„Böhmerwaldpostkurs“ Von Regensburg Nach Prag Ein Beitrag Zur Geschichte Der Post in Nittenau

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„Böhmerwaldpostkurs“ Von Regensburg Nach Prag Ein Beitrag Zur Geschichte Der Post in Nittenau Martin Da/lmeier Der "Böhmerwaldpostkurs" von Regensburg nach Prag Ein Beitrag zur Geschichte der Post in ittenau Als im "Herbst des ::\1ittelalters", an der \'\'ende Poststationen eingerichtet, an denen die Transport­ vom15. zum 16. Jahrhundert, der \,\'aren- und medien Reiter und Pferd wechselten. Durch diesen Gedankenaustausch innerhalb Eurapas und, durch regelmäßigen \'('echsel, nämlich bereits bevor durch die Ideen von Humanismus und Renaissance, die eine Überbeanspruchung der physischen Kräfte allgemeine Schriftlichkeit zunahmen, ent\\-ickelte Zeit\-erzögerungen eintreten konnten, reduzierten sich parallel dazu das Bedürfnis, Nachrichten inten­ sich die bisherigen Beförderungszeiten auf etwa siver und schneller auszutauschen. Diesen allge­ ein Sechstel der herkömmlichen mittelalterlichen meinen Wunsch nach einem schnellen und effek­ Transportweise. Tagesleistungen von etwa 140 km tiven Kommunikationssystem griffen in ::\1itteleu­ \\-aren durch die neue Technik des Postierens rapa zuerst die Habsburger auf. möglich ge\\-orden. Kaiser ::\Iaximilian 1., der "letzte Ritter des ::\1ittelal­ ters", ließ in seinem durch das burgundische Erbe D)'nastie lind Politik erweiterten Herrschaftsbereich die Post, ein in Ita­ lien bekanntes neues Kommunikationssystem, zur Kaiser i\Iaximilian 1. schuf zunächst diese neue raschen und sicheren Verbindung der europäischen Institution "Post" für eigene dynastische und poli­ Macht- und Wirtschaftszentren einführen. Dazu tische Z\\-ecke. Deshalb verbanden ab 1490 diese bediente er sich der bekannten Bergamasker Kurier­ ersten Postkurse die frühkapitalistischen Stadtstaa­ familie Taxis, deren Familienangehörige schon ten und Handelszentren in Norditalien, vor allem länger im Dienste des Herzogtums Mailand, der die Republik Venedig, über Innsbruck, die habsbur­ Republik Venedig und des Kirchenstaates standen. gische Residenzstadt der Grafschaft Tiral, weiter Neuartig war dabei das Prinzip der Arbeitstei­ durch Württemberg und das Rheinland, mit den lung: Nicht mehr ein einzelner Bote ritt mit den habsburg-burgundischen Niederlanden. Von Inns­ Briefen die gesamte Strecke z'vvischen Absender bruck zweigte in den ersten beidenJahrzehnten der und Empfänger ab, sondern auf festen Kursen habsburgischen Post ein weiterer Kurs über Salz­ wurden im Abstand von etwa 35 km Relais- oder burg und Linz in die habsburgischen Donauländer 9S ab; deren Endpunkte waren die Residenzstädte Augsburg und Prag gab es quer durch das Herzog­ Wien bzw. Wiener Neustadt. Von dort führte wahr­ tum Bayern und die Obere Pfalz bereits im Mittel­ scheinlich schon früh - spätestens ab 1526 - ein alter mehrere bedeutende Fernhandelsstraßen. Als Nebenpostkurs weiter nach Prag. Als postalisches im Frühjahr 1527 der pfälzische Geheimsekretär Zentrum der habsburgischen Posten im Reich galt Warschitz seinem Herrn, Pfalzgraf Friedrich von Augsburg, die einzige Reichsstadt auf deutschem Pfalz-Neumarkt, Meldung erstattete, dass der Boden, in der schon von Beginn an ein Postamt böhmische König eine "post" gegen Waldmonehen, installiert worden war: Dort residierte bis minde­ der kurpfälzischen Grenzstadt zum Königreich stens 1563 der habsburgische Hofpostmeister Chri­ Böhmen, eingerichtet hätte, antwortete der Pfalz­ stoph von Taxis. graf, dass er seinen Pfleger zu Waldmünchen ange­ wiesen hätte, die Boten des Königs von Böhmen Nach dem Tode des Jagellonenkönigs Ludwig H. bei Tag und Nacht ein- und (her)auszulassen und 1526 in der Türkenschlacht von Mohacs wurde dass diese alles, was sie für ihren Dienst benötigen, Erzherzog Ferdinand von Österreich, der Bruder erhalten sollen. Die an ihn gerichteten