punkt. Kunst im Nordwesten

Ausstellungen + Termine · Juni, Juli, August · II/2015 Kiel

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punkt. Kunst im Nordwesten informiert über Ausstellungen und Aktionen, Ereig- nisse rund um die Kunst im Nordwesten Deutschlands. Ausstellungsinstitutionen, Kunstvereine und Museen, die Kunst ausstellen und Kunstsammlungen unter- halten, berichten im punkt in ausführ- lichen oder auch kurzen Beiträgen über IMPRESSUM ihre Aktivitäten. Mit dem Kalender zum Herausnehmen gibt es außerdem alle Herausgeber Erscheinungsdatum Kunstausstellungs-Termine aus dem Nord- Der Kunstverein in Bremen 1. Juni 2015, westen auf einen Blick! Redaktion Ausgabe 111 Stefanie Gliedt das nächste Heft erscheint am Fax: 04 21/32 90 84 70 1. September 2015 [email protected] Redaktionsschluss Ausstellungskalender 31. Juli 2015 Stefanie Gliedt Erscheinungsweise Abonnementverwaltung PUNKT: Herstellung und Vertrieb 4 mal im Jahr Heftzustellung per Post ASCO STURM dRUCK Druckauflage Kunsthalle Bremen Titel: [email protected] 8 500 Exemplare Am Wall 207, 28195 Bremen Foto: Schutzgebühr € 5 [email protected] Allie Lehmann | deathtothestockphoto.com Abonnement € 17,50 Vorwort

Die Kunst und die Öffentlichkeit – eine besondere Beziehung

Kunst und Öffentlichkeit sind von- Kulturmeile im Buntentor prädestiniert einander abhängig, sie bilden eine sie zu einem offenen Zentrum zeitge- notwendige Symbiose, die zur gegen- nössischer Kunst. Aufgrund der gewöhn- seitigen Bereicherung führt, obwohl lichen Eingangssituation zieht jedoch der allen bewusst ist, dass es ausgeprägte große Teil der Öffentlichkeit, die diesen Vorurteile auf beiden Seiten gibt. Daraus Ort nutzen kann, auf der Rückseite der resultiert die Notwendigkeit nach einer Städtischen Galerie am Deich der Kleinen breiten gesellschaftlichen Zugänglichkeit Weser vorbei. Zum dreißigjährigen der Kunstinstitutionen. Bestehen und mit besonderem Bezug zur Geschichte des Brauereigebäudes löst die Museen und Ausstellungshäuser haben Städtische Galerie Bremen mittels der dabei keinen einfachen Stand und Ausstellung „Im Rausch – Vergärungs- werden immer wieder als verschlossene prozesse in Kunst und Bier“ nun den Kunsttempel, elitärer Verein oder gesell- Anspruch einer Öffnung der Kunstinstitu- schaftlich marginale Rarität dargestellt tionen in besonderer Weise ein (zur Aus- – obwohl es so viele unterschiedliche stellung siehe Seite 12 in diesem Heft). Kunstpräsentationsformen wie künst- lerische Ansätze und gesellschaftliche Der Eingang zur Ausstellung wird Foto: Jens Weyers Interessen gibt. Andererseits muss man an den Deich verlegt. Dort heißt der zugeben, dass gesellschaftliche Öffnung außergewöhnliche Biergarten harsh – oft Lippenbekenntnis bleibt, dass um- ein Kunstprojekt von Conor Gilligan – Für das Verhältnis der Öffentlichkeit zur fangreiche Vermittlungsarbeit oft nicht die Besucherinnen und Besucher will- Kunst und umgekehrt hofft die Städ- ausreichend stattfindet und Öffentlich- kommen. Wie in Biergärten üblich, tische Galerie Bremen mit der Ausstel- keit gerne auf Besucherzahlen reduziert bekommen sie ihre Getränke an der Bar, lung „Im Rausch“ und dem zugehörigen wird. die sich als Herzstück der Ausstellung Biergarten ein Zeichen zu setzen, das in der Großen Galerie befindet. Passan- den Zugang zur Kunst dauerhaft leicht, Die Städtische Galerie Bremen stellt tinnen und Passanten können auf neue beiläufig und direkt macht. Zuerst aber seit dreißig Jahren eine besondere Art und Weise mit Kunst zusammenkom- wünschen wir uns einen bereichernden Möglichkeit zur engen Verbindung von men und werden en passant zum Teil der Sommer voller rauschhafter Erfahrungen Kunst und Publikum, zur Partizipation Ausstellung, die ihnen Kunst im Rausch der Kunst, in der Städtischen Galerie dar. Ihr Fokus liegt auf junger Kunst, auf und Kunst als Rausch nahebringt. Bremen wie in den spannenden Ausstel- experimentellen Positionen und Bremer lungen und Sammlungen der übrigen Kunst. So stellt sie den Ort dar, an dem In Kooperation mit dem Bremer Verband Häuser im Nordwesten. man der Kunst am direktesten begegnen Bildender Künstlerinnen und Künstler und auch die Künstlerinnen und Künstler (BBK) bekommt das Publikum einen Ingmar Lähneman treffen kann. Von 1985 bis 1991 war sie anregenden Einblick in die Vielfalt und Städtische Galerie Bremen als Kommunale Galerie auf dem Teerhof große Qualität der zeitgenössischen zu finden, seit 1991 ist sie im Buntentor bildenden Kunst in Bremen. Und mittels in den ehemaligen Gär- und Lagerhallen eines umfangreichen Veranstaltungspro- der Brauerei Remmer beheimatet. gramms ist dafür gesorgt, dass sich auch über die ausgestellten Werke hinaus Die einzigartige Lage der Städtischen Anknüpfungspunkte finden und die Galerie Bremen in der Achse von Kun- Städtische Galerie Bremen ein sozialer stinstitutionen am Fluss und als Teil der Treffpunkt ist.

3 Inhalt Achim Delmenhorst

6 Silvia Lauer-Schulz 16 Friedrich Schröder-Sonnenstern 24 Spurenlese rund laufen Der „dreifache Weltmeister aller Künstlerportraits Bremische Volksbank Künste“ und seine Werkstatt fotografiert von Angelika Platen Galerie im Park Städtische Galerie Delmenhorst

Bremen 17 Raum und Figur 25 Condition Report Rainer Janssen – Landschaften Ane Mette Hol / Jan Schmidt 6 Liebfriede Bernstiel zum Hundertsten Karin Dornbusch – Keramik Städtische Galerie Delmenhorst Sieben Jahrzehnte Keramik Jo Gross Galerie Gerhard-Marcks-Haus 18 Joannis Avramidis 7 Christian Helwig Künstlerhommagen und andere Elisabethfehn Marcks und das Museum Meisterwerke auf Papier Gerhard-Marcks-Haus Galerie OHSE 26 Helga Terwolbeck Frische Brise 8 Timo Seber 19 querbeet 4 Moormuseum Elisabethfehn TWITCH kunstmix & friends GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst kunstmix – Produzentengalerie im Schnoor Emden 8 Im Inneren der Stadt Öffentlicher Raum und Frei-Raum 20 Rike Goll 26 Helmut Müller GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Auf der anderen Seite FILM_KUNST kunstmix – Produzentengalerie Galerie Amuthon-Art 9 Enlight my Space im Schnoor Kunst nach 1990 27 Paul Klee! Kunsthalle Bremen 20 25 Jahre Overbeck-Museum! Aus der Kunstsammlung NRW Große Jubiläumsausstellung Kunsthalle Emden 11 Was siehst DU? Overbeck-Museum Eine Ausstellung für Entdecker 28 Zeitreise: Die Sammlung von Kunsthalle Bremen 1904 bis 2014 Bremerhaven Kunsthalle Emden 11 Thomas Hirschhorn Nachwirkung 21 Dino Steinhof 28 Land Kind Bett Kunsthalle Bremen In a hurry Aspekte der Liebe Kunsthalle Bremerhaven Kunsthalle Emden 12 IM RAUSCH Vergärungsprozesse in Kunst und Bier 28 Ein Fest fürs Auge Städtische Galerie Bremen Buchholz Buchheims Expressionisten Kunsthalle Emden 14 Lili Fischer 22 Timm Ulrichs Landschaften Des großen Erfolges wegen Museen Böttcherstraße Kunstverein Buchholz Ganderkesee Cuxhavener Kunstverein 15 Michael Lukas : Sabine Schnellhorn Kunstverein Springhornhof 29 BETWEEN zeit : zonen Kunststätte Bossard Malerei und Skulptur von GaDeWe – Galerie des Westens Gisela Fox-Düvell und Ulrich Fox KulturHaus Müller 15 Annika Nagel & Harm Coordes Cuxhaven On the edge – Zwischen Freundschaft und Rivalität 23 Annemarie Strümpfler Hude Galerie Herold Abenteuer Hafen Schloss Ritzebüttel 30 Terence Carr AFRICAN SOUL Galerie am Stall Kirchdorf Vechta

30 Art Universale 37 Salvador Dalí – Illustrator 47 Eberhard Szejstecki Zeitgenössische Kunst Der geniale Spanier und Zwei Fragen an die Tiere Kuns traum 1 / 2 / 3 / 4 die Weltliteratur Kunstverein Kaponier Vechta Horst-Janssen-Museum

Lingen 38 Robert Elfgen Wilhelmshaven hören was zusehen 31 Jagoda Bednarsky Oldenburger Kunstverein 48 Stefan Ettlinger MONO-CHROMO-HORO-SKOP Bahnhofstraße / Milchstraße: Kunsthalle Lingen 39 Karima Duchamp Malerei 1985-2015 The visible | The invisible Kunsthalle Wilhelmshaven 31 Sebastian Stöhrer Landesmuseum für Kunst und Kultur- Helm, Heisenberg und Bube geschichte Oldenburg, Schloss 49 Karl Oppermann Kunsthalle Lingen Bilder der letzten Jahre 40 FRISCH aus Burg Kniphausen Lohne Einblicke in eine besondere Sammlung Stadtmuseum Oldenburg 32 Hein Bohlen Wittmund waterfront 42 Kirsten Brünjes Kunstverein Die Wassermühle Lohne Vagabunden 49 tierisch Pulverturm Oldenburg Skulpturengarten Funnix Meppen Papenburg Worpswede 32 Fotofestival untitled.jpg Koppelschleuse Meppen 43 Paris – Berlin – Wien 50 KunstWege – LebensZeichen Modebilder, 1913-1919 Kollwitz, Reylaender, Mammen Gut Altenkamp Barkenhoff Neuenhaus Große Kunstschau Haus im Schluh 33 Megan Craig Rastede Worpsweder Kunsthalle Rose Sings Kunstverein Grafschaft Bentheim 45 Bildhauerwerkstatt „reloaded“ 51 Harald Finke Skulpturen Dialogzeichen Palais Rastede nwwk Norden Neuer Worpsweder Kunstverein 46 Wolfgang Nebel – Fotografie Galerie im Village 34 Greet Helsen in/or/out Klangfelder Palais Rastede Kunsthaus Norden Zeven 46 Maike Kloss Kirschblütenköniginnenküsse. Malerei 51 Joachim Manz Nordhorn Palais Rastede Wasserschaden im Anglerheim. Betonminiaturen 35 SpielRaum Städtische Galerie im Bühnen – Szenarien – Requisiten Syke Königin-Christinen-Haus Städtische Galerie Nordhorn 47 SAY KIMCHI! Südkorea – Deutschland Oldenburg Syker Vorwerk Zentrum für zeitgenössische Kunst 36 Repairing the City Nevin Aladag˘ / Leopold Kessler Edith-Russ-Haus für Medienkunst Achim 4. Juni – Mitte September 2015 Bremische Volksbank Silvia Lauer-Schulz rund laufen

„rund laufen“ – so nennt die Malerin Sil- In den Arbeiten von Silvia Lauer-Schulz via Lauer-Schulz den Titel ihrer Einzelaus- zeigen sich wiederkehrende archety- stellung in Achim. Die Arbeiten in Acryl pische Zeichen als Sprache ihres „inneren auf Leinwand, Bleistift auf Papier sowie Schauens und Verstehens“ des Weltge- ihre Fotografien zeigen Spezifisches: füges. Diese Bewegungslinien stehen Kreise, Linien, Verdrehungen, Kumula- für sie symbolisch für Veränderung und tionen und Spiralen. Daraus entstanden Entwicklung. Bei der Betrachtung der bewegte Bildgefüge in überwiegend Bilder kann der Blick förmlich über den kräftiger Farbgebung bis hin zu farbre- Bildrand hinaus schweifen und zurück. duzierten Arbeiten auf Aquarellpapier. Die Arbeiten sind Nachempfindungen Silvia Lauer-Schulz, ohne Titel, 2014 von Naturerfahrung und Ausdruck Aquarell auf Papier, 46 x 61 cm Es geht der Malerin um ein Erfassen der eigenen Bewegung im Prozess des der unumstößlichen Gesetze der Natur. Alles Wesentliche der Natur zirkuliert, Malens. Nur wo Bewegung ist, ist Leben und sucht Verbindung, Vereinigung, Auflö- andersherum. Bewegung entsteht aus sung und radikale Brüche. Alle Lebens- den Polaritäten wirkender Kräfte. Das prozesse durchleben Zyklen und folgen Die Ausstellung wird am 4. Juni 2015 um 19.30 Uhr betrachtende Auge folgt unwillkürlich ihren Rhythmen. Bewegung bringt eröffnet. den Kreisen und Spiralen und wird in Veränderung, Entwicklung und erzeugt eine Dynamik des Sehens hineingesogen. unendlich viele Erscheinungsbilder. www.sls-atelier.de

Bremen bis 2. August 2015 Gerhard-Marcks-Haus Liebfriede Bernstiel zum Hundertsten Sieben Jahrzehnte Keramik

Nun habe sie feststellen können, wie un- Dort lernte auch Gerhard Marcks ordentlich es hier sei, so solle es bleiben, (1889–1981), der Formmeister der wenn sie aber einen Lehrling ausbilden Bauhaus-Töpferei gewesen war, ihre wolle, müsse sie alles aufräumen und Arbeit schätzen und blieb ihr zeitlebens vorbildlich ordentlich werden. So kam freundschaftlich verbunden. es, dass Liebfriede Bernstiel (1915–1998) 1955 gründete Liebfriede Bernstiel ein nicht in die Fußstapfen der Bremerin eigenes Atelier in Ahrensburg/Holstein. trat, sondern heute als eine fest in der Die Selbstständigkeit beflügelte die

Liebfriede Bernstiel, Vase, um 1970 Tradition des Bauhauses verwurzelte Ausbildung eines vielseitigen Œuvres. Steinzeug, glänzend, honigfarben glasiert Keramikerin gilt. Zurückzuführen ist dies Während anfangs frei gedrehte, runde vor allem auf ihre langjährige Zusam- Formen überwiegen, begann Liebfriede Eigentlich hatte sie bei Auguste Papen- menarbeit mit Otto Lindig (1895–1966), Bernstiel seit der Mitte der 1960er-Jahre dieck (1873–1950) in die Lehre gehen zunächst in dessen Keramischer Werk- ihr Repertoire durch Techniken jenseits wollen. Auf ihre Bewerbung 1934 hin statt in Dornburg, dem Nachfolge-un- der Töpferscheibe zu erweitern. Sie lud die berühmte Keramikerin sie ein, ternehmen der Bauhaus-Töpferei, dann, drückte und verformte mit einem Klopf- frühstückte mit ihr ausgiebig, zeigte ihr nach dem Zweiten Weltkrieg, an der holz vorher gedrehte Formen, montierte das Atelier, um ihr dann zu erklären: Landeskunstschule . gedrehte Körper und setzte später

6 vieleckige Gefäße aus geschnittenen wie auch ihr formales Vokabular waren der wichtigsten Keramiker(innen) des Tonplatten zusammen. Ihre Formen- beispiellos vielfältig. Trotz der skulptu- 20. Jahrhunderts gelten. Die Ausstellung vielfalt wird durch warme, subtil mehr- ralen Anmutung gerade ihrer späten würdigt ihren 100. Geburtstag mit rund farbige Glasuren ergänzt. Liebfriede Arbeiten blieb ihr Anliegen immer das siebzig Exponaten. Bernstiels handwerkliche Fertigkeiten Gefäß. In diesem Metier darf sie als eine Veronika Wiegartz

bis 2. August 2015 Christian Helwing Gerhard-Marcks-Haus Marcks und das Museum

Christian Helwing, Barcelona, 2015, Linker Flügel des Gerhard-Marcks-Hauses, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Beim Anblick des klassizistischen Por- bewusst an den Grenzen von Bildhaue- einander sowie mit dem bildhauerischen tikus’ des Museums wird dem poten- rei und Architektur. Mit künstlerischen Werk von Gerhard Marcks (1889–1981). ziellen Museumsbesucher bereits im Mitteln, die auf Konstruktivismus und Helwing verändert in der Ausstellung Stadtraum deutlich, dass die Ausstellung Minimalismus zurückgreifen, geht die gewohnten architektonischen Räume „Christian Helwing: Marcks und das er den grundlegendsten Fragen der des Museums, in dem er mit plastischen Museum“ nicht erst dann beginnt, wenn Bildhauerei nach: Wie funktioniert die Einbauten und visualisierten Grundriss- die Eintrittskarte gekauft wurde. Wahrnehmung von Körper und Raum fragmenten eine temporäre Architektur Der Künstler löst den funktionalen bzw. wie erschließt unser Körper Raum schafft, die den Rahmen des Hauses, Bereich des Säulenportikus in ein be- und Objekt? Seine Ausstellung ist das aber auch die Rezeption der Werke von gehbares rhythmisches Bild auf. Betritt sichtbare und raum-körperlich erfahr- Gerhard Marcks beeinflussen und neue nun der Betrachter tatsächlich die bare Ergebnis einer Recherche, die der Zusammenhänge entstehen lassen. Säulenvorhalle, betritt er nicht mehr nur in Riga lebende Bildhauer Christian ein Museum, „in“ dem Skulpturen aus- Helwing über zwei Jahre im Gerhard- Yvette Deseyve gestellt werden, sondern er wird durch Marcks-Haus machte. In dieser Zeit sein Durchschreiten des Portikus’ bereits setzte sich Helwing intensiv mit den Gerhard-Marcks-Haus Teil einer umfassenden Raumskulptur. architektur-, aber auch den sozialhisto- Am Wall 208, 28195 Bremen Christian Helwing (*1969) arbeitet rischen Bedingungen des Hauses aus- Tel.: 04 21 / 98 97 52- 0 · www.marcks.de Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr

7 Bremen 25. April – 28. Juni 2015 GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Timo Seber TWITCH

Geschichten über unsere Wahrnehmung die sich scheinbar ohne Rücksicht auf Ge- von Welt. Ausgangspunkt für seine eigens schlecht, Herkunft oder Erscheinungsbild für die GAK entwickelte Ausstellung konstituiert – und damit unabhängig von TWITCH sind Videospiele und ihre im den Parametern, die unsere Vorstellungen Internet übertragenen Wettkämpfe mit von Erfolg oder unseren zwischenmensch- Millionenpublikum. Damit wird eine Com- lichen Umgang normalerweise wesentlich munity benannt, die eher Jugendlichen bestimmen. Die Ausstellung TWITCH steht Timo Seber, Ausstellungsansicht TWITCH, bekannt ist und doch an der Schwelle damit für die Utopie einer Gesellschaft, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst, 2015 Courtesy SCHMIDT & HANDRUP Köln/Berlin, eines Massenphänomens steht. Dement- die sich von herkömmlichen Wirkungs- Foto: Tobias Hübel sprechend bezieht sich der Ausstellungs- weisen unseres Miteinanders lösen und titel auf eine der populärsten Internet- neue Wege finden könnte. Timo Seber (*1984, lebt in Berlin) ver- plattformen der Videospielgemeinschaft. knüpft gesellschaftliche Phänomene mit Eine globale und digital agierende Ge- Janneke de Vries der eigenen Erfahrung und formt daraus meinschaft aus zumeist jungen Menschen,

19. Juli – 11. Oktober 2015 GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Im Inneren der Stadt Öffentlicher Raum und Frei-Raum Im Inneren der Stadt Arno Auer, Eva Berendes, Bouillon Group, Anetta Mona Chisa & Lucia Tkacova, Ein gemeinsames Projekt der dilettantin produktionsbüro, FORT, Kasia Fudakowski, Knut Henrik Henriksen, Bremer Ausstellungshäuser GAK Marcel Hiller, Tobias Hübel, Till Krause, Kate Newby, Ahmet Ögüt, Tim Reinecke, Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Julika Rudelius, Z. Schmidt, Max Schaffer, Maya Schweizer und Malte Urbschat Künstlerhaus und Zentrum für Künstlerpublikationen in den Institutionen und an verschiedenen Standorten im öffentlichen Raum.

