Didaktische Analyse „ und das

Autorenteam: Ralf Meichtry und Urs Kaufmann

BAFU-Typologie: Trockene Berglandschaft der westlichen Inneralpen Hochgebirgslandschaft der Alpen

Mit der Typlandschaft Zermatt und das Mattertal lassen sich vielfältige Aspekte der Landschaftsentwicklung untersuchen und erklären. Als wichtigste seien die Gletscherrückgänge, Entwicklung von Tourismus und Siedlung in einem Touristenhotspot, die Probleme in einem autofreien Dorf und der Umgang mit schneearmen Wintern und Naturkatastrophen erwähnt. Kreative Gedankenspiele zu alternativen Entwicklungen (was wäre, wenn ...) oder zu möglichen Zukunftsperspektiven ermöglichen einen attraktiven Unterricht. Eine umfassende didaktische Analyse soll die Breite möglicher Themen aufzeigen und helfen, die persönlichen Schwerpunkte zu setzen.

Didaktische Analyse in Form der „didaktischen Rekonstruktion“ Die didaktische Analyse erfolgt in sechs Schritten:

- Sachanalyse I: Die Sachanalyse I umfasst eine vielperspektivische inhaltliche Analyse der Typlandschaft. - Bedeutsamkeit: Hier wird die gesellschaftliche Relevanz der möglichen Sachgebiete des Mattertals untersucht. - Kompetenzen: Für beide Schulstufen werden die wichtigsten Kompetenzen aufgeführt, welche mit der Typlandschaft geschult werden können. - Sicht der Lernenden: Im Zentrum des Unterrichts stehen die Schülerinnen und Schüler. Was dürfte sie am Mattertal interessieren, und was wissen sie schon? - Sachanalyse II: Aufgrund aller bisheriger Überlegungen wird das Thema neu durchdacht, sozusagen durch die Brille der Lernenden rekonstruiert. - Didaktisches Konzept: Als Fazit wird nun das didaktische Konzept einer möglichen Unterrichtseinheit „Zermatt und das Mattertal“ formuliert.

Sachanalyse I Einleitung Sachanalyse I: Die Sachanalyse lehnt sich an die Handlungsaspekte des Lehrplan 21 an: - Die Welt wahrnehmen - Sich die Welt erschliessen - Sich in der Welt orientieren - In der Welt handeln

Diese lassen sich gut mit dem aktuellen Raumverständnis der Geografie verbinden, wie es z.B. von RHODE-JÜCHTERN 2009 formuliert wurde. Eine schülergerechte Formulierung kann diesen Zusammenhang verdeutlichen:

1

Raumkonzepte Handlungsaspekt (LP21, Schülergerecht NMG) übertragen auf formuliert „Brennpunkt Landschaft Schweiz“ Containerraum sich die Landschaft die Landschaft erforschen erschliessen Raum als System von sich in der Landschaft mich räumlich orientieren Lagebeziehungen orientieren Raum als Kategorie der die Landschaft in die Landschaft Sinneswahrnehmung wahrnehmen eintauchen Raum als Konstruktion in der Landschaft handeln Blickwinkel einnehmen und Zukunftsprojekte denken Zusammenhänge zwischen den aktuellen Raumkonzepten der Geografie und den Handlungsaspekten des LP 21

Die Gestaltung der Sachanalyse I erfolgt in der Form einer Tabelle. Aufgeführt werden nur Stichworte. Durch deren Aktivierung öffnet sich ein neues Fenster mit den Inhalten. So lassen sich Überblick und Detailinformationen gut kombinieren. Die Tabellenzeilen widerspiegeln das aktuelle Raumverständnis der Geografie. Die Tabellenspalten zeigen eine traditionelle, themenbezogene Einteilung der möglichen Inhalte. Für die Landschaftsanalyse zusätzlich aufgeführt sind die Kolonnen Landschaftswandel sowie Landschaftskonflikte / Herausforderungen. Nicht alle Themen lassen sich in der Tabelle eindeutig zuweisen. Wo nötig, werden Verweise gemacht, ansonsten bleiben die Redundanzen bestehen. Fachbegriffe werden hier nicht erklärt. Erläuterungen finden sich im Materialienpool der Lernplattform.

2 Tabelle Sachanalyse I „Zermatt und das Mattertal“:

Themenfeld Lage des Naturraum Inwertsetzung/ Landschaftswand Landschaftskonflik Raums/ Kulturraum el te/ Raumkonzept Räumliche Herausforderunge Orientierung n Container-Raum Geographisc Entstehung der Walliser Haufendorf Mächtigkeit der Hängebrücke „Sich die he Lage Walliser Alpen Gletscher Randa (Europaw Landschaft Vom Bauerndorf zur während der eg) erschliessen“ Dörfer des als Tourismus-Stadt Eiszeit „Die Landschaft Mattertals «geologischer Tourismus und erforschen“ Immigrant» Bevölkerungsentwicklu Siedlungswachst Klimawandel Viertausende ng um r ums Naturgefahren im Abhängigkeit vom Mattertal Mattertal Wirtschaftliche Rückzug aus der Tourismus Entwicklung Landwirtschaft Bergsturz von (Veränderung der Randa Branchen) Ausbau des Verkehrsnetzes Gletscher des Entwicklung des Mattertals Tourismus Aufbau der touristischen Klima des Skitourismus Infrastruktur Mattertals

Trogtal und Kerbtal Raum als System Klima Vertikales Vom Acker zum Autofreiheit: von Verkehrslage beeinträchtigt Nomadentum: Pendeln Weideland bis zur Probleme und Lagebeziehungen von Zermatt Höhenstufen zwischen den Aufgabe der Chancen des „Sich in der Höhenstufen Nutzung autofreien Landschaft Matterhorn- Spezielles Nutzungszusammenhä Tourismus orientieren“ Gotthard- Mikroklima in nge Warum Zermatt „Mich räumlich Bahn Zermatt und nicht die Konkurrenz orientieren“ MGB als andern anderer Theodulpass Zubringerbahn Mattertaler Tourismusorte einst und Dörfer? jetzt Bergbahnen erschliessen die Gletscherwelt

Hotellerie und Parahotellerie

Funktionen der Dörfer im Mattertal Raum als „Altes Einzigartigkeit Landschaftswandel Der Rückgang Konfliktpotenzial Kategorie der Zermatt – des Mattertals durch Tourismus der Gletscher auf Wanderwegen Sinneswahrnehmu neues ng Zermatt» Moränen als Wahrnehmung des Interpretation Umgang mit „Die Landschaft Landschaftselem Tales zu des Wasser wahrnehmen“ Hotelpionier ent unterschiedlichen Landschaftswand „In die Landschaft Alexander Epochen els Wachstum vs. eintauchen“ Seiler Umwelt (der Wahrnehmung Tourismus zerstört Entwicklung der sich selbst) von Zermatt Naturgefahren – damalige Rückgang des Sichtweise Skitourismus

Ein Tram in der Gletscherwelt Raum als Mythos Sind Gletscher Matterhorn als Zermatt im Der Zonenplan Konstruktion Matterhorn bald Geschichte? Werbeträger Ferienprospekt „In der Welt Aushandeln eines handeln“ Rückzug des Gewünschte gemeinsamen „Blickwinkel Permafrostes: Raumentwicklung Wegs in die einnehmen und Die Alpen Zukunft Zukunft brechen (Diskussion der denken“ auseinander ... Raumplanung)

3 Geographische Lage Das Mattertal liegt als Seitental des Rhontales zwischen dem und dem Val d’Anniviers im Süden des Wallis. Südlich des Mattertals liegt die teilautonome Region Aostatal (Italien). Drei der höchsten vier Bergmassive der Alpen umgeben das Mattertal. Somit ist das Tal von drei Seiten her eingekesselt. -> Viertausender ums Mattertal.

S1, RZG 4.1, Orte lokalisieren http://vorlage.lehrplan.ch/index.php?nav=160|44|4&code=a|6|4|4|0|1 S1, RZG 4.2, Karten und Orientierungsmittel auswerten http://vorlage.lehrplan.ch/index.php?nav=160|44|4&code=a|6|4|4|0|2 S1, RZG 4.3, sich im Realraum orientieren http://vorlage.lehrplan.ch/index.php?nav=160|44|4&code=a|6|4|4|0|3

Dörfer des Mattertals ist der nördlichste Ort der Vispertäler Saastal und Mattertal. Das Schmelzwasser der beiden Täler fliesst hier in die Rhone. Seit 1909 hat die Lonza AG (eine Chemie- und Pharmagruppe, welche sich heute als «A Global Leader In Life Sciences» bezeichnet) hier eine Produktionsstätte. Dadurch ist Visp ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum im Oberwallis. In fliessen die Saaser Vispa und die Matter Vispa zusammen. Das Brückendorf ist somit das Tor ins Mattertal. : Hier wurde bis 1993 kommerziell ein grüner Plattenquarzit abgebaut, der in der Regionalarchitektur eine herausragende Bedeutung besitzt. Der Quarzit ist nach seinem Verladeort Kalpetran, einem Ortsteil von Embd und Haltepunkt der MGB, als Kalpetranquarzit bekannt. Embd ist durch eine Luftseilbahn von Kalpetran her erschlossen oder mit dem Auto durch eine schmale Bergstrasse von Stalden her erreichbar. St. Niklaus ist der Hauptort des Tals. Lange Zeit war dieser Ort ein Zentrum des Bergsteigens, dessen Bergführer an über 300 Erstbesteigungen dabei waren. Jedes Jahr in der Adventszeit wird der Kirchturm eingekleidet. Dann gibt es hier den weltgrössten Nikolaus zu bestaunen. Die Gemeinde St. Niklaus ist eine Streusiedlung und besteht aus über 30 ständig bewohnten Weilern (z.B. Herbriggen und Gasenried). Oberhalb von St. Niklaus auf einer Sonnenterasse von etwa 1'600 Meter über Meer liegt Grächen. Hier liegt der Ausgangpunkt oder Ziel des Europaweges nach Zermatt. Der Ort lockt sowohl im Sommer wie auch im Winter Touristen an. Grächen ist ein besonders bei Familien beliebter Ort für Sommer- und Winterferien. Im Winter wird hier hauptsächlich alpiner Skisport betrieben. Durch eine Gondelbahn, drei Sessellifte und sechs Skilifte werden 40 km schneesichere Pisten erschlossen. Besonders tief und eindrücklich wird das Tal bei Randa, wo sich beidseitig des Dorfes Berge auf über 4‘500 Meter über Meer erheben. Auf der westlichen Seite befindet sich die Weisshorngruppe mit dem wunderschönen Hauptgipfel, dem . Auf der östlichen Talseite befindet sich das Mischabelmassiv, mit dem Hauptgipfel . Randa ist ein guter Ausgangspunkt für Gebirgstouren in die beiden oben genannten Gebirgsmassive. Hoch oberhalb des Dorfes befindet sich die fantastische Fussgänger-Hängebrücke.

Der Matterhorn Terminal Täsch ist der Dreh- und Angelpunkt für Automobilisten, wo Autos spätestens geparkt werden müssen und Gäste anschliessend per Shuttle- Bahn bequem Zermatt erreichen. Das Matterhorn Terminal Täsch ist nicht nur Bahnstation und Parkhaus, sondern auch ein Logistikzentrum für Anreisende mit Einkaufsmöglichkeiten und vielem mehr. Die Entwicklung des Bergbauerndorfes zur 4 Tourismusdestination im 19. Jahrhundert stand stark unter dem Einfluss von Zermatt. In Täsch befindet sich der Golfplatz des Golf Clubs Matterhorn.

Zermatt: Der höchstgelegene Ort der Talschaft ist das Tourismuszentrum des Oberwallis. Je 22 Viertausender und Gletscher liegen ganz oder teilweise auf Zermatter Gebiet. Diese Kulisse, gepaart mit seinem Wintersport- und Wanderangebot, machen das Dorf zu einem bis über die Landesgrenzen hinaus bekannten Ferienort. -> Europaweg –> Funktionen der Dörfer im Mattertal

S1, RZG 4.1, Orte lokalisieren http://vorlage.lehrplan.ch/index.php?nav=160|44|4&code=a|6|4|4|0|1 S1, RZG 4.2, Karten und Orientierungsmittel auswerten http://vorlage.lehrplan.ch/index.php?nav=160|44|4&code=a|6|4|4|0|2 S1, RZG 4.3, sich im Realraum orientieren http://vorlage.lehrplan.ch/index.php?nav=160|44|4&code=a|6|4|4|0|3

Viertausender ums Mattertal

Drei der höchsten vier Bergmassive der Alpen umgeben das Mattertal. • Monte-Rosa-Massiv im Südosten: Die Dufourspitze mit 4’634 m. ü. M ist der höchste Punkt der Schweiz. Der Berg liegt aber nicht komplett in der Schweiz, da die Grenze zu Italien darauf verläuft. Früher hiess der Gipfel Gornerhorn. 1863 wurde er aber zu Ehren des Kartografen Guillaume-Henri Dufour umbenannt. Auch die Signalkuppe, die Zumsteinspitze und der Liskamm sind Gipfel in diesem Massiv, die sich über 4’500 m. ü. M. erheben. • Die Mischabelgruppe begrenzt das Tal im Osten. Der Dom mit 4'545 m. ü. M ist der Hauptgipfel dieser Gruppe und der höchste Berg, der sich komplett auf Schweizer Boden befindet. Weiter zählen zu diesem Massiv das Täschhorn und die . Für die Bergsteiger ist diese Gipfelkonstellation sehr interessant: , Stecknadelhorn, Hohberghorn und Dirruhorn zählen als relativ einfache Viertausender, die sich der Reihe nach im Mischabelgebiet erheben und für gute Berggänger alle zusammen an einem Tag begehbar sind. • Weisshorngruppe: Das Weisshorn mit 4’505 m. ü. M. als höchster Berg dieser Gruppe ist zudem auch Namensgeber der Bergkonstellation. Den Namen hat der Berg durch die immer weissen Schnee- und Gletscherflächen auf der Nordostseite erhalten. Weiter südlich des Weisshorns zieren das und das Obergabelhorn die westliche Flanke des Mattertals. Die langen Gratanstiege sind typisch für diese Gipfel und sind für Berggänger etwas vom anspruchsvollsten, was es in den Walliser Alpen zu besteigen gibt.

