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Film und Politik: Porträt Konrad Wolf

24 olfgang Kohlhaase und Konrad Wolf bei den Dreharbeiten zu © D efa - Stiftung / Dieter Lück Wolf olfgang Kohlhaase und Konrad W

Den ersten intensiven Kontakt mit Konrad Wolf hatte te, notierte: »Ich habe diesen Mann bewundert wegen ich, nachdem er gestorben war. Damals, im Frühjahr seiner Ruhe, die er ausstrahlte, wegen seiner Beson- 1982, war ich Redakteur der Ost-Berliner Zeitschrift nenheit und Beherrschtheit in allen Lagen, die immer Film und Fernsehen, und es war uns ein Bedürfnis, zur von einem leisen, selbstironischen Humor umspielt war. Erinnerung an ihn ein Sonderheft über ihn und seine Überhaupt herrschte Ruhe, wie ich sie weder vorher Filme herauszubringen. Wir baten Freunde, Verwandte noch nachher bei Dreharbeiten erlebt habe.« Der und Kollegen, über Wolfs Arbeit, seine Wurzeln, seine Schriftsteller Stephan Hermlin sagte über Wolfs viel- Biografie zu reflektieren. Wir holten Stimmen von Re- leicht wichtigsten Film ICH WAR NEUNZEHN, mit dem gisseuren aus Ost und West ein. Uns gelang es sogar, sich der Regisseur der Zeit am Ende des Zweiten Welt- ein Gespräch mit seinem Bruder zu bekommen, dem krieges genähert hatte: »Dieses merkwürdige, ergrei- geheimnisumwitterten Markus Wolf, der seit Jahrzehn- fende Werk war unter allen Kriegsfilmen der am meis- ten als Chef des DDR-Auslandsgeheimdienstes fun- ten beredte und der verschwiegenste.« Und Wolfs gierte und nun über die Jugendjahre in Moskau sprach. West-Berliner Regiekollege Peter Lilienthal ergänzte: schrieb damals über Konrad »Es gibt Filme, die von der Macht angesteckt werden, Wolf: »Er war groß, dunkel, schweigsam, viele hielten von den Visionen der Herrschenden, infiziert von Ruhm, ihn für schwer zugänglich, aber fast alle nannten ihn Sieg und Größe. Nicht die von Konrad Wolf. Überall Koni, selbst die, die ihn nicht näher kannten.« Die Re- Staunen über Widersprüchliches und Sinnloses, und gieassistentin Doris Borkmann erinnerte sich an »seine über den plötzlichen Verrat der Hoffnung. Ein unzerstör- Gründlichkeit, seine Sensibilität gegen Unwahres, sei- bares Netz von Bedenken, die dem Leben selbst gelten, nen Anspruch, seine Unzufriedenheit, wenn andere nicht den Mythen der Macht.« schon zufrieden waren.« Der Schauspieler Herwart Konrad Wolf, geboren am 20. Oktober 1925 in He- Grosse, den er in besetzt hat- chingen (Württemberg), war Sohn des jüdisch-kommu- nistischen Arztes und Schriftstellers . macht. Der farbige DDR-Heimatfilm mag als Hommage Nach einer behüteten frühen Kindheit folgte er dem an einen der Lehrmeister Wolfs am VGIK, den sowjeti- Vater gemeinsam mit seiner Mutter Else und Bruder schen Filmmusical-Veteranen Grigorij Aleksandrov, be- Markus ins Moskauer Exil. 1936 erhielt die Familie die griffen werden, vielleicht auch als Annäherung an eine sowjetische Staatsbürgerschaft; im selben Jahr wirkte ihm fremde Landschaft und Mentalität, durch die der »Koni« in einer kleinen Rolle in Gustav von Wangen- Hauptdarsteller, eine Art deutscher Harold Lloyd, toll- heims Exilfilm KÄMPFER mit. 1942 meldete sich der patschig und naiv stolpert. Aber an ein Lustspiel wagte Siebzehnjährige freiwillig zur Roten Armee. Vielleicht ist sich Wolf niemals wieder, das war nicht sein Ding; es ein Brief seines Vaters gewesen, der ihm eine Art schon seine nächste Arbeit entsprach viel Richtschnur für sein Leben gab. Im Oktober 1944, als mehr dem ernsthaften, grüblerischen, nach historischer Konrad Wolf mit den sowjetischen Truppen schon in Wahrheit forschenden Künstler. Richtung unterwegs war, hieß es dort: »Wenn es Ein Jahr vor seinem Tod, im März 1981, sprach schwere Situationen gibt, wo einem keiner raten und Konrad Wolf auf einer Tagung der Akademie der Künste helfen kann, da muss man selbst nach seinem Gewis- über seine Auffassung von Wahrhaftigkeit. »Wir leben sen die Entscheidung mutig fällen und den Weg unbe- immer mit der ganzen Geschichte«, sagte er, »sie ist irrt zu Ende gehen. Der größte Mut ist die Zivilcourage, unteilbar. Und doch haben wir zu oft Geschichte nur das heißt in allen wichtigen Dingen seine Überzeugung befragt nach dem, was unsere Wünsche über ihren zu vertreten und seine Meinung zu sagen. Das kann Lauf zu bestätigen scheint. Unsere eigene Geschichte einen gewiss manchmal bei kleinen Geistern missliebig verklärt sich zuweilen in eine Folge von ausschließlich machen; aber letzten Endes ist es das richtige und hat richtigen Entscheidungen und ununterbrochenen Erfol- auch den Aufrichtigen niemals gereut.