ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS 2025 1 - SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN -

Anforderungsprofil an das Wohnen im Landkreis Leipzig 2025 - Wohnen 65PLUS -

Endbericht Dezember 2014

Ausschreibender: Landratsamt Landkreis Leipzig

Amt für Kreisentwicklung Kreisentwicklung/Marketingmanagement

Bearbeiter: Institut für Wirtschafts- und Regionalentwicklung

Max- Liebermann- Straße 4a 04159 Leipzig

unter Mitwirkung von:

Planungsbüro Landmann Löbnitz-, 26 04539 Frau Prof. Hausmann Moschelesstr. 11 04129 Leipzig

Gefördert durch Fachförderprogramm FR-Regio des Sächsischen Staatsministeriums des Innern ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 2

Inhaltsverzeichnis

1. Ausgangssituation und Zielstellung ...... 3 2. Analyse der Ausgangssituation ...... 5 2.1 Bevölkerungsentwicklung ...... 5 2.1.1 Entwicklungstrends im Landkreis Leipzig Gesamt ...... 5 2.1.2 Kommunale Entwicklungstrends ...... 6 2.1.3 Haushaltsentwicklung ...... 18 2.1.4 Entwicklungspotential der Klein- und Mittelstädte ...... 20 2.2 Zahl und Struktur des Wohnungsbestandes ...... 22 2.3 Betreuungsstrukturen für Senioren im Landkreis ...... 28 2.4 Vergleichende Betrachtung der Gemeinden und ihrer Ortsteile hinsichtlich der Ausgangssituation und bestehende Entwicklungserfordernisse ...... 33 2.4.1 Differenzierte Ausgangssituation der Gemeinden ...... 33 2.4.2 Analyse der Gemeinden nach Ortsteilen ...... 37 2.5 Problemlagen insbesondere im Kontext zum Wohnangebot für die Generation 65PLUS ...... 46 3. Strategische Entwicklungsansätze mit besonderem Fokus auf den ländlichen Raum ...... 51 3.1 Nachfragetrends ...... 51 3.2 Kommunale Aufgabenfelder ...... 54 3.3 Barrierearmes/barrierefreies Wohnen im Ländlichen Raum ...... 59 3.4 Darstellung von Best practice-Ansätzen...... 67 4. Handlungsansätze für den Landkreis Leipzig im Kontext zum Wohnen 65PLUS ...... 77 4.1 Allgemeine Rahmenbedingungen ...... 77 4.2 Spezifische Handlungserfordernisse vor allem aus Sicht 65PLUS ...... 80 Abbildungsverzeichnis ...... 84 Tabellenverzeichnis ...... 85 Anlagenverzeichnis ...... 86

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 3 1. Ausgangssituation und Zielstellung

Wirtschaftliche, soziale und demographische Wandlungsprozesse stellen Städte und Regionen vor große Herausforderungen. In Ostdeutschland haben sich, bedingt durch späte De-Industrialisierung und tief greifende Transformationseffekte, innerhalb kurzer Zeiträume grundlegende Veränderungen vollzogen. Diese sind durch Wachstum, insbesondere Mitte der 90er Jahre, aber auch durch Stagnation und zuneh- mend durch Schrumpfung und Abwanderung sowie durch zunehmende regionale Unterschiede gekenn- zeichnet. Dementsprechend zeigen sich regional äußerst differenziert Wirkungen insbesondere auch zur Entwick- lung der Funktion Wohnen. Gemeinsam ist den Kommunen im Landkreis Leipzig, dass die Bevölkerung altert und sich damit veränderte Anforderungen an das Wohnen (Wohnung, Wohnumfeld) stellen. Diese Prozesse sind eine Herausforderung für die Kommunen aber auch für die Wohnungswirtschaft und für die im Kontext agierenden Akteure. Regional sind verschiedene Problemlagen zu bewältigen. In den 90er Jahren entstandenen Siedlungen im Umfeld der größeren Städte mit einer fast homogen gealterten Bevölkerung stehen die abseits gelegenen ländlichen Dörfer mit zunehmendem Leerstand und Problemen für alternde Hauseigentümer bei der Er- haltung/Bewirtschaftung der Anwesen gegenüber. Gleichermaßen differenziert sind Anforderungen an die Gestaltung des Wohnumfeldes aus städtischer und dörflicher Sicht bis hin zu Anforderungen an Ver- sorgungs-/Mobilitätsfragen in den dörflichen Ortslagen und peripheren Räumen. Entsprechend den sich ändernden Wohnanforderungen im Landkreis Leipzig sind Angebote anzupassen, um u.a. seniorenfreundliche Strukturen zu erhalten und weiter zu entwickeln. Die Bewältigung des demographischen Wandels ist damit eine zentrale Herausforderung für eine zu- kunftsfähige Regionalentwicklung. Der Landkreis Leipzig hat als sein Leitziel im 2011 erarbeiteten Kreis- entwicklungskonzept formuliert - ein familien-, unternehmer- und gastfreundlicher Landkreis für alle Ge- nerationen und Bevölkerungsgruppen zu sein. Dementsprechend ist eine der wichtigsten Aufgaben des Landkreises Leipzig, Maßnahmen zur Sicherung der Daseinsvorsorge insbesondere auch für seine älteren Bürger zu ergreifen (vgl. auch Kreisentwicklungskonzept-KEK 2011, Landkreis Leipzig, Kapitel II Bevölke- rung und Daseinsvorsorge). Aus Sicht des Landkreises sind diesbezüglich unter anderem die Kommunen und Träger der Wohnungswirtschaft sowie tangierte Akteure und Institutionen aber auch die Bevölkerung für entsprechende Planungs- und Entwicklungsprozesse flächendeckend zu motivieren. Der Landkreis ver- steht sich dabei als Dienstleister, dem sowohl Moderations- als auch Informationsaufgaben obliegen. In seiner Moderator-Funktion im Bereich Wohnen stehen vor dem Landkreis vielfältige Aufgaben wie: o Kritische Analyse der Ausgangssituation und Darstellung der sich daraus ergebenden Handlungs- erfordernisse - insbesondere Analyse der Bevölkerungsentwicklung und des Wohnungsbestandes o den im KEK angeschobenen Kommunikationsprozess zwischen den Kommunen, der Wohnungs- wirtschaft und den Sozialverbänden aufzunehmen und weiter zu vertiefen, o etablierte Strukturen wie die Sozialraumkonferenz nutzen, um spezifische Fragen mit unter- schiedlichen Akteuren zu diskutieren, o durch die Vermittlung der Erfahrungen unterschiedlicher Akteure (Beispiellösungen) die Anforde- rungen an ein seniorengerechtes Wohnumfeld in den Kommunen schärfen aber auch Anregungen geben, um das Zusammenwirken vielfältiger Branchen im Dienstleistungssektor im Landkreis zu verbessern, o Ableitung von Handlungsempfehlungen und Neudefinition von Zielstellungen, ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 4 o Suche nach regional angepassten Lösungen (Best Practice), um die verfügbaren Mittel so einzu- setzen, dass für die Menschen vor Ort die bestmögliche Versorgung gewährleistet wird und damit ein hohes Maß an Lebensqualität auch in dünn besiedelten Regionen erhalten bleibt, o Kommunikation nachhaltiger Ansätze im Sinne des Standortmarketings nach Innen und Außen. Unter diesen Bedingungen gewinnt ein Workshop-Prozess zur Fixierung von Entwicklungszielen für die Dörfer im Allgemeinen sowie das seniorengerechte Wohnen im Besonderen für die nächsten 10 bis 15 Jahre sowie die Erarbeitung von entsprechenden Handlungsempfehlungen für Kommunen, die Darstel- lung von Best Practice für die Wohnungsunternehmen und Wohneigentümer sowie Mieter aber auch ab- gestimmte Beratungslösungen für Senioren zunehmend an Bedeutung. Dabei kann auf bereits vorhan- dene Lösungsansätze im Landkreis (wie den Seniorenwegweiser , die Arbeit von Senioren- beiräten im Kreis und in verschiedenen Kommunen) aufgebaut werden. Entsprechend der Schwerpunktsetzung „seniorengerechtes Wohnen“ waren nachfolgende Zielstellungen für das Projekt wesentlich: . Ortsteilkonkrete Analyse der Kommunen hinsichtlich der Bevölkerungsstruktur, des Wohnungsbe- standes und der Ausstattung, um besondere Problemlagen herauszuarbeiten und spezielle Entwick- lungserfordernisse zu definieren . Unterstützung des Ausbaus von Angeboten altersgerechter Wohnungen im ländlichen Raum Ausgehend von grundlegenden Entwicklungstrends zum Wohnen sollen aufbauend auf der Alters- strukturanalyse (Nachfragesegment), das Nutzerverhalten aber auch die Erfahrungen von Trägern Be- rücksichtigung finden (Workshop: Wohnungsunternehmen, Sozialverbände), um verallgemeinernde Aussagen zur Nachfrage nach altersgerechten Wohnungen und Lösungsstrategien aufzeigen zu kön- nen. Mögliche Ansätze sind in einem breiten Kommunikationsprozess zu diskutieren: - Inwieweit ist eine Konzentration altersgerechter Wohnungen (einschließlich Pflegeangebote) in den Grund- zentren/grundzentralen Verbünden sinnvoll und notwendig?

- Ist in Dörfern die Bereitstellung altersgerechter Wohnungen (einschließlich Pflegeangebote) tragfähig, wie ist die Akzeptanz möglicher Lösungen? Welche Best Practice Ansätze gibt es für den ländlichen Raum (Klein- städte/Dörfer) für altersgerechtes Wohnen?

- Welche Akzeptanz besitzen Mehrgenerationenlösungen? Wie sind sie auszugestalten, um Akzeptanz und Potenziale z.B. des gegenseitigen Unterstützens von Jung und Alt voll zu erschließen? . Darstellung der Bedeutung der Sensibilisierung der Bevölkerung für und Unterstützung beim Umbau vorhandener Gebäude zu altersgerechten Wohnungen . Präzisierung der Anforderungen an ein altersgerechtes Wohnumfeld in den Dörfern – als Unterstüt- zung für die Kommunen, da dieses Thema im ländlichen Raum bislang nur nachrangige Bedeutung besaß . Ausloten vorhandener Versorgungsansätze und Lösungen - Diskussion von Kommunikations-/ Bera- tungsansätzen durch den Landkreis Dabei sollten die gesammelten Erfahrungen aus vorhandenen Vernetzungsansätzen im Landkreis wie Ge- riNet1, Pflegenetzwerk, Sozialraumkonferenzen als Input bzw. Diskussionsplattform genutzt werden.

1 GeriNet Leipzig – Netzwerk mit rund 250 Partnern, die in AG Themen bearbeiten, um Defizite in der geriatrischen Versorgung aufzudecken und systematisch zu beheben. Ziele: Identifikation geriatrischer Patienten; Erstellung von Behandlungs- und regi- onalen Versorgungspfaden zur Steuerung des Patienten („zur rechten Zeit am rechten Ort“); Entbürokratisierung von Versor- gungsabläufen; trägerneutrale, individuelle Beratung; Verhinderung von Doppeluntersuchungen und Krankenhauseinweisun- gen. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 5 2. Analyse der Ausgangssituation

2.1 Bevölkerungsentwicklung 2.1.1 Entwicklungstrends im Landkreis Leipzig Gesamt BEVÖLKERUNGSRÜCKGANG HÄLT REGIONAL DIFFERENZIERT AN Im Landkreis Leipzig weist nur die Stadt in den letzten Jahren eine positive Bevölkerungs- entwicklung auf. Bei den Grundzentren sind die Verluste in den peripher gelegenen Gemeinden am höchs- ten. Durchgängig negativ stellt sich das Bild bei den ländlichen Gemeinden mit größerer Entfernung zu Leipzig dar (vgl. Abb.1, Abb.2). Vergleicht man die Bevölkerungsentwicklung im Zeitraum 2009 bis 2012 mit dem Zeitraum 2005 bis 2008, ist eine Zunahme des Rückgangs zwischen 2009 und 2012 um 2,0 Prozentpunkte zu verzeichnen, im Frei- staat Sachsen nur um 1,5 Prozentpunkte.

Abbildung 1 Entwicklung der Bevölkerung 2009 bis 2012

Legende:

Für die Bevölkerungsentwicklung sind anhaltende Wanderungsprozesse verantwortlich, die sich seit 2000 nur leicht abgeschwächt haben, zudem hat sich der Rückgang aufgrund der natürlichen Bevölkerungsent- wicklung verstärkt. Immer geringeren Kinderzahlen steht ein wachsender Anteil von Älteren gegenüber. Für diesen Trend sind signifikante regionale Unterschiede nachweisbar. Für den Landkreis insgesamt wird im Zeitraum 2012 bis 2025 im Negativfall ein weiterer Bevölkerungs- rückgang um rund 28.300 Bewohner bzw. 10,8 Prozent prognostiziert. Im Landkreis werden dann noch rund 235.000 Menschen leben. Das ist in nur 25 Jahren ein Bevölkerungsrückgang um gut ein Drittel, trotz der bis Mitte 2000 vorhandenen Gewinne aufgrund der Suburbanisierung im Umfeld von Leipzig. FEHLENDE MÜTTERGENERATION DURCH SELEKTIVE ABWANDERUNG Der Bevölkerungsrückgang hat seine Ursache in zwei Entwicklungen: Die Geburten sind seit 1990 drastisch zurückgegangen und viele Menschen haben die Region verlassen. Die Abwanderung war selektiv. Insbe- sondere junge, gut ausgebildete Menschen, darunter überproportional viele Frauen, haben die Region verlassen. Das Geschlechterverhältnis ist bereits heute in der Altersklasse der 18- bis 25-Jährigen unaus- geglichen. Auf 100 junge Männer kommen 2011 nur noch rund 86 gleichaltrige Frauen im Landkreis Leipzig. Durch die selektive Abwanderung wird sich das Problem der Bevölkerungsschrumpfung noch ver- stärken. In der Region fehlen die potentiellen Mütter, um dem Geburtendefizit zu begegnen. Selbst wenn in der Region alle jungen Frauen zwei oder drei Kinder bekommen würden, wäre damit der Bevölkerungs- rückgang noch nicht gestoppt, da die Müttergeneration zu schwach besetzt ist. In fünf bis zehn Jahren wird sich dieses Problem voraussichtlich weiter verschärfen, da dann die geburtenschwachen Jahrgänge, ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 6 die nach 1990 geboren wurden, in das Familiengründungsalter kommen. Das trifft insbesondere auch die Mittelzentren, beispielsweise wird Borna 2020 (- 43,2%) die Stadt in Sachsen sein, die hinter Weißwasser den stärksten prozentualen Rückgang junger Frauen unter den Städten ab 15.000 Einwohnern aufweist, falls es nicht gelingt, gegenzusteuern. rangiert mit einem Rückgang von 39,3% auf Platz 10 in Sachsen (Quelle: 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose des Freistaates Sachsen).

ABWANDERUNG DER MOTIVIERTEN UND AKTIVEN Die Abwanderung aus der Region ist nicht nur geschlechtsspezifisch, sondern auch an die individuellen Fähigkeiten der Bewohner geknüpft. Es sind überwiegend motivierte und gut ausgebildete Menschen, die die Region verlassen und in einer anderen Stadt/Region den Neuanfang wagen. Dabei zeigt sich, dass die Ost-West-Wanderung in den letzten Jahren weitestgehend gestoppt werden konnten. Gegenwärtig do- minieren die innerregionalen Wanderungsprozesse, innerhalb derer starke Zentren (zumeist Oberzen- tren, teilweise auch Mittelzentren) die Gewinner und die ländlich-peripheren Räume die Verlierer der Wanderungen sind. Zurück bleiben oftmals die schlechter qualifizierten und die sozial schwächeren Be- völkerungsgruppen sowie die älteren Generationen. Die Region erleidet in den Gebieten mit starker Ab- wanderung einen ständigen „Brain Drain“ (Abwanderung gut Ausgebildeter=Talenteschwund) mit nega- tiven Folgen für die Innovations- und Leistungsfähigkeit. In der Gemeinwesenarbeit geht die Zahl derje- nigen, die sich engagieren und vor Ort etwas „auf die Beine stellen“ zurück. Bereits heute sind es häufig überwiegend die älteren Generationen, die mit viel Elan und kreativen Ideen, Angebote ehrenamtlich aufrechterhalten. Von der Freiwilligen Feuerwehr über den Sportverein bis hin zur Betreuung Älterer kla- gen viele Initiativen über mangelnden Nachwuchs. Im Zuge der Verknappung finanzieller Spielräume wird in Zukunft aber gerade der ehrenamtliche Bereich insbesondere bei sozialen Aufgaben an Bedeutung deutlich zunehmen ÜBERALTERUNG UND SCHWÄCHUNG DER FAMILIÄREN STRUKTUREN Da überwiegend junge Menschen die Region verlassen und die Lebenserwartung stetig steigt, wächst der Anteil älterer Menschen (Landkreis Leipzig: > 65 Jahre in 2012 Anteil von 24,4%; Prognose 2025 V2: > 65 Jahre Anteil von 32,8%). Während heute noch häufig die Unterstützung, Betreuung und Pflege der älteren Menschen bzw. der Hochaltrigen in der Familien organisiert wird, werden diese bestehenden familiären Netzwerke schwächer, da weite Teile der jungen Generation die Region verlassen und an anderer Stelle ihren Lebensmittelpunkt aufbauen bzw. aufgebaut haben.

2.1.2 Kommunale Entwicklungstrends Diese allgemeingültigen Aussagen stellen sich im Kontext zur Situation in den Gemeinden relativ differen- ziert dar. Als Grundlage der Analyse wird die zentralörtliche Gliederung insbesondere auch zur Sicherung der Vergleichbarkeit der Aussagen genutzt, d.h. es werden die Mittelzentren, Grundzentren/grundzent- ralen Verbünde und die sonstigen Gemeinden in sich und im Vergleich zueinander betrachtet.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 7 Abbildung 2 Veränderung der Gesamtbevölkerung 2012 gegenüber 2005 differenziert nach Mittelzentren, Grundzentren und weiteren Gemeinden im Landkreis Leipzig

Veränderung der Gesamtbevölkerung 2012 gegenüber 2005 (%) Mittelzentren -14,00 -12,00 -10,00 -8,00 -6,00 -4,00 -2,00 ,00 2,00 4,00

Borna, Stadt , Stadt Markkleeberg, Stadt Wurzen, Stadt

-14,00-12,00-10,00 -8,00 -6,00 -4,00 -2,00 ,00 2,00 4,00 Grundzentren Böhlen, Stadt Markranstädt, Stadt , Stadt Brandis, Stadt , Stadt , Stadt , Stadt , Stadt Groitzsch, Stadt , Stadt , Stadt

-14,00-12,00-10,00 -8,00 -6,00 -4,00 -2,00 ,00 2,00 4,00 sonstige Kommunen im Landkreis Leipzig Großpösna Rötha, Stadt Bennewitz Narsdorf /Mulde, Stadt Regis-Breitingen, Stadt Kohren-Sahlis, Stadt Espenhain , Stadt Deutzen

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 8 Wanderungsverhalten Hauptursache des Bevölkerungsrückgangs der letzten Jahre sind in vielen Gemeinden Wanderungsver- luste. Hinsichtlich der räumlichen Verteilung zeigen sich dabei nachfolgende Trends:

. Hauptgewinner bleibt weiterhin Leipzig . Werden die Wanderungsprozesse der Zentren analysiert zeigt sich, dass o die Abwanderung aus den Mittelzentren (vgl. Abb. 4) durch das Oberzentrum Leipzig dominiert wird und zu Wanderungsverlusten in den Mittelzentren in der Gesamtschau führt (Ausnahme Markkleeberg: hohe Zuwanderung aus Leipzig) o vor allem die Mittelzentren weiter an Attraktivität gewonnen haben - sehr hohe Umlandwanderung in die Mittelzentren (vgl. Abb. 5), durchweg positive Wanderungssalden aus dem Umland der Mittelzentren (al- lerdings weisen Borna und Markkleeberg auch negative Salden zu Umlandgemeinden auf);

Abbildung 3 Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner - Gesamt - 2000-2012

20,00 15,00 10,00 5,00 ,00 Borna, Stadt -5,002000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Grimma, Stadt -10,00 Markkleeberg, Stadt -15,00 -20,00 -25,00

o sich die Anziehungskraft der Grundzentren in Westsachsen respektive im Landkreis Leipzig weiter erhöht hat (vgl. Abb. 5): - die Mehrzahl der Grundzentren weisen 2012 positive Wanderungssalden auf - Umlandwanderung wendet sich i.d.R. den nächsthöheren Zentren zu - sehr hohe Wanderungsgewinne hat Böhlen, höchste Wanderungsverluste dagegen Groitzsch als Teil des grundzentralen Verbundes Groitzsch-Pegau (2008-2011) zu verzeichnen.

Abbildung 4 Regionale Reurbaniserungs- tendenzen in Westsachsen 2007 bis 2010

Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde 2012

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 9

Abbildung 5 Wanderungsverflechtung der Mit- telzentren mit ihrem Umland 2008- 2011 in Westsachsen

Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde 2013 Abbildung 6 Wanderungsverflechtung der Grundzentren mit ihrem Umland 2008-2011 in Westsachsen

Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde

2013

. bei der Betrachtung der sonstigen Gemeinden im Landkreis zeigt sich, dass besonders hohe Negativsalden (Wanderungsverluste) im Zeitraum 2005 bis 2012 Espenhain, Elstertrebnitz, Deutzen, Narsdorf, Kohren-Sahlis, Kitzscher, Borna sowie Lossatal aufweisen.

HINWEIS: Die sich vollziehenden Wanderungen innerhalb der Gemeindegebiete respektive in die Kernorte der Zentren sind über die Angaben aus der Gemeindestatistik des Statistischen Landesamtes nicht abbild- bar.

. Neben der räumlichen Wanderung werden auch unterschiedliche Wanderungsstrukturen sichtbar: o In besonderem Maße wandern Jüngere (18-35Jährige) weiterhin aus dem Landkreis nach Leipzig ab. (2012: -21,2 je 1.000 Einwohner; Sachsen: +10,0 je 1.000 Einwohner) Bei der Abwanderung Jüngerer (18-35Jährige) weisen 2005 bis 2012 vor allem die peripheren Grundzen- tren Colditz und Geithain aber auch die sonstigen Gemeinden Elstertrebnitz, Espenhain, Kitzscher, Deutzen, Lossatal, Parthenstein, Kohren-Sahlis, Narsdorf und Bennewitz besonders hohe Verluste auf. Hier sind es vor allem junge Frauen, die der Region den Rücken kehren. Eine günstigere Situation zeigt sich in Markkleeberg, Regis-Breitingen, Rötha und Böhlen aber auch in Bors- dorf, Zwenkau und Wurzen bei den jüngeren Bevölkerungsgruppen seit 2005, auch wenn hier ein negativer ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 10 Saldo zu konstatieren ist. Im Durchschnitt liegt der Negativsaldo in dieser Altersgruppe seit 2005 jährlich bei etwa 30 jüngeren Personen (18-35 Jährige) je 1.000 Einwohner mehr aus der Region gingen als in die Region kamen.

Abbildung 7 Saldo der Wanderung der Altersgruppe 18-35 in 2012 (Wanderungssaldo bezogen auf 1.000 der Altersgruppe)

Legende:

o Bei den Senioren konnten 2008 bis 2012 vor allem Geithain, Zwenkau, Brandis Naunhof und Bad Lausick mit guter Infrastruktur überdurchschnittliche Zuzugsgewinne registrieren. Zunahme weisen in diesem Zeit- raum auch Böhlen, Markkleeberg, Bennewitz, Colditz, Markranstädt, Frohburg auf, die auch von ihrer Aus- stattung an Pflege- und Betreuungseinrichtungen profitieren. Sehr hohe negative Salden (>-20%), d.h. hohe Verluste von Rentnern, sind hingegen besonders auffällig in Elstertrebnitz, Espenhain, Deutzen und Rötha. Das sind die Orte, die keine Pflegeheime haben. Gleiches trifft auf Kohren-Sahlis, Otterwisch, Belgershain und Neukieritzsch die mit Verlusten zwischen -14 und -17% ebenfalls verhältnismäßig hohe Verluste aufweisen. Trotz vorhandener Pflegeeinrichtungen verlieren einige Kommunen auch ältere Bürger wie z.B. Grimma, Groitzsch und Regis-Breitingen.

Abbildung 8 Saldo der Wanderung der Altersgruppe der über 65- Jährigen in 2012 (Wanderungssaldo bezogen auf 1.000 in der Altersgruppe)

Legende:

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 11 Abbildung 9 Wanderungssaldo der über 65-Jährigen in 2012

Durchschnittlicher Wanderungssaldo je TEW (> 65 J.) pro Jahr 2008 - 2012 Geithain, Stadt Zwenkau, Stadt Brandis, Stadt Naunhof, Stadt Bad Lausick, Stadt Böhlen, Stadt Markkleeberg, Stadt Bennewitz Colditz, Stadt Markranstädt, Stadt Frohburg, Stadt Pegau, Stadt Wurzen, Stadt Borna, Stadt Grimma, Stadt Regis-Breitingen, Stadt Groitzsch, Stadt Kitzscher, Stadt Thallwitz Trebsen/Mulde, Stadt Lossatal Großpösna Parthenstein Machern Borsdorf Narsdorf Neukieritzsch Belgershain Otterwisch Kohren-Sahlis, Stadt Rötha, Stadt Deutzen Espenhain Elstertrebnitz

-30 -20 -10 0 10 20

Abbildung 10 Vergleich natürlicher und Wanderungssaldi der Gemeinden im Landkreis Leipzig 2012 differen- ziert für MZ, GZ und sonstige Gemeinden

Mittelzentren Natürlicher Saldo und Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner 2012

Borna Grimma Markkleeberg Wurzen

Sachsen Landkreis Leipzig

-25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 Wanderungssaldo 2012 je TEW natürlicher Saldo 2012 je TEW

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 12

Grundzentren Bad Lausick, Stadt Böhlen, Stadt Brandis, Stadt Colditz Frohburg Geithain Groitzsch Markranstädt Naunhof Pegau Zwenkau -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 Wanderungssaldo 2012 je TEW natürlicher Saldo 2012 je TEW

sonstige Belgershain Kommunen im Bennewitz Landkreis Borsdorf Leipzig Deutzen Elstertrebnitz Espenhain Großpösna Kitzscher, Stadt Kohren-Sahlis Lossatal Machern Narsdorf Neukieritzsch Otterwisch Parthenstein Regis-Breitingen, Stadt Rötha, Stadt Thallwitz Trebsen/Mulde, Stadt

-25 -20 -15 -10 -5 0 5 10

Wanderungssaldo 2012 je TEW natürlicher Saldo 2012 je 1000 EW

Neben den regional differenzierten Wanderungsprozessen zeigen sich aber auch Unterschiede bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung (vgl. Abb. 9). Regional differenziert kristallisieren sich bereits ne- gative und positive Ausreißer heraus. Problembehaftet sind vor allem die Gemeinden in denen sowohl natürliche als auch räumliche Saldi einen stark negativen Trend aufweisen, wie die Grundzentren Colditz und Geithain oder auch die Gemeinden Kitzscher, Kohren-Sahlis, Regis-Breitingen oder Trebsen. Auffal- lend ist auch die starke Abwanderung in Elstertrebnitz und Espenhain. Dabei muss die Momentaufnahme noch im Zeitfortschritt untersetzt werden.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 13 Abbildung 11 Entwicklung der Geburtenrate im Vergleich Landkreis Leipzig und Sachsen

Entwicklung der Geburtenrate 2000-2012 9

8

7 Landkreis Leipzig Sachsen 6

5 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012

Quelle: Statisches Landesamt Sachsen, eigene Berechnungen

Abbildung 12 Entwicklung des natürlichen Saldos im Vergleich Landkreis Leipzig und Sachsen

Entwicklung des natürlichen Saldos 2000-2012

-3 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 -3,5

-4 LK Leipzig -4,5 Sachsen

-5

-5,5

Quelle: Statisches Landesamt Sachsen, eigene Berechnungen Die Geburtenrate (Lebendgeborene je 1.000 Einwohner) des Landkreises liegt 2012 deutlich unter dem Durchschnittswert des Freistaates Sachsen. Es ist festzustellen, dass die Schere zwischen dem Landkreis Leipzig und dem Freistaat Sachsen seit 2008 kontinuierlich weiter auseinander geht. In 2008 bis 2012 ist im Landkreis im Durchschnitt ein Geburtendefizit von 4,5 Lebendgeborenen je 1.000 Einwohner zu ver- zeichnen. Belgershain, Machern, Otterwisch, Borsdorf und Narsdorf können als einzige Gemeinden zwi- schen 2008 und 2012 durchschnittlich einen Geburtenüberschuss erzielen, die Stadt Geithain ist mit ei- nem Geburtendefizit von 11,8 Lebendgeborenen je TEW Schlusslicht. Altersstruktur Insgesamt ist der Landkreis durch eine zunehmende Überalterung geprägt. Nachdem der Landkreis bis 2008 auch aufgrund der Zuwanderung Jüngerer im Rahmen der Suburbanisierung eine günstigere Alters- struktur als der Freistaat Sachsen aufwies, geht die Schere zunehmend auseinander (vgl. Abb. 12) Vor allem die Grundzentren Geithain und Pegau (Teil des gzV Groitzsch-Pegau), aber auch Regis-Breitin- gen sind besonders stark gealtert. Hier ist der Anteil der Senioren vergleichsweise hoch und dementspre- chend auch das Durchschnittsalter der Bevölkerung (vgl. Abb. 12, Tab. 1). Gleichzeitig ist festzustellen, dass diese Kommunen eine relativ gute Ausstattung mit seniorenfreundlichen Infrastrukturen aufweisen. Belgershain, Machern und Otterwisch sind demgegenüber die jüngsten Gemeinden im Landkreis. Vor allem Belgershain zeichnet sich durch hohe Zuzüge jüngerer Altersgruppen und Wegzüge Älterer aus, die wahrscheinlich durch fehlende seniorenfreundliche Infrastrukturen in der Gemeinde oder auch geringe regionale Bindung „Zugezogener“ erklärt werden können. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 14 Tabelle 1 Altersstruktur der Bevölkerung der Kommunen im Landkreis in 2012

davon in % unter 15 in % 15-65 Jährige > 65 Jahre 2012 in % 2012 in % 2012 65-80 Jahre > 80 -85 Jahre > 85 Jahre Mittelzentren Borna, Stadt 10,7 62,8 26,5 16,4 6,9 3,2 Grimma, Stadt 12,0 64,1 23,9 14,9 6,3 2,7 Markkleeberg, Stadt 13,5 61,0 25,5 16,7 6,1 2,7 Wurzen, Stadt 11,0 62,1 26,9 16,3 7,3 3,3 Grundzentren Bad Lausick, Stadt 10,9 63,6 25,5 16,0 6,4 3,1 Böhlen (gzV) 12,2 66,1 21,7 13,1 6,3 2,3 Zwenkau (gzV) 12,4 60,9 26,7 16,7 6,9 3,1 Brandis, Stadt 12,4 65,2 22,4 13,8 5,9 2,7 Colditz, Stadt 11,5 63,2 25,3 15,8 6,7 2,8 Frohburg, Stadt 12,7 63,8 23,5 13,9 6,4 3,2 Geithain, Stadt 9,9 61,2 28,9 15,8 8,9 4,2 Groitzsch (gzV) 10,9 62,3 26,8 17,3 6,6 2,9 Pegau (gzV) 10,5 63,1 26,4 16,0 7,1 3,3 Markranstädt, Stadt 12,8 64,4 22,8 14,5 6,1 2,2 Naunhof, Stadt 12,8 63,9 23,3 14,4 5,9 3,0 Sonstige Gemeinden im Landkreis Belgershain 15,1 68,3 16,6 12,0 3,3 1,3 Bennewitz 10,9 65,9 23,2 15,8 5,3 2,1 Borsdorf 13,6 65,8 20,6 14,8 4,2 1,6 Deutzen 10,2 65,0 24,8 15,3 6,9 2,6 Elstertrebnitz 13,1 68,5 18,4 10,6 4,9 2,9 Espenhain 12,5 68,9 18,6 12,1 4,7 1,8 Großpösna 12,8 66,1 21,1 13,7 5,3 2,1 Kitzscher, Stadt 10,3 65,3 24,4 16,0 5,9 2,5 Kohren-Sahlis, Stadt 11,2 65,7 23,1 14,3 6,1 2,7 Lossatal 11,1 66,5 22,4 14,0 6,2 2,2 Machern 13,6 67,0 19,4 13,8 4,1 1,5 Narsdorf 13,7 65,7 20,6 13,4 5,0 2,2 Neukieritzsch 10,8 63,9 25,3 16,8 6,0 2,5 Otterwisch 13,9 68,3 17,8 11,9 4,3 1,6 Parthenstein 11,9 67,2 20,9 14,9 4,3 1,7 Regis-Breitingen, Stadt 10,0 60,2 29,8 18,7 7,8 3,3 Rötha, Stadt 11,7 65,1 23,2 16,4 5,1 1,7 Thallwitz 13,0 66,7 20,3 13,5 5,2 1,6 Trebsen/Mulde, Stadt 12,6 61,8 25,6 15,8 7,1 2,7

Landkreis Leipzig 12,0 63,8 24,2 15,3 6,2 2,7 Sachsen 11,9 63,5 24,6 15,2 6,5 2,9

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 15 Abbildung 13 Entwicklung des Durchschnittsalters im Vergleich Landkreis Leipzig und Sachsen und ausge- wählte kommunale Altersstrukturen

Entwicklung des Durchschnittsalters 2000 - 2012 Top 3 der ältesten und jüngsten Gemeinden im 48 Landkreis Leipzig nach Durchschnittsalter 2012 47 35 40 45 50 46 Belgershain 45 44 Machern 43 Otterwisch

42 LK Leipzig 41 Geithain 40 39 Pegau 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Regis-Breitingen LK Leipzig Sachsen

Das Geburtendefizit und die Wanderungsverluste vor allem junger (weiblicher) Bevölkerungsgruppen aber auch das Vorrücken geburtenstarker Jahrgänge in ältere Altersgruppen sowie die steigende Lebens- erwartung führen zu einem deutlichen Anstieg des Durchschnittsalters der Bevölkerung. Es stieg in den letzten 10 Jahren von 43 Jahren auf 47 Jahre an, wobei der Anstieg im Landkreis deutlich stärker verläuft als im Freistaat. Die höchsten Seniorenanteile haben 2012 Regis-Breitingen (29,8%) sowie das Grundzent- rum Geithain (28,9%).

