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Sonntag, 08. Januar 2017 (20:05-21:00 Uhr) KW 1 Deutschlandfunk – Feature, Hörspiel, Hintergrund Kultur

Ich hab mich nie wieder so frei gefühlt in Berlin Von Christian Möller Regie: Thomas Leutzbach Redaktion im DLF: Klaus Pilger Produktion: WDR 2015

M a n u s k r i p t

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- ggf. unkorrigiertes Exemplar

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Geräusch Bandrücklauf - Atmo Berlin, draußen, nachts: eine stille Straße, von fern manchmal etwas Stadtlärm, Auto, Hund etc.; näher an uns dran, ein klappriges Fahrrad, unregelmäßige Pedaltritte des Betrunkenen, es ist

Bowie, auf dem Fahrrad er singt, leicht lallend (aber nicht komödiantisch), etwas vor sich hin, man erkennt es erst nicht, es ist „Heroes“ (All das nach und nach während des folgenden Textes)

Erzähler Der Mann auf dem Hollandrad schlingert beim Fahren leicht hin und her. Liegt vermutlich an den vielen Flaschen Kindl, die sie sich im Studio heute genehmigt haben. anderes erlauben die da ja nicht.

Edu Meyer Das wurde von vorn herein abgelehnt Drogen zu nehmen im Studio. Also das gab es nicht...

Bowie singt auf dem Rad „Heroes“ jetzt immer noch lallend verschleift, aber erkennbar

Atmo Das Fahrrad knallt hart in ein Schlagloch.

Bowie Arrrgh, shit! Potholes, goddamnit!

Erzähler Bis halb vier ging heute die Session. Anstrengend, aber hat sich gelohnt. Das Lied, das er dabei geschrieben hat, ist eins seiner besten, das weiß er jetzt schon.

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Edu Meyer Und wenn ich an den Song jetzt denke, an ‚Heroes’, den alles definierenden Bowie-Berlin-Song, dann muss ich einfach mal feststellen, dass der ziemlich genial ist.

Bowie singt „I, I drink all the time”…, nimmt auf dem Fahrrad einen kräftigen Schluck aus der Flasche.

Erzähler Nun radelt er nach Hause auf seinem Hollandrad, leicht angeschickert, Holzfällerhemd, Jeans, Schnauzbart.

Edu Meyer Also er hatte ein kariertes Hemd an, er sah eigentlich aus wie so ein Arbeiter, nich, aus ner Fabrik.

Erzähler Einfach irgend so ein normaler Typ.

Edu Meyer Also ganz unspektakulär.

Erzähler Ein Typ auf dem Rückweg von der Arbeit. Spätschicht. Leicht einen drin. Er genießt das, hier einfach so ein ein normaler Typ zu sein. Er hat sonst so selten Gelegenheit dazu.

Bowie singt aus vollem Hals, mit dieser leicht sich überschlagenden Stimnme „We can be Heroes for ever and ever“, es hallt in der stillen Straße. Irgendwo geht geräuschvoll ein Fenster auf.

Berliner Prolet (brüllt): Ruhe da untn! An're Leute müssen morjns früh raus,?! ... Bowie What you say?

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Atmo Fenster knallt zu

Musik David Bowie: „Heroes“

Bowie (wie von Aufnahme, aus Kassettenrekorder abgespielt, mit Tastenklick an/aus – Prinzip zieht sich durch ganze Sendung)

I've never felt freer than I did in Berlin.

Erzähler: ANSAGE:

Ich hab mich nie wieder so frei gefühlt. David Bowie in Berlin. von Christian Mö̈ ller.

Musik David Bowie: „Heroes“

Szene

Atmo Schritte das Treppenhaus hinauf

Erzähler Berlin, August 1976. In einem Haus in der Hauptstraße 155 in Schöneberg zieht ein neuer Mieter ein.

Atmo Wohnungstür aufschließen, Schritte hinein

Vermieter Na denn, rinspaziert. 4

Claudia Skoda Große Berliner Altbauwohnung. Das war jetzt irgendwie überhaupt nichts Dolles. Irgendwie, ganz normal.

Sprecherin Claudia Skoda, Modedesignerin. Seit David Bowies Berliner Zeit mit ihm befreundet.

Bowie Thats it? Ja...

Vermieter Äh. Yes. Welcome.

Bowie Okay. Thanks.

Vermieter Fühlensese sich wie zuhause, Mester.

Bowie Mester?? Ah it’s mister. Mister...... Historic. Authentic...

(unter Folgendem als Atmo Schritte auf knarzenden Dielen in leerer, halliger Wohnung)

Claudia Skoda Er hat sich dann also ein Bärtchen stehen lassen, dass man ihn im Gesicht schon gar nicht mehr so gut erkannt hat und wenn er auf der Straße lief, dann hat kein Mensch den erkannt.

Erzähler Auch in seinem Mietshaus weiß anfangs keiner, wer er ist. Es ist ein Mann namens David Jones, der hier einzieht. Das steht zumindest auf dem Klingelschild.

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Szene

Vermieter Naja, wenn se noch wat brauchn, sarnse eimfach Bescheid, Mister Jones.

Bowie Mister...what? Oh, oh, oh yeah. Allright. Dankeschön.

Jim Rakete Der hat in der Hauptstraße gewohnt unter seinem bürgerlichen Namen, niemand hat sich groß geschert.

Sprecherin Jim Rakete. Fotograf. Bekannt geworden für seine Porträts von Stars wie , , Nina Hagen, Iggy Pop - und David Bowie.

Jim Rakete Das war der gewaltige Trick, wie er wieder den Tank voll gekriegt hat. Weil ich glaube, dieses Wort „Low“ von seiner einen Platte, das trifft es ganz besonders, weil ich glaube, dass er ziemlich ausgebrannt war, als er nach Berlin kam.

Erzähler Rückblende. Ein Jahr vorher.

Grammy Awards 1975 He's more than just a rock star. He is the consumate rock performer. He is, of course, David Bowie.

Atmo Applaus (läuft unter Text weiter)

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Erzähler Die Grammy Awards. März 1975 in New York. Der Mann, der gerade auf die Bühne kommt, ist der größte Rockstar auf diesem Planeten - vielleicht sogar noch auf ein paar anderen, man weiß das nicht, immerhin war er mal als Ziggy Stardust im Weltall unterwegs.

Musik David Bowie, „Ziggy Stardust“

Erzähler Rote Haare, grüne Augen und ein blaurotes Zickzack-Z quer über das Gesicht geschminkt. Ziggy, der bisexuelle Alien- Rockstar. So kennt ihn jeder in den 1970er Jahren. Eine Kunstfigur, aber für Bowie bald schon mehr.

Bowie (aus Kassettenrekorder mit Tastenklick an/aus) Meine ganze Persönlichkeit war davon angegriffen.

Sprecherin David Bowie, Interview im Melody Maker, 1977

Bowie Ich dachte, ich kann ihn auch zu Interviews mitnehmen. Warum ihn nur auf der Bühne lassen? Es wurde gefährlich. Ich machte mir Sorgen. Sorgen um meine psychische Gesundheit. Ich war gefährlich nah an der Grenze. Nicht körperlich, aber mental.

Erzähler Aber körperlich sieht es auch nicht gerade gut aus. Auf der Bühne bei den Grammys steht ein bleiches Skelett im schwarzen Anzug. Zuletzt, in Los Angeles, hat er sich fast nur noch von Milch, Kokain und Paprika ernährt. Wog nur noch 50 Kilo bei 1,78 Körpergröße.

