Niederschrift

über die öffentliche Sitzung des

Verbandsgemeinderates vom 30. August 2018

Sitzungsort: Feuerwehrhaus Bad Sobernheim, Seminarraum, Johannisplatz 13, Bad Sobernheim

Anwesend: Anwesend: Es fehlen:

Vorsitzender: von der Verwaltung:

Bürgermeister Rolf Kehl Christian Schick Achim Schick Susanne Schößler Ron Budschat Anke Schumann Mitglieder: Dr. Denis Alt Presse: Klaus Stein Dr. Jörg Maschtowski (bis 19:30 h) Thomas Neumann Rolf Arzt Herr Saueressig, ÖA Uwe Engelmann Franz Seiß Frau Mager, AZ Jürgen Reinhard Gabi Theis Harald Hexamer Felix Kehl Volker Kohrs Bernd Krziscik außerdem anwesend: Beigeordnete Renate Rainer Hildenbrand Weingarth-Schenk Robert Nicolay (ab 17:08 h) Büro Gutschker & Don- Thomas Langguth gus, Odernheim am Volker Kurz , Herr Gründonner Harald Groh (bis 19:30 h) (zu TOP 2) Egon Eckhardt (auch Beigeordne- ter) (bis 17:45 h) Ortsbürgermeister Rolf Trimpel Reinhard Koch Elke Schmidt Horst Scherer Michael Greiner Hans Helmich Hans-Jörg Lenhoff (auch Erster Kai Wiechert Beigeordneter) (bis 19:10 h) Harald Klotz Elmar Schauß Michael Engisch Birgit Menschel ca. 23 Zuhörer/innen Dieter Gründonner Frank Joerg Timo Kaufmann - 2 -

Tag e 5 0 r d nun g:

Öffentlich -

1. Einwohnerfragestunde

2. Fortschreibung des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim a) Sachlicher Teilflächennutzungsplan "Windenergie" b) Siedlungsentwicklung Behandlung der eingegangen Stellungnahmen gem. § 3 Abs. 2 BauGB i.v.m. § 1 Abs. 7 BauGB

3. Mitteilungen der Verwaltung, Anfragen der Ratsmitglieder - 3 -

Bad Sobernheim, 30.08.2018

Zu der heutigen öffentlichen Sitzung des Verbandsgemeinderates war mit Schreiben vom 10.08.2018 unter Bekanntgabe der Tagesordnung form- und fristgerecht einge­ laden worden. Die Veröffentlichung erfolgte im Amtsblatt Nr. 34 vom 23.08.2018.

Der Vorsitzende begrüßt alle Anwesenden und stellt Beschlussfähigkeit fest.

Einwände gegen das letzte Sitzungsprotokoll werden nicht erhoben.

Sodann wird Folgendes beraten:

-öffentlich-

TOP 1 Einwohnerfragestunde

Der Verwaltung liegen keine schriftlichen Anfragen vor; seitens der Zuhörer werden keine Fragen gestellt.

TOP 2 Fortschreibung des Flächennutzungsplans der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim a) Sachlicher Teilflächennutzungsplan "Windenergie" b) Siedlungsentwicklung Behandlung der eingegangen Stellungnahmen gern. § 3 Abs. 2 BauGB i.V.m. § 1 Abs. 7 BauGB

Der Verbandsgemeinderat hat am 08.12.2015 beschlossen, für das gesamte Ver­ bandsgemeindegebiet einen sachlichen Teilflächennutzungsplan "Windenergie" ge­ mäß § 2 Abs. 1 i. V. m. § 5 Abs. 2 b Baugesetzbuch aufzustellen sowie die 4. Fort­ schreibung des Flächennutzungsplans zu den nachstehenden Fortschreibungsfällen einzuleiten:

1. Stadt Bad Sobernheim ~ Ausweisung eines Sondergebietes "Verbrauchermarkt" 2. OG ~ Ausweisung einer Waldbegräbnisstätte 3. OG ~ Ausweisung einer Sonderbaufläche "Feuerwehr" 4. OG ~ Ausweisung einer Sonderbaufläche "Feuerwehr" 5. OG Monzingen ~ Umwandlung "Gewerbliche Fläche" in "Entwicklungsfläche"

Der Entwurf des Flächennutzungsplans lag in der Zeit 17.02.2017 bis einschließlich 21.03.2017 zu jedermanns Einsichtnahme öffentlich aus. In dieser Zeit hatten auch die Behörden und sonstigen Trägen öffentlicher Belange Gelegenheit, Anregungen und Bedenken vorzubringen. Die erneute öffentliche Auslegung des sachlichen Teilflächennutzungsplans "Wind­ energie" fand in der Zeit von 27.04.2018 bis einschließlich 28.05.2018 statt. - 4-

Während der regulären und erneuten öffentlichen Auslegung der Planunterlagen wurden von der Öffentlichkeit und von den Trägern öffentlicher Belange Stellung­ nahmen eingereicht. Der Verbandsgemeinderat muss die eingegangen Stellungnahmen der Träger öffent• licher Belange und der Öffentlichkeit unter Beachtung des § 1 Abs. 7 BauGB unterei­ nander und gegeneinander abwägen und Punkt für Punkt darüber abstimmen. Für die Beschlussfassung müssen die Stellungnahmen mit Abwägungsergebnis jedoch nicht in ihrer Ausführlichkeit verlesen werden. Die Abwägungsvorschläge sind Be­ standteil der Niederschrift (Anlage). Das Abwägungsergebnis ist in die PIanzeich­ nung sowie in die textlichen Festsetzungen zum Bebauungsplan einzuarbeiten.

Die endgültige Entscheidung des Verbandsgemeinderates über die Aufstellung oder Ergänzung des Flächennutzungsplanes bedarf nach § 67 Abs. 2 Satz 2 Gemeinde­ ordnung (GemO) der Zustimmung der Ortsgemeinden und der Stadt Bad Sobern­ heim. Die Zustimmung gilt als erteilt, wenn mehr als die Hälfte der Gemeinden zuge­ stimmt haben und in diesem mehr als zwei Drittel der Einwohner der Verbandsge­ meinde wohnen. Kommt diese Zustimmung nicht zustande, so entscheidet der Verbandsgemeinderat mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der gesetzlichen Zahl der Mitglieder.

Nach anschließendem Feststellungsbeschluss durch den Verbandsgemeinderat wird der Flächennutzungsplan der Kreisverwaltung zur Genehmigung vorgelegt.

Der Fachbereich 3 wird beauftragt, die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange sowie die Öffentlichkeit, die eine Stellungnahme abgegeben haben, von diesem Ergebnis mit Angabe der Abwägungsgründe in Kenntnis zu setzen sowie die Zustimmung der Ortsgemeinden und der Stadt Bad Sobernheim einzuholen.

Abstimmung: 11 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen, o Enthaltung

Ratsmitglied Greiner hat aufgrund von Sonderinteresse gemäß § 22 GemO an der Beratung und Beschlussfassung zu a) Sachlicher Teilflächennutzungsplan "Wind­ energie" nicht teilgenommen und begab sich in den Zuhörerbereich.

Ratsmitglied Gründonner hat aufgrund von Sonderinteresse gemäß § 22 GemO an der Beratung und Beschlussfassung zu a) Sachlicher Teilflächennutzungsplan "Windenergie" und b) Siedlungsentwicklung nicht teilgenommen.

Hinweis: Die Anlage zu TOP 2 ist Bestandteil der Niederschrift. - 5 -

TOP 3 Mitteilungen der Verwaltung , Anfragen der Ratsmitglieder

Mitteilungen der Verwaltung

.I.

TOP 3.1 Anfragen der Ratsmitglieder

Ratsmitglied Nicolay fragt nach, ob der Teich in Eckweiler als Ausgleichsfläche die­ ne.

Der Vorsitzende verneint dies und teilt außerdem mit, dass aus Kostengründen der­ zeit kei n Ausbau realisiert werden könne , da das Submissionsergebnis bei über 100.000 Euro liege.

Der Vorsitzende dankt allen Anwesenden und schließt die heutige Sitzung.

Beginn der Sitzung : 17:00 Uhr En de der Sitzung : 19:55 Uhr

vo rsitze~d e r . . Schriftführer: (, ,..4, <;- t . / ~iJ()J,UVJ2 H 3~ Ralf Ke hl Susanne Schößler (TOP1+3) ~ ./?? ...... Christian Schick (TO P 2) Anlage zu TOP 2 Verbandsgemeinde Bad Sobernheim

Fortschreibung des Flächennutzungsplans Sachlicher Teilflächennutzungsplan „Windenergie“

Beteiligung gem. § 4 a Abs. 3 BauGB i.V.m. §§ 3 Abs. 2 und 4 Abs. 2 BauGB vom 27.04.2018 bis einschließlich 28.05.2018

Abwägung der Stellungnahmen durch den Verbandsgemeinderat der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim in der Sitzung am 30.08.2018

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Entwurf der Abwägungen zu den Anregungen und Bedenken, die im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 4 a Abs. 3 BauGB sowie der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 a Abs. 3 BauGB i.V.m. §§ 3 Abs. 2 und 4 Abs. 2 BauGB im Zeitraum vom 27.04.2018 bis einschließlich 28.05.2018 eingegangen sind:

Folgende Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange haben im Verfahren gemäß § 4 a (3) BauGB in ihrer Stellungnahme keine Hinweise, Einwendungen oder Bedenken vorgetragen:

Absender Datum Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesarchäologie -Erdgeschichtliche Denkmalpflege 02.05.2018 Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen- / Hunsrück 04.05.2018 Fernleitungsbetriebsgesellschaft mbh 17.05.2018 Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz 23.05.2018 Pfalzgas GmbH 24.05.2018

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Folgende Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange haben im Verfahren gemäß § 4 b (3) BauGB nachstehende Stellungnah- men vorgetragen:

1 Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr 03.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. im o. g. Verfahren gibt die Bundeswehr bei gleichbleibender Sach- und Rechtslage folgende Stellungnah- Kenntnisnahme me ab: Die Bundeswehr unterstützt den Ausbau erneuerbarer Energien, soweit militärische Belange nicht entge- genstehen. Windenergieanlagen können grundsätzlich militärische Interessen, zum Beispiel militärische Richtfunkstrecken oder den militärischen Luftverkehr, berühren und beeinträchtigen. Die Plangebiete befinden sich im Interessengebiet der Luftverteidigungsradaranlage Erbeskopf. Das Plan- gebiet südwestlich des Ortes Bärweiler befindet sich zusätzlich in einem Interessengebiet zum Schutz von Funkanwendungen der Bundeswehr. In beiden Bereichen ist eine verstärkte Kollision der militärischen Interessen mit der Errichtung von Windenergieanlagen möglich. Ob und inwiefern eine Beeinträchtigung der militärischen Interessen tatsächlich vorliegt, kann in dieser frühen Planungsphase ohne das Vorliegen konkreter Angaben, wie Anzahl der Anlagen, Standortkoordi- naten, Nabenhöhen und Bauhöhen, nicht beurteilt werden. Die Bundeswehr behält sich daher vor, im Rahmen der sich anschließenden Beteiligungsverfahren zu gegebener Zeit, wenn nötig, Einwendungen geltend zu machen I. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

2 Ortsgemeinde , Verbandsgemeinde Rüdesheim 17.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. Zusammenspiel von Mensch und Natur Die vorgebrachte Stellungnahme ist im Wort- Unsere landschaftlich äußerst abwechslungsreiche Region ist geprägt von grünen Wäldern und Wiesen, laut identisch mit der Stellungnahme der großer Artenvielfalt und einem hohen Maß an Landwirtschaft. Die unberührte Natur, die unsere Region so Ortsgemeinde vom 20.03.2017. Diese wurde kennzeichnet, bietet außerdem zahlreiche Wander- und Radfahrwege, die für Erholung pur sorgen. Wird bereits berücksichtigt und abgewogen, weite- dieser Effekt durch den Bau von Windrädern zerstört, so würde dies eine hohe Beeinträchtigung für die re und abwägungsrelevante Aspekte werden gesamte Region bedeuten; angelehnt an die Negativbeispiele im Hunsrück und Rheinhessen. In beiden nicht vorgetragen Regionen sind die Menschen in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Sei es durch den Wertverlust ihrer Immobilien, der Lärmbelästigung oder dem Bild einer unberührten Natur (Es ist unverständlich, dass zur Realisierung von nur einem Windrad mehrere Hektar Wald zerstört werden müssten). Nicht zu vergessen ist die gesundheitliche Belastung der Menschen durch den Infraschall, der noch auf bis zu 10 Kilometer Entfernung wirkt. Menschen brauchen Erholung in Naherholungsgebieten. Wir wollen keine Verhältnisse, wie sie sich nördlich der B 50 darstellen.

3 gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie - stadtplaner – ingenieure Verbandsgemeinde Bad Sobernheim – Sachlicher Teilflächennutzungsplan „Windenergie“ Abwägung der Anregungen und Stellungnahmen

II. Lebensraum Tiere/Tierschutz In unseren Wäldern leben einige Tierarten, die dem Tierschutz unterliegen und auf der „roten Liste“ stehen. Zum Beispiel der Rotmilan oder der Schwarzstorch mit ihren Brutstätten. Dies gilt auch für die Eignungsfläche 3/Zollstock und die Vorrangfläche 17/Pferdsfeld/Eckweiler. Diese bilden aus landschaftsästhetischer, wie auch aus avifaunistischer Hinsicht eine Einheit. Wie der Presse in der Ver- gangenheit zu entnehmen ist, sind bereits diverse radikale Maßnahmen unternommen worden, um den Aufbau von Windrädern um jeden Preis durchzuringen. Völlig unberücksichtigt, ob die Region den passen- den Raum dafür bietet oder nicht. Laut Zeitungsberichten ging es sogar so weit, dass Nester zerstört bzw. entfernt und der Vogelzugkorridor kurzerhand verlegt wurde; über den Tierschutz hinweg! Ein solches Vor- gehen kann ich ganz und gar nicht unterstützen! Des Weiteren wurde von der Bl Gegenwind faunistische Erhebungen gemacht, über vorhandene Nester von Rotmilan und Schwarzstorch. Die Koordinaten wurden auf CD festgehalten und der Kreisverwaltung KH ausgehändigt. Die Kreisverwaltung hat diese Daten als sehr authentisch und korrekt befunden. III. Windhöffigkeit Maßgeblich für eine Entscheidung ist auch, dass vorgeschrieben ist, Planungsräume immer mit einer ho- hen Windhöffigkeit (mind. 5,5 m/sec. Bei 100 Meter über Grund) zu sichern. Diese Grundlage ist bei uns überhaupt nicht gegeben! Die VG Bad Sobernheim ließ seinerzeit von der EDG durch Herrn Zeis die Windhöffigkeit ermitteln; Ergebnis 5,4 m/sec. Also unter der Grenze von 5,5 m/sec. Es ist niemandem gedient, wenn Windkraftanlagen gebaut werden und sie dann stillstehen, weil man auf- grund minderer Windhöffigkeit festgestellt hat, dass damit kein Geld zu verdienen ist, außer das Abkassie- ren staatlicher Subventionen, die von uns allen als Verbraucher finanziert werden. Zudem ist längst bestä- tigt, dass sich die Windkraftanlagenbetreiber verkalkuliert haben und rote Zahlen in ihren Bilanzen schrei- ben, weil die Windräder nicht effizient arbeiten. Ich finde, das sind keine guten Voraussetzungen! Fazit: Ich stelle mich ganz klar gegen den Aufbau von Windkrafträdern in unserer Region! Denn Windräder zum Greifen nah werden definitiv keine Zukunft für unsere Dörfer bedeuten! Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

3 Landesmobilität Bad Kreuznach 23.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung

I. Aktuelle Planungsprojekte unseres Hauses sind im Bereich der von der Verbandsgemeinde geplanten Kenntnisnahme Sonderbauflächen für eine Windenergieanlagenausweisung (Eignungsfläche 01 Pferdsfeld und Eignungs- Die Stellungnahme vom 03.04.2016 wurde fläche 08 Bärweiler/) nicht vorgesehen. bereits berücksichtigt und abgewogen. Neue Hinsichtlich der Abstandsvorgaben der einzelnen Windenergieanlagen zu klassifizierten Straßen unseres Belange, Hinweise oder Anregungen werden Zuständigkeitsbereiches sowie der Nutzung von Zufahrten zu klassifizierten Straßen nehmen wir Bezug nicht vorgebracht, sodass eine erneute Ab- auf Ziffer a.) (sachlicher Teil-FNP „Windenergie") unserer Stellungnahme vom 01.04 .2016 mit Aktenzei- stimmung entbehrlich ist.

4 gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie - stadtplaner – ingenieure Verbandsgemeinde Bad Sobernheim – Sachlicher Teilflächennutzungsplan „Windenergie“ Abwägung der Anregungen und Stellungnahmen

chen FNP-KK/2016 IV 45 (,,Windenergie - allgemein für neu zu errichtende Windenergieanlagen) sowie unser Schreiben vom 03.04.2017 mit Aktenzeichen A-FNP-IV 57 und verweisen auf deren weitere Gültig- keit. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

4 Verbandsgemeinde -Land 22.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. Wir verweisen in Abstimmung mit der Ortsgemeinde Limbach auf unsere Ihnen vorliegende Stellungnahme Kenntnisnahme vom 16.03.2017, die unverändert Bestand hat. Die Stellungnahme vom 16.03.2017 wurde in Sofern die als Weißflächen dargestellten Bereiche erneut mit dem Ziel der Ausweisung von Sonderbauflä- der Sitzung des Verbandsgemeinderates am chen für die Windenergie betrachtet werden, bitten wir um Beteiligung unseres Hauses 13.03.2018 bereits vorgetragen und abgewo- gen. Neue Belange, Hinweise oder Anregun- gen werden nicht vorgebracht, sodass eine erneute Abstimmung entbehrlich ist. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

5 Ortsgemeinde , Verbandsgemeinde Rüdesheim 22.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. die Ortgemeinde Gebroth spricht sich gegen den Windpark in der Vorrangfläche Pferdsfeld aus. Die Kernzone des Naturparks -Nahe Die Vorrangfläche Pferdsfeld liegt innerhalb des Landschaftsschutzgebietes „Hoxbach.", des Naturparkes wird aufgrund der Vorgaben der Raumordnung Soonwald-Nahe und grenzt unmittelbar an die Kernzone des Naturparkes an. Die Ortgemeinde Gebroth ist als Ausschlussgebiet in die Planung eingestellt Mitglied im Trägerverein des v.g. Naturparkes und ist bemüht, den Fremdenverkehr und die Natur zu för- (vgl. Begründung, Kapitel 3.3.1) Außerhalb der dern. Die Erstellung der Windenergieanlagen in direkter Nähe der Kernzone des Naturparkes sind hier Kernzonen besteht kein grundsätzlicher Aus- kontraproduktiv. schluss von Windenergienutzung. Nach langjährigen Bemühungen konnte seit nunmehr vier Jahren ein Paar Weißstörche in Gebroth ange- Im Rahmen der Aufstellung des sachlichen siedelt werden. Diese großen Vögel suchen zur Nahrungsaufnahme auch die benachbarten Gemeinden Teilflächennutzungsplans „Windenergie“ der bis hin nach ehemals Pferdsfeld und Eckweiler auf. Die Bürgerinitiative Gegenwind hat in einem Zeitrah- Verbandsgemeinde Bad Sobernheim wurden men von mehr als einem Jahr Horste von Rotmilanen, dem Schwarzstorch und einem Uhu-Paar katalogi- Fachgutachten zum Artenschutz ausgewertet, siert. Mitarbeiter der Kreisverwaltung Bad Kreuznach und des Naturschutzbundes (NaBu) waren bei Orts- im Umweltbricht aufbereitet und entsprechend besichtigungen zugegen. Diese seltenen und auf der Roten Liste stehenden Vögel bedürfen besonderen in der Planung berücksichtigt. Inzwischen liegt Schutzes, und der Rotorenschlag der Windenergieanlagen stellt eine beträchtliche Gefährdung dar. eine BImSchG-Genehmigung zur Errichtung In jedem Jahr ziehen im Frühjahr in Richtung Norden und im Herbst in Richtung Süden große Schwärme von Windenergieanlagen im östlichen Bereich von Zugvögeln über unsere Dörfer hinweg. Speziell der Zug der Kraniche erfolgt in teilweise niedriger Hö- der Eignungsfläche vor („Genehmigung zur he, und die Gefahr der Kollision mit den geplanten Windenergieanlagen ist immens hoch. Errichtung und zum Betreiben von 7 Windkraft- anlagen (WKA) in den Gemarkungen Pferdsfeld

5 gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie - stadtplaner – ingenieure Verbandsgemeinde Bad Sobernheim – Sachlicher Teilflächennutzungsplan „Windenergie“ Abwägung der Anregungen und Stellungnahmen

und Eckweiler im Gebiet der Stadt Bad Sobern- heim“ vom 24.04.2017). Demnach können alle artenschutzrechtlichen Konflikte, unter Beach- tung der Nebenbestimmungen, vermieden wer- den. II. Zur Kirchengemeinde Gebroth- gehört auch die unter Denkmalschutz stehende evangelische In der Stellungnahme der Kreisverwaltung Bad Kirche des ehemaligen Dorfes Eckweiler. In dieser Kirche finden regelmäßig Gottesdienste statt. Der Ab- Kreuznach, Bauamt, vom 15.03.2017 wird auf stand von Windenergieanlagen in nur 400 Meter Entfernung, in südwestlicher Richtung, würde diese religi- das Einzeldenkmal ev. Kirche in Eckweiler und ösen Veranstaltungen nicht nur stören, sondern aufgrund von Lärm und Schattenschlag unmöglich ma- einer erforderlichen denkmalschutzrechtlichen chen. Das ist auch für die Ortgemeinde Gebroth nicht hinnehmbar. Genehmigung gemäß § 4 Abs. 1 Satz 4 und § Auf dem ehemaligen Flugplatz Pferdsfeld und südlich der Kreisstraße K 20 liegen früh• römisch-keltische 13 Abs. 1 Satz 3 in Verbindung mit § 13 a Abs. Gräberfelder. Auch diese archäologischen Aspekte sollten hier abgewogen werden. 3 des Denkmalschutzgesetzes (DSchG) hinge- Weiterhin sind die beiden Friedhöfe der ehemaligen Ortsgemeinden Pferdsfeld und Eckweiler nach wie vor wiesen. Der Hinweis wird bereits in die Begrün- vorhanden. Das Denkmal von Pfarrer Paul Schneider, der als der „Prediger von Buchenwald" in die Ge- dung des Flächennutzungsplans aufgenom- schichte eingegangen ist, liegt auf dem Friedhof seines Geburtsortes Pferdsfeld. Dieses Opfer des Natio- men. Weitere Untersuchungen sind gegebe- nalsozialismus und die Mahnmale für die Gefallenen der beiden Weltkriege sollten in Ehre gehalten wer- nenfalls im nachgelagerten Verfahren zu er- den. bringen. Die Pietät gebietet hier, Abstand von dieser Vorrangfläche zu nehmen. In der Veröffentlichung „Nachrichtliches Ver- zeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Bad Kreuz- nach“ der Generaldirektion Kulturelles Erbe (Febr. 2017) wird das Paul-Schneider-Denkmal nicht als Kulturdenkmal aufgeführt. III. Relevant für die Effizienz der Windenergieanlagen ist der Wind schlechthin. Für die Ausweisung eines Die Windhöffigkeit wurde als weiches Kriterium Bürgerwindparks auf Pferdsfeld bediente sich die VG Bad Sobernheim damals der „Energie Dienstleis- in die Planung eingestellt. Dabei wurden Berei- tungsgesellschaft" (EDG). Herr Christoph Zeis von dieser Gesellschaft ließ die „Windhöffigkeit" ermitteln. che mit einer Windgeschwindigkeit von unter Mit festgestellten 5,4 m/sec war es das Ende des Bürgerwindparks. 5,5 m/sec bei 100 m über Grund ausgeschlos- Der ehemalige Militärflugplatz war aufgrund seiner vielen „Schönwettertage" und der geringen Windanfäl- sen. Dieser Wert orientiert sich an dem Min- ligkeit bekannt. destwert aus dem aktuellen ROP Rheinhessen- Der Vorsitzende der Mainzer Stadtwerke, Herr Höhne, hat unlängst im SWR 3 Fernse•hen bestätigt, dass Nahe. In dem ROP Rheinhessen-Nahe wird die sich die Betreiber von Windkraftanlagen verkalkuliert haben und teils tiefrote Zahlen in ihre Bilanzen Eignungsfläche 1 als Vorranggebiet Nr. 15 (Bad schreiben. Sobernheim – Pferdsfeld) ausgewiesen, wobei Diese Argumente sprechen gegen den Betrieb von Windenergieanlagen auf Pferdsfeld, mindestens aber die Windhöffigkeit bei der Ausweisung eine für die Überprüfung der zugrundeliegenden Messdaten. zentrale Bedeutung eingenommen hat (ROP Rheinhessen-Nahe 2014, S. 98 - 101). Die Prüfung der Windhöffigkeit erfolgte somit be- reits auf einer übergeordneten Planungsebene. Zudem entsprechen diese Daten dem „Windat-

6 gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie - stadtplaner – ingenieure Verbandsgemeinde Bad Sobernheim – Sachlicher Teilflächennutzungsplan „Windenergie“ Abwägung der Anregungen und Stellungnahmen

las Rheinland-Pfalz“ (MWKEL, 2013), welcher der vorliegenden Planung als Grundlage dient. IV. Zusammenfassend stelle ich fest, dass wir am südlichen Soonwaldrand keine relevanten Industriebetriebe Wird zur Kenntnis genommen haben und nur unsere Natur vermarkten können. Zum Schutz unseres Landschaftsbildes, unserer unmittelbaren Natur und unserer Bürger sprechen wir uns gegen die Vorrangfläche Windenergie Pferdsfeld aus. Beschlussvorschlag: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und Abstimmungsergebnis: abgewogen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen weitergeführt. Ja: 15 Nein: 5 Enth. 1

5 Ortsgemeinde Nußbaum 24.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung

I. Wir beantragen erneut, die in Anlage 1 kartografisch dargestellte Fläche „Auf dem Zollstock" im sachlichen Der Verbandsgemeinderat nimmt die Stellung- Teilflächennutzungsplan „Windenergienutzung" der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim als Sonderbau- nahme der Ortsgemeinde Nussbaum zur fläche Windenergienutzung (Konzentrationszone Windenergie) darzustellen, hilfsweise die Fläche jeden- Kenntnis und führt dazu folgendes aus: falls als Weißfläche darzustellen, in der die Privilegierung nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB gilt. Die Fläche „Auf dem Zollstock“ wurde unter Die fehlerhafte Nichtausweisung des Gebietes „Auf dem Zollstock" als Konzentrationszone Windenergie Berücksichtigung der dem Flächennutzungs- stellt gegenwärtig einen erheblichen Abwägungsfehler dar. Der sachliche Teilflächennutzungsplan „Wind- plan zugrundeliegenden harten und weichen energie" ist in der gegenwärtigen Entwurfsfassung rechtswidrig. Der Entwurf bedarf deshalb dringend der Tabukriterien zunächst als Eignungsfläche Änderung. identifiziert und im Vorentwurf, der am Öffentliche Belange stehen der Ausweisung der Fläche „Auf dem Zollstock" nicht entgegen. Dies gilt vor 08.12.2015 durch den Verbandsgemeinderat allem für den Aspekt der „historischen Kulturlandschaft Unteres Nahetal, Sobernheimer Talweitung", wel- beschlossen wurde, entsprechend dargestellt. cher der Ausweisung bisher zu Unrecht entgegengehalten wurde. Die Fläche unterlag zu diesem Zeitpunkt kei- Auch verlangt die Pflicht zur besonderen Berücksichtigung der Interessen der Ortsgemeinde Nußbaum nen harten Ausschlusskriterien, die zu einer gemäß § 1 Abs. 7 BauGB hier eine entsprechende Darstellung gemäß dem gestellten Antrag. Herausnahme dieser Fläche aus der weiteren Planung geführt hätten. Begründung: Auch wurde nicht der Empfehlung des Grund- Die Gemeinde Nußbaum befürwortet im Interesse des Klimaschutzes die Förderung erneuerbarer Ener- satzes G 166 des aktuellen Regionalen gien. Dementsprechend hat sich die Gemeinde im Rahmen der Aufstellung des sachlichen Teilflächennut- Raumordnungsplanes Rheinhessen-Nahe zungsplanes schon mit Stellungnahme vom 20.03.2017 beteiligt und beantragt, das Gebiet „Auf dem Zoll- 2014 gefolgt, „einen Abstand von mindestens stock" als Eignungsfläche für die Windenergienutzung auszuweisen. Die sachlichen Ausführungen in der 4 km zwischen den jeweiligen Vorranggebieten Stellungnahme vom 20.03.2017, die wir hier als Anlage 2 erneut beifügen, macht die Gemeinde zum Ge- von Windenergienutzung freizuhalten“. genstand auch ihrer aktuellen Stellungnahme. Unter besonderer Berücksichtigung der Inte- ressen der Ortsgemeinde Nußbaum wurde

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Hinweis trotz des Abstandes der Eignungsfläche „Auf Die genannte Anlage 2 ist zwar sinngemäß mit der Stellungnahme vom 20.03.2017 vergleichbar, weicht dem Zollstock“ von deutlich unter 4 km zur aber im Wortlaut deutlich von der früheren Stellungnahme ab. Der Wortlaut des Anhangs wird deshalb Vorrangfläche „Pferdsfeld“ und der Lage der noch einmal aufgeführt: Fläche innerhalb eines Vorbehaltsgebietes “Freizeit, Erholung und Landschaftsbild“ diese nicht aus der Planung genommen. Aufgrund der Nähe zur geschützten und gem. der dritten Fortschreibung des LEP IV (Be- schluss des Ministerrats vom 04. Juli 2017) von Windenergieanlagen freizuhaltenden his- torischen Kulturlandschaft „Unteres Nahetal“, erfolgte eine tiefergehende Prüfung der zu erwartenden visuellen Wirkungen und Beein- trächtigungen der Landschaft durch die zu erwartenden Anlagen innerhalb der ermittelten Eignungsfläche. Dabei wurde insbesondere berücksichtigt, dass sich die Fläche innerhalb der im Fachgutachten zur „Konkretisierung der landesweit bedeutsamen historischen Kultur- landschaften zur Festlegung, Begründung und Darstellung von Ausschlussflächen und Rest- riktionen für den Ausbau der Windenergienut- zung“ (MWKEL, 2013) ausgewiesenen Puffer- zone befindet, in der tiefergehende Einzelfall- prüfungen zur Beurteilung der konkreten Wir- kungen von Windenergieanlagen auf die Landschaft erforderlich werden. Der Planungsträger folgt damit dem Erforder- lichkeitsgebot, die mit einer Überplanung der Flächen zu erwartenden Wirkungen zu ermit- teln und hinsichtlich ihrer Verträglichkeit mit dem Ziel des Schutzes der Kulturlandschaften zu bewerten. Unter Würdigung der Interessen der Ortsge- meinde, Windkraftanlagen auf ihrem Gemein- degebiet zu ermöglichen, und der Ergebnisse der Umweltprüfung hinsichtlich der Wirkungen

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auf die historische Kulturlandschaft kommt der Verbandsgemeinderat zu dem Schluss, dass die Belange des Landschaftsschutzes stärker zu gewichten sind. Dies auch vor dem Hinter- grund, dass der Flächennutzungsplanentwurf zwei Vorrangflächen für die Windenergie vor- sieht und weitere Weißflächen die Errichtung von Windenergieanlagen grundsätzlich zulas- sen. Mit der vorhandenen Flächenkulisse wird damit nach Auffassung des Verbandsgemein- derates der Windenergie substanziell ver- schafft.

II. Der Gemeinde Nußbaum steht ein Recht auf angemessene Berücksichtigung ihrer Planungsvorstellungen Kenntnisnahme und ihrer Belange im Rahmen der Abwägung gemäß § 1 Abs. 7 BauGB gegenüber der Verbandsgemein- de zu. III. In § 67 Abs. 2 S. 1 GO Rheinland-Pfalz wird den Verbandsgemeinden gemäß § 203 Abs. 2 BauGB die Kenntnisnahme Flächennutzungsplanung übertragen. IV. Gemäß der Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz (U. v. 02.02.2005 - 8 A Kenntnisnahme 11771/04, NVwZ-RR 2005, 647, 648) ist die Vorschrift des § 67 Abs. 2 GO Rheinland-Pfalz mit der ge- meindlichen Selbstverwaltungsgarantie des Art. 28 GG grundsätzlich vereinbar. Das Gericht (a.a.O.) gibt jedoch Folgendes zu bedenken: „Die gesetzlich® Übertragung der Flächennut- zungsplanung auf die Verbandsgemeinde führt dazu, dass die Kompetenz für die Flächennutzungsplanung in vollem Umfang der Verbandsgemeinde zusteht. Allerdings muss die Verbandsgemeinde bei der Aufstel- lung des Flächennutzungsplans das Abwägungsgebot § 1 Abs. 7 BauGB beachten. Bei der ihr obliegen- den Abwägung der betroffenen Belange ist den Planungsvorstellungen der einzelnen Ortsgemeinden ein besonderes Gewicht beizulegen. Dieses Recht der Ortsgemeinde auf angemessene Berücksichtigung ihrer Planungsvorstellungen und ihrer Belange kann durch eine die Planungsabsichten der Ortsgemeinde missachtende Flächennutzungsplanung verletzt werden, so dass die Klägerin aus diesem Grund klagebe- fugt nach § 42 Abs. 2 VwGO ist." V. Damit hat das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz klargestellt, dass dem Recht der Verbandsgemein- Kenntnisnahme de auf Durchführung der Flächennutzungsplanung ein Recht der Ortsgemeinde darauf korrespondiert, dass ihre Planungsvorstellungen von der Verbandsgemeinde im Rahmen der Abwägung mit hervorgeho- benem Gewicht berücksichtigt werden sollen. Auf Recht auf hiervorgehobene Berücksichtigung der ge- meindlichen Belange der Ortsgemeinde kann sich auch die Ortsgemeinde im Rahmen des § 42 Abs. 2 VwGO auch in einem möglichen Rechtsbehelfsverfahren berufen. VI. Neben diesen Anforderungen an die besondere Berücksichtigung der Interessen der Ortsgemeinden im Kenntnisnahme

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Rahmen der bauleitplanerischen Abwägung stellt die Konzentrationszonenplanung für Windenergieanla- gen folgende weitere rechtliche Anforderungen an die Verbandsgemeinde: VII. Zur Feinsteuerung der Windenergienutzung im Gemeindegebiet können Gemeinden im Rahmen der Flä- Kenntnisnahme chennutzungsplanung nach § 5 i.V.m. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB grundsätzlich Konzentrationszonen für die Nutzung der Windenergie mit Ausschlusswirkung festsetzen. Eine rechtsverbindliche Ausweisung von Konzentrationsflächen zur Windenergienutzung in einem Flächennutzungsplan führt gem. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB dazu, dass der Errichtung von WEA außerhalb der Konzentrationszonen in der Regel öffentliche Belange entgegenstehen.

VIII. Auf Grund der strikten Rechtsfolge des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB erfordert die Ausweisung von Konzent- Kenntnisnahme rationsflächen für Windenergjenutzung mit Ausschlusswirkung allerdings eine sachgerechte Abwägung der öffentlichen und privaten Belange bei der Festlegung von Konzentrationsflächen für Windenergienutzung sowie der Flächen, die hierfür nicht in Betracht kommen (§ 1 Abs. 7 BauGB). Die Anforderungen an die Abwägung wiederum machen eine flächendeckende Überprüfung des gesamten Planungsgebietes not- wendig, die in einem schlüssigen Plankonzept zum Ausdruck kommen muss, dass sich auf den gesamten Außenbereich erstreckt (vgl. BVerwG, Urteil vom 13.03.2003 -4 C 3/02 -juris. Rn. 19). IX. In der aktuellen Rechtsprechung haben sich inzwischen besondere Anforderungen an eine Konzentrati- Kenntnisnahme onsflächenplanung für Windenergjeanlagen und das dazu anzuwendende Planungskonzept durchgesetzt. Dieses Planungskonzept fordert ein stufenweises Vorgehen. Wörtlich formuliert das BVerwG die Anforde- rungen an das stufenweise Vorgehen des Plangebers wie folgt (BVerwG, U. v. 13.12.2012 -4 CN 1/11 -zit. n. juris - Rn. 9 ff.; aktuell: OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 06.02.2018 - 8 C 11527/17 -juris, Rn. 74): „In einem Arbeitsschritt sind diejenigen Bereiche als Tabuzonen zu ermitteln, die für die Nutzung der Windenergie nicht zur Verfügung stehen. Die Tabuzonen lassen sich in harte und weiche untergliedern. Der Begriff der harten Tabuzonen dient der Kennzeichnung von Gemeindegebietsteilen, die für eine Windenergienutzung, aus welchen Gründen auch immer, nicht in Betracht kommen, mithin für eine Windenergienutzung schlechthin ungeeignet sind, mit dem Begriff der weichen Tabuzonen werden Bereiche des Gemeindege- bietes erfasst, in denen nach dem Willen der Gemeinde aus unterschiedlichen Gründen die Errichtung von Windenergieanlagen „von vornherein" ausgeschlossen werden „soll". X. Nach Abzug der harten und weichen Tabuzonen verbleiben die Potenzialflächen. Diese sind in einem Kenntnisnahme nächsten Arbeitsschritt bezogen auf die jeweilige Fläche zu den auf dieser Fläche konkurrierenden Nut- zungen in Beziehung zu setzen. Es müssen die öffentlichen Belange, die gegen die Ausweisung eines Landschaftsraumes als Konzentrationszone sprechen, mit dem Anliegen abgewogen werden, der Wind- energienutzung an geeigneten Standorten eine Chance zu geben (so: OVG Berlin-Brandenburg, U. v. 24.02.2011 - 2 A 2/09-juris, Rn. 40). XI. Die so ermittelte Flächenkulisse ist in einem letzten Arbeitsschritt dann noch daraufhin zu überprüfen, ob Kenntnisnahme der Windenergie „substanziell Raum" im Planungsgebiet verschafft wurde (BVerwG, U. v. 13.12.2012 - 4 CN 1/11 - juris, Rn. 18). Ist dies nicht der Fall, ist insbesondere die Potentialflächenanalyse und Bewertung

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noch einmal auf den Prüfstand zu stellen und daraufhin zu überprüfen, ob durch andere Bewertung der Windenergie substantiell Raum geschaffen werden kann. XII. Überwiegend wird inzwischen vertreten, dem Verhältnis zwischen der Größe der im Regionalplan darge- Kenntnisnahme stellten Konzentrationsfläche und der Größe derjenigen Potenzialflächen, die sich nach Abzug der harten Tabuzonen ergibt, ein entscheidendes Gewicht zukommt (so: OVG Berlin-Brandenburg, U. v. 24.02.2011 - 2 A 2/09; nicht beanstandet von: BVerwG, U. v. 13.12.2012 -4 CN 1/11 -juris, Rn. 19). XIII. Auch, wenn es auf konkrete Prozentzahlen im Sinne eines „Schwellenwertes" nicht ankommen kann, so Kenntnisnahme hat doch das OVG Nordrhein-Westfalen (U. v. 22.09.2015 - 10 D 82/13.NE) in Anlehnung an die Recht- Grundlage für die Beurteilung, ob der Wind- sprechung des VG Hannover vom 24.11.201 1 - 4 A 4927/09 - ausgeführt, der Windenergie dann substan- energie substanziell verschafft wurde, sind die tiell Raum verschafft werde, wenn die ausgewiesene 10 % der der die der Tabuzonen übrig Es spricht Vorgaben des Landes Rheinland-Pfalz. Im insoweit von einem „Anhaltswert". Es sind keine Gründe ersichtlich, die gegen die vorgenannte Annahme Kapitel 5.2.1 des aktuellen LEP IV ist folgender sprechen. Zugleich sprach das OVG NRW in dem genannten Urteil (a.a.O., Rn. 85) davon, der dort er- Grundsatz (G 163 a) enthalten: „Um einen reichte Wert von „lediglich 3,4 %" sei „sehr niedrig" und erreiche „nicht ansatzweise" den genannten Wert substanziellen Beitrag zur Stromerzeugung zu von 10 %. ermöglichen, sollen zwei Prozent der Fläche des Landes Rheinland-Pfalz für die Windener- gienutzung bereitgestellt werden. Die Regio- nen des Landes leisten hierzu entsprechend ihrer natürlichen Voraussetzungen einen antei- ligen Beitrag“. Die genannte Größenordnung von 10 % ist für die Beurteilung der vorliegen- den Planung nicht relevant. XIV. Ursprünglich war die hier vorgeschlagene Fläche als Eignungsfläche benannt, da weder harte noch weiche Kenntnisnahme Tabukriterien entgegenstehen. Jedoch wurde die Fläche - fehlerhaft -aufgrund einer angeblich erheblichen Der Verbandsgemeinderat teilt die Auffassung Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, hier historische Kulturlandschaft „Sobernheimer Talweitung", im der Ortsgemeinde Nußbaum nicht. Die Abwä- Rahmen der Potentialflächenanalyse gestrichen. Dieser Entscheidung liegt eine fehlerhafte Abwägung der gung ist auf Grundlage von entsprechenden zu berücksichtigenden Belange zugrunde. Sie verkennt schon den rechtlichen Ausgangspunkt der abzu- Prüfungen erfolgt. wägenden Belange, der im Folgenden dargestellt wird: XV. Vorliegend sind das öffentliche Interesse an der Nutzung von erneuerbaren Energien gemäß § 1 Abs. 6 Kenntnisnahme Nr. 7 f) BauGB einerseits und das Interesse an der Erhaltung des Landschaftsbildes der historischen Kul- Wir bereits unter Punkt I dargelegt teilt der turlandschaft gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 5 BauGB andererseits untereinander und gegeneinander abzuwägen. Verbandsgemeinderat die Auffassung nicht, Weiterhin ist im Rahmen der Abwägung gemäß § 1 Abs. 7 BauGB hier auch das besondere Gewicht zu dass die Belange der Ortsgemeinde Nußbaum beachten, dass den Belangen der Ortsgemeinde Nußbaum und ihren Planungsvorstellungen dadurch im nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Gegenzug zukommt, dass sie durch § 67 Abs. 2 GemO von der Flächennutzungsplanung ausgeschlossen ist. XVI. Gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 5 BauGB ist bei der Aufstellung der Bauleitpläne, neben diversen anderen öffentli- Kenntnisnahme chen Belangen, auch das Landschaftsbild zu berücksichtigen. Die Gestaltung des Landschaftsbildes be- Hinweis: Die nachfolgenden Punkte der Stel- deutet, dass bei der Bauleitplanung die naturgegebene Lage in Betracht zu ziehen ist und dass das Ge- lungnahme sind identisch mit der Einwendung

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samtbild der Landschaft nicht zerrissen und der Übergang der Bebauung zur freien Landschaft entspre- von Innogy SE, vertreten durch Dombert chend gestaltet wird (Söfker/Runkel in: Ernst/Zinkahn/Bielenberg, BauGB, § 1, Rn. 137). Rechtsanwälte. Es wird deshalb auf die Abwä- gung auf den Seiten 44 bis 55 (Punkte XV. – LV.) verwiesen XVII. Hier ist davon auszugeben, dass die VG dem Schutz der historischen Kulturlandschaft schon generell ei- nen zu hohen Stellenwert eingeräumt und die im Außenbereich gerade privilegierte Windenergie unrecht- mäßig in der Abwägung zurückgesetzt hat, in dem sie schon auf Flächennutzungsplanebene eine Betrach- tung durchgeführt hat, welche die rechtlichen Maßstäbe verkennt und auf dieser Ebene verfehlt ist, weil sie ihrer Natur nach in das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren gehört: XVIII. Im Ergebnis wurde mit einer Art „Musterplanung" pauschal versucht, eine Landschaftsbildbeeinträchtigung der historischen Kulturlandschaft zu überprüfen; dabei wurde jedoch nicht berücksichtigt, dass im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens diverse Möglichkeiten zur Verfügung stehen, die Landschaftsbildbeeinträchtigung zu minimieren. Die Landschaftsbildbeeinträchtigung lässt sich nicht pauschal „berechnen", sondern hängt von den konkreten Gegebenheiten des Einzelfalls ab, die erst im Genehmigungsverfahren feststehen. XIX. Hinzu kommt, dass das Vorhaben nicht innerhalb der historischen Kulturlandschaft verwirklicht wird, son- dern außerhalb. XX. Eine solch massive Gewichtung des Landschaftsbildschutzes im Rahmen der Flächennutzungsplanung bei der Potentialflächenanalyse ist schon dem Grundsatz nach verfehlt: Die VG beachtet erstens nicht, dass allein die Ausweisung einer Konzentrationszone für Windenergie noch nicht über die Zulässigkeit der einzelnen WEA entscheidet und damit auch selbst zu keiner Einschränkung führt. Die Frage der Zulässig- keit ist eine Frage des Einzelfalls, welche die Genehmigungsbehörde im immissionsschutzrechtlichen Ge- nehmigungsverfahren gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 2 BlmSchG zu prüfen hat. Ist die Genehmigungsbehörde der Auffassung, die WEA in ihren individuellen Eigenschaften, wie Höhe, Anlagentyp etc. verunstalte das Landschaftsbild, so kann diese die Genehmigung versagen. Für diese Sichtweise spricht auch, dass an- sonsten § 35 Abs. 3 Nr. 5 BauGB als funktionslos angesehen werden müsste. Dort ist es gerade aus bau- planungsrechtlicher Sicht der Genehmigungsbehörde vorbehalten zu entscheiden, ob eine WEA im Einzel- fall dem Schutz des Landschaftsbildes entgegensteht. XXI. Auch die in der Rechtsprechung entwickelten Grundsätze zur zulässigen Wirkung von WEA auf das Land- schaftsbild gehen davon aus, dass es sich bei dieser Beurteilung um eine Frage des Genehmigungsver- fahrens handelt (vgl. BVerwG 13.11.1996- 4 B210.96 - BauR 1997, 444; BVerwG 15.10.2001 - 4 B 69.01 - BauR 2002, 1052). Keinesfalls wird hier darauf abgestellt, dass der Plangeber durch seine Entscheidung zur Ausweisung oder Ablehnung von Eignungsflächen bereits eine Vorentscheidung getroffen hätte. XXII. Im Übrigen ist dies auch die Rechtsauffassung, zu welcher das Fachgutachten zur Konkretisierung der landesweit historischen Kulturlandschaften gelangte. Das Gutachten wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz in Auftrag gegeben. In dem Gutachten wurde, zum Zwecke des Schutzes bestimmter historischer Kulturlandschaften, eine Einstufung der Wertigkeit der

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verschiedenen Landschaften vorgenommen. Landschaften der Bewertungsstufe 1 und 2 sollten einen be- sonderen Schutz genießen und von WEA freigehalten werden. Landschaften anderer Stufen, wie es die hier gegenständliche ist (Stufe 3), sollen durch eine 5.000 m Pufferzone geschützt werden. Innerhalb die- ser Pufferzone soll eine vertiefte Einzelfallprüfung im Rahmen des Genehmigungsverfahrens erfolgen (Sei- te 80). Weshalb der Plangeber sich über diesen Schutzmechanismus ohne ersichtliche Gründe hinwegsetzt, ist nicht nachvollziehbar. XXIII. Hi nzu kommt, dass sich zum Schutz des Landschaftsbildes „gegen" die Errichtung von Windenergieanla- gen im Rahmen des § 35 Abs. 3 Nr. 5 BauGB eine inzwischen gefestigte Linie der Rechtsprechung her- ausgebildet hat, die als äußerst restriktiv bezeichnet werden muss und die der Plangeber bisher ohne Rechtfertigung in ihr Gegenteil verkehrt. So heißt es etwa beim VGH Baden-Württemberg, U. v. 28.09.2011 - 88 1947/11 wörtlich: „§ 35 Abs. 3. S. 1 Nr. 5 Alt. 6 BauGB bewahrt das Orts- und Land- schaftsbild eines nicht förmlich geschützten Landschaftsteils nicht vor Veränderung, sondern nur vor Verunstaltung. Eine Verunstaltung setzt voraus, dass Bauvorhaben dem Orts- oder Landschaftsbild in ästhetischer Hinsicht grob unangemessen ist und auch von einem für ästhetische Eindruck offenen Be- trachter als belastend empfunden wird (...). Maßgeblich ist, ob der Anblick des Vorhabens bei einem nicht unbeträchtlichen, in durchschnittlichem Maße für ästhetische Eindrücke aufgeschlossenen Teil der Be- trachter nachhaltigen Protest auslöst..." Und weiter heißt es in der genannten Entscheidung: „Aus der technischen Neuartigkeit einer Anlage und ihrer dadurch bedingten optischen Gewöhnungsbedürftigkeit sieh eine Verunstaltung allerdings allein nicht ableiten; das gilt auch, wenn eine im Außenbereich privile- gierte Anlage angesichts ihrer Größe markant in Erscheinung tritt." Es muss sich demnach um einen „be- sonders groben" Eingriff in das Landschaftsbild handeln. Dies ist nach den Umständen des jeweiligen Ein- zelfalls zu beurteilen. XXIV. II. Zur Abwägung im Einzelfall anhand der dargestellten Maßstäbe Gemessen an diesen rechtlichen Vorgaben ist die Fläche „Auf dem Zollstock" hier als Konzentrationszone auszuweisen, um Abwägungsfehlern zu entgehen und der Windenergienutzung substantiell Raum zu schaffen, wie dies zwingend für eine rechtmäßige Abwägung ist. Belange des Schutzes der historischen Kulturlandschaft stehen dem nicht entgegen. Für eine Ausweisung sprechen folgende Erwägungen: XXV. Rechtlich maßgeblich für die zutreffende Beurteilung der Beeinträchtigung eine historische Kulturlandschaft sind zunächst - allein - die Gründe, weswegen diese eine speziellen Schutz genießt. XXVI. Um eine - gar erhebliche - Beeinträchtigung der historischen Kulturlandschaft festzustellen, muss deshalb zunächst überprüft werden, was Schutzobjekt ist, das vor einer möglichen Beeinträchtigung bewahrt wer- den muss. Dies ist durch die Verbandsgemeinde bisher nicht ansatzweise ausreichend geschehen - soweit das Schutzobjekt gleichwohl definiert wurde, widerspricht dem die letztlich vorgenommene Prüfung bzw. Abwägung durch die Verbandsgemeinde. XXVII. Gemäß Seite 50 des Fachgutachtens „Konkretisierung der landesweit bedeutsamen historischen Kultur- landschaften zur Festlegung, Begründung und Darstellung von Ausschlussflächen und Restriktionen für den Ausbau der Windenergienutzung (Z163d)" ist für die Gesamtwertung und Begründung der Qualität der