Der öffentliche Raum wird gemeinschaft- lich genutzt und steht der Öffentlichkeit zur Verfügung. Dementsprechend sollte er in Hinblick auf die Interessen und Bedürf- nisse der Allgemeinheit gestaltet und im Grundgedanken von demokratischen und freiheitlichen Ideen geprägt werden. In der Realität jedoch zeigt sich ein anderes Bild. Von „Betreten verboten“-Schildern auf Rasenflächen über hierarchisch argumentierende Architektur und allge- genwärtige Kameras bis zur notwendigen Genehmigung von jeglicher Form der Kate Newby, Try Try, 2010, Ausstellungsansicht Crawl Out Your Window, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst freien Meinungsäußerung – kaum ein 2010. Courtesy Kate Newby, Foto: Peter Podkowik Bereich wird derart von kapitalistischen und bürokratischen Ge- und Verboten für Aktuelle Kunst präsentiert Positionen organisiert wie der öffentliche Raum, einer jüngeren Künstler/-innengeneration, Janneke de Vries stellt sich so sehr als von Überwachung die sich auf vielfältige Weise mit dieser (Kontrolle) und Privatisierung (Ökonomi- widersprüchlichen Ausrichtung des öffent- GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst sierung) definiert dar. lichen Raumes – seines theoretisch demo- Teerhof 21, 28199 Bremen Im Inneren der Stadt. Öffentlicher Raum kratischen Grundgedankens und seiner Tel.: 04 21 / 50 08 97 · www.gak-bremen.de Di – So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 20 Uhr und Frei-Raum in der GAK Gesellschaft restriktiven Wirklichkeit – beschäftigen.

8 Pipilotti Rist, Enlight my Space (Erleuchte (und kläre) meinen Raum), 2008, Regalbrett mit integrierter Videoprojektion, Foto: Andrew Smart, AC Cooper LTD, Courtesy the artist, Hauser & Wirth and Luhring Augustine

4. Juli – 11. Oktober 2015 Kunsthalle Bremen Enlight my Space. Kunst nach 1990 Eine Gruppenausstellung mit zeitgenössischer Kunst aus den Sammlungen der Kunsthalle Bremen und der Bremer Landesbank

Die Gruppenausstellung „Enlight my Titelgebend für die Ausstellung ist das ters durch die Kunst ist eine wesentliche Space. Kunst nach 1990“ präsentiert vom Werk Enlight My Space (Erleuchte (und Leitfrage der zeitgenössischen Kunst 4. Juli bis 11. Oktober 2015 Höhepunkte kläre) meinen Raum) (2008) der Schweizer und zieht sich als roter Faden durch die der zeitgenössischen Kunst aus zwei Video- und Installationskünstlerin Pipi- Ausstellung. Bremer Sammlungen. Erstmals treten lotti Rist. Das erstmals in der Kunsthalle die Sammlungen der Kunsthalle Bremen Bremen ausgestellte Objekt – bestehend Anfangs- beziehungsweise Endpunkte und der Bremer Landesbank in einen aus einem herkömmlichen Regalbrett der Schau bilden zwei Rauminstalla- inspirierenden Dialog miteinander und mit alltäglichen Gegenständen sowie tionen von Ilya Kabakov und Olafur ergänzen sich zu einem eindrucksvollen einer winzigen integrierten Videopro- Eliasson, die erstmals wieder in der Überblick über die Kunstproduktion jektion – scheint eher einem privaten, Kunsthalle Bremen präsentiert werden von 1990 bis heute. Anhand ausgewähl- als einem musealen Kontext zugehörig. können. Kabakov reflektiert in Meta- ter Positionen aus beiden Beständen In der intimen Arbeit mit dem assoziati- physischer Mensch von 1989 Fragen nach untersucht die Ausstellung zentrale onsreichen Titel meditiert Rist über die den Bedingungen, Ansprüchen und der Themen und Verfahren der deutschen Frage, wie alle äußeren Einflüsse das Rezeption von Kunst in der in Ost und und internationalen Kunstproduktion Innere, den Gedanken- und Lebensraum West geteilten Gesellschaft und bezieht der vergangenen 25 Jahre – eine Zeit der eines Menschen klären, erleuchten und den Betrachter unmittelbar in seine politischen Umbrüche, gesellschaftlichen damit nachhaltig verändern können. von ihm so bezeichnete „totale Instal- Veränderungen und Schwerpunktver- Der Aspekt der Durchdringung und un- lation“ mit ein. Eliassons spektakulärer schiebungen in der Kunst. mittelbaren Einbeziehung des Betrach- mit gelbem Licht angefüllter Farbraum

9 Weitere Höhepunkte bilden Positionen von Katharina Sieverding bis Marcel Odenbach, die mit direktem Aktuali- tätsbezug die politisch-gesellschaftliche Situation im Deutschland der Wendezeit thematisieren sowie von Isa Genzken, die in ihren fragil und zugleich massiv wirkenden Betonskulpturen Stim- mungen zwischen Aufbruch und Nieder- gang einfängt. Neoexpressionistische Malerei aus der Wendezeit etwa vom Leipziger Maler Hartwig Ebersbach tritt in einen Dialog mit einer 2014 entstan- denen, monumentalen Kohlezeich- nungen des amerikanischen Künstlers Robert Longo, in der er die Action Painting von Jackson Pollock rezipiert. Die in extremen Langzeitaufnahmen entstandenen Fotografien von Hiroshi

Olafur Eliasson, Raum für eine Farbe, 1998, Rauminstallation, Kunsthalle Bremen – Sugimoto werden Arbeiten von Adrian Der Kunstverein in Bremen, Foto: Jürgen Nogai Schiess, Michael Wesely und Michael van Ofen gegenüberstehen – Fragen der lässt das Licht und die Wahrnehmung Grosse gegenüber, die in ihren facet- Grenzverschiebungen zwischen Malerei, des Betrachters zu den Hauptakteuren tenreichen Auseinandersetzungen mit Fotografie und digitaler Überarbeitung seiner Kunst werden – im internationalen Farbe und Material den künstlerischen werden hier greifbar. Jahr des Lichts 2015 ist sein Raum für Herstellungsprozess in den Fokus stellt. eine Farbe von 1998 eine hochaktuelle Die abstrakten Positionen der Malerei Videoarbeiten aus den Jahren nach 1990 Auseinandersetzung mit den Materialien finden in den romantisch anmutenden ergänzen die Ausstellung, darunter sind der Kunst und ihrer Wirkung auf den Landschaftsbildern von Peter Doig Videos, die bereits von 2008 bis 2011 in Betrachter. einen Gegenpart, deren Motive aus dem der Art Box-Reihe der Bremer Landes- Kühl formalistische Tendenzen wie die unmittelbaren Alltag des Betrachters bank zu sehen waren sowie aktuelle Ar- analytischen Farbgeometrien in Imi stammen könnten und zugleich eine beiten von Studierenden der Videokunst Knobels Grace Kelly (1990) oder Sarah traumhaft verrätselte Sicht auf die Welt an der Hochschule für Künste Bremen. Morris Big Ben (2012) stehen der expres- zu geben scheinen. siv wirkenden Malerei von Katharina Eva Fischer-Hausdorf, Matina Lohmüller

Katharina Grosse, Ohne Titel, 1999, Acryl auf Alumini- François Morellet, Relâche Nr. 3, 1992, Neoninstallation, Sammlung Bremer um, 188 x 125 cm, Sammlung Bremer Landesbank, Landesbank, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

10 bis 9. August 2015 Was siehst DU? Kunsthalle Bremen Eine Ausstellung für Entdecker

„Was siehst DU?“ gibt allen Entdecke- rinnen und Entdeckern Raum, große Kunstwerke mit den Augen weiter zu malen. Namen, Bildtitel und Jahreszahlen spielen dabei keine Rolle. Nur das, was DU im Bild siehst. Die Ausstellung besteht aus 17 Entdecker-

Stationen, die über das Galeriegeschoss Raumansicht „Was siehst DU?“, Foto: Kerstin Rolfes der Kunsthalle Bremen verteilt sind. An jeder Station können Besucher sich erzählt, was sie darin sehen oder auch niederlassen und ihr persönliches Kunst- hören und riechen. Und sie haben zu werk erleben und weiter entwickeln. unterschiedlichsten Werkzeugen gegrif- Anregungen dazu geben nicht nur die fen und ihre eigenen „Was-siehst-DU?“- Exponate von der Renaissance bis zur Bilder geschaffen. Diese sind im Südfoyer Gegenwartskunst, sondern auch eine der Kunsthalle und zeitgleich in der kindgerechte Szenografie sowie kurze, Zentrale von KiTa Bremen (Faulenstraße) einfach formulierte Einführungstexte, ausgestellt. Klänge und Assoziationen, die Kinder im Ein Wolken-Monster! Micky und Goofy! Rahmen der Ausstellungsvorbereitung Hartwig Dingfelder Oder einen Berg mit einer dunklen entwickelt haben: „Was siehst DU?“ findet statt in Kooperation mit KiTa Höhle… Seit November 2013 haben sie Bilder und Bremen und wird als nachhaltiges Vermittlungskon- Auf vielen Bildern ist nicht gleich zu Skulpturen kennen gelernt, die nun im zept unterstützt von der Initiative „Kunst und Spiele“ der Robert Bosch Stiftung. Mit freundlicher Unterstüt- erkennen, was die Malerinnen und Maler Rahmen von „Was siehst DU?“ gezeigt zung der Robert Bosch Stiftung und der Fritz Hollweg zeigen wollten. Und manche wollten werden. Die Kinder kamen mit ihren Stiftung sowie der swb bildungsinitiative. sogar genau das: Die Bilder entstehen in Kindergärten und Horten in die Kunst- Deinem Kopf! halle, haben Kunstwerke betrachtet und

5. September 2015 – 17. Januar 2016 Thomas Hirschhorn Kunsthalle Bremen Nachwirkung

Der international renommierte Kon- zusammengebrochene Fassade eines zeptkünstler Thomas Hirschhorn (*1957 zerstörten Gebäudes wie auch der ver- in Bern) richtet im Herbst 2015 eine gessenen Geschichte steht. Ein Bau oder Ausstellung in der Kunsthalle Bremen die Geschichte bleiben im Zusammen- ein. Sein neues temporäres Projekt wird bruch zwar als Einheit erfassbar, zugleich seine derzeitige intensive Beschäftigung öffnet sich aber hinter der Fassade ein mit dem Themenkomplex der Ruine, neuer Blick auf das zuvor Verborgene. mit dem spezifischen Ort der Kunsthalle Eine Ausstellung des Förderkreises für Gegenwarts- Bremen und der Sammlung des Hauses kunst im Kunstverein in Bremen. verbinden. Mit freundlicher Unterstützung der Schweizer Kultur- stiftung Pro Helvetia. In seinen jüngsten Arbeiten hat Hirsch- horn die Idee der Ruine erforscht und als Zustand greifbar gemacht, in dem zuvor Verborgenes sichtbar wird. Hirschhorn Kunsthalle Bremen zeigte beispielsweise in Abschlag im Am Wall 207, 28195 Bremen Rahmen der Manifesta in St. Petersburg, Tel.: 04 21 / 329 08 0 · www.kunsthalle-bremen.de Thomas Hirschhorn, Abschlag, 2014, ‘Manifesta 10’, Di 10 – 21 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr General Staff Building, Hermitage Museum, St. Peters- wie das Bild der Ruine zugleich für die burg, 2014, Courtesy: the artist / Manifesta

11 Conor Gilligan, Harsh, 2015, Biergarten, Mixed Media Bremen bis 23. August 2015 Städtische Galerie Bremen IM RAUSCH Vergärungsprozesse in Kunst und Bier

Kunst ist Rausch, Kunst erzeugt Rausch. zum Haus und zur Ausstellung bildet. Die Städtische Galerie Bremen präsen- Wie in Biergärten üblich, muss man sich tiert in Kooperation mit dem Bremer sein Getränk selbst an der Bar holen, die Verband Bildender Künstlerinnen und wiederum mitten im großen Galerieraum Künstler (BBK) ein großes Thema der als zentrales Werk von IM RAUSCH liegt. Bildenden Kunst. Gleichzeitig bezieht Jede Besucherin, jeder Besucher wird Teil sich IM RAUSCH auf die Geschichte des der Kunst, die in dieser Ausstellung in Gebäudes, das die Städtische Galerie insgesamt 29 künstlerischen Positionen so unverwechselbar macht, denn die den Rausch thematisiert. Ausstellungsräume sind die ehemaligen Gär- und Lagerhallen der Brauerei Rem- Darunter findet sich mit Tom Marioni ein mers. Seit 1991 im Buntentor beheimatet, Pionier von Kunst, die sich mit Bier und kann die Städtische Galerie 2015 auf eine seinen kreativen Bedingungen auseinan- 30-jährige Geschichte zurückblicken, dersetzt. Dieser Konzept-Künstler aus die mit dieser besonderen Ausstellung San Francisco hat schon 1970 mit seiner gefeiert wird. Aktion The Act of Drinking Beer with Dazu öffnet sich die Städtische Galerie Friends is the Highest Form of Art das in einzigartiger Weise, indem auf der Werk bzw. die Ausstellung durch ein Rückseite des Gebäudes, am Deich der soziales Ereignis einschließlich Bier- Kleinen Weser, der Biergarten harsh des konsum ersetzt. Tom Marioni, Golden Rectangle of Beer, 2004, Künstlers Conor Gilligan den Eingang Videoinstallation

12 Eva Teppe, Shinjuku Twilight, 2008, Fotografien

Ebenfalls sehr konzeptuell geht Anahita Dessen Öffnungszeiten werden für die Razmi mit dem Rausch um – ausgehend Ausstellungszeit den Bedürfnissen eines von einer gleichnamigen Zeichnung der Biergartens angeglichen, so dass Künstlerin Tracey Emin setzt sie sich im IM RAUSCH täglich außer montags von Video Walking Drunk in High Shoes dem 16 bis 22 Uhr zu erleben ist. Leeren einer Flasche Wodka aus, während sie auf hochhackigen Schuhen im Raum Alle Künstlerinnen und Künstler auf und ab geht – bis die Flasche leer ist der Ausstellung: und sie zusammenbricht. Auf dieses Ende Felicitas Blech, Mechtild Böger, Petra Anahita Razmi, Walking Drunk in High Shoes, 2010 des Prozesses fokussiert auch Eva Teppe, Fiebig, Anja Fußbach, Tom Gefken, Fabian Ein-Kanal-Video, Videostills die in der Fotoserie Shinjuku Twilight Georgi / Caspar Sessler, Herwig Gillerke, Japanerinnen und Japaner aufgenommen Conor Gilligan, Eugenia Gortchakova, hat, die sich in Tokios Vergnügungsviertel Marikke Heinz-Hoek, Dietrich Heller, Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog. so betrunken haben, dass sie mitten auf Sarah Hillebrecht, Christian Holtmann, Außerdem bietet die Städtische Galerie Bremen ein der Straße eingeschlafen sind. Hanswerner Kirschmann, Tom Marioni, vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit Konzer- ten, Lesungen, Aktionen, Filmabenden und vielem Sebastian Neubauer, Reinhard Osiander, mehr. Alle Informationen finden sich im Ausstel- lungsflyer bzw. auf der Webseite der Städtischen Mit Pavel Schmidt zeigt die Ausstellung Edith Pundt, Uwe Rasch, Anahita Razmi, Galerie Bremen. zudem einen Bezug auf die eigene Ge- Sabine Schellhorn, Gertrud Schleising, schichte der Städtischen Galerie Bremen, Uwe Schloen, Pavel Schmidt, Eva Teppe, denn sein Bierbrunnen war bereits in der Milena Tsochkova, Robert van de Laar, WHALE-Ausstellung zur Eröffnung der Svenja Wetzenstein, Jens Weyers Städtische Galerie Bremen Buntentorsteinweg 112, 28201 Bremen Räume im Buntentor zu sehen und fügt Tel.: 04 21 / 361 58 26 sich nun wunderbar in die neue offene Ingmar Lähnemann www.staedtischegalerie-bremen.de während dieser Ausstellung: Di – So 16 – 22 Uhr Situation des Hauses ein.

13 Bremen 28. Juni – 20. September 2015 Museen Böttcherstraße Lili Fischer Landschaften

Mit unkonventionellen künstlerischen Methoden hat die Hamburger Künst- lerin Lili Fischer die Grenzen des Kunstbegriffs, im Sinne Joseph Beuys’, erweitert. Dass auch klassische Medien zu ihrem Repertoire gehören, zeigt die Ausstellung im Paula Modersohn-Becker Museum: Fotografien, Zeichnungen und Frottagen treffen auf lebensgroße Falter-, Spinnen- und Schnaken-Objekte, Dokumentarisches auf Performatives. Mit dieser lebendigen Kombination bietet Lili Fischer einen ebenso ästhetischen wie humorvollen Zugang zur Kunst. Das alles verbindende Thema der ausgestell- ten Werke ist die Natur als Quelle der Inspiration.

Mitte der 1970er Jahre übertrug Lili Fischer den aus den Sozialwissenschaften stammenden Begriff der Feldforschung in die Kunst, indem sie empirische For- schungsmethoden in ihr künstlerisches Lili Fischer, Falter über Igel-Hecke, Installation, 2014, Foto: Lili Fischer © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 Arbeiten einbezog, um so wissenschaft- liche und künstlerische Arbeitsprinzipien zu kombinieren. Seitdem beobachtet, Lili Fischers Arbeiten treten zudem in grafien, -zeichnungen oder überlebens- sammelt, ordnet und strukturiert die einen Dialog mit Landschaftsbildern Pau- großen Tierobjekten als Kulisse dient. Künstlerin Objekte aus dem Alltagsleben la Modersohn-Beckers. Zeichnet sich in und studiert Naturphänomene wie Heil- Paula Modersohn-Beckers Darstellungen Im sogenannten Igel-Zentrum in der pflanzen und Tiere. Zuletzt stand der Igel von Birken, Sandkuhlen und Moorkanä- zweiten Etage wird schnell klar, dass das im Mittelpunkt ihrer Untersuchungen. len ihre Suche nach einer vereinfachten, stachelige Tier dank Lili Fischers Igel-Mis- Als zentrales Motiv taucht er in verschie- flächigen Formsprache ab, so dokumen- sion in der bildenden Kunst angekom- densten Variationen in den Ausstellungs- tieren Lili Fischers Werke ein anderes In- men ist und sich längst verselbstständigt räumen auf – indem er seine glatte, teresse: Als erste Barkenhoff-Stipendiatin hat – seine von der Künstlerin erforsch- glänzende Schnauze zwischen Heckenge- im Jahr 1981 nutzte sie ihren Aufenthalt ten Verhaltensweisen dienen als Basis für bilden hervorstreckt, als Schattenriss an in Worpswede, um in die Geschichte der performative Umsetzungen: Es wird zum den Wänden entlang huscht oder auf der Moorlandschaft einzutauchen und deren Igelschnaubtanz aufgerufen, Igelmützen Suche nach seinem Tierkreiszeichen den vielfältigen Strukturen künstlerisch zu erobern die Köpfe von Menschen, ein Kosmos erkundet. durchdringen. Eine Erweiterung erfah- Igel-Geheimbund wird aufgedeckt und ren die in Worpswede entstandenen Einiges mehr. Die Besucher dürfen sich Arbeiten zum Thema Landschaft durch auf eine anregende Erkundung von Lili die jüngst entwickelten Igelhecken – eine Fischers abwechslungsreichen Landschaf- auf Fußbodenhöhe installierte Gräser- ten freuen! landschaft, gezeichnet auf gerissenen Papiersektionen und wiederholt unter- Verena Borgmann brochen von kreisartigen Ausschnitten, durch die Fotografien und Videos aus Lili Fischers Igel-Archiv zu sehen sind. Museen Böttcherstraße Böttcherstraße 6 – 10, 28195 Bremen Die skulptural anmutenden Hecken Tel.: 04 21 / 338 82 22 Lili Fischer, Igel-Hecke (Installation/Ausschnitt), 2010, bilden gleichzeitig eine Art Fries, der den www.museen-boettcherstrasse.de Di – So 11 – 18 Uhr Foto: Lili Fischer © VG Bild-Kunst, Bonn 2015 darüber ausgestellten Landschaftsfoto-

14 12. Juni – 10. Juli 2015 Michael Lukas : GaDeWe – Galerie des Westens Sabine Schellhorn zeit : zonen

Michael Lukas (München/Berlin) und Das orthogonale System der Kartografie Sabine Schellhorn (Bremen) greifen in dient Michael Lukas als strukturelles ihrer Ausstellung „zeit : zonen“ Ord- Werkzeug einer sich stetig fortschrei- nungssysteme aus Raum und Zeit auf benden Darstellung unserer Welt. Seine und interpretieren diese neu. Sowohl die installativen Arbeiten sind wie Karten Chronologie, als auch die Bedeutungszu- strukturiert und berühren Momente der ordnungen werden aufgebrochen und Erinnerung, des Wandels und der Vision. Michael Lukas, private captures, 2013 frisch „verlinkt“. Beide Künstler schaffen Schellhorn und Lukas begegneten sich auf unterschiedliche Weise Neu-Anord- 2010 als ausstellende Künstler in der nungen von Bekanntem und definieren Großen Kunstausstellung im Haus der durch die Kontexterweiterung dessen Kunst München und verfolgen seither Inhalte in unvorhergesehener Weise. einen gemeinsamen künstlerischen Nord- Sabine Schellhorn zeigt 365 + 1 Siegel Süd-Dialog. In der GadeWe Bremen prä- und Kombi-Nationen. In beiden Werk- sentieren sie ihre erste Duo-Ausstellung. gruppen stehen Symbole und Zeichen für Zugehörigkeit, einmal zu Jahrestagen Schellhorn/Lukas und das andere Mal zu Land und Kultur. Die Ausstellung wird am 12. Juni 2015 um 20 Uhr Beide Projekte erfahren in der Ausstel- eröffnet. lung eine Neu-Aufmischung. Sabine Schellhorn, Siegel-Umschichtung, 2015 www.gadewe.de

