Alt Dirk Frühe Farbfilmverfahren 1933-1940
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Frühe Farbfilmverfahren und ihr Einsatz durch die NS-Propaganda 1933 – 1940 Magisterarbeit im Fach Geschichte an der Leibniz-Universität Hannover vorgelegt von Dirk Matthias Alt Märchenweg 26 30938 Burgwedel Prüfer: Prof. Dr. Füllberg-Stolberg Hannover, August 2007 0 Inhalt I. Einleitung I.1 Der Farbfilm: Kinotechnische Sensation der 30er Jahre S. 5 I.2 Entwicklungsperspektiven des Mediums Film und die Farbfilmdebatte der 30er Jahre S. 6 I.3 Geschichte der frühen Farbkinematographie in Europa und den USA S. 8 I.3a Additive und subtraktive Verfahren S. 8 I.3b Kolorierung und Virage S. 8 I.3c Frühe additive Verfahren S. 9 I.3d Rasterverfahren S. 11 I.3e Subtraktive Zweifarben-Verfahren S. 11 I.3f Triumphzug von Drei-Farben-Technicolor in den USA und Großbritannien S. 12 I.3g Die Entwicklung in Deutschland S. 13 I.4 Der Untersuchungszeitraum 1933 bis 1940 S. 14 I.5 Zum Begriff des Kulturfilms S. 16 I.6 Zum Begriff des Propagandafilms S. 17 I.7 Vorgehensweise und Fragestellungen S. 18 II. Anfang und Übergangslösung: Das Agfa-Bipack-Verfahren II.1 Technik und Entwicklungsgeschichte des Agfa-Bipack-Verfahrens S. 21 II.2 Die ersten Kulturfilme in Ufacolor S. 22 II.3 „Potsdam, eine Farbenstudie von Bauten und Gärten“ S. 24 II.4 „Das Deutsche Erntedankfest auf dem Bückeberg“ S. 27 II.5 „SA marschiert“ – Rätsel um ein Fragment S. 29 II.6 Die Ufacolor-Filme des Auslandsdeutschen Adolf Rheinboldt S. 30 II.7 Weitere Kulturfilmtitel in Ufacolor S. 31 II.8 Die biologischen Kulturfilme in Ufacolor S. 32 II.9 Versuche im Spielfilm-Genre S. 33 1 III. Die enttäuschte Hoffnung: Siemens-Berthon-Opticolor III.1 Technik des Siemens-Berthon-Opticolor-Verfahrens S. 36 III.1a Vorgeschichte der Linsenrastertechnik S. 36 III.1b Prägung und Funktionsweise des Linsenrasters S. 37 III.1c Überwindung der Kopier- und Wiedergabeprobleme S. 38 III.2 Erprobung unter Vorbehalten S. 40 III.3 Startschuss für Opticolor: „Das Schönheitsfleckchen“ S. 44 III.4 Leni Riefenstahl bei Siemens – Hans Ertl und der Farbfilm S. 46 III.5 Der verschollene Bilanzfilm: Svend Noldans „Deutschland“ / „Vier Jahre Hitler“ S. 47 III.6 Hans Ertls „Tag der Deutschen Kunst 1937“ S. 52 III.7 Der verschollene Reichsparteitagsfilm – Carl Junghans’ „Nürnberg 1937“ S. 57 III.8 Weitere Spielfilmvorhaben mit Siemens-Berthon-Opticolor S. 59 III.9 Das Farbfilmprojekt „Italienreise 1938“ S. 61 III.10 Das Aus für Siemens-Berthon-Opticolor S. 62 IV. Weitere Additiv-Verfahren: Der Agfa-Linsenrasterfilm – Leydechrom – Kämpfer / Schattmann IV.1 Der Linsenraster-Kinofilm der Agfa S. 65 IV.2 Zwischenspiel von Leydechrom S. 66 IV.3 Das Kämpfer- / Schattmann-Verfahren S. 68 V. Zeichentrickaufnahmen mit Ufacolor und Gasparcolor V.1 Die deutsche Zeichentrickproduktion 1933-1940 S. 71 V.2 Das Gasparcolor-Verfahren: Technik und Entwicklungsgeschichte S. 72 V.3 Realfilme nach dem Gasparcolor-Verfahren S. 74 V.4 Abstrakte Werbefilme nach dem Gasparcolor-Verfahren S. 75 V.5 Nationalsozialistische Tendenzen im Werbetrickfilm der 30er Jahre S. 76 V.6 Rundfunk-Propaganda in Ufacolor S. 77 2 V.7 Neuerung im Beiprogramm: Farbige Zeichentrickfilme ohne Werbeauftrag S. 79 V.8 „Musterbetrieb A.G.