« gen. Aber gerade Jüngere fragen uns nach den Feh- Im April und Mai 1945 nahm Konrad Wolf im Range lern, die wir oder unsere Väter gemacht haben. (…) eines Leutnants der Roten Armee am Sturm auf Berlin Die Wahrheit der Geschichte und die Wahrheit der teil. Nach der Befreiung wurde er kurzzeitig Mitarbeiter Kunst müssen deshalb der Raum sein, in dem die Ju-

der , dann Referent der Sowjetischen gend groß wird. Sie muss ihnen das Selbstverständli- Konrad Wolf Militäradministration für Presse, Theater und Film in che sein.« Sachsen-Anhalt und Mitarbeiter des Hauses der Kultur Wahrhaftigkeit der Kunst: Für Konrad Wolf war das 25 der Sowjetunion in Berlin. Zu jener Zeit entschied er keine Phrase. Schon in seinem dritten Film LISSY ver- sich, Regisseur zu werden. Für eine entsprechende suchte er sich an der besonders für ihn sehr schwieri- Ausbildung, die in Deutschland nicht zu haben war, gen Aufgabe, die Psyche deutscher Kleinbürger, die zu kehrte er noch einmal in die Sowjetunion zurück: Von Mitläufern und Handlangern Hitlers wurden, zu erkun- 1949 bis 1955 studierte er an der legendären Moskau- den. Mit der Gestalt des arbeitslosen Angestellten und er Filmhochschule VGIK, an der auch Pudovkin, Kulešov späteren SA-Sturmführers Fromeyer porträtierte der und andere Meister unterrichteten. 1954/55 wurde Regisseur einen Vertreter jener Millionen von Deut- Wolf Regisseur der DEFA, wo er als ersten Film ein mu- schen, die sich 1932/33 von der NSDAP einen Auf- sikalisches Lustspiel inszenierte: EINMAL IST KEINMAL, schwung der Wirtschaft und privaten Wohlstand erhoff- in dem ein junger westdeutscher Klavierspieler und ten. Ein für die DEFA eher ungewöhnliches Sujet, das Komponist Bekanntschaft mit dem schönen Erzgebirge bislang nur in Filmen wie Wolfgang Staudtes ROTATION (1949) oder Falk Harnacks DAS BEIL VON WANDSBEK (1951) gestaltet worden und längst zugunsten kommu- nistischer Widerstands- und Heldenverehrung à la ERNST THÄLMANN – FÜHRER SEINER KLASSE aufge- geben worden war. Auch STERNE, Wolfs fünfter Film, ästhetisch deutlich vom sowjetischen Tauwetter-Kino beeinflusst, macht einen deutschen Mitläufer zur zent- ralen Figur: den Unteroffizier Walter, der sich im Krieg vom Nihilisten zum kritisch Denkenden entwickelt. Mit solch subtilen Einblicken in das Innenleben der NS-Dik- tatur setzte Wolf nicht nur den DEFA-eigenen plakativen Propagandafilmen eine nachdenkliche Haltung entge-

onrad Wolf bei den Dreharbeiten zu GENESUNG Wolf K onrad gen, sondern auch jenen westdeutschen Kriegsfilmen, DER GETEILTE HIMMEL DER GETEILTE

die zu jener Zeit in der Bundesrepublik Furore machten – im Sommer 1966 vehement gegen das Verbot des und die Wehrmacht zu entschulden suchten. STERNE, Frank-Beyer-Films SPUR DER STEINE. Seine Stimme eine deutsch-bulgarische Koproduktion, durfte in Can- wurde von der politischen Obrigkeit zwar zur Kenntnis nes aufgrund westdeutscher Einsprüche nur als bulga- genommen, aber nicht erhört. Konrad Wolf war bei dem rischer Film gezeigt werden und erhielt den Sonder- Treffen einiger Freunde in der Wohnung Beyers dabei, preis der Jury: ein internationales Achtungszeichen für als sein Autor (STERNE) äußerte: das Werk des jungen DDR-Regisseurs. »Jetzt hilft es nur noch, auf den Alexanderplatz zu ge- Zugleich blieben für Konrad Wolf in der zweiten hen und sich selbst zu verbrennen...« Solche spektaku-

