Windpark „Hartenfelser Kopf“ Verbandsgemeinde Selters FFH-Verträglichkeitsprüfung für das Natura 2000-Gebiet DE 5312-301 „Unterwesterwald bei Herschbach“

Stand: August 2017

Büroanschrift Telefon Telefax Email Website Friedrichstr. 8 (0641) (0641) info@planungsbuero- www.planungsbuero- 35452 Heuchelheim 63671 67277 hager.de hager.de

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ FFH-Verträglichkeitsprüfung für das Natura 2000-Gebiet DE 5312-301 „Unterwesterwald bei Herschbach“

Auftraggeber: Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Im Bangert 1 65606 Villmar-Weyer Tel. 06483/911047 Fax. 06483/911048

Auftragnehmer: Büro für ökologische Fachplanungen, BöFa Dipl.-Ing. Andrea Hager Friedrichstr. 8 35452 Heuchelheim Tel. 0641-63671 Fax. 0641-67277 [email protected]

Projektleitung: Dipl.-Ing. Andrea Hager

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Andrea Hager M. Sc. Simone Block

Titelbild: Projektgebiet aus südwestlicher Richtung

Merz-02.1_FFH-Verträglichkeitsprüfung_5312-301_17-07-25.docx

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Inhaltsverzeichnis 1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG ...... 5 1.1 Rechtliche Grundlagen ...... 5 1.2 Verwendete Unterlagen ...... 6 1.3 Betrachtungsraum...... 6 2 ÜBERSICHT ÜBER DAS SCHUTZGEBIET UND DIE FÜR SEINE ERHALTUNGSZIELE MAßGEBLICHEN BESTANDTEILE ...... 7 2.1 Gebietscharakteristik ...... 7 2.2 Erhaltungsziele des Schutzgebietes ...... 7 2.3 Überblick über die Lebensräume nach Anhang I der FFH-Richtlinie ...... 7 2.4 Überblick über die Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie ...... 8 2.5 Bewirtschaftungsplan ...... 8 2.6 Funktionale Beziehungen des Schutzgebietes im Netz Natura 2000 ...... 9 3 BESCHREIBUNG DES VORHABENS ...... 10 4 WIRKFAKTOREN DES VORHABENS ...... 11 4.1 Wirkzone, Abgrenzung des Untersuchungsrahmens ...... 11 4.2 Bau-, anlage- und betriebsbedingte Wirkprozesse ...... 11 5 DETAILLIERT UNTERSUCHTER BEREICH ...... 13 5.1 FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ ...... 13 5.2 Voraussichtlich betroffene Lebensräume und Arten ...... 13 5.3 Durchgeführte Untersuchungen ...... 13 5.4 Beschreibung des detailliert untersuchten Bereichs ...... 13 5.4.1 Übersicht über die Landschaft ...... 13 5.4.2 Lebensräume des Anhangs I der FFH-Richtlinie...... 14 5.4.3 Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie ...... 15 5.5 Datengrundlage/Kenntnislücken ...... 15 5.6 Vorbelastungen ...... 16 6 BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER VORHABENSSPEZIFISCHEN BEEINTRÄCHTIGUNGEN DER ERHALTUNGSZIELE ...... 17 6.1 Beschreibung der Bewertungsmethode ...... 17 6.2 Prognose der Beeinträchtigungen der relevanten Lebensraumtypen des Anhangs I FFH-RL ...... 19 6.3 Prognose der Beeinträchtigungen der relevanten Arten des Anhangs II der FFH-RL ...... 22 7 VORHABENSBEZOGENE MAßNAHMEN ZUR SCHADENSVERMEIDUNG ...... 24 8 BEURTEILUNG DER BEEINTRÄCHTIGUNG DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETS DURCH ANDERE ZUSAMMEN WIRKENDE PLÄNE UND PROJEKTE ...... 25 8.1 Begründung für die Auswahl der berücksichtigten Pläne und Projekte ...... 25 8.2 Beschreibung der Pläne und Projekte mit möglichen kumulativen Beeinträchtigungen ...... 25 8.3 Ermittlung und Bewertung der kumulativen Beeinträchtigungen ...... 26 9 ZUSAMMENFASSUNG ...... 27 10 LITERATUR ...... 28

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Lebensraumtypen im FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ nach Anh. I FFH-RL ...... 8 Tabelle 2: Arten im FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ nach Anh. II FFH-RL ...... 8 Tabelle 3: Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-RL im Untersuchungsraum ...... 14 Tabelle 4: Einflüsse und Nutzungen im FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ ...... 16

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Bau- und anlagebedingte Inanspruchnahme im westlichen Abschnitt der Zuwegung 20 Abbildung 2: Bau- und anlagebedingte Inanspruchnahme im östlichen Abschnitt der Zuwegung 20 Abbildung 3: Lichtraumprofil 21 Abbildung 4: Bestandsanlagen am Hartenfelser Kopf (blau) innerhalb und außerhalb des LRT 9110 25

Kartenverzeichnis

Karte : Übersichtskarte Lebensraumtypen und Arten, Maßstab 1:15.000

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1 Anlass und Aufgabenstellung

Die Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH, Villmar-Weyer, beabsichtigt im Waldgebiet zwischen den Ortschaf- ten und Mündersbach im in der Verbandsgemeinde Selters insgesamt 2 Windenergieanlagen (WEA) zu errichten und zu betreiben. Als Vorhabengebiet ist der „Hartenfelser Kopf“, eine bewaldete Kuppenlage mit einer maximalen Höhe von 478,5 m ü. NN, vor- gesehen.

Bei den geplanten Windenergieanlagen handelt es sich bei der WEA 1 um eine vom Typ Nordex N131 mit einer Nabenhöhe von 164 m, einem Rotordurchmesser von 131 m und einer Gesamthöhe von rd. 229,5 m sowie bei der WEA 2 um eine vom Typ Enercon E-141 mit einer Nabenhöhe von rd. 159 m, einem Rotordurchmesser von 141 m und einer Gesamthöhe von rd. 229,5 m.

Die geplanten Anlagen befinden sich innerhalb des FFH-Gebietes DE 5312-301 „Unterwesterwald bei Herschbach“. Der Bau der Anlagen bedingt eine flächenhafte Beanspruchung des FFH-Gebietes in geringen Anteilen. Gemäß § 34 BNatSchG erfordern Pläne oder Projekte, die nicht unmittelbar mit der Verwaltung eines Natura 2000-Gebietes in Verbindung stehen oder hierfür nicht notwendig sind, die ein solches Gebiet jedoch einzeln oder in Zusammenwirkung mit anderen Plänen oder Projekten er- heblich beeinträchtigen könnten, eine Prüfung auf Verträglichkeit mit den für dieses Gebiet festgeleg- ten Erhaltungszielen. Im Rahmen der vorliegenden FFH-Verträglichkeitsprüfung sollen etwaige Beein- trächtigungen des FFH-Gebietes „Unterwesterwald bei Herschbach“ durch das geplante Vorhaben ermittelt werden und auf ihre Erheblichkeit für das Schutzgebiet und seine Erhaltungsziele untersucht werden.

Das Büro für ökologische Fachplanungen (BÖFA) wurde im Februar 2016 mit der Erstellung einer FFH- Verträglichkeitsprüfung beauftragt.

1.1 Rechtliche Grundlagen

Bei dem geplanten Projekt handelt es sich um ein Vorhaben, das einer behördlichen Entscheidung bedarf und das einen Eingriff in Natur und Landschaft im Sinne des § 14 BNatSchG beinhaltet. Somit stellt es ein „Projekt“ im Sinne der FFH-Richtlinie dar.