“ S. 80 V.9 „Panik durch Ping-Pong“ S. 83 V.10 „Vom Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt“ S. 84 V.11 „Eine entzückende Tierfabel“: „Der Störenfried“ S. 86 VI. Die Wahl zwischen Pantachrom und Agfacolor VI.1 Technik des Agfa-Pantachrom-Verfahrens S. 89 VI.2 Ufa-Farbfilmversuche nach dem Pantachrom-Verfahren S. 91 VI.3 „Bauerngymnastik“ S. 95 VI.4 Technik und Entwicklungsgeschichte des Agfacolor-Verfahrens S. 99 VI.4a Agfacolor: ein Produkt zur Lösung aller farbfotographischen Probleme S. 99 VI.4b Chromogene Entwicklung dank diffusionsechter Farbstoffe S. 99 VI.4c Umweg über den Umkehrfilm S. 101 VI.5 Interesse der Ufa am Agfacolor-Verfahren S. 102 VI.6 Praktische Erprobung S. 104 VI.7 Ufa-Farbfilm-Offensive im Sommer 1939 S. 105 VI.7a Maßnahmen und Filmvorhaben S. 105 VI.7b „Kadetten“ S. 107 VI.7c „Frauen sind doch bessere Diplomaten“ S. 109 VI.7d „Aus der Welt der Farben“, „Bunte Kriechtierwelt“ S. 111 VI.7e „Thüringen, das grüne Herz Deutschlands“ S. 112 VII. Farbfilm um jeden Preis? – Schlussfolgerungen und Ausblick VII.1 1933 – 1935: Reserviertes Abwarten in der Farbfilmfrage S. 114 VII.2 1936: Das Jahr der Farbfilmeuphorie S. 116 VII.3 1937 – 1939: Forcierte Lösungssuche S. 119 VII.4 Ausblick in die 40er Jahre: Agfacolor während des Zweiten Weltkriegs S. 121 VII.5 Schlussbemerkung S. 122 3 VIII. Anhang VIII.1 Filmographie 1931 – 1940 S. 124 VIII.2 Quellen- und Literaturverzeichnis S. 135 VIII.3 Abbildungsverzeichnis S. 138 4 I. Einleitung I.1 Der Farbfilm: Kinotechnische Sensation der 30er Jahre Im April 1938 fanden in dem Filmpalast der Urania in Wien jeden Tag zwei Aufführungen der Propagandafilme „Deutschland“ (Svend Noldan / 1937) und „Nürnberg 1937“ (Carl Junghans / 1937) unter dem Programmtitel „Großdeutschland“ statt. Die Besonderheit dieses Programms bestand darin, dass es sich um Farbfilme handelte. Ein Rezensent der Kleinen Volks-Zeitung beschrieb sein Kinoerlebnis folgendermaßen: „Die herbe Schönheit deutscher Landschaft zog in unvergleichlichen Stimmungsbildern an den Augen der Beschauer vorüber. Man erfreute sich an dem zarten Grün des Frühlings, bewunderte die rosenfarbenen Blüten- bäume und genoss den Anblick der zahllosen Seen, die insbesondere der märkischen Land- schaft ihr eigenartiges Gepräge geben. Der Unterschied zwischen den gezeigten Bildern und den gewohnten grauen Tönen des Normalfilms ist ein ganz gewaltiger. Erst die Farbe, so erkannte man deutlich, rückt den Gegenstand der Darstellung in unmittelbare Lebensnähe, und darum war es auch begreiflich, dass die Zuschauer sich nicht so sehr im Kino, als vielmehr in unmittelbarer Wirklichkeit fühlten, dass sie beim Erscheinen des Führers und der in prachtvoller Ordnung aufmarschierenden SA.-Truppen in Begeisterungsstürme ausbrachen, weil sie in diesem Fall den Atem des Lebens verspürten!