Konrad Wolf Hälfte der 1950er Jahre Erfahrungen mit der politischen lären öffentlichen Manifestationen waren freilich nicht Zensur nicht aus: Sein realistischer Gegenwartsfilm Wolfs Art – er bereitete, gemeinsam mit Wagenstein, 26 SONNENSUCHER über die schwierige deutsch-sow- stattdessen den Film GOYA vor, mit einer Sequenz, in jetische Zusammenarbeit im Uranbergbau in der Wis- der Künstler und Philosophen von der spanischen In- mut wurde zunächst von DDR-Behörden beargwöhnt, quisition gedemütigt werden: ein Sinnbild auch für die dann vom sowjetischen Außenministerium verboten. DDR-Politik des 11. Plenums. Auch dass er 1965 aus- Der Film mit seinem nüchternen, harten und differen- gerechnet Antoine de Saint-Exupérys modernes Mär- zierten Blick kam erst 1972 in die Kinos: viel zu spät, chen DER KLEINE PRINZ fürs DDR-Fernsehen adaptier- um dem DEFA-Gegenwartsschaffen die künstlerischen te, spricht für seine moralisch-ethische Verfasstheit in Impulse geben zu können, die durch ihn unbedingt jener Zeit: Der Kernsatz des Buches, »Man sieht nur mit möglich gewesen wären. Konrad Wolf fügte sich aus dem Herzen gut«, war schließlich das genaue Gegenteil politischer Räson in solche Entscheidungen, unterlief jeder vordergründigen staatstragenden Agitation. sie aber zugleich mit einigen seiner nächsten Filme. Konrad Wolf, der, wie Verwandte und Freunde er- Beispielsweise wurde die Adaption des Chris- zählten, »auf Russisch träumte«, untersuchte in seinen ta-Wolf-Romans DER GETEILTE HIMMEL zu einem so- Filmen immer wieder das Verhältnis zwischen Russen wohl politischen wie auch künstlerischen Pauken- und Deutschen. Nach den verbotenen SONNENSU- schlag. In Anlehnung an Filme von Alain Resnais CHERN und vor dem eher kammerspielhaften MAMA, (LETZTES JAHR IN MARIENBAD) griff Wolf auf moderne ICH LEBE gelang ihm das wohl am eindringlichsten in filmische Erzählweisen zurück, um Entfremdungser- ICH WAR NEUNZEHN, einer Arbeit, in der er seine eige- scheinungen innerhalb der DDR zu beschreiben: Er nen Erlebnisse und Erfahrungen vom Ende des Zweiten nutzte die Geschichte einer Liebe, um über Opportunis- Weltkrieges verdichtete. Wie einst er selbst, redete nun mus und Bürokratismus, Heuchelei und Niedertracht auch Gregor Hecker, sein filmisches Alter Ego, von ei- auch in der »sozialistischen Menschengemeinschaft« nem klapprigen Lautsprecherwagen zu den deutschen zu reflektieren. Soldaten, forderte sie zum Niederlegen der Waffen auf. So wie er diesen Film gegen alle Einwände durchzu- Wolf und sein Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, mit setzen verstand, wandte er sich – nunmehr bereits zum dem er hier zum ersten Mal zusammenarbeitete, bau- Präsidenten der Akademie der Künste der DDR gewählt ten den Film episodisch auf. Diese offene Fabelstruktur erlaubte sowohl ein Nebeneinander von tragischen, ly- Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit erzogen. Er rischen, sentimentalen und komischen Elementen als hat es mir damit schwergemacht und ich war ihm auch eine Vielzahl von Figuren, in denen sich ebenso dankbar dafür. Seine Ratschläge waren immer Vor- viele Geisteshaltungen manifestierten. So läuft der Film schläge, nie bevormundend und meist in Frageform nicht auf einen einzigen Höhepunkt zu, sondern besteht gekleidet. (...) Wenn es mal Probleme gab, hieß es oft: aus kleinen, in sich abgeschlossenen dramaturgischen Geh’ doch zum Wolf! Aber das war wie am Anfang un- Einheiten, die zusammengenommen ein authentisches serer Bekanntschaft: Zum Konrad Wolf geh’ ich erst Bild der Zeit geben. Dabei wurde das in der DDR ge- zum Schluss, wenn ich mir gar nicht mehr zu helfen pflegte Klischee vom strahlenden russischen Sieger weiß. Ja, wohin geh’ ich nun?