Abbildung 14 Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung der Gemeinden im Landkreis Leipzig in 2012 (in%)

Quelle: Demografiemonitor Sachsen

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 16 Bevölkerungsprognose Die Überalterungstendenz setzt sich auch in der Prognose der Bevölkerungsentwicklung bis 2025 fort. Sie nimmt deutlich zu und vor allem der Anteil Kinder und Jugendlicher (<20 Jahre) verharrt unter 17% mit Ausnahme von Markkleeberg und Borsdorf (vgl. Tab. 2). Zudem nimmt der Anteil „Älterer“ weiter zu und liegt fast durchgängig über 30%.

Abbildung 15 Bevölkerungsprognose der Altersgruppe >65 in 2025 (Entwicklung im Vergleich zu 2008=100)

Legende:

Abbildung 16 Beispiel der Prognose der Bevölkerungsentwicklung 2025 – potentielle Altersstruktur in der ILE- Region Südraum Leipzig

EW 2025

in 1.000 Sachsen Belgershain 2,9 ILE-Region

Böhlen 5,8 Zwenkau Rötha Borna 17,9 Regis-Breitingen Deutzen 1,5 Neukieritzsch Espenhain 2,1 Markkleeberg Großpösna 5,3 Kitzscher Großpösna Kitzscher 4,9 Espenhain Markkleeberg 23,8 Deutzen Neukieritzsch 5,1 Borna Regis-Breitingen 3,6 Böhlen Belgershain Rötha 3,3

Zwenkau 8,2 ,00 20,00 40,00 60,00 > 65 15-65 <15 Region 84,4

Tabelle 2 Prognose der Altersstruktur der Gemeinden größer 5.000 EW (v1) in %

Rückgang in % Anteil der Altersgruppen in 2025 (v1) 2011 V 1 V2 V 1 V2 < 15 15-65 über 65 Mittelzentrum Borna 20,4 17,9 17,1 -12,5 -16,3 14,2 51,6 34,2 Grimma 29,8 26,1 25,5 -12,2 -14,4 15,4 51,7 32,9 Markkleeberg 24,4 23,8 22,8 -2,7 -6,6 17,6 54,5 27,9 Wurzen 16,7 14,5 14,1 -13,2 -15,7 16,0 51,3 32,7 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 17

Rückgang in % Anteil der Altersgruppen in 2025 (v1) 2011 V 1 V2 V 1 V2 < 15 15-65 > 65 Grundzentrum Bad Lausick 8,4 7,3 7,1 -12,5 -15,1 11,0 56,2 32,9 GZ-Verbund Böhlen- 6,9 5,8 5,6 -16,1 -18,6 10,3 56,9 32,8 Zwenkau 8,7 8,1 7,9 -6,6 -9,4 12,3 58,0 30,9 Brandis 9,5 8,9 8,6 -6,2 -9 11,2 58,4 30,3 Colditz 9,3 8,3 8,1 -10,8 -12,6 10,7 55,5 33,8 Frohburg 10,7 9,3 8,9 -13,2 -17 10,8 57,0 32,3 Geithain 5,7 5,1 5 -10,4 -12,3 11,8 54,9 33,3 GZ-Verbund Groitzsch 8 7,1 6,9 -10,7 -13,1 9,9 60,6 31,0 Pegau 6,4 5,8 5,6 -9,7 -12,3 10,2 57,7 32,0 Markranstädt 14,9 14,9 14,3 0,0 -4,1 12,8 57,7 30,2 Naunhof, Stadt 8,5 8 7,8 -5,4 -8,3 12,5 58,8 28,8 Sonstige Gemeinden Bennewitz 5 4,4 4,3 -12 -13,6 9,1 56,8 34,1 Borsdorf 8,2 8,3 7,9 0,9 -3,1 12,0 59,0 27,7 Großpösna 5,4 5,3 5,1 -2,4 -6,2 11,3 58,5 30,2 Kitzscher 5,5 4,8 4,7 -12,1 -14,5 10,4 56,3 35,4 Lossatal 6,4 5,7 5,6 -11,8 -13,5 10,1 56,4 33,5 Machern 6,6 6,3 6,1 -5,2 -8 11,1 58,7 30,2 Neukieritzsch 5,5 5,1 5 -7,4 -9,9 9,8 56,9 33,3 Belgershain 3,4 3,1 -8,8 10,6 57,6 31,8 Deutzen 1,8 1,6 -11,1 9,9 57,8 32,3 Elstertrebnitz 1,4 1,3 -7,1 10,0 58,6 31,4 Espenhain 2,5 2,1 -16,0 9,5 57,1 33,3 Kohren-Sahlis 2,8 2,5 -10,7 11,0 54,9 34,1 Narsdorf 1,8 1,6 -11,1 11,0 54,9 34,1 Otterwisch 1,5 1,3 -13,3 10,6 59,1 30,3 Parthenstein 3,6 3,2 -11,1 10,5 56,4 33,1 Regis-Breitingen 4,0 3,6 -10,0 9,6 57,7 32,7 Rötha, Stadt 3,9 3,3 -15,4 10,9 58,2 30,9 Thallwitz 3,7 3,3 -10,8 9,1 57,6 33,3 Trebsen/Mulde 4,0 3,5 -12,5 9,9 55,9 34,2

Landkreis Leipzig 265,3 241,8 234,2 -8,8 -11,7 11,1 57,3 31,6 Sachsen 4 137,1 3 777,5 3 646,7 -8,7 -11,9 11,6 57,9 30,5 Quelle: 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose, Statistisches Landesamt Sachsen, eigene Schätzung auf Basis 5. Reg. Bevölkerungsprognose Für die Gemeinden unter 5.000 Einwohner wurde eine Prognose in Kombination mit den Vorgaben der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose realisiert, dabei wurden auch die Angaben zur Entwicklung der Bevölkerung in den Ortslagen beachtet (vgl. Anlage 1 - Gemeindeblätter). Für die Gemeinden mit Problemlagen (vgl. Pkt. 2.4.1, S.35/36) sowie die Orte mit starkem Handlungsdruck (vgl. Pkt2.4.2, Tab. 17, S.44ff) sind die Ergebnisse der Bevölkerungsanalyse und –prognose, die Trendaus- sagen sowie die Ergebnisse der Befragung zu den Ortsteilen wichtige Grundlagen für die erarbeiteten Handlungsansätze in den Gemeindeblättern (Anlage 1). Die kleinteilige Analyse ist eine Voraussetzung für die Formulierung von Anforderungen an den Wohnungsbedarf in der Region.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 18 Diskussion - kleinteilige Bevölkerungsprognose auf Ortsteilebene2 Je kleiner die Prognoseebene, desto problembehafteter sind die Ergebnisse. Für Dörfer schließlich ist eine Bevölke- rungsfortschreibung kaum hilfreich. Denn hier können verschiedene Faktoren auch kurzfristig über Wachstum, Sta- bilität oder starke Schrumpfung entscheiden. Wichtig sind neben der Verkehrsanbindung die Ausstattung mit Kinder- einrichtungen, medizinischer Versorgung. Wenn ein Unternehmen Konkurs anmeldet, das letzte Geschäft schließt oder eine aktive Zivilgesellschaft, ein reges Vereinsleben verloren geht, können spürbare Veränderungen entstehen Dementsprechend beschränkt sich die Untersuchung auf Formulierung von Entwicklungstrends.

2.1.3 Haushaltsentwicklung Für Sachsen wird bis 2030 im Vergleich zur BRD insgesamt von einem Rückgang der Zahl der Haushalte um rund 11% ausgegangen. Die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte sinkt dabei auch (Zahl sinkt jedoch geringer – nur um 8,9%). Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Haushalte steigt auf 81,6% (2011-79,1%). Dabei wird der Anteil der Singlehaushalte über alle Altersgruppen in 2030 rund 42,2% (2011: 42,6%) be- tragen.

Abbildung 17 Veränderung der Zahl der Privathaushalte von 2009 bis 2030 in Prozent3

2 Eine multivariate Regressionsanalyse kann den Einfluss verschiedener Faktoren auf eine zu erklärende Größe ermitteln. Je größer der Beta-Wert, umso stärker die Wirkung des Faktors. Alle in der Tabelle aufgeführten Einflussfaktoren wirken „signi- fikant“, das heißt, das Ergebnis kann nicht auf einem zufälligen Stichprobenfehler beruhen. Natürlicher Saldo Arbeitslosenquote Pendlersaldo Erreichbarkeit von Oberzentren in Erreichbarkeit von Mittelzentren in Entwicklung der Erwerbstätigkeit Minuten Minuten In der vorliegenden Analyse des Berlin-Instituts erweisen sich die lokale Arbeitslosenquote und der natürliche Saldo (Gebur- ten minus Sterbefälle) als stärkster Faktor der Bevölkerungsentwicklung auf Gemeindeebene. Ihm folgen der Pendlersaldo (je mehr Einpendler, umso günstiger die Bevölkerungsentwicklung) sowie die Erreichbarkeit von Oberzentren (je kürzer die Fahrzeit, umso besser die demografische Entwicklung). Quelle: Berlin-Institut (2013): Die Zukunft der Dörfer - Webversion, S.23 3 Quelle: Pötzsch, Olga (2011) - Entwicklung der Privathaushalte bis 2030: Ende des ansteigenden Trends Ergebnisse der Haushaltsvorausberechnung 2010. In: Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, März 2011 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 19 43% der Einpersonenhaushalte werden 2030 von über 60-Jährigen gebildet und 60% der Zweipersonen- haushalte, d.h. in diesen Segmenten dominieren die Älteren. In den neuen Ländern werden 2030 von den über 60-Jährigen rund 29,2% in Singlehaushalten und 64,6% der Bevölkerung in Zweipersonenhaushalten leben.

Gegenwärtig gibt es in Deutschland etwa 40,4 Millionen Haushalte, das sind etwa 5,2 Millionen mehr als noch im Jahr 1991. Dabei vollzieht sich eine Tendenz der kontinuierlichen Verringerung der durchschnitt- lichen Haushaltsgröße, die im Jahr 2011 einen Wert von 2,02 Personen je Haushalt erreichte – gegenüber 2,27 aus dem Jahr 1991. Dabei steigt die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte an, während die der größeren Haushalte zurückgeht.

Abbildung 18 Durchschnittlich Größe der Privathaushalte im Vergleich 1991 bis 2011

Abbildung 19 Haushaltsstruktur der neuen Länder und Sachsen – Vergleich 2009 und Prognose 2030

Neue Länder 2009 39 37 15 9 2030 41 41 12 7 Sachsen 2009 43 37 13 8 2030 42 39 11 7 0 20 40 60 80 100 Quelle: Haushaltsvorausbe- rechnung 2010 - destatis Einpersonenhaushalt Zweipersonenhaushalt

Dreipersonenhaushalt 4 und Mehrpersonenhaushalt

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 20 Legt man die o.g. Angaben der Haushaltsstruktur Sachsens und der Haushaltsvorausberechnung4 zu Grunde wird für den Landkreis Leipzig ein Rückgang der Haushalte um 4,3% (Status-quo) bis 5,2% (Trend) prognostiziert, aber ein weiterer Anstieg der Einpersonenhaushalte um 5,7 Prozentpunkte erwartet. Da- bei kann davon ausgegangen werden, dass vor allem auch die Zahl der allein lebenden Älteren (ca. 38% der 1PHH sind über 70-jährige) zunimmt. Zudem wird von einem Anstieg älterer Zweipersonenhaushalte (rund 30% der 2PHH-über 70-Jährige) ausgegangen:

Abbildung 20 Veränderung der Haushaltsstruktur im Landkreis Leipzig – Basis Trendszenario

50

40

30 2011 20 2025

10

0 1-PHH 2-PHH 3-PHH >/=4-PHH

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen- Haushaltsprognose auf Basis der 5.Regionalisierten Bevölkerungsprognose 2012

Tabelle 3 Schätzung der Zahl und Struktur der Haushalte in 1000 im Landkreis Leipzig 2009 und 20253

HH Gesamt 1-PHH 2-PHH 3-PHH >/=4-PHH abs. 131,1 45,4 54,4 19,8 11,5 2011 rel. 100 34,6 41,5 15,1 8,8 (124,3) (46,9) (51,2) (16,7) (9,6) abs. 2025 (Status quo) 125,4 47,9 51,9 16,4 9,2 Trend rel. 100 38,2 41,4 13 7,4 (3,3) (-6,0) (-15,7) (-17,0) Veränderung 2011-2025 rel. (Status quo), Trend 5,8 -4,7 -17,4 -20,2 Sachsen 2011-2025 rel. -5,1 -5,1 17,6 -14,3 Trend

2.1.4 Entwicklungspotential der Klein- und Mittelstädte Klein- und Mittelstädte haben für die gesamträumliche Entwicklung eine besondere Bedeutung. Als regi- onale Zentren bestimmen sie entscheidend die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. In diesem Zusam- menhang wird laut einer aktuellen Studie des BBSR, aber auch des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln, der Wohnungsleerstand insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen künftig zu ei- nem immer größer werdenden Problem. Klein- und Mittelstädte bilden keine homogene Gruppe. Sie sind, je nach Lage im ländlichen Raum sowie ihrer Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur, unterschiedlichen Herausforderungen ausgesetzt. Struktur- starken sowie stabilen Mittel- und Kleinstädten, stehen eine Vielzahl schrumpfender Klein- und Mittel- städte gegenüber. Abb.19 zeigt die Potenziale der Klein- und Mittelstädte in Sachsen mittels Bevölke- rungs- und Wirtschaftsdaten bewertet. Es fällt auf, dass die Mehrzahl der Zentren im Landkreis Leipzig

4 Krauße, M. (2013): Modellrechnung zur Entwicklung der Zahl privater Haushalte im Freistaat Sachsen bis 2025. In: Statistik in Sachsen 1/2013 Entwicklung der Haushalte in Sachsen bis 2025 (2013). In: Statistisch betrachtet. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 21 nicht nur unter Beachtung der Bevölkerungsdaten als schrumpfend oder auch stark schrumpfend einge- schätzt wird. Ausnahmen bilden dabei nur Markkleeberg, Machern, Bennewitz und Böhlen, die als wach- send eingestuft wurden und Großpösna als stabile Gemeinde. Diese Aussage trifft damit nur auf wenige Städte und Gemeinden zu, die im näheren Umfeld von Leipzig liegen bzw. Lagepräferenzen wie Bennewitz (S-Bahn, Nähe zum MZ) aufweisen. In der Studie des BBSR wurde zudem herausgearbeitet, dass insbesondere die kommunalen Akteure durch eine aktive Familien- sowie Seniorenpolitik selbst dazu beitragen können, die Lebensqualität in Klein- und Mittelstädten zu steigern. Auch können die Wiedernutzung von Brachflächen, die Anpassung des Gebäu- debestandes an aktuelle Herausforderungen sowie die Bewahrung identitätsstiftender Bauten zur Steige- rung der Attraktivität beitragen. Allerdings wird auch deutlich, dass prinzipiell die Problemlast nicht allein durch die öffentliche Hand zu bewältigen ist, sondern das nur ein Zusammenspiel aller regionalen Partner zu tragfähigen Lösungen führen kann.

Abbildung 21 Schrumpfende Klein- und Mittelstädte – BBSR 20125

5 Quelle: Stadtentwicklungsbericht 2012. Deutscher Bundestag 17/14450 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 22 2.2 Zahl und Struktur des Wohnungsbestandes Für den Landkreis liegen nachfolgende Ergebnisse der Zensuserhebung für den Gebäudebestand insge- samt vor. Für die weitere Betrachtung sind die Ergebnisse jedoch regional zu verorten.

Mit 82,2% dominieren den Landkreis Leipzig im Wohngebäudebestand die Ein- und Zweifamilienhäuser. 17,8% der Gebäude sind Mehrfamilienhäuser, in denen sich über der Hälfte der Wohnungen (52,8%) be- finden. Der Wohnungsleerstand liegt im Durchschnitt im Landkreis bei 9,1%, wobei 13,2% der Wohnungen in MFH leer stehen, dagegen nur 4,6% der Wohnungen in EFH/ZFH. Ferien- und Freizeit-Wohnungen besitzen bislang noch eine geringe Bedeutung.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 23 Eigentumsverhältnisse Die Eigentümerquote spiegelt den Anteil der Gebäude bzw. Wohnungen wider, die vom Eigentümer selbst bewohnt werden. Somit gibt diese Quote Aufschluss darüber, wie viele Bürger in den »eigenen vier Wän- den« wohnen. Sie ist aber auch ein Indiz dafür, wie stark die regionale Bindung der Bewohner ist, da Eigentum auch das Wegzugsverhalten stark beeinflusst. Neue Untersuchungen in Ostdeutschland zeigen, dass Eigentum im Kontext zu sich verschlechternden Verwertungsbedingungen (Käufermarkt) dazu führt, dass ein Wegzug vor allem in peripheren Lagen fast unmöglich werden kann. Die Wohneigentumsquote hat sich in allen Gemeinden im Landkreis seit 1990 positiv entwickelt. Im bun- desweiten Vergleich liegt die Eigentümerquote Sachsens mit 33,2 noch wesentlich unter dem bundes- deutschen Durchschnitt von 45,3 und ist die niedrigste aller Flächenländer. Im Landkreis Leipzig sind wesentliche regionale Unterschiede erkennbar. Die niedrigste Eigentümerquote weisen in der Regel die größeren Zentren auf. Hier zeigen sich aber schon Abweichungen. Auch kleinere Orte, die aus ihrer traditionellen Entwicklung als Wohnstandorte der Industrie durch MFH geprägt waren, haben auch heute noch einen hohen Anteil Mietwohnungsbau, wie Deutzen und Kitzscher.

Tabelle 4 Gruppierung der Gemeinden nach der Wohneigentümerquote6 in % 2011

Eigentümerquote MZ GZ Sonstige Gemeinden <30 Borna Wurzen 30 bis <40 Markkleeberg Böhlen Deutzen Kitzscher 40 bis <50 Grimma Geithain Borsdorf Regis-Breitingen Markranstädt Neukieritzsch Rötha 50 bis<60 Bad Lausick Naunhof Espenhain Brandis Pegau Machern Colditz Zwenkau Groitzsch 60 bis <70 Frohburg Bennewitz Narsdorf Lossatal Trebsen/Mulde 70 bis <80 Elstertrebnitz Otterwisch Großpösna Thallwitz Kohren-Sahlis Quelle: Mikrozensus 2011, Statistisches Landesamt Sachsen Die Eigentumsstruktur nach Gebäuden wird im Wesentlichen durch privates Eigentum geprägt. Im Kon- text zur Eigentumsquote weichen auch hier Kommunen wie Borna (70,9%), Böhlen (70,0%) und Deutzen (60,0%)als ehemalige Wohnstandorte für die Industrie (sogenannte Industriegemeinden) vom Durch- schnitt ab.

Tabelle 5 Anteil der Eigentümer an Gebäuden in MZ in % 2011

Borna Grimma Markkleeberg Wurzen Gemeinschaft von Wohnungseigentümern/-innen 7,9 4,9 10,1 7,8 Privatperson/-en 70,9 88,3 79,1 78,6 Wohnungsgenossenschaft 7,7 2,3 1,2 4,9 Kommune/kommunales Wohnungsunternehmen 9,5 2,9 5,8 6,1 Privatwirtschaftliches Wohnungsunternehmen 1,9 0,4 2,5 0,9 Anderes privatwirtschaftliches Unternehmen 1,9 0,8 1,0 1,3 Bund oder Land - - 0,1 0,1 Organisation ohne Erwerbszweck 0,2 0,4 0,2 0,3

6 Die Wohneigentumsquote ist das Verhältnis der von Eigentümern selbst bewohnten Wohnungen zu der Gesamtzahl der Wohnungen ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 24

Tabelle 6 Anteil der Eigentümer an Gebäuden in GZ in % 2011

Gemeinschaft von Privat- Privatwirtschaftli- Anderes privat- Bund o- Org. ohne Woh- Kommune o- Wohnungseigen- person/- ches Wohnungsun- wirtschaftliches der Erwerbs- nungsgen. der KWU tümern/-innen en ternehmen Unternehmen Land zweck Bad Lausick 7,9 88,7 - 0,6 1,0 1,6 0,1 0,1 Böhlen (gzV) 15,5 70,0 9,9 0,5 3,0 0,7 0,2 0,2 Zwenkau (gzV) 10,1 84,5 3,6 0,3 0,7 0,6 0,1 0,1 Brandis 5,8 89,8 0,4 3,3 0,2 0,3 - 0,2 Colditz 5,0 87,7 0,2 2,7 2,9 0,6 0,2 0,7 Frohburg 4,3 92,0 0,7 0,9 1,0 0,6 0,1 0,4 Geithain 9,9 82,3 - 3,5 3,6 0,4 - 0,3 Groitzsch (gzV) 8,4 86,3 1,9 0,6 1,7 0,7 - 0,4 Pegau (gzV) 9,7 83,6 2,4 2,6 - 1,1 0,3 0,3 Markranstädt 5,6 88,8 1,5 2,4 0,6 0,8 0,1 0,2 Naunhof 5,6 88,4 0,6 2,3 1,7 1,1 - 0,3

Tabelle 7 Anteil der Eigentümer an Gebäuden in sonstigen Gemeinden des LK in % 2011

Gemeinschaft von Privat- Wohnungs- Privatwirtschaftli- Anderes privat- Bund o- Org. ohne Kommune Wohnungseigentü- person/- genossen- ches Wohnungsun- wirtschaftliches der Erwerbs- oder KWU mern/-innen en schaft ternehmen Unternehmen Land zweck Belgershain 8,8 90,2 - 0,7 - 0,3 - - Bennewitz 4,4 92,0 - 1,8 0,9 0,9 - - Borsdorf 9,9 86,5 - - 2,5 0,3 0,2 0,6 Deutzen 9,3 65,0 20,7 1,7 - 2,5 0,8 - Elstertrebnitz 3,9 91,1 - 1,9 0,6 1,2 - 1,2 Espenhain 4,4 87,3 3,5 1,3 1,5 1,6 - 0,4 Großpösna 3,1 95,2 - 0,7 0,2 0,6 - 0,2 Kitzscher 5,3 79,4 8,3 0,2 1,8 5,0 - - Kohren-Sahlis 4,8 91,6 - 1,1 1,6 0,6 - 0,3 Lossatal 3,2 93,0 0,3 2,3 0,3 0,4 0,1 0,4 Machern 6,8 90,1 - 2,0 0,8 0,3 - - Narsdorf 5,0 91,8 - 1,4 - 1,2 - 0,6 Neukieritzsch 11,0 82,5 3,1 1,2 0,8 1,0 0,2 0,2 Otterwisch 5,8 92,9 - 1,3 - - - - Parthenstein 4,5 93,2 - 1,4 - 0,7 - 0,2 Regis-Breitg. 9,5 80,4 4,8 1,1 3,0 0,9 0,3 - Rötha 6,5 84,4 5,9 0,6 - 2,6 - - Thallwitz 4,7 92,7 - 2,2 0,2 - - 0,2 Trebsen/ M. 4,7 91,6 1,5 - - 2,0 - 0,2 Quelle: Mikrozensus 2011, Statistisches Landesamt Sachsen Der Anteil der Gebäude in kommunaler Trägerschaft konzentriert sich insbesondere in den Grund- und Mittelzentren (Borna – höchster Anteil von 9,5% des Gebäudebestandes). In den sonstigen Gemeinden liegt der Anteil unter 3%. Der Anteil des genossenschaftlichen Eigentums ist mit wenigen Ausnahmen un- ter 3%. Konzentrationspunkte sind vor allem die Städte und Gemeinden, die traditionelle Wohnstandorte für die Bergbau- und Chemiebetriebe waren wie Borna, Böhlen, Deutzen, Kitzscher, Rötha und Regis- Breitingen.

Altersstruktur der Gebäude Typisch für den Landkreis ist ein hoher Anteil von Gebäuden die vor 1948 gebaut wurden (47,1%), wobei dieser unter dem sächsischen Durchschnitt liegt (54,0%). Dagegen überschritt der Anteil neugebauter ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 25 Wohnungen seit 1990 durchgängig den sächsischen Durchschnitt, was dem starken Suburbanisierungs- trend im Umfeld Leipzigs geschuldet ist.

Abbildung 22 Altersstruktur der Wohngebäude im Landkreis Leipzig im Vergleich zu Sachsen 2011

2009 und später 2005 - 2008 2001 - 2004 1996 - 2000 1991 - 1995 1987 - 1990 1979 - 1986 1949 - 1978 1919 - 1948 Vor 1919

00 05 10 15 20 25 30 35

Leipzig (Kreis) Sachsen (Bundesland)

Quelle: Genesis-Datenbank, eigene Darstellung Tabelle 8 Überblick zur Zahl der Gebäude, Altersstruktur und Leerstand7 differenziert nach Gemeindegrup- pen 2011 Gebäude ge- Leerstand3 Vor 1919 1919 - 1948 1949-1990 1991-2001 ab 2001 samt % Mittelzentren Borna, Stadt 3.807 14,6 22,9 21,1 34,6 18,5 2,9 Grimma, Stadt 7.865 9,1 35,6 19,7 25,8 16,1 2,8 Markkleeberg 4.723 5,8 15,0 23,7 20,4 31,8 9,1 Wurzen, Stadt 3.523 13,0 37,1 21,5 25,5 13,5 2,4 Grundzentren Bad Lausick 2.350 8,4 27,4 15,9 33,0 20,6 3,1 Böhlen (gzV) 1.330 9,0 17,4 42,2 19,1 17,5 3,8 Zwenkau (gzV) 2.304 7,4 25,7 29,4 16,7 25,3 2,9 Brandis 2.845 5,1 16,8 19,8 21,3 37,2 4,9 Colditz 2.676 11,6 40,6 18,8 23,7 14,8 2,1 Frohburg 3.349 6,5 34,5 10,9 34,2 17,4 3,0 Geithain 1.402 14,3 37,1 11,1 32,5 17,3 2,0 Groitzsch (gzV) 2.145 9,7 39,1 18,6 21,6 17,1 3,6 Pegau (gzV) 1.136 8,3 42,3 14,8 22,2 16,6 4,1 Markranstädt 4.118 7,9 20,9 21,9 12,5 40,5 4,2 Naunhof 2.442 6,3 23,3 16,5 19,0 35,5 5,7 Sonstige Gemeinden im Landkreis Belgershain 1.004 20,5 18,8 9,4 18,5 49,8 3,5 Bennewitz 1.642 6,8 23,3 17,3 21,3 34,8 3,3 Borsdorf 1.984 6,0 18,2 12,4 13,7 50,8 4,9 Deutzen 397 11,9 9,8 49,1 25,7 13,9 1,5 Elstertrebnitz 483 7,9 35,0 17,4 15,5 29,6 2,5 Espenhain 684 12,2 26,8 20,8 16,1 32,2 4,1

7 Anteil der leerstehenden Wohnungen an der Gesamtzahl der Wohnungen (reine Wohnungen in Wohngebäuden) ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 26 Gebäude Leerstand3 Vor 1919 1919 - 1948 1949-1990 1991-2001 ab 2001 gesamt % Sonstige Gemeinden im Landkreis Großpösna 1.958 4,2 13,0 29,4 19,2 34,1 4,3 Falkenhain 1.209 34,3 17,5 28,6 18,1 1,5 6,7 Hohburg 907 33,8 20,3 27,0 16,9 2,0 Kitzscher 1.289 17,2 11,2 37,9 32,2 16,5 2,2 Kohren-Sahlis 931 7,4 41,1 8,5 30,2 17,1 3,1 Machern 1.991 5,6 13,5 16,6 20,4 44,8 4,7 Narsdorf 515 8,0 46,8 9,9 21,4 20,0 1,9 Neukieritzsch 1.302 9,9 23,6 26,3 28,5 17,8 3,8 Otterwisch 466 3,3 28,1 10,9 27,3 31,1 2,6 Parthenstein 1.281 5,2 21,9 15,3 20,9 37,0 4,9 Regis-Breitingen 1.050 9,6 34,3 18,6 28,6 14,6 4,1 Rötha 1.004 11,0 20,3 23,4 24,1 26,6 5,6 Thallwitz 1.216 7,4 30,0 20,1 25,6 21,1 3,2 Trebsen/Mulde 1.244 5,1 30,6 27,3 22,5 17,7 1,9 Quelle: Mikrozensus 2011, Statistisches Landesamt Sachsen Die nachweisbaren regionalen Unterschiede hinsichtlich der Altersstruktur aber auch dem Leerstand las- sen Schlüsse auf zukünftige Entwicklungserfordernisse zu. Sie werden noch differenzierter im Kontext zur Bevölkerungsentwicklung bei der ortsteilkonkreten Betrachtung diskutiert.

Wohnungsneubau Typisch für schrumpfende Regionen ist ein Rückgang beim Wohnungsneubau, das zeigt sich auch im Land- kreis Leipzig, obwohl der Landkreis im sächsischen Vergleich noch günstig aufgestellt ist.

Abbildung 23 Entwicklung des Wohnungsneubaus im Landkreis Leipzig seit 2000

1400 1200 1000 800 600 400 200 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

EFH/ZFH Gesamt EFH MFH

Quelle: Genesis-Datenbank, eigene Darstellung Es wird ein starker Rückgang der Neubautätigkeit deutlich, der sich auf einem niedrigen Niveau stabilisiert hat. Dominiert wird die Bautätigkeit durch den Einfamilienhausbau, auch wenn in 2012 ein Anstieg im MFH-Bereich zu verzeichnen war. Wohnungsbauprognose Die Prognose der BBSR für den Neubaubedarf geht für den Landkreis Leipzig als Umlandkreis von einem etwas höheren Wert als in Ostdeutschland insgesamt aus (13 EFH/ZFH je 10000 EW/a). Es wird ein Bedarf ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 27 von bis zu 17 EFH/ZFH je 10.000 EW im Jahr im Zeitraum 2010 bis 2025 prognostiziert. Für den MFH- Neubau wird kein Bedarf gesehen. Die sinkenden Bevölkerungs- und Haushaltszahl wirkt sich auch auf den Immobilienmarkt/ Immobilien- preis aus. Es wird von einem anhaltend niedrigem Niveau (Preise um die 1.000 bis 1.200€ je m2), geringer Streuung und größeren Verhandlungsspielräumen beim Immobilienkauf ausgegangen. Vor allem die pe- ripheren ländlichen Gemeinden werden noch weiter an Attraktivität im Gegensatz zum Umland Leipzigs verlieren.

Abbildung 24 Hauspreis-Einkommensrelation 2009/2010 Anmerkung: Hauspreis-Einkommensrelation: Angebotspreis für Standard-EFH als Viel- faches des verfügbaren jährlichen Haushaltsnettoeinkommens (Stan- dardhäuser: EFH mit 100 bis 150 m2Wohnfläche und regional gestaffel- ten Grundstücksgrößen – Großstädte 200-650 m2, Umlandkreise 250- 700 m2; ländliche Kreise 300-850 m2)

Attraktivität des Umlandes als Standort für Zuzüge aus Leipzig In den angrenzenden Städten des Landkreises Leipzig liegen die Preise meist unter dem Leipziger Niveau. So entsprechen die Spitzenpreise für Eigentumswohnungen (Wiederverkauf) mit 1.000 €/m² in Naunhof lediglich dem Leipziger Durchschnittspreis. Auch in Markranstädt liegt die Preisspanne mit 700-1.300 €/m² noch unter den Leipziger Preisen. Nur in der unmittelbar an Leipzigs Süden angrenzenden Stadt Markklee- berg entsprechen die Verkaufspreise in etwa dem Leipziger Niveau. Hier werden für die Eigentumswoh- nungen beim Erstkauf 1.200-2.100 €/m² und beim Wiederverkauf 600-1.500 €/m² gezahlt. Ähnlich sieht die Situation bei den Grundstückspreisen für das Leipziger Umland aus (vgl. Anlage 3), nur in Markkleeberg wird das Leipziger Preisniveau erreicht. Die Baulandpreise liegen hier bei 41-300 €/m² (mit steigender Tendenz), die Eigenheimpreise zwischen 180.000 und 300.000 €, wobei der Durchschnitts- preis mit rd. 220.000 € sogar den Leipziger übersteigt. Dies hängt mit der attraktiven Lage dieser Stadt als Eigenheim- und Villengebiet und entsprechend höherer Bautätigkeit eng zusammen. Auch für sanierte Altbauten werden hier die höchsten Preise realisiert (1.100-3.600 €/m²). Ähnlich hohe Preise werden in für Neubauten am neu entstehenden See in Zwenkau erzielt. Ein ähnlich hohes Niveau für Grundstücke erreichen durchgängig nur die Orte die in direkter Nähe zu den sich etablierenden Seen befinden (wie Zwenkau, Kahnsdorf). In den übrigen Städten im Umfeld Leipzig liegen sowohl die Grundstückspreise mit Spitzenwerten zwi- schen 80 und 130 €/m² als auch die Angebotspreise für Einfamilienhäuser mit 120.000 € und 160.000 € im Durchschnitt deutlich niedriger. Aufgrund der niedrigeren Preise bleiben die Umlandgemeinden Kon- kurrenzstandorte für die Stadt Leipzig, insbesondere im Bereich des preiswerten Eigenheimwohnens. Zu- mal ein überwiegender Teil des Neubaus innerhalb der Stadtgrenzen im mittleren- bis hochpreisigen Seg- ment realisiert wird. Außerdem trifft die verdichtete Bauweise mit immer kleineren Grundstücken im in- nerstädtischen Bereich bei vielen Haushalten auf eine sinkende Akzeptanz. Einen detaillierteren Überblick über die Immobilienpreise im Landkreis Leipzig enthält Anlage 3.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 28 2.3 Betreuungsstrukturen für Senioren im Landkreis Die aktuellen Gesundheits-, Pflege-, Wohn- und Betreuungsangebote für Senioren stellen sich nach der aktuellen Übersicht über Beratungs- und Versorgungsstrukturen im Landkreis Leipzig des Regionalen Pfle- genetzwerkes Landkreis Leipzig wie folgt dar: Für die gesundheitliche Betreuung stehen im Landkreis Leipzig in den Mittelzentren Borna, Grimma, Wur- zen sowie im Grundzentrum Zwenkau (Teil des gzV Böhlen-Zwenkau) vier Kliniken und eine Fachklinik für Psychiatrie in Zschadraß zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es zwei Tageskliniken in Borna und Grimma. Damit kann eine gute stationäre medizinische Versorgung gesichert werden. Einen besonderen Schwer- punkt bilden die fünf Rehabilitationszentren im Landkreis Leipzig. Außerdem verfügt Zwenkau über ein Geriatriezentrum. Sozialstationen und ambulante Pflegedienste, die die häusliche Pflege vor Ort übernehmen, sind in den Mittel- und Grundzentren vorhanden. Auch in einer Vielzahl der Kleinstädte und Gemeinden im ländlichen Raum sind ambulante Pflegedienste verfügbar und pflegen Hilfebedürftige zu Hause. Ausnahmen bilden Belgershain, Elstertrebnitz, Espenhain, Großpösna, Kitzscher, Narsdorf und Parthenstein. Das Statistische Landesamt des Freistaates Sachsen weist zum 15.12.2011 für den Landkreis Leipzig 68 ambulante Pflegedienste aus. Diese betreuen insgesamt 2.534 Pflegebedürftige im Landkreis (9,6 je 1.000 Einwohner, vgl. Abbildung 17). Sanitätshäuser und Apotheken sind ebenfalls in den Mittel- und Grundzentren in ausreichender Zahl vor- handen. Gemeinden ohne Apotheke sind: Belgershain, Bennewitz, Deutzen, Elstertrebnitz, Espenhain, Narsdorf, Otterwisch, Parthenstein und Thallwitz.