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Bowie Auf manches blicke ich heute mit totalem Horror zurück. Es war eine traumatische Zeit.

Erzähler Er hat Paranoia-Anfälle. Sieht Raumschiffe, die ihn abholen wollen. FBI-Agenten, die ihn überwachen. Arbeitet gleichzeitig wie ein Blöder. Geht auf Welt-Tournee, überall in riesigen Hallen, vor tausenden Fans. Zwischendrin Zusammenbrüche. Und Momente der Klarheit.

Bowie Ich merkte, dass die Umgebung von Los Angeles sehr schädlich war für meine Arbeit. Es inspirierte mich nicht mehr. Deshalb fühlte ich mich auch so klaustrophobisch und von der Welt abgeschnitten. Ich entwickelte eine heuchlerische Einstellung. Es war ein Kampf zwischen Materialismus und Ästhetik. Mein Interesse war nie der Rock'n'Roll, daraus habe ich kein Geheimnis gemacht. Ich war ein mäßig guter Maler, der ein neues Medium finden wollte. Und da war ich nun also, genau im Zentrum von diesem durchgeknallten und schmierigen Rock-Zirkus. Es war wirklich nicht mehr als ein Zirkus. Und ich hätte nicht drin sein sollen.

Musik David Bowie „Ziggy Stardust“ kurz wieder hoch

Bowie Am Ende meines Aufenthalts in Amerika wurde mir klar. Ich muss experimentieren. Neue Formen des Schreibens entdecken. Eine neue musikalische Sprache entdecken. Das hatte ich mir vorgenommen. Deshalb bin ich nach Europa zurückgekehrt.

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Musik David Bowie “Ziggy Stardust“ endet mit ‚.. Ziggy played guitar’

Musik David Bowie „A New Career in a New Town“

Berlin Bowie Tour Herzlich willkommen Euch allen zu den Berlin Music Tours. Wir machen heute ne spezielle Tour. Wir folgen nämlich David Bowies und Iggy Pops Spuren in der Stadt. Die sie uns hinterlassen haben. Die sind einige, sie waren einige Zeit hier...

Erzähler 1976 bis 1978 lebt David Bowie in Berlin. Sein Kumpel Iggy Pop kommt bald hinterher. Die beiden leben in einer WG in der Hauptstraße 155.

Edu Meyer ...aber soviel ich weiß, hat David ihn dann in ein anderes Apartment in dem Haus verwiesen, weil er hat ihm immer den Kühlschrank leergefressen.

Sprecherin Edu Meyer. Toningenieur. Arbeitete in den Hansa-Studios in Berlin- mit David Bowie und Iggy Pop zusammen.

Edu Meyer Also David hat Iggy Pop eigentlich immer bisschen von oben herab behandelt, der war so ‚n Adlatus von ihm, so ‚n Anhängsel. Die tauchten da jedenfalls gemeinsam auf und Iggy Pop war also immer dabei irgendwie, also auch im Studio.

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Erzähler In den Hansa-Studios produzieren sie einige ihrer wichtigsten Alben. Bowie „Low“ und „Heroes“, Iggy „Lust for Life“ und „The Idiot“.

Musik David Bowie „Warszawa“

Ihre gemeinsame Zeit hier gehört inzwischen fest mit zum Mythos der Stadt, wie Checkpoint Charlie, Luftbrücke und Mauerfall. Deshalb die „Berlin Bowie Tour“ Popkultur- Sightseeing im klimatisierten Kleinbus-Bus. Rückblick in einer Zeit, als Berlin noch nicht hip war. Sondern schäbig und abgefuckt.

Jim Rakete Berlin von damals muss man sich einfach mal imaginieren als einen Ort der Verwahrlosung. Also wir hatten breite Straßen und völlig vernachlässigte Fassaden, auf denen dann die Punks ihre Parolen sprühten und es war einfach ein ziemlich deprimierender Ort eigentlich. Mit Rostlauben, in die irgendwelche Bügel als Antennen gestopft waren. Das war kein bequemes Pflaster Mitte der 70er. Das war jetzt nicht irgendwas, wo man mit Stolz drauf blickt und sagt, das ist aber ne schöne Hometown.

Erzähler Aber wer will das auch schon – eine „schöne Hometown“. Aus denen fliehen sie ja alle, aus ihren Städten in Schwaben und Ostwestfalen und sonstwo in der BRD.

Wolfgang Müller

Ich bin oft in Westberlin auch schon bevor ich da hingezogen bin hingefahren, von Wolfsburg aus.

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Sprecherin Wolfgang Müller. Künstler, Autor, Musiker. Gründete in

den späten 70ern die Band „Die tödliche Doris“. Hat ein Buch über die Subkultur West-Berlins geschrieben.

Wolfgang Müller In Westberlin gab es halt einfach alle möglichen Leute zu treffen. Also damals war das ja eigentlich noch relativ problematisch, wenn Leute irgendwie nicht ins Raster gepasst haben also rein optisch. Und es gab die Leute, junge Leute viele junge Leute, die nach Westberlin gegangen sind und dort sozusagen mit ihrem Leben experimentierten. Die wissen wollten, ob es auch jenseits von entfremdeter Arbeit und Stumpfsinnigkeit irgendetwas gibt, wofür sich das Leben vielleicht lohnen könnte.

Esther Friedman Die Stimmung in Berlin war schon anders, meinetwegen als in Mannheim oder Heidelberg oder andere deutsche Städte. Weil irgendwann mal immer die Mauer kam.

Sprecherin Esther Friedman. Fotografin. Gebürtige Amerikanerin, aufgewachsen in Mannheim. Ende der 70er bis Mitte der 80er die Freundin von Iggy Pop.

Atmo Berliner Bahn und DDR-Bahnhof (Übergang)

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Esther Friedman Ich weiß noch damals da sind wir ja mit der S-Bahn auch durch den Osten gefahren. Da war plötzlich alles dunkel, alles verbarrikadiert und dann wusste man genau, mein Gott wir fahren jetzt durch Ostberlin und dann wurde es dann plötzlich wieder hell und dann war man wieder im Westen.

Edu Meyer Die Stimmung in der Stadt war schon kurios und bedrückend. Also, für uns war halt immer irgendwo...war die Mauer, irgendwo, war es einfach zu Ende. Nich.

Berlin Bowie Tour Hier vorne in der Köthener Straße sieht man einmal den Mauerverlauf auch noch ganz schön. Über dieses Kopfsteinpflaster, genau da wo die Leute jetzt langlaufen unten. Für alle, die jetzt vielleicht nicht jeden Tag da sind. Kann man das gut nachvollziehen. Also, hier war wirklich Feierabend. ...

Erzähler Die Köthener Straße. In der Nummer 38 liegen die Hansa- Studios. Heute ist hier Tourismus-Hochbetrieb. In den 70ern ist das noch anders.

Musik David Bowie: „Art Decade“

Edu Meyer Es war also eine Ackerfläche, die ganze neue Stadt, die da heute existiert, das war also nur ein Feld, ein großes Feld und es waren überall Kaninchen. In der Köthener Straße lagen Schienen noch drin, früher fuhren da Straßenbahnen und das Haus, das Haus als 12

solches, hatte einen Volltreffer bekommen 1945, war aber,

hatte also gewaltige Außenmauern und war deswegen

stehen geblieben in dem Bombenhagel, den die Engländer

da veranstaltet haben, wo wirklich bis auf diese drei Häuser

alles platt war.

Und im Verlauf dieser Sitzungen im Hansastudio haben wir

viel zu kämpfen gehabt mit Renovierungsarbeiten innerhalb

des Hauses. Also es wurde immer irgendwo an irgendeiner

Ecke gehämmert, gebohrt, auch in der Zeit, wo David Bowie

da war.

Musik David Bowie: „Art Decade“ noch mal kurz hoch, dann weg

Musik NEU!: „Negativland“

Erzähler Für David Bowie ist es genau die richtige Atmosphäre. Tabula rasa. Alles im Umbruch. Gut, um noch mal neu anzufangen, so wie er das selbst auch will. Musik machen, die ganz anders klingt als alles, was er bisher gemacht hat. Dunkler. Minimalistischer. Experimenteller. So wie der Krautrock, den er in letzter Zeit so viel gehört hat. Bands aus Deutschland wie , Neu!, oder Tangerine Dream. So was will er machen.

Musik Tangerine Dream: „Invisible limits“

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Edu Meyer Ich hatte so das Gefühl, dass von Tangerine Dream der ja nun leider verstorben ist, so ein bisschen so

eine Vaterfigur oder eine Leitfigur für ihn gewesen ist, der ihm dann gesagt hat, komm doch mal nach Berlin und hier gibt es ein tolles Studio und da habe ich auch schon gearbeitet und das wäre doch vielleicht was für dich. Und dann hat sich das wohl ergeben und daraufhin fand ja dann auch meine erste Begegnung mit David Bowie im Hansa Studio statt, wo er sich das anguckte und dann spontan entschied. The big hall by the wall. Das ist also mein Aufenthaltsort für die nächste Zeit, also für das was ich jetzt vor habe.

Musik David Bowie: „Weeping Wall“

Erzähler The big hall by the wall. Die Mauer immer im Blick. Kaum 200 Meter weg. Vom Studio aus kann man direkt drauf kucken.

Atmo Hunde bellen, Grenzland / im Studio

Eduard Meyer Frontstadt. Das war wirklich Frontstadt.

Erzähler Hinter der Mauer, auf der Ostseite, ein großes Haus. Auf dem Dach die Türme mit den Grenzschützern.

Edu Meyer Mit Maschinengewehr und mit Feldstechern. Und wir haben im Sommer da mit Visconti und Bowie bei offenem Fenster gearbeitet ...

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Sprecherin: , Musikproduzent. Arbeitete unter Anderem mit T.Rex, The Stranglers, David Bowie und Morrissey zusammen.

Edu Meyer ... und die haben genau gehört, was da an Musik lief und die haben da auch mit ihren Ferngläsern reingekuckt...

Musik David Bowie „Weeping Wall“ mit Bandmaschinen bearbeitet

Edu Meyer ...und über dem Mischpult hingen so Lampen, um die Regler

zu beleuchten. Und dann hab ich mal so ne Lampe hoch und hab die in Richtung dieses Turms da oben

gerichtet, um denen Zeichen zu geben, wir sind hier hallo.

Szene

Bowie/Visconti (halb geflüstert, gezischt):

What are you doing?! Etc.

Edu (normale Lautstärke, unbedarft, kumpelig):

Just giving them a signal, you know? Let them know we are here. Say hello! (ruft:) Hallo, Genossen!

Bowie: Stop it. No, Edu!

Edu (amüsiert, immer noch rufend):

Na, auch noch so spät auf im real existierenden Sozialismus? (gluckst). David, say something!

Bowie/Visconti: You’re fucking crazy. No, stop it. That’s not funny. Edu!

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That's too risky! Etc.

Edu: Ach was. Bisschen Spaß muss sein. Just having a little fun, guys, that's all!...

Bowie/Visconti: It's. Not. Funny! Really, stop it, Edu. Are you fucking crazy.

It’s dangerous. Etc.

(Geht aufgeregt so weiter, Stühle werden weggerückt, Schritte) Folgender Text teilweise unter Szene.

Edu Meyer ...wobei alle beide dann unterm Pult verschwanden und ganz aufgeregt waren und dachten, jetzt reagieren die da oben auf dieses Signal. Vielleicht schießen die sogar. Also das weiß man ja nicht. Aber ich habe sie beruhigt und gesagt, die kennen uns hier genau, die wissen was hier abläuft und die haben auch Spaß daran. Und die haben Langeweile da oben, die hören einfach nur zu.

Geräusch Tapeflattern

Musik David Bowie „Breaking Glass“

Bowie Ich mag Berlin wegen der Reibung. Ich habe schon in allen westlichen Hauptstädten Songs geschrieben und bin immer an den Punkt gekommen, wo es zwischen mir und der Stadt keine Reibung mehr gibt. Es wird nostalgisch, leicht

dekadent. Im Moment bin ich an einem Punkt, wo ich in Los Angeles, New York, oder Paris nicht komponieren kann.

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Es fehlt etwas. Berlin dagegen hat die seltsame Fähigkeit, dass es dich dazu bringt, nur die wichtigen Sachen zu schreiben. Alles andere erwähnst du gar nicht. Du bleibst stumm und schreibst gar nichts. Und am Ende produzierst du dann „Low“.

Musik David Bowie: „A New Career In A New Town“

Bowie „Low“ war eine Reaktion auf dieses langweilige grün-graue Rampenlicht von Amerika. Ich musste mich da selbst rausziehen, nach Europa gehen und sagen: Verdammt noch mal, werd dir darüber klar, warum du all das hier machen wolltest! War es wirklich nur, um in LA herumzukaspern? Du musst dich selbst mal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Such dir ein paar Leute, die du nicht verstehst und einen Ort, wo du nicht wirklich sein willst. Und geh mal wieder selbst Lebensmittel einkaufen.

Wolfgang Müller

Ja David Bowie wirkte auch dann quasi wie ein Gespenst. Also jemand der irgendwie wie ein Spiders from Mars halt, der gelandet ist in dieser merkwürdigen Umgebung und dann so ein bisschen verloren rumstand und dann aber zum ersten Mal hatte er ja selber gesagt, dann zum Bäcker

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gegangen is, seine Schrippen gekauft hat und so, ganz normal. Und nicht belästigt wurde.

Szene teilweise unter Text

Verkäuferin: Morjen. Wat darfs sejn?

Bowie: Ähm...two of these...i dont have the name...swei diese....this one...

Verkäuferin: Meinense Schrippen? Brötchen?

Bowie: Yes! Äh Shrippe. Thank you. Swei mal Shrippe.

Verkäuferin: Nehmese vier, sin im Anjebot, wa.

Bowie (versteht erst gar nichts): An-jebot-wa?

Verkäuferin: Also vier (zählt).

Bowie: Okay ja, thank you.

Verkäuferin: Bitteschön. Rückselgeld wa.

Erzähler Selbst einkaufen gehen. Unbehelligt die Straße lang gehen. Nicht auffallen. Für einen Weltstar wie Bowie alles ziemlich schwierig. Mit den Berlinern hat’s geklappt.

Verkäuferin: Jut, noch wat?

Bowie: No.

Verkäuferin: Tschüss. 18

Bowie Schüss.

