„Hecker Hoch! Dein Name Schallet

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„Hecker Hoch! Dein Name Schallet „Hecker hoch! Dein Name schallet . Friedrich Hecker zum 100. Todestag am 24. März 1981 Ludwig Vögely, Karlsruhe Am 24. März 1981 ist ein Jahrhundert ver­ als Abgeordneter der II. badischen Kammer gangen, seit Friedrich Hecker in St. Louis in wäre einer gründlichen Erforschung, Zusam­ den USA verstorben ist. 100 Jahre liegen menfassung und Analyse wert. Dem Volks­ zwischen seinem Tode und dem Heute, und mann Hecker gelten also diese Zeilen des 133 Jahre sind es her seit jenen Revolutions­ Gedenkens. Zunächst aber ist ein Abriß sei­ tagen im April 1848, deren Mittelpunkt nes Lebens notwendig. Friedrich Hecker gewesen war. Ist das eine lange Zeit? Ja, wenn man die Bilanz der poli­ tischen Ereignisse seit 1848 zieht. Nein, 1. D er Beginn wenn man feststellt, wie Friedrich Hecker Friedrich Hecker wurde in Eichtersheim, diese Zeit im Bewußtsein des badischen Vol­ dem von barocken Reminiszenzen durch­ kes überstanden hat. Kein anderer Revolu­ wehten Dorf, das auch baulich von der tionär oder Politiker des Landes konnte sich Grundherrschaft, den Freiherren von Ven­ mit ihm in der Popularität messen. Er genoß ningen, unverkennbar geprägt wurde, im frü­ sie in weit höherem Maße als jeder andere, heren Landkreis Sinsheim a. d. Elsenz gebo­ in einem so hohen Maße, daß sie zumindest ren. Im Geburts- und Taufbuch der katholi­ in seiner Geburtsheimat im Kraichgau heute schen Pfarrei ist zu lesen: „Im Jahre 1811, noch lebendig ist. Kein anderer jener libera­ den 28. September, nachts V2 auf 11 Uhr len Führer oder Republikaner wurzelte so im wurde in Eichtersheim geboren Friedrich Bewußtsein der Menschen, und für keinen Karl Franz Hecker, Sohn des Fürstlich Pri­ anderen wurden so viele Lieder geschaffen matischen Herrn Hofrat, Grundherrlich von oder so oft der Stift des Lithographen, Karri- Venningschen Konsulates Josef Hecker und katuristen oder Satirikers in Tätigkeit ge­ seiner Gattin Wilhelmina geb. von Lüders, setzt. Friedrich Hecker wurde zum Typ des und wurde am 20. Oktober in der katholi­ Revolutionärs schlechthin. Woher kam das? schen Pfarrkirche dahier feierlich von mir Was machte Friedrich Hecker zu einem getauft. (Nach vorgegangener Nottaufe.) wahren Volksmann, zur Hoffnung der Ar­ Die Taufpatenstelle dabei hat übernommen men, Unterdrückten und demokratisch Ge­ Herr Baron Fritz von Venningen, ältester sinnten im Land? Und warum hielt die Hek- Sohn der Reichsfrau von Venningen. Zeugen kerbegeisterung auch noch lange nach dem dieser Geburt und dieser Beurkundung sind Scheitern der Revolution an und hing sein der hiesige Grundherrliche Herr Amtmann Bild in den Stuben der Bürger? Darüber su­ Christ und der hiesige Assistenzarzt Herr chen diese Zeilen Auskunft zu geben, und Doktor Schwarz, 25 Jahre alt, keiner ver­ deshalb soll dem Phänomen Hecker ein we­ wandt. Beurkundet Eichtersheim, den nig nachgespürt werden. Dabei ist es klar, 20. Oktober 1811. Kath. Pfarr- und bürgerli­ daß auf dem zur Verfügung stehenden Raum ches Standesamt, gez. Prior.