« ebenso wenig bedient wie das vom glücklichen deut- Ralf Schenk schen Befreiten, der sofort zum Antifaschisten wird und damit unversehens zum »Sieger der Geschichte« mutiert. Genesung | DDR 1956 | R: Konrad Wolf | B: Karl Georg Konrad Wolf verstand sich niemals nur als Künstler, Egel, , nach ihrem gleichnamigen Hörspiel | als Filmemacher. Mit seinen Filmen, aber auch weit da- K: Werner Bergmann | M: Joachim Werzlau | D: Karla rüber hinaus machte er Politik. Schon ab 1959 fungier- Runkehl, Wolfgang Kieling, Wilhelm Koch-Hooge, Wolf- te er für sechs Jahre als 1. Vorsitzender der Gewerk- gang Langhoff, Eduard von Winterstein | 106 min | schaft Kunst in der DDR, 1965 wählte ihn die Akademie Nach einem Hörspiel des Arztes, Schriftstellers (und der Künste zu ihrem Präsidenten, ein Amt, das er bis zu damaligen DEFA-Chefdramaturgen) Karl Georg Egel seinem Tode innehatte. 1967 war er Gründungs- und inszeniert Wolf die Geschichte des »falschen Medizi- Vorstandsmitglied des Film- und Fernsehverbandes; ners« Friedel Walter. Eine schillernde Figur, die sich von 1981 wurde er gar Mitglied des Zentralkomitees der einem unpolitischen Träumer zu einem über sich und Staatspartei SED. In diesen Funktionen sah er sich stets sein Leben reflektierenden Charakter emanzipiert. Im zwischen vielen Fronten. Was bedeutete es, zugleich »Dritten Reich« bricht der junge Mann sein Medizinstu- Künstler und Funktionär zu sein? Welchen Spagat dium ab, weil er nicht in den NS-Studentenbund eintre- musste er machen, um die eigenen, oft dogmatischen ten will. Dennoch rettet er einem Antifaschisten das Konrad Wolf Genossen von der Notwendigkeit kritischer, analyti- Leben. Als im Krieg ein Arzt getötet wird, zieht er des- scher Kunst zu überzeugen? Freunde Wolfs wissen von sen Kittel an und behält seine falsche Identität bei. Der 27 seiner zunehmenden Ermüdung zu berichten: Er sah Film ist als große Rückblende inszeniert – gleichsam sich, wie viele Künstler der DDR, einer ständigen Berg- als Plädoyer des einst schwer verletzten Kommunisten und Talfahrt zwischen Perioden des politischen Tauwet- () gegenüber dem Staatsanwalt, der ters, des vagen Liberalismus und Phasen der Eiszeit die Lüge Friedels zur Anklage bringen will. Verhandelt ausgesetzt, in denen Vernunft oft nur eine bescheidene wird »das Problem der faktischen und moralischen Rolle spielte. Zwar blieb Wolf der sozialistischen Idee Schuld des einzelnen, die Frage seiner Verantwortung treu; aber wie sie praktisch ausgeführt wurde, sah er und Verantwortungsfähigkeit« (Klaus Wischnewski). – man merkte es einem Film wie SOLO SUNNY an – Dass Friedel am Ende freigesprochen wird, bedeutete zunehmend mit Verzweiflung. Dieser als Funktionär auch eine Absage Wolfs an die Praktiken stalinistischer verbal Ausdruck zu verleihen, war für ihn schwierig: Justiz mit ihren aktuellpolitisch motivierten Strafurtei- Jedes seiner Worte wurde von allen Seiten auf die len. Wolfgang Kieling in der Hauptrolle zieht alle Regis- Goldwaage gelegt. Seine Reden als Präsident der Aka- ter einer differenzierten Charakterisierungskunst. demie der Künste zeugen von diesem ständigen Kampf  Dienstag, 9. April 2019, 18.30 Uhr | Zu Gast: Ralf mit sich selbst und der Gesellschaft, der er dienen woll- Schenk te: Immer noch wagte er auf eine Besserung der Ver- hältnisse zu hoffen, aber immer mehr mischte sich in Die Zeit, die bleibt | DDR 1985 | R: Lew Hohmann | B: diese Hoffnung Mahnendes, Warnendes. Er starb auch Wolfgang Kohlhaase, Lew Hohmann, Christiane Mü- deshalb so jung, mit nicht einmal siebenundfünfzig ckenberger, Regine Sylvester | K: Christian Lehmann | Jahren, weil er zwischen alle Mühlsteine geraten war M: Günther Fischer | 107 min | Drei Jahre nach dem und sich darin aufrieb. frühen Tod Konrad Wolfs erinnern enge Wegbegleiter an Die Regisseurin Evelyn Schmidt, in den späten den Regisseur und Präsidenten der Ost-Berliner Akade- 1970er Jahren Meisterschülerin Wolfs, schrieb in dem mie der Künste. Mit ausführlichen Filmzitaten aus sei- schon erwähnten Heft von Film und Fernsehen, er habe nen DEFA-Filmen und spannendem dokumentarischen sie wie manchen anderen der jüngeren Generation »zur Material aus seiner Jugend im sowjetischen Exil, der Stalin-Ära und dem Zweiten Weltkrieg. Großen Raum DDR-Behörden zur Zwangsarbeit im Uran-Bergbau ver- nimmt die Erinnerung an