Aus Artikel 6 Abs. 3 der FFH-Richtlinie, in Verbindung mit der Umsetzung in § 34 BNatSchG ergeben sich die Anforderungen hinsichtlich der Prüfung von Plänen und Projekten auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Gebietes mit gemeinschaftlicher Bedeutung. So sind gemäß Abs. 1 Projekte „vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Natura 2000-Gebiets zu überprüfen, wenn sie einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen geeignet sind, das Gebiet erheblich zu beeinträchtigen, und nicht unmittelbar der Verwaltung des Gebiets dienen“.

Die Anforderungen an die Verträglichkeit gelten nicht nur für Pläne und Projekte innerhalb des Schutzgebietes, sondern auch für solche, deren Auswirkungen von außen in das Gebiet hineinwirken. Innerhalb des Verfahrens nach §§ 34, 36 BNatSchG werden bis zu drei Phasen - FFH-Vorprüfung, FFH-Verträglichkeitsprüfung, FFH-Ausnahmeprüfung - unterschieden, denen unterschiedliche Frage- stellungen zugrunde liegen und die gesondert zu dokumentieren sind.

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1.2 Verwendete Unterlagen

Die FFH-Verträglichkeitsprüfung wird auf Grundlage vorhandener Unterlagen und Daten zum Vor- kommen von Arten und Lebensräumen sowie akzeptierter Erfahrungswerte zur Reichweite und Inten- sität von Beeinträchtigungen erstellt (siehe auch Literatur). Die vorhandenen Unterlagen sind:

• Standarddatenbogen für das FFH-Gebiet 5312-301 „Unterwesterwald bei Herschbach“. Stand: August 2003, letzte Aktualisierung 2012. Fachliche Verantwortung: Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz. • Steckbrief zum FFH-Gebiet 5312-301 „Unterwesterwald bei Herschbach“. Stand: Januar 2016. Fachliche Verantwortung: Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht LUWG. • Landesverordnung über die Erhaltungsziele in den Natura 2000-Gebieten vom 18. Juli 2005, zuletzt geändert am 22.12.2008. • LNatSchG in der Fassung vom 6. Oktober 2015 • Landschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (Internetpräsenta- tion). Fachliche Verantwortung: Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz. • Fachbeitrag Naturschutz im Rahmen des Vorhabens (BÖFA 2017b) • Fachbeitrag Artenschutz im Rahmen des Vorhabens (BÖFA 2017a)

1.3 Betrachtungsraum

Das FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ befindet sich in seiner Gesamtheit im - kreis in den Verbandsgemeinden und Selters (Westerwaldkreis). Das FFH-Gebiet hat eine Gesamtgröße von ca. 1.019 ha.

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2 Übersicht über das Schutzgebiet und die für seine Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteile

2.1 Gebietscharakteristik

Das FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ ist gekennzeichnet durch ein großes Waldgebiet mit bedeutenden Buchenanteilen sowie kleinere Fließ- und Stillgewässer, in Verbindung mit einzelnen Mähwiesen sowie Feuchtgrünland.

Die besondere Schutzwürdigkeit besteht aufgrund des Vorkommens des Kugel-Hornmooses in teils extensiv genutzten Äckern sowie aufgrund des Stichling-Vorkommens in Gewässern. Darüber hinaus besitzen die vorkommenden Buchenwälder sowie Biotopkomplexe mit Mähwiesenanteilen südlich des Waldes Schutzwürdigkeit.

2.2 Erhaltungsziele des Schutzgebietes

Nach der Begriffsdefinition in § 7 (1) Pkt. 9 BNatSchG gelten als Erhaltungsziele die Erhaltung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der natürlichen Lebensraumtypen von ge- meinschaftlichem Interesse und der in Anhang II der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführten Arten, die in einem FFH-Gebiet vorkommen.

Die Landesverordnung über die Erhaltungsziele in den Natura 2000-Gebieten, zuletzt geändert am 22.12.2008 führt unter Anlage 1 die folgenden Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ auf:

Erhaltung oder Wiederherstellung von • Buchenwäldern,

• angrenzend nicht intensiv genutzten Biotopmosaiken aus Mähwiesen, Pfeifengraswiesen und Kleingewässern,

• stabilen Bitterlingsvorkommen und von Vorkommen des Kugel-Hornmooses auf nicht intensiv genutzten Stoppelfeldern (auf kleinen Teilflächen),

• naturnahen Fließgewässern mit Bachauwald.

Im LNatSchG in der Fassung vom 6. Oktober 2015 sind die FFH-Gebiete in Rheinland-Pfalz mit den in ihnen vorkommenden Lebensraumtypen nach Anhang I und den Arten nach Anhang II der FFH- Richtlinie gelistet. Die genannten Lebensraumtypen und Arten sind die Bestandteile, die für die Be- stimmung der Erhaltungsziele charakteristisch sind. Sie sind in den folgenden Kapiteln dargestellt.

2.3 Überblick über die Lebensräume nach Anhang I der FFH-Richtlinie

Für das FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ wurden die in der folgenden Tabelle aufgeführ- ten Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie gemeldet. Die LRT sind der Anlage 1 zu § 17 (2) des LNatSchG vom 6. Oktober 2015 entnommen, die weiteren Angaben stammen aus dem Stan- darddatenbogen zum Gebiet.

Die im Rahmen der Bestandserfassung zum Fachbeitrag Naturschutz (BÖFA 2017b) im Betrachtungs- raum zur vorliegenden FFH-VP eingeschätzten Lebensraumtypen sind grün unterlegt.

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Tabelle 1: Lebensraumtypen im FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ nach Anh. I FFH-RL

Fläche Fläche Erhaltungs- Gesamtbe- Code Lebensraumtyp ha % zustand urteilung D 3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magno- 1 < 1 C C potamions oder Hydrocharitions 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und 5 < 1 C C tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis 2 < 1 C C alpinen Stufe 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis und 5 < 1 C C Sanguisorba officinalis) 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 750 75,23 C C 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) 80 8,02 C C *91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior 5 < 1 A C (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) Anmerkung: Die Angaben aus dem Standarddatenbogen stammen aus den Jahren 2003 und 2004. * prioritärer Lebensraumtyp Erhaltungszustand: A = sehr gut, B = gut, C = mittel bis schlecht Gesamtbeurteilung D: A = sehr hoch (hervorragend), B = hoch (gut), C = mittel (signifikant)

2.4 Überblick über die Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie

Für das FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ wurden die in der folgenden Tabelle aufgeführ- ten Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie gemeldet. Die Arten sind der Anlage 1 zu § 17 (2) des LNatSchG vom 6. Oktober 2015 entnommen, die weiteren Angaben stammen aus dem Standardda- tenbogen zum Gebiet.

Anmerkung: Erhaltungsziele wurden für die gemeldeten Arten nicht definiert. Informationen zur Öko- logie und den Lebensraumansprüchen der aufgeführten Arten sind dem Landschaftsinformationssys- tem der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz, hier: Steckbriefe der FFH-Arten zu entnehmen (siehe http://www.naturschutz.rlp.de/index.php?id=3&pid1=6&pid2=78).