Somit ist das Tal von drei Seiten her eingekesselt. Zwischen diesen Gebirgen sind die Täler tief eingesenkt. So fällt zum Beispiel das Gelände vom Dom und Weisshorn über einer Luftlinie von nur wenigen Kilometern bis Randa um über 3000 m ab. Diesen extremen Höhenunterschieden entsprechend erscheint das Mattertal als scharfer, tiefer Einschnitt. Das Mattertal wird noch von weiteren Viertausendern flankiert, die keinem der drei Bergmassive angehören. Über ihnen allen thront das Matterhorn mit einer Höhe von 4'478 m. Mit seinem einmaligen Erscheinungsbild ist das Matterhorn ein mächtiger Berg, eine regelrecht Werbeikone, welche die Leute in Scharen nach Zermatt zieht. -> Mythos Matterhorn 5

Alphubel, Allalin, , , , und , sowie die Dent d’Hérens und die sind die weiteren Hüter der unterschiedlichen Seitentäler und alpinen Hochebenen und schützen das Mattertal vor vielen Niederschlägen. Auf Grund dieser Umrahmung der Berge herrscht in Zermatt und dem Mattertal ein trockenes Mikroklima vor. Zermatt zählt zu den niederschlagärmsten Orten der Schweiz. –> Spezielles Mikroklima in Zermatt

Theodulpass Heute können wir uns nur schwer vorstellen, dass der 3296 m. ü. M. liegende und vergletscherte Theodulpass einst ein regelmässig begangener Alpenübergang gewesen ist. So wurden römischen Münzen auf beiden Seiten des Theodulpasses gefunden. 1895 entdeckte man sogar 54 Münzen unter einen Haufen flacher Steine nahe der Passhöhe. Sie stammten aus den Jahren 270-361 n. Chr. Nicht nur römische Münzen wurden hier oben gefunden, auch andere Fundgegenstände deuten auf einen regen Handel aus dieser Zeit hin. Auch vor rund 400 Jahren war dieser Weg wieder überquerbar, denn 1985 wurden circa 400 Jahre alte Überreste eines Mannes auf der Passhöhe gefunden.

Verkehrslage von Zermatt Nur von Norden her ist Zermatt das ganze Jahr erreichbar, für die Mehrheit der Besucher jedoch nur mit der Bahn. Da Zermatt autofrei ist, muss das Auto in Täsch gelassen werden. Nur für Einheimische, Gäste mit einer Zweitwohnung, Taxis, Versorgungs- und Rettungsfahrzeuge wird eine Spezialbewilligung vergeben, mit der man bis in die Parkhäuser vor Zermatt fahren kann. -> Autofreiheit: Problem und Chancen des autofreien Tourismus -> Matterhorn-Gotthard-Bahn

Seit 1891 ist die BVZ-Bahn (Brig-Visp-Zermatt) die Zubringerbahn für Touristen und Einheimische nach Zermatt. Seit 1934 verkehren die Züge auch im Winter. Vor der Fertigstellung der Bahnverbindung gab es nur einen Saumweg von Visp über St. Niklaus nach Zermatt.

S1, RZG 2.4, Mobilität und Transport untersuchen http://vorlage.lehrplan.ch/index.php?nav=160|44|2&code=a|6|4|2|0|4

Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) 2003 entstanden durch den Zusammenschluss der BVZ und der FO (Furka-Oberalp- Bahn) die MGB (Matterhorn-Gotthard-Bahn). Die MGB ist eine Schmalspurbahn, bedient heute ein Streckennetz von 144 km und betreibt zusammen mit der Rhätischen Bahn den Glacier Express, der als „langsamster Schnellzug“ Zermatt mit den Bündner Kurorten Davos und St. Moritz verbindet. -> Zubringerbahn MGB

S1, RZG 2.4, Mobilität und Transport untersuchen http://vorlage.lehrplan.ch/index.php?nav=160|44|2&code=a|6|4|2|0|4

„Altes Zermatt - neues Zermatt“

6 Zermatt war bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch ein typisches Walliser Bauerndorf im Süden der Schweiz. Die Häuser der Bewohner des Mattertals waren Jahrhunderte lang in der Form von kleinen, eng gebauten Weilern im ganzen Tal verstreut. Die hohen Alpengipfel rund um das Mattertal lockten um 1850 erste Bergpioniere nach Zermatt. Durch die Ereignisse der Erstbesteigung des erreichte Zermatt dann auf unrühmliche Art Weltberühmtheit. Zu dieser Zeit begannen auch die ersten grösseren Besucherströme. Ambitionierte Bergsteiger wollten die verschiedenen Gipfel der Alpen selber einmal erklimmen. Andere reisten von weither an den Ort des Unglücks. Der aufkommende Bergtourismus wirkte sich auf das Dorfbild aus. Es entstand eine noch heute erkennbare Trennung zwischen touristischer und bäuerlicher Lebenswelt. So kannte Zermatt damals eine klare Zweiteilung in dunkle, bäuerliche Holz-Blockbauten einerseits und helle voluminöse Hotelbauten aus Mauerwerk andererseits. Obwohl die Hotels in die freien Zonen zwischen den einzelnen Ortsteilen gebaut wurden, gab es eine klare Abgrenzung zwischen Bauerndorf und „Hotelstadt“. Die palastartigen Hotelbauten waren von parkähnlichen Gärten umgeben, welche die den Gästen vorbehaltenen Bereiche klar markierten. Die Umgebung des Dorfes blieb demgegenüber bis um 1950 klar von der bäuerlichen Landnutzung geprägt. -> Hotelpionier Alexander Seiler -> Entwicklung von Zermatt

S1, RZG 2.5

Hotelpionier Alexander Seiler Eine Person, die diese Entwicklung stark beeinflusst hat, ist Alexander Seiler. Er kam 1850 vom Goms nach Zermatt und pachtete ab 1853 die damals einzige Herberge im Dorf, das Hotel «». Er erkannte das touristische Potenzial in diesem Tal und baute in den folgenden Jahren ein Hotel-Imperium auf. So kaufte er weitere Herbergen, wie das „Mont Cervin“ und das „Des Alpes“. Auf der liess er das „Grand Hotel Riffelalp“ bauen.

Entwicklung von Zermatt mit Alexander Seiler- damalige Sichtweise Doch im Dorf blickte man etwas neidisch und skeptisch auf die Entwicklung der Hotellerie. Ausgerechnet jemand aus dem Goms konnte von der Entwicklung des Tourismus am meisten profitieren; dies war für viele Einheimische nur schwer akzeptierbar. Zudem warf der Besucherstrom das alte Leben über den Haufen und brachte neue Moden mit sich. Im Dorf befürchtete man, dass die alten, früher fast heiligen Rechte, nun an Bedeutung verlieren könnten. Da das Hotelimperium von Alexander Seiler in Zermatt weiter an Bedeutung gewann, waren die meisten Einheimischen Seiler gegenüber auch dem entsprechend skeptisch eingestellt. Damit spaltete Seiler die Bevölkerung: Die damals Jungen erkannte im aufkommenden Tourismus eine Chance, die Dorfälteren hingegen befürchteten das Ende der bis dahin gepflegten Traditionen. 1871 beantragte Seiler eine Einbürgerung in Zermatt. Diese wurde aber vom Burgerrat abgelehnt, mit der Begründung, Seiler hätte seinen Wohnsitz ja schon in Brig. Es entflammte ein Rechtsstreit, bei dem sogar der Staat Wallis intervenieren musste. Erst kurz vor seinem Tod, nach 18-jährigem Rechtsstreit, gelang ihm die Einbürgerung seiner Familie in Zermatt.

Ein Tram in der Gletscherwelt

7 Der Streit zwischen der Familie Seiler und der Burgergemeinde von Zermatt war auch der Grund, wieso oberhalb von Zermatt die höchst gelegene Tramstrecke Europas gebaut wurde. Auf der Riffelalp erbaute die Familie Seiler das „Grand Hotel Riffelalp“. Durch den Bahnbau der Gornergratbahn konnten die Gäste das Hotel schneller erreichen. Es fehlte aber eine Verbindungsstrasse von der Bahnstation zum Hotel. Hierfür stellte Seiler bei der Gemeinde ein Baugesuch für eine 480 Meter lange Strecke von der Station Riffelalp zu seinem Hotel. Die Strasse wurde ihm jedoch nicht bewilligt. Seiler schmiedete deshalb den Plan, eine Tramstrecke zu seinem Hotel zu bauen. Da hierfür der Bund und nicht die Gemeinde zuständig war, reichte er beim eidgenössischen Post- und Eisenbahndepartement ein Konzessionsgesuch für eine Trambahn ein. Das Projekt wurde bewilligt und so eröffnete bei der Riffelalp 1899 die kürzeste und höchstgelegene Tramstrecke Europas.

S1, RZG 2.4, Mobilität und Transport untersuchen http://vorlage.lehrplan.ch/index.php?nav=160|44|2&code=a|6|4|2|0|4

Mythos Matterhorn Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Bergpioniere mit den Besteigungen der hohen Alpengipfel. Ab 1857 wurden bereits mehrere erfolglose Versuche unternommen, das Matterhorn zu besteigen, meist von italienischer Seite her. Jeder missglückte Besteigungsversuch stärkte den Aberglauben der einheimischen Bergführer, dass da oben Bergdämone wohnen würden. Das Matterhorn blieb lange Zeit unbestiegen und war der letzte verbleibende Gipfel um Zermatt, der vor dem Sommer 1865 noch nicht bestiegen worden war. Am 14. Juli 1865 war es dann soweit. Edward Whymper erreichte mit einer bunt zusammen gewürfelten Siebner-Seilschaft als Erster den Gipfel. Es war ein grosser Triumph im Wettstreit um die Besteigung dieses Berges. Doch beim Abstieg nahm das Drama seinen Lauf. Der junge Hadow rutschte ab und riss drei weitere Leute der Seilschaft mit in den Tod. Nur Peter Taugwalder Vater, sein Sohn und Edward Whymper kamen wieder heil im Dorf an. Die Frage nach der Schuld des Unglücks beschäftigte die Leute. Hatte Peter Taugwalder Vater das Seil durchschnitten um sich und seinem Sohn das Leben zu retten? Oder musste man beim Abstieg das Seil tauschen, weil es nicht mehr ganz brauchbar war? Durchschnitt Edward Whymper schon beim Aufstieg das Seil, um den Ruhm des Erstbesteigers alleine zu ernten und die Kontrahenten zu distanzieren? Diese Schuldfrage konnte bis heute nicht geklärt werden.

Entstehung der Walliser Alpen In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entstand das Konzept der «Plattentektonik» aus den Ideen von Alfred Wegener und Émile Argand. Dabei handelt es sich um Veränderungen, die für den Massstab des Menschen sehr langsam sind, aber im Verlaufe der Jahrmillionen zum Öffnen und Schliessen, Verschieben und Auseinanderreissen von Ozeanen und Kontinenten geführt haben. Vor über 220 Millionen Jahren, im Zeitalter der Trias, beginnt sich Pangäa zu drehen und bricht anschliessend in zwei unterschiedlich Teile: Laurasia und Gondwana. Die beiden Platten driften auseinander. Infolge der Richtungsänderung der Kontinental- drift nähert sich Afrika in den letzten 100 Millionen Jahren wieder Europa. Zwischen den beiden Kontinenten beginnt sich die Tethys zurückzubilden. Vor ca. 50 Millionen Jahren ist die Tethys verschwunden, deren ozeanische Kruste versenkt (subduziert) unter dem Apulischen Sporn. Es beginnt die kontinentale Kollision zwischen Apulien 8 und Europa. In der Tiefe bildet sich der Deckenstapel der Alpen. Der Überlagerungsdruck erhöht die Verformbarkeit der Gesteine. Heute sind die metamorphen Gesteine, die Faltungen und Überschiebungen Hinweise auf diese plastische Überformung in grosser Tiefe. -> Matterhorn als «geologischer Immigrant»

S1, RZG 1.3

Matterhorn als «geologischer Immigrant» Man hört immer wieder, dass das „Horu“ aus „Afrika“ stammt. Wie lässt sich dieser Fakt erklären? Während sich beim Auseinanderdriften Pangäas der zukünftige Mont-Blanc auf der Seite des heutigen Europas auf Laurasia befindet, liegt das zukünftige Matterhorn auf der afrikanischen Seite (=Gondwana). Bei der Rückdrift vor 100 Millionen Jahren entsteht durch das Abhobeln des Ozeangrundes mit seinen Sedimenten ein Akkretionsprisma. Bei der «Ausquetschung» der Tethys bildet sich nun eine Subduktionszone und die ozeanische Lithosphäre des penninischen Teils wird unter Apulien versenkt. Dabei werden auch Sedimente und Krustenteile abgeschürft und das Akkretionsprisma vor Apulien zusammengeschoben. Diese Gesteine sind auch heute noch erkennbar. Die Tsaté-Decke stammt aus penninischen Materialien aus diesem Akkretionsprisma. Die kreidezeitlichen Sedimente des verschwundenen Ozeans bilden heute beispielsweise das Fundament des Matterhorns. Darauf liegen dann die Reste des ehemaligen Apuliens, die kristalline Dent-Blanche-Decke. Der obere Teil des Matterhorns stammt also vom Apulischen Sporn, einem Teil des Südkontinents «Afrika». --> Entstehung der Walliser Alpen

S1, RZG 1.3

Naturgefahren im Mattertal Auch wenn Zermatt in den letzten Jahrzehnten zu einer kleinen Stadt in den Alpen gewachsen ist, ist das Tal immer noch von hohen Bergen und mächtigen Gletschern umgeben. Der Umgang mit Naturgefahren gehört für die Bevölkerung auch ein Stück weit zum Alltag. So zeigt sich die Natur im Mattertal immer wieder von einer mächtigen Seite. In Erinnerung geblieben sind dabei vor allem die Lawinenwinter 1951 und 1999. Letztmals wurde das Dorf 2018 von einem enorm schneereichen Winter heimgesucht und war längere Zeit von der Aussenwelt abgeschnitten. Auch im Sommer drohen Naturgefahren: Der Gugla-Blockgletscher oberhalb von Herbriggen droht bei warmen Temperaturen viel Material talwärts zu bringen und bereitet der Bevölkerung immer wieder Kopfzerbrechen. Schon öfters mussten Anwohner evakuiert werden. Dämme sollen die Bewohner Herbriggens nun vor dem abschmelzenden Blockgletscher schützen. Nationale Aufmerksamkeit erzeugte der --> Bergsturz von Randa 1991. -> Wahrnehmung der Naturgefahren