“1 Zu dem Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels waren farbfotographische Drucke noch eine Seltenheit und das Kinoprogramm überwiegend schwarz-weiß. Dem farbigen Film kam ein Sensationswert zu, der erst vor dem Hintergrund der fast ausnahmslos schwarz- weißen Bildmedienlandschaft jener Zeit nachempfindbar wird. Vielfach überliefert sind die verblüfften zeitgenössischen Reaktionen auf die Farbe, das Erstaunen über den ungewohnt wirklichkeitsnah abgebildeten Aufnahmegegenstand, und der Zauber, den die filmge- stalterische Neuerung nicht nur durch die nunmehr möglich gewordenen Effekte, sondern bereits durch ihr bloßes Vorhandensein auf die Betrachter ausübte. Es verwundert nicht, dass die nationalsozialistische Propaganda versuchte, den Sensationswert des Farbfilms, den „Atem des Lebens“, wie der Rezensent blumig formulierte, für ihre Zwecke nutzbar zu machen. Zwar lag die Anziehungskraft des Farbfilms zunächst einmal in seinem Neuheitswert. Darüber hinaus begann sich aber bereits in diesem frühen Stadium der Eindruck von der Unzulänglichkeit des vorherrschenden Schwarz-Weiß-Films durchzusetzen. Dr. Victor Conrad Alberti, der Experimente mit dem Linsenrasterverfahren bei 1 Großdeutschland. In: Kleine Volks-Zeitung, 3. April 1938. 5 der Ufa beaufsichtigte, sah bereits 1933 voraus: „Wenn der wirklich einwandfreie Farbfilm zu einem marktfähigen Verfahren entwickelt sein wird, wird das Publikum ihn kategorisch als farbigen Tonfilm verlangen und den schwarzweißen Tonfilm ebenso ablehnen, wie man im allgemeinen den stummen Schwarz-Weiß-Film nicht mehr sehen kann.“2 Obwohl von der nahezu ausnahmslosen Umstellung vom Schwarz-Weiß- auf den Farbfilm erst rund zwanzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Rede sein konnte, war die Tendenz zum Farbfilm bereits in den 30er Jahren technischen Hürden und geschmacklichen Einsprüchen zum Trotz offensichtlich geworden. Von Adolf Hitler, der spätestens Mitte der 30er auf diese Entwicklung aufmerksam geworden war und sich eine farbige Neuverfilmung der „Nibelungen“ (Fritz Lang / 1925) wünschte3, berichtete Joseph Goebbels nach einer Unterredung über Filmfragen im November 1941: „Er sieht im Farbfilm überhaupt die filmische Zukunft.“4 I.2 Entwicklungsperspektiven des Mediums Film und die Farbfilmdebatte der 30er Jahre Als in den Jahren 1929 bis 1931 die deutsche Kinoindustrie in einem Kraftakt die Umstellung vom Stumm- auf den Tonfilm vollzog, endete die 35jährige Ära des (mit experimentellen Ausnahmen) stummen Kinos. Im Bewusstsein dieser die Filmgestaltung augenblicklich und von Grund auf ändernden Umwälzung beurteilte man die Entwicklung des zum Tonfilm gereiften Mediums keineswegs als abgeschlossen. Ton – Farbe – Plastik5: In diesen drei vom Stummfilm ausgehenden Evolutions- schritten sah das vorherrschende Modell die ästhetische Vervollkommnung des Films. Nach der ersten Revolution durch die Einführung des Tons, erwartete man vom Farbfilm nun eine zweite. Obwohl auch auf dem Gebiet des dreidimensionalen Films bereits praktische 2 Dr. Victor Conrad Alberti: Die technischen und künstlerischen Voraussetzungen für die Herstellung farbiger Kulturfilme. In: Kinotechnische Rundschau des Film-Kurier, 13. Mai 1933. 3 „Der Führer hat die Absicht, einen neuen `Nibelungen´-Tonfilm drehen zu lassen. Der soll ganz monumental werden. Lehrstoff für Schulen. Ein Standardwerk. Womöglich schon in Farbe.“ Eintrag vom 31. Dezember 1936. In: Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil I. Aufzeichnungen 1934 – 1941. Band 3/II. März 1936 bis Februar 1937. Herausgegeben von Elke Fröhlich. München 2001. S. 310f. 4 Eintrag vom 22. November 1941. In: