 110—120° und 20—30°, auch einige N—S- und O—W-streichenden Gesteins­ risse konnte ich feststellen. Harnische treten besonders in den am Königsberg so häu­ figen Schwerspatgängen auf1. So fanden sich in der einzigen gegenwärtig betriebenen Grube „Rutsweiler“ folgende Streifen­ systeme: 150 °-Str. 10° N—F. 145 0 „ 10 0 „ 130 0 „ 10 0 „ 105 0 „ 55 0 s—F. 155 0 „ 15 0 N—F. 130 0 „ 15 0 s—F. 125 0 „ 15 0 „ Der Schwerspatgang kommt dort aus der Richtung 125° und läuft mit einem anderen aus 145° zusammen. Ihre gemeinsame Richtung ist dann 145—150°. Beachtenswert erscheint mir die Morphologie der Porphyr­ berge, verglichen mit der Gestalt der Kuselitberge (Fig. 7). Wäh­ rend die Kuselitberge sich schwach ansteigend aus dem Gelände erheben, sich nach der Seite, von der aus sie in die Schichten eingedrungen sind, sanft abdachen und nur in der Stirnregion eine Steilseite besitzen, stehen Hermannsberg und Königsberg in der Landschaft, als ob sie senkrecht von unten durchgebrochen seien, machen also morphologisch unbedingt den Eindruck lakko- lithartiger Bildung. Auch Reis (1904) nimmt auf Grund seiner Untersuchungen an, daß Hermannsberg und Königsberg Lakko- lithe sind. 11. Die Sedimentaufschlüsse. In Schichtgesteinen sind durchgehende Klüfte wohl fraglos sekundär-tektonischer Natur. Unberührt von der Streitfrage „Tek­ tonik oder Kontraktion“ zeigen sie die tektonischen Richtungen

1 Vgl. auch Reis „Der Potzberg und seine Stellung im Pfälzer Sattel“ S. 170—190. eines Gebietes an. Ihre Feststellung ist daher wichtig zum Ver­ gleich mit den Messungsergebnissen der zwischen den Sedimenten eingeschalteten Intrusiva. So habe ich im Potzberg-Königsberg- Gebiet alle verfügbaren Sedimentaufschlüsse untersucht, Sand­ steinbrüche in verschiedenen Formationsgliedern, Konglomerate, die auf Baukies ausgebeutet wurden, Straßenanschnitte und an­ stehende Felsen, Kalksteingruben, schließlich die Hangend- und

Das Porphyrmassiv des Königsbergs (von NW, dem Langenacker Grat, gesehen).

Die Kuselitlagergänge des Remigiusberges, Hirschfeldes und Sulzberges (von N, dem BalmochUopf, gesehen).

Fig. 7. Morphologisch tritt deutlich der Gegensatz zvyischen den kuseht- und Tholeyitbergen und den Porphyrbergen meines Gebietes hervor, len schließe daraus, daß die Porphyrmassive Hermannsberg und Königsberg im Gegensatz zu den Kuselit- und Tholeyitlagergängen Lakkohthe sind (s. Text S. 52).

Liegendsedimente der Intrusiva. Zwecks grober Scheidung stellte ich die Sedimentklüfte westlich der Linie Reichenbach Bosen­ bach— zum Diagramm 12 zusammen, die Klüfte der Sedimente O-lich dieser Linie zum Diagramm 13. In der W-lichen Gebietshälfte wurden etwa 60 Sediment­ aufschlüsse verschiedenster Art untersucht und darin 642 Klüfte gemessen. Die vorhandenen Steinbrüche sind stets sehr klein, meist nur von einem Einzelnen zu eigenem Hausbau betrieben und daher wenig tiefgehend. Die Klüfte haben ganz \erschie- denes Einfallen und es scheint, daß sich das Kluftfallen nur bei harten, festen Sedimenten nach dem Einfallen der Schichten richtet, d. h. also, daß nur bei harten Sedimenten die Klüfte senkrecht zu den Schichtfugen stehen. Von den drei Schicht­ kuppen des Potzberg-Königsberg-Gebietes aus fallen die Sedi­ mente nach allen Richtungen ein. Daher ist das Streichen der Schichten sowohl in der O- wie auch in der W-Hälfte des Ge­ bietes außerordentlich mannigfaltig. Die Häufungspunkte des Diagramms 12 zeigen die aus dem Erstarrungsgestein erschlossenen typischen tektonischen Richtun­ gen des Gebietes. Ihr Streichen ist bei saigerer Stellung 110— 130 o, 170 0, 80 0 mit 6 0 O/O0 und 50—55 0 bei 40 0/00 Besetzung, Durch den Sandsteinbruch am Fuß des Hirschfeldes bei Bedesbach, den größten Sedimentaufsdiluß der W-Seite, zieht eine 2 m breite Ruschei fast senkrecht in der Richtung 140— 145° durch. Die Ruschei ist gegen den massiven, großklüftigen Sandstein scharf abgesetzt und enthält zwischen zwei randlichen, etwa 10 cm breiten, harnisdifreien Zonen, die mit vollkommen zerriebenem Material ausgefüllt sind, zahlreiche Klüfte mit hori- zontalgestreiften Harnischen. In dem aufgelassenen Sandstein­ bruch am Hörschmannsgraben kann man beobachten, daß Klüfte von 170—180 0-Str. häufig durch Klüfte von 125—145°-Str. um geringe Beträge (20—40cm) verworfen sind; letztere Klüfte müssen also jünger sein, als die N—S-Klüfte. Die besten und größten Sedimentaufschlüsse in der O-Hälfte sind die schon außerhalb des Gebietes bei Olsbrücken liegenden Sandsteinbrüche der Firmen Grün & Bilfinger, , und Holzmann, Frankfurt. Der dauerhafte Rotliegendsandstein liefert ein vorzügliches Material zum Unterbau von Brücken. Verschie­ dene der durch den roten, massiven Stein durchgehenden Klüfte klaffen um geringe Beträge (10—50 cm), so z. B. die Klüfte: -50 °-Str. 90 0 f . um 20 cm 80 0 „ 90 0 f . >> 40 „ 85 0 „ 85 o N—F. n 10 „