S1, RZG 1.3

Bergsturz von Randa Von einer besonders gefährlichen Seite zeigte sich die Natur im Jahre 1991 beim Bergsturz von Randa. Durch den Rückzug der Gletscher nach der Eiszeit haben die 9 Hänge teilweise ihre Stabilität verloren. Durch Frost- und Auftauphasen des Frühjahrs 1991 mit seinen niederschlagreichen und warmen Tagen sowie den noch kalten Nächten haben sich am 18. April 1991 nordwestlich des kleinen Dorfes Randa 15 Millionen m3 Gneis aus der Felswand gelöst. Die Sturzhöhe war grösser als 600 Meter und gewisse Felsbrocken so gross wie Einfamilienhäuser. Dabei wurde der Fluss Vispa durch den Schuttkegel zurückgestaut, wobei sich ein See bildete. Dessen Pegel konnte nicht allzu hoch ansteigen, da das Wasser durch den Schuttkegel hindurch abfliessen konnte. Jedoch wurde die Bahnlinie verschüttet und auch die Strasse musste aus Sicherheitsgründen zwischendurch gesperrt werden; die Verkehrsverbindungen wares daher unterbrochen. Am 9. Mai des gleichen Jahres ereignete sich an derselben Wand erneut ein grösserer Bergsturz. Innerhalb eines Monates stürzten insgesamt 33 Millionen m3 Gestein ins Tal. Diesmal wurde auch die Strasse vollkommen verschüttet. Die Vispa konnte diesmal nicht mehr durch den Schuttkegel abfliessen, der Fluss wurde auf einer Länge von 1,3 km taleinwärts zurückgestaut. Die Schweizer Arme baute eine Pontonbrücke über den See, welche nach 4 Wochen den Autoverkehr wieder ermöglichte. 6 Wochen später nahm auch die Bahn den Betrieb wieder auf. Teile des Dorfes blieben aber überschwemmt. Durch die grosse Niederschlagsmenge während den Unwettern im Sommer 1991 wurde ein Teil des Dorfes erneut überflutet. Definitiv gelöst wurde das Problem durch den Bau eines Entlastungsstollens für die Vispa. --> Naturgefahren im Mattertal

S1, RZG 1.3

Gletscher des Mattertals In den hoch gelegenen Tälern von Zermatt liegen noch viele Gletscher. Schon vom Bahnhof Visp aus lässt sich der Riedgletscher im Mischabelmassiv erkennen, der jeden Besucher im Tal willkommen heisst. Doch es gibt weit grösserere zusammenhängende Eismassen im Mattertal. Zusammen mit allen Seitengletschern bedeckt das Gletschersystem des Gornergletschers nach dem Aletschgletscher die zweitgrösste zusammenhängende Gletscherfläche der Alpen. Doch auch diese Eismasse nimmt jährlich ab. Aktuell hat der Gornergletscher mit seinen Tributärgletschern (= Nebengletschern, die sich mit dem Hauptgletscher vereinen) eine Fläche von rund 55 km2. Die Liste der Zermatter Gletscher ist lang: Die beiden grössten Gletscher neben dem Gornerletscher auf Zermatter Boden sind der Findelgletscher und der Zmuttgletscher. Weitere erwähnenswerte Gletscher im Mattertal sind der Obere Theodulgletscher, auf dem auch im Sommer Ski gefahren wird und der Bisgletscher, der gefährlich über dem Dorf Randa thront und den Eindruck macht, als würde er jeden Moment der Schwerkraft zum Opfer fallen und hinunterstürzen.

S1, RZG 1.3

Klima des Mattertals Die inneralpien Täler des Wallis sind etwas trockener und sonniger als die nach aussen gerichteten Abhänge der Walliser und Berner Alpen. Die zahlreichen hohen Berge, welche das Mattertal umgeben, schützen die Region vor einem Grossteil der Niederschläge. Es herrscht hier ein trockenes und relativ warmes inneralpines Klima. Die Waldgrenze liegt auf 2‘200 bis 2‘300 m. ü. M. und damit im mittel- und südeuropäischen Spitzenbereich. Im Dorf Zermatt selber liegt die durchschnittliche

10 Niederschlagsmenge bei rund 700 mm pro Jahr. Deutlich höher liegt die Niederschlagsmenge dann bei den umgebenden Bergen, insbesondere entlang der italienischen Grenze. Beispielsweise liegt die durchschnittliche Niederschlagsmenge bei der Signalkuppe bei rund 4‘100 mm pro Jahr. -> Einzigartigkeit des Mattertals -> Spezielles Mikroklima in Zermatt

S1, RZG 1.2

Trogtal und Kerbtal Wo vor rund 10'000 Jahren noch Gletscher waren, prägen heute Wälder, Weiden und Dörfer das Landschaftsbild. Die glazial gepräget Talform (Trogtal / U-Tal) ist jedich deutlich zu sehen, speziell an den abgeflachten Hangterrassen. An gewissen Stellen finden sich auch fluviatil geprägte Talformen: Überall dort, wo Bäche typische Kerbtäler (V-Täler) schaffen konnten. Ein typisches Beispiel lässt sich zwischen Kalpetran und Stalden finden, wo sich die Matter-Vispa tief in den Talgrund hineingebohrt hat. Auch die Seitenbäche prägen die Landschaft fluviatil.

S1, RZG 1.3

Spezielles Mikroklima in Zermatt Im klimabegünstigten Zermatt erreichen viele Pflanzen- und Tierarten ihre höchstgelegenen Standorte in den Alpen. Einen ganz besonderen Fall stellt der Riffelsee auf einer Höhe von 2’757 m. ü. M. dar. Dank seiner sonnigen und geschützten Lage ausserhalb des Einflussbereichs kalter Gletscherluft verzeichnen hier etliche Sumpf- und Wasserpflanzen ihren Höhenrekord in den Alpen. Verschiede Forscher konnten auch sonst aussergewöhnlich hohe Lagen von verschiedenen Höhengrenzen feststellen. Beispielsweise wird die Rinderalp bei Staldenried bis auf eine Höhe von 2’840 m.ü.M. beweidet. In wurden lange auf 2’100 m.ü.M, in bester Südlage, Roggenäcker bewirtschaftet und bis vor vierhundert Jahren wurden hier sogar Trauben angebaut. Inzwischen ist ganz im Norden des Mattertals oberhalb von Visp bekannt für die höchsten Reben Europas bis auf eine Höhe von 1‘080 m.ü.M. -> Klima des Mattertals

S1, RZG 1.2

Klimastufen beeinträchtigt Höhenstufen Da mit zunehmender Meereshöhe die Temperatur abnimmt, kommt es zu unterschiedlicher Ausprägung der Vegetation, den Höhenstufen. Als unterste Stufe im Norden Ausgangs Mattertal ist die kolline Stufe mit vielen Laubwäldern. Bergaufwärts folgt anschliessend die montane Stufe, die Zone der Buche und Weisstanne, wo aber auch Mähwiesen vorhanden sind. Gewisse Kulturen sind hier möglich: Getreide, Kartoffel, bei günstigen Verhältnissen auch Obstbäume. Kolline und montane Stufe entsprechen der ganzjährig bewohnten Zone. Oberhalb davon liegt die subalpine Zone mit den dunklen Nadelwäldern (Lärche und Arven). endet. Darüber erscheint die Alpine Stufe mit ihren grossem Blumenreichtum und Zwergsträuchern wie Alpenrosen. Als oberste Stufe reicht die Nivale Stufe bis zu den höchsten Gipfeln des Mattertals. Dort gelingt es nur noch gewissen Blütenpflanzen, sich in schützenden Nischen und an Mikrostandorten zu behaupten.

S1, RZG 1.3 11

Einzigartigkeit des Mattertals Das Mattertal ist das Tal der Rekorde. Dies verdankt die Region unter anderem auch der Klimagüte. Einerseits ist dies auf die Abschirmung durch die zahlreichen Viertausender, andererseits auch auf die südliche Lage zurückzuführen. Dass es hier die höchsten Weinberge Europas gibt und sich viele wärmeliebende Arten finden ist eine logische Folge davon. Das Mattertal zählt zudem als „tiefstes Tal der Alpen“ wegen der grossen Höhenunterschiede zu den Gipfeln. Weiter können Wanderer oberhalb von Randa die längste Fussgänger-Hängebrücke der Welt überqueren und auf dem kleinen Matterhorn steht aktuell die höchste Bahnstation Europas. Steppengras wächst hier fast neben Gletschern und 29 Viertausender umgeben das Tal. Das Mattertal ist für Naturwissenschaftler und Touristen ein faszinierender Ort.

Moränen als Landschaftselement Moränen sind die Gesamtheit des von einem Gletscher transportieren Materials, im Speziellen sind dies Schuttablagerungen, die von Gletschern bei ihrer Bewegung mitbewegt oder aufgehäuft werden. In Abhängigkeit vom Klima stossen Gletscher in kälteren Phasen vor und schmelzen in wärmeren Phasen ab. Der aktuelle Klimawandel lässt die Gletscher so schnell schmelzen, wie dies der Mensch vorher nicht kannte. Altmoränen sind Zeugen von früheren Maximalständen der Gletscher. Der äusserste Rand der jüngeren, im Gelände gut sichtbaren Altmoränen entspricht dem letzten Vorstoss der Gletscher, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Abschluss der «kleinen Eiszeit» erfolgte. Die jungen Moränen der heutigen Gletscher und der letzten Rückzugsstadien sind noch quasi unbewachsen. Sehr oft weisen sie beidseitig einen schönen Wall mit steiler Böschung auf. Wie ein Kranz legen sie sich um die Gletscherzungen. Daneben gibt es ältere Moränen, die inzwischen vollständig überwachsen sind, teilweise auch schon mit Wald. Sie sind nicht immer leicht erkennbar, da sie weitgehend nivelliert worden sind. Im Mittel liegen die älteren Moränenwälle rund 300-500 Höhenmeter höher als die jüngeren. Sie stammen aus der letzten Eiszeit und sind vor etwa 10'000 Jahren abgelagert worden.

S1, RZG 1.3

Wahrnehmung der Naturgefahren Als Zermatt und das Mattertal im Januar 2018 von enormen Schneefällen heimgesucht wurden, konnten Touristen und Einheimische Zermatt weder erreichen noch verlassen. Lawinen unterbrachen sowohl das Strassen- wie auch das Schienennetz der MGB. Doch Panik kehrte bei der Bevölkerung zu keiner Zeit ein. Der Krisenstab erstellte in Zusammenarbeit mit der „Air Zermatt“ eine Luftbrücke. Dieses Beispiel zeigt, wie die Bewohner gelernt haben, mit Naturereignissen besonderer Art umzugehen und auch in Krisensituationen einen geschickten Umgang mit den Besuchern haben. Man ist sich bewusst, dass man an einem Ort lebt, wo die Natur grossen Einfluss hat und bei Extremereignissen gefährlich werden kann. Mit diesem Fakt haben sich schon die früheren Generationen abfinden müssen. So nahm man 2018 die überspitzte Darstellung der Medien mit einem Lächeln zur Kenntnis und freute sich auch ein wenig über „Gratiswerbung“ und die häufige Berichterstattung über Zermatt und das Mattertal. --> Naturgefahren im Mattertal

12 --> Bergsturz von Randa

S1, RZG 1.3

Sind Gletscher bald Geschichte? Die Hitzejahre haben sich in diesem Jahrtausend gehäuft. Niederschläge nehmen im Sommer ab. Die Gletscher der Alpen schmelzen. Die Aussagen der Experten bezüglich der Folgen der Klimaerwärmung sind klar: «Ohne Massnahmen gegen den Treibhauseffekt dürften wir bis zum Ende des Jahrhunderts eine bis zu fünf Grad höhere Durchschnittstemperatur haben als vor der Industrialisierung.» Bis 2100 werden demnach auch die Gletscher im Alpenraum weitgehend verschwunden sein – ihr Rückzug ist in vollem Gang und deutlich sichtbar. Davon betroffen ist auch das Mattertal. Die «Zermatt Bergbahnen» bieten aktuell Skivergnügen an 365 Tagen im Jahr an. Sind die Gletscher weg, wird man von diesem Angebot nicht mehr profitieren können. Zum Teil versucht man die Gletscher mit Tüchern abzudecken und künstlich zu beschneien, zu sie zu erhalten. Ist es aber sinnvoll, dafür jedes Jahr mehrere Millionen Franken zu investieren? Diese Frage müsste man gründlich abklären.

S1, RZG 1.2 S1, RZG 1.3

Rückzug des Permafrostes: Die Alpen brechen auseinander ... Immer wieder kommt es in Folge von starken Niederschlägen zu grossen Murgängen oder Schlammlawinen. Vor allem in der Region um Herbriggen gibt es viele Murgänge. Gebiete mit Permafrost tauen auf, genauso wie die Gletscher, welche die hohen Berge Jahrtausende lang vor Erosion geschützt haben. Kommt es deswegen vermehrt zu Bergstürzen und brechen die Alpen auseinander? Vielleicht haben sich die Berichte der Medien in den letzten Jahren diesbezüglich gehäuft, besonders nach dem Bergsturz und Murgang in Bondo im graubündnerischen Bergell im Sommer 2017. In Zermatt löste sich im Frühjahr 2018 das Fundament eines Seilbahnmastes der Rothornbahn. Da die Stütze 1 auf Permafrostboden erbaut wurde und dieser durch die warmen Temperaturen langsam auftaut, hatte dies negative Auswirkungen auf die Stabilität. Die Bahn musste im Jahre 2018 für mehrere Monate geschlossen bleiben. Dies bleibt wohl kein Einzelfall. Stützen und Stationen von anderen Bergbahnen liegen auch auf Permafrostboden, dort werden in den nächsten Jahren ebenfalls Probleme auftreten. Messwerte stützen diese These: Am Gipfel des Stockhorns bei Zermatt auf 3’400 m. ü. M. ist die Bodentemperatur auf 10 Meter Tiefe seit 2011 um über ein halbes Grad gestiegen, Tendenz anhaltend. Der auftauende Permafrost betrifft aber nicht nur die Bergbahnen. Mittelfristig werden nicht mehr alle Routen für Bergsteiger begehbar sein, da die Kletterwände zunehmend durch Steinschlag gefährdet werden. Die Alpen brechen also nicht auseinander, aber sie beginnen zu bröckeln...