5. Juni – 5. Juli 2015 Annika Nagel & Galerie Herold Harm Coordes On the edge – Zwischen Freundschaft und Rivalität

In der Ausstellung „On the edge“ zeigen Annika Nagel und Harm Coordes haben Annika Nagel und Harm Coordes eigene gemeinsam an der Hochschule für Künste und gemeinsam konzipierte Arbeiten, Bremen Integriertes Design studiert. welche die romantisch verklärten Annika Nagel (*1986 in Hamburg) Aspekte und die parallel existierende, arbeitet seit ihrem Diplom 2013 als sublimierte Rivalität in Freundschaften freischaffende Fotografin. In ihrer Arbeit beleuchten. Ohne den Kampf als gewalt- beschäftigt sie sich maßgeblich mit dem tätigen Akt und als möglichen Ausgang Menschen, mit den unterschiedlichen der Rivalität zu verurteilen, setzen sich Gesellschaftsformen in denen er lebt, die Arbeiten mit dem Wettstreit ausei- in welchen Beziehungen der Mensch nander – fragen, wo er Energiequelle existiert und wie ihn diese prägen. und Ansporn ist. Denn echte, offen Seit seinem Diplom 2013 arbeitet Harm ausgetragene Wettkämpfe schaffen Coordes (*1984 in Bremen) als interdiszi- Intimität, Nähe, Reibung und Wärme. plinärer Künstler zwischen Modedesign, © Harm Coordes Kostümbild und Szenografie. Aus der Die für die Räume der Galerie Herold Mode kommend, ist die Beziehung und entwickelten Arbeiten bedienen sich die Kommunikation (Gestik, Kleidung, Die Ausstellung wird am 5. Juni 2015 um 20 Uhr er- dabei sowohl der Rauminstallation als Kostümierung) zwischen dem menschli- öffnet. auch der Fotografie, des Videos und der chen Körper und seiner Umgebung der Objektkunst. Schwerpunkt seiner Arbeit. www.ga-bremen.de

15 Friedrich Schröder-Sonnenstern, Der Schwanenpuppentanz, 1957, Buntstift auf Karton 51 x 72 cm

Bremen 7. Juni – 30. August 2015 Galerie im Park Friedrich Schröder- Sonnenstern Der „dreifache Weltmeister aller Künste“ und seine Werkstatt

liches beim Sekt – der Maler Sonnenstern 2013 ist das Werk von „Friedrich, dem und die Weisheiten“, BILD-Zeitung vom Einzigen“ wieder ins Bewusstsein der 12.9.1967) Öffentlichkeit gerückt. Erstmalig nach über vier Jahrzehnten Friedrich Schröder-Sonnenstern beginnt zeigen das Krankenhaus-Museum in erst mit 57 Jahren seine Karriere als Bremen und die Villa Zanders in Bergisch- Künstler. In schneller Folge entstehen ab Gladbach eine Museumsausstellung mit 1949 immer neue Arbeiten. Er hat Erfolg Arbeiten von Friedrich Schröder-Sonnen- und erntet Kritik. Für die einen ist er der stern (1892–1982). Die erotischen und größte in Deutschland lebende Maler, für (alp-)traumhaften Bilderfindungen voller die anderen ein schizophrener Sonder- skurriler Fabelwesen und poetisch gro- fall. Seine Bilder jedenfalls sind einzig- tesker Wort- und Bildkombinationen, wie artig. Sie sind frei von fremden Einflüs- etwa der Schwanenpuppentanz oder der sen und kunsthistorischen Anleihen. Zauberfrosch irritierten und begeisterten Sonnenstern selbst bleibt zeitlebens eine Sammler und Kunstkritik – bis sich in den polarisierende, eine beeindruckende und „Ich bin Maler, Dichter, Schriftsteller und 70er Jahren der Kunsthandel von ihm auffällige Persönlichkeit. Komponist. Ich bin Tiefenpsychologe. abwandte, nachdem Fälschungen und In Kooperation mit der Sammlung Hartmut Kraft aus Ich bin ein altes Arschloch und prakti- unkontrollierte Vervielfältigungen seiner Köln. ziere die schönsten und ekligsten Bilder Vorlagen den Markt überschwemmten. der Welt.“ (Hella Böschmann „Schröck- Erst mit der 55. Biennale in Venedig www.kulturambulanz.de

16 Rainer Janssen

1. Juli – 18.Oktober 2015 Raum und Figur Jo Gross Galerie Rainer Janssen – Landschaften Karin Dornbusch – Keramik

und fokussierend, d.h. fotografierend in sich aufgenommen. Heute ist er im Calenberger Land bei Hannover oder auch im Ausland unterwegs. Die beson- dere Technik mit losen Pigmenten, durch Leinöl gebunden, auf selbstgrundiertem Leinen und Baumwolle zu malen, gibt seinen Bildern, denen man den Einfluss der Fotografie anmerkt, eine glänzende bis seidenmatte Oberfläche. Wenn in Janssens Bildern die Horizon- tale bestimmend ist, so ist es bei den Keramikplastiken von Karin Dornbusch Rainer Janssen aus dem Rheinland die Vertikale. Ihre Frauenfiguren sind meist armlos, das Beide Künstler der Ausstellung redu- lange Gewand bestimmt den Unterkör- zieren zwei grundlegende Themen per, die Köpfe haben weder ein Gesicht der Kunst, die Landschaft und den noch Frisuren. Dass die Figuren nicht mit

Menschen, auf das Äußerste und damit ihren Gliedmaßen in den Raum aus- Karin Dornbusch – Keramikfiguren Wesentliche. Bei Rainer Janssen ist greifen, gibt ihnen konzentrierte Stille. Landschaft pure Weite, luftige Atmo- Eine leichte Drehung in den Schultern Kuben mit Durchlass, eingefasst von un- sphäre und beglückende Farbigkeit. Es oder des Kopfes, der Umstand, dass ihr terschiedlich profilierten Rahmungen, zu dominiert Blau, die Farbe der Tiefe. Alles dunkel-marmoriertes Gewand nur auf denen sie Fenster in alten Klostermauern fließt in diesen Bildern. Jenseits des rea- einer Seite durch einen Streifen Glasur inspirierten. listischen Abbildes von Topografie wird verziert ist, reicht um Spannung und der Betrachter auf die Flüchtigkeit und Lebhaftigkeit zu vermitteln. Aufragend Luise Seemann Subjektivität seiner optischen, sinnlichen sind auch die Arbeiten, die das Thema Die Ausstellung wird am 28. Juni 2015 um 11.30 Uhr Wahrnehmung verwiesen. Schon früh „Wand und Öffnung“ variieren, wie eröffnet. hat Janssen die raue, flache Landschaft „Schichtungen“, kleine Pfeiler, in deren Galerieferien vom 12. bis 25. August 2015. seiner Kindheit, das Teufelsmoor bei Durchbrüchen geschwungene Lamellen Bremen fließend, nämlich auf dem Rad, eingespannt sind, oder Dornbuschs www.jogross.de

17 Bremen 13. Juni – 19. Juli 2015 Galerie OHSE Joannis Avramidis Künstlerhommagen und andere Meisterwerke auf Papier

zunächst Malerei und dann Bildhaue- rei zu studieren. Er wurde Schüler des Steinbildhauers Fritz Wotruba. Mit der Präsentation von 22 Plastiken vor dem österreichischen Biennale-Pavillon 1962 begann seine europäische Karriere. 1965 wurde Avramidis Leiter der Akt-Klasse an der Wiener Akademie, zwei Jahre später wurde ihm hier die Leitung einer Bild- hauerklasse anvertraut. Zwischendurch hatte er kurzzeitig eine Gastprofessur in Hamburg an der Hochschule für bildende Kunst inne.

Seit seiner Emeritierung lebt und arbeitet der Künstler zurückgezogen in J.A., Kopf (nach Michelangelo), 1995, 28,5 x 24 cm einem der repräsentativen Staatsbildhau- erateliers im Wiener Prater. Dort und im Außengelände des Ateliers findet man chen Platzes mit seinen Großbronzen J.A., Zeichnung après Watteau, 1992, 33 x 24 das weitgehend in Bronze gegossene entwickelt hat. „Agora“ nennt er dieses Lebenswerk des Künstlers versammelt. gewaltige Projekt, das er in zahlreichen Joannis Avramidis ist der letzte, noch Die zahlreichen Großbronzen beeindru- Zeichnungen und Skizzen immer wieder lebende Bildhauer des 20. Jahrhunderts cken nicht nur durch ihre künstlerische neu entwirft und variiert. mit internationalem Renommee. Seine Qualität, sondern verraten auch einiges Werke befinden sich in den bedeutenden über den Fleiß des Künstlers, der als Neben seinen Arbeitsskizzen, Figurenent- Museumssammlungen (auch in der fünfzehnjähriger Halbwaise mithelfen würfen und Konstruktionszeichnungen Bremer Kunsthalle). Parallel zu seinem musste, seine jüngeren Geschwister zu entstand auch ein Konvolut von Zeich- bildhauerischen Werk entstand ein versorgen. Doch alles bisher Geleistete ist nungen nach dem Vorbild alter Meister bedeutender Komplex zeichnerischer dem über 90-jährigen nur der Entwurf zu und nach Kunstwerken der Antike. Arbeiten, die nun – erstmals in Nord- einem großen Werkkomplex, der sich aus Immer wieder im Laufe seines langen deutschland! – in einer eigenständigen der Idee der Gestaltung eines öffentli- Lebens hatte Avramidis diese während Präsentation gewürdigt werden. seiner Museumsbesuche angefertigt. Die Avramidis wurde 1922 in Batum am besten dieser Blätter hat der Künstler Schwarzen Meer in der ehemaligen zeitlebens wie einen Schatz gehütet und UdSSR als Sohn griechischstämmiger nur für wichtige Ausstellungen seines Eltern geboren. Nach Ende des Ersten Gesamtwerkes zur Verfügung gestellt. Weltkriegs waren seine Eltern aus der Dass diese Blätter nun erstmals in einer Türkei, die die griechische Minder- Verkaufsausstellung angeboten werden heit unterdrückte, in die zu jener Zeit können, ist etwas sehr Besonderes. vielversprechende junge Sowjetunion ausgewandert. Stalins Machtpolitik Birk Ohnesorge führte dort jedoch ebenfalls zu Repres- Die Ausstellung wird am 12. Juni 2015 um 19 Uhr sionen gegen ethnische Minderheiten; durch Prof. Dr. Christa Lichtenstern, Berlin, eröffnet. der Vater von Avramidis wurde 1937 verhaftet und kam im Gefängnis um. Die Mutter verließ mit den Kindern Batum und ging nach Athen. 1943, während der Besetzung Griechenlands, wurde der junge Avramidis als Fremdarbeiter nach Wien verpflichtet. Als der Krieg zu Ende war, blieb er dort und begann an der Akademie der Bildenden Künste in Wien J.A., Zeichnung nach Rubens, 1992, 28 x 19 cm www.galerie-ohse.de

18 Collage querbeet 4, Abb. von oben links nach unten rechts: A. Imwiehe, A. Patzelt, M. Morawitz, K. Hoffmann, S. Blunk, B. Beßlich, S. Altmiks, S. Wurlitzer, M. Koroscha, S. Seemann, T. Hehmann, J. Kritsch, A. Kondic, S. Ochsenreither, S. Brockfeld, B. Müller-Pflug, E. Matzke, K. Staudacher

7. Juni – 3. Juli 2015 kunstmix – querbeet 4 Produzentengalerie im Schnoor kunstmix & friends

Die Betreiber vom „kunstmix“, der burger Hängung präsentiert. Ungefähr Weiter sind vertreten: Guido Weggen- Produzentengalerie im Bremer Schnoor, 75 Arbeiten werden nebeneinander und mann (Kempten), Susanne Wurlitzer Dirk Lohmann (Fotografie), Claus-Gero miteinander wirken. (Leipzig), Sven Ochsenreither (Zölkow), Heitmann (Malerei), Martin Koroscha Helmut Feldmann (Oldenburg), Tanja (Malerei, Fotografie), Jutta Kritsch Beteiligte aus Bremen und dem Umland Hehmann, Kathrin Hoffmann und Katja (Malerei) und Fita Chagas (Zeichnung, sind: Benjamin Besslich, Silvia Brockfeld, Staudacher aus Hamburg, Steffen Blunk, Mixed Media) haben auch in diesem Jahr Melissa Chelmis, Markus Genesius, Marielle Viola Morawitz und Sandra wieder befreundete Künstlerkolleginnen Werner Henkel, Sarah Hillebrecht, Setzkorn aus Berlin sowie Siegbert und -kollegen zu der gemeinsamen Andrea Imwiehe, Sirma Kekeç, Ulrike Altmiks, Ana Gropp-Kondic und Melanie Ausstellung „querbeet“ eingeladen. Leopold, Ernst Matzke, Bernd Müller- Tilkov aus Essen und dem Ruhrgebiet. In diesem Jahr gab es insgesamt 32 Zusa- Pflug, Antonio Velasco Muñoz, Marlies gen und so werden auch bei „querbeet Nittka, Anika Patzelt, Christian Plep, Martin Koroscha 4“ wieder die unterschiedlichsten Arbei- Sabine Seemann, Laila Seidel, Annemarie ten aus Malerei, Fotografie, Druckgrafik, Strümpfler und Svenja Wetzenstein. www.kunstmixbremen.de Grafik und Bildhauerei in einer Peters-

19 Bremen 2. – 28. August 2015 kunstmix – Produzentengalerie im Schnoor Rike Goll Auf der anderen Seite

unbeschwert Schaukelnde, aber die Idylle Krankheit, aber auch privaten Fo- zeigt Brüche: Wovor schützt sich die Frau tografien und Kinofilmen, oder sie mit einer Gasmaske? sind explizite Zitate gegenständlicher Malerei. Dabei verzichtet Rike Goll Die Bielefelder Malerin Rike Goll zeigt auf die Darstellung des Kontextes, der Bilder von Menschen – in Hängematten, offene Farbraum lässt die Bedrohung nur Schaukeln oder in Nahsicht. Schicht über noch ahnungsvoll assoziieren: Wovon Schicht, der Strich dynamisch, manchmal wollen oder müssen die Protagonisten grob, um dann feingliedrig der Fläche sich abgrenzen? Oder haben sie etwas Details entgegenzustellen. Die offenbare zu verbergen? Vor wem? Ist die Atemluft Lust am Malen, das Spiel mit Format vergiftet oder eher die zwischenmensch- und Pinselstrich und die Intensität der liche Atmosphäre? Farbe ziehen den Betrachter ins Bild: Kommunikation und Wahrnehmung, Gesichter hinter Atemschutzmasken, die Nähe und Entfremdung, globales Mit-

Rike Goll, Komfortzone, 2015 Haltung teils unverhohlen entspannt, einander und Ichbezogenheit sind seit Acryl auf Leinwand, 120 x 100 cm zeigen Intimität, aber auch Angst oder 2007 Thema in Rike Golls Arbeiten. Erschöpfung. Martin Koroscha Malerei zum Eintauchen, Aufatmen Die Motive entstammen Medienberich- Die Ausstellung wird eröffnet am 2. August 2015 – und Luft anhalten. Gelb und Ocker ten über Umweltverschmutzung, um 12 Uhr. neben Chinacridonrosa umgibt eine Demonstrationen, Verfolgung und www.kunstmixbremen.de

12. Juli – 4. Oktober 2015 Overbeck-Museum 25 Jahre Overbeck-Museum! Große Jubiläumsausstellung

Seit einem Vierteljahrhundert ist das Künstlerpaares Fritz und Hermine Over- Overbeck-Museum kultureller Anzie- beck: Das leuchtende Weiß der Birken hungspunkt in Bremen-Vegesack. Im und der berühmte Worpsweder Himmel, Jahr 1990 öffnete die Ausstellungsstätte, die Brandungswellen der Nordsee und zeitgleich mit dem KITO, ihre Pforten die Blumenpracht im eigenen Garten in und hat sich seither mit mehr als 120 Vegesack – Fritz und Hermine Overbeck Ausstellungen weit über Bremen hinaus machten die sie umgebende Landschaft einen Namen gemacht. Dabei stand in unvergleichlicher Weise zum Mittel- nicht nur das Werk des Worpsweder punkt ihrer Kunst. Zugleich präsentiert Malers Fritz Overbeck und seiner Frau, die Jubiläumsschau einen Rückblick auf der Malerin Hermine Overbeck-Rohte, 25 Jahre Ausstellungsgeschichte sowie im Mittelpunkt: Sonderausstellungen auf ein Vierteljahrhundert KITO im Alten präsentierten darüber hinaus zahllose Packhaus Vegesack: Unterhaltsames und Künstlerinnen und Künstler von der Wissenswertes, Höhepunkte und Überra- Jahrhundertwende bis zur Gegenwart. schungen, Kurioses und Bewegendes. Anlässlich des Jubiläums zeigt das Hermine Overbeck-Rohte, Unser Hauseingang, um 1906, Öl auf Karton Overbeck-Museum nun die schönsten Katja Pourshirazi Bilder der Sammlung. Hier eröffnet sich der ganze Farb- und Motivreichtum des www.overbeck-museum.de

20 Bremerhaven 12. Juli – 23. August 2015 Dino Steinhof Kunsthalle Bremerhaven In a hurry

Ob Videos, Soundinstallationen, selbst- gefertigte Objekte, vor Ort gefundene Gegenstände oder Eingriffe in den Ausstellungsraum - Dino Steinhof (*1987) nutzt die verschiedensten Medien und Materialien, um mit seinen vielfältigen Arbeiten neue Wahrnehmungsräume zu schaffen und gewohnte Denkmuster aufzubrechen. Ausgangspunkt von Steinhofs Arbeiten ist der Ausstellungsort selbst. In Auseinander- setzung mit dessen Architektur und insti- tutionsspezifischen Merkmalen verändert er durch Interventionen die räumliche Si- tuation, rückt durch das Austauschen oder Verschieben gewohnter Elemente bisher Unbeachtetes in den Vordergrund oder lenkt unsere Aufmerksamkeit durch das Hinzufügen von Objekten auf vorhandene Strukturen. Im vergangenen Jahr realisier- te Steinhof die performative Installation Relaxation. Fünf verschiedenfarbige Gymnastikbälle schwammen als Zeichen für Vitalität, Balance und Kraft im Teich eines Klinikparks, so dass selbst die Bälle die für eine solche Institution vorgesehene Erholung und Entspannung fanden. Nach- dem sie der Wind während des Aktions- zeitraums zu immer neuen Formationen trieb, wurden sie im Anschluss wieder als Sitz- und Therapiebälle eingesetzt. Auch die skulpturalen und installativen Dino Steinhof, In a hurry, 2013, Video (Filmstill) Arbeiten des in Berlin lebenden Künstlers weisen einen thematischen Bezug zum mationstechnologie jederzeit und überall Aspekt hervorgehoben und zugleich neue Ausstellungsort auf. Häufig sind diese verfügbar sind und unser Leben mit einer Assoziationsmöglichkeiten geschaffen. Verbindungen jedoch nicht auf den ersten unbeachteten Selbstverständlichkeit Dino Steinhof studierte bei Ayse Erkmen Blick erkennbar, wirken die Objekte, prägen. Herausgehoben aus dieser Masse an der Kunstakademie Münster und an Projektionen oder Klänge zunächst eher von Gegenständen werden sie in den der Akademie der bildenden Künste in irritierend. Für die Arbeit Alle Formen ungewohnten Kontext des Ausstellungs- Wien. Nach Ausstellungsbeteiligungen in (2013) übertrug Steinhof die Grundrisse raumes überführt und damit auf eine u.a. Hamburg, Münster, Gelsenkirchen, einzelner Räume der Kunstakademie neue Bedeutungs- und Wahrnehmungse- Kopenhagen, Maastricht und Berlin prä- Münster im Maßstab 1:10 auf Spanplatten bene gehoben. sentiert die Kunsthalle Bremerhaven unter und verteilte diese skulpturalen Einzelteile Nicht selten verändert Steinhof Mate- dem Titel „In a hurry“ nun Steinhofs erste unabhängig von den jeweils korrespondie- rial, Größe oder Farbe der Motive und institutionelle Einzelausstellung. renden Räumen isoliert oder in Gruppen Objekte, die er ausgehend von den in dem Gebäude. städtischen, geografischen, sozialen oder Lena Hartmann Neben den selbstgefertigten Objekten wirtschaftlichen Charakteristika der Um- greift er auf industriell gefertigte, tech- gebung wählt, hin zu einer abstrakteren, nisch generierte oder von Privatpersonen reduzierteren Formensprache und einer Kunstverein Bremerhaven angebotene Produkte zurück, die heute betonten Materialität. So werden die ur- Karlsburg 1 und 4, 27568 Bremerhaven Tel.: 04 71 / 468 38 aufgrund der weltweiten Vernetzung sprüngliche Herkunft und Funktion eines www.kunstverein-bremerhaven.de Di – Fr 11 – 18, Sa, So 11 – 17 Uhr und der stetig voranschreitenden Infor- Objektes verschleiert, der skulpturale