ein Filmprojekt Konrad Wolfs urteilt. Ihr neues Zuhause, die Wismut, ist ein Sammel- ein, mit dem er sich am Ende seines Lebens beschäf- becken ungewöhnlicher Schicksale: Hier arbeiten eins- tigte: DIE TROIKA, ein großer Spielfilm über Freund- tige Anarchisten neben ehemaligen SS-Männern, und schaften aus der Zeit der Kindheit, die bis in die Gegen- russische Offiziere halten Wacht über den Betrieb, der wart und rund um den Erdball nachverfolgt werden. den Grundstoff für ihre Atomrüstung liefert. Die Emotio- Markus Wolf, der Bruder des Filmemachers und lang- nen prallen aufeinander. Konrad Wolf beginnt die Dreh- jähriger Chef der DDR-Auslandsspionage, ließ sich von arbeiten im April 1957, kurz nach Chruščëvs Anti-Sta- den Aufzeichnungen Konrad Wolfs zu dem Buch »Die lin-Rede auf dem XX. Parteitag der KPdSU und mitten in Troika« inspirieren, mit dem er an seinen Bruder erin- einer Phase des »Tauwetters«. Doch noch während des nert und dessen Wunsch nach Frieden und Völkerver- Drehs wird der Regisseur mit Einwänden von maßgeb- ständigung noch einmal untermauert. Kritische Text- lichen Politikern der DDR und der UdSSR konfrontiert. stellen zu Stalins Politik mussten 1985 aus dem Film Das Uran-Bergwerk im Süden der DDR sähe, so heißt herausgenommen werden. es, ähnlich verwahrlost aus wie eine Goldgräberstadt  Mittwoch, 10. April 2019, 18.30 Uhr | Zu Gast: Ralf im Wilden Westen. Zugleich wird kritisiert, dass Wolf die Schenk führende Rolle der Kommunistischen Partei nicht aus- reichend würdige. Wolf macht Nachaufnahmen, schnei- Lissy | DDR 1957 | R: Konrad Wolf | B: Alex Wedding, det um, beharrt aber auf seinen Prinzipien des kriti- Konrad Wolf nach dem Roman »Die Versuchung« von schen Realismus. Nachdem die Ost-Berliner Behörden F.C. Weiskopf | K: Werner Bergmann | M: Joachim die staatliche Freigabe erteilt haben, kommt ein Veto Werzlau | D: Sonja Sutter, Horst Drinda, Hans-Peter Mi- aus Moskau: Der Film darf nicht aufgeführt werden. netti, Gerhard Bienert, Raimund Schelcher | 89 min | Angesichts der internationalen Lage sei es inopportun Wieder fragt Wolf nach der Verantwortung des Einzel- zu zeigen, wie in der DDR das Uran für sowjetische nen in historischen Umbruchzeiten: Waren die Deut- Atombomben gefördert werde. Erst nach dem Macht-

Konrad Wolf schen, die Hitler zujubelten, alle Verbrecher? Wie viele antritt Honeckers 1971 kommt SONNENSUCHER ins Kino. Andere verspricht sich der arbeitslose Angestellte Fro-  Mittwoch, 17. April 2019, 18.30 Uhr 28 meyer von Hitler und der NSDAP eine Verbesserung seiner wirtschaftlichen Situation. Als Gegenfigur baut Sterne | DDR 1959 | R: Konrad Wolf | B: Angel Wagen- Wolf die Frau Fromeyers, Lissy, auf. Sie ist Tochter ei- stein | K: Werner Bergmann | M: Simeon Pironkow | D: nes sozialdemokratischen Arbeiters aus dem Wedding, Sascha Kruscharska, Jürgen Frohriep, Erik S. Klein, möchte heraus aus dem ärmlichen Milieu und arbeitet Stefan Pejchev, Georgi Naumov | 92 min | Unteroffizier als Verkäuferin in einem Tabakladen am Kurfürsten- Walter, in Leningrad verwundet und nun in Bulgarien damm. Auch sie erweist sich zunächst als politisch stationiert, beaufsichtigt bulgarische Zivilarbeiter. Als blind, trennt sich am Schluss aber von ihrem Mann und ein Transport griechischer Juden eintrifft, verweigert er geht eigene Wege. LISSY entsteht nach dem 1937 erst- ärztliche Hilfe für eine schwangere Frau. Wegen dieser mals publizierten Roman »Die Versuchung« von F.C. Haltung wird er von Ruth, einer jüdischen Lehrerin, zur Weiskopf (1900-1955). Während das Arbeitermädchen Rede gestellt. Walter, den der Krieg zum Nihilisten ge- im Buch zum kommunistischen Widerstand findet, ent- macht hat (»Jetzt ist das Zeitalter des allgemeinen Idio- lässt sie der Film eher ins Vage, Ungewisse. Ihr Gang in tismus hereingebrochen«) beginnt, sein Gewissen zu den Nebel ist kein Fanal, sondern ein Verweis auf die befragen. Noch während der Auseinandersetzung um nun folgende Zeit der Einsamkeit, Angst und Bedro- SONNENSUCHER