Edu Meyer Ohne, dass jemand ihn anspricht auf der Straße konnte er sich frei bewegen...

Wolfgang Müller

Leute waren nett oder grummelig so ein bisschen, wie deren Art ist. Aber er war nichts Besonderes. Keiner hat ihn besonders behandelt und das spricht ja eigentlich sehr für ihn, dass er das auch genossen hat, dass er das

genießen konnte.

Jim Rakete Also, glaube, dass es eine gute Position ist, wenn man sich unauffällig bewegt, weil man dann mehr beobachten kann. In dem Moment, wo er sich als Bowie irgendwo reingeschoben hätte und mit großer Entourage und gewaltigem Auftrieb hätte er gar nicht so viel mitgekriegt.

Bowie Ich fühle mich jetzt mehr wie ein normales Fließbandprodukt, nicht mehr wie etwas, das 10.000 Menschen dringend zu Leben brauchen, die sich scheinbar für jeden Furz von interessiert haben.

Szene nach Bäckerei auf Straße

Geräusch

Bowie aufs Fahrrad, schnauft und fährt durch die Gegend. Pfeift „Heroes“ 19 läuft weiter unter dem Folgenden

Erzähler Auf dem Rad ist er viel in der Stadt unterwegs. Dass es den Leuten oft gar nicht auffällt, wer da an ihnen vorbeifährt, liegt natürlich auch daran, dass er hier so anders aussieht als auf der Bühne. Keine Glitzeranzüge, keine Ziggy-Frisur. Sondern Kurzhaarschnitt, Schnauzbart. Jeans, Holzfällerhemd.

Claudia Skoda In Kreuzberg gab es so einen Laden für Berufsbekleidung, den gibt es immer noch. John Glet hießen die. Und die haben diese Zimmermannanzüge gehabt und so Bauarbeiterhosen und Jacken so praktisch, und so Gummischuhe und so und da ist er hin und hat sich

eingekleidet und da weil er so klein war, waren die Hosen ihm oft zu lang. Dann mussten wir ihm die immer kürzen. Der ist ja nicht so groß ne. Ja und der wollte nicht auffallen. Also von Glamour keine Spur.

Esther Friedman

Ja, die wollten richtige Berliner sein, klar.

Erzähler „Die“ - das sind Bowie und Iggy Pop.

Musik

The Stooges, Iggy Pop - “

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Iggy Pop Ja, ich habe ein bisschen Deutsch. (lacht).

Erzähler Die beiden sind schon seit Jahren befreundet.

Esther Friedman

Super Kumpels, aber trotzdem konkurrierende aber auf eine nette Art. Jungs. Boys. Typische Boys.

Erzähler 1973 hat David Iggys Album „“ produziert. Und weil Iggy das mit den Drogen genauso schlecht im Griff hat, wie er selbst, hat er ihn zu sich nach Berlin geholt.

Iggy Pop The first thing I ever saw when I drove through the east to get to Berlin the first time and I still don’t know what these

were. Were banners...

Erzähler Über die Transitstrecke fahren die beiden durch Ostdeutschland nach Westberlin. An den Brücken

hängen riesige Banner.

Iggy Pop I was with Bowie and there were banners, hung from the overpasses along the Autobahn. And it just said: „Ich bin dabei“

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Erzähler Realsozialistische Parolen. Iggy wird ein bisschen mulmig.

Iggy Pop And I thought „Holy shit! Okay, I get it. I'll be cool, you … “I’m near man, like the „Holy Christ!“

Erzähler Als sie in der Stadt ankommen, gefällt es ihm dann aber ziemlich gut.

Iggy Pop It was a beautiful, beautiful town and people treated you well and courteously everywhere you went.

Erzähler Alle hier sind nett zu ihm. Auch die alten Ehepaare, bei denen er seine Hemden kauft.

Iggy Pop And you know, there were a lot of older couples and they had small Wohnenladen there. You, know a little shop and you could buy a shirt for two marks, you know, and it was still in it's package from the fifities.

Erzähler Ein Hemd für zwei Mark, immer noch in der Verpackung

aus den 50ern.

Iggy Pop You know. And you could go to your corner bar and get a very, very good beer. Good fassbier with a good hat on it,

very cheap. 22

Erzähler In den Eckkneipen gibt es gutes Bier. Aber setz dich besser nicht an den Stammtisch.

Iggy Pop Just don't try to sit on the Stammtisch. (lacht) You know.

Erzähler Sogar ein paar Brocken deutsch hat er in dieser Zeit gelernt.

Iggy Pop Ich habe vergessen meine mot – oh, no, that´s French – meine Worten. Ich habe gelernt auf die Kneipen und die Ecken mit die Alten. Die Jungen will nicht sprechen mit

mir. They hated it. You know. All the German students were all grumpy and very very testy about everything.

Erzähler Die deutschen Studenten in Westberlin waren schlechtgelaunt und misstrauisch. Die wollten ihr Hasch rauchen und in Ruhe gelassen werden.

Iggy Pop They just wanted to smoke their hash and be left alone basically.

Musik Iggy Pop: „Nightclubbing“

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Erzähler „Nightclubbing“ heißt der Song. Er handelt vom Ausgehen.

Esther Friedman

Ja, Nightlife. Ja Iggy ist oft ausgegangen. Ich war ja nicht immer dabei mit David. Die haben oft ihre Streifzüge gemacht. Ich weiß die sind gerne in Berlin ausgegangen,

thats for sure.

Erzähler Und haben dabei neue Leute kennengelernt. Zum Beispiel Esther Friedman. Sie ist eigentlich wegen ihres Freundes nach Berlin gezogen. Und läuft dann eines Abends auf

einer Party Iggy über den Weg.

Esther Friedman

Ich wusste ja gar nicht, wer er ist. Er hatte diese riesigen blauen Augen und war unheimlich schön. Sehr schöner

Mann. Und das war mein erster Eindruck und dann haben wir uns kennengelernt, und ist dann auch ein schöner Mann auch geblieben.

Erzähler Sieben Jahre lang sind die beiden ein Paar. Wohnen im gleichen Haus wie David Bowie. Hauptstraße 155.

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Berlin Bowie Tour

In Schöneberg hamse gewohnt. Zwei der berühmtesten Leute oder vielleicht sogar die zwei berühmtesten Musiker, die wa am Hansa-Studio auch schon mal am Wickel hatten. David Bowie und Iggy Pop. Hier früher, durch diese braune Tür sind se rin. Oben erste Etage. Von uns aus gesehen linke Seite hamse gewohnt in ner ziemlich großen Wohnung. 6/7 Zimmer Wohnung.

Szene

Bowie spielt auf der Gitarre rudimentäre Akkorde und Melodiefetzen von „Heroes“, singt dazu und murmelt ... ‚is perfekt’

Text drüber

Edu Meyer Das war ja wie ein Atrium, man konnte also einmal durch

alle Zimmer einmal rumgehen und in allen Zimmern keine Möbel natürlich. War ne leere Wohnung, die die da übernommen haben, aber es lag überall ne Matratze. Also falls Besucher kamen, konnten die da übernachten. Und in einem Zimmer stand ne Staffelei, also er hat auch gemalt, das konnte man da sehen. Kann mich aber nicht mehr erinnern, welches Bild da also gerade auf der Staffelei stand. Und dann eben dieses Musikzimmer, wo man also ein bisschen Equipment und auch ne Gitarre

hatte und ne Stereoanlage, wo man sich also besprechen konnte. 25

Erzähler Anfangs wohnen sie hier zusammen in einer WG. Bowie, seine Assistentin Coco Schwab, Iggy und Esther. Und weil Bowie der ist mit dem meisten Geld, sorgt er dafür, dass der Kühlschrank voll ist.