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Sobernheimer Talweitung (Nr. 8.1.3) und ihre Bewertung mit Stufe 3 Folgendes maßgebend: „Noch von flächenhaft verbreiteten, tradierten Nutzungen und bedeutenden Kulturdenkmalen geprägter, weniger mar- kanter Talabschnitt der Nahe mit deutlichen Merkmalen des Landschaftswandels." XXVIII. Schon hier fällt auf, dass bei der Bewertung der Qualität der historischen Kulturlandschaft Einschränkun- gen gemacht werden. Zunächst handelt es sich demnach um einen „weniger markanten" Talabschnitt, der noch dazu „mit deutlichen Merkmalen des Landschaftswandels" versehen sei. Mithin sind für die Einord- nung und die Qualität des Landschaftsbestandteiles vor allem die flächenhaft verbreiteten, „tradierten Nut- zungen" und bedeutenden Kulturdenkmale maßgeblich. Die entsprechende Passage wird auch im Um- weltbericht zur sachlichen Teilfortschreibung des Flächennutzungsplanes „Windenergie" der Verbandsge- meinde, der Gegenstand der Auslegung ist, auf Seite 34 zitiert. XXIX. Die von der Verbandsgemeinde angewandte Methodik und auch die durchgeführte Abwägung zeigen je- doch, dass die VG sich bisher dieses Prüfungsgegenstandes offensichtlich noch nicht in ausreichender Weise bewusst gewesen ist. Dies macht die Abwägung unschlüssig und damit auch rechtswidrig. XXX. Die VG hat zunächst gemäß Punkt 4.2 des Umweltberichts (S. 36 ff.) Sichtbarkeitsanalysen durchgeführt. Diese sind jedoch von vornherein ungeeignet, um die mögliche Beein- trächtigung von Kulturdenkmalen und damit die daraus möglicherweise folgende Beeinträchtigung der historischen Kulturlandschaft darzutun, die vor allem durch ihre Kulturdenkmale geprägt wird. Denn in der Rechtsprechung ist - einhellig - entschieden, die bloße gemeinsame Sichtbarkeit von Windenergieanlagen und Kulturdenkmalen nichts über eine mögliche - gar erhebliche - Beeinträchtigung des Kulturdenkmals in seinem Umgebungsschutzanspruch aussagt. XXXI. Ge mäß § 13 Abs. 1 S. 3 DSchG Rheinland-Pfalz darf in der Umgebung eines unbeweglichen Kulturdenk- mals eine bauliche Anlage nur mit Genehmigung errichtet, verändert oder beseitigt werden. Die Rechtspre- chung mehrerer Bundesländer hat jedoch - in auf Rheinland-Pfalz übertragbarer Weise - entschieden, dass eine bloße gemeinsame Sichtbarkeit von Denkmal und zu errichtendem Bauwerk nicht dazu führt, dass das hinzutretende Bauwerk (hier: Windenergieanlagen) zur denkmalrechtlichen Unzulässigkeit führte. Dass ein Denkmal gemeinsam mit der zu errichtenden Windenergieanlage gesehen werden kann, ist dem- nach rechtlich als solches irrelevant. Dies ergibt sich etwa aus einer Entscheidung des Oberverwaltungsge- richts Mecklenburg-Vorpommern (B. v. 16.04.2014 - 3 M 29/14 - zitiert nach juris, Rn. 22): „Allein, dass der Anblick des Denkmals als Objekt aus irgendeiner Perspektive nur noch eingeschränkt möglich ist oder dieses nur noch zusammen mit einer veränderten Umgebung wahrgenommen werden kann, reicht nicht aus. Der Umgebungsschutz eines Denkmals verlangt nicht, sich neue Vorhaben in der Umgebung eines Denkmals völlig an dieses anpassen müssten oder anderenfalls zu unterbleiben hätten. Sie müssen sieh aber in dem Sinn© an dem Denkmal messen lassen, sie es nicht gleichsam erdrücken, verdrängen und es an der gebotenen Achtung gegenüber den im Denkmal verkörperten Werten fehlen dürfen." Das OVG Nordrhein-Westfalen (U. v. 08.03.2012 - 10 A 2037/11 - zitiert nach juris, Rn. 68) hat darüber hinaus ent- schieden, dass das denkmalrechtliche Erscheinungsbild nicht zu verwechseln sei mit dem „bloßen - unge- störten - Anblick des Denkmals als Objekt." Weiter wörtlich: „Dieser Anblick allein wäre nach den Zielset-

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zungen des Denkmalschutzgesetzes kaum schutzwürdig. Seine Beeinträchtigung könnte Eingriffe in die Eigentumsrechte Dritter nicht rechtfertigen." Ebenso entschieden hat auch das OVG Hamburg, wenn es feststellt (OVG Hamburg, B. v. 25.09.2014-2 Bs 164/14-zitiert nach juris, Rn. 11); „Ob Bauvorhaben in der Umgebung eines Baudenkmals zu dessen wesentlicher Beeinträchtigung führen, hängt von der Art des Denkmals, den Gründen seiner Unterschutzstellung und den historischen Bebauungszusammenhängen ab." XXXII. Führt jedoch die bloße gemeinsame Sichtbarkeit von Kulturdenkmalen und Windenergieanlagen nicht gleichsam zu deren erheblicher Beeinträchtigung (und damit zur Unzulässigkeit der Windenergieanlage), können im Umkehrschluss auch Sichtbarkeitsanalysen - wie die hier im Umweltbericht vorgenommene - kein tragendes Argument für die Nichtausweisung von Konzentrationszonen sein, wenn die Schutzwürdig- keit der historischen Kulturlandschaft (wie hier) vor allem auf der Raumwirkung historischer Kulturdenkmale beruht, wie dies in dem oben zitierten Fachgutachten für die Sobernheimer Talweitung dargestellt wird. XXXIII. Gegen die Durchführung der Sichtbarkeitsanalyse (vgl. Umweltbericht, S. 36, Punkt 4.2) bestehen noch weitere fachliche sowie rechtlich durchgreifende Bedenken: Die Beurteilung einer Landschaftsbildbeein- trächtigung entzieht sich mathematischen Formeln. Ob das Landschaftsbild beeinträchtigt, erheblich beein- trächtigt oder - wie für die Unzulässigkeit von Windenergieanlagen zu fordern - gar „verunstaltet" wird, kann nicht das Ergebnis der Durchführung von mathematischen Berechnungen sein. Es ist - jedenfalls auf Ebe- ne der Flächennutzungsplanung - etwa nicht entscheidend, von wie viel Prozent der gesamten historischen Kulturlandschaft innerhalb des Verbandsgemeindegebietes ein Sichtbezug zu den geplanten Anlagen be- steht, sondern entscheidend ist vielmehr, wie die qualitative Beeinträchtigung ausfällt. Dies ist eine Frage, die - gerade im Bereich des Landschaftsbildschutzes - von den konkreten Gegebenheiten (Standort, Anlagentyp, Anlagenhöhe) im immissionsrechtlichen Genehmigungsverfahren abhängt. Sie sollte - wie dies im Übrigen auch im oben zitierten Fachgutachten ausdrücklich empfohlen wird (Fachgutachten, S. 80) im immissionsrechtlichen Genehmigungsverfahren beantwortet werden. Wörtlich heißt es dort: „In einem Puf- ferbereich bis 5.000 m um die Ausschlussflächen innerhalb der Flächenkulisse der historischen Kulturland- schaften soll die potentiell® Sichtbeziehung durch eine geplante Windkraftanlage im Rahmen eines anla- genbezogenen Genehmigungsverfahrens gezielt und vertieft geprüft werden (Einzelfallprüfung)." Denn nur im immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren kann im Hinblick auf konkrete Beeinträchtigun- gen an einem bestimmten Standort auch mit entsprechenden Maßnahmen (Standortverschiebung, Anla- gentypänderung, Anlagenhöhenänderung) gegengesteuert werden. Wird jedoch - wie hier durch die VG - der Landschaftsbildschutz sowie der Schutz der historischen Kulturlandschaft auf Ebene des Flächennut- zungsplanes verlagert, werden Flächen ausgeschlossen, die für die Windenergienutzung zur Verfügung stehen könnten. Damit wird zugleich dem Gebot der substantiellen Raumverschaffung - ohne Not - schon an dieser Stelle nicht hinreichend Geltung verschafft. XXXIV. Auc h gegen die vorgenommenen Visualisierungen als Bestandteile des Umweltberichtes bestehen durch- greifende fachliche sowie rechtliche Bedenken. Sie sind nicht geeignet, Flächen aufgrund eines Land- schaftsbildschutzes einer historischen Kulturlandschaft schon auf Flächennutzungsplanebene auszu-

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schließen. Es droht auch hier eine evident rechtswidrige Planung. XXXV. Schon die Auswahl der Visualisierungs-/Fotostandorte in Anlage 2 des Umweltberichtes ist offensichtlich ungeeignet, um eine Landschaftsbildbeeinträchtigung der historischen Kulturlandschaft durch geplante Windenergieanlagen im Gebiet „Auf dem Zollstock" zu prüfen und fachlich haltbar zu begründen. Eine fachliche Rechtfertigung für die Wahl der Fotostandorte ist weder ersichtlich noch vorhanden. Grund der besonderen Unterschutzstellung als historische Kulturlandschaft Sobernheimer Talweitung sind - wie oben zitiert - die tradierte Nutzung sowie die historischen Kulturdenkmale. XXXVI. Die VG hat jedoch bisher in ihren Visualisierungen zwei Standpunkte gewählt, die jeweils in der Nähe von Kurhäusern innerhalb der historischen Kulturlandschaft liegen. Dies betrifft zum einen den Standpunkt an der Nahe, Nähe Kurhaus Dhonau sowie den Standort an der K20, südlich Kurhaus Maasberg mit Blickrich- tung nach Norden zur Eignungsfläche Nr. 3 „Auf dem Zollstock" hin. XXXVII. Zur Begründung der Wahl der Visualisierungsstandorte heißt es dann in dem Abwägungsprotokoll aus der Niederschrift des Verbandsgemeinderates vom 13. März 2018 auf Seite 37 zur Begründung: „Aus Sieht des Verbandsgemeinderates stellen neben dem Freilichtmuseum und dem Barfußpfad (von beiden Punk- ten sind die potentiellen Windenergieanlagen nicht oder nur vernachlässigbar sichtbar) insbesondere die Kurhotels besondere Hotspots für den Tourismus dar ... der auf die für den Tourismus wichtigen Kurhäuser ist somit aus Sicht des Verbandsgemeinderates vertretbar und notwendig." XXXVIII. Dies trägt aus mehreren Gründen nicht: Zunächst ist die VG offensichtlich davon ausgegangen, die touris- tische Bedeutung der Kurhäuser es rechtfertigt, zwei Visualisierungsstandorte in der Nähe eben jener Kurhäuser zu wählen. Bedeutsamer Faktor für die Bewertung der historischen Kulturlandschaft und deren Beeinträchtigung ist jedoch nicht, inwieweit die Visualisierungsstandorte von touristischer Bedeutung sind, sondern die Visualisierung soll dazu dienen, die erhebliche Beeinträchtigung bzw. Verunstaltung des Landschaftsbildes in diesem Landschaftsraum zu verdeutlichen, dessen Schutzwürdigkeit, wie schon mehrfach dargelegt, vor allem aus der Integration von Kulturdenkmalen und der tradierten Landnutzung resultiert. Inwiefern die Visualisierungen auch und gerade diesem Zweck Rechnung tragen bzw. die Standortwahl diese Zwecke berücksichtigt hat, geht aus den vorliegenden Unterlagen nicht ausreichend hervor. XXXIX. Die Wahl der Visualisierungsstandorte ist mithin - ausgerichtet an der touristischen Nutzung - mit Blick auf den eigentlichen Schutzgegenstand verfehlt und macht den Ausschluss der Fläche „Auf dem Zollstock" rechtswidrig, da sich offenbar der Verbandsgemeinderat bisher über den eigentlich maßgeblichen Gegen- stand, anhand dessen eine Beeinträchtigung zu prüfen ist, nicht ausreichend klar gewesen ist. Dies ist jedoch ein beachtlicher Fehler bei der Zusammenstellung des Abwägungsmaterials, der zu einem beachtli- chen Abwägungsfehler gemäß § 1 Abs.7 BauGB führt. Es geht hier nicht um die Beeinträchtigung des Tourismus, sondern um die behauptete Beeinträchtigung einer historischen Kulturlandschaft und der dafür maßgeblichen Faktoren. XL. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass die Eignungsfläche „Auf dem Zollstock" außerhalb der historischen Kulturlandschaft liegt. Für das Denkmalrecht wurde jedoch entschieden, dass nicht der Blick vom Denkmal

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aus auf die Umgebung, sondern der Blick und die Blickbeziehungen aus der Umgebung auf das Denkmal schutzwürdig und Maßstab der Beurteilung sein soll. So heißt es beim OVG Nordrhein-Westfalen (OVG NRW, U. v. 12.02.2013 - 8 A 96/12 -zitiert nach juris, Rn. 29) wörtlich: „Insbesondere das Denkmalrecht nicht den Blick aus Denkmal, sondern allenfalls auf das Denkmal." Überträgt man diese Erwägungen auf das Recht des Schutzes historischer Kulturlandschaften, so spricht auch diesbezüglich gegen die gewähl- ten Visualisierungsstandorte, dass diese innerhalb der historischen Kulturlandschaft liegen und aus dieser heraus auf die zu errichtenden Windenergieanlagen gerichtet sind. Auch dies führt dazu, dass die vorge- nommenen Visualisierungen für die Beurteilung einer Verunstaltung des Landschaftsbildes oder einer er- heblichen Beeinträchtigung der historischen Kulturlandschaft nicht geeignet sind. XLI. Schließlich hat die Ortsgemeinde Nußbaum mit Mail vom 20.03.2017 schon zu der hier gegenständlichen Thematik Stellung genommen. Die Ortsgemeinde hatte in Abstimmung dem Unterneh- men Innogy SE schon vor mehr als einem Jahr eine realistische Windpark-Konfiguration zugrunde gelegt und kam dabei hinsichtlich der Fernwirkung der geplanten Windenergieanlagenstandorte von den jeweiligen Kurhäusern - wenn man diese Visualisierungspunkte (entgegen dem oben Gesagten) einmal vergleichshalber als maßgeblich für die Beurteilung zugrunde legen wollte - zu folgendem Ergebnis: Vom Kurhaus Maasberg ist der Windpark nicht sichtbar. Betreffend das Kurhaus Dhonau gilt, dass der Windpark nur von dem exportierten Parkplatz bei den Holzhäusern oberhalb des Kurhauses sichtbar wäre, wie die Visualisierung zeigte, die die Ortsgemeinde Nußbaum schon mit Stellungnahme vom 20.03.2017 eingereicht hat. XLII. Hier wird jedoch ein grundsätzliches Problem sichtbar: In der Abwägung der Stellungnahmen aus der Ver- bandsgemeinderatssitzung vom 13.03.2018, S. 36, heißt es, die Visualisierungen eine „mögliche Standort- planung" darstellen, die nach den allgemeinen Kriterien „für eine entsprechende Planung" ermittelt worden ist. Dabei wird jedoch - wie die vorgelegten Visualisierungen gezeigt haben - eines außer Acht gelassen: Die mögliche Beeinträchtigung einer historischen Kulturlandschaft ist massiv von der jeweiligen Standortwahl abhängig. So können auch schon kleinere Standortverschiebungen oder Änderun- gen des Anlagentyps zu einer deutlichen Absenkung (respektive Erhöhung) der Landschaftsbildbeeinträch- tigung führen. Diesem „Dilemma" kann die VG als Plangeber nur dadurch entgehen, dass sie - wie auch im zitierten Fachgutachten vorgeschlagen - diese Frage innerhalb der Umgebungspuffer zur historischen Kul- turlandschaft dem immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren überantwortet und die Flächen zunächst als Eignungsgebiet ausweisen. XLIII. Nach alledem vermag auch die Begründung zur Streichung der Eignungsfläche 03 auf Seite 41 des Um- weltberichtes nicht zu tragen: a) Soweit zur Begründung auf die unterschiedlichen „Sichtbarkeitsprozentsätze" abgestellt wird, wurde oben schon darauf hingewiesen, dass die Frage der Beeinträchtigung einer historischen Kulturlandschaft nicht mittels einer mathematischen Gleichung zu lösen ist, sondern einer einzelfallbezogenen Prüfung mit entsprechenden Verminderungsmaßnahmen im immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren zu lösen ist.

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b) Sofern weiter ausgeführt wird, es gebe „deutliche Sichtbeziehungen von den teilweise historischen Kur- häusern", ist oben darauf hingewiesen worden, dass es nicht allein um die Frage der Sichtbeziehungen geht, da der Schutz der historischen Kulturlandschaft - ebenso wie der Denkmalschutz - keine völlige Frei- haltung aller Sichtachsen fordert, sondern eine Prüfung, ob die historische Kulturlandschaft durch die Sichtbeziehungen „verunstaltet" wird. Damit verfehlt die Abwägung der VG schon den rechtlichen Ausgangspunkt der Prüfung. Dasselbe gilt, soweit die VG weiterhin auf den Erholungsanspruch der Kur- häuser abstellt - dieser ist nicht Gegenstand des historischen Kulturlandschaftsschutzes; dort geht es um die Erhaltung der historischen Kulturdenkmale sowie die tradierte Nutzung der Landschaft. Nach alledem kann auch die von der VG gezogene Schlussfolgerung, die Fläche müsse zur Vermeidung von erheblichen Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes und Erholungseignung aus der Planung genommen werden, hier nicht nachvollzogen werden. Insoweit verbleibt es auch hinsichtlich der Betroffenheit der Nahe selbst als „Mittelpunkt der historischen Kulturlandschaft" bei einer bloßen Behauptung. Auf Seite 41 des Umwelt- berichtes heißt es dazu wörtlich: „Dabei sind neben den Kurhäusern auch die zentralen Bereiche der histo- rischen Kulturlandschaft unmittelbar entlang der Nahe und damit in Bereichen mit einer hohen Erholungs- eignung und kultureller Bedeutung betroffen." Konkrete Nachweise für diese angebliche Betroffenheit feh- len jedoch. Inwiefern aus den Visualisierungen eine Betroffenheit der Kurhäuser oder der Nahe hinsichtlich ihrer kulturellen Bedeutung oder der Erholungseignung hervorgeht, bleibt im Dunkeln und wird auch nicht weiter begründet, sondern lediglich durch die VG behauptet. XLIV. Neben der Tatsache, dass der Schutz historischer Kulturlandschaften der Ausweisung der Eignungsfläche Nr. 3 „Auf dem Zollstock" nicht entgegensteht, sprechen darüber hinaus weitere Erwägungen gerade für Ausweisung als Eignungsfläche. Diese sind in der Abwägung mit dem Schutz historischer Kulturlandschaf- ten bisher nicht ansatzweise in ausreichender Form berücksichtigt worden; das Abwägungsergebnis ist deshalb von einer Abwägungsdisproportionalität zu Lasten der Windenergienutzung gekennzeichnet, was zu seiner Rechtswidrigkeit führt: a) Zunächst ist zu berücksichtigen, der hier zur Darstellung als Eignungsgebiet beantragte Standort „Auf dem Zollstock" mindestens das Potenzial für vier Windenergieanlagen der 3-MW-Klasse bietet. Nach Ziel 163 G des LEP IV, 3. Fortschreibung (Gesetz- und Verordnungsblatt Rheinland- Pfalz, Nr. 11 2017, S. 170) dürfen einzelne Windenergieanlagen nur an solchen Standorten errichtet werden, an denen der Bau von mindestens drei Anlagen im räumlichen Verbund planungsrechtlich möglich ist. Die hiermit gewallte und favorisierte Konzentration von Windenergieanlagen ermöglicht der hier zur Darstellung beantragte Standort „Auf dem Zollstock". b) Hinzu kommt, die Fläche artenschutzrechtlich bereits mehrfach untersucht wurde und keine genehmi- gungsrelevanten Probleme in artenschutzrechtljcher Hinsicht ausweist. c) Schließlich können auch Zuwegung und Kabeltrasse sehr gut entlang der vorhandenen Waldwege ge- führt werden. Diese sind schon sehr gut ausgebaut. So wird der mit der Errichtung der Windenergieanla- gen verbundene Eingriff auf das unabdingbare Minimum begrenzt. d) Auch die Planungssituation spricht schließlich für die Fläche „Auf dem Zollstock": Neben der hier doku-

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mentierten Absicht der Gemeinde Nußbaum, Windenergienutzung zu ermöglichen, die mit gesteigertem Gewicht in die Abwägung gemäß § 1 Abs. 7 BauGB einzustellen ist, wie oben gezeigt, kommt ergänzend hinzu, dass in der Nachbarverbandsgemeinde Rüdesheim die gegenwärtig einzig favorisierte Fläche für die Errichtung von Windenergieanlagen ebenfalls „Auf dem Zollstock" in der Gemarkung Waldböckelheim liegt und so eine sinnvolle Konzentration auch über Gemeindegrenzen hinweg gewährleistet werden würde. e) Schließlich sprechen auch weitere infrastrukturelle Gründe für eine Darstellung der beantragten Fläche „Auf dem Zollstock". So ist etwa das Umspannwerk in Monzingen nur ca. 2 km entfernt. Nach alledem sprechen die überwiegenden Gründe für eine Ausweisung als Konzentrationszone. Wie oben gezeigt steht der Schutz der historischen Kulturlandschaft der Darstellung des Gebietes nicht entgegen. XLV. Im Ergebnis verschafft der derzeitige Entwurf des sachlichen Teilflächennutzungsplanes „Windenergie" der Windenergienutzung nicht Raum, wie dies von der Rechtsprechung regelmäßig gefordert wird (siehe oben). Es bedarf dafür jedenfalls der Darstellung der hier beantragten Fläche „Auf dem Zollstock". XLVI. In der Planbegründung auf Seite 34 ff. heißt es unter dem Punkt „Substantielle Raumverschaffung", das vom Verbandsgemeindegebiet Bad Sobernheim mit einer Flächengröße von insgesamt 17.361 ha im Teil- plan Wind insgesamt 164 ha und damit 0,94 % als Windkonzentrationszonen dargestellt werden. Die Plan- begründung führt dazu auf S. 34 aus, das Verbandsgemeindegebiet sei insbesondere aus Gründen des Natur- und Artenschutzes „besonders ungünstig". Es habe sich nach Ermittlung des artenschutzrechtlichen Konfliktpotenzials gezeigt, dass aufgrund der hohen Dichte an windkraftsensiblen Vogelarten für Teile der im Raumordnungsplan ausgewiesenen Vorrangflächen die Nutzung der Windenergie eingeschränkt sei. Auf einigen Flächen bestehe weiterer Untersuchungsbedarf. Darüber hinaus stehe der Schutz der histori- schen Kulturlandschaft einer weitreichenden Ausweisung von zusätzlichen Sonderbauflächen entgegen. Wörtlich heißt es sodann in der Begründung: „Unter Beachtung der besonderen Bedingungen und Schutz- würdigkeit des Planungszeitraumes können Flächen für die Windenergie auf gut 0,9 % der Gesamtfläche der Verbandsgemeinde ausgewiesen werden. Aufgrund der strukturellen Bedingungen kann bei dieser Größe davon ausgegangen werden, der Flächennutzungsplan der Windenergie substantiell Raum ver- schafft." XLVII. Hinsichtlich der substantiellen Raumverschaffung hat das Bundesverwaltungsgericht anerkannt, dass dem Verhältnis der Konzentrationsflächen im Vergleich zu den Potenzialflächen eine „gewisse Indizwirkung" beigemessen wird. Demnach gilt, je geringer der Anteil der ausgewiesenen Konzentrationsfläche ist, ge- wichtiger die gegen eine weitere Ausweisung von Vorranggebieten sprechenden Gesichtspunkte sein müssen, damit es sich nicht um eine unzulässige „Feigenblattplanung" handelt (BVerwG, U.v. 13.12.2012- 4CN 1/12-zitiert nach juris, Rn. 18 ff.). XLVIII. Legt man dies zugrunde, besteht hier ein auffälliges Missverhältnis zwischen dem Umfang der ermittelten Potenzialflächen und dem Umfang der letztlich festgelegten Konzentrationszonen, dem Indizwirkung für die Annahme einer bloßen Verhinderungsplanung zugesprochen werden muss. Wie sich aus der Planbegrün- dung ergibt, beträgt der Anteil der Konzentrationsflächen im Vergleich zum gesamten Verbandsgemeinde- gebiet 0,94 %. Dieser Prozentsatz ist gemessen an den Vorgaben der Rechtsprechung - äußerst gering.

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Dabei verkennt die Gemeinde Nußbaum nicht, dass isolierte Prozent- und Größenangaben für die Frage, ob der Windenergienutzung substantiell Raum verschafft wird, letztlich nicht ausschlaggebend sind. Jedoch muss der Prozentzahl insofern Indizwirkung zugemessen werden, als dass die Geringfügigkeit der Anzahl ausgewiesener Konzentrationsfläche erhebliche Anforderungen an die gegen die Windenergienut- zung sprechenden Gründe stellt, damit nicht von einer „Feigenblattplanung" gesprochen werden muss. Dass hier derart gewichtige Gründe, die fehlende Ausweisung weiterer Flächen - wie der Potenzialfläche Nr. 3 „Auf dem Zollstock" - tragen würde, davon ist wie oben gezeigt nicht auszugeben. Es wurde oben vielmehr ausführlich dargelegt, dass der Schutz der historischen Kulturlandschaft „Unteres Nahetal", ins- besondere Sobernheimer Talwejtung, der Darstellung einer Windkonzentrationszone „Auf dem Zollstock" nicht entgegensteht. Auf unsere obigen Ausführungen nehmen wir an dieser Stelle Bezug. Es ist demnach Aufgabe des Plangebers, hier der Verbandsgemeinde, das Auswahlkonzept und insbesondere auch die Potenzialflächenanalyse und Abwägung noch einmal zu überprüfen und im Ergebnis eine andere Abwä- gung zu treffen und die Fläche „Auf dem Zollstock" auszuweisen, wenn die VG feststellt, dass der Wind- energienutzung anderenfalls - wie hier - nicht substantiell Raum gegeben werden kann. Schließlich reicht auch die bloße Berufung auf den Schutz des Landschaftsbildes und der historischen Kulturlandschaft nicht aus, um besondere Gesichtspunkte zu rechtfertigen, wann die Verbandsgemeinde hier an einer Auswei- sung weiterer Windenergieflächen gehindert wäre. Wie wir in dieser Stellungnahme gezeigt haben, ist ge- rade das Gegenteil der Fall und dem Ausweisungsantrag für Eignungsfläche Nr. 3 ist nach alledem zu folgen. Ansonsten droht der Flächennutzungsplan schon deshalb zu scheitern, weil er der Windenergienut- zung nicht substantiell Raum im Verbandsgemeindegebiet verschafft. Dies kann weder im Interesse der Verbandsgemeinde sein, noch ist es im Interesse der Ortsgemeinde Nußbaum. XLIX. Beschlussvorschlag : Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und Abstimmungsergebnis: abgewogen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen weitergeführt. Ja: 15 Nein: 4 Enth. 2

6 Landesamt für Geologie und Bergbau 23.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung

I. Bergbau I Altbergbau: Kenntnisnahme Die Prüfung der hier vorhandenen Unterlagen. ergab, dass die Geltungsbereiche der Fortschreibung des Es wird seitens des LfGB festgestellt, dass Flächennutzungsplanes der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim; sachlicher Teilflächennutzungsplan kein aktueller Bergbau unter Bergaufsicht 'Windenergie'' wie folgt vom historischen oder aktuellen Bergbau betroffen sind.: erfolgt. Die Empfehlung zur Einbeziehung Nr. 1: Pferdsfeld: eines Baugrundberaters bzw. Geotechnikers Die ausgewiesene Fläche wird von den Bergwerksfeldern "Nahetal'' (Steinkohle), ''Michelsgrube" (Mangan) zu einer objektbezogenen Baugrunduntersu- sowie 11 Römerthal" (Eisen) überdeckt. Das Bergrecht für das Bergwerksfeld ''Nahetal'' wird vom·Land chung sowie der Hinweis auf die einschlägigen

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Rheinland-Pfalz, vertreten durch ·das LGB1 aufrechterhalten. In Bezug auf das aufrechterhaltene Bergrecht DIN-Normen wurde in die Begründung bereits liegen von Seiten der Rectinhaber.in zurzeit keine Planungen vor. aufgenommen. Das Bergrecht für die Bergwerksfelder "Michelsgrube" und "Römerthal" ist bereits·erloschen. Aktuelle Kenntnisse übe die letzten Eigentümerinnen liegen hier nicht vor. Aus den vorhandenen Unterlagen für die Bergwerkfelder "Nahetal" sowie ''Michelsgrube'' geht hervor, dass im Planungsbereich kein Altbergbau dokumentiert ist. Über tatsächlich erfolgten Abbau in dem Bergwerksfeld "Römerthal" liegen unserer Behörde keine Doku- mentationen oder Hinweise vor. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Unterlagen zu den Berg- werksfeldern "Michelsgrube" und "Nahetal nicht vollständig sind. Nr. 8: Bärweiler/Lauschied: Die Prüfung der hier vorhandenen Unterlagen ergab, dass im Bereich der angefragten Fläche kein Alt- bergbau dokumentiert ist. Nr. 9: Bärweiler/: · Im Bereich des in Rede stehenden Gebietes ist kein Altbergbau dokumentiert. Eine ältere topographische Karte sowie das Digitale Geländemodell enthalten jedoch Hinweise auf·einen Steinbruch im nordwestlichen Teil des Plangebietes Weitere Informationen liegen uns hierzu allerdings nicht vor. Allgemeine Hinweise: In den in Rede stehenden Gebieten erfolgt kein aktueller Bergbau unter Bergaµfsicht. Bitte beachten Sie, dass unsere Unterlagen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, da grundsätzlich die Möglichkeit besteht, dass nicht dokumentierter historischer Bergbau stattgefunden haben kann, Unterla- gen im Laufe der Zeit nicht überliefert wurden bzw. durch Brände oder Kriege verloren gingen. Wir empfeh- len bei den geplanten Bauvorhaben die Einbeziehung eines Baugrundberaters bzw. Geotechnikers zu ob- jektbezogenen Baugrunduntersuchungen. II. Landeserdbebendienst Kenntnisnahme Das LGB geht inzwischen in allen Verfahren im Rahmen der Träger öffentlicher Belange, in denen Wind- Gemäß dem Kartenviewer des Landesamtes energieanlagen (WEA) geplant sind, von einem Mindestabstand von 3 km zwischen WEA und Erdbeben- für Geologie und Bergbau messstationen aus, auch wenn es bereits vorhandene WEA innerhalb der Schutzradien gibt. Zwischen·3 (http://mapclient.lgb- und 5 km·behält sich der Landeserdbebendienst eine Einzelfallprüfung vor. Die Erdbebenmessstatio- rlp.de/?app=lgb&view_id=13) befindet sich im nen·dürfen·durch den Betrieb der Windkraftanlagen nicht so wesentlich beeinträchtigt werden, dass sie ihre Bereich Alteburg eine Erdbebenmessstation, Funktion nicht mehr hinreichend erfüllen können deren 3 – 5 km Puffer (Einzelfallprüfung) in die Die vom Landeserdbebendienst Rheinland-Pfalz auf der Gemarkung Pferdsfeld betriebene Erdbebenmess- Randbereiche der im Regionalplan ausgewie- station (Kürzel ABH geogr. Breite: 49,8797,·geogr. Länge: 7,5467) ist daher vor relevanten Störbeiträgen senen Vorrangfläche Pferdsfeld hineinreicht. durch WEA zu schützen. Es handelt sich dabei um induziert Frequenzen beim Vielfachen des Flügelharmo- Der geringste Abstand der im FNP dargestell- nischen (ca. 1,8 und 3 bis 4 Hz). Die Stärke der Amplitude korreliert dabei·mit der Rotationsgeschwindigkeit ten Sonderbaufläche beträgt ca. 4,8 km. Auf- der WEA. So·werden mit ansteigender Rotationsgeschwindigkeit im Frequenzspektrum diskrete Frequen- grund der vorliegenden Genehmigung für ins- zen·angeregt, die vermutlich Turbineninduziert sind. Bisherige Auswertungen zeigen einen Anstieg des gesamt 7 Windenergieanlagen innerhalb die-

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Rauchniveaus mit·zunehmender Windgeschwindigkeit bei den sogenannten Leistungsdichtespektren. ser Vorrangfläche geht der Planungsträger Da es sich bei der Station ABH um eine der empfindlichsten Messstation in Rheinland-Pfalz handelt, kann davon aus, dass die Belange des Landesam- bei der Errichtung neuer Windkraftanlagen ein Unterschreiten eines Abstandes von 5 km aus Sicht des tes für Geologie und Bergbau im immissi- Landeserdbebendienst Rheinland-Pfalz nicht akzeptiert werden. Die Sonderbauflächen für Windenergie onsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren unterschreiten den Abstand · von 5 km im nordwestlichen Bereich, daher ist die Fläche zu reduzieren. berücksichtigt wurden. Eine Reduzierung der Vorrangfläche erschient vor dem Hintergrund der nur geringen Flächenüberschneidung so- wie von bereits genehmigten Windenergiean- lagen nicht erforderlich. III. Boden und Baugrund. Kenntnisnahme Allgemeine Hinweise vor·Umsetzung der späteren immissionsschutzrechtlichen Genehmigung von Wind- Hinweise auf die einschlägigen DIN-Normen energieanlagen: wurde in die Begründung bereits aufgenom- Nach unseren geologischen Informationen stehen im Bereich der Planflächen voraussichtlich oberflächen- men. nah Sedimentgesteine des Rotliegend an. Diese setzen sich vorwiegend aus einer Wechselfolge von Ton-, Silt- und Sandsteinen zusammen. Weiter können bereichsweise·vulkanische Einschaltungen vorkommen. Insbesondere die Ton- und Schluffsteine sind für ihre Rutschungs- und Wasserempfindlichkeit bekannt. Aufgrund der genannten Gegebenheiten empfehlen wir dringend jeweils die Erstellung eines Baugrundgut- achtens einschließlich der Prüfung der Hangstabilität. Bei Eingriffen den Baugrund sind. grundsätzlich die einschlägigen Regelwerke (u.a. DIN 4020, DIN EN 1997-1 und 2, DIN 1054) zu berücksichtigen. Bei allen Bodenarbeiten sind die Vorgaben der DIN 19731 und der DIN 18915 zu berücksichtigen. IV. - min eralische Rohstoffe: Kenntnisnahme Wie wir schon mehrfach in unseren Stellungnahmen (4.4.201·(Az.: 340-0015- 04N7) und 153.2017 Auf die Überschneidung mit einem Vorbe- (Ai.: 3240-0015-04N8)) ausgeführt haben, kommt ·es im Bereich des Plangebietes·Nr. 8 laut gülti- haltsgebiet für die Rohstoffsicherung wurde gem RROP zu einer Überschneidung mit einem Vorbehaltsgebiet für die Rohstoffsicherung. bereits in der Stellungnahme vom 15.03.2017 In diesem Bereich hat die Sicherung der Rohstoffvorkommen besonderes Gewicht und darf nicht durch hingewiesen, die in der Sitzung des Ver- andere Nutzung·auf Dauer ausgeschlossen oder beeinträchtigt werden. bandsgemeinderates am 13.03.2018 bereits In Bezug auf die Errichtung· von Windenergieanlagen Im Bereich von Rohstoffsicherungsflächen sind wir vorgetragen und abgewogen wurde. Neue der Auffassung, dass die prinzipielle Möglichkeit der Rohstoffgewinnung stark beeinträchtigt, wenn nicht gar Belange, Hinweise oder Anregungen werden infolge weitergehender Regelungen in Verbindung mit der Errichtung der Anlagen (z.B.· Freihaltezonen um zu diesem Thema nicht vorgebracht. die Anlagen, immissionsschutzbedingte Abstandsregelungen, Freileitungen: Zuwegungen, Betriebscontai- ner, landespflegerische Festsetzungen, o..ä., Repowering) dauerhaft verhindert . wird: Aus diesen Gründen können wir die Überplanung ·von Rohstoffsicherungsflächen durch Standorte für Windenergieanlagen nicht befürworten. Wir bitten um Berücksichtigung bei der weiteren Planung. Beschlussvorschlag: Abstimmungsergebnis: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und abgewogen, eine

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Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen weitergeführt. Ja: 14 Nein: 6 Enth. 1

7 Ortsgemeinde 26.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. Der VG-Rat hat in seiner Sitzung am 13. März über die eingegangenen Stellungnahmen gern. § 3 Abs. 2 Kenntnisnahme BauGB beraten und beschlossen. Bis heute liegt der Ortsgemeinde ein Bescheid über den Beschluss der Abwägung des Inhaltes der Stellungnahme offiziell leider nicht vor. Ich musste sie mir aus der Vorlage zur VG-Ratssitzung rauskopieren II. Stadtbürgermeister Michael Greiner hat bei dem v.g. Beschluss mitgewirkt. Da die Stadt Bad Sobernheim Nicht Bestandteil der bauleitplanerischen Ab- aber im Endergebnis des Verfahrens einen unmittelbaren, großen finanziellen Vorteil durch den Bau von wägung. Windkraftanlagen haben wird, hätte Herr Greiner m. E. gem. § 22 GemO von der Beratung und Beschluss- fassung ausgeschlossen werden müssen. Der Flächennutzungsplan ist in diesem Falle die Rechtsgrundla- ge. Die Aufstellung eines verbindlichen Bauleitplanes zum Bau von Windkraftanagen ist nicht beabsichtigt. III. In der Stellungnahme zur Offenlegung des Flächennutzungsplanes in der Zeit vom 17.02.2017 bis einschl. Das Thema Vergabe ist nicht im Rahmen der 21.03.2017 habe ich die Frage gestellt, ob dem Büro Gutschker und Dongus überhaupt der Planungsauf- des Bauleitplanverfahrens und der Abwägung trag hätte übertragen werden dürfen, zumal dieses Büro in gleicher Angelegenheit für den Projektentwickler zu behandeln. JuWi tätig war und dessen Rechtsnachfolger, die Windpark Pferdsfeld GmbH & Co.KG in Pferdsfeld 7 Windkraftanlagen errichten möchte. Die Antwort auf diese Frage steht noch immer aus. IV. Im Zusammenhang mit der Vergabe des Auftrages an das Büro Gutschker und Dongus hat es keinen Das Thema Vergabe ist nicht im Rahmen der Wettbewerb unter gleichartigen Büros durch die VG-Verwaltung gegeben. Die Vergabeordnung schreibt Abwägung zu behandeln. dies aber dringend vor. Es kann ja nicht sein, dass Sie sich zurückziehen auf Ihre Aussage, das Büro Gut- schker und Dongus arbeitet in der Region. Zur Bearbeitung des Flächennutzungsplanes, hat dieses Büro seine Erkenntnisse, die es für den vorigen Auftraggeber JUWI gewonnen hat, zugrunde gelegt. Und diese sind, wie es sich längst herausgestellt hat, in hohem Maße falsche Erkenntnisse. V. Ich verweise zu v.g. Punkt auf die authentischen faunistischen und avifaunistischen Erhebungen, eine wah- Die Vorkommen von Rotmilan und Schwarz- re Fleißarbeit, der Bl GegenWindPferdsfeld und deren Stellungnahem zur 4. Offenlegung des Flächennut- storch sind bekannt und gutachterlich belegt. zungsplanes und auf das Gutachten des unabhängigen Gutachterbüros MILVUS, das von der Kreisverwal- Der Verbandsgemeinderat folgt bei der arten- tung beauftragt und auch honoriert wurde. Die v.g. Stellungnahmen und Gutachten liegen Ihnen vor. Und schutzrechtlichen Beurteilung den vorhande- des Weiteren verweise ich auch auf die Stellungnahme des NABU Rheinland-Pfalz vom 15.06.2016, in der nen Gutachten sowie dem Genehmigungsbe- die Referentin Cosima Lindemann die Existenz von Horsten der Rotmilane und des Schwarzstorches be- scheid für 7 Windenergieanlagen vom stätigt (sie hat sich vor Ort selbst ein Bild verschafft). Sie spricht über den Standort Pferdsfeld als einem 24.04.2017. Demnach können artenschutz- „sensiblen Bereich, für den die Windkraft abzulehnen sei“. Die Stellungnahme liegt Ihnen ebenfalls vor. rechtliche Konflikte bei Durchführung geeigne- ter Maßnahmen vermieden werden. VI. Sie machen sich in der Begründung zur Verfahrensabwicklung des Flächennutzungsplanes die immissions- Die Widersprüche gegen die Genehmigung rechtliche Genehmigung der Kreisverwaltung zugunsten der Firma Windpark Pferdsfeld GmbH & Co. KG sind dem Verbandsgemeinderat bekannt. An

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zu Eigen und gehen gleichfalls davon aus, dass diese Genehmigung bereits in trockenen Tüchern sei. Sie der Ausweisung der Vorrangfläche als Sonder- wissen sehr wohl, dass es zu dieser Genehmigung eine sehr hohe Anzahl von Widersprüchen gibt. Der baufläche und Weißfläche wird dennoch fest- Kreisrechtsausschuss wird sich mit diesen Widersprüchen auseinandersetzen müssen. Da die Antragstel- gehalten, da kein grundsätzlich neuen Er- lerin gegen die eigene Genehmigung in der Widerspruchsführerin und vertreten durch Herrn Rechtsanwalt kenntnisse in Bezug auf den Artenschutz vor- Armin Brauns, wurde seitens der Kreisverwaltung Akteneinsicht gegeben. Dabei wurde unzweifelhaft fest- liegen. gestellt, die Genehmigung wurde haarscharf knapp erteilt, hätte gleichermaßen auch eine Ablehnung sein können. Deshalb ist die Genehmigung der 7 Anlagen, die Sie als vollendete Tatsache in die weitere Bear- beitung der Flächennutzungsplan-Fortschreibung einbeziehen, ein Schnellschuss. VII. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens für die 7 Windkraftanlagen hat der NABU Rheinland-Pfalz der Die Stellungnahme des Nabu wird zur Kenntnis Kreisverwaltung eine Stellungnahme übergeben, die ich Ihnen als Anlage beifüge. In dieser Stellungnah- genommen, die Einschätzung des Natur- me, auf die ich im Einzelnen nicht eingehen muss, das überlasse ich Ihnen, hat der anerkannte Natur- schutzverbandes allerdings nicht geteilt. schutzverband am Schluss formuliert: „Der Windpark Pferdsfeld ist somit nicht mit dem Artenschutz verein- bar und eine Genehmigung wird vom NABU Rheinland-Pfalz abgelehnt“. Ich bitte Sie, diese Stellungnahme des NABU in die neuerliche Abwägung der Stellungnahme zum Flächennutzungsplan einzubeziehen. VIII. Es ist also ein gewaltiger Trugschluss, wenn Sie in Ihrer Abwägung der Stellungnahme der Ortsgemeinde Zur Beurteilung der Fläche wurden alle verfüg- zur frühzeitigen Beteiligung davon ausgehen, dass artenschutzrechtliche Konflikte vermieden werden kön- baren und auch älteren Daten und Grundlagen nen. Das Büro Gutschker & Dongus nimmt in seinen eigenen Ausführungen Bezug auf Gutachten aus dem ausgewertet und bei der Beurteilung berück- Jahre 2014 und früher. Das ist ein Hohn, denn die sind längst nicht mehr zeitgemäß. Und die Arbeit der Bl sichtigt. Diese Vorgehensweise ist angemes- GegenWind gering zu schätzen ist schlicht unverschämt. Es hat sich nämlich ergeben, dass die arten- sen und wird von Gerichten auch gefordert schutzrechtlichen Erhebungen der BI durch das unabhängige Büro MILVUS fast voll umfänglich bestätigt (OVG Rheinland-Pfalz, Urteil 1C10414/14.OVG wurden. vom 29.01.2015). IX. Befremdlich ist für mich, dass der westliche Teil der Vorrangfläche „weiterhin vertiefenden artenschutz- Aufgrund der im Regionalplan ausgewiesenen rechtlichen Prüfungen und Auflagen unterliegt und weiterhin als Weißfläche dargestellt wird“, wie sie es in Vorrangfläche, wird der Bereich als Weißfläche der Abwägung zum VG-Ratsbeschluss vom 13.03.2018 formulieren. Diese Fläche ist doch längst tabu, dargestellt. Damit wird dem § 1 Abs. 4 gefolgt aufgrund der Rotmilan-Vorkommnisse in Richtung Hoxmühle. Und die Firma JUWI hatte frühzeitig auf eine und der Flächennutzungsplan den Zielen der weitere Projektentwicklung dort verzichtet. Diese sog. Weißfläche ist längst erledigt, muss also aus dem Raumordnung angepasst, ohne die arten- Vorranggebietsstatus herausgenommen werden. schutzrechtlichen Konflikte außer Acht zu las- sen. X. Eine Abwägung bzw. eine Stellungnahme ist nicht erfolgt zum Abschnitt der Stellungnahme der Ortsge- Die im Gutachten von MILVUS nachgewiese- meinde, nämlich bzgl. der Diskrepanzen, wieso das sogenannte Fachgutachterbüro zu einem anderen Er- nen Brutplätze von Rotmilanen und Schwarz- gebnis im Hinblick auf die Anzahl der Rotmilanhorste kommt, als die BI. (Die Bestätigung der BI- storch decken sich mit den vorangegangenen Ergebnisse erfolgte durch MILVUS.) Gutschker & Dongus bezeichnet es als „zufällige Momentaufnahme, Nachweisen, die durch das Büro BFL vorgelegt die die Ergebnisse der faunistischen Gutachten substanziell nicht entkräftet können.“ Liebe Leute von Gut- wurden. Eine Diskrepanz kann hier nicht fest- schker, Sie stehen da im fachlichen Konflikt mit dem unabhängigen Büro MILVUS. Sie müssen daraus Ihre gestellt werden. Lehren ziehen. XI. Über weitere artenschutzrechtliche Belange, etwa die Fledermausvorkommen gehe ich nicht weiter ein. Artenschutzrechtliche Konflikte können bei Nur so viel: Auf der einen Seite kommen Sie zum Ergebnis, dass ein wertvoller Funktionsraum für teilweise Fledermäusen i.d.R. durch die Festsetzung von

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kollisionsgefährdete Fledermäuse vorliegt. Und dann folgt ein eklatanter Widerspruch, nämlich, „dass durch Abschaltzeiten und deren Anpassung durch ein Festsetzung von Maßnahmen Konflikte weitestgehend ausgeschlossen werden können“. Wie soll denn das Höhenmonitoring nach Errichtung der Wind- passieren, frage ich Sie. energieanlagen vermieden werden. In der Ge- nehmigung vom 24.04.2017 wurden entspre- chende Festsetzungen getroffen. XII. Was das Orts- und Landschaftsbild, sowie die Erholungseignung und deren Erfassung und Bewertung an- Im Rahmen der Regionalplanung wurde der belangt, sind Sie auf der falschen Spur. Wie können Sie denn nur von Vorbelastungen des Raumes Pferds- Standort als Vorrangfläche ausgewiesen. Gem. feld sprechen, dessen Ermittlung nach Auffassung des VG-Rates „umfassend geschehen sei“. Was § 1 Abs. 4 BauGB ist der Bauleitplan diesem haben Sie denn den VG-Ratsmitgliedern da in den Mund gelegt. Sie gehen von Sichtachsen aus, die sich Ziel anzupassen. Darüber hinaus wurde im vom Disibodenberg aus orientieren. Von dort ist Pferdsfeld natürlich (noch) nicht wahrzunehmen. Was Kul- Rahmen der Umweltprüfung gezeigt, dass mit turlandschaft und Landschaftsbild anbelangt, verweise ich auf die Ausführungen von Herrn Michael Post, den Windenergieanlagen am Standort Pferds- die Ihnen ja vorliegen. Es wäre ratsam, sich daran zu orientieren. feld, keine erheblichen Beeinträchtigungen der historischen Kulturlandschaft, die eine Redu- zierung oder Herausnahme der Fläche aus der Planung rechtfertigen würde, verbunden sind. XIII. Eine falsche Bewertung, und das weiß ein jeder, der sich in Pferdsfeld auskennt, legen Sie zugrunde bei Die Windhöffigkeit wurde als weiches Kriterium der Windhöffigkeit, die Sie als „weiches Kriterium“ in die Planung eingestellt haben. Sie orientieren sich in die Planung eingestellt. Dabei wurden Berei- nach dem Windatlas Rheinland-Pfalz. Der Raumordnungsplan (ROP) spricht von mindestens 5,5 m/s die che mit einer Windgeschwindigkeit von unter ein Windpark erreichen sollte, damit die Anlagen auch wirtschaftlich arbeiten können. Das ist in Pferdsfeld 5,5 m/sec bei 100 m über Grund ausgeschlos- nicht möglich. Die Firma JuWi hatte seinerzeit ein Jahr lang per eigenes aufgestelltem Mast die Windver- sen. Dieser Wert orientiert sich an dem Min- hältnisse gemessen und kam, so wird jedenfalls erzählt, (keiner hat das Messergebnis bisher gesehen, destwert aus dem aktuellen ROP Rheinhessen- außer die JuWi-Leute selbst) auf lediglich 5,3 m/s. Diese Angabe entspricht der Info einer für die Betriebs- Nahe. In dem ROP Rheinhessen-Nahe wird die führung sämtlicher Windkraftanlagen in der Region zuständigen Person, unserem BI-Vorstandsmitglied Eignungsfläche 1 als Vorranggebiet Nr. 15 Bernd Hoss gegenüber. Und dieses Ergebnis bewertete selbst dieser Fachmann als einen für eine Ge- (Bad Sobernheim – Pferdsfeld) ausgewiesen, nehmigungsgrundlage völlig unzureichenden Wert. Dafür, dass dieses Ergebnis nur in etwa stimmen kann, wobei die Windhöffigkeit bei der Ausweisung spricht, dass ein auch von VG-Bürgermeister Rolf Kehl einst favorisierter Bürgerwindpark Pferdsfeld, von eine zentrale Bedeutung eingenommen hat der Energiedienstleistungsgesellschaft (EDG), Herrn Zeis, deshalb nicht zustande kam, weil die Windhö- (ROP Rheinhessen-Nahe 2014, S. 98 - 101). ffigkeit unter dem Faktor 5 gelegen hat. Daraufhin wurde dieses Buch geschlossen. Die Unwirtschaftlichkeit Die Prüfung der Windhöffigkeit erfolgte somit der Anlagen ist vorprogrammiert, denn es wird die Konsequenz sein aus den vielen Abschaltungen das bereits auf einer übergeordneten Planungs- ganze Jahr über, bei Vogelzug und der Erntezeit, bei Starkwinden etc. Ich bitte Herrn Kehl, dem Büro Gut- ebene. Zudem entsprechen diese Daten dem schker & Dongus gegenüber und auch dem Verbandsgemeinderat die Werte der EDG zu bestätigen. Es „Windatlas Rheinland-Pfalz“ (MWKEL, 2013), wäre doch sehr verwerflich, die Windräder würden gebaut werden, im Wissen, dass sie ohnehin keine Er- welcher der vorliegenden Planung als Grundla- träge produzieren. Das könnte niemand auf der Welt verstehen. In den Antragsunterlagen legt der Projek- ge dient. tierer übrigens den Wert aus dem Windatlas zugrunde, nämlich 6,2 m/s. Es muss an die tatsächlichen Ge- gebenheiten angepasst werden. XIV. Für die unter Denkmalschutz stehende Evangelische Kirche in Eckweiler wurde von Ihnen zwar eine Ab- Wie in der Stellungnahme beschrieben, wurde wägung vorgenommen, Das Ergebnis ist aber untauglich dafür, diesem Gotteshaus und seiner Bedeutung die Kirche in Eckweiler in der Planung und

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in der heutigen Zeit und vor allem in der Zukunft Rechnung zu tragen. 400 Meter Abstand zum nächstgele- Abwägung berücksichtigt. Der Verbandsge- genen Windrad wird unter dem Gesichtspunkt von Lärm, Infraschall und Schattenschlag automatisch die meinderat nimmt die Auffassung des Einwen- Türen dieser Kirche schließen. Da werden künftig keine Veranstaltungen (Gottesdienste, Besichtigungen, ders zur Kenntnis und begrüßt ausdrücklich die Lesungen, Konzerte,..) mehr sein können. Ein großes Stück lieb gewonnener Kultur wird verloren gehen. kulturellen Aktivitäten. Die Meinung, dass mit Der Abstandsregelung ist im Übrigen in der Zwischenzeit überholt auch unter dem Gesichtspunkt der neu- den Anlagen diese Aktivitäten nicht mehr mög- en TA-Lärm. lich sind, wird aber nicht geteilt und ist aufgrund der Entfernung der Windenergieanlagen von über 500 m zur Kirche Eckweiler auch nicht zu erwarten. XV. Ein neues Schallmessverfahren für Windräder ist in Kraft und Sie haben es in keiner Weise berücksichtigt Die Berücksichtigung und Anwendung der Be- in all Ihren bisherigen Ausführungen. Das Verwaltungsgericht in Düsseldorf hat bereits ein erstes Urteil urteilungs- und Bewertungsgrundlagen bezüg- gefällt und die „rückwirkende“ Anwendungspflicht der neuen Hinweise und des „Interimsverfahrens“ ange- lich der Schallimmissionen erfolgt im Genehmi- nommen (Az.: 28 L 3809/17 vom 25.09.2017). Nach der neuen TA-Lärms sind also auch die bisherigen gungsverfahren und nicht auf Ebene des Flä- Berechnungen und Genehmigungen der Schallbelastung von Windanlagen, die unter alten, nun gültigen chennutzungsplans. Kriterien der TA-Lärm bzw. der DIN ISO 9613-2 erstellt wurden, zu überprüfen und der Schutz der Wohn- bebauung zu erhöhen. XVI. Und ich bringe ihn noch einmal vor, weil er bei Ihrer Abwägung fälschlicher Weise fast keine Rolle spielte, Die Gräberfelder sind bekannt und wurden der Hinweise auf die Ausweisungen frührömisch-keltischer Gräberfelder auf dem ehemaligen Flugplatz nachrichtlich in die Planung aufgenommen. Die selbst und südlich der Kreisstraße 20, im Bereich Pferdsfeld. Sie wurden vom Landesamt für Denkmalpfle- der archäologischen Belange, die auch seitens ge, Abteilung Archäologie, kartiert und liegen Ihnen sicherlich vor. Aber gerade auch diese Bereiche wer- des Landesamtes für Denkmalpflege vorge- den überdeckt vom Vorranggebiet 17. Gleichermaßen liegt Ihnen die Stellungnahme vor von Dr. Rupp- bracht wurden, sind im Rahmen der konkreten recht, vom 09.08.2011, dem früheren Landesarchäologen, hinsichtlich der Gräberfelder und ihrer Bedeu- Baumaßnahmen zu berücksichtigen. Es wur- tung. Die gleiche Meinung die Dr. Rupprecht zum Ausdruck bringt vertritt übrigens auch seine Nachfolgerin, den entsprechende Hinweise in den Flächen- Frau Dr. Marion Witteyer nutzungsplan aufgenommen. XVII. Das Vorranggebiet liegt innerhalb des Landschaftsschutzgebietes „Hoxbach-, Ellerbach und Gräfenbachtal, Der Vorrang der Windenergie ergibt sich aus einem geschützten Gebiet, in dem es verboten ist, die Natur zu schädigen, das Landschaftsbild zu (….) dem Ziel Z 163 des Regionalplan Rheinhes- den eklatanten Widerspruch, bei der Ausweisung der Vorrangfläche und den Folgen daraus. Wenn Sie in sen-Nahe 2014. Ihrer Abwägung formulieren, „eine Abwägung ist hier nicht mehr möglich, die Belange u.a., des Land- schaftsschutzes wurden hier bereits endabgewogen“, ist die Frage erlaubt, „wieso soll die Windenergie Vorrang haben vor allen anderen Nutzungen?“ Für mich ist die Ausgangsebene eine andere. Das Land- schaftsschutzgebiet und der Gesetzgeber haben sich sicherlich dabei etwas gedacht, hat einen großen schützenden Charakter. Dem ist Rechnung zu tragen. Dann passen die Windräder dort definitiv nicht hin! XVIII. Zu Ihrer Information und zur entsprechenden Würdigung Ihrerseits: Die Kernzone im Naturpark Soonwald- Die Kernzone des Naturpark Soonwald Nahe Nahe ist festgesetzt und zu berücksichtigen. Sie reicht in ihrem Geltungsbereich an die L 230 und grenzt wurde als Ausschlussgebiet (hartes Kriterium) somit unmittelbar an die Vorrangfläche Pferdsfeld. Auch deshalb und unter dem positiven Einfluss, den die in der Planung berücksichtigt. Wie der Einwen- Kernzone auf die gesamte Region haben soll und wird, verbietet sich die Ausweisung von Flächen für die der feststellt, liegt die Vorrangfläche außerhalb Windkraft im unmittelbaren Vorfeld Zone. der Kernzone. Ein Mindestabstand ist nicht

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vorgeschrieben. XIX. Kein einziges Wort haben Sie im Rahmen Ihrer Abwägung übrig für die beiden Friedhöfe in Pferdsfeld und Auch wenn die genannten Objekte sicherlich Eckweiler, die Mahnmale für die Gefallenen der beiden Kriege und das Denkmal von Pfarrer Paul Schnei- eine historische Qualität aufweisen, unterliegen der, dem „Prediger von Buchenwald". Oder habe ich es überlesen? Die Anlagen sie keinen denkmalschützerischen Restriktio- verdienen Ehre, Respekt, Sensibilität und Pietät. Windräder tragen nicht dazu bei. Hier ist die bisher nicht nen, sodass eine Neubewertung der Planung erfolgte Abwägung nachzuholen. nicht erforderlich oder angemessen ist. Beschlussvorschlag: Abstimmungsergebnis: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und abgewogen bzw. zu- rückgewiesen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen Ja: 11 Nein: 6 Enth. 3 weitergeführt. Ratsmitglied Eckhardt hat vor der Be- schlussfassung den Sitzungssaal verlas- sen.