21 Ego-zentrischer Steinkreis: Steine in Wurfweite, Ilhorn-Neuenkirchen, 1977, Feldstein-Feld, ø ca. 50 m, „Material aus der Landschaft – Kunst in die Landschaft“, Galerie Falazik-Springhornhof, Neuenkirchen/Soltau 1977, Foto: Nils-Udo, Riedering/Chiemgau

Buchholz ab 25./26./27. Juni 2015 Kunstverein Buchholz Cuxhavener Kunstverein Kunstverein Springhornhof Kunststätte Bossard Timm Ulrichs Des großen Erfolges wegen

Es darf gefeiert werden: Anlässlich seines „In alle Winde“ die vier Jahreszeiten, 75. Geburtstages wird Timm Ulrichs mit die vier Himmelsrichtungen und die vier vier zeitgleichen Ausstellungen geehrt: Elemente thematisiert, unter Einbezug im Cuxhavener Kunstverein, in der Kunst- der bei früheren Cuxhavener Bildhauer- stätte Bossard, im Kunstverein Buchholz/ Symposien entstandenen Skulpturen und Nordheide und in Kunstverein & Stiftung Installationen. In der Kunststätte Bossard Springhornhof Neuenkirchen. In dieser soll mit einer kulissenartig isolierten Ausstellungs-Kooperation „Timm Ulrichs „Musterfassade“ auf Scheinarchitekturen – des großen Erfolges wegen“ wird der und „Potemkinsche Dörfer“ angespielt Künstler, der sich selbst als „Totalkünst- werden, wie sie vergleichbar bereits ler“ bezeichnet, der „Bilder-Finder – 1993 im Cuxhavener Kunstverein mit Bild-Erfinder“, der den selbstgewählten Reitparcours-Hindernissen zu sehen oder Begriff des „Stils der Stillosigkeit“ für in Form von hölzernen Winter-Verscha- sich in Anspruch nimmt, in seiner ganzen lungen für Brunnen und Denkmäler aus- Gezeiten-Haus, 1982, Holz, 300 x 500 x 500 cm, „Sym- posion Nordseeküste – Künstler vor dem Deich“, Cux- Bandbreite präsentiert: Im Cuxhavener gestellt waren. Der Kunstverein Buchholz haven 1982, Foto: Ferdinand Ullrich, Recklinghausen Kunstverein werden mit dem Untertitel versammelt unter dem Titel „Ich sehe

22 was, was du nicht hörst“ verschiedene Werke zur Sound Art: Geräusche an der Schwelle zum Unhörbaren und Uner- hörten. Der Programmatik des Kunst- vereins Springhornhof in Neuenkirchen sich anschließend, wird Timm Ulrichs an diesem Ort, an dem er bei mehreren Symposien beteiligt war, sein Repertoire an Naturkunst-Arbeiten ausbreiten, unter dem Titel „Kunst, natürlich“. Ziegelstein-Mauer, 14-teilig, und 2 Türme aus bemal- ohne Resonanz, 1983/89, Gitarren-Resonanzskörper, tem Holz, 180,5 x 507 x 59 cm, „Parcours. Der Reit- mit Beton ausgegossen, 10,2 x 47,2 x 38,2 cm, in Holz- parcours als Skulpturenpark“, 1988/93, Foto: Joachim kiste, Foto: Carsten Gliese, Köln Schulz, Berlin

Gesamt-Eröffnung: 25. Juni 2015 Kunststätte Bossard, dann ab 26. Juni Cuxhavener Kunstverein, ab 28. Juni Kunstverein Buch- holz und ab 27. Juni Kunstverein Springhornhof Neuenkirchen. Dauer der Ausstellungen und weitere Informationen: www.cuxhavener-kunstverein.de, www.bossard.de, www.kunstverein-buchholz.de, www.springhornhof.de

Cuxhaven 5. Juli – 30. August 2015 Annemarie Strümpfler Schloss Ritzebüttel Abenteuer Hafen

Das zentrale Thema meiner Arbeit einerseits zu einer temporären, für die bezieht sich auf das Verhältnis von Öffentlichkeit begehbaren Stadt-Raum- Mensch und Raum mit unterschiedlichen Installation, die den Außen- mit dem Schwerpunktsetzungen, die im gesell- Innenraum, Vergangenes und Gegen- schaftlichen Raum und menschlichen wärtiges, Zeit und Raum miteinander Zusammenhang zu finden sind. Die „verschmelzen“ ließen. Andererseits Wahrnehmung dieser Phänomene auf wurde es zur Schnittstelle verschiedener ihre Wirklichkeit und Wirkung hin zu un- künstlerischer Mittel – Malerei, Zeich- tersuchen, für andere sichtbar zu machen nung und Fotografie, zu einer Welt ist die Intention meiner Arbeit. der Langsamkeit und Entschleunigung So konnte ich dank eines Arbeitsstipendi- als Gegenströmung zum herrschenden ums im Paul-Ernst-Wilke Haus in Bre- Zeitgeist. Zudem diente der Raum als merhaven und dessen „günstiger“ Lage Dunkelkammer und Labor für Experi- – gegen Südosten hin ausgerichtet 20m Annemarie Strümpfler, Vom Zufall beseelt, mente auf (Foto-)Papier. von der Hafenkante entfernt – im März © Strümpfler Die in der Kamera entstandenen zeich- und April 2015 eine direkte Beziehung nerischen und fotografischen Arbeiten zu der Hafenrandzone aufnehmen. Gebäude, der Hafenrand, Bäume, stellen den großen Teil der Ausstellung. Aufbauend auf dem Prinzip der „dun- vorbeifahrende Autos, vorübergehende Daneben sind weitere Arbeiten einer klen Kammer“ (camera obscura), in Menschen spiegelbildlich im Innern ab. kleinen selbst gebauten Kamera zu welche über eine kleine Öffnung Licht Diese Projektionen wurden eins mit sehen. einfällt und die Umgebung in den dem Raum, brachen sich am Mobiliar, Innenraum projiziert, habe ich das veränderten die Perspektiven und beein- Annemarie Strümpfler Wilke-Atelier am Alten Vorhafen zu flussten die Wahrnehmung. Aktivitäten einer begehbaren temporären Kamera im Außenraum vor dem Haus konnten umfunktioniert. Im abgedunkelten Raum innen als „live-streaming“ beobachtet zeichneten die gegenüber liegenden werden. Das Wilke-Atelier wurde somit www.cuxhaven.de

23 Angelika Platen, Ben Vautier, 1971, Silbergelatine / Barytpapier, 30 x 40 cm, © Angelika Platen

Delmenhorst bis 28. Juni 2015 Städtische Galerie Delmenhorst Spurenlese Künstlerportraits fotografiert von Angelika Platen Dokumente aus dem Archiv Marzona

Fotografin Angelika Platen (*1942) und fassbaren Maß etwas von dem Potential Dokumente aus dem umfangreichen und der Faszination, die von originalen Berliner Archiv Marzona. Sie zeigt Künstlerdokumenten ausgehen können. eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Aufnahmen Dabei werden das Handschriftliche und von rund 50 Künstlerinnen und Künstlern, die Typografie – das Schrift-Bild, das darunter Marcel Broodthaers, Christo, Sprache tatsächlich zeichnet – selbst zum Gilbert & George, Hanne Darboven, Thema. In der Kombination mit den Por- Konrad Klapheck, Charlotte Moorman, trätfotografien von Angelika Platen zeigt Walter De Maria, Jonathan Meese, Dieter die Ausstellung „Spurenlese“ biografische Roth, Günther Uecker oder Andy Warhol. Skizzen und zugleich eine Reihe von Angelika Platens Einzelbilder und Sequen- Kunstgeschichten, die ihren Fragmentcha- zen bildeten die Suchmaske für visuell und rakter nicht verleugnen. Letztlich geht es inhaltlich spannende Textdokumente der um die Frage, in welchen Grenzen es uns porträtierten Künstlerinnen und Künstler überhaupt möglich ist, sich konkret und Ben Vautier, Hotel Room Event, 1979, Einladung, 29,7 x 21 cm, Archiv Marzona. © VG Bild-Kunst, aus dem Archiv Marzona: Briefe und im übertragenen Sinne ein „Bild“ von Bonn 2015 Postkarten, getippt und handgeschrieben, einem Menschen zu machen. Telegramme und Einladungen, Konzepte, Die Fotografie gefriert einen Moment, das Skizzen und Notizen – Ephemera der Annett Reckert Archiv bewahrt Dinge. Die Ausstellung Avantgarde, die zum Studieren und Die Ausstellung wird vom Niedersächsischen Ministe- „Spurenlese“ führt beides zusammen: gedanklichen Flanieren einladen. rium für Wissenschaft und Kultur und der Stiftung Künstlerporträts der renommierten So offenbart die Ausstellung in einem gut Niedersachsen unterstützt.

24 11. Juli – 6. September 2015 Condition Report Städtische Galerie Delmenhorst Ane Mette Hol / Jan Schmidt

Ane Mette Hol, Untitled (Drawing for floor #6), 2009, Packpapier hergestellt aus weißem Papier, Pigment, Kohle, Pastellkreide, Farbstift, Acrylfarbe und Kleb- stoff, Klebeband aus Japanpapier, Pigment und Kleb- stoff, 99,5 x 245 cm

Die Ausstellung „Condition Report“ zeigt im Wechsel der Räume Werkgruppen von Ane Mette Hol, Untitled (After Gombrich’s Art and Illusion), 2009, Zeichnung eines Buchumschlages, Kreide, Ane Mette Hol (*1979 in Bodø, Norwe- Farbstift auf Papier, 26 x 62 cm, Privatsammlung Oslo gen) und Jan Schmidt (*1973 in Wiesba- den). Zeichnungen, Skulpturen, Installati- Verpackungen für Leuchtmittel (Untitled ger Arbeit Schlitze in zwei je 75 cm lange onen, Video- und Soundarbeiten rufen in (Artificial Light), no. 1, 2013) können für Aluminium-Vierkantblöcke. Die herab- einer präzise komponierten Ausstellung die Norwegerin zum Gegenstand zeich- rieselnden Aluminiumspäne des immer in beindruckender Weise das Thema Zeit nerischer Auseinandersetzung werden. im gleichen Abstand und Rhythmus auf den Plan. Dabei sind sie zugleich ein „Das Spezielle an der konzeptuellen umpositionierten Blocks ergaben auf Kommentar zu den Gretchenfragen des Zeichnung, die Ane Mette Hol prakti- dem Boden des Raumes ein Raster. In der Kunstsystems: Zu Original und Repro- ziert, ist ihre Fähigkeit, eine Illusion zu Städtischen Galerie Delmenhorst präsen- duktion, zur Aura eines Objektes, zu den erzeugen, mit der sie fast in der Lage ist, tiert Jan Schmidt nach rund vierwöchiger Zeigekonventionen im White Cube – zu das Original zu ersetzen, die jedoch in Arbeit vor Ort mit der Bearbeitung eines dem, was das Art Handling als Treibgut einem umso treffenderen Moment des Marmorblocks eine extreme Variante mit sich führt und zu den Trägersyste- Erkennens in sich zusammenfällt und seiner Markierungen. Was entsteht, ist men von Kunst. Die Ausstellung, die eine Hinterfragung künstlerischer und ein präzise auf den Raum bezogenes, mit ihrem Titel „Condition Report“ ephemeres Kunstwerk im Hier und Jetzt, (Zustandsbericht) nicht von ungefähr auf einfach und klar – ein fragiler Zauber, die musealen Aufgaben des Sammelns, dem der Besen letztlich den Garaus Bewahrens und Forschens anspielt, führt machen wird. Anwärter für die Ewigkeit erstmals Werke von Jan Schmidt und Ane ist lediglich das verbliebene Werkstück Mette Hol zusammen. der verzehrenden Sägearbeit. An dieser, Die Arbeiten von Ane Mette Hol lassen wie zahlreicher weiterer Objekte, auf den ersten Blick nicht erahnen, dass Zeichnungen und Videos des Frankfur- es der Künstlerin im Kern um das Zeich- ters, entzündet sich die Frage nach dem nen geht. Ihre Werke sind visuelle Fallen; Sinn und Zweck einer Tätigkeit und der Jan Schmidt, Markierung #1, 2013, Holzspäne, viele wirken wie abgestellte, vergessene Ausstellungsansicht Kunstverein Ludwigshafen Wertzuschreibung, die sie seitens des Dinge, die bei der Einrichtung der Aus- Einzelnen und der Gesellschaft erfährt. stellung oder der Produktion von Wer- konsumistischer Konventionen provo- ken übriggeblieben sind. Ein flüchtiger ziert.“ (Jürgen Tabor, 2014) Annett Reckert Blick kann sie als Ready Made verkennen. Eine leidenschaftliche Beziehung Die Ausstellung wird vom Niedersächsischen Mini- Untitled (Drawing for Floor #10), 2014, er- zu Materialien und ihren speziellen sterium für Wissenschaft und Kultur, von der Karin scheint so zum Beispiel als ein vermeint- Verarbeitungsbedingungen treibt den und Uwe Hollweg Stiftung, von der Oldenburgischen Landschaft, vom Freundeskreis Haus Coburg e. V., vom lich ausgedientes Abdeckpapier. Mit Frankfurter Künstler Jan Schmidt. Ihn Office of Contemporary Art Norway (OCA) und von Pastellkreide, Pigment, Kohle, Farbstift interessiert das Potential, das jedem der Stadt unterstützt. und Acrylfarbe ist es jedoch in wochen- Material zu eigen ist und so gehen und monatelanger Arbeit geschaffen. jedem seiner Projekte intensive Unter- Auch Pappkartons, ein Skizzenblock suchungen und Erprobungen voraus. Städtische Galerie Delmenhorst oder Kopierpapiere, ein Buchumschlag Markierung #2, realisiert Haus Coburg, Sammlung Stuckenberg Für die Arbeit Tel.: 0 42 21 / 1 41 32 aus dem Jahr 2009 mit dem Untertitel 2013 im Museum Wiesbaden, sägte Jan www.staedtische-galerie-delmenhorst.de Di – So 11 – 17 Uhr, Do 11 – 20 Uhr After Gombrich‘s Art and Illusion oder Schmidt hochkonzentriert in monatelan-

25 Elisabethfehn 26.Juli – 1. November 2015 Moormuseum Elisabethfehn Helga Terwolbeck Frische Brise

in Bremen Grafik-Design studiert hat und die Segel mit ihren klaren Konturen in Oldenburg lebt und arbeitet, malt mit Meer und Himmel zu durchschneiden Lust und hält sich nicht nur an gegen- scheinen. Indem Helga Terwolbeck standsgebundene Inhalte; es gibt auch Parallelen betont, die bei Motiven mit abstrakte Bilder. Das Verbindende sind mehreren Segelbooten naheliegend sind, die nach eigenen Empfindungen gewähl- entwickelt sie Rhythmus und Bewegung ten Farben. Helga Terwolbeck meidet auf der Fläche. Die erfahrene Designerin harte Kontraste und schrille Töne; sie weiß Spannungen ins Bild zu bringen findet sanfte Übergänge zwischen den – durch Dichte und Häufung einerseits großen Farbräumen in der Natur an der und Leere in der anderen Bildhälfte oder Helga Terwolbeck, Frische Brise, 2012, Acryl, See wie Himmel, Meer und Strände. Das durch Andeutungen einer Wettkampf- Foto: Helga Terwolbeck mit Weiß durchzogene Blau steht für das Handlung; doch wird diese nirgends zur von der Brise bewegte Wasser, während Hauptsache in den Werken. Die Leichtig- Segelboote bei einer Regatta vor Norder- sich am Himmel Farbdifferenzierungen je keit, die die Bilder von Helga Terwolbeck ney – sommerliche Themen dominieren nach Wolkenbildung, Licht und Sonnen- ausstrahlen, beruht auf Erfahrung und die Bilder, die Helga Terwolbeck im stand ergeben. Halt verschaffen den intensiver Arbeit. Moormuseum Elisabethfehn ausstellt. Die Kompositionen die weißen Segel; doch Künstlerin, eine in Fragen der Kommuni- auch sie reflektieren gelegentlich das Jürgen Weichardt kation vielseitig ausgebildete Grafikerin Blau des Wassers. Es genügt der Künst- und Illustratorin, die in Marburg, Kassel lerin, mit einfachen dunklen Strichen und Oldenburg Kunst, Germanistik sowie die flachen Boote anzudeuten, während

Emden bis 13. Juni 2015 Galerie Amuthon-Art Helmut Müller FILM_KUNST

„Experimente mit den unterschied- genutzt wird, ist auch das Kunstwerk lichsten Maltechniken und Malmitteln, als ein Speicher zu begreifen – Kunst als ebenso deren zum Teil ungewöhnliche Speichermedium von Gefühlen, Eindrü- Kombinationen, prägen meine Malerei.“ cken und Erfahrungen, sowohl der des Künstlers wie auch der des Betrachters. Anlässlich des 26. Internationalen Müllers experimentelle Arbeitsweise Filmfestes Emden-Norderney hat sich der ermöglichte es, diese Verbindung visuell Emder Künstler Helmut Müller intensiv so spannend darzustellen. mit dem Thema Film beschäftigt und Sarah Byl dies in einer durch ihre künstlerische Helmut Müller, ohne Titel, 2015, Acryl auf Leinwand, Im Zeitraum vom 3. bis 10. Juni 2015 wird im Rahmen Vielfältigkeit überzeugenden Werkreihe 120 x 160 cm des Emder Filmfestes eine Auswahl von Kurzfilmen zum Ausdruck gebracht. Neben Acryl- aus dem Projekt CHOREOGRAPHIC CAPTURES in der Galerie gezeigt. und Ölbildern, die in ihrer Farbigkeit mit beim genaueren Hinsehen sowie beim Informationen zu weiteren Ausstellungen und Ver- Klarheit überzeugen, steht auch eine richtigen Lichteinfall den Blick auf die anstaltungen finden Sie auf der Homepage. Gruppe von Collagen, die durch den Ebene der „Film-Stills“, die in Verbin- Einsatz von alten Filmrollen und Zelluloid dung mit dem Werk Müllers ihre ganz einen nostalgischen Charme versprühen. eigene Geschichte erzählen. Der bewusste Einsatz der transparenten Ebenso wie das Filmmaterial als Speicher- Filmstreifen eröffnet dem Betrachter medium kreativer Ideen gesehen und www.amuthon-art.de

26 verlängert bis 19. Juli 2015 PAUL KLEE ! Kunsthalle Emden Aus der Kunstsammlung NRW

Paul Klee (1879–1940) zählt zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Die mehr als 75 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen der Aus- stellung geben einen Überblick über die unterschiedlichen Schaffensphasen des Künstlers. Darüber hinaus vermitteln die Werke einen Eindruck von der schier unerschöpflichen Kreativität und der materiellen wie technischen Experimen- tierfreude Klees.

Paul Klee, Kamel (in rhythm. Baumlandschaft), 1920, Paul Klee, Heroische Rosen, 1938, Ölfarbe auf Jute, 68 x 52 cm, Ölfarbe und Feder auf Kreidegrundierung auf Gaze Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf auf Karton, 48 x 42 cm, Kunstsammlung Nordrhein- Westfalen, Düsseldorf

Das Spektrum der gezeigten Arbeiten ist weit gespannt: Es werden Beispiele von Paris 1912 ändert Klees Verständnis von hoben, und er emigriert noch im selben Klees künstlerischen Anfängen gezeigt Farbe und Licht grundlegend. Auslöser Jahr in die Schweiz. Charakteristisch für wie auch Werke, die seine Erfahrungen für den Durchbruch zur Farbe ist jedoch Klees Spätwerk ab Mitte der 1930er-Jah- der legendären Tunis-Reise 1914 wider- die Reise nach Tunesien, die er im April re ist eine reduzierte, klare Bildsprache spiegeln. Außerdem sind Gemälde zu 1914 gemeinsam mit den Künstlerkol- auf meist großen Formaten. Die früher sehen, die für Klees 1919 begonnene legen August Macke und Louis Moilliet zumeist dünne Linie wird kräftiger und Ölmalerei stehen. Werke, die seine stili- unternimmt. Mit seiner Lehrtätigkeit nimmt oftmals die Form zeichenhafter stische und motivische Vielfalt und auch am Staatlichen Bauhaus in Weimar und Kürzel an, die an Schriftbilder vergange- seine Experimentierfreude dokumentie- Dessau ab 1921, setzt sich Klee mit den ner Kulturen erinnern. ren, repräsentieren ferner die Zeit seiner Möglichkeiten geometrischer Konstruk- Lehrtätigkeit am Bauhaus in Weimar und tion auseinander. Zudem intensiviert sich Die Ausstellung wurde aus dem Be- Dessau. Zuletzt geben Ölgemälde und die Farbigkeit seiner Bilder, und vermehrt stand der Werke von Paul Klee aus der Papierarbeiten in zeichenhaft verschlüs- treten Zahlen, Buchstaben, Wörter oder Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, selter Bildsprache einen Einblick in das Werktitel in seiner Malerei auf. Als Klee Düsseldorf, konzipiert. Mit 101 Werken Spätwerk des Künstlers. von 1931 bis 1933 an der Düsseldorfer verfügt das Museum über eine der Paul Klees künstlerische Anfänge liegen Kunstakademie lehrt, entstehen Werke, umfangreichsten Klee-Sammlungen in in der Radierung und vor allem in der in denen er rasterartig Farbpunkte Deutschland. Die Ausstellung bietet die Zeichnung. Erst mit 34 Jahren wendet aufträgt. seltene Gelegenheit, drei Viertel dieses er sich der Farbe und der Malerei zu. Nach der Machtergreifung der National- reichen Bestandes zu sehen. Schon ein Besuch bei Robert Delaunay in sozialisten wird Klee seines Amtes ent-

27 Emden 25. Juli – 20. September 2015 Kunsthalle Emden Zeitreise: Die Sammlung von 1904 bis 2014

In der diesjährigen Sommerausstellung staunliche Parallelen und Ähnlichkeiten Rundgang durch einhundertzehn Jahre wird im Obergeschoss des Hauses eine in Stilen und Motiven sichtbar. Es sorgt Kunstgeschichte. Als Orientierung bei Auswahl von Gemälden, Papierarbeiten, aber auch für Irritation, wenn Werke dieser Zeitreise dienen an vielen Stellen Skulpturen, Fotografien und Video- aus demselben Jahr von ganz unter- Verweise auf markante Ereignisse der Arbeiten chronologisch gehängt. Das schiedlichen künstlerischen Sichtweisen jeweiligen Jahre. Nebeneinander von Werken unterschied- erzählen. Dem Besucher bietet sich ein licher Künstler und Medien macht er- kurzweiliger und oftmals überraschender

25. Juli 2015 – 17. Januar 2016 Kunsthalle Emden Land Kind Bett Aspekte der Liebe

Der zentrale Raum in der Kunsthalle Um einen engen inhaltlichen Bezug zur subtil vor. Und nicht immer geht es um Emden – das Atrium – ist nun dauerhaft Sammlung der Kunsthalle Emden herzu- eine Huldigung an die schönen Seiten als so genanntes Labor im Museum ein- stellen, werden in den Ausstellungsräu- der Liebe, sondern auch um Aspekte, die gerichtet. Dort können Einzelbesucher men, die im Erdgeschoss um das Labor nachdenklich stimmen oder gesellschaft- wie auch Gruppen über das ganze Jahr herum gruppiert sind, Werkgruppen liche Bedeutung haben. Deshalb bricht hinweg ein Jahresthema künstlerisch gezeigt, die sich mit unterschiedlichen die Ausstellung auch mit der konven- erkunden, in interaktiven Projekten Arten von Liebe befassen: der Liebe tionellen Präsentation der Werke und erforschen, Experimente dazu durchfüh- zwischen Mutter und Kind, der Liebe zur zeigt dem Betrachter Möglichkeiten auf, ren, gemeinsam diskutieren – kurz, unter Heimat und der sexuellen Liebe. die Kunst neu und mit anderem Blick zu verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Während manche Künstler das Thema sehen. Das erste Jahresthema ist die „Liebe“. deutlich visualisieren, gehen andere

26. September 2015 – 17. Januar 2016 Kunsthalle Emden Ein Fest fürs Auge Buchheims Expressionisten

Auf einer Auktion 1955 erwirbt Lothar- Privatsammlungen des Expressionismus Günther Buchheim als einziger Bieter zusammen getragen hat. Neben Ge- und weit unter Schätzpreis für 1.250 mälden, Zeichnungen, Aquarellen und Mark ein Gemälde von Erich Heckel aus Grafiken der Brücke-Künstler, denen sich dem Jahr 1920/21. Unter dessen weiß Buchheim besonders verbunden fühlte, übermalter Rückseite verbirgt sich – was umfasst die Sammlung herausragende Buchheim bereits geahnt hatte – ein Werke von Max Beckmann, Otto Dix, frühes Hauptwerk des Künstlers: Der Christian Rohlfs, Lyonel Feininger, Alexej schlafende Pechstein. Heute ist es eines Jawlensky und Emil Nolde. der bekanntesten Werke der Sammlung Seit 2001 zeigt das für Buchheims Buchheim. Sein spektakulärer Erwerb umfangreiche Sammlung errichtete wirft zudem ein bezeichnendes Licht „Museum der Phantasie“ in Bernried am auf den gewieften und hartnäckigen Starnberger See die Werke in wech- Künstler, Verleger, Autor und besessenen selnder Präsentation. Erstmals verlassen Sammler, der eine der bedeutendsten nun rund 100 Werke das Museum, um

Erich Heckel, Der schlafende Pechstein, 1910, Öl auf Leinwand, 110 x 74 cm Buchheim Museum der Phantasie, Bernried, © Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen

28 nach Emden zu reisen. Hier werden andere vor allem durch den Weltbest- sie mit Beispielen der Sammlung Henri seller Das Boot. Nannen zu einer beeindruckenden Schau Mit den farbgewaltigen Werken von des Expressionismus und der Kunst der Kirchner, Heckel, Pechstein, Nolde, Marc Klassischen Moderne vereint. und Jawlensky gibt „Ein Fest fürs Auge“ Zugleich werden die beiden außer- ein Beispiel für jene sinnliche und noch gewöhnlichen Sammlerpersönlichkeiten heute erfahrbare Kraft der Kunst der gegenüber gestellt, deren Leben und ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. künstlerische Vorlieben manche Paral- Die einmalige Zusammenführung der lelen aufweisen: Der gebürtige Emder Sammlungen Nannen und Buchheim Henri Nannen (1913–1996) studierte offenbart dabei auch deren unverwech- in München Kunstgeschichte, der aus selbare Charaktere. Weimar stammende und in Chemnitz aufgewachsene Lothar-Günther Buch- heim (1918–2007) ebendort Kunst.

Im Zweiten Weltkrieg war Nannen Ernst Ludwig Kirchner, Akt auf blauem Grund, 1911, Kriegsberichterstatter bei der Luftwaffe, Öl auf Leinwand, 80,5 x 70 cm, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried während Buchheim in derselben Funk- tion auf und unter dem Wasser bei der Kunsthalle Emden Hinter dem Rahmen 13, 26721 Emden Marine unterwegs war. Nach dem Krieg Tel.: 0 49 21 / 9 75 00 · www.kunsthalle-emden.de wurden beide berühmt, der eine als Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa und So 11 – 17 Uhr, 1. Di im Monat 10 – 21 Uhr Erfinder und Herausgeber des Stern, der

Ganderkesee bis 14. Juni 2015 BETWEEN KulturHaus Müller Malerei und Skulptur von Gisela Fox-Düvell und Ulrich Fox

in Bremen und haben zahlreiche künstle- rische Projekte gemeinsam realisiert. Gisela Fox-Düvell (*1946) ist als Malerin und Grafikerin tätig. In einem intensiven Prozess des Malens in mehreren Schich- ten malt sie Bilder mit kraftvollem und trotzdem sensiblem Farbauftrag, der mit gestischer Bewegung ausgeführt, an die Malerei des Informel erinnert. Gisela Fox-Düvell setzt dabei eine abstrakte, nichtgegenständliche Formensprache mit skripturalen Elementen ein. Dennoch lässt sich in vielen ihrer Bilder eine rätsel- hafte Türform entdecken. Ganz anders die bildhauerischen Werke von Ulrich Fox (*1944). Kraftvoll, stark und mit kräftiger Farbigkeit arbeitet er grob behauene, stelenartige Holzskulp- Gisela Fox-Düvell, Darkside, 2014, turen aus Holz, die an die menschliche Mischtechnik auf Holz Figur erinnern. Der Reiz der Ausstellung liegt in dem Ulrich Fox, Sette, 2014, Kiefer, karminrot gefasst Das in Lohne lebende Künstlerpaar ar- Spiel zwischen den unterschiedlichen beitet in zwei verschiedenen Gattungen: Positionen des Künstlerpaares. Sie ist Malerin, er ist Bildhauer. Beide studierten an der Hochschule für Künste Wiebke Steinmetz www.kulturhaus-mueller.de

29 Hude 7. Juni – 5. Juli 2015 Galerie am Stall Terence Carr AFRICAN SOUL

Terence Carr (*1952): irische Eltern, Sehnsüchte, Ängste und Freuden, bieten afrikanische Wurzeln, britische Offi- erlebten Erfahrungen und unbewussten zierskarriere und europäische Bildung Geschehnissen ein durch gesellschaftliche – eine wilde Lebensmixtur, die ihren Normen unzensiertes Forum. künstlerischen Niederschlag in außerge- Carr's Skulpturen mit all ihrer geheim- wöhnlichen Skulpturen findet. nisvollen Symbolik sind Ausdruck seiner Diese wirken wie „Bildergeschichten aus eigenen bewussten und unbewussten Mythen und Sagen, eine Mischung aus Innenwelten, wo es um Liebe, Verlust, den Urphantasien Afrikas und Grimms Lust, Gefahr, Fantasie, Angst und Hoff- Märchen.“ (Hanns-Joachim Schietsch) nung geht. Carrs in sich verschränkte und in teils Terence Carr verwandelt schwere lebhafter Farbigkeit bemalte Figuren- Baumstämme in luftige Lebenstürme, gruppen kommen auf den ersten Blick die etwas von den magischen Kultobjek- fröhlich unbeschwert daher. Genaueres ten der Schamanen haben, aber nicht Hinsehen fördert aber zu Tage, dass stelenhaft steif, sondern sehr lebendig Terence Carr sich in seinen Arbeiten mit und animalisch beseelt sind. den Kernfragen menschlicher Existenz beschäftigt, mit der Ambivalenz von Gut Frank L. Giesen und Böse. Wie im Traum spiegeln seine symbolhaften figurativen Darstellungen www.galerie-am-stall.de Terence Carr, Balanced, 2015, Aluguss, 160 x 95 x 60 cm

Kirchdorf 28. Juni – 12. Juli 2015 Kunstraum 1 / 2 / 3 / 4 Art Universale

Kirchdorf avanciert diesen Sommer für Veranstaltungen 14 Tage zum Zentrum für Zeitgenössische (Kunstraum 1): Kunst im Kreis Diepholz. Insgesamt 12 Pago Balke Künstler und Künstlerinnen (darunter – Kabarett, 3 Kulturpreisträger), alle weit über die 28. Juni 2015, 19 Uhr heimischen Grenzen hinaus aktiv, span- Marina Baranova nen hier mit den Mitteln der Malerei, – Konzert Klavier, Bildhauerei, Installation, einen künst- 4. Juli 2015, 19 Uhr lerischen Bogen über mehrere Ausstel- Marco Jentzsch lungen im Ortszentrum. Begleitend zu – Liederabend, der Ausstellung wurde ein hochkarätiges 5. Juli 2015, 19 Uhr kulturelles Rahmenprogramm aufgelegt. Elisabeth Gebhardt Die Art Universale, ein kreativer Mix aus – Konzert Violine Kunst, Kabarett, Klassik, Gesang und – (Jerzy Mallek Begl. Begegnung – es lohnt sich... Klavier), Ausstellende Künstler: 11. Juli 2015, 19 Uhr Tietsche Burmeister – Lutz Edgar Felsmann – Kerstin Friedrichs – Ingolf Heinemann – Pablo Hirndorf – Der Eintritt für alle Ausstel- Andreas Horn – Herbert Huth – Carola Ludewig – lungen ist frei, geöffnet sams- Jürgen Moldenhauer – Edwin Partoll – Inka Uzoma – tags, sonntags und mittwochs. Karten für die einzelnen Veran- Young-Ja Bang Cho staltungen sind für 10 Euro an der Abendkasse erhältlich.

30 Lingen bis 12. Juli 2015 Jagoda Bednarsky Kunsthalle Lingen MONO-CHROMO-HORO-SKOP

Jagoda Bednarsky (*1988 in Goldberg in Malerei. Im Mittelpunkt stehen dabei Polen) absolvierte ihr Studium der freien optische Darstellungstechniken wie per- Kunst sowohl an der Kunsthochschule spektivische Spiegelung, serielle Wieder- in Kassel als auch an der Hochschule für holung, netzartige Rasterung – alles wird bildende Künste in Frankfurt am Main und aber immer wieder durch freie gestische schloss es dort 2014 ab. Bis heute arbeitet Malerei, zufälligen Farbauftrag und sie im Medium Malerei und präsentierte individuelle Gestaltung gebrochen. Jeweils ihr Werk in Einzelausstellungen im 1822 vermittelt sich eine mehrdeutige Rhetorik, – Forum der Frankfurter Sparkasse in die ebenso sphärisch wie auratisch und Frankfurt am Main und im Kunstverein zu rätselhaft ist. Zusätzlich gibt es immer Assenheim. Sie nahm an Gruppenausstel- wieder Bildmomente, die fokloristische lungen bei platform sarai in Frankfurt am und retro-nostalgische Ästhetik zusam- Main und im Temporären Ausstellungs- menführen. Immer gibt Jagoda Bednarsky raum Beethovenstraße in Köln teil. ihren Kompositionen figurative Titel, die Jagoda Bednarsky, KPJB g, 2015, Öl, Acryl, Sprühlack Im Bereich des Mediums Malerei sind eine weitere, inhaltliche Ebene formulie- und Digitaldruck auf Leinwand, 155 x 110 cm. Courte- die Bilder von Jagoda Bednarsky sowohl ren. No Barrier No Fun oder auch Disco- sy Philipp Pflug Contemporary, Frankfurt am Main formal als auch inhaltlich vielschichtig. Sie very Channel II eröffnen zu bildinneren sind zwischen technisch-reproduzierender Phänomenen unserer Wahrnehmung eine deutige Interpretation der Arbeiten von Abbildung und freier künstlerischer weitere, bildäußere Komponente und las- Jagoda Bednarsky offen, somit bleiben sie Aneignung angelegt. Ihre visuellen sen aus abstrakten Bildern mit Farbfeldern bis zum letzten Augenblick spannend und Darstellungsmittel wechseln von fotogra- oder einem Geflecht aus diversen Linien fi- eröffnen vielschichtige Assoziationsfelder. fischer Abbildung über drucktechnische guratives ablesen. Hingegen bleiben aber Verfahren bis hin zu abstrakt-gestischer immer viele Fragen in Bezug auf eine ein- Meike Behm

bis 12. Juli 2015 Sebastian Stöhrer Kunsthalle Lingen Helm, Heisenberg und Bube

Sebastian Stöhrer (*1968 in Freiburg) surdum führt. Für seine Einzelausstellung absolvierte sein Studium der freien in der Kunsthalle Lingen wird Sebastian Kunst in den Jahren von 1993 bis 1999 Stöhrer eine enorm variantenreiche Serie an der Hochschule für Bildende Künste von keramischen Objekten fertigen, in Frankfurt am Main bei Thomas Bayrle. die – gerade, was die Glasurtechnik Er präsentierte seine künstlerische Arbeit betrifft – auf höchstem Niveau rangie- in Einzelausstellungen in der Galerie ren. Auf den ersten Blick fühlt man sich Strzelski in Stuttgart, dem Süddeutschen an die informelle Skulptur der fünfziger Kunstverein in Ammersbach, dem Neuen und sechziger Jahre erinnert. Inhaltlich Berliner Kunstverein und der Galerie konfrontieren sie mit erstaunenden und Freedman in London sowie in Gruppen- eigenwilligen Formationen aus Form und ausstellungen in der Diamantenbörse in Farbe, die nicht selten surreal wirken. Frankfurt am Main und der Ursula Blickle Stiftung in Kraichtal. Heute lebt er in Peter Lütje Frankfurt am Main. Sebastian Stöhrer nähert sich der Realität Kunsthalle Lingen · Kunstverein Lingen von der falschen Seite. Seinen Arbeiten Kaiserstraße 10, 49809 Lingen liegt immer eine grandiose Handwerk- Tel.: 05 91 / 5 99 95 · www.kunsthallelingen.de Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa und So 11 – 17 Uhr lichkeit zu Grunde, die sich selbst ad ab- Sebastian Stöhrer, Ohne Titel, 2015, Keramik

31 Lohne bis 28. Juni 2015 Kunstverein Die Wassermühle Lohne e.V. Hein Bohlen waterfront

wirkt, das vom auflaufenden Wasser zerstört wird und später wieder neu entsteht. Dies findet sich in den Arbeiten von Hein Bohlen wieder, der im friesischen Varel lebt und arbeitet. Chiffren der Natur überträgt der Künstler als Zeichen, Linien und farbige Flächen auf Bildträger, etwa Leinwand und Papier. Übereinander geschichtet, teils wieder abgekratzt oder weggewischt symbolisiert er so das Wechselspiel von Ebbe und Flut. Unter dem Titel „waterfront“ zeigt der

Hein Bohlen, Am Watt, 2015, Acryl/Mischtechnik auf Büttenpapier, 92 x 135 cm Kunstverein in Lohne teils großforma- tige Arbeiten auf Leinwand und Papier „waterfront“ – Wanderungen im und Wellen entdecken, die sich im Schlick sowie eine Serie farbiger Hochdrucke des am Wattenmeer. Die Weite erahnen. manifestieren und je nach Lichteinfall in Künstlers. Die salzige Luft schmecken. Die hier allen Regenbogenfarben schillern. Ein Frauke Engel noch existierenden Urwelten mit ihren miniaturhaftes Delta, welches in Aufsicht unendlichen Prielen, Kanälen, Linien, betrachtet wie ein abstraktes Gemälde www.kunstkreis-wassermuehle.de

Meppen bis 26. Juli 2015 Koppelschleuse Meppen Fotofestival untitled.jpg

Mit fünf Ausstellungen an unterschied- the World“ recyceln förmlich Fundstücke lichen Orten zeigt das Fotofestival „un- aus der digitalen Flut, um aus Ihnen titled.jpg“ in Meppen die Bedeutung der neue Werke entstehen zu lassen. Der Fotografie als Kunst. In besonderer Weise Niederländer Eelco Brand kreiert eine ist die Fotografie geeignet, die Bilderflut, neue bildliche Wirklichkeit in computera- die uns im digitalen Zeitalter in unserer ninimierten Bildern und Doreen Schwarz Lebenswelt und dem Internet begegnet, widmet sich in intensiven Bildern nicht zu thematisieren. Während die digitale nur dem traditionellen Porträt, sondern Fotografie und die Speicherung von setzt auch ein politisches Zeichen gegen Bilddateien selbst diese Bilderflut ermög- Intoleranz. Das Fotofestival stößt damit lichen, ist die künstlerische Fotografie auch in verschiedenen Richtungen an ein bisweilen selbstreflexives Innehalten. die Grenzen der Fotografie und zeigt Künstler aus mehreren Ländern, deren die ganze Breite des fotografischen

Arbeiten das Fotofestival zeigt, interpre- Spektrums. Die Ausstellungen finden Mette Besang, Untitled Interior, 2010 tieren das Medium Fotografie auf völlig statt im Kunstzentrum Koppelschleuse, unterschiedliche Weise. So besinnt sich Stadthaus Meppen, Service Center der der Krakauer Fotograf Marcin Ryczek auf Sparkasse Emsland, Café Koppelschleuse eine traditionelle analoge Schwarz-Weiß- und Klavierhaus Dausin. Fotografie, Mette Bersang aus Kopenha- gen zeigt subtile, reduzierte Lichtspiele, Burkhard Sievers, Francisco Vogel, die Künstler der Ausstellung „Editing Sonja Wunderlich www.koppelschleuse-meppen.de

32 Neuenhaus bis 26. Juli 2015 Megan Craig Kunstverein Grafschaft Bentheim Rose Sings

Megan Craig, Rosesings, 2015, Öl auf Holz, 20 x 20 in. Megan Craig, Butter Fingers, 2015, Öl auf Holz, 20 x 20 in.