85 0 „ 85 0 N—F. n 50 „ 120 0 „ 90 0 f . » 25 „ In einem Konglomerataufschluß am Striehtwald bei Jetten- bach geht eine 20 cm breite Ruschei in der Richtung 125—130°- Str., 85° NO—F. durch das harte, verkieselte Gestein. Diese Ruschei, wie auch die im Sandsteinbruch bei Bedesbach sind besonders beachtenswert, weil sie dieselbe Richtung zeigen, die auch die im Erstarrungsgestein als Faulwände immer wieder zu beobachtenden Ruschein haben. Diese tektonischen Richtungen sind also Erstarrungs- und Schichtgestein als Bewegungszonen gemeinsam und treten wohl im Sediment deshalb so selten auf, weil nur der Zufall bei den kleinen Aufschlüssen gerade eine Ruschei sichtbar werden läßt. Insgesamt standen auf der O-Seite etwa 25 Sedimentauf­ schlüsse zur Verfügung, deren 304 Klüfte im Diagramm 13 gra­ phisch dargestellt wurden. Das Bild zeigt die 4 auch in der Westhälfte gefundenen Hauptriditungen. Nur ist statt der Häu­ fung von 50—55 °-Str. hier die Richtung 15—25°-Str. beson­ ders stark vertreten. Die Harnischstreifensysteme der Sedimente haben ganz ver­ schiedenes Streichen und Fallen. 33 Streifensysteme der W-Seite und 11 Streifensysteme der O-Seite sind in folgendem nach ihrem Streichen zusammengestellt: 35 °-Str. 40 0 SW—F. 105 0-Str. 0° F. 40» „ 35 0 NO—F. 105 0 ,, 30° W -F . 40° „ 35 o NO—F. 110" „ 0° F. 40° „ 5 0 SW—F 115° „ 0° F. 50 o „ 0 o F. 115° „ 35° W -F . 50 0 „ 53 0 NO—F. 125° „ 10° NW—F 50° „ 20° S—F. 125o „ 10° NW—F 55° „ 20° S—F. 125° „ 15° NW—F 55 o „ 50 o O—F. 130° „ 35° S—F. 60 o „ 90 0 F. 135 0,, 5 0 NW-F. 75 0 „ 90 o F. 145 0 „ O« F. 75 0 „ 40 0 W—F. 145° „ 40 0 SO—F. 750 „ 10° W—F. 145° „ 55° SO -F. 1450 „ 10° SO—F. 80 0 „ 0 0 F. 80 0 20° O—F. 1500 „ 350 SO -F. 85 0 „ o° F. 150°,, 5 0 NW—F 85° „ 5° O—F. 150° „ 5 ° NW — F 90 0 „ o° F. 1550 „ 35 0 S F. 90° „ 40° O—F. 1650,, 30° S—F. 165° „ 4 5 ° S—F. 90° „ 40 0 O—F. 165° „ 550 S — F. 100° „ 0° F. 100° „ 30° O—F. 170° „ 0 n F. 12. Besprechung der Ergebnisse. Die Hauptfrage bei der Untersuchung der Klüfte in den Erstarrungs- und Schichtgesteinen des Gebietes zwischen Potz- berg und Königsberg war: Sind in den gut erschlossenen Kuselit- und Tholeyitlager- gängen primär-tektonische und sekundär-tektonische Klüfte im Sinne von Cloos zu unterscheiden? Im Verlauf der Geländeaufnahmen traten nun immer deut­ licher folgende Gruppen von Klüften durch ihre Beschaffen­ heit und ihr Vorkommen heraus: Ruschein, Harnischklüfte, Kon­ traktionsklüfte, „gemeine“ tektonische Klüfte und eigenartige Flächen guter Klüftbarkeit, die ich als „Scherflächen“ bezeichnet habe; sie seien in dieser Reihenfolge zusammenfassend beschrie­ ben und besprochen. D ie Rusch ein. Bestimmt sekundär-tektonisch im Sinne von Cloos sind die Ruschein oder Faulwände des Gebietes. Sie stellen eine Häufung von „gemeinen“ Klüften und Harnischflächen dar, die Erstarrungs- und Schichtgesteine in gleicher Weise durchsetzen. Meist stehen sie saiger und sind schon von weitem daran gut zu erkennen, daß man sie in den Brüchen nach Möglichkeit als „Faulwände“ stehen läßt, da für das zerstörte Gestein keine Verwendungsmöglichkeit besteht; auch heben sich die Ruschein gegen das Nachbargestein durch ihre hellere Farbe ab. Der Farbunterschied kommt von Kalkspatabsätzen, die in Zentimeter bis Dezimeter dicken Lagen die offenen Klüfte der Faulwände ausfüllen. Dazu wurde durch das Sickerwasser, das den kohlen­ sauren Kalk mitbrachte, das zersprungene und zerruschelte Ne­ bengestein ausgelaugt und entfärbt. In der Nähe der Ruschein häufen sich horizontal oder mit wenig Abweichungen von der Horizontalen gestreifte Harnische auf steilen Klüften. Nur ein einziges Mal wurde saigere Streifung beobachtet. Die Klüfte der Ruschein selbst tragen meist keine Harnischspuren mehr. Harnische waren aber sicher vorhanden, doch hat sie das Sickerwasser zerstört. So ist das Gestein der Faulwände oft vollkommen vergrust. Die Ruschein halten in den Erstarrungsgesteinen des ganzen Gebietes dieselbe Streichrichtung von 110—130° ein. In drei Fällen (S. 27, 54, 55) wurden auch in unterrotliegenden Sedi­ menten Ruschein beobachtet, in dem Sandsteinbruch bei Bedes- bach und in einem Konglomerataufschluß, außerdem im Hangen­ den der Pfalz-Saarbrücker Werke am Remigiusberg. Auch diese Sedimentruschein haben die in Erstarrungsgesteinen typische Aus­ bildung und dieselbe Streichrichtung. Das Alter der Ruschein ist also höchstens spätpermisch, vermutlich aber sind die Ruschein durch die saxonische Orogenese entstanden. In den ausgedehnten Kuselitbrüchen am Remigiusberg und Rammelskopf setzen die Faulwände an einzelnen Stellen fast regelmäßig in 10—15 m Abstand durch. Ruschein in Sedimenten wurden wahrscheinlich nur deswegen so selten gefunden, weil die Sedimentaufschlüsse gering an Zahl und wenig ausgedehnt sind. Neben Kalkspat finden sich in den offenen Ruschelklüften als Absätze auch Eisenoxyd, Kupferglanz und durch Verwit­ terung daraus entstehend Malachit und Kupferlasur.

D ie Harnische. Die Harnischklüfte stehen durchweg steil und ihre Streifen sind fast immer horizontal oder schwach geneigt. Sie tragen häufig Calcit-, bisweilen auch schwachen Eisenoxydbelag. Am Rammelskopf häufen sich horizontal gestreifte Harnisch­ klüfte in 60—90°-Str., eine geringere Zahl in 150—170°-Str. Die Streichrichtung 110—130° wird besonders von den Har­ nischen der S-lichen Hälfte des Remigiusberges bevorzugt, im Gebiet der Pfalz-Saarbrücker Werke und der Remigiuskirche. Ihre Streifen fallen 0—20° W. Daneben sind am ganzen Remi­ giusberg horizontal gestreifte Harnische von 80°-Str. häufig. Am Südende des Remigiusberges kommt als dritte Harnischhäufung die N—S-Richtung dazu; die zugehörigen Streifen fallen 10— 20° N. In den Kuselitbrüchen des Hirschfeldes streichen die Har­ nische hauptsächlich 150—180° mit horizontalen Streifen und 110—130° mit 10—30° NW fallenden Streifen. Am Sulzberg ist die Hauptrichtung 120—130 °-Str.; die Streifensysteme fallen 0—20° NW. 19 Harnische im Kiefernkopfkuselit streichen 135—155° bei 0—10° SC—F. der Streifen, 11 Harnische 90—100° bei 0—5° W—F. und 8 Harnische 170—180° bei 0—5° S—F. der Streifen. Am Potschberg streichen horizontal gestreifte Harnischk.üfte 130—140°, 170°, 75° und 100°. Die 140° streichenden Harnische des Kreimbach-Kaulbacher Tholeyits tragen 0—20° SO fallende Streifensysteme. Wenige Harnische streichen 30—40° und etwa 175°; ihre Streifen fallen 0—20° S. Besonders auffällig ist bei dieser Zusammenstellung der be­ vorzugten Harnischrichtungen, daß das Einfallen der Streifen­ systeme vom Einfallen der Kuselit- und Tholeyitlagergänge ab­ hängt. Das erscheint mir deswegen bedeutungsvoll, weil auch das Einfallen der sekundär-tektonischen Klüfte offensichtlich von der Neigung der Lagergänge bedingt ist. Im ganzen Gebiet ist bei den Harnischklüften die Streich­ richtung 110—140° sehr häufig; am Rammelskopf tritt das Strei­ chen 60—100° und am Hirschfeld das Streichen 150—180° an die erste Stelle, das Maximum der Harnische fällt dabei stets ungefähr mit dem Hauptmaximum der sekundär-tektonischen Klüfte zusammen. Allgemein ergibt sich, daß die Harnische sich in tektonisch wichtigen Richtungen häufen und daß das Einfallen der Streifen vom Fallen der Lagergänge abhängt. In den Schichtgesteinen sind entsprechende Abhängigkeiten der Harnische nicht zu finden. Die Richtung der Streifensysteme der Sedimentharnische verteilt sich gleichmäßig auf das Streichen 35—170°, wie die Zusammenstellung S. 55 zeigt. Auch die Fall­ winkel spielen über den ganzen Winkel von 0—90°. Allerdings muß dabei berücksichtigt werden, daß die Sedimentaufschlüsse klein und schlecht sind, so daß diese Harnischbeobachtungen aus den verschiedenartigsten und aus verschieden gelagerten Schichtgesteinen zusammengetragen werden mußten.