Tabelle 9 Ausstattung der Kommunen mit medizinischen und sozialen Einrichtungen

Kranken- Tagesklinik Rehabilita- Geriatrie- Sozialstation Ambulante Sanitäts- Apotheken haus tionszentren zentrum Pflegedienste häuser Mittelzentrum Borna 1 1 3 10 4 6 Grimma 1 1 4 8 1 8 Markkleeberg 2 5 4 8 Wurzen 1 2 7 2 5 Grundzentrum Bad Lausick 2 1 2 1 3 Böhlen (gzV) 1 2 2 Zwenkau (gzV) 1 1 1 2 1 2 Brandis 1 1 2 1 2 Colditz 1 1 5 2 Frohburg 1 5 2 Geithain 1 4 1 3 Groitzsch (gzV) 4 1 2 Pegau (gzV) 2 2 1 1 Markranstädt 1 3 1 3 Naunhof 1 1 1 3

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 29

Kranken- Tagesklinik Rehabilita- Geriatrie- Sozialstation Ambulante Sanitäts- Apotheken haus tionszentren zentrum Pflegedienste häuser Sonstige Gemeinden im Landkreis Belgershain Bennewitz 1 1 Borsdorf 2 2 Deutzen 1 1 Elstertrebnitz Espenhain Großpösna 1 Kitzscher 1 Kohren-Sahlis 1 1 Lossatal 1 1 Machern 2 1 Narsdorf Neukieritzsch 1 1 Otterwisch 1 Parthenstein 1 Regis-Breitingen 1 2 Rötha 3 2 Thallwitz 1 Trebsen 1 1 1 gesamt 5 2 5 1 22 80 21 63 Quelle: Regionales Pflegenetzwerk Landkreis Leipzig. Übersicht über Beratungs- und Versorgungsstrukturen im Landkreis Leipzig. 11/2013 , Statistisches Landesamt Sachsen, eigene Zusammenstellung Abbildung 25 Betreute Pflegebedürftige je 1.000 EW nach Landkreisen 2011

Sachsen

Nordsachsen Bautzen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Meißen Vogtlandkreis Leipzig Mittelsachsen Görlitz Zwickau Erzgebirgskreis 0 2 4 6 8 10 12

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, eigene Darstellung Im Landkreis gibt es 45 Pflegeheime mit 3.026 Plätzen. Damit steht für etwa 5 Personen über 80 Jahre ein Platz zur Verfügung. Die Einrichtungen sind in den Mittel- und Grundzentren konzentriert. Die Versorgung wird ergänzt durch Einrichtungen in Bennewitz, Kitzscher, Kohren-Sahlis, Lossatal, Regis-Breitingen und Trebsen. Bundesweit lebt jeder Dritte Hilfebedürftige in einem Pflegeheim. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 30 Zwei Drittel der Hilfebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Vor diesem Hintergrund sowie in Auswertung der Bettendichte in stationären Pflegeeinrichtungen in den Landkreisen Sachsens (Abb. 24) muss die Situ- ation im Landkreis Leipzig bzw. in den zentralen Orten als noch nicht ausreichend eingeschätzt werden.

Abbildung 26 Ausstattung mit Pflegeheimplätzen im Vergleich

Abbildung 27 Pflegeprävalenz in Sachsen 2011

Betreute Wohnplätze als Angebote selbstbestimmten Lebens im Alter mit ausgewählten Pflege- und Be- treuungsangeboten stehen deutlich weniger zur Verfügung. Hier kommen im Landkreis 11 Personen über 80 Jahre auf einen zur Verfügung stehenden Platz. Vor allem Markkleeberg und Zwenkau (Teil des gzV Böhlen-Zwenkau) können ihre zentralörtliche Versorgungsfunktion nur eingeschränkt erfüllen. Neben Ein- richtungen in den zentralen Orten stehen Angebote in Kitzscher, Kohren-Sahlis, Neukieritzsch, Regis- Breitingen und Rötha zur Verfügung. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 31 Über Ansprechpartner für altersgerechtes Wohnen verfügen die Mittelzentren und einige Grundzentren sowie Machern. Allerdings kann aufgrund der Datenlage die jeweilige Situation bzw. die tatsächlichen verfügbaren Angebote nicht eingeschätzt werden. Tabelle 10 Übersicht zu Angeboten – Betreutes Wohnen und Pflegeheimen in den Kommunen des Landkreises

Betreutes Wohnen Pflegeheime Einrichtungen Plätze Personen > 80 Einrichtungen Plätze Personen > 80 Jahre Jahre je Platz je Platz Mittelzentrum Borna 3 111 12 6 430 3 Grimma 2 232 8 4 246 7 Markkleeberg 1 50 29 3 264 6 Wurzen 3 84 14 4 192 6 Grundzentrum Bad Lausick 2 37 14 2 136 4 Böhlen (gzV) 2 110 4 2 150 3 Zwenkau (gzV) 1 33 18 2 182 3 Brandis 1 70 8 3 146 4 Colditz 2 47 13 1 90 7 Frohburg 1 70 10 2 121 6 Geithain 3 80 6 1 144 3 Groitzsch (gzV) 2 50 10 1 75 7 Pegau (gzV) 3 68 7 1 66 7 Markranstädt 5 246 4 2 155 6 Naunhof 2 173 3 Sonstige Gemeinden im Landkreis Belgershain Bennewitz 2 90 3 Borsdorf Deutzen Elstertrebnitz Espenhain Großpösna Kitzscher 1 50 6 1 70 4 Kohren-Sahlis 1 9 19 1 20 8 Lossatal 1 60 6 Machern Narsdorf Neukieritzsch 1 33 10 Otterwisch Parthenstein Regis-Breitingen 1 10 31 1 50 6 Rötha 1 14 13 Thallwitz Trebsen 1 35 17 gesamt 36 1404 11 45 3026 5 Quelle: Regionales Pflegenetzwerk Landkreis Leipzig. Übersicht über Beratungs- und Versorgungsstrukturen im Landkreis Leipzig. 11/2013 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 32 Tabelle 11 Überblick zu Versorgungs- und Sportangeboten in den Kommunen des LK

Altersgerechtes Wohnen für Senioren Essen auf Rädern Begegnungsstätten Sportangebote mit und ohne Behinderungen* (Mahlzeitendienste) Mittelzentrum Borna 2 2 5 Grimma 2 3 4 13 Markkleeberg 1 1 2 2 Wurzen 1 1 2 Grundzentrum Bad Lausick 1 1 1 8 Böhlen (gzV) 2 2 2 Zwenkau (gzV) 1 1 Brandis 1 Colditz 1 1 Frohburg 1 1 1 1 Geithain 1 1 3 Groitzsch (gzV) 1 2 1 Pegau (gzV) 2 1 Markranstädt 1 3 Naunhof 1 1 Sonstige Gemeinden im Landkreis Belgershain Bennewitz Borsdorf 1 Deutzen Elstertrebnitz Espenhain 1 Großpösna 1 2 Kitzscher 1 1 Kohren-Sahlis 1 Lossatal 1 1 Machern 1 Narsdorf Neukieritzsch 1 2 Otterwisch 1 Parthenstein Regis-Breitingen 1 Rötha Thallwitz 8 Trebsen 1 gesamt 14 20 36 39 Quelle: Regionales Pflegenetzwerk Landkreis Leipzig. Übersicht über Beratungs- und Versorgungsstrukturen im Landkreis Leipzig. 11/2013 Die Mahlzeitenversorgung wird von 20 Mahlzeitendiensten übernommen, die auch die Versorgung in den ländlichen Gebieten wahrnehmen. Darüber hinaus stehen Sport- und Begegnungsangebote bereit. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 33 Im Januar 2009 wurde das Projekt FILL (Freiwillig im Landkreis Leipzig) ins Leben gerufen. Träger ist Dia- konie Leipziger Land e.V. Durch Zuschüsse des Landratsamtes sowie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde u.a. ein Besuchs- und Begleitdienst aufgebaut. Ziel des Projektes ist die Förderung bürgerschaftlichen Engagements und des Ehrenamtes, um damit Menschen aller Genera- tionen Aufgaben zu vermitteln und Versorgungsangebote insbesondere im Ländlichen Raum sowie für kranke, ältere und behinderte Hilfesuchende durch ehrenamtliche Tätigkeit aufrecht zu erhalten. Ziel ist es Menschen mit Behinderungen oder Erkrankungen sowie Senioren so lange wie möglich ein selbst be- stimmtes Leben in der eigenen Wohnung, Mobilität und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu er- möglichen. Von den 34 Kommunen im Landkreis verfügen 30 über Einrichtungen der Pflege und/oder Betreuung von Senioren. Die Mehrzahl der Angebote ist in den zentralen Orten angesiedelt und entspricht damit auch den formulierten Zielen der Regionalplanung und des Kreisentwicklungskonzeptes. Hervorzuheben ist, dass die Angebote an Pflegeheimplätzen und Betreutem Wohnen je Einwohner in den Grundzentren hö- her sind als in den Mittelzentren. Durchgängig ist nur eine geringe Ausstattung mit Tagespflege- und Kurz- zeitpflegeplätzen festzustellen. Tabelle 12 Versorgung – Plätze/WE je 1.000EW

Standort Tagespflege Kurzzeitpflege Pflegeheim Betreutes Wohnen Plätze Plätze Plätze WE Mittelzentren 1,2 0,1 12,8 5,4 Grundzentren 0,6 0,2 15,1 8,5 Sonstige 0,4 0,3 4,3 1,5 Quelle: Regionales Pflegenetzwerk Landkreis Leipzig. Übersicht über Beratungs- und Versorgungsstrukturen im Landkreis Leipzig. 11/2013 2.4 Vergleichende Betrachtung der Gemeinden und ihrer Ortsteile hinsichtlich der Ausgangs- situation und bestehende Entwicklungserfordernisse 2.4.1 Differenzierte Ausgangssituation der Gemeinden Bewertung mittels Billeter-Maß In der Analyse wurden die Gemeinden differenziert nach ihren Status, d.h. auch nach den ihnen übertra- genen Versorgungs- und Entwicklungsaufgaben gruppiert. In einem weiteren Schritt werden die Gemeinden zuerst nur nach den vorliegenden Daten zur Bevölke- rung hinsichtlich ihres allgemeinen Entwicklungspotenzials bewertet, d.h. inwieweit deutet die vorlie- gende Bevölkerungsstruktur in der Gemeinde auf eine ausgewogene Entwicklung (Sicherung einfache Re- produktion) hin. Gruppenbildung auf Grundlage des derzeitigen Potenzials der Bevölkerungsentwicklung- Billeter-Maß

P 0-14 – P 50+ - P 0-14: Bevölkerung im Alter von 0 bis einschließlich 14 Jahren J = - P15-49: Bevölkerung im Alter von 15 bis einschließlich 49 Jahren P 15-49 - P50+: Bevölkerung im Alter von 50 Jahren und älter Zur Berechnung von J können dabei sowohl absolute Bevölkerungszahlen als auch Bevölkerungsanteile verwendet werden. J von Billeter ist der Quotient aus der Differenz der noch reproduzierenden Teiles der Bevölkerung (P0-14) abzüglich des nicht mehr reproduzierenden Teiles der der Bevölkerung (P50+) dividiert durch den reproduktionsfähigen Teil Bevölkerung (P15-49). Übersteigt der nicht mehr reproduzierende Teil den noch reproduzierenden Teil wird der Quotient negativ (kleiner Null). Damit soll der Status einer Bevölkerung hinsichtlich der demographischen Entwick- lungsmöglichkeiten dargestellt werden. In den westlichen Industrieländern liegen die Werte von J deutlich unter 0. Hier liegen die Geburtenraten unter dem Reproduktionsniveau. Gleichzeitig sorgt die steigende Lebenserwartung für ein zunehmendes Altern der Gesellschaf- ten. Auf die demographische Entwicklungsmöglichkeit bezogen sind es schrumpfende Populationen. In den Altbun- desländern liegt der Wert bei der Mehrzahl schrumpfender Gemeinden im Bereich bis maximal -0,5. Dabei zeigt sich, dass mit Ausnahme von 4 Gemeinden alle weiteren 30 Gemeinden des Landkreises 2012 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 34 keine stabile Entwicklung aus Sicht der natürlichen Reproduktion erwarten lassen und zum Teil bereits äußerst starke Verwerfungen der Bevölkerungsstruktur aufweisen (vgl. Tabelle 13). Insgesamt 20 Kommunen müssen dementsprechend als äußerst problembelastet eingestuft werden. Tabelle 13 Einordnung der Gemeinden mittels Billeter-Maß 2012

Gemeinde Billeter-Maß 2012 Gemeinde Billeter-Maß 2012 Regis-Breitingen, Stadt -1,66838046 Böhlen, Stadt -0,42216981 Geithain, Stadt -1,64273205 Markkleeberg, Stadt -0,35576324 Pegau, Stadt -1,21207658 Großpösna -0,35561878 Neukieritzsch -1,16752137 Narsdorf -0,27947598 Borna, Stadt -1,07484891 Parthenstein -0,23902439 Deutzen -0,97058824 Brandis, Stadt -0,22879177 Colditz, Stadt -0,95450325 Thallwitz -0,17118998 Groitzsch, Stadt -0,85276796 Elstertrebnitz -0,11538462 Kitzscher, Stadt -0,85132743 Naunhof, Stadt -0,11401869 Kohren-Sahlis, Stadt -0,84142395 Machern -0,04295154 Bad Lausick, Stadt -0,77677565 Borsdorf 0,06448683 Wurzen, Stadt -0,74750831 Espenhain 0,12758621 Bennewitz -0,74368231 Belgershain 0,32931727 Markranstädt, Stadt -0,72216274 Otterwisch 0,51020408 Trebsen/Mulde, Stadt -0,72177419 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, eigene Zwenkau, Stadt -0,65679926 Berechnungen Rötha, Stadt -0,61184211 Grimma, Stadt -0,59832757 Frohburg, Stadt -0,56292389 Lossatal -0,54213483 Mit dem Billeter-Maß ist eine erste Orientierung dahingehend gegeben, welche Entwicklungspotenziale oder Schwächen einzelne Gemeinden aufgrund ihrer derzeitigen Altersstruktur aufweisen. Wertung der räumlichen und natürlichen Bevölkerungsentwicklung Im Weiteren wurden zur Bildung von Gemeindegruppen mit differenzierten Entwicklungserfordernissen die unterschiedlichen Entwicklungsmuster der Gemeinden aus Sicht der natürlichen und räumlichen Bevölkerungsentwicklung betrachtet. Es galt insbesondere die Gemeinden herauszufinden, die aufgrund ihrer Altersstruktur und ihres Wanderungsverhaltens besondere Entwicklungserfordernisse bezüglich der Altersgruppe 65PLUS aufweisen. Hierbei zeigte sich folgendes Bild: (Erläuterung: fett=Mittelzentrum; fett=Grundzentrum; normale Schrift= sonstige Gemeinde) 1. Merkmal: Grad der Überalterung Die ältesten Kommunen gemessen am Durchschnittsalter mit >48 Jahre sind Geithain, Regis-Breitingen, Pegau, Borna, Groitzsch, Kitzscher, Deutzen, Colditz, Neukieritzsch Der relativ hohe Anteil über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung mit >26% betrifft Regis-Breitingen, Geithain, Groitzsch, Borna und Pegau Die meisten Hochbetagten, gemessen an der eigene Bevölkerungszahl (Anteilswerte) haben Geithain, Regis-Breitingen, Wurzen, Pegau und Trebsen mit >7%. Zugleich ist der Anteil der jungen Einwohner (<18 Jahre) mit unter 13%am geringsten in Regis-Breitingen, Deutzen, Kitzscher, Geithain, Pegau, Bad Lausick, Borna, Groitzsch, Bennewitz und Wurzen. 2. Merkmal : Geringe Attraktivität für Jüngere – überproportionale Abwanderung Der hohe Anteil Senioren in der Kommune entsteht u.a. durch hohe Wanderungsverluste jüngerer Einwohner (Überschuss an Fortzügen von 18-35Jährigen). Besonders betroffen sind im Zeitraum 2008 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 35 bis 2012 im Landkreis Leipzig mit durchschnittlich >40 Wanderungsverlusten je 1.000 Einwohner pro Jahr Geithain, Espenhain, Lossatal, Deutzen und Kohren-Sahlis.

Diese Orte altern durch das „Ausbluten“ der jungen Bevölkerungsgruppen. Zurück bleiben die „Alten“, denen zunehmend die familiären Unterstützungsstrukturen in den Orten fehlen.

3. Merkmal: Zuwanderung bzw. starker Zuwachs Älterer Dem gegenüber gibt es Kommunen, deren wachsende Zahl an älteren Einwohnern stark durch Wanderungsgewinne in der Altersgruppe der über 65-Jährigen (im Durchschnitt zwischen 2008 und 2012: >10 Wanderungsgewinne je TEW pro Jahr) gespeist wird. Diese Kommunen zeichnen sich durch eine gute (seniorenorientierte) infrastrukturelle Ausstattung und/oder eine attraktive Lage aus. Geithain, Zwenkau, Brandis, Naunhof, Bad Lausick;

Bedingt durch die vorhandene Altersstruktur zeichnen sich verschiedene Kommunen seit 2000 durch einen überdurchschnittlichen Zuwachs (>40%) in der Altersgruppe der 65-85-Jährigen aus. In diesen Orten sind es vor allem die sogenannten „Jungen Alten“, die in der Zahl zunehmen Borsdorf, Belgershain, Machern, Parthenstein, Markkleeberg und Bennewitz

Anstieg der Zahl der Hochbetagten (>85 Jahre) ist im Kontext zur Altersstruktur seit 2000 mit >70% zu verzeichnen in Elstertrebnitz, Böhlen, Thallwitz, Deutzen, Regis-Breitingen und Pegau

4. Merkmal: Abwanderung Älterer aufgrund schlechterer Ausstattung Darüber hinaus sind im Landkreis vermeintlich „junge“ Kommunen zu finden, die durch Wanderungsverluste Älterer geprägt sind, die in ihrer Heimatkommune keine adäquaten Seniorenangebote gefunden haben und dementsprechend in Kommunen mit den jeweiligen Infrastrukturen gezogen sind (durchschnittliches Wanderungssaldo je TEW >65 Jahre pro Jahr zwischen 2008 und 2012 größer -20). Elstertrebnitz, Espenhain, Deutzen, Rötha Es wird deutlich, dass die Probleme hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung äußerst differenziert sind. Hierbei wurden unterschiedliche Entwicklungen in einzelnen Ortsteilen noch nicht berücksichtigt (vgl. Betrachtung Gemeindeblätter – Anlage 1) Dementsprechend ergibt sich nachfolgende Gruppenbildung im Kontext zur Bevölkerungsentwicklung: 1. Kommunen mit bestehenden komplexen Entwicklungsproblemen

Starke Geringer Über- Hoher An- Hoher Anteil Zunahme Abwanderung Zuwanderung Abwanderung Kommune (Grund- Abnahme EW Anteil Jün- alterung teil >65 Hochbetagter Hochbetagter Jüngerer Älterer Älterer zentren-fett) seit 2008 gerer Geithain X x x x x x x Pegau (gzV) X x x x x x Groitzsch (gzV) X x x x Regis-Breitin- X x x x x x gen Borna X x x x Deutzen X x x x x x Kitzscher X x x Colditz X x x Neukieritzsch X x x

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 36 Mittelzentren Borna ist das Mittelzentrum mit den größten strukturellen Problemen. Neben starker rückläufiger Bevölkerung ist vor allem die Altersstruktur aber auch die Sexualstruktur (Anteil Frauen im gebärfähigen Alter) äußerst negativ einzuschätzen. Auch wenn in den letzten Jahren eine leichte Stabilisierung zu verzeichnen ist, weist Borna eine relativ geringe Attraktivität zum einen für sein Umland auf und verliert zudem auch junge Leute vor allem an das Oberzentrum Leipzig. Grundzentren Geithain hat massive Bevölkerungsverluste (unter den Grundzentren die stärkste Abnahme seit 2005) und weist das höchste Durchschnittsalter im Landkreis auf, das durch starken Wegzug Junger und starken Zuzug Älterer (höchster durchschnittlicher Wanderungsgewinn 2008-2012 im Landkreis) geprägt ist. Die in Pegau als Teil des grundzentralen Verbundes Groitzsch-Pegau zu beobachtenden anhaltenden Strukturverschiebungen führen zu hoher Überalterung sowie einem überdurchschnittlichen Zuwachs und Anteil Hochbetagter. Auch wenn die Rückläufigkeit der Bevölkerung leicht zurückgegangen ist, sind gravierende Strukturprobleme erkennbar. In der Nachbarstadt Groitzsch als Teil des gzV kommen bestehende Strukturprobleme in den letzten Jahren vor allem auch in einer gestiegenen Rückläufigkeit der Bevölkerung zum Tragen. Vor allem in den kleinteiligen Ortslagen sind verstärkte Abwanderungen zu verzeichnen, die teilweise auf den Kernort gerichtet sind, aber auch auf das Oberzentrum Leipzig zielen. Colditz weist eine anhaltende negative Bevölkerungsentwicklung insbesondere getragen durch einen negativen Wanderungssaldo mit seinem Umland aber auch durch eine negative natürliche Bevölkerungs- entwicklung auf. Dementsprechend ist Colditz durch eine zunehmende Überalterung charakterisiert. Sonstige Gemeinden Hier heben sich die früheren Industriegemeinden Regis-Breitingen und Deutzen mit einer überdurch- schnittlichen negativen Entwicklung hervor. Typisch ist für beide Gemeinden eine anhaltende überdurch- schnittliche Bevölkerungsabnahme. In Regis-Breitingen ist sie vor allem durch mit strukturellen Bevölke- rungsdefiziten einhergehende stark negative natürliche Bevölkerungsentwicklung aber auch durch anhal- tende Abwanderung charakterisiert. In Deutzen ist dagegen vor allem eine überdurchschnittliche und an- haltende Abwanderung Junger und Älterer zu konstatieren. Kitzscher ist eine weitere typische Industriegemeinde im Südraum mit hohem Mietwohnungsanteil, was auch ein Indiz für ein geringere Standortbindung und Bleibeverhalten ist. Hier sind anhaltende Abwanderungsprozesse im Kontext zu negativer natürlicher Bevölkerungsentwicklung Ursache für Überalterung und geringen Anteil Jüngerer. In Neukieritzsch ist eine leichte Stabilisierung auch im Kontext zu einer Stabilisierung der Geburtenrate und geringerem Anteil des Wegzugs vor allem auch Jüngerer festzustellen. Mit den geplanten Entwicklungen in Kahnsdorf (Hainer See) ist hier eine weitere Stabilisierung prognostizierbar, die jedoch nicht alle Ortslagen umfasst. 2. Kommunen mit zunehmenden Entwicklungsproblemen Elstertrebnitz und Espenhain sind beispielsweise Kommunen deren Durchschnittsalter deutlich unter dem Durchschnittsalter im Landkreis liegt. Der Seniorenanteil an ihrer Gesamtbevölkerung ist jeweils einer der geringsten im Landkreis. Beide haben aber die höchste Abwanderung insgesamt. Insbesondere bei den Wanderungen der Senioren (>65 Jahre) haben beide Orte die höchsten Verlustwerte im Landkreis. Hinzu kommt, dass Espenhain auch bei den Jüngeren (18-35 Jahre) hinter Geithain die höchsten Wanderungsverluste zu verzeichnen hat und damit insgesamt eine hohe Problematik aufweist. Auch Kohren-Sahlis gehört zu den Gemeinden, die durch wachsenden Bevölkerungsverlust, der vor allem ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 37 durch Jüngere aber auch durch Ältere getragen ist, charakterisiert sind. In Verbindung mit zunehmend sich verschlechternder Sexualstruktur ist eine wachsende Überalterung zu prognostizieren. Hier ordnet sich auch die Gemeinde Lossatal ein, die vor allem einen sinkenden Anteil Jüngerer, starke Abwanderungen der jüngeren Bevölkerung (18-35Jahre) und eine äußerst negative Sexualrate aufweist. In der Gemeinde zeigen sich aber auch anhaltende Wanderungsverluste über alle Altersgruppen. Die Überalterung wird auch im Kontext zur Abwanderung und dem hohen Anteil der Personen über 50 Jahre weiter steigen. 2.4.2 Analyse der Gemeinden nach Ortsteilen Für die Ableitung von Handlungserfordernissen reicht eine Betrachtung auf Gemeindeebene nicht aus – sie kann nur erste Ansätze für bestehende regionale Unterschiede und Problemlagen sowie notwendige Entwicklungserfordernisse aufzeigen. Dementsprechend ist im zweiten Schritt eine Befragung aller Kom- munen realisiert worden. Ergänzend wurden die verfügbaren Daten nach Ortsteilen zum Wohnungsbe- stand basierend auf dem Zensus 2011 vom statistischen Landesamt abgefordert und aufbereitet. Die Be- fragung der Gemeinden umfasste insgesamt drei Bausteine: 1. Daten zur Bevölkerungsentwicklung nach Ortsteilen 2. Die Einschätzung der Versorgungssituation nach Ortsteilen . Dorfleben/ Infrastruktur . Grundversorgung (Nahversorgung, medizinische Betreuung, Kindereinrichtung, DL) . Bedingungen für 65+ (Infrastruktur, Zusammenleben) . Mobilität 3. Einschätzung von lokalen Wohnbau- und Nachfragetrends Der Rücklauf der Befragung war erwartungsgemäß differenziert. Von insgesamt vier Kommunen erfolgte keine Zuarbeit (Grimma, Kohren-Sahlis, Naunhof und Trebsen), so dass diese nur eingeschränkt bewertet werden konnten. Zudem sind die Aussagen insbesondere zur Wohnqualität in den Dörfern und zur Mobi- lität zum Teil unvollständig oder fehlen. Dementsprechend wurden soweit möglich, Angaben zur Grund- versorgung und zur Mobilität (Fahrplan) durch den Auftragnehmer erhoben und ergänzt. Im Ergebnis der Analyse wurde für alle Gemeinden des Landkreises ein Gemeindeblatt erarbeitet, das wesentliche Informationen zur Gemeinde insgesamt sowie eine Darstellung und Wertung der ortsteil- konkreten Bevölkerungssituation, des Wohnungsbestandes sowie der Versorgungssituation umfasst. Ver- gleichsmaßstab war dabei in der Regel der Landkreisdurchschnitt (vgl. Anlage 1 – Erläuterung zu den Ge- meindeblättern und Auswahl vollständiger Gemeindeblätter). Dabei zeigte sich, dass sich die regionalen Unterschiede auf Ortsteilebene noch weiter ausdifferenzieren. Es ist weder ein eindeutiges regionales noch ein eindeutiges Größenmuster nachweisbar. Neben Klein- und Kleinstgemeinden mit ausgewogener Entwicklungssituation stehen Ortslagen/Dörfer mit dramati- schem Negativtrend (Anteil Kinder und Jugendliche unter 5%, anhaltend hoher Überalterung, hoher Anteil von Gebäuden die vor 1948 errichtet wurden sowie fehlende Ausstattung und Anbindung). Die einbezogenen Ortsteile sind unter drei Gesichtspunkten wertend zusammengefasst: 1. Aufgrund der entscheidenden Bedeutung der Einwohnerentwicklung für die Tragfähigkeit und die Hand- lungserfordernisse wurden alle Ortslagen, für die Daten zur Einwohnerentwicklung vorlagen (ohne Grimma, Naunhof, Trebsen, Bennewitz, Borsdorf) hinsichtlich ihres Status und des absehbaren Trends nach fünf Ka- tegorien: von sehr stark schrumpfend bis wachsend) und nach der Ortsgröße geordnet. (vgl. Tabelle 14, 15) 2. In einem zweiten Schritt wurden die Bewertungsergebnisse gemäß Gemeindeblatt auch nach Gemeinde- größengruppen geordnet, um die differenzierten Problemlagen nach Ortsteilgröße zu verdeutlichen. (vgl. Tabelle 16)

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025 38 - SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN -

Tabelle 14: Wertung der Bevölkerungsentwicklung in den Kernorten und Dörfern im LK Leipzig für den Zeitraum 2006 bis 2013

Kategorie KERNORTE UND DÖRFER MIT EINWOHNERZAHL (Werte in %) < 250 250 bis unter 500 500 bis unter 1000 über 1000 EW sehr stark Braußwig, Großzschepa Espenhain Deutzen schrumpfend Voigtshain, Mark Schönstädt, Frauwalde, Lübschütz Mölbis Eltertrebnitz Buchheim, Ebersbach Falkenhain, Lüptitz Kitzscher (> 10,0) Lossa,Kollau Hohnbach Ramsdorf Gerichshain Lastau, Leisenau, Möseln, Zschetzsch, Skoplau Roda, Streitwald, Nenkersdorf Röcknitz, Böhlitz Lobstädt Ottenhain, Altottenhain Niedergräfenhain Steinbach Rötha Nauenhain, Syhra/Theusdorf Löbnitz-Bennewitz Flößberg, Eschefeld Trebsen Auligk, Großstolpen, Wischstauden, Pödelwitz, Kleinhermsdorf, Rüssen-Kleinstorkwitz Altranstädt Colditz Droßkau, Langenhain, Nöthnitz, Michelwitz, Altengroitzsch, Obertitz, Nitzschka Thrähna Borna Saasdorf, Kobschütz, Methewitz, Oellschütz, Kleinprießligk Kühren Räpitz, Schkölen, Lindennaundorf, Schkeitbar, Thronitz Werben, Eisdorf, Weideroda, Thesau, Großschkorlopp, Peißen, Scheidens Wäldgen, Kornhain, Oelschütz stark schrumpfend Dittmannsdorf Thierbach Oelzschau Neukieritzsch (- 7,1 BIS – 10,0) Watzschwitz Kühnitzsch, Zschorna, Köhrlitz Großzössen Klinga Zwochau, Canitz Rathendorf Narsdorf Hohburg Wildenhain Grethen Thallwitz Geithain Bubendorf, Trebishain Lauterbach Polenz Frankenheim Hemmendorf Schönbach Sermuth Groitzsch Meyen Kahnsdorf Greifenhain Kleinschkorlopp, Großstorkwitz, Wiederau Gestewitz, Kesselshain Zitzschen, Großdalzig Neukirchen, Eula, Wyhra Pyhrna, Streuben Dehnitz schrumpfend Trages Meltewitz Belgershain, Threna Otterwisch (-4,1 bis -7,0) Ossa Püchau Thammenhain Großsteinberg, Regis-Breitingen Gaulis Etzoldshain, Glasten Pomßen Bad Lausick Wasewitz Tautenhain, Benndorf, Frauendorf, Prießnitz, Frankenhain Böhlen Nehmitz, Schnaudertrebnitz, Cöllnitz Lobschütz Seebenisch Beucha Sittel Sachsendorf Roitzsch Frohburg Gärnitz Großlehna Tellschütz Zedtlitz Haubitz Wurzen