Tabelle 2: Arten im FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ nach Anh. II FFH-RL

Wissenschaftlicher Populations- Erhaltungs- Gesamtbe- Deutscher Name RLD / RLRLP Name größe zustand urteilung D Bitterling Rhodeus sericeus amarus c B C * / 1 Kugelhornmoos Notothylas orbicularis ~ 1.200 B A 2 / -. Anmerkung: Die Angaben aus dem Standarddatenbogen stammen aus dem Jahr 2003. Populationsgröße: c = häufig, große Population (common), p = vorhanden (ohne Einschätzung, present), r = selten, mittlere bis kleine Population (rare), v = sehr selten, sehr kleine Population, Einzelindividuen (very rare) Erhaltungszustand: A = sehr gut, B = gut, C = mittel bis schlecht Gesamtbeurteilung D: A = sehr hoch (hervorragend), B = hoch (gut), C = mittel (signifikant) RLD - gefährdete Art nach der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland: 0 = ausgestorben oder verschollen, 1 = vom Aus- sterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Art der Vorwarnliste RLRLP - gefährdete Art nach der Roten Liste Rheinland-Pfalz: 0 = ausgestorben oder verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Arten der Vorwarnliste

2.5 Bewirtschaftungsplan

Ein Bewirtschaftungsplan liegt für das FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ nicht vor.

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2.6 Funktionale Beziehungen des Schutzgebietes im Netz Natura 2000

Im Umfeld des geplanten Vorhabens (rd. 10 km) befinden sich sieben weitere Natura 2000-Gebiete.

Das FFH-Gebiet steht in direkter funktionaler Beziehung zum überschneidenden VSG „Westerwald“. Mögliche Beeinträchtigungen auf das VSG „Westerwald“ werden in einer separaten FFH- Verträglichkeitsprüfung ermittelt (BÖFA 2017c).

Die FFH-Gebiete „ und Kroppacher Schweiz“, „Westerwälder Kuppenland“, „Brexbach- und Saynbachtal“ sowie „Westerwälder Seenplatte“ besitzen Überschneidungen im Bereich der Lebens- raumtypen. Beeinträchtigungen funktionaler Beziehungen zwischen den Gebieten können ausge- schlossen werden, da sie weit genug auseinander liegen.

Im FFH-Gebiet „Ackerflur bei Alpenrod“ kommt ebenfalls das Kugel-Hornmoos vor. Aufgrund der Ent- fernung können Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden.

Das VSG „Westerwälder Seenplatte“ steht in keinem funktionalen Zusammenhang zum FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“. Mögliche Beeinträchtigungen auf das VSG „Westerwälder Seen- platte“ werden in einer separaten FFH-Verträglichkeitsprüfungen ermittelt (BÖFA 2017d).

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3 Beschreibung des Vorhabens

Die Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH, Villmar-Weyer, beabsichtigt im Westerwaldkreis in der Verbands- gemeinde Selters insgesamt 2 Windenergieanlagen (WEA) zu errichten und zu betreiben. Als Vorha- bengebiet ist der „Hartenfelser Kopf“, ein bewaldete Kuppenlage mit einer maximalen Höhe von 478,5 m ü. NN, vorgesehen. Bei den geplanten Windenergieanlagen handelt es sich bei der WEA 1 um eine vom Typ Nordex N131 mit einer Nabenhöhe von 164 m, einem Rotordurchmesser von 131 m und einer Gesamthöhe von rd. 229,5 m sowie bei der WEA 2 um eine vom Typ Enercon E-141 mit einer Nabenhöhe von rd. 159 m, einem Rotordurchmesser von 141 m und einer Gesamthöhe von rd. 229,5 m. Insgesamt wird bei der geplanten Errichtung von 2 WEA mit einer Waldrodung (temporär und dauerhaft) in der Größenordnung von ca. 2,9 ha gerechnet.

Die Erschließung erfolgt aus nordöstlicher Richtung von der B 8 und nutzt weitestgehend vorhandene Forstwege über welche die einzelnen Anlagen-Standorte erschlossen werden. Die vorhandenen ca. 3 m breiten geschotterten Wege werden hierbei auf 4 m breite Schotterwege verbreitert. Begleitend zu den Schotterwegen werden für die Befahrung Überschwenkbereiche benötigt, welche 1,25 m auf der einen und 1,55 m auf der anderen Seite breit sind. In Ein- und Ausfahrtstrichtern sowie Kurven werden die Schotterwege auf bis zu 27 m und die Überschwenkbereiche/Lichtraumprofile auf bis zu 12 m verbreitert. Für Montage und evtl. spätere Wartungsarbeiten ist die Anlage von Kranstell-, Mon- tage- und Lagerflächen erforderlich. Ein Flächenbedarf für Trafostationen besteht nicht, da diese in den Türmen untergebracht sind.

Bis auf die Betonfundamente werden die benötigten Bereiche überwiegend geschottert ausgeführt. Insgesamt wird bei der geplanten Errichtung der drei Windenergieanlagen mit einer Inanspruchnahme (temporär und dauerhaft) in der Größenordnung von rd. 2,9 ha gerechnet.

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4 Wirkfaktoren des Vorhabens

4.1 Wirkzone, Abgrenzung des Untersuchungsrahmens

Angesichts der großräumigen Ausdehnung des FFH-Gebietes „Unterwesterwald bei Herschbach“ ist es begründet, die Verträglichkeitsprüfung auf einen Ausschnitt des Natura 2000-Gebietes mit vertiefter Untersuchung zu begrenzen. Dies erfolgt unter der Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten wie Nutzungen und Lebensraumabgrenzungen sowie der voraussichtlichen Wirkungsreichweiten des ge- planten Vorhabens.

Der detailliert untersuchte Bereich wurde entsprechend der voraussichtlichen, relevanten Auswirkun- gen des geplanten Vorhabens auf die für die Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteile des Natura 2000-Gebietes (Lebensraumtypen nach Anhang I, Arten nach Anhang II der FFH-RL) ausgewählt. Die Abgrenzung entspricht dem Untersuchungsraum zur Biotoptypenerfassung im Rahmen des Fachbei- trags Naturschutz. Über diesen Untersuchungsraum hinaus, sind Beeinträchtigungen der Erhaltungs- ziele durch das geplante Vorhaben auszuschließen.

4.2 Bau-, anlage- und betriebsbedingte Wirkprozesse

Aufgabe einer Verträglichkeitsprüfung ist die Ermittlung und Einschätzung der erheblichen Beeinträch- tigungen der festgelegten Erhaltungsziele des zu betrachtenden Gebietes. Zur Beurteilung werden die Art, die Intensität, die räumliche Reichweite sowie die zeitliche Dauer des Auftretens der projektspezi- fischen Wirkungen in Bezug auf die für die Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteile der beiden Na- tura 2000-Gebiete geprüft.

Hierbei sind auch die Wirkungen außerhalb der Gebiete, die zu einer Beeinträchtigung der zu beach- tenden Erhaltungsziele bzw. des Schutzzwecks und der für ihn maßgeblichen Bestandteile zu berück- sichtigen.

Der Verträglichkeitsprüfung werden die Projektwirkungen in drei Kategorien auf die vorkommenden Lebensraumtypen und Arten gemäß Anhängen der FFH-RL zu Grunde gelegt. Es treten auf:

• baubedingte Auswirkungen,

• anlagebedingte Auswirkungen,

• betriebsbedingte Auswirkungen.

Als baubedingte Wirkungen werden alle Wirkungen bezeichnet, die zeitlich auf die Bauphase be- schränkt sind und die durch den Bau der WEA bedingt sind. Als solche können bezogen auf die direkte oder indirekte Beeinträchtigung der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes genannt werden:

• Lebensraum- und Flächenverluste durch Zuwegungen und Baueinrichtungsflächen,

• Veränderung der abiotischen Standortfaktoren aufgrund der Bodenverdichtung durch Bauge- räte,

• stoffliche und nichtstoffliche Einwirkungen durch Lärm, Licht, Erschütterung und Abgasbelas- tung aufgrund des Baubetriebes (Personen- und Fahrzeugbewegungen) sowie Gefährdung des Grund- und Oberflächenwassers durch Betriebsstoffe der Baufahrzeuge.