8 Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz 13.06.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. Allgemeine Wasserwirtschaft Kenntnisnahme Hinsichtlich der Freihaltung eines 10-m-Bereiches bei Gewässern bitten wir um entsprechende Ergän- Die Unterlagen werden nachrichtlich ergänzt. zung der Unterlagen. II. Grundwasserschutz Kenntnisnahme Die vorherigen Hinweise unserer letzten Stellungnahmen hinsichtlich der zu beachtenden Wasserschutz- gebiete in den Eignungsgebieten 8 und 9 wurden in der·nun vorgelegten aktuellen Fortschreibung aufge- nommen. Über dies Eignungsflächen hinaus wurde kein weiterer Konflikt mit zu bestehenden Wasser- schutzgebieten festgestellt. III. Abfallwirtschaft, Bodenschutz Kenntnisnahme Die in unserer Stellungnahme vom 06.04.2016 getroffenen bodenschutzrechtlichen Aussagen sind weiter- Die vorgebrachten Hinweise wurden bereits hin gültig. berücksichtigt. IV. Abschließende Beurteilung Kenntnisnahme Unter Beachtung der vorgenannten Aussagen bestehen gegen die erneute Auslegung des Flächennut- . zungsplanes aus wasserwirtschaftlicher und bodenschutzrechtlicher Sicht keine Bedenken. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

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9 Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesarchäologie 13.06.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. wir haben den von der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim am 15. II. 2017 mitgeteilten Entwurf eines Kenntnisnahme Flächennutzungsplanes, speziell die Formulierung und Erstreckung des sachlichen Teilflächennutzungs- Die Hinweise werden nachrichtlich in den Un- planes Windenergie in den Gemarkungen / Bärweiler / (3.10/Schi,AZ 610-12) im terlagen ergänzt. Dabei ist anzumerken, dass Vorgriff auf die Errichtung von Windenergieanlagen auf bekannte archäologische Fundstellen überprüft. sich die genannten Grabungsschutzgebiete In dem bezeichneten Gebiet sind nach den amtlichen Ortsakten der Denkmalfachbehörde Landesarchäo- nicht innerhalb des Geltungsbereiches des logie archäologischen Fundstellen bekannt. Zusätzlich bestehen formale Schutzinstrumente: zwei Rechts- FNP befinden. Die Umsetzung und Überwa- verordnungen "Grabungsschutzgebiete", die in den Formulierungen keine Berücksichtigung gefunden ha- chung der geforderten Maßnahmen erfolgt im ben und zwar GSG Jeckenbach und GSG Hundsbach. anschließenden immissionsschutzrechtlichen Aufgrund der archäologischen Erkenntnislage ist im Vorfeld von Baustelleneinrichtung und Errichtung der Genehmigungsverfahren. Anlagen jeweils eine geophysikalische Prospektion des Baugrundes nach archäologischen Vorgaben er- forderlich. Diese ist durch den Bauherren zu finanzieren und von einem nachweislich befähigten Dienstleis- ter durchzuführen. Die Ergebnisse sind in Karten der Katasterverwaltung maßstäblich und lagerichtig zur Darstellung zu bringen sowie die festgestellten Anomalien im Meßbild zu beschreiben und der Denkmal- fachbehörde Landesarchäologie vorzulegen. Aufgrund der Prospektionsergebnisse wird die weitere archä- ologische Begleitung der Baumaßnahmen erfolgen. Das Erfordernis von archäologischen Ausgrabungen ist in dem bezeichneten Gebiet zu erwarten. Zur Abstimmung von Lage und Erstreckung der erforderlichen Prospektionsflächen sind detaillierte Lage- pläne über die Baugruben, Leitungstrassenführungen, Zuwegungen und Baustelleneinrichtungen zu über- mitteln, die zu erwartende Bodeneingriffe darstellen.

II. Grundsätzlich ist überhaupt nur ein geringer Teil des archäologischen Bodenarchives bekannt. Deshalb Kenntnisnahme gilt: Bei Erdarbeiten muss jederzeit mit archäologischen Funden aus prähistorischer und historischen Zei- Die Umsetzung und Überwachung der gefor- ten und der Aufdeckung von archäologischen Fundstellen gerechnet werden. derten allgemeinen Maßnahmen erfolgt im Folgende Abläufe sind auch an Orten, von denen bislang keine archäologischen Fundstellen bekannt sind, Rahmen der späteren Baumaßnahmen und ist sicherzustellen: im anschließenden immissionsschutzrechtli- 1. Bei der Vergabe der vorbereitenden Baumaßnahmen (einschließlich Mutterbodenabtrag) hat der Pla- chen Genehmigungsverfahren zu konkretisie- nungsträger bzw. die Gemeindeverwaltung sowie für die späteren Erdarbeiten der Bauträger oder Bauherr ren. die ausführenden Firmen vertraglich zu verpflichten mit einem angemessenen zeitlichen Vorlauf (in der Regel von mindestens 4 Wochen) die Vorgehensweise und Terminierung der Arbeiten in Schriftform anzu- zeigen, damit diese durch die Denkmalfachbehörde Landesarchäologie überwacht werden können. 2. Die ausführenden Baufirmen sind auf die Bestimmungen des Denkmalschutzgesetzes Rheinland-Pfalz hinzuweisen. Danach ist jeder zutage kommende archäologische Fund unverzüglich zu melden, die Fund- stelle unverändert zu belassen und gegen Zerstörung zu schützen sowie die Fundstücke gegen Verlust zu sichern.

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3. Die Regelungen nach 1. und 2. entbinden Bauträger und Bauherren bzw. die entsprechenden Abtei- lungen der Verwaltung nicht von der Meldepflicht und gegebenenfalls Haftung gegenüber der Denkmal- fachbehörde Landesarchäologie. 4. Werden archäologische Fundstellen oder archäologische Funde angetroffen, ist der Denkmalfachbe- hörde Landesarchäologie ein angemessener Zeitraum einzuräumen, damit archäologische Ausgrabungen und Dokumentationen in Absprache mit den ausführenden Firmen, ordnungsgemäß und nach den Anfor- derungen moderner archäologischer Forschung durchgeführt werden können. In den Bauzeitenplänen sind entsprechende Zeiten für archäologische Arbeiten vorzusehen. Nach Umfang der notwendigen archäologi- schen Ausgrabungen und Dokumentationen sind von Seiten der Bauherren oder Bauträger finanzielle Bei- träge für die Maßnahmen erforderlich und gesetzlich vorgeschrieben. Die ungestörte Bewahrung archäolo- gischer Fundstellen hat prinzipiell Vorrang vor Ausgrabung und Dokumentation. Die Meldepflicht gegenüber der Denkmalfachbehörde Landesarchäologie gilt bereits für Bodeneingriffe zur Vorbereitung der eigentlichen Baumaßnahmen, etwa Mutterbodenabtrag. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

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Seitens der Öffentlichkeit sind folgende Stellungnahmen im Verfahren gemäß § 3 Abs. x BauGB eingegangen.

1 Bürger aus 25.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. als Eigentümer mehrerer betroffenen Grundstücksparzellen auf der sog. Limbacher Höhe möchte ich frist- gerecht folgende Stellungnahme zur erneuten öffentlichen Auslegung nach Paragraf 4a Abs. 3 BauGB des sachlichen Teilflächennutzungsplans "Windenergie" abgeben: II. Nach meiner Kenntnis zählt die auf der Gemarkung Merxheim liegende sog. Limbacher Höhe zu den wind- Kenntnisnahme höffigsten Standorten in der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim. Als Merxheimer Einwohner und als Ei- gentümer eines Großteils der dort gelegenen Grundstücke befürworte ich die Errichtung von Windenergie- anlagen (WEA) auf der Limbacher Höhe. Soweit mir bekannt wird eine Errichtung von WEA auf der Limba- cher Höhe auch von der Ortsgemeinde Merxheim befürwortet. Die durch einen Projektentwickler auf eige- ne Kosten beauftragten und vorliegenden avifaunistischen Gutachten haben nach meiner Kenntnis keine Tatbestände ergeben, die aus artenschutzrechtlichen Gründen gegen die Errichtung von WEA auf der Limbacher Höhe sprächen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass mir im Vertrauen auf die Eignung des Standortes bereits nicht unerhebliche Kosten im Zusammenhang mit der Aushandlung eines entspre- chenden, so gut wie unterschriftsreifen Vertragswerkes mit dem oben erwähnten Projektentwickler ent- standen sind.

III. Zusammenfassend bitte ich aus den angeführten guten Gründen daher -wie bereits in meiner Stellung- Das weiche Kriterium der Mindestgröße von nahme zu einer früheren Offenlage- nochmals darum, die aus meiner Sicht willkürliche und nicht nachvoll- Sonderbauflächen für die Windenergie von 30 ziehbare Vergrößerung der Mindestfläche auf 30 Hektar zurückzunehmen und stattdessen die noch mögli- ha soll nicht verändert werden. chen 15 Hektar als Mindestgröße zuzulassen und in Folge die Flächen auf der Limbacher Höhe als Son- Das zu beachtende Ziel Z 163 g des aktuellen dergebiet für die Windenergienutzung auszuweisen. LEP, dass mindestens 3 Windenergieanlagen im räumlichen Verbund planungsrechtlich möglich sein müssen, wird bei der Aufrechter- haltung des bisherigen Größenkriteriums er- füllt. Aufgrund der Topographie des Planungs- raums, das durch Steillagen und größere Waldflächen z.T. mit schwierigen Erschlie- ßungssituationen gekennzeichnet ist, sind, im Gegensatz zu flachen und landwirtschaftlich genutzten Flächen (wie z.B. in Rheinhessen), kompakte Positionierungen von mehreren WEA schwierig. Eine Verringerung der Min- destgröße erscheint damit innerhalb des Pla- nungsraumes nicht sinnvoll.

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Beschlussvorschlag: Abstimmungsergebnis: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und abgewogen bzw. zu- rückgewiesen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen Ja: 18 Nein: 0 Enth. 2 weitergeführt.

2 Bürger aus Bad Sobernheim 27.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. Vorab: Ich bin für Windkraftanlagen. Aber bitte mit Standortgerechtigkeit. Bei näherer Betrachtung, ist diese Kenntnisnahme leider nicht immer gegeben. Mit dieser Stellungnahme wende ich mich nochmals ganz entschieden gegen eine potenzielle Bebauung des Schwarzenbergs mit Windenergieanlagen (WEA). II. Es erscheint unverständlich, warum überhaupt an dortiger Stelle seitens der Verbandsgemeinde eine Son- Das Vorkommen von Rotmilanen in der Regi- derbaufläche bzw. zukünftig eine Weißfläche vorgesehen werden soll. Unter Beachtung des im Jahre 2013 on und auch im Bereich um den Schwarzen- durch das LUWG im Bereich Schwarzenberg festgestellten Rotmilans wie auch aus dem Schutzgut Land- berg ist dem Planungsträger bekannt. Zur schaftsbild muss zwingend auf die Ausweisung einer Sonderfläche bzw. einer Weißfläche verzichtet wer- Abschätzung des artenschutzrechtlichen Kon- den. Ich bin in Limbach aufgewachsen und kenne den Schwarzenberg seit über fünfzig Jahren. Der Rotmi- fliktpotenzials wurden verschiedenen Gutach- lan konnte dort schon immer mal gesichtet werden. Wenn mal keiner da war, war im Jahr später mal wieder ten, die im Rahmen der bestehenden Wind- einer da. Der Rotmilan ist relativ selten. Deshalb ist er ja geschützt. Dies sollte man beachten und daher im energieanlagen erstellt wurden ausgewertet. dortigen Bereich generell auf eine Sonderfläche, wie auch auf eine Weißfläche, verzichten. Im angrenzen- Ein zu erwartender Konflikt, der zu einem den Bereich nordwestlich und nördlich, in ca. 500 - 700 m Entfernung von den betreffenden Flächen gibt es Ausschluss der Fläche führen wurde, wurde das sogenannte Rabenköpfchen (Gemarkung Limbach) und den Atzelskopf (zu Kirschroth). Die heißen so, dabei nicht festgestellt. Da dieser aber auch weil es da schon immer ein zahlreiches Vögelvorkommen gab. Diese Argumentation ist also nicht neu er- nicht mit hinreichender Sicherheit im Bereich funden. Mit der vorgesehenen Änderung in eine Weißfläche käme es für die Bürgerinnen und Bürger zu der Weißfläche ausgeschlossen werden konn- einer Schwächung ihrer Rechtsposition. te, muss für eine Zulässigkeit von Windener- Mit der vorgesehenen Änderung in eine Weißfläche käme es für die Bürgerinnen und Bürger zu einer gieanlagen in diesem Bereich eine entspre- Schwächung ihrer Rechtsposition. Bei einer Weißfläche kann es z. B. wiederholt von interessierten Projekt- chende Unbedenklichkeit nachgewiesen wer- entwicklern zu Bauanträgen für Windkraftanlagen kommen. Falls ein Investor von seinen Planungen Ab- den. Dies erfolgt dann im immissionsschutz- stand nimmt, wird möglicherweise der nächste schon in seine Planungen einsteigen. Natürlich wird dann rechtlichen Genehmigungsverfahren. Das jeder dieser Investoren mit einem eigenen, neuen, noch aktuelleren und qualifizierteren Gutachten nachwei- Artenschutzrecht wird somit beachtet und sen, dass keine schützenswerten Vogelarten im dortigen Bereich vorhanden sind. Es muss nicht, kann aber mögliche Konflikte ausgeschlossen werden. mithin immer wieder zu neuen Planungen und Anhörungen/Stellungnahmen der Bürgerinnen und Bürger Der Ausweisung der Weißfläche stehen somit wie auch zu Verfahren kommen. keine artenschutzrechtlichen belange entge- Dies ist vermeidbar. Ich weise nochmals ausdrücklich darauf hin, dass die absolut überwältigende Mehrheit gen. der betroffenen Bürgerinnen und Bürger an dortiger Stelle, gegen Windkraftanlagen sind. Ich bitte daher, Die im Flächennutzungsplan dargestellte Son- von der Weißfläche wie auch von einer Sonderbaufläche, abzusehen. Der Verbandsgemeinderat hat auf- derbaufläche liegt innerhalb der Vorrangfläche grund der vorhandenen Sachlage die ganz legale Möglichkeit zu entscheiden, dass auf dem Schwarzenberg „Bärweiler, Lauschied – Jeckenbach, keine Windkraftanlagen errichtet werden dürfen. Diese Entscheidung kann er guten Gewissens treffen, weil und ist gem. § 1 Abs. 4 BauGB als Ziel der

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er damit geltendes Artenschutzrecht beachtet. Raumordnung in den Bauleitplan zu überneh- men. Durch die bereits bestehenden Wind- energieanlagen ist von keiner artenschutz- rechtlichen Konfliktlage auszugehen. III. Auch die weiteren bereits hinreichend bekannten Argumente wie Wasserschutzgebiete der Zonen II und III, Die Wasserschutzzonen sowie die geschützte landesweit bedeutsame Kulturhistorische Landschaft „Unteres Nahetal" (innerhalb der 5 km-Pufferzone, historische Kulturlandschaft wurden neben Stufe 3 = Hohe Bedeutung), Artenschutz (nachgewiesener Bereich für Kranichzug, wie auch andere Arten) Arten- und Naturschutz geprüft und entspre- und der gesamte Naturschutz sowie der Landschaftsschutz rechtfertigen es, nach Abwägung all dieser Um- chend beachtet. In der Gesamtbetrachtung stände auf eine Sonderfläche bzw. die geplante Weißfläche zu verzichten. und Abwägung der genannten Belange ist ein Verzicht der Eignungsflächen nicht erforder- lich. Um der Windenergie substanziell Raum zu verschaffen, sollen die Eignungsflächen bei Bärweiler und Kirschroth wie im FNP-Entwurf dargestellt ausgewiesen werden. IV. Die seitens des Gutachterbüros gefertigten Fotos am Ortseingang Kirschroth in Richtung Schwarzenberg Die Grundlage für die Betrachtung der Wir- haben leider nur einen unzureichenden Visualisierungswert, da sich die realen Dimensionen nicht immer kungen von zukünftigen Windenergieanlagen korrekt darstellen lassen. Bei allen bisher vorgebrachten Einwendungen zum Landschaftsbild wurde seitens auf die Sobernheimer Talweitung als ge- des Gutachterbüros stets die Betrachtung aus dem Blickwinkel der Sobernheimer Talweitung und den HKL schützte historische Kulturlandschaft bildet die vorgenommen. Es seien keine erheblichen Beeinträchtigungen auf das Nahetal ermittelt worden. Dies ist dritte Fortschreibung des LEP IV (Beschluss eine sehr einseitige Betrachtungsweise aus dem Blickwinkel der VG Bad Sobernheim als Auftraggeber. des Ministerrats vom 04. Juli 2017). Demnach Das Schutzgut Landschaftsbild gilt grundsätzlich und überall. So wie an manchen Orten in Rheinland-Pfalz ist die historische Kulturlandschaft „Unteres eine „Einzelverspargelung" mit Erfolg abgelehnt wird, kann auch mit Recht eine übermäßige Dominanzwir- Nahetal“ von Windenergieanlagen freizuhal- kung eines Windparks abgelehnt werden. Im direkten Sichtfeld von Limbach hat man bereits jetzt 7 Anlagen tenden und in einer Pufferzone von 5 km die (Gemarkung Bärweiler/Jeckenbach). Wenn z. B. die gleiche Anzahl dazu kommt, und zwar noch näher und Wirkungen auf die geschützte Landschaft zu höher, ist das Schutzgut Landschaftsbild sehr wohl verletzt, und zwar gewaltig. Das Hochplateau des prüfen. Daraus ergibt sich zwangsläufig der Schwarzenbergs liegt rund 100 Höhenmeter über der Ortslage von Limbach. Bei den heutigen Anlagenty- Bezug dieser Prüfung auf die das Nahetal. pen mit einer Nabenhöhe von ca. 130 -140 m, werden die Turbinen ca. 230 bis 240 m und die Spitzen der Bei der Beurteilung der Wirkungen von Wind- Rotorblätter ca. 300 Höhenmeter über der Ortslage liegen. Dies ist inakzeptabel. Inakzeptabel, weil die energieanlagen auf das allgemeine Land- Grenze des Hinnehmbaren maßlos überzogen wird. Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Limbach schaftsbild ergeben sich andere Beurteilungs- haben bereits jetzt eine deutliche Landschaftsbildminderung hinzunehmen. Wer z.B. aus Richtung Kirn nach kriterien. Limbach fährt, sieht den Limbacher Kirchturm im Hintergrund nur noch von Windrädern umzingelt. Genug ist genug. Das Schutzgut Landschaftsbild würde im dortigen Bereich vollständig gestört, weil die übermächtige Dominanz weiterer Windkraftanlagen unvergleichlich unnatürlich wirken würde. V. Mit dieser Stellungnahme beantrage ich, auf dem Schwarzenberg auf die Ausweisung einer Sonderfläche Kenntnisnahme bzw. auch auf eine Weißfläche zu verzichten. Ich bitte um eine sachgerechte Entscheidung. Beschlussvorschlag: Abstimmungsergebnis:

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Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und abgewogen bzw. zu- rückgewiesen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen Ja: 12 Nein: 6 Enth. 2 weitergeführt.

3 Bürger aus Daubach 28.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung

I. Eine m Artikel aus dem Öffentlichen Anzeiger vom 22.10.2016 ist zu entnehmen, dass die VGV bereits seit Gemäß § 4 c BauGB überwachen die Ge- 2009 daran arbeitet, dass in der Wüstung Eckweiler ein Feuchtbiotop mit einer Größe von ca. einem Hek- meinden die erheblichen Umweltauswirkun- tar angelegt wird. Einem aktuellen Zeitungsbericht vom 13.4.2018 ist zu entnehmen, dass die Ausführung gen, die aufgrund der Durchführung der Bau- der erforderlichen Arbeiten im Spätsommer 2018 erfolgen sollen. leitpläne eintreten, um insbesondere unvorher- Es ist zu erwarten, dass dieses Biotop durch alle möglichen Tier - und Vogelarten in relativ kurzer Zeit be- sehbare nachteilige Auswirkungen zu ermitteln siedelt sein wird. und geeignete Maßnahmen zur Abhilfe zu Im Hinblick darauf muss m.E. eine neue erweiterte, wenn auch jetzt noch in die nahe Zukunft reichende ergreifen. Sie nutzen dabei u.a. die gem. § 4 Prognose zu der zu erwartenden Tier und Vogelpopulation und eine Bewertung ihrer Schutzbedürftigkeit Abs. 3 BauGB vorgeschriebene Unterrichtung erfolgen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die evtl. Ansiedlung von unter Schutz stehenden Schwarz- der Gemeinde durch die Behörden. Da die störchen. Errichtung und Entwicklung des genannten Biotops derzeit völlig offen ist und keine kon- kreten Informationen dazu vorliegen, können die zu erwartenden Beeinträchtigungen derzeit nicht ermittelt werden. Es obliegt somit der Gemeinde und den zuständigen Behörden durch entsprechende Überwachung mögliche Beeinträchtigungen zu überwachen und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen zu treffen. Beschlussvorschlag: : Abstimmungsergebnis: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und abgewogen bzw. zu- rückgewiesen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen Ja: 14 Nein: 0 Enth. 6 weitergeführt.

4 Bürgerinitiative „Gegen Wind Pferdsfeld e.V.“ 28.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. im Namen der Bürgerinitiative „Gegen Wind Pferdsfeld e.V." nehme ich wie folgt Stellung zur erneuten Kenntnisnahme Offenlegung des Flächennutzungsplanes Die im Rahmen des Bauleitplanverfahrens - Sachlicher Teilflächennutzungsplan „Windenergie": eingereichten Stellungnahmen wurden im

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Im April 2016 haben wir zunächst anlässlich der vorgezogenen Beteiligung am Flächennutzungsplan eine Rahmen der Planaufstellung gewürdigt und erste Stellungnahme gegen den Sachlichen Teilflächennutzungsplan Themenbereich „Windenergie", Be- abgewogen. Die Mitteilung über das Ergebnis gründung gern. § 5 (5) BauGB Fassung für die Beteiligung nach § 3 (1) und § 4 (1) BauGB Stand der Abwägungen erfolgt nach Abschluss des 23.02.2016 der VG eingereicht, der dann im November 2016 eine zweite folgte. Bei mir ist leider keine Verfahrens. Beantwortung der beiden umfangreichen Stellungnahmen, bzw. ein Bescheid über den Beschluss der Ab- wägung unserer Ausführungen zugestellt worden. Da sich an der Aktualität der Kritikpunkte meiner damaligen Stellungnahmen im Wesentlichen nichts geän- dert hat, bringe ich sie nochmals in Erinnerung und füge sie als Anhänge bei. Ich beziehe mich daher heute lediglich auf einige detailliert ausgearbeiteten Kritikpunkte, die der Ortsbürgermeister von lppenschied, Herr Reinhard Koch aus der Vorlage zur VG-Ratssitzung rauskopiert- und in seiner aktuellen Stellungnahme thematisiert hat. Die BI „Gegen Wind Pferdsfeld e.V." schließt sich der aktuellen Stellungnahme von Herrn Reinhard Koch vollumfänglich an. II. Im Jahr 2016 habe ich detailliert das Gutachten von Gutschker und Dongus bemängelt und in diesem Kon- Kenntnisnahme text u.a. auf unsere bereits im Jahr 2011 erschienene DVD „200 m vertikal, Intervention in einem Natur- Der Verbandsgemeinderat nimmt zur Kenntnis, park", hingewiesen. Ob das Video damals von der Planungsgemeinschaft Rheinhessen• Nahe überhaupt dass die Bürgerinitiative hinsichtlich der Be- an die Generaldirektion kulturelles Erbe, bzw. an die Landesdenkmalbehörde weitergeleitet wurde, ist äu- wertungen hinsichtlich der Kirche Eckweiler ßerst fraglich, da es die Planungsgemeinschaft grundsätzlich vorzog mit standardisierten Sätzen, wie, un- und anderer Objekte sowie die Einschätzung sere Einwände seien ja nicht verfahrensrelevant abmeierte! Die Historie unserer Eingaben und Stellung- des ehemaligen Flughafen Pferdsfeld hinsicht- nahmen entnehmen Sie bitte dem ersten Anhang. Von Seiten der Direktion Landesdenkmalpflege kulturel- lich dessen Wirkung in der Landschaft anderer les Erbe Rheinland-Pfalz wird heute bemängelt, die Situation der Kirche Eckweiler und die Nähe zu den Meinung ist und zu einer anderen Auffassung geplanten WEA sei nicht visualisiert worden und man habe dies erst jetzt realisieren können. Dies sei nun kommt. Vor dem Hintergrund der Ausweisung im Gegensatz zu der damaligen denkmalfachlichen Ersteinschätzung, als kritisch zu bewerten. Fakt ist, des Standortes als Vorranggebiet im aktuellen das in unserem Video, die Kirche Eckweiler in ihrem kulturhistorischen Zusammenhang von der Zeit der Raumordnungsplan, den Abständen der ge- Reformation bis heute ausführlich beschrieben wurde. Die Kirche nimmt in der Visualisierung einen großen nehmigten Anlagen von über 500 m zur Kirche Raum im Bezug zum Landschaftsbild ein. Wie in dem Film deutlich erkennbar, haben wir die Höhe von 200 Eckweiler und der vollständigen Einzäunung m hohen WEA rund um die Kirche durch einen mit Gas gefüllten Ballon exakt ermittelt und zur Darstellung des ehemaligen Flughafengeländes teilt der gebracht. Die Aussage, die Situation sei nicht visualisiert worden, ist also falsch. Verbandsgemeinderat diese Einschätzung Es ermangelt offensichtlich einer konsistenten Bewertung des hier vorgegebenen Sachverhaltes durch nicht. Er ist vielmehr der Auffassung, dass die staatliche Kulturhistoriker und Denkmalschützer, welche eigentlich im Interesse der Bürger die Aufgabe zu Prüfung und Beurteilung auch im Hinblick auf erfüllen haben, beauftragte Gutachten und Abwägungen kritisch zu begleiten, bzw. zu analysieren. Die die angrenzenden Denkmäler sachlich und lapidare Aussage, bzgl. der kulturellen Bedeutung der Kirche Eckweiler in ihrem Umfeld, wurde durch die fachlich richtig erfolgt ist und keine ausrei- Firma Gutschker und Dongus, sowie der Firma Argus Concept folgendermaßen kommentiert: „.... die Be- chenden Gründe für die Herausnahme der einträchtigung ist jedoch als relativ gering einzustufen, so dass der Errichtung nicht widersprochen wird." Fläche aus der Planung vorliegen. Dasselbe gelte für die Kulturdenkmäler Alteburgturm und das Forsthaus Entenpfuhl. Die im Film gezeigte Welche Widersprüchlichkeiten im Rahmen des Anmutung der Konversionsfläche des ehemaligen Natoflughafens Pferdsfeld beweist, dass hier von einer Aufstellungsverfahren aufgetreten sind und sog. industriellen Vorbelastung gar keine Rede sein kann, wie es seitens der Firma Gutschker und Dongus welche Sachverhalte ständig relativiert wurden, in ihren Gutachten immer wieder behauptet wird. Vielmehr liegt der ehemalige Flugplatz immer noch fried- wird nicht näher ausgeführt und kann somit

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lich und gut versteckt in der ihn umgebenden Landschaft. Hier das Bild einer industriellen Vorbelastung zu nicht nachvollzogen werden. bemühen, erscheint geradezu grotesk. Im Verlauf der Offenlegung wurden die eigenen Einschätzungen ständig relativiert - mehrfach wird gegenteiliges ausgesagt. Die Bewertungen erweisen sich durchgehend als widersprüchlich. Die "Begutachtung" des Planungsbüros Gutschker und Dongus lässt jede Absicht auf neutrale Beurteilung vorliegenden Sachverhalts vermissen. Hierzu Rechtsanwalt Armin Brauns: „Auffallend an diesen Ausarbeitungen ist, dass die Gutachten auch bei Vorliegen entgegenstehender Belange stets zu dem Ergebnis kommen, dass den beantragten Windkraftanlagen angeblich nichts im Weg steht." III. Wer sich heute dem idyllischen Gelände des ehemaligen Nato• Flughafens Pferdsfeld annähert, wird sich Kenntnisnahme von einem Landschaftsbild überzeugen können, dessen zivilisatorische Prägung, eher an das charmante Die Einschätzung der Landschaft durch den Arrangement von Modelleisenbahnen erinnern lässt, als beispielsweise an Ölraffinerien. Selbst gelegentli- Einwender wird zur Kenntnis genommen. Der che Testfahrten von „Erlkönigen", tragen eher zu einem amüsanten Unterhaltungswert bei, welcher ganz öffentliche Belang der Beeinträchtigung der sicher dem erholungssuchenden Gast, sei er Oldtimerfahrer, Wanderer, Biker, Kneiper oder Camper nicht natürlichen Eigenart der Landschaft steht aber davon abhalten kann, sich hier ausgesprochen wohl zu fühlen. Der wunderbare Willigisweg wird von Gäs- im Regelfall der Errichtung von Windenergie- ten aus nah und fern sehr geschätzt. Ich hatte während der Sommerzeit in den letzten Jahren oft Gelegen- anlagen im Außenbereich nicht entgegen, weil heit, mit unzähligen Wanderern zu sprechen, da ich fast täglich das Kneippbecken in Auen besuche. Mir der Gesetz6geber diese Vorhaben im Außen- wurde immer wieder bestätigt, wie diese unglaublich schöne und abwechslungsreiche Landschaft, bis hin- bereich gerade bevorrechtigt (vgl. BVerwG, auf nach Pferdsfeld und wahrgenommen wird. Man muss kein Hellseher sein, um einschätzen Urt. V. 22.11.1985, BVerwG 4 C 71.82). Dass zu können, dass der durchaus ausbaufähige sanfte Tourismus unter den gigantischen Industriemaschinen sich die natürliche Eigenart der Landschaft leiden würde, weil damit die ganze Region diskreditiert wäre und zwar genau so, wie dies in Rheinhessen gegenüber Windenergieanlagen unter dem und entlang der B 50 bereits geschehen ist. Gesichtspunkt der Erhaltung der Wesensart Ich möchte außerdem nachdrücklich darauf hinweisen, dass es sich angesichts der im Film dargestellten des Außenbereichs durchsetzt, wird der selte- Tatsachen in Pferdsfeld/Eckweiler Gemarkung um historisch relevante Objekte handelt, die in ihrer außer- ne Ausnahmefall sein, z.B. wenn der Außen- gewöhnlichen, sowie in ihrer korrelierenden Symbolik den Sachverhalt eines wesentlichen Bestandteils des bereich besonders schutzwürdig ist, weil er kulturellen Erbes von Rheinland-Pfalz und der hiesigen Region ausmachen. Das wurde in keiner Pla- das einzige Erholungsgebiet in einem dicht nungsphase berücksichtigt. Über die heimatliche Spurensicherung der beginnenden Neuzeit, der Reforma- besiedelten Ballungsraum ist (…). (vgl. OVG tion und der Entwicklung landwirtschaftlicher Kultur hinaus, ist es vor allem auch einer Kultur des Erinnerns Münster, Urt. V.10.10.2018, 10a NE 42/78). geschuldet, die jüngere Vergangenheit deutscher Geschichte vor dem Hintergrund dieses eindrücklichen Eine Beeinträchtigung öffentlicher Belange Ensembles in seinen spezifischen räumlichen Bezügen als einen besonderen Akzent sinnlich erfahrbarer läge auch dann vor, wenn das Orts- und Land- Wahrnehmung geschichtlicher Abläufe zu verstehen. Gerade deswegen bietet es sich an, das ganze Areal schaftsbild verunstaltet wird. Gerichtlich wurde auch für pädagogische Bildung nutzbar zu machen. Dieses bei der Abwägung zu berücksichtigen ist ei- eindeutig geklärt, dass Windenergieanlagen gentlich eine Selbstverständlichkeit. Das ganze Umfeld wird von dieser Faktenlage atmosphärisch geprägt: das Orts- oder Landschaftsbild regelmäßig Das Narrativ des Denkmals für Paul Schneider, den Prediger von Buchenwald- die Erinnerung an die nicht verunstalten und das bloße nachteilige Nachkriegszeit durch den ehemaligen Natoflughafen - die Wüstung Eckweiler mit ihrem Solitär, der denk- Veränderungen oder Beeinträchtigungen des malgeschützten Kirche - all das sind Wahrzeichen einer Gegend, die es verdient hat, vor den gigantischen, Landschaftsbildes nicht ausreichen, diese als Maschinen mit ihren Rotorblättern, bewahrt zu werden. Insgesamt gehört die Pferdsfeld/Eckweiler Gemar- „unzulässig“ zu bewerten. kung unter Denkmalschutz gestellt. Die genannten Punkte, die gegen die Zuläs- Unter Z 163 d des LEP IV aus dem Jahre 2013 Seite 19 ist zu lesen, das Windkraftanlagen in der (unmit- sigkeit von Windenergieanlagen sprechen,

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telbaren) Umgebung historischer Kulturlandschaften zu einer Sichtbeeinträchtigung und damit zu einer sind nach Ansicht des Planungsträgers am Beeinträchtigung der Erbequalitäten führen können. Aufgrund der landesweiten Erfassung ist eine Einzel- Standort Pferdsfeld nicht gegeben. Weiterhin fallberechnung für jede Fläche nicht möglich; vielmehr sollten exemplarische Berechnungen für vereinbarte wurde insbesondere die Nähe zur historischen exponierte Situationen und Orte innerhalb der Kulisse der historischen Kulturlandschaften Hinweise auf Kulturlandschaft “Nahetal“ näher im Rahmen Sichtbarkeitsräume und- achsen geben. In diesen Bereichen ist eine Beeinträchtigung durch den Bau von einer mit einer Einzelfallprüfung vergleichbaren Windkraftanlagen zu erwarten und eine Ausweisung als Vorranggebiet für Windenergie ggf. nicht zu emp- Tiefe untersucht und bewertet, eine erhebliche fehlen bzw. bedarf einer detaillierten Prüfung im Einzelfall. Wir haben diese Prüfung schon damals mehr- Beeinträchtigung nicht festgestellt. fach gefordert, da unsere Darstellungen bei den „exemplarischen Berechnungen", seitens der Generaldi- Eine Unzulässigkeit von Windenergieanlagen rektion Kulturelles Erbe, Rheinland-Pfalz offensichtlich vergessen worden sind. Eine solche Einzelfallprü- am Standort Pferdsfeld aus Gründen des fung ist nun auch unter dem Aspekt der Nähe zur Kernzone des Naturparks Soonwald-Nahe angebracht, Landschaftsbildes und des Denkmalschutzes da in der Teilfortschreibung 3 des LEP IV aus dem Jahre 2017 steht, dass in Kernzonen der Naturparks in kann aufgrund der landschaftlichen Situation Rheinland-Pfalz definitiv keine WEA mehr errichtet werden dürfen. Da sich die Kernzone des Naturparks und der Ergebnisse der Umweltprüfung nicht Soonwald-Nahe unmittelbar an die Pferdsfelder und Eckweiler Gemarkung nach Norden (Entenpfuhl) hin abgeleitet werden. anschließt, stellt sich die Frage, inwieweit es sich auch hier um eine erhebliche Beeinträchtigung der Kern- zone selbst handelt. In einem Vortrag den wir im Jahre 2014 in Weisel am Rande des „Weltkulturerbe Obe- res Mittelrheintal" gehalten haben, sind wir auf die Problematik der Größenordnung von WEA eingegan- gen. Aufgrund ihrer weithin sichtbaren Präsenz und ihrer Signalwirkung wird das attraktive Erscheinungs- bild einer Kulturlandschaft auch an ihren Randzonen deutlich eingeschränkt. Eine Genehmigung wurde schließlich an dieser Stelle verhindert. Wir haben es in unserem Fall mit exakt dem gleichen Phänomen zu tun. Schaut man beispielsweise aus der Kernzone nördlich Entenpfuhl aus dem Soon, in Richtung Süden, würden die rotierenden Flügel der 212 m hohen WEA unsere Wahrnehmung der landschaftlichen Gegebenheiten in Richtung Süden völlig beherrschen. Auch diese Perspektive und deren Bewertung ist im Gutachten der Firma Gutschker und Dongus ausgeklammert worden. Die Wahl der Kombination von Distanz, Perspektive und entsprechender Brennweite generieren oft ein Zerrbild. Die Bildwirklichkeit vermittelt dann den Eindruck, dass diese gigan- tischen WEA in unserer Landschaft unscheinbarer in Erscheinung treten würden, als dies tatsächlich der Fall ist. Die Visualisierungen des auftragnehmenden Gutachters, wurden ganz im Sinne des Projektierers und später der Betreiberfirma auf ein wohlwollend in Erscheinung tretendes Abbildes von Wirklichkeit hin angelegt. Die bewusste Wahl einer Kombination von kleinformatigen Abbildungen, Distanzen, Perspekti- ven, bzw. entsprechender Brennweiten, lassen nur einen Rückschluss zu: Hier sollen WEA optisch marginalisiert werden, um den Bedenken bezüglich der Landschaftsästhetik und einer Kritik an der Zerstörung des Landschaftsbildes, entgegen zu wirken. (s. Stellungnahme BI 2016) IV. Da offensichtlich im Zusammenhang der Vergabe des Auftrages an die Firma Gutschker und Dongus Das Vergabeverfahren ist nicht Bestandteil des durch die VG Verwaltung kein Wettbewerb ausgelobt wurde, stellt sich uns die Frage ob hier die Vergabe- Bauleitplanverfahrens und kein gem. § 1 ordnung umgangen worden ist. BauGB zu berücksichtigender Belang V. Ich verweise auch auf das avifaunistische Gutachten der unabhängigen Firma Milvus, welche durch die Kenntnisnahme Kreisverwaltung beauftragt wurde. Zu Recht entschied sich die KV für ein saarländisches Unternehmen, Die vorhandenen faunistischen Gutachten

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um der spezifischen Gemengelage unterschiedlicher Interessengruppen und deren Entscheidungsträgern wurden seitens des Planungsträgers beigezo- vor Ort, mittels eines wirklich neutralen Gutachtens gerecht werden zu können. gen und ausgewertet. Die artenschutzrechtli- Unter anderem hat die BI sowohl der Firma Milvus, als auch dem NABU Rheinland-Pfalz, die von Dipl.Ing. che Situation mit den möglichen Konflikten ist Bernd Hass in jahrelanger Arbeit ausgearbeiteten GPS Ortungen besonders schützenswerter Vögel in somit dem Planungsträger bekannt. ihrem Nahrungshabitat Pferdsfeld/Eckweiler, sowie etlicher Horste übergeben, die mit deren eigenen Be- Aufgrund der Datenlage, die sich aus den aus- obachtungen abgeglichen wurden. (s. DVD Bernd Hass) Kontinuierlich haben wir die Daten der KV einge- gewerteten Gutachten ergibt, folgt der Vorha- reicht. Die Stellungnahmen und Gutachten liegen auch Ihnen vor. Im Widerspruchsverfahren spielen die benträger der Entscheidung der Genehmi- beiden Gutachten eine entscheidende Rolle. Das Gutachten von Milvus und die avifaunistische Stellung- gungsbehörde, dass unter Einhaltung der fest- nahme des NABU stehen dem Gutachten des Büros Gutschker und Dongus entgegen, auch diese werden gesetzten Vermeidungsmaßnahmen bezüglich demnächst vor dem Kreisrechtsausschuss thematisiert. Ich möchte an dieser Stelle auch darauf hinweisen, Rotmilane und Fledermäuse artenschutzrecht- dass die immissionsrechtliche Genehmigung keinesfalls bestätigt werden kann, da nicht nur wir, sondern liche Tatbestände gem. § 44BNatschG ver- auch eine erhebliche Anzahl Bürger vor Ort, eigene, sehr stichhaltige Begründungen und Stellungnahmen mieden und ausgeschlossen werden können. abgegeben haben. Über justiziable Sachverhalte wird man sich nicht hinwegsetzen können! Nach unserem Wissensstand wird auch die Naturschutzinitiative e.V. (NI) ein weiteres Gutachten zum Nahrungshabitat besonders schützenswerter Vögel in Pferdsfelder und Eckweiler Gemarkung vorlegen. VI. Ich möchte an dieser Stelle nochmal auf die Ausführungen von Herrn Reinhard Koch aufmerksam machen, Kenntnisnahme der m.E. völlig zu Recht auf die immer noch in der Teilfortschreibung existierenden Weißflächen eingeht, Die Stellungnahme der Ortsgemeinde Ippen- welche ja längst aus der Vorrangfläche 17 herausgenommen hätten werden müssen. Was soll das eigent- schied wurde bereits berücksichtigt und abge- lich? In seiner Stellungnahme wird nochmal die Bedeutung des Fledermausaufkommens, die GPS Ortun- wogen. gen von Herrn Bernd Hass, und das Orts- und Landschaftsbild hervorgehoben, sowie das archäologische Gutachten von Herrn Dr. Rupprecht und seiner Nachfolgerin Frau Dr. Wittheyer. Wir sehen das genauso und haben dies mehrfach betont. Eine sinnvolle und einträgliche Nutzung der Konversionsfläche des ehe- maligen Natoflughafens Pferdsfeld sind Koch genauso wichtig, wie der Erhalt des Naturpark-Soonwald Nahe und das Wohlergehen der Menschen in ihrer Heimat. Koch sieht in unserer schützenswerten Kultur- landschaft ein reichhaltiges und zukunftsweisendes Potential für einen prosperierenden, sanften Touris- mus. Der engagierte kommunale Interessenvertreter ist ein leidenschaftlicher Verfechter der Bewahrung des gewachsenen Landschaftsbildes und der Unantastbarkeit einer visuellen, wie akustischen Ruhe in Eckweiler und Pferdsfelder Gemarkung, einem authentischen Ort deutscher Geschichte. Das eint uns im gemeinsamen Vorgehen! VII. Längst ist uns klar geworden, dass die meisten Bad Sobernheimer Befürworter der WEA keineswegs bereit Kenntnisnahme sind ihre finanziellen Begehrlichkeiten, hinsichtlich der Auffrischung ihrer Gemeindekassen zurück zu stel- len. Wir sind Verfechter des Subsidiaritätsprinzips und verstehen daher die Regionalvermarktung als eine zukunftsträchtige Chance für die hier lebenden und in Eigenverantwortung handelnden Bürger. Eine Ge- wöhnung an horrende Pachtzahlungen in Gemeinde- und Privatkassen halten wir für den falschen Weg, eine strukturschwache Gegend neu zu beleben, vor allem wenn dies mit der nachhaltigen Zerstörung des Naherholungsgebietes Naturpark Soonwald-Nahe verbunden ist. Die vorhandene Kreativität und Kapazität hinsichtlich einer ausbaufähigen Gastlichkeit im Naheland und der damit verbundenen Einnahmequellen

37 gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie - stadtplaner – ingenieure Verbandsgemeinde Bad Sobernheim – Sachlicher Teilflächennutzungsplan „Windenergie“ Abwägung der Anregungen und Stellungnahmen

werden für alle Zukunft unterminiert. Reinhard Koch engagiert sich seit Jahren in der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim, sowie der Stadt Bad Sobernheim gegen den geplanten Windpark. Es ist für ihn, wie für uns schier unerträglich, erleben zu müssen, wie gewählte Volksvertreter aus über zehn Kilometer Entfer- nung für WEA votieren können, ohne die Bedürfnislage, der Menschen zu berücksichtigen, die dort „oben" leben. Die Ignoranz und die Arroganz vieler gewählter Volksvertreter aus Bad Sobernheim macht uns seit sieben Jahren fassungslos. VIII. Wir fordern endlich konsistente und überprüfbare Daten, wie es um die Windhöffigkeit in Pferdsfelder und Die Prüfung der Windhöffigkeit erfolgte bereits Eckweiler Gemarkung wirklich bestellt ist. Divergierende Aussagen lassen das Prüfergebnis der Firma auf der übergeordneten Planungsebene. Dar- BayWa in einem eigenartigen Licht erscheinen. Das Thema Schwachwindigkeit wird derzeit auch von un- über hinaus wurden dem Flächennutzungsplan serem Rechtsanwalt, Herrn Armin Brauns in seinen Ausführungen gegenüber der KV einer kritischen Be- Daten aus dem „Windatlas Rheinland-Pfalz“ standsaufnahme unterzogen. Ich möchte darum bitten, sich endlich ernsthaft mit unseren Einwänden aus- (MWKEL, 2013) zugrunde gelegt und die Vor- einander zu setzen und in einer der Sache angemessenen Form zu beantworten. Es reicht nicht aus, dies gaben des Regionalplans berücksichtigt. Der der Firma Gutschker und Dongus zu überlassen. Der Auftragnehmer wägt lediglich zu Gunsten der eige- Planungsträger erachtet dies als ausreichend. nen Sache ab. IX. Der aktuellen Stellungnahme sind die Stellungnahmen vom 02.11.2016 zum immissionsschutzrechtlichen Die Stellungnahme vom 02.11.2016 ist nicht Genehmigungsverfahren sowie zum sachlichen Teilflächennutzungsplan „Windenergie“ vom 14.04.2016 im Rahmen der Bauleitplanung abgegeben beigefügt. worden und wurde durch die Genehmigungs- behörde im immissionsschutzrechtlichen Ge- nehmigungsverfahren berücksichtigt und ab- gewogen. Die Stellungnahme vom 14.04.2016 wurde in der Sitzung des Verbandsgemeinde- rates am 13.03.2018 bereits vorgetragen und abgewogen, sodass ein erneuter Vortrag und eine erneute Abstimmung über diese entbehr- lich sind. Beschlussvorschlag: Abstimmungsergebnis: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und abgewogen bzw. zu- rückgewiesen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen Ja: 11 Nein: 7 Enth. 2 weitergeführt. .