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 39

Kategorie KERNORTE UND DÖRFER MIT EINWOHNERZAHL (Werte in %) < 250 250 bis unter 500 500 bis unter 1000 über 1000 EW stabil Rohrbach Pötzschau Störmthal Großpösna (-0,1 bis -4,0) Heyda, Müglenz, Kleinzschepa, Hopfgarten Hainichen Köhra Dögnitz Schönau Dornreichenbach Machern Hohendorf, Brösen, Audigast Großpriesligk Brandis Albersorf Quesitz, Wachau Großdeuben Löben Nemt Markranstädt Pegau Markkleeberg Zwenkau Markkleeberg wachsend Plagwitz Dreiskau-Muckern, Güldengossa, Seifertshain Nischwitz (≥ 0) Hagenest Kieritzsch Görenz Thierbaum Ballendorf Burkhartshain Commichau, Zschirla, Terpitzsch, Podelwitz, Hausdorf, Collmen, Zollwitz, Zschadraß, Erlbach Tanndorf, Raschütz, Kaltenborn, Koltzschen, Erlln Elbisbach, Maaschwitz, , Bockwitz Auenhain Gatzen, Berndorf, Malltitz, Pautzsch Kulkwitz, Döhlen, Priesteblich Seegel Kleindalzig Trebelshain, Mühlbach, Birkenhof Tabelle 15: Zahl der Kernorte und Dörfer nach Kategorie der Bevölkerungsentwicklung und Größengruppen

Bewertungsansatz KERNORTE UND DÖRFER MIT EINWOHNERZAHL Gesamt (Werte in %) < 250 250 bis unter 500 500 bis unter 1000 über 1000 EW sehr stark schrumpfend 47 12 13 9 81 (≥ -10) stark schrumpfend 15 13 11 6 45 (- 10,0 bis -7,1) schrumpfend 11 9 8 10 38 (-7,0 bis – 4,1) stabil 9 6 5 10 30 (-4,0 bis -0,1) wachsend 29 10 3 0 42 (≥ 0) Gesamt 111 50 40 35 236

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 40

Abbildung 28 Zahl der Kernorte/Ortsteile nach Entwicklungstrend der Einwohner 2006 bis 2013 und Größenstruktur

wachsend (≥ 0)

stabil (-4,0 bis -0,1)

schrumpfend (-7,0 bis – 4,1)

stark schrumpfend (- 10,0 bis -7,1)

sehr stark schrumpfend (≥ -10)

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

über 1000 EW 500 bis unter 1000 250 bis unter 500 < 250

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Befragungsergebnisse, eigene Erhebung

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 41

Tabelle 16: Dörfer und Kernorte mit komplexen Problemlagen aus Sicht 65PLUS (Basis Gemeindeblätter)

KERNORTE UND DÖRFER MIT EINWOHNERZAHL Bewertungsansatz < 250 250 bis unter 500 500 bis unter 1000 über 1000 EW Bevölkerungsentwicklung Voigtshain Lübschütz Espenhain Kitzscher (mindestens 3 von 5 Bewertungskri- Frauwalde Hohnbach, Zschadraß Lüptitz, Hohburg terien zur Bevölkerungsentwicklung Zschetsch, Leisenau, Lastau Niedergräfenhain Kitzen Gerichshain mit einer Abweichung von >20%) Bubendorf, Altottenhain Schkölen Neukirchen Regis-Breitingen Großstolpen, Schnaudertrebnitz, Kleinhermsdorf, Wyhra Geithain (siehe Anlage 1-Gemeindeblätter) Nöthnitz, Michelwitz, Nitzschka, Groitzsch Altengroitzsch, Methewitz, Oellschütz Werben, Kleinschkorlopp, Eisdorf, Thesau, Peißen, Scheidens Gestewitz, Kesselshain Kornhain, Oelschütz, Kornhain, Oelschütz, Birkenhof Birkenhof Wohnungsbestand Leulitz Deuben Threna Elstertrebnitz (mindestens 3 von 4 Bewertungskri- Nepperwitz Thierbach Schmölen Narsdorf terien zum Wohnungsbestand mit ei- Braußwig, Dittmannsdorf Großzschepa, Meltewitz, Kühnitzsch, Lüptitz, Falkenhain, Thammenhain, Regis-Breitingen ner Abweichung von >20%) Frauwalde, Mark Schönstädt, Heyda, Voigtshain Zschorna Dornreichenbach Großdeuben Plagwitz Püchau Großzössen Pegau (siehe Anlage 1-Gemeindeblätter) Hagenest, Wildenhain Kahnsdorf, Kieritzsch Pomßen Wurzen, Zwochau, Wasewitz, Kollau, Canitz Lippendorf Ramsdorf Beucha, Thierbaum Ramsdorf Thallwitz, Röcknitz Gaulis Buchheim, Ebersbach, Lauterbach, Sermuth Leisenau, Lastau, Podelwitz, Tanndorf, Terpitzsch, Ballendorf, Glasten Frankenhain Zschirla Erlbach, Hohnbach, Schönbach Altranstädt, Seebenisch Trebishain Tautenhain, Roda, Frauendorf, Kühren, Burkartshain Nauenhain Streitwald, Hopfgarten, Elbisbach Auligk, Gatzen, Großstolpen Niedergräfenhain Döhlen, Lindenaundorf, Thronitz Löbnitz-Bennewitz Großstorkwitz, Weideroda, Eisdorf, Thesau, Sittel, Quesitz, Schkölen Seegel, Löben, Großschkorlopp, Peißen Scheidens Wiederau Tellschütz, Kleindalzig Löbschütz Rüssen-Kleinstorkwitz, Zitz- Streuben, Trebelshain,,Wäldgen, Mühlbach, Kornhain, schen Pyrna, Oelschütz, Birkenhof Wyhra Sachsendorf, Dehnitz, Nemt,

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 42

KERNORTE UND DÖRFER MIT EINWOHNERZAHL Bewertungsansatz < 250 250 bis unter 500 500 bis unter 1000 über 1000 EW Lebensqualität/ Infrastruktur Rohrbach Pötzschau Lüptitz Köhra (mindestens 3 von 4 Merkmalen kri- Cunnersdorf Hainichen, Thierbach Thammenhain Otterwisch tisch - rot) Braußwig, Dittmannsdorf Großzschepa, Zschorna, Köhrlitz Flößberg Frankenheim Trages Püchau, Lübschütz Großprießligk (siehe Anlage 1-Gemeindeblätter) Heyda, Voigtshain, Müglenz, Mark Schönstädt, Rathendorf Altranstädt, Göhrenz, Kleinzschepa, Watzschwitz Watzschwitz Ramsdorf Thrähna Plagwitz, Dögnitz, Ossa Neichen Roitzsch Hagenest, Wildenhain Lauterbach, Etzoldshain, Ballendorf, Zwochau, Wasewitz, Kollau, Canitz Glasten Thierbaum Hohnbach Gaulis Frauendorf, Streitwald, Hopfgarten, Bockwitz, Collmen, Erlln, Kaltenborn, Koltzschen Elbisbach, Nenkersdorf, Schönau Maaschwitz, Meuselwitz Löbnitz-Bennewitz Möseln, Podelwitz, Skoplau, Tanndorf, Terpitzsch, Quesitz, Kulkwitz, Schkölen, Zschetzsch, Löbschütz, Zitzschen Zschirla Eula, Wyhra Bubendorf, Trebishain, Ottenhain, Altottenhain Auenhain Gatzen Wischstauden, Pödelwitz, Hohendorf, Schnau- Nemt, Sachsendorf, Dehnitz, Nitz- dertrebnitz, Berndorf, Kleinhermsdorf, Nehmitz, Droß- schka kau, Brösen Langenhain, Nöthnitz, Michelwitz, Hemmendorf, Cöllnitz, Altengroitzsch, Obertitz, Saasdorf, Kobschütz, Methewitz, Maltitz Oellschütz, Kleinprießligk Pautzsch Albersdorf, Döhlen, Gärnitz, Meyhen, Priesteblich Thronitz, Schkeitbar, Lindennaundorf Tellschütz, Kleindalzig Gestewitz, Haubitz, Kesselshain Streuben, Trebelshain, Wäldgen, Mühlbach, Kornhain, Pyrna, Oelschütz, Birkenhof Erläuterung: fett- Ortsteile mit zwei Problemlagen; rot- Ortsteile mit drei Problemlagen

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025 43 - SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 3. Da vor allem die Ortsteile kleiner 100 Einwohner, die sehr stark schrumpfen oder schrumpfend sind in ihrer Entwicklung gefährdet sein können, wurde für diese nochmals eine detaillierte Gesamtbewertung nach ei- nem vereinfachten Punktbewertungsansatz realisiert (Tabelle 17).

Ergänzende Bewertung von Kleinst-Dörfern mit starker bis sehr starker Schrumpfung Für die Einschätzung der Zukunftsfähigkeit von Dörfern kleiner 100 Einwohner wurde ein zusätzlicher Be- wertungsansatz gewählt, um spezifische Problemlagen aufzuzeigen, die sich im Kontext zur Kleinheit des Dorfes ergeben. Dabei wurde ausgehend von der vorgenommenen Bewertung in den Gemeindeblättern eine zusammenfassende Bewertung der Einzelkriterien nach einem vereinfachten Punktbewertungsan- satz gewählt. Insbesondere wurde das Thema Wohngebäudeleerstand und Vorhandensein einer Kita als wichtige Aspekte explizit einbezogen. Dementsprechend gilt:

Punktzahl für Gesamtbewertung

-1 0 +1 Kriterien 4/5 Kriterien mit Abweichung 2/3 Kriterien mit Abweichung max. 1 Kriterium mit EW-Entwicklung > 20% > 20% Abweichung > 20% Leerstand >10% 5-10% < 5%

Ausstattung 2-4 Kriterien rot 1 Kriterium rot kein Kriterium rot

Kita keine Kita vorhanden

Bewertung des Dorfes < 70 Einwohner Punktzahl zukunftsfähig 2 bis 4 Stagnierend/problematisch -1 bis 1 Stark gefährdet im Bestand -2 bis -4

Tabelle 17 Dörfer mit starkem Handlungsdruck - Bewertungsübersicht

Stark bis sehr Bewertungszahl Bewertungszahl Bewertungszahl Bewertungszahl stark EW EW-Entwick- Gesamt Wertung Wohnen Ausstattung Kita schrumpfend lung Borna Kesselshain 55 -1 -1 -1 -1 -4 stark gefährdet Haubitz 73 0 -1 -1 -1 -3 stark gefährdet Wurzen Kornhain 52 0 1 -1 -1 -1 stagnierend

Pyrna 47 1 1 -1 -1 0 stagnierend

Oelschütz 32 0 1 -1 -1 -1 stagnierend Zschetzsch Colditz 50 -1 -1 -1 -1 -4 stark gefährdet Skoplau 22 1 -1 -1 -1 -2 stark gefährdet Frohburg Altottenhain 14 0 0 -1 -1 -2 stark gefährdet Markranstädt Meyhen 53 1 0 -1 -1 -1 stagnierend Pegau Großschkorlopp 64 0 1 -1 -1 -1 stagnierend Peißen 39 -1 1 -1 -1 -2 stark gefährdet Scheidens 31 -1 1 -1 -1 -2 stark gefährdet Kohren- Meusdorf 58 0 -1 -1 -1 -3 stark gefährdet Sahlis Neuhof 55 1 -1 -1 -1 -2 stark gefährdet Pflug 35 1 -1 -1 -1 -2 stark gefährdet Wüstenhain 33 1 -1 -1 -1 -2 stark gefährdet Walditz 28 1 -1 -1 -1 -2 stark gefährdet Eckersberg 11 1 -1 -1 -1 -2 stark gefährdet

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 44

Stark bis sehr EW Bewertungszahl Bewertungszahl Bewertungszahl Bewertungszahl stark EW-Entwick- Gesamt Wertung Wohnen Ausstattung Kita schrumpfend lung Groitzsch Langenhain 66 1 0 -1 -1 -1 stagnierend Nöthnitz 65 0 0 -1 -1 -2 stark gefährdet Michelwitz 63 0 0 -1 -1 -2 stark gefährdet Hemmendorf 60 1 0 -1 -1 -1 stagnierend Altengroitzsch 45 0 0 -1 -1 -2 stark gefährdet Obertitz 43 0 0 -1 -1 -2 stark gefährdet Saasdorf 34 0 0 -1 -1 -2 stark gefährdet Kobschütz 31 0 0 -1 -1 -2 stark gefährdet Methewitz 28 0 0 -1 -1 -2 stark gefährdet Maltitz 27 1 0 -1 -1 -1 stagnierend Oellschütz 24 0 0 -1 -1 -2 stark gefährdet Kleinprießligk 22 1 0 -1 -1 -1 stagnierend Pautzsch 14 1 0 -1 -1 -1 stagnierend Machern Dögnitz 50 0 1 -1 -1 -1 stagnierend Thallwitz Canitz 47 1 0 -1 -1 -1 stagnierend

Für nachfolgende Ortsteile kann eine Gefährdung nicht ausgeschlossen werden. Die Stärke ist bislang auf- grund fehlender Angaben nur einschätzbar, da eine konkrete Bewertung nicht erfolgen konnte.

Grimma Potentiell gefährdet Narsdorf Potentiell gefährdet Naundorf 62 Bruchheim 66 Gastewitz 59 Niederpickenhain 62 Prösitz 59 Wenigossa 52 Ostrau 57 Kolka 37 Frauendorf 52 Deditz 49 Grottewitz 49 Zeunitz 49 Denkwitz 48 Muschau 44 Kuckeland 43 Papsdorf 43 Jeesewitz 33 Köllmichen 28 Poischwitz 24 Löbschütz 22 Thümmlitz 22 Serka 21 Gaudichsroda 9

Die nachfolgende Kartendarstellung (Abb. 29) zeigt eine räumliche Konzentration der Dörfer in Abhängig- keit von der Siedlungsstruktur und der Lage der Dörfer. Hierbei ist einzuschätzen, dass Dörfer in der Nähe des Oberzentrums Leipzig trotz momentaner Entwicklungsgefährdung eher aufgrund des sich entwickeln- den Siedlungsdrucks Chancen zur Stabilisierung besitzen als solche in der Peripherie des Landkreises. Eine genauere Einschätzung muss diesbezüglich ein Schwerpunkt der Weiterarbeit in den Kommunen sein.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 45 Abbildung 29 Kleinst-Dörfer mit starkem Handlungsdruck im Landkreis Leipzig

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 46 2.5 Problemlagen insbesondere im Kontext zum Wohnangebot für die Generation 65PLUS Die bisherige Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung sowie die Analyse des Wohnungsbestandes im Landkreis Leipzig weist auf vielfältige Problemlagen hin. Im Landkreis gilt – die Bevölkerung wird „weniger, älter und bunter“ – daraus resultieren spezifische Aufgaben für die Entwicklung des Wohnens. Zudem sind zur Sicherung des Wohnens insbesondere für die Generation 65PLUS unterschiedliche Herangehens- weisen für den Wohnungsbestand der sich im Besitz von kommunalen, privaten oder genossenschaftliche Wohnungsunternehmen befindet und den von privaten Eigentümern erforderlich. Abb. 28 versucht die differenzierten Problemlagen in einer Übersicht zu verankern. Ausgewählte Probleme werden im Weite- ren nochmals näher dargestellt und diskutiert. Zahl der verfügbaren altersgerechten Wohnungen Im Landkreis Leipzig werden laut der aktuellen Studie "Wohnen 65plus" des Pestel-Instituts in den näch- sten Jahren etwa 9.190 altersgerechte Wohnungen fehlen (Quelle: Wohnen der Altersgruppe 65plus. Un- tersuchung im Auftrag vom: Verbändebündnis WOHNEN 65PLUS. Hannover 2013). Aufbauend auf den aktuellen Zensusdaten ergab die Prognose für die Bevölkerungsentwicklung, dass im Jahr 2035 im Landkreis Leipzig 85.790 Menschen älter als 65 Jahre sein werden (2011: 63.556 - 36 Prozent mehr als heute). Verbunden mit der Zunahme der Älteren wird die Zahl der Pflegebedürftigen rasant wachsen. Die Studie prognostiziert für den Landkreis 13.020 Pflegebedürftigen im Jahr 2035. Ausgehend von diesen prinzipiellen Aussagen des Pestel-Instituts sind bei der Ableitung von Handlungserfordernissen die regionalen Rahmenbedingungen sowohl hinsichtlich der Bevölkerung als auch der Wohnraumstruktur sowie des bestehenden Versorgungsgrades mit Pflegeeinrichtungen und altersgerechten Wohnungen zu sehen. In diesem Kontext ist eine wichtige Aufgabe, die Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben für Senioren zu erhalten respektive zu schaffen. Das bedeutet insbesondere Anpassung des Wohnumfeldes, barrierearme Wohnungen aber auch Versorgungsangebote neu zu denken. Ziel muss es sein, die älteren Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu lassen. Auch unter Kostenge- sichtspunkten ist dies ein wesentlicher Ansatz für die zukünftige Entwicklung. Ein Pflegeplatz im Heim kostet im Vergleich zur ambulanten Pflege zu Hause pro Jahr etwa 7.200 Euro mehr. Der Umbau einer barrierearmen Wohnung kostet dagegen durchschnittlich 15.600 Euro und würde sich schon nach rund zwei Jahren amortisieren. In diesem Zusammenhang stellte der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung fest8: „Selbstgenutztes Wohneigentum oder Mietwohnungen befinden sich dabei überwiegend in älterer Bau- substanz. Viele der Gebäude sind weder barrierefrei noch barrierearm. Sie weisen zahlreiche Hindernisse zur und in der Wohnung auf. Gerade in den Bädern sind altersgerechte Maßnahmen notwendig, um Stürze und Unfälle zu vermeiden.“ In barrierearmen Wohnungen leben bisher lediglich 5% (0,57 Mio.) der rund 11 Mio. Haushalte der Altersgruppe 65plus. Hierbei zeigt sich aber auch, dass explizite Aussagen zu den zurzeit verfügbaren altersgerechten (barrie- rearmen/barrierefreien Wohnungen) fehlen. Weder werden die durch die Wohnungsunternehmen vor- gehaltenen Wohnungen statistisch erfasst, noch liegen Angaben zum privaten Wohnungsbestand vor. An- gaben sind nur zu den betreuten Wohnformen gegeben.

8 Vorwort in: Forschungen Heft 147, Wohnen im Alter -Marktprozesse und wohnungspolitischer Handlungsbedarf; Hrsg.: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin 2011 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 47 Abbildung 30 Problemlagen für die Entwicklung des Wohnens und Wohnen 65PLUS im Landkreis unter Beach- tung der Einwohnerentwicklung und der Eigentumsstruktur

FAKTOR EINWOHNERZAHL UND STRUKTUR

Faktor PROBLEMLAGE Veränderung Haushaltsstruktur PASSFÄHIGKEIT DES WOHNUNGSBESTANDES anhaltende Abwanderung Junger innerregionale Wanderung in die Zentren auch LEERSTAND IN DÖRFERN WÄCHST Älterer ältere Bevölkerung - Zunahme der KOSTEN FÜR PFLEGE STEIGEN Pflegebedürftigen HEIMSOG VERSUS AMBULANTE PFLEGEMODELLE ABSICHERUNG PFLEGE IM LR (KOSTEN FÜR ERREICHBARKEIT – KOOPERATIONSERFORDERNISSE VON PFLEGETRÄGERN) differenzierte Einkommensentwicklung ZUKÜNFTIG SINKENDE KAUFKRAFT ÄLTERER IN OST- DEUTSCHLAND (GRÖßER 20 PROZENT MIT GERINGEM EINKOMMEN) veränderte Lebensmodelle und respektive KURZE WEGE FÜR DL UND FREIZEITANGEBOTE - QUAR- Wohnkonzepte TIERSBEZUG TECHNIK IN DER WOHNUNG SHARING Zunahme Migranten UNTERBRINGUNG ASYLANTEN ZUKÜNFTIG SPEZIFISCHE BETREUUNGSERFORDERNISSE

Wohnen 65+ im ländlichen Raum

FAKTOR ANPASSUNG VORHANDENER WOHNUNGSBESTAND – GENERATION 65+ Privater Wohnungsbestand Bestand der Wohnungsunternehmen Bewusstsein für Umbau noch gering Kostenfaktor energetische Sanierung altersgerechter Umbau Größe der Wohnungen (z.B. Vierseithof, EFH) Mieter werden älter, Zunahme Migranten Kostenfaktor altersgerechter Umbau versus differenzierte Wohntrends (anspruchsvolles ver- zukünftig sinkende Kaufkraft Älterer in Ost- sus bescheidenes Wohnkonzept) deutschland (auch Hauseigentümer) Zukünftig sinkende Kaufkraft Älterer in Ost- deutschland Ländliche Ortslagen Durchschnittliche Mietbelastung Älterer steigt falls Immobilien verkaufsfähig –Wegzug in Zentren Nachfrage nach bezahlbaren (auch unsanierten) Unterschiedliche Attraktivität der Dörfer (Lage, Er- Wohnungen wächst reichbarkeit, Dorfgemeinschaft) Veränderte Anforderungen an das Wohnen Fehlen alternativer Wohnangebote für Ältere in Ausbau der Dienstleistung als Bindefaktor den Dörfern versus Akzeptanz (Management Mehrgenerationenlösungen oder Zusammenarbeit mit Wohlfahrtverbänden in Jung kauft Alt) der Betreuung ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 48 Anpassung vorhandener Wohnungsbestand versus finanzielle Möglichkeiten Beachtet man den hohen Anteil von Privateigentum in den Gemeinden im Landkreis Leipzig, die in fast allen Kommunen über 80% (12 Kommunen) bzw. sogar über 90% (13 Kommunen – z.B. Großpösna – 95,2%) liegt, besitzt die private Einkommenssituation zur Realisierung von Umbauten besondere Rele- vanz. Über alle Einkommensgruppen verteilt leben Rentner im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung (vgl. Abb. 31). Bedenkt man die schlechtere Einkommenssituation in Ostdeutschland – hier verfügt die Mehr- zahl der Rentner (63,2% - 2010) über ein monatliches Einkommen unter 2000€ bei vergleichbaren Eigen- tümerquoten wie in Deutschland insgesamt. Hinzu kommen Wohnungseigentümer, die heute bereits So- zialleistungen in Anspruch nehmen müssen.

Abbildung 31 Personen über 65-Jahre nach Wohnungseigentum und Haushaltseinkommensklassen in der BRD gesamt

Als Merkmal der ökonomischen Belastung in regionalen Räumen kann der Anteil der Bevölkerung mit einem Nettoeinkommen unter 500 Euro herangezogen werden. Dabei zeigt der Landkreis Leipzig eine äußerst ungünstige Situation. Hinter Leipzig und Nordsachsen liegt er an 3.Stelle im sachsenweiten Ver- gleich.

Tabelle 18 Einkommensstruktur im Landkreis Leipzig 2012 unter 500 € 500–700 € 700–900 € 900–1100 € 1100–1500 € 1500 € und mehr Sachsen 11,1 13,0 14,2 15,8 24,0 21,9 LK Leipzig 12,3 10,8 11,5 15,6 25,2 24,6 Quelle: Sächsisches Landesamt für Statistik 2013, Ergebnisse des Mikrozensus Bei den Empfängern von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes nach SGB II und XII in Sachsen 20119 lagen insgesamt fünf Gemeinden im „Negativbereich im sachsenweiten Vergleich“ mit Anteilen grö- ßer 14%. Dazu zählen die Mittelzentren Wurzen (17,5) und Borna (14,6) sowie die Gemeinden Böhlen (16,3), Kitzscher (15,9) und Deutzen (15,5).

9 Gäbler, G. (2012): Soziale Mindestsicherung in den Gemeinden Sachsens. In: Statistik in Sachsen 4/2012, S. 39-47 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 49 Ausgehend davon, dass die zukünftigen Rentnergeneration in Ostdeutschland in signifikantem Umfang über geringere Einkommen verfügen wird (längere Arbeitslosigkeit, geringere Einkommen sowie sinken- des Rentenniveau10), die Zahl der Single-Haushalte11 weiter wächst, sind hier größere Probleme der Be- wältigung der Anpassung des Wohnungseigentums an altersgerechte Anforderungen zu erwarten.

Tabelle 19 Anteil der Wohnkosten am Haushaltseinkommen in der BRD 2008 2011 Haushalte Gesamt 31,8 28,2 davon Alleinlebende 40,6 39,1 Armutsgefährdete Gesamt 53,3 50,0 davon Alleinlebende 60,3 57,1 Quelle: Ergebnisse aus Leben in Europa (EU-SILC)- Angaben beruhen auf einer Selbsteinschätzung der Haushalte

Im ländlichen Raum sind solche Lösungen praktisch nur umsetzbar, wenn beispielsweise über eine ent- sprechende Wohnberatung bzw. auch bei Bedarf einkommensschwache Eigentümerhaushalte, durch Or- ganisation von Umbauten und Organisation von Umzügen zum gemeinschaftlichen Wohnen motiviert werden können, um die zu nutzenden Wohngebäude dadurch besser auszulasten. Problemlagen aus Sicht des Wohnungsbestandes in den Dörfern Zudem sind zwei spezifische Problemlagen im ländlichen Raum zu beobachten 1. Suburbane Wohnstandorte a) Wohnungsneubau in kurzer Zeit – dementsprechend altershomogene Bevölkerungsstruktur in den suburba- nen Wohnstandorten und eine Verschärfung der Alterungsprozesse im Kontext dazu ist häufig ein Fortzug der erwachsenen Kinder zu verzeichnen b) die Mehrzahl suburbaner Siedlungen weist eine geringe Ausstattung an Grund- und Nahversorgung auf, so dass falls die Häuser vermarktbar sind, hier häufig auch eine Abwanderung der zugezogenen Älteren gegeben ist 2. Vorhandene Gebäudestruktur in den Dörfern Die Gebäudestruktur in den Dörfer ist vielfach durch einen hohen Anteil von Gebäuden gekennzeich- net die spezifische Entwicklungserfordernisse haben: a) hoher Anteil von Substanz die vor 1919 errichtet wurde und zum Teil unter Denkmalschutz steht b) große Gehöfte - schwer entwickelbar und zum Teil mit schlechtem Unterhaltungszustand - größtes Vermarktungspotential im Umfeld Leipzigs (neue Nutzergruppen – raus auf Land, gemeinsa- mes Wohnen, oft finanzielle Engpässe) c) Gebäude in Kleinstädten und Dörfern entlang von stark befahrenen Straßen mit geringem Vermarktungs- potential Zunahme der Pflegebedürftigen Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit der Pflegebedürftigkeit erheblich an, wie Abbildung 32 zeigt. Liegt das Risiko, pflegebedürftig zu werden bei 70-Jährigen bei knapp 5%, dann liegt das Risiko bei über 90-Jährigen Frauen bei nahezu 60%.

10 Konsequenzen ergeben sich aus dieser Entwicklung für das nach dem Generationenvertrag angelegte Rentensystem. Nach gegenwärtigen Schätzungen wird davon ausgegangen, dass das heutige Rentenniveau um etwa 20% abgesenkt werden muss. 11 Die Wohnkostenbelastung ist im Verhältnis zu durchschnittlichen Haushalten um ca. 10% höher. Hierdurch wird das Poten- zial zur Umgestaltung der Wohnungen weiter eingeengt (vgl. Tab.14). ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 50 Abbildung 32 Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen in der BRD 1996 bis 2011

Quelle: Gesundheitsberichterstattung des Bundes; Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2013

Zurzeit liegt der Landkreis Leipzig mit 30 bis 35 Pflegebedürftige je 1.000 EW noch im Mittelfeld der säch- sischen Kreise (vgl. Abb.25). Entsprechend den sich ändernden Wohnanforderungen im Landkreis Leipzig sind Angebote anzupassen, um seniorenfreundliche Strukturen zu erhalten und weiter zu entwickeln. Pflegepotenzial (Verhältnis der Zahl der 30 bis 65 Jährigen zu den über 65-Jährigen) 2011 2,1 : 1 2025 1,4 : 1 Folgekosten durch zunehmenden Leerstand in den Dörfern Die Konsequenzen der Abwanderung und zunehmenden Leerstände in den Dörfern sind vielfältig und verstärken die Probleme. Durch die demografische Entwicklung gehen für immer mehr Orte im ländlichen Raum die Einnahmen aus Steuern, Abgaben und Ausgleichzahlungen zurück. Weil die Kommunen die Kos- ten für viele infrastrukturelle Dienstleistungen wie Wasser, Abwasser oder Müllentsorgung auf die Ein- wohner umlegen, wird für diese das Leben teurer. Aber auch der ÖPNV zieht sich dementsprechend im- mer mehr aus der Fläche zurück. Infolge erleben viele Bürger in den Fortzugsregionen eine massive Entwertung ihrer Immobilien.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 51 3. Strategische Entwicklungsansätze mit besonderem Fokus auf den ländlichen Raum

3.1 Nachfragetrends Veränderte Wohnanforderungen Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen hat im Frühjahr 2014 eine aktuelle Wohnzukunftsstudie12 präsentiert. Dabei zeigt sich, dass in Abhängigkeit von Altersgruppen, Haushaltsstruktur, Wohnkaufkraft und Wohnkonzept die Wohntrends und Anforderungen an die Woh- nung der Zukunft variieren. Dabei wird zwischen unterschiedlichen Wohnkonzepten unterschieden:

Anteil 17,6%  14,7%  22,9%  25,9%  14,3%  4,7%  In enger Verknüpfung mit den Wohnkonzepten werden in der Studie folgende Wohntrends das kom- mende Jahrzehnt kennzeichnen, die insbesondere Relevanz für unseren Untersuchungsgegenstand besit- zen und das bestehende Spannungsfeld für das „Wohnen“ aufzeigen:  Veränderte Wohnraumbedarfe im Lebenszyklus führen zu einer höheren Wohnmobilität.  Intelligente Raumkonzepte werden immer wichtiger.  Gemeinschaftliches Pflege-Wohnen im Alter wird verstärkt nachgefragt.  Smartphone und Tablet als Hüter und Verwalter des Hauses werden zum Standard – sie ersetzen auch den Hausbesuch des Arztes von morgen.  Anstieg der Nachfrage nach preiswerten Familienwohnungen in den Städten - bei anderen Nutzergruppen steigen die Ansprüche an die vermieterseitige Ausstattung und Gestaltung der Wohnung.  Ökologie und Nachhaltigkeit als Lebensentwurf gewinnen an Bedeutung – Chance für den Ländlichen Raum.  Urban Gardening und Farming werden fester Bestandteil der Stadtkultur und sind Ausdruck der Selbstent- faltung ihrer Bewohner.  Gründung und Bereitstellen von virtuellen und realen Netzwerken durch Wohnungsunternehmen gewinnt an Bedeutung - Kenntnis der Zielgruppen notwendig, um Nachbarschaften gezielt zu gestalten und zu för- dern. Die Diskussion des GdW zu Entwicklungsaufgaben macht insbesondere deutlich, dass die Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbarem und altersgerechtem Wohnraum sowie Betreuungs- und Pflegeangebo- ten in den Wohnvierteln/Dörfern eine der wesentlichen Handlungserfordernisse für die nahe Zukunft darstellt. Durchgeführte Befragungen und Analyse vorliegender Entwicklungskonzepte zeigen, dass bei der Ent- wicklung des Wohnens im Ländlichen Raum unterschiedliche Anforderungen aus Sicht des demografi- schen Wandels zu beachten sind:

12 http://web.gdw.de/uploads/pdf/Pressemeldungen/GdW_Branchenbericht_2013_Kurzfassung.pdf ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 52 . Veränderung der Altersstruktur – Zunahme der Älteren - erfordert veränderte Wohnangebote: - Ältere Abwanderer in die Grund- und Mittelzentren suchen die gut ausgestattete 2- bis 4 Raumwohnung - Sesshafte Ältere suchen nach Lösungen  für Bewältigung der Aufgaben im zu groß gewordenen Wohnumfeld (Gehöft) – Mehrgenerationen Wohnen (Managementangebote)  bei Unterstützungs- und Pflegebedarf  alternative Wohnangebote im Dorf (altersgerecht) - Auseinandersetzen mit neuen Wohnformen und deren Akzeptanz für Ältere: Wohngruppen, gemeinschaftliches Bauen und Wohnen, Mehrgenerationenmodelle . differenzierte Wohnangebote auch im Dorf für Lebensabschnittwanderung:  kleine Wohnungen für „Nestflüchter“ : 1RWE, möblierte Wohnungen  für „Ältere-Alleinstehende“ , gut verdienende Single: gut ausgestattete 2RWE  junge Paare- potentielle „Nestbauer“: 2RWE oder 3 RWE . potentielle Neubürger brauchen attraktive Angebote, Begleitung bei der Suche Versorgungstrends für Senioren Die Zahl der reinen Seniorenhaushalte in Deutschland ist in den vergangenen Jahren weiter gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es 2010 9,8 Millionen Haushalte in denen ausschließlich Menschen ab 65 Jahren wohnten. 2005 waren es noch 8,8 Millionen Haushalte. Nach dem aktuellen Mikrozensus lebte im vergangenen Jahr in fast jedem dritten der 40,3 Millionen deut- schen Privathaushalte mindestens eine Person im Seniorenalter ab 65 Jahren. Vor 20 Jahren lag der Anteil noch bei 26 Prozent. In Pflegeheimen lebten laut Bundesamt im Jahr 2009 mehr als 717.000 Menschen (1999: rund 563.000). Das sei gut ein Drittel der Hilfsbedürftigen, zwei Drittel von ihnen würden zu Hause versorgt. Der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung stieg in den vergangenen 20 Jahren um rund fünf Millionen auf 17,1 Millionen Menschen. Interessant scheinen in diesem Zusammenhang die nachfolgenden Befragungsergebnisse, die sich mit Er- gebnissen einer Stichprobenerhebung im Südraum Leipzig 2011 decken. Von einem Großteil der Befrag- ten auch in ländlichen Gemeinden wird die Erreichbarkeit von Einrichtungen, da in der Regel Selbstfahrer, als ausreichend oder gut eingeschätzt.

