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Kollektivbetriebe als ‚konstruktiver Sozialismus‘? Nr. 6 • November 2011 • 4 Euro Büchertisch • unsere Lese-Empfehlungen! Für libertären Kommunismus & Rätedemokratie 2 3 Syndikat A Veröffentlichungen des ArchivAnarchosyndikalistischer Karl Medienvertrieb Roche: Bismarckstrasse 41 a · D-47443 Moers | BRD Die Kritik der Waffen • Mehrere Broschüren und Artikel und Texte im InternetBestelltelefon /www.archiv-karl-roche.de Fax: +49 (0) 28 41 53 73 1 6 59 [email protected] · www.syndikat-a.de Diese Broschüren hat das AKR in Zusammenarbeit mit dem Verlag Syndikat-@ herausgegeben: barrikade ersetzt niemals die Syndikat A Anarchosyndikalistischer Medienvertrieb 58 Bismarckstrasse 41 a · D-47443 Moers | BRD Waffe der Kritik Bestelltelefon / Fax: +49 (0) 28 41 53 73 1 6 E-Mail: [email protected] web: www.syndikat-a.de Die barrikade-Prinzipien: Am 13. März 1920 versuchte die deutschnationale Rechte zum ersten Mal, sich an die Macht zu putschen. Dieser – nach einem seiner An- ► grundsätzliche Ablehnung des nach-faschistischen Arbeitsrechts führer „Kapp-Putsch“ genannte – Staatsstreich brach binnen einiger Tage zusammen. Dazu wesentlich beigetragen hatte der bislang größ- Iquismol oreriurerci tis nullam verit laore esto do commy niate conulluptat. »Man kann aber keinen politischen Kampf ohne Klarheit führen, ohne ein dog- te Generalstreik in der deutschen Geschichte und der bewaffente Wi- Uptat dolestrud tem vendre er adio od exerat. Se modo odolore magna ad und der damit einhergehenden Regelementierung und Unterdrü- der stand von Arbeitermilizen an vielen Orten. Nur wenige Tage spä - min utat, susciduis dionsequat, si. ter jedoch hetzte die soeben gerettete Reichs regierung, die gleichen Fritz Linow matisch starres Programm, das doch wieder biegsam und elastisch sein muß wie Putschtruppen gegen das Pro letariat u. a. des Ruhrgebietes. Unter ckung revolutionärer Betriebsarbeit, Gewerkschaften und der Arbei- der Verantwortung des SPD-Ministers Noske schlugen dessen rechts- Magna commy nostrud delenim voluptatum dignismolore duis nullamconsed bester Eisenstahl – mit Gefühlen allein kann man keine Revolution machen. extreme Freikorps die „Märzrevolution“ (Titelbild) nieder und ver an- magna coreetu msandiamet, susto od euguerat. Ut ilisl ing eugue tet ilisim stalteten ein Blutbad unter den geschlagenen Ar bei te rInnen. terbewegung durch ein sozialpartnerschaftliches Betriebsverfassungs- adipsum sandiat, commodit digna commolorem zzrit ad et wis nulpute „ Wer die Macht hat, Aber ohne sie auch nicht.« Der vorliegende Text aus der Feder des bekannten deutschen Anarcho- magnim vel ulla faccumsandreRudolf Rockerdelenim in erat aliquis dolut la commod ex gesetz, Tarif-, Arbeits- und nachgeordnetes repressives Sozialrecht, Syndikalisten , wurde im Archiv der schwedischen syn- euguerat. Lan velestinisi. hat das Recht!“ di kalistischen Gewerkschaft SAC (wieder)entdeckt. Da das deutsch- • Kurt Tucholsky: Deutschland, Deutschland über alles sprachige Manuskript für die schwedische Broschüre „Kapp-Kuppen“ Der Kapp-Putsch verschollen ging, wurde es für die vorliegende Broschüre aus dem Luptat incinci lissim dionsecte dolorem alis nit am dolupta tuerostrud tat Gewerkschaftsbewegung ► grundsätzliche Ablehnung von Betriebsrats-Arbeit und Abschluß Schwe dischen rück übersetzt. Eine historische Einordnung und um- alit am quatueratis adiamcoEine nsenim Schilderung dolessi. ausEraesed dem tat. Deutschland Ommy nullandrem oin, fang reiche Quellen und Verweise runden diese deutschsprachige und Arbeitsrecht von friedenspflichtigen Tarifverträgen, dagegen setzen wir gewerk- Erst ver öffentlichung des Textes von Rudolf Rocker ab. zzriliq uamcons equissimder quamcon Noske-Diktatur sequat. Irit, quisis alismolummy nim vulput dolestrud dunt nibh ex ea amet ad dolorper susto dit dolorpero EUR 2,50 odoloborer autat pratie voloreetum volore modo odiam, con ulla aut illaor schaftliche Betriebsgruppen, revolutionäre Vertrauens oder Obleute, M in dieser Ausgabe wollen wir an die spanische Soziale alisi. Arbeiterräte und Betriebsvereinbarungen ohne Friedenspflicht, Revolution von 1936 dadurch erinnern, daß wir unseren aktu- Agna facinis dipsum nibh euguer am, vel eros nos nonulla ndipsum duis am zzrilla consectet iure euis ex eugait acip etuerosto od doluptat ► Ziel ist der libertäre Kommunismus in Form der industriellen und praessectet, suscilit, quat. Em zzrilit lor iriure coreetum alit vendio dignisci ellen theoretisch-praktischen Beitrag zu Kollektivbetrieben heut- http://www.syndikat-a.deting exerosto58 commy nonumSYND inIKAT hendrem A ditM ED nostoIEN cortinimVERT ipR I entEB nit kommunalen Selbstverwaltung durch ein föderalistisches, antistaatli- ipsum in ea aut dolorer cipisi tat vulputa tueratum dolut verat la feu. zutage durch weitere Texte ergänzen: Der Nachruf von Helmut ches und antinationales Rätesystem, Folkert Mohrhof ▲058_rocker_kapp.cov.indd Karl 1-2Roche-Texte 1919, 17.07.2010 8:04:16 Uhr Rüdiger zu Joan Peiró paßt zu dem Artikel Augustin Souchys über 70 Seiten, AKR - € 3,50 Der Kapp-Putsch ► der kapitalistischen Globalisierung von oben setzen wir die globale Der syndikalistische Streik ▲ die Kollektivierung in Katalonien. Eine Würdigung Peirós genos- Rudolf Rocker Klassensolidarität von unten entgegen – die Arbeiterklasse hat kein auf dem Ozean-Dampfer http:- rückübersetzter//www.syndikat-a.de Test von 59 SYNDIKAT A MEDIENVERTRIEB Vaterland, der Kampf des Proletariats ist nicht nur international, er senschaftlicher und gewerkschaftlicher Arbeit fehlt ebensowenig ‚Vaterland‘ 1914 ▲ 059_linow_arbeitsrecht.cov.indd 1-2 1920, geschrieben für die 18.07.2010 8:06:40 Uhr ist antinational. wie ein kurzer Beitrag zur Fusion von CNT-UGT zur spanischen nur als pdf-verfügbar auf schwedische SAC Wer die Macht hat hat das Recht! Einheitsgewerkschaft 1938. unserer Webseite von Fritz Linow Begriffsklärung: • Diesmal nur kurz und Nordwestdeutschland - die ► Bar|ri|kade – ein Schutzwall im Straßenkampf, Straßensperre Einleitung: Zur Entstehungsgeschichte des Arbeits- ► Syn|di|ka|lis|mus – romanische Bezeichnung für revolutionäre Ge- Erinnerungen des KAPD-Aktivisten Jan Appel. rechts, Gewerkschaftsbewegung und Arbeitsrecht werkschaftsbewegung, ausgehend von der Charta von Amiens 1905 • Außerdem versuchen wir, in jeder Ausgabe einen Text über (FAUD-Broschüre aus dem Jahre 1928), Artikel in und der CGT in Frankreich; Ziel ist eine sozialistische Neugestaltung Rudolf Rocker zu publizieren, um seine Ideen und Ansichten über DIE INTERNATIONALE von 1928-1932: Gewerk- der Gesellschaft auf gewerkschaftlicher Grundlage durch föderierte den Anarchosyndikalismus sowie seine Auffassungen nach dem schaftsbewegung und Arbeitsrecht, Klassenkampf autonome Gewerkschaften und deren lokale Zusammenschlüsse über II. Weltkrieg kritisch zu betrachten. Dies werden wir solange ver- Arbeitsbörsen und Sozialpolitik, Gewerkschaftliche Interessenver- suchen, bis die Rechte an dem Werk Rockers wieder freigegeben tretung und Arbeitsgerichtsbarkeit, Das Problem ♦ Aktuelle Vertreter sind die schwedische SAC, diverse italienischen Basisgewerkschaften wie Unicobas, die spanische CGT, die franzö- sind, und sie für neuerliche Herausgaben nicht weiter blockiert der „wirtschaftlichen Vereinigung“, Betrachtungen sische SUD und verschiedene andere, sie bilden auch die so genannte werden. Hilfsweise sollten Interessierte öffentliche Bibliotheken zum Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslo- FESAL (Europäische Förderation Alternativer Gewerkschaften) und kön- nach Rockers reichhaltiger schriftstellerischer und agitatorischer senversicherung, Haftung der Gewerkschaften bei nen nicht (nicht mehr) als revolutionär bezeichnet werden. Arbeit durchforsten und Kopien unseren Freunden und Genos- Streiks, Das Arbeitszeitrecht, Gewerkschaftspolitik ► Unio|nis|mus – revolutionärer Syndikalismus; amerikanische Vari- Folkert Mohrhof sinnen in den eigenen Räumlichkeiten zugänglich machen. und Schlichtungswesen, Kollektivvertrag und di- ante ohne eindeutige politische Ausrichtung – Ziel ist die eine einheit- • Bitte beachtet den neuen empfohlenener Verkaufspreis von 4 ▲ Strike Bike - Eine rekte Aktion sowie Eine unmögliche Entscheidung lich-zentralistische Organisierung aller Arbeiterinnen und Arbeiter Euro und daß die barrikade jetzt direkt vom Herausgeber verlegt Belegschaft schreibt des Reichsarbeitsgerichts in Industriegewerkschaften, in Deutschland seinerzeit die Allgemeine Arbeiter-Union wird. Bestellungen sind natürlich weiterhin über das Syndikat-@ Geschichte ▲ 64 Seiten A4-Großformat - Preis: 4,50 € ♦ Derzeit vertreten durch die I.W.W., der Industrial Workers of the World möglich. An dieser Stelle bedanken wir uns aufrichtig für die bis- nur als pdf-verfügbar auf der aus Nordamerika mit Mini-Sektionen in anderen Ländern. herige Verlegerschaft durch unseren befreundeten Medienver- www.syndikalismus.tk-Webseite ▼ Auszüge, Dokumente und Artikel von Karl Roche ► Anar|cho|syn|di|ka|lis|mus – sozialrevolutionäre Bewegung auf ge- trieb und den Druck dortselbst. im Internet sowie die Ausgaben der anarchistisch- werkschaftlicher Grundlage, entstanden aus der Kombination von an- archistischen Zielen und revolutionärem Syndikalismus; Ziel ist der • Beachtet auch unsere neue Webseite www.muckracker. syndikalistische Zeitung KAMPF! (1912-1914) aus wordpress.com (dort erscheinen alte Beiträge und die barrikade- Hamburg - unter: www.archiv-karl-roche.org libertäre Kommunismus in unterschiedlichen Formen ♦ International vertreten durch die spanische CNT, die deutsche FAU, Ausgaben als pdf-Dateien) und die email-adresse barrikade@ die italienische USI und andere Sektionen der Internationalen Arbeiter- gmx.org. Manuskripte und Leserbriefe bitte immer im .pdf- oder Assoziation, der IAA. .rtf-Format senden. Neu ist auch unser Angebot an bedruckten ► Die höchste Stufe des revolutionären Syndikalismus ist für die T-Shirts und farbigen Plakat-Nachdrucke. barrikade deshalb der Anarchosyndikalismus, da seine Ziele die am weitestgehenden sind. Da wir mit dem revolutionären Syndikalis- Wir freuen uns über Aktionen und Teilnahme! Die Redaktion mus und Unionismus auch die Ideologien und Organisationswelt des Links- und Rätekommunismus berühren, behandeln wir diesen The- barrikade # 6 - November 2011 Über diese Konferenz und ihre Ergebnisse Bestellungen übernimmt auch menbereich allerdings nur in inhaltlich-ideologischer Abgrenzung der Syndikat-@- und zur Aufarbeitung dieser gescheiterten Konzepte der revolutio- Inhaltsverzeichnis berichten wir in der kommenden Ausgabe Medienvertrieb: nären Arbeiterbwegung. ♦ Mastkorb: Kollektivbetriebe als ‚konstruktiver Sozialismus‘? .. 4 der barrikade - im April 2012 - ausführlich. [email protected] impressum • Agustin Souchy: Kollektivierungen in Katalonien ...... 12 barrikade • Helmut Rüdiger: Theorie im Lichte der Praxis ...... 17 Die bisherige Ausgaben der - # 1 - 3 bereits als pdf zum download Herausgeber: Restexemplare # eins - € 2,-- Restexemplare # zwo - € 3,-- Exemplare # drei - € 3,50 Exemplare # vier - € 3,50 Exemplare # fünf - € 4,50 • Die Allianz von CNT und UGT 1938 ...... 20 Archiv Karl Roche - www.archiv-karl-roche.org • Würdigung des Anarchosyndikalisten Joan Peiró i Belis ...... 21 Folkert Mohrhof • Grünebergstr. 81 • 22763 Hamburg • Tel./Fax: 040 - 880 11 61 www.muckracker.wordpress.com ♦ email: barrikade [at] gmx.org Amboss • Die Odyssee eines Rudolf Rocker-Manuskritptes .... 26 Abonnement: 4 Ausgaben - 15,-- €uro (gilt weltweit - worldwide) Harpune & Torpedo: Erinnerungen von Jan Appel ...... 36 ♦ ab 5 Exemplaren Wiederverkäufer-Rabatt (35%) Bücher│Skoprpion: Rezensionen ...... 43 Empfohlener Verkaufspreis in der Kolportage: 4,-- €uro (inkl. 7% USt.) • Projekte & Ausgabe # 7 ...... 46 • Es gibt keine Buchpreisbindung! • Rückseite: Joan Peiró ...... 48 Bankverbindung: Folkert Mohrhof • GLS Bank • BLZ 430 609 67 • Konto-Nr: 2002 314 600 Mitstreiter/innen der barrikade: International • IBAN: DE64 4306 0967 2002 3146 00 • BIC: GENODEM1GLS Folkert Mohrhof | Herausgeber • Jonnie Schlichtung | Autor, Rezensent FAUD gegen Allgemeine Arbeiter-Union 1921 Titel: Pariser Bahnhof Montparnasse 1895 - Rückseite: Glasblase aus Mataró „Ideologische Auseinandersetzung Nr. 2 • November 2009 zwischen Anarchosyndikalismus 3,- Euro V.i.S.d.P.: Folkert Mohrhof, Hamburg-Altona und rätekommunistischem Unionismus „Interview mit dem ICEA - Spanien „ Der Konterrevolutionär StD. Dr. Joachim Paschen Druck: PS-Druck, München │ Auflage: 250 Exemplare Die nächste Ausgabe der barrikade erscheint im April 2012 barrikade • Aktivitäten & Praxis barrikade sechs - November 2011 4 5 Eines der bewerkenswertesten Gegenargumente lokalen und übergeordneten (Bezirk und Provinz) Schwerpunkt: Anarchosyndikalistische Theorie gegen »Betriebe, die der vollen Konkurrenz des Kapita- Arbeitsbörsen sowie reichsweiten Wirtschaftsräten lismus ausgesetzt sind«, war, »daß sie sich sozialistisch zusammenfassen, damit die Industriegewerkschaf- nicht halten können.« 5 Eine andere Vorstellung be- ten die zukünftige Warenproduktion für die freie Selbstverwaltete Betriebe sagte, daß »eigene Produktionsstätten der Arbeiter zu Gesellschaft übernähmen. Für mich bedeutet dies schaffen« zwecklos sei, da »die Ausbeutung der Ar- eine Form der Vergewerkschaftlichung der Gesell- beiter als hauptsächlich in der Warenverteilung, in der schaft – zumindest aber der Wirtschaft. 6 als ‚konstruktiver Sozialismus‘ Konsumtion begründet« sei. Damit leugnete dieser Da die FAUD/AS Genosse die Schaffung des Mehrwertes in der Pro- die Überwindung duktion und die Aneignung dieses Profites durch Genossenschaften sind historisch gesehen Die Diskussion um 1930 herum – 80 Jahre alte Ar- des Kapitalismus die Kapitalisten; er sieht vielmehr in den Handels- Notwehr- und Selbsthilfe-Organisationen gegen gumente und Ängste nur über die direkte 1 spannen der Händler die Ursache für die Ausbeu- Aktion eines sozi- die kapitalistische Ausbeutung der Arbeiterklasse. In der libertären Arbeiterbewegung und in der tung des Proletariats. Diese auszuschalten sei des- alen Generalstreiks Sie waren und sind gleichzeitig eine Perspektive anarchosyndikalistischen Organisation FAUD der halb die Aufgabe von Konsumgenossenschaften. propagierte, löst sich für eine bessere, eine sozialistische Gesellschaft. Da Weimarer Republik (1918-1933) fand eine Diskussion Archiv Erich Mühsam forderte wohl ausgehend von die- nach dieser Sozialen die traditionellen Partei-‚Schulen des Sozialismus’ über den „Konstruktiven Sozialismus“ statt. Hier- ser Diskussion, daß »sich die Anarchisten die Aufgabe Revolution die Arbei- als Kampforganisationen gegen den Kapitalismus bei ging es letztlich die Beweisführung, anhand Karl Roche stellen, die wirtschaftliche Organisation der künftigen terklasse jedoch nicht längst auf dem Misthaufen der sozialistischen von „Experimentalsozialismus“ aufzuzeigen, daß Gesellschaft in den Einzelheiten zu durchdenken und einfach auf. Es bleibt Das Archiv Karl Roche Geschichte gelandet sind, geht es hier um die Frage, Arbeiter~innen Betriebe führen können und des- versteht sich als Regionales Vorarbeiten für die Überführung der kapitalistischen zur deshalb die kritische ob Kollektiv-Genossenschaften diese Aufgabe heute halb auch eine selbstverwaltete Gesellschaft prak- Archiv zur Dokumentation des sozialistischen Wirtschaft zu leisten.« Und er warnte Frage, ob sich eine AS-Gewerkschaft bereits in und übernehmen können. tisch möglich ist. Viele Menschen brauchen konkre- Anarchosyndikalismus in Ham- vor der »kindlichen Vorstellung, mit der Besetzung der vor allem auch nach der Sozialen Revolution in eine Als Anarchosyndikalist bin ich davon überzeugt, te Beispiele, um zu verstehen, daß wir als Anarchi- burg, das die Geschichte dieser Betriebe durch die Arbeiter und ihre einfache Weiterfüh- reine Produktionsverwaltung der Wirtschaft wan- Bewegung in Hamburg - Altona daß eine grundlegende soziale Veränderung nur sten und Anarchosyndikalisten nicht bloß schöne rung unter eigener Leitung werde die Revolution den delt oder nicht. Es wird auch in der freien Gesell- und Umgebung, durch die vollständige Überwindung der kapita- Theoriegebäude zimmern können; die Menschen Übergang zum Sozialismus schon bewerkstelligt haben, schaft über einen längeren Zeitraum immer wieder ehemals Groß-Hamburg, listischen wirtschaftlichen Verhältnisse erfolgen verlangen wirtschaftliche Modelle, die eben nicht (1) Ro b e r t Ow e n gilt als ist so unsinnig wie gefährlich.« 7 Reibungspunkte und wirtschaftliche Konflikte ge- dokumentieren möchte. kann. Für den rein politischen Kampf haben wir kei- bloß bei Schönwetter funktionieren. Begründer der modernen ben, die eine Interessenvertretung der Arbeitenden Ziel der Forschung ist die Auf- ne Zeit, er kostet zu viel Energien, da er die Akteure Die FAUD propagierte seinerzeit die Kontrolle Genossenschaftsbewe- arbeitung des geschichtlichen In der Theorie-Zeitschrift der FAUD Die In- nötig macht – gegenüber der nun die Ökonomie der Arbeiterklasse vornehmlich auf den parlamen- der Produktion durch die Arbeiterklasse: gung. 1799 begann er in Anteils derjenigen Genossinnen ternationale ‚tobte’ 1929 bis 1932 ein Kampf um die verwaltenden Wirtschaftsräte oder Arbeitsbörsen, seiner Baumwollspinnerei tarischen Kampf festlegt und außerparlamenta- »Aus diesem Grunde erblicken wir [die Anarcho- und Genossen, die für den Idee sozialistischer ‚Experimente’ oder des ‚kon- oder auch nur als Kontrollgremium zur Einhaltung in Schottland ein Expe- rische direkte Aktionen allein als Hilfsmittel für Syndikalist~innen] in der Gewerkschaft keineswegs freiheitlichen Sozialmus und struktiven Sozialismus’. Den Beginn machte eine der allgemein vereinbarten Arbeitsbedingungen. riment für menschen- Anarchismus gekämpft haben. eine demokratisch-legitimierte Gesellschaftsver- historische Artikelserie von Rudolf Rocker über ein vorübergehendes Produkt der kapitalistischen Ge- würdigere Arbeits- und Zu wissen, wieviel wer wie und wo produziert, Der Verdrängung dieses Teil änderung ansieht. Da wir eine Überwindung des die den konstruktiven Sozialismus in den verschie- sellschaft, sondern die Keimzelle der zukünftigen so- Lebensbedingungen. der radikalen Arbeiterbewegung mag eine Grundvoraussetzung sein, die Produkti- Kapitalismus wollen, muß dieser an seiner Wurzel denen Epochen und durch unterschiedliche utopi- zialistischen Wirtschaftsorganisation«, um den »den Dadurch entstand die erste soll entgegen gewirkt werden. zerstört werden und kann nicht durch eine andere sozialistischen Aufbau durchführen zu können«. Alle on wieder aufzunehmen – nach dem erfolgreichen eigenständige Arbeiter- Namensgeber ist der 1862 in sche Sozialisten im Jahre 1927. Er schreibt u.a.: Politik im Kapitalismus niedergerungen werden. revolutionären Gewerkschaften eines Ortes verei- Generalstreik. Genossenschaft 1844, Königsberg geborene Genosse »Die Genossenschaften aber haben die einstigen die von 28 Arbeitern der nigen sich in der Lokalföderation, die damals Ar- All dies sollte diskutiert und als Zielvorstellung Karl Roche - eine führende Hier ein schönes Karl Marx-Zitat, das auf dieses Voraussetzungen ihrer Bestrebungen längst verges- dortigen Baumwollspin- beitsbörse genannt wurde, als »dem Mittelpunkt der entschieden werden, denn sonst bleibt es bei der Persönlichkeit beim Aufbau der Thema aufmerksam macht: sen und sich in Organe der kapitalistischen Gesell- nereien gegründet wurde. lokalen gewerkschaftlichen Tätigkeit und der revolutio- bereits von H.W. Gerhard 1932 kritisierten »Grund- FAUD/S, er verstarb am „Wir anerkennen die Kooperativbewegung als eine schaft umgewandelt. Wir wollen nicht bestreiten, Die Rochdale Equitable 1. Januar 1931 im Alter von nären Propaganda«. tatsache, daß innerhalb der anarchistischen und anar- der Triebkräfte zur Umwandlung der gegenwärtigen daß sie auch in dieser Form dem einzelnen Arbeiter Pioneers Society war eine 69 Jahren in Hamburg. »Würden nun bei einer siegreichen Revolution die chosyndikalistischen Kreise ein erschreckendes Maß an Einkaufsgenossenschaft Gesellschaft, die auf Klassengegensätzen beruht. Ihr noch von bescheidenem Nutzen sein können; aber Diese bisher nicht erzählte Arbeiter vor das Problem des sozialistischen Aufbaues Unklarheit über den einzuschlagenden Weg vorhanden und sollte niedrigere Le- großes Verdienst besteht darin, praktisch zu zeigen, der sozialistische Fernblick, den Robert Owen einst Geschichte bzw. die bewußt gestellt, so würde sich jede Arbeitsbörse in eine Art sta- ist«. Bei der Frage, »welche Grundsätze bei der Auf- bensmittelpreise ermög- von sozial-demokratischer und daß das bestehende despotische und Armut hervor- hatte, ist ihnen verloren: gegangen und zusammen tistisches Büro verwandeln ... (...) Die Arbeitsbörse hätte stellung einer revolutionären Taktik obwalten sollten, lichen. parteikommunistisch- bringende System der Unterjochung der Arbeit mit ihm der Drang zur konstruktiven sozialisti- die Aufgabe, den Konsum zu organisieren ... Die Indu- (…) bestehen die verschiedensten Auffassungen, die sich (2) Ka r l Ma r x , bolschewistischer Seite unter das Kapital verdrängt werden kann durch das schen Betätigung. strieverbände ihrerseits hätten die Aufgabe, durch ihre gegenseitig ausschließen, ganz harmlos nebeneinander. „Forderungen der IAA“, totgeschwiegene Seite der republikanische und segensreiche System der Asso- MEW 16, 195 Und doch stehen wir heute wieder vor einer Wen- lokalen Organe und mit Hilfe der Betriebsräte sämtliche Man weiß vielleicht noch nicht, daß man von zwei Wegen revolutionären Ereignisse in ziation von freien und gleichen Produzenten.“ 2 Hamburg soll aus dem Dunkel de, wo sich die Notwendigkeit für ein konstruktives vorhandenen Produktionsmittel, Rohstoffe usw. unter eben nur den einen gehen kann. (...) Aber bei der deut- (3) Ka r l Ma r x , 1866, der Geschichte der Wirken im Sinne des Sozialismus mehr und mehr ihre Verwaltung zu nehmen und die einzelnen Produk- schen Arbeiterschaft, die auf solche taktischen Feinheiten „Genfer Resolution“ Für Marx war die Produktiv-Genossenschaftsbe- interessierten Öffentlichkeit bemerkbar macht und Verständnis findet. In jedem tionsgruppen und Betriebe mit allem Notwendigen zu viel mehr Gewicht legt, als wir glauben, wirken solche (4) siehe dazu: Ru d o l f wegung also eine ‚Schule des Sozialismus’, gleich- Ro c k e r , 1927, „Konstruk- näher gebracht werden. Lande sind bereits Ansätze eines solchen Wirkens versorgen. Mit einem Worte: Organisation der Betriebe Unklarheiten sehr ungünstig. Man glaubt ganz einfach, Um die Erinnerung an den berechtigt neben den Gewerkschaften, die er als wahrzunehmen. Aus diesem Grunde halten wir eine tiver Sozialismus“ – Die und Werkstätten durch die Betriebsräte; Organisation daß unsere Genossen, wenn sie einmal zwei taktische Internationale (FAUD), ungewöhnlichen Aktivisten Karl „unumgänglich für den täglichen Guerillakrieg zwi- ernste Betrachtung über die verschiedenen Formen Roche aufrecht zu erhalten, 3 der allgemeinen Produktion durch die industriellen und Wege, die sich ausschließen, als gleichberechtigt neben- November 1927-Juni 1928 schen Kapital und Arbeit“ ansah. des konstruktiven Sozialismus, von den ersten Ver- 9 publizieren wir eigene Unter- landwirtschaftlichen Verbände; Organisation des Kon- einander vortragen, nicht wissen, was sie wollen.