5 GAIA mbH 24.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. hiermit möchten wir die Gelegenheit nutzen, eine Stellungnahme zur erneuten Offenlage des Flächen- Kenntnisnahme nutzungsplans der VG Bad Sobernheim - sachlicher Teilflächennutzungsplan „Windenergie" abzugeben. Die Stellungnahme wurde bereits berücksich- Wir möchten auf unsere vorherigen Stellungnahmen verweisen, die wir nach wie vor, abgesehen von tigt und abgewogen, sodass ein erneuter Vor-

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den bereits berücksichtigten Anmerkungen, weiterhin aufrechterhalten möchten. Insbesondere die Vor- trag und eine erneute Abstimmung über diese schläge für Ausweisungen von Vorranggebieten auf folgenden Flächen (siehe Lagepläne) sollten aus entbehrlich sind. unserer Sicht erneut geprüft bzw. berücksichtigt werden: Merxheim, Lauschied, Seesbach/Weiler und Zollstock/Bad Sobernheim. Daher haben wir die vorherigen Stellungnahmen erneut beigefügt. II. Es ist anzumerken, dass sich die Einstufung einiger Eignungsflächen als „Weißfläche" aufgrund von Kenntnisnahme naturschutzfachlichen Konflikten als zu restriktiv herausgestellt hat. Es hat sich gezeigt, dass während Für die Vorrangfläche Pferdsfeld liegen um- der Offenlage des Flächennutzungsplanentwurfes seitens der Kreisverwaltung Bad Kreuznach eine Ge- fangreiche und auch aktuelle Gutachten zur nehmigung zur Errichtung von 7 Windenergieanlagen im östlichen Bereich der Vorrangfläche Pferdsfeld Bewertung der artenschutzrechtlichen Konflikt- erteilt werden konnte, indem durch Nebenbestimmungen alle artenschutzrechtlichen Konflikte, die bisher situation vor, sodass hier eine Ausweisung der Grund für die Ausweisung der gesamten Vorrangfläche als Weißfläche waren, vermieden werden. einer Sonderbaufläche fachlich begründet Dieser Bereich soll deshalb nun als Sonderbaufläche für Windenergie ausgewiesen werden. Es wird werden kann. deutlich, dass naturschutzfachliche Konflikte kaum vorab im Rahmen des FNP-Verfahrens abschließend Insbesondere für die Fläche Bärwei- geprüft und bewertet werden können. Wie die Genehmigung der WEA in Pferdsfeld zeigt, kann dies im ler/Kirschroth liegen entsprechend aktuelle Rahmen des Genehmigungsverfahrens, nach intensiven naturschutzfachlichen Untersuchungen (auf ein- Gutachten nicht vor, so dass eine Ausweisung zelne WEA Standorte bezogen) und v.a. unter Einbeziehung der projektbezogenen, individuellen Ver- als Weißfläche hier gerechtfertigt erscheint. meidungs- und Ausgleichsmaßnahmen bewerkstelligt werden. Eine voreilige Herausnahme von für WEA Die Herausnahme der Fläche Seesbach erfolg- hervorragenden Eignungsflächen wie insbesondere Merxheim und Seesbach/Weiler ist daher verfrüht. te aus vorsorgendem Artenschutz, da bei einer Dies zeigt sich auch daran, dass Vorrangflächen aufgrund von Sicherheitsabständen zu Horststandorten Ausweisung hier ein potenzielles Bruthabitat entfallen. Zwar sind bestimmte Schutzabstände zu Horststandorten einzuhalten, diese gelten aber nur eines Rotmilans betroffen wäre und dies mit bei fortlaufendem 3- jährigem Besatz. Da ein FNP aber auf eine deutlich längere Laufzeit als 3 Jahre der Zerstörung einer Fortpflanzungsstätte ver- ausgelegt ist und sich die Brutsituation in einigen Jahren signifikant ändern kann, sollten Vorrangflächen bunden wäre. nur bei Vorliegen eines nachgewiesenen Dichtezentrums, bzw. einer hohen Horstdichte, aus dem FNP Die Fläche Merxheim erreicht aufgrund der gestrichen werden. Eine kurzzeitige Betrachtung des sehr variablen Brutgeschehens widerspricht der erhöhten Abstandsvorgaben nicht mehr die langen Laufzeit eines FNP. Sofern kein Dichtezentrum vorliegt, wäre angeraten, eine Vorrangfläche dem Konzept zugrunde gelegten Mindestgröße auszuweisen und die genaue Konfliktlage erst im Genehmigungsverfahren zu prüfen. So werden Poten- als Eignungsfläche und wurde deshalb ausge- ziale für die Windenergie nicht unnötig vorab verbaut. schlossen. III. Der aktuellen Stellungnahme ist die vom 20.03.2017 beigefügt. Kenntnisnahme Beschlussvorschlag: Abstimmungsergebnis: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt bzw. zurückgewiesen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen weitergeführt. Ja: 17 Nein: 0 Enth. 3

6 Dombert Rechtsanwälte für Innogy SE 28.05.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. Sehr geehrte Damen und Herren, Kenntnisnahme

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derzeit schreibt die Verbandsgemeine Bad Sobernheim ihre Flächennutzungsplanung fort und stellt den Der Verbandsgemeinderat nimmt die Ausfüh- sachlichen Teilflächennutzungsplan „Windenergie" auf. Gegenwärtig liegt der Planentwurf zur Einsicht- rungen der Innogy SE zur Kenntnis und führt nahme und Stellungnahme vom 27.04.18 bis 28.05.18 erneut öffentlich aus. Unsere Mandantin, die Innogy dazu folgendes aus: SE, ist ein Unternehmen, das sich mit der Planung, Errichtung und dem Betrieb von Windenergieanlagen Die Berücksichtigung der landesweit bedeut- (WEA) befasst. In dieser Eigenschaft möchte sich unsere Mandantin im Verfahren zur Aufstellung des samen historischen Kulturlandschaft „Nahetal“, sachlichen Teilflächennutzungsplanes „Windenergie“ beteiligen, da sie beabsichtigt, innerhalb des Plange- welche gemäß den Vorgaben des aktuellen bietes WEA zu errichten und zu betreiben. Wir beantragen Namens und in Vollmacht unserer Mandantin, LEP IV und des Regionalplans Rheinhessen- die in Anlage 1 kartographisch dargestellte Fläche „Auf dem Zollstock" im sachlichen Teilflächennutzungs- Nahe von Windenergie freizuhalten ist, erfor- plan „Windenergienutzung" der VG Bad Sobernheim als Sonderbaufläche Windenergienutzung (Konzent- dert nach Ansicht des Planungsträgers eine rationszone Windenergie) darzustellen, hilfsweise die Fläche jedenfalls als Weißfläche, in der die Privile- tiefergehende Beurteilung der innerhalb des 5 gierung nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB gilt, darzustellen. Unsere Mandantin hat sich die notwendigen Nut- km Radiuses um die Kulturlandschaft liegen- zungsrechte gesichert, um in der als Anlage 1 dargestellten Fläche Windenergieanlagen zu betreiben. Das den Eignungsflächen. Dieser Abstand ergibt Vorhaben unserer Mandantin wird zudem auch von der Standortgemeinde Nussbaum unterstützt, die sich sich aus dem Fachgutachten zur „Konkretisie- deshalb intensiv um die Aufnahme der betroffenen Flächen in den Teilflächennutzungsplan „Windkraft der rung der landesweit bedeutsamen historischen Verbandsgemeinde Bad Sobernheim bemüht. Ausdruck dessen ist unter anderem, dass die Ortsgemeinde Kulturlandschaften zur Festlegung, Begrün- Nußbaum im vorangegangenen Beteiligungsverfahren die Aufnahme der Fläche ebenfalls schon beantragt dung und Darstellung von Ausschlussflächen hatte und auch hier erneut eine Stellungnahme abgibt, die auf Aufnahme der Fläche zielt. Um es schon an und Restriktionen für den Ausbau der Wind- dieser Stelle klar zu sagen: Die fehlerhafte Nichtausweisung des Gebietes „Auf dem Zollstock" als Kon- energienutzung“ (MWKEL, 2013), der dort als zentrationszone Windenergie stellt einen erheblichen Abwägungsfehler dar. Der sachliehe Teilflächennut- Pufferzone genannt wird, in der eine Einzel- zungsplan „Windenergie" ist in der derzeitigen Entwurfsfassung rechtswidrig. Der Entwurf bedarf dringend fallprüfung erforderlich wird. der Änderung. Öffentliche Belange stehen der Ausweisung der Fläche „Auf dem Zollstock" nicht entgegen. Der Hinweis des Einwenders, dass ein entge- Dies gilt insbesondere für den Aspekt der „historischen Kulturlandschaft Unteres Nahetal, Sobernheimer genstehender öffentlicher Belang in Bezug auf Talweitung", welcher der Ausweisung bisher zu Unrecht entgegengehalten wurde: Im Rahmen der Abwä- das Landschaftsbild nur bei dessen Verunstal- gung wurde bisher dem Schutz der Kulturlandschaft durch die Verbandsgemeinde ein Schutzniveau einge- tung gegeben ist, reicht im vorliegenden Falle räumt, das sich rechtlich mit Blick auf das Gebot, der Windenergienutzung im Rahmen der Abwägung im nicht aus. Vielmehr kann durch die angren- Außenbereich substantiell Raum zu schaffen, nicht halten lässt. Das angewandte Prüfverfahren ist mit zende geschützte und von Windkraft freizuhal- Blick auf die Planungsebene der Flächennutzungsplanung rechtlich verfehlt. Auch inhaltlich steht der Kul- tende Kulturlandschaft von einer besonders turlandschaftsschutz der Errichtung von WEA in der Fläche nicht entgegen; das Erscheinungsbild der his- schutzwürdigen Umgebung ausgegangen torischen Kulturlandschaft wird durch Ausweisung des Gebietes als Konzentrationszone, das zudem au- werden. Insofern ist hier zu beurteilen, ob ein ßerhalb der historischen Kulturlandschaft liegt, nämlich nicht verunstaltet oder auch nur erheblich beein- besonders grober Eingriff in das Landschafts- trächtigt. Die gegenteilige Auffassung der Verbandsgemeinde im Rahmen der Abwägung ist verfehlt und bild in Rede steht. Da dies nur im Rahmen rechtswidrig.! Das durch die Rechtsprechung mehrfach bestätigte Gebot, der Windenergienutzung im einer Einzelfallbetrachtung beurteilt werden Plangebiet substantiell Raum zu geben, verlangt vielmehr eine Ausweisung der Fläche. Ohne die Auswei- kann, wurden entsprechende Berechnungen sung der hier beantragten Fläche „Auf dem Zollstock" kann der Windenergienutzung nämlich nicht sub- und Visualisierungen erarbeitet, die von einem stantiell Raum gegeben werden. Dies ist jedoch für die Rechtmäßigkeit der Planung unabdingbar. Begrün- möglichen und erwartbaren Gesamterschei- dung: Im Einzelnen ist von Folgendem auszugehen: nungsbild aller geplanten Windenergiestandor- te ausgehen. Der Planungsträger erachtet

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diese Prüftiefe auf Ebene des Flächennut- zungsplanes als erforderlich, um aus Gründen des vorsorgenden Kulturlandschaftsschutzes nur solche Flächen auszuweisen, die mit ver- gleichsweise geringen Auswirkungen auf die historische Kulturlandschaft verbunden sind. Die Beurteilung, ob durch den Flächennut- zungsplan der Windenergie substanziell Raum gegeben wird, ist der Begründung zu entneh- men und wird dort bejaht und begründet. II. Unsere Mandantin hat als Unternehmen, das sich mit der Errichtung und dem Betrieb von Windenergiean- Kenntnisnahme lagen befasst, einen Anspruch auf ordnungsgemäße Berücksichtigung ihrer privaten Interessen an der Errichtung von WEA im Rahmen der Aufstellung des sachlichen Teilflächennutzungsplanes „Windenergie". III. Zur Feinsteuerung der Windnutzung im Gemeindegebiet können Gemeinden im Rahmen der Flächennut- Kenntnisnahme zungsplanung nach § 5 i.V.m. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB grundsätzlich Konzentrationszonen für die Nut- zung der Windenergie mit Ausschlusswirkung festsetzen. Eine rechtsverbindliche Ausweisung von Kon- zentrationsflächen zur Windenergienutzung in einem Flächennutzungsplan führt gem. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB dazu, dass der Errichtung von WEA außerhalb der Konzentrationszonen in der Regel öffentliche Belange entgegenstehen. IV. Auf Grund der strikten Rechtsfolge des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB erfordert die Ausweisung von Konzent- Kenntnisnahme rationsflächen für Windenergienutzung mit Ausschluss-Wirkung allerdings eine sachgerechte Abwägung der öffentlichen und privaten Belange bei der Festlegung von Konzentrationsflächen für Windenergienut- zung sowie der Flächen, die hierfür nicht in Betracht kommen (§ 1 Abs. 7 BauGB). Dies gilt insbesondere mit Blick darauf, dass die Förderung der Windenergie nicht nur im privaten Interesse unserer Mandantin steht, sondern auch von einem erheblichen öffentlichen Interesse getragen wird, wie sich u.a. an § 1 EEG 2017 und der Berücksichtigungspflicht für die Nutzung erneuerbarer Energien aus § 1 Abs. 6 Nr. 7f BauGB zeigt. V. Die Anforderungen an die Abwägung wiederum erfordern eine flächendeckende Überprüfung des gesam- Kenntnisnahme ten Planungsgebietes, die in einem schlüssigen Plankonzept zum Ausdruck kommen muss, das sich auf den gesamten Außenbereich erstreckt (vgl. BVerwG, Urteil vom 13.03.2003 - 4 C 3/02 -juris. Rn. 19). Die planerische Entscheidung muss nicht nur Auskunft darüber geben, von welchen Erwägungen die positive Standortzuweisung getragen wird, sondern auch deutlich machen, welche Gründe es rechtfertigen, den übrigen Planungsraum von WEA freizuhalten (OVG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 24.02.2011 - OVG 2 A 2.09 -juris, Rn. 40). VI. Hierbei sind die Interessen unserer Mandantin, die ein besonderes Interesse an der Errichtung von WEA Kenntnisnahme deutlich macht, im Rahmen der Abwägung in einem höheren Maße zu berücksichtigen, als dies üblicher- weise in Betracht kommt. Denn die ordnungsgemäße Abwägung der privaten Belange erhält im Zusam-

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menhang mit der Ausweisung von Konzentrationsflächen für WEA dadurch besonderes Gewicht, dass der private Grundstückseigentümer ebenso wie unsere Mandantin als Nutzungsberechtigte durch die vom Gesetzgeber in § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB getroffene Regelung unmittelbar gebunden wird. Beide können ihre privaten Belange in keinem der nachfolgenden Planungsschritte mehr in eine Abwägung einbringen. Macht die Flächennutzungsplanung von der positiven Standortzuweisung bei gleichzeitiger Ausschlusswir- kung für die übrigen Flächen Gebrauch, so dienen entsprechende Festlegungen nicht mehr nur der Steue- rung nachfolgender Planungen, sondern erlangen über § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB unmittelbare Außenwir- kungen (vgl. OVG Rheinland-Pfalz, Urt. v. 20.02.2003 - 1 A 11406/01 -juris, Rn. 32). VII. Somit muss die Verbandsgemeinde bei der Flächennutzungsplanung den schutzwürdigen privaten Belan- Kenntnisnahme gen derjenigen, die wie unsere Mandantin ein nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB privilegiertes Außenbereichs- vorhaben verwirklichen wollen, Rechnung tragen. Die mit der Festlegung von Konzentrationsflächen ver- bundene Kontingentierung der Anlagenstandorte berührt nämlich die verfassungsrechtliche Eigentumsge- währleistung. Auch wenn Art. 14 Abs. 1 GG nicht die einträglichste Nutzung des Eigentums schützt und es ein Eigentümer grundsätzlich hinnehmen muss, dass ihm eine möglicherweise rentablere Nutzung seines Grundstücks verwehrt wird, darf nicht aus dem Blick verloren werden, dass es sich bei der Kontingentie- rung der Anlagenstandorte durch die Darstellung von Eignungsgebieten um eine Inhalts- und Schranken- bestimmung des Eigentums (Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG) handelt, bei der insbesondere auch das Gebot der Gleichbehandlung (Art. 3 Abs. 1 GG) zu beachten ist (vgl. OVG Berlin-Brandenburg, U. v. 24.02.2011, a.a.O., Rn. 48, zur vergleichbaren Konstellation bei einer Flächennutzungsplanung). Dasselbe gilt für Nut- zungsberechtigte von Grundstücken. Zusammengefasst: In die Abwägung sind auch die privaten Belange der von der Ausschlusswirkung des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB betroffenen Unternehmen einzubeziehen und maßgeblich zu berücksichtigen. VIII. Bei der Aufstellung von Bauleitplänen sind gemäß § 1 Abs. 7 BauGB öffentliche und private Belange un- Kenntnisnahme tereinander und gegeneinander gerecht abzuwägen. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungs- gerichts (BVerwG, Urt. v. 12.12.1969- 4 C 105/66 - E 34, 301) ist das dann generell nicht der Fall, wenn: „...eine (sachgerechte) Abwägung überhaupt nicht stattfindet. Es ist verletzt, wenn in die Abwägung an Belangen nicht eingestellt wird, was nach Lage der Dinge in sie eingestellt werden muss. Es ist ferner ver- letzt, wenn die Bedeutung der betroffenen privaten Belange verkannt oder wenn der Ausgleich zwischen den von der Planung berührten öffentlichen Belangen in einer Weisevorgenommen wird, der zur objektiven Gewichtigkeit einzelner Belange außer Verhältnis steht." IX. der aktuellen Rechtsprechung haben sich inzwischen besondere Anforderungen an eine Konzentrations- Kenntnisnahme flächenplanung für Windenergieanlagen und das dazu anzuwendende Planungskonzept durchgesetzt. Dieses Planungskonzept fordert ein stufenweises Vorgehen. Wörtlich formuliert das BVerwG die Anforde- rungen an das stufenweise Vorgehen des Plangebers wie folgt (BVerwG, U. v. 13.12.2012 - 4 CN 1/11 - zit. n. juris - Rn. 9 ff.; aktuell: OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 06.02.2018-8 C 11527/17-juris, Rn. 74): „Nach der Rechtsprechung des Senats vollzieht sich die Ausarbeitung des Planungskonzepts abschnittsweise. In einem ersten Arbeitsschritt sind diejenigen Bereiche als Tabuzonen zu ermitteln, die für die Nutzung der

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Windenergie nicht zur Verfügung stehen. Die Tabuzonen lassen sich in harte und weiche untergliedern. Der Begriff der harten Tabuzonen dient der Kennzeichnung von Gemeindegebietsteilen, die für eine Wind- energienutzung, aus welchen Gründen auch immer, nicht in Betracht kommen, mithin für eine Windener- gienutzung schlechthin ungeeignet sind, mit dem Begriff der weichen Tabuzonen werden Bereiche des Gemeindegebiets erfasst, in denen nach dem Willen der Gemeinde aus unterschiedlichen Gründen die Errichtung von Windenergieanlagen „von vornherein" ausgeschlossen werden „soll". Die Potenzialflachen, die nach Abzug der harten und weichen Tabuzonen übrig bleiben, sind in einem weiteren Arbeitsschritt zu den auf Ihnen konkurrierenden Nutzungen in Beziehung zu setzen, d.h. die öffentlichen Belange, die ge- gen die Ausweisung eines Landschaftsraums als Konzentrationszone sprechen, sind mit dem Anliegen abzuwägen, der Windenergienutzung an geeigneten Stand-orten eine Chance zu geben, die ihrer Privile- gierung nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB gerecht wird. Bei den harten Tabuzonen handelt es sich um Flä- chen, deren Bereitstellung für die Windenergienutzung an § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB scheitert. Danach ha- ben die Gemeinden die Bauleitpläne aufzustellen, sobald und soweit es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich ist nicht erforderlich ist ein Bauleitplan, wenn seiner Verwirklichung auf unabseh- bare Zeit rechtliche oder tatsächliche Hindernisse im Wege stehen (vgl. Urteil vom 18. März 2004 - BVerwG 4 CN 4.03 - BVerwGE 120, 239 <240 f.>). Während harte Tabuzonen kraft Gesetzes als Konzent- rationsflächen für die Windenergienutzung ausscheiden, muss der Antragsgegner eine Entscheidung für weiche Tabuzonen rechtfertigen. Dazu muss er aufzeigen, wie er die eigenen Ausschlussgründe bewertet, das heißt kenntlich machen, dass er - anders als bei harten Tabukriterien - einen Bewertungsspielraum hat und die Gründe für seine Wertung offenlegen. Andernfalls scheitert seine Planung unabhängig davon, wel- che Maßstäbe an die Kontrolle des Abwägungsergebnisses anzulegen sind, schon an dem fehlenden Nachweis, dass er die weichen Tabukriterien auf der Stufe der Abwägung die Planung eingestellt hat." X. Nach Abzug der harten und weichen Tabuzonen verbleiben die Potenzialflächen. Diese sind in einem Kenntnisnahme nächsten Arbeitsschritt bezogen auf die jeweilige Fläche zu den auf dieser Fläche konkurrierenden Nut- zungen in Beziehung zu setzen. Es müssen die öffentlichen Belange, die gegen die Ausweisung eines Landschaftsraumes als Konzentrationszone sprechen, mit dem Anliegen abgewogen werden, der Wind- energienutzung an geeigneten Standorten eine Chance zu geben (so: OVG Berlin-Brandenburg, U. v. 24.02.201 1 - 2 A 2/09 -juris, Rn. 40). XI. Die so ermittelte Flächenkulisse ist in einem letzten Arbeitsschritt dann noch daraufhin zu überprüfen, ob Kenntnisnahme der Windenergie „substanziell Raum" im Planungsgebiet verschafft wurde (BVerwG, U. v. 13.12.2012 - 4 CN 1/11 -juris, Rn. 18). Ist dies nicht der Fall, ist insbesondere die Potentialflächenanalyse und Bewertung noch einmal auf den Prüfstand zu stellen und daraufhin zu überprüfen, ob durch andere Bewertung der Windenergie substantiell Raum geschaffen werden kann. XII. Das Erfordernis der substantiellen Raumverschaffung rührt aus der Privilegierung der Windenergieanlagen Kenntnisnahme im Außenbereich gemäß § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB her: Wenn die eigentlich privilegierte Nutzungsart - wie hier - auf einige Flächen konzentriert wird, so muss sichergestellt sein, dass ihr auch nach der Flächenkon- zentration noch „substanziell Raum" im Außenbereich verbleibt. Überwiegend wird inzwischen vertreten,

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dass dem Verhältnis zwischen der Größe der im Regionalplan dargestellten Konzentrationsfläche und der Größe derjenigen Potenzialflächen, die sich nach Abzug der harten Tabuzonen ergibt, ein entscheidendes Gewicht zukommt (so: OVG Berlin-Brandenburg, U. v. 24.02.2011 - 2 A 2/09; nicht beanstandet von: BVerwG, U. v. 13.12.2012 - 4 CN 1/11 -juris, Rn.19). XIII. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass es nur auf das Verhältnis jener Flächen zueinander Kenntnisnahme ankommen kann, welche ausgewiesen wurden und welche dem Plangeber überhaupt per Abwägung zur Verfügung stehen. Dies trifft auf die harten Tabuzonen von Vornherein nicht zu. XIV. Auch, wenn es auf konkrete Prozentzahlen im Sinne eines „Schwellenwertes" nicht ankommen kann, so Kenntnisnahme hat doch das OVG Nordrhein-Westfalen (U. v. 22.09.2015 - 10 D 82/13.NE) in Anlehnung an die Recht-

sprechung des VG Hannover vom 24.11.2011 - 4 A 4927/09 - ausgeführt, dass der Windenergie dann sub- stantiell Raum verschafft werde, wenn die ausgewiesene Konzentrationsfläche 10 % der Größe der Poten- zialfläche betrage, die nach Abzug der harten Tabuzonen übrig bleibe. Es spricht insoweit von einem „An- haltswert". Es sind keine Gründe ersichtlich, die gegen die vorgenannte Annahme sprechen. Zugleich sprach das OVG NRW in dem genannten Urteil (a.a.O., Rn. 85) davon, der dort erreichte Wert von „ledig- lich 3,4 %" sei „sehr niedrig" und erreiche „nicht ansatzweise" den genannten Wert von 10 %. XV. Ursprünglich war die hier vorgeschlagene Fläche als Eignungsfläche benannt, da weder harte noch weiche Kenntnisnahme Tabukriterien entgegenstehen. Jedoch wurde die Fläche- fehlerhaft - aufgrund einer angeblich erheblichen Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, hier historische Kulturlandschaft Sobemheimer Talweitung, im Rahmen der Potentialflächenanalyse gestrichen. Dieser Entscheidung liegt eine fehlerhafte Abwägung der beteiligten Belange zugrunde. Sie verkennt schon den rechtlichen Ausgangspunkt der abzuwägenden Be- lange, der im Folgenden dargestellt wird: XVI. Vorliegend sind das öffentliche Interesse an der Nutzung von erneuerbaren Energien gemäß § 1 Abs. 6 Nr. Kenntnisnahme 7 f) BauGB einerseits und das Interesse an der Erhaltung des Landschaftsbildes der historischen Kultur- landschaft gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 5 BauGB andererseits untereinander und gegeneinander abzuwägen. XVII. Gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 5 BauGB ist bei der Aufstellung der Bauleitpläne, neben diversen anderen öffentli- Kenntnisnahme chen Belangen, auch das Landschaftsbild zu berücksichtigen. Die Gestaltung des Landschaftsbildes be- deutet, dass bei der Bauleitplanung die naturgegebene Lage in Betracht zu ziehen ist und dass das Ge- samtbild der Landschaft nicht zerrissen und der Übergang der Bebauung zur freien Landschaft entspre- chend gestaltet wird {Söfker/Runkel in: ErnsVZinkahn/Bielenberg, BauGB, § 1,Rn. 137). XVIII. Hier ist davon auszugeben, dass der Plangeber dem Schutz der historischen Kulturlandschaft schon gene- Kenntnisnahme rell einen zu hohen Stellenwert eingeräumt und die im Außenbereich gerade privilegierte Windenergie un- Gemäß § 2 (4) BauGB legt die Gemeinde für rechtmäßig in der Abwägung zurückgesetzt hat, in dem er schon auf Flächennutzungsplanebene eine Be- jeden Bauleitplan fest, in welchem Umfang und trachtung durchgeführt hat, welche die rechtlichen Maßstäbe verkennt und auf dieser Ebene verfehlt ist, Detaillierungsgrad die Ermittlung der Belange weil sie ihrer Natur nach in das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren gehört. für die Abwägung erforderlich ist. Zu prüfen ist dabei, was nach gegenwärtigem Wissensstand und allgemein anerkannten Prüfmethoden sowie nach Inhalt und Detaillierungsrad ange-

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messenerweise verlangt werden kann. Die angewendeten Berechnungen der Sichtanteile und die Beurteilung der Wirkungen aufgrund von Visualisierungen sind dabei übliche Me- thoden, die seitens des Planungsträgers als angemessen betrachtet werden. XIX. Ergebnis wurde mit einer Art „Musterplanung" pauschal versucht, eine Landschaftsbildbeeinträchtigung zu Der Planungsträger hält es für erforderlich, im überprüfen; dabei wird unterschlagen, dass im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungs- Rahmen der Bauleitplanung die mit einer verfahrens diverse Möglichkeiten zur Verfügung stehen, die Landschaftsbildbeeinträchtigung zu minimie- Überplanung der Flächen zu erwartenden Wir- ren. Die Landschaftsbildbeeinträchtigung lässt sich nicht pauschal „berechnen", sondern hängt von den kungen zu ermitteln und hinsichtlich ihrer Ver- konkreten Gegebenheiten des Einzelfalls ab, die erst im Genehmigungsverfahren feststehen. träglichkeit mit dem Ziel des Schutzes der Kulturlandschaften zu bewerten. Bei der Ab- wägung wurden öffentliche und private Belan- ge berücksichtigt XX. Hinzu kommt, dass das Vorhaben nicht innerhalb der historischen Kulturlandschaft verwirklicht wird, son- Innerhalb der Kulturlandschaft ist ein Vorhaben dern außerhalb. ausgeschlossen. Das Prüferfordernis ergibt sich aus der Lage der Eignungsflächen inner- halb der 5 km Pufferzone. XXI. Eine solch massive Gewichtung des Landschaftsbildschutzes im Rahmen der Flächennutzungsplanung ist Kenntnisnahme schon dem Grundsatz nach verfehlt: Dabei verkennt der Plangeber zunächst, dass allein die Ausweisung Der Verbandsgemeinderat hält es aufgrund einer Konzentrationszone für Windenergie noch nicht über die Zulässigkeit der einzelnen WEA entscheidet der Ergebnisse der im Rahmen der Umwelt- und damit auch selbst zu keiner Einschränkung führt. Die Frage der Zulässigkeit ist eine Frage des Einzel- prüfung durchgeführten Untersuchungen für falls, welche die Genehmigungsbehörde im immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren gemäß erforderlich und angemessen, die Fläche am § 6 Abs. 1 Nr. 2 BlmSchG zu treffen hat. Ist die Genehmigungsbehörde der Auffassung, die WEA in ihren „Zollstock“ vollständig aus der Planung zu- individuellen Eigenschaften, wie Höhe, Analgentyp etc. verunstalte das Landschaftsbild, so kann diese die nehmen. Er erkennt zwar die geschilderte Genehmigung versagen. Für diese Sichtweise spricht auch, dass ansonsten § 35 Abs. 3 Nr. 5 BauGB als Möglichkeit, die Frage des Einzelfalls auf Ebe- funktionslos angesehen werden müsste. Dort ist es gerade aus bauplanungsrechtlicher Sicht der Geneh- ne des immissionsschutzrechtlichen Genehmi- migungsbehörde vorbehalten zu entscheiden, ob eine WEA im Einzelfall dem Schutz des Landschaftsbil- gungsverfahrens zu entscheiden, nimmt aber des entgegensteht. auf Ebene der Bauleitplanung sein Abwä- gungsrecht und seine Steuerungsmöglichkei-

ten wahr. Aufgrund der besonderen Bedeutung des Landschaftsraumes, die sich auch in den raumordnerischen Vorgaben (historische Kul- turlandschaft Nahetal, Vorbehaltsgebiet Erho- lung) zeigt und durch die zahlreichen Kurbe- triebe eine besondere Bedeutung beizumes- sen ist, erscheint dieses Vorgehen und die

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getroffene Abwägung als angemessen. XXII. Auch die in der Rechtsprechung entwickelten Grundsätze zur zulässigen Wirkung von WEA auf das Land- Kenntnisnahme schaftsbild gehen davon aus, dass es sich bei dieser Beurteilung um eine Frage des Genehmigungsverfah- rens handelt (vgl. BVerwG 13.11.1996-4 B 210.96 - BauR 1997, 444; BVerwG 15.10.2001 -4 B 69.01 - BauR 2002, 1052). Keinesfalls wird hier darauf abgestellt, dass der Plangeber durch seine Entscheidung zur Ausweisung oder Ablehnung von Eignungsflächen bereits eine Vorentscheidung getroffen hätte. XXIII. Im Übrigen ist dies auch die Rechtsauffassung, zu welcher das Fachgutachten zur Konkretisierung der Kenntnisnahme landesweit historischen Kulturlandschaften gelangte. Das Gutachten wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Gemäß dem Ziel Z 164 des aktuellen Regiona- Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz in Auftrag gegeben. In dem Gutachten wurde, len Raumordnungsplan Rheinhessen-Nahe zum Zwecke des Schutzes bestimmter historischer Kulturlandschaften, eine Einstufung der Wertigkeit der sind auch die historischen Kulturlandschaften verschiedenen Landschaften vorgenommen. Landschaften der Bewertungsstufe 1 und 2 sollten einen be- der Stufe 3 als Ausschlussgebiet für Wind- sonderen Schutz genießen und von WEA freigehalten werden. Landschaften anderer Stufen, wie es die energie festgesetzt. „Seitens der Planungsge- hier gegenständliche ist (Stufe 3), sollen durch eine 5.000 m Pufferzone geschützt werden. Innerhalb die- meinschaft wird der Empfehlung des Gutachtens ser Pufferzone soll eine vertiefte Einzelfallprüfung im Rahmen des Genehmigungsverfahrens erfolgen (Sei- gefolgt, die auf Teilgebiete bezogenen Bewer- te 80). Weshalb der Plangeber sich über diesen Schutzmechanismus ohne ersichtliche Gründe hinweg- tungsstufen 1-3 (herausragende, sehr hohe und setzt, ist nicht nachvollziehbar. hohe Bedeutung) als Ausschlussgebiete zu defi- nieren.“ (S. 99, ROP Rheinhessen-Nahe Text- teil). XXIV. Hinzu kommt, dass sich zum Schutz des Landschaftsbildes „gegen" die Errichtung von Windenergieanla- Kenntnisnahme gen im Rahmen des § 35 Abs. 3 Nr. 5 BauGB eine inzwischen gefestigte Linie der Rechtsprechung her- Im vorliegenden Falle handelt es sich mit der ausgebildet hat, die als äußerst restriktiv bezeichnet werden muss und die der Plangeber bisher ohne historischen Kulturlandschaft „Nahetal“ um Rechtfertigung in ihr Gegenteil verkehrt. So heißt es etwa beim VGH Baden-Württemberg, U. v. 28.09.2011 eine über das LEP IV und den ROP förmlich - 8 S 1947/11 wörtlich: „§ 35 Abs. 3. S. 1 Nr. 5 Alt. 6 BauGB bewahrt das Orts- und Landschaftsbild eines geschützten Landschaftsteil. Dabei ist weiter- nicht förmlich geschützten Landschaftsteils nicht vor Veränderung, sondern nur vor Verunstaltung. Eine hin zu berücksichtigen, dass die Fläche teil- Verunstaltung setzt voraus, dass das Bauvorhaben dem Orts- oder Landschaftsbild in ästhetischer Hinsicht weise im Landschaftsschutzgebiet und inner- grob unangemessen ist und auch von einem für ästhetische Eindrücke offenen Betrachter als belastend halb des Naturparks liegt, was die besondere empfunden wird ... Maßgeblich ist, ob der Anblick des Vorhabens bei einem nicht unbeträchtlichen, in Bedeutung dieses Landschaftsbereiches ver- durchschnittlichem Maße für ästhetische Eindrücke aufgeschlossenen Teil der Betrachter nachhaltigen deutlicht. Aufgrund dieser Ausgangsbedingun- Protest auslöst..." Und weiter heißt es in der genannten Entscheidung: „Aus der technischen Neuartigkeit gen ist es bereits erheblich, wenn ein beson- einer Anlage und ihrer dadurch bedingten optischen Gewöhnungsbedürftigkeit lässt sich eine Verunstal- ders grober Eingriff in das Landschaftsbild in tung allerdings allein nicht ableiten; das gilt auch, wenn eine im Außenbereich privilegierte Anlage ange- Rede steht. Dies ist nach Ansicht des Ver- sichts ihrer Größe markant in Erscheinung tritt." Es müsse sich um einen „besonders groben" Eingriff in bandsgemeinderates gegeben, so dass der das Landschaftsbild handeln. Dies sei nach den Umständen des jeweiligen Einzelfalls zu beurteilen. Ausschluss der Fläche gerechtfertigt erscheint. XXV. Gemessen an diesen rechtlichen Vorgaben ist die Fläche „Auf dem Zollstock" hier als Konzentrationszone Kenntnisnahme auszuweisen, um Abwägungsfehlern zu entgehen und der Windenergienutzung substantiell Raum zu schaffen, wie dies zwingend für eine rechtmäßige Abwägung ist. Belange des Schutzes der historischen

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Kulturlandschaft stehen dem nicht entgegen. Für eine Ausweisung sprechen folgende Erwägungen: XXVI. Rechtlich maßgeblich für die zutreffende Beurteilung der Beeinträchtigung einer historischen Kulturland- Kenntnisnahme schaft sind zunächst - allein - die Gründe, weswegen diese unter Schutz gestellt wurde. Um eine - gar er- hebliche - Beeinträchtigung der historischen Kulturlandschaft festzustellen, muss deshalb zunächst über- prüft werden, was Schutzobjekt ist, das vor einer möglichen Beeinträchtigung bewahrt werden muss. Dies ist durch die Verbandsgemeinde bisher nicht ansatzweise ausreichend geschehen - soweit das Schutzob- jekt gleichwohl definiert wurde, widerspricht dem die letztlich vorgenommene Prüfung bzw. Abwägung durch die Verbandsgemeinde. XXVII. Gemäß Seite 50 des Fachgutachtens „Konkretisierung der landesweit bedeutsamen historischen Kultur- Kenntnisnahme landschaften zur Festlegung, Begründung und Darstellung von Ausschlussflächen und Restriktionen für den Ausbau der Windenergienutzung (Z163d)" ist für die Gesamtwertung und Begründung der Qualität der Sobemheimer Talweitung (Nr. 8.1.3) und ihre Bewertung mit Stufe 3 Folgendes maßgebend: „Noch von flächenhaft verbreiteten, tradierten Nutzungen und bedeutenden Kulturdenkmalen geprägter, weniger markanter Talabschnitt der Nahe mit deutlichen Merkmalen des Landschaftswandels." XXVIII. Schon hier fällt auf, dass bei der Bewertung der Qualität der historischen Kulturlandschaft Einschränkun- Kenntnisnahme gen gemacht werden. Zunächst handelt es sich demnach um einen „weniger markanten" Talabschnitt, der noch dazu „mit deutlichen Merkmalen des Landschaftswandels" versehen ist. Mithin sind für die Einord- nung und die Qualität des Landschaftsbestandteiles vor allem die flächenhaft verbreiteten, „tradierten Nut- zungen" und bedeutenden Kulturdenkmale maßgeblich. Die entsprechende Passage wird auch im Um- weltbericht zur sachlichen Teilfortschreibung des Flächennutzungsplanes „Windenergie" der Verbandsge- meinde, der Gegenstand der Auslegung ist, auf Seite 34 zitiert. XXIX. Die von der Verbandsgemeinde angewandte Methodik und auch die durchgeführte Abwägung zeigen je- Kenntnisnahme doch, dass die VG sich bisher dieses Prüfungsgegenstandes offensichtlich noch nicht in ausreichender Weise bewusst gewesen ist. Dies macht die Abwägung unschlüssig und damit auch rechtswidrig. XXX. Die VG hat zunächst gemäß Punkt 4.2 des Umweltberichts (S. 36 ff.) Sichtbarkeitsanalysen durchgeführt. Kenntnisnahme Diese sind jedoch von vornherein ungeeignet, um die mögliche Beeinträchtigung von Kulturdenkmalen und Sichtbarkeitsanalysen sind für die Beurteilung damit die daraus möglicherweise folgende Beeinträchtigung der historischen Kulturlandschaft darzutun, die der Wirkungen auf die Landschaft üblich und vor allem durch ihre Kulturdenkmale geprägt wird. Denn in der Rechtsprechung ist - einhellig - entschieden, werden zur Ermittlung von grundsätzlichen dass die bloße gemeinsame Sichtbarkeit von Windenergieanlagen und Kulturdenkmalen nichts über eine Betroffenheiten herangezogen. Denn nur Be- mögliche - gar erhebliche - Beeinträchtigung des Kulturdenkmals in seinem Umgebungsschutzanspruch reiche, von denen Windenergieanlagen über- aussagt. haupt sichtbar sind, können beeinträchtigen- den Wirkungen unterliegen. Eine Bewertung der Qualität dieser Beeinträchtigung erfolgt anhand dieser Analysen nicht. Sie können aber einen Hinweis darauf geben, ob eine Standort besonders weitreichende Wirkungen entfalten kann oder nur vergleichsweise gerin-

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ge. XXXI. Gemäß § 13 Abs. 1 S. 3 DSchG Rheinland-Pfalz darf in der Umgebung eines unbeweglichen Kulturdenk- Kenntnisnahme mals eine bauliche Anlage nur mit Genehmigung errichtet, verändert oder beseitigt werden. Die Rechtspre- chung mehrerer Bundesländer hat jedoch - in auf Rheinland-Pfalz übertragbarer Weise - entschieden, dass eine bloße gemeinsame Sichtbarkeit von Denkmal und zu errichtendem Bauwerk nicht dazu führt, dass das hinzutretende Bauwerk (hier: Windenergieanlagen) zur denkmalrechtlichen Unzulässigkeit führten. Dass ein Denkmal gemeinsam mit der zu errichtenden Windenergieanlage gesehen werden kann, ist demnach rechtlich als solches irrelevant. Dies ergibt sich etwa aus einer Entscheidung des Oberverwal- tungsgerichts Mecklenburg- Vorpommern (B. v. 16.04.2014 - 3 M 29/14 - zitiert nach juris, Rn. 22): „Allein, dass der Anblick des Denkmals als Objekt aus irgendeiner Perspektive nur noch eingeschränkt möglich ist oder dieses nur noch zusammen mit einer veränderten Umgebung wahrgenommen werden kann, reicht nicht aus. Der Umgebungsschutz eines Denkmals verlangt nicht, dass sich neue Vorhaben in der Umge- bung eines Denkmals völlig an dieses anpassen müssten oder anderenfalls zu unterbleiben hätten. Sie müssen sich aber in dem Sinne an dem Denkmal messen lassen, dass sie es nicht gleichsam erdrücken, verdrängen und es an der gebotenen Achtung gegenüber den im Denkmal verkörperten Werten fehlen lassen dürfen." Das OVG Nordrhein-Westfalen (U. v. 08.03.2012 - 10 A 2037/11 - zitiert nach juris, Rn. 68) hat darüber hinaus entschieden, dass das denkmalrechtliche Erscheinungsbild nicht zu verwechseln sei mit dem „bloßen - ungestörten - Anblick des Denkmals als Objekt." Weiter örtlich: „Dieser Anblick allein wäre nach den Zielsetzungen des Denkmalschutzgesetzes kaum schutzwürdig. Seine Beeinträchtigung könnte Eingriffe in die Eigentumsrechte Dritter nicht rechtfertigen." Ebenso entschieden hat auch das OVG Hamburg, wenn es feststellt (OVG Hamburg, B. v. 25.09.2014 - 2 Bs 1 64/14 - zitiert nach juris, Rn. 11): „Ob Bauvorhaben in der Umgebung eines Baudenkmals zu dessen wesentlicher Beeinträchtigung führen, hängt von der Art des Denkmals, den Gründen seiner Unterschutz- stellung und den historischen Bebauungszusammenhängen ab." XXXII. Führt jedoch die bloße gemeinsame Sichtbarkeit von Kulturdenkmalen und Windenergieanlagen nicht Kenntnisnahme gleichsam zu deren erheblicher Beeinträchtigung (und damit zur Unzulässigkeit der Windenergieanlage), Wie oben aus dem Fachgutachten zur histori- können im Umkehrschluss auch Sichtbarkeitsanalysen - wie die hier im Umweltbericht vorgenommene - schen Kulturlandschaft zitiert, tragen die flä- kein tragendes Argument für die Nichtausweisung von Konzentrationszonen sein, wenn die Schutzwürdig- chenhaft verbreiteten, „tradierten Nutzungen" keit der historischen Kulturlandschaft (wie hier) vor allem auf der Raumwirkung historischer Kulturdenkmale und bedeutenden Kulturdenkmale maßgeblich beruht, wie dies in dem oben zitierten Fachgutachten für die Sobernheimer Talweitung dargestellt wird. zur Qualität der Landschaft bei. Nach Ansicht des Verbandsgemeinderates gehören zur tra- diierten Nutzung nicht nur konkrete historische Kulturdenkmale, sondern auch die Nutzungen im Talbereich selbst und auch entlang der Hänge, also das gesamte Erscheinungsbild der Landschaft an sich. XXXIII. Gegen die Durchführung der Sichtbarkeitsanalyse (vgl. Umweltbericht, S. 36, Punkt 4.2) bestehen noch Kenntnisnahme

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weitere fachliche sowie rechtlich durchgreifende Bedenken: Die Beurteilung einer Landschaftsbildbeein- Neben der quantitativen Analyse durch Sicht- trächtigung entzieht sich mathematischen Formeln. Ob das Landschaftsbild beeinträchtigt, erheblich beein- beeinträchtigungen, können anhand der Visua- trächtigt oder - wie für die Unzulässigkeit von Windenergieanlagen zu fordern - gar „verunstaltet" wird, kann lisierungen qualitative Aussagen zu den zu nicht das Ergebnis der Durchführung von mathematischen Berechnungen sein. Es ist - jedenfalls auf Ebe- erwartenden Wirkungen und Beeinträchtigun- ne der Flächennutzungsplanung - etwa nicht entscheidend, von wie viel Prozent der gesamten historischen gen getroffen werden. Mit diesen beiden übli- Kulturlandschaft innerhalb des Verbandsgemeindegebietes ein Sichtbezug zu den geplanten Anlagen be- cherweise auch in den immissionsschutzrecht- steht, sondern entscheidend ist vielmehr, wie die qualitative Beeinträchtigung ausfällt. Dies ist eine Frage, lichen Genehmigungsverfahren angewendeten die - gerade im Bereich des Landschaftsbildschutzes - von den konkreten Gegebenheiten (Standort, Anla- Methoden können die Wirkungen und Beein- gentyp, Anlagenhöhe) im immissionsrechtlichen Genehmigungsverfahren abhängt. Sie sollte - wie dies im trächtigungen ausreichend ermittelt und ge- Übrigen auch im oben zitierten Fachgutachten ausdrücklich empfohlen wird (Fachgutachten, S. 80) - im prüft werden. Aufgrund der Ergebnisse dieser immissionsrechtlichen Genehmigungsverfahren beantwortet werden. Wörtlich heißt es dort: „In einem Puf- Prüfung wird eine Fläche von der Planung ferbereich bis 5.000 m um die Ausschlussflächen innerhalb der Flächenkulisse der historischen Kulturland- ausgeschlossen. Gleichzeitig wird der Nach- schaften soll die potentielle Sichtbeziehung durch eine geplante Windkraftanlage im Rahmen eines anla- weis geführt, dass der Windenergie im Pla- genbezogenen Genehmigungsverfahrens gezielt und vertieft geprüft werden (Einzelfallprüfung)." Denn nur nungsraum trotzdem substanziell Raum ver- im immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren kann im Hinblick auf konkrete Beeinträchtigun- schafft wird. gen an einen bestimmten Standort auch mit entsprechenden Maßnahmen (Standortverschiebung, Anla- gentypänderung, Anlagenhöhenänderung) gegengesteuert werden. Wird jedoch - wie hier - der Land- schaftsbildschutz sowie der Schutz der historischen Kulturlandschaft auf Ebene des Flächennutzungspla- nes verlagert, werden Flächen ausgeschlossen, die für die Windenergienutzung zur Verfügung stehen könnten. Damit wird zugleich dem Gebot der substantiellen Raumverschaffung -ohne Not - schon hier nicht hinreichend Geltung verschafft. XXXIV. Auch gegen die vorgenommenen Visualisierungen als Bestandteile des Umweltberichtes bestehen durch- Kenntnisnahme greifende fachliche sowie rechtliche Bedenken. Sie sind nicht geeignet, Flächen aufgrund eines Land- Der Verbandsgemeinderat teilt diese Auffas- schaftsbildschutzes einer historischen Kulturlandschaft schon auf Flächennutzungsplanebene auszu- sung nicht. schließen. Es droht auch hier eine evident rechtswidrige Planung. XXXV. Schon die Auswahl der Visualisierungs-/Fotostandorte in Anlage 2 des Umweltberichtes ist offensichtlich Kenntnisnahme ungeeignet, um eine Landschaftsbildbeeinträchtigung der historischen Kulturlandschaft durch geplante Grundlage für die Auswahl der Fotostandorte Windenergieanlagen im Gebiet „Auf dem Zollstock" zu prüfen und fachlich haltbar zu begründen. Eine sind die Sichtbarkeitsanalysen, durch die die fachliche Rechtfertigung für die Wahl der Fotostandorte ist weder ersichtlich noch vorhanden. Grund der Bereich ermittelt wurden, die grundsätzlichen besonderen Unterschutzstellung als historische Kulturlandschaft Sobernheimer Talweitung sind - wie oben Wirkungen durch die WEA unterliegen. Die zitiert - die tradierte Nutzung sowie die historischen Kulturdenkmale. Punkte wurden so gewählt, dass sowohl die tradiierten Nutzungen, als auch Kulturdenkma- le im Landschaftsraum sichtbar sind. XXXVI. Die VG hat jedoch bisher in ihren Visualisierungen zwei Standpunkte gewählt, die jeweils in der Nähe von Kenntnisnahme Kurhäusern innerhalb der historischen Kulturlandschaft liegen. Dies betrifft zum einen den Standpunkt an der Nahe, Nähe Kurhaus Dhonau sowie den Standort an der K20, südlich Kurhaus Maasberg mit Blickrich- tung nach Norden zur Eignungsfläche Nr. 3 „Auf dem Zollstock" hin.