D ie Kontraktionsklüfte. Nach Salomon (1911, S. 496) bezeichne ich Klüfte, ,,deren Wandflächen keine Glättung besitzen“ im Gegensatz zu den „Harnischen“ als „gemeine“ Klüfte. Solche Klüfte können bei der Abkühlung eines schon verfestigten, aber noch heißen Ge­ steines entstehen und sind in diesem Fall als „Kontraktions- klüfte“ aufzufassen. Andere entstehen durch spätere Gebirgs­ bewegungen und stellen dann sekundär-tektonische Klüfte im gewöhnlichen Sinn vor; primär-tektonische Klüfte entstehen nach C lo os bei der Intrusion mächtiger, langsam erstarrender Plu- tone. Durchaus analoge Klüfte weist er bei der Bewegung aus­ gedehnter Sedimentschollen im Innern und am Rand als Zug- und Druckklüfte nach (1921—1929). Schließlich können „ge­ meine“ Klüfte durch Verwitterungseinflüsse, z. B. durch die

Schematisches Bild der Lagergänge meines Gebietes.

Fig. 8. Das Erstarrungsgestein meines Gebietes bricht als Quergang durch die Sedimente der Schichtmulde und wird allmählich in die Schichtfugen der nach R eis durch den Sattelbildungsvorgang bereits gelockerten Sedi­ mente eingelenkt. So geht der Quergang in den Lagergang über. Der Lagergang endet in der runden „G angstirnvor der die Sedimente gefal­ tet und verworfen sind. Die Kontraktionsklüfte stehen überall senkrecht zum Kontakt, so daß in der .Gangstirn“ die Klüftung radialstrahlig ist. Gegen das Innere mächtiger Lagergänge vermindert sich die Zahl der Kontraktionsklüfte rasch (s. Text S. 60).

Wirkung der Frostsprengung und der Pflanzendecke hervorge­ rufen werden; sie sind an der Oberfläche häufig, stören aber bei tiefen und ausgedehnten Brüchen das Kluftbild nicht mehr. Kontraktionsklüfte sind in den Erstarrungsgesteinen des Potzberg-Königsberg-Gebietes sehr zahlreich und von den sekun­ där-tektonischen Klüften wohl zu unterscheiden. Sie stehen un gefähr senkrecht zu den Kontaktflächen und dringen entweder als unregelmäßige Kluftrisse in das Innere des Erstarrungsge­ steines vor, um dort auszulaufen, oder sie bilden mit anderen Kontraktionsklüften 4—5-seitige Gesteinspfeiler und -säulen. Die Achsen der Pfeiler und Säulen stehen dann ebenfalls zum Kontakt senkrecht. Stets sind diese Kluftflächen rauh, uneben und meist gebogen. Ganz typisch ist die Stellung der Klüfte und Säulen im Gangende, der „Stirn“ der Lagergänge1. Die Kontraktionsklüfte und Kontraktionssäulen sind dort regelmäßig wie die Radien eines Kreises um einen Mittelpunkt im Innern der Gangstirn angeordnet (Fig. 8 und Tafel I, Abb. 1) und stehen auf der Kon­ taktfläche der runden Gangstirn senkrecht. Sehr schmale Gänge, z. B. der saigere Kuselitgang am Sulz­ berg oder die 8—10 m mächtigen Tholeyitlagergänge von Kaul- bach sind in drei zueinander senkrechten Richtungen, eine pa­ rallel und zwei senkrecht zum Kontakt, von Klüften durchsetzt, die ebenfalls nur durch Kontraktion zu erklären sind. Das ganze Erstarrungsgestein wird dadurch in Quader zerlegt. Bei mächtigeren Vorkommen, z. B. den großen Lagergängen am Remigiusberg, Hirschfeld oder Kiefernkopf, scheinen die Kon­ traktionsklüfte nur in der Nähe des Kontaktes eine wesentliche Rolle zu spielen; weiter gegen das Ganginnere werden die Kon­ traktionsrisse seltener und scheinen in größerer Entfernung (8— 10 m) vom Kontakt überhaupt zu fehlen. Eine gute Möglichkeit zur Untersuchung dieser Frage bot der prächtige Aufschluß des Rammeisbacher Steinbruchbetriebes am Rammeiskopf. In 11, je etwa 10 m hohen Etagen ist dort der gegen 100 m mächtige Lagergang des Remigiusberges fast in seiner ganzen Mächtig­ keit aufgeschlossen; der Bus’sche Bruch auf der Talseite gegen­ über zeigt die typische, unregelmäßige Kontraktionsklüftung am Hangendkontakt. Im Rammeisbacher Aufschluß, im Innern des Lagerganges wurden 1274 ebene, durchgehende, offenbar sekun­ där-tektonische Klüfte für sich gemessen und im Diagramm 1 graphisch dargestellt. 1486 kleine, auslaufende Kluftrisse und rauhe, unebene Kluftflächen aus demselben Bruch ergaben im Diagramm 2 genau dasselbe Bild wie die großen tektonischen Klüfte. Diese kleinen, unregelmäßigen Klüfte im Innern des

1 Siehe auch Einleitung S. 4 und Besprechung S. 67. mächtigen Lagerganges dürften also auf die gleiche tektonische Ursache zurückzuführen sein wie die großen durchgehenden Klüfte. Im Gegensatz dazu ergaben die Flächenrichtungen der Kontraktionssäulen im Bruch Oberst, der an der O-Seite des Rammeiskopfes unmittelbar über dem Liegendkontakt angelegt ist, keine bestimmten Häufungspunkte, (siehe Diagramm 14) sondern ziemlich gleichmäßige Verteilung auf sämtliche Rich­ tungen. Die meist 4—5-seitigen Kontraktionssäulen haben am Kontakt etwa 30—50cm Durchmesser; der Durchmesser wird mit der Entfernung vom Kontakt größer. Die vierseitigen Pfeiler im Innern 60—100 m mächtiger La­ gergänge (Remigiusberg, Hirschfeld, Kiefernkopf) sind von ebenen Kluftflächen regelmäßigen Streichens und Fallens begrenzt. So ist der Kiefernkopfkuselit fast ganz in mächtige 4-seitige Pfeiler geteilt, deren Begrenzungsflächen durchweg den tektonisch wich­ tigen Richtungen 130—150° und 40—60° angehören; die Hirsch- feld-Pfeiler sind von Klüften der O—W- und N—S-Richtung be­ grenzt. Ich glaube deshalb, daß diese Pfeilerbildung im Innern der von mir untersuchten mächtigen Lagergänge sekundär-tek­ tonisch ist. Doch treffen wir an demselben Kiefernkopf am Kontakt selbst auch typische, meist 5seitige Kontraktionssäulen von 30—40 cm Durchmesser, deren Achsen zum Kontakt senk­ recht stehen, und deren Kluftflächen keine bestimmten Richtungen einhalten. D ie „ gemeinen “ tektonischen Klüfte. Meine Kontraktionsklüfte1 haben fast immer rauhe, unebene Flächen und laufen als kurze, mehr oder weniger gebogene Ge­ steinsrisse nach kurzen Strecken aus, um von anderen unregel­ mäßigen Rissen abgelöst zu werden. Bilden sie Pfeiler und Säulen, so hat jedes Individuum seine eigenen Begrenzungs­ flächen, die sich nicht in die Nachbarsäulen fortsetzen. Die großen sekundär-tektonischen Klüfte dagegen setzen ebenflächig durch, soweit die Beobachtung reicht, und tragen häufig Calcit- oder Eisenoxydbelag, auch Harnischstreifung als Zeichen der Gebirgsbewegung. Natürlich sind ihnen auch eine Menge von kleineren Gesteinsrissen beigeordnet, die oft schwer von Kontraktionsrissen zu trennen sind, aber dieselben Rich- i