« (5) H.W. Ge rh a r d – „Kon- suchen des alten Experimentalsozialismus bis zum 8 suchungen und dokumentieren sums durch die Arbeitsbörsen.« Max Nettlau bezeichnet den konstruktiven So- struktiver und Experimen- Doch in der sozialdemokratisch organisierten modernen Gildensozialismus, für geboten. Dies soll seine wichtigsten Texte. Alle Organisation richtet sich darauf aus, nach zialismus als ein Gegenmittel gegen den Kapitalis- talsozialismus“, Die Inter- Arbeiter~innenbewegung war es üblich, nach kol- die Aufgabe späterer kommender Ausführungen Denn, obwohl Karl Roche der Sozialen Revolution aus Betriebsräten die mus: »Durch ihn würde, in tüchtig aufgebauten Pro- nationale, Heft 12, Oktober in den Nachkriegsjahren und lektiven Beschlüssen über die Ausgabe von Anteils- sein.« 4 Leiter der sozialistischen Bedarfsproduktion zu duktivorganismen wie die im vorigen geschilderten, die 1929, II. Jahrgang 1919 v.a. auf der Vulcan-Werft scheinen z.B. die Gründung einer Tageszeitung, Rocker übertrug damit der revolutionären so- machen und aus den lokalen Agitations- und Or- freie Arbeit in ihrer Würde und ihren Leistungen gezeigt (6) Ha n s Be c k m a n n – ein begnadeter Aufrührer und einer Wohnungsbau-, Konsum- oder auch einer zialistischen Gewerkschaftsbewegung die Aufgabe ganisationszentralen – den Arbeitsbörsen – die Ver- werden, und die Masse der Arbeiter könnte allmählich „Praktische Vorschläge Revolutionär war, schrieb er genossenschaftlichen Brauerei zu zeichnen. So ...“, Die Internationale, Heft bereits im April 1914: der Produktion, während die Genossenschaften waltung des Konsums. Da war das sozialdemokra- lernen, solche freiwilligen, selbstbegründeten Verhält- wurde das Kapital dieser Gründung für die Arbei- 1, November 1929, III. „Ich kann mit der Feder ruhiger den Konsum zu organisieren haben. Er geht also tische Konzept weitaus einleuchtender, die in ihren nisse der kommunalen und staatlichen Arbeitsknecht- terbewegung aufgebracht. Sie planten dabei keine Jahrgang reden als mit der Zunge ...“ scheinbar davon aus, daß es keine Produktionsge- eigenen Konsumgenossenschaften die zukünftigen schaft vorzuziehen.« Arbeiterselbstverwaltung, vielmehr übergaben die (7) Ha n s Be c k m a n n – Dem tragen wir mit der nossenschaften gäbe und nur Konsum- und Woh- Träger der Organisation des Konsums sahen. Und: Arbeiter~innen das gesammelte Geld ihren Partei- Ganz anschaulich verdeutlicht er die einleuch- „Praktische Vorschläge Publizierung seiner politischen nungsbaugenossenschaften. Der kommunalistische reichen vorhandene Statistiken über die kapitalisti- Texte aus der Revolutionszeit oder Gewerkschaftsfunktionären, die damit ihre tenden Gründe, warum ein Kollektivbetrieb funk- ...“, Die Internationale, Heft Sozialismus als dritte Säule neben den revolutionä- sche Produktion aus, um eine sozialistische Bedarf- Rechnung. eigene Stellung in der Hierarchie der Bewegung fe- tionieren kann: 1, November 1929, III. ren Gewerkschaften und den Konsumgenossen- sproduktion freiheitlich zu organisieren? Jahrgang stigten und ausbauten. Insgesamt funktionierte das Möge die Erde Dir leicht schaften manifestiert sich bei Rocker – ähnlich wie »Eine kooperative Produktion in größerem Maß- in allen Bewegungen der alten Sozialdemokratie: (8) Mit uns voran! Hier: sein, Genosse! bei Kropotkin – allein durch die Vielzahl der sozia- Die anarchosyndikalistische Bewegung in der stab müßte in jedem Herstellungszweig in bezug Prinzipienerklärung des Partei – Genossenschaften – Gewerkschaften – Ar- listischen Arbeiterorganisationen (Arbeitersport, FAUD/AS erstrebte eine Organisierung der Arbei- auf Größe des Betriebes, Maschinen, Absatzkreise, Anarchosyndikalismus; AKR - RADAS Hamburg beitersportbewegung. Kultur- und Bildungsvereine etc.). terklasse als Produzenten und wollte sie deshalb in laufendes Kapital und Kredit usw. mindestens über FAUD-Broschüre, 1932 Mastkorb • Theorie [Ausblick auf den libertären Kommunismus] barrikade sechs - November 2011 6 7 dieselben Einrichtungen und Mittel verfügen wie haupt nicht in Frage kam. Begründet wurde dies und da so kräftig durchsetzen, daß sich allmählich Zerfledderung der kapitalistischen Strukturen weg (18) R. Fi s c h e r – „Vor- normale kapitalistische Betriebe, oder das Unterneh- mit dem Mangel an Kapital – und der Unfähigkeit in jedem Lande ein Kern von einigen Tausenden von den Großbetrieben und Trusts hin zu flexible- schläge zum konstruktiven men wäre von Beginn an hoffnungslos im Nachteil. der Arbeiter, Betriebe dieser Größenordnung zu or- tüchtiger Arbeiter bildet, die wenigstens im großen ren Einheiten in weltweit agierenden Konzernen. Sozialismus“, Die Interna- (9) H.W. Ge rh a r d – „Unser Wenn dann innerhalb eines richtig ausgestatteten ganisieren. Es wurden also nur Konsumgenossen- und ganzen wissen, was eine moderne Großunter- Heute beherrschen Ausgliederung und Outsour- tionale, Nr. 2 – Dezember Weg zwischen Reformis- 1929 – III. Jahrgang und gut proportionierten Betriebes an Stelle von schaften und Einkaufsgemeinschaften in Betracht nehmung ist, und die das innere Räderwerk der Be- cing, entgarantierte Lohn- und Arbeitbedingungen mus und leeren Revoluti- niedrigen Arbeitslöhnen, hohen Direktionsgehalten gezogen, um als Experiment zu wirken oder den triebsorganisation in der Praxis studiert haben. das kapitalistische Terrain, festangestellte Arbeit (18) Der Nationalsozialis- onsphrasen“, Die Interna- mus verbot den Genos- und dem, dem Betrieb entzogenen Profit, höhere Zwischenhandel bei der Versorgung der FAUD- wird zum hohen Gut, Zeitarbeitssklaverei statt tionale, Heft 9, September Als Konsumenten werden weiter die freiheitli- senschaften „bankähnliche 1932, V. Jahrgang Arbeitslöhne und eine sie nicht wesentlich über- Mitglieder mit bäuerlichen Produkten auszuschal- chen Kommunisten die Arbeiterkonsumgenossen- monotoner Fließbandschinderei. Sicherlich wird Geschäfte“ wie Darlehen (10) Ma x Ne t t l a u , „Einige schreitende Entlohnung der technischen Leitung ten. Dafür gründeten einige Mitglieder sogenannte schaften fördern können und daselbst, wie in den es auch zukünftig nicht möglich sein, eine arbeiter- an und von Mitgliedern. 11 Worte über konstruktiven treten würden, und der Profit auch hierfür oder zur FWAB – Freie wirtschaftliche Arbeiterbörse , die dann Produktivgenossenschaften und anderswo, überall selbstverwaltete Automobil-Fabrik aus dem Boden Diese Gesetze gelten Sozialismus“, Die Interna- allmählichen Vergrößerung des Betriebes verwendet für deren angeschlossene Mitglieder Kartoffeln im öffentlichen Leben, die Prinzipien der persönli- zu stampfen. Dazu fehlt selbst heute noch das be- noch heute – in anderen tionale, Heft 4 – Februar würde, so wären Lebens- und leistungsfähige Or- oder Fleisch- und Wurstwaren von Kleinbauern chen Freiheit, der Autonomie und des Föderalismus nötigte Milliarden-Kapital. Aber ebenso stellt sich EU-Ländern gelten völlig 1930, III. Jahrgang andere Bestimmungen. ganismen geschaffen, deren günstigere Arbeitsver- aus der ländlichen Region aufkauften. Sicherlich ist den Prinzipien der strammen Disziplin und des die Frage, ob das überhaupt zukünftig unser Ziel (11) z.B. die FWAB-AS hältnisse den Ansporn bilden sollten, solche Betrie- wichtig zu betonen, daß die FAUD-Genossen diese sein sollte, den Individualverkehr zu fördern. Also Deshalb muß darauf Zentralismus gegenüber verteidigen.« geachtet werden, daß Krefeld-Oppum, Die Inter- be möglichst zu vermehren.« Aktivitäten auch agitatorisch zu Propagandazwec- backen wir lieber erstmal kleinere Brötchen und nationale, Heft 1 – Novem- In der Fußnote heißt es auch: der Kollektivbetrieb nicht Das Argument sind also flache bzw. keine Hier- ke nutzen wollten, um die »rückständigen Bauern« gründen arbeiterselbstverwaltete Bäckereien für zu viele private Darlehn ber 1929, III. Jahrgang »*) Deshalb ist auch die Propaganda unter den archien, keine teuren Geschäftsführer – und vor al- für den freiheitlichen Sozialismus zu gewinnen. preiswertes und gutes Brot, Kneipen- und Restau- aufnimmt und daß dem (12) Ha n s Be c k m a n n – Technikern, Beamten usw. und ihre syndikalistische lem der Mangel an Profitstreben. Allerdings billigt Bereits damals entwickelten sie das Modell der rant-Kollektive mit einer uns genehmen Atmosphä- Kreditgeber vollkommen „Praktische Vorschläge Organisation für uns von weitreichenden Bedeu- auch Nettlau einer wohl als zwingend erachteten Einkaufsgemeinschaft (heute FoodCoop genannt) re. klar ist, das dieses Geld ...“, Die Internationale, Heft tung.« 13 „technischen Leitung“ eine bessere Bezahlung als und waren durch das monatliche Ansparen des be- Alternativbetriebe bzw. arbeiterselbstverwaltete im Konkursfall auch 1 – November 1929, III. vollständig verloren gehen den normalen Beschäftigten zu. nötigen Kapitals in der gemeinsamen Kasse dann Betriebe arbeiten in der Gegenwart und nicht in ir- Jahrgang * * * können (der Darlehngeber (13) Chr i s t i a n Co r n e l i s - Die Probleme, warum sich seinerzeit kaum Ar- in der Lage, den kleinbäuerlichen Familienbetrie- gendeiner Nische oder im luftleeren »Soli«-Raum, muß einen Rangrücktritt s e n , Paris, „Konstruktiver beiter fanden, derartige Betriebe aufzubauen, ver- ben eine Vorauszahlung zu leisten (wie sie heute Von der Theorie zur Praxis sie produzieren und arbeiten – oder sie gehen un- unterzeichnen). Anson- Sozialismus“, Die Internati- ortet Nettlau in der Psychologie der kapitalisti- z.B. im sogenannten ‚fairen’ oder solidarischen ter. Wie im normalen Leben. Ihre Strukturen und sten ist das Kollektiv onale, Nr. 11 – September schen Verantwortungslosigkeit: Handel mit »Kolonialwaren« wie Kaffee, Kakao »In der Genossenschaft ruht sozialistischer Beginn« Arbeitsweisen sollten bewußtseinsbildend wir- plötzlich eine Bank und 1930 – III. Jahrgang und Tee üblich ist). Extrem wichtig die folgende proklamierte bereits seit Mitte der 1890er Jahre ken – dazu müssen diese Kollektive betriebliche die Bankenaufsicht Bafin »Zwangslosigkeit, Reichlichkeit, ein bequemes Trei- (14) Gu s t a v La n d a u e r , Bedingung, die der Genosse Hans Beckmann in GUSTAV LANDAUER und forderte »fort vom Staat, Schulungen weiterführen und außenstehenden steht möglicherweise vor ben sind dabei nicht möglich, und hierdurch scheint „Ein Weg zur Befreiung seinen ‚Praktischen Vorschläge für den Aufbau ei- soweit er uns gehen läßt und soweit wir mit ihm fertig Genoss~innen anbieten, sonst ist es eben nur indi- der Tür. die Anziehungskraft solcher Organismen, deren der Arbeiterklasse“, 1895 ner konstruktiven Produktions- und Konsumtions- werden, fort von der Waren- und Handelsgesellschaft« viduelle „Selbstbestimmung“ im Kapitalismus und (19) Ma x Ne t t l a u , „Einige werktätige Kräfte, wenn alles gut zusammengin- (15) Ét i e n n e d e l a Bo é t i e genossenschaft’ aufstellt: »Von vornherein muß klar- durch »den Sozialismus (...), das solidarische Zusam- nicht mehr. Worte über konstruktiven ge, in wesentlich verbesserten Verhältnissen leben Sozialismus“, Die Interna- – Knechtschaft. Neuaus- gestellt werden, daß eine Konsumtionsgenossenschaft menhalten der Menschen in allem, was ihnen gemeinsam könnten, wesentlich vermindert. Psychologisch Die Frage steht im Raum – versuchen wir die tionale, Heft 4 – Februar gabe der Übersetzung durch ihre Tätigkeit und die Verbraucherschaft in ihren ist«, mittels »genossenschaftlicher Arbeit.« In (gekürzt) von Gu s t a v La n - scheint dies unvermeidlich zu sein: dem kapitalisti- sogenannte Selbstausbeutung durch arbeiterselbst- 1930, III. Jahrgang konstruktiven Versuchen niemals die soziale Revolution gründete er deshalb mit anderen libertären Genos- d a u e r (1910/11), Münster schen Zwang steht bei den Arbeitern volle Verant- verwaltete Kollektivbetriebe zu überwinden – oder ausschalten wollen und in keiner Weise vom Klassen- sen die Arbeiter-Konsumgenossenschaft ‚Befreiung’.14 und Ulm: Klemm & wortungslosigkeit gegenüber, Mangel an Interesse knechten wir lieber weiter unter entwürdigenden, kampfprinzip abzuweichen gedenken.« 12 Allerdings gelang es nicht, hieraus eine Alternati- Oelschläger 1991 an dem Unternehmen ihrer Ausbeuter, und dafür ob besser oder schlechter bezahlten kapitalistischen ve zu der sozialdemokratischen Bewegung zu ent- (16) siehe dazu z.B. eine Arbeit mit intensivem Verantwortungsgefühl Die Angst vor sozialdemokratischer Versump- Bedingungen für anderer Leute Taschen und Reich- wickeln, das Modellversuch scheiterte, warum ist „Ökonomie und Revolution einzutauschen, erscheint dem Durchschnittsmen- fung und der Ausbeutung in den dortigen Konsum- tum? Wer etwas unternimmt kann scheitern – er unklar … – Spanien 1938“ – Brief schen als eine Verschlechterung seiner Lage, auch und Produktionsgenossenschaften schwebte über ist damit aber noch lange kein Unternehmer oder von Jo a q u i n As c a s o vom dieser Diskussion. Sie kann nur durch ein Ineinan- Zum Ende der Studentenbewegung und dem Kapitalist. Ich bevorzuge deshalb lieber die ver- barrikade wenn die Arbeitsverhältnisse wesentlich bessere Januar 1939; in: dergreifen von sozialrevolutionärer Überzeugung kurzen Aufstieg des Maoismus und Neo-Stalinis- mutlich anstrengendere Kollektivarbeit als fremd- #4 – Dezember 2010 würden. Dies ist auch der Grund, warum die Ar- beiter in der jetzigen Vorbereitungsperiode des und kollektiv-genossenschaftlicher Organisierung mus der angeblich neuen, radikalen Linken An- bestimmte und möglicherweise besser bezahlte Ar- (17) Ob im Kollektiv brutto überwunden werden. fang der Siebziger und endlich in den alternativ- beit für einen Kapitalisten. oder netto alle gleich Sozialismus so leicht alle Macht in die Hände der kulturellen 80er Jahren des letzten Jahrhunderts behandelt werden, ist eine Führer gleiten lassen, wodurch sie die eigene inten- Wer aber – wie einige der damaligen schwierige Entscheidung; sive Bemühung und die Verantwortung von sich Diskussionsteilnehmer~innen – der Arbeiterklasse brachte der immer entfesseltere Kapitalismus ge- Wie funktioniert das in der Realität? sellschaftliche Bedingungen hervor, die offener Decapitalismo durch unterschiedliche abgewälzt sehen, und ebenso ist ihnen deshalb der überhaupt die Fähigkeit zur Leitung von Arbeiter- Es stellt sich deshalb die Frage, ob wirklich alle Lohnsteuerklassen und für alternative und experimentellen innerhalb der kommunale und der Staatssozialismus so genehm, betrieben abspricht und deshalb einer besser ent- Anarchisten und Anarchosyndikalistinnen glauben »Die politischen Fossile entsprechende unter- traditionellen Produktionsbetriebe (flachere Hier- wo erst recht andere festbegründete Organismen lohnten Zahl von »jungen Unternehmern und quali- (!) oder ob sie tatsächlich davon überzeugt sind, ringen mit dem Tode. schiedliche Lohnsteue- archien, Gruppenproduktion) waren und auch die jedem die Arbeit zuweisen und für ihn denken und fizierten Technikern« das Wort redet, ist kein Anar- daß eine anarchistisch-sozialistische freie Gesell- rabzüge (die Sozialver- Möglichkeiten brachte, Kollektivbetriebe im Um- Wir müssen erneuerbare ihm die Verantwortung abnehmen.« chosyndikalist mehr. Vertreter dieser Ansicht, die schaft sofort nach einem großen und definitiven sicherungsbeiträge sind feld radikaler linker Gruppierungen und Partei- Utopien entwickeln.« prozentuale Abschläge Damit arbeiterselbstverwaltete Betriebe funktio- zwar die Wechselwirkung zwischen Ausbeutung Generalstreik beginnt? und Fabrikarbeit erkennen, die Schuld für diese en zu gründen. Dabei handelte es sich zu Anfang auf den Bruttolohn), die nieren, bedarf es deshalb nach Nettlaus Einschät- Es ist eben eine fatale Illusion die unterschiedliche Misere aber der unterdrückten Klasse anlasten, um Buchläden, Druckereien und Verlage, um die zung der Einübung eines kollektiven Verantwor- zu glauben, nach der sozialen Re- soziale Situation (Single, weil sie länger auf ihr sozialistisches Paradies war- eigenen Propaganda-Apparate und Infrastruktur tungsbewußseins: volution funktioniert plötzlich die Alleinerziehende mit Kind, ten müssen: aufzubauen. Voraussetzung waren u.a. die Abgabe verheiratet ohne Kinder »Denn es ist leicht, den Arbeitswillen einer befrei- von Erbschaften und des 800 DM übersteigenden Produktion – die bis dato kapita- etc.) widerspiegelt, ist es ten Menschheit in den Himmel zu erheben, wie »Wie jetzt die Sachen stehen, sind auch in den Monatseinkommen wie z.B. beim Kommunistischen listisch durchrationalisiert war – sehr kompliziert innerhalb die Propagandaliteratur dies tut; man vergißt da- fortgeschrittensten Ländern die Arbeitermassen Bund Westdeutschland, KBW (diese Idee stammt ohne Hierarchien und Chefs, ein- des Gefüges Kollektiv bei die sehr großen Erholungs-, d. h. Nichtarbeits- absolut unfähig, um direkt die Überwachung und ursprünglich vom vegetarisch und egalitär einge- fach so, weil die revolutionären alle „gleich“ zu entloh- oder Wenigarbeitswünsche, die sich dann minde- Leitung der Großproduktion und -distribution auf stellten Internationalen Sozialisten Kampfbund, ISK) Menschen es jetzt so wollen. Die nen – netto in der Tasche stens ebenso intensiv geltend machen würden. Um sich zu nehmen. alten Strukturen sind aber immer dürfte jede/r immer einen und weniger organisierten Aktivitäten der Arbei- da Zusammenstößen vorzubeugen. könnte eine in anderen Stundenlohn oder Falls eine soziale Revolution in kurzer Zeit in den terklasse. noch die gleichen der kapitalisti- Monatsgehalt haben ... der vorbereitenden Uebungs- und Erfahrungszeit modernen Industrieländern ausbricht, so können schen Ausbeutungsverhältnisse, Nebenbei zahlt „der Staat“ erzielte Erziehung zum Verantwortlichkeitsgefühl wir nur hoffen, daß eine genügende Anzahl junger Gesicherter 8-Stundentag? die zwar politisch zerschlagen, Kindergeld; es gibt Kollek- und sozialer Arbeit für ein soziales Milieu gewiß Fabrikanten und tüchtiger Techniker sich bereit Die gesellschaftlichen und ökonomischen Bedin- aber ökonomisch-sozial noch 10 tive, die zusätzlich einen nur nutzen.« erklären, mit den Arbeitern gemeine Sache zu ma- gungen haben sich in den letzten dreißig Jahren längst nicht sofort verändert sind. Lohnaufschlag für Kinder Mehr als interessant ist im Nachhinein die Tatsa- chen*). Bleibt die Revolution aber lange aus, dann genauso wie gegenüber den verflossenen 80 Jahren Es muß also bereits vor einer bezahlen, andere zahlen je nach Betriebszugehö- che, daß für fast alle Anarchist~innen und revolu- könnten wir vielleicht während mehrerer Jahre die zur FAUD-Diskussion verändert; einerseits durch sozialen Revolution die Arbeiter- rigkeit Aufschläge nach 5 tionären Syndikalist~innen der damaligen Zeit die Vertretung der Arbeiter in der Leitung der Indu- die Zerschlagung einer organisierten Klassenbe- selbstverwaltung, die autonome oder 10 Jahren. Gründung von Produktionsgenossenschaften über- strie-, Handels- und Verkehrsunternehmungen hier wegung des Proletariats (Faschismus) und die Verwaltung der Dinge, gelernt Mastkorb • Theorie [Ausblick auf den libertären Kommunismus] barrikade sechs - November 2011 8 9 (20) Ru d o l f Ro c k e r - werden. Genauso wie die Zusammenarbeit ver- ein großer Unterschied, ob alle Mitglieder der Kol- 1. Politische Diskussion Es blieben nur noch Fragen praktischer Natur, wie • Der französische „ und das schiedenster Gremien einer freien Gesellschaft. lektivgenossenschaft gleiche Rechte und Pflichten Ganz wichtig ist, die politische Dimension der Mietung von Räumen, Betriebseinrichtung, Ar- Soziologe Robert Castel Problem der Arbeit“, un- 18 Aber wo sollten wir Selbstverwaltung lernen außer haben und auch wirklich sozial gleich gestellt sind. zukünftigen Arbeit zu umreißen: es ist sicherlich beitszeit, Agitation durch Flugblätter usw.« bezeichnet „die Arbeit“ veröffentlichtes Manuskript in selbstverwalteten Betrieben und Einrichtungen! Ein angestellter oder privat versicherter Geschäfts- (IISG, Amsterdam) ein Unterschied, ob ich einen selbstverwalteten Sehr wichtig ist sicherlich das sozialistische weiterhin als führer muß anders ‚besoldet’ (das steckt eben das Welche Voraussetzungen sollten gegeben oder Fahrradladen, einen Bioladen oder eine Importfir- Bewußtsein, welches die Mitglieder haben sollten. „das Epizentrum der Wort ‚Sold’ drin!) werden als die übrigen im Kol- durch Genoss~innen erfüllt sein, um möglichst er- ma für politischen Kaffee aufbaue. Im letzteren Fall sozialen Frage“, denn folgreich einen selbstverwalteten Betrieb aufbauen lektiv arbeitenden Genoss~innen. Die Idee des Ein- kann der politische Hintergrund (hier: sozialrevo- 2. Finanzielle Dimension 17 ein wesentlicher teil zu können? Warum werden so wenig linksradika- heitslohnes – jedenfalls was die Bruttoentlohnung lutionärer Anspruch der rebellierenden Kaffeebau- Um einen Kollektivbetrieb zu gründen, bedarf unseres Schiksals drehe le, sozialrevolutionäre oder anarchistisch-anarcho- angeht – ginge sonst verloren und eine speziell als ern) wegbrechen. Das verändert die Lage der Firma es Kapital – Geld, das wir in unseren Kreisen ei- syndikalistische Kollektivbetriebe gegründet? Es Geschäftsführer entlohnter externer oder auch in- und ihren öffentlichen Auftritt. gentlich nicht haben. Bereits trotz einer guten Idee sich weiterhin um die terner Arbeitsbereich führt schnell zu einer Sonder- Frage der Qualität der besteht bei vielen im Kapitalismus konditionierten Klar sollte den Macher~innen auch sein, ob sie scheitert es meistens an der Umsetzung mangels stellung. Ein Geschäftsführerin in einer GmbH oder Menschen eine große Versagensangst. Die Gefahr nach außen hin sich als politisches Kollektiv be- nötigem Kleingeld. Wenn ein Kollektiv klein be- Lohnarbeit und um den einem geschäftsführenden Vorstandsmitglied in ei- des Scheiterns grassiert so stark, daß man sich lie- greifen oder eben ‚nur’ nach innen, intern ein anar- ginnt, bedarf es auch nicht gleich fetter Bankkre- Konflikt zwischen Kapi- ner eG wird automatisch zu einer Führungspersön- ber anderweitig ausbeuten läßt, als es einmal selbst chistisch-sozialistisches selbstverwaltetes Architek- dite, sondern nur einer Startfinanzierung durch tal und Arbeit. lichkeit, wenn ihr/ihm vom Kollektiv zu viele Auf- zu versuchen. Denn was kann mehr passieren, als turbüro, Bäckerei, eine libertäre Fahrradwerkstatt, Freunde und Bekannte (eine nützliche Alternative gaben verantwortlich übertragen werden; sollte er/ Robert Castel wie in einem kapitalistischen Betrieb entlassen zu eine freie Kindertagesstätte, eine Ärzte-Kooperati- wäre ein Fonds der Bewegung zur Finanzierung sie die alleinige Kompetenz in Finanzfragen haben – Die Krise der Arbeit, werden? Sehr stark ist die Erziehung zur Unter- ve, ein Krankengymnastik- oder Anwalts-Kollektiv von selbstverwalteten Betrieben) und im geringen 14 wird aus ihm schnell auch der Herr/die Frau über Hamburg 2011 würfigkeit bzw. zur ‚freiwilligen Knechtschaft’ . sein wollen. Allerdings sollte hier der Spagat nicht Umfang eines Kredites einer der Umwelt- oder an- Entlassungen, weil diese Person aufgrund ihrer Die Angst vor der Verantwortung für das eigene zu groß sein, das rächt sich schnell, wenn ein ‚fal- deren ‚alternativen’ Banken. Der Umfang privater Kenntnisse und demzufolge auch ihren „besseren“ Leben spielt hier stark mit; es ist immer einfacher, scher’ Kunde mit einem Auftrag wedelt und dafür Darlehn ist durch die Nazi-Gesetzgebung bei Ge- • Arbeit ist eine wesent- Argumenten meist am längeren Hebel sitzt. 