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XXXVII. Zur Begründung der Wahl der Visualisierungsstandorte heißt es dann in dem Abwägungsprotokollaus der Kenntnisnahme Niederschrift des Verbandsgemeinderates vom 13. März 2018 auf Seite 37 zur Begründung: „Aus Sicht des Verbandsgemeinderates stellen neben dem Freilichtmuseum und dem Barfußpfad (von beiden Punk- ten sind die potentiellen Windenergieanlagen nicht oder nur vernachlässigbar sichtbar) insbesondere die Kurhotels besondere Hotspots für den Tourismus dar ... der Bezug auf die für den Tourismus wichtigen Kurhäuser ist somit aus Sicht des Verbandsgemeinderates vertretbar und notwendig." XXXVIII. Dies trägt aus mehreren Gründen nicht: Zunächst ist die VG offensichtlich davon ausgegangen, dass die Kenntnisnahme touristische Bedeutung der Kurhäuser es rechtfertigt, zwei Visualisierungsstandorte in der Nähe eben jener Nach Ansicht des Verbandsgemeinderates Kurhäuser zu wählen. Bedeutsamer Faktor für die Bewertung der historischen Kulturlandschaft und deren gehören die Kurhäuser Bestandteil der traditi- Beeinträchtigung ist jedoch nicht, inwieweit die Visualisierungsstandorte von touristischer Bedeutung sind, onellen Nutzungen um die Felke-Stadt Bad sondern die Visualisierung soll dazu dienen, die erhebliche Beeinträchtigung bzw. Verunstaltung des Sobernheim. Darüber hinaus ist innerhalb des Landschaftsbildes in diesem Landschaftsraum zu verdeutlichen, dessen Schutzwürdigkeit, wie schon im ROP Rheinhessen-Nahe das Nahetal und mehrfach dargelegt, vor allem aus der Integration von Kulturdenkmalen und der tradierten Landnutzung die daran angrenzenden Gebiete als landes- resultiert. Inwiefern die Visualisierungen auch und gerade diesem Zweck Rechnung tragen bzw. die Stand- weite bzw. regional bedeutsame Erholungs- ortwahl diese Zwecke berücksichtigt hat, geht aus den vorliegenden Unterlagen nicht ausreichend hervor. und Erlebnisräume ausgewiesen (vgl. ROP, S. 76 ff.). Dem Thema Erholung und Tourismus und explizit der Kurgebundene Wellness- und Gesundheitstourismus wird für die Stadt Bad Sobernheim eine besondere Bedeutung bei- gemessen (vgl. G 101). XXXIX. Die Wahl der Visualisierungsstandorte ist mithin - ausgerichtet an der touristischen Nutzung - mit Blick auf Kenntnisnahme den eigentlichen Schutzgegenstand verfehlt und macht den Ausschluss der Fläche „Auf dem Zollstock" Die Auffassung wird nicht geteilt. rechtswidrig, da sich offenbar der Verbandsgemeinderat bisher über den eigentlich maßgeblichen Gegen- stand, anhand dessen eine Beeinträchtigung zu prüfen ist, nicht ausreichend klar gewesen ist. Dies ist jedoch ein beachtlicher Fehler bei der Zusammenstellung des Abwägungsmaterials, der zu einem beachtli- chen Abwägungsfehler gemäß § 1 Abs.7 BauGB führt. Es geht hier nicht um die Beeinträchtigung des Tourismus, sondern um die behauptete Beeinträchtigung einer historischen Kulturlandschaft und der dafür maßgeblichen Faktoren. XL. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass die Eignungsfläche „Auf dem Zollstock" außerhalb der historischen Kenntnisnahme Kulturlandschaft liegt. Für das Denkmalrecht wurde jedoch entschieden, dass nicht der Blick vom Denkmal Der Zollstock wird nicht aus denkmalrechtli- aus auf die Umgebung, sondern der Blick und die Blickbeziehungen aus der Umgebung auf das Denkmal chen Gründen als Fläche für die Windenergie schutzwürdig und Maßstab der Beurteilung sein muss. So heißt es beim OVG Nordrhein-Westfalen (OVG ausgeschlossen. NRW, U. v. 12.02.2013 - 8 A 96/12 - zitiert nach juris, Rn. 29) wörtlich: „Insbesondere schützt das Denkmalrecht nicht den Blick aus dem Denkmal, sondern al- lenfalls auf das Denkmal." Überträgt man diese Erwägungen auf das Recht des Schutzes historischer Kul- turlandschaften, so spricht auch diesbezüglich gegen die gewählten Visualisierungs- Standorte, dass diese innerhalb der historischen Kulturlandschaft liegen und ausdieser heraus auf die zu errichtenden Windener-

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gieanlagen gerichtet sind. Auch dies führt dazu, dass die vorgenommenen Visualisierungen für die Beurtei- lung einer Verunstaltung des Landschaftsbildes oder einer erheblichen Beeinträchtigung der historischen Kulturlandschaft nicht geeignet sind. XLI. Schließlich hat die Ortsgemeinde Nußbaum mit Mail vom 20.03.2017 schon zu der hier gegenständlichen Kenntnisnahme Thematik Stellung genommen. Die Ortsgemeinde hatte - in Abstimmung mit unserer Mandantin – eine realistische Windpark-Konfiguration zugrunde gelegt und kam dabei hinsichtlich der Fernwirkung der ge- planten Windenergieanlagenstandorte von den jeweiligen Kurhäusern- wenn man diese Visualisierungs- punkte (entgegen dem oben Gesagten) einmal als maßgeblich für die Beurteilung zugrunde legen wollte - zu folgendem Ergebnis: Vom Kurhaus Maasberg ist der Windpark nicht sichtbar. Betreffend das Kurhaus Dhonau gilt, dass der Windpark nur von dem exportierten Parkplatz bei den Holzhäusern oberhalb des Kurhauses sichtbar wäre, wie die Visualisierung zeigte, die die Ortsgemeinde Nußbaum schon mit Stel- lungnahme vom 20.03.2017 eingereicht hat und auf die wir hier ausdrücklich erneut Bezug nehmen. XLII. Hier wird jedoch darüber hinaus ein grundsätzliches Problem sichtbar: In der Abwägung der Stellungnah- Kenntnisnahme men aus der Verbandsgemeinderatssitzung vom 13.03.2018, S. 36, heißt es, dass die Visualisierungen Der Verbandsgemeinderat macht hier von eine „mögliche Standort- Planung" darstellen, die nach den allgemeinen Kriterien „für eine entsprechende seinem Planungsrecht gem. § 1 BauGB Ge- Planung" ermittelt worden ist. Dabei wird jedoch - wie die vorgelegten Visualisierungen unserer Mandantin brauch und hat aus Gründen des vorsorgen- und der Ortsgemeinde Nußbaum - gezeigt haben, eines außer Acht gelassen: Die mögliche Beeinträchti- den Schutzes des Orts- und Landschaftsbildes gung einer historischen Kulturlandschaft ist massiv von der jeweiligen Standortwahl abhängig. So können sowie der Freizeit und Erholung auf Grundlage auch schon kleinere Standort- Verschiebungen oder Änderungen des Anlagentyps zu einer deutlichen der durchgeführten Untersuchungen die Flä- Absenkung (respektive Erhöhung) der Landschaftsbildbeeinträchtigung führen. Diesem „Dilemma" können che „Zollstock“ aus der Planung genommen. Sie als Plangeber nur dadurch entgehen, dass Sie - wie auch im zitierten Fachgutachten vorgeschlagen - Eine Abschichtung dieser Entscheidung auf diese Frage innerhalb der Umgebungspuffer zur historischen Kulturlandschaft dem immissionsschutzrecht- die konkrete Genehmigungsebene ist nicht lichen Genehmigungsverfahren überantworten und die Flächen zunächst als Eignungsgebiet ausweisen. zwingend erforderlich. XLIII. Nach alledem vermag auch die Begründung zur Streichung der Eignungsfläche 03 auf Seite 41 des Um- weltberichtes nicht zu tragen: XLIV. Soweit zur Begründung auf die unterschiedlichen „Sichtbarkeitsprozentsätze" abgestellt wird, wurde oben Kenntnisnahme schon darauf hingewiesen, dass die Frage der Beeinträchtigung einer historischen Kulturlandschaft nicht Die Prüfung erfolgte wie bereits dargelegt mittels einer mathematischen Gleichung zu lösen ist, sondern einer einzelfallbezogenen Prüfung mit ent- quantitativ und qualitativ. sprechenden Verminderungsmaßnahmen im immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren zu lösen ist. XLV. So fern weiter ausgeführt wird, es gebe „deutliche Sichtbeziehungen von den teilweise historischen Kur- Kenntnisnahme häusern", ist oben darauf hingewiesen worden, dass es nicht allein um die Frage der Sichtbeziehungen Die besondere Bedeutung der Naheauen geht, da der Schutz der historischen Kulturlandschaft - ebenso wie der Denkmalschutz - keine völlige Frei- ergibt sich u.a. aus dem Naturerlebnispfad haltung aller Sichtachsen fordert, sondern eine Prüfung, ob die historische Kulturlandschaft durch die „Lebendige Nahe“, einem 4,5 km langen Sichtbeziehungen „verunstaltet" wird. Damit verfehlt die Abwägung der VG schon den rechtlichen Aus- Rundweg durch die Nahe-Auen mit Informati- gangspunkt der Prüfung. Dasselbe gilt, soweit die VG weiterhin auf den Erholungsanspruch der Kurhäuser onstafeln. Die Bilder wurden im Bereich dieses abstellt – dieser ist nicht Gegenstand des historischen Kulturlandschaftsschutzes; dort geht es um die Er-

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haltung der historischen Kulturdenkmale sowie die tradierte Nutzung der Landschaft. Nach alledem kann Weges aufgenommen. auch die von der VG gezogene Schlussfolgerung, die Fläche müsse zur Vermeidung von erheblichen Be- einträchtigungen des Landschaftsbildes und Erholungseignung aus der Planung genommen werden, hier nicht nachvollzogen werden. Insoweit verbleibt es auch hinsichtlich der Betroffenheit der Nahe selbst als „Mittelpunkt der historischen Kulturlandschaft" bei einer bloßen Behauptung. Auf Seite 41 des Umweltbe- richtes heißt es dazu wörtlich: „Dabei sind neben den Kurhäusern auch die zentralen Bereiche der histori- schen Kulturlandschaft unmittelbar entlang der Nahe und damit in Bereichen mit einer hohen Erholungs- eignung und kultureller Bedeutung betroffen." Konkrete Nachweise für diese angebliche Betroffenheit feh- len jedoch. Inwiefern aus den Visualisierungen eine Betroffenheit der Kurhäuser oder der Nahe hinsichtlich ihrer kulturellen Bedeutung oder der Erholungseignung hervorgeht, bleibt im Dunkeln und wird auch nicht weiter begründet. XLVI. Neben der Tatsache, dass der Schutz historischer Kulturlandschaften der Ausweisung der Eignungsfläche Kenntnisnahme Nr. 3 „Auf dem Zollstock" nicht entgegensteht, sprechen darüber hinaus weitere Erwägungen gerade für Der Verbandsgemeinderat teilt diese Auffas- Ausweisung als Eignungsfläche. Diese sind in der Abwägung mit dem Schutz historischer Kulturlandschaf- sung nicht. ten bisher nicht ansatzweise in ausreichender Form berücksichtigt worden; das Abwägungsergebnis ist deshalb von einer Abwägungsdisproportionalität zu Lasten der Windenergienutzung gekennzeichnet, was zu seiner Rechtswidrigkeit führt: XLVII. Zunächst ist zu berücksichtigen, dass der hier zur Darstellung als Eignungsgebiet beantragte Standort „Auf Kenntnisnahme dem Zollstock" mindestens das Potenzial für vier Windenergieanlagen der 3-MW-Klasse bietet. Nach Ziel 163 G des LEP IV, 3. Fortschreibung (Gesetz- und Verordnungsblatt Rheinland-Pfalz, Nr. 11 2017, S. 170) dürfen einzelne Windenergieanlagen nur an solchen Standorten errichtet werden, an denen der Bau von mindestens drei Anlagen im räumlichen Verbund planungsrechtlich möglich ist. Die hiermit gewollte und favorisierte Konzentration von Windenergieanlagen ermöglicht der hier zur Darstellung beantragte Standort „Auf dem Zollstock". XLVIII. Hinzu kommt, dass die Fläche artenschutzrechtlich bereits mehrfach untersucht wurde und keine geneh- Kenntnisnahme migungsrelevanten Probleme in artenschutzrechtlicher Hinsicht aufweist. Der Verbandsgemeinde liegen keine faunisti- schen Untersuchungen vor, die unmittelbar den Standort betreffen. Die herangezogenen Gutachten wurden im Rahmen des Genehmi- gungsverfahrens für Windenergieanlagen für den Standort Pferdsfeld erstellt. XLIX. Schließlich können auch Zuwegung und Kabeltrasse sehr gut entlang der vorhandenen Waldwege geführt Kenntnisnahme werden. Diese sind schon sehr gut ausgebaut. So wird der mit der Errichtung der Windenergieanlagen verbundene Eingriff auf das unabdingbare Minimum begrenzt. L. Auch die Planungssituation spricht schließlich für die Fläche „Auf dem Zollstock": Zunächst ist zu berück- Kenntnisnahme sichtigen, dass die Standortgemeinde Nußbaum das Ziel der Darstellung eines Sondergebietes Windener- gie „Auf dem Zollstock" als Konzentrationszone ausdrücklich teilt. Wir verweisen insoweit auf die Stellung-

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nahme der Ortsgemeinde Nußbaum im Beteiligungsverfahren vom 20.03.2017, in der sich diese ausdrück- lich für eine Darstellung der Fläche „Auf dem Zollstock" ausgesprochen hat und machen die dortigen Ar- gumente in der Sache auch zum Gegenstand der hiesigen Stellungnahme. Dass die Ortsgemeinde die Errichtung von Windenergieanlagen unterstützt und insoweit auch selbst einen Flächenausweisungsantrag gestellt hat, ist in der gegenwärtigen politischen Situation nicht (mehr) die Regel. Dieser Planungswille der Ortsgemeinde muss deshalb mit gesteigertem Gewicht hier auch von Verbandsgemeinde berücksichtigt werden, da letztere verpflichtet ist, die planerischen Belange und Interessen der Ortsgemeinde im Rahmen der Abwägung mit besonderem Gewicht zu berücksichtigen. Dies ist quasi die „Kehrseite" der Aufgaben- zuweisung, wonach die Verbandsgemeinde die gemeindliche Flächennutzungsplanung wahrnimmt und die Ortsgemeinde dieser Aufgabe, die Bestandteil der kommunalen Planungshoheit ist, nicht eigenständig durchführen darf. Hinzu kommt ergänzend, dass in der Nachbarverbandsgemeinde Rüdesheim die gegen- wärtig einzig favorisierte Fläche für die Errichtung von Windenergieanlagen ebenfalls „Auf dem Zollstock" in der Gemarkung Waldböckelheim liegt und so eine sinnvolle Konzentration auch über Gemeindegrenzen hinweg gewährleistet werden würde. LI. Schließlich sprechen auch weitere infrastrukturelle Gründe für eine Darstellung der beantragten Fläche Kenntnisnahme „Auf dem Zollstock". So ist etwa das Umspannwerk in Monzingen nur ca. 2 km entfernt. Nach alledem sprechen die überwiegenden Gründe für eine Ausweisung als Konzentrationszone. Wie oben gezeigt steht der Schutz der historischen Kulturlandschaft der Darstellung des Gebietes nicht entgegen. LII. Ergebnis verschafft der derzeitige Entwurf des sachlichen Teilflächennutzungsplanes „Windenergie" der Kenntnisnahme Windenergienutzung auch nicht substantiell Raum, wie dies von der Rechtsprechung regelmäßig gefordert Die ausgewiesenen Sonderbauflächen ver- wird (siehe oben). Es bedarf dafür jedenfalls der Darstellung der hier beantragten Fläche „Auf dem Zoll- schaffen nach Einschätzung des Verbands- stock". gemeinderates substanziellen Raum für die Windenergie. Eine Änderung des Gesamtkon- zeptes und eine zusätzliche Ausweisung von Sonderbauflächen für die Windenergie er- scheint deshalb nicht erforderlich LIII. In der Planbegründung auf Seite 34 ff. heißt es unter dem Punkt „Substantielle Raumverschaffung", das Kenntnisnahme vom Verbandsgemeindegebiet Bad Sobernheim mit einer Flächengröße von insgesamt 17.361 ha im Teil- plan Wind insgesamt 164 ha und damit 0,94 % als Windkonzentrationszonen dargestellt werden. Die Plan- begründung führt dazu auf S. 34 aus, das Verbandsgemeindegebiet sei insbesondere aus Gründen des Natur- und Artenschutzes „besonders ungünstig". Es habe sich nach Ermittlung des artenschutzrechtlichen Konfliktpotenzials gezeigt, dass aufgrund der hohen Dichte an windkraftsensiblen Vogelarten für Teile der im Raumordnungsplan ausgewiesenen Vorrangflächen die Nutzung der Windenergie eingeschränkt sei. Auf einigen Flächen bestehe weiterer Untersuchungsbedarf. Darüber hinaus stehe der Schutz der histori- schen Kulturlandschaft einer weitreichenden Ausweisung von zusätzlichen Sonderbauflächen entgegen. Wörtlich heißt es sodann in der Begründung: „Unter Beachtung der besonderen Bedingungen und Schutz- würdigkeit des Planungszeitraumes können Flächen für die Windenergie auf gut 0,9 % der Gesamtfläche

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der Verbandsgemeinde ausgewiesen werden. Aufgrund der strukturellen Bedingungen kann bei dieser Größe davon ausgegangen werden, dass der Flächennutzungsplan der Windenergie substantiell Raum verschafft." LIV. Hinsichtlich der substantiellen Raumverschaffung hat das Bundesverwaltungsgericht anerkannt, dass dem Kenntnisnahme Verhältnis der Konzentrationsflächen im Vergleich zu den Potenzialflächen eine „gewisse Indizwirkung" beigemessen wird. Demnach gilt, dass je geringer der Anteil der ausgewiesenen Konzentrationsfläche ist, desto gewichtiger die gegen eine weitere Ausweisung von Vorranggebieten sprechenden Gesichtspunkte sein müssen, damit es sich nicht um eine unzulässige „Feigenblattplanung" handelt (BVerwG, U. v. 13.12.2012 - 4 CN 1/12 - zitiert nach juris, Rn. 18 ff.). LV. Legt man dies zugrunde, besteht hier ein auffälliges Missverhältnis zwischen dem Umfang der ermittelten Kenntnisnahme Potenzialflächen und dem Umfang der letztlich festgelegten Konzentrationszonen, dem Indizwirkung für die Der Verbandsgemeinderat kommt nach der Annahme einer bloßen Verhinderungsplanung zugesprochen werden muss. Wie sich aus der Planbegrün- Würdigung der vorgebrachten Argumente zu dung ergibt, beträgt der Anteil der Konzentrationsflächen im Vergleich zum gesamten Verbandsgemeinde- einer anderen Auffassung als der Einwender. gebiet 0,94 %. Dieser Prozentsatz ist - gemessen an den Vorgaben der Rechtsprechung - äußerst gering. Eine Ausweisung der Fläche Zollstock ist aus Dabei verkennen wir nicht, dass isolierte Prozent- und Größenangaben für die Frage, ob der Windenergie- Gründen des Landschaftsschutzes und des nutzung substantiell Raum verschafft wird, letztlich nicht ausschlaggebend sind. Jedoch muss der Prozent- Schutzes von Tourismus und Erholung nicht zahl insofern Indizwirkung zugemessen werden, als dass ' die Geringfügigkeit der Anzahl ausgewiesener angemessen und aufgrund der ausgewiesenen Konzentrationsfläche erhebliche Anforderungen an die gegen die Windenergienutzung sprechenden Grün- Sonderbauflächen auch nicht erforderlich. de stellt, damit nicht von einer „Feigenblattplanung" gesprochen werden muss. Dass hier derart gewichtige Gründe, die fehlende Ausweisung weiterer Flächen - wie der Potenzialfläche Nr. 3 „Auf dem Zollstock" - tragen würde, davon ist wie oben gezeigt nicht auszugehen. Es wurde oben vielmehr ausführlich dargelegt, dass der Schutz der historischen Kulturlandschaft „Unteres Nahetal", insbesondere Sobernheimer Talwei- tung, der Darstellung einer Windkonzentrationszone „Auf dem Zollstock" nicht entgegensteht. Auf unsere obigen Ausführungen nehmen wir an dieser Stelle Bezug. Es ist demnach Aufgabe des Plangebers, hier der Verbandsgemeinde, das Auswahlkonzept und insbesondere auch die Potenzialflächenanalyse und Abwägung noch einmal zu überprüfen und im Ergebnis eine andere Abwägung zu treffen und die Fläche „Auf dem Zollstock" auszuweisen, wenn die VG feststellt, dass der Windenergienutzung anderenfalls - wie hier - nicht substantiell Raum gegeben werden kann. Schließlich reicht auch die bloße Berufung auf den Schutz des Landschaftsbildes und der historischen Kulturlandschaft nicht aus, um besondere Gesichts- punkte zu rechtfertigen, warum die Verbandsgemeinde hier an einer Ausweisung weiterer Windenergieflä- chen gehindert wäre. Wie wir in dieser Stellungnahme gezeigt haben, ist gerade das Gegenteil der Fall und dem Ausweisungsantrag für Eignungsfläche Nr. 3 ist nach alledem zu folgen. Ansonsten droht der Flä- chennutzungsplan schon deshalb zu scheitern, weil er der Windenergienutzung nicht substantiell Raum im Verbandsgemeindegebiet verschafft. Beschlussvorschlag: : Abstimmungsergebnis: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und abgewogen bzw. zu-

rückgewiesen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen

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weitergeführt. Ja: 14 Nein: 3 Enth. 3

7 Initiative Soonwald e.V. 04.06.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. Die Initiative Soonwald e.V. sieht sich seit 25 Jahren den langfristigen Zielen einer nachhaltigen Regional- Kenntnisnahme entwicklung verpflichtet, die aus und mit der Bevölkerung entwickelt wird. Bau und Betrieb des „Windpark "Pferdsfeld" widerspricht unserer Auffassung nach diesem Anliegen in wesentlichen Punkten. Aus zahllo- sen Gesprächen und Veranstaltungen zum Thema wissen wir außerdem, dass der „Windpark Pferdsfeld" wenig bis keinen Rückhalt in der Bevölkerung hat. Das gilt gleichermaßen für Einheimische, Zugereiste und Gäste unserer Region. Sie alle eint die Überzeugung, dass hier für eine umstrittene, wenig effiziente Übergangstechnologie ein unersetzbar wertvoller Ort in seinem Charakter zerstört wird. Drei Großanlagen der neueren Generation sollen unter 600 Meter von der Kirche entfernt errichtet werden. Damit konterka- riert dieses Bauvorhaben die mittel und langfristigen Entwicklungschancen einer Region, deren Potential erwiesenermaßen in der Gesundheitswirtschaft, dem Tourismus und in der Natur liegt. Dieser Vorgang zeigt paradigmatisch woran die Region krankt: an mangelnder Koordination, stringenter Zielorientierung und einer wirksamen Profilierung, die unsere Heimat aus dem Meer der konkurrierenden Regionen her- ausheben könnte. II. Das gilt in paradigmatischer Weise für die denkmalgeschützte Kirche Eckweiler in der Wüstung Eckweiler Die Kirche in Eckweiler in der Planung und in unmittelbarer Nähe der geplanten großtechnischen Anlagen. Die Kirche Eckweiler hat sich seit 2005 zu Abwägung berücksichtigt. Der Verbandsge- einem „Hotspot" des sanften Tourismus entwickelt, des Innehaltens und der Erinnerungskultur zum Thema meinderat nimmt die Auffassung des Einwen- "Heimat" und dem Verlust derselben. Es gehört damit zu den vitalen Zukunftsinteressen der Verbandsge- ders zur Kenntnis und begrüßt ausdrücklich meinde diesen besonderen Ort weiterhin zu erhalten und zu pflegen. Ihre enorme Anziehungskraft resul- die kulturellen Aktivitäten. Die Meinung, dass tiert vor allem aus ihrer faszinierenden Alleinlage in der Stille und dem ehrenamtlichen Bürger-Engagement mit den Anlagen entsprechende Aktivitäten von vielen nicht mehr möglich sind oder das Gebäude Freiwilligen, der Initiative Soonwald e.V., der ihr angeschlossenen Gruppe der Freunde der Eckweilerer irreversibel zerstört wird, wird aber nicht geteilt Kirche" und des Regionalbündnisses. Sie steht inzwischen überregional als Symbol und Wallfahrtskirche und ist aufgrund der Entfernung der Wind- für christliche kulturelle 11Veranstaltungen unterschiedlicher Art. Stark steigende Besucherzahlen (Wander- energieanlagen von über 500 m zur Kirche wege/Bustourismus/Veranstaltungen/ZDFFernsehgottesdienst) - nicht nur an den Wochenenden - belegen Eckweiler auch nicht zu erwarten. ihre Bedeutung als touristisches Rarität und einem wichtigen Ort der regionalen Identität. Dieses beeindru- ckende Ergebnis jahrelanger Bemühungen - auch der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim - wird irrever- sibel beschädigt, bzw. in seiner Wirkung zerstört. III. Zur Auslage selbst: Hintergrund Kenntnisnahme Aus den Genehmigungsverfahren ergaben sich nach Ansicht der Beauftragten der VG Bad Sobernheim Änderungen an den „Weißflächen" im Teilflächennutzungsplan Windenergie, die eine teilweise Neuaus-

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lage erforderlich machten. Änderungen am Flächenzuschnitt seien nicht notwendig. Die Auslage erfolgte vom bis zum 27.04.2018 bis zum 28.05.2018. Die Initiative Soonwald e.V. hat am 28. Mai 2018 Einwendung erhoben. Die Begründung wird hiermit nachgereicht. Die Unterlagen zum erneuten Verfahren wurden erarbeitet vom Büro Gutschker & Dongus, Odernheim, Herr Dipl.-Ing. Dieter Gründonner (G&D). Beiträge der Verwaltung VG Bad Sobernheim waren nicht er- kennbar. IV. Bemerkung zum grundsätzlichen Vorbehalt Kenntnisnahme Die Verbandsgemeinde Bad Sobernheim profitiert als Grundstückseigentümerin von den zu errichtenden Die vermeintlichen Interessenskonflikte sind Anlagen. Sie ist damit in einem Interessenkonflikt, der nicht benannt wird. nach Ansicht des Verbandsgemeinderates Die Unterlagen und Begründungen zum erneuten Verfahren wurden vom Büro Gutschker & Dongus, nicht nachvollziehbar. Herr Gründonner ist seit Odernheim, Herrn Dipl.-Ing. Dieter Gründonner (G&D) erarbeitet. dem 08. Mai 2018 Mitglied des Verbandsge- Herr Gründonner ist nicht nur angestellter Mitarbeiter des Planungsbüros, sondern Mitglied des Verbands- meinderates und hat seitdem an keinen Ab- gemeinderates Bad Sobernheim (Grüne) und des Ortsgemeinderates Odernheim (ZufO). Herr Gründonner stimmungen zum Thema Teilflächennutzungs- ist dort Fraktionsvorsitzender der sog. „Liste Gründonner", deren einziger Zweck die Aufstellung von WKA plan Windenergie teilgenommen. In der Funk- auf dem Gemeindegebiet ist. Herr Gründonner war auch Mitglied der Regionalversammlung, die den Teil- tion eines Stellvertreters in der Regionalvertre- RP Windenergie der PG Rheinhessen-Nahe beschlossen hat (Grüne). tung Planungsgemeinschaft Rheinhessen- Ohne dass der Interessenskonflikt von Herrn Gründonner von ihm benannt wurde besteht Verdacht auf Nahe nahm er ebenfalls an keinen Abstim- Befangenheit, da hier eine Vermischung von öffentlichen Ämtern, politischer Tätigkeit und beruflicher Ab- mungen zum Thema Windenergie teil. Im hängigkeit besteht. Die Unterlagen zum Verfahren sind daher aufgrund der in der Person des Verfassers Ortsgemeinderat wurde während des Aufstel- liegenden Interessenkonflikte grundsätzlich angreifbar. Er durfte weder Unterlagen dazu anfertigen, noch lungsverfahrens ebenfalls nicht über das The- an Abstimmungen in den Gremien dazu teilnehmen. ma abgestimmt. Grundsätzlich ist aber das Thema Interessen- konflikt im Rahmen der Abwägung kein zu berücksichtigender Belang. V. Weißfläche Pferdsfeld Kenntnisnahme Bezüglich der Sonderbaufläche Pferdsfeld wurde im Änderungsbericht ausgesagt, dass der östliche Teil Die faunistischen Gutachten wurden seitens der Weißfläche in eine Vorrangfläche Windenergie umgewandelt werden könne, da zuvor bestehende ar- des Planungsträgers beigezogen und ausge- tenschutzrechtliche Vorbehalte Rotmilan durch das Behördengutachten MILVUS, 2017 ausgeschlossen wertet. Die artenschutzrechtliche Situation mit worden seien. den möglichen Konflikten ist somit dem Pla- Begründungen: Nicht ausgeräumte artenschutzrechtliche Vorbehalte nungsträger bekannt. Die artenschutzrechtlichen Vorbehalte bezüglich des Rotmilans wurden im Verfahren durch das Gutachten Aufgrund der Datenlage, die sich aus den aus- Milvus, 2016 keineswegs ausgeräumt. gewerteten Gutachten ergibt, folgt der Vorha- Denn das Büro Milvus hatte ein Gutachten erstellt, welches aber am Ende keine eindeutige Position be- benträger der Entscheidung der Genehmi- zog, sondern nur zwei gegensätzliche Hypothesen anbot. Überdies stellten MILVUS im Plangebiet zahlrei- gungsbehörde, dass unter Einhaltung der fest- che stark frequentierte Transferstrecken der Rotmilane fest, die eine erhöhte Kollisionsgefahr bei Realisie- gesetzten Vermeidungsmaßnahmen bezüglich rung bedingen, aber gar nicht in deren Bewertung einflossen. Rotmilane und Fledermäuse artenschutzrecht-

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Außerdem litt das Gutachten letztlich unter zahlreichen, teils schweren handwerklichen Mängeln, die eine liche Tatbestände gem. § 44BNatschG ver- Bezugnahme auf dieses Gutachten grundsätzlich verbieten (Keine Beachtung von Methodenstandards und mieden und ausgeschlossen werden können. Leitfäden, keine Auswertung der Erfassungen, Untererfassung, Vergrämung durch Aufstellung im Planbe- Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die reich, keine horstbezogene Erfassung). Es wird zu Gunsten des Büros G&D angenommen, dass dort das bezogene Gutachten MILVUS nicht in Substanz vorlag, sondern nur nachrichtlich bekannt war. In dem Falle lag allerdings ungenügende Reali- tätsprüfung vor. Im Gegenteil liegt uns eine ablehnende Stellungnahme der Benehmensbehörde UNB beim Kreis KH vor, die das Benehmen aus Artenschutzgründen/Rotmilan verweigerte. Dies wurde allerdings von der Geneh- migungsbehörde übergangen. Zusammenfassend wurden die artenschutzrechtlichen Konflikte durch das vage Gutachten MILVUS nicht ausgeräumt, ebensowenig wie die Ablehnung der Fachbehörde, sondern nur durch die Immissionsschutz- behörde übergangen. Es gibt daher derzeit keine hinreichende Grundlage, die Weißfläche in eine Vorrangzone umzuwandeln. Ein anderslautender Beschluss wäre voraussichtlich rechtswidrig, angreifbar und mit möglichen Schadens- ersatzansprüchen des gutgläubigen Antragstellers behaftet. Die Darstellung des Büros G&D ist diesbezüglich sowohl selektiv, als auch verkürzt, mithin auch falsch. Sie übergeht zudem das zweite vorliegende Gutachten des Büros BFL im Auftrag des Antragstellers, das al- lerdings ebenfalls in der Bewertung fehlgeht. VI. Nicht ausgeräumte drittschützende Vorbehalte Kenntnisnhame Abstände von Bebauung Eine nördlich liegende Bebauung, die zu einer Das Büro G&D stellt in der Darstellung der Veränderungen zunächst widersprüchlich dar, dass keine Ver- Korrektur der Vorrangfläche führen müsste, ist änderungen im der Kontur der Vorrangfläche nötig seien. nicht bekannt. Die Einwenderin führt auch In der Detaildarstellung der Begründung kommt das Büro nun doch dazu einzugestehen, dass aufgrund nicht näher aus, um welche Bebauung es sich des inzwischen in Kraft getretenen LEP 4.4. Änderung erhöhte Abstände zu Bebauung im Süden und Os- dabei handelt, wie diese genutzt wird und wie ten Einschränkungen der Weißfläche Pferdsfeld bedingen. 2. Der Mittelteil soll ganz wegfallen. diese zu berücksichtigen ist. Dies würde zunächst keine Einschränkung für die genehmigte Planung bedeuten. Das Büro G&D übersieht jedoch, dass sich auch im Norden Bebauung befindet und unterlässt die notwen- dige Korrektur. Das würde dazu führen, dass sich zwei genehmigte Anlagen außerhalb der Vorrangzone befänden, ein Widerspruch zwischen Flächennutzungsplanung und Genehmigungsplanung entstünde und die Planung im Nordteil nachträglich nicht mehr genehmigungsfähig ist. Diesen Konflikt hat das Büro nicht erkannt, für das Verfahren aufgearbeitet und/oder gelöst. Es tritt ohne Änderung Abwägungsausfall durch Unterlassung ein. Die Kontur der Weißfläche ist gemäß LEP im Nordteil zugunsten der Bebauung zu korrigieren. (-> Schall- schutz) Beschlussvorschlag: : Abstimmungsergebnis: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und abgewogen bzw. zu-

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rückgewiesen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen Ja: 9 Nein: 7 Enth. 4 weitergeführt.

8 Bürger aus Bad Sobernheim 11.06.2018 Stellungnahme Abwägungsempfehlung I. Die Ausführungen der Ortsgemeinde lppenschied vom 26.05.2018 sowie der Initiative Soonwald machen Kenntnisnahme wir uns ausdrücklich zu eigen. II. Der Flächennutzungsplan ist nicht fortzuschreiben, da durch die Errichtung von sieben Windkraftanlagen Aufgrund der im Regionalplan ausgewiesenen die in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden vier denkmalgeschützten Bauwerke in erheblichem Maße Vorrangfläche ist dieses Ziel der Raumordnung beeinträchtigt werden und zwar nicht nur optisch, indem Ihnen das Umland entzogen wird und denkmalge- grundsätzlich in den Flächennutzungsplan zu schützte Objekte darauf angewiesen sind sich in ihrer angestammten Umgebung zu behaupten. Im Denk- übernehmen. Eine substanzielle Betroffenheit malschutzgesetz spricht man von Wandbildung. Diese würde durch die Windkraftanlagen erzielt. Womit der Kirche ist durch die Entfernung der geplan- eine Unzulässigkeit gegeben ist. ten Windenergieanlagen nicht gegeben. Inso- fern können denkmalschützerische Belange nicht zur Unzulässigkeit der Vorrangfläche führen. III. Des Weiteren entstehen bei der Errichtung von Windkraftanlagen erhebliche Bodenerschütterungen, auf Weitreichende und gebäudegefährdende Er- die gerade denkmalgeschützte Objekte empfindlich reagieren. Diese Erschütterungen führen zu Gebäude- schütterungen während der Bauphase von rissen bis hin zum Einsturz. Gerade die Kirche in Eckweiler, die ohnehin schon bauliche Mängel aufweist, Windenergieanlagen sind nicht bekannt oder würde der Gefahr des vollständigen Einsturzes ausgesetzt. belegt. Ein Schadensrisiko für das genannte Gebäude ist aufgrund der Entfernung von über 500 m nicht zu erwarten. Beschlussvorschlag: : Abstimmungsergebnis: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und abgewogen bzw. zu- rückgewiesen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen Ja: 12 Nein: 6 Enth. 2 weitergeführt.

Erstellt im Auftrag der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim Bearbeitet durch gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure Dieter Gründonner, Dipl.-Ing. Odernheim am Glan, 31.08.2018

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Anlage zu TOP 2 Verbandsgemeinde Bad Sobernheim

Fortschreibung des Flächennutzungsplans b.) Siedlungsentwicklung

Beteiligung gem. § 3 Abs. 2 BauGB und § 4 Abs. 2 BauGB vom 17.02.2017 bis einschließlich 21.03.2017

Abwägung der Stellungnahmen durch den Verbandsgemeinderat der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim in der Sitzung am 30.08.2018

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – ingenieure VG Bad Sobernheim – Fortschreibung des Flächennutzungsplans – b.) Siedlungsentwicklung Abwägung der Anregungen und Stellungnahmen

Entwurf der Abwägungen zu den Anregungen und Bedenken, die im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 BauGB sowie der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 2 BauGB im Zeitraum vom 17.02.2017 bis einschließlich 21.03.2017 eingegangen sind:

Folgende Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange haben im Verfahren gemäß § 4 (2) BauGB in ihrer Stellungnahme keine Hinweise, Einwendungen oder Bedenken vorgetragen:

03 DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Abteilung Landentwicklung und Bodenordnung, -Flurbereinigungs- und Siedlungsbehörde, 20.02.2017 Simmern 04 Fernleitungs-Betriebsgesellschaft mbH, Idar-Oberstein 21.02.2017 18 Kreisverwaltung Bad Kreuznach, Untere Naturschutzbehörde 21.03.2017

Folgende Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange haben im Verfahren gemäß § 4 Abs. 2 BauGB nachstehende Stellungnah- men vorgetragen:

01. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesarchäologie, -Erdgeschichte-, Koblenz 20.02.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Unter Bezugnahme auf o.g. Schreiben teilen wir Ihnen folgendes mit: Der in der Stellungnahme aufgeführte Hinweis zu den vorhandenen Zeug- nissen der Erdgeschichte im Bereich 3.4 Odernheim Neubau Feuerwehr Fläche 3.1 Bad Sobernheim: keine Bedenken betrifft nicht das Flächennutzungsplanverfahren, sondern die nachgelager- Fläche 3.2 Monzingen: keine Bedenken ten Verfahren, insbesondere aber die Bauausführung. Ein entsprechender Fläche 3.3 Monzingen: keine Bedenken Hinweis wird in die Begründung aufgenommen: Fläche 3.5 Staudernheim: keine Bedenken

Fläche 3.4 Odernheim: Baubegleitung und evtl. Flächengrabung erfor- derlich

Im Bereich 3.4 Odernheim Neubau Feuerwehr sind Zeugnisse der Erdgeschichte vorhanden (Perm, Rotliegend, 297 Millionen Jahre alt). Daher bitten wir Sie, uns den Beginn der Erdarbeiten rechtzeitig (mindestens vier Wochen vorher) anzu- zeigen. Es ist mit Beeinträchtigung der laufenden Aushubarbeiten zu rechnen. Die örtlich beauftragten Firmen sind entsprechend in Kenntnis zu setzen. Etwa zu Tage kommende Fossilfunde etc. unterliegen gemäß §§ 16-21 des Denkmal- schutzgesetzes Rheinland-Pfalz der Meldepflicht an die Generaldirektion Kultu- relles Erbe, Direktion Landesarchäologie, -Erdgeschichte-, Niederberger Höhe 1,

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56077 Koblenz, Tel. 0261-6675-3033, Fax 0261-6675-2010. Im Vorfeld ist der Abschluss eines Investorenvertrags zur Regelung der finanziel- len Beteiligung nach §21 DSchG erforderlich. Diese Stellungnahme bezieht sich ausschließlich auf die Belange der Erdge- schichte. Gesonderte Stellungnahmen der Direktion Landesarchäologie/Außenstelle Mainz und Direktion Landesdenkmalpflege Mainz bleiben vorbehalten und sind ggf. noch einzuholen. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

05 Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Bad Kreuznach 22.02.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Zu der o. g. Fortschreibung des FNP der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim verweisen wir auf unsere Stellungnahme vom 06.04.2016 und halten an unseren Bedenken und Anmerkungen fest: a) Teilflächennutzungsplan "Windenergie" (…). b) Siedlungsentwicklung Die geplanten Änderungen zur Siedlungsentwicklung sind aus landwirtschaftli- cher Sicht eher unproblematisch. Folgende Bedenken und Anregungen werden hervorgebracht. Bad Sobernheim Keine Bedenken Monzingen Die Ortsgemeinde Monzingen plant die Umwandlung einer "Gewerblichen Bau- Die Änderungsfläche 1.2 "Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege fläche" in eine "Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwick- und zur Entwicklung von Natur und Landschaft" in Monzingen befindet sich lung von Natur und Landschaft". Wir verweisen auf den § 7 LNatSchG, der zwin- in einem Natura 2000-Gebiet und zwar in dem Vogelschutzgebiet „Nahetal“ gend zu berücksichtigen ist. Demnach sind die Maßnahmen nur innerhalb einer (VSG 6210-401). Südlich und südöstlich grenzt unmittelbar das FFH- definierten Gebietskulisse (bspw. Natura 2000 - Gebiete) zulässig und sollen Gebiet „Nahetal zwischen und Bad Kreuznach“ (FFH 6212-303) vorrangig durch sogenannte "produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen" an. (vgl. Umweltbericht) Dem § 7 LNatSchG wird somit Folge geleistet. gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben umgesetzt werden. Hierzu verwei- Der Hinweis auf den § 7 LNatSchG ist bereits als Hinweis an nachfolgende sen wir auch auf ein Schreiben des MULEWF vom 5.11.2015 (Az: 102-88 601- Bebauungsplanverfahren in die Begründung aufgenommen wurden. 1/2014-2#102 AI 102) an die Naturschutzbehörden, in dem folgendes klargestellt wird: "Für eine Kompensation sind vorrangig produktionsintegrierte Maßnahmen

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i.S.v. Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen zur dauerhaften Aufwertung des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes zu realisieren [ … ] Diese werden im Regelfall von Anfang an mit den Bewirtschaftern gemeinsam entwickelt."

Odernheim am Glan Der Hinweis auf den Vorrang von produktionsintegrierte Kompensations- In Odernheim soll eine landwirtschaftliche Ackerfläche in eine "Fläche für den maßnahmen wird zur Kenntnis genommen. Die Festsetzung von Maßnah- Gemeinbedarf mit Zweckbestimmung Feuerwehr" geändert werden. Gegen die men wird jedoch auf der nachgelagerten Planungsebene erfolgen, im kon- Änderung werden aus landwirtschaftlicher Sicht keine grundsätzlichen Bedenken kreten Fall im Rahmen des im Aufstellungsverfahren befindlichen Bebau- vorgetragen. Die Unterlagen enthalten aber noch keine konkreten Angaben über ungsplans „Gemeinbedarfsbedarfsfläche Feuerwehr“. Der Hinweis auf den den Umfang und die Lage möglicher naturschutzrechtlicher Ausgleichmaßnah- § 7 LNatSchG ist zudem bereits als Hinweis an nachfolgende Bebauungs- men. Auch hier ist zwingen § 7 LNatSchG zu berücksichtigen. planverfahren in die Begründung aufgenommen wurden. Staudernheim Ein bereits erstelltes Erschließungskonzept (Ing.-Büro Giloy & Löser GbR, In Staudernheim soll südwestlich eine größere Waldfläche in einen Waldfriedhof Oktober 2016: Zufahrt zur - und Abfahrt von der geplanten Waldbegräbnis- umgewandelt werden. Die Zuwegung erfolgt über einen bituminösen Wirt- stätte in Staudernheim) kommt zu dem Ergebnis, dass eine Erschließung schaftsweg auf einer Länge von ca. 1 km, mit teilweise unübersichtlichen und der Änderungsfläche möglich ist und empfiehlt eine Streckenführung über engen Stellen. Um Nutzungskonflikte zwischen dem aufkommenden Verkehr den „Baucher Weg“. durch Besuchen des Friedwaldes und dem bestehenden landwirtschaftlichen Die Frage der Verkehrsführung (Beschilderung, Baumaßnahmen, Kosten) Verkehr zu vermeiden, sollte die Gemeinde die Verkehrssicherheit durch Be- ist im Bebauungsplanverfahren bzw. im Rahmen der Bauausführung zu schilderung und Baumaßnahmen herstellen. Die Gemeinde soll zukünftig die behandeln, zu klären und festzulegen. Der Flächennutzungsplan trifft hier- Unterhaltungskosten des Wegebaus übernehmen. zu keine Aussage. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

08 Kreisverwaltung Bad Kreuznach, Bauamt, Bad Kreuznach 16.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Im Rahmen der Beteiligung der Behörden gem. § 4 Absatz 2 BauGB an der Auf- Der Hinweis zum Einzeldenkmal „Staudernheimer Straße 19" wurde bereits stellung ist die Ausweisung der Sondergebiete aufgeführt. als Hinweis an nachfolgende Bebauungsplanverfahren in die Begründung Wir weisen darauf hin, dass in der Umgebung von dem geplanten "Sondergebiet aufgenommen. Feuerwehr" in Odernheim das Einzeldenkmal „Staudernheimer Straße 19" (Villa; Pyramidendachbau, 1920er Jahre) liegt. Bauliche Anlagen in der Umgebung bedürfen gemäß § 4 Abs. 1 Satz 4 und § 13 Abs. 1 Satz 3 in Verbindung mit § 13 a Abs. 3 des Denkmalschutzgesetzes (DSchG) von Rheinland-Pfalz vom 23. März 1978 (GVBI. S. 159 f.) zuletzt geändert durch Gesetz vom 26.11.2008 (GVBI. S. 301) im Benehmen mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesdenkmalpflege als Fachbehörde der Genehmigung der unteren Denkmal- schutzbehörde.

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Die restlichen aufgeführten Sondergebiete sind nicht vom Denkmalschutz betrof- fen. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

10 Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz, Mainz 15.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Aus Sicht des Landesamtes für Geologie und Bergbau. Rheinland-Pfalz (LGB) Die Hinweise zu Bergbau/Altbergbau sowie Boden und Baugrund/Radon werden zum oben genannten Planvorhaben folgende Anregungen, Hinweise und wurden bereits als Hinweise an nachfolgende Bebauungsplanverfahren in Bewertungen gegeben: die Begründung aufgenommen. Erforderliche Kompensationsmaßnahmen Bergbau / Altbergbau: werden in den nachgelagerten Verfahren festgesetzt und sind nicht Be- Die Prüfung der hier vorhandenen Unterlagen ergab, dass die Geltungsbereiche standteil des Flächennutzungsplans der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim wie folgt von historischem oder aktuellen Bergbau betroffen sind: Gemarkung Monzingen. Änderungsfläche 3.3: Die geplante Flächenumwandlung in der Gemarkung Monzingen zur „Fläche für den Gemeinbedarf mit der Zweckbestimmung Feuerwehr" liegt im Bereich des Bergwerksfeldes "Nahetal". Für das Plangebiet ist kein Altbergbau dokumentiert. In dem in Rede stehenden Gebiet erfolgt kein aktueller Bergbau unter Bergauf- sicht. (…) Allgemeine Hinweise: Bitte beachten Sie, dass unsere Unterlagen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, da grundsätzlich die Möglichkeit besteht, dass nicht dokumentierter historischer Bergbau. stattgefunden haben kann, Unterlagen im Laufe der Zeit nicht überlie- fert wurden bzw. durch Brände oder Kriege verloren gingen. Sollten Sie bei zukünftigen Bauvorhaben auf Indizien für Bergbau· stoßen, emp- fehlen wir Ihnen spätestens dann die Einbeziehung eines Baugrundberaters bzw. Geotechnikers zu einer objektbezogenen Baugrunduntersuchung. Boden und Baugrund - allgemein: Wir verweisen auf unsere Stellungnahme vom 04.04.2016 (Az.: 3240-0015-

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04/V7), die weiterhin ihre Gültigkeit behalt. - mineralische Rohstoffe: (…) Siedlungsentwicklung: Sofern es durch evtl. erforderliche landespflegerische Kompensationsmaßnah- men außerhalb der Geltungsbereiche der Planflächen 3.1, 3.3, 3.4 und 3.5 zu keinerlei Überschneidungen mit den im Regionalen Raumordnungsplan ausge- wiesenen Rohstoffsicherungsflächen kommt, bestehen aus der Sicht der Roh- stoffsicherung gegen die geplanten Vorhaben keine Einwände. -Radonprognose: Siedlungsentwicklung: Die Planflächen 3.1, 3.3 und 3.4 liegen jeweils innerhalb eines Bereiches in dem erhöhtes und lokal über einzelnen Gesteinshorizonten hohes Radonpotential ermittelt wurde. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

12 Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesarchäologie, Archäologe, Mainz 20.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung (…) Grundsätzlich ist überhaupt nur ein geringer Teil des archäologischen Bodenar- Die aufgeführten Punkte betreffen die Bauausführung und sind gegebenen- chives bekannt. Deshalb gilt: Bei Erdarbeiten muß jederzeit mit archäologischen falls als Hinweis in die entsprechenden Bebauungspläne zu übernehmen. Funden aus prähistorischer und historischen Zeiten und der Aufdeckung von Auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung wird der Hinweis von archäologischen Fundstellen gerechnet werden. dem Verbandsgemeinderat zur Kenntnis genommen und auf die nachgela- Folgende Abläufe sind auch an Orten, von denen bislang keine archäologischen gerten Verfahren (Bebauungsplanverfahren und/oder Verfahren nach BIm- Fundstellen bekannt sind, sicherzustellen: SchG) verwiesen. 1. Bei der Vergabe der vorbereitenden Baumaßnahmen (einschließlich Mutter- bodenabtrag) hat der Planungsträger bzw. die Gemeindeverwaltung sowie für die späteren Erdarbeiten der Bauträger oder Bauherr die ausführenden Firmen ver- traglich zu verpflichten mit einem angemessenen zeitlichen Vorlauf (in der Regel von mindestens 4 Wochen) die Vorgehensweise und Terminierung der Arbeiten in Schriftform anzuzeigen, damit diese durch die Denkmalfachbehörde Lan- desarchäologie überwacht werden können. 2. Die ausführenden Baufirmen sind auf die Bestimmungen des Denkmalschutz-

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gesetzes Rheinland-Pfalz hinzuweisen. Danach ist jeder zutage kommende ar- chäologische Fund unverzüglich zu melden, die Fundstelle unverändert zu be- lassen und gegen Zerstörung zu schützen sowie die Fundstücke gegen Verlust zu sichern. 3. Die Regelungen nach 1. und 2. entbinden Bauträger und Bauherren bzw. die entsprechenden Abteilungen der Verwaltung nicht von der Meldepflicht und ge- gebenenfalls Haftung gegenüber der Denkmalfachbehörde Landesarchäologie. 4. Werden archäologische Fundstellen oder archäologische Funde angetroffen, ist der Denkmalfachbehörde Landesarchäologie ein angemessener Zeitraum einzuräumen, damit archäologische Ausgrabungen und Dokumentationen in Absprache mit den ausführenden Firmen, ordnungsgemäß und nach den Anfor- derungen moderner archäologischer Forschung durchgeführt werden können. In den Bauzeitenplänen sind entsprechende Zeiten für archäologische Arbeiten vorzusehen. Nach Umfang der notwendigen archäologischen Ausgrabungen und Dokumentationen sind von Seiten der Bauherren oder Bauträger finanzielle Bei- träge für die Maßnahmen erforderlich und gesetzlich vorgeschrieben. Die unge- störte Bewahrung archäologischer FundsteIlen hat prinzipiell Vorrang vor Aus- grabung und Dokumentation. 5. Die Meldepflicht gegenüber der Denkmalfachbehörde Landesarchäologie gilt bereits für Bodeneingriffe zur Vorbereitung der eigentlichen Baumaßnahmen, etwa Mutterbodenabtrag.

Alle Mitteilungen sind zu richten an: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz Direktion Landesarchäologie - AußensteIle Mainz Große Langgasse 29, D - 55116 Mainz Telefon: 06131 - 2016300, FAX: 06131 - 2016333, E-Mail: landesarchaeologie- [email protected] Die obenstehenden Formulierungen sind in geeigneter Form als Auflage für Nut- zungsänderungen mit Bodeneingriffen und speziell Bebauungen in den Bebau- ungsplan zu übernehmen. Bitte beteiligen Sie uns in jedem Fall am weiteren Verfahren. Wir unterrichten die Denkmalschutzbehörde des Landkreises Bad Kreuznach von dieser Stellungnahme. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

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17 Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Idar-Oberstein 20.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Gegen das Vorhaben bestehen keine grundsätzlichen Bedenken. Aus Gründen Der Hinweis zu der im nachgelagerten Verfahren gegebenenfalls zu erstel- des Immissionsschutzes ist es in der Stadt Bad Sobernheim bei der Änderungs- lende Immissionsprognose für die Änderungsfläche „Sondergebiet mit der fläche „Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Verbrauchermarkt“ bei einer Zweckbestimmung Verbrauchermarkt“ wird vom Verbandsgemeinderat zur wesentlichen Erweiterung und Verschiebung in Richtung benachbarter Wohn- Kenntnis genommen. Der Bebauungsplan „In der Langgewann – Im Beil- baufläche erforderlich, spätestens im Rahmen des Bauantrages durch Vorlage chen“ einer 9. Änderung, welche das „Sondergebiet mit der Zweckbestim- einer Immissionsprognose nachzuweisen, dass die Wohnnachbarschaft nicht mung Verbrauchermarkt“ betrifft, wurde am 13.August von der Stadt Bad unzulässig durch Lärm belästigt wird (Lidl-Markt). Sobernheim als Satzung beschlossen. Der Plan enthält entsprechende Vorgaben zum Immissionsschutz. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

19 Forstamt Bad Sobernheim 21.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Nach Durchsicht der Unterlagen haben wir unserer forstbehördlichen Stellung- In den Stellungnahmen vom 06.04.2016 und 15.04.2016 wird zu den Fort- nahme vom 06.04.2017 in Ergänzung mit unserem Schreiben vom 15.04.2017 im schreibungen in der Stadt Bad Sobernheim und den Ortsgemeinden Mon- Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Behörden nichts hinzuzufügen. zingen und Odernheim keine Betroffenheit von forstlichen Belangen geäu- Stellungnahme 06.04.2016 ßert. In Bezug auf den Fortschreibungsfall in der Ortsgemeinde Staudern- Teil B: Siedlungsentwicklung: heim (Waldbegräbnisstätte) wird auf eine Stellungnahme vom 23. Juli 2015 Die 4. Fortschreibung des FNP wird aufgrund vorgesehener Nutzungsänderun- verwiesen, welche im Rahmen des laufenden Bebauungsplanverfahrens gen auf Teilflächen notwendig (Siedlungsentwicklung). Die Änderungen betreffen abgegeben wurde. Diese Stellungnahme betrifft das Bebauungsplanverfah- ren und die Bewirtschaftung des Waldfriedhofes. Es wird auf das parallel Stadt Sobernheim: Ausweisung eines Sondergebietes "Verbrauchermarkt" verlaufende Bebauungsplanverfahren verwiesen. OG Odernheim: Ausweisung einer Sonderbaufläche "Feuerwehr" OG Monzingen: Ausweisung einer Sonderbaufläche "Feuerwehr" OG Monzingen: Umwandlung einer gewerblichen Fläche in "Entwicklungsfläche" und tangieren keine forstlichen Belange. Zum Bauleitverfahren für die Ausweisung einer Fläche für den Wald als "Wald- friedhof" in der Ortsgemeinde Staudernheim haben wir mit Schreiben vom 23. Juli 2015, AZ.: 63 12, detailliert Stellung genommen und unsere forstlichen Be- lange, die dabei zu berücksichtigen sind, hinreichend vorgetragen. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

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21 Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Koblenz 22.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Zu b) Siedlungsentwicklung Kenntnisnahme Zu den Punkten 3.1, 3.2; 3.3, 3.4 und 3.5. wurde bereits eine Stellungnahme Die Stellungnahme zu den genannten Punkten wurde, mit Ausnahme von abgegeben. Punkt 3.3, bereits berücksichtigt und bei Bedarf in den Plan aufgenommen.

Stellungnahme vom 06.04.2016 zu Pkt. 3.3 Gemarkung Monzingen, Umwand- Das für die geplante Feuerwehrfläche in Monzingen seitens der SGD ge- lung "Fläche Schutz Natur etc." in "Fläche Feuerwehr" forderte Schutzgebietsgutachten liegt mittlerweile vor („Erläuterungsbericht Diese Fläche liegt in der Zone des 1987· zugunsten der YG Bad Sobernheim zur Ausweisung des Trinkwasserschutzgebietes Monzingen“; Dr. Jörg abgegrenzten Wasserschutzgebietes "Monzingen". In der Zone 11 stellen nach Wildberger, Ingenieurgeologisches Büro; Juni 2018). Im Rahmen dieser dem DVGW Regelwerk W 101 jegliche Bebauung und jede über ordnungsgemä- Untersuchung wurden die notwendiger hydrgeologischen Untersuchungen ße land- und forstwirtschaftliche Nutzungen hinausgehende Bodeneingriffe, für die Bemessung des Wasserschutzgebietes um den Tiefbrunnen durch die die belebte Bodenzone verletzt oder die Deckschichten vermindert Hirscheborn durchgeführt. Als Ergebnis der Berechnungen erfolgt ein Ab- werden, ein sehr hohes Gefährdungspotential dar. Das Vorhaben müsste abge- grenzungsvorschlag für die Neufassung des Wasserschutzgebietes, der lehnt werden. eine Verlagerung der Wasserschutzzonen I-III nach Norden vorsieht. Dem- Für den vorliegenden Fall wird empfohlen, zur Prüfung und vermutlich möglichen nach wird der geplante Standort für das Feuerwehrhaus zukünftig außer- Verkleinerung der vor. rd, 30 Jahren erfolgten Abgrenzung, ein neues Schutzge- halb der Wasserschutzzonen um den Tiefbrunnen liegen und kann im Flä- bietsgutachten zu beauftragen. Falls die vorgesehene "Fläche Feuerwehr" au- chennutzungsplan entsprechend als in „Fläche für den Gemeinbedarf mit ßerhalb einer neu festzulegenden Schutzzone 11 zu liegen käme, könnte der der Zweckbestimmung Feuerwehr“ ausgewiesen werden. Planung wasserwirtschaftlich zugestimmt werden. Die Hinweise zum 10m breiten Uferentwicklungsstreifen betreffen das Bei Punkt 3.3, Gemarkung Monzingen, Umwandlung " Fläche Schutz Natur etc." nachgelagerte Bebauungsplanverfahren und werden als Hinweise für die- in " Fläche Feuerwehr" weise ich erneut darauf hin, dass sich westlich der Fläche ses in die Begründung aufgenommen. der Gaulsbach, ein Gewässer III. Ordnung, befindet. Hier sind folgende Punkte zu beachten: Aus Gründen des Hochwasserabflusses und der Gewässerökologie ist ab der Böschungsoberkante des Gaulsbaches ein mindestens 10m breiter Uferentwick- lungsstreifen von jeglicher Nutzung (Bebauung und Geländeaufhöhung) freizu- halten und der freien natürlichen Entwicklung des Gewässers zu überlassen. Detailliertere Angaben zu Maßnahmen am Gaulsbach sind im Bebauungsplan darzustellen. Auf § 31 LW G wird hingewiesen, d. h., alle Geländeveränderungen und jegliche baulichen Anlagen innerhalb eines 10m breiten Streifens zum Gewässer bedür- fen einer vorherigen Genehmigung nach dem Landeswassergesetz.

