Fakt Und Fiktion in Der Chinesischen Kampfkunst
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Magisterarbeit zur Erlangung der Würde eines Magister Artium des Sinologischen Seminars der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaften der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Gutachter: Prof. Dr. Rudolf Wagner PH Dr. Barbara Mittler Thema: Fakt und Fiktion in der chinesischen Kampfkunst Untersuchung von Fakt und Fiktion in der chinesischen Kampfkunst anhand eines Vergleichs von kontemporärer Kampfkunstpraxis in China mit ihrer Darstellung in den Romanen des Hongkonger Autoren Jin Yong Vorgelegt von: Thomas Schmidt-Herzog Karlsruherstr. 96 69126 Heidelberg [email protected] Vorgelegt im: Juni 2003 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................................... 3 2. Der Wuxia-Romanautor Jin Yong.......................................................................................... 7 2.1 Die Bedeutung des Aspektes der Kampfkunst in den Wuxia-Romanen Jin Yongs....... 12 3. Geschichtliche Entwicklung und Bedeutung des Begriffs Jianghu ..................................... 14 3.1. Die Darstellung des Gebiets der Flüsse und Seen in den Romanen Jin Yongs ............ 17 4. Die Darstellung chinesischer Kampfkunst in den Wuxia-Romanen Jin Yongs................... 28 4.1. Der Daoist Zhang Sanfeng und die Kampfkunst Taijiquan .......................................... 35 4.2. Die inneren und die äußeren Kampfkünste Chinas....................................................... 39 4.3. Das Konzept der Kraft in den chinesischen Kampfkünsten.......................................... 45 4.4. Methoden zur Kultivierung der inneren Kraft in den Wuxia-Romanen Jin Yongs ...... 53 4.5. Die „Kunst“ des Kampfes in den Wuxia-Romanen Jin Yongs..................................... 66 4.7. Die Verbindung von Kampfkunst und Charakter ......................................................... 72 4.7. Verwendung und Bedeutung der Waffen in den Wuxia-Romanen Jin Yongs ............. 76 4.8. Chinesische Kampfkunst und ihre philosphischen Implikationen ................................ 81 5. Die traditionelle chinesische Medizin in den Wuxia-Romanen Jin Yongs.......................... 93 5.1. Die Bedeutung der chinesischen Medizin für die Kampfkünste Chinas..................... 113 6. Das Dianxue in der chinesischen Kampfkunst................................................................... 119 6.1. Das Dianxue innerhalb der Kampfkunstliteratur Chinas ............................................ 121 6.2. Das Dianxue in den Romanen Jin Yongs.................................................................... 123 7. Schlusswort ........................................................................................................................ 131 8. Literaturverzeichnis............................................................................................................ 134 9. Glossar................................................................................................................................ 152 10. Tabelle.............................................................................................................................. 162 2 1. Einleitung Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der chinesischen Kampfkunst.1 Chinas einzigartige Kampfkunsttraditionen, die heute auch als Kungfu (Gongfu, 功夫)2, Wushu (武 術 ) 3 und Wugong ( 武功) 4 bekannt sind, erleben gegenwärtig eine gewaltige kulturelle Weiterentwicklung und ernten internationale Beachtung und Bewunderung.5 Die florierende Kampfkunstkultur Chinas zeigt sich sowohl in der blühenden Hongkonger Filmindustrie6, in weltweit beliebten Demonstrationen von Wushu-Teams und von Shaolin-Mönchen 7 , in 1 Als Bezeichnung für die chinesischen Kampfkünste werden in dieser Arbeit je nach Sinnzusammenhang auch die Begriffe Gongfu/Kungfu, Wushu, Guoshu, und Wugong verwendet. Die Bedeutung der jeweiligen Begriffe ist den folgenden Fußnoten zu entnehmen. 2 Der Begriff Gongfu erschien zuerst in Verbindung mit den chinesischen Kampfkünsten im Kontext sektiererischer religiöser Bewegungen Ende der Qing-Dynastie, wo es Formen der geistigen Konzentration und Zirkulierung der inneren Energie (Qi, 氣) bezeichnete, in seltenen Fällen wurde es auch als Bezeichnung für Kampfertigkeiten verwendet. Siehe: Overmyer, 1976, S.119-120. Die chinesischen Kampfkünste wurden in der westlichen Welt, vor allem in den USA, zuerst unter dem Begriff des Kungfu in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt. Dies ist vor allem der einzigartigen Karriere des Hongkonger Schauspielers und Kampfkünstlers Bruce Lee (Li Xiaolong, 李小龍, 1949-1973) zu verdanken, dessen Filme weltweit für Begeisterungsstürme sorgten. Kungfu (Gongfu) bedeutet wörtlich Zeit und Energie, die man in die Meisterung einer Technik oder Kunst investiert. Gongfu ist deshalb nicht auf den Bereich der chinesischen Kampfkünste begrenzt, sondern umfasst alle Tätigkeiten. Siehe: Reid/Croucher, 1983, S.77. 