Statement of Megan Craig: breathing, holding, walking, balancing, in the major of Philosophy. My work takes three forms: and blinking. My recent collaborative Teaching since 2007 –Stony Brook Univer- 1) paintings and drawings, work with choreographer and dancer sity, Stony Brook, NY. Associate Professor 2) installations and collaborative Rachel Bernsen revolves around the of Philosophy and Art. performances, relationship between different kinds of Painting awards and Residencies: 2001 3) philosophical research and writing. bodies, possibilities for rule following, Vermont Studio Center Full Fellowship. and ideas about collective action. Our Johnson, VT. I’m interested in differing registers of work together has manifested as dance Lower Manhattan Cultural Council Studi- thinking and their various relationships performance, performance installati- oscape. World Trade Center, NY. to specific media. In my work as a pain- on, and participatory installation. As a Pollock/Krasner Emergency Assistance ter, I have moved from cityscapes and philosopher, I’m engaged in researching Painting Grant. New York, NY. architecture (Schwerpunkt der Ausstellung color and accounts of sensibility and em- „Views” im Kunstverein Grafschaft Bent- bodiment, with a focus on synaesthesia, heim im Jahr 2005, siehe unter www.kunst- theories of play, language acquisition, verein-grafschaftbentheim.de) toward and autism. more amorphous and abstracted pain- tings relating to moods and emotion. My Megan Craig: *1975, Potsdam, NY (USA) www.megancraig.com current body of paintings and drawings Education: 2007 Ph.D. Philosophy. The explores the tension between focus and New School for Social Research, New blur and the ways in which shapes stand York, NY. Dissertation: A Narrow Belt: The up and assert themselves. This work also Personal, the Pragmatic and the Poetic in Kunstverein Grafschaft Bentheim Hauptstraße 37, 49828 Neuenhaus reflects my ongoing interest in the phe- the Ethics of Emmanuel Levinas. Tel.: 0 59 41 / 9 80 19 nomenon of growth and the complexity 1997 B.A. Philosophy. Yale University, www.kunstverein-grafschaft-bentheim.de Mi – Sa 15 – 18, So 11 – 18 Uhr of seemingly automatic gestures such as New Haven, CT. Cum Laude, Distinction

33 Greet Helsen, aus der Serie Klangfelder: Hänschen klein, 2015, Acryl auf Leinwand, 60 x 100 cm

Norden 28. Juni – 2. August 2015 Kunsthaus Norden Greet Helsen Klangfelder

tion einen eigenen Raum ein. Sie bieten Gelegenheit für einen innerbildlichen Perspektivenwechsel und erwirken den Eindruck von Mobilität. Die Künstlerin arbeitet in der Hori- zontalen und verwendet Acrylfarbe in einer Aquarelltechnik, stark mit Wasser verdünnt. Diese Lasuren verleihen jedem Werk eine durchscheinende, agile Qualität.

Greet Helsen, Spaziergang am Strand, 2015, Acryl auf Leinwand, 110 x 140 cm Greet Helsen wurde in Hoogstraten, Belgien, geboren. Sie lebt und arbeitet Mit großer Klarheit und Reduktion geht in der Nähe von Basel, wo sie mit ihrem die Malerin Greet Helsen (*1962) von Mann die Malschule NetzWerk Malerei rechteckigen Grundformen aus. Einzelne leitet. Flächen arbeitet sie stark durch, verleiht ihnen nebst Farbton, Richtung und Dich- Susanne Blaser te eine Fülle von belebenden Oberflä- Die Ausstellung wird gefördert von der Ostfriesischen chenqualitäten. In buntgemischten, zum Landschaft, Aurich. Schwarm verdichteten Anhäufungen im Atelier kleinerer Flächen schafft sie in sich ge- www.kunstverein-norden.de schlossene, energetisierte Wirbel. Diese www.greethelsen.ch „Klangfelder“ nehmen in der Komposi- www.netzwerkmalerei.ch

34 Nordhorn 13. Juni – 9. August 2015 SpielRaum Städtische Galerie Nordhorn Bühnen – Szenarien – Requisiten Michele Di Menna | Tamara Grcic | Benedikt Hipp | Katharina Jahnke | Franziska Metzger | Barbara Probst

Mit einer Gruppenausstellung blickt Bildern sowie um den Anstoß von Prozes- die Städtische Galerie Nordhorn in jene sen, die weit über den Ausstellungskon- Bühnenräume, in welchen sich tatsächli- text hinausgehen. che, erzählte und imaginäre Handlungen Die geplante Ausstellung bringt dem abspielen oder abspielen könnten. Die Thema entsprechend sehr verschiedene Konzeption des künstlerischen Bildes als künstlerische Medien und Arbeitsweisen Fenster zu einem virtuellen Erzählraum zusammen, von klassischen Bildformen, hatte seit der frühen Neuzeit für mehr wie Malerei und Zeichnung, über als vier Jahrhunderte die Malerei be- Fotografie und Video bis zu Rauminstal- stimmt. Als im 19. Jahrhundert zunächst lationen und Performance. Insgesamt das Theater und dann im 20. Jahrhundert entsteht auf diese Weise in der Städ- der Film zu visuellen Leitmedien ihrer tischen Galerie Nordhorn ein Zusammen-

Zeit aufstiegen, begann diese Bildauf- Michele Di Menna, Cultivating a Microcosm of Atmo- spiel sehr eigenwilliger künstlerischer fassung sich zu lockern und zu öffnen. sphere, 2015 Persönlichkeiten, die einen vielgestal- Spätestens seit den 1960er Jahren tigen Raum erzählerischer Möglichkeiten verknüpfen sich mit dem so entstan- Gattungen. Konzepte von Malerei und schaffen. denen erweiterten Kunstbegriff auch von Skulptur überwinden die Grenzen Die Ausstellung wird am 12. Juni 2015 um 19 Uhr wachsende Erwartungen hinsichtlich zum umgebenden Raum und schließen eröffnet. gesellschaftlicher Relevanz von Werk und den Kontext und schließlich sogar die Be- künstlerischem Handeln. trachter mit ein. Das hat auch entschei- Bildende Kunst, Theater und Film dende Konsequenzen für das Medium beziehen sich heute nicht nur thema- Ausstellung selbst mit sich gebracht, wo tisch, sondern auch formal in vielfältiger es längst nicht mehr nur um Räume für Städtische Galerie Nordhorn Vechteaue 2, 48529 Nordhorn Weise aufeinander, und künstlerische Kunstwerke geht, sondern gerade auch Tel.: 0 59 21 / 97 11 00 Bilder enthalten ganz selbstverständ- um vielschichtige Reflexionen über die www.staedtische-galerie.nordhorn.de Di – Fr 14 – 17, Sa 14 – 18, So 11 – 18 Uhr lich Elemente aus den jeweils anderen Beziehung zwischen Gesellschaft und

Barbara Probst, Exposure #49: N.Y.C., 555 8th Avenue, 05.21.07, 4:02 p.m.

35 Oldenburg bis 16. August 2015 Edith-Russ-Haus für Medienkunst Repairing the City Nevin Aladag˘ / Leopold Kessler

„Repairing the City“, eine Doppelaus- untersucht. In „Repairing the City“ stellung von Nevin Aladag˘ und Leopold werden einige ihrer Objekt- und Videoar- Kessler, erkundet wie sich Kunst auf beiten präsentiert, mit dem Schwerpunkt poetische und spielerische Weise mit der auf den erneut inszenierten architekto- Stadt als komplexes soziales Konstrukt nischen Interventionen Läufer und Voyeur, befasst – eine fragile Struktur, die stetige mit denen die festungshafte Anmutung Aufmerksamkeit und Instandhaltung der Architektur des Edith-Russ-Hauses erfordert. Der von einigen früheren aufgebrochen werden soll. Arbeiten der Künstler inspirierte Titel Ein eigener Raum wird ihren früheren umfasst die Codes, Normen und Unter- Nevin Aladag,˘ Raise the Roof, 2007, Videostill Performances (wie Hochparterre) gewid- scheidungen sowie die unsichtbaren, aber met sein. Vorgestellt wird eine Auswahl unabdingbaren sozialen Prozesse, die Format, die ihren Ausgangspunkt in dem poetischer Verfahren, durch die sie unser Verhalten im öffentlichen Raum be- bekannten Spielgerät eines Kinderspiel- menschliche Stimme instrumentalisiert hat stimmen. So zum Beispiel in Kesslers Serie platzes hat. Die offene geodätische und und die Komplexität offenlegt, mit denen von Straßen-Interventionen, in denen er vereinfachte Struktur des Klettergerüsts wir einer Stadt „zuhören“. als Techniker mit unbewegter Miene und (das ideale urbane Sinnbild für das exakt Geistreich, einfühlsam und durch obsessive einer typischen, blauen Arbeitskluft seine konstruierte experimentelle/edukative Beobachtung haben beide Künstler eine bürgerliche Pflicht tut, indem er kaputte Spiel) wird durch eine asymmetrische, vielgestaltige Sprache entwickelt. Mit ihr Dinge im öffentlichen Raum repariert parasitäre Prothese erweitert. Durch stellen sie sensible Bereiche heraus, die oder Dinge so modifiziert, dass sie ihrem die Missachtung aller Sicherheitsbestim- sozialer und politischer Kritik unterzo- „eigentlichen“ Verwendungszweck ent- mungen betont das Absurde dieser Arbeit gen werden sollten. Auch verweisen sie sprechen. Auf diese Weise enthüllt Kessler nicht nur die übermäßige Kontrolliert- auf das ungenutzte kreative Potential, die unhinterfragten Automatismen, mit heit des öffentlichen Raumes in Europa, mit dem die Einwohner (citoyens) ihre denen wir unsere tagtäglichen Gewohn- sondern verweist auch auf die komplexe Architektur und ihre sozialen Strukturen heiten pflegen. Koexistenz offizieller und (ständig schwin- untersuchen könnten, um mit diesen Entsprechend der Strategie der Künstler dender) informeller Strukturen. gemeinsamen Kräften die Stadt als Ganzes wird der Begriff des Reparierens in die Nevin Aladags˘ Kurzfilme stellen – wie ihre zu formen. Diskussion um das Edith-Russ-Haus selbst Performances und Installationen – soziale Edit Molnár, Marcel Schwierin eingewoben – als eine international be- und politische Grenzen heraus, die zum kannte Institution, die jedoch lokal relativ Vorschein kommen, wenn etwas von einer Edith-Russ-Haus für Medienkunst Katharinenstraße 23, 26121 Oldenburg isoliert agiert. Wie hat sich diese Institu- Kultur in die andere „übersetzt“ wird. Tel.: 04 41 /2 35 32 08 tion als sozialer Ort im Gewebe der Stadt Aladags˘ besonderes Interesse gilt Geräu- www.edith-russ-haus.de Di – Fr 14 – 18, Sa 11 – 18, So 11 – 18 Uhr positioniert und wie kommuniziert das schen, die sie in städtischen Umgebungen Edith-Russ-Haus durch seine Architektur in die Stadt hinein? Ein Hauptanliegen dieses Projekts ist es, einen Dialog mit dem örtlichen Umfeld anzustoßen: Einer wohl- habenden, mittelgroßen (west)deutschen Stadt, die von Sicherheit als ethischem Prinzip bestimmt wird, in den Freuden und Zwängen des Konsums gefangen ist und auf deren Schultern das Gewicht der langen und stolzen Tradition des Bürgers ruht – der Stadtrat von Oldenburg ist mehr als 600 Jahre alt. Beide Künstler untersuchen in ihren aktuellen Arbeiten solche Situationen und wir wollen mit ih- ren gleichermaßen kritischen wie humor- vollen Stimmen Wege finden, die Isolation unserer Institution zu durchbrechen. Leopold Kesslers für die Ausstellung in Auftrag gegebene Arbeit Klettergerüster- weiterung ist eine Intervention in großem Leopold Kessler, Klettergerüsterweiterung, 2015, Intervention

36 bis 6. September 2015 Salvador Dalí – Illustrator Horst-Janssen-Museum Der geniale Spanier und die Weltliteratur

Salvador Dalí, Der gefallene Engel, 1960, Farbxylo- grafie, aus Die Göttliche Komödie. Foto: Akos Biro © Salvador Dalí, Fundació Gala Salvador Dalí / VG Bild- Kunst, Bonn 2015

die Drucktechnik übersetzen. Don Quijote de la Mancha ist der uner- schrockene Held des Romans (1605–1615) von Miguel de Cervantes. Auch ihm hat Salvador Dalí, Der Kampf gegen die Bedrohung, 1957, Farblithografie, Dalí in seinen Illustrationen ein bildne- aus Don Quichotte. Foto: Akos Biro © Salvador Dalí, Fundació Gala Salvador Dalí / VG Bild-Kunst, Bonn 2015 risches Denkmal gesetzt. Den furchtlosen Ritter, seinen komischen Knappen und die Der Name Salvador Dalí ist ein Phänomen Kraft entfalten. aussichtlosen Kämpfe hat Dalí in zwölf wie kein zweites: Jeder kennt ihn, jeder Dalí hat neben seinen surrealistischen Ge- Farblithografien festgehalten, in denen verbindet ganz persönliche Kunster- mälden auch kontinuierlich Druckgrafiken nicht nur die Bilderfindungskraft Dalís fahrungen mit ihm. „Dalí“ steht für die geschaffen. Bei der Wahl seiner Motive aufs Schönste zum Vorschein kommt, vermeintlich irrationale Welt der Kunst, ließ er sich häufig auch von bekannten sondern auch sein experimenteller und überbordende Kreativität, Technik auf Stoffen der Literatur inspirieren. So hat er innovativer Ansatz im Steindruck: Dali höchstem Niveau, aber auch für Skandale zu Dante Alighieris epochalem Meister- hat die Lithotusche mit Musketen und und konsequente Vermarktung. werk Die Göttliche Komödie (1302–1319) Armbrüsten auf die Steine „geschossen“ In der Zeit des Surrealismus bekannt und hundert Aquarelle geschaffen, die und Schnecken und andere Weichtiere mit berühmt geworden, hat der Katalane schließlich in aufwändigster Technik in Farbe eingestrichen, so dass sie Spuren auf seit den 1920er Jahren Ikonen der Kunst Farbholzschnitte übertragen wurden. „Es der Druckunterlage hinterlassen sollten. geschaffen, die wir heute zum kollektiven ist ein Werk, das mich bis zur Besessenheit Die Ergebnisse sind umso spannender, Bildgedächtnis zählen. Schmelzende anzieht“, schreibt Dalí über seine kom- als sie eine formale Nähe zu parallelen Uhren, brennende Giraffen und Menschen plexe literarische Vorlage und überrascht Kunstströmungen wie Action und Drip mit Schubladen im Körper und überlangen gleichzeitig durch sehr freie Interpreta- Painting entfalten. Gliedmaßen auf Stelzen sind prägnante tionen der Textstellen. Häufig begegnen und wiederkehrende Motive, die einen uns in diesen Werken Motive, die wir Jutta Moster-Hoos Fundus für den Künstler bilden, aus dem aus der surrealistischen Phase des Malers er sich regelmäßig bedient. Dabei sind gut kennen. In der Ausstellung werden diese absurden, traumhaften, unwirk- aufwändige Farbholzschnitte gezeigt, die Horst-Janssen-Museum lichen Bilder in einer fast altmeisterlich die typischen Eigenschaften des Aquarells Am Stadtmuseum 4-8, 26121 Oldenburg Tel.: 04 41 / 2 35 28 91 zu nennenden Präzision gezeichnet oder – wie Farbverläufe und durchscheinende www.horst-janssen-museum.de Di – So 10 – 18 Uhr gemalt, so dass sie höchste suggestive Oberflächen – in verblüffender Weise in

37 Robert Elfgen, hören was zu sehen, Ausstellungsansicht Oldenburger Kunstverein

Oldenburg bis 2. August 2015 Oldenburger Kunstverein Robert Elfgen hören was zusehen

Robert Elfgen (*1972 in Wesseling, lebt vereinen Improvisation und handwerk- und arbeitet in Köln und Berlin) beschäf- liche Perfektion. Wie ein Bricoleur greift tigt sich mit dem Verhältnis von Natur, er auf Vorhandenes zurück und fügt es Mensch und Gesellschaft. Ausgangs- spielerisch in neue Zusammenhänge ein. punkt seiner Arbeiten sind biografische Mithilfe alter künstlerischer Techniken Erfahrungen und Alltagsbeobachtungen, wie Glasgravur, Intarsienarbeit, Metallät- aus denen er seine Leitmotive gewinnt: zung oder Hochdruck kombiniert er Schwellenrituale und Übergangssitu- gefundene Materialien zu vielschichtigen ationen, physische Reise und mentale und faszinierenden Objekten und Bil- Fortbewegung oder die Kreisläufe der dern, die wie Übergänge zwischen einer Oldenburger Kunstverein Damm 2a, 26135 Oldenburg Natur in ihren wechselnden Aggregats- äußeren und inneren Welt wirken. Tel.: 04 41 / 2 71 09 zuständen. In seinen raumbezogenen Robert Elfgen hat bis 2001 an der www.oldenburger-kunstverein.de Di – Fr 14 – 18 Uhr, Sa und So 11 – 18 Uhr Installationen verbinden sich assoziativ Hochschule für Bildende Künste Braun- Skulpturen, Assemblagen, Collagen und schweig bei John Armleder studiert und

Filme zu räumlichen Allegorien, die eine sein Studium als Meisterschüler an der Der Oldenburger Kunstverein hat im August Sommer- von der Natur abgeleitete zivilisatorische Kunstakademie Düsseldorf bei Rosemarie pause. Weiter geht es am 4. September 2015 mit der Eröffnung von „Portrait in der Fotografie – Sammlung Ordnung vermitteln. Elfgens Arbeiten Trockel 2004 beendet. Niedersächsische Sparkassenstiftung“.

38 31. Juli – 13. September 2015 Landesmuseum für Kunst und Karima Duchamp Kulturgeschichte Oldenburg, The visible | The invisible Schloss

Im vergangenen Jahr nahm die Elsäs- serin Karima Duchamp erstmals an den alljährlich am ersten Augustwochenende in Oldenburg stattfindenden Inter- nationalen Keramiktagen teil – und prompt wurde ihr der Erste Preis der renommierten Fachzeitschrift NEUE KERAMIK zuerkannt. Die Jury zeigte sich einhellig begeistert von der gelungenen Kombination aus keramischer Arbeit und figurativer (manchmal auch abstrakter) malerisch-zeichnerischer Oberflächen- veredelung, wie sie im Werk der 1971 geborenen Künstlerin offenbar wird. Karima Duchamp operiert mit Steinzeug oder Porzellan und formt diese Materi- alien zu schlichten Platten für künftige Wandinstallationen oder zu dosenähn- lichen Kästen – gelegentlich mit Deckel, zuweilen auch mit Füßen. Die Französin bevorzugt eine klare architektonische Formensprache. Die anschließende Weiterbearbeitung erfolgt mittels selbst angefertigter Engoben, die Duchamp so einsetzt wie ein Maler auf der Leinwand seine Farben oder ein Zeichner seine Tinten und Stifte. Man möchte an Aqua- relle auf keramischem Bildträger denken. Traumhaft anmutende Wesen, Menschen zumeist und vor allem Frauen, bevölkern Karima Duchamps Bildwelt. Bisweilen sind sie bedroht und von dämonischen Gestalten verfolgt, manchmal scheinen sie nur versonnen vor sich hin zu träu- men. Ergänzt und überlagert werden die fragilen Lebewesen oftmals von abstrak- ten Gebilden. Karima Duchamp erwarb zunächst ein Diplom als kunsthandwerkliche Gestal- terin in Mühlhausen, bevor sie künstle- rische Plastik in Besançon studierte. Seit Karima Duchamp, who you are #1, © Karima Duchamp 2004 unterhält sie ein eigenes Atelier in Mühlhausen. Verbunden mit dem Preis der NEUEN KERMIK ist neben der Landesmuseum für Kunst und Einzelausstellung im Oldenburger Schloss Kulturgeschichte Oldenburg Schloss · Augusteum · Prinzenpalais auch ein Artist-in-Residence-Stipendium Schloss, Schlossplatz 1, 26122 Oldenburg Prinzenpalais, Damm 1, 26135 Oldenburg am Clay Studio in Philadelphia/USA. Tel.: 04 41 / 2 20 73 00 www.landesmuseum-ol.de Di – So 10 – 18 Uhr Michael Reinbold

39 Dominik Halmer, Jesus, 2010, Öl/Acryl auf Nessel, Foto: Bernd Borchardt Oldenburg 14. Juni – 30. August 2015 Stadtmuseum Oldenburg FRISCH aus Berlin Einblicke in eine besondere Sammlung

Expressiver Farbrausch auf der einen, Die Frischs, um die es hier geht, sind Stöhrer anzeigen. Frühe Ergänzungen unterkühlter, gesellschaftskritisch keine Unbekannten in der Berliner sind mit C.O. Paeffgen, Michael Buthe, geprägter, eher sachlicher Stil auf der an- Kunstlandschaft, da sie als Sammler Rainer Fetting, Helmut Middendorf oder deren Seite – beide Darstellungsformen seit über vier Jahrzehnten aktiv sind Salome verknüpft. Ebenso sind Hartwig deuten die gestalterische Vielfalt eines und auch bis 2013 für einige Jahre eine Ebersbach und Dietrich Lusici Chronisten Handlungsstranges, einer Exposition an, eigene Kunsthalle in Berlin – hinter dem einer besonderen gesellschaftskritischen die einer echten Entdeckung oder einer Hamburger Bahnhof – betrieben. In den deutschen Befindlichkeit. Thomas Hart- Wieder-Entdeckung nahekommt, je frühen siebziger Jahren fiel die Entschei- mann, Anton Henning, Wolfram Sachs nachdem von welcher Seite man schaut. dung, originale Kunst zu sammeln und oder Miram Vlaming stehen als Vertreter Über 50 Jahre Sammler-Leidenschaft Künstlerbegegnungen zu suchen, um zu der Landschaftsmalerei für sog. Zeit- zeigen Gemälde, Papierarbeiten, Zeich- einem tieferen Verständnis der Kunst- Sinnbilder, während z.B. Albert Pümpel, nungen und Skulpturen aus den Jahren werke zu kommen. Natürlich stehen da- Bernd Schwarting oder Heinrich Stichter 1958 bis 2014 der erstmals öffentlich bei Berliner Künstler am Anfang wie die Sonderpositionen bieten. gezeigten Sammlung von Dr. Harald und Namen von Bernd Koberling, Karl-Heinz Kornelia Frisch aus Berlin. Hödicke, Eugen Schönebeck oder Walter

40 Eugen Schönebeck, Toter Mann, 1962, Foto: Kunsthalle Schirn

Aktuelle Künstlerinnen und Künstler Insgesamt präsentiert die Auswahl zur Zum anderen sind gegenständliche wie Martin Assig, Armin Boehm, Anton Ausstellung mehr als 30 Positionen von Bilder mit politisch gesellschaftskritischen Hennig, Valerie Favre und Thomas Zipp namhaften und weniger bekannten Inhalten ebenso zu sehen wie Themen haben die Frischs bereits vor einigen Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit der „Stadt-Land-Mensch-Beziehung“. Die Jahren in ihre Sammlung aufgenommen. der malerischen Erfassung von Welt, der von Künstlerfreundschaften und inhalt- Diese heute bereits etablierten Positi- bildlichen Beschreibung des jeweiligen licher Neugier geprägte Sammelleiden- onen – neben nicht minder akzeptierten, Weltentwurfs, dem Imaginären, Symbo- schaft und mithin auch Zeitzeugenschaft sehr differenzierten Perspektiven wie die lischen und Surrealen beschäftigen. Die ist bemerkenswert, da sie unweigerlich von Gama, Dominik Halmer oder Thomas Frischs sprechen gern von einem Dialog ihre eigene Kunstgeschichte schreibt. Zur Helbig – stehen für eine je sehr eigene mit konsequent glaubwürdigen Künstle- Vision ihrer Sammlung sagen die Frischs: Bildanalyse und Weltbetrachtung: die rinnen und Künstlern. Immer appellieren „Immer noch mit frischem neugierigen Begeisterung für tiefere Absurditäten ihre Künstler mit traumhaften Bildwelten Blick Kunst sammeln!“ und Grotesken, für eine inhaltliche und an tiefer liegende Bewusstseinsschich- Friedrich Scheele formale Auseinandersetzung mit einer ten des Menschen. Irreale Bildräume, essentiellen Problematik, nämlich der aberwitzige Visionen kennzeichnen zum www.stadtmuseum-oldenburg.de Widerspiegelung von Welt(en). einen die fantastische Malerei. Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger, umfang- reicher Katalog im Kerber-Verlag.