Abschließende Beurteilung Unter Beachtung der vorgenannten Aussagen. bestehen gegen die 4. Fort-

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schreibung des Flächennutzungsplanes aus wasserwirtschaftlicher und boden- schutzrechtlicher Sicht keine Bedenken. Die Planunterlagen haben wir zu den Akten genommen. ·Ihre zuständige Kreisverwaltung erhält einen Abdruck dieses Schreibens zur Kenntnisnahme. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

22 Landesbetrieb Mobilität Bad Kreuznach 03.04.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Zur Fortschreibung des Flächennutzungsplanes in der vorgelegten Form verwei- Die Stellungnahme vom 01.04.2016 (Az.: FNP-KKl2016 IV 45) wurde be- sen wir auf unsere im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung gemäß § 4 Absatz 1 reits in der Planung berücksichtigt. Die Hinweise in der Stellungnahme BauGB im März/April 2016 ergangene Stellungnahme, die Ihnen mit Schreiben betreffen vor allem das Bebauungsplanverfahren bzw. die Bauausführung. vom 01.04.2016 (Az.: FNP-KKl2016 IV 45) zugegangen ist und deren weitere Gültigkeit. Planungsprojekte unseres Hauses sind aktuell im Bereich der jeweiligen Teilge- biete nicht vorgesehen. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

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Seitens der Öffentlichkeit sind folgende Stellungnahmen im Verfahren gemäß § 3 Abs. 2 BauGB eingegangen.

01 Bürger aus Staudernheim 03.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Bei der Überprüfung des Flächennutzungsplanes sind mir (private) Flächen auf- Der Bundesgesetzgeber hat mit § 30 Bundesnaturschutzgesetz BNatSchG gefallen, die "nach § 24 LPflG pauschal geschützt" sind. Die Rechtsgrundlagen (damals § 24 LPflG LandesPflegeGesetz RLP, heute vollinhaltlich in § 30 für diese "pauschale" UnterschutzsteIlung sind jedoch nicht ermittelbar. Ich bitte BNatSchG in Ergänzung mit dem aktuellen § 15 LNatSchG RLP enthalten) um Aufklärung. wertvolle Biotope unmittelbar unter einen gesetzlichen Schutz gestellt. Ihr Schutz besteht von Gesetz wegen, unabhängig von ihrer tatsächlichen

Erfassung im Rahmen der Kartierung. Be-stimmte Biotoptypen, die in § 30 Weiter ist mir aufgefallen, dass es Unterschiede im Wortlaut zwischen dem Plan- BNatSchG genannt bzw. zusätzlich landesrechtlich genannt sind, fallen entwurf und den zugehörigen Gutachten und Auflagen gibt. So steht im Planent- aufgrund ihrer besonderen Bedeutung als Biotope bundesweit unter ge- wurf zum Friedwald Staudernheim "Rindenmulch" zur Wegeabdeckung, im Gut- setzlichen Schutz. Aufgrund § 30 Abs. 7 BNatSchG sind die gesetzlich achten ist von "Hackschnitzeln" die Rede. Zwei grundverschiedene Materialien, geschützten Biotope zusätzlich zu registrieren und die Registrierung in deren Austauschbarkeit bezweifelt wird. geeigneter Weise öffentlich zugänglich zu machen. Diesen Anforderungen Auch hier bitte ich um Erläuterung. wird in Rheinland-Pfalz Rechnung dadurch getragen, dass die amtlichen Biotope gem. § 30 BNatSchG im zentralen Datenkataster von OSIRIS-RLP geführt und im Landschaftsinformationssystem (LANIS) dargestellt sowie darüber bereitgestellt werden. Der genannte Planentwurf zum Friedwald Staudernheim ist Bestandteil des Bebauungsplanverfahrens. Bei der vorbereitenden Bauleitplanung sind die konkreten Bauausführungen (Rindenmulch oder Hackschnitzel) nicht Ge- genstand des Verfahrens. Der Hinweis ist bei den nachgelagerten Verfah- ren vorzubringen. Beschlussvorschlag: Nicht erforderlich

02 Naturschutzinitiative e.V.; Quirnbach/Westerwald 08.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung 1.) Bedarf Kenntnisnahme Angesichts vieler neu eingerichteter Waldbegräbnisstätten im Land hinterfragen Gemäß Bestattungsgesetz obliegt es den Gemeinden als Pflichtaufgabe wir, ob gerade hier ein weiterer Bedarf besteht. Nur 7 km weiter ist ein Friedforst der Selbstverwaltung, Friedhöfe anzulegen und Leichenhallen zu errichten, bei /Nahe im fortgeschrittenen Genehmigungsverfahren, der auch wenn hierfür ein öffentliches Bedürfnis besteht. Die Organisation und Aus- dem Raum Bad Sobernheim - Staudernheim zugutekommt. In 30 km-Umkreis gestaltung des Friedhofswesens obliegt somit den Ortsgemeinden. Die (halbe Autostunde) finden sich viele weitere ähnliche Einrichtungen, die erst am Ortsgemeinde bleibt es also überlassen im Rahmen ihrer Pflichtaufgabe

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Beginn stehen und auch noch relativ leer sind. Grundsätzlich haben wir nichts über die Errichtung einer Waldbegräbnisstätte zu entscheiden. gegen ,,Friedforste“ einzuwenden, im Gegenteil: Sie entsprechen dem Wunsch Die Fragen bezüglich FFH-Verträglichkeit und verkehrlicher Erschließung eines Teiles der Bevölkerung nach gewisser Naturnähe über den Tod hinaus. wurde im Rahmen des Bebauungsplanes geprüft. In beiden Punkten konn- Waldstücke können darin alt werden, was vielen Tierarten nutzt. te eine Vereinbarkeit mit dem Projekt festgestellt werden, so dass eine Allerdings regen wir dringend an, zumindest regional den Bedarf und die Lagen Ausweisung einer Waldbegräbnisstätte im Flächennutzungsplan möglich zu koordinieren. Angesichts des Leerstandes und einiger paralleler Entwicklun- ist. gen, die ihrerseits gewisse Verkehrsströme regional anziehen, erkennen wir nicht, dass ausgerechnet bei Staudernheim mitten im FFH-Wald ein weiterer Standort sinnvoll wäre. Insbesondere durch die Lage mitten in einem straßenfer- nen FFH-Gebiet kann die Zuwegung zum Friedforst erhebliche Probleme verur- sachen, auf die wir unten eingehen. Bei Waldbegräbnisstätten ist generell festzustellen, dass es zwei Möglichkeiten gibt: Entweder ein "Friedforst" ist wirtschaftlich erfolgreich, dann ist dies nach unseren Erfahrungen mit erheblichem Verkehr verbunden. Das führt direkt zu nachfolgenden Problemlagen, die bei einer solchen Lage erheblich werden. Oder aber der ,,Friedforst" ist still und verträumt und zieht nur wenig Verkehr an, dann ist er aber kaum wirtschaftlich zu betreiben. Ist eine solche Entwicklung als "netter Zusatzservice" für die (lokale) Bevölkerung erwünscht? Oder soll er wirt- schaftlich betrieben werden, womit sicher erheblich mehr Verkehr einhergeht? Eine Entwicklungsbeschreibung wäre Bestandteil jeder guten Planung und Vo- raussetzung einer sachgerechten Beurteilung für den FNP, diese fehlt aber in der Planung. Generell gibt es vermehrt Erkenntnisse, dass solche Einrichtungen zwar zeitwei- se Gewinne bringen können, langfristig auf ihre gesamte Laufzeit aber finanziell eher problematisch sind. Wir regen auch vor diesem Hintergrund dringend eine kritische Bedarfsanalyse im regionalen Kontext an. Generell gibt es vermehr Erkenntnisse, dass solche Einrichtungen zwar zeitweise Gewinne bringen können, langfristig auf ihre gesamte Laufzeit aber finanziell eher problematisch sind. Wir regen auch vor diesem Hintergrund dringend eine kritische Bedarfsanalyse in regionalem Kontext an. Wenn wirklich nur ein kleiner "verträumter" Friedforst mit wenig Verkehr einge- richtet werden soll (in den Planunteralgen zum B-Plan 800 Autos im Jahr), dann muss dieses unbedingt als Genehmigungsauflage festgeschrieben werden; nur dann wäre eine solche Lage ggf. verträglich gestaltbar. Andernfalls gelten unsere Einwendungen und folgende Probleme: 2.) Stoff-/Asche-Problematik im Wald Kenntnisnahme Durch die Totenasche können Fremdstoffe in das Waldökosystem eingebracht Die angesprochene Problematik kann über eine Festsetzung im Bebau-

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werden, die nach den Verbrennungsprozessen in den Krematorien schwermetall- ungsplan oder der Friedhofssatzung geregelt werden und ist auf Ebene der reich sind (Chrom, Cadmium, ggf. weitere Rückstände). Sie können toxisch für Flächennutzungsplanung nicht beachtlich. Waldboden und Wasser sein. Was bei einzelnen oder wenigen Urnen wahr- scheinlich unerheblich ist, kann sich bei mehreren hunderten bis tausenden Ur- nenplätzen summieren und erheblich werden. Folge ist dann die Anreicherung von Schadstoffen im Bodenökosystem. Die ausgewählte Fläche ist laut Planunterlagen nicht nur mitten im FFH-Wald, sondern auch mitten im Grundwasserbildungsgebiet, das wiederum auf das an- grenzende Trinkwasserschutzgebiet wirkt; hier ist besonders hohe Sensibilität. In der Fachöffentlichkeit besteht dazu schon lange kein kontroverser Streit wider- streitender Ansichten, ob solch ein Eintrag und die Problematik erheblich sei. Das Ergebnis ist noch offen. Derzeit findet deshalb dazu ein umfassendes For- schungsprojekt des Umweltbundesamtes (via Uni Freiburg) seit Oktober 2016 bis 2018 statt. Dessen Ergebnisse sind abzuwarten. Es ist nicht zu verantworten, dass ausgerechnet jetzt einen FFH-Wald als Testobjekt für eine solche potenziel- le Problematik zu machen, wie wir auch in unserer Stellungnahme zum B-Plan gleich lautend formulieren. 3.) Größenordnung und Verkehrsproblematik Kenntnisnahme Entscheidend für eine Verträglichkeit und Lagebestätigung ist die Größenord- Im Rahmen des parallel in Aufstellung befindlichen Bebauungsplanes wur- nung respektive Autoverkehr. de eine entsprechendes Verkehrsgutachten durch das Ingenieurbüro Giloy Der Friedforst soll nur 3,5 ha groß werden (ursprünglich angedacht und möglich- & Löser GbR erarbeitet. Darin wird der Nachweis geführt, dass die Grenz- erweise zukünftig geplant, ist eine Erweiterungsoption um weitere 3,7 ha). Damit werte der Verkehrsverträglichkeit nach RaSt-06 für den Straßentyp wäre er von der Fläche ein relativ kleiner Bestattungswald. Dahinter verbergen „Wohnweg“ nicht erreicht werden. Einer Ausweisung der Fläche als sich allerdings immerhin 3500 plus x Grabplätze, was dann doch bedeutsam und Friedforst im Flächennutzungsplan steht der Aspekt Erschließung und Ver- nicht wenig ist. Dagegen wird der Autoverkehr in den Planunteralgen mit nur 800 kehrsdichte nicht entgegen. Autos im Jahr angegeben (Angabe: 40 Beerdigungen à 20 Autos), allerdings ohne plausible Herleitung oder Entwicklungsmöglichkeiten bzw. Zukunftsprogno- sen. Die angebliche Verträglichkeit der Verkehrszuwegung und des Friedforstes im B-Plan baut auf der geringen Annahme von 800 PKW pro Jahr auf. Bei 3500 Grabstellen und nach Vergleichserfahrungen vieler Waldbegräbnisstät- ten halten wir diese geringe Verkehrsannahme für nicht plausibel, zumal neben den eigentlichen Beerdigungen (nur diese sind bei den 800 Autos berücksichtigt; und das sind auch noch problematische laute Häufungsereignisse) vor allem auch zum Attraktionspunkt (Wanderparkplatz) für viele Ausflügler werden. Mit den Jahren werden auch ganz viele Trauernde hier ebenso so häufig zum Be- such wiederkehren wie auf klassischen Friedhöfen. Ebenfalls in die Verkehrs- prognose nicht eingerechnet sind die viele Vortermine (Baumauswahl, Vorberei-

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tung der Bestattung) und sonstige Veranstaltungen (z.B. Führungen) die alle möglichen Interessenten anziehen werden. Diese. Szenarien müssen unbedingt berücksichtigt werden, gerade wenn ein Friedforst aus wirtschaftlichen Gründen betrieben werden soll. All das führt zu einer erheblichen Verkehrszunahme. Wir fordern eine seriöse Verkehrsprognose, die alle Entwicklungen mitberück- sichtigt und müssen jetzt schon annehmen, dass erheblich mehr Verkehr (mehre- re tausend Autos/Jahr) entstehen wird. Das belastet erheblich die geplante Zu- wegung ("Baucher Weg"), weil es geradezu mitten durch ein betont ruhiges Natu- ra 2000-Gebiet geht. Der jetzt schon vorhandene Anliegerverkehr (in seiner Größenordnung noch verträglich) und der zusätzlich neue Friedhofsverkehr werden in ihrer Summati- onswirkung erheblich sein und sich negativ auf das Natura 2000-Gebiet auswir- ken. 4.) FFH-relevante Beeinträchtigungen durch Verkehr auf dem "Baucher Weg" Kenntnisnahme Im Bereich des Baucher Weges liegen eng vernetzt als Komplex artenreiche Zu den vorgebrachten Aspekten ist festzustellen, dass die im Rahmen der Flachland-Mähwiesen (FFH 6510), ein bedeutender Magerrasenhang (FFH Bebauungsplanaufstellung durchgeführten FFH-Vorprüfung die angespro- 6210) und biotopkartierte Wälder, z.B. ein Eichenwald am Südwesthang des chenen Zerschneidungs- und Summationswirkungen ausreichend unter- Ursbergs. Dass ein Teil der Lebensräume "nur" im Vogelschutzgebiet und nicht sucht worden sind mit dem Ergebnis, dass bei Umsetzung der Planung innerhalb der FFH-Flächen liegt, ist irrelevant, weil es nach FFH-Recht auf die unter Berücksichtigung der empfohlenen Vermeidungs- und Verminde- Wirkung und nicht auf die exakte Detaillage der Fläche ankommt. Und hier be- rungsmaßnahmen keine Auswirkungen auf die Erhaltungsziele der genann- steht ein klarer Wirkzusammenhang innerhalb eines wertvollen strukturreichen ten Natura 2000-Gebiete zu erwarten sind. Unter Berücksichtigung dieser unzerschnittenen Komplexes, wie wir gleich lautend auch in unserer Stellung- Maßnahmen, die im Bebauungsplan konkretisiert und festgesetzt werden, nahme zum B-Plan ausführen. ist das Vorhaben mit den Zielen der geprüften Natura 2000-Gebiete ver- Bisher verläuft der Baucher Weg als schmaler asphaltierter Weg mitten durch einbar. Einer Ausweisung der Fläche steht somit auf Ebene des Flächen- den Komplex - mit wenig Verkehr. Das ist noch verträglich. Mit erheblich mehr nutzungsplanes nichts entgegen. Verkehr würde aber • dieser besondere Biotopkomplex zerschnitten, • verlärmt, • und stofflich (Auto-Abgase) beeinträchtigt. • Die Mortalität (Verkehrstod) vieler Tiere der lebensraumtypischen Gemeinschaf- ten ist damit verbunden. • Die Population der Schlingnatter (FFH IV) wird wahrscheinlich erheblich beein- trächtigt. • Einen Ruhe- und Vernetzungsraum für Wildkatzen (eine der letzten großräumig verkehrsarmen Räume) wird verlärmt und „zerschnitten“.

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Der ganze Bereich liegt im landesweiten Biotopverbund. Es ist unverständlich, warum gerade dieser letzte zusammenhängende Ruheraum durch eine solche Verkehrszuwegung neu verlärmt und „zerschnitten“ werden soll. Wir fordern da- her dringend alternative Zuwegungen oder eine Lageverschiebung (unten) in unempfindlichere Bereiche näher an bereits bestehenden (Haupt-)Straßen und vorsorgend auch außerhalb von Natura 2000-Flächen. All diese Aspekte sind in allen Gutachten unzureichend behandelt, daher gibt es keine fachlich hinreichen Voraussetzung für eine Festsetzung im FNP. 5.) Alternativenprüfung Friedforst Lage Kenntnisnahme Mit Blick auf die Problemlagen wird deutlich, dass diese Lage weit abseits von Eine interkommunale Abstimmung zwischen den Ortsgemeinden in der Hauptstraßen mitten in einem ruhigen Natura 2000-Gebiet die Ursache der Prob- Verbandsgemeinde hinsichtlich der Errichtung des Friedforstes ist prinzipi- leme ist. Es ist in den Planunterlagen nicht ersichtlich, ob Alternativprüfungen für ell nicht nötig, da die Entscheidung über die Ausweisung bzw. Herstellung andere Waldbestände wirklich umfassend stattgefunden haben. Eine solche ist eines Friedforstes alleine der jeweiligen Ortsgemeinde obliegt. Sollten im spätestens im Zuge einer FFH -Verträglichkeitsprüfung aber dringend zu leisten. Rahmen einer Abstimmung weitere Ortsgemeinden Interesse an der Um- Mit Blick auf die Karte und nach Ortskenntnissen sind wir sicher, dass es bessere setzung eines Friedforstes bekunden, so würden diese Standorte keine alternative Waldlagen gäbe. Eine solche Alternativprüfung darf zudem nicht an Standortalternativen, sondern vielmehr zusätzliche Standorte für weitere den engen Ortsgemeindegrenzen halt machen, sondern sollte zumindest das Friedforste im Verbandsgemeindegebiet darstellen. zugehörige Verbandsgemeindegebiet umfassen. Hier gibt es für einen Friedforst Innerhalb der Ortsgemeinde Staudernheim stellt die gewählte Lage die besser geeignete Wälder, die (1) vom Waldbestand geeignet sind UND (2) eine geeignetste Variante dar. Es findet keine bzw. nur eine geringe Neuversie- viel bessere Verkehrsanbindung ermöglichen, ohne Natur neu zerschneiden und gelung in Form der zu realisierenden Ausweichbuchten statt. Mit Ausnah- beeinträchtigen zu müssen - und vielleicht sogar im Gegensatz zu hier eine Mög- me der Ausweichbuchten sind bereits alle weiteren Voraussetzungen wie lichkeit haben, sie an den ÖPNV anzubinden, was Verkehrsströme besser lenkt Zuwegung, Parkplatz, etc. vorhanden, um den Verkehr von und zur Wald- und gerade älteren Leuten ohne Auto auch einen Zugang ermöglicht. begräbnisstätte abwickeln zu können. Aber auch wenn man innerhalb des Gemeindewaldes bleibt, so könnte die ge- Der Standort des Friedforsts liegt nicht mitten im FFH-Gebiet, sondern am plante Friedforstfläche durchaus nach Augenschein etwas nach Osten Richtung äußeren nordöstlichen Rand der großen zusammenhängenden FFH- Hauptstraße/ Abtweilerer Straße verschoben werden. Dann könnte an der dorti- Teilfläche südwestlich von Staudernheim. Die zwischenzeitlich erstellten gen Straße oder am südlichen Ortsrand Staudernheim ein Parkplatz/Parkstreifen Gutachten hatten zudem zum Ergebnis, dass keine erhebliche Beeinträch- eingerichtet werden und ein relativ kurzer Fußweg zum Friedforst genutzt wer- tigung des FFH-Gebiets und keine artenschutzrechtlichen Bedenken vor- den. Dann würde die Natur nicht beeinträchtigt, bestehende Straßen werden liegen. genutzt und schon gar nicht werden Naturgebiete neu zerschnitten. Das wäre Die Aussage der Stellungnahme, dass FFH-Schutzgüter erheblich betrof- sicherlich eine zu prüfende bessere Lösung. fen werden, ist nicht richtig. Dies belegt die zwischenzeitlich von gutschker- Aber auch wenn die sehr ungünstige Lage wie derzeit bestehen bliebe, so gäbe dongus im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens erstellte FFH-Prüfung. es offensichtlich eine alternative Zuwegung über das Neubaugebiet Staudern- Im Jahr 2017 wurde eine verkehrsplanerische Begleituntersuchung zur in heim (bzw. nahe bei), die nur teilweise als Variante 1 im Erschließungsgutachten Staudernheim geplanten Waldbegräbnisstätte erstellt. Die derzeitigen Ver- B-Plan geprüft wurde (während sonst völlig abstruse Varianten als Alternativen kehrsbelastungen im Planungsgebiet Schulstraße / Baucher Weg wurden geprüft wurden). Nähme man diese nicht als Einbahnrundkurs, sondern als allei- durch eine Verkehrszählung im Zeitraum 6:00 Uhr bis 19:00 Uhr ermittelt nige Zuwegung (z.B. Einstieg via Neubaugebiet), so würde der sensible Baucher und auf 24-Stunden-Werte hochgerechnet. Als zweiter Schritt wurde auf

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Weg und Magerrasenhang gar nicht mehr belastet. Kosten dürfen bei einer sol- der Grundlage von Umfragen bei sechs Waldbegräbnisstätten Verkehrs- chen Alternative übrigens nicht alleine ausschlaggebend sein, es geht insgesamt prognosen erstellt. Abschließend wurde im Rahmen eines Verkehrsgutach- um das kleinste Übel bzw. beste Gesamtlösung gerade auch für die Natur nach tens der Nachweis geführt, dass die Grenzwerte der Verkehrsverträglich- FFH-Recht (FFH-Lebensraumtypen und -Arten, Arten der typischen Lebensge- keit nach RaSt-06 für den Straßentyp „Wohnweg“ auch beim Betrieb des meinschaften). Waldfriedhofes nicht erreicht werden. Insbesondere sollte der Bereich des Natura 2000-Gebietes von Verkehrsadern Die in der Stellungnahme vorgebrachten kommunalwirtschaftlichen Ein- so wenig wie möglich zerschnitten werden - und der Baucher Weg ginge als wände sollten zur Kenntnis genommen werden. Dabei handelt es sich je- neue Verkehrsader (bisher de facto kaum Verkehr) mitten hindurch und ist daher doch nicht um Einwände, die im Rahmen der Bauleitplanung geregelt wer- abzulehnen. Im Sinne der Umwelt- und Verkehrsbündelung könnte auch der den können. offensichtlich halb leere Gemeindefriedhof naturnäher gestaltet werden, auch mit Bäumen und Urnenplätzen, welches Vorteile bei der Verkehrs- und auch Stoff- problematik beinhaltet, weil diese dort bereits gebündelt und friedhofsgerecht verträglich gelöst sein sollte. Es wird insgesamt deutlich, dass die jetzt geplante Lage des Friedforstes hoch problematisch ist und eine problematische Verkehrszuwegung nach sich zieht. Ihre Festsetzung im FNP lehnen wir nach den vorgenannten Punkten daher deut- lich ab. Es gäbe wie skizziert mehrere Alternativen! 6.) Bestehendes Naturschutzprojekt "Nahe der Natur" in Staudernheim Kenntnisnahme An der jetzt noch geplanten Zuwegung Schulstr. - Baucher Weg liegt das Das privat geführte Museum stellt sicher ein außergewöhnliches Angebot ,,Museum für Naturschutz (Nahe der Natur)" mit seinen Naturschutzflächen und in Staudernheim und Umgebung dar. Aber weder die äußerst einge- besonderer „Natur-Stille-Bildung“. Dieses arbeitet unabhängig unseres Verban- schränkten Öffnungszeiten des Museums für Besucher (in den Sommer- des, trägt aber zum gemeinsamen Ziel Naturschutz und Bildung bei. Wir regen monaten die Sonntage ungeraden Datums 11-18 Uhr und Mittwoche unge- an, diese Besonderheit ebenfalls zu berücksichtigen und nicht erheblich zu be- raden Datums 14-18 Uhr = 4 halbe Tage) noch der fehlende offizielle Bil- einträchtigen - z.B. durch deutliche Verkehrsbegrenzung, durch eine Lage- dungs- und Erholungsauftrag des Museums begründen eine höhere Ge- Verschiebung des Friedforstes und/oder eine andere Verkehrszuwegung, die den wichtung der Belange des Museum bzw. deren außerordentliche Berück- Bereich weiträumig ausspart. sichtigung. Weiterhin kann der Verbandsgemeinderat nicht erkennen, dass der Betrieb des Museums durch den Betrieb der Waldbegräbnisstätte er- heblich beeinträchtigt wird. Fazit: Kenntnisnahme Die vorgelegte Lage-Festsetzung im FNP ist abzulehnen, weil damit unnötiger- Die Bedenken werden nicht geteilt bzw. sind nichtzutreffend und werden weise erhebliche Beeinträchtigungen für FFH-Schutzgüter entstehen, die recht- deshalb zurückgewiesen. Die natur- und artenschutzfachliche Vereinbarkeit lich nicht zulässig sind. mit den vorhandenen geschützten Tier- und Pflanzenarten wurde im Rah- Es ist außerdem eine FFH -Verträglichkeitsprüfungen erforderlich, die in notwen- men des Bebauungsplanes nachgewiesen. diger Erweiterung der vorliegenden unzureichenden Gutachten dann auch die relevanten Schutzgüter (siehe unsere Ausführungen) umfassen- und nicht nur die verträglichen Parameter der Vögel, Hirschkäfer und geringe Versiegelung. Nur wenn tatsächlich nicht mehr als ca. 800 Autos/Jahr (oder andere verträgliche

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kleine Größenordnung) zusätzlich kommen, so ist die Lage unerheblich und ver- träglich. Das ist bisher jedoch nicht plausibel dargelegt und nach Erfahrungswer- ten eher unwahrscheinlich. Es muss also eine solche Größenordnung als Ge- nehmigungssauflage unbedingt dauerhaft und kontrollierbar festgeschrieben werden, weil nur darauf die Verträglichkeit und Zustimmung aufbaut. Andernfalls müssen die Planungen überarbeitet und Alternativen wie aufgezeigt gefunden werden, so dass hier einer der letzten von Autoverkehr unzerschnitte- nen Räume mit Schutzgütern wie der Schlingnatter nicht erheblich beeinträchtigt wird. Demzufolge halten wir die jetzige Lagefestsetzung im FNP für naturschutzrecht- lich nicht genehmigungsfähig und angreifbar. Beschlussvorschlag: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und Abstimmungsergebnis: abgewogen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen weitergeführt. Ja: 14 Nein: 2 Enth. 3

Ratsmitglieder Lenhoff und Ratsmitglied Maschtowski haben vor der Beschlussfas- sung den Sitzungssaal verlassen.

03 Ursula Altmoos & Dr. Michael Altmoos 08.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Mit o.a. Bezug geben Sie uns als Bürger und Betroffene die Möglichkeit, zu o.a. Kenntnisnahme Vorhaben Stellung zu nehmen. Dafür möchten wir uns bedanken und die Gelegen- heit nutzen, hiermit Einwände zu erheben und Vorschläge zu unterbreiten. Wir haben bei der ersten Offenlegung bereits Einwände formuliert, deren Berück- sichtigung oder Beantwortung wir bisher vermissen. Daher legen wir unsere Ein- wände nochmals jetzt bei der 2. Offenlage umfassend dar - mit Ergänzungen und Präzisierungen zu damals. Parallel findet die Offenlage des B-Planes zum Friedforst Staudernheim statt, zu der wir ebenso eine Stellungnahme abgeben (vom 07. März 2017). Dort zugrunde lie- gen Gutachten und Planungsunterlagen, die auch für die Beurteilung im FNP von Relevanz sind. Während wir in der B-Plan-Stellungnahme noch mehr auf geplante Details ein, gehen wir hier für den FNP vor allem auf den räumlichen Lagekriterien bzw. deren Abhängigkeiten eingehen. Einige Argumente gegen B-Plan und FNP

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sind gleich lautend relevant. Deshalb ist unsere B-Plan Stellungahme im Anhang beigelegt und ein integraler Teil auch dieser FNP-Stellungnahme.

Anlass und Betroffenheit Wir sind Anwohner an der geplanten Zuwegung zur Waldbegräbnisstätte (kurz auch als "Friedforst" bezeichnet) und betreiben hier das Museum "Nahe der Natur" (www.nahenatur.com). Dabei engagieren wir uns sowohl für Naturschutz als auch für den Tourismus sowie für unsere Heimatgemeinde Staudernheim. Zum geplanten Vorhaben und zu dessen Festsetzung im FNP an dieser Stelle ha- ben wir deutliche Einwände und lehnen seine Festsetzung im FNP begründet ab. 1.) Bedarf für einen Friedforst an dieser Stelle fraglich / finanzielles Risiko ! Kenntnisnahme Die Gemeinde gibt als Anlass bzw. Ziel an, durch einen Friedforst dem gestiege- Gemäß Bestattungsgesetz obliegt es den Gemeinden als Pflichtaufgabe nen· Wunsch der Bevölkerung nach naturnahen Bestattungen nachzukommen. der Selbstverwaltung, Friedhöfe anzulegen und Leichenhallen zu errich- Solche Möglichkeiten bestehen allerdings auch in großem Umfang auf dem beste- ten, wenn hierfür ein öffentliches Bedürfnis besteht. Die Organisation henden Gemeindefriedhof, der noch viel Platz bereithält und eine naturnähere Ge- und Ausgestaltung des Friedhofswesens obliegt somit den Ortsgemein- staltung mit Wachsen lassen alter Bäume ermöglichen würde. Im 50 km Umkreis den. Die Ortsgemeinde bleibt es also überlassen im Rahmen ihrer bestehen bereits einige Friedforste (ca. 10), die teils gerade erst begonnen wurden Pflichtaufgabe über die Errichtung einer Waldbegräbnisstätte zu ent- und noch sehr viel Platz bereithalten. In nur 7 km Entfernung ist ein Friedforst bei scheiden. Niederhausen/Nahe im fortgeschrittenen Genehmigungsverfahren. Trotz angeblich Eine interkommunale Abstimmung zwischen den Ortsgemeinden in der gestiegenem Bedürfnis eines· Teiles der Bevölkerung nach Bestattungen in solchen Verbandsgemeinde hinsichtlich der Errichtung des Friedforstes ist prin- Wäldern gibt es. also nicht den geringsten Grund, ausgerechnet hier noch in Stau- zipiell nicht nötig, da die Entscheidung über die Ausweisung bzw. Her- dernheim in nächster Zeit einen weiteren Bedarf feststellen zu. können. Der' Markt stellung eines Friedforstes alleine der jeweiligen Ortsgemeinde obliegt. an unterschiedlichsten Bestattungsmöglichkeiten, auch an Waldbestattungen, ist Sollten im Rahmen einer Abstimmung weitere Ortsgemeinden Interesse bereits gesättigt. an der Umsetzung eines Friedforstes bekunden, so würden diese Deshalb liegt der Verdacht nahe, dass die Ortsgemeinde dies hier einrichten und Standorte keine Standortalternativen, sondern vielmehr zusätzliche auf einen scheinbar gut fahrenden alten Trend aufspringen möchte, um· selbst Standorte für weitere Friedforste im Verbandsgemeindegebiet darstel- Geldeinnahmen zu gewinnen und ihren Gemeindewald in dieser Hinsicht monetär len. zu verwerten. Das ist durchaus legitim, allerdings muss bedacht werden, dass es Die Fragen bezüglich FFH-Verträglichkeit und verkehrlicher Erschlie- sich um einen FFH-Wald handelt, der auch anderweitig ökologisch für Naturschutz ßung wurde im Rahmen des Bebauungsplanes geprüft. In beiden Punk- und für sanften Tourismus gut verwertbar wäre. ten konnte eine Vereinbarkeit mit dem Projekt festgestellt werden, so Nicht legitim ist es aber, wenn gerade durch diese Gewinnerzielungsabsicht der dass eine Ausweisung einer Waldbegräbnisstätte im Flächennutzungs- Gemeinde andere öffentlichkeitsrelevante Projekte und Existenzen beeinträchtigt plan möglich ist. werden (siehe Punkt 3). Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit des Projektes obliegt nicht der Nach Auswertung von Bestattungswäldern in Deutschland zeichnet sich aber ab, Flächennutzungsplanung und ist hier nicht zu berücksichtigen dass es schwierig ist, solche Einrichtung langfristig gewinnbringend zu betreiben. Während einiger Jahre können zwar nennenswerte Gelder erzielt werden, doch muss die fast 100-jährige Laufzeit auch nach der letzten Beerdigung bedacht und

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die Einrichtung unterhalten werden. Dementsprechend drehen langfristig viele Be- stattungswälder ins Minus und es zeichnet sich insgesamt bereits eine Trendum- kehr bei der Einrichtung von Friedforsten ab. Wir regen außerdem dringend eine regionale Koordination der Friedhöfe und Be- stattungswälder an, nach der erst klar werden kann, ob und wo überhaupt wirklich ggf. noch ein Bedarf entsteht. Es besteht nämlich die Möglichkeit, dass sich Einrich- tungen dieser Art derart untereinander enge Konkurrenz machen, dass dann kaum noch einer wirtschaftlich ist. Auch muss bedacht werden, dass solche Einrichtung ggf. regional wirksam sein können und Verkehrsströme verursachen können. Und man muss in Erwägung ziehen, dass möglicherweise sogar Schadenersatzzahlun- gen eingeklagt werden können, wenn benachbarte Gemeinden Einnahmeverluste durch Verlagern der Bestattungen woanders hin erleiden, aber die noch ihre Fried- hofsinfrastruktur vorhalten müssen (Klagebeispiele aus Baden-Württemberg). Erst wenn eine regional sinnvolle Lage- und Verteilung abgestimmt ist, wäre ein neuer. Friedforst in FNPs vernünftig. Angesichts des vorhandenen breiten Marktumfeldes besteht ein hohes Risiko, dass gerade der Staudernheimer Friedwald wirtschaftlich nicht erfolgreich ist. Auch auf- grund dieses Risikos halten wir es für planerisch unverantwortlich, einen Friedforst hier im FNP festzuschreiben. Sollte aber z.B. dank guten Marketings und günstiger Begleitung und Zufällen sich der Friedforst Staudernheim doch zu einem wirtschaftlichen Erfolg zumindest für einige Jahre entwickeln (bevor die skizzierte langfristige Problematik eintritt), so ist dies logischerweise zwangsläufig mit einem erheblich steigenden Verkehrsaufkom- men verbunden. Genau das führt jedoch zu schwerwiegenden Problemen für An- wohner, für unser Museum (Existenz!) und für die Natur, weil es angesichts einer ungünstigen Lagewahl keine gute Verkehrsanbindung gibt. Mit diesem Fall müssen wir hier vorsorgend kalkulieren.

2.) Verkehrsproblematik durch ungünstige Lage Kenntnisnahme Der vorgesehene ca. 3,5 Hektar große Waldbestand im Bereich· Jungenwald mag Innerhalb der Ortsgemeinde Staudernheim stellt die gewählte Lage die für sich allein durchaus für eine Waldbegräbnisstätte geeignet sein. Eine solche ist geeignetste Variante dar. Es findet keine bzw. nur eine geringe Neuver- in Wäldern außerdem naturschutzkonform gut möglich. Allerdings ist ein Friedforst siegelung in Form der zu realisierenden Ausweichbuchten statt. Mit keine Voraussetzung, um naturschutzfachlich gute Wälder zu entwickeln - das gin- Ausnahme der Ausweichbuchten sind bereits alle weiteren Vorausset- ge mindestens genauso gut auch ohne Friedforst, und in einem FFH-Gebiet wie hier zungen wie Zuwegung, Parkplatz, etc. vorhanden, um den Verkehr von besteht sogar die Aufforderung dazu, die gerade Träger des Gemeinwohles (Ge- und zur Waldbegräbnisstätte abwickeln zu können. meinde) auch ohne Friedforst ausfüllen sollten. Die Aussage der Stellungnahme, dass FFH-Schutzgüter erheblich be- Allerdings - und das ist das große Problem - liegt die geplante Waldbegräbnisstätte troffen werden, ist nicht richtig. Dies belegt die zwischenzeitlich von

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derart abgelegen, dass wie aufgezeigt eine ausgesprochen problematische Zufahrt gutschker-dongus im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens erstellte erfolgt. Diese führt laut Planung lange und umständlich zunächst knapp 1 km ab FFH-Prüfung. Ortsmitte durch die gesamte Schulstraße (bislang ohne Durchgangsverkehr, mit Darüber hinaus wurde im Jahr 2017 eine verkehrsplanerische Begleitun- Schule und Kindergarten), dann durch ein derzeit relativ ruhiges Misch- und Wohn- tersuchung zur in Staudernheim geplanten Waldbegräbnisstätte erstellt. gebiet am Ende der Schulstraße, dann unmittelbar an unserem Museum "Nahe der Die derzeitigen Verkehrsbelastungen im Planungsgebiet Schulstraße / Natur" vorbei (ohne Puffer) und dann noch fast 1 km lang durch einen bislang aus- Baucher Weg wurden durch eine Verkehrszählung im Zeitraum 6:00 Uhr gesprochen ruhigen und naturnahen Hang-/Taleinschnitt, zugleich ein europäisches bis 19:00 Uhr ermittelt und auf 24-Stunden-Werte hochgerechnet. Als Natura 2000-Schutzgebiet. Somit wird Verkehr in einen Bereich neu angezogen, der zweiter Schritt wurde auf der Grundlage von Umfragen bei sechs Wald- sich bislang durch Abgelegenheit, Verkehrsarmut, relative Unzerschnittenheit und begräbnisstätten Verkehrsprognosen erstellt. Abschließend wurde im Ruhe auszeichnete und damit eine Besonderheit ist (Vertiefung in den weiteren Rahmen eines Verkehrsgutachtens der Nachweis geführt, dass die Einzel-Punkten unten). Sogar ein großer kommerzieller Betreiber und Promotor von Grenzwerte der Verkehrsverträglichkeit nach RaSt-06 für den Straßen- Waldbegräbnisstätten, die "Friedwald GmbH" schreibt dazu auf ihrer Internetseite, typ „Wohnweg“ auch beim Betrieb des Waldfriedhofes nicht erreicht dass eine Hauptbedingung für die (An)Lage von Waldbegräbnisstätten sei, dass werden. diese ruhig in geeigneten Wäldern sein müssten (Kriterium hier erfüllt), aber zu- gleich auch verkehrsgünstig (z.B. Nähe zu Hauptstraßen) gelegen sein müssen (z. B. http://www.gute-bestattungen.de/index.php/unsere-angebote/angebot- friedwald.html). Gerade, das ist eindeutig nicht erfüllt - und das ist entscheidend! Auch für die Besucher des Friedwaldes selbst ist das letztlich nachteilig, kommen diese doch erfahrungsgemäß aus der weiteren Region und verlieren viel Zeit ab dem Abzweig von der Hauptstraße. Außerdem wäre dieser Friedforst nur umständ- lich mit dem eigenen Auto erreichbar, zudem weitab von jedem ÖPNV und somit insgesamt für ältere Menschen problematisch. Wir sprechen uns deshalb gegen die geplante viel zu abgelegene Lage der Wald- begräbnisstätte aus. Aufgrund des zu erwartenden zusätzlichen Verkehrs sind wei- tere Probleme absehbar: Die jetzt geplante Lage inmitten eines (noch) verkehrsarmen ruhigen Natura 2000- Gebiet weit entfernt von Hauptstraßen oder anderen günstigen Anbindungen' führt zu schwerwiegenden Problemen, die wir nachfolgend ausführen. Erheblich beein- trächtigt werden Anwohner, Museum und Natur (Natura 2000 / FFH). Grundlage einer genauen Beurteilung sollte eigentlich eine seriöse Verkehrsprognose sein, die mit der geplante Gräber- bzw. "Urnenbäume"-Zahl UND Beerdigungen (Häufungs- ereignisse) UND sonstigem erwartbarem Besucherverkehr korreliert - und nicht allein durch die angegebene relativ kleine Flächengröße von derzeit "nur" 3,5 ha. In der ersten Auslegung des FNP fanden wir dazu noch keine Angaben. Jetzt werden vom Vorhabensträger als Planungsgrundlage 40 Beerdigungen und 800 Autos im Jahr angegeben, im Schnitt also 3 Autos pro Tag. Eine solche geringe Zahl ist sicher verträglich und müsste demzufolge als Größenordnung als Geneh-

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migungsauflage dauerhaft und kontrollierbar festgeschrieben werden. Denn deutlich höhere Verkehrszahlen würden alsbald keine Verträglichkeit mehr zulassen. Diese geringe Zahl ist jedoch völlig unplausibel und berücksichtigt keine erwartba- ren Entwicklungen. Sowohl Plausibilität als auch nahe liegende Entwicklungen müssen in Planungen jedoch unbedingt berücksichtigt werden, bevor eine solche Fläche im FNP festgesetzt wird. Davon hängt entscheidend die Eignung ab. Wir leiten das daher wie folgt selbst ab: Pro Hektar werden bis zu 100 Grabbäume ausgewiesen (gemäß Planunterlagen), 1 Grabbaum kann bis zu 12 Urnenplätze umfassen. Bei 3,5 ha ergeben sich somit ca. 3500 Grabplätze - trotz vermeintlich kleiner Fläche eine erhebliche Menge! In unserem ersten begründeten Widerspruch sind wir mangels Daten noch von niedrigeren Zahlen ausgegangen, die damals schon zu Problemen führen könnten. Das ist jetzt deutlich verschärft. Wenn wie beabsichtigt weitere 3,7 ha Erweiterungsfläche dann zu 7,2 ha Friedforst-Fläche mit im FNP vorgesehen wird, so wird die Problematik zudem erhöht, wobei auch in den jetzigen 3,5 ha ein hohes Verkehrsproblempotenzial steckt. Die von der Gemeinde angegebene Zahl von 40 Beerdigungen erscheint willkürlich und eher als Anfangsgröße gedacht. In nachgefragten Friedforsten wird die Beerdi- gungszahl nach empirischen Vergleichswerten schnell deutlich höher liegen. Dazu kommt eine Attraktionswirkung für Ausflügler (Parkplatznutzung), Vor- und viele Nachbesuche der Angehörigen und Interessenten. In unserer Stellungnahme zum B-Plan leiten wir transparent Beispielzahlen ab und zeigen, dass wahrscheinlich viele tausend Autos pro Jahr hier fahren werden (Hin und Rück auf dem Baucher Weg dann die doppelte Fahrzeugbewegungszahl!) - zusätzlich um bestehenden gerade noch verträglichen Anliegerverkehr - neu die geplante Trasse nutzen wer- den. Eine weitere genaue Herleitung geben wir in unserer Stellungnahme zum B- Plan (Anlage). Summationswirkungen mit dem bestehenden Anliegerverkehr sind zudem bislang unberücksichtigt. Es gibt also insgesamt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass erheb- lich mehr Zusatzverkehr ankommt und dann insgesamt schnell in eine erhebliche Belastung und Unverträglichkeit dreht. Die Gesamtzahl an Autos (10.000 - 20.000 im Jahr?) ist dann zwar für eine durchschnittliche Landstraße gering, für einen schmalen ruhigen Baucher Weg in einem der letzten Natura 2000-Räume mit be- sonderen Museums- und Naturflächen, die von relativer Ruhe abhängen, jedoch erheblich. Das führt zu erheblichen Belastungen der Trasse (selbst nach geplanten Ausweich- buchten) und hat erhebliche Auswirkungen (nachfolgende Punkte, Unverträglichkeit auch nach unserer B-Plan-Stellungnahme).

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3.) Besondere Sensitivität und Betroffenheit des Museums Nahe der Natur Kenntnisnahme Wir betreiben das Naturschutz-Museum "Nahe der Natur" direkt am Baucher Weg, Das privat geführte Museum stellt sicher ein außergewöhnliches Ange- dass sensible Natur-Freiflächen (fast 8 ha) umfasst. Die Flächen dienen als beson- bot in Staudernheim und Umgebung dar. Aber weder die äußerst einge- deres Natur-Refugium mit der Möglichkeit, abseits von Verkehrslärm in relativer schränkten Öffnungszeiten des Museums für Besucher (in den Som- Ruhe Natur und viele Tiere zu beobachten. Qualitativ wird das Museum durch be- mermonaten die Sonntage ungeraden Datums 11-18 Uhr und Mittwoche sondere Stille-Angebote getragen (Bild). ungeraden Datums 14-18 Uhr = 4 halbe Tage) noch der fehlende offizi- elle Bildungs- und Erholungsauftrag des Museums begründen eine hö- here Gewichtung der Belange des Museum bzw. deren außerordentli- che Berücksichtigung. Weiterhin kann der Verbandsgemeinderat nicht erkennen, dass der Betrieb des Museums durch den Betrieb der Wald- begräbnisstätte erheblich beeinträchtigt wird. Insbesondere die Themen FFH-Verträglichkeit, Verkehrsaufkommen und Erschließungsmöglichkeit wurden im Rahmen des Bebauungsplanes geprüft und eine Verträglich- keit mit den bestehenden Nutzungen festgestellt.

Die Einrichtung ist erfolgreich (> 5000 Besucher/Jahr) und im weiteren Aufbau auf dieser Grundlage. Sie zieht Besucher von weither an, die diesen besonderen Ort und seine Naturruhe schätzen und zumeist besondere Stille-Programme wahrneh- men. Damit ist die wirtschaftliche Existenz eng verbunden. Immerhin wurden in diese besondere Einrichtung 500.000 Euro investiert (rein pri- vat getragen), die auch der Öffentlichkeit wertschöpfend zugutekommt - ein Modell- projekt. Dieses und der Standort wurde hinsichtlich seiner Verkehrsarmut ("Baucher Weg" nur für wenige Anlieger) sorgsam gewählt und mit Ortsgemeinde, Verbands- gemeinde und Kreisverwaltung abgestimmt. Jenseits mündlicher Absprachen sollte das umgebende Natura 2000-Gebiet - (FFH-Flächen und Vogelschutzgebiet) rechtssicher dafür sorgen, dass keine erhebliche Beeinträchtigungen wie eine ver- kehrsreichere Trasse auf dem Baucher Weg möglich sind. Diese Einrichtung würde aber nun substanziell gefährdet, wenn der Baucher Weg wie im FNP und B-Plan vorgesehen, als Verkehrszuwegung zum Friedforst werden würde. Konkret beeinträchtigt würden besonders im Museumsgelände • Das Naturruhe-Erlebnis mit "Wildnis"-Erleben. Der Straßenlärm würde den Wild- nishang hinauf akustisch verstärkt und durch die Felswände mit Echo verstärkt. • Der Moosgarten, einer der größten Deutschlands, würde als beliebte Attraktion (Ruhe-Meditationen) entwertet. • Die artenreiche Blütenwiese liegt direkt am Baucher Weg. Ruhesuchende Besu- cher (Kernzielgruppe) würden massiv gestört. Zudem droht infolge gerade hier

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geplanter Ausweichbucht oder fallweiser Straßenverbreiterung (Leitplanken- Auflage und Folge) die besonders wertvolle artenreiche Wiesenböschung mit Fol- gen für das ganze Ensemble abgetragen zu werden. Ausführlich erläutern wir das mit allen Details in unserer Stellungnahme zum B-Plan. Das wäre lies eine Folg des FNP, gegen die wir uns wehren. Wir müssen an dieser Stelle auch erwähnen, dass wir als Museum kaum Auto- Eigenverkehr anziehen, weil wir meist in fußläufiger Kombination mit anderen nahen Attraktionen (Barfußpfad, Pilgerwege, Disibodenberg usw.) angesteuert werden und unseren eigenen Autoverkehr klein halten bzw. zumeist auf die bestehenden größe- ren Parkplätze andernorts lenken. Das geht einher mit unserem Ruhekonzept. Dementsprechend würde es uns auch wenig nutzen, wenn mehr Friedforstbesucher z.B. auf einen Café-Stopp bei uns rasten würden, weil umgekehrt bei mehr Autover- kehr gerade die anderen Besucher ihrer Ruhe-Attraktion beraubt würden und die auch wirtschaftlich tragenden Stille-Programmen wegbrächen. Beeinträchtigt würde der Baucher Weg und Zubringerwege zudem als attraktive Spazier- und Wanderwege, was nicht nur für uns schädlich ist (Barrierewirkung zum Barfußpfad, von dem eine Spur zu uns und über den Baucher Weg führ), sondern auch das touristische Gesamtensemble beeinträchtigen würden. Der eventuelle Gewinn an Friedforstbesuchern für die Gemeinde wiegt das nicht auf. Das hier inzwischen etablierte Museum war schon vor jeder Friedforstplanung ab- gestimmt hier. Damit ist eine wirtschaftliche Existenz (Familienbetrieb) verbunden, der auf relative Verkehrsarmut angewiesen ist. Nachfolgende Planungsvorhaben wie ein Friedforst müssend darauf Rücksicht nehmen und sollte uns nicht erheblich schaden, was aber leider gerade in Planung ist. Wir bitten eindringlich, einen Friedforst gegenüber dem Museum zu entzerren, z.B. durch eine andere Lage oder andere Verkehrszuwegung, die die Museumsflächen weiträumig umgeht und die relative Verkehrsarmut entlang des Museums / Baucher weg garantiert. Auch nach diesem Punkt ist die gegenwärtig geplante Festlegung des Friedforstes im FNP nicht hinnehmbar.