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Die Auswirkungen des Baubetriebes sind zwar zeitlich auf die Bauphase beschränkt, sie können aber dennoch zu erheblichen Belastungen von Natur und Landschaft führen.

Anlagebedingte Auswirkungen sind solche, die sich auf das Vorhandensein der WEA zurückführen lassen. Relevant für die Beeinträchtigung der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes sind:

• Verlust von Flächen (Versiegelung, Teilversiegelung der Bodenoberfläche) durch Überbauung mit der Folge des Verlusts von Lebensräumen/Standorten für die Vegetation und Habitaten für die Tierwelt, sowie der dauerhaften Veränderung von Vegetationsstrukturen

• Zerschneidung von Biotopen mit der Wirkung der Verinselung von Biotopen und Reduktion des Habitats einzelner Tierarten, Trennung von Lebensräumen (Aktionsräumen) bestimmter Tierarten,

• Verlust der Filtereigenschaft des Bodens, Veränderung des Bodengefüges, Verringerung der Grundwasserzufuhr (Veränderung der abiotischen Standortfaktoren),

• Veränderung der Grund- und Oberflächenwasserverhältnisse.

Betriebsbedingte Auswirkungen des Projektes sind die von der Nutzung der WEA ausgehenden dauerhaften negativen Auswirkungen oder Belastungen. Mögliche Beeinträchtigungen für die Erhal- tungsziele des FFH-Gebietes sind:

• Beeinträchtigung der angrenzenden Lebensräume durch Verlärmung und Lichteinwirkung,

• Tierverluste durch Unfalltod sowie die Trennung von Lebensräumen, hier insbesondere be- triebsbedingte Barrierewirkung von Brut- und Nahrungshabitaten ,

• Beeinträchtigung der angrenzenden Bodenflächen und der Lebensräume durch Stoffeinträge (Staub-, Schadstoffbelastung, Nährstoffeintrag) durch Baustellenfahrzeuge, Veränderung der abiotischen/biotischen Standortfaktoren.

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5 Detailliert untersuchter Bereich

5.1 FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“

5.2 Voraussichtlich betroffene Lebensräume und Arten

Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-RL Durch das Vorhaben ist innerhalb der FFH-Gebietsgrenzen keine Flächeninanspruchnahme der im Untersuchungsraum befindlichen Lebensraumtypen 9110 und *91E0 zu erwarten.

Arten nach Anhang II FFH-RL Mit dem Vorhaben geht keine Betroffenheit von Habitatflächen des Bitterlings oder des Kugel- Hornmooses einher.

5.3 Durchgeführte Untersuchungen

Im Rahmen des vorliegenden Projektes wurde eine Biotop- und Nutzungstypenkartierung durchge- führt. Die Erfassung der Biotoptypen erfolgt nach dem Biotoptypenschlüssel des Ministeriums für Um- welt und Forsten (Stand: 03.05.2012) im Zeitraum von März bis April 2016, im Radius von 500 m um die geplanten Anlagenstandorte sowie 50 m um die Hauptzuwegung, statt. Die Bestandsbewertung erfolgte auf Grundlage der Bewertungskriterien nach § 1 BNatSchG. Darüber hinaus erfolgt eine Beur- teilung der naturschutzrechtlichen Festlegung für die vorkommenden Biotop- und Nutzungstypen hin- sichtlich des Biotopschutzes gem. § 30 BNatSchG und der natürlichen Lebensräume gem. § 19 BNatSchG i.V.m. Anhang I der FFH-Richtlinie.

Mögliche Vorkommen für das FFH-Gebiet gemeldeter Arten werden anhand ihrer Lebensraumansprü- che und der vorhandenen Biotopstrukturen beurteilt. Als Informationsgrundlage dient des Weiteren der im Rahmen der Planung zum vorliegenden Vorhaben erstellte Fachbeitrag Artenschutz (BÖFA 2017b).

5.4 Beschreibung des detailliert untersuchten Bereichs

5.4.1 Übersicht über die Landschaft Das Planungsgebiet befindet sich naturräumlich im Dreifelder Weiherland im Westerwald, welches seine besondere Charakteristik durch ein wellenförmiges Plateau und dieses umgebende, überwiegend bewaldete Randhöhen erfährt.

Das Untersuchungsgebiet stellt eine typische Mittelgebirgslandschaft mit bewaldeten Berghängen dar. Das gesamte Untersuchungsgebiet ist von Wald bestanden. Kennzeichnend sind Fichten- und Bu- chenwälder, weiterhin kommen in nennenswertem Umfang Pflanzungen von Hainbuchen- Eichenmischwald, Erlenbrüche und Lärchenmischwald vor. In der schwach nach Südwesten bis Südos- ten geneigten Kuppenlage gibt es zahlreiche Sickerquellen, quellige Flächen, Versickerungsstellen und staunasse Böden, aus denen sich in der weiteren Umgebung mehrere Bäche bilden. Menschlich ge- prägte Biotope sind Straßen und Waldwege, die offenen Schotterflächen von Windenergieanlagen und das ehemalige Bundeswehr-Depot mit seinen Gehölzflächen, Wegen und Bunkeranlagen.

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5.4.2 Lebensräume des Anhangs I der FFH-Richtlinie Von den im Standarddatenbogen gelisteten, für das FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ gemeldeten Lebensraumtypen wurden im Eingriffsraum und der Umgebung des geplanten Vorhabens zu vorliegender Verträglichkeitsprüfung nicht alle Lebensraumtypen vorgefunden. Eine Einschätzung erfolgte im Rahmen der Biotopkartierung zum Fachbeitrag Naturschutz für die in der folgenden Tabel- le aufgeführten LRT. Informationen zum Erhaltungszustand gem. SDB sind den Kapiteln 2.3 und 2.4 zu entnehmen.

Tabelle 3: Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-RL im Untersuchungsraum

Code Lebensraumtyp Vorkommen im Untersuchungsraum Im Untersuchungsgebiet kommen meist großflächig Buchenwälder (AA0) als Jungwuchs (Dickung (ta4), Stangenholz (ta3), geringes bis mittleres Baumholz (ta1 bis ta2) und teilweise auch als starkes Baum- holz (ta) vor. Hauptbestandsbildner ist die Rot-Buche (Fagus sylvati- ca) mit unterschiedlichem BHD (Brusthöhen-Durchmesser), durch- schnittlich meist weniger als 50 cm. Es handelt sich um Buchenhal- lenwälder mit geringer Ausbildung der Krautschicht. Die Strauch- schicht ist ebenfalls teilweise gering ausgeprägt, in einigen großflächi- gen Beständen wurde jedoch die Naturverjüngung der Buche geför- dert, so dass die Strauchschicht aus Jungbuchen, mit einer Höhe von 5 bis 12 m, eine Deckung von 80 % bis 90 % aufweist. Die Bestände sind arm an krautigen Begleitern. Das Fehlen anspruchsvoller Arten wie des Waldmeisters (Galium odoratum) sowie die Waldfunktionskar- te (LANDESFORSTEN RHEINLAND-PFALZ 2016) legen eine Einstufung als Hainsimsen-Buchenwälder auf sauren oder versauerten Böden nah.

Die Buchenwälder bestehen meist zu über 80 % aus Rot-Buchen, daneben kommen als Begleiter an Laubbäumen Stiel-Eiche (Quercus Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo- 9110 robur), Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Hainbuche (Carpinus betu- Fagetum) lus), Vogelkirsche (Prunus avium), Salweide (Salix caprea), Zitterpap- pel (Populus tremula) und Hängebirke (Betula pendula) sowie verein- zelt Esche (Fraxinus excelsior) vor. An Nadelbäumen sind Fichten (Picea abies), einzeln oder in Gruppen, häufig. Daneben sind auch Lärchen beigemischt. Neben typischem Hallen-Buchenwald kommen viele Bestände aus Stangenholz und Schwachholz mit einzelnen Über- hältern vor. Diese haben eine überwiegend dichte Schicht aus Jung- wuchs, aber kaum eine Krautschicht und sehr wenige andere Baumar- ten oder Sträucher.