41 Kirsten Brünjes, Hund, Steinzeug, Glasur, 2015, Foto: Jürgen Funke Oldenburg 19. Juli – 30. August 2015 Pulverturm Oldenburg Kirsten Brünjes Vagabunden

Seit 20 Jahren werden Nachwuchskünst- in ein skurriles Tierreich entführt. Die ler mit einer Einzelausstellung und präzise modellierten Kreaturen aus einem begleitenden Katalog in der Reihe Steinzeug und Porzellan wie Hase, Hund „Keramik im Oldenburger Pulverturm“ oder Maus wirken scheu, als seien sie auf gefördert. Grund genug, dieses Jahr frischer Tat ertappt. Sie sind in flüch- einmal zurückzublicken und das Werk tiger Pose, im Moment der Bewegung einer Künstlerin zu präsentieren, für die erstarrt und hocken in einer artfremden der Erfolg im Pulverturm wegweisend Umgebung, was ihnen ein absurdes und für ihre weitere Karriere war. Kirsten unheimliches Aussehen verleiht. Dabei Brünjes absolvierte von 1992 bis 1997 ein erzählen sie abgrundtiefe Geschichten Studium der Bildhauerei an der Hoch- vom Leben, berührend, dramatisch und schule für Künste Bremen und war dort manchmal auch kokett. Wie im wahren 1998 Meisterschülerin von Professor Fritz Leben sind die keramischen Geschöpfe Vehring. Ein Jahr später erhielt sie die Lebenskünstler, die herumstromern Möglichkeit, ihre erste Einzelausstellung auf der Suche nach etwas Glück. Die- „Garten im Inneren“ im Pulverturm zu se poetische Gratwanderung gelingt konzipieren. Zu sehen waren florale Kirsten Brünjes durch das Einhauchen Figurinen, die experimentell zwischen von menschlicher Gestik und virtuosem Statue und Gefäß changierten. Seitdem Einsatz des Materials. hat sie ihre individuelle Formensprache Kirsten Brünjes, Hängemaus, Porzellan und Stoff, 2010, Foto: Jürgen Funke konsequent weiterentwickelt und sich Sabine Isensee an zahlreichen Ausstellungen im In- und Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Ausland beteiligt. Unter dem Titel „Vagabunden“ zeigt Kirsten Brünjes nun eine aktuelle kera- www.oldenburg.de/ mische Inszenierung, die den Betrachter keramik-im-pulverturm

42 Papenburg bis 26. Juli 2015 Paris – Berlin – Wien Gut Altenkamp Modebilder, 1913 – 1919 aus dem Bestand der Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin

Eduard Wimmer-Wisgrill, der langjährige Leiter der Modeabteilung der Wiener Werkstätte, beschrieb treffend den zwi- schen 1913 und 1919 vollzogenen Wandel der Frauenmode: „Die vom Felde auf Urlaub heimkehrenden Soldaten konnten sich damals oft vor Verwunderung über die weitreichenden Veränderungen in der Frauenmode kaum fassen. Die Krieger aber, die im Jahre 1919 nach Haus zurück- kehrten, fanden Frauen und Mädchen mit Pagen- und Knabenköpfen vor. Das lange, prächtige Haar war gefallen, ein neuer, unheimlich eindeutiger, ein sachlicher und simpler Stil kündigte sich an.“1 Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umbrüche, die zwischen 1913 und 1919 nicht nur Europa, sondern die gesamte Welt in ihren Grundfesten erschütterten und unwiederbringlich veränderten, wirkten sich auch auf die modische Silhouette der Frauenkleidung aus. Die vermeintliche Leerstelle der 1910er-Jahre, eine in der Modegeschichte zwischen Jugendstil und Zwanziger- jahren oft übersehene Dekade, weist bei genauerem Blick eine erstaunliche Vitalität und Modernität auf. Meint man anfänglich, dass das Modeangebot und der Konsum während der Kriegsjahre nur spärlich waren, da wenig Bedarf, wenig Kaufkraft und ebenso wenig Rohstoffe zur Verfügung standen, so wird bei de- taillierter Analyse schnell deutlich, welch Felice Rix, Zwei Figurinen im Schaufenster eines Hutladens, kolorierter Linolschnitt. Aus: Mode Wien 1914/15, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek entscheidende Rolle der Mode gerade in den Großstädten zukam. Das heutige Bild über die Mode zur Zeit des Ersten Weltkriegs ist weitgehend lässt sich hinreichend erklären, weshalb den europäischen Museumssammlungen bestimmt von den medialen Konstrukten die meisten Modehefte der Kriegsjahre ist selbst hochwertige Tages- und Abend- der zeitgenössischen Presse. Damals wie zwar auf direkte Kommentare zum kleidung selten erhalten. Die Ausstellung heute geben weder die Texte der Mode- politischen Tagesgeschehen verzichteten, „Paris – Berlin – Wien: Modebilder 1913 journalisten noch die Modebilder – Illus- gleichwohl sie einen erkennbaren Spiegel – 1919“ konzentriert sich deshalb aus- trationen oder Fotografien – die tatsächli- der Zeitstimmung darstellen. schließlich auf originalen Modebildern che Realität des Bekleidungsstils im Alltag Unser Wissen über die Kleidermode und Textquellen aus den Metropolen wieder; sie bieten vielmehr eine bewusste dieser Zeit speist sich aber nicht allein aus Paris, Wien und Berlin. Alle Exponate Selektion des meist hochpreisigen Waren- Zeitschriften, sondern auch aus privaten wurden aus dem reichen Bestand der angebots für ein klar definiertes Zielpubli- Zeitzeugnissen, Alltagsbildern und aus Sammlung Modebild – Lipperheidesche kum. Sie wollen die Leserinnen und Leser erhaltener Kleidung. Verständlicherweise Kostümbibliothek (Kunstbibliothek, über Neues informieren, zum Modekon- hat durch die Kriegsereignisse und durch Staatliche Museen zu Berlin) gewählt: sum anregen und nicht zuletzt durch die zunehmende Mangelwirtschaft nur Modezeitschriften, Fotografien und Illus- Wunschbilder zum Träumen bringen. So wenig Alltagskleidung überdauert, in trationen, Zeichnungen und Blätter aus

43 in den kongenialen Grafiken der jungen Illustratorin Annie Offterdinger bis heute überliefert. Unter den Wiener Modegrafiken stechen die expressiven Linol- und Holzschnitte der in kleiner Auflage erschienenen Mappen- werke „Mode Wien 1914/15“ und „Das Leben einer Dame“ heraus; sie führen in kräftigem Kolorit die stilistische Welt der Wiener Werkstätte vor Augen. Die Pariser Modehäuser verzeichneten im Kriegsverlauf drastische Verkaufseinbrü- che durch das Ausbleiben der amerika- nischen Kunden, außerdem hatten sich die gesellschaftlichen Trageanlässe für Abend- mode enorm reduziert. Modezeitschriften wie die viel beachtete „Gazette du Bon Ton“ waren bereits im ersten Kriegswinter eingestellt worden. Zu den Höhepunkten der Pariser Modegrafik zählt das Mappen- werk „Modes et Manières d‘Aujourd‘hui“ mit Pochoirdrucken von Georges Lepape, in dem die Modeentwicklung von 1914 bis 1919 einprägsam gestaltet wurde. Diese Grafiken lassen die Aussage von Etty Hirschfeld (1916) gut nachvollziehen: Wilhelm Willinger, Straßenkostüme von unbekanntem Modehaus, um 1915, „Der Krieg hat, wie er alles steigerte, die Silbergelatine Vintage Print, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek Männer männlicher, die Frauen weiblicher gemacht.“2 So galt es für die Frauen ge- radezu als Kriegspflicht, sich ansprechend grafischen Mappenwerken. riser Kollektionen; stattdessen stellten sie und modisch zu kleiden, um den Frontur- Als im August 1914 deutlich wurde, dass nun ausführlich die eigene Modeproduk- laubern einen erfreulichen Anblick zu bie- sich die Berliner und Wiener Modehäu- tion vor und ermutigten die Leserinnen zu ten. Insbesondere die weit schwingende, ser in der bevorstehenden Herbstsaison entsprechenden Käufen. wadenlange Rockform der mittleren nicht bei den bis dahin maßgeblichen Diese Stimmungsmache führte gerade in Kriegsjahre – die so genannte Kriegskri- Pariser Couture-Salons mit Ideen und mit Berlin zu zahlreichen Aktivitäten: Im März noline – spielte eine fundamentale Rolle aktuellen Kollektionsmodellen versorgen 1915 zeigten die führenden Modehäuser und darf nicht allein als romantische konnten, kam es in beiden Städten bzw. im Abgeordnetenhaus eine erfolgreiche Reminiszenz an die verklärte Vergangen- Ländern zu einer regelrechten Welle von Modenschau; im Winter 1916/17 präsen- heit gedeutet werden. Vielmehr weist sie patriotisch gefärbten und nationalis- tierte der „Verein Moden-Museum e.V. – gemeinsam mit anderen Modeneuheiten tisch ausgerichteten Initiativen, die zur Berlin“ eine historische Ausstellung mit wie den bequemen Jerseystoffen, der langfristigen Etablierung einer potenten über 200 Kleidern vom 18. Jahrhundert Vorliebe für Schwarz als Modefarbe und Modewirtschaft führen sollten. Zwar bis 1900; schließlich gründete sich ein mit der sportlichen Tageskleidung – den Weg wurde bereits im ersten Kriegswinter über 1000 Mitgliedern leistungsstarker zur Mode der Moderne. offenbar, dass es auch weiterhin nur einen „Verband der Mode-Industrie“, der ab internationalen Modestil, allenfalls mit August 1918 zweimal jährlich zur Mode- Adelheid Rasche lokalen Varianten, geben konnte. Das woche nach Berlin einlud. Hier konnten Im E. A. Seemann Verlag ist die Publikation „Krieg und Adjektiv „deutsch“ wurde fortan nicht sich die Facheinkäufer einen konzent- Kleider: Mode und Grafik zur Zeit des Ersten Welt- mehr stilistisch, sondern als wirtschaftliche rierten Überblick über die neuen Mo- kriegs“ erschienen, ca. 240 Abb., 224 Seiten, deutsche und englische Ausgabe, 34,95 Euro. Aussage verstanden. Man plädierte dafür, delle verschaffen und ihre Bestellungen heimische Textilien zu verwenden, mit platzieren, die breite Öffentlichkeit nahm lokalen Zulieferern und der Heimindustrie am glamourösen Begleitprogramm mit www.kulturkreis-papenburg.de zu arbeiten und somit den Kapitalabfluss Vorträgen, Tanzabenden, Pferderennen ins Ausland zu verhindern. Ab sofort und Empfängen teil. Schon im Winter postulierten die deutschsprachigen 1914/15 hatte der Künstler Otto Haas- 1 Zitiert nach Traude Hansen: Wiener Werkstätte – Modejournale ein vehementes „Los von Heye sein exklusives Modenhaus Alfred- Mode, Stoffe, Schmuck, Accessoires. Wien 1984. S. 191f. Paris!“ und verzichteten auf die bis dahin Marie in der Berliner Wilhelmstrasse 2 Etty Hirschfeld: Die Mode hat recht. In: Elegante üblichen Bild- und Textbeiträge zu den Pa- gegründet, seine raffinierten Modelle sind Welt, Nr. 19 (13.9.1916), S. 33.

44 Rastede bis 12. Juli 2015 Bildhauerwerkstatt Palais Rastede „reloaded“ Skulpturen von Michaela Biet, Ralf Ehmann, Hans Otto Lohrengel und Ignacy Nowodworski | Fotografien von Regina Kohlisch, Sybille Tholen, Uwe Schucht und Gerold Windels – Fotoclub „Blende 8“ | Arbeiten von Schülerinnen und Schülern der KGS Rastede

Im Jahr 2014 veranstaltete der Kunst- fleischfarbenem Marmor ein Darm. Mit und Kulturkreis Rastede in Kooperation dieser Bearbeitung verweist sie gleichzei- mit der Residenzort Rastede GmbH eine tig auf das Kraftvolle wie die Fragilität offene Bildhauerwerkstatt, an der Mi- unserer Organe und thematisiert ihre chaela Biet aus Nürnberg, Ralf Ehmann Vergänglichkeit. aus Rottenburg am Neckar, Hans Otto Ralf Ehmann arbeitet als Bildhauer und Lohrengel aus Breitscheid und Ignacy zugleich als Maler und Druckgrafiker. Nowodworski aus Gdansk/Polen´ teilnah- Besonders reizt ihn die Arbeit in Zyklen, men. Sie hatten mit ihren Entwürfen, die in denen er immer neue Aspekte eines einen Bezug zum Ort und zur Geschichte Themas auslotet. Seine Figuren richten Rastedes aufweisen sollten, überzeugt. ihren Blick in die Welt. Sie suchen nach- Nun kommen die vier Künstler mit denklich ihren Weg, handeln abwägend ausgewählten Skulpturen nach Rastede und gehen sensibel mit Menschen und zurück, um einen größeren Einblick in Dingen um. Diese Aussage spiegelt sich Hans Otto Lohrengel, Kopf mit Schlüsselloch, 2002, ihr Werk zu geben und die jeweilige in der Bearbeitung des Steins, auf dem Bronze, 23 x 19 x 7 cm künstlerische Position, Handschrift und jeder Schlag des Werkzeugs nachvoll- Arbeitsweise zu verdeutlichen. ziehbar und sichtbar bleibt. Charakteristisch für das Werk von Hans Otto Lohrengel vertraut auf die über die zwei Wochen hinweg begleitet Michaela Biet sind das Aufbrechen des Ausdruckskraft der Linie, die sich in haben. Die Aufnahmen dokumentieren Steins, sein Spalten und die Freigabe des seinen Arbeiten bevorzugt als sanfte einerseits den Verlauf der Veranstaltung, Inneren. In ihrer neuen Werkreihe Das Wellenform und spitzes Zackenmuster, andererseits zeigen sie die Spannbreite Innerste blickt sie in den menschlichen als harmonisches und aggressives Forme- der Fotografie mit Makroaufnahmen, Körper und überträgt die faszinierende lement gegenübersteht. Umgesetzt wird der Wiedergabe von Stimmungen Vielfältigkeit der Funktionen, Farben dieses künstlerische Konzept in Stein, und Bewegung bis zu Porträt- und und Strukturen unserer Organe auf Ge- Holz, Stahl oder Bronze. Einen zentralen Gruppenbildern. steine: Aus leicht zerbröselndem grünem Stellenwert im Werk nehmen die Kopf- Dritter Aspekt der Ausstellung sind Schü- Gestein wird eine Gallenblase und aus skulpturen ein. Trotz stark reduzierter, lerarbeiten der Kooperativen Gesamt- stilisierter Form nehmen wir diese Arbei- schule Rastede. Durch den Besuch der ten als menschlichen Kopf wahr, in des- Bildhauerwerkstatt konnte exemplarisch sen Innerem sich die Auseinandersetzung die Umsetzung des Themas in figurative zwischen Wellen- und Zackenschnitt, und abstrakte Skulptur sowie deren zwischen Gefühl und Verstand abspielt. Symbolsprache und Wirkung studiert Ignacy Nowodworski erschafft aus werden. Im laufenden Schuljahr entstan- verschiedenen Materialien wie Marmor, den nun eigene bildhauerische Arbeiten Granit, Holz, Metall und Fundstücken für die Ausstellung. und mit einer Prise Humor menschliche Figuren und seine „Menagerie“ aus Claudia Thoben skurrilen Tieren. Ein schwarzes Wolfs- Die Ausstellung wird gefördert durch die Oldenbur- rudel mit verdrahteten Extremitäten gische Landschaft mit Mitteln des Landes Niedersach- folgt dem überproportionalen in Stein sen, die VR-Stiftung der Volksbanken und Raiffeisen- banken in Norddeutschland, die Gemeinde Rastede gehämmerten Wolf, der seinen Standort und den Landkreis Ammerland. auf dem Kögel-Willms-Platz in Rastede gefunden hat. www.palais-rastede.de Die Verbindung zur Bildhauerwerkstatt 2014 schaffen ausgewählte Fotografien von Mitgliedern des Rasteder Fotoclubs Ignacy Nowodworski, Wolf, 2014, Sandstein, 280 x 50 x 150 cm, Foto: Sybille Tholen „Blende 8“, die die Bildhauerwerkstatt

45 Rastede 19. Juli – 6. September 2015 Palais Rastede Wolfgang Nebel – Fotografie in/or/out

Warte- und Schalterhallen, Lobbys „Selfies“, die seine Anwesenheit an und Aussichtsplattformen mit ihren bestimmten Orten belegen. Der Fotograf verglasten und hochglanzpolierten erscheint nur als Schatten und als zwar Fronten sind die fotografischen Motive sichtbare, aber nicht identifizierbare von Wolfgang Nebel, die er mit seinem Person im Gegenlicht. Der Ort der Auf- Smartphone einfängt. Klimatisierte nahme wird beliebig und austauschbar. Räume sind durch Glas von der Außen- Der Fotograf will ihn nicht dokumen- welt abgetrennt. Gleichzeitig werden die tieren, sondern lässt ihn verschwinden, Grenzen zwischen Innen- und Außen ver- verdoppelt und vervielfacht ihn und wischt und transparent. Durch die zum verweist damit auf die Verzerrungen Teil vielfache Spiegelung verschwimmen und Verschmelzungen von Inszenierung, räumliche Bezüge. Die Personen sind Virtualität und Realität. Was ist echt? voyeuristischen Blicken ausgesetzt und Was ist Spiegelbild? Was ist Schein? bleiben doch anonym. Sie verweisen in Oft genug gelingt uns die zweifelsfreie ihrem Unterwegssein auf unsere Mobili- Auflösung des Rätsels nicht. tät und die selbstverständlich gewordene Kommunikation mittels Smartphone und Claudia Thoben Tablet – unabhängig von Zeit und Ort. Wolfgang Nebel, Peking, 2014, Digitalfotografie Wolfgang Nebels Aufnahmen sind keine

