Liberalismus Im Katholischen Baden
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Liberalismus im katholischen Baden Geschichte, Organisation und Struktur der Nationalliberalen Partei Badens 1869–1893 Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultäten der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg i. Br. vorgelegt von Ulrich Tjaden aus Dortmund Referent: Prof. Dr. Hans Fenske Korreferentin: Prof. Dr. Irmtraud Götz von Olenhusen Sprecher: Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier Tag der Promotion: 11. Februar 2000 Die Studie wird in absehbarer Zeit in einer überarbeiteten und erweiterten Fassung als Buch veröffentlicht. Für meine Eltern 5 Vorwort Diese Studie wurde im Sommersemester 1999 von den Philosophischen Fakultäten der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg als Dissertation angenommen. In abseh- barer Zeit wird sie in einer überarbeiteten und erweiterten Fassung als Buch veröffentlicht. Ohne die Hilfe einiger Menschen hätte die Arbeit nicht entstehen können. Der erste Dank gilt meinem Doktorvater, Prof. Dr. Hans Fenske, der bei mir das Interesse für die badische Geschichte geweckt hat. Er hat die Studie intensiv betreut und ihr Entstehen mit wohlwollender Kritik und freundlicher Aufmunterung begleitet. Für die Übernahme des Korreferats danke ich Prof. Dr. Irmtraud Götz von Olenhusen. Die Spurensuche nach Quellen über die badischen Nationalliberalen hat mich in zahlreiche Archive und Bibliotheken geführt. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich für ihre Hilfsbereitschaft bei der Materialbeschaffung. Als besonders angenehm empfand ich meine Forschungsaufenthalte im Generallandesarchiv Karlsruhe, im Bundesarchiv Berlin und in der Zentralbibliothek Zürich. Mein Dank gilt allen, die mir beim Entstehen der Arbeit aufmunternd zur Seite standen. Dazu zählen auch die Teilnehmer des Doktoranden-Kolloquiums, denen ich interessante Diskussionen und wichtige Anregungen verdanke. Für das zuverlässige Korrekturlesen bin ich Dr. Christoph Jahr verbunden. Über allem steht der Dank an meine Eltern. Durch ihren unermüdlichen Ansporn und ihre langjährige finanzielle Unterstützung haben sie das Entstehen der Arbeit ermöglicht. Ihnen widme ich diese Studie. Freiburg, im Dezember 2002 Ulrich Tjaden 6 Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG.......................................................................................................8 1. PROBLEMSTELLUNG, METHODE, AUFBAU ............................................................8 2. FORSCHUNGSSTAND ..........................................................................................13 3. QUELLENBASIS..................................................................................................20 KAPITEL 1: DER BADISCHE LIBERALISMUS WÄHREND DER "NEUEN ÄRA" 1860-1866.................................................................................................25 1. WENDE: DER LIBERALISMUS ALS "REGIERENDE PARTEI" ...................................25 2. ERSTE ORGANISATIONSANSÄTZE: DIE OFFENBURGER VERSAMMLUNG 1863 .......37 3. SPALTUNG DES LIBERALISMUS: DER SCHULKONFLIKT UND DIE ENTSTEHUNG DER "FORTSCHRITTSPARTEI" ....................................................................................44 4. HERAUSFORDERUNG FÜR DIE LIBERALEN: DIE KASINO-BEWEGUNG ...................58 KAPITEL 2: DIE GRÜNDUNG DER NATIONALLIBERALEN PARTEI BADENS 1868/1869............................................................................................71 1. TRAUMATISCHE ERFAHRUNG: DIE ZOLLPARLAMENTSWAHL ...............................71 2. DIE OFFENBURGER OPPOSITION UND DIE ENTSTEHUNG DER NATIONALLIBERALEN PARTEI..............................................................................................................81 3. DER AUFBAU DER PARTEIORGANISATION IM LAND ..........................................103 KAPITEL 3: DIE NATIONALPOLITIK DER LIBERALEN 1866-1871......114 1. WENDE NACH KÖNIGGRÄTZ: DER KLEINDEUTSCHE KURS SEIT 1866.................114 2. VERWIRKLICHUNG EINES LIBERALEN HAUPTZIELS: DIE REICHSGRÜNDUNG ......135 KAPITEL 4: DER HÖHEPUNKT DES KULTURKAMPFES 1873-1876.....148 1. ENTWICKLUNGSLINIEN DES KULTURKAMPFES 1867-1872 ................................148 2. VERSCHÄRFUNG DES KONFLIKTS: DAS ERWEITERTE KULTUREXAMEN UND DAS ALTKATHOLIKENGESETZ .................................................................................154 3. DIE NATIONALLIBERALE PARTEI IN DER ZERREIßPROBE: DAS SIMUL TANSCHUL- UND DAS DOTATIONSGESETZ ...........................................................................166 KAPITEL 5: DIE ENTSCHÄRFUNG DES KULTURKAMPFES 1879-1881188 1. UNERWARTETE LÖSUNG: DIE ABSCHAFFUNG DES KULTUREXAMENS................188 2. MACHTDEMONSTRATION: DER STURZ INNENMINISTER STOESSERS...................199 KAPITEL 6: DIE KONSERVATIVE NEUORIENTIERUNG UND DER WEITERE ABBAU DER