Bemerkenswert ist das Vorkommen von Beständen mit mittlerem bis starkem Altholz, teilweise mit Überhältern von 50 bis 75 cm BHD. Daneben finden sich im Untersuchungsgebiet nördlich von WEA 1 und nordöstlich von WEA 2 zwei langestreckte Streifen mit Buchen-Altholz und stehendem Totholz sowie im Untersuchungsraum um WEA 2 eine Reihe von Einzelbäumen, die als Teile des Alt- und Totholzprogram- mes des Forstamtes Selters gekennzeichnet sind.

Der Biotoptyp Buchenwald ist nach § 30 BNatSchG nicht geschützt.

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Code Lebensraumtyp Vorkommen im Untersuchungsraum Nach Anhang I der FFH-RL wird er, ab einem geringen Baumholz (ta2), als Lebensraum 9110 (Hainsimsen-Buchenwald) eingestuft.

Entlang von Quellbächen, am Rand des Untersuchungsgebiets, nörd- lich von WEA 1 und südlich der Zuwegung zur WEA 2, kommen Strei- fen von bachbegleitendem Erlenwald (AC5 ta2 bis ta3) innerhalb an- Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno- derer Waldbestände vor. *91E0 Padion, Alnion incanae, Salicion albae) Der Biotoptyp ist nach § 30 BNatSchG geschützt. Nach Anhang I der FFH-RL wird der Biotoptyp AC5 als prioritärer Lebensraum 91E0* eingestuft.

Charakteristische Arten der vorkommenden Lebensraumtypen

Als charakteristische Arten (SSYMANK 1998) des Lebensraumtyps 9110 beherbergt der Untersu- chungsraum die folgenden charakteristische Baum- und Vogelarten: u.a. Rotbuche (Fagus sylvatica), Stieleiche (Quercus robur), Raufußkauz (Aegolius funereus), Hohlttaube (Columba oenas), Schwarz- specht (Dryocopus martius), Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca), Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix), Grauspecht (Picus canus) und Kleiber (Sitta europaea). Ein Vorkommen weiterer charakte- ristischer Arten in den LRT-geeigneten Buchenwald-Biotopen ist möglich.

Als charakteristische Arten des Lebensraumtyps *91E0 wurde die Weidenmeise (Parus montanus) und der Grauspecht (Picus canus) erfasst. An Pflanzenarten wurden Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior vorgefunden. Ein Vorkommen weiterer charakteristischer Arten in den LRT-geeigneten Bioto- pen ist möglich.

5.4.3 Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie Von den im Standarddatenbogen gelisteten, für das FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ gemeldeten Anhang II-Arten wurden im Eingriffsraum und der Umgebung des geplanten Vorhabens zu vorliegender Verträglichkeitsprüfung keine Individuen vorgefunden. Im Untersuchungsraum sind keine potenziellen Lebensräume für die Arten vorhanden.

5.5 Datengrundlage/Kenntnislücken

Die Angaben zum FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ stammen aus dem Standarddaten- bogen vom August 2003, Stand letzte Aktualisierung: 2012 und aus dem Steckbrief zum FFH-Gebiet, Stand: 29.01.2016. Sie sind durch eigene Bestandserfassungen im Jahr 2015 im Rahmen der Bio- toptypenkartierung zum Fachbeitrag Naturschutz ergänzt worden.

Aufgrund der Ergebnisse der Bestandserfassungen ist die Datengrundlage zumindest für die Beurtei- lung der Vorhabenswirkungen auf die in diesem Bereich vorkommenden maßgeblichen Bestandteile des FFH-Gebietes ausreichend.

Darüber hinaus sind die Informationen zum FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ eher rudi- mentär. Ein Bewirtschaftungsplan zum FFH-Gebiet liegt nicht als Datenquelle vor.

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Die Angaben lt. SDB zu Einflüssen und Nutzungen sind nur allgemein und nicht gebietsspezifisch gelis- tet. Aussagen zu Flächengröße, Intensität, Art und Typ fehlen (siehe Kap. 5.6).

Die im LNatSchG in der Fassung vom 6. Oktober 2015 gelisteten vorkommenden Lebensraumtypen nach Anhang I stimmen nicht vollständig mit den dargestellten Lebensraumtypen im Landschaftsin- formationssystem der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS) überein. Zur Beurteilung der Vorhabenswirkungen auf die in diesem Bereich vorkommenden maßgeblichen Bestandteile des FFH- Gebietes wurden die amtlich verbindlichen LANIS-Daten zugrunde gelegt.

5.6 Vorbelastungen

Allgemeine Vorbelastungen Im betroffenen Waldgebiet am Hartenfelser Kopf werden bereits 26 Windenergieanlagen betrieben. Insgesamt kommt es in der Nähe des Vorhabengebietes derzeit schon zu Beeinträchtigungen in Form von Störungen der Fauna und Zerschneidung von Lebensräumen durch insgesamt 35 Windenergie- anlagen (WEA) in einem Umkreis von 10 km.

Es handelt sich im Norden um die genannten 26 Windenergieanlagen in einer Entfernung von rund 570 m – 2.600 m sowie im Nordosten um 9 bestehende Windenergieanlagen in einer Entfernung von 4.760 m - 7.300 m.

Durch den KFZ-Verkehr auf der Bundesstraße 8 kommt es derzeit ebenfalls zu Beeinträchtigungen in Form von Störungen der Fauna und Zerschneidung von Lebensräumen. Dies ist bei der vorliegenden Betrachtung eher von untergeordneter Relevanz.

Gebietsbezogene Vorbelastung Der Standarddatenbogen beschreibt verschiedene Einflüsse und Nutzungen im FFH-Gebiet. Darun- ter werden alle Tätigkeiten des Menschen und natürliche Vorgänge verstanden, die auf die Erhaltung und Bewirtschaftung des Gebietes einen positiven oder negativen Einfluss haben können. Im FFH- Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ werden folgende Einflüsse und Nutzungen genannt, jedoch auf Angaben der Größe, Intensität, Art und des Typs verzichtet.

Tabelle 4: Einflüsse und Nutzungen im FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“, Angaben aus SDB Code Einflüsse und Nutzungen Fläche Intensität Art Typ 166 Beseitigung von Tot- und Altholz - - - - 3 Abbau von Rohstoffen (Abgrabungen) - - - - 410 Industrie- und Gewerbegebiete - - - -

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6 Beschreibung und Bewertung der vorhabensspezifischen Beeinträchti- gungen der Erhaltungsziele

6.1 Beschreibung der Bewertungsmethode

Im Rahmen der FFH-VP gilt es abzuprüfen, ob ein Projekt oder Plan zu erheblichen Beeinträchtigun- gen eines Natura 2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann.

Maßgebliche Bestandteile eines FFH-Gebietes sind die auf die Erhaltungsziele bezogenen tatsächlichen oder beabsichtigten Vorkommen der Lebensraumtypen des Anhangs I einschließlich ihrer charakteris- tischen Arten sowie die Tier- und Pflanzenarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie einschließlich ihrer Biotope bzw. Habitate.

Weitere maßgebliche Bestandteile sind die als Lebensgrundlage für die oben genannten Lebensräume und Arten bedeutsamen zu erhaltenden oder wiederherzustellenden standörtlichen Voraussetzungen (z.B. Strukturen oder abiotische Standortfaktoren) und die wesentlichen funktionalen Beziehungen, in Einzelfällen auch zu (Teil-) Lebensräumen außerhalb des Gebietes.