Abbildung 33

Anbindung von Se- niorenhaushalten an öffentliche Ver- kehrsmittel nach Eigentümergrup- pen in Deutschland 2009

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 53

Abbildung 34 Erreichbarkeit von Dienstleistungen für Seniorenhaushalte in Deutschland im Jahr 2009

Auf ein wesentliches Problemfeld weisen die nachfolgenden Befragungsergebnisse hin. Das Auseinander- fallen vom Wunsch auf ein selbstbestimmtes Leben im Alter und aktiver Auseinandersetzung mit dem eigenen Wohnen im Alter sind zu konstatieren. Hier sind bereits Ansätze für Handlungserfordernisse – Information und Beratung und Öffentlichkeitsarbeit – erkennbar. Hierfür wurden Ältere13 (über 5oJährige) zu ihren Wünschen für das Alter und ihrem bisherigen Aktivitäten in diesem Kontext befragt:

Abbildung 35 Befragungsergebnisse zu den Ansprüchen an das Wohnen im Alter

Was meinen Sie, in welchem Alter sollte man in eine altersgerechte Wohnung ziehen? Wie möchten Sie im Alter von 70 Jahren wohnen?

Welche Dinge spie- len für Sie für ein selbständiges Le- ben im Alter eine Rolle?

13 Befragung in Deutschland; ab 50 Jahre; 500 Mieter, 600 Wohnungs-/Hauseigentümer; 1.100 Befragte; Befragung durchge- führt von TNS Emnid

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 54 Was wäre Ihnen lieber, um altersgerecht wohnen zu Wären Sie dazu bereit Ihre Wohnung altersgerecht um- können? bauen zu lassen?

. Quelle: TNS Emnid

3.2 Kommunale Aufgabenfelder Aktive Wohnungspolitik ist primär Kommunalpolitik. Gerade schrumpfende Kommunen müssen einem Wohnungsüberhang begegnen, um die nachteiligen Wirkungen auf die entsprechenden Ortsteile zu ver- hindern. Wohnungsleerstände erzeugen Folgekosten (Unterhaltung technische Infrastruktur verteilt sich auf weniger Haushalte, evtl. Sicherungskosten etc.) und sind somit nur selten eine Alternative. Kommunale Wohnungsleerstands-Analysen können gefährdete Lagen ermitteln und konkrete Maßnah- men entgegensetzen. Dabei zeigen sich neue Handlungsfelder im Kontext zum demografischen Wandel in den Dörfern und Kleinstädten, wie - Leerstandsmanagement - Umnutzung, Anpassung Altbausubstanz für Nestflüchter, Ältere - Aufwerten der Wohnungsbestände - flexible Wohnungsgrundrisse - Beratung zur altersgerechten Sanierung - Wohnumfeldgestaltung - barrierearm Die Lösung der anstehenden Probleme ist nicht allein durch Wohnungsunternehmen und die öffentliche Hand leistbar. Hier ist eine Beteiligung der Bürgerschaft (Eigentümer) in viel größerem Umfang erforderlich. Das bedeutet aber auch, dass insbesondere in den kleinen Dörfern und Städten eine neue Planungs- und Beteiligungskultur nötig ist. Im Kontext zum „Wohnen 65PLUS“ stehen zudem Fragen wie Einbindung des Ehrenamtes, Netzwerkbildung (z.B. Vernetzung der Anbieter von multiplen/ multifunkti- onalen Häusern in angrenzenden Dörfern), niedrigschwellige Betreuungsangebote um das Leben so lange wie möglich im Dorf zu sichern. Dabei wird zunehmend vom demografiegerechten Dorfumbau gesprochen. Demografiegerechter Dorfumbau Die bislang in der Wissenschaft und Praxis diskutierten Lösungsansätze fokussieren vor allem auf den städtischen Raum und stellen Lösungen auf Quartiersebene oder die Entwicklung von Wohnungsunter- nehmen in den Vordergrund. Für die ländlich Ortslagen werden zunehmend eigene Ansätze gefordert, die integriert die konkreten Ausgangsbedingungen vor Ort, das Wollen der Bürger, die i.d.R. auch Eigen- tümer der Wohngebäude sind und das wirtschaftlich Sinnvolle und Machbare berücksichtigen. Auf diese Problemlage zielt der „demografiegerechte Dorfumbau“ mit Maßnahmen zur Anpassung und Entwicklung im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen ab. Die Betroffenheit von demografiebedingten Verände- rungen wie auch die Bereitschaft, sich zu engagieren, sind hier am größten. Vielfältiges lokales Engage- ment bildet die Basis für Projekte, Arbeitsteilung und Vernetzung und ist somit ein wichtiger Baustein der lokalen Strategie. Das bedeutet aber auch, dass es nicht den Lösungsansatz per se gibt. Mit einem Konzept ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 55 für den Dorfumbau, z.B. als Teil eines Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK) oder auch als ge- meinsam erarbeiteter „Plan“ der Dorfgemeinschaft werden lokale Probleme analysiert und mit Vorhaben untersetzt. Das Konzept gewährleistet, dass Lösungen nicht nur aus isolierten Einzelmaßnahmen beste- hen, sondern ganzheitlich unter Beachtung der kommunalen und zum Teil regionalen Verflechtungen (Mobilität, grund- und mittelzentrale Versorgungsangebote) tragfähig gestaltet werden. Die Erarbeitung eines Dorfumbaukonzepts trägt dazu bei, Bürger für die lokalen Erfordernisse des demografischen Wan- dels zu sensibilisieren und das Engagement zu fördern. Wichtige Ausgangsfragen sollten dabei sein: . Wo sehen wir unseren Ort in 5/10/20 Jahren? . Was wird sich absehbar ändern, wie reagieren wir darauf? . Wie wollen wir dann leben? Was ist für die Zukunft unserer Nachkommen wichtig? Im Idealfall umfasst das Konzept Ansätze für die weitere Entwicklung der dörflichen Bausubstanz . die barrierefreie/barrierearme Gestaltung von Freiräumen und Gebäuden . die Beseitigung von Leerstand durch Wiedernutzung und/oder Rückbau/Teilrückbau im Einklang mit der baukulturellen Identität und Aufwertung der Siedlungsstruktur . die Bündelung von Nutzungen und Realisierung neuer Nutzungsformen (seniorengerechtes Wohnen) . die demografiegerechte Dimensionierung von Infrastrukturen (Ver- und Entsorgung) aber auch Ansätzen für die Sicherung der Lebensqualität Älterer  wichtige Bedarfe und davon abgeleitet Betreuungs-, Versorgungs- und Beratungsangebote (z.B. multiple Häuser14, Mehrgenerationen-Wohnen, Alltagsbegleitung, Gerimobil)  adäquate Mobiltätslösungen Ausgehend von diesem Denkansatz werden im Punkt 3.4 ausgewählte Lösungsansätze – Best practice für das selbstbestimmte Wohnen kurz vorgestellt.

Wohnen 65PLUS - Angebotssicherung Verbesserung der Informationslage zum Wohnen im Alter Praktische Erfahrungen zeigen, dass ältere Menschen, aber auch die anderen Akteurinnen und Akteure beim Wohnen im Alter, häufig nicht ausreichend über altersgerechte Wohnmöglichkeiten informiert sind. Sie wissen wenig über die Möglichkeiten, ihre Wohnung entsprechend altersgerecht anzupassen und dar- über, welche alternativen Wohnangebote vor Ort verfügbar sind. Hier bietet der Landkreis bereits ein sehr umfassendes Angebot (vgl. Broschüre „Älter werden im Landkreis Leipzig“), dass eine gute Basis auch für die Städte und Gemeinden darstellt.

Kleinräumige Bestands-und Bedarfsplanung Wichtig für eine zukünftige bedarfsgerechte Gestaltung des Wohnens 65PLUS ist eine entsprechende Be- standsanalyse und Bedarfsplanung (als partizipative Fachplanung15). Diese sollte möglichst kleinräumig, dezentral und „von der Basis aus“ erfolgen. Sie kann ein wichtiger Teil des demografiegerechten Dorfum- baus sein. In den Städten größer 5.000 Einwohner sollten die Betrachtungen wenn möglich auf Quartiers- ebene realisiert werden. Beim Anspruch an die Kommunen, die Umsetzung gewandelter Wohn- und Be- treuungskonzepte zu steuern und aktiv zu planen, geht es nicht etwa um eine „Wiederbelebung der Plan- wirtschaft“, vielmehr sollten die Bürgerinnen und Bürger an kommunalen Planungs- und Entscheidungs- prozessen, gerade im Bereich des Wohnens im Alter, nachhaltig beteiligt werden. Bei der Darstellung des Bedarfs an altersgerechten Wohnungen sind vielfältige Aspekte zu beachten:

14 siehe Ergebnisse laufender Modellprojekte im Landkreis Leipzig wie: - „Multiple Häuser“ - http://www.multiples-haus.de/ - „GeriNet“ - http://gerinet-leipzig.de/ 15 BMFSFJ (2013): Wohnen im Alter Bewährte Wege – Neue Herausforderungen. Ein Handlungsleitfaden für Kommunen ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 56

. Alters-, Haushalts- und Sozialstruktur, . Nutzeranforderungen und Einkommensstruktur, . Wohnungsbestandsstruktur und Bestand an altersgerechten Wohnungen, . Planungen der Wohnungsunternehmen und Privater. Diese sind in der Regel zwischen den Kommunen äußerst differenziert, wie die Analyse der Ausgangssi- tuation (vgl. Gemeindeblätter) deutlich macht. Um trotzdem einen Richtwert 16zu liefern, kann als Bedarfsansatz formuliert werden, dass es sinnvoll wäre, wenn im Jahr 2025 für 20% der Haushalte mit 70Jährigen und älteren Personen eine seniorenge- rechte Wohnung verfügbar wäre. Da auch jüngere Personen bereits von Einschränkungen betroffen sein können, die das Wohnen in einer barrierefreien oder -armen Umgebung nahe legen, stellt der gewählte Bedarfsansatz eher eine untere Grenze des Notwendigen dar. Allerdings dürfte der gewählte Bedarfsan- satz gleichzeitig eine obere Grenze des bis 2025 Machbaren markieren. Auch sind weitere Mehrgenerati- onen-Lösungen auch im ländlichen Raum sinnvoll auszubauen.

Information und Öffentlichkeitsarbeit Information und Öffentlichkeitsarbeit sind ein weiteres wichtiges Aktionsfeld für Kommunen, um die Ent- wicklung eines bedarfsgerechten Wohnangebots vor Ort zu steuern. Im Mittelpunkt steht dabei die Infor- mation über die Möglichkeiten, wie das selbstständige Wohnen in der eigenen Häuslichkeit erhalten wer- den kann und welche Angebote hierfür zur Verfügung stehen. Aber auch darüber, welche alternativen Wohnmöglichkeiten vor Ort gegeben sind und wo deren Chancen und Risiken liegen, sollte informiert werden. Hierzu können Kommunen mit der Erstellung von Informationsschriften und Adressenlisten z.B. ähnlich der Bauherrenmappe für energieeffizientes Bauen sowie mit der Durchführung von Informations- veranstaltungen einen wichtigen Beitrag leisten. Hier ordnen sich aber auch Aktivitäten wie die Unterstüt- zung des Ausbaus eines Netzes „multipler Häuser“ als Dienstleistungs- und Kommunikationszentren mit ein.

Verbesserung der Kooperation der Akteurinnen und Akteure Beim Wohnen im Alter ist das synergetische Zusammenwirken so unterschiedlicher Akteurinnen und Ak- teure wie z. B. Wohnungswirtschaft, Architektinnen und Architekten, Bankwesen, Wohlfahrtspflege, Handwerk, Verbraucherschutzorganisationen und Seniorenselbsthilfegruppen gefragt. Viele Akteurinnen und Akteure sind oft bei der Gestaltung eines altersgerechten Wohnangebots vor Ort beteiligt, aber sie wirken vielfach nicht zusammen und so kommt es auch zu Versorgungsmängeln und Fehlplanungen. Auf- gabe der Kommunen sollte es sein, solche Fehlentwicklungen zu verhindern, indem sie die Beteiligten zusammenbringen und Kooperations- und Koordinationsprozesse in Gang setzen und moderieren. Dies kann z.B. über Arbeitskreisen oder Wohnkonferenzen erfolgen aber auch über das Anstoßen gemeinsa- mer Projekt (vgl. Best practice- Pkt. 3.4)

Stärkung von Eigeninitiative und Mitwirkung durch kommunale Begleitung und Förderung Es wird in Zukunft nicht in erster Linie darum gehen, das Angebot professioneller Betreuungs- und Unter- stützungsstrukturen auszubauen. Professionelle Hilfe ist vor allem auch gefragt, um Eigenverantwortlich- keit und Eigeninitiative zu stärken. Die Aktivierung der Leistungsmöglichkeiten älterer und jüngerer Men- schen in sozialen Netzwerken im Sinne einer zivilgesellschaftlichen Verantwortung wird im Rahmen des demografischen Wandels eine wesentliche Aufgabe der Kommunen sein. Eigeninitiative und gegenseitige Hilfe entwickeln sich aber nicht von alleine. Praktische Erfahrungen zeigen, dass Kommunen dabei eine Schlüsselrolle übernehmen, indem sie einerseits selbst ein Managementfunktionen wahrnehmen oder die

16 Pestel-Institut (2011) : Bedarf an seniorengerechten Wohnungen in Deutschland. Untersuchung im Auftrag der Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau e.V. (DGfM)Hannover 2011 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 57 Aktivitäten anderer Träger im entsprechend unterstützen. Dies schließt z.B. die Förderung von Aufwen- dungen oder notwendiger Infrastruktur (Gebäude, Gemeinschaftsräume etc.) ein, aber auch Qualifizie- rungsangebote für zivilgesellschaftliches Engagement anzubieten oder in anderer Trägerschaft zu beför- dern. Anforderungen an die Qualitätssicherung Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass Angebote am Bedarf vorbei geplant werden können und not- wendige Qualitätsstandards nicht eingehalten werden. Um Fehlentwicklungen zu vermeiden, sind des- halb auch Initiativen zur Qualitätssicherung gefordert. Innenentwicklung Innenentwicklung bezeichnet im Städtebau die Strategie, den zukünftigen Flächenbedarf durch die Nut- zung von innerörtlichen erschlossenen Flächen zu decken und auf die Ausweisung von Flächen auf der „Grünen Wiese“ weitgehend zu verzichten. Neben den negativen Folgen der Zersiedelung, sind wesentliche Gründe für eine Neuorientierung:  Demographischer Wandel: die für die nächsten Jahrzehnte zu erwartenden Bevölkerungsentwicklung ist prak- tisch nicht mehr beeinflussbar, daher muss – um ein langfristig finanzierbares Gleichgewicht zwischen Infra- struktur, Siedlungsbestand und Einwohnerzahlen zu erhalten – die vorhandene Infra- und Siedlungsstruktur an diese Entwicklung angepasst werden.  Der Anstieg der Wohnfläche pro Person verlangsamt sich, aber auch die Zahl der Haushalte sinkt zukünftig.  Die angespannte Lage vieler öffentlicher Haushalte infolge rückläufiger Einnahmen und steigender Ausgaben.  Durch den wirtschaftlichen Strukturwandel, die Umstrukturierungsprozesse bei Bahn, Post, Energieversor- gungsunternehmen und anderen Infrastruktureinrichtungen sowie durch die Aufgabe von Militärstandorten entstehen in vielen Kommunen große Flächenreserven in besten, innerstädtischen Lagen für neue Nutzungen zur Verfügung.  Der Wandel der Wirtschaft zu Dienstleistungen und "sauberem" Gewerbe ermöglicht die Reintegration von Arbeitsstätten in innerstädtische nutzungsgemischte Quartiere.  Die Attraktivität des Standortes Innenstadt, geprägt durch Nähe zu Versorgungs-, Kultur- und Infrastrukturan- gebot, gewinnt nachweislich wieder an Bedeutung. Die wachsende Zahl älterer Menschen infolge des demo- graphischen Wandels ist eine dieser Gruppen, die diesen Trend in den kommenden Jahrzehnten beschleunigen wird. Dabei ist nicht zu verkennen, dass zwar das Bauen in der Innenstadt in der Regel mit einer Vielzahl von Problemen behaftet ist und auch „teurer“ erscheint – für die kommunale Infrastruktur zur Vermeidung hoher Folgekosten und Funktionseinbußen der Infrastruktur sowie der Lebensfähigkeit und Attraktivität der Kommunen langfristig unabdingbar ist. Dementsprechend sollte der Innenentwicklung und Nachver- dichtung immer der Vorrang vor einer weiteren Ausweitung in der Fläche gegeben werden. D.h. in den Klein- und Mittelstädten sind nachfolgende Handlungsprioritäten zu setzen: 1. Entwickeln des Ortskerns. Dies beinhaltet nicht nur die Instandhaltung oder -setzung der vorhan- denen Gebäude, sondern auch Neubauten für neue Bedürfnisse einschließlich Abbruch nicht mehr nutzbarer Gebäude. 2. Entwickeln der übrigen Baugebiete, z.B. der Wohn- und Gewerbeflächen, die in den letzten Jahr- zehnten entstanden sind. 3. Besteht darüber hinaus Baubedarf, sollten innerstädtische Brachflächen wie stillgelegte Indust- rieanlagen soweit vorhanden umgenutzt werden. 4. Nur wenn die Innenentwicklung nicht ausreicht, um eine starke Baulandnachfrage zu befriedigen, kann die Siedlungsfläche erweitert werden, aber auch hier sind Abrundungen bestehender Ge- biete zu präferieren. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 58 Suburbane Wohnungsstandorte17 Ein spezifisches Problemfeld stellen suburbane Wohnstandorte in Ostdeutschland respektive auch im Landkreis Leipzig dar. Sie sind in der Regel nach der Wiedervereinigung entstanden. Ins Umland sind vor allem konsolidierte Familienhaushalte (oft einkommensstarke Doppelverdiener bzw. Familien mit älteren Kindern) oder Haushalte in der Schrumpfungsphase gezogen. Die gemeinsame Alterung, der Fortzug der erwachsenen Kinder und rückläufige Einwohnerzahlen bestimmen mittlerweile die demographische Situ- ation der Stadtumlandbereiche sowie der neuen Wohnstandorte. Im Zuge des bevorstehenden Generati- onenwechsels werden sich viele der damaligen Zugezogenen, die bald das Rentenalter erreichen, ver- stärkt mit möglichen Ortsveränderungen wegen der eingeschränkten Nutzbarkeit der eigenen Immobilie im Alter auseinandersetzen. Zumal häufig noch eine starke Bindung an den städtischen Raum (Arbeit, Versorgungsbeziehungen) bestehen geblieben ist. Für einen Teil der Gebiete ist eine rückläufige Immobiliennachfrage, Leerstand und Preisverfall zu ver- zeichnen. Dementsprechend sind in Abhängigkeit von der konkreten Situation unterschiedliche Hand- lungsoptionen zu beachten: Stabilisierung betrifft hierbei im Wesentlichen die „Selbstläufer“, die gut über die Straße angebunden in Zentrumsnähe liegen, gut ausgelastet sind und kaum kommunales Eingreifen erfordern, weil sie noch Zu- zug generieren können. In diese Kategorie fallen bspw. Wohngebiete, deren Bausubstanz hauptsächlich aus Einfamilienhäusern und auch Reihenhäusern besteht und die nur einen geringen Anteil an Mehrfami- lienhäusern haben, denn im Wohnungsmarktsegment des Geschosswohnungsbaus ist mit einer weiteren und kontinuierlichen Nachfrage nicht zu rechnen. „Qualifiziert“ werden sollten Wohngebiete, die langfristig Probleme bezüglich einer weiteren Auslastung bzw. Nutzung aufweisen könnten. Hier sind gezielte Aufwertungsmaßnahmen notwendig wie bspw. die Pflege freier Flächen, Anlage von nachgefragten Infrastrukturen wie bspw. Spielplätzen oder Treffpunkten auch für Ältere. Voraussetzung hierfür ist jedoch ein (potenzieller) weiterer Zuzug aus den Zentren bzw. aus den Ortskernen selbst. Umstrukturiert werden sollten solche Gebiete, die langfristig nicht mehr mit einer Erholung der Nachfrage rechnen können. Dies würde zum einen den Abbruch nicht mehr marktgängiger Gebäude, zum anderen eine Neunutzung bestehender Bausubstanz (Nichtwohnnutzung) bedeuten. Investruinen und augen- scheinlich lange leer stehende Gebäude in Wohngebieten bedeuten eine massive Beeinträchtigung des Wohnwertes der Umgebung und können von der Gemeinde nicht lange geduldet werden. Hier ist klar der Rückbau vorzuziehen. Dabei sind die Handlungsmöglichkeiten der Kommunen über das Instrumentarium der Bauleitplanung be- grenzt. Wichtig ist es jedoch, keine weiteren Neustandorte im Außenbereich zuzulassen und Vorhandene so gut wie möglich zu vermarkten. Als Beispiel kann das Herangehen von Merseburg dienen: „Wir (…) versuchen durch eine (…) künstliche Verknappung der Wohnbaustandorte einer weiteren Suburbanisie- rung zu begegnen und Interessenten für das Wohnen im Einfamilienhaus-Bereich auf vorhandene Stand- orte zu lenken – und es funktioniert“. Für das mit Bürgern, privaten Partnern wie Wohnungsgesellschaften oder Vereine überarbeitete Stadtentwicklungskonzept „Zurück in die Mitte“ der Stadt Merseburg erfolgte ein umfassendes Monitoring der Wohnbaupotenziale der Gemeinde, um eine „Grundstücksbörse“ entwi- ckeln zu können, die über zum Verkauf stehende Eigenheime informiert und diese ggf. an Neubesitzer vermittelt.“ (B. KAADEN, Bürgermeisterin der Stadt Merseburg)

17 Friedrich, Klaus ; Knabe, Susanne ; Warner, Barbara ; Leibniz-Institut für Länderkunde e.V. (IfL) (Ed.): Kontinuität und Um- brüche im suburbanen Mosaik Sachsen-Anhalts : die Zukunft eines Wohnungsmarktsegments im demographischen Wandel. Leipzig, 2014 (Forum IfL 24) ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 59 3.3 Barrierearmes/barrierefreies Wohnen im Ländlichen Raum Was heißt das für Dörfer, wie hoch kann/soll der Anspruch sein?

Seniorenbeirat der Samtgemeinde Tarmstedt begutachtet Westertimke auf Stolperfallen und Absenkungen – Weser-Kurier, 28.07.2012

Ein fast barrierefreies Dorf

Von Ulrike Prange

Westertimke. Dem Auge von Hans Hermann Klee entgeht nichts. Auf dem Parkstreifen an der Straße In den Budden- kuhlen steht ein Gullideckel hoch – eine Stolperfalle, da sind sich auch Klees Kollegen vom Seniorenbeirat der Samt- gemeinde Tarmstedt einig. Dessen Vorsitzende Christa Ruschmeyer notiert alles, was ihnen beim Spaziergang auf- fällt. Nach einer knappen Stunde ist klar: Viel ist das nicht. "Das war ein erfreulicher Rundgang, es ist alles tipptopp." Nur ein paar Notizen stehen in Christa Ruschmeyers Block. Eine Hecke sollte beschnitten werden, damit Rollstühle und Kinderwagen besser vorbeikommen, und ein Baum steht auf dem Bürgersteig, "aber den kann man ja auch nicht einfach wegmachen", findet Hans Hermann Klee. Positiv fallen den Senioren die vielen Bänke auf, insgesamt acht seien allein in den vergangenen Jahren aufgestellt worden, betont Westertimkes Bürgermeister Hans-Joachim Nicolaus. Und auch auf die Straßenbeleuchtung weist er hin – denn die wird erst um 0.30 Uhr ausgeschaltet, wenn der letzte Bus das Dorf passiert hat. Schon im Vorfeld hatte Nicolaus verkündet, dass der Gemeinde nicht bange sei und man sich auf Hinweise freue, wie man das Dorf stolperfallenfrei gestalten könne. Schließlich sei auch mit der Fürsprache des Beirats die Toilette auf dem Friedhof zustande gekommen, erinnerte Nicolaus. Den ersten Hinweis gab es allerdings gleich, nachdem Nicolaus das Dorfgemeinschaftshaus und dessen Nutzen für Landfrauen, die Feuerwehr, Seniorenveranstaltungen und die Heimatfreunde präsentiert hatte. Das Haus ist zwar barrierefrei zu betreten, ein Rollstuhl würde aber nicht durch die Türen der Toiletten passen. Die Seniorenvertreter regten an, dies zu ändern, wenn mal ein Umbau im Haus anstünde. Auch Ratsmitglied Karin Gieschen ist dankbar für Anregungen. Der Gemeinderat schaue selbst nach Verbesserungen und bekomme auch Tipps von Dorfbewohnern, wo es hakt. "Auf vieles achtet man aber einfach nicht und merkt es erst, wenn man selbst nicht gut zu Fuß ist", sagt Karin Gieschen. Ein Thema sei die Querung der Hauptstraße, die sei aber abgelehnt worden, weil die Landesstraße zu wenig von Fußgängern frequentiert werde, erklärt Nicolaus. Aller- dings, fügt Gieschen hinzu, steige die Zahl der Fahrzeuge zum Beispiel merklich, wenn die A1 gesperrt sei. Auf der Route des Seniorenbeirats liegt auch das geplante Baugebiet an der Bülstedter Straße. Die Idee, junge Leute durch das Anbieten von Baugrund im Ort zu halten, begrüßen die Senioren. Allerdings geht das Gremium schon einen Schritt weiter und appelliert, den geplanten Rad- und Fußweg zwischen der älteren Siedlung und dem neuen Bauareal nicht durch einen Poller zu verstellen. "Die sind sonst für die Ewigkeit", erinnert Ruschmeyer. Der geplant Weg sei zu schmal für Autos, daher könne auf Poller verzichtet werden, meint Nicolaus. Die Ortsbegehungen sollen fortgesetzt werden, darüber sind sich die Mitglieder des Seniorenbeirats einig. Nächste Station ist Ende August die Gemeinde Vorwerk. Anschließend stehen noch Besuche in Steinfeld und Hanstedt an sowie ein Rundgang in Tarmstedt. Dann, sagt Ruschmeyer, wäre das Gremium wenigstens einmal durch die Samtgemeinde gegangen – durchaus mit neuen persönlichen Eindrücken. "Das ist ein Vorteil der Begehungen", sagt Ruschmeyer. "Man lernt die Orte kennen. Und auch wenn ich schon 40 Jahre in der Samtgemeinde lebe, entdecke ich immer wieder etwas Neues." Bevor wieder von vorn begonnen wird, steht eine Überprüfung an. "Unsere Mitglieder haben uns be- auftragt zu schauen, was von unserer Liste abgearbeitet wurde", erklärt Ruschmeyer das Vorgehen. Fehle etwas, werde man die Liste bei den Gemeinden noch einmal in Erinnerung rufen. Der Beirat muss aber nicht nur mahnen, sondern kann auch loben. So sei in Tarmstedt zum Beispiel ein Fußweg neu gemacht worden, und auch in Wilstedt wurden gleich an drei Stellen die Wege ausgebessert, berichtet Ruschmeyer und kann die gute Laune darüber nicht verstecken. "Ich freue mich maßlos darüber."

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 60 Vor dem Hintergrund der Zielstellung der Entwicklung altersgerechter Strukturen und Angebote und der Tatsache der mit dem Alter zunehmenden geistigen und körperlichen Einschränkungen ist das Thema Bar- rierefreiheit/-armut (vgl. Anlage 2: Definition) ein wesentlicher Aspekt, um die Zukunftsfähigkeit des Wohnungsbestandes sowie räumlicher Strukturen in den Städten und Dörfern im Landkreis zu sichern. Die wachsende Sensibilisierung der Gesellschaft insgesamt gegenüber diesem Thema führt dazu, dass vor allem in den größeren Zentren und bei Neubau gesetzliche Regelungen (Bauordnungsvorschriften) und geltende Normen (DIN-Vorschriften) mehr und mehr zur Anwendung kommen. Die Einsicht, dass barrie- refreie bzw. -arme Wohnungen und Quartiere für alle Nutzer von Vorteil sind, setzt sich allerdings nur langsam bei Anbieter- und Nachfragegruppen durch. Im Wohnungsneubau hat sich das Angebot entspre- chend steigender Nachfrage in den letzten Jahren etwas erweitert. Auch beim Umbau des öffentlichen Raums erhält Barrierearmut/-freiheit zunehmend ein stärkeres Gewicht. Für die Bewältigung der Anforderungen aus dem demografischen Wandel muss das Augenmerk viel stär- ker auf den Bestand gerichtet werden. Die rechtzeitige Vorsorge für das Wohnen und Leben im Alter ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, denn mehr altersgerechte Wohnungen erleichtern nicht nur den Nutzern den Alltag, sie sind zugleich wichtige und notwendige Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der Mietwohnungsbestände aber insbesondere auch für das Verbleiben im selbstgenutzten Wohneigen- tum. Dabei sind insbesondere die spezifischen Rahmenbedingen in den Dörfern zu berücksichtigen, an die die geltenden Standards angepasst werden müssen.

Situation im Ländlichen Raum Es gibt zurzeit keine verlässlichen Statistiken, wie viele barrierefreien Wohnungen es in Deutschland gibt und wie viele Wohngebäude direkt beim Neubau barrierefrei gestaltet wurden. Ebenso fehlen Informati- onen inwiefern durch strukturelle oder individuelle Wohnungsanpassung barrierefreie Wohnungen ent- standen sind. Nach bisherigen Untersuchungen ist nur etwa 1 bis 2% des gesamten Wohnungsbestandes in der Bundes- republik Deutschland altersgerecht, d.h. barrierefrei oder barrierearm. Setzt man die Anzahl der altersge- rechten Wohnungen/barrierefreien Wohnungen gewichtet in Relation zur Altersbevölkerung in den Kom- munen, so ergibt sich für die 60-Jährigen und Älteren eine Versorgungsquote von 1,37% mit altersgerech- ten Wohnungen/barrierefreien Wohnungen. Dies bedeutet, dass für rund 1% der 60-Jährigen und Älteren in den Kommunen ein spezielles altersgerechtes Wohnangebot zur Verfügung steht. Schon jetzt gibt es eine Lücke zwischen dem Bedarf an altersgerechten Wohnungen und einem entspre- chenden Angebot auf dem Wohnungsmarkt. Diese Lücke wird angesichts der demografischen Entwick- lungen größer werden, wenn hier nicht gegengesteuert wird. Sie betrifft alle Segmente, sowohl Mehrfa- milienhäuser als auch Ein- und Zweifamilienhäuser. Die meisten Wohnungsbestände stammen aus einer Zeit, als barrierefreies Wohnen gesellschaftlich kaum thematisiert wurde und beim Bauen praktisch kaum eine Rolle spielte. Darüber hinaus wird Wohneigentum vorrangig im mittleren Lebensalter gebildet, in dem sich die meisten noch nicht mit altersgerechtem Wohnen auseinandersetzen. Versorgungslücken bestehen dabei vor allem im ländlichen Raum, insbesondere in den neuen Bundeslän- dern. Fast drei Viertel (72,4%) des in einer 2006 durchgeführten bundesweiten Befragung ermittelten An- gebotes an altersgerechten Wohnungen/barrierefreien Wohnungen sind in den kreisfreien Städten zu fin- den und dies obwohl nur rund ein Drittel der Untersuchungsgesamtheit kreisfreie Städte sind. Auch wenn in den letzten Jahren mehr altersgerechte Wohnungen in den Landkreisen geschaffen wurden, konzent- rieren sich die Angebote in der Regel in den Mittelzentren und abgestuft in den Grundzentren. D.h. ins- besondere in den Dörfern sind nur in begrenztem Maße i.d.R. durch Eigentümer geschaffene Lösungen gegeben. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 61 Abbildung 36 Angebot an altersgerechten Wohnungen/barrierefreien Wohnungen in den Kommunen

neue Bundesländer 15158

alte Bundesländer 76513

Landkreise 25163

kreisfreie Städte 66508

0 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 90000 Quelle: Wohnen im Alter. Strukturen und Herausforderungen für kommunales Handeln. Ergebnisse einer bundes- weiten Befragung der Landkreise und kreisfreien Städte. Hrsg.: Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, 2006 Interessant sind zudem die Ergebnisse einer 2012 von der forsa18 im Auftrag des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) durchgeführten landesweiten Befragung. Hierbei wur- den über 2000 Sachsen ab 18 Jahre im ländlichen Raum, im Verdichtungsraum und im verdichteten Be- reich im ländlichen Raum zu den Lebensbedingungen in ihrem Wohnumfeld befragt (vgl. Abb. 37,38). Da- bei gaben 80% der Befragten an, dass in ihrem Wohnhaus Treppenstufen überwunden werden müssen, um ins Haus bzw. die Wohnung zu gelangen. Dementsprechend wurde nur durch wenige Befragte bestä- tigt, dass ihr Haus über einen Aufzug bzw. einen Fahrstuhl verfügt (6%) bzw. dass Rampen oder sonstige Hilfen zur Überwindung von Treppen zur Verfügung stehen (5%). 28% der Befragten in ganz Sachsen geben an, dass öffentliche Wege in ihrer Wohnumgebung für Roll- stühle und Rollatoren geeignet sind. 22% sagen, dass öffentliche Einrichtungen über Rampen und/oder sonstige Hilfe zur Überwindung von Treppen verfügen. Dagegen geben lediglich 11% an, dass Geschäfte in ihrer Wohnumgebung über solche Hilfen zur Überwindung von Treppen verfügen. Insbesondere in klei- neren Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern sind nach Wahrnehmung der Bewohner nur wenige öffentliche Einrichtungen und Geschäfte über Rampen oder sonstige Hilfen zur Überwindung von Treppen zu erreichen, während es in Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern deutlich mehr sind. Die Barrie- refreiheit im Wohnumfeld wird von den befragten Sachsen wie folgt beurteilt:

Abbildung 37 Barrierefreiheit in der Wohnumgebung Basis: alle Befragte, An- gaben in Prozent

Quelle: Ländliche Le- bensverhältnisse in Sachsen. Schriftenreihe des LfULG, Heft 1/2014, S. 43