S1, RZG 1.2

Walliser Haufendorf Die Dörfer des Mattertals sind typische Walliser Haufendörfer mit kompakten Dorfkernen. Die alten Wohnhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert sind umgeben von Stadeln, Speichern und Ställen. Da in den oberen Regionen des Mattertals 13 Lärchen das Landschaftsbild prägen, wurde früher das Holz dieser Bäume zum Bau verwendet. Das viele Harz (auf Walliserdeutsch: „Päch“) macht das Holz resistent gegen Schädlinge. Durch Sonneneinstrahlung und Wettereinwirkung dunkelt das Holz im Laufe der Jahre nach und verleiht den Dörfern das typisch Aussehen. Um die Dorfkerne herum wurden im 20. Jahrhundert Neubauten angefügt, die viel mehr Raum beanspruchen als der kompakte alte Ortskern

S1, RZG 2.2

Vom Bauerndorf zur Tourismus-Stadt Das Dorf Zermatt konnte trotz zunehmendem Tourismus seinen Dorfcharakter teilweise bewahren. Noch heute hat das Dorf traditionelle Dorfkerne. Im Oberdorf (bei der Oberdorfstrasse und beim Lauberweg) und im Hinterdorf (nördlich des Kirchplatzes) stehen noch heute einige Häuser und Stadel des ursprünglichen Bauerndorfes. Aber das Dorf ist in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen. Wiesen und Hänge zwischen den ursprünglichen Dorfteilen sind komplett überbaut worden. Zermatt ist eine alpine Stadt mit über 30‘000 Betten, aber weniger als 6000 Einwohnern geworden. Man findet im Dorf selber bald keine unverbauten Parzellen mehr. --> Walliser Haufendorf -> Siedlungswachstum

S1, RZG 2.1 S1, RZG 2.2 S1, RZG 2.3

Bevölkerungswachstum Haben die Leute früher im Ober- und Hinterdorf gewohnt, so haben sich die Siedlungsgebiete inzwischen auch ins Spiss oder in die „Wiesti“ ausgebreitet. Neue Wohngebiete bieten Platz für ein Bevölkerungswachstum. Lebten 1850 noch 369 und 1950 schon 1’395 Leute in Zermatt, ist die Bevölkerung von Zermatt bis ins Jahre 2000 auf 5‘988 Personen angestiegen. Die Wohnbevölkerung hat inzwischen wieder leicht abgenommen. Die ständige Wohnbevölkerung von Zermatt betrug per Ende 2017 nur noch 5‘495. Auffällig dabei, wie gross die Ausländerquote im Dorf ist: 38.9% stammen aus dem Ausland, viele davon sind Gastarbeiter aus Portugal. Die Bevölkerungsentwicklung von Zermatt seit 1900 (seit 1984 auch mit dem Ausländeranteil):

14

Q: http://gemeinde.zermatt.ch/unser-dorf/einwohnerstatistik

S1, RZG 2.1

Wirtschaftliche Entwicklung (Veränderung der Branchen) Die Bevölkerung des Mattertals war vor 150 Jahren noch fast vollkommen in der Landwirtschaft tätig. Die steilen Hänge waren waldbedeckt und es konnte viel Holz gewonnen werden, was eine gute Einnahmequelle war. Viele Familien lebten das vertikale Nomadentum (alpine Stufenlandwirtschaft). Das ehemalige Bauerndorf Zermatt entwickelte sich durch den Tourismus rasant zum tertiären Sektor. Im hinteren Mattertal (Zermatt, Täsch und Randa) leben viele Angestellte der Hotellerie und Gastronomie. Etwas anders sieht dies im vorderen Mattertal aus. In Visp und St. Niklaus sind grosse Industriebetriebe beheimatet: die „Lonza“ bzw. die „Scintilla“. Diese Region ist weniger vom Tourismus als viel mehr von der Industrie abhängig. In den umliegenden Gemeinden des vorderen Mattertals und in den Visperbergen leben so seit einigen Generationen viele Fabrikarbeiter, die in die Fabriken pendeln. -> Vertikales Nomadentum: Pendeln zwischen den Höhenstufen

S1, RZG 3.2

Entwicklung des Tourismus 1839 wurde mit dem Hotel „Monte Rosa“ die erste Herberge Zermatts eröffnet. Nur wenige Bergsteiger verirrten sich damals nach Zermatt. Doch das Matterhorn und die faszinierende Berg- und Gletscherwelt zogen immer mehr Leute nach Zermatt. Vorerst war Zermatt ein Sommerferienort. Nachdem die MGB (damals noch BVZ) 1933 eine wintersichere Linie eröffnete, begann in Zermatt allmählich auch der Wintertourismus aufzublühen. Doch Zermatt hat den Sommertourismus nie vernachlässigt und entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem touristischen Hot-Spot aller Jahreszeiten. Man ist der Konkurrenz allmählich enteilt. Heute gibt es in keiner anderen Gemeinde der Schweiz so viele Hotels wie in Zermatt. Auch nicht die Städte Zürich, Genf, Basel, Bern oder Luzern können hier mithalten. Auffallend ist dabei, dass Zermatt als einer der einzigen «alpinen Leuchttürme» stetig die Gästezahlen steigern kann, während andere alpine Tourismusorte Mühe haben, die

15 Gästezahlen zu halten. Dieser Erfolg gründet auf einem grossen Zuwachs an Sommergästen, vor allem die asiatischen Besucher haben hier stark zugelegt. -> Konkurrenz anderen Tourismusorte -> Hotelpionier Alexander Seiler -> Entwicklung von Zermatt

S1, RZG 2.5

Skitourismus Den Winter betrachtete man in Zermatt lange Zeit als Überbrückungszeit. Erst 1933 konnte die damalige BVZ (=heute MGB) den Ganzjahresbetrieb aufnehmen und damit den ganzjährigen Anschluss von Zermatt zur Aussenwelt gewährleisten. Doch der Zweite Weltkriegs brachte für die aufkommende Zermatter Tourismusbranche einen Dämpfer. Die ausländischen Gäste bleiben aus und Zermatt muss sich neu zu orientieren. So versuchte man noch in den Kriegsjahren (anfangs der 1940-er Jahre) vermehrt Einheimische anzulocken und beginnt am Fusse des Matterhorns schrittweise in den Wintertourismus zu investieren. Zermatt ist heute weit mehr als nur ein Bergsteigermekka und Heimstätte des Matterhorns. Heute besitzt der Zermatt mit dem italienischen Nachbarort Breuil/Cervina einen Wintersportresort, der sowohl den nationalen wie auch den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. So wurde das Gebiet von der grössten, unabhängigen Gästezufriedenheits-Studie der Alpen 2016 zum wiederholten Mal mit dem begehrten Award «Best Ski Resort der Alpen» ausgezeichnet. -> Bergbahnen erschliessen die Gletscherwelt

S1, RZG 2.5

Vertikales Nomadentum – Pendeln zwischen den Höhenstufen Zermatt war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch ein typisches Walliserdorf im Süden der Schweiz. Die steilen Hänge führten dazu, dass sich der Wirtschaftsraum einer Gemeinde und damit auch eines einzelnen Bauern über erhebliche Vertikaldistanzen erstreckten. So entstanden verschiedene Voralpenweiler und weit über das Gelände verstreute Einzelgebäude ausserhalb der Dörfer. In Zermatt sind dies u.a. , Furi, , Findeln oder Stafelalp). Die vorindustrielle inneralpine Landwirtschaft war eine auf Selbstversorgung ausgerichtete Mischwirtschaft, bestehend aus Viehzucht, Ackerbau und Weinbau. Topographie und klimatische Bedingungen liessen dazu ein Betriebssystem entstehen, das im Wesentlichen zwei Kriterien Rechnung zu tragen hatte: Wirtschaftsszonen auf mehreren Höhenstufen nutzen und das zeitliche Ineinandergehen der Arbeiten auf den Höhenstufen im Jahreslauf. Die mit diesem System verbunden Wanderungen am Berg waren abhängig vom jeweiligen Vegetationsstand, von Anzahl, Grösse und Lage der Parzellen sowie von kirchlichen Festen. So wanderte man im Winter mit dem Vieh von Stall zu Stall, um das in den verstreuten Stadeln eingebrachte Heu an Ort und Stelle zu verfüttern. Gegen April zogen die Bauern mit ihren Familien auf die umliegenden Maiensässe. Im Frühsommer wurde das Vieh dann weiter auf die höher gelegenen Alpen wie die Stafelalp, Riffelalp oder Findelalp geführt. Während die Tiere auf der Alp weideten, konnte der Bauer tiefer im Tal das Futter für die Überwinterung der Tiere erzeugen. Selten konnte die ganze Familie beieinander bleiben. Sie hatte auf den verschiedenen Höhenstufen gleichzeitig unterschiedliche Tätigkeiten für die die Gras- und Milchwirtschaft oder den Ackerbau zu meistern. Dieses Gesellschaftssystem mit Sekundärsiedlungen und Maiensässen hat heute

16 noch grosse Auswirkungen auf das Landschaftsbild von Zermatt. Es erklärt auch die Weiler rund um das Dorf. -> «Altes Zermatt - neues Zermatt»

S1, RZG 2.2 S1, RZG 3.1

MGB als Zubringerbahn Als die damalige BVZ 1891 den Betreib bis nach Zermatt aufnahm war, ahnte man noch nicht, welche Erfolgsgeschichte die Bahn eines Tages mit sich bringt. Heute befördert die MGB jährlich mehr als 3 Millionen Personen nach Zermatt. Da Zermatt autofrei ist, hat die Bahn eine extrem hohe Bedeutung für den Zermatter Tourismus. Die Anreise mit der Bahn ist nicht nur eine Zugfahrt, sie ist ein Erlebnis. Die Bahnfahrt führt durch Tunnel, Schutzgalerien und über bizarre Schluchten und Brücken. Mit dem Bau dieser Bahn begann im Mattertal allmählich die Erschliessung der Bergwelt. -> Autofreiheit: Probleme und Chancen des autofreien Tourismus -> Matterhorn-Gotthard-Bahn –> Verkehrslage von Zermatt

S1, RZG 2.4

Bergbahnen erschliessen die Gletscherwelt Die Gornergratbahn nahm etwas später (1898) den Betrieb auf. Es war die damals erste voll elektrifizierte Zahnradbahn der Schweiz. Durch die Eröffnung dieser Bahn stieg auch der Touristenstrom rasant an. Während dem Zweiten Weltkrieg bleiben die Besucher in Zermatt fast vollkommen aus und es wurde nach Alternativen Ausschau gehalten. 1942 baute man einen ersten Geh- und Skilift auf die Sunnegga: Skifahrer und Wintersportler als neue Besuchergruppe fanden sich im Mattertal ein. Ab nun wird das Bergbahnnetz stetig erweitert: - 1947 wird der Geh/Skilift durch einen Sessellift ersetzt - 1955 wird mit dem Bau der Luftseilbahnen Zermatt-Furi-Schwarzsee sowie der Luftseilbahn -Hohtälli-Stockhorn begonnen. Nun stehen den Wintertouristen drei verschiedene Sektoren zum Skifahren zu Verfügung. - 1979 erfolgt mit dem Bau der Luftseilbahn - ein weiterer grosser Meilenstein,: Die Bergstation dieser Bahn liegt auf über 3‘800 m ü.M. Damit hat Zermatt nun den Rekord der höchsten Luftseilbahn Europas inne. Vom kleinen Matterhorn können die Skifahrer nun auch ins benachbarte Breuil/Cervina fahren. - 1980 folgt ein weiterer Rekord: Die Metro Zermatt-Sunnegga ist die erste unterirdische Standseilbahn der Schweiz. Am 15. Februar 2002 fusionieren die unterschiedlichen Teilgebiete zu „Zermatt Bergbahnen AG“, kurz ZBAG, der grössten Bergbahnunternehmung der Schweiz. - 2018 nimmt die 3S-Bahn auf das kleine Matterhorn den Betrieb auf. 52 Millionen SFR wurden in diese Bahn investiert, welche die bisherige Pendelbahn Trockener Steg - Klein Matterhorn entlasten soll. Künftig wird es auf der Kleine- Matterhorn-Bahn nur noch selten zu Kapazitätsengpässen kommen: Pro Stunde können 2‘000 Personen das kleine Matterhorn erreichen.

S1, RZG 2.4

17 S1, RZG 2.5

Hotellerie und Parahotellerie Wie in anderen Tourismusdestinationen auch, ist die Parahotellerie zu einer wichtigen Alternative der klassischen Hotellerie geworden. Unter Parahotellerie können sämtliche Unterkunftsmöglichkeiten verstanden werden, die Unterkünfte anbieten, aber kein Hotel sind. Sie sind meist günstiger und mit weniger oder gar keinem Service ausgestattet. Privatzimmer, Ferienhäuser, Ferienwohnungen, Pensionen, Jugendherbergen, Chalets, Zelt- und Campingplätze sind Einrichtungen der Parahotellerie. In Übernachtungen gerechnet hat die Parahotellerie die Hotellerie schweizweit überholt. Anders sieht dies in der Destination Zermatt aus. Hier machen die Hotelübernachtungen immer noch 69.6% der Übernachtungen aus. Aber die Parahotellerie ist auch in Zermatt zu einer verbreiteten Alternative geworden, was folgende Darstellung zeigt. Dabei sind die Übernachtungen in der klassische Hotellerie mit blau, diejenigen der Parahotellerie mit rot dargestellt.

Q: Jahresbericht 2016 zermatt. täsch. randa

S1, RZG 2.5

Funktionen der Dörfer im Mattertal

Im Mattertal finden sich sehr unterschiedliche Dörfer mit unterschiedlichen Funktionen. In Visp und Zermatt findet man trotz der alpinen Lage einen gewissen Stadtcharakter vor. Daneben gibt es Dörfer wie Randa oder Stalden, die noch einen traditionellen Dorfcharakter haben und auch klassische Dörfer geblieben sind. Wie unterschiedlich das Leben in den Mattertaler Dörfern ist, zeigen folgende Aspekte: Während gewisse Dörfer abseits der Touristenpfade einen relativ geringen Ausländeranteil haben (in Stalden: 8.5%), so haben die Dörfer, welche näher an Zermatt sind einen deutlich höheren Ausländeranteil. Die höchste Ausländerquote weist Täsch auf: Hier waren im Jahre 2016 55.9% aller Einwohner Ausländer. Auffallend ist, dass Täsch (und auch Randa), viel mehr Einwohner als Arbeitsplätze

18 aufweisen. Dies bedeutet: Ein grosser Anteil der in Zermatt beschäftigen Personen, können sich dort keine Wohnung leisten, also wohnen sie in Täsch oder Randa: Auch dieses kleine Bergdorf hat inzwischen einen Ausländeranteil von 30.9%. Zermatt selbst kommt auf einen Ausländeranteil von 38.9 % (2017).

Ein Blick auf die Sektoralverteilung zeigt ebenfalls grosse Unterschiede: In Zermatt arbeiten 90.5% im Tertiären Sektor. Der Grund dafür ist die Abhängigkeit vom Tourismus. In Randa dagegen arbeiten über 70% im primären oder sekundären Sektor. In diesem Dorf gibt es eine weniger grosse Abhängigkeit vom Tourismus. In St. Niklaus arbeiten 53% der Beschäftigten im Sekundären Sektor. Hier zeigt sich der grosse Einfluss der «Scintilla». Auch in Visp gibt es durch die Lonza mit 45% einen hohen Anteil am Sekundären Sektor. Zum Vergleich die Daten der ganzen Schweiz: I: 3.1 %; II: 21.1; III: 75.8 % (2017; Q: Statista)

Landschaftswandel durch Tourismus Die stetig steigenden Gästezahlen wirken sich auf das Landschaftsbild aus. So wird die Natur auf verschiedenste Weisen den Bedürfnissen der Gäste angepasst: Durch den Bau von neuen Bergbahnen und Liftanlagen, das Planieren von Berghängen für bequeme Skipisten, das Umbauen und Vergrössern von alten Sekundärsiedlungen in urchige oder trendige Bergrestaurants oder durch den Bau von neuen Hotellerie- oder Parahotelleriebetrieben wird in die Natur eingegriffen. In den letzten Jahren versucht man eine neue Kategorie Besucher ins Mattertal zu locken: Die Mountainbiker. Hierfür wurde u.a. in eine Pistenschneise unterhalb der Sunnegga ein fast 6 km langer unübersehbarer Zickzack-Bikeweg hineingebaut. Zum Zeitpunkt der Eröffnung im September 2018 war dieser «Flowtrail», wie Biker einen durchgehend schön fahrbaren Wanderweg nennen, der längste dieser Art in der Schweiz. Weitere «Flowtrails», beispielsweise vom Gornergrat nach Zermatt, sind in Planung und im Bau.