i Siehe auch die von J. Voelcker (1928, S. 65 und 83) vom Wachenberg und ölberg beschriebenen Kontraktionsklüfte. tungen haben wie die großen tektonischen Klüfte (vgl. Dia­ gramm 1 und 2). Als Begrenzungsflächen der mächtigen 4- seitigen Pfeiler im Innern der Lagergänge setzen die sekundär­ tektonischen Klüfte oft durch mehrere hinter- oder nebeneinander stehende Pfeiler durch, ganz im Gegensatz zu den Wänden der Kontraktionssäulen. Wie die Besprechung der Harnische zeigte, häufen sich diese in tektonisch wichtigen Richtungen. Saure Nachschübe auf gerade durchsetzenden primär-tektonischen Klüften, wie z. B. aus Granit- plutonen bekannt ist, sind im Kuselit und Tholeyit des Potzberg- Königsberg-Gebietes nicht vorhanden. Die Durchtrümerung des Kuselites am Kiefernkopf und Potschberg und des Tholeyites von Kreimbach mit saurem Material von heller Farbe erfolgte auf unregelmäßigen und gekrümmten Wegen und geht häufig in schlierenartige Durchtränkung des Nebengesteines über1. Es scheint mir daher zweifelhaft, ob es sich um Nachschübe oder um örtliche Differentiation des erstarrenden Magmas handelt In beiden Fällen kommen wohl nur Kontraktionsrisse in Betracht, wie das auch Schuster (1910, S. 47) annimmt. Auch die Zusammenstellung der tektonischen Richtungen zusammengehöriger Aufschlüsse gab keine Möglichkeit, neben unzweifelhaft sekundär-tektonischen Klüften und Kontraktions­ klüften in meinem Gebiet auch primär-tektonische Klüfte im Sinne von Cloos zu unterscheiden. Einzig die noch eingehender zu beschreibenden Scherflächen sind als primär-tektonisch auf­ zufassen. Bei der Feldaufnahme wurden die tektonischen Klüfte genau charakterisiert, ihre Richtungen gemessen und den geologisch zusammengehörigen Aufschlüssen entsprechend in den Diagram­ men 1—11 ausgewertet. Diagramm 12 und Diagramm 13 zeigen zum Vergleich mit den Klüften der Erstarrungsgesteine das Bild der sicher sekundär-tektonischen Klüfte der Sedimente auf der W- und O-Seite des Gebietes. Sowohl in den Klüften der Erstarrungs- wie der Schichtge­ steine sind 4 tektonische Hauptrichtungen durch die Kluftmaxima ausgeprägt: die SW—NO, SO—NW, N—S und O—W-Richtung. Sehr auffällig verhält sich die erzgebirgische SW—NO-Richtung. In den Sedimenten der W-Hälfte des Gebietes (Diagramm 12)

1 Siehe auch S. 39. liegt das entsprechende Maximum bei 50—55 °, in den Sedimenten der O-Hälfte (Diagramm 13) bei 15—25°. Dieses Umschwenken der erzgebirgischen Richtung macht sich auch in den Kuseliten und Tholeyiten ebenso bemerkbar. So liegt das Maximum beim Rammelskopf (Diagramm 1—3), Sulzberg (Diagramm 8) und Kie­ fernkopf (Diagramm 9) zwischen 40—70°-Str.; dagegen am S- lichen Remigiusberg (Diagramm 6), am Potschberg (Diagramm 10) und im Tholeyit von Kreimbach-Kaulbach (Diagramm 11) zwischen 20—40 °-Str. Schließlich treten am nördlichen (Dia­ gramm 4) und mittleren Remigiusberg (Diagramm 5) und am Hirschfeld (Diagramm 7) zwei getrennte Maxima von 20—40° und 40—70°-Str. auf. Es erscheint demnach auffällig und wichtig, daß gerade auf der S- und O-Seite des Potzberg-Königsbcrg-Gebietes die NNO- Richtung (20—40°-Str.) und auf der N- und W-Seite die ONO- Riehtung (40—70 °-Str.) bevorzugt wird. Vielleicht ist der Zu­ sammenhang und die Erklärung darin zu suchen, daß die Sattel­ firstlinien am Potzberg nach O zu aus der NNO- in die ONO- Richtung umbiegen. Die herzynische SO—NW-Richtung hat im ganzen Gebiet das konstante Streichen 110—140°. Sie wird bedeutungsvoll durch die Ruschein, welche die Erstarrungs- und Schichtgesteine in gleicher Weise durchsetzen 1. Deren Spalten klaffen häufig bis 1/2ni Weite und sind dann mit Kalkspatabsätzen ausgefüllt. Auch die Harnischklüfte bevorzugen die herzynische Richtung. Am Hirschfeld (Diagramm 7) treten N—S- und O—W- Klüfte an die erste Stelle, denen gegenüber erzgebirgische und herzynische Richtung zurücktreten müssen. Auch am S-Ende des Remigiusberges spielt die N—S-Richtung eine bedeutendere Rolle, während in den übrigen Aufschlüssen die O—W-Klüfte häufiger sind, als die N—S-Klüfte. Der Überblick zeigt, daß allgemein erzgebirgische und her- zynische Klüfte die Hauptrichtungen des Gebietes abgeben, wäh­ rend nur örtlich N—S- und C—W-Richtung diesen einmal gleich­ wertig werden können. Dies war aus dem geologischen Bau des Gebietes zu erwarten. Worauf das außerordentlich starke Her­ vortreten der N—S- und C—W-Klüfte am Hirschfeld zurück­ zuführen ist, kann ich nicht angeben.