18 andere für das eigene Scheitern verantwortlich zu aber erwartet, nicht mit unseren sozialrevolutionä- nossenschaften auch heute sehr begrenzt. liche menschliche Tätig- machen. In einer Kollektivgenossenschaft sollten deshalb ren Ideen konfrontiert zu werden. Es muß immer In anderen europäischen Ländern gibt es regio- keit, die nicht nur in der In einer anarchosyndikalistischen Gewerkschaft alle Mitglieder vollkommen gleichberechtigt sein darauf geachtet werden, daß die Ideale und Kollek- nale staatliche Fonds zur Finanzierung von Genos- Produktion von muß diese Selbstbewußtseins- und Selbstverwal- und es sollte allen klar sein, daß sie gemeinschaft- tivstrukturen nicht für dringend benötigtes Geld / senschaftsgründungen (Hintergrund: Bekämpfung Gebrauchswerten und lich handeln und entscheiden müssen, da sie sonst tungs-Schulung beginnen und fester Bestandteil Umsatz über Bord geworfen werden, dieses „nur der Arbeitslosigkeit) – diese Forderung gibt es auch der Vergegenständli- alleine „unter“ gehen – oder in komplizierten und der Organisation sein. Allein Arbeitskämpfe zu dieses eine Mal“ wird nämlich sonst ganz schnell in Deutschland. Und aus den USA kommt die Idee, chung von menschlicher organisieren, Streiktage zu zählen und Mitglieder- wirtschaftlich problematischen Situationen die Ver- nach backbords (links) entsorgt. mit Gewerkschaftsgeldern und kommunalen Mit- antwortung für Entscheidungen delegieren. Hier Tätigkeit zu sehen ist, listen und -beiträge korrekt zu verwalten ist eben Vielleicht fangen auch einige Genoss~innen zu teln mittelständische Betriebe in „Arbeiterhand“ zu greift auch die ‚kollektive Verantwortlichkeit’ aller sondern viel mehr als noch längst keine selbstverwaltete Gesellschaft. Übungszwecken erst einmal mit einer kleinen überführen, anstatt sie pleite gehen zu lassen ... am Kollektiv beteiligten Genossenschaftsmitglie- nur die Arbeit Das Manko an Auseinandersetzung mit der Idee Einkaufsgemeinschaft, einer gewerkschaftseigenen Was zwingend notwendig ist, ist ein Finanzplan der. Wer hier Verantwortung delegiert, hat bereits gegen Bezahlung ist. der Arbeiterselbstwaltung haben wir leider alle Food Coop an. Allerdings ist es fraglich, ob sich – der die erwarteten Umsätze und die Kosten ge- verloren. schmerzlich an der Nordhäuser Betriebsbesetzung die heutige Mitgliedschaft mit einem Teil ihrer geneinander auflistet und dabei die variablen und mit autonomer einwöchiger Produktion des roten Das Ziel in der heutigen Zeit kann nur sein, Grundnahrungsmittel im Gewerkschaftslokal – die fixen Aufwendungen (Miete, feste Löhne) ge- Strike Bikes gesehen. Wenn die Arbeiter~innen kei- Genoss~innen in sozialversicherungspflichtige Ar- angeliefert durch genossenschaftlich verbundene genüberstellt. ne Erfahrungen in einem derartigen Kampf haben beitsverhältnisse zu bringen, weil alle anderen For- Ökobetriebe – versorgen würde oder doch lieber Auch aus einem anderen Grund sollte von vorn- – und die Gewerkschaft, die sie unterstützen will, men in diesem Sozialstaat nicht funktionieren und in den Supermarkt geht, wo sie ohnehin einkaufen herein im Genossenschaftsstatut geregelt werden, auch nicht – dann endet der Kampf um die Arbeits- kontrolliert werden können. gehen muß ... ob die Genossenschaft Gewinne ausschüttet oder plätze in einer fürchterlichen Niederlage. So einfach, wie es sich R. Fischer in seinem Bei- nicht. Es ist sicherlich sinnvoller, einen vernünfti- Praxis und Theorie befruchten sich wechselseitig, Wirtschaftliches Konzept – eine Idee trag »Vorschläge zum konstruktiven Sozialismus« gen Monatslohn zu zahlen als nach Bilanzschluß es sind eben keine zwei Paar Schuhe. Allein der Die Basis aller Überlegungen ist natürlich erstmal machte, wird es jedoch sicherlich nicht funktionie- auch noch Gewinnanteile auszugeben. Anfangs Wegfall der kapitalistischen Konkurrenz nach ei- eine Idee für einen Kollektivbetrieb. Sicherlich ist ren: müssen Gewinne – die zwingend erwirtschaftet ner erfolgreichen Revolution bedeutet noch lange praktisch besser, wenn die Gründer~innen und »Ist eine Übersicht der eingegangenen Aufträge und werden sollten für schlechtere Auftragslagen und nicht den Wegfall der Konkurrenz. Dies hat uns lei- Mitglieder eines wirtschaftlich arbeitenden Projek- der eingezahlten Beiträge vorhanden, dann könnten besondere Situationen – in die gesetzliche Rücklage der die Spanischen Revolution 1936-39 gelehrt, wo tes bereits Erfahrungen auf dem Gebiet gesammelt erst die Genossen die Größe des Betriebs und die überschrieben werden. Dadurch steigt das haften- es auch zu einem bitteren »Arbeiterkapitalismus« haben, auf dem sie sich nun kollektiv selbständig Anzahl der produzierenden Genossen feststellen. de Kapital des Kollektivs, der Puffer für schlechte gekommen ist.15 Aber gerade aus diesen Erfahrun- machen wollen. Hinzu kommt das Vorhandensein Dabei müßten sie nach folgenden Prinzipien ver- Zeiten wird größer und die Aussicht auf Bankkre- gen müssen wir lernen und Wege aufzeigen, um zu von kaufmännischem Knowhow neben den techni- fahren, von denen nie abgewichen werden darf, und dite steigt bei einer höheren Eigenkapitalquote. entscheiden welcher Betrieb unter welchen Bedin- schen oder gewerblichen Kenntnissen. die jeder Genosse unterschriftlich anerkennen muß: gungen welche Produkte produzieren sollte. Erste Schritte – nicht gleich losrennen 1. Dauernde Zugehörigkeit zu der betreffenden Mitgliedskarte Warum Genossenschaft? Warum Kollektiv? Es empfiehlt sich, anfangs kleine Schritte zu machen, Gewerkschaft der FAUD., aus der die Gründung der FAUD/AS Die Idee des genossenschaftlichen Kollektivbe- wenn man eine Kollektiv-Genossenschaft gründet. hervorgegangen ist und von der sie unterstützt triebes bzw. der Kollektivgenossenschaft beruht Ein langsames, aber stetiges Wachstum bzw. ein wurde. auf der einfachen Erklärung: Bei einer GmbH nachhaltiger Ausbau (um mal zwei Vokabeln aus 2. Kirchenaustritt, Mitgliedschaft in proletarischem (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) wird der der kapitalistischen Wirtschaftssprache und Worte Freidenkerbund. Geschäftsführer grundsätzlich als Unternehmer NETTLAUs zu nutzen) der eigenen Strukturen ist 3. Nur Aufnahme von Genossen; nicht von Gehil- angesehen, der nicht wie die übrigen Beschäftigten erfolgversprechender, als im Sturmschritt loszu- fen, wie bei sonstigen Genossenschaften. Bevorzu- im Betrieb sozialversicherungspflichtig angestellt preschen. Ist ein Konzept erfolgreich, verleitet das gung unserer arbeitslosen Genossen. werden darf. Bei einer Kollektivgenossenschaft dazu, zu schnell immer weitere Kolleg~innen in 4. Gleicher Lohn für alle, die in der Genossenschaft sind alle Genossenschaftsmitglieder (bei entspre- das Kollektiv aufzunehmen. Einerseits, weil man beschäftigt sind, auch für anzustellende leitende chender Satzung der eG) ebenfalls nur mit ihrer die Anstrengungen der Gründungsphase kom- Funktionäre. Genossenschaftseinlage finanziell haftbar, jedoch pensieren möchte (da wird sicherlich härter gear- das geschäftführende Vorstandsmitglied (bei klei- beitet werden müssen als nach Überstehen der er- 5. Jeder, der die Genossenschaft absichtlich schädigt, nen Genossenschaften bis zu zwanzig Mitgliedern sten Zeit) und zweitens, weil man ja auch andere schließt sich von selbst aus und verzichtet auf jede bedarf es nur eines Vorstandes, also einer verant- Genoss~innen am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben Entschädigung; eine solche ist bei keinem Gericht wortlichen Person) ist ebenfalls als Beschäftigter lassen möchte. Zumal bei einem funktionierenden einklagbar. [es sei denn die eG beschäftigt auf Honorar- oder Betrieb auch immer wieder Freunde, Bekannte und 6. Streitigkeiten entscheidet die Genossenschafts- Arbeitsvertragsbasis einen externen Geschäftsfüh- Genoss~innen nach einer Arbeit oder nur einem Job versammlung. rer] sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Es ist nachfragen. Mastkorb • Theorie [Ausblick auf den libertären Kommunismus] barrikade sechs - November 2011 10 11 Bürgers Alpdruck 3. Struktur – wer macht Perspektive des Kollektivs betreffen, so etwas wie der ähnlich »viel oder wenig« arbeiten sollten, um von vielen im Munde geführt wird, ohne dafür ein- was?! ein ‚Veto’-Recht eingebaut werden – korrekter soll- nicht leichtfertig eine antikapitalistische Flexibilität mal selbst als Produzent oder Händlerin aktiv zu Was sinnst du, Bürger, bleich und welk? Bevor man anfängt bzw. te es Widerspruchsrecht heißen, da niemand die einzuführen, nach der sich letztlich alle anderen werden. Arbeit blockieren darf (das wäre sonst klassische richten müssen, wenn sie nicht „blöde“ dastehen Hält dich ein Spuk zum Narren? genauso wichtig, wie Gewerkschaftliche Kontrolle die Ausarbeitung eines Sabotage). Dieses Recht darf allerdings das Kollek- wollen. – Also proklamiert öffentlich den 6 Stun- Nachtschlafend hörst du im Gebälk Die Anbindung von sozialrevolutionären Kollek- schriftlichen Konzeptes, tiv nicht lahmlegen; vielmehr muß sehr zeitnah an dentag oder legt eine andere feste Wochen- und den Totenkäfer scharren. tivbetrieben an eine AS-Gewerkschaft ist unbedingt ist die Auseinanderset- dem Problem weiter diskutiert werden, ohne das Tagesarbeitszeit fest. notwendig und wichtig. Nur so können Erfahrun- Er wühlt und bohrt, gräbt und rumort zung aller beteiligten durch Handlungen Fakten geschaffen werden. Legt intern auch fest, wieviel bezahlte Arbeitszeit gen ausgetauscht und weitergegeben werden. Die und seine Beine tasten Genoss~innen an der ihr für Eure ‚politische’ Agitation über Euer Projekt 5. Konfliktlösungsstrategien Kollektivbetriebe haben die gesellschaftliche Ver- Findung eines inter- verkraften (ökonomisch wie personell) könnt und um Säcke und um Kasten. Kein Kollektivbetrieb sollte glauben, es käme allein pflichtung der Schulung und der Abgabe finanzi- nen Entscheidungsfin- wollt. mit Reden und vernünftiger menschlicher oder ge- eller Unterstützung für die gewerkschaftliche Or- Horch, Bürger, horch! Der Käfer läuft. dungsmodus. nossenschaftlicher Kommunikation aus. Das wäre Wege weg vom Markt? ganisierung. Er kratzt ans Hauptbuch eilig. Grundsätzlich kann ein fataler Fehler, denn in Krisensituationen, wenn Möglich, das eine Lösung dieser Frage erst mit dem Andererseits können lokale AS-Gewerkschaften Nichts, was du schwitzende aufgehäuft, gesagt werden, daß der letztlich auf „Erfolg“ ausgerichtete Betrieb (im Zusammenbruch des kapitalistischen Systems eine Kollektiv durch die Übernahme von Genossen- ist seinen Fühlern heilig. eine klare Struktur ei- Sinne, daß nicht nur die Löhne und Gehälter ih- Antwort findet. Aber letztlich ist es doch so, daß schaftsanteilen oder durch zinslose Darlehn unter- nes Betriebes vielleicht rer Mitglieder erwirtschaftet werden müssen) mal Der Käfer rennt. Der Bürger flennt. Kollektivbetriebe für den Bedarf produzieren, nicht stützen (ggf. machen sie dadurch sogar einen Teil starr und hierarchisch nicht so glatt läuft (und das nicht nur abhängig von In bangen Angstgedanken für den anonymen Markt. Sie drücken keine unnüt- ihrer Reserven vor dem staatlichen Zugriff siche- aussehen kann – eine den bekannten Wirtschaftskrisen), dann erst lernen zen Produkte in den ‚Markt’ und stimulieren nicht rer). Fühlt er die Erde wanken. chaotische Struktur hilft wir unsere Genoss~innen wahrhaftig kennen. In über Werbung eine Nachfrage einzig und allein niemandem, da zu viel einem Betrieb funktioniert menschliches Versagen Ausblick Ja, Bürger, ja – die Erde bebt. zur Profitmaximierung. Eine libertär-sozialistische Zeit und Energie für die oder Verzagen anders, es hat wirtschaftliche Folgen oder libertäre Ökonomie ist immer eine Bedarfs- In einer Zeit, wo auch und gerade die Bürokraten Es wackelt deine Habe. „interne Kommunikati- für das gesamte Kollektiv, für jedes einzelne Mit- produktion. Wie dieser Bedarf zukünftig errechnet der Europäischen Gemeinschaft »die Genossen- Was du geliebt, was du erstrebt, on“ verloren geht. glied der Genossenschaft. und verteilt werden sollte, das ist eine weitere Krux, schaften in ihre Poltik integrieren und zugleich Es hat sich auch als das rasselt jetzt zu Grabe. Derartig gefährliche Situationen kann ein Kol- der wir uns bereits heute stellen müssen. Wenn wir begünstigt, daß sie als Unternehmen auf Kosten falsch erwiesen, daß Aus Dur wird Moll, aus Haben Soll. lektiv durch klare Arbeitsstrukturen vermeiden, keine Antwort auf diese existenzielle Frage finden, genossenschaftlicher Werte und Prinzipien auf- alle alles machen wol- Erst fallen die Devisen, denn nicht alle können alles wissen und verstehen endet jede Rebellion im wirklichen Chaos und be- gewertet wurden« müssen sie in deren Konzept len. Niemand kann alles dann fällst du selbst zu diesen. (Überforderung generiert auch Streß) – und letzt- stimmt nicht in einer freien Gesellschaft. »auch mit den Folgen für die Benachteiligten und und jede/r sollte letzt- lich brauchen sie es auch nicht, wenn Vertrauen Verlierer umgehen«, bemerkt Judith Dellheim für Es erscheint mir unmöglich, heutzutage in ei- Verzweifelt schießt die Bürgerwehr endlich ersetzbar sein. besteht. die PDS-nahe Rosa Luxemburg-Stiftung. 22 Dafür bedarf es klarer ner total arbeitsteiligen Gesellschaft Modelle wie Warum? Weil Genossenschaften nach Ansicht ei- Das Volk zu Brei und Klumpen. Arbeitsaufgaben und Tauschringe gesellschaftsfähig zu machen. Was nes EU-Positionspapiers von 2004 Ein Toter produziert nichts mehr, in größeren Betrieben Arbeit? Na klar! sollte ein Kaffeehandels-Kollektiv oder eine Druc- und nichts langt nicht zum Pumpen. dann auch einer klar ge- Und eines ist klar, gearbeitet werden muß auch in kerei für seine Produkte von seinen Kund~innen als »von sozialer Ausgrenzung betroffene Bevölke- gliederten Struktur. einem Kollektivbetrieb. MAX NETTLAU warnte Gegenleistung wünschen? Zumal die Käufer~innen rungsgruppen wirksam in die Arbeitswelt und die Wo kein Kredit, da kein Profit. von bedruckten T-Shirts oder zehn Packungen Es- Gesellschaft integrieren, indem sie ihnen unterneh- Besprechungen, die ja zu Recht vor »Zwangslosigkeit« und mahnt, daß Wo kein Profit, da enden presso meistens nicht in derselben Stadt wohnen? merische Erfahrung vermitteln und Management- den Arbeitsablauf und »ein bequemes Treiben« nicht möglich ist. Kollektive Sollten sie im Tausch Arbeitsleistungen anbieten verantwortung übertragen. Durch die Bereitstel- Weltlust und Dividenden. Entscheidungen in Ar- haben durch diesen Irrglauben eine gewisse »An- – wie käme dann das Geld für die Bezahlung der lung unternehmerischer Lösungen zur Deckung beitsbereichen angehen, ziehungskraft« auf Leute, die sich allein nach »we- Hörst, Bürger, du den Totenwurm? Vorprodukte in die Kasse der Kollektive und was eines noch unbefriedigten Bedarfs auf wirtschaft- sollten auch in diesen sentlich verbesserten Verhältnissen«, sehnen, nach Er fährt durch Holz und Steine, sagt das deutsche Finanzamt dazu? lichem und sozialem Gebiet können Genossen- Einheiten auf Arbeits- weniger Arbeit, nach einem leichten Lebens; diese (21) Ro s a Lu x e m b u rg – So- schaften, insbesondere wenn entsprechende öffent- und sein Geraschel weckt zum Sturm besprechungen geklärt Menschen und Kollektivmitglieder vermindern das Eine ‚Überwindung der Marktwirtschaft’ ist erst zialreform oder Revolution. 19 liche oder private Initiativen fehlen, Arbeitsplätze des Leichenvolks Gebeine. werden. Gelingen des Kollektiv »wesentlich«. durch eine sozialistische Bedarfsproduktion mög- Gesammelte Werke. 1974 lich. Da es im Kapitalismus keine ‚Nischen’ gibt, schaffen und ein nachhaltiges und auf Solidarität (S. 417) Ein Totentanz macht Schlußbilanz Bei größeren Kollek- Und um nochmals Rudolf Rocker zu zitieren: bedeutet das noch lange nicht, daß jede wirtschaft- basierendes Wachstum fördern, ohne dabei einen u d i t h e l l h e i m tiven versteht sich ein »Der Sozialismus muss vor allem dem Leben ganz (22) J D – So- Und schickt dich in die Binsen liche Betätigung von Kollektivbetrieben im Kapita- möglichst hohen Reingewinn erzielen zu müssen. lidarische Ökonomie – ein Delegiertensystem von neue Ziele setzen. Es ist unsinnig zu denken, dass Samt Kapital und Zinsen lismus zwangsläufig immer scheitern muß. Diese Dadurch leisten sie auch einen Beitrag zur Flexi- Thema für sozialistische selbst – die endgültige der Weg der Rationalisierung der Weg zum So- Logik ist absurd, sie ist mechanisch und setzte vor- bilität der Arbeitsmärkte. Sie gehören daher zusam- Politik; rls-Standpunkte Entscheidung muß aber zialismus sein könnte, oder dass man sich damit • Erich Mühsam aus, daß es kein solidarisches Umfeld für eine – wie men mit anderen auf der Solidarität ihrer Mitglie- 28/2008 immer einer Vollver- tröstet, dass die Eintönigkeit der Arbeit in einer auch immer bezeichnete oder geartete – solidari- der basierenden Vereinigungen wie Gesellschaften (23) EU-Kommission über sammlung vorbehalten sozialistischen Gesellschaft durch eine weitge- sche oder libertäre Ökonomie geben kann. Gerade auf Gegenseitigkeit, Vereine und Stiftungen zur so die Förderung der Genos- bleiben. Das Genossenschaftsgesetz sieht ohnehin hende Beschränkung der Arbeitszeit erträglicher 23 der Wunsch vieler Menschen nach gesellschaftspo- genannten „Solidarwirtschaft“).« senschaften in Europa die jährliche Generalversammlung mit der Be- gestaltet wird. Denn das Problem der Arbeit ist 2004 litischen Veränderungen ermöglicht es heute, daß schlußfassung über das Betriebsergebnis des abge- nicht nur ein wirtschaftliches, sondern in viel Gegen diese kapitali- Kollektivbetriebe diese Bedürfnisse aufgreifen, laufenen Geschäftsjahres und einen ökonomischen höherem Grade ein psychologisches Problem. Die stische Integration von einen ‚Markt’ haben und sie diese Nachfrage (ver- Ausblick in die Zukunft vor. Arbeit muss auf ganz neuen Grundlagen organi- Genossenschaften gilt ächtlich gesprochen) nur aus einer angeblichen ‚Ni- siert werden; sie muss vor allem den Charakter es ebenso anzukämpfen sche’ heraus befriedigen. 4. Kollektive Entscheidungsfindung des Frons verlieren, der ihr heute anhaftet und wie für eine antikapi- ... kollektive Verantwortung als notwendiges Übel erscheinen läset. Es kommt Rosa Luxemburg bezeichnete die Produktivge- talistische Kultur einer Da wir ja auch alle Kinder des Kapitalismus sind nicht darauf an, wieviel Stunden ein Mensch ar- nossenschaften, als ein »Zwitterding«, als »eine im solidarischen Ökonomie – sollten alle entscheidenden Fragen auf einem re- beitet, sondern welche Freude er an seinem Werk Kleinen sozialisierte Produktion bei kapitalistischem mit dem Ziel einer liber- gelmäßig stattfindenden Plenum getroffen werden. empfindet. Niemand hat das besser begriffen und Austausche«, die den Widerspruch ihrer Existenz tären Wirtschaft- und Da nicht ewig über wichtige Entscheidungen dis- nachdrücklicher betont als Peter Kropotkin ...« 20 nur dadurch aufheben könne, wenn »sie sich künst- Gesellschaftsordnung. kutiert werden kann, sollte es eine klar definierte lich den Gesetzen der freien Konkurrenz entzieht« Dabei ist es enorm Damit der Sozialismus nicht allein zu einer „Mes- Beschlußmehrheit geben. Wichtig ist aber immer, und »von vornherein einen Absatzmarkt, einen festen wichtig, daß wir in ser- und Gabelfrage“ degeneriert, bedarf es auch 21 daß ein klarformulierter Beschlußantrag vorliegt – Kreis von Konsumenten« findet. anarchistisch-anarcho- einer libertär-sozialistischen Auffassung von „Ar- schriftlich und rechtzeitig. Wenn dieses Umfeld zusammenbräche, würde syndikalistischen Krei- beit“. Gleichheit und Gleichberechtigung sollten sicherlich auch die gelebte libertäre Ökonomie zu- sen wieder zu einer Zu- Auch sollte es möglich sein, bei gravierenden sich die Waage halten, den bei zu viel Ungleichheit sammenklappen – aber das wäre dann endgültig sammenarbeit finden. Meinungsverschiedenheiten, die die Umsetzung in der Entlohnung und der Belastung entstehen das Ende aller Träume von einer anderen Welt, die Hier wäre es besonders der Firmenziele oder eine Neuausrichtung und Konflikte. Das bedeutet, daß alle Kollektivmitglie- Mastkorb • Theorie [Ausblick auf den libertären Kommunismus] barrikade sechs - November 2011 12 13 nützlich, ein Netzwerk ben, ist die Beseitigung jeder Profitwirtschaft und worden. Durch Schaffung der antifaschistischen Ende des vorigen Jahrhunderts haben die Anar- selbstverwalteter Betrie- eine Neugestaltung des gesellschaftlichen Lebens Miliz hatten die Arbeiter eine eigene bewaffnete chisten und Syndikalisten die grundlegenden Ideen be und Einrichtungen zu auf der Grundlage einer gerechten Verteilung der Macht zur Verteidigung der Revolution. des älteren spanischen Kollektivismus wieder auf- organisieren, um Erfah- Arbeitserzeugnisse.« 24 genommen. Der geistige Nährboden für ihre Ideen Die erste und wichtigste Aufgabe bestand jetzt in rungen nicht nur auszu- war durch die Geschichte vorbereitet. Ein direkt Pflege- und Senioren-Genossenschaften werden der Versorgung der Millionenstadt mit Lebensmit- tauschen (erster Schritt), organisierter Zusammenhang zwischen dem alten allein deshalb notwendig, weil auch wir älter und teln. Diese Aufgabe übernahm die Gewerkschaft sondern auch, sich auf Kollektivismus und der modernen anarchosyndi- gebrechlich werden und uns eine von der staatli- der Nahrungsmittelindustrie. Vierzehn Tage lebte der Grundlage der ge- kalistischen Bewegung besteht jedoch nicht. chen Pflege- und Gesundheitsvorsorge unabhän- man in Barcelona ohne Geld. Die Bevölkerung genseitigen Hilfe (zwei- gige libertäre Betreuung und Selbstbestimmung wurde in öffentlichen Speisehallen von den Ge- Man kann auch darauf hinweisen, daß der spa- ter Schritt) solidarisch im Alter wünschen. Wenn es hier zu keiner gene- werkschaften gratis ausgespeist. Die Gewerkschaft nische Anarchosyndikalismus es nach Möglich- zu helfen. Dazu bedarf rationsübergreifenden Solidarität kommt, ist die der Lebensmittelindustrie kaufte die erforderlichen keit vermeidet, sich der Ausdrücke zu bedienen, es verbindlicher Struk- gesamte Bewegung nichts wert. Lebensmittel ein und bezahlte mit Gutscheinen, die die in der marxistischen Bewegung geläufig sind. turen wie z.B. eines ge- später vom antifaschistischen Milizkomitee ein- Die „Expropriation“ ist ein negativer Begriff. Man meinsamen Krisenfonds Also – schaffen wir mehr arbeiterselbstverwaltete gelöst wurden. Laut Beschluß des Milizkomitees findet ihn selten im Wortschatz der spanischen u d o l f o c k e r (durch Abgabe einer geringen prozentualen Revo- Kollektive als unseren Beitrag zum konstruktiven, (24) R R – Zur wurden die Streiktage als Arbeitstage bezahlt. Anarchosyndikalisten. Kollektivierung und frei- Betrachtung der Lage in lutionssteuer bezogen auf Umsatz, Personalkosten libertären Sozialismus! Da es dazu einer libertären heitlicher Kommunismus sind positive Begriffe. Der Wechsel in den Besitzverhältnissen vollzog Deutschland, New York- und Gewinn) und einer kollektiven Selbstdarstel- und anarchosyndikalistischen Bewegung bedarf, Darunter stellt man sich etwas Konkretes vor. Die Stockholm 1947 sich ohne Betriebsstockungen. Nach kurzer Zeit lung als Netzwerk konstruktiver Sozialismus. die sich gewerkschaftlich und sozialpolitisch zur modernste Formulierung des Programms des spa- stellten sich Schwierigkeiten bei der Rohstoffver- Rudolf Rocker formuliert in seiner 1947 erschienen Arbeiterselbstverwaltung programmatisch-orga- nischen Anarcho-syndikalismus wurde auf dem sorgung ein. Die Peseta war gefallen, wodurch eine Schrift ‚Zur Betrachtung der Lage in Deutschland’: nisatorisch sowie praktisch verhält, versteht sich Madrider Kongreß der C. N. T. im Jahre 1931, kurz Verteuerung der Rohstoffe aus dem Ausland ein- – wie hier dargelegt – von selbst. Ohne sozialre- nach dem Sturz der Monarchie, gegeben. Die Kol- »Auch der genossenschaftlichen Bewegung sollten trat. Die Waren wurden jedoch nicht verteuert, trotz volutionäre Bewegung kann es nur Rütteln an den lektivierung im Jahre 1936 hat sich im großen und unsere Kameraden in der Zukunft mehr Aufmerk- einer allgemeinen Lohnerhöhung um 15 Prozent. Gitterstäben des Systems, aber keinen Angriff auf ganzen nach diesem Programm vollzogen. Es lau- samkeit schenken, als dies bisher geschehen ist. (…) Dagegen wurden die hohen Direktorengehälter das kapitalistische System geben. tet in seinen wichtigsten Punkten: Sie hat sich durch langjährige und vielseitige Erfah- und unproduktiven Ausgaben für Zwischenhänd- rungen eine Menge praktischer Kenntnisse und ad- ler abgeschafft. Diese Maßnahmen bedeuteten eine 1. Entschädigungslose Enteignung des Groß- ministrativer Fähigkeiten auf dem Gebiete der Ver- grundbesitzes, der brachliegenden Ländereien, der • Folkert Mohrhof gerechtere Verteilung des Arbeitsproduktes. brauchswirtschaft erworben, die uns beim Wieder- Jagdgründe und allen sonstigen Landbesitzes, der Die Kollektivierung der Betriebe war der erste aufbau unschätzbare Dienste leisten können. (…) für den Anbau von Feldfrüchten geeignet ist, Um- seit 12 Jahren in der Schritt zur Sozialisierung der Wirtschaft. Der zweite Auch die Aufgabe der Genossenschaften erschöpft wandlung all dieses Landes und Privateigentums Café Libertad Kollektiv eG Schritt bestand in der wirtschaftlichen Zusammen- sich nicht in ihrer Gegenwartsarbeit. Was sie erstre- in Gemeineigentum, Annullierung der bestehen- arbeit sämtlicher Betriebe innerhalb der Industrie- den Pachtzahlungen und Schaffung neuer Einrich- gewerkschaft. Die Gewerkschaften verwandelten tungen, deren Grundzüge von den Gewerkschaften sich in sozialisierte Industriekartelle. in Übereinstimmung mit den örtlichen Verhältnis- Diese Neuordnung wirkte belebend auf die Wirt- sen festgelegt werden. schaft. Die Kleingewerbetreibenden schlossen sich Historisches 2. Beschlagnahme des Viehbestandes, der Aus- dem gewerkschaftlichen Produktionsverband an, saat, der landwirtschaftlichen Geräte und Maschi- wodurch sie vieler Sorgen enthoben waren. Sie hat- nen. Die Kollektivierung in Katalonien ten dadurch ein sicheres Einkommen. Unrentable Unternehmungen wurden niedergelegt oder mit 3. Übernahme der beschlagnahmten Ländereien u g u s t i n o u c h y A S anderen zusammengeschlossen. Es vollzog sich durch die Landarbeitergewerkschaften zwecks di- rekter und kollektiver Bearbeitung. Verwaltung der Nach dem Siege der Arbeiterschaft über die Fa- wandelt. Eine ökonomische Revolution hatte sich eine Rationalisierung der Wirtschaft nach sozialis- landwirtschaftlichen Betriebe durch die Gewerk- schisten hatten sich nicht nur die politischen, son- vollzogen. tischen Gesichtspunkten. schaften. Abschaffung aller Bodensteuern, Renten dern auch die wirtschaftlichen Machtverhältnisse Die Kollektivierung erfaßte das Baugewerbe, die Anatole France hat einmal gesagt, daß die Utopi- und Hypotheken, die auf den Kleinbauern lasten, verschoben. Die politische Gleichberechtigung Metallindustrie, die Bäckereien und Schlächtereien, en für den Fortschritt der Menschheit von größtem sofern sie den Boden selbst bearbeiten und keine wurde durch die Abschaffung der wirtschaftlichen das Gastwirtgewerbe, die Kinos, das Friseurgewer- Werte sind. Dieses Wort findet hier Anwendung. Arbeiter ausbeuten. Vorrechte ergänzt. Zahlreiche Großunternehmer, Seitens der Marxisten wurden die anarcho-syndi- be usw. Auch alle Hotels und Gaststätten wurden 4. Abschaffung der Pachtzahlungen, die von den Besitzer von Banken, Fabriken, Handelshäusern kalistischen Ideen als utopisch hingestellt. Gerade kollektiviert. Die Unternehmer, Hotelbesitzer etc. Kleinpächtern in Form von landwirtschaftlichen usw. waren ins Ausland geflüchtet. Sie standen auf diese Utopien waren es, die sich bei der Verwirk- schlossen sich halb gezwungen der Gewerkschaft Produkten an die Eigentümer oder Mittelspersonen Seiten Francos, waren von dem bevorstehenden lichung einer neuen Wirtschaftsordnung als bester an und erhielten von dieser ihren Lohn. Die Löh- gezahlt werden. Militärputsch unterrichtet und wollten draußen das Wegweiser erwiesen. Die spanischen Anarchosyn- ne der niederen Lohnklassen wurden erhöht, die Ergebnis abwarten. Durch ihre Abwesenheit hatten dikalisten hatten sich schon vorher im Geiste ein großen Gehälter gekürzt. Unternehmergewinne, Das Programm wurde ergänzt durch Vorschlä- sie sich das Recht verwirkt, an der Wirtschaftsrevo- ziemlich genaues Bild der neuen sozialistischen Dividenden, Tantiemen usw. gab es nicht mehr. ge über die gemeinsame Arbeit und Wirtschaft auf lution teilzunehmen. Gesellschaftsordnung gemacht. Im Gegensatz zur Überschüsse wurden an die Gewerkschaftskasse dem Lande. Die spanischen Landarbeiter waren, Als die Arbeiter nach Beendigung des Gene- Auffassung von Marx und Engels, nach welcher die abgeführt. Die Gewerkschaft unterstützte Unter- gleich den Industriearbeitern, in Syndikaten oder ralstreiks in die Betriebe zurückkehrten, nahmen „Expropriation der Expropriateure“ Sache des pro- nehmungen, die vorübergehend in schwieriger Gewerkschaften organisiert. Diese Gewerkschaften sie die Arbeit unter neuen Bedingungen auf. Sie letarischen Staates sei, verzichteten die spanischen Lage waren. Der Staat war an dieser Neuordnung verwandelten sich nach dem 19. Juli in Produk- wählten auf Belegschaftsversammlungen eigene Syndikalisten auf die Eroberung des Staates. Nach nicht beteiligt. Es war eine wirtschaftliche, industri- tions- und Verteilungsgemeinschaften. Landbe- Betriebsleitungen. Die Fabrikkomitees führten die ihrer Auffassung sollte die Sozialisierung in den elle und soziale Revolution. Die Parteipolitik wur- sitzer, die auf Seiten Francos standen - und dazu Betriebe unter Hinzuziehung aller hierzu erforder- Werkstätten, auf den Feldern, in den Fabriken und de in den Betrieben und sozialisierten Industrien gehörten fast alle Großgrundbesitzer - wurden ent- lichen technischen und kaufmännischen Fachleute Unternehmungen beginnen. Der Staat war nach ih- nicht geduldet. Die Wirtschaft war von parasitären eignet. Die Kleinbauern standen meist auf der Seite weiter. Die Betriebe wurden kollektiviert. Unter- rer Auffassung hierzu nicht erforderlich. Sein Ein- Fremdkörpern befreit. der Republik. Sie traten nach dem 19. Juli freiwillig nehmer, die die neue Ordnung anerkannten, wur- greifen wurde als eine Belastung für die Wirtschaft Die allgemeine Erhöhung der Löhne um 15 Pro- den Gewerkschaften bei und meist auch in die neu den als gleichberechtigte Belegschaftsmitglieder und als gefährlich für die Freiheit betrachtet. Die zent erfolgte auf der Grundlage der alten Löhne. gebildeten Kollektive. Zwang zum Beitritt in die aufgenommen. Sie wurden an einen ihren Fähig- Revolution sollte den Staat nicht stärken, sondern Dadurch blieben gewisse Unterschiede zwischen Kollektive wurde nicht ausgeübt. Das Land wurde keiten entsprechenden Platz gestellt. Nicht selten so schwächen, daß er außerstande war, die Sozia- Technikern, Angestellten, Arbeitern usw. in Bezug nach dem Siege der Landarbeiter in allen Teilen der verblieben sie in der Betriebsleitung. Was im An- lisierung zu verhindern. Diese Voraussetzung war auf die Entlohnung bestehen. Die hohen unpro- Republik kollektiv bearbeitet. Die Landarbeiter- fang an Erfahrung fehlte, ersetzte die Initiative. nach dem Siege über die Faschisten geschaffen. Das duktiven Gehälter wurden jedoch abgeschafft. Die gewerkschaft lieferte ihre Produkte an die Vertei- In kurzer Zeit war das privatkapitalistische Wirt- Militär war besiegt, die Polizei neutralisiert und verbliebenen Unterschiede wurden nicht als sozi- lungsstellen in den Städten. Die Kollektivisten er- schaftssystem in eine Kollektivwirtschaft umge- zum Teil durch Arbeiterkontrollpatrouillen ersetzt ale Ungerechtigkeit empfunden ... hielten einen wöchentlichen Vorschuß in Geld und Mastkorb • Theorie [Ausblick auf den libertären Kommunismus] barrikade sechs - November 2011 14 15 Lebensmitteln aus dem gemeinsamen Vorratslager. boten sie der sozialdemokratischen Gewerkschaft gesetzt. Angesichts der Kriegssituation trat jedoch ne zu stellen, die zahlreiche Fabriken in mehreren Nach jedem Erntejahr wurde der Überschuß an alle im neuen Verwaltungskomitee Gleichberechtigung Mangel an Arbeitern ein, und die Arbeitszeit muß- Städten mit annähernd einer Viertelmillion Textil- gleichmäßig verteilt. Entsprechende Summen für an. Eine Diktatur in der Art des Bolschewismus te auf 40 und später auf 48 Stunden heraufgesetzt arbeiter umfaßt. Die syndikalistische Textilarbei- Anschaffung von Maschine etc. wurden beiseite- wollten die spanischen Anarchosyndikalisten nicht werden. Die Löhne der Frauen wurden denen der tergewerkschaft Barcelonas hat aber dieses Werk gelegt. Das Lohnsystem ist abgeschafft worden. An einführen. Alles sollte auf demokratische Weise vor Männer gleichgesetzt, eine Betriebs-Kranken- und in kurzer Zeit zustandegebracht. Es war ein gewal- seine Stelle war ein neues System getreten: Die Ver- sich gehen. In der Eisenbahnverwaltung gewährte Altersversicherung eingeführt ... tiges soziales Experiment. Die Unternehmer-Dik- teilung des Produktes des gemeinsamen Arbeits- die syndikalistische Mehrheit der sozialdemokra- Ausländische Besucher haben sich oft darüber tatur hatte aufgehört. Löhne, Arbeitsbedingungen ertrages. In der Kollektive herrschte das Prinzip: tischen Minderheit absolute Gleichberechtigung. gewundert, daß die Übernahme der Betriebe ohne und die Produktion selbst wurden von den Ar- Einer für Alle und Alle für Einen. Jede Organisation stellte drei Verwaltungsmit- Störungen vor sich gegangen ist. Das Geheimnis beitern und ihren gewählten Vertretern bestimmt. Die Übernahme der großen Industrieunterneh- glieder. für den glänzenden Erfolg der Kollektivierung Alle Funktionäre waren der Betriebs- und Gewerk- mungen vollzog sich mit erstaunenswerter Leich- In wenigen Tagen waren alle Eisenbahnen Ka- liegt zum großen Teil in der systematischen Vorbe- schaftsversammlung verantwortlich. Die Kollekti- tigkeit ohne Produktionsstörungen. Es erwies taloniens sozialisiert. Technische Verbesserungen reitung der Syndikalisten auf diese soziale Revolu- vierung der Textilindustrie Kataloniens zerstört ein sich mit aller wünschenswerten Deutlichkeit, daß konnten nicht in Angriff genommen werden, da tion. für allemal die Legende, daß die Arbeiter unfähig seien, große Betriebsunternehmungen zu leiten. weder die Aktienbesitzer noch die hoch bezahlten hierzu kein Material vorhanden war. Der Eisen- „In der revolutionären Periode“ - heißt es in Direktoren oder Aufsichtsräte etc. für den guten bahnverkehr wurde unmittelbar nach Beendigung Bei der Bildung der Kollektive wurde ein Verwal- einem Bericht der Vereinigten Wasser-, Gas- und „Netter“ US-Cartoon 1936 Gang eines modernen Wirtschaftsunternehmens des Kampfes unter der neuen Gewerkschaftslei- Elektrizitätskollektive - „hatten wir in den Ge- tungsrat aus 19 Personen gewählt. Nach drei Mona- ... ähnlich sieht Se i d m a n erforderlich sind. Arbeiter und Angestellte können tung wieder aufgenommen. Er funktionierte wie werkschaften Betriebskommissionen gebildet. Di- ten gab der Verwaltungsrat einen Bericht über die die Spanische Revolution das komplizierte Räderwerk der modernen Indus- vorher, Störungen traten nicht ein. Die Fahrpreise ese Kommissionen machten sich in jeder Sektion Arbeiten und den Gang der Kollektive. Die Arbeit - nur das dann aus der trie selbständig im Gange erhalten. Die Beispiele blieben die gleichen. Die Löhne der niedrigeren mit den Arbeiten vertraut und bereiteten sich auf wurde mit sehr wenig flüssigem Kapital begonnen, ‚gelben Unternehmer-ge- hierfür sind zahlreich. Lohnklassen wurden bedeutend heraufgesetzt, die die Leitung vor. Die Betriebskommissionen über- da die Besitzer vor Ausbruch des Militärputsches werkschaft‘ die CNT wird. Die erste Maßnahme bei der Übernahme der Direktorengehälter und hohen Gehaltsbezieher wachten die Produktion, den Wasserverbrauch im ihre Bankguthaben abgehoben und im Ausland Straßenbahnen in Barcelona durch die Arbeiter be- vollständig abgeschafft. Es versteht sich von selbst, Sommer und im Winter, sorgten dafür, daß auf in Sicherheit gebracht hatten. Das Unternehmen stand in der Abschaffung der Direktoren und der daß die Kollektivierung das Ende der privatkapi- jeden Posten der geeignete Mann gestellt wurde, „Espana Industrial“ hatte vor der Kollektivierung Werkspitzel. Es handelte sich um große und völlig talistischen Eisenbahngesellschaften bedeutete. Die ermahnten die Arbeiter zu pünktlichem Erschei- einen Bestand von 48.213 Ballen Stoff. Nach drei unproduktive Summen. Während ein Straßenbah- Aktien wurden annulliert, Entschädigungen nicht nen bei der Arbeit, sorgten dafür, daß die Sicher- Monaten war der Lagerbestand auf 50.321 Ballen ner 250.- bis 300.- Peseten Monatsgehalt hatte, er- gezahlt ... heitsvorschriften beachtet wurden und daß in allen gestiegen. Infolge der Abwertung der Peseta waren hielt der Generaldirektor 5000.- und die übrigen In der Eisenbahnreparaturwerkstätte zu Barcelo- Sektionen Betriebs-Apotheken vorhanden waren, die Rohstoffpreise gestiegen. Durch Abschaffung drei Direktoren 4441.-, 2384.- und 2000.-Peseten. na wurde mit dem Bau von Panzerwagen und von Duschen für die Arbeiter und Speiseräume usw. unproduktiver Ausgaben wie Dividenden, Prämien Die Abschaffung dieser hohen Gehälter ermöglich- Rote-Kreuz-Waggons begonnen. Eine Woche nach eingerichtet wurden.“ und Direktoren-Gehälter wurden jedoch hohe Be- te die Erhöhung der Löhne der Arbeiter. Wiederaufnahme der Arbeit verließen die ersten träge eingespart. Damit konnten die höheren Roh- Durch diese und ähnliche Vorbereitungen waren Sanitätswagen die Werkstatt. Die Ausstattung war stoffpreise zum Teil gedeckt werden. Die zweite Neuerung war die Einführung der 40- die Arbeiter in den Stand gesetzt, schwierige Pro- so musterhaft, daß der katalanische Medizinalrat Stunden-Woche. Im Prinzip war man für 36 Stun- bleme reibungslos zu lösen. Die von der Belegschaft Der Verwaltungsrat kaufte im Ausland zwei die Regierung bat, den Arbeitern in den Eisenbahn- den wöchentliche Arbeitszeit. Doch angesichts des ausgearbeitete Betriebsordnung zeugte von dem neue Maschinen für die Herstellung von Kunstsei- werkstätten den Dank für ihre Leistung auszuspre- begonnenen Krieges gegen den Faschismus sah hoch entwickelten Verantwortungsgefühl, zu dem de. Die erforderlichen Devisen wurden durch den chen. Die Initiative zu diesen Arbeiten ging von den man davon ab. die syndikalistischen Organisationen die Arbeiter Erlös der Fertigprodukte im Ausland aufgebracht. syndikalistischen Arbeitern aus. Keine hoch bezahl- Die dritte Maßnahme erstreckte sich auf die erzogen hatten. Betriebsräte, Betriebsleiter, Ver- In jeder Fabrik wurde ein Verwaltungsvorstand ten Funktionäre gaben Order. Es gab keine Aufsicht Verwaltung. Bisher waren Straßenbahnen, Auto- waltungsrat und schließlich oberste Betriebsleitung aus den fähigsten Genossen gewählt, der, ent- von außen. Die Arbeiter wählten sich selbst ihre busgesellschaften und die Untergrundbahn ge- arbeiteten nach Vorschriften, die auf allgemeinen sprechend der Größe des Unternehmens, aus drei technischen und organisatorischen Leiter. Mehr trennte Privatunternehmungen. Die Gewerkschaft Betriebsversammlungen diskutiert und beschlos- bis neun Personen bestand. Die Arbeiten des Vor- war nicht erforderlich. Alles andere entsprang dem •«In Barcelona über- beschloß, alle diese Verkehrsunternehmungen in sen wurden. Alle verantwortlichen Leiter wurden standes waren: Innere Organisation, Statistik, Wirt- guten Willen zur Zusammenarbeit und der Initiati- nahmen revolutionäre ein einziges zusammenzufassen. Diese Konzentrie- von besonderen gewerkschaftlichen Kontrollkom- schaft, Finanzen, Korrespondenz und Vertretung ve im Produktionsprozeß. Es gab aber auch keine Anarchosyndikali- rung ermöglichte wesentliche Verbesserungen des missionen streng kontrolliert. Nur Personen, die nach außen. Von besonderer Wichtigkeit war die Stachanow- oder Hennecke-Bewegung ... stInnen, Kommuni- Verkehrswesens, die vom Publikum mit Genugtu- über genügend technische und organisatorische Bildung eines Initiativkomitees aus den fähigsten Luxusvillen und Paläste wurden in Krankenhäu- stInnen und Sozialis- ung aufgenommen wurden. Fähigkeiten verfügten, wurden zur Betriebsleitung technischen und organisatorischen Köpfen der ser, Kindergärten und ähnliche allgemeinnützige tInnen die Leitung der zugelassen. Man rechnete es sich als Ehre an, von Textilindustrie. Dieses Komitee aus Ingenieuren, Die bedeutendste Maßnahme aber bestand in der Anstalten verwandelt. Das Wohnungswesen war Fabriken, sahen sich der Gewerkschaftsversammlung auf einen hohen Technikern, Arbeitern und kommerziellen Sachver- Herabsetzung des Fahrpreises von 15 auf 10 Cen- nicht mehr eine Quelle der Bereicherung für die jedoch mit Streiks, leitenden Posten gesetzt zu werden. Auch über ständigen behandelte alle Vorschläge zur Verbesse- times. Für Schulkinder, Kriegs- und Arbeitsbeschä- Hausbesitzer; es diente der Allgemeinheit. Bummelei, Blauma- den privaten Lebenswandel der Betriebsleiter und rung der Textilindustrie und machte selbst eigene digte und Invaliden wurden Freifahrtscheine aus- chen, Krankfeiern, Die Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke hatten Vertrauensleute wachten die Gewerkschaften. Nur Vorschläge zur Verbesserung der Produktion, der gegeben. Dabei wurden die Löhne und Gehälter Gleichgültigkeit und sich bei Ausbruch des Faschistenputsches in fast wirklich ernste, gewissenhafte und in jeder Bezie- Verteilung der Arbeit, der sanitären Einrichtungen für die niedrigsten Lohnstufen um 40 bis 100 Pro- geringer Produktivität allen Städten Spaniens im Privatbesitz befunden. hung ordentliche Personen konnten auf die Ehre usw. Nach einigen Monaten Kollektivierung war zent und für die höheren Lohn- und Gehaltsstufen seitens der gewöhn- Die „Allgemeine Gesellschaft Wasserwerke Barcelona“ rechnen, hohe Funktionen zu bekleiden. Materielle die Textilindustrie Kataloniens auf einem höheren um 10 bis 20 Prozent erhöht... lichen ArbeiterInnen mit der Schwestergesellschaft „Wasserwerk Llobre- Vorteile brachten die verantwortungsvollen Po- Stand als vorher. Hierin lag ein schlagender Beweis Das Eisenbahnwesen war in Spanien Privatbesitz. konfrontiert. gat“ waren Eigentümer der Wasser- und Gaswerke sten nicht ein. er oberste Verwaltungsrat hatte die dafür, daß der Sozialismus von unten die Initiative Während des Militäraufstandes ruhte der Eisen- in zahlreichen Städten Spaniens. Es war ein Mam- Pflicht, sich über den Fortschritt der Technik auf nicht tötet. Die Gier zur Bereicherung ist nicht die Die Militanten der bahnverkehr infolge des Generalstreiks. In Barce- mutunternehmen mit einem Aktienkapital von 272 seinem Gebiet auf dem laufenden zu halten, die einzige Triebkraft im menschlichen Handeln ... Parteien und Gewerk- lona spielten sich in der Nähe des Hauptbahnhofs Millionen Peseten. Die jährlichen Durchschnitts- Werke auszubauen und Vorschläge zur Moderni- Eine der größten Kollektivleistungen der katala- schaften beantworteten - Estacion de Francia - Straßenkämpfe ab. Am dritten gewinne beliefen sich auf über 11 Millionen. Die sierung vorzulegen, Handelsabkommen zu treffen, nischen Arbeiter war der vollständige Neuaufbau den Widerstand der Kampftage bildeten die anarchosyndikalistischen Finanzmagnaten hatten bereits vor dem 19. Juli Zollfragen zu studieren usw. Der Bedarf an Roh- einer Kriegsindustrie. Sie wurde aus dem Nichts ArbeiterInnen mit den Gewerkschaften, in der Gewißheit auf den Sieg, ein das Land verlassen. Die Syndikalisten beschlos- stoffen und Maschinen sollte nach Möglichkeit im geschaffen und beschäftigte zu Ende des Krieges gleichen repressiven revolutionäres Eisenbahnerkomitee. Dieser Aus- sen, die Werke zu kollektivieren. Arbeiter und eigenen Lande gedeckt werden. 80.000 Arbeiter. Sie war vollständig das Werk der Mitteln wie zuvor die schuß nahm die Besetzung und Beschlagnahme der Angestellte wählten eine Betriebsleitung. Kurz vor Kapitalisten: Der Lohn Der große Ernst, mit dem die Gewerkschaften an Arbeiter selbst. Bahnhöfe, der Eisenbahnstrecken und des Haupt- dem Militäraufstand hatten die Arbeiter dieser Be- wurde an die Produk- ihre gewaltige Aufgabe, die Produktion im ganzen verwaltungsgebäudes vor. Alle wichtigen Eisen- triebe Lohnforderungen gestellt, die nicht bewilligt Die Metallindustrie war in Katalonien bei Aus- tivität geknüpft und Lande zu übernehmen und ohne Unternehmertum bahnknotenpunkte wurden von einer besonderen worden waren. Nunmehr erfolgte aufgrund eines bruch des Bürgerkrieges nur schwach entwickelt. Fehlzeiten am Arbeits- selbst zu leiten, herangetreten sind, verbürgte den Eisenbahnergarde bewacht. Die Direktoren waren Belegschaftsbeschlusses die Erhöhung in Überein- Das größte Metallwerk war die Automobilfabrik platz wurden bestraft.