S1, RZG 3.1

Wahrnehmung des Tales zu unterschiedlichen Epochen

Aus den bisherigen Beschreibungen wird ersichtlich, dass der Tourismus Zermatt merklich geprägt hat. Früher war das Tal Wohnsitz von schlichten Bauernfamilien, die teils ums Überleben kämpfen mussten und der Laune der Natur ausgesetzt waren. Viel hat sich seither verändert. Oben sind zwei unterschiedliche Raumwahrnehmungen dargestellt. Links ist dargestellt wie die einheimischen Bauern von Zermatt bis in die neuere Zeit ihren engeren Lebensraum wahrgenommen haben, rechts wird die Wahrnehmung des modernen Touristen gezeigt.

19

Q: Skript: Einführung in die Lernplattform, Brennpunkt Landschaft Schweiz

S1, RZG 2.2

Matterhon als Werbeträger Das Matterhorn ist zu einem nationalen Symbol geworden und erfuhr eine weltweite Vermarktung. Der Berg mutierte zum Werbeträger für unzählige Gebrauchsartikel: Die berühmteste Werbung ist wohl die Caran d’Ache-Werbung oder die der Toblerone-Schokolade. Das Matterhorn hat durch seine Berühmtheit einen grossen Wiedererkennungswert und wird auf vielfältigste Weise als Werbeobjekt gebraucht. Der Trend um das «Werben mit dem Horu» geht teils soweit, dass kanadische Biermarken, österreichische politische Parteien, asiatische Rasierklingenhersteller und US- Schiesspulverhersteller das Matterhorn in die Werbung integrieren.

Mächtigkeit der Gletscher während der Eiszeit In den letzten zwei Millionen Jahren unserer Geschichte verursachte die Klimaschwankungen in den Alpen das Anwachsen der Eismächtigkeit der Gletscher und den Vorstoss in die Haupttäler und das Mittelland. So waren grosse Teile des Mattertals zu dieser Zeit fast komplett von Eis bedeckt. Unter dem Gewicht des Eises wurden die Gesteine abgehobelt und poliert. Der mächtige Eispanzer schuf Kare, Trogtäler und rundete die Talflanken. Er modellierte die Bergflanken des Matterhorns zur charakteristischen Pyramidenform (Karling). Nur die höchsten Gipfel des Tals ragten als Nunatakr aus dem Eis hervor.

S1, RZG 1.3

Siedlungswachstum Das Bevölkerungswachstum und die Zunahme des Tourismus führten dazu, dass aus dem kleinen Bauerndorf Zermatt eine in Berge eingebettete Stadt entstand. Der Gebäudebestand in Zermatt hat sich in den letzten 60 Jahren verdreifacht und der Wohnungsbestand ist seit 1990 um rund 50 Prozent gestiegen. Der Talgrund von Zermatt ist heute weitgehend überbaut. Wird im gleichen Rhythmus weitergebaut wie in den letzten Jahren, werden bis in die 2030er-Jahre auch die letzten noch freien, sich an Hanglagen befindlichen, Parzellen der Bauzone im Dorf überbaut sein. Ganz extrem ist dabei die Entwicklung auf östlichen Seite der Matter Vispa. War das Hotel «Beau Site» vor 100 Jahren nur von einigen Scheunen umgeben, so entstanden hier völlig neue Quartiere (bspw. Steinmatt, Oberhäusern und Wiesti). 20 -> Bevölkerungsentwicklung -> Vom Bauerndorf zur Tourismus-Stadt

S1, RZG 2.3

Rückzug der Landwirtschaft Wie im gesamten Wallis spielte die Landwirtschaft während Jahrhunderten die Hauptrolle, damit die Menschen in dieser Region überhaupt leben konnten. Nun ist der Anteil der in der Landwirtschaft Arbeitenden stark rückläufig, auch im Mattertal. Der Dienstleistungssektor dagegen hat stark zugenommen, die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe stark abgenommen. Im gesamten Mattertal ist die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe zwischen 1990 und 2015 von 342 auf 219 zurückgegangen (Minus 36%). Die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten ging in der gleichen Zeitspanne gar um knapp 61% zurück (1449 auf 570). In Zermatt selber ist die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten von 325 auf 103 zurückgegangen. Die Anzahl der Betreibe schrumpfte in der oben genannten Zeitspanne von 37 auf 17. Nur noch wenige Leute betreiben heute in Zermatt vollzeitig Landwirtschaft. Einer von ihnen ist Paul Julen, der ehemalige Hotelier der Hotelkette «Tradition Julen». Ihm gehört der grösste Landwirtschaftsbetrieb mit über 300 Schafen, 12 Kühen und über 30 Hektar Wiesen und Weiden. Er war der Initiator der neuen Biogasanlage. Hier wird mit bioorganischen Abfällen der Gemeinde Zermatt sowie Mist und Gülle ein CO2- neutraler Strom produziert. Am Beispiel von Paul Julen zeigt sich, dass inzwischen viele Bauern umsatteln. Gab es 1990 nur einen einzigen Bio-Betrieb im Mattertal, so gibt es inzwischen deren 40.

S1, RZG 5.2

Ausbau des Verkehrsnetzes Zermatt liegt abgeschieden am südlichen Ende der Walliser Alpen. Und dennoch gibt es inzwischen ein Verkehrsnetz, das rege benutzt wird. Jedes Jahr besuchen über drei Millionen Leute das Dorf am Fusse des Matterhorns. Die allermeisten davon reisen mit der MGB an, entweder via Visp oder dann mit dem Shuttle von Täsch her. Die Gornergratbahn befördert jedes Jahr knapp 1.6 Millionen Besucher auf den gleichnamigen Aussichtspunkt oberhalb von Zermatt. Die Zermatt Bergbahnen haben eine Frequentierung von über 15 Millionen Personen jährlich. Aktuell planen die Bergbahnen Zermatts – nach der Eröffnung der 3S-Bahn im Oktober 2018 – bereits an einem neuen Projekt, dem «Alpine Crossing» von Italien her. Konkret könnte das bedeuten, dass Gäste, welche auf dem Flughafen Mailand Malpensa landen, per Bus nach Breuil/Cervina und dann per Luftseilbahn innerhalb kürzester Zeit nach Zermatt gelangen könnten. -> Ausbau der touristischen Infrastruktur. -> Matterhorn-Gotthard-Bahn

S1, RZG 2.4

Ausbau der touristischen Infrastruktur Die ZBAG (Zermatt Bergbahnen AG) sind eine tragende Säule des Tourismus. Sie erwirtschaftet heute einen Umsatz von rund 60 Mio. CHF pro Jahr und investiert durchschnittlich über 30 Mio. pro Jahr in ihren Betrieb. So gibt es neben dem Ausbau der «Alpine-Crossing»-Variante noch andere Ausbaupläne: Für Skifahrer soll es 21 einen Lift im Felsen geben, damit man vom Furgsattel direkt auf die italienische Seite gelangen kann, ohne über das Kleine Matterhorn oder den Theodulpass fahren zu müssen. Vom Breitenboden soll demnächst eine neue Variante des Sesselliftes in den Sektor Gornergrat nach Gugle realisiert werden. Das aktuelle Beschneiungskonzept wird laufend den Bedürfnissen angepasst und erweitert.

S1, RZG 2.4 S1, RZG 2.5

Vom Acker- zum Weideland bis zur Aufgabe der Nutzung Die südorientierten unteren Hänge trugen früher terrassierte Äcker. Vor allem Graswirtschaft war hier der starken Trockenheit wegen nur mit Bewässerung möglich. Im Wallis löste man das Problem mit teilweise sehr langen Wasserleitungen, den Suonen. Sie brachten auch im Mattertal bis ins 20. Jahrhundert Bewässerungswasser auf die Wiesen (beispielsweise in Visperterminen und Grächen). Heute werden diese Suonen nach wie vor gebraucht. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Selbstversorgung aufgegeben, und aus dem Ackerland wurde vielerorts Weideland. Später wurde die Landwirtschaft wurde vielerorts ganz aufgegeben, weil sie in diesem steilen Gelände schlicht zu unrentabel ist.

S1, RZG 5.2

Warum Zermatt und nicht die anderen Mattertaler Dörfer Zermatt ist der regionalen und nationalen Konkurrenz enteilt. Während der alpine Tourismus stagniert oder sogar rückläufig ist, wird in Zermatt stetig in neue Projekte investiert. Doch wieso wächst gerade Zermatt so stark, während das untere Mattertal fast nichts vom Kuchen abbekommt? Zermatt hat seit dem Eintreffen der Bergsteigerpioniere Mitte des 19. Jahrhunderts und den tragischen Ereignissen bei der Erstbesteigung des Matterhorns eine grosse Bergsteigertradition, die viele Berggänger anlockt. Das Skigebiet und die Sportinfrastruktur bieten für Besucher viel Abwechslung inmitten des Gletschereldorados. Die Tourismusdestination Zermatt hat es verstanden, im richtigen Moment die Ressourcen zu bündeln, u.a. durch die Fusion der unterschiedlichen Bergbahnensektoren und den Zusammenschluss mit dem italienischen Breuil/Cervina. Der grösste Trumpf von Zermatt ist wohl die einzigartige Sicht vom Dorf aus auf das Matterhorn. Leute aus aller Welt reisen jedes Jahr u.a. von Asien hierher, um dieses Naturphänomen vom Kirchplatz, der Kirchbrücke, den Winkelmatten oder den unterschiedlichen Aussichtspunkten ringsherum zu bestaunen. So hat das Matterhorn einen wohl unschätzbaren Wert für Zermatt und ist der wahre Magnet für Tausende Besucher. -> Ausbau der touristischen Infrastruktur -> Mythos Matterhorn

S1, RZG 2.5

Der Rückgang der Gletscher Das Gletschersystem des Gornergletschers ist das aktuell zweitgrösste zusammenhängende Gletschersystem der Alpen. Seinen letzten Hochstand erreichte der Gletscher im Jahr 1859. In einer Zeitspanne von 60 Jahren war der Gletscher zuvor 600 Meter in Kulturland vorgedrungen und hatte dabei neben zahlreichen 22 Alphütten auch einzelne Wohnhäuser zerstört. Der Gornergletscher ist zu einem ungemütlichen Nachbarn für die Bewohner des Weilers Furi geworden. Denn der Gletscher drohte bei weiterem Vorstossen das Hab und Gut der Anwohner unter sich zu begraben. Auch andere Gletscher kamen menschlichen Siedlungen gefährlich nahe. So reichte der Riedgletscher im Mischabelmassiv Mitte des 19. Jahrhunderts bis in den Wald hinein. Die Kapelle «Schallbetten» wurde zum Schutz gegen den drohenden Riedgletscher gebaut. Seit 1895 hat der Riedgletscher über 1,2 Kilometer an Länge eingebüsst; allein zwischen 2008 und 2009 verlor er 500 Meter (!) in einem Jahr. Auch der Gornergletscher hat sich inzwischen weit hinter die Felskante zurückgezogen.

S1, RZG 1.3

Interpretation des Landschaftswandels Der aktuelle Landschaftswandel im Mattertal ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: Einerseits ist die Region für eine grosse Anzahl Gäste und Besucher sehr attraktiv. Um diesen Status zu erhalten wird viel in Unterkünfte und Bergbahnen investiert. Viele Landressourcen wurden so überbaut. Andererseits haben die klimatischen Veränderungen auch Auswirkungen auf das Landschaftsbild der Bergwelt. Der zurückgehende Permafrost wird in absehbarer Zeit Steinschläge mit sich bringen. Und auch die Gletscher werden sich sichtbar zurückziehen.

S1, RZG 1.3

Zermatt im Ferienprospekt Wer in Zermatt Ferien macht, kann sich mit einem der verschiedenen Prospekte bestens auf die Ferien vorbereiten. Ob man nun einen Blick auf die verschiedenen Unterkünfte, die touristischen Attraktionen, die zahlreichen Aktivitäten am Berg oder das kulinarische Angebot der Restaurants und Bars werfen will, hier wird dem Gast geholfen, sich auf die vorstehenden Ferien vorzubereiten. Wer die Ferienprospekte etwas kritisch anschaut, wird feststellen, dass stets das Sonntagsgesicht der Landschaft und des Angebots dargestellt wird. Ziel dieser Broschüren ist ja, den Tourismusort zu verkaufen. Ferienprospekte zeigen eine durch die Brille des Touristikers konstruierte Landschaft.

S1, RZG 2.5

Gewünschte Raumentwicklung Der Lebensraum in Zermatt ist eng und begrenzt. Wird im gleichen Tempo wie bisher weiter gebaut, werden bis in die 2030er Jahre die letzten Landreserven überbaut sein. So gibt es zwar im Zonennutzungsplan vereinzelt kleine Fläche, die als Freihaltungszonen deklariert werden. Auch Landwirtschaftsflächen etwas südlich der Winkelmatten sind aktuell noch im Zonennutzungsplan vorhanden. Doch finden sich diese an absoluten Randorten, wo das Bauen sowieso schwierig wäre. Landwirtschaftsflächen haben in Zermatt nur noch 2. Priorität. Da es in Zermatt nicht mehr viel verfügbare Baufläche gibt, wird inzwischen versucht, alte und teils ungenutzte Gebäude zu renovieren. Zwar untersteht das Ortsbild als Ganzes keinem Schutz und ist auch nicht im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) aufgeführt. Im Bestreben, der gebauten Umwelt Sorge zu tragen, sind mit Unterstützung der 23 Gemeinde aber bisher über 100 traditionelle Gebäude saniert worden. Die meisten stehen in Weilern ausserhalb des Dorfes, doch auch im Oberdorf und Hinterdorf wurden Gebäude auf sorgfältige Art und Weise renoviert. Ob bei Renovationen oder Neubauten, die Reglementierungen sind streng. Das Gebäude muss zu einem hohen Anteil aus Holz und/oder Glas bestehen und ins Ortsbild passen. -> Siedlungswachstum -> Der Zonenplan

S1, RZG 3.3

Europaweg Der Europaweg ist ein 31 km langer Höhenweg von Grächen auf die Sunnegga bei Zermatt, oder umgekehrt. Er wurde 1997 eröffnet. Beim Grabengufer oberhalb von Randa wurde im Juli 2010 das Kernstück des Europaweges, die 250 Meter lange Europabrücke durch einen Steinschlag zerstört. Dadurch verlor der hochalpine Pfad seine Attraktivität. Um die Sicherheit beim Europaweg zu gewährleisten und ihn wieder komplett begehbar zu machen, musste eine neue Lösung gesucht werden. Im Sommer 2017 eröffnete man in der Nähe der Europahütte die längste Fussgänger- Hängebrücke der Welt. Leider führt der Europaweg unterhalb des auftauenden Permafrostgebietes der Mischabelgruppe durch und es sind weitere Steinschläge zu erwarten. Im Herbst 2018 ist er bereits wieder gesperrt. So bleibt es eine Herausforderung, die Sicherheit auf dem Weg zu erhalten.