Der Ermittlung der Erheblichkeitsschwelle von Beeinträchtigungen kommt somit eine zentrale Bedeu- tung zu. Beeinträchtigungen sind erheblich, wenn durch direkte (auf der Fläche) oder indirekte (im Umfeld) Wirkungen den Lebensraumtyp bzw. die Lebensstätte einer Art in maßgeblichem Umfang und/oder dauerhaft derart eingeschränkt oder gestört werden, dass die Erhaltungsziele langfristig nicht erreicht werden können.

Mögliche erhebliche Beeinträchtigungen können von Handlungen und Maßnahmen ausgehen, die di- rekt auf den Lebensraumtyp bzw. die Lebensstätte einer Art einwirken oder aus dem Umfeld kommen. Für diese Maßnahmen muss die Möglichkeit einer erheblichen Beeinträchtigung in jedem Einzelfall geprüft werden, wobei auch standörtliche Gegebenheiten zu berücksichtigen sind.

Für die Beurteilung der Erheblichkeit ist nur die Einwirkung auf das Gebiet in seinen Erhaltungszielen maßgebend, nicht jedoch eine Auswirkung außerhalb des Gebietes und unabhängig von seinen Erhal- tungszielen. Auch der Umgebungsschutz führt nur zu einem Schutz des betreffenden Natura 2000- Gebietes vor bestimmten Einwirkungen aus der Umgebung auf das Gebiet, nicht jedoch zu einem Schutz der Umgebung des Natura 2000-Gebietes.

Bei Berücksichtigung der projektspezifischen Wirkfaktoren (s. Kap. 4) kann abgeleitet werden, dass im Wesentlichen durch den anlage- und baubedingten Lebensraum- und Flächenverlust für die FFH- gebietsrelevanten Lebensraumtypen und Arten eine erhebliche Beeinträchtigung vorab nicht ausge- schlossen werden kann.

Hinsichtlich des Flächenverlustes wird als Grundlage zur Beurteilung der diesbezüglichen Beein- trächtigung der Endbericht zum Teil Fachkonventionen des im Auftrag des Bundesamtes für Natur- schutz BfN durchgeführten Forschungsvorhabens „Fachinformationssystem und Fachkonventionen zur Bestimmung der Erheblichkeit im Rahmen der FFH-VP“ (HEINER LAMBRECHT Juni 2007) herangezogen. Die Verträglichkeitsprüfung folgt damit dem Verweis des Bundesverfassungsgerichtes auf den genann- ten Endbericht in seinem Urteil 9 A 3.06 zur A 44/Hessisch-Lichtenau vom 12.03.2008.

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Dieser bietet eine Orientierung, ob ein Flächenverlust noch Bagatellcharakter hat. Dem Fachkonventi- onsvorschlag liegt die gesetzeskonforme Annahme zugrunde, LRT- bzw. Habitat-Flächenverluste stell- ten i.d.R. eine erhebliche Beeinträchtigung dar. Ausnahmen von der Grundannahme knüpft der Kon- ventionsvorschlag an sehr enge Voraussetzungen und stellt dabei neben anderen Kriterien auf Orien- tierungswerte absoluten und relativen Flächenverlustes ab. Die vorgeschlagenen Parameter stützen sich auf Analysen der ökologischen Parameter und Eigenschaften der Lebensraum-/ Habitattypen wie Seltenheit, Gefährdung und Regenerationsfähigkeit sowie Auswertung der Gebietskulisse.

Die dauerhafte Beanspruchung eines Lebensraumes des Anhangs I FFH-RL stellt im Regelfall eine erhebliche Beeinträchtigung dar. Im Einzelfall kann die Beeinträchtigung als nicht erheblich eingestuft werden, wenn kumulativ folgende Bedingungen erfüllt werden:

A Qualitativ-funktionale Besonderheiten: Auf der betroffenen Fläche sind keine speziellen Ausprä- gungen des Lebensraumtyps vorhanden, die innerhalb der Fläche, die der Lebensraum ein- nimmt, z. B. eine Besonderheit darstellen bzw. in wesentlichem Umfang zur biotischen Diversi- tät des Lebensraumtyps in dem Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung beitragen. Hierbei ist auch eine besondere Lebensraumfunktion für charakteristische Arten zu berücksichtigen.

B Orientierungswert „quantitativ-absoluter Flächenverlust“: Der Umfang der direkten Flächeninan- spruchnahme eines Lebensraumtyps überschreitet nicht für den jeweiligen Lebensraumtyp spe- zifischen Orientierungswerte.

C Ergänzender Orientierungswert „quantitativ-relativer Flächenverlust“ (1 %-Kriterium): Der Um- fang der direkten Flächeninanspruchnahme eines Lebensraumtyps ist nicht größer als 1 % der Gesamtfläche des jeweiligen Lebensraumtyps im Gebiet bzw. in einem definierten Teilgebiet.

D Kumulation „Flächenentzug durch andere Pläne / Projekte“: Auch nach Einbeziehung von Flä- chenverlusten durch kumulativ zu berücksichtigende Pläne und Projekte werden die Orientie- rungswerte (B u. C) nicht überschritten.

E Kumulation mit „anderen Wirkfaktoren“: Auch durch andere Wirkfaktoren des jeweiligen Pro- jekts oder Plans (einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen) werden keine erheblichen Beeinträchtigungen verursacht.

Ähnliches gilt bei der dauerhaften Beanspruchung eines Habitats einer Art des Anhangs II FFH-RL oder einer Art nach Art. 4 (2) bzw. Anhang I VSRL, die ebenfalls im Regelfall eine Beeinträchtigung darstellt. Im Einzelfall kann die Beeinträchtigung hier als nicht erheblich eingestuft werden, wenn ku- mulativ folgende Bedingungen erfüllt werden:

A Qualitativ-funktionale Besonderheiten: Die in Anspruch genommene Fläche ist kein für die Art essenzieller Bestandteil des Habitats.

B Orientierungswert „quantitativ-absoluter Flächenverlust“: Der Umfang der direkten Flächeninan- spruchnahme überschreitet nicht die für die jeweilige Art spezifischen Orientierungswerte.

C Ergänzender Orientierungswert „quantitativ-relativer Flächenverlust“ (1 %-Kriterium): Der Um- fang der direkten Flächeninanspruchnahme ist nicht größer als 1 % der Gesamtfläche des je- weiligen Habitates der Art im betrachteten Gebiet.

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D Kumulation „Flächenentzug durch andere Pläne / Projekte“: die beiden vorgenannten Bedin- gungen werden auch im Zusammenhang mit weiteren Plänen und Projekten eingehalten.

E Kumulation mit „anderen Wirkfaktoren“: Auch weitere Wirkfaktoren des Projektes oder Planes (einzeln oder im Zusammenwirken mit weiteren Plänen und Projekten) lösen keine erheblichen Beeinträchtigungen aus.

Die Ermittlung erheblicher Beeinträchtigungen durch Flächen-/Lebensraumverlust für die relevanten Lebensraumtypen und Arten im detailliert untersuchten Bereich (s. Kap.5.4.2 und Kap. 5.4.3) durch die Umsetzung des geplanten Vorhabens wird auf Basis der o.a. Definition und Orientierungswerte durchgeführt.