“ nicht alle Komponenten dieser Persönlich­ Interessant, daß der später so vollsaftige keit erfaßt werden können. Seine Tätigkeit Mann die Nottaufe erhalten mußte und der 85 Geburtshaus Heckers mit Erinnerungstafel in Eichtersheim Foto: uvogely spätere Revolutionär so erlauchte Taufpaten gerichtsadvokat niedergelassen hatte. Mann­ hatte. Man weiß wenig über Heckers Kind­ heim wurde nun für 10 Jahre seine Heimat, heit und Jugend, aber es kann durchaus so und hier gründete er seine Familie. Bald gewesen sein, wie es Gustav Schieckmann wurde der junge temperamentvolle, redege­ schildert: „Es mag in dem gebildeten Hause, wandte Jurist weiteren Kreisen bekannt, so das vom gesunden Humor des Vaters durch­ daß er im Jahre 1842 im Wahlbezirk Wein­ weht war, an einer guten Erziehung und heim-Ladenburg als Abgeordneter in die Freiheit nicht gefehlt haben. Hier lockte der Zweite badische Kammer gewählt wurde. schöne Schloßgarten mit seinen herrlichen Die liberale Opposition erhielt mit ihm eine Bäumen und grünen Wiesen, drunten am ihrer interessantesten Persönlichkeiten, er­ Klettenberg der Weinberg des Vaters, Hek- fahren im Umgang mit einer Bürgerschaft, kerruhe genannt, mit seiner in die Felswand welche durch ihre Gesinnung die Stadt zu ei­ gegrabenen Weinberghütte.“ Kein Zweifel, ner „Vorreiterin“ revolutionärer Bemühun­ daß Hecker in Eichtersheim eine schöne gen machte. Kindheit hatte. Es ist auch nicht bekannt, wo Hecker später Jura studiert hat oder ob er 2. Die Jahre 1842 —1848 vielleicht, was naheliegend ist, Burschen­ schafter geworden ist. Auf jeden Fall muß er Wenige Jahre genügen oft im Leben eines fleißig gearbeitet haben, denn schon im Menschen, um ihn Aufstieg und Fall erleben Jahre 1838 finden wir Hecker in Mannheim, zu lassen. Bei Friedrich Hecker waren es wo er sich als Mann von 27 Jahren als Ober­ sechs Jahre; in dieser Zeit entschied sich sein 86 persönliches und politisches Schicksal. Aus bei. Er machte, wenn man so will, aus dem diesen sechs Jahren, das ist beinahe unglaub­ Radikalen einen Revolutionär. Struve und lich, denn diese Zeitspanne ist nur ein Wim­ Hecker bildeten ein Tandem der Gegen­ pernschlag in der Geschichte des Landes, er­ sätze: körperlich, geistig, in der Wirkung auf wuchs seine große Volkstümlichkeit, sie andere. Während Struve trocken, grüble­ machten aus ihm „den Hecker“. Der Eintritt risch, Theoretiker und ein schlechter Redner in die berühmte Kammer brachte ihn sehr war, lag Hecker Kampf mehr als Reflexion, bald ins Licht des öffentlichen Interesses. die Nutzung des Augenblicks mehr als die Seine leidenschaftliche Argumentation und Vorbereitung. Schon in der äußeren Erschei­ Rednergabe, sein Geschick, dankbare The­ nung waren die Männer grundverschieden. men zu finden, ließen aufhorchen, so z. B. Hier der kraftvolle Hecker, dort Struve mit seine Rede vom 6. 1. 1845 gegen die beab­ dem „gelbgalligen Kalmückengesicht“, wie sichtigte Verschmelzung Schleswig-Hol­ Hans Blum, der Sohn des in Wien erschosse­ steins mit Dänemark. Schon Mitte der 40er nen Robert Blum, übertrieben und böse Jahre also galt Hecker neben Sandner, Bas­ sagte. Hier der Systematiker Struve, der den sermann, Welcker, v. Itzstein als einer der unbekümmerten Hecker mit seiner Wirkung Hauptvertreter des badischen Liberalismus. auf das Volk als Umsetzer der sozialisti­ Ein wenig Märtyrerruhm kam ibm zu, seine schen, revolutionären Ideen in die