3 Der Begriff Wushu ist ein moderner Begriff, der vorwiegend in der VR China verwendet wird, und alle Kampfkünste Chinas umfasst. Wu steht für alles, was mit Kriegs- und Kampfkünsten in Zusammenhang steht. Shu bezeichnet eine Fähigkeit, eine Kunstfertigkeit, als auch eine Methode und Strategie. Neben dem Begriff Wushu wurden im China der Kaiserzeit noch die Begriffe Wuyi (武藝) und Jiji (技擊) verwendet, in der Republickzeit der Begriff Guoshu (國術). Diese Begriffe waren teilweise auf verschiedene Inhalte spezialisiert. Das moderne Wushu ist zwar der Überbegriff für alle Kampfkünste Chinas geworden, allerdings enthält er vor allem die sportlichen, akrobatischen Aspekte dieser Kunst und zeichnet sich durch einen starken Wettbewerbscharakter aus. Das Wushu als moderne, leistungsorientierte Vorführungskampfkunst wird heute von der VR China als eine auf chinesischem Boden geborene Sportart angesehen. In diesem Sinne verfolgt China das Ziel, dass Wushu wie das japanische Judo oder das koreanische Taekwondo als olympische Sportart aufgenommen wird. Bis dato hat sich dieser Wunsch allerdings noch nicht erfüllt. 4 Der Begriff Wugong wird vor allem in den Wuxia-Romanen Jin Yongs als Bezeichnung für alle Methoden chinesischer Kampfkunst verwendet. Gong bedeutet soviel wie Zeit und Energie, die man in die Meisterung einer Technik investiert. Hat man Gong kultiviert, so bezeichnet dieser Ausdruck ein meisterliches Können, welches in den Romanen Jin Yongs mit einer inneren Kraft kombiniert ist (Gongli, 功力). Da dies eine innere Kraft ist, spricht man auch von Neigong (內功). Die Verwendung des Zeichens Gong bei Jin Yong lässt darauf schließen, dass der Autor der inneren Kraft, welche durch die Praxis der Kampfkünste kultiviert wird, besondere Bedeutung zuspricht. Auch in der kontemporären Kampfkunstpraxis wird bei denen, die der inneren Kraft (Neili, 內力) besonderes Augenmerk widmen, der Begriff Wugong verwendet. 5 Bei den Asien-Spielen ist das Wushu bereits seit langem fester Bestandteil des sportlichen Programms. Die internationale Wushu Federation (IWUF), die weltweit 77 Mitgliedsorganisationen sowie mehrere zehn Millionen Mitglieder hat, versucht seit 1998, Wushu als olympische Disziplin durchzusetzen. Am 19. Juni 1999 wurde Wushu am olympischen Kongress von Seoul provisorisch als neue olympische Disziplin aufgenommen. Die Aufnahme als olympische Disziplin bei den Spielen im Jahre 2008 in Peking ist allerdings noch ungewiss. Siehe: http://www.faz.net/s/, sowie: http://english.peopledaily.com.cn/. 6 Besonders die neuesten Kampfkunstfilme wie „Tiger & Dragon“ (Wohu canglong, 臥虎藏龍) von Ang Lee sowie „Hero“ (Yingxiong, 英雄) von Zhang Yimou wurden zu internationalen Kassenerfolgen. Siehe: Crouchng Tiger, Hidden Dragon – A Portrait of the Ang Lee Film, Newmarket Press, New York, 2000. 7 Neben den zahlreichen internationalen Tourneen, die die Shaolin-Mönche weltweit geben, schickt sich das chinesische Mutterkloster nun an, weltweit Zweigstellen des Klosters aufzubauen, in denen ausgewählte 3 riesigen Mengen von theoretischen Abhandlungen über die Geschichte und Techniken bestimmter Stilrichtungen, in der großen Anzahl von Gongfu-Adepten weltweit8 und nicht zuletzt in einer entsprechenden Industrie, die die chinesischen Kampfkünste vermarktet.9 Gleichzeitig blüht in China die Literaturform der Kungfu-Romane (Wuxia xiaoshuo, 武俠小 說)10, die sich bei allen Teilen der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreut. Der berühmteste Vertreter dieser Literaturgattung ist der Hongkonger Autor Jin Yong (金庸, 1924-), der heute als einer der größten chinesischen Romanautoren des zwanzigsten Jahrhunderts gilt. Diese Untersuchung befasst sich mit dem Konzept der chinesischen Kampfkunst, wie sie Jin Yong in seinen Wuxia-Romanen entwirft. Das Ziel dieser Untersuchung ist festzustellen, ob und in welchem Maße die im Gesamtwerk Jin Yongs dargestellten Kampfkünste in Verbindung mit den konkreten kampfkünstlerischen Traditionen und Theorien Chinas stehen. Um einen umfassenden Überblick über das Werk Jin Yongs und seine Beschreibung der chinesischen Kampfkunst zu erlangen, habe ich als Quelle für diese Untersuchung in einem ersten Arbeitsschritt sein gesamtes Werk gelesen und studiert. Außerdem sind mittlerweile viele seiner Romane verfilmt worden. Einige dieser Verfilmungen standen mir als unterstützendes Material ebenfalls zur Verfügung.11 Shaolin-Mönche ihre Kunst an interessierte Ausländer weitergeben. In Berlin steht bereits eine solche Zweigstelle, die sich großer Beliebtheit erfreut, und wo neben chinesischer Kampfkunst auch Qigong und buddhistische