4.) Schwerwiegende Verkehrsproblematik Schulstr.-Baucher Weg für Natur - Kenntnisnahme Anwohner Zu den seitens des „Nahe der Natur – Mitmach-Museum für Natur- Der bestehende Wirtschaftsweg "Bauch er Weg", der auf fast 1,5 km-Länge ab schutz“ vorgebrachten Bedenken gegen die Bebauungsplanung nimmt Ortsende als Zuwegung gedacht ist, ist schon heute für die sehr wenigen PKWs, die das mit der Erstellung des Verkehrsgutachten beauftragte Ingenieurbüro zum Grillplatz Jungenwald oder zu Kleingrundstücken bzw. Holzarbeiten fahren und Giloy & Löser GbR wie folgt Stellung: erst recht für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge eng. Eigentlich ist er nur als Wirt- „Im Jahr 2017 wurde eine verkehrsplanerische Begleituntersuchung zur

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schaftsweg geeignet und zurecht bislang nur dafür vorgesehen, daneben auch als in Staudernheim geplanten Waldbegräbnisstätte erstellt. Wanderweg. Dennoch ist der heutige Verkehr gerade noch verträglich. Die derzeitigen Verkehrsbelastungen im Planungsgebiet Schulstraße / Wenn wirklich nur 3 Autos mehr am Tag dazu kämmen (Planungsgrundlage), könn- Baucher Weg wurden durch eine Verkehrszählung im Zeitraum 6:00 Uhr te dies gerade noch aufgefangen werden und streng genommen wären keine Aus- bis 19:00 Uhr ermittelt und auf 24-Stunden-Werte hochgerechnet. baumaßnahmen nötig. Weil allerdings deutlich mehr Verkehr zu erwarten ist (und Als zweiter Schritt wurde auf der Grundlage von Umfragen bei sechs die Planungsgrundlage von nur 3 Autos/Tag nicht plausibel ist), ist derzeit in Pla- Waldbegräbnisstätten Verkehrsprognosen erstellt. nung, den Wirtschaftsweg mit Ausweichbuchten zu versehen. Es wird insgesamt Die RASt-06 (Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen) weist Grenz- also doch erheblich mehr Verkehr angezogen (siehe 2). Das führt zusammenge- werte der Verkehrsverträglichkeit von einzelnen Straßentypen aus. Für fasst zu erheblichen Problemen: die unterste Kategorie, den Wohnweg, werden bis zu 1.500 Kfz/d bzw. Das Museum (mit Freigelände / Naturrefugium) ist Teil eines besonderen Naturen- 150 Kfz/h als verträgliche Verkehrsstärke ausgewiesen. In einem Maxi- sembles, das wie in 3.) gezeigt durch mehr Durchgangsverkehr erheblich beein- malszenario, Beisetzung mit 150 Trauergästen und unter Berücksichti- trächtigt werden würde. gung des vorhandenen Verkehrsaufkommens werden weniger als 200 Das Museum schützt die umgebende Natura 2000-Flächen mit, setzt sie auch für Kfz/d erwartet. Damit wird der Grenzwert bei weitem nicht erreicht.“ die Gemeinde touristisch sanft in Wert - und ist umgekehrt von dessen Intaktheit Eine schwerwiegende Verkehrsproblematik ist deshalb nicht zu erwar- abhängig. Auch deshalb äußern wir uns hier zu FFH-Verträglichkeiten: ten. Wir fassen unsere ausführlichen Erläuterungen aus unserer B-Plan-Stellungen zu- sammen, sofern sie für den FNP relevant sind: Durch mehr Verkehr würde der Baucher Weg die enge innere Vernetzung des Natu- ra 2000-Gebietes, darunter die FFH-Lebensräume 6510 und 6210 (mit Felsen) be- einträchtigen. Besonders der bedeutende Magerrasen-Felshang (6210) entlang des Baucher Weges kann durch Schadstoffe / Autoabgase erheblich beeinträchtigt wer- den. Die Schlingnatter (FFH-Anhang IV / Coronella austriaca) kommt hier in einer guten Population vor (auf Museumsgelände - Böschungen - Wiese - Felsenhang entlang Baucher Weg). Sie ist geradezu ein Symbol für diese Vernetzung. Die Tiere sonnen sich auch auf dem Baucher Weg, der bei verkehrsreicherer Nutzung zur wahr- scheinlich populationsrelevanten Todesfalle würde. Bei einer solchen Situation, dass populations- und individuumreiche Lebensräume in engem Kontakt mit einer Straße stehen, die Verkehr enthält (zu Beerdigungen zudem problematische Häufungsereignisse) ist eine hohe Mortalität von (Klein)Tieren über die Schlingnatter hinaus festzustellen. In der Summe können beträchtliche Zahlen zusammenkommen, die auf Charakterarten und Lebensge- meinschaften der FFH-Lebensräume wirken. Aber auch die relativ zahmen Tiere im Museumsgelände (Kleinvögel, Rehe) lassen sich bei vermehrtem Lärm nicht mehr so leicht beobachten, eine Attraktion für Besucher schwindet, und "unsere" Tiere sind sogar von vermehrtem Verkehrstod bedroht. Schon heute bei dem wenigen Bestandsverkehr finden wir relativ viele tote Amphibien, Eidechsen, Schlingnatter

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(wie erwähnt: 5 Tote in 2016, kleine Stichprobe), Kleinvögel und Schmetterlinge am Straßenrand unserer Museumswiese, die überwiegend aus unserem Naturrefugium stammen und eng mit den umgebenden natura2000-Flächen in Beziehung stehen. Sowohl Vernetzung, erhöhte Mortalitätsrisiken, FFH-Lebensraumtypen-Qualitäten und ihrer Lebensgemeinschaften samt Schlingnatter sind in den zugrunde liegen- den Gutachten jedoch mangelhaft oder gar nicht behandelt worden. Der besagte Wirtschaftsweg "Baucher Weg" wird auch als Spazier- und Wanderweg genutzt: für Einheimische (Naherholung), aber auch Touristen. Mit mehr Verkehrs- bewegungen würde er in diesem Sinne stark beeinträchtigt. Eine Waldbegräbnisstätte ausgerechnet dort anzulegen, wo man nur auf bislang ruhigen und überaus langen schmalen Wegen hinkommt und dabei Natur beein- trächtigt wird, spricht deutlich und einmal mehr gegen die geplante Lage (siehe auch oben). Die Beeinträchtigungen widersprechen übrigens auch der inhaltlichen "Friedwald-Idee" selbst, wonach eine naturnahe und ausdrücklich nicht Natur zer- störende Lage ein gutes Prinzip und großer letzter Wunsch vieler Verstorbener ist. Die geplante Verkehrsanbindung mit (Zer)Störung von Natur und erheblicher Beein- trächtigung von Menschen konterkariert also das eigentliche Konzept der "Friedwäl- der". Zusammengefasst für Naturschutz und Tourismus muss man befürchten, dass ge- rade die besondere Qualität der ruhigen Bereiche entlang der Zuwegung verloren geht. Damit verliert Staudernheim einen wichtigen Teil seines eigentlichen Kapitals: relativ viel Natur und relative Ruhe in den letzten Bereichen - gerade auch für Quali- täts-Tourismus, der in unserem Ort überaus wichtig ist. Das wird durch eine (attrak- tive?) Friedforst-Waldfläche angesichts er wahrscheinlichen Verkehrsproblematik nicht weg gewogen. Es werden viele Anwohner der Schulstraße erheblich durch Mehrverkehr beein- trächtigt. Dadurch gibt es Immobilienwertverluste und eine Beeinträchtigung der Wohn- und Lebensqualität für Anwohner, die angesichts der Verkehrsarmut bzw. feststehender sackgassenähnlicher Situation hier gesiedelt und investiert haben, wobei wir als Museum daran sogar die Existenz gebunden haben. Die Schulstraße dient aber auch als Kindergarten- und Schulweg (Einrichtungen hier) und wir halten es für unverantwortlich, ausgerechnet hier die Zufahrt zum Friedforst hinzulegen. Erfahrungswerte anderer Bestattungswälder und auch Friedhöfe zeigen, dass rela- tiv häufig gerade ältere Autofahrer, emotional aufgewühlt (Trauer, unter Zeitdruck (Beerdigungstermine) trotz ggf. Geschwindigkeitsbegrenzungen die Trasse unauf- merksamer als sonst nutzen und zur unnötigen Gefahr werden. Auch daher wäre eine andere Lage oder Verkehrstrassierung, die solche Risiken vorsorgend aus-

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schließt, vonnöten. All diese Punkte wären noch verträglich, wenn es nur wenig mehr Verkehr gäbe. Die in den Planunterlagen genannten 800 Autos pro Jahrwären eine solche verträgliche Größenordnung. Wie aufgezeigt sind aber schnell sehr viel mehr Verkehrsbewegungen nötig und dann gäbe es aufgezeigte Probleme. Unsere Folgerung lautet daher, entweder eine verbindliche Festsetzung (kontrollier- bar, dauerhaft) einer solchen geringen Verkehrsmenge festzuschreiben, oder diese Planung als unverträglich nicht zu genehmigen bzw. nicht im FNP festzusetzen - oder Alternativen prüfen und entwickeln - die gäbe es (nachfolgend). Andernfalls liegen schwere Abwägungsfehler vor.

5.) Friedforst-Waldfläche Kenntnisnahme Die zur Umwidmung vorgesehene Fläche selbst liegt mitten im FFH-Gebiet. Dabei Hier ist erneut festzustellen, dass die im Rahmen der Bebauungs- geht es um Naturschutz und Naturverträglichkeit. Die untersuchten Brutvögel und planaufstellung durchgeführten FFH-Vorprüfung die angesprochenen der Hirschkäfer sowie die nicht untersuchten Fledermäuse sind mit einem Friedforst Aspekte untersucht worden sind mit dem Ergebnis, dass bei Umsetzung sicherlich verträglich gestaltbar. Ein älter werdender Wald bestand ist generell von der Planung unter Berücksichtigung der empfohlenen Vermeidungs- und Vorteil, wozu dazu im FFH-Gebiet wie eingangs erwähnt nicht unbedingt ein Verminderungsmaßnahmen keine Auswirkungen auf die Erhaltungsziele Friedforst vonnöten wäre, sondern auch durch naturverträglichere Wirtschaftsweise der genannten Natura 2000-Gebiete zu erwarten sind. Unter Berück- hier möglich sein könnte, ja müsste. sichtigung dieser Maßnahmen, die im Bebauungsplan konkretisiert und Gar nicht berücksichtigt wurde aber eine mögliche Kontamination des Waldbodens festgesetzt werden, ist das Vorhaben mit den Zielen der geprüften Natu- durch Asche-Rückständen, die bei mehreren 100-1000 Urnen in ihrer Summe doch ra 2000-Gebiete vereinbar. Einer Ausweisung der Fläche steht somit auf erheblich sein könnte. Die entsprechende Rückstandsproblematik (Schwermetalle) Ebene des Flächennutzungsplanes nichts entgegen. führen wir in unserer Stellungnahme zum B-Plan an; letztlich gibt es widerstreitende Die Asche-Problematik kann im weiteren Verfahren durch entsprechen- Einschätzungen. Hierzu muss angesichts Wissensdefiziten ein diesbezügliches de Festsetzungen (z.B. zum zulässigen Urnenmaterial) im Bebauungs- Forschungsprojekt des Umweltbundesamtes (2016 bis 2018) abgewartet werden. In plan oder in der Friedhofssatzung ausreichend behandelt werden, so diesem Zusammenhang muss auch das Bodenschutzgesetz Beachtung finden. dass keine Beeinträchtigungen entstehen. Es ist nicht akzeptabel, dass ausgerechnet mitten in einem FFH-Gebiet diese mög- lichen Probleme getestet werden sollen. Das spricht einmal mehr gegen die geplan- te Lage und für Alternativen.

6.) Lage-Problematik und Alternativen Kenntnisnahme Warum gerade diese ungünstige Lage für einen Friedforst gewählt wurde (mitten im Innerhalb der Ortsgemeinde Staudernheim stellt die gewählte Lage die Natura 2000-Gebiet, weit weg von Hauptstraßen), die erst zu all den vorgenannten geeignetste Variante dar. Es findet keine bzw. nur eine geringe Neuver- Problemen führt, wird nicht ersichtlich. siegelung in Form der zu realisierenden Ausweichbuchten statt. Mit Eine transparente Alternativenprüfung der Lage wäre zwingend vorzulegen, fehlt Ausnahme der Ausweichbuchten sind bereits alle weiteren Vorausset- aber. Innerhalb des Gemeindewaldes selbst auch im weiteren Ver- zungen wie Zuwegung, Parkplatz, etc. vorhanden, um den Verkehr von ba8dsgemeindegebiet (VG) gibt es sicherlich bessere Alternativen. und zur Waldbegräbnisstätte abwickeln zu können. Konkrete Vorschläge im VG-Gebiet würden sich z.B. durch Verschneidung der Pa- Grundsätzlich entscheidet die Ortsgemeinde im Rahmen ihrer Pflicht-

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rameter "öffentlicher Wald (Besitzkarte)" - "geeigneter Laubwaldbestand (Forstkar- aufgaben über das Friedhofswesen und über eine Waldbegräbnisstätte te)" - "Nähe zu Hauptstraßen/keine Verkehrsproblematik/vielleicht sogar bestehen- de ÖPNV-Linien (Verkehrskarte, Pufferungen)" sind wir sicher, dass einige Treffer im VG-Gebiet kommen würden. Eine konkrete Alternative im OG-Gebiet Staudernheim selbst wäre es, die Lage des Friedforsts in Richtung Hauptstraße zu verschieben (nachfolgende Skizze). An der Hauptstraße müsste dann ein Parkstreifen geschoben und die Geschwindigkeit auf der Landstraße begrenzt werden, was angesichts zahlreicher Wildwechsel (Unfall- schwerpunkt) ohnehin sinnvoll sein könnte. Der Fußweg vom Parkstreifen zur Friedforstfläche wäre dann ungefähr ähnlich lang/kurz (300m). Der große Vorteil wäre, dass damit gar keine Anwohner belästigt würden, das Museum nicht gefähr- det würde und de facto keine Natur/FFH neu zerschnitten würde. Es werden nur bestehende Trassen genutzt (Hauptstraße). Zudem könnte noch ein Bushalt einge- richtet werden, so dass eine ÖPNV-Anbindung geschaffen werden kann. Dass dann an der Hauptstraße im Bereich der möglichen Parkstreifen gg. eine Geschwindig- keitsbegrenzung eingeführt werden müsste, ist möglich und wäre angesichts des häufigen Wildwechsels nur vernünftig.

Eine Alternative innerhalb der Ortsgemeinde Staudernheim selbst ist auch der be- stehende und gut zugängliche Gemeindefriedhof, der derzeit nur knapp über die

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Hälfte belegt ist und außerdem Erweiterungsflächen zuließe und heute schon einen interessanten Baumbestand aufweist. Eine stoffliche Belastung ist hier bereits ein- geplant, konzentriert und zulässig. Der Baumbestand könnte hier sogar weiterent- wickelt werden, so dass eine Waldparkähnliche Struktur entsteht und das Bedürfnis nach mehr Naturnähe ("Naturbestattungen") und alternative Bestattungsformen auch hier gut erfüllt werden könnte, wenn auch nicht in einem abgelegenen Wald. Auch das Ziel der Planung nach Erweiterung der Bestattungsmöglichkeiten und Wunsch nach Waldbestattungen eines Teiles der Bevölkerung könnte auf diese Weise durchaus erfüllt werden. Dafür müsste dann nicht extra ein sensibler FFH- Wald weit abseits von Hauptstraßenstofflich beeinträchtigt werden und durch Ver- kehrszuwegungen, Anwohner und Natur gestört und das Museum in substanzielle Gefahr gebracht werden. Aber auch Verkehrslösungen I Verkehrs-Alternativen gäbe es, wenn die ungünstige Lage im Jungenwald leidvoll exakt so bliebe. Das Erschließungsgutachten zum B- Plan prüfte dazu zwar immerhin 4 Möglichkeiten, aber nicht alle weiteren günstige- ren. Dabei waren zwei (Variante 2 und 3) allerdings schon abstrus gewählt und wurden zurecht wurde zurecht ausgeschlossen. Übrig blieb eine Variante 1: eine Einbahnstraßenregelung via Schulstr. Baucher Weg zum Friedforst-Parkplatz und von dort weiter Richtung Neubaugebiet-Anschluss Hauptstraße, wobei eine umge- kehrte Einbahnregelung aber nahe liegender wäre. Diese wurde leider wegen an- geblich höherer Kosten ausgeschlossen. Und als Variante 4 wurde die jetzt auser- korene Zuwegung via Schulstr. Baucher Weg (An- und Abfahrt) gewählt. Die oben und unten genannte verträglichere Alternative (Skizze) wurden jedoch gar nicht erst geprüft, auch nicht unser weiterer Vorschlag unten, obwohl wir sie schon 2015 frühzeitig in den mündlichen Dialog eingebracht hatten. So stellt sich der Ver- dacht, dass eine willkürliche Vorfestlegung getroffen wurde, ausgerechnet auf Schulstr.-Baucher Weg. Dieser Baucher Weg wurde von den Planern und Ortsgemeinde ausgewählt, weil angeblich verträglich (dem widersprechen wir fachlich) und kostengünstig (Kosten wurden niemals erwähnt). Kostenargumente dürfen jedoch nicht alleine ausschlag- gebend sein, zumal die Schätzung von 150.000 Euro für die verworfene Variante ungewöhnlich hoch erscheint und für den Baucher Weg keine Kosten in den Plänen gelistet wurde. Außerdem muss die verlorene Wertschöpfung des Museums (inves- tiert 500.000 Euro) gegen gewichtet werden, wenn der Baucher Weg dieses erheb- lich beeinträchtigt. Als "kleineres Übel" zum Baucher Weg wäre eine Lösung denkbar, dass die Ver- kehrserschließung nur über Hauptstraße/Abtweilerer Straße – Neugas-

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se/Neubaugebiet erfolgt wie bei geprüfter Variante 1, allerdings als alleinige Zu- und Abfahrt unter Ausschluss des Baucher Weges. Dann würden zwar auch Anwohner betroffen, aber weniger Anwohner als in der Schulstraße und es würden Schu- le/Kindergartenweg geschont. Auch Zerschneidungswirkungen und Naturschädi- gungen fielen geringer aus. Das eine ideale Zuwegung gar nicht besteht, sondern nur "kleinere Übel" verweist wiederum darauf, dass die Lage des Friedforstes insgesamt ungünstig ist und nicht so im FNP festgeschrieben werden darf. Zusammengefasst wurde hier mit vielen Punkten angeführt, dass; Kenntnisnahme 1.) die beabsichtigte Lage nicht begründet und schädlich ist und daher nicht in den Der Verbandsgemeinderat folgt der Auffassung der Einwender nicht und FNP übernommen werden darf. hält an der Ausweisung der Fläche für eine Waldbegräbnisstätte im FNP Wir fordern dazu eine umfangreiche FFH-Verträglichkeitsprüfung (z.B. auch rund fest. um die Schlingnatter, Bodenproblematik), die neue Forschungserkenntnisse be- rücksichtigt. Die bisherige Vorprüfung ist völlig unzureichend, weil sie nur die er- wartbar wenigen verträglichen Parameter (Vögel, Hirschkäfer, Versiegelung) be- handelte, aber zentrale inhaltliche Aspekte und Alternativen wie aufgezeigt gar nicht behandelt. Damit verbunden ist eine seriöse Verkehrsprognose, wie wir sie hier skizziert und in unserer B-Plan-Stellungnahme ausführlicher angeführt haben. Die jetzige Lage würde dazu führen, dass insbesondere Kenntnisnahme 1.) eine Verkehrszuwegung via Schulstr.-Baucher Weg nicht verträglich ist. Sie wä- Der Auffassung der Einwender wird nicht gefolgt. Die vorhandenen Un- re nur verträglich, wenn wie in Planunteralgen deine solche Größenordnung von tersuchungen und Gutachten belegen, dass eine Verträglichkeit mit dem 800 Autos (Plangrundlage) als dauerhafte Auflage festgeschrieben würde und zu- betroffenen FFH-Gebiet gegeben ist und die geplante Erschließung über dem auf Abtrag- bzw. Baumaßnahmen an der wertvollen Museumsböschung ver- den Baucher Weg mit den zu erwartenden Verkehrszahlen dargestellt zichtet würde. werden kann. \2.) Wir haben dargelegt, dass erheblich (!!) mehr Verkehr wahrscheinlich ist, der Konkrete Festsetzungen hinsichtlich durchzuführender Baumaßnahmen dann nicht mehr beherrschbar bzw. verträglich gestaltet werden kann. Daher sind erfolgen nicht auf Ebene der Flächennutzungsplanung, sondern müssen alternative Lagen und alternative Trassen zu wählen, von denen wir einige Möglich- im Bebauungsplan getroffen werden. Inwieweit dabei eine Beschrän- keiten vorstellen. kung der Fahrzeugzahlen möglich ist wäre zu prüfen. 3.) Die Friedforstlage ist nicht alternativlos. Die jetzige Lage enthält schwerwiegen- de Probleme und eine unzureichende Planung. Ihre Festsetzung im FNP lehnen wir daher ab. Wir lehnen die Festsetzung Friedforst im FNP ab und bitten um Beachtung. Bei einem Festhalten an der Friedforst-Festsetzung im FNP stellen wir gemäß dar- Kenntnisnahme gelegten Begründungen schwere Abwägungsfehler fest, die rechtlich nicht zulässig Aufgrund der erfolgten Prüfungen und Gutachten ist der Verbandsge- sind. meinderat der Auffassung, dass alle zu berücksichtigenden Belange Konstruktiv verweisen wir auf mögliche Alternativen. ausreichend geprüft und in die Abwägung eingestellt wurden. Ein Abwä- Anlage: Unsere detaillierte Stellungnahme zum parallellaufenden BebauungspIan- gungsfehler ist deshalb nicht zu erkennen. Die genannte Stellungnahme

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verfahren, die integraler Bestandteil dieser FNP-Stellungnahme ist. liegt der Verbandsgemeindeverwaltung vor und wird im Rahmen des Bebauungsplanes behandelt. Beschlussvorschlag: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und Ja: 13 Nein: 2 Enth. 3 abgewogen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen weitergeführt. Ratsmitglied Groh hat vor der Beschlussfas- sung den Sitzungssaal verlassen.

04 Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. o. A. Stellungnahme Abwägungsempfehlung Mit o.a. Bezug geben Sie uns als Naturschutzverband die Möglichkeit, zu o.a. Kenntnisnahme Vorhaben Stellung zu nehmen. In der ersten Auslegung zu diesem FNP haben Die Stellungnahme der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie wir dies nicht getan. Nach Beschäftigung des inzwischen offen liegenden B- Rheinland-Pfalz e.V. ist inhaltlich weitgehend identisch mit der der Natur- Planes zum "Friedforst" Staudernheim, zu dem wir parallel eine fachliche Stel- schutzinitiative e.V. lungnahme abgeben, ist uns aufgefallen, dass die Lage des Friedforstes doch Hinsichtlich der Bewertung wird daher hier auf die inhaltliche Auseinander- sehr problematisch ist. Daher nutzen wir diese 2. Auslegung, Stellung zu nehmen setzung mit der vorangegangenen Stellungnahme der Naturschutzinitiative und insbesondere eine andere Lage respektive Verkehrszuwegung einzufordern. e.V. (Seite 11 bis 16) verwiesen. Das ist uns wichtig, um Schaden von der Natur, insbesondere Natura 2000, ab- zuwenden. Gegen die geplante Lange und Festsetzung im FNP erheben wir nachfolgend Einwände: 1.) Bedarf Kenntnisnahme Angesichts vieler neu eingerichteter Waldbegräbnisstätten im Land fragen wir, ob Die Stellungnahme wird zurückgewiesen. Änderungen oder Ergänzungen gerade hier ein weiterer Bedarf besteht. Nur 7 km weiter ist ein Friedforst bei des Plans sind nicht erforderlich Niederhausen/Nahe im fortgeschrittenen Genehmigungsverfahren, der auch dem Raum Bad Sobernheim - Staudernheim zugutekommt. In 30 km-Umkreis (halbe Autostunde) finden sich viele weitere ähnliche Einrichtungen, die erst am Beginn stehen und auch noch relativ leer sind. Grundsätzlich haben wir nichts gegen ,,Friedforste einzuwenden, im Gegenteil: Sie entsprechen dem Wunsch eines Teils der Bevölkerung nach gewisser Natur- nähe über den Tod hinaus. Waldstücke können darin alt werden, was vielen Tierarten nutzt. Allerdings regen wir dringend an, zumindest regional den Bedarf und die Lagen zu koordinieren. Angesichts des Leerstandes und einiger paralle- ler Entwicklungen, die ihrerseits gewisse Verkehrsströme regional anziehen, erkennen wir nicht, dass ausgerechnet bei Staudernheim mitten im FFH-Wald ein weiterer Standort sinnvoll wäre. Das schreiben wir gerade vor dem Hintergrund,

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dass die Lage mitten in einem straßenfernen FFH-Gebiet liegt, was erhebliche Probleme verursachen kann, auf die wir unten eingehen. Bei Waldbegräbnisstätten ist generell festzustellen, dass es zwei Möglichkeiten gibt: Entweder ist ein "Friedforst" wirtschaftlich erfolgreich, dann ist dies nach unseren Erfahrungen mit erheblichem Verkehr verbunden. Das führt direkt zu nachfolgen- den Problemen, die bei einer solchen Lage erheblich werden. Oder aber der ,,Friedforst" ist verträumt und zieht nur wenig Verkehr an, dann ist er aber kaum wirtschaftlich zu betreiben. Ist eine solche Entwicklung als "netter Zusatzservice" für die (lokale) Bevölkerung erwünscht? Oder soll er wirtschaftlich betrieben wer- den, womit sicher erheblich mehr Verkehr einhergeht? Eine Entwicklungsbe- schreibung wäre Bestandteil jeder guten Planung und Voraussetzung einer sachgerechten Beurteilung für den FNP, die fehlt. Generell gibt es vermehrt Erkenntnisse, dass solche Einrichtungen zwar zeitwei- se Gewinne erwirtschaften können, langfristig und bezogen auf ihre gesamte Laufzeit aber finanziell eher problematisch sind. Wir regen auch vor diesem Hin- tergrund dringend eine kritische Bedarfsanalyse im regionalen Kontext an. Wenn wirklich nur ein kleiner "verträumter" Friedforst mit wenig Verkehr einge- richtet werden soll (in den Planunteralgen zum B-Plan 800 Autos im Jahr), dann muss dieses unbedingt als Genehmigungsauflage festgeschrieben werden; nur dann wäre eine solche Lage ggf. verträglich gestaltbar. Andernfalls gelten unsere Einwendungen und folgende Probleme. 2.) Stoff-/Asche-Problematik im Wald Kenntnisnahme Durch die Totenasche können Fremdstoffe in das Waldökosystem eingebracht Die Hinweise können im Rahmen des Bebauungsplanes oder der Fried- werden, die nach den Verbrennungsprozessen in den Krematorien schwermetall- hofssatzung der Ortsgemeinde berücksichtigt werden. Änderungen oder reich sind (Chrom, Cadmium, ggf. weitere Rückstände). Sie können toxisch für Ergänzungen des Plans sind nicht erforderlich Waldboden und Wasser sein. Was bei einzelnen oder wenigen Urnen wahr- scheinlich unerheblich ist, kann sich bei mehreren hunderten bis tausenden Ur- nenplätzen summieren und erheblich werden. Das kann sich im Bodenökosystem weiter anreichern. Die ausgewählte Fläche ist laut Planunterlagen nicht nur mitten im FFH-Wald, sondern auch mitten im Grundwasserbildungsgebiet, das wiederum auf das an- grenzende Trinkwasserschutzgebiet wirkt; hier ist besonders hohe Sensibilität vonnöten. In der Fachöffentlichkeit wird hierzu schon lange kontrovers diskutiert, ob solch ein Eintrag und die Problematik erheblich sei. Das Ergebnis ist noch offen. Derzeit findet deshalb dazu ein umfassendes Forschungsprojekt des Um- weltbundesamtes (via Uni Freiburg) seit Oktober 2016 bis 2018 statt. Dessen

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Ergebnisse sind abzuwarten. Es ist nicht zu verantworten, dass ausgerechnet jetzt einen FFH-Wald als Testobjekt für eine solche potenzielle Problematik ge- nutzt werden soll. Das haben wir auch in unserer Stellungnahme zum B-Plan zum Ausdruck gebracht. 3.) Größenordnung und Verkehrsproblematik Kenntnisnahme Entscheidend für eine Verträglichkeit und Lagebestätigung ist die Größenord- Die Stellungnahme wird aufgrund vorhandener Gutachten und Untersu- nung des zu erwartenden Auto-Verkehrs. chungen zurückgewiesen. Die Ergebnisse des Verkehrsprognose- Der Friedforst soll nur 3,5 ha groß werden, allerdings mit Erweiterungsmöglich- Gutachtens, die die geäußerten Bedenken widerlegen, finden ergänzende keit auf weitere 3,7 ha. Damit wäre er von der Fläche ein relativ kleiner Bestat- Berücksichtigung in den Unterlagen zur Bebauungsplanung. tungswald. Dahinter verbergen sich allerdings immerhin 3500 plus x Grabplätze, Änderungen oder Ergänzungen des Flächennutzungsplans sind nicht er- was dann doch bedeutsam ist. Dagegen wird der Autoverkehr in den Planunter- forderlich. algen mit nur 800 Autos im Jahr angegeben (Angabe: 40 Beerdigungen a 20 Autos), allerdings ohne dessen plausible Herleitung oder nahe liegender Entwick- lungsmöglichkeiten. Das wäre noch eine unerhebliche Menge, auf der die angeb- liche Verträglichkeit der Verkehrszuwegung und des Friedforstes im B-Plan auf- baut. Bei 3500 Grabstellen und nach Vergleichserfahrungen vieler Waldbegräbnisstät- ten halten wir diese geringe Verkehrsannahme allerdings für nicht plausibel, zu- mal neben den eigentlichen Beerdigungen (nur diese sind bei den 800 Autos berücksichtigt; und das sind auch noch problematische Häufungsereignisse) vor allem auch zum Attraktionspunkt (Wanderparkplatz) für viele Ausflügler werden, dass mit den Jahren ganz viele Trauernde hier mindestens so häufig zum Be- such wieder kehren wie auf klassischen Friedhöfen, dass viele Vortermine und Veranstaltungen möglich sind und alle möglichen Interessenten angezogen wer- den. Diese. wahrscheinlichen Szenarien müssen unbedingt berücksichtigt wer- den, gerade wenn ein Friedforst aus wirtschaftlichen Gründen und nicht nur als netter Service betrieben werden soll. All das führt zu einer erheblichen Verkehrs- zunahme. Wir fordern eine seriöse Verkehrsprognose, die das berücksichtigt. Wir müssen allerdings jetzt schon annehmen, dass erheblich mehr Verkehr (mehrere tausend Autos/Jahr) neu angezogen wird. Das belastet erheblich die geplante Zuwegung ("Baucher Weg"), weil es geradezu mitten durch ein betont ruhiges Natura 2000- Gebiet geht. Dazu müssen Summationswirkungen, mit dem derzeit offenbar ge- ringen verträglichen Anliegerverkehr hinzugenommen werden und nach denen eine Erheblichkeit in der Summe möglich ist - mit folgenden Negativwirkungen: 4.) FFH-relevante Beeinträchtigungen durch Verkehr auf dem "Baucher Weg" Im Kenntnisnahme Bereich des "Baucher Wegs" liegen eng vernetzt als Komplex artenreiche Flach- Die Stellungnahme wird aufgrund vorhandener Gutachten und Untersu-

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land-Mähwiesen (FFH 6510), ein bedeutender Magerrasenhang (FFH 6210) und chungen zurückgewiesen. Änderungen oder Ergänzungen des Plans sind biotopkartierte Wälder, z.B. ein Eichenwald am Südwesthang des Ursbergs. nicht erforderlich. Dass ein Teil der Lebensräume "nur" im Vogelschutzgebiet und nicht innerhalb der FFH-Flächen liegt, ist irrelevant, weil es nach FFH-Recht auf die Wirkung und nicht auf die exakte Detaillage der Fläche ankommt. Und hier besteht ein klarer Wirkzusammenhang innerhalb eines wertvollen strukturreichen unzerschnittenen Komplexes, wie wir auch in unserer Stellungnahme zum B-Plan ausführen. Bisher verläuft der ,,Baucher Weg" als schmaler asphaltierter Weg mitten durch den Komplex - mit wenig Verkehr. Das ist noch verträglich. Mit erheblich mehr Verkehr würde aber dieser besondere Biotopkomplex • zerschnitten, • verlärmt, • und stofflich (Auto-Abgase) beeinträchtigt. • Der Verkehrstod vieler Tiere der lebensraumtypischen Gemeinschaften wäre damit verbunden und die Population der Schlingnatter (FFH IV) wahrscheinlich erheblich beeinträchtigt. • Ein Ruhe- und Vernetzungsraum für Wildkatzen (eine der letzten großräumig verkehrsarmen Räume) würde verlärmt und zerschnitten. Der ganze Bereich liegt im landesweiten Biotopverbund. Es ist unverständlich, warum gerade dieser letzte zusammenhängende Ruheraum durch eine solche Verkehrszuwegung neu verlärmt und zerschnitten werden soll. Wir fordern daher dringend alternative Zuwegungen oder eine Lageverschiebung (siehe unten) in unempfindlichere Bereiche näher an bereits bestehenden (Haupt)Straßen und vorsorgend auch außerhalb von Natura 2000-Flächen. All diese Aspekte sind in allen Gutachten unzureichend behandelt, daher gibt es keine fachlich hinreichen Voraussetzung für eine Festsetzung im FNP. 5.) Alternativenprüfung Lage des Friedforstes Kenntnisnahme Mit Blick auf die Problemlagen wird deutlich, dass die Lage weit abseits von Die Stellungnahme wird aufgrund vorhandener Gutachten und Untersu- Hauptstraßen mitten in einem ruhigen Natura 2000-Gebiet die Ursache der Prob- chungen zurückgewiesen. Änderungen oder Ergänzungen des Plans sind leme ist. Es ist in den Planunterlagen nicht ersichtlich, ob Alternativprüfungen für nicht erforderlich. andere Waldbestände wirklich umfassend stattgefunden haben. Eine solche ist spätestens im Zuge einer FFH -Verträglichkeitsprüfung aber dringend zu leisten. Mit Blick auf die Karte und aufgrund von Ortskenntnissen sind wir sicher, dass es bessere alternative Waldlagen gäbe. Eine solche Alternativprüfung darf zudem nicht an den engen Ortsgemeindegrenzen halt machen, sondern sollte zumindest das zugehörige Verbandsgemeindegebiet umfassen. Hier gibt es für einen Friedforst besser geeignete Wälder, die (1) vom Waldbestand geeignet sind UND

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(2) eine viel bessere Verkehrsanbindung ermöglichen, ohne Natur neu zer- schneiden und beeinträchtigen zu müssen - und vielleicht sogar im Gegensatz zu hier eine Möglichkeit haben, sie an den ÖPNV anzubinden, was Verkehrsströme besser lenkt und gerade älteren Leuten ohne Auto auch einen Zugang ermög- licht. Aber auch wenn man innerhalb des Gemeindewaldes bleiben will, so könnte die geplante Friedforstfläche durchaus nach Augenschein etwas nach Osten Rich- tung Hauptstraße/ Abtweilerer Straße verschoben werden. Dann könnte an der dortigen Straße oder am südlichen Ortsrand Staudernheim ein Park- platz/Parkstreifen eingerichtet werden und ein relativ kurzer Fußweg zum Friedforst genutzt werden. Dann würde die Natur nicht beeinträchtigt, bestehen- de Straßen würden genutzt und schon gar nicht Naturgebiete neu zerschnitten. Das wäre sicherIich eine zu prüfende bessere Lösung. Aber auch wenn die sehr ungünstige Lage - wie derzeit - bestehen bliebe, so gäbe es offensichtlich eine alternative Zuwegung über das Neubaugebiet Stau- dernheim (bzw. nahe bei), die nur teilweise als Variante 1 im Erschließungsgut- achten B-Plan geprüft wurde (während sonst völlig abstruse Varianten als Alter- nativen geprüft wurden). Nähme man diese nicht als Einbahnrundkurs, sondern als alleinige Zuwegung (z.B. Einstieg via Neubaugebiet), so würde der- sensible "Baucher Weg" und Magerrasenhang gar nicht mehr belastet. Kosten dürfen bei einer solchen Alternative übrigens nicht alleine ausschlaggebend sein, es geht insgesamt um das kleinste Übel bzw. beste Gesamtlösung gerade auch für die Natur nach FFH-Recht (FFH-Lebensraumtypen und -Arten, Arten der typischen Lebensgemeinschaften). Insbesondere sollte der Bereich des Natura 2000-Gebietes von Verkehrsadern so wenig wie möglich zerschnitten werden; - und der ,,Baucher Weg" ginge als neue Verkehrsader (bisher de facto kaum Verkehr) mitten hindurch. Dies ist da- her abzulehnen. Im Sinne der Umwelt- und Verkehrsbündelung könnte auch der offensichtlich halb leere Gemeindefriedhof naturnäher gestaltet werden, auch mit Bäumen und Urnenplätzen, was auch zu Vorteilen bei der Verkehrs- und auch Stoffproblematik führen würde, weil diese dort bereits gebündelt und friedhofsge- recht verträglich gelöst sein sollte. Es wird insgesamt deutlich, dass die jetzt geplante Lage sehr kritisch zu bewer- ten ist und eine problematische Verkehrszuwegung nach sich zieht. Ihre Festset- zung im FNP lehnen wir nach den vorgenannten Punkten daher entschieden ab. Es gäbe wie skizziert mehrere Alternativen. 6.) Bestehendes Naturschutzprojekt "Nahe der Natur" in Staudernheim Kenntnisnahme

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An der jetzt noch geplanten Zuwegung Schulstr. - Baucher Weg liegt das Eine herausgehobene und besondere Berücksichtigung der Belange des ,,Museum für Naturschutz (Nahe der Natur)" mit seinen Naturschutzflächen und „Museum für Naturschutz“ ist nicht erforderlich. Die Belange werden aus- besonderer Natur-Stille-Bildung. Dieses arbeitet unabhängig von unserem Ver- reichend berücksichtigt. band, trägt aber zum gemeinsamen Ziel Naturschutz und Bildung bei. Wir regen an, diese Besonderheit ebenfalls zu berücksichtigen und nicht erheblich zu be- einträchtigen - - z.B. durch deutliche Verkehrsbegrenzung, durch eine Lage- Verschiebung des Friedforstes und/oder eine andere Verkehrszuwegung, die den Bereich weiträumig ausspart. Fazit: Kenntnisnahme Die vorgelegte Lage-Festsetzung im FNP ist abzulehnen, weil damit unnötiger- Das vorgetragene Fazit wird seitens des Verbandsgemeinderates nicht weise erhebliche Beeinträchtigungen für FFH-Schutzgüter entstehen, die recht- geteilt und wird als nichtzutreffend zurückgewiesen. lich nicht zulässig sind. Dazu sind außerdem umfangreiche FFH -Verträglichkeitsprüfungen erforderlich, die die wirklich relevanten Schutzgüter umfassen und nicht nur - wie in Gutachten zum B-Plan genannt - die geringe Versiegelung, Vögel und Hirschkäfer, die oh- nehin kaum Konfliktpotenzial erwarten lassen. Nur wenn tatsächlich nicht mehr als ca. 800 Autos/Jahr (oder andere verträgliche kleine Größenordnung) zusätzlich kommen, so ist die Lage unerheblich und ver- träglich. Das ist bisher jedoch nicht plausibel dargelegt und nach Erfahrungswer- ten eher unwahrscheinlich. Es muss also eine solche Größenordnung als Ge- nehmigungssauflage unbedingt dauerhaft und kontrollierbar festgeschrieben werden, weil nur darauf die Verträglichkeit und Zustimmung aufbaut. Andernfalls müssen die Planungen überarbeitet und Alternativen wie von uns aufgezeigt gefunden werden, so dass hier einer der letzten von Autoverkehr un- zerschnittenen Räume mit Schutzgütern wie der Schlingnatter nicht erheblich beeinträchtigt wird. Demzufolge halten wir die jetzige Lagefestsetzung im FNP für naturschutzrecht- lich nicht genehmigungsfähig und angreifbar. Wir hoffen, dass unsere Argumente entsprechend Berücksichtigung finden und verbleiben mit freundlichen Grüßen.

Beschlussvorschlag: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und Ja: 14 Nein: 1 Enth. 2 abgewogen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen weitergeführt.

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06 Pollichia –Geschäftsstelle, Haus der Artenvielfalt, Neustadt 10.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung

mit o.a. Bezug geben Sie uns als Naturschutzverband die Möglichkeit, zu o.a. Kenntnisnahme Vorhaben Stellung zu nehmen. In der ersten Auslegung zu diesem FNP haben Die Stellungnahme der Pollichia –Geschäftsstelle, Haus der Artenvielfalt, wir dies nicht getan. Neustadt ist inhaltlich weitgehend identisch mit der der Naturschutzinitiative Nach Beschäftigung des inzwischen offen liegenden B-Planes zum "Friedforst" e.V. Staudernheim, zu dem wir parallel eine fachliche Stellungnahme abgeben, ist Hinsichtlich der Bewertung wird daher hier auf die inhaltliche Auseinander- uns aufgefallen, dass die Lage des Friedforstes doch sehr problematisch ist. setzung mit der vorangegangenen Stellungnahme der Naturschutzinitiative Daher nutzen wir diese 2.Auslegung, doch noch Stellung zu nehmen und insbe- e.V. (Seite 11 bis 16) verwiesen. sondere eine andere Lage respektive Verkehrszuwegung anzuregen. Das ist uns wichtig, um Schaden von der Natur, insbesondere dem Netz Natura 2000, abzu- wenden. Gegen die geplante Lange und Festsetzung im FNP erheben wir nach- folgend Einwände: 1.) Bedarf gegeben? Kenntnisnahme Angesichts vieler neu eingerichteter Waldbegräbnisstätten im Land hinterfragen Die Stellungnahme wird zurückgewiesen. Änderungen oder Ergänzungen wir, ob gerade hier ein weiterer Bedarf besteht. Nur 7 km weiter ist ein Friedforst des Plans sind nicht erforderlich bei Niederhausen/Nahe im fortgeschrittenen Genehmigungsverfahren, der auch dem Raum Bad Sobernheim - Staudernheim zugutekommt. In 30 km- Umkreis (halbe Autostunde) finden sich viele weitere ähnliche Einrichtungen, die erst am Beginn stehen und auch noch relativ leer sind. Grundsätzlich haben wir nichts gegen "Friedforste" einzuwenden, im Gegenteil: Sie entsprechen dem Wunsch eines Teiles der Bevölkerung nach gewisser Na- turnähe über den Tod hinaus. Waldstücke können darin alt werden, was vielen Tierarten nutzt. Allerdings regen wir dringend an, zumindest regional den Bedarf und die Lagen zu koordinieren. Angesichts des Leerstandes und einiger paralleler Entwicklun- gen, die ihrerseits gewisse Verkehrsströme regional anziehen, erkennen wir nicht, dass ausgerechnet bei Staudernheim mitten im FFH-Wald ein weiterer Standort sinnvoll wäre. Das schreiben wir gerade vor dem Hintergrund, dass die Lage mitten in einem straßenfernen FFH-Gebiet liegt, was erhebliche Probleme verursachen kann, auf die wir unten eingehen. Bei Waldbegräbnisstätten ist generell festzustellen, dass es zwei Entwicklungen gibt: entweder ein "Friedforst" ist wirtschaftlich erfolgreich, dann ist dies nach unseren Erfahrungen mit erheblichem Verkehr und Störungen verbunden. Das

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führt direkt zu nachfolgenden Problem lagen, die bei einer solchen Lage erheb- lich werden. Oder aber die "Friedforst" ist verträumt und zieht nur wenig Verkehr an, dann ist er aber kaum wirtschaftlich zu betreiben. Ist eine solche Entwicklung als "netter Zusatzservice" für die (lokale) Bevölkerung erwünscht? Oder soll er wirtschaftlich betrieben werden, womit sicher erheblich mehr Verkehr einher geht? Eine Ent- wicklungsbeschreibung wäre Bestandteil einer seriösen Planung und Vorausset- zung einer sachgerechten Beurteilung für den FNP, die allerdings fehlt. Generell gibt es vermehrt Erkenntnisse, dass solche Einrichtungen zwar zeitwei- se Gewinne bringen können, langfristig auf ihre gesamte Laufzeit aber finanziell eher problematisch sind. Wir regen auch vor diesem Hintergrund dringend eine kritische Bedarfsanalyse in regionalem Kontext an. Wenn wirklich nur ein kleiner "verträumter" Friedforst mit wenig Verkehr einge- richtet werden soll (in den Planunteralgen zum B-Plan 800 Autos im Jahr), dann muss dieses unbedingt als Genehmigungsauflage festgeschrieben werden; nur dann wäre eine solche Lage ggf. verträglich gestaltbar. Andernfalls gelten unsere Einwendungen und folgende Probleme. 2.) Stoff-/ Asche-Problematik im Wald Kenntnisnahme Durch die Totenasche können Fremdstoffe in das Waldökosystem eingebracht Die Hinweise können im Rahmen des Bebauungsplanes oder der Fried- werden, die nach den Verbrennungsprozessen in den Krematorien reich an hofssatzung der Ortsgemeinde berücksichtigt werden. Änderungen oder Schwermetallen sind (Chrom, Cadmium, ggf. weitere Rückstände). Sie können Ergänzungen des Plans sind nicht erforderlich toxisch für Waldboden und Wasser sein. Was bei einzelnen oder wenigen Urnen wahrscheinlich unerheblich ist, kann sich bei mehreren hunderten bis tausenden Urnenplätzen summieren und erheblich werden. Das kann sich im Bodenökosys- tem weiter anreichern. Die ausgewählte Fläche ist laut Planunterlagen nicht nur mitten im FFH-Wald, sondern auch mitten im Grundwasserbildungsgebiet, das wiederum auf das an- grenzende Trinkwasserschutzgebiet wirkt; hier ist besonders hohe Sensibilität vonnöten. In der Fachöffentlichkeit besteht dazu schon lange ein kontroverser Streit wider- streitender Ansichten, ob solch ein Eintrag und die Problematik erheblich sei. Das Ergebnis ist noch offen. Derzeit findet deshalb dazu ein umfassendes For- schungsprojekt des Umweltbundesamtes (via Uni Freiburg) seit Oktober 2016 bis 2018 statt. Dessen Ergebnisse sind abzuwarten. Es ist nicht zu verantworten, ausgerechnet jetzt einen FFH-Wald als Testobjekt für eine solche potenzielle Problematik zu machen, wie wir auch in unserer Stel- lungnahme zum B-Plan gleich lautend formulieren.

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3.) Größenordnung und Verkehrsproblematik Kenntnisnahme Entscheidend für eine Verträglichkeit und Lagebestätigung ist die Größenord- Die Stellungnahme wird aufgrund vorhandener Gutachten und Untersu- nung respektive Auto-Verkehr. chungen zurückgewiesen. Die Ergebnisse des Verkehrsprognose- Der Friedforst soll nur 3,5 ha groß werden, allerdings mit Erweiterungsmöglich- Gutachtens, die die geäußerten Bedenken widerlegen, finden ergänzende keit auf weitere 3,7 ha. Damit wäre er von der Fläche ein relativ kleiner Bestat- Berücksichtigung in den Unterlagen zur Bebauungsplanung. tungswald. Dahinter verbergen sich allerdings immerhin 3500 plus x Grabplätze, Änderungen oder Ergänzungen des Flächennutzungsplans sind nicht er- was dann doch bedeutsam und gar nicht wenig ist. Dagegen wird der Autover- forderlich. kehr in den Planunteralgen mit nur 800 Autos im Jahr angegeben (Angabe: 40 Beerdigungen a 20 Autos), allerdings ohne dessen plausible Herleitung oder nahe liegender Entwicklungsmöglichkeiten. Das wäre noch eine unerhebliche Menge, auf der die angebliche Verträglichkeit der Verkehrszuwegung und des Friedforstes im B-Plan aufbaut. Bei 3500 GrabsteIlen und nach Vergleichserfahrungen vieler Waldbegräbnisstät- ten halten wir aber diese geringe Verkehrsannahme allerdings für nicht plausibel, zumal neben den eigentlichen Beerdigungen (nur diese sind bei den 800 Autos berücksichtigt; und das sind teils auch noch problematische laute Häufungser- eignisse) vor allem auch zum Attraktionspunkt (Wanderparkplatz) für viele Aus- flügler werden, dass mit den Jahren ganz viele Trauernde hier mindestens so häufig zum Besuch wieder kehren wie auf klassischen Friedhöfen, dass viele Vortermine und Veranstaltungen möglich sind und alle möglichen Interessenten angezogen werden. Diese wahrscheinlichen Szenarien müssen unbedingt be- rücksichtigt werden, gerade wenn ein Friedforst aus wirtschaftlichen Gründen und nicht nur als netter Service betrieben werden soll. All das führt zu einer er- heblichen Verkehrszunahme. Wir fordern eine seriöse Verkehrsprognose, die das berücksichtigt und müssen jetzt schon annehmen, dass erheblich mehr Verkehr (mehrere tausend Au- tos/Jahr) neu angezogen werden. Das belastet erheblich die geplante Zuwegung (IIBaucher Weg"), weil es geradezu mitten durch ein betont ruhiges Natura 2000- Gebiet geht. Dazu müssen Summationswirkungen, mit dem derzeit offenbar geringen verträg- lichen Anliegerverkehr hinzugenommen werden und nach denen eine Erheblich- keit in der Summe möglich ist - mit folgenden Negativwirkungen: 4.) FFH-relevante Beeinträchtigungen durch Verkehr auf "Baucher Weg" Kenntnisnahme Im Bereich des Baucher Weges liegen eng vernetzt als Komplex artenreiche Die Stellungnahme wird aufgrund vorhandener Gutachten und Untersu- Flachland-Mähwiesen (FFH 6510), ein bedeutender Magerrasenhang (FFH chungen zurückgewiesen. Änderungen oder Ergänzungen des Plans sind 6210) und biotopkartierte Wälder, z.B. ein Eichenwald am Südwesthang des nicht erforderlich.

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Ursberges. Dass ein Teil der Lebensräume "nur" im Vogelschutzgebiet und nicht innerhalb der FFH-Flächen liegt, ist irrelevant, weil es nach FFH-Recht auf die Wirkung und nicht auf die exakte Detaillage der Fläche ankommt. Und hier be- steht ein klarer Wirkzusammenhang innerhalb eines wertvollen strukturreichen unzerschnittenen Komplexes, wie wir gleich lautend auch in unserer Stellung- nahme zum B-Plan ausführen. Bisher verläuft der Baucher Weg als schmaler asphaltierter Weg mitten durch den Komplex – mit wenig Verkehr. Das ist noch verträglich. Mit erheblich mehr Verkehr würde aber

 dieser besondere Biotopkomplex zerschnitten,  verlärmt,  stofflich (Auto-Abgase) beeinträchtigt.  Die Mortalität (Verkehrstod) vieler Tiere der lebensraumtvpischen Ge- meinschaften ist  damit verbunden.  Die Population der Schlingnatter (FFH IV) wahrscheinlich erheblich be- einträchtigen.  1Einen Ruhe- und Vernetzungsraum für Wildkatzen (eine der letzten großräumig verkehrsarmen Räume) verlärmen und "zerschneiden". Der ganze Bereich liegt im landesweiten Biotopverbund. Es ist unverständlich, warum gerade dieser letzte zusammenhängende Ruheraum durch eine solche Verkehrszuwegung neu verlärmt und "zerschnitten" werden soll. Wir fordern da- her dringend alternative Zuwegungen oder eine Lageverschiebung (unten) in unempfindlichere Bereiche näher an bereits bestehenden (Haupt)Straßen und vorsorgend auch außerhalb von Natura 2000-Flächen. All diese Aspekte sind in allen Gutachten unzureichend behandelt, daher gibt es keine fachlich hinreichen Voraussetzung für eine Festsetzung im FNP.

5.) Alternativenprüfung Friedforst Lage Kenntnisnahme Mit Blick auf die Probleme sagen wird deutlich, dass diese Lage weit abseits von Die Stellungnahme wird aufgrund vorhandener Gutachten und Untersu- Hauptstraßen mitten in einem ruhigen Natura 2000-Gebiet die Ursache der Prob- chungen zurückgewiesen. Änderungen oder Ergänzungen des Plans sind leme ist. nicht erforderlich. Es ist in den Planunterlagen nicht ersichtlich, ob Alternativenprüfungen für ande- re Waldbestände wirklich umfassend stattgefunden haben. Eine solche ist spä- testens im Zuge einer FFH-Verträglichkeitsprüfung aber dringend zu leisten. Mit Blick auf die Karte und nach Ortskenntnissen sind wir sicher, dass es bessere

39 gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – ingenieure VG Bad Sobernheim – Fortschreibung des Flächennutzungsplans – b.) Siedlungsentwicklung Abwägung der Anregungen und Stellungnahmen

alternative Wald lagen gäbe. Eine solche Alternativenprüfung darf zudem nicht an den engen Ortsgemeindegrenzen halt machen, sondern sollte zumindest das zugehörige Verbandsgemeindegebiet umfassen. Hier gibt es für einen Friedforst besser geeignete Wälder, die (1) vom Waldbestand geeignet sind und (2) eine viel bessere Verkehrsanbindung ermöglichen, ohne Natur neu zerschneiden und beeinträchtigen zu müssen - und vielleicht sogar im Gegensatz zu hier eine Mög- lichkeit haben, sie an den ÖPNV anzubinden, was Verkehrsströme besser lenkt und gerade älteren Leuten ohne Auto auch einen Zugang ermöglicht. Aber auch wenn man innerhalb des Gemeindewaldes bleibt, so könnte die ge- plante Friedforstfläche durchaus nach Augenschein etwas nach Osten Richtung Hauptstraße/ Abtweilerer Straße verschoben werden. Dann könnte an der dorti- gen Straße oder am südlichen Ortsrand Staudernheim ein Parkplatz/Parkstreifen eingerichtet werden und ein relativ kurzer Fußweg zum Friedforst genutzt wer- den. Dann würde Natur nicht beeinträchtigt, bestehende befahrene Straßen wer- den genutzt und Naturgebiete nicht neu zerschnitten werden. Das wäre sicherlich eine zu prüfende bessere Lösung. Aber auch wenn die sehr ungünstige Lage wie derzeit bestehen bliebe, so gäbe es offensichtlich eine alternative Zuwegung über das Neubaugebiet Staudern- heim (bzw. nahe bei), die nur teilweise als Variante 1 im Erschließungsgutachten B-Plan geprüft würde (während sonst völlig abstruse Varianten als Alternativen geprüft wurden). Nähme man diese nicht als Einbahnrundkurs, sondern als allei- nige Zuwegung (z.B. Einstieg via Neubaugebiet), so würde der sensible Baucher Weg und Magerrasenhang gar nicht mehr belastet. Kosten dürfen bei einer sol- chen Alternative übrigens nicht alleine ausschlaggebend sein, es geht insgesamt um das kleinste Übel bzw. beste Gesamtlösung gerade auch für die Natur nach FFH-Recht (FFH-Lebensraumtypen und -Arten, Arten der typischen Lebensge- meinschaften. Insbesondere soll der Bereich des Natura 2000-Gebietes von Verkehrsadern so wenig wie möglich zerschnitten werden - und der Baucher Weg ginge als neue Verkehrsader (bisher de facto kaum Verkehr) mitten hindurch und ist daher abzu- lehnen. Im Sinne der Umwelt- und Verkehrsbündelung könnte auch der offensichtlich fast halbleere Gemeindefriedhof naturnäher gestaltet werden, auch mit Bäumen und Urnenplätzen, was Vorteile bei der Verkehrs- und auch Stoffproblematik enthält, weil diese dort bereits gebündelt und friedhofsgerecht verträglich gelöst sein sollte. Es wird insgesamt deutlich, dass die jetzt geplante Lage hoch problematisch ist

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und eine problematische Verkehrszuwegung nach sich zieht. Ihre Festsetzung im FNP lehnen wir nach den vorgenannten Punkten daher deutlich ab. Es gäbe wie skizziert mehrere Alternativen!