« ins Ausland geflüchtet. Die Arbeiter setzten ein Erfolg ... Hispano-Suiza, die 1.100 Arbeiter beschäftigt hatte. stimmung mit den vorher gestellten Forderungen. Mi c h a e l Se i d m a n - Gegen neues Verwaltungskomitee ein. Obwohl die Syn- Der Mindestlohn betrug 14 Peseten täglich, die Ar- Es ist keine Kleinigkeit, eine Produktionsgemein- Bereits in den ersten Tagen nach dem 19. Juli stellte die Arbeit, zitiert nach GWR dikalisten in der überwiegenden Mehrheit waren, beitszeit wurde auf 36 Stunden wöchentlich fest- schaft auf kollektivistischer Grundlage auf die Bei- diese Fabrik Panzerwagen, Handgranaten, Fahrge- # 363 - November 2011 Mastkorb • Theorie [Ausblick auf den libertären Kommunismus] barrikade sechs - November 2011 16 17 stelle für Maschinengewehre, Krankenwagen usw. ter zugunsten des Staates zu beschneiden. Die Syn- HELMUT RÜDIGER über JOAN PEIRÓ für die Front her. Diese ersten Kriegswagen trugen dikalisten sahen in dieser Bestimmung keine Ge- die Initialen C.N.T. - F.A.I., der beiden Kampforga- fahr, denn die Regierungsvertreter wurden aus der nisationen, die im Kampfe gegen den Faschismus Reihe der Gewerkschaften erwählt. Die extremeren Theorie im Lichte der Praxis führend waren und denen die Metallarbeiter ange- Anarchisten waren jedoch von dieser Bestimmung hörten. nicht sehr erbaut. Sie fürchteten von den Eingriffen In der Mitte der zwanziger Jahre beschloß der spa- kennung und Bewunderung; das gleiche gilt von Im Laufe des Bürgerkrieges wurden in Barcelo- des Staates eine Beschneidung der revolutionären nische Glastrust, eine Glashütte in Mataró (Kata- allen anderen Vertretern der spanischen Linken, Der Anarchist und CNT- Errungenschaften der Arbeiter. lonien) stillzulegen, da sie keinen Gewinn mehr die in Peiró einen der begabtesten und lautersten Pistolero Ju a n Ga r c i a na und Katalonien 400 Metallfabriken errichtet. Ein abwarf. Die Arbeiter des Betriebes, die ihre Beschäf- Exponenten der Volksbewegung erblicken. Franco Ol i v e r als Minister bei der großer Teil der Waffen wurde in diesen Fabriken Nach dem Wortlaut des Kollektivierungsgesetzes Arbeit hergestellt. Der bürgerliche katalanische Minister- konnten Betriebe mit weniger als hundert Arbeitern tigung nicht verlieren wollten, kauften daraufhin wußte, warum er diesen Mann für seine staatlich präsident Tarradellas erklärte im Oktober 1937: im Privatbesitz verbleiben. Sie wurden aber der Ar- den Betrieb und führten ihn als Genossenschaft kontrollierten Scheingewerkschaften gewinnen „Die katalanische Waffen- und Munitionsindustrie beiterkontrolle unterstellt. Diese Arbeiterkontrolle weitet. Hergestellt wurden vor allem Glühlampen. wollte. hat in den 14 Monaten ihres Bestehens ein Epos an bedeutete Ausschaltung der Willkürherrschaft der Schon 1930 war das Unternehmen schuldenfrei, an Peiró war einer der wenigen spanischen Syndi- Arbeit und Schöpferkraft vollbracht. Katalonien Unternehmer und Einführung einer vollständigen Aufträgen fehlte es nicht; in den darauffolgenden kalisten, die bereits während des Krieges den Ver- muß für alle Zeiten jenen Arbeitern dankbar sein, Wirtschaftsdemokratie. Jahren wurde die Produktion erheblich erweitert such machten, aus dem teilweise veränderten Kurs und die Löhne lagen etwas über denen, die in den die mit größter Kraftanstrengung, Begeisterung Unternehmen mit mehr als fünfzig und weniger der Bewegung auch theoretische Konsequenzen übrigen spanischen Betrieben der gleichen Branche und Aufopferung, oft unter Einsatz des Lebens, ge- als hundert Arbeitern wurden kollektiviert, wenn zu ziehen. Hatte die Praxis zu unvorhergesehenen gezahlt wurden. arbeitet haben, um unseren Brüdern an der Front zwei Drittel der Belegschaft sich dafür entschieden. Maßnahmen gezwungen, so wollte er die Theorie zu helfen.“ ... Als Arbeiter definierte das Gesetz die Gesamtheit Die Seele und das Hirn dieses geglückten genos- mit ihr in Übereinstimmung bringen; eine lebens- Alle großen sozialen Veränderungen der Ge- der Beschäftigten eines Betriebes. Das Gesetz ver- senschaftlichen Experiments war Juan Peiró, selbst fremde Theorie interessierte ihn nicht. Es ist sehr schichte sind meist durch Revolutionen oder di- fügte die Einsetzung eines obersten Wirtschafts- Glashüttenarbeiter und einer der bedeutendsten wahrscheinlich, daß gerade Peirós Gedanken vom rekte Eingriffe des Volkes erfolgt. Die Gesetze be- rates für Katalonien. Alle Fragen von größerer Propagandisten und Organisatoren des katalo- spanischen Syndikalismus einmal zur allgemeinen stätigten dann nur vollendete Tatsachen. Bedeutung sollten diesem Wirtschaftsrat vorgelegt nischen Syndikalismus. Er war der Auffassung, Diskussion aufgenommen werden, sobald die Be- wegung neue Gelegenheit zu legaler Betätigung So war es auch bei den Kollektivierungen. Die werden. Unternehmen mit ausländischen Besitzern daß man durch genossenschaftliche Versuche die erhält. Syndikalisten waren nicht dagegen, daß die Neu- konnten nur im Einverständnis mit diesen kollekti- „Arbeiterelite“ schaffen könne, deren es seiner ordnung durch ein Gesetz konfirmiert wurde. Sie viert werden. Meinung nach für den Kampf um den Sozialismus Juan Peirós geistiger Entwicklung ,kann man fol- arbeiteten sogar an der Ausarbeitung des Kollekti- Das Kollektivierungsgesetz war eine Rahmenver- bedurfte. Von Ende November 1936 bis Mai 1937 gen an Hand der Kongreßprotokolle der syndika- vierungsgesetzes mit. Als am 24. Oktober 1936 das ordnung; sie erfaßte nur einen Teil des gesamten war Peiró als Vertreter der syndikalistischen Konfö- listischen Konföderation. Eine Zusammenfassung katalanische Kollektivierungsgesetz veröffentlicht wirtschaftlichen Umwandlungsprozesses. Die Ein- deration (CNT),Industrieminister in der Regierung seiner syndikalistischen Auffassungen, noch stark wurde, war die Kollektivierung bereits überall zelunternehmungen des Kleingewerbes brauchten der spanischen Republik, zusammen mit Federi- von der traditionellen Denkweise geprägt, findet durchgeführt. Das Gesetz hatte keine neuen Tatsa- nach dem Wortlaut des Gesetzes nicht kollektiviert ca Mouiseny, Juan López und Juan Garcia Oliver. man in der 1930 herausgegebenen Sammlung Pro- chen geschaffen. Es enthielt Bestimmungen, die die werden. Doch der Kollektivismus wurde als neue Nach dem Sturz der Regierung Caballero kehrte er blemas del sindicalismo y del anarquismo. Seine Arbeiter nicht vorgesehen hatten und von denen Wirtschaftsform des Sozialismus betrachtet, als Ge- zu seiner Glashütte zurück, übernahm aber in der Gedanken über die. Probleme des Krieges und der sie nicht begeistert waren, die sie aber dennoch ak- genpol zum Privatkapitalismus. Friseurgeschäfte, letzten Etappe des Krieges nocheinmal einen leiten- sozialen Reorganisation kommen vor allem in der zeptierten, weil sie selbst die Macht in den Händen Bäckereien, Hotels, Kinos usw. wurden nicht durch den Posten in der republikanischen Rüstungsindu- Rede zum Ausdruck, die er nach seinem Abgang. hatten und glaubten, daß auf alle Fälle sie selbst in das Gesetz kollektiviert. Sie verzichteten freiwillig strie. In den Tagen des Zusammenbruchs konnte er aus der Regierung Caballero in Valencia hielt (De der Praxis zu bestimmen haben. Eine dieser Bestim- auf die Selbständigkeit ihrer Unternehmen. Der nach Frankreich fliehen; aber die Regierung Petain la fäbrica de vidrio de Mataró al Ministerio de In- mungen war die Einsetzung von Regierungsvertre- Geist des Kollektivismus war über alle gekommen. lieferte ihn an Franco aus. Im spanischen Gefängnis dustria, Von der Glashütte in Mataró ins Industrie- tern in allen größeren Betrieben. Zunächst blieb di- Das Kleingewerbe schuf sich seine eigene Soziali- erhielt er den Besuch eines Vertreters des Arbeits- ministerium, 3. Juni 1937); die weitaus wichtigste ese Bestimmung ein toter Buchstabe. Sie war jedoch sierungsform von unten auf. Der Sozialismus war ministeriums der Regierung Franco, und man bot Quelle für das Studium von Peirós Gedanken ist geeignet, die absolute Selbstbestimmung der Arbei- an die Stelle des Kapitalismus getreten. ihm die Führung der phalangistischen „Vertikalen jedoch die Aufsatzsammlung Problemas y cixtarazos Gewerkschaften“ von Francos „Arbeitsfront“ an. (Probleme und Seitenhiebe), die er gegen Ende des, Der gesetzlich ernannte Kontrollbeamte Peiró lehnte ab und wurde am 24. Juli 1942 im Ge- Bürgerkrieges zusammenstellte. Das Buch konnte in den größeren kollektivierten Betrieben fängnis zu Valencia erschossen. in Spanien nicht mehr erscheinen; es wurde nach gehörte dem Betriebe an. Er konnte nur Peirós Tode von Emigranten herausgebracht. mit Zustimmung der Arbeiter gewählt Juan Peirós politische und soziale Ideen bildeten werden. Die Leitung des kollektivierten sich im Tageskampf der katalonischen Arbeiter- Einige Einzelheiten, die bezeichnend für Peiró s Betriebes lag in den Händen der Arbei- schaft, in deren Mitte er bis zu seinem Ende lebte. grundlegende Auffassung der gewerkschaftlichen ter. Der Staat hatte keinen Einfluß auf den Er vereinte den praktischen Sinn des Kataloniers Organisation sind, finden sich im Protokoll des ma- Kollektivbetrieb. Herren der Produktion mit spanischem Freiheitsbewußtsein; im Syndi- drider Kongresses der syndikalistischen Konföde- und Distribution waren die Arbeiter. kalismus mit seiner föderativen wirtschaftlichen ration von 1931. Der Kongreß faßte den Beschluß, Organisation und seinem Appell an die direkte die Gewerkschaften der CNT in einer Rei- Auf die großen Wirtschaftsgemein- Aktion der Arbeiter fand er den Weg, der seinen he großer Industrieföderationen zusam- schaften der einzelnen Kollektivbetriebe, Ideen entsprach. Aber er wollte sich nicht mit menzuschließen. Ähnliche. Organismen wie z.B. die Kollektive aller Kinos oder dem Klassenkampf im Sinne bloßen Forderns be- hatten bereits früher bestanden, aber ein Friseurgeschäfte, fand das Gesetz keine gnügen, und er erwartete die soziale Erneuerung 1919 abgehaltener Kongreß‚ schaffte sie Anwendung. Die neue sozialistische Wirt- nicht ausschließlich von einer kommenden groß- als angeblich zentralistische und dem schaftsform ergab sich aus der Initiative en Umwälzung. Als praktischer Wirtschaftler und Syndikalismus fremde Gebilde offiziell der Werktätigen. Sie war nicht eine ge- Betriebsleiter eines demokratisch organisierten ab. Peiró war schon 1919 ein warmer An- setzliche Einrichtung, sondern eine neue Gemeinschaftsunternehmens sammelte er Erfah- hänger der bereits damals bestehenden Lebensform der Wirtschaft, des Handelns rungen, die den meisten seiner Kameraden fehlten. Föderation der Glasindustriearbeiter ge- und des Denkens. Sie war das Werk des Vor allem in der letzten Zeit seines Lebens vertrat wesen und begrüßte den Beschluß von Volkes, nicht des Staates. Die sozialisier- er oft kritische Ideen gegenüber dem traditionellen 1931 mit besonderem Interesse. Leider ten Kollektive waren der erste Versuch, Syndikalismus, dessen Grundlagen er dabei aller- aber blieb er auf dem Papier stehen. 1937 den freiheitlichen Sozialismus einzufüh- dings nie verließ; aber trotz der scharf betonten klagte Peiró in der Zeitung Solidaridad ren. Und Spanien war das erste Land, das persönlichen Nuance seiner Auffassungen genoß Obrera zu Barcelona die syndikalistische diesen Versuch wagte. • er in den Kreisen seiner Bewegung einen Respekt Bewegung bitter für dieses Versäumnis • aus: Achim v. Borries / Ingeborg Brandies: wie ganz selten einer der führenden Männer. Auch an: hätten 1936, beim Ausbruch des Bür- Anarchismus. Theorie, Kritik, Utopie. diejenigen spanischen Syndikalisten, die Peirós gerkrieges, wohlausgebildete industriel- Joseph Melzer Verlag, Frankfurt 1970 Auffassungen nicht akzeptieren, zollen ihm Aner- le Föderationen bestanden; meinte er, so Harpune & Torpedo Geschichte barrikade sechs - November 2011 18 • 19 wäre die Durchführung einer wirklichen Arbeiter- positive Eindrücke. Zu den positiven gehörte das die Direktoren der Gesellschaft das Feld räumten, des eventuellen Gewinns zu disponieren. Der Staat verwaltung in den während des Krieges nationali- Erlebnis echter Kampfgemeinschaft mit dem alten, die jahrzehntelang die Arbeiter des Bezirks ausge- auf der anderen Seite muß das allgemeine Interes- sierten Industrien viel leichter gewesen und hätte später von den Kommunisten kaltgestellten Führer beutet hatten, wußten diese nichts besseres zu tun, se wahrnehmen und zu diesem Zwecke Vertreter bessere Resultate erzielt. der spanischen Sozialdemokratie, Francisco Largo als mit der Abholzung des verhaßten Waldes zu in die Arbeiterverwaltungen der nationalisierten Während des spanischen Bürgerkrieges, der Caballero. Ich kenne Largo Caballero seit 22 Jahren, beginnen. Peirós sandte eine Delegation valencia- Industrien delegieren. Die Entwicklung während im republikanischen Gebiet zugleich eine soziale sagte Peiró in seiner Rede zu Valencia, und in dieser nischer Syndikalisten in die Walddörfer, denen es des Bürgerkrieges, meinte Peiró, zeigte, daß die Ar- Revolution ausgelöst hatte, tat Peiró alles was er Zeit hatte ich reichlich Gelegenheit, ihn zu bekämp- auch gelang dieses wahnwitzige Beginnen aufzu- beiter nichts gegen eine vernünftige Kontrolle von konnte, um‘ die wirtschaftliche Entwicklung im fen. Zu meiner tiefen Befriedigung kann ich heute halten und die Waldarbeiter anzuleiten, die Harz- Seiten der Allgemeinheit haben, wohl aber sich der Sinne eines freiheitlichen, genossenschaftlichen sagen, daß der einzige wirkliche Revolutionär in gewinnung genossenschaftlich zu organisieren, Diktatur des Staates widersetzen. Über eine Ent- Sozialismus zu beeinflussen und die staatssozialis- der Regierung Largo Caballero war. In der Zusam- wodurch der Republik, die das Harz exportierte, wicklung in diesem Sinne, meinte Peirós schließ- tischen Tendenzen zu bekämpfen. Aber er wand- menarbeit mit ihm wurde Peiró ein bewußter An- wertvolle Devisen verschafft werden konnten. lich, können die spanischen Syndikalisten und So- hänger der Allianz“ zwischen den beiden großen zialdemokraten sich einig werden. te sich auch energisch gegen alle die, nach deren An vielen Orten zeigte es sich, daß nach der Gewerkschaften, der syndikalistischen CNT und Meinung sämtliche Probleme im Sinne eines ein- Flucht der für den Putsch mitverantwortlichen In- Damit stellte Peiró übrigens nur eine Tatsache der sozialdemokratischen UGT, deren Zusammen- zigen Programms oder durch Machtspruch einer dustrieleiter wichtige Betriebe in die Hände von fest. Alle seine theoretischen Darlegungen aus je- gehen schon der junge, vor dem Bürgerkriege ver- einzigen Organisation gelöst werden konnten. Er Arbeitern gefallen waren, die nicht in der Lage ner Zeit sind nichts anderes als ein Versuch, die storbene Valeriano Orobón Ferndndez als die Le- nahm von dieser Kritik die eigene Organisation waren, sie praktisch weiterzuführen. In anderen wirklichen Tendenzen der damaligen Entwicklung bensfrage der spanischen Freiheit erkannt hatte. nicht aus. Leider, erklärte er, gehen alle Parteien Fällen wurden kollektivisierte Industrien durch festzustellen und die Ideen zum Ausdruck zu brin- und die großen Gewerkschaften viel zu sehr darauf Peiró haßte jede Art von Parteiegoismus. Er war Kapitalflucht geschädigt, durch Rohstoffmangel gen, die von den besten Elementen, den einsichts- aus, sich Vorteile und Machtstellungen zu sichern. ein wirklicher Freiheitsmann. Jedes Machtstreben lahmgelegt und vor andere Probleme gestellt, die vollsten Männern und Frauen in den beiden groß- Stattdessen ist Zusammenarbeit im Interesse des war ihm fremd. So weit er von der traditionellen auch die zusammenwirkenden Gewerkschaften en sozialistischen Bewegungen geteilt wurden. ganzen Volkes nötig, betonte er. Die syndikali- syndikalistischen Taktik abwich, so stark lebte in allein nicht lösen konnten. Hier griff Peiró nach Daß für die Syndikalisten teilweise ein Abgehen stische Konföderation war tief in dieser Zusam- ihm die freiheitliche Moral der Bewegung. Er war Beratung mit den Gewerkschaften durch Erlaß von ihren früheren Ideen vorlag, wußte Peirós sehr menarbeit engagiert, auf der der dreijährige Ver- Genossenschaftler, und als solchem lag ihm die Idee eines Kollektivisierungsgesetzes ein, das den so- wohl; er begriff aber, daß diese taktische Wandlung teidigungskampf gegen den Generalsputsch und des Zusammenwirkens zum gemeinsamem Besten zialisierten Industrien Hilfe in Form staatlicher gerade auf die Wahrung der wesentlichen freiheit- die deutsch-italienische Invasion beruhte. Diese im Blute. In der zitierten Rede ging er so weit, zu Kredite sicherte. Auch ein Ausgleichsfonds für die lichen Prinzipien zielte, und er wollte die Ideen der Politik war etwas völlig neues für den spanischen erklären, er sei in gewisser Hinsicht konservativ: er von den Gewerkschaften kollektivisierten Indus- Bewegung von jenem unbewußt-totalitären Ballast Syndikalismus, der bisher eigentlich nur mit zwei wolle das spanische Wirtschaftsleben erhalten, ret- trien wurde geschaffen, während einige für die befreien, der sich in den meisten sozialistischen Alternativen gerechnet hatte: unbedingter revoluti- ten, entwickeln helfen, und dies gehöre weder den Verteidigung wichtige Industrien nationalisiert Bewegungen zu Ideen anderer Art gesellt hatte. onärer Opposition oder einer sozialen Revolution, Syndikalisten noch den Sozialdemokraten, sondern und unter Staatskontrolle gestellt werden mußten. Einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis die, wie man naiv annahm, ganz nach dem eigenen allen. Diese Fragen lösten jedoch in der Regierung harte wollte Peiró unter keinen Umständen etablieren; Programm verlaufen werde. Nun war eine soziale wenn notwendig, mußte seiner Meinung nach die Auch auf dem großen wirtschaftlichen Kongreß Kämpfe aus, da sich vor allem die von den Kom- Revolution da - aber unter nie geahnten Bedin- Theorie den gebieterischen Notwendigkeiten einer der CNT in Valencia 1938, der Grundlagen für den munisten beeinflußten Minister gegen jede Art von gungen, und man war in einem Kampfe auf Leben neuen Praxis angepaßt werden. So hatte er auch als vom Syndikalismus verwalteten Sektor des spa- wirklicher Sozialisierung wandten und auf dem und Tod an alle spanischen Linksparteien und vor Genossenschaftler stets gehandelt. nischen Wirtschaftslebens ausarbeitete, faßte Peirós Wege über totale Verstaatlichung den Rückgang. allem an die Zusammenarbeit mit den sozialde- so wie alle Militanten der Bewegung diesen Sektor zur reinen Privatwirtschaft erstrebten. Besonders Wenn Peirós Zusammenarbeit mit kommunalen mokratischen Gewerkschaften (UGT) gebunden. nur als Teil eines größeren, gemeinsamen Ganzen der Finanzminister der Regierung Caballero, Juan und staatlichen Organen forderte, so akzeptierte In dieser Situation konnte die syndikalistische Be- auf, an dem wirtschaftlich vor allem auch die UGT Negrin, der spätere Statthalter Moskaus in Spanien, er keineswegs die staatliche und kommunale Bü- wegung nicht, wie der Bolschewismus, der eigenen beteiligt sein sollte. Der Gedanke an einen „tota- tat alles um das Kreditprogramm Peirós zu sabotie- rokratie in den bestehenden Formen. Im Gegenteil, totalen Machtergreifung und der Gleichschaltung len“ Syndikalismus war der ganzen Konföderation ren. Peirós fieberhafte Tätigkeit, seine Erfolge und er legte radikale Reformprogramme auf diesen Ge- der Volksbewegung nachstreben, sondern wählte fremd geworden, nachdem die praktischen Erfah- Enttäuschungen während dieser Zeit können hier bieten vor und arbeitete für eine scharfe Entbüro- instinkiv eine ehrliche Allianzpolitik. Daß diese rungen bewiesen hatten, daß eine solche Vorstel- nur flüchtig angedeutet werden und wären einer kratisierung des öffentlichen Lebens, wofür viele Politik von anderer Seite, vor allem den in Spa- lung mit der Wirklichkeit nichts gemein hatte und genaueren Untersuchung wert. seiner Aufsätze Zeugnis ablegen. Wirtschaftlich be- nien wirklich völlig landfremden Kommunisten, eine derartige Forderung nur mittels Diktatur ver- Nach seiner Rückkehr in die Glashütte widmete zeichnete er sein Ziel als „ein genossenschaftliches weniger ehrlich gemeint war, wirkte sich in vieler wirklicht werden konnte — also durch Verzicht auf Peirós seine Aufmerksamkeit weiterhin den Pro- Wirtschaftsleben“ und politisch als „föderativ-sozi- Hinsicht zum Nachteil der syndikalistischen Bewe- das eigentliche Lebenselement des Syndikalismus, blemen der Entwicklung zum freiheitlichen Sozia- alistische Republik“. Dabei wollte er sich durchaus gung und schließlich zur Tragödie für das ganze den Freiheitsgedanken. lismus im republikanischen Gebiet. Er trat wieder nicht damit begnügen, daß im Rahmen der Zentral- spanische Volk aus. republik regionale (bundesstaatliche) Regierungen Zweifellos ist in diesem Punkte eine Akzentver- für die Bildung von Industrieföderationen ein und Peiró aber nahm die Idee der Zusammenarbeit errichtet wurden, sondern betonte, daß die autono- schiebung in der syndikalistischen Bewegung vor erklärte, die wichtigsten Industrien müßten nati- ernst und gründlich. Er erkannte und erklärte öf- me Gemeinde, deren Tradition für die iberischen sich gegangen. Sie wurde durch den spanischen onalisiert werden. Es sei jedoch notwendig, neue fentlich, daß diese neue Linie der CNT keine tak- Völker von größter Bedeutung ist, die eigentliche Bürgerkrieg deutlich markiert; die Diskussionen Formen der Nationalisierung auszuarbeiten, die tische, sondern für freiheitliche Sozialisten eine politische Grundlage der Republik bilde. Das hin- über diese Frage sind allerdings auch heute in den nicht auf die traditionelle Verstaatlichung hinaus- prinzipielle Angelegenheit sei. derte ihn nicht zu erklären, daß auch die Gemein- spanischen syndikalistischen Kreisen noch nicht zu laufen. Es hat sich erwiesen, schrieb Peiró in einem defreiheit keine in der Luft schwebende, abstrakte Peiró ging dabei in seinen Reden und Schriften Ende. Die neuere Tendenz hatte in Peirós ihren her- Aufsatz über dieses Problem, daß sowohl Staat wie Tatsache sei, und daß auch die freie Kommune hö- weit über die Ideen der meisten anderen spa- vorragendsten Vertreter gefunden. Kommune schlechte Unternehmer und Geschäfts- nischen Syndikalisten hinaus. Die Zusammenarbeit leute sind. Jedoch ist nichts dagegen einzuwenden, heren Kontrollinstanzen Rechenschaft abzulegen Auch im Ministerium versuchte dieser 1936-37 mit anderen Richtungen, schrieb er, ist