Briefe, die Kaiser Karls V und Gemahl der Schwester Lud­ auf diesem Weg aus Böhmen in Waldmünchen ein­ wigs, zum Königvon Ungarn und Böhmen gewählt. treffen, sollen ihm durch eigene Boten unverzüglich Ende Januar 1527 ließ sich Ferdinand in Prag zum weitergeleitet werden. König von Böhmen und Ungarn krönen. Dies war der Beginn der habsburgischen Herrschaft über Böhmen bis 1918. Postkurs Prag - Waldmünchen Aufgrund dieses Schriftwechsels zwischen Pfalz­ Die Bedeutung der biihmischen Hauptstadt graf Friedrich und seinem Geheimsekretär, dessen umfangreicher Nachlass heute wegen seines Todes Da fast zeitgleich Wien zunehmend in den Bann­ 1533 in Regensburg im Archiv des Katharinen­ kreis der türkischen Eroberungsfeldzüge geriet, spitals verwahrt wird, lässt sich nachweisen, dass rückte Prag als zweite habsburgische Residenz auf die habsburgische Hofpost um 1527 zwischen deutschem Reichsboden verstärkt in das Interesse der böhmischen Residenzstadt und der Grenz­ der westlichen Nachbarn. Mit der Etablierung der stadt Waldmünchen einen temporären Postkurs auf kaiserlichen Regierung auf der Prager Burg nahm eigene Kosten unterhielt. auch der Hofstaat seinen Sitz in der Hauptstadt Böhmens, darunter auch der seit etwa 1490 nach­ Eine Weiterführung dieses sogenannten weisbare habsburgische Hofpostmeister. Zwischen "Biihmerwaldkurses" von Waldmünchen nach Augs- 96 1 Ansichr \·on 0:irrenau zur Zeir der Errichrung der PoststaDon (um 1650) burg in diesen Jahrzehnten ist jedoch unge\\·iss. Da Gulden entschädigt werden. Einige der bisherigen sich im Frühjahr 1527 in Regensburg die katho­ Postboten des aufgelassenen Postkurses dürften lischen Fürsten zur Beratung zusammengefunden jedoch als erfahrene Posthalter mit ihren Familien hatten, könnten jedoch zumindest zeitweise Posten und Postpferden an den geplanten neuen Kurs \"on Waldmünchen über Regensburg bis Augsburg übergesiedelt sein. Die Umsetzung dieses Befehls, eingelegt worden sein. Erst ein halbes Jahrhundert der auch der Vorbereitung der endgültigen Verlage­ später (1578) liegen weitere Informationen zu rung der Residenz Rudolfs 11. von Wien nach Prag diesem BoJJIJleI7l'aldkllrs\"or. Kaiser Rudolf 11., der in dienen sollte, dürfte bereits im Frühjahr 1579 im diesem Jahr noch in \'(/ien residierte, \\"ies nämlich vollen Gange gewesen sein. am 28. November 1578 den Wiener Salzamtmann Johann Jordan an, die bisherigen Posten zwischen Als einer der ersten benutzte Christoph Behaim im Wien, Linz und Innsbruck unverzüglich auf einen Auftrag des Landvogts von Schwaben, Maximilian Kurs von Prag auf Regensburg und Augsburg zu Freiherr von Ilsung, in der Zeit vom 3. Dezember verlegen. Die aufgelösten Posten sollten mit 700 1579 bis zum 31. Januar 1580 diesen neuen Post- 97 2 Die \'('ein- und Postkurskarte des Regensburger \'{'einhändler und Gastwirts Johann Christoph Glätzl (um 1740) 3 Der "Böhmerwaldkurs" über" ictenau" per Prag. Ausschnitt aus der Weinkarte des Gastwirts Gätzl (um 1740) kurs mit 19 Posten zwischen Augsburg und Prag. strumente seit Beginn des Postwesens verwendeten Auf dieser Reise, die hinzu fünf und zurück sechs sogenannten "S'tundenpiisse", auf denen jeder Post­ Tage in Anspruch nahm, passierte er zwischen bote die Ankunfts- und Abgangszeiten der Post­ Regensburg und der böhmischen Grenze die Sta­ sendungen auf seiner Poststation neben besonde­ tionen Kürn, Bruck, Rötz und Waldmünchen. Die ren Ereignissen eintragen musste. erste Station im Königreich Böhmen war Klentsch. Dieser "neue" Postkurs zwischen Augsburg und Nach Ausweis dieser Stundenzettel erreichten 1596 Prag über den Böhmerwald etablierte sich rasch die Postpakete, die am 18. November in Prag zu einer beständigen, regelmäßig benutzten Post­ abgefertigt wurden, nach einen 32-Stundenritt route. Dies belegen detailliert die als Kontrollin- durch Böhmen, am 20. November 8 Uhr früh 98 Waldmünchen, um 8 Uhr