6.) Bestehendes Naturschutzprojekt "Nahe der Natur" in Staudernheim Kenntnisnahme An der jetzt noch geplanten Zuwegung Schulstr. - Baucher Weg liegt das "Muse- Eine herausgehobene und besondere Berücksichtigung der Belange des um für Naturschutz (Nahe der Natur)" mit seinen Naturschutzflächen und beson- „Museum für Naturschutz“ ist nicht erforderlich. Die Belange werden aus- derer Natur-Stille-Bildung. Dieses arbeitet unabhängig unseres Verbandes, trägt reichend berücksichtigt. aber zum gemeinsamen Ziel Naturschutz und Bildung bei. Wir regen an, diese Besonderheit ebenfalls zu berücksichtigen und nicht erheblich zu beeinträchtigen - z.B. durch deutliche Verkehrsbegrenzung, durch eine Lage-Verschiebung des Friedforstes und/oder eine andere Verkehrszuwegung, die den Bereich weiträu- mig ausspart. Fazit: Kenntnisnahme Die vorgelegte Lage-Festsetzung im FNP ist abzulehnen, weil damit unnötiger- Das vorgetragene Fazit wird seitens des Verbandsgemeinderates nicht weise erhebliche Beeinträchtigungen für FFH-Schutzgüter entstehen, die recht- geteilt und wird als nichtzutreffend zurückgewiesen. lich nicht zulässig sind. Dazu sind außerdem umfangreiche FFH-Verträglichkeitsprüfungen erforderlich, die die wirklich relevanten Schutzgüter umfassen und nicht nur wie in Gutachten zum B-Plan genannt die sicher verträglichen Vögel, Hirschkäfer und geringe Ver- siegelungen. Nur wenn tatsächlich wirklich nicht mehr als ca. 800 Autos/Jahr (oder andere verträgliche kleine Größenordnung) zusätzlich kommen, so ist die Lage unerheb- lich und verträglich. Das ist bisher jedoch nicht plausibel dargelegt und nach Er- fahrungswerten eher unwahrscheinlich. Es muss also eine solche Größenord- nung als Genehmigungssauflage unbedingt dauerhaft und kontrollierbar festge- schrieben werden, weil nur darauf die Verträglichkeit und Zustimmung aufbaut. Andernfalls müssen die Planungen überarbeitet und Alternativen gefunden wer- den, so dass hier einer der letzten von Autoverkehr unzerschnittenen Räume mit Schutzgütern wie der Schlingnatter nicht auch noch erheblich beeinträchtigt wird. Demzufolge halten wir die jetzige Lagefestsetzung im FNP für naturschutzrecht- lich nicht genehmigungsfähig und angreifbar. Beschlussvorschlag: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und Ja: 13 Nein: 1 Enth. 3 abgewogen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen weitergeführt. Ratsmitglied Nicolay hat vor der Beschluss- fassung den Sitzungssaal verlassen.

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25 Rotthege │ Wassermann, Düsseldorf 17.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Hiermit teilen wir Ihnen mit, dass uns die Hahn Fachmarktzentrum Bad Sobern- Kenntnisnahme heim GmbH & Co. KG, Buddestr. 14, 51429 Bergisch Gladbach mit der Wahr- nehmung ihrer rechtlichen Interessen beauftragt hat. Eine entsprechende Voll- macht ist anliegend beigefügt. Unsere Mandantin betreibt an der Pfaffenstraße / Kapellenstraße / Kirchstraße / Poststraße ein Fachmarktzentrum in integrierter Lage im Zentralen Versorgungsbereich von Bad Sobernheim. Namens und im Auftrag unserer Mandantin nehmen wir zu der geplanten 4. Fort- schreibung des Flächennutzungsplans wegen Ausweisung eines Sondergebiets "Verbrauchermarkt" im Rahmen der Offenlage gemäß § 3 Abs. 2 BauGB wie folgt Stellung:

Das Bauleitplanverfahren ist nicht erforderlich, die Abwägung ist fehlerhaft und die vorgesehene Bebauung ist nicht vereinbar mit der übergeordneten Landes- planung. I. Erforderlichkeit der Planung Die vorliegende Planung entspricht dem Planungswillen und dem Pla- Wesentliche Voraussetzung für ein Bauleitplanverfahren ist, dass dieses aus nungsziel der Stadt Bad Sobernheim. Der Einzelhandelsstandort soll nach- städtebaulichen Gründen erforderlich ist. Dies ist nur dann der Fall, wenn hinrei- haltig gesichert und künftige Modernisierungen ermöglicht werden. Im chende gewichtige städtebauliche Allgemeinbelange für eine bestimmte Planung Plangebiet soll dementsprechend eine Erweiterung der Verkaufsfläche sprechen. ermöglicht werden, die dann der Größe des großflächigen Einzelhandels vgl. BVerwG, Urteil vom 12.12.1969 - IV C 105.66 entspricht. Gemäß dem Ziel Z45 des ROP Rheinhessen-Nahe ist die An- BVerwG, Urteil vom 05. 07.1974 - IV C 50.72 siedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben nur innerhalb von Son- Jäde/DirnbergerlWeiß, BauGB § 1 Rn. 27 ff. dergebieten zulässig. Daher wird die vorliegende 9. Bebauungsplanände- Dies ist nicht der Fall, wenn die Planung nicht dem voraussehbaren Bedarf der rung erforderlich. Südlich des Plangebietes grenzt zudem bereits unmittel- Gemeinde entspricht. bar ein sonstiges Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Verbraucher- vgl. OVG NRW, Urteil vom 21.12.1971- VII A 102169 markt“ an. Das „Einzelhandelskonzept für die Stadt Bad Sobernheim“ Jäde/DirnbergerlWeiß, BauGB § 1 Rn. 28 (GMA) aus dem Jahr 2016 wurde vom Stadtrat der Stadt Bad Sobernheim Eine Bauleitplanung, die ausschließlich wirtschaftslenkende strukturpolitische am 30.01.2017 beschlossen und ist demnach bei den Bebauungsplänen zu Ziele verfolgt, ist unzulässig. berücksichtigen. Laut dem „Einzelhandelskonzept für die Stadt Bad vgl. Bay. VGH, Urteil vom 12.06.1986 - 2 B 83 A.2467 Sobernheim“ (GMA, 2016) befindet sich das Plangebiet im Nahversor- Jäde/DirnbergerlWeiß, BauGB § 1 Rn. 28 gungszentrum West (NVZ West), welches als zentraler Versorgungsbe- Gemessen an diesen Kriterien ist die vorgesehene Planung aus städtebaulichen reich eingestuft wird und neben der Innenstadt den bedeutendsten Han- Gründen weder erforderlich noch gerechtfertigt. delsstandort der Stadt Bad Sobernheim darstellt. Das vorgenannte Einzel- Aus der Verträglichkeitsanalyse von Dr. Lademann & Partner "Das Gewerbege- handelskonzept weist bereits auf die vorgesehene Erweiterung der Ver- biet West in Bad Sobernheim als Standort für einen Lidl-Lebensmitteldiscounter", kaufsfläche des bestehenden Lidl Lebensmittelmarktes hin, erkennt darin

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Verträglichkeitsanalyse zu den Auswirkungen eines Erweiterungsvorhabens vom aber keinen Widerspruch zu der zukünftigen Einzelhandelsentwicklung in 26. August 2015 und dem Einzelhandelskonzept für die Stadt Bad Sobernheim Bad Sobernheim, sondern sieht vielmehr die veränderten Rahmenbedin- 2017 der GMA ergeben sich folgende Daten: gungen in der Stadtentwicklung und des Einzelhandels als Anlass für eine Anpassung des Einzelhandelskonzeptes aus dem Jahr 2011. • Die Kaufkraftkennziffer liegt in Bad Sobernheim mit 96,0 deutlich unter dem

Bundesdurchschnitt (100), vgl. Verträglichkeitsanalyse von Dr. Lademann & Das Gutachten „Auswirkungsanalyse zur geplanten Erweiterung eines Lidl Partner, Punkt 3.2, 2 Lebensmittelmarktes in der Stadt Bad Sobernheim, Monzinger Straße“ • Mit ca. 1.410 m Verkaufsfläche je 1.000 Einwohner entfällt auf das Sortiment (GMA, 2016) beschäftigt sich ausführlich mit dem Planvorhaben „Erweite- Nahrungs- und Genussmittel hier die relativ höchste relative Verkaufsflächen- rung des bestehenden Lidl-Lebensmittelmarktes“. Dabei werden zwei Vari- ausstattung. Bezogen auf den Nahbereich Bad Sobernheims (= VG Bad 2 anten (Variante 1 mit einer Erweiterung der Verkaufsfläche auf 1.320 m² Sobernheim) liegt die Ausstattungskennziffer mit rd. 520 m Verkaufsfläche je und Variante 2 mit einer Erweiterung der Verkaufsfläche auf 1.480 m²) 1.000 Einwohner weiterhin auf einem überdurchschnittlichen Niveau (vgl. Kapi- betrachtet. Das Gutachten kommt zu folgenden Ergebnis: „Die durch das tel I., 6.). vgl. GMA Punkt 11 3.1. Erweiterungsvorhaben von Lidl ausgelösten Umsatzumverteilungseffekte in • Auch aus der gutachterlichen Stellungnahme von Dr. Lademann Partner vom Höhe von ca. 2 - 3 % (Variante 1) bzw. 3 - 4 % (Variante 2) werden in bei- März 2017 zur "Fortschreibung des Flächennutzungsplans auf Grundlage des den geprüften Verkaufsflächengrößen nicht zu Bestandsgefährdungen von Einzelhandelskonzepts der Stadt Bad Sobernheim" ergibt sich. dass Bad Betrieben in Bad Sobernheim oder im Einzugsgebiet führen, sodass städ- Sobernheim bei Lebensmitteln mit einem Ausstattungsgrad (VKF je Einwohner) tebauliche Auswirkungen (Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche) sowie einer Zentralität von dem Dreifachen des Bundesschnitts über eine sehr oder eine Beeinträchtigung der Nahversorgung im Sinne des § 11 Abs. 3 gute Angebotssituation verfügt. Auch in Bezug auf das Verbandsgemeindege- BauNVO auszuschließen sind.“ (GMA, 2016) biet liegt der Wert noch 20 %-Punkte oberhalb der durchschnittlichen VKF- Dichte resp. oberhalb der rechnerischen Vollversorgung. Die Verkaufsflächen- Zudem liegt die Kaufkraftkennziffer mit 0,98 (vgl. GMA: Einzelhandelskon- dichte des nahversorgungsrelevanten Bedarfs in der Verbandsgemeinde liegt zept für die Stadt Bad Sobernheim, 2016, S. 40) nicht deutlich unter dem damit bereits jetzt weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 490 m² Bundesdurchschnitt. Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass es sich pro 1.000 Einwohner und wird durch bereits genehmigte weitere Vorhaben bei dem Lidl-Standort um einen bereits bestehenden Lebensmittelmarkt noch weiter ansteigen. handelt. Einen Verweis auf die Nutzung von zur Verfügung stehenden leer- • In der Innenstadt von Bad Sobernheim stehen eine Vielzahl an Ladenlokalen stehenden Ladenlokalen ist daher nicht zielführend. leer. darunter ein ehemaliger Rewe-Markt mit einer Verkaufsfläche von 900 m². vgl. Verträglichkeitsanalyse von Dr. Lademann & Partner. Punkt 5.3. Die Plausibilitätsprüfung „Fachliche Stellungnahme zur Verträglichkeitsana- lyse von Dr. Lademann und Partner, Hamburg, zur Erweiterung eines Lidl

Lebensmittelmarktes in Bad Sobernheim“ (GMA, 2016) kommt zu dem Durch die geplante Erweiterung des Lidl-Marktes auf 1.320 bis 1.480 m² Ver- Ergebnis, dass bei dem von der Einwenderin vorgelegten Gutachten deutli- kaufsfläche - vgl. GMA Punkt IV 3.2.2 - für Einzelhandel mit Nahrungs- und Ge- che Mängel bei der Darstellung des Bestandes und der Planung vorliegen nussmitteln würde - unter Berücksichtigung der weiteren geplanten Vorhaben in Bad Sobernheim und WaldböckeIheim - ein massives Überangebot geschaffen und somit auch die Bewertung des Vorhabens Mängel aufweist. Die vorge- und hätte signifikante negative Auswirkungen auf die Innenstadt von Bad sehene Erweiterung der Verkaufsfläche des Lidl Lebensmittelmarktes macht die 9. Bebauungsplanänderung erforderlich, da die Schwelle zum Sobernheim. Die GMA untersucht die Auswirkungen dieser Erweiterung auf den großflächigen Einzelhandel überschritten wird. Aufgrund einer Genehmi- zentralen Versorgungsbereich nicht. Offensichtlich sollen dadurch die erhebli- gung sind jedoch bereits 1.000 m² Verkaufsfläche vorhanden. Dies wird im chen negativen Folgen verschleiert werden. Denn die GMA kommt selbst zu dem Gutachten nicht berücksichtigt. Die Plausibilitätsprüfung kommt zum

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Ergebnis, dass im Rahmen einer Modernisierung des real SB-Warenhauses „ge- Schluss, dass aufgrund der vorgenannten Mängel das Gutachten als Be- genüber der heutigen Situation keine wesentliche Ausdehnung zentrenrelevanter wertungsgrundlage möglicher städtebaulicher und wettbewerblicher Aus- Sortimente erfolgen sollte, um die Innenstadt Bad Sobernheims nicht weiter zu wirkungen auf die Versorgungsstrukturen nicht geeignet sei. schwächen." Aus der Verträglichkeitsanalyse von Dr. Lademann & Partner ist Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Realisierung der Erweiterung von bekannt, dass für die Innenstadt mit einem Umsatzrückgang von 36 % zu rech- Lidl im Zuge des bisherigen Bebauungsplans nicht möglich ist. Um Bau- nen ist. recht zur Umsetzung des Lidl-Vorhabens herzustellen, ist das Bauleitplan- vgl. Verträglichkeitsanalyse Dr. Lademann & Partner, Punkt 6.3 und gutach- verfahren somit erforderlich. terliehe Stellungnahme vom März 2017, S. 7 – 10 Dies wird durch die Schließung von Betrieben zu erheblichen städtebaulichen Missständen führen. Ein Trading-Down-Effekt und die Schließung von Magnet- betrieben, z.B. des Netto Marken-Discount Betriebes und / oder des Rewe Su- permarktes sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Das Vorhaben ist damit gemäß § 11 Abs. 3 BauNVO unzulässig, da wesentliche negative Auswirkungen auf den zentralen Versorgungsbereich zu erwarten sind. Die Erweiterung des Lidl-Marktes an einem nicht integrierten Standort ist daher städtebaulich unzulässig. Die negativen Auswirkungen können im Bauleitplan- verfahren nicht im Rahmen der Abwägung beseitigt werden. Die GMA untersucht die zu erwartenden negativen Auswirkungen der Lidl Erweiterung auf den zentra- len Versorgungsbereich nicht. Es handelt sich um ein bloßes Gefälligkeitskon- zept, um die Erweiterung zu rechtfertigen. Dies ergibt sich auch daraus, dass ein sogenannter "Nahversorgungsstandort" (hierzu folgen nähere Ausführungen unter IV) erfunden wird, der in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Ein Bedarf für die Ausweisung eines weiteren großflächigen Einzelhandelsbetrie- bes besteht aufgrund der zu erwartenden Überversorgung im Bereich Nahrungs- und Genussmittel nicht. Es besteht daher kein städtebaulicher Bedarf für die Änderung des Flächennutzungsplans. Die Planung ist daher nicht erforderlich gemäß § 1 Abs. 3 S. 1 BauGB. II. Verstoß gegen § 11 Abs. 3 BauNVO Das Gutachten „Auswirkungsanalyse zur geplanten Erweiterung eines Lidl Großflächiger Einzelhandel ist gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 4, 11 § 9 Abs. 2a sowie § 11 Lebensmittelmarktes in der Stadt Bad Sobernheim, Monziger Straße“ Abs. 3 BauNVO zu beurteilen. Danach dürfen von großflächigen Einzelhandels- (GMA, 2016) prüft, ob wesentliche Auswirkungen gem. § 11 Abs. 3 BauN- betrieben keine schädlichen Auswirkungen ausgehen. Schädliche Auswirkungen VO zu erwarten sind. „Bei der Überprüfung des Einzelfalls konnten vor dem sind insbesondere die Beeinträchtigung der Versorgung der Bevölkerung im Ein- Hintergrund der aktuell gut ausgeprägten Angebotssituation in Bad zugsbereich des jeweiligen Betriebes sowie die Entwicklung zentraler Versor- Sobernheim jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Innenstadt bzw. gungsbereiche. Nach der gesetzlichen Regelvermutung sind derartige schädli- die Nahversorgungsstrukturen festgestellt werden.“ (GMA, 2016) che Auswirkungen anzunehmen, falls die Geschossfläche des Betriebes 1.200 Zudem wird in Folge der 9. Bebauungsplanänderung nicht das Maß der m² überschreitet. Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts baulichen Nutzung erhöht. Die GRZ wird weiterhin mit 0,8 festgesetzt, die vom 29.11.2005 - 4 B 72.05 ist diese Prüfung auch in vollem Umfang bei der BMZ wird von 0,6 auf 0,4 verringert. Aufgrund der Änderung des Gebiets-

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Erweiterung eines bestehenden Betriebes vorzunehmen. Das Bundesverwal- typs wird jedoch eine Erhöhung der Verkaufsfläche ermöglicht. tungsgericht hat hierzu ausgeführt: Des Weiteren wird auf die Abwägungsempfehlung zu den Punkt „I. Erfor-

derlichkeit der Planung“ verwiesen. „Wird ein bestehender Einzelhandelsbetriebe erweitert und wird dadurch - wie hier - das Maß der baulichen Nutzung des Grundstücks erhöht, stellt die Erwei- terung schon deswegen ein Vorhaben im Sinne des §§ 29 Abs. 1 BauGB dar, für das die §§ 30 bis 37 BauGB gelten (vgl. BVerwG, Urteil vom 14.04.2000 - BVerwG 4 C 5.99 - Buchholz 406.11 § 35 BauGB Nr. 342). Liegt das Bau- grundstück im Geltungsbereich eines Bebauungsplans, hat sich die Prüfung der bauplanungsrechtlichen Zulässigkeit des Vorhabens auch auf § 11 Abs. 3 BauNVO zu erstrecken, wenn die Frage der Vereinbarkeit des Vorhabens mit dieser Vorschrift durch die Erweiterung des Betriebes neu aufgeworfen wird (vgl. BVerwG, Beschluss vom 4.02.2000 - BVerwG 4 B 106.99 - Buchholz 406.11 § 29 BauGB Nr. 64 = NVwZ 2000, 147). Veränderungen der für Ver- kaufszwecke zur Verfügung stehenden Fläche eines Einzelhandelsbetriebes sind geeignet, städtebauliche Belange neu zu berühren; denn die Größe der Verkaufsfläche trägt zur Kapazität, Wettbewerbskraft und Attraktivität eines Handelsbetriebes bei und wirkt sich von daher auf eine geordnete städtebauli- che Entwicklung, insbesondere auf die Struktur des Handels und die Versor- gung in dem betreffenden Gebiet aus(vergleiche BVerwG, Urteil vom 27. April 1990 - BVerwG 4 C 36.87 – Buchholz 406.12 § 11 BauNVO Nr. 17 = BRS 50 Nr. 68). § 11 Abs. 3 BauNVO ist deshalb nicht nur erneut zu prüfen, wenn durch die Vergrößerung der Verkaufsfläche erstmals ein großflächiger Einzel- handelsbetrieb entsteht oder erstmals die für das Eingreifen der Regelvermu- tung maßgebende Geschossfläche überschritten wird, sondern auch, wenn aufgrund der Erweiterung der Verkaufsfläche eines bestehenden großflächigen, die Regelvermutung des §§ 11 Abs. 3 S. 3 BauNVO bereits auslösenden Ein- zelhandelsbetriebes die städtebaulichen Auswirkungen des Vorhabens neu zu beurteilen sind.“ vgl. BVerwG, Beschluss vom 29.11.2005 - 4 B 72.05

Unter Berücksichtigung dieser Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist das Vorhaben unzulässig, da durch die Erweiterung des bestehenden Lidl- Marktes die städtebauliche Entwicklung und Ordnung wesentlich beeinträchtigt wird. Zu berücksichtigen ist nach der zitierten Rechtsprechung des Bundesver- waltungsgerichts das Gesamtvorhaben - nicht nur die durch die Erweiterung zu- sätzlich verursachte Kaufkraftverlagerung. Die GMA geht in ihrem Einzelhan-

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delsgutachten zudem unzutreffend von einem bestehenden Lidl-Markt mit etwa 1.000m² Verkaufsfläche aus. Dies ist falsch, da von dem genehmigten Bestand auszugehen ist. Nach diesseitigen Erkenntnissen ist lediglich ein Lidl-Markt mit einer Größe unterhalb von 800 m² genehmigt. Durch die Erweiterung um 500 bis 600 m² würde daher nun erstmals ein großflächiger Betrieb geschaffen, so dass auch die Änderung der Gebietskategorie zu berücksichtigen ist. Da die GMA von falschen Annahmen ausgegangen ist, ist das Einzelhandelskonzept fehlerhaft und die Aussagen zu dem sog. Nahversorgungszentrum West unzutreffend und daher kein geeigneter Belang für die erforderliche Abwägung in einem Bauleit- planverfahren.

Nicht berücksichtigt wurde außerdem bei dem Entwurf der Änderung des Flä- chennutzungsplans, dass nach der gesetzlichen Regelvermutung derartige schädliche Auswirkungen anzunehmen sind, falls die Geschossfläche des Be- triebes 1.200 m² überschreitet. Da nach der vorliegenden Planung bereits eine Verkaufsfläche von über 1.300 m² zulässig sein soll, ist davon auszugehen, dass die Geschossfläche etwa 2.000 m² betragen wird. Daher wäre zwingend durch ein Verträglichkeitsgutachten nachzuweisen, dass von dem Vorhaben keine schädlichen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche ausgehen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn zentrale Versorgungsbereiche oder die Nah- versorgung der Bevölkerung durch das Vorhaben nicht nur unwesentlich beein- trächtigt werden.

Da dieses nicht vorliegt - da das Gefälligkeitsgutachten der GMA offensichtlich aus gutem Grund die Auswirkungen der Erweiterung auf den zentralen Versor- gungsbereich nicht geprüft hat - greift die gesetzliche Regelvermutung, so dass davon auszugehen ist, dass schädliche Auswirkungen hervorgerufen werden.

III. Verstoß gegen Landesplanung Das Gutachten „Auswirkungsanalyse zur geplanten Erweiterung eines Lidl Das Planvorhaben verstößt gegen die Vorgaben der Landesplanung in Rhein- Lebensmittelmarktes in der Stadt Bad Sobernheim, Monzinger Straße“ land-Pfalz. Gemäß dem geltenden Landesentwicklungsprogramm (LEP), Teil B (GMA, 2016) beschäftigt sich ausführlich mit den Zielen der Landespla- "Sicherung und Entwicklung der Daseinsvorsorge" Punkt 3.2.2 Öffentliche Ein- nung. In dem Gutachten werden das Zentralitätsgebot (LEP IV, Ziel 57), richtungen und Dienstleistungen (großflächiger Einzelhandel) ist "die Ansiedlung das städtebauliche Integrationsgebot (LEP IV, Ziel 58) und das Nichtbeein- und Erweiterung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben mit innenstadtrele- trächtigungsgebot (LEP IV, Ziel 60) bewertet. Das Gutachten kommt zu vanten Sortimenten nur in städtebaulich integrierten Bereichen, das heißt in In- dem Ergebnis, dass das Zentralitätsgebot und Nichtbeeinträchtigungsgebot nenstädten und Stadt- sowie Stadtteilzentren zulässig (städtebauliches Integrati- erfüllt werden. Das städtebauliche Integrationsgebot würde jedoch nicht onsgebot). " Weiter ist geregelt: "Durch die Ansiedlung und Erweiterung von erfüllt, da sich das Plangebiet laut dem Einzelhandelskonzept 2011 (GMA

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großflächigen Einzelhandelsbetrieben dürfen weder die Versorgungsfunktion der 2011: Einzelhandelskonzept für die Stadt Bad Sobernheim) außerhalb ei- städtebaulich integrierten Bereiche der Standortgemeinde noch die der Versor- nes zentralen Versorgungsbereiches befindet. In Folge des aktualisierten gungsbereiche (Nah- und Mittelbereiche) benachbarter zentraler Orte wesentlich Einzelhandelskonzepts für die Stadt Bad Sobernheim (GMA) aus dem Jahr beeinträchtigt werden (Nichtbeeinträchtigungsgebot)." 2016 wird das Plangebiet als Nahversorgungszentrum einem zentralen Versorgungsbereich zugeordnet. Dementsprechend wird das städtebauli- Sowohl in dem noch geltenden LEP als auch in dem in Aufstellung befindlichen che Integrationsgebot erfüllt. Die Planungsgemeinschaft Rheinhessen- LEP ist der Vorhabenstandort als "Siedlungsfläche für Gewerbe und Industrie" Nahe hat in seinem Schreiben „Einzelhandelskonzept (EHK) der Stadt Bad dargestellt. Die Ausweisung eines SO-Gebietes "Verbrauchermarkt" in dem Ent- Sobernheim“ vom 04.01.2017 bezüglich der geforderten Abstimmung der wurf der Änderung des Flächennutzungsplans verstößt somit gegen die überge- zentralen Versorgungsbereiche im Einzelhandelskonzept gemäß Ziel 58, ordnete Landesplanung und ist somit unzulässig. Der Vorhabenstandort befindet Satz 2 LEP IV der Abgrenzung die zentralen Versorgungsbereiche zuge- sich auch nicht in einem städtebaulich integrierten Bereich stimmt. Da es sich bei dem Plangebiet um eine städtebaulich integrierte vgl. Verträglichkeitsanalyse Dr. Lademann & Partner, Punkt 2.2 und gut- Lage handelt, liegt auch kein Verstoß gegen das Ziel 61 des LEP IV (Ag- achterliche Stellungnahme vom März 2017, S. 2. glomerationsverbot) vor. Eine Anpassung an die Ziele der Landesplanung ist damit ausgeschlossen. Ein Verstoß gegen die Landesplanung liegt somit nicht vor. Das Vorhaben wirkt sich darüber hinaus auf die Verwirklichung der Ziele der

Raumordnung und Landesplanung nicht nur unwesentlich aus, denn das Ansied- lungsvorhaben beeinträchtigt zentrale Versorgungsbereiche und die Versorgung der Bevölkerung im Raum mehr als unwesentlich. Bei der Frage der Zulässigkeit des Planvorhabens sind nach § 11 Abs. 3 BauN- VO die Auswirkungen des Vorhabens auf die Verwirklichung der Ziele der Raum- ordnung und Landesplanung sowie auf die städtebauliche Entwicklung und Ord- nung zu berücksichtigen. Vgl. Rixner/Biedermann/Steger/Hauth, § 11 BauNVO, Rn. 31 Das geplante Vorhaben stimmt nicht mit den Zielen Z 58 (städtebauliches Integ- rationsgebot) und Z 60 (Nichtbeeinträchtigungsgebot) des LEP des Landes Rheinland-Pfalz überein. Der geplante weitere Verkaufsflächenausbau von nah- versorgungsrelevanten Angeboten beeinträchtigt die Versorgungsaufgaben der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim. Das Vorhaben liegt außerhalb des zentra- len Versorgungsbereichs und generiert keinen positiven Beitrag für die Innen- stadt, da es keine bedeutende Verbesserung der wohnortnahen Versorgung mit nahversorgungsrelevanten Sortimenten bewirkt. Es zieht - im Gegenteil - in er- heblichem Umfang Kaufkraft von der Innenstadt ab und bewirkt einen Trading- Down-Effekt des zentralen Versorgungsbereichs. vgl. Dr. Lademann & Partner, Gutachterliehe Stellungnahme vom März 2017, S. 4. Zudem sind innerhalb der Hauptlage des zentralen Versorgungsbereichs aus städtebaulichen und siedlungsstrukturellen Gründen geeignetere Flächen - wie

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etwa der ehemalige Rewe-Markt - für die Ansiedlung von Einzelhandel vorhan- den. Darüber hinaus sind gemäß dem Ziel 61 des LEP des Landes Rheinland-Pfalz selbst Agglomerationen nicht großflächiger Einzelhandelsbetriebe unzulässig. Eine Agglomeration im Sinne der Landesplanung liegt vor, wenn zwei Betriebe (Luftlinie Tür zu Tür) unter 150 m voneinander entfernt sind. Der bestehende Lidl- Markt befindet sich nur in einer Entfernung von 130 m von dem Real-Markt vgl. Verträglichkeitsanalyse Dr. Lademann & Partner, Punkt 7.4. Somit liegt eine Agglomeration i.S.d. LEP Z 61 vor. Gemäß der Landesplanung sind Agglomeration zu vermeiden (Agglomerationsverbot). Falls sich bereits Ag- glomerationsbereiche außerhalb der städtebaulich integrierten Bereiche gebildet haben, so sind diese als Sondergebiete des großflächigen Einzelhandels auszu- weisen und in ihrem Bestand festzuschreiben. Eine Erweiterung eines derartigen Betriebes ist unzulässig. Daher verstößt die geplante Erweiterung des Lidl-Marktes gegen die Ziele 58, 60 und 61 des geltenden Landesplanungsrechts. IV. Sondergebiet West kein zentraler Versorgungsbereich Das „Einzelhandelskonzept für die Stadt Bad Sobernheim“ (GMA) aus dem In dem Einzelhandelskonzept wird das SO-Gebiet als Nahversorgungszentrum Jahr 2016 wurde vom Stadtrat der Stadt Bad Sobernheim am 30.01.2017 West im westlichen Stadtgebiet als zentraler Versorgungsbereich bezeichnet, beschlossen und ist demnach bei den Bebauungsplänen zu berücksichti- vgl. GMA Einzelhandelskonzept für die Stadt Bad Sobernheim, Punkt IV 3. 2 gen. Laut dem „Einzelhandelskonzept für die Stadt Bad Sobernheim“ und 3.2.2. (GMA, 2016) befindet sich das Plangebiet im Nahversorgungszentrum Der Begriff des zentralen Versorgungsbereiches wird zwar im BauGB und in der West (NVZ West), welches als zentraler Versorgungsbereich eingestuft BauNVO an verschiedenen Stellen genannt (als bei der Bauleitplanung zu be- wird und neben der Innenstadt den bedeutendsten Handelsstandort der rücksichtigender Belang in § 1 Abs. 6 NrA BauGB, zur Verstärkung der gemein- Stadt Bad Sobernheim darstellt. Das vorgenannte Einzelhandelskonzept denachbarlichen Abstimmungspflicht in § 2 Abs.2 Satz 2 BauGB, bei der Fest- weist bereits auf die vorgesehene Erweiterung der Verkaufsfläche des be- setzungsmöglichkeit zum Schutz zentraler Versorgungsbereiche in den nicht stehenden Lidl Lebensmittelmarktes hin, erkennt darin aber keinen Wider- beplanten Innenbereichen nach § 9 Abs. 2a BauGB, bei der Zulässigkeit von spruch zu der zukünftigen Einzelhandelsentwicklung in Bad Sobernheim, Vorhaben nach § 34 Abs.3 BauGB und bei den Auswirkungen i.S.v. § 11 Abs.3 sondern sieht vielmehr die veränderten Rahmenbedingungen in der Stadt- Satz 2 BauNVO), allerdings gibt es keinen entsprechenden Baugebietstyp. Auch entwicklung und des Einzelhandels als Anlass für eine Anpassung des ist die Festsetzung einer bestimmten Fläche als "Zentraler Versorgungsbereich" Einzelhandelskonzeptes aus dem Jahr 2011. in Bauleitplänen weder nach § 9 BauGB noch nach der BauNVO möglich. Der

Begriff der zentralen Versorgungsbereiche ist ein unbestimmter Rechtsbegriff, dessen inhaltliche Bestimmung sich aus planerischen Festlegungen (Bauleitplä- nen, Raumordnungsplänen), raumordnerischen und/oder städtebaulichen Kon- zeptionen sowie tatsächlichen, örtlichen Verhältnissen ergibt. Das Planvorhaben führt - wie bereits unter Punkt 11 ausgeführt - zu einer erheb- lichen Beeinträchtigung des Zentralen Versorgungsbereichs in Bad Sobernheim.

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Im Rahmen des planerischen Abwägungsgebotes aus § 1 Abs. 7 BauGB ist das aus § 11 Abs. 3 BauNVO hergeleitete Beeinträchtigungsverbot zu berücksichti- gen, wonach sichergestellt werden muss, dass insbesondere durch Planvorha- ben im Bereich des Einzelhandels zentrale Versorgungsbereiche sowie die ver- brauchernahe Versorgung im Gebiet des Planvorhabens nicht mehr als unwe- sentlich beeinträchtigt werden. Eine solche Beeinträchtigung der verbraucherna- hen Versorgung ist aber gerade zu erwarten. Der Vorhabenstandort befindet sich in nicht integrierter Lage in einem bisher gewerblich genutzten Gebiet. Eine räumliche und funktionale Verbindung zu Wohnsiedlungsgebieten besteht nicht. Im 500 m Radius um den Vorhabenstandort leben lediglich 650 Einwohner und im 700 m Radius nur 970 Einwohner. Der zentrale Versorgungsbereich in der Innenstadt von Bad Sobernheim befindet sich in einer Entfernung von lediglich 700 m von dem Vorhabenstandort vgl. Verträglichkeitsanalyse Dr. Lademann & Partner, Punkt 2.2, 7.4 und gut- achterliche Stellungnahme vom März 2017, S. 4. Durch das Einzelhandelskonzept der GMA wird versucht für die beabsichtigte Planung durch die künstliche Schaffung eines "ergänzenden auf die Nahversor- gung beschränkten zentralen Versorgungsbereichs" die nicht vorhandene In- tegration des Standortes herbeizuführen, vgl. GMA Einzelhandelskonzept für die Stadt Bad Sobernheim, Punkt IV 3.2.2 Nachfolgend heißt es in der Begründung: "Insgesamt ist das Nahversorgungs- zentrum West als leistungsfähiges und stabiles Nahversorgungszentrum sowohl mit Nahversorgungsfunktion für die westlichen Stadtbereiche von Bad Sobern- heim als auch für die umliegenden Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim einzustufen." Westlich des Standortes befindet sich lediglich ge- werbliche und industrielle Bebauung und eben keine Wohnbebauung. Auch ist auf die bauliche Ausgangslage hinzuweisen: So sind die zwei Betriebe der Ag- glomerationslage zur verkehrlichen Erschließungsachse - der B 41 - ausgerichtet. Sie sind von den Wohngebieten mit ihren Eingängen abgewandt. Vielmehr sind im Osten die Logistik/Lagerräume angeordnet, was eine Ausrichtung der Ange- bote der Standortlage auf wesentliche Wohnsiedlungsbereiche vermissen lässt. Auch die Lage von Lidl in einem Gewerbe- und Industriegebiet spricht gegen eine integrierte Lage und verbietet die Ausweisung eines Zentrums. vgl. Dr. Lademann & Partner, Gutachterliche Stellungnahme vom März 2017, S. 5, 6.

Die Einstufung durch die GMA erfüllt nicht die Anforderungen der Rechtspre-

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chung für die Entwicklung zentraler Orte. Nach der Rechtsprechung des Bundes- verwaltungsgerichts ist die Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs in einem Einzelhandelskonzept vollumfänglich gerichtlich dahingehend überprüfbar, ob die Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs den tatsächlichen Ver- hältnissen entspricht. Das Einzelhandelskonzept entfaltet weder präjudizielle Wirkung noch steht den Gemeinden ein Beurteilungsspielraum hinsichtlich der Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches zu. vgl. BVerwG, Beschluss vom 12.02.2009 - 4 B 5.09 Das OVG NRW hat in einer grundlegenden Entscheidung am 11.12.2006 den Begriff des zentralen Versorgungsbereiches wie folgt konkretisiert: "Zentrale Versorgungsbereiche sind räumlich abgrenzbare Bereiche einer Gemeinde, denen aufgrund vorhandener Einzelhandelsnutzungen – häufig ergänzt durch diverse Dienstleistungen und gastronomische Angebote – eine bestimmte Versorgungsfunktion für die Gemeinde zukommt. Ein "Versor- gungsbereich" setzt mithin vorhandene Nutzungen voraus, die für die Versor- gung der Einwohner der Gemeinde - ggf. auch nur eines Teils des Gemein- degebietes - insbesondere mit Waren aller Art von Bedeutung sind. Das Wort "zentral" ist nicht rein räumlich, sondern vielmehr funktional zu verstehen. So gibt es je nach Lage, Art und Zweckbestimmung unterschiedliche Stufen Zentraler Versorgungsbereiche. Es wird zwischen Innenstadtzentren, Neben- zentren sowie Grund- und Nahversorgungszentren unterschieden. " vgl. OVG NRW, Urteil vom 11.12.2006 - 7 A 964105

Die Abgrenzung eines zentralen Versorgungsbereiches ist unter städtebaulichen und funktionalen Gesichtspunkten vorzunehmen. Wesentliche Abgrenzungskrite- rien sind: Funktionale Kriterien: Einzelhandelsdichte, Passantenfrequenz, Kundenorientie- rung der Anbieter (Autokunden, Fußgänger), Multifunktionalität (Dienstleistungen, Einzelhandel, Gastronomie). Städtebauliche Kriterien: Bebauungsstruktur, Gestaltung und Dimensionierung der Verkehrsstruktur, Barrieren (Straße, Bahnlinie etc.), Gestaltung öffentlicher Raum (Pflasterung, Begrünung etc.) und Ladengestaltung/ -präsentation. Keine zentralen Versorgungsbereiche sind i.d.R. auch Agglomerationen speziel- ler Fachmärkte, die sich - aus welchem Grund auch immer - häufig insbesondere in ehemals gewerblich genutzten Bereichen angesiedelt haben, vgl. Kuschnerus Der standortgerechte Einzelhandel, 2007, S. 86 und 90 f.

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Unter Berücksichtigung der in der Rechtsprechung entwickelten Kriterien ist die künstliche Schaffung eines zentralen Versorgungsbereichs qua Definition - ohne Vorhandensein der erforderlichen strukturellen Einrichtungen - unzulässig. Dar- über hinaus liegt bei bloßem Vorhandensein von zwei Einzelhandelsgeschäften ohnehin kein "zentraler Versorgungsbereich" vor, da hierzu weitere Einrichtun- gen, insbesondere Dienstleistungen und Gastronomie, vorhanden sein müssen, vgl. Dr. Lademann & Partner, Gutachterliche Stellungnahme vom März 2017, S. 11 - 13.

Aufgrund der räumlichen Lage handelt es sich auch nicht um einen Nahversor- gungsstandort - unabhängig davon - dass dieser mit über 7.000 m² Verkaufsflä- che völlig überdimensioniert ist. Da - wie bereits ausgeführt - nur wenige Einwoh- ner im näheren Umkreis des Plangebiets wohnen (im 500 m Radius um den Vor- habenstandort leben lediglich 650 Einwohner und im 700 m Radius nur 970 Ein- wohner), dient der Standort nicht der Nahversorgung der Bevölkerung. V. Beeinträchtigung des Zentralen Versorgungsbereichs in Bad Sobernheim Das Gutachten „Auswirkungsanalyse zur geplanten Erweiterung eines Lidl Das Planvorhaben führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Zentralen Lebensmittelmarktes in der Stadt Bad Sobernheim, Monziger Straße“ Versorgungsbereichs in Bad Sobernheim. Im Rahmen des planerischen Abwä- (GMA, 2016) beschäftigt sich ausführlich mit dem Planvorhaben „Erweite- gungsgebotes aus § 1 Abs. 7 BauGB ist das aus § 11 Abs. 3 BauNVO hergelei- rung des bestehenden Lidl-Lebensmittelmarktes“. Dabei werden zwei Vari- tete Beeinträchtigungsverbot zu berücksichtigen, wonach sichergestellt werden anten (Variante 1 mit einer Erweiterung der Verkaufsfläche auf 1.320 m² muss, dass insbesondere durch Planvorhaben im Bereich des Einzelhandels und Variante 2 mit einer Erweiterung der Verkaufsfläche auf 1.480 m²) zentrale Versorgungsbereiche sowie die verbrauchernahe Versorgung im Gebiet betrachtet. Das Gutachten kommt zu folgenden Ergebnis: „Die durch das des Planvorhabens nicht mehr als unwesentlich beeinträchtigt werden. Eine sol- Erweiterungsvorhaben von Lidl ausgelösten Umsatzumverteilungseffekte in che Beeinträchtigung der verbrauchernahen Versorgung ist aber gerade zu er- Höhe von ca. 2 - 3 % (Variante 1) bzw. 3 - 4 % (Variante 2) werden in bei- warten. Der Vorhabenstandort befindet sich in nicht integrierter Lage in einem den geprüften Verkaufsflächengrößen nicht zu Bestandsgefährdungen von Gewerbe- bzw. Industriegebiet. Eine räumliche und funktionale Verbindung zu Betrieben in Bad Sobernheim oder im Einzugsgebiet führen, sodass städ- Wohnsiedlungsgebieten besteht nicht. Im 500 m Radius um den Vorhabenstand- tebauliche Auswirkungen (Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche) ort leben lediglich 650 Einwohner und im 700 m Radius nur 970 Einwohner. Der oder eine Beeinträchtigung der Nahversorgung im Sinne des § 11 Abs. 3 zentrale Versorgungsbereich in der Innenstadt von Bad Sobernheim befindet sich BauNVO auszuschließen sind.“ (GMA, 2016) in einer Entfernung von lediglich 700 m von dem Vorhabenstandort Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass im Einzelhandelskonzept für vgl. Verträglichkeitsanalyse Dr. Lademann & Partner, Punkt 2.2, 7.4 und gut- die Stadt Bad Sobernheim (GMA, 2016) von einem fußläufigen Umfeld von achterliehe Stellungnahme vom März 2017, S. 4. ca. 700 m ausgegangen wird und darauf auch die Bewertung der einzelnen

Einzelhandelsstandorte beruht. Gegen eine integrierte Lage spricht zudem die Relation von Vorhabenumsatz

zum Nachfragepotenzial im Nahbereich (sog. 35 %-Abschöpfungsregel zur Her- leitung der Tragfähigkeit). Aus der gutachterliehen Stellungnahme von Dr. Lade- mann & Partner ist festzustellen, dass im Einzugsgebiet (700 m-Radius) des Lidl-

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Markts nur 5 % der Personen leben, vgl. Or. Lademann & Partner, Gutachterliche Stellungnahme vom März 2017, S. 4.

Gemäß der Verträglichkeitsanalyse Dr. Lademann & Partner zu den Auswirkun- gen des Ansiedlungsvorhabens würde die Verwirklichung des PIanvorhabens unter Berücksichtigung der weiteren geplanten Vorhaben zu einer Umsatzumver- teilung von rund 36 % in der Innenstadt von Bad Sobernheim führen. Nach An- sicht der Rechtsprechung ist bereits ab einer Umsatzverteilung von 10 % von einer mehr als unwesentlichen Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der Nah- versorgung auszugehen. Sofern der zentrale Versorgungsbereich vorgeschädigt ist, ist eine Beeinträchtigung bereits bei deutlich geringeren Umsatzverteilungen gegeben vgl. OVG Münster, Urteil vom 05.09.1997 - 7 A 2902193, OVG Münster, Urteil vom 06.06.2005 - 100 148/04.

Aber auch ohne Berücksichtigung der sonstigen geplanten Vorhaben, z.B. in Waldböckelheim, wird der Lidl-Markt nach der Erweiterung selbst im unteren Bereich der planungsrechtlich vorgesehenen Verkaufsfläche von etwa 1.320 m² in der Zone 1 (zu der auch die Innenstadt von Bad Sobernheim gehört) einen Marktanteil von 18 % aufweisen vgl. Verträglichkeitsanalyse Dr. Lademann & Partner, Punkt 7.3.

Unter Berücksichtigung der Vielzahl der bereits jetzt vorhandenen Leerstände in der Innenstadt ist von einer erheblichen Vorschädigung des zentralen Versor- gungsbereichs auszugehen, so dass der prognostizierte Marktanteil des Lidl- Marktes schädliche Auswirkungen gemäß § 11 Abs. 3 BauNVO hervorrufen wird. Vorhabeninduzierte Schließungen und Standortbereinigungen im Sinne der Funktionsstörung des zentralen Versorgungsbereichs sind aufgrund der Um- satzumverteilung zwischen den typengleichen Anbietern zu erwarten. Es ist zu befürchten, dass Magnetbetriebe in der Innenstadt; insbesondere der Netto Mar- ken-Discount Betrieb und / oder der Rewe Supermarkt den Standort aufgeben müssen. Zu erwarten sind daher „mehr als unwesentliche Auswirkungen" im Sin- ne einer Funktionsstörung der Nahversorgung sowie des zentralen Versorgungs- bereichs der Innenstadt von Bad Sobernheim. Ein Verstoß gegen das städtebau- liche Beeinträchtigungsverbot liegt somit vor. Das Vorhaben leidet außerdem an einem erheblichen Abwägungsmangel gemäß § 1 Abs. 7 BauGB, da eine Abwä-

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gung der unterschiedlichen Interessen überhaupt nicht stattgefunden hat. Es ist lediglich einseitig das Erweiterungsvorhaben des Lidl-Marktes bei dem Entwurf der Änderung des Flächennutzungsplans berücksichtigt worden während die erheblichen negativen städtebaulichen Auswirkungen auf die Innenstadt von Bad Sobernheim und die Verstöße gegen gesetzliche Regelungen, die Landespla- nung und die Beeinträchtigung der Nachbargemeinden weder beachtet noch abgewogen wurden. Auf die Verträglichkeitsanalyse von Dr. Lademann & Partner "Das Gewerbege- biet West in Bad Sobernheim als Standort für einen Lidl-Lebensmitteldiscounter", Verträglichkeitsanalyse zu den Auswirkungen eines Erweiterungsvorhabens vom 26. August 2015 sowie die gutachterliche Stellungnahme vom März 2017 zur "Fortschreibung des Flächennutzungsplans auf Grundlage des Einzelhandels- konzepts der Stadt Bad Sobernheim" wird vollinhaltlich Bezug genommen. VI. Fazit Ein Verstoß gegen die Landesplanung kann anhand der vorliegenden Gut- Das geplante Vorhaben ist unzulässig, da es gegen gesetzliche Regelungen und achten sowie des Einzelhandelskonzeptes für die Stadt Bad Sobernheim die Landesplanung verstößt. Die Planung ist nicht erforderlich und leidet unter aus dem Jahr 2016 nicht festgestellt werden. Zudem besteht ein Pla- erheblichen Abwägungsmängeln. nungswille der Stadt und die Planung widerspricht nicht deren Planungszie- len (s. GMA 2016: Einzelhandelskonzept für die Stadt Bad Sobernheim). Anlagen: Kenntnisnahme • Vollmacht • Verträglichkeitsanalyse von Dr. Lademann & Partner "Das Gewerbegebiet West in Bad Sobernheim als Standort für einen Lidl-Lebensmitteldiscounter", Verträg- lichkeitsanalyse zu den Auswirkungen eines Erweiterungsvorhabens • Dr. Lademann & Partner, Gutachterliche Stellungnahme GE West/Bad Sobern- heim zur "Fortschreibung des Flächennutzungsplans auf Grundlage des Einzel- handelskonzepts der Stadt Bad Sobernheim" vom März 2017 Beschlussvorschlag: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und Ja: 18 Nein: 0 Enth. 0 abgewogen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen weitergeführt. Ratsmitglied Nicolay war vor der Beschluss- fassung wieder anwesend.

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26 Peter Herrmann, Monzingen 21.03.2017 Stellungnahme Abwägungsempfehlung Gegen die Ausweisung eines Sondergebietes Einzelhandel, die Fortschreibung Kenntnisnahme des Einzelhandelskonzeptes in Bad Sobernheim mit dem Ziel der Vergrößerung Der Verbandsgemeinderat teilt die Auffassung des Einwenders nicht und der Verkaufsfläche am Lidl-Markt und die Ausweisung der Fläche von Lidl und möchte den vorhandenen Einzelhandelsstandort nachhaltig sichern. Real auf diesem einstigen Grüne-Wiese-Standort als Nahversorgungszentrum Die Ausweisung entspricht den Zielen der Landesplanung. West habe ich größte Bedenken und lege hiermit Widerspruch gegen die Ände- rung des Flächennutzungsplanes in diesem Punkte ein.

Bereits heute zerstört die massenhafte Konzentration großflächigen Einzelhan- dels wie REAL, LIDL, ALDI, REWE, NETTO, ROSSMANN usw. in Sobernheim bereits zahlreiche Möglichkeiten der Grundversorgung auch mit Waren für den täglichen Bedarf in Orten in der Nachbarschaft zu Bad Sobernheim und damit die Grundversorgung dort. Bei diesem Konzept sowie auch bei der gesamten An- siedlungsstrategie für Märkte in Bad Sobernheim wurde und wird die Entwicklung des Einzelhandels in den Orten um Sobernheim herum völlig außer Acht gelas- sen. So schließen dort in den letzten Jahren immer mehr die kleinen Nahversor- gungsmärkte - als letztes auch in den alten Unterzentren Monzingen und Odern- heim - da sie dem Druck der unzähligen Märkte (siehe oben) nicht mehr stand- halten können. Die Grundversorgung der nicht-mobilen und nachhaltig lebenden Bevölkerung dort und in den nahen kleineren Orten um diese einstigen Unterzen- tren herum wird damit massiv gefährdet. Ein weiteres Ausdehnen der Verkaufs- flächen beim LIDL-Markt in Sobernheim und die offizielle Ausweisung als Nah- versorgungszentrum wird die vorhandenen Versorgungsmöglichkeiten in diesen Orten weitere Kunden nehmen. Die Infrastruktur wird rücksichtslos zerstört.

Daher bitte ich darum, die Maßnahme nicht zu genehmigen und stattdessen die Regionalentwicklung dahingehend zu steuern und anzupassen, dass sich der Betrieb von kleinen Läden zur Grundversorgung auch in Orten in bis zu 10 km Entferung von solchen Märkten weiter lohnen können oder die Ansiedlung größe- rer Märkte auch außerhalb Sobernheims zuzulassen und zu unterstützen, die mit den Sobernheimer Großmärkten konkurrieren können und so die Grundversor- gung in den Orten selbst sichern. Beschlussvorschlag: Die vorgebrachten Belange wurden bei der Planung ausreichend berücksichtigt und Abstimmungsergebnis: abgewogen, eine Planänderung ergibt sich daraus nicht. Der Flächennutzungsplan wird wie vorgesehen weitergeführt. Ja: 17 Nein: 0 Enth. 1

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Erstellt im Auftrag der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim

Bearbeitet durch gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – ingenieure Dieter Gründonner

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