Bowie murmelt ... ‚is perfekt’...

Berlin Bowie Tours

...dann kam Iggy nach Hause. Und der war teilweise bisschen auf Abtörn auf Turkey. Hat den Kühlschrank leerjefressen, hat n bisschen Chaos in der Wohnung angerichtet. Und irgendwann meinte Bowie wohl zu ihm: „Es tut mir leid, wir sind zwar noch Freunde, aber such‘ dir wat eigenes.“ Und dann war Iggy n bisschen traurig, aber hat dann im Hinterhof 155, da habt ihr auch noch die Nummer dran, weil überm Hauseingang hier rechts is sie ja gar nicht mehr zu sehen, da durch zur linken Seite zweite Etage, hatte Iggy dann so ne 2-Zimmer- Butze mit Esther...

Szene

Schritte im Treppenhaus, zwei Personen, Iggy und Esther, Treppen rauf

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Esther Friedman Das war seine erste Wohnung, seine erste eigene Wohnung in der Hauptstraße. Und er liebte die Wohnung, er fand die so fantastisch. Der hatte sich sogar eine gestreifte Tapete mit Goldkordel. Er dachte, das gehört

jetzt dazu. Das is a man's appartment und es gehört dazu,

eine gestreifte Tapete mit Goldkordel oben drüber so ne Borte.

Szene vor Iggys Wohnung angekommen, hineingehen, Feuer machen, Kohleschaufel. In Wohnung herumgehen.

Iggy: You got the key? Machst Du auf?

Tür wird aufgeschlossen, dann in der Wohnung

Esther: Aawww, shit James, hast du's schon wieder vergessen?

Iggy: What? Was hab ich vergessen?

Esther: Den Ofen! It's fucking cold in here!

Iggy: Oh, fuck, sorry, sweetheart.

Esther: Oh. I'm freezin'! You idiot!

Iggy: Fuck, ich mach sofort Feuer, Süße. Okay? I am… Shit I’m so sorry!

Esther: Wie oft hab ich dir schon gesagt, lass es nicht ausgehen. Es ist November, it's cold, for god's sake!

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Esther Friedmann

Naja unsere Wohnung war recht bescheiden. Die war im

2. Stock. Wir hatten am Anfang Kohleöfen. Und das war schon für uns beide, was ganz neues. Für ihn als

Amerikaner aus Detroit und für mich als Jewish Princess aus der Schlüterstraße.

Musik Iggy Pop: „Lust For Life“

Berlin Bowie Tour ...ein Café wollt ick euch noch zeigen, wo die abgehangen haben das „Neue Ufer“. So jetzt steht der natürlich hier auch total super..

Wolfgang Müller

Ich würde sagen, Schöneberg das interessante war, ja wirklich, dass da so die queere Szene, schwule Szene,

schwul-lesbische Szene ist am Nollendorfplatz schon gewesen in den 20er Jahren interessanterweise.

Edu Meyer "Anderes Ufer“ ist ne Kneipe, die also ein Haus weiter ist von Hauptstraße 155, heißt heute „Neues Ufer“. Die hieß damals „Anderes Ufer“, weil also die Schwulenszene

da stattfand und er dadurch also doch sehr angezogen wurde und hat da also abends gesessen und sein 28

Feierabendbier getrunken nach dem Studio oder wie auch immer.

Erzähler Dass Bowie auf Frauen und auf Männer steht, ist kein Geheimnis. In Berlin hat er eine Affäre mit der transsexuellen Sängerin und Tänzerin .

Claudia Skoda

Ja die mochten sich sehr gerne. Romy ist ja auch eine tolle, eine irre Person. Einfach so von ihrem Charisma und auch mit ihrer, sie ist ja weiblicher als Weiber manchmal. Und dann mit ihrer Bar und mit ihren Bühnenauftritten, das war ja

zu der Zeit faszinierend.

Musik Romy Haag - „Superparadise“

Berlin Bowie Tours Sie hatte ne Bar, „Chez Romy“, das war wirklich der Treffpunkt damals in Berlin, da liefen diese ganzen Bohème- Shows, also so n Mix aus dieser Bohème, dann 20er/30er Jahre, bisschen Punkrock, bisschen Disco, also, sie hat ganz viele Sachen da verbunden. Und da waren sie alle, da war Mick Jagger von den Stones, da war Freddy Mercury von Queen, wenn er hier gefeiert hat, Bowie...

Erzähler Das ist etwas, das ihn an Berlin schon länger anzieht: die Vergangenheit der Stadt. Die wilden 20er Jahre, als Berlin

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als modernste, liberalste Stadt Europas gilt. Der Thin White Duke, eine seiner Kunstfiguren, mit streng zurückgegelten Haaren, Hut und dreiteiligem Stresemann-Anzug, ist ein Tribut an diese Zeit.

Wolfgang Müller Naja Bowie hat ja sich bezogen ganz stark auf Christopher Isherwoods Roman „Goodbye to Berlin“, der später als, mit Liza Minelli da als Kabarett verfilmt wurde.

Musik Liza Minelli: „Cabaret“

Wolfgang Müller Und dieser Film der war ein Riesenerfolg. Und auch in der Punkszene in London zum Beispiel ein riesen Erfolg oder im Ausland. Und (…) das war im Grunde der Werbefilm für Berlin. Weil Berlin war in Wirklichkeit ziemlich morbid und abgewrackt, aber jetzt kommt plötzlich ein Film, der so in den 20er Jahren/30er Jahren diese Grenze zum Faschismus spielt und die Leute unglaublich fasziniert.

Adolf Hitler Rede aus Lautsprechern

(die Musik immer mehr zurück, die Rede nach vorn)

Wolfgang Müller Na in dem Roman von Christopher Isherwood, da geht es ja auch um diese merkwürdige Verschränkung, dass es einerseits sehr liberal ist, so ein bisschen Tanz auf dem 30

Vulkan und es kommen aber die Nazis und es kommt schon die Reaktion im gleichen Moment auf diese Liberalität, das wird ja auch schon thematisiert. Also das brennt sozusagen.

Bowie Ich glaube, ich hätte einen verdammt guten Hitler abgegeben.

Sprecherin Interview im , 1976.

Bowie Ich wäre ein hervorragender Diktator. Sehr exzentrisch, ziemlich verrückt.

Erzähler Solche Sätze hört man Mitte der 70er in Interviews oft von ihm. Großbritannien würde davon profitieren, wenn es von einem faschistischen Diktator angeführt würde, sagt er im britischen New Musical Express.

Bowie Ich glaube stark an den Faschismus.

Erzähler Tut er das wirklich? Oder ist es nicht eher das Kokettieren mit dem Verbotenen? Machen viele damals. Die Punks in London malen sich Hakenkreuze auf die Jacken. Die Love- And-Peace-Parolen der Hippies sind langweilig geworden. Man will was Gefährliches, was Aufregendes.