abends desselben Tages Finanzielles Dilemma tllJI Besoldung Regensburg und am 21. November 10 ChI' mor­ gens Geisenfeld, wo es beim \Veitertransport eine In diesem Jahr spaltete der "BrttderijlJlSt im Hause Verzögerung gegeben haben musste. Habsburg", die Auseinandersetzung um die Abset­ zung Kaiser Rudolfs 11. durch seinen Bruder Matt­ Augsburg wurde deshalb erst am 21. Noyember hias, die habsburgischen Kronlande. Rudolf H., der um Mitternacht erreicht. Trotz dieser Verzögerung im Vergleich zu Lieben nur noch die Kaiserwürde benötigte die Sendung von Prag nach Augsburg und das Königreich Böhmen behaupten konnte, drei Tage oder 72 Stunden bzw. yon \'\'aldmünchen sollte nun als römisch-deutscher Kaiser, dem bis Augsburg 40 Stunden. an einer guten Kommunikationsyerbindung ins Reich aus machtstrategischen Gründen gelegen sein Für die etwa 345 km Gesamtstrecke yon Prag musste, durch die Böhmische Kammer auch für nach Augsburg waren die Postreiter um 1600 also die Besoldung dieser zehn Postboten auf Reichsge­ drei Tage unterwegs, was einer \'('egeleistung \'on biet z\\'ischen Waldmünchen und Augsburg Sorge etwa 4,8 - 5,0 km pro Stunde entsprach. Ein tragen. 1590 von Georg lIayr herausgegebenes, zu Augs­ burg bei Michael ~Ianger gedrucktes "lregbticblin ~Iit der Einstellung der Besoldungsbezahlungen der/iimemesten lfi'c;ge l'Ilnd gebretlclJlichsten Strassen d/frch durch das Salzamt zu Wien an die "zehn armen Post­ gantz Tettfschland" führt nach dem Vorbild der älteren botel/" oder die sechs "Ij'roliscbeJl Post Potten" zum Meilenscheiben jene Städte, Märkte und Dörfer Stichtag 25. Juni 1608 begann für diese Posten dieses neuen Postkurses auf, die man auf den 45 am Böhmerwaldkurs ein langjähriges finanzielles 1/2 Meilen Straße zwischen Augsburg und Böhmen Dilemma um ihre Besoldung. Zunächst schlug der berührte; hinter Regensburg werden dort nur Nit­ erbländische Hofpostmeister Georg Püchel von tenau, Bruck und Neukirchenl-BalbiniJ genannt. Püchelberg der kaiserlichen Hofkammer vor, die 19 Posten von Prag nach Augsburg künftigzur Gänze Diese
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  • Vol. XLIII (2021)
    REVIEW ARTICLE THE THEORETICAL PAST: NEW PERSPECTIVES ON HISTORY AND TEMPORALITY KONRAD HAUBER ZOLTÁN BOLDIZSÁR SIMON, History in Times of Unprecedented Change: A Theory for the 21st Century (London: Bloomsbury Academic, 2019), xiii + 209 pp. ISBN 978 1 350 09505 2. £85.00. US$114.00 DONALD BLOXHAM, Why History? A History (Oxford: Oxford University Press, 2020), xi + 396 pp. ISBN 978 0 198 85872 0. £35.00. US$45.00 ACHIM LANDWEHR, Diesseits der Geschichte: Für eine andere Historiographie (Göttingen: Wallstein, 2020), 380 pp. ISBN 978 3 835 33742 8. €28.00 MAREK TAMM and PETER BURKE (eds.), Debating New Approaches to History (London: Bloomsbury Academic, 2018), xiii + 371 pp. ISBN 978 1 474 28191 1. £75.00. US$100.00 History is in crisis. At least this is what a number of reports and articles imply. They suggest that academic history is suffering from a decline in public relevance, if not in graduate numbers.1 Histor ians such as Jo Guldi, David Armitage, and Niall Ferguson have made the 1 Benjamin M. Schmidt, ‘The History BA since the Great Recession’, Perspectives on History, 26 Nov. 2018, at [https://www.historians.org/ publications-and-directories/perspectives-on-history/december-2018/ the-history-ba-since-the-great-recession-the-2018-aha-majors-report], accessed 15 Jan. 2021; Eric Alterman, ‘The Decline of Historical Thinking’, The New Yorker, 4 Feb. 2019, at [https://www.newyorker.com/news/news- desk/the-decline-of-historical-thinking], accessed 15 Jan. 2021; Bagehot, ‘The Study of History is in Decline in Britain’, The Economist, 18 July 2019, at [https://www.economist.com/britain/2019/07/18/the-study-of-history-is- in-decline-in-britain], accessed 15 Jan.
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