Tourismus und Klimawandel Selbst ein rigoroser Klimaschutz würde die Gletscher noch weiter abschmelzen lassen. Auch wenn das Temperaturniveau nun stabil bleiben würde, ziehen sich die Gletscher trotzdem noch über Jahrzehnte weiter zurück. Am stärksten trifft es die kleinen Gletscher, die wohl komplett verschwinden werden. Davon betroffen sind auch viele Gletscher im Mattertal. So wird es gegen Ende dieses Jahrhunderts kaum mehr möglich sein, zwischen Theodulpass und kleinem Matterhorn Sommerskifahren zu betreiben. Des weiteren wird der durch den Klimawandel auftauende Permafrost den Bergbahnen und Berggängern des Mattertals Sorgen bereiten. Einerseits werden Fundamenten neu fixiert werden müssen, wenn die alten Fundamente auf Lockergestein gebaut wurden. Andererseits werden einige alpine Hochrouten kaum mehr zu meistern sein. Werden die Lockergesteine an Steilhängen nicht mehr durch Eis fixiert, droht Steinschlag; die Sicherheit auf diesen Routen wird nicht mehr gegeben sein. -> Rückzug des Permafrostes: Die Alpen brechen auseinander

S1, RZG 1.3 S1, RZG 2.5

Abhängigkeit vom Tourismus Rund die Hälfte (44%) der knapp 3'000 Beschäftigen in Zermatt (ohne Saisonniers aus dem Ausland) arbeiteten im Jahre 2011 im Gastgewerbe. Mit 40% der Beschäftigten sind ist ein grosser Anteil in tourismusnahen Branchen tätig (Detailhandel, Transport, Dienstleistungen, Bau/Handwerk). Aus diesen Kennzahlen ist ersichtlich dass Zermatt vollständig vom Tourismus abhängig ist. Diese Abhängigkeit birgt einige Herausforderungen:

24 - Die Frankenstärke könnte ausländische Gäste vom Aufenthalt in die Schweiz abhalten. - Um die Schneesicherheit sicher zu stellen, muss weiter investiert werden. - Die Ansprüche der Gäste steigen. So müssen sowohl das Hotelangebot wie auch die Bergbahnen laufend optimiert und modernisiert werden.

S1, RZG 2.5

Autofreiheit: Probleme und Chancen des autofreien Tourismus Die Strassen von Zermatt sind für den privaten Autoverkehr gesperrt. Für Einheimische, Gäste mit einer Zweitwohnung, Taxis, Versorgungs- und Rettungsfahrzeuge wird eine Spezialbewilligung ausgegeben, mit der man immerhin bis nach Zermatt fahren kann. Die Kapazität dieser Strasse ist schon seit einiger Zeit überschritten. Der Wunsch nach einem Ausbau der Zufahrtsstrasse ist bei der Bevölkerung gross; im Jahre 2017 wurde mit dem Ausbau begonnen. Grundsätzlich ist Zermatt als autofreier Tourismusort den Fussgängern vorbehalten, der Fussgänger hat auf den Zermatter Strassen stets Vortritt. Geworben wird u.a. mit dem Slogan «Zermatt ist nicht nur autofrei, sondern auch nachhaltig». Zu der hohen Zahl an Fussgängern gesellen sich aber verschiedenste besondere Verkehrsmittel: Aktuell verkehren ca. 500 Elektrofahrzeuge in Zermatt, einige Elektrobusse und Pferdekutschen von Hotelbetrieben. So herrscht in Zermatt trotz des Autoverbotes reger Verkehr. Der zunehmende Innerortsverkehr führt auf den schmalen Zermatter Strassen trotz Autofreiheit zu Verkehrsproblemen, besonders an Spitzentagen in der Hochsaison. Ein solches Verkehrssystem, welches jetzt schon stark belastet ist, wird bei weiter steigenden Gästezahlen zu einem Problem werden. Eine Lösung des Verkehrsproblems ist nicht in Sicht.

S1, RZG 2.4

Konkurrenz anderer Tourismusorte Die Schweiz steuert aktuell auf einen Tourismus der unterschiedlichen Geschwindigkeiten hin. Während der alpine Tourismus aktuell keine gute Entwicklung durchläuft und viele Bergbahnen ums Überleben kämpfen, geht es der Tourismusbranche der Deutschschweizer Grossstädte (Zürich, Bern, Basel oder Luzern) gut. Hier verhalfen Gruppenreisende aus Asien, Kulturtouristen, Kongressbesuchende oder Geschäftsleute zu Wachstum. Im alpinen Tourismus finden sich nur einige wenige grosse „Leuchttürme“, denen es gut oder sehr gut läuft: Zermatt, Engelberg oder auch die Jungfrauregion gehören dazu. Zumeist gründet der Erfolg auf einem starken Zuwachs an Sommergästen, oftmals aus Asien oder dem Nahen Osten. Die Tourismusdestination Zermatt hat also zwei Trümpfe: Einerseits konnte man durch die Gäste aus dem Nahen und Fernen Osten im Sommertourismus stark zulegen. Andererseits hat man mit der ZBAG ein Flaggschiff, das Wintersportler in Scharen anzieht. Zermatt ist mit einigen wenigen anderen Destinationen (wie Engelberg oder Verbier) der Konkurrenz enteilt. Mit gezielten Investitionen wird viel unternommen, dass man den Status als Branchenprimus beibehält. -> Skitourismus

S1, RZG 2.5 S1, RZG 3.2

25 Konfliktpotenzial auf Wanderwegen Die Wanderwege im Mattertal sind für Wanderer und Mountainbiker ein Eldorado. Oft handelt es sich bei den vermeintlichen Mountainbike-Singletrails eigentlich um Wanderwege, und viele Wanderer blicken der aufkommenden Bikebewegung skeptisch entgegen. Die gemeinsame Nutzung der Wege bietet Konfliktstoff: Wanderer argumentieren, dass der Mountainbiker den Wald zerstören würde und die Wanderer auf ihren Wegen gefährden. Die Mountainbiker verweisen andererseits auf provozierende Wanderer, die bewusst den Weg nicht freimachen würden, obwohl sich der Biker schon längst bemerkbar gemacht habe. Aktuell versucht man mit der Philosophie der Koexistenz zu leben, damit beide Gruppen die Wanderwegsysteme des Mattertals nebeneinander benutzen können. Doch mit dem zunehmenden Biketourismus wird das Konfliktpotential weiter zunehmen.

Umgang mit Wasser Die Schweiz ist ein Wasserschloss. Zurzeit haben wir einen unendlich gross scheinenden Vorrat an Trinkwasser, speziell in den Alpen. Doch es gibt Modelle, die besagen, dass die Sommer in der Schweiz immer trockener werden. Im Mattertal, welches schon heute recht trocken ist, wird es zu noch geringeren Niederschlagsmengen kommen. Da die Gletscher sich noch weiter zurückziehen, wird auch das Mattertal einst ein Wasserproblem haben. Auf der Schweizer Seite des Skigebietes wurden allein in der Wintersaison 2011/12 745'000 m3 Wasser zur Beschneiung der Pisten gebraucht. Bei wärmeren Temperaturen und weniger Schneefällen müssen noch grössere Mengen Wasser gebraucht werden um dasselbe Pistennetz zu beschneien. Wird die Region auf einen Wassermangel hinsteuern, stellt sich umso mehr die Sinnfrage der Pistenbeschneiung. -> Klima im Mattertal

S1, RZG 3.1

Wachstum versus Umwelt (der Tourismus zerstört sich selbst) Der weltweite Tourismus nimmt aktuell stark zu. Die Zahl der Touristen wird sich bis 2030 nach einer Schätzung der OECD fast verdoppeln. Die Tourismushochburgen werden so regelrecht überlaufen. Ein Vergleichswert aus dem Mittelmeeraum: Nach Mallorca (850'000 Einwohner) reisten im Jahre 2015 10 Millionen Touristen. Die touristische Insel ist völlig überlaufen, die Einheimischen werden an den Rand gedrängt, und es fehlt an Wasser. Zermatt mit nur einem Bruchteil der Einwohner kommt jährlich auf ca. 3 Millionen Besucher. Viele davon reisen «nur» als Tagestouristen nach Zermatt. Dennoch kommt es auch in Zermatt zu Engpässen. Die Bahnhofstrasse ist schon jetzt an Spitzentagen überfüllt und schwer passierbar. Mit der Eröffnung der 3S-Bahn können neu 2'000 Personen pro Stunde das Kleine Matterhorn erreichen. Wo liegen die Grenzen des Wachstums? Wo liegen die Grenzen des Tourismus? Ist das Kleine Matterhorn für Gäste auch dann noch interessant, wenn es völlig überfüllt ist? Was Zermatt für Touristen so anziehend macht, könnte irgendwann zum Problem werden. Die teuren Grundstücke und hohen Wohnungsmieten führen dazu, dass auch hier (wie in Mallorca) gewisse Einheimische sich keine Wohnung mehr leisten können und in andere Orte gedrängt werden, zum Beispiel nach Täsch oder Randa.

S1, RZG 1.3 26 S1, RZG 2.5

Rückgang des Skitourismus Die Zahl der Skitage lag in der Saison 2016/17 25 Prozent tiefer als zwölf Jahre zuvor. Die Logiernächte liegen in alpinen und ländlichen Regionen 12 Prozent unter dem Niveau der Saison 2007/08. «Alles fährt Ski» war einmal. Heute überlegen sich viele Schweizer im Winter Badeurlaub zu machen. Aktuell ist es schwierig einen fixen Trend auszumachen. Während die Statistikbehörde Eurostat von einem Rückgang der Logiernächte im Jahre 2016 in der Schweiz um ein halbes Prozent berichtet (gleichzeitig konnte Österreich um 4,8 % zulegen), belegen die Zahlen von Statistik Austria einen gegenteiligen Trend: Viele Schweizer fahren nicht mehr nach Österreich in die Skiferien und verbringen die Ferien wieder in einem einheimischen Skigebiet. Zahlen von «Schweiz Tourismus» belegen, dass es in der Zeitspanne von November 2016 bis Februar 2017 eine Zunahme der Logiernächte um 0.8% gab. Die Folgen des Euroschocks scheinen, dieser Statistik zufolge zumindest im Winter, langsam abzunehmen. Allgemein lässt sich sagen, dass Besucher vor allem bei einem verhaltenen Winterstart mit wenig Schnee oft mit Buchungen zuwarten. Die Skifahrer und Skifahrerinnen verlangen den Schnee in ihrer Ferienzeit, ob er nun fällt oder nicht. Zudem hat es Auswirkungen, auf welche Wochentage die Feiertage fallen (weil je nachdem die Weihnachtsferien kürzer ausfallen). Da es keinen eindeutigen Trend gibt, lässt sich zusammenfassen, dass eine erfolgreiche Skisaison davon abhängig ist, dass der Eurokurs günstig ist, dass es einen frühen ersten grossen Schneefall gibt und dass die Feiertage nicht auf ein Wochenende fallen.

S1, RZG 2.5

Der Zonenplan

Schweizweit waren im Jahre 2012 rund 12% der Bauzonen noch nicht überbaut. Im Wallis lagen mit 20-25% etwas mehr Flächen frei. Doch Zermatt ist im Wallis ein Spezialfall. Der Zonenplan der Gemeinde Zermatt weist kaum frei Flächen auf. Praktisch jeder Quadratmeter in Zermatt dient bereits einem bestimmten Zweck. Die Quartiere Spiss (am Talausgang) oder «ze Stäcku» (bei der Talstation der Zermatter Bergbahnen) sollen Platz für aktuelle und künftige Gewerbezonen (violett) bieten. Diese stehen etwas abseits des historischen Dorfkerns (braun). Rings um diesen Dorfkern gibt es eine Zone, welche Platz für öffentliche Bauten bieten soll und eine Kernzone (weiss/rot, welche schon überbaut ist). Landwirtschaftliche Zonen gibt es nur noch ausserhalb des Dorfes. Dies sind Zonen 2. Priorität (grün). Verkehrszonen sind orange eingezeichnet. Nur kleine Flächen sollen frei gehalten werden (grün- weiss gestreift). Wo weder landwirtschaftliche Zonen, noch Gefahrenzonen liegen, ist inzwischen Bauzone. -> Aushandeln eines gemeinsamen Wegs in die Zukunft -> Gewünschte Raumentwicklung

S1, RZG 3.3

27

Q: Zonennutzungsplan Zermatt, Gemeinde Zermatt

Aushandeln eines gemeinsamen Wegs in die Zukunft

Zermatt ist aufgrund der engen Verhältnisse raumplanerisch gefordert. Nicht alleine in Folge der am 11. März 2012 angenommenen Zweitwohnungsinitiative und dem revidierten Raumplanungsgesetz aus dem Jahre 2013 ist es in Zermatt nötig, raumplanerische Ziele für die Zukunft festzulegen und entsprechende Massnahmen einzuleiten. Es herrscht ein allgemeiner Konsens, dass die Kinder von heute und deren Nachkommen dereinst in Zermatt etwa die gleichen Gestaltungsmöglichkeiten vorfinden sollten wie die Generationen zuvor. So wurde 2013 ein Raumordnungskonzept (ROK) ins Leben gerufen. Das Ziel der ROK-Arbeiten bestand darin, möglichst breite Kreise für Fragen der künftigen Orts- und Landschaftsplanung von Zermatt zu sensibilisieren und in die Diskussion einzubinden. Zudem wünschte man sich ein Leitdokument, das den Verantwortlichen in Zukunft den Weg weist, wie die Attraktivität von Zermatt für Bevölkerung und Gäste erhalten und das innere Mattertal mitsamt seiner Gebirgslandschaft sinnvollerweise weiterentwickelt werden soll. Viele Interessenfelder prallen bei der Planung einer gemeinsamen Zukunft aufeinander: Einheimische und Touristen, Familien und Vereine, Naturschützer und Bergbahnen, Einheimische, Zugezogene und Ausländer, Hoteliers und Angestellte, Bauern und Politiker. Die Interessen könnten unterschiedlicher nicht sein! Naturschützer möchten dabei die letzten Landreserven schützen und nicht noch weiteren Überbauungen Preis geben. Einheimische, die hier aufgewachsen sind, möchten sich auf ihrem Land den Traum vom Eigenheim erfüllen. Mittel- und langfristig ist mit einem steigenden Druck auf den existierenden Gebäudebestand zu rechnen.