politische Beliebtheit erhöhend, als er auf einer Reise Praxis brauchte. Denker, Ideologe hier, aus­ nach Tilsit, zusammen mit dem großen libe­ führender Arm da, das wäre zu viel gesagt, ralen Oppositionsführer v. Itzstein unter­ damit würde man der geistigen Potenz Hek- nommen, am 23. Mai 1845 in Berlin des Lan­ kers sicher Unrecht tun. Aber ebenso sicher des verwiesen wurde. Dieser junge „Linke“ war den preußischen Behörden ein zu ge­ fährlicher Mann, als daß man ihn im Lande Friedrich Hecker wissen wollte. War sich die Opposition von Reproduktion mit freundl. Genehmigung des Bad. Generallandes­ Hecker bis Welcker einig in der Bekämpfung archivs Karlsruhe. des Ministeriums von Blittersdorff, so än­ derte sich dies in der Haltung dem Ministe­ rium Bekk-Dusch gegenüber. Diese spaltete die Opposition, die nach den Neuwahlen ge­ stärkt und kampfeslustiger zurückkam, die so lange gemeinsam gekämpft hatte, endgül­ tig. An der Frage, ob konstitutionelle Monar­ chie oder Republik, schieden sich die Gei­ ster. Die konst. Liberalen versagten sich der Regierung nicht und unterstützten deren Re­ formprogramm, die Linken aber (Hecker, Struve, Brentano usw.) fanden keinen Weg mehr zu einer Regierungsform, die in ihren Augen total versagt hatte. Dies ist nun die Stelle, wo auf den Einfluß Gustav von Struves auf Hecker wenigstens mit einem Wort eingegangen werden muß, denn ohne Zweifel war Struve Gehilfe des Heckerschen Schicksals und trug zu dessen fortschreitender Radikalisierung wesentlich ist, daß nach dem Tode Sands, der Hecker nicht weniger als die Errichtung einer deut­ persönlich und politisch hart traf, kaum je­ schen Republik. Die radikale „Bombe“ ging mand mehr da war, außer vielleicht Itzstein, hoch und versetzte die würdige Versamm­ der den Feuerkopf bremsen und in geordne­ lung in Angst und Schrecken. Der Antrag ten Bahnen halten konnte. Struve tat nichts Struves wurde natürlich abgelehnt, ebenso dergleichen, er war die im Hintergrund stets der von Hecker, welcher die Permanenz des gegenwärtige, treibende Kraft und Hecker, Vorparlamentes beinhaltete. Hecker wollte das muß der Ehrlichkeit wegen gesagt wer­ haben, daß das Vorparlament beisammen den, in Freundschaft zugetan. Fanatiker wa­ bleiben sollte, um bis zum Zusammentritt ei­ ren beide, jeder auf seine Weise. ner Nationalversammlung die Leitung der Die Ereignisse schritten nun schnell voran, deutschen Bewegung in der Hand zu behal­ sie spitzten sich in beinahe lawinenartiger ten. Es ist hier nicht der Ort, die Arbeit des Geschwindigkeit zu. Die Offenburger Ver­ Vorparlamentes zu qualifizieren, aber was sammlung vom September 1847, mit von sich da an Phrasendrescherei und Phantaste­ Hecker einberufen, verlangte die Wiederher­ reien bezüglich des „Deutschen Vaterland“ stellung und Weiterentwicklung der Verfas­ tat, war schon enorm. „Gegen all diese rosa­ sung, ein zentrales Problem der Opposition. farbene Träumerei konnten Heckers schnei­ Die Märzstürme 1848 brausten über das dende Beredsamkeit, Struves kalte Logik, Land und verursachten die ersten politischen Blums warnende Stimme nicht mehr aufkom- Erfolge. Heckers große Stunde schlug am men.“ (Bios, a. a. O. S. 180.) Mit 79 Gesin­ 1. März 1848,
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