nicht nur im daß der Staat, als Vertreter der Allgemeinheit, zum habe. In diesem Zusammenhang wies Peirós wie- für die Koordinierung der verschiedenen Gebiete Kampfe gegen den Faschismus nötig; vielmehr muß Besitzer der Schlüsselindustrien gemacht wird, die derholt auf die Ideen des großen der spanischen Wirtschaft zu wirken. Ihm kam es ein konstruktiver, sozialistischer Syndikalismus er im Interesse aller Konsumenten zu kontrollieren föderalistischen Demokraten darauf an, einen Rahmen zu schaffen, in dem die auch nach dem Kriege direkte Mitverantwortung hat. Peiró wußte sehr wohl, daß eine Organisation, Francisco Pi y Margall hin, bei syndikalistische Arbeiterverwaltung den denkbar für die Politik der spanischen Republik überneh- eine Richtung, eine Partei nicht diesen Anspruch er- dem die meisten spanischen größten Spielraum finden konnte. men. Konkret meinte er, daß die syndikalistische heben konnte, ohne zur Diktaturpartei zu werden. Anarchisten in die Schule ge- Konföderation sowohl an der zentralen Regierung Peirós hatte auch Gelegenheit zu ,entdecken, daß Doch wandte er sich bestimmt gegen die Idee, daß gangen sind. wie vor allem den Provinz- und Kommunalselbst- die wirkliche Revolution nicht in allen Teilen iden- der Staat die großen Industrien selbst verwalten Es bedarf kaum noch einer verwaltungen teilnehmen müsse, doch stets mit tisch mit der theoretischen war. Kurios war sein er- solle: im Gegenteil, das wesentliche für eine wah- besonderen Erwähnung, daß besonderer Betonung des föderativen Aufbaus und stes Eingreifen als neuer Industrieminister. In der re Sozialisierung sei, meinte Peiró, nationalisierte der Mann, der für diese Ideen der Selbstverwaltung von unten auf. Gegend von Cuenca, wo Harz gewonnen wurde, Industrien genossenschaftlich organisierten Arbei- eintrat, der in seiner Glashütte, hatten Waldarbeiter seit altersher ein Leben in bit- terverwaltungen zu überlassen. Die Arbeiter selbst in der syndikalistischen Ge- Während seiner Mitarbeit in der Regierung der terster Armut geführt. Als nach dem Zusammen- müssen die Produktion organisieren, ein Risiko werkschaft und vorübergehend Republik sammelte Peiró sowohl negative wie bruch des Generalsputsches in dieser Region auch tragen und auch das Recht haben, über einen Teil auch als Minister für einen frei- Harpune & Torpedo Geschichte barrikade sechs - November 2011 20 • 21 heitlich-genos- ehe der Bürgerkrieg zu Ende war. Wenige Wochen senschaftlichen vor dem Ende noch brachen alle antifaschistischen Der militante Anarchosyndikalist S o z i a l i s m u s Parteien und die beiden großen Gewerkschaften kämpfte und ihre Beziehungen zu den Kommunisten und der und Genossenschafter arbeitete, ein Negrinklique ab. Noch, heute arbeitet keine der scharfer und antifaschistischen Gewerkschaften und Parteien in bewußter Geg- der Widerstandsbewegung mit den Kommunisten JOAN PEIRÓ i BELIS ner des mos- zusammen. Die spanischen Kommunisten sind völ- kauer Kommu- lig isoliert. Eine Würdigung und Ergänzung zu Helmut Rüdigers nismus war. Soweit, in großen Zügen, Peirós Leben und sei- Artikel »Theorie im Lichte der Praxis« Die Kommu- ne Ideen. Seine Verwurzelung im syndikalistischen nisten, schreibt Gedankengut war tief, aber zugleich versuchte er Helmut Rüdiger (1906-1966) gilt als reformistischer leitete. Peiró selbst war er in Problemas radikale Korrekturen an den eigenen Ideen vorzu- Kopf der IAA – was er während seiner Zeit im Exil bis zu seinen zweiund- y cintarazos, ha- in Schweden durch viele Artikel zum Ausdruck ge- zwanzigsten Lebensjahr nehmen. Das Interessante bei ihm war der ständige 1 ben kein Recht Übergang vom Theoretischen zum Praktischen und bracht hat. Analphabet, der Lesen das zu erstre- das unstillbare Verlangen des Praktikers, seine Tä- Was für ein geschickter Schreiberling und wort- und Schreiben erst im ben, was sie tigkeit in einen theoretischen Zusammenhang ein- reicher Taktiker Rüdiger war, zeigt dieser Artikel. Gefängnis lernte, denn er hatte bereits mit 8 Jahren jetzt tatsächlich zuordnen, eine objektive Perspektive für die ganze Anfangs spricht er von „Akzentverschiebungen“ in die Schule verlassen, um in Glashütten in und um wollen: ein gan- Bewegung ausarbeiten zu helfen. Als ihm auf einem der Taktik der CNT, weil die Soziale Revolution eben Barcelona zu arbeiten. 1922 zog er nach Mataró. Glasbläser bei der Arbeit zes Volk zu un- syndikalistischen Kongreß vorgeworfen wurde, er nicht nur allein die Anarchosyndikalisten vollbrin- Ob er Glasbläser oder einfacher Glashüttenarbeiter terwerfen, dessen überwältigende Mehrheit nicht habe einen ihm übertragenen Resolutionstext nicht gen können und unterstellt hier „totalitäre Ansätze“. war, konnte ich nicht herausfinden (In Badalona ar- kommunistisch ist und es niemals werden wird... rechtzeitig vorgelegt, verteidigte er sich scherzend, Um dann zum Schluß von einer „radikalen ideologi- beitete er als „treballador del vidre negre“ in der In einem Artikel über den schändlichen Prozeß, aber auch nicht ohne Stolz mit den Worten: „Peiró schen Wende“ der CNT in Bezug auf die bürgerliche Glashütte Costa i Florit). den kommunistisch beeinflußte Richter gegen die fabriziert Glühlampen, Kameraden, aber Peiró kann Republik, die er gerne zu einer „föderativ-sozialisti- Peiró redigierte das Genossenschaftsstatut und unabhängige Linkspartei des POUM angestrengt auch Resolutionen schreiben!“ In der Tat versäumte sche Republik“ mit „genossenschaftlichem Wirtschafts- wurde Produktionsleiter. Die Gründung der Ge- hatten, schrieb er: Eines Tages, der nicht mehr fern er weder das eine noch das andere. leben“ in Einklang mit seinen freiheitlichen Ideen nossenschaft erfolgte durch die Beteiligung der ist, wird unser Volk Rechenschaft von den Kom- des Syndikalismus bringen wollte, klar und deut- Belegschaft und das Kapital von zwei alten Gesell- munisten fordern! Peiró hatte recht. Der Tag kam, • DIE FREIE GESELLSCHAFT, Nr. 24, 2. Jahrgang, lich zu sprechen. schaftern. Wie das funktionieren sollte, bleibt unklar. Da er Peiró: »Wir müssen unsere eigene Welt schon in den aber den Genossen Joan Peiró i Belis 2 in den höch- Eingeweiden der kapitalistischen Welt schaffen, aber sten Tönen lobt, darf wohl vermutet werden, das er nicht auf dem Papier und mit Lyrik und philsophischen Die Allianz von CNT und UGT Peiró als vorbildliches Beispiel ansah. Träumereien, sondern auf dem Boden, praktisch, das au- thentische Vertrauen in unserer Welt des heutigen Tages Die Genossenschaft Cristalleries de Mataró Das endgültige Ende der Revolution– März 1938 und von Morgen weckend.« 4 (Gerau 2010 : 202) Was die Gründung der Genossenschaft Glaswa- Das war der Anfang von Ende ... Er ist mehr als wahrscheinlich, dass solche Abkom- ren in Mataró, die Cooperativa Cristalleries de Mataró, Erfolgreiche Jahre Wiederbelebung des Frentepopulismo men nie die Gegenzeichnung der ganzen Organisa- angeht, so findet sich in Rüdigers Beitrag keinerlei Cristalleries de Mataró baute neue Glasöfen und »Am 20. Februar 1938 war Teruel gefallen und am tion erhalten hätten, wenn diese sich freie und ver- konkreter Hinweis über die Rettung des Betriebes, modernisierte die Produktionsverfahren bereits 9. März 1938 hat sich die Katastrophe von Aragon sammlen könnte, wie in anderen normalen Zeiten. der als Aktiengesellschaft Juan, Estanyol y Compañía in den ersten Jahren sehr erfolgreich. Peirós Sohn ereignet, das mit einer nationalistischen Offensive Es scheint, dass die kennzeichnenden Ausschüsse, (Besitzer: Pau Pi, Josep Juan und Timoteu Estany- Josep Olives, der selbst 15 Jahre lang in der Genos- auf dem von XII, Armee besetzten Sektor von Heer atenazados durch den Komplex des Umständehal- ol) es nur bis zum Konkurs wirtschaftete, vonstat- senschaft arbeitete und zuletzt deren Büro leitete, begonnen hat, das in drei Tagen von nationaler Of- ber-ismo und auch durch Umbildungen schon nicht ten ging. Darüber schreibt aber dessen Sohn: län- informiert über die weitaus geringere Stückzahl an fensive zerfallen ist. Auch hat er die Stirn von Hues- so den Umständen gemäße zu weit gegangen sind, gere Arbeitszeit und auch zeitlich befristete Kurz- Glaskolben, die jede/r Arbeiter~in für den Monats- ca überlassen und bald ist man am unordentlichen dass sie gewisse Sektoren des Bündnisses über- arbeit bei befristeter Lohnkürzung waren dazu lohn von 75 Pesetas anfertigen mußte (530 Stück) Rücktritt von 70.000 von einem Flugwesen gehetz- fielen, besonders in den kennzeichnenden oberen notwendig. Letztlich rettete den Betrieb jedoch die und dass es für 575 täglich gefertigte Glaskolben ten Männern anwesend gewesen, das keine Erwi- Gesuchen. Der Bundesvertrag wurde gefördert Zusammenarbeit mit der deutschen Siemens-Kon- den höheren Lohn von 100 Pesetas gab. Die Ge- derung in der Luft gefunden hat. Um den 15. März und ist zweifellos zwei Männern zu verdanken ge- zerntochter OSRAM 3 in Madrid, für die die Genos- nossenschafter verdienten damit vergleichsweise ist die Offensive auf Katalonien gelähmt geblieben, wesen: Mariano R. Vázquez (Marianet, Sekretär des senschaft nach einer Probeproduktion von einer 33% mehr Lohn als in den privatkapitalistischen aber derselbe Tag würde diese vom Rest getrennte Nationalen Ausschusses) und Horacio Prieto.« Million Glaskolben für deren Glühbirnen zum Zu- Betrieben – und die Differenz zwischen Normal- Region der republikanischen Zone mit der Ankunft • http://madrid.cnt.es/historia/final-de-la-guerra-civil/ lieferbetrieb wurde (Peiró Olives 2006). und „Akkordlohn“ betrug ebenfalls 33% im Monat der fortgeschrittenen nationalistischen im mediter- Aber schauen wir einmal genauer hin. (statt 300 durchschnittlich eben 400 Pesetas). Der ranen Hafen von Vinaroz bleiben. Horacio Martínez Prieto (1902-1985) war 1936 Geschäftsführer erhielt wöchentlich 250 und der Generalsekretär der CNT. Außerdem Minister für Den Anstoß zur Gründung einer Genossenschaft Dieses am meisten schwere Ereignis hat riesige Finanzbuchhalter 175 Pesetas an Gehalt; die Aus- Öffentliche Aufgaben der ersten republikanischen gaben Streitigkeiten und wirtschaftliche Probleme Erschütterung in der republikanischen Nachhut er- zubildenden erhielten im ersten Lehrjahr 30 Pese- Regierung im Exil - Präsident: José Giral Pereira im Jahre 1925. Auf Initiative des Glaskünstlers und zeugt, in der eine emotionale Reaktion vorgekom- tas Lohn, der pro Jahr um 5 Pesetas anstieg. (Peiró (August 1945 bis März 1946) und auch in der zweiten Mitgesellschafter Josep Ros i Serra entstand unter men ist, die sie umständehalber von allen Spannun- Olives 2006) Regierung Giral (Abril 1946 bis Januar 1947). Als der Diktatur Primo de Riveras, da keine Arbei- gen befreit hat, sie verminten die innerliche Einheit 1925 produzierten die Genossen zwischen 5.000 Vertreter der libertären Tendenz der posibilistas tergenossenschaft möglich war, die eingetragene aller Sektoren. Unter dem Druck der Ereignisse und 6.000 Glaskolben täglich – die Lohnsumme für unterzeichnete er 1948 einen Aufruf zur Gründung Glaswarenproduktions-Genossenschaft Cristalle- wurde am 18. März 1938 ein Dokument von CNT die 155 beschäftigen Arbeiter~innen betrug 64.7000 einer libertären Partei (Partido Libertario). ries de Mataró - Fundación Ros Serra (Cooperativa und UGT zur Gewerkschaftsallianz veröffentlicht. obrera mit beschränkter Haftung). Er und PEIRÓ Pesetas. Die Genossenschaft Vida Nova in Barce- Die spanische CGT beruft sich auf diesen Pakt Hier kann gesagt werden, dass die CNT schon kannten sich seit 1916, als beide auf dem außeror- lona zahlte ihren 235 Arbeiter~innen bei praktisch von 1938 zwischen CNT und UGT als eines ihrer auf alles verzichtete. Die Bewilligungen waren un- dentlichen Kongreß der Nationalen Gewerkschaft gleicher Produktionsmenge monatlich 65.000 Pese- Ursprünge: damit macht sie ihre Abkehr von reinen üblich. Im unterzeichneten Text blieb der Zustand der Glasarbeiter (Federación Española de Vidrieros y tas aus. Anarchosyndikalismus deutlich und bezieht sich also Alianza CNT-UGT sus in Eigentümer von allem, des Heeres, der Industrie, Cristaleros) trafen, deren Vorsitzender Peiró später Die jährliche Produktion steigerte sich von bases, sus objetivos, sus eher auf die gewerkschaftliche Einheitsorganisation der Gemeinden, der Wirtschaft und der verstaat- jahrelang war. Bis dahin wohnte und arbeitete er 3,5-4 Millionen Glühlampen der Jahre 1925-27 auf antecedentes, Barcelona, zwischen Sozialisten/Kommunisten und den lichten Erde verwandelt, an der die Landbewohner in Badalona, redigierte die Glasarbeiter-Zeitung 11.107.210 Lampen im Jahre 1932-33. 85 Prozent ETYL, 1938, 156 pp. libertären Arbeitergewerkschaften. (pról. 8 pp.). FALASCHI, gingen, um einfache Pächter zu sein. Darin wäre es El Vidrio und war dort auch Vorsitzender der Lo- gingen in den heimischen Markt. 1936 betrug die Fosco: Escritos Selectos, nötig, die staatliche Wuchertätigkeit über die ver- • http://www.cgt.es/correos/cgt/origenes.pdf kalföderation der Gewerkschaften, deren Zeitung Produktion bereits 40-45.000 „Blasen“ täglich. Barcelona staatlichten Kreditbanken hinzuzufügen. La Colmena Obrera er ebenfalls verantwortlich Harpune & Torpedo Geschichte barrikade sechs - November 2011 22 • 23 In der Wirtschaftskrise 1933, die tur angespart werden müssen. Auch cia Republicana«, das zusammen mit nationali- dulden, muß aber konsequenterweise dafür bei auch die Glasindustrie erfaßte, kaufte bekamen Arbeiter, die den Betrieb ver- stisch-linksbürgerlichen und radikalsozialistischen den Unternehmern Mitbestimmung und andere antwortete im Namen die Genossenschaft für 75.000 Pesetas ließen, eine Abfindung oder konnten Parteien und Bewegungen eine „intelligente föde- Zugeständnissen (Betriebsräte) einforderten. Wie der FAI auf die ein Philips-Patent für Spanien. sich früher pensionieren lassen. rative Republik“ forderten. Im August 1931 gehörte bei Kapitalisten ein sogenanntes »Gemeinschafts- Vorwürfe: „Kommen wir Die Genossenschaft entwickelte Im November 2008 wird die Arbei- er zu den Spaltern der CNT, als er das »Manifest bewußtsein« bei globaler Konkurrenz entstehen zum Manifest zurück. sich ständig weiter: von 40 oder 60 tergenossenschaft endgültig aufgelöst der 30« („Treintistas“) unterzeichnete, aus denen soll, ist unlogisch, weil es tödlich wäre (Karl Marx: Ich möchte hervorheben, Gründungsmitglieder stieg die Zahl – trotz eines Exportanteils von 40% des die Federación Sindicalista Libertaria, im Februar »Bei Strafe des Untergangs …«]. daß ich auf einer unserer während der Republik auf 155-160 Umsatzes vor allem für die beiden Fir- 1933 hervorging, die mit Pestaña als provisori- Der theoretisch-ideologische Unterschied und die Sitzungen Pestaña und an: davon waren 102 Glasbläser, 20 men OSRAM und Philips – die letzten schem Generalsekretär als die „moderaten und tatsächliche Praxis liegen schlicht und ergreifend in Peiró vorgeschlagen habe, Glashütten-Arbeiter, 4 Frauen und 29 80 Arbeiter~innen der Genossenschaft reformistischen“ CNT-Oppositionsgewerkschaften der grundsätzlichen Ablehnung des Kapitalismus sie mögen Theoretiker Gehilfen (1936). werden arbeitslos. bezeichnet wurden. Das »Manifiesto de los Treinta« durch den Anarchosyndikalismus und seinen mili- bleiben, während wir war eine Abrechnung mit der FAI-Taktik, die zum Jungen die dynamische Die Genossenschaft begann mit ei- tanten Vertreter Joan Peiró. Die Sozialdemokraten FAI contra Peirós „Reformismus“ Ausschluß aus der CNT im August 1933 führte. Seite der Organisation nem Kapital von 135.000 Pesetas 1925, haben sich ebenso wie die schwedische syndikali- Für diese reformistischen Aktivi- Dennoch distanzierte er sich auch vonPestaña übernehmen. D.h. sie das bis 1934 zu einem Vermögen und stische SAC unter Führung von Helmut Rüdiger täten wurde die Glasarbeitergewerk- von dessen Gründung einer Syndikalistischen Partei kommen hinter uns, Kollektivkapital von mehr als 1.500.000 zur Anerkennung der bürgerlich-parlamentari- schaft von Mataró auf Betreiben der Ende 1932. um alles theoretisch zu Pesetas und während der Spanischen schen Demokratie samt kapitalistischer Ökonomie FAI aus der CNT ausgeschlossen (Jah- rekonstruktieren.“ Revolution bis auf 1.886.605 Pesetas Peiró versuchte die Ängste der „reinen Anarchi- durch Einsicht oder amerikanisch-englische Umer- resangabe fehlt leider). Die Genos- [La Tierra, 2.9.1931] anstieg. sten“ der FAI vor der Verwässerung ihrer Ziele zu ziehung ‚durchgerungen’. PEIRÓ ging in seinem senschaftler seien zu Unternehmern entkräften: »Wenn wir vom Kollektivismus sprechen, Konzept jedoch von der Situation nach einer sieg- Die wichtigsten Abnehmer waren geworden, wurde ihnen von den Puri- könnten dies einige als Abkehr vom libertären Kommu- reichen sozialen Revolution aus. Und García Oliver, Firmen in Barcelona (Lámpara Vulcan sten der Revolution vorgeworfen. Zur nismus verstehen. Dem ist aber nicht so. Wir sprechen späterer Justizminister und FNLE Nacional), Bilbao (Lámpa- Praktisch ist eine Arbeitergenossenschaft mit gleichen Zeit flog auch die gesamte vom Kollektivismus als Mittel, nicht als ökonomisches der CNT-FAI in der ra Titan), La Coruña (Yria S.A.) und gesellschaftlicher Verantwortung etwas völlig an- Lokalföderation von Sabadell wegen Ziel der künftigen Gesellschaft. Wir meinen Kollektivis- Regierung sagte hauptsächlich Lámparas OSRAM y deres, als eine durch Mitbestimmungsgesetz und „Reformismus“ aus der CNT. mus als Organisationsform, als Möglichkeit, Initiative über die Treintistas: Lámpara Metal aus Madrid, die gut staatliche Mitsprache gegängelte kapitalistische Aber Peirós langjährige Geschichte und Kräfte aufzugreifen und sie zu entwickeln, sowie „Die Unterzeichner 70% zum Umsatz in den Monaten Firma. als revolutionärer Gewerkschafter ist endlich Kollektivismus als Form der Disziplin des ein- des Manifests haben vor dem Bürgerkrieg beitrugen. Die gespickt mit Konflikten, einerseits mit zelnen gegenüber dem Allgemeinen.« (aus: Syndika- niemals tatsächlich an Hauptzulieferer kamen aus Barcelona Auf Abwegen den „Orthodoxen“ in der CNT, als die- lismus und Anarchismus, 1928/29)8 Peiró und seine die Möglichkeit einer und direkt aus Mataró (Lieferant für se sich für den Übertritt von der Roten Mitstreiter werden dennoch weiterhin von den FAí- »Der Eintritt der CNT in die Regierung von Ma- Revolution in Spanien Bleimennige). (Garau 2010 : 208) Gewerkschaftsinternationale (RGI) 1922 stas als „posibilistas“ („das mögliche anstrebend“) drid ist eine der wichtigsten Tatsachen in der po- geglaubt. Seit langem „Alle für einen, einer für alle!“ ? zur syndikalistischen IAA einsetzten. bekämpft und auch verhöhnt. litischen Geschichte unseres Landes. Die CNT haben sie revolutionäre Propaganda gemacht, Trotz all dieser wichtigen Erfolge Hier war einer seiner Gegner Angel Erst 1936 kam es zur Wiedervereinigung von ist immer prinzipiell und aus Überzeugung anti- aber heute, da der muß auch erwähnt werden, daß Josep Pestaña. Immer wieder gehörte er zu FSL/Oppositionsgewerkschaften und der CNT, staatlich und der Feind jeglicher Form von Regie- Moment gekommen Peiró in seinem Text immer wieder den schärfsten Kritikern der putschi- ohne Pestaña, der den Weg seines Reformismus rung gewesen. Aber die Bedingungen/ Umstände, ist, brach die von ihnen von den Schwierigkeiten spricht, die stischen und pseudo-revolutionären weiterging. Peiró nahm an dem berühmten Zara- die dem menschlichen Willen fast immer überlegen aufrechterhaltene Fiktion „anarchistischen“ Ideale einhalten zu Politik der anarchistischen FAI, deren goza-Kongreß der CNT vom 1.-15. Mai 1936 wieder sind, obwohl sie von ihm bestimmt werden, ha- zusammen.“ können. Das betraf einmal die unter- revolutionäres Konzept er ablehnte. Er teil. ben die Natur der Regierung und des Spanischen [La Tierra, 3.10.1931]12 schiedliche Bezahlung, die eben nicht kämpfte für die Arbeitereinheit und Staates transformiert/ umgewandelt. Gegenwärtig nach dem Motto: „Jeder nach seinen gegen die Aussichtslosigkeit lokaler Gemeinwohl oder Verstaatlichung ? ist die Regierung als ein reguläres/rechtmäßiges Kräften, jedem nach seinen Bedürfnis- Streiks, er setzte die Industriefödera- Statt der Verstaatlichungs- und Nationalisie- Instrument des Staates nicht länger eine unter- sen.“ realisiert werden konnte. Das tionen in der CNT maßgeblich durch rungsorgien eines »Sozialismus des 21. Jahrhun- drückerische Macht gegen die Arbeiterklasse.