S1, RZG 3.3

28

Bedeutsamkeit, Relevanz Aus der umfassenden Sachanalyse gilt es nun die entscheidenden Themenbereiche herauszukristallisieren. Gemäss der Landschaftstypologie Schweiz gehört das Mattertal zur trockenen Berglandschaft der westlichen Inneralpen. Nun ist zu berücksichtigen, dass das Mattertal eine Hochgebirgslandschaft der Alpen darstellt, welches mit den Problemen von Permafrost-Rückgang und den Veränderungen des Klimawandels zu kämpfen hat. Die grossen Gletscher sind geschmolzen. Geblieben sind nur noch die kleinen Seitengletscher, welche durch den Klimawandel weiterhin schrumpfen. Das glazial geprägte Mattertal wird heute von der Matter Vispa durchflossen. Fluviatile Prozesse mischen sich mit glazialen Ausprägungen. Die durch die Bäche entstandenen Kerbtäler sind Seitentäler des glazial geprägten Mattertals. Westlich abgegrenzt wird das Mattertal durch die Dent-Blanche-Kette. Kreidezeitliche Sedimente des Akkretionsprismas bilden heute beispielsweise das Fundament des Matterhorns. Durch dieses Phänomen steht ein aussergewöhnlicher Berg auf einem aussergewöhnlichen Fundament. Östlich grenzt die Mischabelkette das Mattertal ab. Obwohl die Berge der beiden Ketten nur wenige Kilometer Luftlinie auseinander liegen, sind die kreidezeitlichen Sedimente des Akkretionsprisma in der Mischabelkette nicht mehr auffindbar. Durch den Gletscherrückzug und das Auftauen des Permafrostes in hochalpinen Gebieten verlieren auch Teile der Fels- und Gesteinsmassen ihre Stabilität. Der Bergsturz von Randa steht exemplarisch für diese Auswirkungen. In den letzten Jahren haben sich Bergstürze in den Alpen gehäuft. Naturräumliche Ereignisse führten zu notwendigen Umleitung von Flüssen oder zum Verschwinden von Weide- und Waldflächen. Das Ereignis des Bergsturzes von Randa steht so repräsentativ für die Problematik des sich erwärmenden Alpenraums.

Auch auf kulturräumlicher Basis bietet das Mattertal interessante Einblicke: Der Weltkurort Zermatt erlebte in den letzten 150 Jahren eine völlige Umgestaltung (Stichwort Landschaftswandel) von einer durch Landwirtschaft geprägten Kulturlandschaft in Form von Terrassierungen und Sekundärsiedlungen zu einer Tourismushochburg. Das alte Zermatt mit Lärchenholzhäusern lässt sich optisch vom neuen Zermatt mit den hellen Hotelanlagen abseits des Dorfkerns unterscheiden. Einer der inhaltlichen Schwerpunkte wird auf der Veränderung der Umgebung von Zermatt durch den Aufschwung des Tourismus liegen. Die zentralen Faktoren dieser Umgestaltung sind die Erweiterung des Skigebietes und die Siedlungsentwicklung von Zermatt. Die Umgestaltung der Landschaft ging im Gleichschritt mit wirtschaftlichen Interessen, denn in Zermatt wird Geld zu Geld. Unverbaute Bodenflächen werden für teuers Geld verkauft und überbaut. So kann die Parahotellerie im Schatten der Hotellerie schnell wachsen. Andere Landflächen abseits des Hotspots hingegen haben an Wert verloren. Wiesen und Äcker, die vor einigen Generationen noch einen hohen Stellenwert für die einheimischen Familien hatten, drohen inzwischen zu verganden. Abseits der Touristenpfade verliert der Boden an Stellenwert. Ehemaliges Kulturland wird so von der Natur zurückerobert. Dieses Phänomen der Vergandung wurde und wird für viele alpine Regionen zu einer Herausforderung, da der landwirtschaftliche Sektor zurzeit stark schrumpft und vielerorts kein Interesse vorhanden ist das Land wieder zu rekultivieren. Die Ortschaft Täsch konnte von der Nähe zu Zermatt profitieren und wachsen. Auch hier konnten einige Unternehmungen von der Marke «Matterhorn» profitieren. 29 Zermatt selber bietet als wachsender Tourismusort einen guten Standort für neue Unternehmungen, seien dies nun Hotellerie-, Parahotelliere- oder auch Zulieferbetriebe. Andere Ortschaften im Tal können von der Nähe zu Zermatt weniger profitieren und kämpfen seit Ende des 19. Jahrhunderts mit denselben Problemen wie andere hochalpine Seitentäler (u.a. dem Bevölkerungsverlust).

Schulung von Kompetenzen Sekundarstufe I Am Beispiel des Mattertals können die SuS verschiedene geografische Kompetenzen erwerben. Dies soll im Folgenden anhand der Handlungsaspekte des Lehrplans 21 aufgezeigt werden:

Die Welt wahrnehmen: Durch die Betrachtung von Bildern und Karten oder das Lesen von Beschreibungen können die SuS die Landschaft „Mattertal“ erfassen. Dabei kommen verschiedene Landschaftskonzepte zur Geltung. So kann problemlos mit subjektiven Wertungen und Gefühlen begonnen werden. Dadurch werden sich die SuS ihrer eigenen Wahrnehmung der Landschaft bewusst und sie reflektieren, warum das Mattertal auf diese Weise auf sie wirkt (idyllische Landschaft? Interessante Landschaft? Tourismusgeprägte Landschaft ...?). In einem weiteren Schritt können einzelne Landschaftselemente als Teile der Natur- oder Kulturlandschaft identifiziert werden. Solche Beobachtungen und Betrachtungen des Raumes geben den SuS eine Vorstellung darüber, wie das Mattertal aussieht und wie es heute genutzt wird (Landwirtschaft, Siedlung, Tourismus, Bergbahnen Industrie). Eine allfällige originale Begegnung (Exkursion) kann die Wahrnehmungsphase massgeblich bereichern.

Sich die Welt erschliessen: Bei intensiverer Beschäftigung mit dem Mattertal sollen die SuS Fragen zur Entstehung des Natur- und Kulturraumes stellen und untersuchen. Wie und wann ist dieses Tal entstanden? Welche Prozesse haben das Tal geprägt? Welchen Einfluss hat der Mensch auf die Entwicklung der Dörfer? Wieso gerade Zermatt? Anhand von Text- und Bildinterpretationen, Kartenvergleichen und eigenen Recherchen informieren sich die SuS über die Entstehung, Entwicklung und Ausbreitung der touristischen Infrastruktur und die Auswirkungen auf das Tal im heutigen Zustand. Anfangs entstandene Fragen können durch das Studium der Materialien beantwortet und dokumentiert werden.

Sich in der Welt orientieren: Mit vertieften Kenntnissen über das Mattertal sind die SuS nun fähig, diesen Raum in einen grösseren Zusammenhang zu stellen. Die Beschäftigung mit alpinen Hochtälern und die Kenntnisse über die Auswirkungen des Klimawandels können Einsichten über die Bedeutung der Gletscher im Mattertal hervorrufen. Es lassen sich darüber hinaus Vergleiche mit anderen alpinen Seitentälern in der Schweiz oder im Ausland anstellen. Die SuS können aufgrund der erworbenen Kenntnisse über Folgen des Klimawandels nachdenken und ihre eigene Meinung dazu bilden. Auch raumplanerische Auswirkungen auf den Tourismusort Zermatt sollen analysiert und differenziert bewertet werden.

In der Welt handeln: Das Mattertal lässt interessante Diskussionen über dessen Weiterentwicklung zu. Die SuS können sich in die Rolle verschiedener Akteure (Raumplaner, Dorfbewohner, Landwirte, Unternehmerin, Tourismus-Direktor, …) hineinversetzen und sich Gedanken dazu machen, wie sie das Mattertal in Zukunft 30 raumplanerisch gestalten und welche Nutzungsformen sie fördern würden. In dieser Fragestellung kommen konstruktive und/oder funktionale Landschaftskonzepte zur Geltung.

Sekundarstufe II Grundsätzlich zeigt der Kantonale Berner Maturitätslehrplan 2017 (KML) grosse Affinität zum Thema Typlandschaften. Nachfolgend eine Auswahl der relevanten Bildungs- und Richtziele im Fach Geografie:

Allgemeine geografische Bildungsziele in Bezug auf Typlandschaften Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten − erkennen und verstehen die wechselseitige Beeinflussung von Mensch und Natur auf lokaler, regionaler und auf globaler Ebene − erfassen, analysieren und beurteilen Räume und ihre Veränderungen. Die dafür notwendigen geografischen Kenntnisse und Methoden ermöglichen es ihnen, sich in der natürlichen Umwelt und der Gesellschaft zu orientieren. Gemäss Rahmenlehrplan (EDK 94, S.118) sind «Exkursionen … ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts, um diese Inhalte erfahrbar und anschaulich zu machen». beurteilen aufgrund ihrer naturräumlichen Kenntnisse die Nutzungsmöglichkeiten und -grenzen von Lebensräumen und Ressourcen, insbesondere im Hinblick auf deren nachhaltige Entwicklung und Nutzung

Richtziele zu den Kenntnissen in Bezug auf Typlandschaften Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten − kennen naturgeografische Faktoren (z.B. Klima, Geologie, Boden) und deren Bedeutung für die Prägung und Nutzung eines Raumes − kennen humangeografische Konzepte und Themenfelder (z.B. zu Mobilität, Siedlung, Wirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit, Geopolitik) − erfassen und beurteilen Wechselwirkungen zwischen natur- und humangeografischen Faktoren und kennen Konzepte und Perspektiven der integrativen Geografie − erfassen die Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten auf die Landschaft und setzen sich mit dem Landschaftswandel kritisch auseinander Richtziele zu den Fertigkeiten in Bezug auf Typlandschaften Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten − analysieren geografische Problemstellungen in verschiedenen räumlichen und zeitlichen Dimensionen − eignen sich grundlegende fachspezifische Fertigkeiten im Beschaffen, Strukturieren, Analysieren, Interpretieren, Darstellen und Vermitteln von geografischen Informationen an. Dafür werden Karten, Profile, Diagramme, Statistiken, Bilder, Texte und Grafiken interpretiert, selbst entworfen und Geografische Informationssysteme (GIS) angewendet − lernen während Feldarbeiten und durch mediale Vermittlung Räume und geografische Sachverhalte zu beobachten, zu beschreiben, zu analysieren, mithilfe von Modellen zu abstrahieren und ihre Zusammenhänge oder prozesshaften Abläufe zu erfassen und vernetzt darzustellen − erfassen bei geografischen Problemstellungen die Perspektive verschiedener beteiligter Akteure, verstehen Ursachen, Bedeutung und Folgen von Einflussfaktoren und ihren Wechselwirkungen, suchen mögliche Lösungsansätze und beurteilen deren jeweilige Auswirkungen 31 Haltungen in Bezug auf Typlandschaften Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten − interessieren sich für ihren Lebensraum und die Vielfalt der natürlichen und kulturellen Erscheinungen − begeistern sich für die Schönheit der Welt und die vielfältigen Lebensweisen Grundlegende Kompetenzen Sekundarstufe II Die SuS lernen die Veränderungen des Lebensraums «Mattertal» zu erfassen und zu beurteilen. Anhand der Entwicklung des Mattertals können die SuS die wechselseitigen Beeinflussungen von Mensch und Natur auf regionaler Ebene verstehen lernen. Auch wenn das Mattertal etwas fern liegt, so können die SuS durch Begehung der Landschaft (Exkursion) diese in ihrer Ganzheit bewusst erleben und deren Nutzungsmöglichkeiten und -grenzen analysieren und beurteilen. Das exemplarische Lernen als wichtiges Grundprinzip des Geografieunterrichts kann hier angewendet werden.

Kenntnisse: Die Beschäftigung mit dem Mattertal schult die analytische Auseinandersetzung geografischer Problemstellungen in räumlichen und zeitlichen Dimensionen. Die SuS lernen Wechselwirkungen zwischen natur- und kulturgeografischen Faktoren im Mattertal zu beurteilen und sich kritisch mit dem Landschaftswandel auseinanderzusetzen. Die differenzierte Betrachtung der Zihlebene fördert die Erkenntnis, dass staatliche, wirtschaftliche, politische und kulturelle Ebenen zunehmend verflochten sind.

Fertigkeiten: Durch die Arbeit mit Karten, Profilen, Bildern, Texten und Statistiken zum Napfbergland können die SuS fachspezifische Fertigkeiten im Beschaffen, Analysieren, Interpretieren, Darstellen und Vermitteln von geografischen Informationen schulen. Falls das Mattertal besucht werden kann, lernen die SuS den Raum zu beobachten, zu beschreiben und zu analysieren und ihre Erkenntnisse mit Hilfe von Modellen vernetzt darzustellen.

Haltungen: Die Auseinandersetzung mit dem Mattertal kann das Interesse für den eigenen Lebensraum mit seinen natürlichen und kulturellen Erscheinungen fördern und die Begeisterung für die Schönheit der Welt unterstützen.

Sicht der Lernenden Das Vorwissen und Vorverständnis eines jeden Schülers / einer jeder Schülerin bezüglich eines Sachverhaltes hängt von verschiedenen Faktoren ab, die nur zum Teil durch die Lehrperson eruiert werden können. Auf der Sekundarstufe I muss jedoch davon ausgegangen werden, dass die Mehrheit der SuS das Mattertal nicht gut kennt, ausser, sie haben einen persönlichen Bezug dazu (z.B. Bekannte, Ferien in den Bergen, ...). Das Matterhorn und Zermatt hingegen sollten den SuS bekannt sein. Die meisten SuS haben wahrscheinlich auch schon vermehrt vom Klimawandel und Gletschschmelze gehört. Hier ergeben sich also Anknüpfungspunkte (Warum schmelzen Gletscher? Was können Folgen davon sein? Inwieweit ist der Klimawandel menschgemacht?). Einige SuS werden auch schon vom Tourismus in den Alpen und in Zermatt im Speziellen gehört oder gelesen haben und können mit dem Begriffen Gebirgskette oder Autofreiheit etwas anfangen. Es kann davon ausgegangen werden, dass Begriffe wie Alpen oder Gebirgskette den SuS zwar bekannt sind, sie aber noch nicht 32 über das nötige Wissen verfügen, wie diese Einheiten entstanden sind. Geologische, glaziale und pedologische Prozesse sind mehrheitlich noch unbekannt. SuS im jugendlichen Alter haben in seltenen Fällen schon eine differenzierte Vorstellung davon, was ein Kultur- und was ein Naturraum ist und welche Funktionen diese haben können. Sie machen sich aber dennoch Bilder über Landschaften, in denen sie sich bewegen und bewerten diese aufgrund ihrer eigenen Wahrnehmung. Es kann also interessant sein, die SuS eine Landschaft wie das Mattertal bewerten zu lassen und ihnen Fragen dazu zu stellen. Dadurch treten ihr Vorwissen und ihre diesbezüglichen Vorstellungen zum Vorschein. Der Alltag und das Interesse von Jugendlichen drehen sich in erster Linie um sie selber, um ihren Freundeskreis (Peer-Group) und um ihre Freizeitbeschäftigungen (Sport, Musik, Ferien, …). Sie können aber durchaus durch schöne und interessante Landschaften (Landschaftsbilder) begeistert werden. Jugendliche können auch durch offene Fragen, Rätsel oder provokative Aussagen motiviert werden, sich mit der Thematik auseinander zu setzen. Ein möglicher Anknüpfungspunkt zum Mattertal kann z.B. der Bezug zur idyllisch wirkenden Alpenlandschaft sein oder der Gegensatz dieser Idylle zum Industriegebiet im Spiss oder der Lonza in Visp. Nun können Fragen diskutiert werden, warum einem solche Landschaften gefallen oder nicht gefallen. Es ist bestimmt lohnend, mit den Präkonzepten der SuS zu beginnen und damit auch zu Fragestellungen zu kommen, die mit Hilfe der Lernplattform untersucht werden können (s. „die Welt wahrnehmen). Auf der Sekundarstufe II dürfte sich die Sicht der Gymnastinnen und Gymnasiasten nicht grundlegend von derjenigen der Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I unterscheiden, zumindest nicht im Bereich des Grundlagenfachs. Dies vor allem, da die gewählte Typlandschaft „Mattertal“ (ausser bei den lokal verwurzelten Schülerinnen und Schülern) nicht im alltäglichen Lebenszusammenhang steht und die Besonderheiten und Faszinosa nicht auf der Hand liegen. Naturgeografische Grundlagen, welche im gymnasialen Unterricht erworben wurden, können aber vorausgesetzt werden (z.B. Geologie der Schweiz). Stufenspezifisch dürften für diese Spurensuche mit einem breiteren und vertieften methodischen Repertoire vorgegangen werden, indem Quellen wie Altkarten, aktuelle und historische Luftbilder, Ansichtsbilder etc. zur Anwendung kommen können. Ebenso kann auf der Sekundarstufe II vertieft auf die Zukunftsperspektive eingegangen werden, indem planerische aber auch bodenkonservierende Massnahmen thematisiert werden.