6.2 Prognose der Beeinträchtigungen der relevanten Lebensraumtypen des Anhangs I FFH-RL

9110 - Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) Der im Rahmen der Biotopkartierung Rheinland-Pfalz erfasste Lebensraumtyp (LRT) 9110 ist in Abbil- dung 1 und 2 als Auszug im Bereich der Zuwegung zur WEA 2 dargestellt (schraffierter Bereich). Die anlage- und baubedingte Flächeninanspruchnahme von Buchenwald in der Größenordnung von 82 m2 liegt außerhalb des Lebensraumtyps 9110 wie er im Landschaftsinformationssystem der Natur- schutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS) dargestellt ist (vgl. Abbildung 1 und 2). Innerhalb des lan- desweit ausgewiesenen LRT 9110 liegt daher keine Flächeninanspruchnahme vor. Bei mindestens vier älteren Buchen und einer Fichte (Baum 521, 523, 369, 370 siehe Abbildung 1 und 2 innerhalb schraf- fierter Bereich) findet ein Rückschnitt von Ästen statt, die in das während der Bauzeit benötigte Lichtraumprofil hineinragen.

Ebenso ist ein stabiler Stammschutz vorzunehmen. Die genaue Anzahl der rückzuschneidenden Äste kann erst im Rahmen der Ausführung festgelegt werden. Eine Umweltbaubegleitung ist für die Umset- zung der Vermeidungsmaßnahme (Baumschutz und Rückschnitt Äste) zu empfehlen.

Außerhalb des LRT 9110 findet eine anlagebedingte Inanspruchnahme von 10 m2 Buchenwald sowie eine vorrübergehende baubedingte Inanspruchnahme von Buchenwald in einer Größenordnung von 72 m2 statt. Innerhalb des Abschnittes findet auch ein Rückschnitt von Ästen statt, die in das benötig- te Lichtraumprofil hineinragen (vgl. Fachbeitrag Naturschutz, BÖFA (2017b)).

Da keine Inanspruchnahme des LRT 9110 vorliegt, greifen die artspezifischen Schwellenwerte der Fachkonvention für dieses Vorhaben nicht.

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Abbildung 1: Bau- und anlagebedingte Inanspruchnahme im westlichen Abschnitt der Zuwegung zur WEA 2

Abbildung 2: Bau- und anlagebedingte Inanspruchnahme im östlichen Abschnitt der Zuwegung zur WEA 2

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Abbildung 3: Lichtraumprofil (aufgrund hineinragender Äste zu gering, keine dauerhafte Inanspruchnahme von LRT 9110, rechts Bäume 518, 520 und gegenüberliegende Bäume 519, 521, deren Äste zurückge- schnitten werden müssen)

Aufgrund der zeitlich beschränkten Ausführung sind baubedingte Beeinträchtigungen durch Emis- sionen und Stäube nicht zu erwarten.

Betriebsbedingte Beeinträchtigungen sind nicht zu erwarten.

Ergebnis: Für den Lebensraumtyp 9110 kann mit hinreichender Wahrscheinlichkeit prognostiziert werden, dass keine erheblichen Beeinträchtigungen vorliegen. Ebenso ist mit keinen erheblichen Beeinträchtigungen für charakteristische Arten zu rechnen.

*91E0 – Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion in- canae, Salicion albae) Der Lebensraumtyp wurde innerhalb des FFH-Gebietes am Rand des Untersuchungsgebietes, nördlich von WEA 1 und südlich der Zuwegung zur WEA 2 innerhalb anderer Waldbestände festgestellt.

Innerhalb des FFH-Gebietes liegt keine anlage- oder baubedingte Flächeninanspruchnahme des LRT *91E0 innerhalb des im Landschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung Rhein- land-Pfalz (LANIS) amtlich ausgewiesenen Lebensraumtyps vor.

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Da keine Inanspruchnahme des LRT *91E0 vorliegt, greifen die artspezifischen Schwellenwerte der Fachkonvention für dieses Vorhaben nicht.

Aufgrund der zeitlich beschränkten Ausführung sowie aufgrund der Entfernung sind keine baube- dingten Beeinträchtigungen durch Emissionen und Stäube zu erwarten.

Betriebsbedingte Beeinträchtigungen sind nicht zu erwarten.

Ergebnis: Für den Lebensraumtyp *91E0 kann mit hinreichender Wahrscheinlichkeit prognostiziert werden, dass keine erheblichen Beeinträchtigungen vorliegen. Ebenso ist mit keinen erheblichen Beeinträchtigungen der charakteristischen Arten zu rechnen.

6.3 Prognose der Beeinträchtigungen der relevanten Arten des Anhangs II der FFH-RL

Der Beurteilung der Erheblichkeitsschwelle für die Beeinträchtigung der geschützten Lebensraumtypen und Arten des FFH-Gebietes liegt die Aussage des Urteils BVerwG 9 A 20.05 „Westumfahrung Halle“ vom 17.01.2007 zu Grunde. Für das vorliegende FFH-Gebiet und die vom Vorhaben betroffenen Arten ist v. a. der Leitsatz 5 von Bedeutung: „Wenn durch Schutz- und Kompensationsmaßnahmen gewähr- leistet ist, dass ein günstiger Erhaltungszustand der geschützten Lebensraumtypen und Arten stabil bleibt, bewegen sich die nachteiligen Wirkungen des Vorhabens unter der Erheblichkeitsschwelle.“

In der Urteilsbegründung wird v. a. im Falle der Beeinträchtigung von Tierarten angeführt (RN 48): „Bei einer entsprechenden Standortdynamik der betroffenen Tierart führt nicht jeder Verlust eines lokalen Vorkommens oder Reviers zwangsläufig zu einer Verschlechterung des Erhaltungszustands.“

Diese Aussage ist v. a. für die durch das Vorhaben betroffenen Arten relevant. Durch ein Schutzkon- zept mit entsprechenden Maßnahmen zur Vermeidung und zum Ausgleich der Beeinträchtigungen und zur Verbesserung der Lebensraumqualität kann demzufolge das Eintreten einer erheblichen Beein- trächtigung vermieden werden.

1134 – Bitterling (Rhodeus amarus) Eine Untersuchung der Fischfauna wurde im Rahmen der Planung zu dem vorliegenden Projekt nicht durchgeführt. Innerhalb des FFH-Gebietes findet die Art im Untersuchungsraum keine geeigneten Habitate (stehende, flache und sommerwarme Kleingewässer, die Uferregion von Seen, Buchten strömungsarmer Fließgewässer mit meist üppigem Pflanzenwuchs und sandig-schlammigem Grund).

Gemäß Artdatenportal liegen die Vorkommen des Bitterlings in den beiden Teilgebieten des FFH- Gebietes südwestlich von Herschbach in einer Entfernung von ca. 4.500 m zum Vorhaben (vgl. Karte).

Angesichts der Distanz zum geplanten Vorhaben können anlage- und baubedingter Lebensraum- verlust des Bitterlings innerhalb des FFH-Gebietes ausgeschlossen werden.

Betriebsbedingte Beeinträchtigungen sind nicht zu erwarten.

Ergebnis: Für den Bitterling kann mit hinreichender Wahrscheinlichkeit prognostiziert werden, dass keine erheblichen Beeinträchtigungen vorliegen bzw. eintreten werden.

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1396 – Kugel-Hornmoos (Notothylas orbicularis) Innerhalb des FFH-Gebietes findet die Art im Untersuchungsraum keine geeigneten Habitate (vegeta- tionsfreier, lehmige bis tonige Störstellen in extensiv bewirtschafteten Ackerfluren, offene Böden an Fluss- und Seeufern).

Angesichts dessen können anlage- und baubedingte Verluste potenzieller Lebensräume des Ku- gel-Hornmooses innerhalb des FFH-Gebietes ausgeschlossen werden.

Betriebsbedingte Beeinträchtigungen sind nicht zu erwarten.