Bowie Hitler war einer der ersten Rock Stars. Sieh dir einen seiner Filme an, wie er sich bewegt hat. Er hätte einen guten Mick Jagger abgegeben. Wenn er auf die Bühne kam, hatte er sein Publikum im Griff. Er war kein Politiker. Er war Medienkünstler. Er hat ein ganzes Land inszeniert.

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Edu Meyer David Bowie war eben sehr interessiert an den Dingen, an den Überbleibseln aus der Nazivergangenheit das konnte man ja also merken, dass er da viel auch drüber sprach und er hat ja dann auch den Osten besucht und hatte auch ein Auto zeitweilig, diesen schwarzen Mercedes, diesen berühmten Mercedes, wo er auch mal dann abgelichtet wurde mit Hitlergruß.

Erzähler Da bringt Edu Meyer jetzt ein bisschen was durcheinander. Das berühmte Foto im schwarzen Mercedes stammt von der Victoria Station in London. Und ob die erhobene Hand ein Hitlergruß ist oder einfach nur ein Winken für die Fans, ist nicht ganz klar. Aber die Faszination für die Ästhetik des Faschismus ist nicht zu leugnen. Und sie lässt ihn natürlich in Berlin erst recht nicht los.

Edu Meyer Ja da gibt es auch dieses Foto, wo er vor der Wache steht, nich. Wo unter den Linden diese berühmte Stelle, die es heute auch noch gibt, also vor’m Zeughaus war das.

Erzähler Da steht er mit verschränkten Armen im Wehrmachtmantel. Vor dem Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus.

Musik David Bowie: „V2 Schneider“ Was ist das für eine seltsame Obsession? Vielleicht hat es zu tun mit Grenzen. Und dem Überschreiten von Grenzen. Zwischen den Geschlechtern. Zwischen Ziggy Stardust und Thin White Duke. Zwischen Ost und West. Zwischen Vergangenheit und Zukunft. 32

In Berlin passiert all das gleichzeitig, vermischt und überlagert sich. An einem Abend geht Bowie mit Romy Haag aus, am nächsten Tag trägt er Karohemd. Er läuft durch Straßen, deren Gebäude schon in der Weimarer Republik da waren. Und er hört Zukunftsmusik. Von der Elektronik- Band Tangerine Dream zum Beispiel. Mit deren Kopf Edgar Froese ist Bowie gut befreundet. Zum launigen Radiointerview im Nachtprogramm des RIAS kommt er aber trotzdem nicht mit.

RIAS Radiosendung Moderator 1: Es gibt Leute, die behaupten, Du bist nur in Berlin, um endlich mal n Autogramm vom David Bowie zu kriegen, ist das richtig? Froese: Natürlich ist das richtig. Ich meine, liegt doch auf der Hand, oder? Moderator 2: David Bowie produziert gerade wieder in Berlin, oder was? Froese: Der produziert gerade wieder in Berlin. Moderator 1: Mit Eno zusammen, ne. Warum haste den David Bowie nicht mitgebracht, heute Abend? Froese: Ja, ich hab ihn telefonisch nicht erreicht heute. Moderator 1: Und warum nicht? Nun erzähl doch bitte. Erzähl doch, warum du ihn telefonisch nicht erreicht hast. Froese (lacht): Sein Telefon war blockiert. Moderator 1: Und warum blockiert? Froese (lacht): Vielleicht hat er's nicht bezahlt. Moderator 1: Das wollt ich doch hören! (Gelächter) 33

Musik David Bowie: „Speed Of Life“

Erzähler Der Star, der seine Telefonrechnung nicht bezahlen kann? Schwer vorstellbar, aber finanziell ging es ihm damals wohl wirklich nicht besonders. Fast pleite sei er damals gewesen, sagt er in Interviews. Deshalb auch die für seine Verhältnisse bescheidene Wohnung in Schöneberg. Deshalb auch der rostige alte Mercedes von 1965, den er fährt. Mit dem kutschiert er seine neuen Freunde durch die Stadt. Leute aus der Kultur- und Kreativ-Szene, die sich damals in Berlin entwickelt.

Jim Rakete In den 76/77/78er Jahren gab es einen riesigen Trend in Berlin, dass Leute eben in diese sterbenden Betriebe neue Lofts bauten, mit neuen Ideen. Und da haben sie Möbel gemacht oder gestrickt oder fotografiert oder irgendwas und da waren so Leute wie Claudia Skoda oder meinetwegen auch meine Fabrik, das waren so eigentlich neue Standorte, an denen sich ne neue Jugend trainierte.

Erzähler Claudia Skoda lernt David Bowie über einen gemeinsamen Freund kennen. Claudia Skoda Tja und dann klingelte das irgendwie einen Abend, in

der Fabrik war das damals, in Kreuzberg und da stand vor

der Tür David, Iggy und Coco Schwab, die drei. David Bowie

habe ich mir natürlich völlig anders vorgestellt. Aber Iggy,

den fand ich toll. Der sah so richtig gut sleazy, so wie man

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das gerne hatte, in der Zeit.

Dann hat man sich öfter gesehen und man ist auch

zusammen ausgegangen, im Nachleben damals, tanzen

gegangen oder wir sind häufig dann abends noch so um die

Häuser gegangen.

War ja auch bekannt, dass Berlin so eine gewisse

dekadente Stadt ist, durch diese sagen wir mal, dieses man

musste nicht um 10 die Bürgersteige hochklappen, sondern

man konnte die ganze Nacht durchfeiern.

Erzähler Die Streifzüge durch die Nacht beginnen gern im Restaurant von Ossi Wiener.

Atmo Kneipe

Esther Friedman Exil, war ein schönes Restaurant am Paul-Lincke-Ufer. Da gab es ein Billardzimmer hinten Raum, und da hat der David sehr gern Billard gespielt.

Erzähler Und deftig gegessen. Esther Friedman Jaja österreichische Küche oder deutsche Küche, fanden die ganz toll. Klar, nach California, wo niemand was isst.

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Claudia Skoda Da gab es ein Gericht, das war Hirn. Und das mochte er sehr gerne, da ist er sehr gerne hingegangen.

Musik Iggy Pop: “Nightclubbing”

Erzähler Dann zum Tanzen in den Dschungel. Mit dem New Yorker Studio 54 wird das gern verglichen. Da treffen sich Ende der 70er, Anfang der 80er wirklich alle. Martin Kippenberger, Nina Hagen, die Humpe-Schwestern, Nick Cave. Blixa Bargeld. Und das Punk-Girl Ratten-Jenny. Die hat auch Bowie beeindruckt.

Bowie Ich erinnere mich an ein Mädchen, das ich dort kennen lernte.

Sprecherin Interview im Tagesspiegel, 2002

Bowie Auf ihrer Schulter saß eine Ratte, die mit einer Kette festgebunden war und ihr überall auf dem Kleid herumkletterte. Das war ziemlich schräg. Da waren überhaupt sehr schräge Leute. Ich erinnere mich an zwei Typen, die wir immer wieder trafen. Sie hatten Glatzen und waren als Chirurgen verkleidet, inklusive Gummihandschuhen und Stethoskop um den Hals. Auch ziemlich bizarr.

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Erzähler Vom Dschungel geht’s weiter ins SO 36.

Esther Friedman Das war so einer der ersten so Punkläden mit Livemusik und das hatte glaube ich Martin Kippenberger mit Freunden gegründet. So wenn wir ausgingen, da sind wir da auch vorbei. Meistens so von abends 8 bis morgens 2-3. Manchmal früher manchmal später, kam drauf an wie amusing alles war.

