Donnerstag, 11. März 2010 Politik pöschtli 13 Fusionen bauen auf Vertrauen – auch im

Mit einem Informationsabend rückt die angestrebte Gemeindefusion ginge in eine öffentlich-rechtliche Körper- im nördlichen Schams in die Reichweite einer möglichen Verwirkli- schaft über. chung. Vertreter der sechs Gemeinden stellten am Montag nach ar- Emotionale Fakten beitsintensiver Vorbereitung ihr Modell für einen Zusammenschluss Dass es nicht nur ums Geld geht, betonte Gian Michael, Gemeindepräsident aus Do- vor. nat. Die Identität bliebe erfahrungsgemäss in den Dörfern, und die Angst, die Kleineren ■ Von Reiner Schilling würden weniger berücksichtigt, habe sich gemäss Erfahrungen anderer Gemeindefu- Die 14 Mitglieder starke Arbeitsgruppe (AG) anders verteilt. Nimmt man den Cash Flow sionen nicht bestätigt. Der zukünftige Name hat nach zehn Sitzungen ihren Schlussbe- als Mass, also die Einnahmen, die nach ge- würde Zillis-Schamserberg lauten, auf Ro- richt hervorgebracht. Dieser spricht zusam- tätigten Investitionen zurückbleiben, stehen manisch Ziran-Muntogna. Die Zweispra- men mit dem Informationsabend in Zillis alle sechs Gemeinden auf der positiven Sei- chigkeit bliebe ebenfalls erhalten, versicher- eindeutig für den gemeinsamen politischen, te. Cecilia Manetsch betonte hier die gesun- te Michael. Im gemeinsamen Wappen würde wirtschaftlichen sowie kulturellen Weg. de Finanzlage, trotz vorgesehener Investi- St. Martin stehen, neu allerdings mit einem tionen von 7,5 Millionen Franken in den Lächeln im Gesicht, welches auf der derzei- Straffer Zeitplan nächsten Jahren. Sie erklärte, dass ein an- tigen Zilliser Fahne nicht zu erkennen sei … Die Bewohner der Gemeinden Lohn, Ma- gestrebter Steuerfuss mit 75 Prozent realis- Schliesslich gab die AG, aber auch die Ge- thon, Casti-Wergenstein, Donat, Zillis-Rei- tisch und finanziell verkraftbar sei, auch meindevorstände, ausser den Vertretern der schen und haben mit dem geneh- wenn Rongellen nicht mitmachen sollte. Als Gemeinde Rongellen, die Empfehlung ab, migten Budget für die Arbeitsgruppe und de- Ausgleich für die Anhebung des Steuerfus- «dass die Fusion der sechs Gemeinden den ren externe Berater bereits 2009 grünes ses würde den Bewohnern von Zillis-Rei- richtigen Schritt in die Zukunft darstellt». Licht für erste Abklärungen gegeben. Der schen und Rongellen ein Fonds in Höhe von Der Schlussbericht ist unter www.zillis-reis- straffe Zeitplan sieht nun vor, dass im Früh- 250 000 Franken zur Verfügung stehen. Der chen.ch veröffentlicht. jahr ein Fusionsvertrag ausgehandelt wird, Kanton würde einen Ausgleichsbeitrag von als Grundlage für die Abstimmung am 18. 3,5 Millionen Franken leisten, der den zu- Fragerunde eröffnet Juni dieses Jahres. Ein Ja aus mindestens künftigen kantonalen Abgaben, auf fünf Aus der Bevölkerung wurden vereinzelte fünf Gemeinden inklusive Ja aus der gröss- Jahre gerechnet, entspreche. Fragen, hauptsächlich zu finanziellen und ten Ortschaft Zillis-Reischen hätte im Herbst landwirtschaftlichen Belangen, gestellt. Die eine konstituierende Gemeindeversamm- Allmenden bleiben fix AG sowie die Experten konnten in den meis- lung und eine Inkraftsetzung auf den 1. Ja- Die zweite Nuss betrifft die Nutzungsrechte ten Fällen eine klärende Antwort