realisiert Wolf diesen Stoff als hung. deutsch-bulgarische Koproduktion. Angel Wagenstein,  Dienstag, 16. April 2019, 18.30 Uhr der während des Krieges bei den Partisanen gekämpft und später mit Wolf an der Moskauer Filmhochschule Sonnensucher | DDR 1958 (1972) | R: Konrad Wolf | B: WGIK studiert hatte, schrieb das Szenarium. Zwei jüdi- Karl Georg Egel, Paul Wiens | K: Werner Bergmann | M: sche Volkslieder begleiten die Tragödie musikalisch; Joachim Werzlau, Hans-Dieter Hosalla | D: Ulrike Ger- Wolf und sein Kameramann Werner Bergmann entwer- mer, Günther Simon, Erwin Geschonneck, Manja Beh- fen zum ersten Mal ein optisches Drehbuch, in dem rens, Erich Franz | 116 min | Herbst 1950. Zwei Frauen, jedes Motiv genau vorgezeichnet ist. Viele Bilder wer- das elternlose Mädchen Lutz und die Prostituierte den zu emotionalen, expressiven Symbolen. STERNE Emmi, werden bei einer Razzia verhaftet und von den darf in Bulgarien zunächst nicht vorgeführt werden. Die STERNE Konrad Wolf

29 Sofioter Kulturfunktionäre unterstellen dem Film einen der Hoffnung, die Verhältnisse verbessern zu können. »abstrakten Humanismus« und reagieren allergisch auf »Tauwetter«-Kino aus Babelsberg, mit dem moralisti- die Tatsache, dass er die einheimische Kollaboration schen Anspruch, »die Realität überzeugend zu zeigen, mit deutschen Faschisten zeigt. um dadurch den Menschen klarzumachen, wie die Pro-  Dienstag, 30. April 2019, 18.30 Uhr bleme zu lösen sind, damit sie Vertrauen zur Kunst und zur Gesellschaft bekommen« (Wolf). Zugleich betritt Der geteilte Himmel | DDR 1964 | R: Konrad Wolf | B: Wolf ästhetisches Neuland. Gegenwärtiges und Ver- Christa Wolf, Gerhard Wolf, Konrad Wolf, Willi Brückner, gangenes fließen ineinander über; Personen treten in Kurt Barthel nach dem Roman von Christa Wolf | K: reale und fiktive Dialoge; Gegenstände erhalten meta- Werner Bergmann | M: Hans-Dieter Hosalla | D: Renate phorische Bedeutung. Rezensenten betonen die Ver- Blume, Eberhard Esche, Hans Hardt-Hardtloff, Hilmar wandtschaft zur Nouvelle Vague, zu den Assoziations- Thate, Martin Flörchinger | 116 min | Rita bricht zusam- techniken und surrealistischen Brechungen etwa bei men: Ihr Freund Manfred hat die DDR gen Westen ver- Alain Resnais. lassen und will nicht mehr zurück. Was ist geschehen?  Dienstag, 7. Mai 2019, 18.30 Uhr Dieser Frage spürt Christa Wolf in ihrer Erzählung »Der geteilte Himmel« nach. Konrad Wolf entscheidet sich Professor Mamlock | DDR 1961 | R: Konrad Wolf | B: bereits für eine Adaption, als das Buch erst im Manu- Karl Georg Egel, Konrad Wolf nach dem Stück von skript vorliegt. Ihn interessieren nicht so sehr die Fakten Friedrich Wolf | K: Werner Bergmann | M: Hans-Dieter der »Republikflucht«, sondern »die tieferen Ursachen, Hosalla | D: Wolfgang Heinz, Ursula Burg, Hilmar Thate, die nur auf einen äußeren Anlass warten, der die Kurz- Lissy Tempelhof, Doris Abeßer, Ulrich Thein | 99 min | schlusshandlung auslöst«. So gerät der Film zur kriti- 1933 verfasst der Arzt und Dichter Friedrich Wolf schen Bestandsaufnahme von Heuchelei, Misstrauen, (1888-1953) das Stück »Professor Mamlock«, eine un- Intoleranz, Selbstisolation. Der DDR-Gesellschaft und mittelbare Antwort auf Reichstagsbrand und NS-Terror. ihren Dogmen wird ein Spiegel vorgehalten – immer in Mit seiner Filminszenierung erfüllt Konrad Wolf ein Ver- mächtnis seines Vaters. Tragischer Held ist Hans Mam- Haltungen, Handlungen, durch Aussagen von Freunden lock, Chirurg und Chefarzt einer angesehenen Klinik. und Kollegen und eigene Reflexionen dem Zuschauer Ein nationalliberaler deutscher Großbürger, der sich vertraut werden.