Erzähler In einer Nacht ist es mal gar nicht so amusing. Zumindest für einen nicht.

Szene

Atmo Leere Stadtatmo

Iggy kommt leicht betrunken die Straße entlang, summt „Lust for Life“ vor sich hin.

Erzähler An diesem Abend sind Esther und Iggy nicht zusammen unterwegs.

Iggy ...Call Esther.

Erzähler Es ist morgens um vier. Iggy will telefonieren.

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Iggy betritt Telefonzelle, wirft leicht betrunken Geld ein, fängt an zu wählen, da geht laut die Tür zu, wird abgeschlossen.

Esther Friedman Damals diese alten Telefonzellen die hatten tatsächlich so Generalschlüssel. Und da muss jemand so einen Generalschlüssel geklaut haben oder hatte einen und fand das lustig.

Iggy schrickt auf, versucht, im ersten Impuls, Tür aufzumachen „Mach auf. Fuck...“

Iggy wirft Geld ein, wählt, Freizeichen, eine ganze Zeit lang

Iggy Come on, honey, take the call….. Help….

Esther (durchs Telefon, aus dem Schlaf geholt) Ja, bitte?

Esther Friedman Also morgens um 4 klingelt bei mir das Telefon. Its me, its Iggy, its Jim, ich bin in der Telefonzelle eingesperrt. Ich sage, wie eingesperrt. Ja der war eingeschlossen. Ich habe ihm nicht geglaubt. Ich habe aufgelegt.

Iggy hört das Besetzt-Zeichen durchs Telefon. Hängt wütend ein, versucht es erneut. Besetzt. „...Fuck...Fucking shit... Aaaw, fuck you. Bin eingesperrt. Mach auf! Fuck ...“

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Erzähler: Iggy versucht es nochmal. Aber Esther hat den Hörer nebens Telefon gelegt.

Iggy Im Folgenden hören wir einen fuchsteufelswilden, aber auch verzweifelten Iggy fluchen, gegen die Glastür ballern, um Hilfe rufen etc.

Iggy „Esther pick up the phone ... I’m freezing. Polizei. Fuck. Damn it. Come on...“

Esther Friedman Der arme Kerl war bis morgens um 7 in dieser Telefonzelle eingesperrt, bis jemand vorbeifuhr, ein Taxifahrer der das gesehen hat und hat jemand angerufen, die haben ihn dann befreit.

Musik Iggy Pop: „Lust For Life“

Erzähler Hoffen wir mal, dass am nächsten Tag keine Aufnahmesession angesetzt ist. Die beginnt im Hansa- Studio um 10.

Musik

„The Passenger“ wird geprobt, dann abgebrochen, mehrmals

Edu Meyer Also das war so ein einheitlicher Anfang und wir als Toningenieure haben dann also die Vorbereitungen getroffen, Kaffee gekocht und wenn was angesagt war,

eben aufgebaut, den Aufbau gemacht für Overdubs, also für Streicher oder für was auch immer.

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Und dann kamen die auch pünktlich.

Studiodurchsage Edu

Iggy Pop, The Passenger, Take one, es läuft.

Edu Meyer Und dann ging das los. Also, dann wurde richtig gearbeitet am Band. Dann war dann stramme Arbeitszeit und dann gab es Mittagsessen in der Kantine unten, die gab es dann auch schon oder man ging zum Italiener, das war also auch sehr beliebt.

Erzähler Bürgerlicher Berufsalltag.

Studiodurchsage Edu

Iggy Pop, The Passenger, Take two, es läuft.

Erzähler Irgendwie kriegen die Jungs das hin. Trotz durchfeierter Nächte.

Edu Meyer Ja, das habe ich mich auch gewundert. Also, das fand ich schon erstaunlich, also, wie die das auf die Reihe gekriegt

haben, das war schon toll.

Erzähler Kann sein, dass das Koks dabei manchmal hilft. Das mit dem Runterkommen klappt nämlich nicht so leicht, wie die beiden das geplant hatten.

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Bowie Ich bin aus L.A. geflohen. Der Welthauptstadt des Kokains . Und wo landete ich in der Welthauptstadt des Heroins.

Edu Meyer Ich meine, es war wahrscheinlich an Drogen alles zu bekommen, was man haben wollte.

Studiodurchsage/Edu

Iggy Pop, The Passenger, Take Three.

Esther Friedman

Iggy hat ja auch ein Interview gegeben, (...) dass er in Berlin von Bier, Wurst und Koks sich ernährt hat. Deswegen. Ich spreche jetzt nicht aus dem Nähkästchen.

Edu Meyer Ich weiß nur, dass Drogenkuriere gab es, der kam dann regelmäßig und hat die versorgt, nicht.

Erzähler Im Hansa-Studio muss das Zeug allerdings eh draußen bleiben. Drogen strikt verboten.

Edu Meyer

Also es wurde von Vornherein abgelehnt, Drogen zu nehmen im Studio. Also das gab es nicht, sondern es gab nur Kindl-Bier. Und es stand immer eine Kiste Bier da.

Studiodurchsage/Edu

Iggy Pop, The Passenger, Take four. Läuft.

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Musik Iggy Pop „The Passenger“

Erzähler Die Songs, die hier entstehen, haben viel mit dem Alltag zu tun. „The Passenger“ zum Beispiel, Iggys größter Hit bis heute. Klar, da geht es auch um die großen Themen. Das wir alle nur auf der Durchreise hier sind und so weiter. Aber der Ausgangspunkt ist erstmal ziemlich banal.

Atmo S-Bahn

Esther Friedman Ja, U-Bahn, S-Bahn das war unser ganzes Glück. Also wir haben uns immer bestimmte Routen ausgesucht. Also Iggy hat sich die Routen ausgesucht und dann haben wir uns einfach in die Bahn gesetzt und haben Berlin erkundet.

Esther Friedman

Mal an den Wannsee gefahren mit der S-Bahn oder mal mit der U-Bahn da und da. Das hat Spaß gemacht irgendwie. Wir hatten kein Auto, also war das perfekt.

Atmo Bahn

Musik David Bowie: „Neuköln“

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Bowie Ob das nun gut ist oder nicht, ich bin absolut beeinflusst von meiner Umgebung, das prägt mein Schreiben sehr stark. Das nimmt manchmal fast absurde Züge an. Es gibt einen Track auf dem Album, der heißt Neukölln. Das ist eine Gegend in Berlin, wo viele Türken unter schlechten Bedingungen hausen. Sie sind eine sehr isolierte Community. Das ist sehr, sehr traurig. Und diese Art der Realität hat viel zur Stimmung auf „Low“ und „Heroes“ beigetragen.

Wolfgang Müller Ich bin damals in Neukölln direkt an der Mauer, mit dem Auto sind wir lang gefahren, das ganze Auto war

vollgequalmt, weil wir geraucht haben wie die Schlote

und draußen war alles voll Kohlenluft von den Öfen im

Winter und dazu lief dann dieses Stück von der

Rückseite da von der LP von Heroes, das war einfach

wie die Musik zum Film. Also wir waren wirklich in

einem Film. Und diese Unwirklichkeitsgefühle, die

werden mit dieser, in dieser Musik wahnsinnig gut

beschrieben, wie ich finde. Das ist ein tolles Abbild

dieser Atmosphäre.