« galt auch für die Arbeit selbst, die im und kämpfte für die Soziale Revoluti- derts« á la Chávez in Venezuela – wo dem Staat [CNT-Zeitung Solidaridad Obrera, 1936] kapitalistischen Umfeld nicht weniger on durch die libertären Gewerkschaf- 51% der angeblich freien Genossenschaften in Dies war der Ausgangspunkt für die ideologische Án g e l Pe s t a ñ a (1886-1937) - langjähriger wurde und auch nicht „ohne Kontrol- ten, nicht durch die Anarchisten der Arbeiterhand gehören –, entwarf Peiró die Na- Neuausrichtung der CNT. Die Anerkennung der FAI. bezahlter Generalsekretär le“ stattfand. Auch hier mußten Erfah- tionalisierung im Sinne eines übergeordneten Ge- bürgerlichen II. Republik als einem Staatswesen, der CNT sowie Chef- rungen einer „schmerzlichen Erzie- Auf Peiró ging bereits 1919 der An- meinwohls, dem sich auch die Kollektivbetriebe dem man zuarbeiten und mit dem man zusammen- redakteur der Solidaridad hung“ gemacht werden. trag an den CNT-Kongress zurück, die und Genossenschaften zu beugen haben. Der Staat arbeiten müsse (solange sie „links“ regiert wird?) Obrera in Barcelona. vielen kleinen Einzelgewerkschaften bzw. die regionalen oder lokalen Räte entsenden und zweitens der Zusammenschluß von CNT und Gehörte zu den schärfsten Der revolutionäre Wert zu Industrieföderationen zusammen- ihre Delegierten zu Kontrollzwecken in den Rat UGT zur Einheitsgewerkschaft Spaniens dann im Kritikern der FAI-Politik; der Genossenschaft … zuschließen, so wie das die Glashüt- der Fabrik. Interessant ist auch, daß Peiró davon Jahre 1938 [siehe obigen Text]. Autor des Ma n i f e s t d e r 30; Ausschluß 1932. Peiró übernahm nicht kritiklos die tenarbeiter unter seiner Anleitung auszugehen scheint, daß die Arbeiterklasse einen Es ist durchaus beachtenswert, daß ausgerechnet Gründete Ende des glei- Ablehnung der Genossenschaftsidee bereits in Badalona und auch in Ma- finanziellen Anreiz für sein Engagement in einem die „reinen“ Anarchisten - die beide nie FAI-Mit- der meisten Revolutionäre und Anar- taró durchsetzen. Ob die CNT auf die genossenschaftlichen Betrieb haben sollten: die Ar- chen Jahres seine Pa r t i d o glieder gewesen sind! -, die radikalen CNT-Leute Sy n d i k c a l i s t a , für die er chosyndikalisten seiner Zeit; Pestaña Übernahme der Produktion zu Beginn beitergenossen sollten über einen Teil des Gewinns Garcia Oliver (Justiz) und Federica Montseny 1936 einen Sitz in die Cor- lehnte Genossenschaften beispielswei- der Revolution 1936 besser vorbereitet frei verfügen können, wofür sie aber auch Risiken (Gesundheitsministerin) ihren anarchosyndikalisti- tes für Càdiz gewinnt. se grundsätzlich ab. Aus diesem Grun- wäre, hätte es ein durchorganisiertes übernehmen sollten. Das gilt auch für das Risiko schen Gewerkschaftsrivalen mit in das Boot der Re- de legte er im Statut der Genossen- conföderales („nationales“) Netz von der Entlassung oder der Lohnkürzung bei einer gierungsbeteiligung von 1936 holten – Peiró wurde schaft fest, daß 20% der Überschüsse Industriegewerkschaften gegeben? schlechteren Konjunktur. Industrieminister und der ebenfalls als gemäßigter für soziale und kulturelle Zwecke, Programmatisch wurden die sindicatos Gravierende theoretische Unterschiede CNT-Genosse geltende Juan López Sanchez über- für gewerkschaftliche Solidarität und unicos (lokale Einheitsgewerkschaft nahm das Handelsministerium. emanzipatorische Propaganda ver- einer Industrie) erst auf dem Kon- Entspricht dies nicht den Ideen der sozialisti- Und die Regierungsbeteiligung der CNT-FAI wendet werden müssen 6, um die greß 1931 durchgesetzt, in der Realität schen Fraktion in der Nachkriegs-SPD auf dem Weg war der Beginn des Untergangs der Spanischen Genossenschaftsbewegung zu einem aber weiterhin von der FAI bekämpft, zum »Godesberger Programm«? Als „Volkspartei“ Revolution – so wie das „reformistische“ »Manifest „direkten Mittel im Kampf gegen den die einzig und allein auf die sofortige standen nun die Interessen des gesamten Volkes der 30« es vorhergesagt hatte: »Man vertraut dem Kapitalismus“ 7 zu machen. Deshalb Umsetzung Kropotkins libertären auf der Agenda, nicht allein die der Arbeiterklasse. Zufall, (…) man glaubt an das Wunder der Revoluti- wurde vom Betrieb eine »Escuela Ra- Kommunismus und „autonome Kom- Wer Verständnis für die Ausbeuterklasse und die on, als ob die Revolution ein Allheilmittel und nicht eine cionalista« finanziert und festgelegt, munen“ setzte. Berechtigung von privatkapitalistischen Unterneh- schwere und schmerzhafte Angelegenheit wäre, die der daß 20% der Gewinne reinvestiert und 1930 unterzeichnete Peiró ein links- men hat, kann antikapitalistischen Arbeiter- und Mensch mit seinem Körper und Geist durchlebt. Das für Zeiten einer schlechteren Konjunk- republikanisches Manifest »Inteligen- Gewerkschaftswiderstand gegen das System nicht Harpune & Torpedo Geschichte barrikade sechs - November 2011 24 • 25 oben genannte eher demagogi- propagierte, eskalierte in Spanien der Streit zwi- Genossenschaftsidee für ihre „gute“ und ordentli- Anmerkungen: sche Revolutionskonzept wird schen den Anarchosyndikalisten des ‚konstruktiven che Arbeiterbewegung reklamierten, während die 1) He l m u t Rü d i g e r - Der Sozialismus wird frei sein, Oppo- seit Jahren von allen politischen Sozialismus’ mit den Ansichten der ‚puristischen’ „schlechte“ und chaotische Arbeiterbewegung der Verlag, Berlin 1991 Parteien propagiert, denen es oft Anarchisten. Dazwischen tummelte sich dann noch CNT zugeschrieben wurde. Nun wird Peiró end- 2) Ich verwende die katalanische Schreibweise, da Pe i r ó gelungen ist, an die Macht zu Pestaña, der der CNT ganz den Rücken kehrte und lich aus der Versenkung geholt und als Protagonist sich selbst als Katalane verstand. kommen. (…) Wenn die Revolu- die bürgerlich-parlamentarische Republik vertei- des Genossenschaftswesens gepriesen, der die Be- 3) Die Deutsche Gasglühlicht AG hatte bereits im November 1919 ihr Glühlampengeschäft in die OSRAM tion unter diesen Bedingungen digte und konsequent seine ‚Gewerkschaftspartei’ ziehungen zwischen Genossenschaft und Anarchis- G.m.b.H. KG ausgelagert. 1920 traten Siemens & gemacht wird und siegreich ist, gründete – ohne die Gewerkschaft im Rücken zu mus als einen „revolutionären Weg der ergänzen- Halske und die AEG der OSRAM G.m.b.H. KG bei. Der würde sie von der ersten besten haben Peiró hielt weiterhin Kontakt auch zu den den Transformation“ zu den Arbeitergewerkschaf- Firmenname setzte sich aus Osmium und Wolfram politischen Partei übernommen radikalen FAístas … ten sieht. Die Entwicklung der Genossenschaften zusammen. Spanische Tochterfirma in Madrid. oder aber wir würden so regie- Peiró ließ sich nicht beirren auf seinem Weg – er gehört also zur revolutionären Arbeiterbewegung 4) Jo a n Pe i r ó , Ideas sobre sindicalismo y anarquismo, 10 ren, als seien wir eine politische war weiterhin für die Soziale Revolution, für eine dazu (CNT # 382 : Oktober 2011 ). Barcelona, Grupo Solidaridad, 1930, p. 31 5) Jo a n Pe i r ó , De la teoría a la práctica. Un caso práctico Partei wie jede andere. Können Übergangsphase zur freien Gesellschaft [wer be- Joan Peiró war zweifelsohne einer der wirklichen und müssen wir uns, kann und de socialización, La Tierra, Madrid, 5.91934 stimmt die Dauer dieser Zeitspanne – und erklärt Führer der CNT, denn er verlor den Kontakt zu sei- 6) Estatutos de Cristalleries de Mataró, 1934 (Garau muß sich die C.N.T. diesem ka- 11 Pe i r ó und die Rationalis- sie nicht plötzlich zur vollendeten Anarchie? ] – er ner Glasarbeiter-Basis nie, wie sonst hätte er nach 2010) Literatur: tische Schule der Glasfa- tastrophalen Revolutionskonzept anschließen? (…) Ge- folgte Pestaña nicht, sondern ging seinen Weg bis seiner Arbeit als Industrieminister in den Betrieb 7) «un cooperativismo que […] destine el producto de brik in Mataró genüber diesen simplen, klassischen und gewissermaßen zum bitteren Ende vor das Exekutionskommando zurückkehren können und wollen? Seine politisch- sus beneficios a la cultura, a la creación de escuelas y a • Miguel Garau - Un traumhaften Vorstellungen von Revolution, die uns im Francos, weil er es ablehnte, deren „vertikale“ Ge- gewerkschaftlichen Vorstellungen, die einerseits la propaganda de las ideas emancipadoras, nos parece reto desconocido de Joan Augenblick zu einem republikanischen Faschismus füh- werkschaft, die spanische „Arbeitsfront“ zu führen. eine „intelligente Republik“ mit genossenschaft- un excelente medio y un medio directo de combate Peiró i Belis: integrar ren würden – mit Jakobinermütze zwar, aber faschistisch Er starb am 24. Juli 1942 in Paterna nahe Valencias lich organisierter Wirtschaft forderte, erscheint contra el capitalismo» - Ju a n Pe i r ó , «De la teoría a la cooperativismo, cultura y práctica. Un caso práctico de socialización», La Tierra, -, steht das andere Konzept, das echte, einzige praktizier- im Alter von 55 Jahren, seine letzten Worte: »Solda- zwiespältig, denn wie weit ist es von dort bis zur revolución social (2010) bare und verständliche, das uns zu unserem endgülti- 1157, Madrid, 10.9.1934 ten, das ist die Gerechtigkeit Francos!«. erzwungenen ‚Akzeptanz’ des Kapitalismus? Die- 8) zitiert nach: Di e g o Ab a d Sa n t i l l á n und Ju a n Pe i r ó - gen Ziel führen kann und zweifellos auch führen wird.« • Miguel Garau - Joan Er hielt sich also an die ‚Abschließenden Bemer- se Fragen sind lebenswichtig für eine sozialrevo- Ökonomie und Revolution, Karin Kramer Verlag, Berlin (Santillan/Peiró 1975: 69) Welche Ironie. Peiró i Belis. Col·lecció kungen’ des Manifest der Dreißig: »Man sollte nicht lutionäre Bewegung, Peiró ist dieser Fragen nicht 1975 Cooperativistes vergessen: So wie die revolutionäre Tat zum Sieg führen ausgewichen und hat sie für sich beantwortet. Das 9) Analog zu St a l i n s ‚Kommunismus’ … Catalans der Fundació 10) »CNT« # 382, Oktober 2011 – Juan Peiró y el kann – und wenn man nicht siegt, sollte man in Würde Modell „seiner“ genossenschaftlichen Glashütte in cooperativismo en españa Roca i Gales i fallen -, so führt jede sporadische revolutionäre Tat zur Mataró sollte von uns allen genauer studiert wer- 11) Mi g u e l Ga r a u - Joan Peiró i Belis. Oktober 2011 Cossetània edicions, Reaktion und zum Sieg der Demagogie.« (Santillan/ den (es liegt ganz aktuell eine neue Untersuchung Oktober 2011 11 12) zitiert nach: Ökonomie und Revolution, 1975 Peiró 1975: 71) auf Catalán vor ). Da könnten wir sehr viel draus lernen auf unserem Weg zu einem libertären Kom- • Josep Peiró Olives Peirós Enkeltöchter schafften es übrigens nicht, munismus. - El Ejemplo de las ihren Großvater zu rehabilitieren; der Oberste Mi- Cristallerías de mataró, litärgerichtshof verwarf im Jahre 2006 ihren Antrag • fm Cooperativa Obrera auf Zulassung der Revision gegen das Todesurteil (2006), Capítol XVI des Militärgerichts in Valencia vom 21. Juli 1942. Eine sehr schöne, catalanische Fernsehsendung gibt es des unveröffentlichten Begründung: er sei als Vorsitzender der Vertei- aus dem Jahre 2003 hier: http://vimeo.com/30379756 Buches La vida ejemplar digungsrates von Mataró für Hinrichtungen von - Joan Peiró i la justicia de Franco y la muerte heroica de Konterrevolutionäre verantwortlich gewesen, auch Juan Peiró Belis - http:// wenn er selbst daran nicht teilgenommen habe; www.raco.cat/index.php/ das Todesurteil sei also berechtigt gewesen, da die SessioEstudisMataronins/ Franco-Junta jeden Widerstand gegen ihren Putsch article/ als Rebellion gegen die Republik mit dem Tode be- viewFile/113583/141426 strafte. (El Pais : 5.12.2006) • Diego Abad Gute Aussichten? Santillán und Juan Die CNT beginnt gerade erst, sich mit der Idee Peiró - Ökonomie und des Genossenschaftswesens als Modell einer Al- Revolution, Karin ternativen Ökonomie im Rahmen ihres neuen Kramer Verlag, Berlin pragmatischeren gewerkschaftlichen Kurses zu be- 1975 In der Glasfabrik in Mataró Zusammenfassung schäftigen. Interessant ist, daß sie dabei auf Joan Joan Peiró Belis setzte mit seiner Glashütten- Peiró i Belis zurückgreift. Den äußerst geringen Genossenschaft mit dem Geld der Kooperative Widerhall, den die Gründung von Arbeitergenos- die Gründung einer Rationalistischen Schule (nach senschaften noch vor der Spanischen Revolution Ferrer i Guardia) durch, an der ein CNT-Lehrer und dem Bürgerkrieg fand, sei darin begründet rund 200 Kinder unterrichtete. Außerdem wur- gewesen, daß die Sozialisten der PSOE-UGT die de eine Studiengesellschaft gegründet, das Centro de Estudios Sociales de Mataró: Diese sollte „durch intensive kulturelle und propagandistische Arbeit das Verschwinden der kapitalistischen Regierungs- form beschleunigen und sich für eine Übergangs- periode einsetzen, in der die Gewerkschaften das entscheidende revolutionäre Element in morali- scher und intellektueller Hinsicht sein müssen, in der wirtschaftlichen und industriellen Bereich, auf dem Weg zum anarchistischen Kommunismus“. Es ist schon bemerkenswert, wie sich die Diskus- sionen in Deutschland und Spanien Anfang der 1930er Jahre ähneln: auch wenn es hierzulande kei- Die vier CNT-Minister und ein Agitationsplakat zu ne putschistisch-insurrektionalistisch ausgerichtete Pe i r ó FAI gab, die »revolutionäre Gymnastik« (Oliver) Amboss Hintergründiges barrikade sechs - November 2011 26 • 27 Syndikalismus’ »bleibt kein Exemplar mehr«. [Santillan wir dieses hierher?« [Hanke an Rocker, 3. Oktober (5) Ro c k e r , Vorwort zur Die Odyssee eines Manuskriptes an Rocker, Barcelona, 25. November 1938] 1946] ersten deutschen Ausgabe (EdA Bd. 1, S. 13 – Ro c k e r Am 18. Dezember 1939, nach der Flucht vor Wie kommt das deutsche Manuskript aus den Über die Umstände und Widrigkeiten der deutschen Erstveröffentlichung hatte das Vorwort schon dem Franco-Regime, schreibt Diego Abad Santil- USA nach Hamburg zum interessierten Verleger - 1947 verfaßt); zur Flucht von ‚Nationalismus und Kultur’, 1949 in Hamburg lan auf dem Briefpapier des Verlages Ediciónes irgendwie über , oder soll Hanke bei den und der Rettung des Imán aus Buenos Aires; er konnte der Niederlage amerikanischen Behörden eine Einfuhrgenehmi- Manuskripts siehe Ru d o l f - Eine Dokumentation - der Spanischen Revolution entkommen. [Santillan gung erbitten? Um den Verleger fürRocker s Arbeit Ro c k e r , Aus den Me- (1) Ru d o l f Ro c k e r (*1873 Im Jahre 1949 erscheint im jungen, drei Jahre als das Manuskript dieser Arbeit.«5 an Rocker, Buenos Aires 18. Dezember 1939] An- zu interessieren, schickt er dem Verlag das Buch moiren eines deutschen 13 Anarchisten, Frankfurt/M – †1958), Buchbinder, vorher erst gegründeten Verlag für Wirtschaft Im Februar 1932 wünscht Karl Dingler6, der fang April 1941, überbringt er das Angebot, daß über ‚Johann Most’ und Zeitungsartikel, die er Mainz, anarchistisch-jüdi- 14 1974, S. 364 – 372 und Sozialpolitik, dem Verlag Friedrich Oetinger, Obmann der Ortsgilde Göppingen der GfB, daß die FORA-Zeitung La Protesta 30 Pesos pro Artikel vom Genossen Kettenbach erhalten hatte. [Hanke sche Arbeiterbewegung in (6) Ka r l Di n g l e r (*1900 – in Hamburg die deutscher Erstausgabe von Rudolf Rocker hoffentlich bald »einen leistungsfähigen bietet und das noch im gleichen Jahr ‚Nacionalismo an Rocker, 3. und 19. Oktober 1946] London von 1890-1919; 1 †1950 ), Werkzeugmacher, Rockers kulturhistorisches Werk ‚Die Entscheidung Verleger« für sein Buch finden möge, denn es »wäre y cultura’ – nach Vorlage der englischen Auflage – Ende November 1946 schreibt Dingler an Roc- Rückkehr nach Deutsch- 10 FAUD/FFS Göppingen land, Mitgründer der FAUD des Abendlandes’. Der Titel sollte »ein Gegengewicht schlimm, wenn diese riesige Arbeit nur in so wenigen gegen ein Honorar von 1 000 argentinischen Pesos ker: »Nun ist des Novembers Mitte schon überschritten. zu Spenglers ‚Untergang des Abendlandes‘« darstellen erscheinen soll. [Santillan an Rocker, Buenos Aires, Der Monat, der uns endlich Dein sehnlichst erwartetes (7) Ich gebe die Briefe und ihr theoretischer Kopf Exemplaren, wie wir es von unseren Gildenbüchern Sa n t i l l a n s unkorrigiert 4. April 1941] Im Juli schreibt er, daß es 500 feste großes Buch bringen soll. Kann es vielleicht doch noch bis 1933; Exil in den USA und wurde kurz vor Drucklegung vom Verlag gewöhnt sind, in die Welt ziehen würde.« [Brief wieder. (2) Siehe die Verlagsan- geändert. Dieser Artikel dokumentiert die widrigen Dingler an Rocker, 11. Februar 1932]. Ein Jahr Vorbestellungen durch verschiedene Gruppen in wahr werden?« Und dann führt er aus: »Ja, ich trage Argentinien gibt und das Honorar in zwei oder drei mich mit dem Gedanken der Wiedergründung der Bü- (8) Al e x a n d e r Be r k m a n war zeige der GfB, erschienen Umstände dieser deutschen Erstausgabe. Bereits später schreibt Dingler dann: »Dass Dein Buch der ursprünglich als Überset- von Juni bis Oktober 2002 erschien ein kleiner ‚Exkurs: ‚Die Entscheidung endgültigen Vollendung entgegengeht, freut mich. Es Raten ausgezahlt werden soll. [Santillan an Rocker, chergilde, die aber über den Rahmen einer reinen Bücher- zer für die englischsprachi- 1929 in Die Internationale des Abendlandes’ von Rudolf Rocker’ im spannenden ist eine Schmach für die deutsche Arbeiterklasse, wenn Buenos Aires, 17. Juli 1941] bezugsvereinigung hinausgehen soll (...). Nun kommt ge Ausgabe vorgesehen, (FAUD), Jg. II, Heft 8 bis Buch von Hans-Jürgen Degen über ‚Anarchismus Dein Angebot, mir die Manuskripte Deiner Bücher zur Dein Buch erst in Spanisch erscheinen sollte. Doch Nach dem II. Weltkrieg aber letztlich nicht dazu Heft 12 (jeweils 3. Um- in Deutschland 1945-1960: die FFS’. Hier folgt nun Verfügung zu stellen, ein hochherziger Vertrauensbe- in der Lage. Das Buch schlagseite). Ein Kapitel besteht vielleicht die Möglichkeit, am Ende bekommen – Die Odysee des Manuskriptes eine umfangreiche Dokumentation, die sich auf die weis, um den zu bitten ich wohl kaum den Mut gehabt erschien schließlich 1937 wurde unter dem Titel die Verleger wieder etwas Mut, wenn sie sehen, daß 11 Am 23. April 1946 schreibt Walter Hanke eine (Seitenende) hätte.« [Dingler an Rocker, Göppingen, in der Übersetzung von ‚Staat und Kultur’ in Die verlegerischen und organisatorischen Probleme der große Adolf nun doch so ziemlich unten durch ist.« von der US-Zensur geprüfte Postkarte an Rudolf Ra y E. Ch a s e in London; Internationale (FAUD), Jg. konzentriert. [Dingler an Rocker, 10. Januar 1933]. 23. November 1946] Rocker: »Nach vielen Jahren des Schweigens und einer allerdings ging der Verlag II, Heft 3/Januar und Heft Am 6. Januar 1947 schreibt Hanke dann, dass er Am 5. Juli 1935 bittet Diego Abad Santillan auf Reaktion, die ihresgleichen sucht, ist es jetzt möglich wenig später bankrott, so- 4/Februar 1929, veröffent- und Helmut Rüdiger15 mit dem Hamburger Verlag Vorgeschichte dem Briefpapier der spanischen Zeitschrift Tiempos auch für unsere Ideen wieder zu arbeiten. Vor allem ihre daß Nationalism and Cul- licht, ein kurzer weiterer für Wirtschaft und Sozialpolitik (Theodorstraße ture aus dem Buchhandel nuevos (Barcelona) seinem Freund Rocker um die letzten Bücher möchten wir im deutschen Sprachgebiet Auszug unter dem Titel Das Buch wurde bereits seit Juni 1929 unter dem 35, 24, Hamburg-Bahrenfeld) in Verhandlungen wieder verschwand. Die »Architektur und Gesell- Übersendung des Manuskriptes von ‚Nationalismus‘, verbreiten. Wie das ist allerdings noch eine ungeklärte Titel ‚Der Nationalismus und seine Beziehungen zur stünde. Außerdem schlägt er vor: »Ich würde es niederländische Ausgabe, schaft« in der Monats- um es in drei Bänden zu veröffentlichen.Santillan Frage.« Und zwei Monate später stellt er sich selbst Kultur’ von der Gilde freiheitlicher Bücherfreunde für besser halten, zuerst Ihr Werk ‚Absolutistische Ge- die 1939 in Amsterdam schrift der GfB, Besinnung (GfB) angekündigt 2. Es sollte im Gildenjahr 1929/30 garantiert Rocker dafür pro Band 1.000 Peseten so vor: »Ich habe bis Februar 1946 in Breslau gelebt, wo erschien, fiel der Invasion und Aufbruch, Jg. 3, Heft dankengänge im Sozialismus‘ zu veröffentlichen und erscheinen, allerdings informierte die Redaktion Honorar. Schön dieser Satz: »Das Volk ist noch mit ich 1909 geboren wurde. Von Beruf bin ich Buchhändler, Nazi-Deutschlands zum 2/September 1931; ein dann das grössere.« Über die Einschränkungen teilt von »Besinnung und Aufbruch« im März 1930 die uns; aber man kann ihm nicht bloß Phrasen bieten. Du doch durfte ich diesen Beruf wegen nicht vorschriftsmä- Opfer (siehe Mi n a Gr a u r , weiterer Auszug erschien, 7 er mit: »Leider kann man von hier immer noch keine Gildenfreunde: »Der Genosse Rudolf Rocker teilt uns könntest uns sehr viel helfen; kein anderer wie Du.« ßiger Abstammung nicht ausüben. Dass ich die Nazi- An ‚anarchist rabbi‘: the life ebenfalls unter dem Titel Druckschriften ins Ausland senden, so dass ich Ihnen and teachings of Rudolf in einem Brief aus Amerika mit, daß er zurzeit nicht [Santillan an Rocker, Barcelona, 5. Juli 1935] Herrschaft lebend überstanden habe, erscheint mir wie ‚Staat und Kultur’, in Die noch kein Exemplare der Zeitschrift ‚Die Gefährten‘ zu- Rocker, Ann Arbor 1989, ein Wunder. Mit den Ideen des freiheitlichen Sozialis- Internationale. Neue Folge in der Lage sei, die Manuskripte der beiden geplanten Am 21. Juli 1935 bietet Santillan Rocker an, senden konnte.« Vielleicht könne Rüdiger das ja über S. 273f) (DAS), Jg. I, Sondernum- Gildenbücher: ‚Godwin‘ und ‚Der Nationalismus‘ einer in der Tageszeitung der CNT von Barcelona So- mus bin ich durch die antimilitaristische Bewegung, der Schweden erledigen, der ein Heft mitgenommen (9) Sa n t i l l a n war mit Elise, mer/Januar-Februar 1935. ich schon beinahe zwei Jahrzehnte angehöre, bekanntge- letzten Durchsicht zu unterziehen. Die Gildenleitung lidaridad Obrera, monatlich vier Artikel gegen einer Tochter des langjäh- 3 habe. [Hanke an Rocker, 6. Januar 1947] (3) gemeint ist: Ha n Ry n e r , hat daher das oben beschriebene Gildenbuch als nächstes Honorar in US-Dollar abzudrucken. [Santillan an worden. ( ) - Emma Goldmann sprach ich 1932, als sie rigen FAUD-Vorsitzender Auf einer Postkarte dann die Meldung: »Der Ver- Nelti geplant. Sobald Kamerad Rocker zurück ist, werden die Rocker, Barcelona, 21. Juli 1935] Aus dem Gefäng- eine Vortragsreise durch Deutschland machte und nach und Verlagsleiters Fr i t z 4 lag Wirtschaft und Sozialpolitik in Hamburg will das (4) Besinnung und Auf- beiden Bücher erscheinen.« nis schreibt er am 14. September 1935, daß sich die Breslau kam. Mit dem Genossen Nettlau habe ich nach Ka t e r verheiratet. Buch ‚Nationalismus und Kultur‘ herausbringen, wie bruch, Jg. 1, Heft 11, März Zu seiner Entstehung schreibt Rocker 1947, Herausgabe des Buches ‚El Nacionalismo’ verzögert, 1933 bis etwa 1938 als er noch in Wien lebte, korrespon- (10) Das Honorar von 1930, S. 2 ich aus einem Brief an Hepp16 von Bernhard Koch, Bre- im Vorwort zur deutschen Ausgabe: »Die ersten weil er auch das Manuskript noch nicht von A.B. diert.« Und dann schreibt er: »Ich werde versuchen, 1000 argentinischen Pe- 8 men, entnehme. Ich habe noch keine Bestätigung von Ideen zu dieser Arbeit kamen [Alexander Berkmann, USA] bekommen habe. Im einen Verleger für Ihr Werk ‚Nationalismus und Kultur‘ sos entsprach einer Kauf- dem Verlag.« [Hanke an Rocker, 18. Juni 1947] kraft von heute ca. 3. 424 mir geraume Zeit vor dem Mai 1936 informiert er Rocker, daß der erste Band zu finden. In einem Hamburger Verlag erscheint dem- 12 Eine Woche später vermeldet Bernhard Koch, Euro [umgerechnet auf der ersten Weltkriege und fanden bereits fertig gedruckt ist [‚Nationalismus - Die Au- nächst Landauer‘s ‚Aufruf zum Sozialismus‘. Es ist toritätswurzel‘; Kapitel 1-11]. Der zweite Band war immerhin möglich Ihr Werk auch dort unterzubringen.« der Gildenleiter der neuformierten Bremer GfB an Basis von 800 Reichsmark zunächst ihren Ausdruck in 1937/38 und der Peso- in Arbeit [‚Nationalismus – Die politische Theologie’; [Hanke an Rocker, 27. Juni 1946] Rudolf Rocker, daß er sich »mit mehreren Freun- einer Serie von Vorträgen den in Verbindung gesetzt (habe), darunter auch mit Bewertung von 1962] Kapitel 12-15 und vom zweiten Band 1-6] und der In diesem Brief erwähnt Hanke auch zum ersten und später in einer Reihe Freund Dingler und Hanke, Frankfurt der letztere ist dritte [Kapitel 7 bis Ende des zweiten Bandes] sollte Mal die Zeitschrift Die Gefährten, (Nürnberg), schriftlicher Abhandlungen, die Buchhändler, und ihr schreibt Euch ja wohl auch. Über umgehend bearbeitet werden. [Santillan an Rocker, deren »Herausgeber stehen den Gedankengängen Silvio in verschiedenen europäischen die Herausgabe Deiner Bücher möchte ich alles in seine Barcelona, 11. November 1935] Als Honorar ver- Gesell‘s nahe«. Zeitschriften veröffentlicht Hände legen und ich habe ihm auch die Gildenleitung wurden. Durch eine lange langte er für den Autoren und sich als Übersetzer Im September 1946 dann die bange Frage Han- jetzt schon angeboten ... Also alles diesbezügliche wird Internierung zur Zeit des jeweils 4.500 Peseten. Seinen Anteil aber wollte er kes: »Wie wird man das Manuskript nur hierher bekom- Dir dann der Freund Hanke mitteilen, der ja jetzt schon ersten Weltkrieges und später Rocker für einen erwarteten Aufenthalt in Spanien men. Wenn der Verleger die Herausgabe übernimmt, so für Dich mit dem Verlag für Wirtschaft und Sozialpo- durch mannigfache literarische zurücklegen und zahlte es auf ein Konto unter dem 9 sehe ich keine weitere Schwierigkeit, da hier alle Neuaus- litik verhandelt, wie mir der Verlag schrieb, haben wir Arbeiten wurde die Vollendung Namen seiner Frau Elise Kater in Barcelona ein. gaben ehe sie überhaupt im Buchhandel erscheinen, ver- ja wirklich Hoffnung, das von Deinen Werken bald in des Werkes immer wieder [Santillan an Rocker, Barcelona, 24. Mai 1936] griffen sind. Ausserdem bemüht sich Genosse Dingler in Deutschland etwas wieder erscheint. Wir würden uns unterbrochen, bis ich endlich Am 29. Mai 1938 notiert Santillan über die Ver- Göppingen die Gilde freiheitlicher Bücherfreunde wieder jedenfalls sehr freuen, vor allem wenn Dein Werk was kurz vor dem Machtantritt öffentlichung des Rocker-Textes ‚Anarcosyndicalis- ins Leben zu rufen. Wir würden für unseren Kreis etwa schon derzeit erscheinen sollte jetzt mit über 15jährige Hitlers das letzte Kapitel mo’: »Un hermoso volumen«. [Santillan an Rocker, 300-400 Stück des Buches übernehmen.