26. Juli – 13. September 2015 Palais Rastede Maike Kloss Kirschblütenköniginnenküsse. Malerei

Die Arbeiten von Maike Kloss entführen als flächig ausgebreiteter Stoff dar. Die in eine träumerische und märchenhafte Stoffbahnen sind mit Punkten, Blumen Atmosphäre. Im Mittelpunkt stehen oder Sternen übersät, und das Dekor meist weibliche Figuren, die zwar wie dehnt sich über die Bildfläche aus. So auf einer Bühne präsentiert sind, deren verschmelzen die Dargestellten mit dem Rolle aber nicht eindeutig bestimmbar farbenfrohen Bildhintergrund, der sich ist und geheimnisvoll bleibt. Ihr Blick ist als üppige Vegetation und Traumkulisse einerseits offen, scheinbar dem Betrach- darstellt. Sternenstaub, salzige Luft, ter zugewandt. Andere Figuren halten Blätterrauschen und Blütenduft spiegeln die Augen geschlossen oder blicken die innere Gedankenwelt und Fantasie. nachdenklich und tief in Gedanken Teils verbunden mit Zeilen aus Gedichten versunken aus dem Bildraum hinaus und fügen sich die Kompositionen zu Ge- verharren still in liegenden oder sitzen- schichten von Einsamkeit, Verletzlichkeit, den Positionen. Aktuell beschäftigt sich Verbundenheit, Nachdenklichkeit und Maike Kloss mit der Darstellung von Be- Träumen. wegungsabläufen und Körperhaltungen Maike Kloss, Kirschblütenköniginnenküsse, 2014, von Tango tanzenden Paaren und der Maike Kloss lebt und arbeitet in Münster, Mischtechnik auf Nessel, 120 x 100 cm Dynamik auf der Tanzfläche. wo sie an der Kunstakademie studiert Während Gesichter, Arme, Hände und hat. Füße der Figuren als zarte Zeichnung ausgeführt sind, die ihre Individualität unterstreicht, stellt sich ihre Kleidung www.palais-rastede.de

46 Syke 5. Juli – 30. August 2015 Syker Vorwerk – SAY KIMCHI! Zentrum für zeitgenössische Kunst Südkorea – Deutschland

Die Republik Korea liegt im Trend und ist sowohl wirtschaftlich, als auch kulturell ein Global Player. Die zeitgenössische Kunst in und aus Korea boomt. An deut- schen Kunsthochschulen sind die südko- reanischen Studierenden mit ca. 2.000 Personen die größte Gruppe ausländischer Studenten; und es gibt viele unterschied- liche Gründe auch für deutsche Künst- lerinnen und Künstler, einen genaueren Bernd Metz, Gedränge, 2014, Installationsansicht Andromeda, MMCA National Studio Blick auf die Halbinsel im Pazifik zu Goyang, , Südkorea werfen. Artist-residencies, Goethe Institut, staatliche, private und wirtschaftliche Verbindungen aufgebaut haben. Nachzu- Teilnehmende Künstlerinnen und Förderungen machen es heute so einfach spüren gilt es, ob die Auseinandersetzung Künstler: Friederike Haug, Heide Hinrichs, wie nie zuvor. und die Erfahrungen mit dem anderen Renate Hoffmann, Soo Ja Kim, Hea Jung Die Ausstellung wirft einen Blick von Land und der andersartigen Kultur sich Kwon, Rupprecht Matthies, Bernd Metz Deutschland nach Südkorea und zurück. auch auf die künstlerischen Arbeiten und Min Jung Gezeigt werden Arbeiten von acht ausgewirkt haben. Nicole Giese deutschen und koreanischen Künstle- Die Ausstellung wird am 5. Juli um 12 Uhr eröffnet. rinnen und Künstlern, die beide Länder kennengelernt und ganz unterschiedliche www.syker-vorwerk.de

Vechta 5. – 28. Juni 2015 Eberhard Szejstecki Kunstverein Kaponier Vechta Zwei Fragen an die Tiere

… Das eigentliche Mysterium ist nun, dass Szejsteckis Werke voller Psychologie sind. Da kommt etwas wie existenzielle Einsamkeit, manchmal Naivität oder Traurigkeit zum Vorschein. Der wichtigste Grund dafür ist die Beobachtungsgabe des Künstlers. Es hat aber wohl auch damit zu tun, dass der Bildhauer durch seine Suche nach runden Volumen auf der Basis ein- facher Grundformen relativ unbewegliche Körper macht. Diese werden bemalt und mit leicht verschobenen Achsen positio- niert, als würden sie sich (fast) bewegen. Der unbeholfene Eindruck, den die meist kleinen rundlichen Figuren vermitteln, ist die Folge feinster Arbeit. Jede Abwei- chung von einer Grundform oder visueller Stabilität wird dann zum Zeichen von innerer Unruhe … Arie Hartog Installationsansicht

47 Wilhelmshaven 18. Juli – 11. Oktober 2015 Kunsthalle Wilhelmshaven Stefan Ettlinger Bahnhofstraße / Milchstraße: Malerei 1985 – 2015

Stefan Ettlinger, Atlantik, 2006, Eitempera und Acryl auf Leinwand, 200 x 320 cm. Privatbesitz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Die Kunsthalle Wilhelmshaven präsen- konsequent aus den Massenmedien Raumfelder zu perspektivisch mehrfach tiert 2015 die umfassende Werkschau zog und diese auf konzeptuellem Weg wechselnden Bildpanoramen zusammen. einer wesentlichen, doch bis heute zu neuen Bildideen fügte. Gegenüber vernachlässigten künstlerischen Posi- anderen Weggefährten der Düsseldorfer Sein ästhetisches Prinzip der Nicht-Ver- tion deutscher Malerei: Das Werk des Schule wie Dirk Skreber (*1961) oder netzung, heute ein Sakrileg der Kommu- Düsseldorfer Malers Stefan Ettlinger Corinne Wasmuht (*1964), die ästhetisch nikationsgesellschaft, befreite Ettlinger (*1958, Nürnberg) stellt einen unver- ähnlich konzeptuell vorgehen, ist das schon früh von „multimedialen Weltbe- wechselbaren Beitrag zur neuen gegen- Werk von Stefan Ettlinger im Hinter- herrschungsprogrammen oder eines der ständlichen Malerei ab 1985 dar. Stefan grund der kunsthistorischen Rezeption beliebten Gesamtkunstwerke“ (Clemens Ettlinger studierte bei Alfonso Hüppi an geblieben. Ettlinger findet sein Bildma- Krümmel) und demonstriert den Ausstieg der Kunstakademie Düsseldorf als sein terial im Medienbetrieb, Kino-, Fernseh- aus einer kontinuierlichen Erzählung. Meisterschüler. Seine Werke bilden u.a. filmen, Filmzeitschriften und Internet, Den Auftakt der Überblickschau bilden einen Teil der Sammlung des Museum vor. Seine ausgeschnittenen oder digital deshalb seine ersten comicartigen Papier- Frieder Burda in Baden-Baden. Die Aus- erfassten Momentaufnahmen bewegter arbeiten, die schon vor dreißig Jahren stellung wird die vielschichtige formale Szenen sind nicht auf spektakuläre The- den Riss in der Gemengelage von Bild und inhaltliche Bandbreite auffächern. men oder Motive ausgerichtet. Der Maler und Text demonstrierten. Über 100 Papier-, Eitempera- und gibt in einem Interview preis, dass er die Ein Filmprogramm, das Ettlingers 1985 Acrylarbeiten, darunter sein noch nicht für seine Vorlagen zufällig gefundenen mitbegründete Musik-Performance- öffentlich gezeigtes großes Triptychon Bildausschnitte zusätzlich mit einem Künstlergruppe Anarchistische Gummi- Atlantik/Mittelmeer/Pazifik (Atlantik, Los ermittelt. Dieser doppelte Bildzu- zelle vorstellt, begleitet die Ausstellung. siehe Abb.), werden erstmals Ettlingers fall, der immer scharf am vermeintlich künstlerischen Werdegang von 1985 bis Wesentlichen eines Motivs vorbeiführt, Viola Weigel 2015 veranschaulichen. eröffnet Bildwelten, die aus der Unver- einbarkeit und Beziehungslosigkeit der Parallel zu den deutschen Neo-Expressio- Medienbilder einen malerischen, wenn Kunsthalle Wilhelmshaven Adalbertstraße 28, 26382 Wilhelmshaven nisten entwickelte sich ab 1985 eine kon- auch nicht eindeutig lesbaren Zusam- Tel.: 0 44 21 / 4 14 48 zeptuelle Linie in der gegenständlichen menhang schaffen. Ettlingers „Kompo- www.kunsthalle-wilhelmshaven.de Di 14 – 20 Uhr, Mi – So 11 – 17 Uhr Malerei, die ihre bildnerischen Quellen sitbilder“ führen topografisch bewegte

48 28. Juni – 23. August 2015 Karl Oppermann Burg Kniphausen Bilder der letzten Jahre

Die Stiftung Burg Kniphausen zeigt aus Anlass seines bevorstehenden 85. Geburtstags Bilder der letzten Jahre von Karl Oppermann. Großformatige deutsche Landschaften Nord / Mitte / Süd werden zu sehen sein, aber auch Leinwände, die die Proble- matik des arabischen Frühlings themati- sieren, der sich längst zu einer Tragödie entwickelt hat. Karl Oppermann ist der Stiftung seit Jahren verbunden. Als Professor für freie Malerei lehrte er an der HDK, heute Kunst-Universität Berlin. Auch einige seiner Meisterschüler waren bereits ins Karl Oppermann, Unwetter, 2011, Öl auf Leinwand, 150 x 200 cm Wilhelmshaven ausgestellt.

Wittmund 4. Juli – 6. September 2015 tierisch Skulpturengarten Funnix

Der private Skulpturengarten des Fun- Tier sei. Das menschliche Erbgut stimme nixer Stahlplastikers Leonard Wübbena zu 99 Prozent mit dem der Zwergschim- lädt in diesem Sommer zur Pause auf pansen überein. „Das Tier Mensch“ ist dem neu gestalteten Luginbühl-Platz ein. der Titel eines weiteren Buchs, in dem er Der Platz soll erinnern an den 2011 ver- seine Behauptung untermauert. Beide storbenen Schweizer Stahlplastiker Bern- Bücher wurden schnell zu Bestsellern. hard Luginbühl, mit dem sich Wübbena Auch Künstler zeigen uns, welche Bezie- durch enge freundschaftliche Zusammen- hungen wir zu unseren Artgenossen, den arbeit, u.a. 1994 auf der Thyssen-Werft in Tieren haben. Sie zeigen uns Machtver- Emden, verbunden fühlt. hältnisse auf und thematisieren unseren Wie schon in den vorangegangenen Umgang mit ihnen. Dana Meyer aus Jahren steht ein Thema im Zentrum des Halle repräsentiert dabei das Konzept gestalterischen Interesses. Alle teilneh- des Skulpturengartens sowohl vom menden Künstlerinnen und Künstler Material als auch vom Thema her: Sie befassen sich mit der Darstellung des schmiedet flache Platten, die sie dann zu Tiers, dem Motiv, das so alt ist, wie die metallenen Körpern zusammensetzt. Menschheit. Man darf gespannt sein auf die tierische Dana Meyer, Schweine, 2013, Stahl geschmiedet und 1976 erschien Desmond Morris Buch „Der Ausstellung im Skulpturengarten Funnix! geschweißt, 176 x 500 x 600 cm nackte Affe“, dessen Titel sich darauf bezieht, dass von den 193 verschiedenen Gerd Wübbena Primatenarten nur der Mensch kein Fell besitzt. Der Verhaltensforscher Morris vertritt die These, dass der Mensch ein www.skulpturengarten-funnix.de

49 Worpswede 28. Juni – 1. November 2015 Barkenhoff Große Kunstschau KunstWege – Haus im Schluh Worpsweder Kunsthalle LebensZeichen Kollwitz, Reylaender, Mammen Die große Sommerausstellung der Worpsweder Museen

Im Sommer 2015 dürfen sich die Besu- Halbwelt der Stadt. Im Barkenhoff wird im Schluh. Sie erstreckt sich über cher erneut auf ein Highlight freuen! Die ihr differenziertes Werk im Querschnitt beide Museumsgebäude und widmet Große Sommerausstellung „KunstWege vorgestellt. sich ergänzend zur Heinrich-Vogeler- – LebensZeichen. Kollwitz, Reylaender, Dauerausstellung im Barkenhoff der Mammen“ ist ab dem 28. Juni 2015 in Ähnlich wie im Worpsweder Jubilä- spannenden Geschichte der Familie nach der Großen Kunstschau, der Worpsweder umsjahr 2014 wird erneut durch sze- der Trennung des Ehepaares. Darüber Kunsthalle und im Barkenhoff zu sehen. nografische Elemente eine Verbindung hinaus vermittelt sie einen Einblick in die Drei spannende Künstlerinnen der Mo- zwischen den drei Ausstellungssektionen Sammlungsgeschichte der Stiftung. derne, die im beginnenden 20. Jahrhun- geschaffen. Die jeweiligen biografischen dert ganz eigene Wege gegangen sind, sowie die kultur- und zeithistorischen Noch bis einschließlich 14. Juni 2015 sind stehen dabei im Mittelpunkt: Wendepunkte werden in einem großen in den vier Worpsweder Museen die szenografischen Einführungsraum aufge- zeitgenössischen Frühjahrsausstellungen Die Große Kunstschau präsentiert Gra- zeigt. Gleichzeitig werden Parallelen und zu sehen: „Henk Helmantel. Werkschau fiken und Plastiken von Käthe Kollwitz Unterschiede in den jeweiligen künstle- zum 70. Geburtstag des niederländischen (1867–1945). Die herausragende Künst- rischen Auffassungen und Entwicklungen Stilllebenmalers“ (Große Kunstschau), lerin ihrer Generation erlangte, vielen sichtbar gemacht. „KunstWege – Lebens- „Treffpunkt Worpswede 2015“ (Bar- Widerständen zum Trotz, große Aner- Zeichen“ verdeutlicht, wie unterschied- kenhoff), „Margaret Kelley – A Shade kennung und Wirkung. In der zweiten lich diese drei Künstlerinnen auf die of Pale“ (Worpsweder Kunsthalle) und Sektion stellt die Worpsweder Kunst- gesellschaftlichen Herausforderungen „Heini Linkshänder – Druckgrafik und halle Ottilie Reylaender (1882–1965) ihrer Zeit reagierten und wie diese Objekte“ (Haus im Schluh). vor, welche ihren künstlerischen Weg Auseinandersetzung ihre Kunst und in Worpswede begann und später in Lebenswege prägte. Gesa Jürß Mexiko und Berlin lebte. Während Käthe Zu Ottilie Reylaender erscheint ein 98-seitiger Katalog Kollwitz das Leben der Berliner Arbeiter Parallel läuft ab dem 28. Juni fortlaufend mit vielen farbigen Abbildungen. Kostenlose öffent- sozialkritisch darstellte, wurde Jeanne die neu kuratierte Dauerausstellung liche Führungen finden immer sonntags um 12 Uhr statt. Nähere Infos, Termine und Veranstaltungen auf Mammen (1890–1976) in den 1920er-Jah- „Martha und Heinrich Vogeler – Die unserer Homepage unter "Aktuell in den Museen". ren zu einer Chronistin der mondänen Geschichte einer Sammlung“ im Haus

www.worpswede-museen.de

Heinrich Vogeler, Winterkulturkommando der Ar- Ottilie Reylaender, Die Geschwister, um 1900, Öl auf beiterstudenten auf einem Sowjetgut, 1923/1924, Öl Leinwand, 124 x 86 cm, Heinrich Vogeler Stiftung Haus auf Sperrholz auf Holzrahmen, 125 x 90 cm, Heinrich im Schluh Worpswede, Foto: © Worpsweder Museums- Vogeler Stiftung Haus im Schluh Worpswede, Foto: © verbund Worpsweder Museumsverbund

50 5.Juli – 30. August 2015 nwwk – Neuer Worpsweder Kunstverein Harald Finke Galerie im Village Dialogzeichen

Dialogisch gemeint sind die unterschied- angeschlossen und generiert über ein lichen Versuche, im Kunstkontext einen Computerprogramm die digitale Zei- möglichen Austausch zwischen Mensch chenebene der PflanzenSchrift auf der und Pflanze zu erproben. Einerseits ist es Grafikebene des Computers, zum anderen wissenschaftlich erwiesen, dass die Pflan- kann der Mensch in dieser Situation direkt zen untereinander kommunizieren und mit seiner Parallelzeichnung an einem bis hin zu Klicklauten auf einer Frequenz zweiten Rechner auf die Pflanzentätigkeit von 220 Hertz sogar hörbar werden, antworten. Es entsteht PflanzenSchrift und andererseits bleibt es nach wie vor schwer Parallelzeichnung. Damit taucht die Frage Überlappungszeichnung: PflanzenSchrift 176 j, Dra- vorstellbar, dass Mensch und Pflanze eine auf, ob es vielleicht sogar möglich wäre, chenbaum, Parallelzeichnung j, H. Finke; 20.8.2004 Verständigungsebene erreichen können, auf einer bestimmten Frequenzebene sich auf der sie sich austauschen. Wenn im mit der Pflanze telepathisch direkter zu tradierten Bereich von Zeichnung und Pflanzenreich florale Kommunikation verständigen? Vielleicht im Bereich von Malerei kam es zu Zeichentechniken und eine Selbstverständlichkeit geworden ist, 222 Hertz? malerischen Ausdrucksformen, die durch müsste im Raum zwischen Mensch und Zu Beginn des Experimentierens mit den die Erfahrungen im Technikbereich, Un- Pflanze auch etwas Ähnliches denkbar Versuchsanordnungen Pflanzenschrift sichtbares zu messen und sichtbar machen sein, sogar über den viel zitierten grü- konnte dieses künstlerische Handeln nur zu können, stark beeinflusst wurden. nen Daumen hinaus. Das Kunstprojekt außerhalb der üblichen Bedeutungssy- Die Ausstellung wird am 5. Juli um 15 Uhr eröffnet. PflanzenSchrift versucht ein Forum zu steme eingeordnet werden. Durch langan- schaffen, auf dem sich Pflanze und haltende Arbeitsprozesse wurden dann Mensch annähern können. Zum einen weitreichende Erfahrungen gemacht, die www.nwwk.de wird die Pflanze an eine Messanordnung ganz neue Arbeitsweisen ergaben. Im Zeven 7. Juni – 30. August 2015 Städtische Galerie im Joachim Manz Königin-Christinen-Haus Wasserschaden im Anglerheim. Betonminiaturen

Skulptur und Architektur sind wesensver- Weitere Baumaterialien wie Glas, Stahl, wandt, beide beziehen sich auf den dreidi- Keramik oder Ziegel finden ebenfalls mensionalen Raum. Beide bilden Körper, Verwendung. Hohlräume, Öffnungen. Beide spielen mit Wir sehen keine skulpturale Architektur, Raum und Räumlichkeiten, mit Innen und aber architektonische Skulpturen, deren Außen, Höhe und Tiefe, Begrenzung und Räume Bezüge zu seelischen Räumen Öffnung. bilden. Der Künstler selbst deutet dies Bei kaum einem Künstler wird dies so an, indem er auf die „labyrinthischen Joachim Manz, Sanduhrwerk, Betonguss, 2014 deutlich wie bei Joachim Manz. Seine Schriften“ von Pessoa hinweist. Die Kunst- Skulpturen haben so manche Bezüge zur historikerin Doris von Drathen schreibt Arbeiten wichtige Element Wasser. An- Architektur, könnten zunächst sogar als dazu: „Wir überwinden Lebensstufen, derseits deutet er auf humorvolle Art eine Architekturmodelle gedeutet werden. durchqueren Bewusstseinsräume, entde- bestimmte Absurdität an, die ebenfalls Jedoch handelt es sich kaum um eine real cken verborgene Seelenwinkel, gehen in den sachlich nüchtern anmutenden nutzbare und auch nicht um eine uto- durch Traumtore, verfolgen Gedanken- Bauwerken zu finden ist. pische Architektur. Eher sind es illusio- gänge, wir haben Gewohnheiten, suchen nistische oder surrealistische Bauwerke. Fundamente, Ecksteine, Konstruktionen Jan Jaap Roosing Bei näherer Betrachtung wird klar: Es und Gerüste für unsere Vorstellungswelt“ Die Ausstellung wird durch die Bürgerstiftung der sind keine Modelle, sondern die in Beton (Katalogtext, Paris, 1999). Zevener Volksbank gefördert und wird am 7. Juni gegossenen Bauten selbst. Betonminia- Der Ausstellungstitel „Wasserschaden im 2015 um 14.30 Uhr eröffnet. Um 15 Uhr spricht die Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Dr. Inken turen eben, fremdartige und manchmal Anglerheim“ ist eine Zusammenstellung Steen aus Bremen die einführenden Worte. Ab 16 Uhr Serenadenkonzert (Violine, Violoncello, Querflöte unheimliche Raumkonstruktionen in der Titel zweier neuerer Arbeiten. Er und Klavier) im Skulpturengarten hinter dem Hause. handwerklich perfekter Ausführung. verweist einerseits auf das für mehrere Eintritt frei.

51 Jan Schmidt, Markierung #1, 2013, Holzspäne

Condition Report, Ane Mette Hol / Jan Schmidt 11. Juli – 6. September 2015 Städtische Galerie Delmenhorst