Sachanalyse II Für die Sachanalyse II sollen die Kernelemente der didaktischen Analyse unter Berücksichtigung der Interessen und der bestehenden Kenntnisse der SuS neu durchdacht und somit rekonstruiert werden. Die Fokussierung auf die Sicht der SuS sowie auf die wesentlichen Lerninhalte und fachlichen Konzepte der Landschaft „Mattertal“ führt dazu, dass verschiedene Inhalte wegfallen, die in der Sachanalyse I beschrieben sind. Jede Lehrperson sollte die Schwerpunkte und Inhalte im Hinblick auf die zu unterrichtende Klasse selbst festlegen, um die gewünschten geografischen Kompetenzen optimal zu fördern. Die Materialien der Lernplattform bieten genügend Spielraum; sie umfassen den gesamten Themenbereich. Die folgende Abbildung zeigt eine mögliche Variante der Sachanalyse II:

33

Sachanalyse II „Mattertal“

34 Didaktisches Konzept Aus der didaktischen Analyse lässt sich folgendes Konzept für den Unterricht mit der Typlandschaft Mattertal ableiten:

Eintauchen in die Landschaft Motivation Landschaft kennen lernen Räumliche Orientierung ⎜ ⎜ Thema eingrenzen Wahl der Vertiefung Leitfrage formulieren Ziele setzen ⎜ ⎜ Inhaltliche Vertiefung Landschaft verstehen Zielgerichtetes „Forschen“ Kreatives Entwickeln ⎜ ⎜ Auswertung und Präsentation Antworten finden Ideen präsentieren Leitfrage beantworten Diskussionen führen Gesetzte Ziele erreichen ⎜ ⎜ Fazit und Transfer Bedeutung des Gelernten erfassen Erlernte Kompetenzen festigen Anwendungsmöglichkeiten bedenken

Didaktisches Konzept von Brennpunkt Landschaft Schweiz

Eintauchen in die Landschaft Als erstes sollten sich die SuS mit der Landschaft vertraut machen. Das „Eintauchen“ in das Mattertal sollte motivierend und schülerzentriert erfolgen. Dazu stellt die Lernplattform den Bereich „Einführung mit Aufgaben“ bereit: Hier wird mit Karten- und Bildausschnitten eine Raumübersicht gestaltet, welche von der Wahrnehmung der SuS ausgeht und individuelle Bewertungen zulässt. Mit einfachen Texten werden die Hauptaspekte der Landschaft umrissen und die Neugierde geweckt. Auch die topografische Übersicht wird aufgebaut. Jüngere Schülerinnen und Schüler müssen sorgfältig durch diese Einführung begleitet werden. Sie lernen dabei die Arbeit mit der Lernplattform kennen und werden ins eigenständig / kooperatives Arbeiten eingeführt. Die Lehrperson kann in dieser Phase durch gelegentliche Inputs und individuelle Unterstützung viel dazu beitragen, dass die SuS Lernfortschritte machen und motiviert bleiben. Reflexionsphasen im Plenum helfen, den Lernfortschritt zu sichern.

Inhaltliche Vertiefung Die vertiefende Auseinandersetzung mit der Landschaft Mattertal kann auf viele verschiedene Arten vor sich gehen. Die Lernplattform bietet dazu den Aufgabenpool, Materialien und Hilfsmittel für alle möglichen Vorgehensweisen: Von der Lehrperson oder durch die SuS gesteuerte Vorgehen, eng fokussierte oder solche mit viel Freiraum, Arbeit an vorgegebenen Fragestellungen oder freie Vorgehensweisen. Der Aufgabenpool unterstützt Lehrpersonen und SuS mit vielseitigen vorformulierten Vertiefungsmöglichkeiten. Es wird hier ausdrücklich empfohlen, sich nicht nur im Containerraum zu bewegen. Das Interesse der SuS kann mit Aufgaben aus den 35 andern Raumdimensionen erhöht werden. Die subjektive Wahrnehmung, eine vernetzende Analyse (Lagebeziehungen) und eigene Raumkonstruktionen im Sinn einer Zukunftsgestaltung eröffnen neue Sichtweisen auf die Raumbetrachtung. Hier werden nun einige Wege vorgestellt: - Arbeit mit den selber formulierten Fragen der SuS: Aus der Einführungsphase sind viele Fragen offen geblieben, die auf eine Beantwortung warten. Es wird empfohlen, zuerst den in Aufgabe 8 selbst formulierten Fragen nachzugehen. - Danach kann mit der Klasse vereinbart werden, welche Aspekte weiter untersucht werden sollen. Dies ermöglicht eine echte Partizipation der SuS. Ein zielführender Weg ist die gemeinsame Formulierung einer motivierenden Leitfrage. Mögliche Leitfragen könnten sein: - Kann Zermatt als Vorbild für den Umgang der Gesellschaft mit autofreien Gebieten dienen? - Wie soll Zermatt weiterentwickelt werden, um den verschiedenen Ansprüchen zu genügen? - Der Klimawandel wird die Landschaft künftig weiter verändern. Welches Potential hat dieser Raum dann? Wie könnte er neu in Wert gesetzt werden? - ... - Schulung ausgewählter Kompetenzen: Hier stehen eher die zu erlernenden Fähigkeiten / Fertigkeiten bzw. Geomethoden im Vordergrund. Die SuS untersuchen mit innovativen Methoden, welche die Lernplattform unterstützt, Aspekte der Landschaft. - Landschaftswandel analysieren mit der Swisstopo Zeitreise - Volldigitales Arbeiten (Recherche, Dokumentation, kollaboratives Arbeiten und Präsentation; alles auf der Lernumgebung der Schule, mit welcher die SuS bereits vertraut sind) - u.s.w.

Die Lernplattform ermöglicht durch ihre vielfältige Ausgestaltung viele verschiedene Lernwege. Zum Beispiel:

- Verwendung der Bildersammlung: Die vielen Bildquellen lassen die SuS in die Landschaft eintauchen. Sie können die Landschaftsausschnitte beschreiben, bewerten, in einen Zusammenhang stellen. Es besteht die Möglichkeit, die Bilder arbeitsteilig zu verwenden, z.B. einer Gruppe Bilder zur Landwirtschaft, einer zweiten Bilder zum Tourismus zuzuteilen, usw., um verschiedenen Aspekte des Mattertals zu erschliessen.

Die SuS könnten mit Bildausschnitten ihre Meinung begründen. Diese können auf der Lernumgebung der Schule abgelegt und/oder projiziert und besprochen werden. - Entdecken mit der Zeitreise von Swisstopo: Mit diesem genialen Tool kann die Entwicklung des Mattertals von 1850 bis heute schrittweise nachverfolgt werden. Eine Anleitung dazu findet sich auf der Lernplattform. Die Erkenntnisse können nachher gesammelt und besprochen werden. Daraus lassen sich Fragestellungen für den weiteren Unterricht ableiten. - Landschaftsbeschreibung: Die SuS tauchen mit einer der oben beschriebenen Methoden in das Mattertal ein. Als Ziel versuchen Sie, die Landschaft in einem kurzen Text zu beschreiben. Als Hilfsmittel findet dich auf der Lernplattform die Anleitung

36 „Landschaftsbeschreibung“. Einige Texte können vorgelesen und diskutiert werden. Variante: Verschiedene Fotos dienen als Quellen für die Landschaftsbeschreibung. Die SuS sollen herausfinden, zu welchem Foto die Beschreibung passt. Im Klassengespräch kann versucht werden, das Mattertal als Ganzes zu beschreiben. - usw. Auswertung und Präsentation Nun können die Früchte der vertiefenden Recherche geerntet werden. Dies kann sowohl analog (traditionell) als auch digital auf der Lernumgebung der Schule erfolgen. Die Resultate können abgegeben oder vor der Klasse präsentiert werden. Eine Bewertung ist möglich.

Fazit und Transfer Das Mattertal ist untersucht, eine hoffentlich spannende Unterrichtssequenz zu Ende geführt. Eine kurze, aber eminent wichtige Abschlussphase sollte nicht fehlen: Ein Rückblick darauf, welche Kompetenzen mit diesem Lernarrangement erworben wurden und wozu diese weiter verwendet werden können. Ein Blick auf vergleichbare Landschaften, «alpine Hochtäler» und „trockene Berglandschaft der westlichen Innenalpen“ (BAFU-Landschaftstypologie), ist empfehlenswert. Dadurch wird anschlussfähiges Wissen und Können geschaffen – im Sinne einer modernen Geografie-Didaktik.

37

Konsultierte Literatur

Bücherverzeichnis: - Antonietti T., 2000: Bauern. Bergführer. Hoteliers. Fremdenverkehr und Bauernkultur Zermatt und Aletsch 1850-1950, Baden - Bearth P., 1953: Geologischer Atlas der Schweiz, Bern - Dübi H. , Lunn A. , Gurtner O., 1922: Jahrbuch des Schweizer Alpenclub, Bern - Gutersohn H., 1961: Geographie der Schweiz in drei Bänden, 1. Teil: Wallis Tessin Graubünden, Bern - Julen K. , 2015: Focus Matterhorn, Brig - Julen K., Mazzone P., 2002: Erinnern sie sich? Zermatt Täsch Randa, Visp - Marthaler M., Nicollier C., Escher A., 2005: Das Matterhorn aus Afrika: die Entstehung der Erdgeschichte, Bern - Williams C., 1964: Zermatter Geschichte und Geschichten, Brig

Internetverzeichnis: - http://best-skiresorts.com/blog/die-10-besten-skigebiete-2016/, 9. Oktober 2018 - http://www.planat.ch/de/bilder-detailansicht/datum/2010/09/01/bergsturz- randa-1991/ , 17. Juli 2017 - http://www.wikiwallis.ch/index.php/Vegetationsstufen 26. September 2018 - https://de.wikipedia.org/wiki/Europaweg, 10. Oktober 2018 - https://de.wikipedia.org/wiki/gornergletscher, 9. Oktober 2018 - https://de.wikipedia.org/wiki/riedgletscher, 9. Oktober 2018 - https://de.wikipedia.org/wiki/St._Niklaus_VS, 15. Mai 2018 - https://de.wikipedia.org/wiki/Zermatt, 15. Mai 2018 - https://www.bernerzeitung.ch/region/thun/es-droht-eine-zukunft-ohne- gletscher/story/22933286, 26. September 2018 - https://www.julen.ch/de/portal/tradition-julen/landwirtschaft/, 10. Oktober 2018 - https://www.matterhornparadise.ch/de/sommer/bergsteigen-und- klettern/matterhorn-erstbesteigung, 9. Mai 2018 - https://www.myblueplanet.ch/de/blog/klimaerw%C3%A4rmung-gefahr- f%C3%BCr-das-%C2%ABwasserschloss%C2%BB-schweiz, 8. Oktober 2018 - https://www.nzz.ch/meinung/kommentare/die-zukunft-des-tourismus-wie-wir- zerstoeren-was-wir-begehren-ld.117113, 2. Oktober 2018 - https://www.nzz.ch/panorama/haengebruecke-im-wallis-die-neue-alpine- fussgaengerbruecke-bietet-ein-wandervergnuegen-mit-sanftem- schaukeleffekt-ld.1308009, 8. Oktober 2018) - https://www.nzz.ch/wissenschaft/klima/geschichte-aus-dem-tiefkuehler- ld.2908, 10. Juli 2017 - https://www.srf.ch/kultur/wissen/wochenende-wissen/gletscher-bald- geschichte-die-schweiz-ohne-gletscher-eine-katastrophe (3. September 2018) - https://www.srf.ch/news/panorama/permafrost-taut-immer-mehr-auf, 5. September 2018

38 - https://www.wanderungen.ch/de/wandern-total/wanderreportagen/schweiz- mountainbiker-vs-wanderer.html, 10. Oktober 2018 - https://www.watson.ch/schweiz/reisen/966134584-alpentourismus-kaempft- mit-gigantismus-um-gaeste-kann-das-gut-gehen, 2. Oktober 2018 - https://www.zermatt.ch/Media/Zermatt-Geschichten/zermatter-schneimeister, 20. Januar 2018 - www.riffelalp.com/de/das-resort/riffelalp-tram/ , 22. Juli 2017 - https://www.handelszeitung.ch/konjunktur/schweiz/schweiz-verliert-im- tourismus-gegen-den-trend-1323627 - https://www.aargauerzeitung.ch/wirtschaft/oesterreich-ad-touristen-kehren-in- die-schweiz-zurueck-131234273

Sonstige Quellen: - Anekdote, nach Erzählungen von Lehrerkollege Markus Julen - Eckdaten Zermatter Geschichte (pdf-Datei, kein Link möglich) - Einführung in die Lernplattform, Brennpunkt Landschaft Schweiz - Infotafel von Gletschergartenweg (Riffelberg - Furi) - Kennzahlen Regionalporträts 2018: Gemeinden (BFS, 12. März 2018) - Landschaftsqualitätsprojekt, Projektbericht (Lehner P., 15. Juni 2017) - Raumordnungskonzept (ROK) Zermatt, IST-Analyse (Bernhard T., Hornung D., Thomas Röthlisberger, 2013)

39