« Zu sehen ist Wolf am Drehort und am nicht vorstellen kann, von den Faschisten in die Enge Schreibtisch; seine Gesten und Blicke spiegeln, wie die getrieben zu werden. Doch er ist Jude, und als Hitler die behutsamen Worte, seine Visionen und Zweifel, das Macht ergreift, rücken seine Kollegen fast über Nacht Ringen um künstlerische Lösungen und um das Publi- von ihm ab. Seine Tochter wird gedemütigt, er selbst kum, die Hoffnung auf menschliche Vernunft. Sein Cre- aus der Klinik verjagt. Einziger Ausweg bleibt der do: »Wir sind mitten drin in einem Prozess, der in sich Selbstmord. »Wir wollen keine Bühneninszenierung viele Widersprüche hat, eine Bewegung in ein wirkli- verfilmen«, schreibt Wolf, »sondern das Geschehen so ches Neuland. Ich vertraue sehr dieser Entwicklung, auflösen, daß wir zu einer intensiven Bildsprache kom- diesem Prozeß, auch mit allen Rückschlägen und Nie- men.« Gemeinsam mit Werner Bergmann klügelt er je- derlagen.« des Bild aus, bestimmt ungewöhnliche Kameraper-  Dienstag, 28. Mai 2019, 18.30 Uhr spektiven. In dem österreichischen Schauspieler Wolf- gang Heinz findet er einen kongenialen Darsteller der Ich war 19 | DDR 1968 | R: Konrad Wolf | B: Wolfgang Titelfigur, der seine Lebenserfahrung in die Rolle ein- Kohlhaase, Konrad Wolf | K: Werner Bergmann | D: bringt: Wie Wolf ist auch er jüdischer Abstammung und , Alexej Ejboshenko, Jenny Gröllmann, musste 1933 fliehen. Rolf Hoppe, Dieter Mann, Wolfgang Greese | 115 min |  Dienstag, 21. Mai 2019, 18.30 Uhr Die Handlung beginnt Mitte April 1945 an der Oder und endet am 3. Mai bei einem Bauerngehöft westlich Ber- Der kleine Prinz | DDR 1966 (1972) | R: Konrad Wolf | lins. Es ist die Phase der letzten russischen Offensive; B: Angel Wagenstein, nach dem Roman von Antoine de eine Zeit, die Konrad Wolf als 19-jähriger Leutnant der Saint-Exupéry | K: Günter Marczinkowsky | M: Kirill Ci- Roten Armee erlebte. Auch Gregor Hecker, Zentralfigur bulka | D: , Eberhard Esche, Inge des Films und Wolfs Alter Ego, ist Leutnant einer sowje-

Konrad Wolf Keller, Wolfgang Heinz, Fred Düren, Jürgen Holtz, Man- tischen Aufklärungseinheit. ICH WAR 19 ist ein Film fred Krug (Gesang) | 77 min | Wolfs einziger Fernsehfilm gegen glatte Geschichtsbilder. Er zeigt, dass die we- 30 entsteht ausschließlich in den Babelsberger Ateliers. nigsten Deutschen sich 1945 wirklich »befreit« fühlten; dass die meisten statt dessen von Angst, Hass auf die Sieger und abgrundtiefem Pessimismus erfüllt waren. Die Kraft des Films beruht auf seinem Bemühen um ein Höchstmaß an Authentizität. Ohne Larmoyanz macht Wolf die Schrecken des Krieges, die Schuld der Deut- schen, nicht zuletzt den Verlust und das Verderben ei- ner ganzen jungen Generation deutlich. Dabei werden die Russen nicht zu Heroen stilisiert, sondern sind Men- schen mit Eigenheiten, Fehlern und Schwächen. Die grobkörnigen Schwarzweiß-Bilder Werner Bergmanns unterstreichen den reportagehaften Charakter des Films.  Dienstag, 4. Juni 2019, 18.30 Uhr Eine künstliche Märchenwelt, in der sich Saint-Exu- pérys faszinierender Existentialismus auf magische Der nackte Mann auf dem Sportplatz | DDR 1974 | Weise entfaltet. Als Darsteller engagiert Wolf die Crème R: Konrad Wolf | B: Wolfgang Kohlhaase | K: Werner der Ost-Berliner Theaterkünstler. – Konrad Wolf | DDR Bergmann | D: Kurt Böwe, Ursula Karusseit, Martin Tret- 1977 | R: Gitta Nickel | B: Gitta Nickel, Wolfgang tau, Elsa Grube-Deister, Katharina Thalbach, Matti Ge- Schwarze | K: Nico Pawloff | 61 min | Gitta Nickel und schonneck | 101 min | Ausgangspunkt sind Erlebnisse Wolfgang Schwarze beobachten den Regisseur Konrad des Bildhauers Werner Stötzer. Unspektakulär, dabei Wolf bei der Arbeit an MAMA, ICH LEBE. Gitta Nickel: eindringlich und mit hintergründigem Witz beleuchtet »Das war unsere einzige Chance, an ihn heranzukom- Wolf das Wechselspiel von Beruflichem und Privatem, men. Aus den Beobachtungen würde die Persönlichkeit Existentiellem und Beiläufigem. Fernab von erzähleri- Wolfs hervortreten, würde der Regisseur durch seine schen Konventionen traditioneller Künstlerfilme, setzt fragte sie nach allem möglichen, nach militärischen Dingen, aber auch nach ihrem inneren Zustand, nach ihrer psychischen und politischen Verfassung.