18 Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 62 Interessant erscheinen die Unterschiede der Aussagen zur Barrierefreiheit von öffentlichen Wegen: Ge- ben im ländlichen Raum 33% der Befragten an, dass öffentliche Wege für Rollstühle und Rollatoren geeig- net seien, tun dies im Verdichtungsraum nur 25%. Es ist zu vermuten, dass diese Wahrnehmung im Zu- sammenhang steht mit der geringeren Bedeutung der Fußläufigkeit im ländlichen Raum (siehe unten). Spezifische Anforderungen des Ländlichen Raumes Zum selbstbestimmten Wohnen und Leben in vertrauter Umgebung in der Stadt wie auf dem Land gehört neben einer Wohnung ohne bauliche Barrieren auch ein Wohnumfeld mit Angeboten zur Versorgung und Teilhabe, die auf möglichst barrierearmen Wegen zu erreichen sind. Im Alter, wenn die Menschen nicht mehr berufstätig und oft auch nicht mehr so mobil sind wie in jüngeren Jahren, werden die Wohnung sowie das Wohnumfeld immer mehr zum Lebensmittelpunkt und zu den Orten, an denen sie viel Zeit verbringen. Aufgrund gestiegener und weiter steigender Lebenserwartung wird diese Lebensphase immer länger. Menschen möchten und sollen auch im Alter so lange wie möglich in vertrauter Umgebung leben, unterstützt durch vielfältige soziale Netze und bei Bedarf durch ambulante Hilfen. Das entspricht dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben auch im Falle notwendiger Pflege und ist wesentlich kos- tengünstiger als eine Unterbringung in einem Alters- oder Pflegeheim. Dafür müssen jedoch die Voraus- setzungen erfüllt sein. Die Wohnung selbst, der Zugang zur Wohnung und zum Haus sowie das Wohnum- feld müssen frei von Barrieren oder zumindest barrierearm sein, damit alltägliche Abläufe selbst dann noch bewältigt werden können, wenn die körperliche Gesundheit und Beweglichkeit eingeschränkt ist. Dementsprechend geht es im Wesentlichen um vier Lebensbereiche, die bei der Entwicklung von senio- renfreundlicher Barrierefreiheit/-armut in der Stadt als auch auf dem Land zu berücksichtigen sind:  Wohnbereich mit einem ausreichenden Angebot an barrierefreien oder barrierearmen Wohnungen  Mobilität, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sich ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen sicher und bequem fortbewegen können, dazu gehören auch barrierefrei nutzbare öffentliche Verkehrsmittel  soziale Teilhabe, die durch barrierefrei/-arm erreichbare Begegnungs- und Aufenthaltsorte/-gebäude und durch barrierefreie/-arme, attraktive Freiflächen und Freizeitangebote erreicht wird  Nahversorgung und Gesundheit, die durch möglichst wohnungsnahe Grundversorgung und wichtige Dienstleistungen gewährleistet wird und deren Einrichtungen barrierearm zu erreichen sind In welchem Umfang und in welcher Ausprägung diese Bereiche insbesondere in den Dörfern künftig bar- rierefrei gestaltet werden sollten, ist unter Berücksichtigung der spezifischen strukturellen Gegebenhei- ten und Lebens-/Verhaltensweisen im Ländlichen Raum differenziert zu diskutieren. Ausreichendes Angebot an barrierefreien/barrierearmen Wohnungen Der Wohnbereich ist der wichtigste Lebensbereich für ältere Menschen. Zahlreiche Umfragen belegen, dass die Mehrheit der Menschen in ihrem häuslichen Lebensraum so lange wie möglich wohnen möchte. Um dies auch unter den Bedingungen altersbedingt zunehmender körperlicher Einschränkungen zu er- möglichen, ist eine weitest gehende Barrierefreiheit notwendig. Folgende Bereiche sind unter dem Ge- sichtspunkt der Seniorenfreundlichkeit im Wesentlichen barrierefrei zu gestalten:  Zugang in die Wohnung oder das Haus; Zugang zum Grundstück/Gehöft,  sicherer und ausreichend dimensionierte Bewegungsflächen innerhalb des Wohnbereiches  sichere und zugängliche sanitäre Einrichtungen  sichere und erreichbare Kücheneinrichtungen Den Rahmen dafür setzt die DIN 18040 – 2 Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 2: Wohnun- gen. Innerhalb des Wohnbereiches gibt es hinsichtlich der Art der baulichen Maßnahmen keine Unterschiede zwischen Stadt und Land. Unterschiede resultieren aus der Siedlungsstruktur und schlagen sich insbeson- dere im differenzierten Umfang notwendiger Maßnahmen nieder. Die ländlichen Ortsteile (insbesondere peripher gelegene Orte) zeichnen sich im Wesentlichen aus durch ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 63  Wohnen in größtenteils frei stehenden Wohnhäusern/Einfamilienhäusern und Gehöften  teilweise große bis sehr große Grundstücks- und Wohnraumflächen,  einen hohen bis sehr hohen Anteil älterer Wohngebäude (über 60 Jahre/ zum Teil denkmalgeschützt) ohne altersgerechte/barrierefrei/-arme (Bau-)Strukturen,  eine überwiegend sehr hohe Eigentümerquote (mit einem hohen Anteil älterer Eigentümer)  sowie weitestgehend fehlenden Ergänzungs-/Zusatzfunktionen im Ort. Diese Struktur verlagert notwendige Bau-/Umgestaltungsmaßnahmen für altersgerechte Angebote ver- stärkt in den privaten Bereich mit nachfolgenden Konsequenzen: - Unsicherheiten hinsichtlich der Planung und Umsetzung entsprechender Umgestaltungsmaßnahmen. - erhöhter Kommunikations-, Beratungs- und Koordinierungsaufwand in den dörflichen Ortschaften gegen- über Maßnahmen in den Zentren mit Dominanz von Mietwohnungsbestand - im Gegensatz zu zentralen Orten, wo barrierefreie Angebote auch durch Neubaumaßnahmen geschaffen werden (können), konzentrieren sich in den Dörfern entsprechende Maßnahmen weitestgehend auf die Umgestaltung des Bestandes, womit zum Teil erhebliche Kosten für Private verbunden sind. - z.T. sind Maßnahmen nicht umsetzbar, da großflächige Wohnhäuser und Gehöfte objektbezogene Mehr- kosten verursachen, die durch die Eigentümer nicht finanzierbar sind. Mobilität Eine Untersuchung an der Universität Leipzig (Institut für Geografie) zur Alltagsmobilität von Senioren in Stadt und Umland (Leipziger Stadtteil- Neulindenau sowie Oelzschau, Mölbis, Dreiskau-Muckern und Es- penhain) hat gezeigt, dass die Menschen sowohl im Dorf als auch in der Stadt vor allem zu Fuß unterwegs sind. Im Unterschied zur Stadt ist der Anteil der Fußgänger auf dem Land deutlich geringer. Dagegen be- sitzt im Alltagsverkehr das Radfahren eine wesentlich höhere Bedeutung für Senioren im Dorf und liegt noch vor der Pkw-Nutzung. Bezüglich des Autofahrens liegen die Senioren noch vor den Seniorinnen (viele ältere Frauen haben keine Fahrerlaubnis). Frauen sind eher zu Fuß unterwegs oder nutzen teilweise auch den ÖPNV, wenngleich der ÖPNV auf dem Land als Verkehrsmittel nur eine sehr geringe Bedeutung hat. In der Stadt spielen Fußläufigkeit und der ÖPNV eine wesentlich größere Rolle als auf dem Land. Die Ursachen liegen vor allem in  den teilweisen Zersiedelungstendenzen mit der Vergrößerung von Distanzen/Wegebeziehungen und dem damit verbundenen Bedeutungsverlust öffentlicher (Kommunikations-) Zentren im Dorf  der Abnahme infrastruktureller/stationärer Versorgungs-/Dienstleistungsangebote im Dorf (u.a. Arzt, Bank, Post, Apotheke, Waren des täglichen Bedarfs, Friseur, öffentliche Verwaltung) - Konzentration dieser Ange- bote in den Versorgungszentren/Grundzentren verbunden mit der Erhöhung der Mobilitätserfordernisse  den Einschränkungen der öffentlichen Mobilitätsangebote (Bus, Bahn) Damit verlängern sich die Wege auf dem Land. Die fußläufige Erreichbarkeit von Versorgungs- und Dienst- leistungsangeboten ist im Gegensatz zur Stadt nicht mehr gegeben. Da der ÖPNV nur eingeschränkt ver- fügbar ist (z.T. für Ältere auch nur schwer zugänglich), nutzen die Dorfbewohner öfter das Fahrrad bzw. den PKW (vgl. Abb. 38). Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Verfügbarkeit eines Pkw auf dem Land deutlich hö- her als in den Stadtstaaten und Ballungszentren. Dementsprechend werden auch kleine Wege (innerhalb des Ortes) mehr und mehr mit dem Auto bewältigt. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 64 Abbildung 38 Modal Split der Senioren im ländlichen und städtischen Raum

zu Fuß zu Fuß 13% 1% 4% 4% 2% 16% 1% Rad Rad 1% 54% Taxi Taxi 27% 6% 71% ÖPNV ÖPNV eigenes Auto eigenes Auto Mitfahrer Mitfahrer ländlicher Raum städtischer Raum

Quelle: Alltagsmobilität von Senioren und Jugendlichen in Stadt und Umland. Abschlussbericht des Forschungsprojekts im Som- mersemester 2011 am Institut für Geographie der Universität Leipzig, eigene Darstellung Andere Untersuchungen19 zeigen, das in Haushalten, in denen ein PKW bzw. eine Fahrerlaubnis zur Ver- fügung stehen, der PKW als Verkehrsmittel eine größere Rolle spielt als das Fahrrad, insbesondere dort, wo die Distanzen entsprechend groß sind. Auch mit fortschreitendem Alter sowie witterungsbedingt stei- gen die Bewohner eher vom Rad auf den PKW um.

Abbildung 39 Erreichbarkeit von Einrichtungen im Wohngebiet

Basis: alle Befragte, An- gaben in Prozent Quelle: Ländliche Lebensver- hältnisse in Sachsen. Schrif- tenreihe des LfULG, Heft 1/2014, S.36

Weite Wege sind ein typisches Merkmal ländlicher Räume. Nach der sächsischen forsa-Umfrage sind vor allem in kleineren Dörfern insbesondere Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, Ärzte und Pra- xen sowie Grundschulen weiter entfernt bzw. schlechter erreichbar (vgl. Abb. 39). Bei der barrierear- men Mobilität auf dem Land liegt der Fokus vor allem auf dem Zustand der Straßen und Wege. Der Schwerpunkt liegt auf  Straßen und Wege in gutem baulichen Zustand,  gute Beleuchtung,  abgesenkte Bordsteinkanten,  separate, breite Fußwege und Radwege,  Straßenquerungshilfen. Die barrierearme Zugänglichkeit öffentlicher Verkehrsmittel ist dagegen eher nachrangig.

19 Burmeister, J.: Radverkehrsmobilität von Senioren/innen in ländlichen Räumen. 2007 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 65 Nahversorgung, Gesundheit und soziale Teilhabe Demografischen und strukturellen Prozessen folgend, konzentrieren sich Einrichtungen der Grund- und medizinischen Versorgung mehr und mehr in den Grund- und Mittelzentren der Region. Diese Prozesse werden insbesondere vor dem Hintergrund ökonomischer Tragfähigkeitsaspekte sowohl privatwirtschaft- lich als auch raumordnerisch gesteuert. Dementsprechend gewinnen seniorenfreundliche/ barrierearme Mobilitätsangebote (vor allem gute Straßen- und Wegeverbindungen) zusätzliche Bedeutung. Daneben werden künftig Versorgungsbedarfe (insbesondere im Ländlichen Raum) mehr und mehr auch über das Internet abgewickelt, die entsprechende Leistungen und Produkte frei Haus liefern. Aber auch hier stehen Wirtschaftlichkeitsfragen zunehmend im Vordergrund (Bündelung der Transporte, Packstati- onen). Neben den stationären Einrichtungen sollten mobile Versorgungsangebote gut erreichbare/ barrierefrei/- arme Standorte haben. Das trifft auch auf die Angebote und Produkte sowie die Preise zu, die entweder barrierefrei/-arm erreichbar oder zumindest einsehbar/erkennbar sein sollen. Ein wesentlicher Aspekt der Lebensqualität auf dem Land stellen soziale Kontakte dar, durch den er sich insbesondere auch vom städtischen Raum abheben kann. Die Untersuchung der Universität Leipzig zur Alltagsmobilität zeigt in den dörflichen Untersuchungsräumen eine deutlich höhere Interaktivität als im städtischen Untersuchungsgebiet. Die Aktionsräume umfassen  Bänke in ausreichendem Umfang  Plätze/Parks  Vereinshäuser/ Gemeinschaftshäuser/-räume; Begegnungs-/Kommunikationsstätten  Kindergärten  Gasthöfe  Friedhöfe  öffentliche Toiletten Im Rahmen altersgerechter Dorfumbaumaßnahmen sollten diese Einrichtungen (auch unter Berücksich- tigung der Größe und Zukunftsfähigkeit der Orte) barrierefrei/-arm, entsprechend der DIN-Normen ge- staltet werden.

Abbildung 40 Anteil der Interaktionen im ländlichen und städtischen Raum

Quelle: Alltagsmobilität von Senioren und Jugendlichen in Stadt und Umland. Abschlussbericht des Forschungsprojekts im Som- mersemester 2011 am Institut für Geographie der Universität Leipzig Informationsbedarf Nach Ansicht von Experten handelt es sich bei der Erzielung von Barrierefreiheit bzw. -armut, insbeson- dere im Baubestand, um einen langfristigen Prozess, der viele Jahre dauern wird. Befriedigende Lösungen ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 66 können in der Praxis nur in enger Abstimmung zwischen allen Beteiligten entstehen. Als ein wichtiges Planungsinstrument, das Barrierearmut ausbauen hilft, kann der demografiegerechte Dorfumbauplan fungieren. Ebenso wichtig ist die weitere Sensibilisierung der Einwohner, die zum einen Hauseigentümer sind und damit Verantwortung für die Zukunftsfähigkeit ihrer Immobilie tragen, die zum anderen aber auch als Experten vor Ort das Wohnumfeld/den öffentlichen Raum hinsichtlich Barrierearmut unter die Lupe nehmen können. Dazu sind der intensive Kontakt und die Kommunikation mit den Ortschaften not- wendig. Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit sind ein weiteres wichtiges Aktionsfeld, um die Entwick- lung eines bedarfsgerechten barrierearmen Wohnangebots und Wohnumfeldes vor Ort zu steuern und zu optimieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Information über die Möglichkeiten, wie das selbstständige Wohnen in der eigenen Häuslichkeit erhalten werden kann und welche Angebote hierfür zur Verfügung stehen. Aber auch darüber, welche Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten es gibt, muss intensiv infor- miert werden. Dabei scheint es wichtig, dass auch mit Unterstützung der Kommunen verfügbare Ange- bote gebündelt und regelmäßig zur Verfügung stehen. Im Landkreis Leipzig sind im Rahmen des Projektes GeriNet bereits gute Grundlagen gelegt, die von der Erstellung von Informationsschriften und Adressen- listen von Handwerkern bis hin zu Checklisten zum seniorengerechten Wohnen reichen. Die Projektidee zu einem Gerimobil oder wie in Zwenkau die „Trägerübergreifende Seniorenberatung“ sollten auch ge- nutzt werden, um Informationen zum altersgerechten Umbau sowie Beratungsangebote der Verwaltung bereit zu stellen. Daneben sind Informationen in den kommunalen Medien aber auch die Durchführung von Informationsveranstaltungen wichtige Bausteine. Förderung Ausgehend davon, dass von den rund 11 Mio. Seniorenhaushalten in Deutschland in rund 22% der Haus- halte Personen mit Bewegungseinschränkungen leben und diesen nur rund 1-2% seniorengerechte Woh- nungen im Bestand gegenüber stehen, schätzen Experten einen Bedarf bis 2025 von 2,5 Mio. Wohnun- gen20. Wird zudem die durchschnittliche Eigentümerquote n Deutschland von 44,2% beachtet, wird das notwendige breite Engagement Privater zur Lösung des Problems deutlich. Insbesondere wenn man be- achtet, dass in den dörflichen Ortslagen die Eigentümerquote i.d.R. noch wesentlich höher ist (bis zu 90%). Dementsprechend hat die Bundesregierung zwei Förderansätze im KfW-Programm „Altersgerecht Um- bauen“21 fixiert, die auch die technischen Mindestanforderungen an die Barrierefreiheit der Wohnung und des Wohnungszugangs beschreiben. Möglich ist neben einem Zuschuss bis max. 5.000 EUR auch ein zinsvergünstigter Kredit (1%). Zudem werden durch die Pflegekassen ab Pflegestufe I Unterstützungen gewährt. Als Hauptbarriere wird in den zur KfW-Förderung gelaufenen Modellvorhaben die bisherige Tabuisierung des Themas benannt und eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit angemahnt. Es kommt auf eine positive, an- schauliche, ganzheitliche und auf die Zielgruppe 65PLUS abgestimmte Information und Beratung an. Das sollte auch Kostenkalkulationen im Sinne regionaler Benchmarks, mögliche Ansprechpartner, regionale Handwerkerlisten (mit Erfahrung) einschließen.

20 Wohnen im Alter. In: Informationen zur Raumentwicklung. Heft 2.2013. Hrsg.: BBSR 21 Neben der Bundesförderung haben auch drei Länder eigene Förderansätze aufgelegt. So fördert Bayern Eigentums- und Miet- wohnungen für Menschen mit Behinderung (max. 10.000 EUR), in Brandenburg wird der Einbau von Fahrstühlen oder barri- erefreie Eingänge in Mietwohngebäuden unterstützt und in NRW werden Darlehen oder Zuschüsse für den behindertenge- rechten Umbau ausgereicht. Ähnliche Ansätze gibt es auch in einzelnen Städten allerdings vornehmlich in den alten Bundesländern. Feststellbar ist jedoch, dass die Mehrzahl der Maßnahmen für Private außerhalb des Bundesansatzes an einen bestimmten Behinderungsgrad oder Pflegebedürftigkeit gebunden sind. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 67 Interessant erscheint auch in dem Zusammenhang, dass bei der Suche nach Alternativen zum Pflege- heim/betreutem Wohnen von der Mehrzahl der Älteren das Wohnen in den eigenen vier Wänden favori- siert wird. Alternative Wohnprojekte wie Senioren-WG, Mehrgenerationen-Wohnen, Senioren-Genos- senschaften wird zwar in den Medien viel thematisiert aber lt. Generali-Altersstudie22 von nur rund 12% der Älteren als mögliche Option gesehen. Dabei zeigt sich auch eine sozial selektive Nachfrage. Ältere mit höherem Bildungsniveau stehen solchen Wohnformen aufgeschlossener gegenüber (ca. 25%), d.h. bei Planungen müssen auch Ansprüche unterschiedlicher Altengruppen Berücksichtigung finden. Dies unter- stützt die o.g. Forderung nach lokalen Bedarfsanalysen und Entwicklungsansätzen in gemeinsamer Dis- kussion mit Älteren auch für den ländlichen Raum zu erarbeiten. Darüber hinaus ist die Politik noch stärker gefragt ergänzende Ansätze zu realisieren. Gute Beispiele23 liegen dazu in verschiedenen EU-Ländern vor beispielsweise auch zur Arbeit mit Assistenzsystemen, die die Folgekosten für das Gesundheitssystem wesentlich reduzieren können. Nur wenn es gelingt altersgerechtes Wohnen mit quartiersbezogener Versorgung, d.h. einer Kombination aus sozialer Betreuung (professionell und ehrenamtlich) und technischer Assistenz zu realisieren ist eine Sicherung des Verbleibs Älterer auch im dörflichen Umfeld auf Dauer möglich. Dazu sind neue Kooperati- onen und integrative Finanzierungsansätze (Versicherungsträger, Krankenkassen) notwendig. Dazu müs- sen auch bestehende institutionelle Hürde zukünftig überwunden werden (neues Schnittstellenmanage- ment24). Das Modellprojekt GeriNet in der Region Leipzig versucht Ansätze einer integrativen vernetzten Herangehensweise aufzugreifen und modellhaft in der Region Leipzig umzusetzen.

3.4 Darstellung von Best practice-Ansätzen Gegenwärtig existiert eine Vielzahl von Best Practice-Beispielen, die mit differenzierten Ansätzen hinsicht- lich der inhaltliche Ziele, Partnerschaften und Kooperationen sowie der Leistungsangebote und Leistungs- umfänge operieren. Das Spektrum des „Seniorenfreundlichen Wohnens“ wird durch Angebote um ein weiteres gegenüber den Pflege- und Altenheimen sowie den explizit deklarierten Formen des Alten- bzw. Seniorenwohnens erweitert, so dass die Auswahl der Best practice-Beispiele insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt einer inhaltlichen Bündelung und Strukturierung der Möglichkeiten und Herangehensweisen getroffen und ausgewählt wurde. Die Best practice-Beispiele sollen für verschiedene Strukturformen dargestellt werden: - Aktivitäten aus dem Bereich der Wohnungswirtschaft, vordergründig von Kommunalen Wohnungsgesellschaf- ten und Wohnungsgenossenschaften, - Angebote sozial orientierter Vereinigungen und Verbände zum Seniorenfreundlichen Wohnen, - Kommunal- und gemeindebezogene Angebote und Maßnahmen, - Freie Trägerschaften und Aktivitäten von Investoren, - Selbsthilfeformen des Seniorenfreundlichen Wohnens, - Gründung von objektbezogenen Selbsthilfe-Genossenschaften.

22 Generali Altersstudie 2013. Wie Ältere Menschen leben, denken und sich engagieren. Hrsg.: Generali Zukunftsfonds 23 Im schottischen Bezirk West Lothian ließ die Bezirksverwaltung im Zeitraum 2002 bis 2006 rund 2000 Sensoren für Hausnot- rufsystem (Sturz, Rauch, Bewegungs- und Gasmelder) in WE einbauen (Kosten 2,2 Mio. Pfund). Damit wurde die durch- schnittliche Aufenthaltsdauer in Pflegeheimen von 38 auf 10 Monate gesenkt und Krankenhausaufenthaltsdauer halbiert. Zwischenzeitlich sind in Gesamtschottland 30.000 WE ausgestattet. 24 vgl. auch: Wohnen im Alter. In: Informationen zur Raumentwicklung. Heft 2.2013; S.142ff. Hrsg.: BBSR

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 68 Für alle Maßnahmen des seniorengerechten Wohnens sind gezielte Beratungen der Informationssuchen- den von vordergründiger Relevanz. Der Erfolg und die Zufriedenheit mit dem seniorengerechten Wohnen basiert deshalb unmittelbar auf der Qualität einer sach- und fachgerechten Beratung durch qualifizierte Mitarbeiter in dafür ausgewiesenen Beratungsstellen. Besonders im ländlichen Raum sind aufgrund ge- ringerer Angebote geeignete Standorte für die Einrichtung von Beratungsstellen zu ermitteln, die für ei- nen größeren Kreis von Informationssuchenden problemlos erreichbar sind. Die gezielte Auswahl der Beratungsstandorte muss vor allem mit einer sehr nachdrücklichen Verbreitung über geeignetes Informationsmaterial an die Haushalte (Flyer, Aushänge u.a.) verbunden werden. Die Haushalte müssen ausreichend Gelegenheit bekommen, sich tiefgründig und umfassend über die ver- schiedenartigen Angebote und Möglichkeiten Informationen einzuholen. Es sollte eine Überprüfung der Bedarfe stattfinden, um bereits vorhandene Beratungsstellen in geeigneter Weise zu ergänzen und zu stärken. Nachfolgend werden einige ausgewählte Best practice-Beispiele dargestellt. Dabei wurde versucht vor allem Projekte im ländlichen Raum herauszuarbeiten. Der Vollständigkeit halber wurden aber auch Pro- jekte in Mittelstädten erfasst insbesondere von Wohnungsunternehmen, die beispielhaft für Herange- hensweisen im Mietwohnungsbestand stehen: 1. Aktivitäten aus dem Bereich der Wohnungswirtschaft, vordergründig von Kommunalen Wohnungs- gesellschaften und Wohnungsgenossenschaften

Projekt Objektbezogene Maßnahmen in Hinblick auf die demografische Entwicklung der Mitglie- derhaushalte in der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Halle Merseburg e.G. (BWG) Projektbeginn 2014, Pilotprojekt mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt Standort Hemingway-/Tolstoistraße, Halle-Neustadt Trägerschaft Bau- und Wohnungsgenossenschaft Halle-Merseburg e.G. mit einem Gesamtwohnungsbestand von ca. 4. 800 Wohnungen in verschiedenen Stadtteilen von Halle sowie Merseburg Zielgruppe Mitgliederhaushalte im Seniorenalter der BWG Kurzbeschreibung Ein Plattenbaukomplex in Halle-Neustadt wurde insgesamt barrierefrei umgestaltet. Dar- über hinaus wurde ein Rückbau des 5. und 6. Geschosses vollzogen. Anzahl der Wohnungen wurde aufgrund der notwendigen Grundrissveränderungen reduziert. Es entstanden insgesamt 19 Wohnungen mit 40 qm bis 7o qm Wohnfläche. Leistungsangebote Anbau von Aufzügen als Tunnelelemente, Schaffung von Barrierefreiheit der Wohngrund- und –umfang risse und in den Hauseingängen sowie in den Bädern; Anbau von barrierefreien Balkonen. Stand Fortlaufende Weiterführung der objektbezogenen, baulichen Maßnahmen Erfahrungen/Prob- Die Nachfrage für dieses noch in der Umgestaltung befindliche Objekt ermutigt die BWG leme diese Strategie auch in der Zukunft weiterzuführen. Es existiert eine Nachfrageliste, die die realen Möglichkeiten der vorhandenen Wohnungen übersteigen. Sonstiges Darüber hinaus wird durch die BWG ein umfangreiches und vielseitiges Sozialmarketing für die Mitgliederseniorenhaushalte Vorgehalten und durchgeführt. Die BWG geht von der folgerichtigen prognostischen Überlegung aus, dass barrierefreier Wohnraum sowohl von Seniorenhaushalten als auch von jungen Familien gleichermaßen bewohnt werden können.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 69 Projekt Modellvorhaben "Wohnen im Klassenzimmer", Bützow Projektbeginn Planung 2010 Finanzierung erst 2012 gesichert Baubeginn 2013 – Fertigstellung Herbst 2014 - in der Vermarktung Standort Bützow (7500 EW) Trägerschaft Bützower Wohnungsgesellschaft mbH unter Beteiligung Diakonie Güstrow e.V. sowie Institut für Gebäude+Energie+Licht+Planung, Wismar Zielgruppe vor allem Ältere Kurzbeschreibung Der Umbau eines leer stehenden Schulgebäudes in 35 Wohneinheiten mit altersgerechter Erschließung und Ausstattung soll einerseits neue Wohnangebote für ältere Menschen schaffen und zusätzlich mit einer energetischen Sanierung Betriebskosten einsparen. Mit der Errichtung einer "Zwischenklimazone" werden besondere energetische Gewinne er- zielt. Der zusätzliche, teils öffentliche Raum bietet besondere Aufenthaltsqualitäten sowie vielfältige Begegnungsmöglichkeiten. Die Durchmischung der Altersgruppen soll durch ein flexibles Raumprogramm jederzeit möglich sein. Zur ortsnahen Versorgung werden im Souterrain und im Erdgeschoss des Gebäudes zusätz- liche Dienstleistungen und ein ambulanter Pflegedienst integriert. Der Diakonieverein wird durch Anmietung eines Büros vor Ort die Betreuung, Pflege, ggf. mit Notrufen sowie Frei- zeitaktivitäten begleiten. Es ist geplant, personennahe Dienstleistungen (Friseur, Fußpflege, Kosmetik) sowie eine Zahnarztpraxis im Gebäude anzusiedeln. Ziel ist die umfassende Absi- cherung sozialer und gesundheitlicher Betreuung in der eigenen Wohnung, sofern ge- wünscht und erforderlich. Ein Tagescafé, dessen Betrieb mit Hilfe der Mieterinnen und Mieter realisiert werden kann, bildet zudem eine Plattform für Kommunikation und Inter- aktion zwischen Be- und Anwohner/innen. Gleiches gilt für die zu schaffenden Gemein- schaftsräume, in denen regelmäßige Veranstaltungen – in Kooperation mit unterschiedli- chen Akteuren - stattfinden sollen. Damit öffnet sich die Wohnanlage in das Quartier und trägt zur Belebung des Standortes bei. Eine Planungswerkstatt mit interessierten zukünftigen Mieterinnen und Mietern soll Inte- ressen und Ansprüche an die Gestaltung und Nutzung der Gemeinschaftsflächen ermitteln. Weiterhin ist die Erarbeitung eines altersgerechten Quartierskonzeptes in Vorbereitung. Inhaltliche Leis- qualitätsvollen und dennoch preiswerten altersgerechten Wohnraum schaffen; tungsangebote und barrierefreie Gesamtplanung; –umfang Konzept der Gemeinschaftsflächen in Verbindung mit Klimahof; höhere technische Gebäudeausstattung; statische Ertüchtigung der Gebäudesubstanz für geänderten Nutzungszweck; energetische Sanierung der Gebäudehülle zur Einhaltung der neuen Energieeinsparverord- nung; Verwendung ökologischer Baustoffe. Stand Fertigstellung im Herbst 2014 – Start der Vermarktung Erfahrungen/Prob- im Sommer 2012 wurde Projekt gestoppt, da Kosten zu hoch; sämtliche Planungen kamen leme auf den Prüfstand, wurden verändert und den aktuellen Bedingungen angepasst; zusätzliche Fördermittel wurden eingeworben, war es dann endlich so weit. Im zweiten Anlauf begann der Umbau der ehemaligen Schule am Rühner Landweg.

Projekt Seniorenfreundliches Wohnen in der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft mbH Projektbeginn 2013 Standort Objekte der DWG befinden sich über die gesamte Stadt Dessau verteilt. Trägerschaft Dessauer Wohnungsbaugesellschaft mbH Zielgruppe Seniorenhaushalte der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft unterschiedlicher Größe, begin- nend mit Singlehaushalten Kurzbeschreibung Ansatz, der eine zeitlich gleitende Anpassung der WE in den Objekten hin zum senioren- freundlichen Wohnen gestattet Im Rahmen eines studentischen Projektes mit der Hochschule Anhalt, Studiengang Immobi- lienwirtschaft wurde eine schriftliche Befragung in ca. 3.000 Haushalten dazu, welche Leis- tungen und in welchem Umfang von den Haushalten zum gegenwärtigen Zeitpunkt benötigt werden. Auf Basis der Ergebnisse erfolgt eine differenzierte, stufenweise Durchführung bau- licher Maßnahmen und Umbauten sowie der Bereitstellung und Organisation von ver- schiedensten Einzelleistungen für die Haushalte. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 70 Leistungsangebote Gesamtes Spektrum in der Spanne des barrierefreien und barrierearmen Bauens und Aus- und –umfang stattung der Wohnungen sowie Einzelleistungen im Rahmen des seniorenfreundlichen Woh- nens Stand Fortlaufender Prozess Erfahrungen/ Ein Problem der DWG besteht darin, dass in den ca. 6.000 WE/Haushalten, die von der der Probleme Wohnungsgesellschaft betreut und verwaltet werden, ca. 3. 000 WE/Haushalte unmittelbar oder in sehr absehbarer Zeit von Seniorenhaushalten bewohnt werden. Haushalte im Vor- oder Seniorenalter sind sich der Problematik weniger bewusst! Deshalb war die Beteiligung an der Befragung prozentual gerade noch als repräsentativ zur Gesamtzahl der WE zu betrachten. Sonstiges Ansatz gestattet einem Unternehmen aus Sicht des Einsatzes der Investitionen und Finan- zen ein gezieltes, strategisches Vorgehen angepasst auf die tatsächlichen Bedarfe der Se- nioren. Mit dieser Vorgehensweise werden die Erstellung und die Vorhaltung von Maßnahmen und Einrichtungen im Sinne des Unternehmens und der Bewohner effizient gesteuert.