KULTURKAMPFGESETZGEBUNG 1884-1888.211 1. KONSERVATIVER KURS: DAS HEIDELBERGER PROGRAMM ...............................211 7 2. RICHTUNGSKÄMPFE: DAS ZWEITE BADISCHE REVISIONSGESETZ .......................225 KAPITEL 7: DIE NATIONALLIBERALE PARTEI IN DER DEFENSIVE 1890-1893 ..........................................................................................................235 1. ABWÄRTSTREND: DIE REICHSTAGSWAHL 1890 UND DIE LANDTAGSWAHL 1891235 2. ENDE DER "LIBERALEN ÄRA"? DER DAUERHAFTE VERLUST DER ABSOLUTEN MEHRHEIT 1893..............................................................................................243 KAPITEL 8: PARTEISTRUKTUR UND MITGLIEDERENTWICKLUNG DER NATIONALLIBERALEN PARTEI........................................................248 1. PARTEISTRUKTUR............................................................................................248 2. MITGLIEDERENTWICKLUNG .............................................................................249 SCHLUSSBETRACHTUNG............................................................................257 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS .....................................................................264 QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS ...........................................266 1. ARCHIVALIEN..................................................................................................266 2. ZEITUNGEN .....................................................................................................269 3. GEDRUCKTE QUELLEN.....................................................................................270 4. LITERATUR......................................................................................................277 ANHANG ..........................................................................................................296 8 Einleitung 1. Problemstellung, Methode, Aufbau Die Nationalliberalen waren zwischen 1869 und 1918 die bestimmende politische Kraft im Großherzogtum Baden und prägten als "regierende Partei" die innenpoliti- sche Entwicklung des Landes maßgeblich. Bis zum Jahr 1893 behaupteten sie die absolute Mehrheit in der Zweiten Kammer des Landtags1 und stellten bis 1905 die stärkste Fraktion. Die besten Resultate erzielten sie mit 55 bzw. 52 der insgesamt 63 Mandate bei den Landtagswahlen 1869 und 1887. Auch unter den Bedingungen des direkten Wahlrechts bei den Reichstagswahlen erreichte die Nationalliberale Partei in Baden bis 1878 die absolute und bis 1898 die relative Mehrheit der Stimmen.2 Zugleich veranschaulichen die Reichstagswahlergebnisse die Stärke des badischen Landesverbandes im Vergleich zur Gesamtpartei: Die nationalliberalen Stimmenanteile lagen in Baden während des Kaiserreichs durchschnittlich mehr als doppelt so hoch, bei den Wahlen 1881 und 1898 sogar fast dreimal so hoch wie im gesamten Reich.3 Großherzog Friedrich I. von Baden und sein Nachfolger Friedrich II. beriefen während des gesamten Kaiserreichs ausschließlich Minister mit liberalem Profil, von denen eine große Zahl der Nationalliberalen Partei angehörte. Diese personellen Verflechtungen zwischen Partei und Regierung, die Übereinstimmung der politischen Ziele und die sich daraus ergebende enge Zusammenarbeit führten dazu, daß die Nationalliberalen in der Verfassungspraxis zur regierenden Partei avancierten, auch wenn in der konstitutionellen Monarchie die Regierung verfassungsrechtlich nicht von der Parlamentsmehrheit, sondern allein vom Vertrauen des Großherzogs abhängig war. Der Führungsanspruch der Nationalliberalen reichte soweit, daß sie für sich allein die Legitimität und das Verdienst geltend machten, den badischen Staat zu repräsentieren, was in der öffentlichen Äußerung des nationalliberalen Parteiführers Friedrich Kiefer, "gut 1 Der Umstand, daß die Nationalliberale Partei während der Landtagsperiode 1881-83 mit nur 31 der insgesamt 63 Sitze die absolute Mehrheit vorübergehend verlor, kann in die- sem Zusammenhang unberücksichtigt bleiben. Siehe zur Mandatsverteilung Anhang 1. 2 Siehe Anhang 2. 3 Eigene Berechnungen nach den Angaben in EBD. 9 badisch sein, heisst liberal sein"4, zum Ausdruck kam. Die Nationalliberalen hielten ihre Vormachtstellung "für das unbedingt Richtige, Unantastbare und Volksbeglückende"5, wie ihnen ein linksliberaler Beobachter vorwarf. Die badische Entwicklung stellte einen Sonderfall im kaiserlichen Deutschland dar, denn in keinem anderen deutschen Bundesstaat konnte sich der Liberalismus über Jahrzehnte bis zum Ende des Kaiserreichs an der Macht behaupten. Das Großherzogtum gehörte mit einem Katholikenanteil von fast zwei Drittel zu einem der am stärksten katholisch geprägten deutschen Bundesstaaten.6 Mehr als die Hälfte der badischen Amtsbezirke, nämlich 27 von insgesamt 52, besaßen im Jahr 1871 katholische Bevölkerungsanteile von über 80%, darunter wiesen