Ergebnis: Für das Kugel-Hornmoos kann mit hinreichender Wahrscheinlichkeit prognostiziert werden, dass keine erheblichen Beeinträchtigungen vorliegen.

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7 Vorhabensbezogene Maßnahmen zur Schadensvermeidung

Maßnahmen zur Schadensbegrenzung verringern die negativen Auswirkungen von vorhabensbeding- ten Wirkprozessen auf Erhaltungsziele eines Schutzgebiets bzw. verhindern ihr Auftreten. Sie sind zur Reduzierung von Beeinträchtigungen auf die Erhaltungsziele erforderlich, die andernfalls als erheblich zu bewerten wären. Schadensbegrenzende Maßnahmen haben nicht die Aufgabe, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen bzw. zerstörte Lebensraumtypen zu ersetzen.

Die im Folgenden aufgeführten Maßnahmen sind zu berücksichtigen, um Beeinträchtigungen auf die Erhaltungsziele des FFH-Gebietes zu vermeiden. Sie wurden im Rahmen des Fachbeitrag Naturschutz (BÖFA 2017b) erarbeitet und kommen den Erhaltungszielen sowie den gebietsrelevanten Arten zugute.

• Baufeldräumung und Bauzeitenregelung

• Überprüfung von Höhlen- und Quartierbäumen sowie auf Habitate der Wildkatze

• Erhalt und Schutz von Altbäumen

• Rückschnitt von Ästen bei randständigen Bäumen

• Vorläufige Betriebszeitkorrekturen (1. Betriebsjahr), fledermauskundliches Monitoring und Entwicklung eines standortspezifischen Abschaltalgorithmus

• Kranichabschaltung und Kranichmonitoring

• Schutz von Grundwasser, Oberflächengewässern und Boden

• Wasserhaltung und Bodenschutz

• Vermeidung von Schadstoffeinträgen in nah gelegene Gewässer

• Funktionserhaltung von Fließgewässern

• Verbesserung von Lebensraumstrukturen im Wald

• Aufwertung von Nahrungshabitaten für den Schwarzstorch

• Anlage von gelenkten Sukzessionsflächen

• Wiederaufforstung von Laubwald

Eine detaillierte Beschreibung der genannten Vermeidungsmaßnahmen ist dem Fachbeitrag Natur- schutz (BÖFA 2017b) zu entnehmen.

Relevant für die vorliegende FFH-Verträglichkeitsprüfung ist der Rückschnitt von Ästen bei randständi- gen Bäumen um größere Schäden in der Baumkrone zu vermeiden.

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8 Beurteilung der Beeinträchtigung der Erhaltungsziele des Schutzge- biets durch andere zusammen wirkende Pläne und Projekte

8.1 Begründung für die Auswahl der berücksichtigten Pläne und Projekte

Im Rahmen der vorliegenden Verträglichkeitsprüfung wurde geprüft, ob andere Pläne und Projekte vorliegen, die aufgrund gleich- oder andersartige Auswirkungen Beeinträchtigungen auf die Erhal- tungsziele der durch die vorliegende Planung betroffenen maßgeblichen Bestandteile des FFH- Gebietes „Unterwesterwald bei Herschbach“ haben könnten. Zur Beurteilung wurde als Bezugsraum der unter Kap. 3 beschriebene Betrachtungsraum herangezogen. Innerhalb dieses Bereiches liegen die in Kap. 8.2 aufgeführten Pläne und Projekte vor.

8.2 Beschreibung der Pläne und Projekte mit möglichen kumulativen Beeinträchtigun- gen

Bestehende Windenergieanlagen am Hartenfelser Kopf Am Hartenfelser Kopf werden bereits 26 Windenergieanlagen betrieben, wovon sich sechs Anlagen innerhalb des FFH-Gebietes befinden. Zwei dieser Anlagen beanspruchten bereits Flächen des LRT 9110 (vgl. Abb. 2) in einer Größenordnung von 3.630 m2. Im Zusammenhang mit einer FFH- Verträglichkeitsprüfung sind Auswirkungen auf das FFH-Gebiet untersucht worden (JESTAEDT + PARTNER 2011) (JESTAEDT + PARTNER 2011), die gemäß diesem Gutachten mit keinen erheblichen Beeinträchti- gungen der Erhaltungsziele des Natura 2000-Gebietes einhergehen.

Abbildung 4: Bestandsanlagen am Hartenfelser Kopf (blau) innerhalb und außerhalb des LRT 9110 (orange Schraffur)

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8.3 Ermittlung und Bewertung der kumulativen Beeinträchtigungen

Maßgeblicher Beurteilungsmaßstab für die Zulässigkeit des Vorhabens sind die Auswirkungen auf die Erhaltungsziele und den Schutzzweck des FFH-Gebietes bzw. die Beeinträchtigungen oder Einschrän- kungen der Erhaltungsziele, die sich durch das Vorhaben ergeben. Durch das Merkmal der Erheblich- keit werden unwesentliche Beeinträchtigungen aus der Betrachtung ausgeschieden (LOUIS 2003).

Durch das geplante Vorhaben ergeben sich keine erheblichen anlage- und baubedingten Wirkungen auf den für das FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ maßgeblichen Bestandteil LRT 9110.

Eine erhebliche Beeinträchtigung der Erhaltungsziele durch anlage- oder baubedingten Flächenverlust von LRT-Flächen und Habitaten der gebietsspezifischen Lebensraumtypen und Arten des Natura 2000- Gebietes kann somit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit unter Berücksichtigung der Schadensbe- grenzungsmaßnahme (s. Kap. 7) ausgeschlossen werden.

Innerhalb des FFH-Gebietes liegen keine weiteren geplanten kumulativ zu betrachteten Vorhaben oder Projekte innerhalb der Waldflächen vor. Es sind daher auch keine kumulativen Wirkungen in Bezug auf Wald-Lebensraumtypen zu betrachten.

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9 Zusammenfassung

Die vorliegende Verträglichkeitsprüfung untersucht die möglichen Beeinträchtigungen des FFH- Gebietes „Unterwesterwald bei Herschbach“ durch die Anlage von 2 WEA am Hartenfelser Kopf.

Um eine Beurteilung der Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungs- und Schutzzielen des FFH- Gebietes liefern zu können, wurde die Eignung des Untersuchungsgebietes als Lebensraum erfasst sowie die Vorkommen der relevanten Arten aufgenommen.

Durch das Vorhaben werden keine gemäß der dritten Teilfortschreibung des LEP IV 120 Jahre alten Laubwaldkomplexe mit einer Flächengröße von mindestens 10 ha, abgegrenzt auf Basis der Forstein- richtungswerke, mit allenfalls kleinflächigen (1 ha) eingemischten jüngeren Beständen, Nadelholz oder Waldlichtungen beansprucht.

Bei Ausführung des geplanten Vorhabens sind keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten, die unter Berücksichtigung schadensbegrenzender Maßnahmen verhindert werden können.

Somit führt das Vorhaben weder alleine betrachtet noch im Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten zu erheblichen Beeinträchtigungen der für die Ausweisung des Natura 2000-Gebietes ent- scheidenden Lebensraumtypen nach Anhang I und der Arten nach Anhang II FFH-RL.

Die Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes „Unterwes- terwald bei Herschbach“ ist insgesamt unter Einhaltung der Schadensbegrenzungsmaß- nahmen gegeben.

Heuchelheim, den 04.08.2017

(Dipl.-Ing. Andrea Hager)

Seite 27 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ FFH-Verträglichkeitsprüfung für das Natura 2000-Gebiet DE 5312-301 „Unterwesterwald bei Herschbach“

10 Literatur

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