1 Siehe S. 56. Bei der Besprechung der Harnische fiel besonders auf, daß das Einfallen der Harnischstreifen in deutlicher Beziehung zur Fallrichtung der Lagergänge stand (siehe S. 57); die Fallrichtung der Harnischstreifen war stets der Fallrichtung der Lagergänge möglichst genähert. Auch das Einfallen der „gemeinen“ sekundär-tektonischen Klüfte zeigt eine solche Abhängigkeit, daß man das Einfallen der Lagergänge direkt von den Kluftdiagrammen ablesen kann. Überall durchsetzen die großen Klüfte das Erstarrungsgestein etwa senkrecht zum Kontakt, falls nicht starke Diskordanz vor­ liegt, wie z. B. in der Gangstirn. Da die Kuselite und Tholeyite des Gebietes aber als konkordante oder schwach akkordante Lagergänge ganz verschiedenen Streichens und Einfallens auf- treten, so fällt diese Abhängigkeit des Einfallens der Klüfte vom Einfallen der Lagergänge besonders auf. Die Schichtgesteine werden von den sekundär-tektonischen Klüften meist ohne Abhängigkeit von der Richtung der Schicht­ fugen durchsetzt; wo aber feste und harte, gebankte Sandsteine und Konglomerate vorliegen, stehen auch hier wie bei den Lager­ gängen die Klüfte senkrecht zu den Schichtfugen (siehe auch 'S. 54). An den Grenzflächen von Erstarrungsgestein und Sediment zeigt sich ebenfalls, daß die Richtung sekundär-tektonischer Klüfte geändert werden kann, wenn physikalisch verschiedene Gesteins­ massen aneinander grenzen. Nur selten sind Klüfte zu beob­ achten, die gerade durch den Kontakt ins Hangende oder Lie­ gende fortsetzen. Meist ist überhaupt keine Fortsetzung der Kluft zu sehen oder die Kluftfläche biegt beim Übergang in die weichen, tonigen Sedimente ab. Diese Erscheinung ist wohl ähnlich der von Pfannenstiel (1928, S. 67) festgestellten Polsterwirkung lockerer Sedimente 1. Lockere Sedimente fangen tektonische Klüfte gewissermaßen auf, so daß sie sich nicht fortsetzen können; diese Erscheinung ist ja auch seit längerer Zeit aus dem Buntsandstein mit seinen abwechselnden Sandstein- und Tonschichten bekannt. Die Sch er flächen. In den gut erschlossenen Kuselitbrüchen am Rammelskopf und Hirschfeld, auch in einem Aufschluß an der NO-Seite des 1 „Das Polster ist eine die tektonische Bewegung des Untergrundes dämpfende Schicht“ (Pfannenstiel 1928, S. 67). Potschberges wurden untereinander gleichlaufende Flächen guter Klüftbarkeit und wirklicher Klüfte beobachtet1, die das Erstar­ rungsgestein parallel zum konkordanten Kontakt der Lagergänge ebenflächig durchsetzen. Neben scharf wechselnder Gesteinsfarbe sind diese Flächen auch dadurch charakterisiert, daß zahlreiche kleine Kluftrisse nach oben und unten in den Kuselit auslaufen und die Kuselitpfeiler bei Sprengungen gerade an diesen Stellen abbrechen. Bisweilen zeigt das Gestein zu beiden Seiten der Flächen auch verschiedene Härte und Zähigkeit. Durchgehende sekundär-tektonische Klüfte erfahren oft eine geringe Abknickung (Tafel I, Abb. 2). Ihr gegenseitiger Abstand nimmt mit der Entfernung vom Kontakt zu. Harnischstreifen wurden auf diesen Flächen nicht gefunden, so daß eine Bewegung des verfestigten Kuselites bei meinen Scherflächen nicht in Betracht kommt; auch Fließtextur wurde makroskopisch an diesen Stellen nirgends beobachtet. Die petro- graphische Untersuchung der Kuselite durch Düll, Schuster und Schwager hatte auch mikroskopisch keine Fluidaltextur nachgewiesen. Manche Eigenschaften der im vorigen charakterisierten Scher­ flächen weist auf die Blaubänderung der Gletscher als eine ver­ wandte Erscheinung hin; auch deren gegenseitiger Abstand nimmt ja gegen das Gletscherinnere zu. Philipp (1921, S. 679) fand bei seinen Gletscherstudien, daß sich „die Bewegung der Gletscher im wesentlichen durch ein Übereinandergleiten von Teilflächen an einer größeren Anzahl von Abscherungsflächen, also als eine „Laminarbewegung“ voll­ zieht“. (Blaublättertextur.) Er versucht nun, diese Beobachtun­ gen auf die Bewegung geologischer Flüssigkeiten wie Laven und Schlammströme zu übertragen. „Scherflächen“ fand Phi­ lipp an einem mächtigen Obsidianstrom auf Lipari (1911, S. 680). „Sobald die Viskosität einen bestimmten Betrag überschritten hat, und andererseits infolge starken Gefälles die Bewegung des Stroms noch nicht völlig zum Stillstand gekommen ist, muß die Fließbewegung in eine scherende, der Gletscherbewegung entsprechende, also in eine Laminarbewegung übergehen. „Eine spontane Kristallisation infolge verstärkter Reibung führt im Obsidianstrom auf Lipari zu flächenhafter Kristallkeimbildung an diesen Abscherungsflächen. 1 Siehe Text S. 15, 33, 45. Verhandlungen d. Heidelb. Xaturhist.-Mrd. Vereins. X. F. Bd. X\ II. 5 Die Ausbildung der von mir beobachteten „Scherflächen“ ist etwas verschieden von der von Philipp beschriebenen. Es handelt sich hier ja auch nicht um Lavaströme, sondern um eine ganz andere geologische Erscheinung, um Lagergänge. Wahr­ scheinlich scheint mir, daß hier, ähnlich wie bei Philipps Beobachtung eine Abscherung des sehr viskosen Kuselitmagmas festgehalten ist; die Kristallisation des Magmas war dabei noch nicht weit fortgeschritten, da keine Fluidaltextur beobachtet wur­ de. Sehr deutlich ist die physikalisch verschiedene Beschaffenheit des an den Scherflächen zusammen treffenden Erstarrungsgesteins. Die bisweilen dort scharflinig wechselnde Färbung dürfte viel­ leicht auf verschieden starke und verschiedenartige Verwitterung zurückzuführen sein, bedingt auch durch stofflich verschiedene Beschaffenheit des Kuselites zu beiden Seiten der Scherfläche. Diese Flächen guter Klüftbarkeit, die ich als Scherflächen bezeichnet habe, sind also die einzigen primär-tektonischen Ele­ mente, die ich in meinem Gebiet beobachten konnte.

D er Intrusionsmechanismus der Lagergänge. Die Untersuchung der Kuselite und Tholeyite im Potzberg- Königsberg-Gebiet zeigte, daß es sich bei den ausgedehnteren Vorkommen immer um Lagergänge handelt. Nur wenige 3—4 m mächtige Kuselitgänge durchsetzen die Schichten saiger, sind also Quergänge. Die Mächtigkeit ist sehr verschieden. Neben solchen von wenigen Metern finden wir Lagergänge von 60— 100 m Mächtigkeit und einer Breiten-Ausdehnung senkrecht zur Bewegungsrichtung von mehreren Kilometern. Die Kuselit- und Tholeyitlagergänge liegen konkordant oder akkordant in den Randschichten der drei Schichtkuppen des Potzberges, Hermanns­ berges und Königsberges. Mit dem Sattelbildungsvorgang hat ihre Intrusion nichts zu tun. Aus den Schichtmulden und von verschiedenen Richtungen her drang das Magma im Sediment­ mantel der Kuppen gegen die Kuppenzentren vor. Daher ist die Streichrichtung der Lagergänge sehr verschieden. Die Lager­ gänge haben diskordante Zufuhrspalten, deren Diskordanzwinkel nach oben abnimmt, bis die Zufuhrspalte schließlich in den kon­ kordanten oder akkordanten Lagergang übergeht (Fig. 8). An wenigen Stellen ist der Übergang zur Zufuhrspalte an dem allmählich größer werdenden Diskordanzwinkel zu erkennen (z. B. S. 41) oder wie in dem kleinen Lagergang am Kalkwerk Altenglan die Zufuhrspalte selbst angeschnitten (siehe S. 32). Das Ende von Lagergängen ist glücklicherweise in mehreren Kuselitbrüchen am Remigiusberg, Hirschfeld, Schleitchen, Kie­ fernkopf und Potschberg prächtig erschlossen und zeigt eine Form, die von den Gangenden der mir aus der Literatur bekannt gewordenen Lagergänge stark abweicht1. Wie schon in der Einleitung (S. 4) bemerkt, bezeichne ich das Lagergangende mit „Gangstirn“. Bei allen durch den Stein­ bruchbetrieb meines Gebietes bloßgelegten Gangenden ist die „Stirn“ rund. Vor der Gangstirn sind die Schichten zusammen­ gepreßt, gestaucht, gefaltet und verworfen (siche S. 18, 33). Die auf die Kontraktion zurückzuführenden Kluftrisse stehen auf der Stirnfläche senkrecht, so daß eine ganz charakteristische strahlige Klüftung entsteht (Tafel I, Abb. 1). Auch auf das Hangende und Liegende muß das intrudierende Magma mit gewaltiger Kraft gewirkt haben. Mächtige Sediment­ schollen wurden losgerissen, zum Teil gefaltet und verworfen und versanken im eindringenden Magmai 2. An anderer Stelle hat sich das Magma buckelartig ins Hangende gepreßt und da­ bei die hangenden Schichtgesteine gestört und gefaltet (Tafel 1, Abb. 1). In dem Tholeyitlagergang bei Kaulbach hat sich das Tholeyitmagma zwischen die Hangendschichten gepreßt (Fig. 6) und diese dabei aufgespalten. Diese Beobachtungstatsachen deu­ ten also stark aktive Wirkung des Magmas an. Nach den mikroskopischen Untersuchungen Dü 11s (1904, S. 86) verzeichnen auch die Kontaktsedimente aktive kataklastische Wirkung des Erstarrungsgesteines: „Quarzkörner der Kontakt- metamorphen quarzreichen Schiefer, der Sandsteine und Kong­ lomerate sind umso stärker mechanisch beeinflußt (bis zur inten­ sivsten Zermalmung), je beträchtlicher die Korngröße ist.“ Die Intrusionsrichtung der Kuselite und Tholeyite ist durch die an vielen Stellen beobachteten „Bläschen“ gegeben. Als „Bläschen“ habe ich 5—10 mm lange gestreckte Hohlräumchen bezeichnet, deren Achsen untereinander und zur Kontaktfläche parallel sind. Sie finden sich fast nur in 1 2—1 m Entfernung vom Kontakt und enthalten entweder kleine Quarzkriställchen