geben. So nuar 2011 zur Folge. Eine alternative Vari- der gemeindeeigenen Flächen, die den ört- wäre eine schrittweise Anpassung des Steu- ante wie der alleinige Zusammenschluss der lichen Landwirtschaftsbetrieben zur Nut- erfusses in den verschiedenen Ort von Geset- Gemeinden vom Schamserberg ist nicht vor- zung überantwortet sind. Hier soll als Aus- zes wegen nicht zulässig. Trotz fälliger Aus- gesehen. nahme der Status quo gelten: Die Allmend- gleichszahlungen nach fünf Jahren an den rechte der jeweiligen Nutzer bleiben beste- Kanton bliebe mehr Geld im Tal als bis jetzt. Grosse Knackpunkte hen. Im angestrebten Fusionvertrag lautet Gelder von Stiftungen müssten ortsgebun- Die härtesten Nüsse, die es zu knacken gab, der Hauptsatz: «Grundsätzlich werden in den eingesetzt werden, würden aber einen erklärte Andrea Clopath, Gemeindepräsi- der neuen Gemeinde jedem Landwirt die gemeinsamen Haushalt entlasten. Von den dent von Zillis-Reischen, waren die Berei- gleichen Nutzungsrechte zugestanden.» Um 7,5 Millionen Franken zukünftiger Investi- che Finanzen und Landwirtschaft. Dafür, diesen Text hatte die Sondergruppe Land- tionen würden allein fünf Millionen in Zillis- aber auch für andere komplexe Themen, wirtschaft unter der Leitung von Marco Dolf, Reischen getätigt. Die Anzahl der Delegier- holte sich die AG fachliche Hilfe von Cecilia Gemeindepräsident von Casti-Wergenstein, ten im neuen Schulverband Schams würde Manetsch, einer Treuhänderin aus Chur, so- intensiv gerungen. Die Gründung einer Flur- nach dem Anteil der Bewohner bestimmt. Es wie von Ursin Fetz von der HTW Chur. Mit und Alpgenossenschaft mit eigener Alp- und würde aber garantiert, dass als einer Fusionsanalyse klärten die Experten Weidegesetzgebung ist geplant. grösste Gemeinde die Mehrheit nicht haben ab, wie wasserfest der rechtliche Rahmen Ausgewählte Fragestellung des Informati- dürfe. Vom Gummiparagrafen, bezüglich der ist, und entwickelten daraus Modelle. Mit onsabends war auch die Organisation der gemeinsamen Rechte der Landwirte war die der wichtigste Punkt war es, einen gemein- neuen Gemeinde und deren Verwaltung. Rede. Hier ginge es in erster Linie um den samen Steuerfuss unter Voraussetzungen, Hier würde Zillis gemeinsamer Standort Schutz der aktuellen Bewirtschaftung, was wie sie grösser nicht sein könnten, zu be- werden und der Vorstand vorerst mit sieben aber eine zukünftige Anpassung der Gesetze stimmen. So hat die Gemeinde Rongellen ei- Personen aus allen Ortschaften besetzt sein. in der neuen Gemeinde nicht ausschliessen nen Steuerfuss von 33 Prozent gegenüber Forst- und Werkhof würden ebenfalls zu- würde. Gerade in der Landwirtschaft müsse Lohn und Casti-Wergenstein mit 130 Pro- sammengelegt, und die Bergschaft Schams man offen für Entwicklungen bleiben. Der zent. Damit klaffen auch die Finanzklassen soll aufgelöst werden. Genauso verschwin- Tenor nach der Diskussion war, dass ohne im selben Spagat auseinander. Dagegen de die Bürgergemeinde, die es derzeit nur Vertrauen in die Sache und in die ausgear- sind die Schulden beziehungsweise Vermö- in den Orten Lohn, Mathon und Zillis gibt. beiteten Ergebnisse eine Fusion nicht gelin- gen und das Investitionsvermögen pro Kopf Das Eigentum der Bürgergemeinde Zillis gen könnte.