« Mit die- sem Wissen entsteht ein Psychogramm junger Deut- scher, die von der Frage belastet werden, ob sie als Verräter oder als Patrioten handeln. Ihnen allen begeg- net Wolf mit verhaltenen Tönen, die seinem Credo ent- sprechen, keine »exemplarischen Helden zu zeigen, die von einer historischen Mission getrieben sind, von the- oretischen Erkenntnissen, revolutionären Zielen in Marsch gesetzt« werden. Es geht stattdessen um das Hervorkehren der Individualität: Die Spannbreite der Gründe für die Jungen reichen vom Wunsch, besser sich der Film aus vielen Episoden zusammen, die oft verpflegt zu werden, bis zur Hoffnung, »wiedergutma- nur angerissen werden – eine Form, die Freiräume für chen« zu können. Assoziationen ermöglicht, den »mündigen Zuschauer«  Dienstag, 18. Juni 2019, 18.30 Uhr verlangt, der »je nach seiner Beziehung zu dem, was hier Hauptgegenstand ist, nach seiner Bildung, seinem Solo Sunny | DDR 1980 | R: Konrad Wolf | B: Konrad Erfahrungswert mehr oder weniger Schichten abtra- Wolf, Wolfgang Kohlhaase | K: Eberhard Geick | M: Gün- gen« kann (Wolf). Kurt Böwe spielt einen Künstler, der ther Fischer | D: Renate Krößner, , Heide sich an der Umwelt reibt. Unter anderem beginnt sein Kipp, Dieter Montag, Fred Düren, Klaus Brasch | 104 Kemmel die Porträtplastik eines Arbeiters – und schei- min | Ein für Wolf überraschendes Sujet: die Höhen und tert daran. Doch Wolf und Kohlhaase belassen es nicht Tiefen in der Karriere und im Privatleben einer eher mit- bei der Niederlage: Sie zeigen, dass die Begegnung ih- telmäßigen Schlagersängerin. Wolf geht es um eine res Helden mit dem Arbeiter ein jeweils besseres Ver- Geschichte, »die Mut zum Leben macht, gerade am Konrad Wolf ständnis für die Leistung des anderen bewirkt. Andere Rand der Verzweiflung und gerade am Beispiel des All- Episoden tendieren mehr ins Ironische: Ein Chauffeur täglichen. Wir müssen Mut machen auf solche Men- 31 wünscht sich von Kemmel einen wasserspeienden schen; wir müssen sie ermutigen – und uns.« Hauptfi- Frosch für seinen Garten. Ein Relief über die Bodenre- gur ist Ingrid Sommer, genannt Sunny, die in einem form verschwindet in einem Abstellraum, weil es den Ost-Berliner Großbetrieb gearbeitet hat und nun als Auftraggebern zu wenig optimistisch ist. Und Kemmels Schlagersängerin über Land tingelt. Der Film setzt, mit Heimatgemeinde gerät in Streit über das Denkmal, das einer episodischen, undramatischen Erzählstruktur, drei er für ihren Sportplatz schuf: eben jenen nackten Mann, Männer in Beziehung zu ihr: Norbert, Saxophonist ihrer der schließlich mit dem Segen eines Kunstprofessors Band, hinter dessen Alkoholexzessen und Sexprotzerei- eingeweiht wird. en sich tiefe Unsicherheit verbirgt; den Taxibesitzer  Dienstag, 11. Juni 2019, 18.30 Uhr Harry mit seinem aufs Materielle orientierten Lebensin- halt; und Ralph, einen gebildeten Egozentriker und Aus- Mama, ich lebe | DDR 1977 | R: Konrad Wolf | B: Wolf- steiger. Zur Entdeckung des Films wird Renate Krößner gang Kohlhaase, nach seinem Hörspiel »Fragen an ein in der Titelrolle: zärtlich und aggressiv, verletzbar und Foto« | K: Werner Bergmann | M: Rainer Böhm | D: Peter verletzend, naiv, spontan und sehr erotisch skizziert Prager, Uwe Zerbe, Eberhard Kirchberg, Detlef Gieß, sie alle Schattierungen der Figur und erhält dafür den | 103 min | Vier junge deutsche Män- Silbernen Bären der Berlinale 1980. Der Film wird als ner in Uniformen der Roten Armee, bis vor kurzem Sol- Plädoyer für eine weit gefasste Toleranz und das Ausle- daten der Wehrmacht, die sich in der Gefangenschaft ben der Individualität empfunden. SOLO SUNNY er- dazu entschlossen, in ein Antifa-Lager des Nationalko- reicht in den ersten drei Monaten nach der Premiere in mitees Freies Deutschland zu gehen. Von dort aus wird der DDR 700.000 Zuschauer. ihr weiterer Weg an die Front führen: Als Agitatoren  Dienstag, 25. Juni 2019, 18.30 Uhr sollen sie ihre Landsleute auffordern, den Krieg zu be- enden. Wolfgang Kohlhaase: »Konrad Wolf hat sich an die Situation erinnert, in der er im Krieg selber war. Er musste zuweilen deutsche Gefangene verhören. Er be-