Projekt DomiZiel – das Mehrgenerationenhaus Projektbeginn Sommer 2008 Standort Halberstadt Trägerschaft Wohnungsbaugenossenschaft Halberstadt eG (WGH) Zielgruppe Einzelpersonen und Familien aller Altersklassen, bevorzugt Senioren Kurzbeschreibung Das Mehrgenerationenhaus ermöglicht ein barrierefreies Zusammenleben aller Generatio- nen. Das Mehrgenerationenhaus soll für alle Bewohner einen offenen Ort verkörpern, an dem gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung neu erlebt wird. Inhaltliche Leis- 20 Wohnungen stehen im Mehrgenerationenhaus in einer Größe von 70 bis 130 qm sehr tungsangebote und zentrumsnah gelegen zur Verfügung. Die barrierefreie Gestaltung ist nicht ausschließlich für –umfang Senioren wertvoll, sondern bietet auch Müttern mit Kinderwagen oder mit Einkäufen be- packte Familienvätern eine große Erleichterung im Alltag. Aufzüge bis zu den oberen Etagen sind vorhanden. Inner- und außerhalb Haus befinden sich einladend gestaltete Gemein- schaftsräume. Es existiert eine Mischung unterschiedlicher Wohnungstypen. Diese bieten darüber hinaus eine flexible Raumgestaltung. Weiterhin wird ein alternatives Energiekonzept- Wärmeversorgung durch Erdwärme ange- boten. Begrünte Dachterrassen dienen als Kommunikationszonen für die Hausbewohner: Individuelle wohnungsbezogene Räume sind für die Unterbringung von Rollatoren, Rollstüh- len, Elektrofahrhilfen, Fahrrädern und Kinderwagen vorgesehen. Großer Wert wird auf gegenseitige bzw. professionelle Hilfe sowie organisierbare Betreu- ungsmöglichkeiten gelegt Stand In voller Aktion und Auslastung Erfahrungen/ In konzeptionelle Entwicklung des Projektes wurden u.a. Studierende des Bereichs Innenar- Probleme chitektur der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle einbezogen. Ausgehend von den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner wurden die Wohnungsgrund- risse konstruiert, woraus sich die äußere Gestalt des Objektes ableitete. Das Objekt wurde sehr unkonventionell von innen nach außen gebaut. Sonstiges Projekt wurde im Rahmen des „Stadtumbau Ost“ realisiert

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 71 2. Angebote sozial orientierter Vereinigungen und Verbände zum Seniorenfreundlichen Wohnen

Projekt Lebensraum Teuschnitz Projektbeginn 2010 Standort Teuschnitz (ca. 2.200 Einwohner) - Ortsmitte Trägerschaft Caritasverband für den Landkreis Kronach e.V. Partner: Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg e.V. Stadt Teuschnitz, Universität Bayreuth Zielgruppe Senioren Kurzbeschreibung Neben der behutsamen Sanierung des Gebäudes und der Schaffung von acht altersgerechten Wohnungen steht der Aufbau eines öffentlich zugänglichen Gemeinschaftsbereichs mit ver- schiedenen Angeboten im Mittelpunkt. Ein lokales Akteursnetzwerk aus professionellen und ehrenamtlich Tätigen wird aufgebaut. Weiterhin wird ein ambulantes Versorgungskonzept mit den Aspekten häusliche Pflege, niedrigschwellige Alltagshilfen und vorpflegerische Angebote entwickelt und ein gemeinsamer, generationenübergreifender Mittagstisch erarbeitet. Die Universität Bayreuth begleitet das Projekt mit einer Ist-Analyse sowie weiteren Einstellungs- und Akzeptanzanalysen. Ziel ist es, die Wirkungen des Projektes und Hinweise für die Über- tragbarkeit auf andere Standorte zu ermitteln. Inhaltliche Leis- im Objekt – betreutes Wohnen tungsangebote und Eine kontinuierlich arbeitende Projektgruppe hat eine Mitfahrzentrale und einen Einkaufslie- –umfang ferservice aufgebaut und erarbeitet ein Konzept für Alltagshilfen, die durch sogenannte "Se- niorenbegleiter" umgesetzt werden. Stand Der Einzug der Mieterinnen und Mieter erfolgte 2013. Durch zeitliche Verzögerungen im Um- bauprozess musste die Quartiersarbeit und Vernetzung unabhängig von der Fertigstellung des "Stützpunktes" in der Ortsmitte aufgebaut werden. Im Rückblick hat sich diese "Notlö- sung" jedoch bewährt. Die projektbegleitenden Aktivierungs- und Vernetzungsaufgaben in der Gemeinde Teuschnitz laufen sehr erfolgreich. Probleme Finanzierung und Umbau eines vorhandenen Projektes führten zu Verzögerungen Sonstiges Die Finanzierung setzte sich zum großen Teil aus diversen Fördermitteln sowie einem KfW- Kredit aus dem Programm "Altersgerecht Umbauen" zusammen. Ansprechpartner: Caritasverband für den Landkreis Kronach e.V. Isabella Ettlich, Projektkoordinatorin Adolf-Kolping-Straße 18 96317 Kronach Telefon +49 9261 6056-20 E-Mail: [email protected]

Projekt Sozialtherapeutisches Zentrum Egeln Projektbeginn 2006 Standort Stadt Egeln Trägerschaft Paritätischer Wohlfahrtsverband,, Landesverband Sachsen-Anhalt v.V. Zielgruppe Pflegebedürftige Personen, vorrangig Senioren Kurzbeschreibung Der ambulante Pflegedienst unterstützt Haushalte in ihrem Zuhause, um deren Selbstständig- keit zu fördern und zu erhalten. Über diese ambulante Tätigkeit hinaus kein in der von der Sozialstation betriebenen Wohnan- lage zwischen betreuten und altersgerechten Wohnen gewählt und im Bedarfsfall Dienstleis- tungen in Anspruch genommen werden. Darüber hinaus besteht das Angebot der Tagespflege Inhaltliche Dienst- und Pflegeleistungen in einem breit gefächerten Angebot, was alle denkbaren Leistun- Leistungsangebote gen beinhaltet. Die Leistungen werden von einem fachlich geschulten und sehr gut qualifizier- und –umfang ten Personal mit 24-stündiger Rufbereitschaft ausgeführt Stand In voller Sozialarbeit in allen Bereichen Erfahrungen/ Das sozialtherapeutische Zentrum erfreut sich einer hohen Nachfrage, die nicht nur in Egeln Probleme Bedeutung hat, sondern auch der näheren Umgebung gefragt ist.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 72 Projekt Altenpflegezentrum St. Johannes Projektbeginn 2006 Standort Gemeinde Staßfurt / Sachsen Anhalt Trägerschaft Servitas gGmbH Zielgruppe Senioren Kurzbeschreibung Angebot mit unterschiedlichen Segmenten an einem Standort für Senioren mit differenzier- ten Bedürfnissen. Barrierefreier, altersgerechter Umbau der Wohnungen soll den älteren Menschen ein selb- ständiges Wohnen ermöglichen - Konzept basiert auch darauf, dass sich Angehörige an der Pflege beteiligen bzw. einbezogen werden können. Inhaltliche Seniorenwohnen/Betreutes Wohnen/Altenheim /Pflegeheim/Kurzzeitpflege Leistungsangebote Insgesamt 138 Plätze und –umfang Pflege: Vollstationäre Pflege; Verhinderungspflege; Kurzzeitpflege, 24- Stunden-Service; Zimmerreinigungsdienst; Wäscheservice; PPS-Ortungssystem speziell für Demenzkranke Stand In vollem Betrieb Erfahrungen/ Wird sehr gut angenommen, da auch ein problemloser Wechsel in die inhaltlich differenzier- Probleme ten Segmente ermöglicht wird.

Abbildung 41

Neubau "St. Johannes" [Quelle: Eigene Darstellung]

Projekt Dorfzentrum Kastanienhof - Nutzungskonzept Kastanienhof als Zentrum für das dörfli- chen Leben im Alter mit allen Generationen – Projektbeginn 2011- 2013 Standort Groß Drewitz / Brandenburg Trägerschaft Verein zur Förderung der Entwicklung im Lutzketal und Umgebung e.V. Zielgruppe Bewohner aller Generationen Kurzbeschreibung Eine leer stehende Gaststätte wurde zu einem Dorfzentrum für alle Generationen umgebaut. Konzept für die Umnutzung wurde auf der Grundlage einer Bürgerbefragung entwickelt. Pflege- und Betreuungsangebote für ältere Menschen sind mit Angeboten für alle Generatio- nen verbunden. Zielstellung besteht in Aktivitäten für eine selbständige Lebensführung verschiedener Alters- klassen. Inhaltliche Betreuung- und Pflege für ältere Menschen, aber auch für Menschen jeden Alters, Leistungsangebote Geplant ist das „Gemeindeschwester“-Modell Agnes 2 anzusiedeln bzw. zu installieren. und –umfang Freiwilliges nachbarschaftliches Engagement (Hol- und Bringedienste) zur Unterstützung älte- rer Bewohner in einer selbständigen Lebensführung. Integriertes Café als Treffpunkt für Jung und Alt. Stand Hauptaktivtäten wurden abgeschlossen; Objekt befindet sich in Aktion mit geplanten Erwei- terungen Erfahrungen/ Mitgliedschaft im Verein zur Förderung und Entwicklung des Lutzketals und Umgebung Probleme e. V. sind Voraussetzung für die Bewohner, wurde aber problemlos erreicht. Vereine, wie auch in anderen Fällen Genossenschaften sind auf die Mitgliedschaften der Be- wohner angewiesen. Sonstiges Beispielhaftes Projekt für andere Gemeinden mit besonderer Eignung im ländlichen Raum ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 73 3. Kommunal- und gemeindebezogene Angebote und Maßnahmen

Projekt Altengerechte Bungalows und Projekt Landengel Projektgründung 2013/2014 Standort Gemeinde Kirchheilingen / Unstrut-Hainich-Kreis /Thüringen Trägerschaft Stiftung Landleben Kirchheilingen (Gemeinden, Landwirtschaftsbetrieb) Zielgruppe Jung und Alt Kurzbeschreibung Gemeinnützige Stiftung von Blankenburg, Kirchheilingen, Sundhausen und Tottleben mit dem Ziel - attraktives Wohnen für Jung und Alt - eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Umfelds - Erziehung und Bildung - Natur- und Umweltprojekte und die Heimatpflege Projekte: Fertigstellung von insgesamt 8 altersgerechten Wohnhäusern, davon 4 in Kirch- heilingen und je 2 in Blankenburg und Sundhausen im Jahre 2012 (Bungalows 50 qm, Kosten 100 T€, Vermietung an Ältere, Förderung durch Land mit 280 T€ - möglich Verkauf des eige- nen Hauses an die Stiftung zur Sanierung/Abriss) Sanierung des Gutshauses in Tottleben zum Mehrgenerationenhaus (2 altersgerechte und 2 Familien-WE) Geplant Projekt Landengel als Selbsthilfeorganisation (u.a. Beratungsangebote, nied- rigschwellige Versorgung, Fahrdienst) Leistungsangebote Seniorengerechte Wohnungen für Ältere und zukünftig: Betreuung, niedrigschwellige An- und –umfang gebote, Fahrdienste über Selbsthilfeorganisation Stand 8 altersgerechte Bungalows durch Stiftung errichtet Planung Selbsthilfeprojekt Landengel Erfahrungen/ Breite Akteursbeteiligung Probleme z.T. Akzeptanz durch ländliche Bevölkerung für altersgerechte WE schwierig

4. Freie Trägerschaften und Aktivitäten von Investoren

Projekt Seniorenwohnzentrum Meisdorf Projektbeginn 2009 Standort Meisdorf, Ortsteil der Stadt Falkenstein/Harz, Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt Trägerschaft HUMANAS GmbH& Co Immo KG; Dr. Biastoch als Investor Zielgruppe Senioren Kurzbeschreibung HUMANAS GmbH engagiert sich seit mehr als einem Jahrzehnt im Bereich von Sozialimmo- bilien mit richtungsweisenden Konzepten. Den Schwerpunkt der letzten Jahre liegt auf al- tersgerechten Wohnanlagen an dezentralen Standorten. Errichtung der dezentralen Wohnanlage in Kombination mit einem Pflegeheim. Beide Ob- jekte verkörpern Neubauten. Wohnanlage ist nach der DIN 18040 errichtet. Wohnanlage in fünf ebenerdigen, achteckigen Baukörpern, die sich berühren und damit das Wohngruppen- prinzip, begünstigt durch die Barrierefreiheit, ermöglichen. Inhaltliche Ziel des wohnortnahen, in das jeweilige Quartier integrierten Seniorenwohnzentrum besteht Leistungsangebote darin, Senioren trotz Hilfs- und/oder Pflegebedarf ein weitgehend selbständiges Leben zu und –umfang ermöglichen. 20 Plätzen im Wohnbereich im Wohngruppenprinzip, jeweils ein achteckiger Bau wird von 7 Personen in Einzelzimmern( (jeweils eigene Terrasse, Badbereich und WC) in einer Art Haus- gemeinschaft bewohnt. In der Mitte des achteckigen Baukörpers befinden großzügige, halböffentliche Gemein- schaftsaufenthaltsbereiche, auch zur Begegnung mit den anderen Häusern sowie Angehöri- gen, die jederzeit willkommen sind. Eigene Küche des Seniorenwohnzentrums versorgt sowohl den Wohn- als auch den Pflege- bereich mit drei Hauptmahlzeiten sowie Zwischen- und Spätmahlzeiten. Die Mahlzeiten kön- nen sowohl in Gemeinschaft als auch in den Zimmern eingenommen werden. Liebgewordenes, Möbel und sogar Haustiere können von den Bewohnern mitgebracht wer- den. Programme vielfältigen Inhalts (Lesungen, Gymnastik, Basteln, Singen, Spaziergänge, Ausflüge sind für die Bewohner im Angebot. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 74 18 barrierearme Pflegewohnungen mit je 2 Zimmern von je ca. 57 qm für eine Lang- und Kurzzeitpflege in den Pflegeeinrichtungsbauten. Pflege erfolgt auf der Basis neuester, wissenschaftlicher Erkenntnisse. Stand In vollem Betrieb und sehr guter Auslastung Erfahrungen/ Durch die Kombination der altersgerechten Wohnanlage mit der Pflegeeinrichtung werden Probleme Versorgungslücken im ländlichen Raum geschlossen, d.h. Weiterentwicklung des Betreuten Wohnens in einer an ein Pflegeheim angekoppelten Wohnanlage. Die offene Gestaltung der Wohnbereiche sowie die allseitige Zugänglichkeit wirkt der Ver- einsamung der Bewohner in den Einzelzimmern entgegen und entspricht einem modernen, wissenschaftlichen Wohnkonzept. Sonstiges Langfristiges Ziel besteht in der Entwicklung des Seniorenbetreuungszentrums zu einem Dienstleistungszentrum für die gesamte Bevölkerung der Umgebung. Auszeichnung des der Seniorenwohnanlage durch den Medizinischer Dienst der Krankenver- sicherung ( MDK) im Januar 2013 mit der Note sehr gut (1, 1).

Bauliches Konzept Meisdorf

Lage Meisdorf

Quelle: Dr. Biastoch, Rogätz (2008): Untersuchungen zur dezentralen Versorgungsstruktur

Abbildung 42 Außenansicht Wohnanlage Meisdorf

Projekt Kastanienhof Born am Darß Projektbeginn 2010; Fertigstellung 2011 Standort Boddendorf Born auf der Ostseehalbinsel Trägerschaft Privater Auftraggeber/Investor mit Beauftragung der Projektentwicklung und Ausführung über Architektenleistungen Zielgruppe Senioren, Single und Familien jeden Alters Kurzbeschreibung Offenes Wohnen im Dreiseithof/Hofhaus auf großzügigem Grundstück; integriert im Ortskern in Nachbarschaft zur Dorfkirche; Schwerpunkt liegt auf der Wahrung der Selbständigkeit der Bewohner sowie der Möglichkeit der Nutzung der Gemeinschaftsflächen im den dafür vorge- sehenen offenen gestalteten Bereich im Inneren des Objektes. Damit sind gegenseitige Be- gegnungen der Bewohner gegeben.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 75 Inhaltliche Kastanienhof bietet Wohnraum für 6-8 Personen, die Einfluss in gemeinsamen Gesprächen Leistungsangebote auf die Gestaltung und Ausstattung nehmen konnten. Regionale, traditionelle Bauweise mit und –umfang Reetgras-Eindeckung. Weitgehende Selbstversorgung, Dienstleistungen können individuell angekoppelt werden Stand Kastanienhof befindet in vollem Betrieb bei vollkommener Auslastung. Erfahrungen/ Bisher konnten rundherum positive Erfahrungen und Eindrücke gesammelt werden, was für Probleme eine Verbreitung dieser Projektidee spricht Sonstiges Ein Pilotprojekt mit Beispielcharakter im Privatsektor (Bauherren/ Projektentwickler/ Archi- tekten und Bauausführende)

5. Selbsthilfeformen des Seniorenfreundlichen Wohnens

Projekt Gemeinschaftliches Wohnen im Alter Ostritz Projektbeginn 2012 Standort Landstadt Ostritz / Landkreis Görlitz / Oberlausitz / Sachsen Trägerschaft Stadt Ostritz in Zusammenarbeit mit der Caritas, einem Wohnungsunternehmen und dem örtlichen Seniorenclub Zielgruppe Senioren Kurzbeschreibung Hilfe-Mix, soziale Dienstleistungen, Nachbarschaftshilfe, Selbstorganisation und Engage- ment, Bauvorhaben Leistungsangebote In zentraler Lage der Stadt werden zwei Häuser zu barrierefreiem, gemeinschaftlichem und –umfang Wohnraum für ältere Menschen umgewandelt. Das Projekt verfügt über einen integrierten Pflegestützpunkt und wird von den Mieterin- nen und Mietern in gemeinsamer Selbstverwaltung geführt. Auch die Mitbürgerinnen und Mitbürger können die Gemeinschaftsräume nutzen und an den gemeinsamen Aktivitäten wie Café, Ausflügen und kulturellen Veranstaltungen teilnehmen. Das Projekt ist Teil einer gezielten Stadtentwicklungsstrategie, die unter Einbeziehung der Bürgerschaft erarbeitet wurde. Es verbindet professionelle und ehrenamtliche Hilfen. Stand Umsetzung 2013-2014

Projekt Leben und sich heimisch fühlen in Aue und Umgebung Projektbeginn existiert schon einige Jahre Trägerschaft ASB Erzgebirge e.V. Zielgruppe Senioren in unterschiedlichen Haushaltsgrößen Kurzbeschreibung Nachbarschaftshilfe, soziale Dienstleistungen, Alt und Jung zusammen, Selbstorganisation und Engagement, Netzwerkaufbau Leistungsangebote Bündelung vorhandener Angebote und Aufbau einer generationsübergreifenden Nachbar- und –umfang schaftshilfe Für alleinstehende ältere Menschen werden Helferfamilien gewonnen, die ihnen in Alltags- dingen zur Seite stehen. Patenschaften zwischen Alt und Jung ermöglichen Begegnungen und Freundschaften über die Generationen hinweg: junge Paten zwischen 15 und 25 Jah- ren besuchen ältere Menschen, lesen ihnen vor oder begleiten sie zum Amt, Supermarkt und Konzert. Ältere Menschen helfen Kindern bei den Hausaufgaben und gestalten ge- meinsame Freizeit. Ein Generationentreff bietet Platz für einen Mittagstisch und ist Anlaufstelle für Fahr- dienste und Hospizarbeit. Durch Zusammenarbeit mit dem Landkreis, der Wohnungswirt- schaft, Schulen und Ehrenamtlichen werden die vorhandenen Ressourcen gebündelt. Stand  Besuchsdienste im Zuhause  Informationsveranstaltungen, z.B. zu Wohnraumanpassung, zu Erbrecht zu Vorsorge- vollmacht, Sicherheit in den eigenen 4 Wänden, zur Unterstützung bei der Realisierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte  Café „Trost“: Gemütliches Frühstück für Menschen, die vor kurzem oder vor längerer Zeit ihre/n Lebenspartner/in verloren haben (in Kooperation mit einem ambulanten Hospiz- dienst)

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 76 6. Gründung von objektbezogenen Selbsthilfe-Genossenschaften

Projekt Wohnhof Seniorengemeinschaft Laußig-Heidehof Projektbeginn 2014 (vorgesehen) Standort Gemeinde Laußig Trägerschaft Dienstleistungs-Genossenschaft Heide Service eG/innova eG-genossenschaftliches Projekt- büro Leipzig/ Gemeinde Laußig (Gemeinschaftsprojekt in gekoppelter Trägerschaft von Ge- nossenschaft, Genossenschaftsprojektbüro und Gemeinde) Zielgruppe alleinlebende Senioren, ältere Ehepaare vorrangig Kurzbeschreibung Das Pilotprojekt wird mit Mitteln aus der RL Demografie des Landes Sachsen gefördert. Basis des Seniorenwohnprojektes bildet die Demografiestudie der Gemeinde Laußig. Ziel ist die Ent- wicklung bedarfsgerechter Wohn- und Lebensmodelle für Senioren, u.a. durch „Gemeinsames Wohnen“ in den Dörfern soll ein Verbleib im gewohnten Umfeld möglich werden. Dazu wird eine frühzeitige Beteiligung der künftigen Bewohner angestrebt. Inhaltliche Leis- Pilotprojekt will verschiedene Maßnahmen bündeln: tungsangebote und Heide-Service eG (seit 2007) – Seniorenanlaufpunkte Laußig und Authausen (Beratung bis –umfang niedrigschwellige Angebote) http://www.heideservice.de/ Ansiedlung Sozialstation 2015 Heide-Wohnhof geplant (Grundstückssuche in den Dörfern – Wohnen mit einem Angebot an Gemeinschaftsräumen) Barrierefreie Umgestaltung von Wohnblöcken durch kommunales Wohnungsunternehmen Seniorenwohnanlage auf leerstehendem Kita-Gelände durch privaten Investor (Geplant) Stand Umgesetzt und Heide-Wohnhof in Planung Erfahrungen/ Gebäudesuche für 5 Einheiten mit mindestens 55qm gestaltet sich kompliziert im LR; Inte- Probleme resse und Aufgeschlossenheit für das Modell unter Dorfbewohnern gegeben; erste Bewohner konnten bereits gefunden werden.

Projekt Gemeinschaftszentrum Zeitbank e.V. – Die neue Form der Nachbarschaftshilfe Projektbeginn Im Dezember 2008 haben Bürgerinnen und Bürger und die kooperierenden Wohlfahrtsver- bände den Verein Gemeinschaftszentrum Zeitbank e.V. gegründet. Im März 2009 wurde der Grundstein für das Gemeinschaftszentrum in Eggesin gelegt, im Oktober 2009 das generati- onsoffene Gemeinschaftszentrum eingeweiht. Standort Eggesin Trägerschaft Verein Gemeinschaftszentrum Zeitbank e.V. Zielgruppe Alle Bürger Kurzbeschreibung Projektziel ist es, nachbarschaftliche Hilfe und Aktivitäten zu fördern. Wegen fehlender Finanzen können sich viele Menschen einfache professionelle Leistungen, wie kleinere Reparaturen oder Hausaufgabenhilfe nicht mehr leisten. Mit der Zeitbank will der Bürgerverein die Aktivitäten und die Hilfe von Nachbarn in der Region um Eggesin bar- geldlos fördern. So soll jeder Bürger seine Zeit sinnvoll nutzen, sich mit seinen Fähigkeiten einbringen und im Gegenzug die Hilfe anderer in Anspruch nehmen können. Inhaltliche Die Zeitbank ist kein Kreditinstitut. Ihre Grundlage ist ein geldloses Zeittauschsystem. "Wäh- Leistungsangebote rung" für die Verrechnung von Hilfeleistungen ist allein die aufgewandte bzw. in Anspruch und –umfang genommene persönliche Zeit, unabhängig vom Inhalt oder der Qualifikation der Hilfeleis- tung. Jeder kann das anbieten, was er gut kann. In der Praxis kann beispielsweise eine Stunde Holzhacken oder Babysitten gegen eine Stunde Haushaltshilfe oder Einkaufen ge- tauscht werden. Im langfristig angelegten Projekt ist es sogar möglich, eine "Zeitrente" anzu- sparen – für Lebensphasen, in denen man mehr Hilfe benötigt, als man zurückgeben kann. Breites Tauschangebot für niedrigschwellige DL ergänzt durch unterschiedlichste Kursange- Stand bote Erfahrungen Gute Erfahrungen seit Beginn Das Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern hat die Zeitbank 2009 als Leuchtturmpro- Sonstiges jekt ausgezeichnet und mit dem Programm "Engagement schlägt Brücken" finanziell geför- dert. Im selben Jahr hat der Rat für Nachhaltigkeit das Projekt mit dem "Preis für Nachhaltig- keit" ausgezeichnet. 2011 wurde das Projekt für den Deutschen Engagementpreis nominiert. Es wurde auch im Rahmen des Bundesmodellprojektes "Demografischer Wandel – Region schafft Zukunft" vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 77 4. Handlungsansätze für den Landkreis Leipzig im Kontext zum Wohnen 65PLUS 4.1 Allgemeine Rahmenbedingungen Demografischer Wandel (sinkende Geburtenrate, steigende Lebenserwartung, über zwei Jahrzehnte an- haltende selektive Abwanderung) verbunden mit einer zunehmenden Attraktivität der Zentren (Versor- gungssicherheit insbesondere für Ältere, Freizeitangebote und attraktive Arbeitsplätze) führt nicht zuletzt dazu, dass vor allem die kleinen peripher gelegenen Orte auch im Landkreis Leipzig ausbluten. Vielzahl von Faktoren beeinflusst die Entwicklung auf den Dörfern Regionale Entwicklungsunterschiede nehmen zu und folgen in den Dörfern nur bedingt einem eindeutigen regionalen Muster. Allerdings wurden einige grundlegende Trends festgestellt25: Die geografische und landschaftliche Lage der Orte, die Siedlungsstruktur sowie die Möglichkeit, wichtige Infrastrukturen wie Schulen, Ämter oder städtische Zentren in kurzer Fahrzeit zu erreichen, wirken sich auf die Bevölkerungsentwicklung aus. Aber auch die Frage, wie aktiv sich die Bürger um ihre eigenen Be- lange kümmern, hat einen Einfluss auf die demografische Stabilität. Das bestehende Beziehungsgefüge Anteil Neubürger und deren Integration respektive das gelebte Miteinander aber auch die Sozialstruktur sind nicht zu unterschätzende Faktoren für die Dorfentwicklung. Daneben spielen weitere Faktoren eine Rolle – etwa die Besitzverhältnisse von Immobilien, frühere Investitionsentscheidungen oder die Lokalpo- litik. Generell lässt sich sagen, dass häufig die Kleinstsiedlungen (<70 Einwohner) stärker in ihrer Zukunftsfä- higkeit gefährdet sind als größere Orte. Bevölkerungsverluste der Vergangenheit und ein geringer Anteil junger Menschen wirken sich ebenfalls negativ auf die Stabilität aus, ebenso sichtbarer Leerstand von Wohngebäuden und eine große Entfernung zum Oberzentrum respektive eine schlechte Erreichbarkeit. Umgekehrt trägt eine, gemessen an der Vereinsdichte, aktive Bürgerschaft zur Stabilität bei. Insbesondere zeigt sich, dass die Grundschule und in den kleineren Dörfern der Kindergarten im Ort bzw. deren gute Erreichbarkeit (kurze Fahrtwege) zur demografischen Stabilität beitragen. Gleiches trifft auf eine gute Erreichbarkeit von Zentren insgesamt (auch der Grundzentren) zu. Finanzkraft der Kommunen sinkt Im Zuge des demografischen Wandels werden sich die Einnahmen der Kommunen verringern, wenn die derzeit geltenden Regelungen unverändert fortgeschrieben werden. Einnahmereduzierungen werden sich für einen Großteil der Kommunen ergeben aus: . Verringerten Schlüsselzuweisungen nach FAG – hier geht die Einwohnerzahl direkt in die Bedarfsbe- rechnung ein. . Verringerten Einnahmen aus der Einkommenssteuer – hier machen sich sowohl sinkende Einwoh- nerzahlen als auch die Erhöhung des Durchschnittsalters der Bewohner negativ bemerkbar. . Verringerten Einnahmen aus der Grundsteuer B in strukturschwachen Regionen, in denen Grund- stückseigentümer die Möglichkeit haben, Steuererlass auf der Basis von strukturellem Leerstand zu erreichen. Diese Regelung trägt in den betroffenen Dörfern zu einem weiteren Verfall von Grund- stücken bei, so dass sich die Lebensbedingungen für die verbliebene Dorfbevölkerung weiter ver- schlechtert. Möglichkeiten, Einnahmeausfälle durch Anheben der Hebesätze zu kompensieren, bestehen in diesen Gemeinden i.d.R. nicht.

25 Quelle: eigene Analysen; Berlin-Institut (2011): Die Zukunft der Dörfer_webversion.pdf ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 78 Die Ausgaben der Kommunen lassen sich nur bedingt an sich verändernde Einwohnerzahlen anpassen. Zwei Drittel aller Ausgaben der Verwaltungshaushalte der Kommunen entfallen auf Personalausgaben und Umlagen. Auf die Höhe der Umlagen haben die Gemeinden keinen direkten Einfluss. Ein weiteres Absenken der Verwaltungspersonals stößt an die Grenze der Sicherung von Verwaltungsaufgaben. Zudem sind zu erwartende wachsende Anforderungen für die Seniorenbetreuung nur begrenzt durch das Ehrenamt kompensierbar. Anforderungen an die Bundes- Landes- und Kommunalpolitik . Die zunehmende Ungleichheit der regionalen Lebensbedingungen sollte politisch akzeptiert werden. . Gesetzliche Vorgaben zu Standards der Infrastruktur sind zu überprüfen und an die schwindende Ein- wohnerzahl anzupassen, um ländliche Gemeinden von unnötigen Vorschriften und Kosten zu entlas- ten . In den Dörfern mit latenten Entwicklungsproblemen ist eine offene Kommunikation mit den Bewoh- nern notwendig, um gemeinsam über mögliche Lösungen ins Gespräch zu kommen. Insbesondere ist auch das Bewusstsein zu stärken, dass die zunehmenden Kosten für die Sicherung der Infrastruktur aufgrund sinkender Bevölkerung und die bestehenden Entwicklungserfordernisse auch für das Woh- nen 65PLUS nicht allein durch die Kommunen und die öffentliche Hand möglich ist. Die Diskussion mit den Bürgern über die voraussichtliche Entwicklung ihrer Dörfer sowie über die Erfordernisse 65PLUS sind wichtig, damit sie rechtzeitig wichtige Entscheidungen zu ihrer eigenen Lebensplanung treffen können. . Auch die Diskussion – Wie weiter mit im Bestand gefährdeten Dörfern ist zu führen. . Der Ansatz „demografiegerechter Dorfumbau“ könnte eine Möglichkeit sein, um gemeinsam mit Be- wohnern nach tragfähigen Lösungen zu suchen. Deren Förderung wurde in den eingereichten Leader- Strategien (LES) in allen drei Regionen des Landkreises als Option berücksichtigt. Beispielsweise könn- ten auch durch gezielten Abriss Ortsbilder attraktiv bleiben und nicht mehr benötigte Flächen an die Natur zurückgegeben werden. . Kommunen sollten alle Möglichkeiten zur Gestaltung der altersgerechten sozialen Daseinsvorsorge ausschöpfen, um den Zeitraum der häuslichen Versorgung zu verlängern und damit auch Einsparpotenziale26 zu erschließen. Einflußnahme kann erfolgen über: 1. Anpassung der Wohnungen und desWohnumfeldes an die Bedürfnisse Hilfs- und Pflegebedürftiger - bei Neubau/Umbau auf Schaffung barrierefreier oder barrierearmer Wohnungen orientieren - Durchführung von Wohnberatung - Erstellung von Wohnraumversorgungskonzepten - Vermittlung einer generationenübergreifenden Wohnpartnerschaft zwischen unterstützungssuchenden älteren Menschen und wohnungssuchenden jungen Menschen 2. Förderung des Ausbaus selbstständiger und selbst organisierter Wohnformen - Vermittlung von Bauträgern mit Vorkenntnissen für barrierefreies Wohnen - Beratung, Vermittlung, Bereitstellung von Fördermitteln - Lockerung der Belegungsbindung für geförderten Wohnraum 3. Unterstützung alternativer Wohnformen für Pflegebedürftige und Demenzkranke - ambulante betreute Wohngemeinschaften in Gebäuden mit selbstständigenWohnungen oder Wohn- Schlafräumen sowie gemeinschaftlich genutzten Wohnzimmer, Speiseraum, Küche, Bad für 6-12 Pflegebedürftige als geeignetes Wohnkonzept im ländlichen Raum 4. Förderung von Quartiers/Dorfumbaukonzepten - Integration der neuen Wohnformen und Beratungsangebote in Wohnquartiere

26 Beteiligung der Kommunen an Finanzierung Wohngeld, Hilfe zur Pflege ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 79 - Stärkung des selbstständigen Wohnens durch altersgerechte Wohnungen, Alltagshilfen und häusliche Pflege - Vorhaltung von Wohnangeboten für ältere Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf durch dezentrale Wohnformen - Stärkung sozialer Netzwerke und der Solidarität zwischen alten und jungen Bürgerinnen und Bürgern des Wohnquartiers/ des Dorfes - Einbindung der Quartiers-/Dorfumbaukonzepte in die Sozialplanung des Landkreises 5. Sicherung der Nahversorgungs- und Freizeitangebote - alternative Konzepte zur Sicherung der Nahversorgung 6. Niederschwellige Dienstleistungen für das Wohnen zu Hause - Ausbau von professionellen und/oder ehrenamtlichen Hilfsdiensten (Hol- und Bringdienst, Hausnotruf, stationärer Mittagstisch, Besuchsdienst, Betreuungsgruppen oder Helferkreise für demenziell Erkrankte, Freiwilligenzentrale) direkt oder indirekt unterstützen - Pflegeberatung, Beratungsdienst für Menschen mit Behinderungen - Mehrgenerationshäuser, Begegnungsstätten 7. Schaffung barrierefreier öffentlicher Räume - Schaffung sicherer Fußwegeverbindungen - barrierefreier Zugang zu ÖPNV, klare Orientierung und übersichtliche Informationen - Einrichtung barrierearmer Kommunikationsräume und Treffpunkte Viele der notwendigen Maßnahmen vor Ort sind mit finanziellen Aufwendungen für die Kommunen verbunden. Fraglich ist, ob die Städte, Landkreise und Gemeinden solche Leistungen, die vielfach als freiwillige Leistungen eingestuft werden, angesichts der angespannten kommunalen Haushalte dauerhaft erbringen können. Schon jetzt führt die Gewährung kommunaler Fördermittel im freiwilligen Leistungsbereich oft zu Beanstandungen der Kommunalaufsichten, wenn in den Gemein- den Haushaltssicherungskonzepte existieren. Jedoch muss bei der Abwägung für den Einsatz kommunaler Mittel deutlicher als bisher in den Blick gerückt werden, dass durch die Schaffung einer bedarfsgerechten Wohnstruktur Heimaufenthalte zumindest hinausgezögert, wenn nicht vermieden werden können, was nicht nur den Bedürfnissen der Bürger entgegenkommt, sondern auch zu erheblichen Einsparungen in den kommunalen Haushalten führen kann. Zudem geht es beim Ausbau einer bedarfsgerechten Wohn- und Infrastruktur für die älteren Menschen nicht nur um finanzielle Aufwendungen, es geht um die Attraktivität des Lebensumfeldes und Sicherung des Wohnstand-ortes. In den Kommunen gilt es ein Klima zu schaffen, das die Stärkung des selbstständigen Wohnens, der Selbst- und Nachbarschaftshilfe und die Entwicklung und Verbreitung neuer Wohnformen für das Alter ermöglicht. Mit einer so verstandenen „Unterstützungspolitik“ in der Kommune ist die Gestal-tung eines bedarfsgerechten Wohnangebots auch mit geringerem finanziellen Budget möglich. Wichtig ist, dass die kommunalen Entscheidungs- und Verwaltungsebenen Stellung für den Ausbau von zukunftsorientierten Wohnformen beziehen und auch steuernd eingreifen, damit sich die Angebote bedarfsgerecht entwickeln.