Musik Aphex Twin : - Heroes

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Erzähler „Heroes“ - Bowies definitive Berlin-Platte. Mit dem definitiven Berlin-Song. Ein Liebeslied, das im Schatten der Mauer spielt. Bei den Arbeiten am Album hat er immer wieder ein junges Paar beobachtet, erzählt er.

Bowie Sie hatten offensichtlich eine Affäre. Und ich dachte: Warum sucht ihr euch, von allen denkbaren Treffpunkten in Berlin, ausgerechnet eine Bank unter einem Wachturm an der Mauer aus?

Erzähler Tun sie das wirklich? Oder ist das einfach die schönere Geschichte – eine Liebe als Auflehnung gegen die staatliche Autorität? Andere erzählen die Entstehung des Songs anders. Auch mit einem Liebespaar, aber keinem anonymen. Sondern mit Tony Visconti. Und Antonia Maaß.

Eduard Meyer Antonia war als professionelle Sängerin beteiligt an den Backing Vocals, also an den Hintergrundchorstimmen. Hat die beiden gebeten, ihn doch mal alleine zu lassen, er wollte sich mal mit dem Text beschäftigen. Und dann haben die einen Spaziergang gemacht und hat er angeblich die beobachtet, wie sie sich Arm in Arm dort an der Mauer bewegt haben, was also bis heute nicht klar ist. Antonia sagt, nein und Visconti hat mir also erzählt, ja da war doch ein bisschen was. Also das war nicht ganz ohne. Und als die dann wiederkamen nach dieser halben Stunde sagt er, ‚I've got it’. wir können jetzt aufnehmen und dann hat er diesen Text gesungen.

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Musik David Bowie: „Heroes“

Erzähler Welche Version der Geschichte stimmt nun? Ist eigentlich auch egal. „Heroes“ - das können alle sein. Das ist es ja, was der Song sagt. Das Liebespaar an der Staatsgrenze. Die türkischen Migranten in Neukölln. Oder ein Superstar, der es schafft, sich selbst aus dem Sumpf zu ziehen.

Musik David Bowie: „Heroes/Helden“ (deutsche Version)

Ein Musiker, der schon mit 30 scheinbar alles erreicht hat. Und der trotzdem noch mal alles auf null setzt und was Neues beginnt. Klingt pathetisch? Ja klar. Und dann auch noch auf Deutsch.

Erzähler „Heroes“ ist der Höhepunkt von Bowies Berlin-Trilogie. Deren dritter Teil, „Lodger“, aber schon in der Schweiz und in New York entsteht.

Musik David Bowie: „Move On“

Jim Rakete Mit diesen drei Platten ist ein Lebensgefühl auf den Punkt gebracht worden, was jeder in dieser Stadt empfunden hat. Und das hieß halt einfach, aus dieser großen Depression Berlin, die besten Früchte zu sammeln.

Claudia Skoda

Und dieses Gefühl, was er hier in Berlin vorgefunden hat mit der Frontstadt, das ist ja nun mal auch sehr speziell gewesen zu der Zeit, dass man so was erleben konnte. Ich wollte ja, er wäre hier gewesen, als die Mauer geöffnet 45

wurde. Ich habe dann oft an ihn gedacht. Dann dachte ich,

na das wäre was. Wenn man zu der Zeit. Das war ja auch nochmal so eine Aufbruchsstimmung für so viele Menschen. Ne so. Aber naja da war schon wieder ne andere Zeit.

Eduard Meyer Also ich glaube durch die Anwesenheit von David Bowie in den 70ern, Mitte der 70er Jahre, hatte zur Folge, dass plötzlich Bands aus aller Welt zu uns kamen, aus Finnland und aus Schweden und aus Australien, also von überall in der Welt.

Erzähler , Killing Joke, Siouxie and the Banshees, Sisters Of Mercy, Nick Cave and The Bad Seeds und Die Einstürzenden Neubauten haben hier Platten aufgenommen. Und die Bands kommen bis heute. Pixies, U2, R.E.M., , Snow Patrol, Peter Fox, The Kooks, Olli Schulz, Kent, Supergrass...

Jim Rakete Jemand betritt so ne Stadt, stellt seinen Koffer hin, mietet ne Wohnung an und macht was. Und viele Jahre später setzen sich all diese Bemühungen und diese harte Arbeit an diesen Alben und dieser Kampf mit sich und den Drogen und den Begegnungen und den Einflüssen, setzen sich zusammen zu etwas, was der Stadt etwas zurückgibt. Die ganze Schmelztiegelhaftigkeit von Berlin, was immer hatte,

ist aber irgendwie zum Blühen gekommen, durch dieses Phantom David Bowie. Dadurch dass es jemanden gab, der den eigentlich kaum jemand gesehen hat, der aber eine ganz magische Präsenz hatte für die Stadt. Und er hat was

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hinterlassen, was unglaublich ist. Also er hat hinterlassen, dass in diesem Wasteland, in diesem Westberlin solche

Sachen möglich sind. Dass man ohne den Einsatz von riesigen Mitteln, sondern einfach nur mit schierem Talent und Kommunikation Sachen erzeugen kann, die larger than life sind.

Musik David Bowie: „Where Are We Now“

Erzähler Und wo sind wir jetzt? David Bowie fragt sich das in seinem Song „Where Are We Now“ von 2013. Da erinnert er sich an Berlin, diese anderthalb Jahre, vielleicht seine beste Zeit.

Erzähler Er singt über die U-Bahn am Potsdamer Platz, ans KaDeWe, die Nächte im Dschungel.

Atmo U-Bahn

Berlin Bowie Tour als Atmo

Erzähler Heute sehen Touristen sich das beim Sightseeing an. Sie kommen von überall.

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Thilo Schmied

Ganz viele Engländer ganz viele Skandinavier, Amerikaner, Italiener, Spanier, so wie heute, Franzosen, aus Marokko war heute jemand mit dabei. Und der war auch, ich glaube, Anfang zwanzig, aber absoluter Hardcore-Fan und die wollen dann alles wissen. Alles.

Erzähler Naja, alles vielleicht nicht. Das geht ja auch gar nicht.

Esther Friedman

Es ist ein Gefühl und manchmal kann man Gefühle nicht erklären. Ich denke, das ist das wichtigste, glaube ich, dran. Das ganze Berlin war ein großes Gefühl und Gefühle kann man einfach nicht erklären und sollte man auch nicht, denke ich. Got to leave a little mystery.

Musik David Bowie: „Heroes“

ABSAGE:

I’ve never felt freer than I did in Berlin. Ich hab mich nie wieder so frei gefühlt. David Bowie in Berlin. von Christian Mö̈ ller

Mit O-Tönen von: Iggy Pop, Edu Meyer, Claudia Skoda, Jim Rakete, Wolfgang Müller, Esther Friedman, Thilo Schmied und Edgar Froese.

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Mit Andreas Fröhlich als David Bowie.

Daniel Brunet als Iggy Pop

Johannes Flachmeyer als Tony Visconti

Florian Anderer als Edu Meyer und Anna Böttcher, Gerd Grasse, Bettina Kurth, Johanna Marx.

Als Erzähler Stefan Kaminski.

Technische Realisation: Jonas Bergler

Regieassistenz: Jasmin Schäffler

Regie: Thomas Leutzbach

Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks Köln 2015

Geräusch Tape anhalten

Redaktion: Natalie Szallies

ENDE

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