i Siehe Text S. 18, 33, 37, 38, 40, 46. - Siehe Text S. 26. oder braunen, erdigen Mulm. Die mit Quarzkriställchen ausge­ füllten Bläschen sind rundlich und wohl auf Gasbläschen zurück- züführen, die sich bei der Kristallisation der Mineralkomponenten bildeten und an den rasch erstarrenden Rändern des Lagerganges nicht mehr entweichen konnten (ähnlich wie in der Außendecke von Laväströmen). Bei den größeren im Innern der Lagergänge eingeschlos­ senen Sedimentschollen konnte keine bestimmte Lagenrichtung festgestellt werden. Alle diese Beobachtungen über die Intrusion der Kuselite und Tholeyite im Potzberg-Königsberg-Gebiet möchte ich, wie folgt, zusammenfassen: Auf diskordanten Zufuhrspalten von den Schichtmulden her intrudierte das Magma und preßte die Schichtgesteine durch aktive Wirkung auseinander. Möglicherweise waren die Schich­ ten, wie Reis annimmt, durch die vorhergehende Sattelbildung bereits gelockert, so daß schon deswegen die Intrusion all­ mählich akkordant und schließlich konkordant in die Schichtfugen einlenkte1. Die Intrusion der zähflüssigen Masse mit ihrer runden Gang­ stirn kam zum Stillstand, als die aktive Kraft des Magmas und der passive Gegendruck der auflagernden Schichten sich das Gleichgewicht hielten. Der Intrusionsvorgang muß geologisch rasch verlaufen und zum Stillstand gelangt sein, da außer den Scherflächen keine primär-tektonischen Klüfte nachweisbar sind. Der zeitlich rasche Ablauf des Vorganges vom Intrusionsbeginn bis zur völligen Verfestigung des Erstarrungsgesteines scheint mir die beste Er­ klärung dafür, warum Beobachtungen, wie sie Cloos an Granit- plutonen (1921—1928) mit ihrer reichen geologischen Geschichte und an Gletscherströmen (1929) fand, in den Lagergängen des Potzberg-Königsberg-Gebietes von mir nicht gefunden wurden.

Zusammenfassung. 1. Die Kuselit- und Tholeyitvorkommen des Potzberg-Kö­ nigsberg-Gebietes haben, von wenigen schmalen Quergängen ab­

1 Auch Reis gibt eine Reihe von Skizzen von Intrusivlagern mit diskordanten Zufuhrgängen aus der Umgebung des Potzberg-Königsberg- Gebietes (1904, Tafel I, Fig. 1—3 und 1906, Fig. I—XIII). gesehen, die Form konkordanter oder auch akkordanter Lager­ gänge mit diskordanten Zufuhrspalten. 2. Die Lagergänge enden in einer „Gangstirn“, d. h. das Gangende keilt nicht allmählich zwischen den Schichten aus, wie aus der Literatur z. B. den englischen „Sills“ bekannt ist, sondern das Gangende ist als runde Stirn zwischen die Schichten gepreßt und hat diese aufgestaucht, gefaltet und verworfen. Dies gilt für die großen Lagergänge von 50—100 m Mächtigkeit, wie auch für die kleineren von 5—50 m Mächtigkeit. 3. Mikroskopisch und makroskopisch sind in den Hangend- und Liegendsedimenten der Lagergänge starke Druckwirkungen nachgewiesen. Quarzkörner in den betreffenden Sandsteinen und Konglomeraten sind nach Dü 11 (1904) zerdrückt bis zu völliger Kataklase. Mächtige Sedimentschollen wurden vom intrudieren- den Magma losgerissen; oder die Hangendschichten wurden em­ porgepreßt, gefaltet und verschoben. Dies läßt eine starke aktive Kraft des Magmas vermuten. 4. In den „Schcrflächen“ scheinen abscherende Bewegungen des mindestens zu einem Teil verfestigten, wenn auch noch vis­ kosen Kuselites im Sinne der „Laminarbewegungen“ bei Glet­ schern (Philipp 1921) festgehalten zu sein. Die Scherflächen verlaufen etwa parallel zum ebenflächigen Hangend- und Liegend­ kontakt und ihr gegenseitiger Abstand nimmt mit der Entfernung vom Kontakt zu. Neben Eigenschaften wie latente Klüftbarkeit, Färb- und Härteänderung ist besonders auffällig, daß von den Scherflächen aus zahlreiche kleine Kluftrisse in den Kuselit aus- laufen, und daß große, durchgehende sekundär-tektonische Klüfte häufig an diesen Stellen abknicken. Diese Scherflächen sind die einzigen Klüfte in den von mir untersuchten Gesteinen, die ich als primär-tektonisch im Sinne von Cloos bezeichnen könnte. 5. Kontraktionsklüfte sind von sekundär-tektonischen Klüften gut zu unterscheiden. Sie sind am Kontakt besonders zahlreich, stehen senkrecht zur Kontaktfläche und bedingen dort häufig eine Absonderung in 4—5-seitigen Kontraktionssäulen. In der runden Gangstirn laufen die Kontraktionsklüfte wie die Radien eines Kreises nach einem Punkt im Innern der Stirn zusammen. Sind Kontraktionssäulen ausgebildet, so laufen deren Achsen strahlenartig auf diesen hypothetischen Punkt im Innern zu. Die Zahl der Kontraktionsklüfte nimmt gegen das Innere mächtiger Lagergänge rasch ab. 6. Primär-tektonische Klüfte im Sinne von Cloos sind nach meinen Beobachtungen nur in den Scherflächen nachge­ wiesen. Ich erkläre dies daraus, daß die Bildung der Lagergänge, also die Intrusion der Kuselite und Tholeyite geologisch ge­ sprochen sehr rasch verlief. Das Gestein erstarrte vollständig erst, nachdem das intrudierte Magma völlig zur Ruhe gekommen war. Für die stärkere Ausbildung primär-tektonischer Klüfte bei der Intrusion der Granitplutone (Cloos 1921—1928) spielt doch wohl der Zeitfaktor, d. h. der relativ langsame Vorgang, eine bedeutende Rolle. 7. In den sekundär-tektonischen Klüften des Gebietes, sowohl in den Schichtgesteinen wie in den Erstarrungsgesteinen, sind 4 tektonische Richtungen ausgeprägt: die SW—NO- und SO- NW-Richtung als Hauptrichtungen und die N—S- und O—W- Richtung als Nebenrichtungen. Da jüngere als rotliegende Schich­ ten in meinem Gebiet fehlen, ist es mir nicht gelungen, einen Altersunterschied der Klüfte festzustellen. Auch Mineralbestege, Calcit- und Eisenoxydbelag, sind auf Klüfte aller 4 Richtungen gleichmäßig verteilt. 8. Das Einfallen der sekundär-tektonischen Klüfte steht in den Lagergängen meines Gebietes in deutlicher Beziehung zum Verlauf der Kontaktflächen. Auf ebenen Kontaktflächen, die auf größere Strecken ihre Richtung beibehalten, stehen die tekto­ nischen Klüfte fast genau senkrecht. Beim Übersetzen in das hangende oder liegende Schichtgestein ändert sich der Einfalls­ winkel, meist setzt die tektonische Kluft überhaupt nicht in das viel weichere Schichtgestein fort. („Polsterwirkung“ nach Pfan­ ne n s ti e 1 1928.) 9. In Kuselit- und Tholeyit-, wie auch in Sedimentaufschlüs­ sen, werden im ganzen Gebiet Ruschein angetroffen, die in wechselnder Breite etwa senkrecht durchsetzen und stets 110— 130° streichen. In den Ruschein und deren nächster Umgebung häufen sich Harnischklüfte mit etwa horizontalen Streifensyste­ men. Die Ruschelklüfte klaffen und sind von Calcitabsätzen aus- gefüllt. Vermutlich sind sie durch die saxonische Orogenese entstanden. 10. In wenig mächtigen Lagergängen oder Quergängen zer­ legen 3 zueinander senkrechte Systeme von Kontraktionsklüften das Erstarrungsgestein in Quader. Tektonische Klüfte sind in diesem Fall nicht zu finden. Wahrscheinlich benutzten die tek­ tonischen Bewegungen die vorhandenen Kontraktionsklüfte im Sinn des Steinbaukastenversuchs von Salomon (1925, S. 6). 11. Am Rammelskopf wurden 1274 durchgehende, sicher sekundär-tektonische Klüfte aus dem Innern des mächtigen Re­ migiusberger Lagerganges zum Diagramm 1 zusammengestellt. 1486 kleine Kluftrisse und unebene, krumme Kluftflächen er­ gaben im Diagramm 2 genau dasselbe Bild. Dieses Ergebnis scheint mir überraschend und zeigt, daß die kleinen unregel­ mäßigen Kluftrisse im Innern dieses mächtigen Lagerganges auf dieselben tektonischen Bewegungen zurückzuführen sind, wie die großen durchgehenden Klüfte. 12. Die aus Porphyr bestehenden Kuppen des Hermanns­ berges und Königsberges steigen steil und massig aus ihrer Um­ gebung auf, während die Kuselit- und Tholeyitberge sanfte Ab­ hänge bilden und nur dort eine Steilseite besitzen, wo die Gang­ stirn der Lagergänge gefunden wird. Diese morphologische Ver­ schiedenheit muß auf verschiedene Form der Erstarrungsgesteins­ massen zurückzuführen sein. Ich nehme daher mit Reis an, daß Königsberg und Hermannsberg Porphyrlakkolithe sind. Diagramme. Die Deutung tektonischer Elemente verlangt eine einwand­ freie Darstellung des Streichens, Fallens und der Zahl der Klüfte. Dies geschieht nach Rüger (1928) durch die Methode der flächentreuen Azimutalprojektion, wie sie schon vorher zur Ver­ anschaulichung der Gefügeregelung verwendet wurde. Der Sehpunkt liegt im Zenith der Kugel. Die Kluftflächen kommen dann als Projektionen der unteren Durchstichspunkte der Flächennormalen auf die durch den Kugelmittelpunkt gelegte Horizontalebene zur Darstellung. Der Kreis des Diagramms ist also der Horizontalkreis der Kugel. Das Streichen einer in das Diagramm als Punkt eingezeichneten Kluft erhält man aus dem Projektionspunkt der Flächennormalen, indem man diesen mit dem Kreismittelpunkt verbindet und im Mittelpunkt auf der Ver­ bindungsstrecke die Senkrechte errichtet. Die Projektionspunkte saigerer Klüfte liegen auf der Kreisperipherie, die Projektions­ punkte horizontaler Klüfte im Kreismittelpunkt. Das Fallen 0— 90° verteilt sich demnach auf die ganze Kreisfläche. Mit einem kleinen Kreis, dessen Fläche 1 o/o der Fläche des großen Kreises beträgt, zählt man die Punktdiagramme aus und verbindet die Stellen gleicher Belegungsdichte. Ich erhielt für die Aufschlüsse meines Gebietes die im Dia­ gramm 1—14 dargestellten Kluftbilder, indem ich für die verschie­ denen Belegungsdichten folgende Signaturen anbrachte:

Die Tatsache, daß die sekundär-tektonischen Klüfte in den Lagergängen meines Gebietes auf der ebenen, konkordanten Kontaktfläche stets etwa senkrecht stehen, wird in den Diagram­ men dadurch deutlich, daß die Kluftmaxima einen Gürtel bilden; der am weitesten gegen das Kreisinnere vorgerückte Teil zeigt direkt die Einfallsrichtung des betreffenden Lagerganges an. Streichen, Fallen und relative Belegungsdichte der Kluft- maxima sind in folgender Tabelle zusammengestellt: Die Maxima der sekundär-tektonischen Klüfte 4 * 1* £ O Aufschlüsse SW-NOSO-NW N-S 1

1. Rammeiskopf— Str. F. Str. F. Str. F. Str. F. W 5 0 - 60 70 - 80 SO 110-125 85-90 NO 170-175 75-80 0 80-90 85 S [WNW]1 « 150°/«,) 61—100°/oo) (21-40°/«,) 2. Rammeiskopf— 0 60-70 70 - 80 SO 120-130 8 5 - 90 NO 160-170 6 5 - 70 0 80 - 85 85 -9 0 S [WNW] < 150°/oo 61- 100°/oo 41-60°/«, 61—100°/oo 3. Remigiusberg— 40 -5 0 70-80 SO N 21 - 40°/00 115-125 90 165-170 70-800 80 - 85 80S 20 70 SO < 150°/oo 11-20»/» < 150°/«, [WNW] 41 - 60»/» 4. Remigiusberg- 60-70 70 SO Mitte 21-40»/» 115-135 80 - 90 NO 170-180 65-70 0 80 80 - 90 S 30 - 40 70 SO 101-150°/«, 41 60°/oo 61-100°/«, [WNW] 21-40»/» 5. Remigiusberg— S 30 70 SO 115-125° 80 - 90 SW 170 80 0 80 80S [NW] 61-100"/«) 101-150°/«, 101-150°/«, 61 — 100°/oo 55 - 60 75 SO 6. Hirschfeld 41—60°/oo 130-140 85-90 NO 170-180 75 0 80-90 75-80 S [NW] 3 5 - 40 75 - 80 SO 41 —60°/oo < 150°/«, 101-150°/«, 21—40°/oo

7. Sulzberg 55 70 - 75 SO 130-135 80-90 SW 170-175 70-75 SO 80-85 75 - 80 S [NNW] 61—100°/oo 61-100°/«, 41—60°/«, < 150°/«,

8. Kiefernkopf 40-50 90 120-140 85-90 NO 170-175 85 0 80 90 [SW] 101—150°/oo 61-100°/«, 21-40»/» 21-40°/«,

9. Potschberg 20-40 85 -90 NW 120-130 75-80 NO 170 80 - 85 W 80 60-70 N [SSO] 61— 100°/oo 101-150°/«, 61-100°/«, 101-150°/«, 10. Kreimbach- 2 0 - 40 60 -7 0 NW 125-135 70 NO 170-180 70 W 85 75-80 N Kaulbach < 150°/«, 41-60°/«, 101-150°/«, [SO] 4 1 - 60°/oo

50 -5 5 90 110-130 85-90 NO 170 90 80 90 11. Sedimente—W 21-40°'«, 41-60°/«, 41-60°/«, ¿1-60°/«,

1 5 - 25 80 -8 5 NW 125 85 - 90 NO 170-175 80 - 90W 80 - 90 90 12. Sedimente- 0 41 - 60°/oo 61—100° 'oo 21 - 40° '«, 41-60°/«,

1 Einfallsrichtung des betreffenden Lagerganges. Die übrigen 10 Dia­ gramme (2—6, 8, 10—12, 14), auf die im Text Bezug genommen ist, befinden sich im Geologischen Institut der Universität Heidelberg, ebenso 4 weitere Zeichnungen, welche die beschriebenen Intrusionsvorgänge er­ läutern. Diagramm 1. Diagramm 7. o o

K.iminelskopf West. Hirschfeld. 1274 Klüfte. 209 Klüfte. Diagramm 9. Diagramm 13. o

Kiefernkopf. Östliche Sedimente. 488 Klüfte. 304 Klüfte. Uebersichtskarten.

A = Altenglan Kuselit Be = Bedesbach

Bo =

E = Erdesbach

Tholcyit El = Elzweiler

Es = Essweiler

H = Haschbach

J = Jettenbach Porphyr Ka = Kaulbach

Kr = Kreimbach

M = Matzenbach Oberes Oberkarbon Mü = Mühlbach

NM = Neumühle

O = Olsbrücken Verwerfungen und ihr Einfallen Ob = Oberweiler i. T. Ost = Oberstaufenbach

P = Patersbach

Ra = Rammelsbach Vermutete Verwerfungen Ro =

Ru = Rutsweiler

Sch = Schneeweiderhof

Orte (siehe Legende) SM = Streitmühle

We = Welchweiler

Wo = Wolfstein

II - Ulmet Aufschlüsse (siehe Text) Th = Theisbergstegen Übersichtskarte des Potzberg-Königsberggebietes, gez. nach Blatt Kusel 1 :100000. Qlan

Remigiusberg mit Rammelskopf, gez. nach 0. M. Reis 1905 1 :25000. hirschfeld, Sulzber# und Schleitchen. grz. nach O. M. Reis 1905 1 :25000. Kiefernkopf und Potschberg, gez. nach O. M. Reis 1905 1 :25000. Literatur. 1872. H. Laspeyres, Die kristallinen Gesteine des Saar-Nahegebiets. (Neues Jahrbuch für Mineralogie 1872, S. 619). 1882. A. L e p p 1 a , Der Remigiusberg bei Kusel. (Neues Jahrbuch für Mineralogie 1882, Bd. 2, S. 101). 1889. K. A. Lossen, Vergleichende Studien über die Gesteine des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel und verwandte benachbarte Eruptivtypen. (Jahrbuch der preußischen geologi­ schen Landesanstalt 1889, S. 258). 1891. K. A. Lossen, Über die Quarzporphyrgänge an der unteren Nahe und über das räumliche Verhalten der Eruptivgesteine des Saar- Nahegebiets zum Schichtenaufbau. (Deutsche geologische Ge­ sellschaft, Bd. 43, S. 535). 1893. A. L e p p 1 a , Über die Lagerungsform des Remigiusberger Erup­ tivgesteins. 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Pfannenstiel, Vergleichende Untersuchung der Grund- und Deckgebirgsklüfte im südlichen Odenwald. I. Teil. (Bericht der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br., Bd. XXVII). 1927. O. M. Reis, Über Einzelheiten und Allgemeinheiten in vulka­ nischen Durchbrüchen und Mineralbildungen im Spessart und Rhön. (Geognostische Jahreshefte 1927, 40. Jahrg., S. 169). 1927. L. Rüger, Über Blastomylonite im Grundgebirge des Odenwalds. (Hessische geologische Landesanstalt, 1927, 5. Folge, 10. Heft). 1927. J. V o e 1 c k e r , Untersuchungen über die Klüfte und Fluidaltex- turcn der Porphyre im östlichen Odenwald und im mittleren Schwarzwald. (Zentralblatt für Mineralogie und Geologie 1927, Bd. VI, S. 251). 1928. L. Rüger, Einige Bemerkungen zur Darstellung tektonischer Elemente, insbesondere von Klüften und Harnischen. (Heidel­ berger Akademie der Wissenschaften, I. Abh., 1928). 1928. W. Salomon, Neue geologische Beobachtungen im Baitone­ gebiet des Adamello. (Heidelberger Akademie der Wissenschaf­ ten, Math.-Nat. Kl., 15. Abh., 1928). 1928. J. Voelcker, Vergleichende Untersuchungen der Grund- und Deckgebirgsklüfte. II. Teil. (Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrhein, geologischen Vereins, Jahrg. 1928). 1929. H. Cloos, Zur Mechanik der Randzonen von Gletschern, Schollen und Plutonen. (Geologische Rundschau, Bd. XX, Heft 1). Inhaltsverzeichnis. Seite 1. E in le itu n g ...... 1 Arbeitsmethode ...... 3 2. Kurzer Überblick über die Stratigraphie, Petrographie und Tek­ tonik des G e b ie te s...... 4 3. Der R em ig iu sb erg...... 10 Der Rammeisbacher Steinbruchbetrieb und der Bus’sche Bruch . 11 Der Betrieb der Gebr. Bell und die übrigen Brüche an der Ost­ seite des Ramm eiskopfes...... 13 Die Brüche Bell, Schreck und G ern er...... 22 Der Bruch Göttel & Sick und die Pfalz-Saarbrücker Hartstein­ werke ...... 24 Die Brüche gegen die Remigiusruine und der Haschbacher Be­ trieb von Göttel & S ic k ...... 29 4. Das H irschfeld...... 32 5. Sulzberg und Schleitchen...... 35 6. Der K iefernkopf ...... 39 7. Der P o ts c h b e r g...... 44 8. Die H eid en b u rg...... 4 6 9. Der Tholeyit von Kreimbach-Kaulbach...... 47 10. Die Porphyre des G eb ietes...... 51 11. Die Sedimentaufschlüsse...... 52 12. Besprechung der E rgeb n isse...... 56 Die R u sc h e in ...... 56 Die H arnische...... 57 Die Kontraktionsklüfte...... 53 Die „gemeinen“ tektonischen K lü fte ...... 61 Die Scherflächen...... 64 Der Intrusionsmechanismus der Lagergänge...... 66 Zusammenfassung...... 68 Literatur ...... 81 Hauptbruch von Bell am Kammeiskopf. Abb. 1. Der Einschnitt zeigt die Radialstellung der Kuselitsäulenachsen in der „Gangstirn“. Vor der runden Stirn sind die Sedimente gefaltet und verworfen (siehe Text S. 18).

Sudwand der 1. Etage am Hirschfeld. Abb. 2. Zwei parallel durchgehende Scherflächen werden gut durch zahl­ reiche auslaufende Klüfte und durch das Abbiegen der durchgehenden Klüfte sichtbar (siehe Text S. 33).

Karl Otto Müller, Intrusionstektonische Fntersuchungen im Potzberg-Kttnigsbcrggebiet (Rheinpfalx).

Nördlicher Hauptbruch am Kiefernkopf. Abb. 3. Sekundär-tektonische Klüftung nach 30—50°-Streichen u. 120-140°- Streichen bewirkt eine Absonderung regelmäßig vierseitiger Kuselitpfeiler (siehe Text S. 40).

Heidenburg bei Oberstaufenbach. Abb. 4. Der Kuselit ist, wohl durch Kontraktion, schalig abgesondert (siehe Text S. 47).

Karl Otto Müller, Intrusionstektonische Untersuchungen iai Potzberg-Königsberggebiet (Rheinpfalz).