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 80 4.2 Spezifische Handlungserfordernisse vor allem aus Sicht 65PLUS - für die dörflichen Ortsteile und Kernorte sowie für selbstgenutztes Wohneigentum - Grundlage der spezifischen Handlungsansätze bilden neben der Diskussion in den vier Sozialraum-Konfe- renzen (ca. 100 Beteiligte), die Workshops zu den multiplen Häusern (ca. 40 Beteiligte), vielfältige Exper- tenbefragungen, die durchgeführte Analyse im Landkreis Leipzig sowie ein Bürgergespräch in den Dörfern Großstorkwitz/Weideroda (15 Beteiligte). Im Ergebnis wurden differenzierte Handlungsfelder mit ihren Erfordernissen zusammengestellt, die An- regungen für die Weiterarbeit geben sollen:

Dorfumbau . Stärkere Bürgerbeteiligung zur Lösung Dorfentwicklung/Wohnen 65PLUS notwendig . Bedürfnisse der Senioren/der Bürger in den Dörfern stärker hinterfragen, da die Situation i.d.R. lokal differenziert ist - Struktur der Dörfer beachten: noch gewachsene Strukturen ticken anders als stark durch Zugezoge- ne geprägte Dörfer - Gewohnheiten und Größe der Orte führen zu unterschiedlichen Ansprüchen . Attraktivität der Dörfer hängt ab von „funktionierender Dorfgemeinschaft“ . Gehöfte aufnehmen und vermarkten (auch Lösung Jung kauft Alt wünschenswert – z.B. mit gesi- chertem Wohnrecht und Unterstützung für Ältere) . Wegzug Jüngerer resultiert aus fehlenden Arbeits-/Ausbildungsplätzen im Ländlichen Raum in Kombination mit fehlenden Wohnangeboten für „Nestflüchter“ die zudem mit unattraktiven Lö- sungen der Erreichbarkeit der Arbeits-/Ausbildungsstandorte für Lehrlinge, Schüler, Studenten verbunden sind – hier sind neue Angebote gefragt (z.B. WG-Angebote; möblierte Wohnungen) . Mehrfamilienhausbestand im Dorf (Wohnungsunternehmen, Privateigentümer) zum Teil noch unsaniert – eventuell auch Ausbau für junge Nestflüchter / bezahlbare Wohnungen für Senioren prüfen . Private Investoren gefragt: Seniorenwohnangebote in alten Gebäuden mit bezahlbarer Miete ent- wickeln (5,50€/qm) sowie Mehrgenerationen-Wohnangebote – ein mögliches Ergebnis aus „De- mografiegerechtem Dorfumbaukonzept“ - Bedarfe kommunizieren . Für Dörfer kann auch ein Versorgungsansatz über „multiple Häuser“ (i.d.R. mindestens 300 EW) die Attraktivität gewährleisten, weitere Versorgungsansätze wie VERAH27 einbinden . Suche nach neuen Finanzierungsansätzen (z.B. Regionale Bürgerstiftung28 in Kitzen, Finanzierung über Crawfunding, Genossenschaftsmodelle)

Unterstützung der Ausweitung altersgerechter Wohnangebote (auch im Dorf) . Stärkere regionale Beratung der Senioren zu altersgerechtem Umbau kombiniert mit Betreuungs- angeboten (vgl. auch Best practice) erforderlich . Musterhaus für altersgerechtes Wohnen/ Musterlösungen (Information über vorhandene Lösun- gen im Landkreis aufbereiten z.B. Kitzen)

27 Verah steht für "Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis", also hausärztliche Fachkräfte, die als Angestellte von Arzt- praxen Hausbesuche vornehmen. 28 Beachte: Stiftungen leiden jedoch zurzeit zunehmend unter den sinkenden Zinsniveau ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 81 . Netzwerk von Handwerkern für seniorengerechtes Wohnen: - zertifizierte Anbieter in Zusammenarbeit mit HWK - Angebotskataloge für preisgünstige Lösungen Wohnungsunternehmen . Zusammenarbeit mit Betreuungsdienstleistern sowohl für eigene altersgerechte Wohnungen als auch bei der Verwaltung privatfinanzierter Wohnungen . Erhalt und Ausbau eines breiten Dienstleistungsangebotes auch in Zusammenarbeit mit Wohl- fahrts-Verbänden . Umbau im Bestand und Neubau altersgerechter Wohnungen entsprechend Bedarf (Ansprüche, Miethöhe beachten bei Projekten) . Ausbau der Barrierearmut im Quartier Vorhandene Problemlagen . in den Städten auch Zugewinn durch Umzug Älterer, d.h. zunehmende Nachfrage nach altersge- rechten Angeboten – aber vor allem nach finanzierbaren altersgerechte Mietwohnungen . steigender Anteil älterer Mieter mit geringerem Einkommen . fehlende Finanzkraft der ansässigem Wohnungsunternehmen für den Umbau/Neubau entspre- chend dem Bedarf, da Rentierlichkeit /Umlagefähigkeit der Mieten in Frage steht

Kommune . Neue Planungs- und Beteiligungskultur („Demografiegerechter Dorfumbau“) vor allem in den Dörfern über verschiedene Wege möglich wie - Dorfumbaukonzept - Bürgerstammtisch - Workshop-Prozess - Leerstandsmanagement wichtig ist dabei Kontinuität und Kontrolle des Erreichten . „Demografiegerechter Dorfumbau29“ - Diskussion in Dörfern anschieben: „Was wollen wir? – Was kann wer? – Was ist wann und wie finanzierbar?“ - Mit Bürgern gemeinsame Lösung anstreben (Initiative der Privaten unabdingbar) - Kommune kann nur unterstützend begleiten - Auch bei Eigentumsfragen z.B. für Abbruch – Dorfgemeinschaft gefragt . Suche nach einfachen Lösungen für barrierearme öffentliche Einrichtungen - sonst Finanzierbar- keit durch Kommunen nicht gegeben (z.T. im Widerspruch zu Standards) . Kommune als Dienstleister für die Generation 65PLUS, d.h. auch Dienstleistungsfunktion der Ver- waltung bei Bedarf offener gestalten (Vor-Ort-Besuche, Bürgerkoffer)

29 Möglicher Ablaufplan für Entwicklung altersgerechter Wohnangebote im ländlichen Raum 1. Entwicklung eines Handlungsleitbildes Wohnen im Alter unter Setzung von Prioritäten und zu erreichenden Zielen unter Einbeziehung relevanter Akteursgruppen und der Bürger des Dorfes 2. Kleinräumige Bestands- und Bedarfsanalyse auf Stadtteil- oder Dorfebene (altersgerechte Wohnangeboten, ambulante Dienste, Erreichbarkeit sozialer Infrastruktur - Entwicklungserfordernisse) 3. Entwicklung eines Handlungsplans (z.B. Verbesserung der Informationslage zum Wohnen im Alter, Verbes-serung der Kooperation der Akteure in Arbeitskreisen oder Wohnkonferenzen, Aktivierung der Leistungsmög-lichkeiten älterer und jüngerer Menschen in sozialen Netzwerken im Sinne einer zivilgesellschaftlichen Verant-wortung, Schaffung von Qualifizierungsangeboten, Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements)

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 82 . Unterstützung einer stärkeren Öffentlichkeitsarbeit für barrierearmes Wohnen auch in den Dör- fern (z.B. Umsiedlung Heuersdorf: beim Ersatzneubau für Ältere war „altersgerecht“ kein Thema) . Im Rahmen der Erarbeitung der Leader-Strategie wurden entsprechende Maßnahmen zur Leader- Förderung in den drei potentiellen Leader-Gebieten „Südraum Leipzig“, „Muldenland“, “Land des Roten Porphyr“ verankert. Damit sind in allen Gemeinden < 5.000 EW die Optionen für die weitere Ausgestaltung des demografiegerechten Dorfumbaus gegeben. Zudem erlauben die gewählten Förderansätze in den Aktionsplänen auch die Förderung von Maßnahmen zum - Mehrgenerationenwohnen, - innovative Mobilitätskonzepte sowie - entsprechende alternative Nahversorgungsangebote. Landkreis . Erarbeitung gemeindekonkreter Bedarfzszahlen für altersgerechte Wohnungen Hierzu ist eine entsprechende Bedarfsanalyse erforderlich, um eine Angebotsplanung zur Entwick- lung nachhaltiger Lösungen auch im Kontext zu zukünftigen Förderungen realisieren zu können. Dabei sollte neben der Altersstrukturanalyse (Nachfragesegment), das Nutzerverhalten aber auch die Erfahrungen von Trägern Berücksichtigung finden. Dabei sind auch Aspekte zu berücksichtigen wie

- Erfahrungswerte des Umfangs der Konzentration altersgerechter Wohnungen in den Grundzentren/ grundzentralen Verbünden auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten

- Erfahrungen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit und Größe für den Bau bzw. die Sanierung altersgerech- ter Mietwohnungen in den Dörfern (Aussagen zur Größe und Lage der Dörfer, Struktur potenzieller Nut- zer)

- Akzeptanzfragen für altersgerechte Angebote (Mietwohnungen, Mehrgenerationenlösungen) in Dör- fern . Diskussion über Zukunftsfähigkeit von Dörfern auch in den Kommunen anschieben und begleiten – falls das nichts passiert ist ein Sterben absehbar (Sozialraumkonferenz: Infrastruktur nicht für alle Dörfer ausbaubar – Bestand halten kostet schon sehr viel!) . Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit zum Thema altersgerechtes Wohnen/Umbaumaßnahmen (durch bisherige Angebote nicht vollständig abgedeckt) Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit sind ein wichtiges Aktionsfeld, um Bürgern Infor- mation über die Möglichkeiten, wie das selbstständige Wohnen in der eigenen Häuslichkeit erhal- ten werden kann und welche Angebote hierfür zur Verfügung stehen zu vermitteln. Das schließt die Darstellung von Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten ein. Dafür ist es notwendig verfüg- bare Angebote zu bündeln und auszubauen:

- regelmäßige Aktualisierung des Seniorenratgebers „Älter werden im Landkreis Leipzig“ – Ergänzung mit Informationen zum altersgerechten Bauen/Sanieren und deren Förderung - Ausbau der regionalen Beratungsleistungen für Senioren zu altersgerechtem Umbau kombiniert mit Beratung zu Betreuungs-Angeboten

Andocken an bisherige Beratungsleistungen im Rahmen vom Netzwerk GeriNet, des Landkreises, der Wohlfahrtsverbände oder auch der Kommunen prüfen

Etablierung eines GeriMobils als mobiles breites Beratungsangebot prüfen

Regelmäßige Informationen in den kommunalen Medien ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 83 Durchführung von Informationsveranstaltungen (zum Bauen, zur Förderung, Best practice)

Musterhaus für altersgerechtes Wohnen/ Musterlösungen (Information über vorhandene Lösungen im Landkreis aufbereiten wie z.B. in Kitzen, der Stadt Leipzig) . Unterstützung des Aufbaus eines Netzwerks von Handwerkern für altersgerechtes Wohnen

- Zusammenarbeit mit HWK suchen – z.B. Ausweis zertifizierter Anbieter, Komplexanbieter

- Verbreitung der über das Projekt GeriNet geschaffenen Grundlagen wie Adressenlisten von Hand- werkern bis hin zu Checklisten zum seniorengerechten Bauen und Wohnen

- Erarbeitung von Angebotskatalogen für preisgünstige Lösungen

- Checkliste für Prüfung von Angeboten (Erfordernisse-Lösung) – GeriNet . Im Rahmen des Monitorings der Studie wird die Durchführung einer Konferenz/Workshop im Landkreis unter Federführung des Landkreises empfohlen, um den erreichten Umsetzungsstand zu diskutieren und einen Erfahrungsaustausch zwischen den Kommunen anzuschieben. Hier könnte auch der Arbeitsstand des Projektes „multiple Häuser“ eingebunden werden. . Verbesserung/Sicherung der Erreichbarkeit - Mobilität Erreichbarkeit ist zukünftig für die Dörfer nur in Kombination mit bürgerschaftlichem Engagement sicherbar (Bürgerbus, Teilauto, Mitfahrzentrale); Erreichbarkeit mittels ÖPNV für Jüngere (Azubis, Jugendliche) und für Ältere attraktiver gestal- ten - Schwierigkeiten: langjährige Gewohnheiten der Bevölkerung im Hinblick auf die Nutzung des OPNV verändern sowie Wirtschaftlichkeitsrahmen des ÖPNV beachten Frage: Inwieweit kann ich Nutzerverhalten ändern, um die Wirtschaftlichkeit zu verändern? (Auto auch bei körperlichen Einschränkungen bis ins hohe Alter eher genutzt als ÖPNV da Fußweg notwen- dig) ÖPNV-Angebote weiterentwickeln: - PLUS-Bus und neue Gestaltung der Linien in Kombination mit attraktiven Preisangeboten/ Zuverläs- sigkeit - 150m Haltestellenerreichbarkeit angestrebt - Neue Modelle wie Kombibus-Rufbus-Taxi; - Imageverbesserung und Beeinflussung Nutzerverhalten - Finanzierbarkeit des ÖPNV auch durch neue Ansätze (Kombination mit Güterverkehr, mit Versor- gungsangeboten, Einbindung E-Bike prüfen) - Verstärktes Marketing für neue Lösungen

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 84 Abbildungsverzeichnis

Seite Abbildung 1 Entwicklung der Bevölkerung 2009 bis 2011 5 Abbildung 2 Veränderung der Gesamtbevölkerung 2012 gegenüber 2005 differenziert nach 7 Mittelzentren, Grundzentren und weiteren Gemeinden im Landkreis Leipzig Abbildung 3 Wanderungssaldo je 1000 Einwohner 2000-2012 8 Abbildung 4 Regionale Reurbaniserungstendenzen in Westsachsen 2007 bis 2010 8 Abbildung 5 Wanderungsverflechtung der Mittelzentren mit ihrem Umland 2008-2011 in 9 Westsachsen Abbildung 6 Wanderungsverflechtung der Grundzentren mit ihrem Umland 2008-2011 in 9 Westsachsen Abbildung 7 Saldo der Wanderung der Altersgruppe 18-35 in 2012 10 Abbildung 8 Saldo der Wanderung der Altersgruppe der über 65-Jährigen in 2012 10 Abbildung 9 Wanderungssaldo der über 65-Jährigen in 2012 nach Gemeinden 11 Vergleich natürlicher und Wanderungssaldi der Gemeinden im Landkreis Abbildung 10 11/12 Leipzig 2012 differenziert für MZ, GZ und sonstige Gemeinden Abbildung 11 Entwicklung der Geburtenrate im Vergleich LK Leipzig und Sachsen 13 Abbildung 12 Entwicklung des natürlichen Saldos im Vergleich LK Leipzig und Sachsen 13 Abbildung 13 Entwicklung des Durchschnittsalters im Vergleich Landkreis Leipzig und Sach- 15 sen und ausgewählte kommunale Altersstrukturen Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung der Gemeinden im Landkreis Abbildung 14 15 Leipzig in 2011 Abbildung 15 Bevölkerungsprognose der Altersgruppe >65 in 2025 16 Abbildung 16 Beispiel der Prognose der Bevölkerungsentwicklung 2025 – potentielle Alters- 16 struktur in der ILE-Region Südraum Leipzig 18 Abbildung 17 Veränderung der Zahl der Privathaushalte von 2009 bis 2030 in Prozent 19 Abbildung 18 Durchschnittliche Größe der Privathaushalte im Vergleich 1991 bis 2011 Abbildung 19 Haushaltsstruktur der neuen Länder und Sachsen – Vergleich 2009 und Prog- 19 nose 2030 Abbildung 20 Veränderung der Haushaltsstruktur im Landkreis Leipzig – Basis Trendszenario 20 Abbildung 21 Schrumpfende Klein- und Mittelstädte – BBSR 2012 21 Abbildung 22 Altersstruktur der Wohngebäude im Landkreis Leipzig im Vergleich zu Sachsen 25 2011 Abbildung 23 Entwicklung des Wohnungsneubaus im Landkreis Leipzig seit 2000 26 Abbildung 24 Hauspreis-Einkommensrelation 2009/2010 27 Abbildung 25 Betreute Pflegebedürftige je 1.000 EW nach Landkreisen 2011 29 Abbildung 26 Ausstattung mit Pflegeheimplätzen im Vergleich 30 Abbildung 27 Pflegeprävalenz in Sachsen 2011 30 Abbildung 28 Zahl der Kernorte/Ortsteile nach Entwicklungstrend der Einwohner 2006 bis 40 2013 und Größenstruktur Abbildung 29 Kleinst-Dörfer mit starkem Handlungsdruck im Landkreis Leipzig 45 Abbildung 30 Problemlagen für die Entwicklung des Wohnens und Wohnen 65PLUS unter 47 Beachtung der Einwohnerentwicklung und der Eigentumsstruktur Abbildung 31 Personen über 65-Jahre nach Wohnungseigentum und Haushaltseinkommens- 48 klassen in der BRD gesamt Abbildung 32 Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen in der BRD 1996 bis 2011 50 Abbildung 33 Anbindung von Seniorenhaushalten an öffentliche Verkehrsmittel nach Eigen- 52 tümergruppen in Deutschland im Jahr 2009 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 85 Seite Abbildung 34 Erreichbarkeit von Dienstleistungen für Seniorenhaushalte in Deutschland im 53 Jahr 2009 Abbildung 35 Befragungsergebnisse zu den Ansprüchen an das Wohnen im Alter 53 Abbildung 36 Angebot an altersgerechten Wohnungen/barrierefreien Wohnungen in den 61 Kommunen Abbildung 37 Barrierefreiheit in der Wohnumgebung 61 Abbildung 38 Modal Split der Senioren im ländlichen und städtischen Raum 64 Abbildung 39 Erreichbarkeit von Einrichtungen im Wohngebiet 64 Abbildung 40 Anteil der Interaktionen im ländlichen und städtischen Raum 65 Abbildung 41 Neubau "St. Johannes" 72 Abbildung 42 Außenansicht Wohnanlage Meisdorf 74 Abbildung 43 Bedeutung einzelner Aspekte in der Wohnumgebung 88 Abbildung 44 Barrierefreiheit im eigenen Haus 88 Tabellenverzeichnis Seite Tabelle 1 Altersstruktur der Kommunen im Landkreis in 2012 14 Tabelle 2 Prognose der Altersstruktur der Gemeinden größer 5000 EW (v1) 16/17 Tabelle 3 Schätzung der Zahl und Struktur der Haushalte in 1000 im Landkreis Leipzig 2009 20 und 2030 Tabelle 4 Gruppierung der Gemeinden nach der Wohneigentümerquote in% 2011 23 Tabelle 5 Anteil der Eigentümer an Gebäuden in MZ in % 2011 23 Tabelle 6 Anteil der Eigentümer an Gebäuden in GZ in % 2011 24 Tabelle 7 Anteil der Eigentümer an Gebäuden in sonstigen Gemeinden des LK in % 2011 24 Tabelle 8 Überblick zur Zahl der Gebäude, Altersstruktur und Leerstand differenziert nach 25/26 Gemeindegruppen 2011 Tabelle 9 Ausstattung der Kommunen mit medizinischen und sozialen Einrichtungen 28/29 Tabelle 10 Übersicht zu Angeboten – Betreutes Wohnen und Pflegeheimen in den Kommu- 31 nen des LK Tabelle 11 Überblick zu Versorgungs- und Sportangeboten in den Kommunen des LK 32 Tabelle 12 Versorgung – Plätze/ WE je 1.000EW 33 Tabelle 13 Einordnung der Gemeinden mittels Billeter-Maß 2012 34 Tabelle 14 Wertung der Bevölkerungsentwicklung in den Kernorten und Dörfern im LK 38/39 Leipzig Tabelle 15 Zahl der Kernorte und Dörfer nach Kategorie der Bevölkerungsentwicklung und 39 Größengruppen Tabelle 16 Dörfer und Kernorte mit komplexen Problemlagen aus Sicht 65PLUS (Basis Ge- 41/42 meindeblätter) Tabelle 17 Dörfer mit starkem Handlungsdruck - Bewertungsübersicht 43 Tabelle 18 Einkommensstruktur im Landkreis Leipzig 2012 48 Tabelle 19 Anteil der Wohnkosten am Haushaltseinkommen in der BRD 49 Tabelle 20 Bodenrichtwerte in den übrigen Regionen des Landkreises 88 Tabelle 21 Bodenrichtwerte in der Randzone zur Stadt Leipzig 89 Tabelle 22 Durchschnittliche Angebotsmieten und -preise im Landkreis Leipzig nach Mittel- 89 zentren Tabelle 23 Durchschnittliche Angebotsmieten und -preise im Landkreis Leipzig nach Grund- 91 zentren Tabelle 24 Durchschnittliche Angebotsmieten und -preis im Landkreis Leipzig nach sonstigen 91 Gemeinden Tabelle 25 Durchschnittliche Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser im Landkreis Leipzig 92 ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 86 Anlagenverzeichnis Anlage 1 Gemeindeblätter differenziert nach Mittel, Grundzentren und Gemeinden ohne Status Anlage 2 Barrierefreiheit - Barrierearmut Anlage 3 Überblick der Bodenrichtwerte für den Landkreis Leipzig sowie der Immobilienpreisent- wicklung

Anlage 2 Barrierefreiheit - Barrierearmut

Begriffsdefinition: Barrierefreiheit - Barrierearmut Barrierefreiheit bezeichnet die ungehinderte Zugänglichkeit der baulichen Umwelt sowie von Information und Kommunikation in der Weise, dass sie von allen Menschen in jedem Alter mit unterschiedlichen Fä- higkeiten weitgehend gleichberechtigt und ohne Assistenz bestimmungsgemäß benutzt werden kann. Bar- rierefrei ist demnach nicht allein mit hindernisfrei im physikalischen Sinne gleichzusetzen, sondern bedeu- tet auch zugänglich, erreichbar und nutzbar. Ziel ist es, in Gebäuden sowie im bebauten Raum für Menschen aller Altersgruppen mit unterschiedlichs- ten Einschränkungen (motorisch, sensorisch, kognitiv) eine möglichst weitgehende Selbständigkeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erreichen. Besondere Anforderungen stellen in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkten Menschen, Menschen mit Gehbehinderungen, Lähmungen oder fehlenden Gliedmaßen, die oft auf Hilfsmittel angewiesen sind wie Rollstühle, Rollatoren, Gehhilfen oder auch nur Haltegriffe oder Geländer. Aber auch große oder kleine Menschen, darunter auch Kinder, Menschen mit Gepäck oder Kinderwagen stellen besondere Ansprüche, um sich frei bewegen zu können. Sie benötigen vor allem ausreichend Platz, Durchgänge müssen ausrei- chend breit und hoch sein, Aufstellflächen ausreichend lang. Bewegungsflächen müssen eben sein, Hö- henunterschiede oder Stufen sind für viele kaum überwindbare Hindernisse. Taster, Griffe o.ä. müssen in der richtigen Höhe sein, um sie z. B. vom Rollstuhl aus gut erreichen zu können. Menschen, die in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit oder in der Informationsverarbeitung eingeschränkt sind, benötigen beispiels- weise übersichtliche Raumanordnungen; Blinde und Sehbehinderte zudem Tastkanten oder Bodenindika- toren. Barrierearmut bedeutet dagegen, dass nicht die vollständige Umsetzung eines normativen Ansatzes und eine vollendete Barrierefreiheit für einen beliebigen Nutzer hergestellt werden, sondern unter individu- eller Analyse der jeweiligen Behinderung bzw. Einschränkung der konkreten Bewohner eine größtmögli- che und wirtschaftlich vertretbare Beseitigung von Barrieren stattfindet. Die Grundlage für Barrierefreiheit/Barrierearmut sind diverse Normen und gesetzliche Regelungen. Die geltenden DIN-Normen30 sind zunächst nicht verbindlich. Sie umfassen im Wesentlichen Empfehlungen

30 Aktuell:  DIN 18024-1 Barrierefreies Bauen – Teil 1: Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen sowie Spielplätze; Planungsgrundlagen  DIN 18040-1 Barrierefreies Bauen – Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude (ersetzt die DIN 18024-2 Öffentlich zugängige Gebäude und Arbeitsstätten)  DIN 18040-2 Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 2: Wohnungen (ersetzt die DIN 18025-1:1992-12 und die DIN 18025-2:1992-12)  DIN 32984 Bodenindikatoren, Leitstreifen etc. (Ergänzung zur DIN 18040)  DIN 32975 Gestaltung Informationen im öffentlichen Raum (Ergänzung zur DIN 18040) In Bearbeitung:  DIN 18070 (Entwurf): Barrierefreies Bauen – Öffentlicher Verkehrs- und Freiraum – ist als Neufassung und Ersatz für ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 87 zu den notwendigen Bewegungsflächen, zur Vermeidung von Stufen und Schwellen sowie notwendige Türbreiten und Höhen von Bedienungselementen, die nicht zwingend angewendet werden müssen. Die Landesbehörden können jedoch in ihren Bauordnungen Festlegungen treffen, die die Einhaltung von Nor- men der Barrierefreiheit für bestimmte Bauten, oder Anlagen z. B. „Gebäude mit mehr als einer Woh- nung“, erfordern. Je nach Bundesland können unterschiedliche Regelungen getroffen werden. Die Säch- sische Bauordnung regelt die Barrierefreiheit in den §§ 39 (Aufzüge), 48 (Wohnungen) und 50 (Barriere- freies Bauen). Da es die vielfältigsten Behinderungen gibt, ist Barrierefreiheit letztlich ein Ideal, dem sich die Realität nur annähern kann. Alle durch Leistungseinschränkungen bewirkten Handicaps durch technische Maßnah- men zu kompensieren ist unmöglich, widerspräche zudem auch anderen Idealen (z. B. dem der Natur- nähe: Alle Wanderwege behindertengerecht herzurichten könnte auch das Naturerleben beeinträchti- gen). Barrierefreiheit muss demnach als Maximalziel verstanden werden. Situation in Sachsen lt. Forsa-Umfrage 2012

Abbildung 43 Barrierefreiheit im eigenen Haus

Basis: alle Befragte, Angaben in Prozent Quelle: Ländliche Lebensverhältnisse in Sachsen. Schriftenreihe des LfULG, Heft 1/2014, S. 45 Abbildung 44 Bedeutung einzelner Aspekte in der Wohnumgebung

Basis: alle Befragte, An- gaben in Prozent

Quelle: Ländliche Lebensver- hältnisse in Sachsen. Schrif- tenreihe des LfULG, Heft 1/2014 , S.37

die DIN 18024-1 Barrierefreies Bauen – Teil 1: Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen.... vorgesehen. Auf Grund der Erfahrungen der Vergangenheit werden nicht mehr Maßnahmen, sondern Ziele formuliert. Dadurch soll verhindert werden, dass zwar einzelne Anforderungen der DIN erfüllt werden, das Gesamtergebnis jedoch nicht praktisch nutzbar ist. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 88 Anlage 3 Überblick der Bodenrichtwerte für den Landkreis Leipzig sowie der Immobilienpreisent- wicklung

Tabelle 20 Bodenrichtwerte in den übrigen Regionen des Landkreises (Quelle: Gutachterausschuss für Grund- stückswerte im Landkreis Leipzig 2014, S.60)

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 89 Tabelle 21 Bodenrichtwerte in der Randzone zur Stadt Leipzig (Quelle: Gutachterausschuss für Grundstücks- werte im Landkreis Leipzig 2014, S.59)

Für Immobilien zur Miete (Wohnungen und Häuser) werden im Landkreis Leipzig derzeit im Durchschnitt rd. 5,10 €/m² Kaltmiete verlangt. Das entspricht einer Steigerung der Kaltmiete um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Immobilien zum Kauf (Wohnungen und Häuser) werden für einen durchschnittlichen Kauf- preis von 950 €/m² Wohnfläche angeboten. Dies entspricht einer Preissteigerung von 11 Prozent im Ver- gleich zum Vorjahr (Immobilien Scout 2014). Dabei stellt sich die Situation für die einzelnen Städte und Gemeinden im Landkreis Leipzig regional äu- ßerst unterschiedlich dar. In den folgenden Tabellen sind die derzeitigen durchschnittlichen Angebotsmie- ten bzw. -preise der einzelnen Städte und Gemeinden im Landkreis Leipzig und deren Veränderung zum Vorjahr aufgeführt. Die Unterscheidung erfolgt nach Mittel-, Grundzentren und sonstigen Gemeinden.

Tabelle 22: Durchschnittliche Angebotsmieten und -preise im Landkreis Leipzig nach Mittelzentren (Quelle: Immobilien Scout 2014)

Durchschnittliche Kaltmiete Veränderung zum Vorjahr Durchschnittlicher Kaufpreis Veränderung zum Vorjahr Mittelzentren in €/m² Wohnfläche in Prozent in €/m² Wohnfläche in Prozent Borna 4,40 ohne Veränderung 700 39,0

Grimma 5,10 ohne Veränderung 1.100 ohne Veränderung

Markkleeberg 6,00 7,0 1.500 3,0

Wurzen 4,60 ohne Veränderung 550 ohne Veränderung

Auch in den Grundzentren variiert das Miet- und Preisniveau für Wohnimmobilien im Landkreis Leipzig regional sehr stark. Die Grundzentren in unmittelbarer Nähe zur Stadt Leipzig profitieren dabei am stärks- ten. Hier wird ein Mietpreisniveau von über 5,00 €/m² Wohnfläche verzeichnet mit stabiler bzw. steigen- der Tendenz. Auch die durchschnittlichen Kaufpreise für Wohnimmobilien weisen hier das höchste Niveau auf. Das Grundzentrum Geithain bildet dabei das Schlusslicht in puncto Miet- und Preisniveau. Dabei ha- ben sich hier sowohl das Mietpreisniveau als auch das Kaufpreisniveau im Vergleich zum Vorjahr negativ entwickelt (vgl. 23).

ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 90 Tabelle 23: Durchschnittliche Angebotsmieten und -preise im Landkreis Leipzig nach Grundzentren (Quelle: Immobilien Scout 2014)

Durchschnittliche Kaltmiete Veränderung zum Vorjahr Durchschnittlicher Kaufpreis Veränderung zum Vorjahr Grundzentren in €/m² Wohnfläche in Prozent in €/m² Wohnfläche in Prozent

Bad Lausick 4,70 2,0 650 ohne Veränderung

Böhlen 4,80 2,0 650 -5,0

Brandis 5,20 ohne Veränderung 950 -9,0

Colditz 4,40 -10,0 850 91,0

Frohburg 4,50 -2,0 550 -11,0

Geithain 4,30 -7,0 350 -25,0

Groitzsch 4,50 -2,0 400 ohne Veränderung

Markranstädt 5,30 2,0 900 20,0

Naunhof 5,20 10,0 800 29,0

Pegau 5,10 ohne Veränderung keine Angaben keine Angaben

Zwenkau 5,10 ohne Veränderung 1.150 -15,0

Tabelle 24: Durchschnittliche Angebotsmieten und -preis im Landkreis Leipzig nach sonstigen Gemeinden (Da- tenquelle: Immobilien Scout 2014)

Durchschnittliche Kaltmiete Veränderung zum Vorjahr Durchschnittlicher Kaufpreis Veränderung zum Vorjahr Sonst. Gemeinden in €/m² Wohnfläche in Prozent in €/m² Wohnfläche in Prozent

Belgershain 5,20 ohne Veränderung 700 -14,0

Bennewitz 5,20 2,0 keine Angaben keine Angaben

Borsdorf 5,20 4,0 850 -6,0

Elstertrebnitz 4,10 ohne Veränderung keine Angaben keine Angaben

Espenhain 4,20 -2,0 keine Angaben keine Angaben

Großpösna 5,10 ohne Veränderung 1.150 12,0

Kitzscher 4,20 5,0 keine Angaben keine Angaben

Kohren-Sahlis 4,70 ohne Veränderung keine Angaben keine Angaben

Lossatal 4,00 keine Angaben keine Angaben keine Angaben

Machern 4,90 2,0 800 37,0

Narsdorf keine Angaben keine Angaben keine Angaben keine Angaben

Neukieritzsch 4,80 7,0 500 ohne Veränderung

Otterwisch keine Angaben keine Angaben keine Angaben keine Angaben

Parthenstein keine Angaben keine Angaben keine Angaben keine Angaben

Regis-Breitingen 4,30 5,0 350 -19,0

Rötha 4,40 2,0 500 -26,0

Thallwitz 4,30 ohne Veränderung 400 -23,0 Trebsen / Mulde 4,70 -8,0 keine Angaben keine Angaben

In den sonstigen Gemeinden des Landkreises Leipzig bewegt sich das Mietniveau überwiegend unter dem Durchschnitt des gesamten Kreises (5,10 €/m² Wohnfläche). Gemeinden die das Mietpreisniveau errei- chen bzw. übersteigen, weisen auch hier eine räumliche Nähe zur Stadt Leipzig auf. ANFORDERUNGSPROFIL AN DAS WOHNEN IM LANDKREIS LEIPZIG 2025

- SCHWERPUNKT: SENIORENGERECHTES WOHNEN - 91 Tabelle 25: Durchschnittliche Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser im Landkreis Leipzig (Datenquelle: GMB Landkreis Leipzig)