« Dann erklärt Verspätung erscheint.« [Brief Koch an Rocker, 23. fertigstellen und mein Buch für Barcelona, 29. Mai 1938] Und am 6. September 1938 er kurz, bei der »Zeitschrift ‚Die Gefährten‘ handelt es Juni 1947] den Druck vorbereiten konnte. schreibt er als Privatmann auf dem Briefpapier sich um eine Publikation, die den Freiwirten nahe steht. Die GfB wird am 23./24. August 1947 in Darm- Dann kam die sogenannte des Ministeriums für Öffentliche Bildung und Ge- Die Herausgeber stehen auch dem christlichen Sozialis- stadt – ausgehend von einigen ehemaligen Bremer nationale Revolution über sundheit (Ministerio de Instrucción Pública y Sanidad mus nahe und stehen ausserhalb der politischen Partei- Gildenmitgliedern um Bernhard Koch wieder ge- Deutschland, die mich wie - Particular), daß die Herausgabe der Werke Rudolf en.« [Hanke an Rocker, 20. September 1946] gründet. Die FAUD/AS hatte sich bereits zu Pfing- so viele andere zwang, ins Rockers beschlossen wurde. [Santillan an Rocker, sten als Nachfolgeorganisation unter der Leitung Ausland zu flüchten, wobei ich Barcelona, 6. September 1938] Und Ende Novem- »Der Verleger schrieb mir heute, dass er das Manu- von Alfred Leinau17 als Föderation freiheitlicher nichts anderes retten konnte ber 1938 teilt er Rocker mit, von seinem ‚Anarcho- skript Ihres Buches sehen möchte. Wie aber bekommen Sozialisten - FFS re-organisiert. Amboss Hintergründiges barrikade sechs - November 2011 28 • 29 (11) Wa l t e r Ha n k e (*1909 Auch im Herbst 1947 ist das Manuskript noch Dr. Carl Tornieporth. [Verlag Friedrich Oetinger Und dann per Schreibmaschine: »Dein Buch ist rung, sind ungeduldig geworden. Nun, das Geld wäre – † ?), Buchhändler und immer nicht in Hamburg beim Verlag. »Wir haben & Co. an Helmut Rüdiger, Hamburg, 8. Oktober noch nicht erschienen, ich habe an den Verlag geschrie- sowieso verloren und wir müssen jetzt, um die Kosten Bibliothekar – Anhänger eventuell noch eine andere Möglichkeit, als den Weg 1947] Hanke soll den Verlag erst auf Rockers Buch ben und mitgeteilt bekommen, dass der erste Band be- des Versandes zu decken, eine kleine Nachzahlung erhe- von Silvio Ge s e l l s über Schweden. In der Nähe von Basel wohnen Genos- aufmerksam gemacht haben, der wiederum eine stimmt im Laufe des Sommers herauskommen wird, ben.« [Hanke an Rocker, 26. Oktober 1948] Freiwirtschaftstheori- sen, mit denen wir in Verbindung stehen. An diese könn- definitive Zusage zur Herausgabe nur anhand des Der Grund der Verzögerung ist in der ungeheuren en, war 1. Vorsitzender In einer Sonderausgabe des Börsenblatt des deut- 19 des niedersächsischen ten Sie das Manuskript gesandt und von jemandem von deutschen Originalmanuskriptes gab. Papierknappheit zu suchen. Das wirtschaftliche Leben schen Buchhandels – Herbst- und Weihnachts-Neu- Landesverbandes der uns abgeholt werden. - Mit dem Verlag werde ich dann »Die Verhandlungen mit dem Hamburger Verlag sind in Deutschland stagniert gegenwärtig völlig und zwar erscheinungen 194821 – liest Hanke dann »die An- Radikal-Sozialen Frei- einen Vertrag schließen. Den Verlag auf eine Erschei- durch einen Vertrag vom 30. Oktober 1947 nunmehr wegen der bevorstehenden Währungsreform. Jeder Be- kündigung des Rocker-Buches vom Oetinger-Verlag heitspartei (RSF), aus der nungsfrist festlegen wird schwer sein. Aber, soweit ich abgeschlossen. Das Werk wird, wenn nichts besonderes sitzer von Sachwerten will für das umlaufende Geld, das (Union-Verlag) Hamburg. Da die Buchhändler nach die- im September 1950 die das übersehen kann, hat er ja ein grosses Interesse, das dazwischen kommt, womit man in Deutschland leider demnächst seinen Wert verlieren wird, nichts abgeben. sem Katalog ihre Bestellungen machen, so nehme ich an, Frei-Soziale Union (FSU) das Werk bald herauskommt. Die höchste Auflage eines rechnen muss, April/Mai 1948 zweibändig je etwa 430 Nach der Währungsreform, die in diesem Jahr, vermut- dass das Buch bald erscheinen wird.« Dies schreibt er hervorging. Diese Zusam- Buches in den Westzonen 5000 Stück. Honorar wird all- lich Ende Juni vorgenommen werden soll, wird es etwas menarbeit v.a. in der GfB Seiten kartoniert herauskommen. Die Preise für Bücher an Helmut Rüdiger und bittet ihn, »dies auch Rocker gemein 10% vom Verkaufspreis gezahlt. Es ist so, dass besser werden, aber dann werden die meisten Menschen spiegelt die Nähe einiger sind in den letzten Monaten sehr gestiegen, aber da die mitzuteilen.« [Hanke an Rüdiger, 7. November 1948] Ge s e l l -Anhängern zu den die meisten Bücher schon vor dem Erscheinen vergrif- Auflage nur 5000 Stück beträgt und 1000 Stück die Gil- wieder kein Geld haben, grössere Käufe zu machen. Vor Die ganzseitige Anzeige ist jedoch von der Union- freiheitlichen Sozialisten fen sind, so dass Absatzschwierigkeiten nicht bestehen. de in Bremen erhält, so haben wir keine Sorgen wegen allem das Verlagswesen, die vielen Zeitschriften die er- Verlag GmbH, der Oetinger-Verlag hat eine eben- Die Verlage in der Ostzone können ganz andere Auflage scheinen werden davon betroffen werden. und ehemaligen Anar- des Absatzes. Das Buch wird unverändert nach dem falls ganzseitige Werbung im Börsenblatt, wirbt je- Rudolf Rocker chosyndikalisten in der herausbringen. Von Plieviers ‚Stalingrad‘ sind bisher Manuskript gedruckt. Auch die Frage des Honorars ist Rüdiger wird auf der Rückreise nach Schweden den doch nicht für Rudolf Rocker, sondern hauptsäch- Zeichnung seines ersten Phase nach dem II. 150 000 Stück gedruckt worden. ( ) Du willst, dass das so ziemlich geklärt. Ich schreibe Dir dann noch darüber. Verlagsleiter Dr. Tornieporth in Hamburg besuchen und lich für neue Upton Sinclair-Bücher. Sohnes Fermin Rocker Weltkrieg wieder. – Ha n k e Honorar für die Gilde, die inzwischen in Bremen zuge- Die Hauptsache ist, dass das Buch erscheint. Auch für ich werde vermutlich Ende Juni 1948 ebenfalls persön- Neben den besten Neujahrswünschen schreibt für die dritte Innenseite hielt seine RSF-Aktivitäten lassen worden ist, verwendet wird. Das ist nicht so ohne übrigens bis 1949 geheim. Deine anderen Sachen interessiert sich der Verlag. Es lich darüber mit ihm sprechen, Ob er die beiden Sachen Hanke: »Ich halte es für das beste, wenn Du das Ma- des Rocker-Werke weiteres möglich. Wir haben hier eine sehr komplizierte Als Beisitzer für die hat jedoch wenig Zweck jetzt schon irgendwelche Abma- von Dir, ‚Pioniere des freiheitlichen Gedankens in den nuskript [der ‚Erinnerungen’; Anm. des Verf.] an Nationalism and Cul- Devisengesetzgebung. Zunächst wird das Geld auf Dei- Amerikanische Besat- chungen zu treffen, da die Papierzuteilung infolge des Vereinigten Staaten’ und ‚Die absolutistischen Gedan- Rüdiger schickst. Von dort aus wird sich schon eine ture, New York 1937 nen Namen bei einer Bank in Hamburg eingezahlt. Das zungszone war er Mitglied Stillliegens der wenigen Papierfabriken wegen Wasser- ken im Sozialismus’ herausbringen will, ich nehme an, Möglichkeit ergeben, es nach Hamburg zu expedieren. des Gesamtvorstandes Konto ist bis auf unbestimmte Zeit ein Sperrkonto, über mangels, sehr gering ist. Bei dieser Gelegenheit möchte dass die Lage bis dahin etwas klarer sein wird.« [Hanke Sobald es dort eingetroffen ist, werde ich mit dem Verlag der GfB. 1949 wurde er das nur mit Zustimmung der Reichsbank verfügt wer- ich Dich bitten, ob es Dir oder den Genossen dort mög- an Rocker, 23. Mai 1948] den Vertrag abschliessen. Wie mir Koch schrieb, hat er auch zum Geschäftsführer den darf. Und sobald das Buch erscheint, würde ich Dich lich wäre uns einmal etwas Briefpapier und Umschläge Pfingsten 1948 wird Bernhard Koch als Gil- von N.u.K. ein Abzug der für die Gilde bestimmten Aus- des FFS-Verlages DFG bitten, jemandem eine Vollmacht auszustellen, der mit zu schicken. Wir sind oft rein technisch nicht in der Lage denobmann auf dem 1. Gildentag in Darmstadt gabe erhalten. Beide Bände sollen nun doch zusammen berufen, lehnte dann aber Dir zusammen über das Geld verfügen darf. Schenken die Verantwortung ab. einen Brief zu schreiben.« [Hanke an Rocker, 16. No- bestätigt. Aufgrund von »Paßschwierigkeiten oder herauskommen. Das Werk ist bereits im ‚Börsenblatt der kannst Du es zurzeit niemandem. Höchstens Zuwen- vember 1947] sonstigen Gründen konnten viele Ortsgilden keine Ver- Deutschen Buchhändler‘ angekündigt. Vor Weihnach- (12) Das Buch ist nie bei dungen machen, die ausführlich begründet werden müs- Oe t i n g e r erschienen Im Januar 1948 erscheint Die Gilde als Informati- treter entsenden. Vertreten waren 24 Ortsgilden. Über ten ist es jedoch nicht fertig geworden. In diesem Lande sen. Aber all dies ist zurzeit nicht so wichtig. Die Haupt- onsblatt der Gilde freiheitlicher Bücherfreunde 60 Teilnehmer waren anwesend.«20 und in dieser Zeit kann man leider nichts für einen be- (13) Ru d o l f Ro c k e r - sache ist, dass das Manuskript nach Hamburg kommt « mit dem Titel »Der Weg ist frei!« Auf der dritten stimmten Zeitpunkt festlegen.« [Hanke an Rocker, 1. Johann Most, das Leben [Hanke an Rocker, 31. August 1947] Die Schweizer Vom Verlag erhält Bernhard Koch im Juli folgen- eines Rebellen. Verlag Seite wird dann für Rockers Buch ‚Der Nationalis- Januar 1949] Adresse ist dann F. Koechlin … de Mitteilung: »Nachdem sich durch die Währungsre- Syndikalist, F. Kater, Ber- mus und seine Beziehungen zur Kultur’ mit einer form die wirtschaftliche Verkrampfung gelockert hat, ist »Eine freudige Mitteilung: Der erste Band Deines lin, 1924 Rocker hat das Honorar für ‚Nationalismus und Rezension aus der GfB-Zeitschrift ‚Aufbruch und die Druckerei jetzt mit Hochdruck bei der Fertigstellung Buches ist erschienen, der zweite folgt in vier Wochen. Kultur‘ ausdrücklich für den Wiederaufbau eines (14) Au g u s t Ke t t e n b a c h , Besinnung’ von 1933 geworben: »Auslieferung dieses der Rockerschen Arbeit. Den größten Teil der Fahnen ( ) Der Verlag hat allerdings den Titel geändert, um ei- FAUD/FFS Wiesbaden Verlages oder einer Büchergilde zur Verfügung Werkes im April 1948. Der Bezug wird gesichert durch zum ersten Band haben wir jetzt vorliegen, einen end- nen etwas besseren Absatz zu haben, der bei den meisten gestellt. Zu seinen Sachwaltern der Honorarsum- (15) He l m u t Rü d i g e r Bestell-Gutschein, erhältlich beim umstehend benannten gültigen Termin möchten wir Ihnen jedoch noch nicht Büchern zurzeit katastrophal ist. Das Buch heisst ‚Die (*1903 – †1966), ehema- me des Buches ernannte er Dingler und Detmer18. Gilden-Obmann.« [Die Gilde, Nr. 1 – Januar 1948] nennen.« [Brief Koch an Rocker, 22.7.1948] Entscheidung des Abendlandes‘. Von der Titelände- liger Berliner Redakteur Diese Bürde wollte Dingler jedoch nicht überneh- Am 18.2.1948 teilt der GfB-Leiter Bernhard rung hatte mich der Verlag nicht unterrichtet, aber ich der FAUD-Zeitung Der men, »da ich mich am besten kenne, zwang ich mich »Infolge der Währungsreform in Deutschland hat sich Koch, Bremen, Rudolf Rocker die »erfreuliche wäre einverstanden gewesen, um das Erscheinen nicht Syndikalist, Sekretär der gerade in diesem Fall zur nüchternen Sachlichkeit und die Fertigstellung Deines Buches verzögert. Der Druck ideologischer Kopf Nachricht« mit, »daß ich die 1000 Exemplare Deines zu gefährden. Ich hoffe, dass Du nicht allzu ungehalten In t e r n a t i o n a l e n Arb e i - Überlegung, damit der Gaul der Begeisterung nicht mit ist dieser Tage beendet und die Auflage geht zum Buch- des schwedischen t e r assoziation - IAA in Buches ‚Nationalismus und Kultur‘ für uns finanziell - sein wirst. Wir sind sehr froh, dass das Buch doch noch mir durchgehe.« Es war ihm »gar nicht so selbstver- binder. Koch-Bremen schrieb mir dieser Tage, dass mit SAC- und deutschen Barcelona, emigrierte nach das ist eine Vorauszahlung - gesichert habe, und nun vor herausgekommen ist.« [Hanke an Rocker, 19. April ständlich«, dieses »edle Angebot ohne weiteres anzu- der Auslieferung spätestens im November 48 zu rechnen FFS-‚Reformismus’, der Schweden und beteiligte der Auslieferung eine Währungsreform kommt. Unseren 1949] nehmen. Du hast zwei Söhne, ich bitte Dich mich recht ist. Ich habe sofort an ihn und den Verlag geschrieben anti-totalitär die westliche sich an der FFS und mit Mitgliedern ist damit der Bezug auf jeden Fall verbürgt. Freiheit gegenüber dem Beiträgen für die Zeitschrift zu verstehen, und ich halte es für meine Pflicht, mit Dir die Angelegenheit zu beschleunigen. Auf dem gebiete des »Von Koch ist Dir ein weiteres, gebundenes Exemplar Walter Hanke, der den Vertrag mit unterzeichnen muß- Ostblock verteidigte. Die freie Gesellschaft; zuerst darüber zu reden, ob wir nicht versuchen sollen, Verlagswesens sieht es gegenwärtig sehr trübe aus, da Deines Buches zugegangen.« [Hanke an Rocker, 25. te, schrieb mir seinen Dank „für die sehr sympathische (16) Ge o rg He pp (*1904 das Geld für sie möglichst mündelsicher auf die wenigsten Menschen in der Lage sind sich Bücher zu April 1949] Regelung“. Außerdem vermerkt Koch, daß Hanke – †1993), Werkzeugma- ein Sperrkonto zu legen.« Dann kommt aber kaufen, deren Preis sehr hoch sind.« [Hanke an Rocker, Koch schreibt am Juni 1949, »Der 2. Band wird jetzt zwei weitere Manuskripte Rockers habe – cher, SAJD/FAUD/FFS sein Hauptargument: »Zum anderen sehe 24. August 1948] dieser Tage fertig sein.« Und weiter: »Vor allem nimm »und mir damit die Aussicht diese unseren Freunden Frankfurt/Main ich augenblicklich überhaupt keine sachliche »An den Hamburger Verlag bitte ich Dich das Manu- noch einmal unseren herzlichen Dank, denn Deiner zugängig zu machen«. [Brief Koch an Rocker, 18. Fe- (17) Al f r e d Le i n a u (*1902 Möglichkeit, an einen eigenen Verlag oder eine skript Deiner Erinnerungen zu schicken und für mich Großmütigkeit verdanken wir viel, Du hast uns damit bruar 1948] – †1983), Arbeiter, FAUD/ lebensfähige Büchergilde heranzukommen«, eine Vollmacht, die mich berechtigt den Vertrag mit dem viel, sehr viel geschenkt wenn auch mancher es kaum zu »Das Buch wird nun wohl Ende April 1948 erschei- FFS Darmstadt, Austritt weil »z.Zt. keinerlei Verlagslizencen erteilt Verlag abzuschliessen. Der Verleger hat Koch und mir schätzen weiß, aber wir wissen es. Es wird mir dadurch aus den FFS 1952, Mit- nen. Es ist das grösste Werk, das der Verlag bisher her- werden.« Er warnte aufgrund dessen ein- noch einmal versichert, dass der Nationalismus noch in auch möglich einigen Alten Freunden, die heute nur von glied der DAG (Deutsche ausgebracht hat. Die Honorar-Frage ist ebenfalls gelöst. dringlich Rocker davor, sein Geld für ein diesem Jahr erscheinen wird. In der Ostzone ist der Ab- ihrer kärglichen Rente leben müssen ein Freiexemplar Angestellten-Gewerk- Die Gilde in Bremen, erhält 1000 Exemplare, die bereits »dilletantisches Unternehmen« zu verwen- satz allerdings nicht möglich.« [Hanke an Rocker, 12. zu schicken ... (...) Auch unsere Freunde haben es sehr schaft; heute in ver.di) bezahlt worden sind, wobei das Honorar mit verrechnet den. [Brief Dingler an Rocker, 18. Septem- Oktober 1948] preiswert erhalten, fast geschenkt.« – »Zur Titelände- (18) Fr i t z De t t m e r (*1898 wurde. Das ist insofern günstig, weil wir damit gegen ber 1947] rung durch den Verlag einiges«, schreibt Koch, »auch – †1962), Mechaniker, erhebliche Verluste bei der bevorstehenden Währungsre- »Der Abstand zwischen dem Erscheinen des ersten FAUD/FFS Göttingen ich war überrascht, halte diese Änderung aber für sehr Die Wahrung der Vertragsangelegenhei- form gesichert sind. ( ) Geld spielt bei uns zurzeit noch und zweiten Bandes des ‚Nationalismus und Kultur‘ wertvoll.« Für die Zukunft plante er dann auch die (19) Brief He pp an Ro c k e r , ten übertrug Rudolf Rocker dem Gilde-Ge- keine Rolle, da es fast nichts mehr zu kaufen gibt. Sogar wird sicher gering sein, vielleicht kommen auch beide 11.7.1949 (Degen, S. 268) nossen und Buchhändler Walter Hanke Bände zusammen heraus. Ich werde jedoch noch einmal Herausgabe „Deiner Erinnerungen“ bei Oetinger, die kärglichen Rationen sind weiter gekürzt oder stehen (20) Die Gilde, Nr. 5/6 – in Frankfurt/Main, wie aus dem Schreiben den er in der nachfolgenden Woche in Hamburg nur auf dem Papier. - Absatzschwierigkeiten werden an den Verlag schreiben und ihn bitten, wenn es irgend Mai/Juni 1948 des Verlags vom 8. Oktober 1947 hervor- möglich ist beide Bände gleichzeitig herauszubringen. zu Gesprächen besuchen wollte. [Koch an Rocker, wir keine haben. Bei einer Auflage von 5000 Stück er- (21) Börsenblatt des geht. Unterzeichnet hat dieses Schreiben Aber auf keinen Fall möchte ich den Termin des Erschei- 4.6.1949] halten die Buchhandlungen in en Westzonen und Berlin deutschen Buchhandels, an den in Schweden lebenden Ex-FAUD- jede etwa 3-5 Stück.« [Hanke an Rocker, 25. Februar nens nur deshalb verschieben, um nur beide Bände zu- »... zunächst die freudige Mitteilung, dass nun auch Nr. 26 – 4. Jahrgang, 26. Funktionär Helmut Rüdiger („Werter 1948] sammen auszuliefern. Viele Freunde, die das Buch schon der zweite Band Deines Buches herausgekommen ist. Oktober 1948 – Seiten 246 Genosse Rüdiger!“) Oetingers Teilhaber vor längerer Zeit bezahlt haben, allerdings in alter Wäh- Der Versand ist in vollem Gange. Die Freude, dass dieses und 254 Amboss Hintergründiges barrikade sechs - November 2011 30 • 31 Werk trotz aller Schwierigkeiten doch noch erscheinen Im Jahre 1949 residiert der Verlag Oetinger be- Eine Woche später legt Bernhard Koch dann es möglich war. Diese Bücher u.a. von Lehmann Russ- konnte, ist gross. Die Lage der meisten westdeutschen reits im Hamburger Pressehaus der SPD, wo deren noch seine »Rechenschaft« über die Veröffentli- bueldt „Landesverteidigung“27 und mehrere andere Verlage ist zurzeit katastrophal. Eine Reihe Zeitschriften Tageszeitung Hamburger Echo im Auer-Druck er- chung von ‚Nationalismus und Kultur‘ gegenüber mußten wir nach der Währungsreform als die Ortsgil- und Zeitungen werden Besprechungen bringen, die Dir scheint. Friedrich Oetinger läßt das Rockers Buch Rudolf Rocker wie folgt ab: den keinerlei Gelder mehr hatten den Ortsgilden unbe- dann zugehen werden.« [Hanke an Rocker, 11. Juli allerdings von W. Th. Webels in Essen drucken. Den »... weil die Gilde als solche die Vorauszahlung und rechnet für ihre Ortsbüchereien überlassen, resp. den 1949] Einbandentwurf besorgte Walter Scharnweber auch 800 Exemplare bezogen hat, haben den Verleger Preis gewaltig senken. »Wegen des zweiten Bandes Deines Buches spreche (der übrigens auch die Einbände und Illustrationen veranlaßt, oder besser gesagt, diese Verpflichtung mußte Die Ansprüche in der Aufmachung stiegen nach ich heute mit Koch der aus Bremen hier eintrifft. An der deutschen Ausgaben von Lindgren schuf). Der er erfüllen, und gerade jetzt haben mir die beiden Verle- der Währungsreform ins Unermeßliche, dem Inhalt den Genossen Drewes werden wir ein Buch schicken.« erste Band enthält keinerlei Verlagswerbung o.ä. ger Dr. Tornieporth und Fr. Oetinger bestätigt, ohne die allerdings entsprechend auf tiefste. In Deutschland [Hanke an Rocker, 11. August 1949] Die GfB hatte aber bereits früher eine Geschäfts- Gilde wäre das Werk nicht erschienen: es war immerhin ist ein ‚politisches‘ Buch heute nicht mehr abzusetzen. verbindung zum Oetinger Verlag aufgenommen, Am 21. August 1949 versendet Bernhard Koch ein gewaltiges Wagnis und eine Investition von 30 000 (Daher ist die Wahl des neuen Titels auch unbedingt (28) Fr i t z Li n o w (*1900- denn aus dessen Verlagsprogramm wurde von Jaf †1965), Tischler, Ar- aus Bremen ein Rundschreiben der Gilde an alle D.M. notwendig und wenn das Werk nicht einschlug, notwendig gewesen, denn die Vertreter kamen bei der Last ,Vor dem Mast’ und auch Upton sinclairs ‚Co- beitsrechtsfachmann der Mitglieder und teilt ihnen die Übergabe der Gil- dann wären die beiden am Ende. Eine sehr großzügige Vorfühlung ohne Resultat wieder, jetzt aber ist der Titel op. Ein Roman der Gemeinschaft’ angeboten. FAUD/FFS Berlin denleitung durch Georg Hepp in Frankfurt/Main Werbung hat aber über die ersten Schwierigkeiten ge- ein ‚philosophischer‘ und der wird Erfolg haben.) (29) Be r n h a r d Ko c h mit. Außerdem fordert er säumige Zahler auf, ihre Das zweibändiger Werk Rockers erscheint, holfen, denn es sollen jetzt außer unseren 800 Expl. Be- Nun lieber Rudolf, wir hatten durch die Vorauszahlung ebenfalls 1949, parallel im umbenannten Verlag reits ca 1000 weitere verkauft sein. Die Besprechungen (*1901- †1983), gelernter Schulden bei der Gilde zu begleichen, da dieses von 20,- Rmk auch die Verpflichtung übernommen zur Laborant, später Bibliothe- für Wirtschaft und Sozialpolitik des Verlages werden erst in einiger Zeit kommen, es sind an sehr viel »eine ordentliche Weiterarbeit gefährdet«. »Besonders Lieferung und es war natürlich auch unser Wille eine kar, FAUD/FFS Bremen Oetinger, der Hammonia Norddeutsche Verlags- „Persönlichkeiten“ Besprechungsexemplare geschickt. die Nachzahlung für das Rocker-Werk sind baldigst Nachzahlung von nur 2,- mußte ich erst durchsetzen, (30) Gü n t e r Ba r t s c h - An- gesellschaft mbH (kurzfristig wohl Union-Verlag), Dann setzt die Gilde wieder ein, wenn die Besprechun- zu überweisen, da wir das Werk wie geschenkt geliefert aber es ging nicht anders und es blieb uns nichts anderes archismus in Deutschland, (22) Ru d o l f Ro c k e r - Der haben.« Auch Bernhard Koch ist körperlich ge- in heute nicht mehr feststellbarer (vermutlich) Teil- gen drauf hinweisen. Die Verleger hoffen im nächsten übrig als ein Teil des Honorars mit einzusetzen. Wir Band 1, S. 188 Auflage. Auch kann die Frage nicht mehr geklärt Jahr eine zweite Auflage erscheinen zu lassen.« Leidensweg von Ze n s l schwächt, die »Gildenleitungsarbeit hat meine volle mußten 50% als Währungsverlust buchen, wofür ich ja (31) Die Währungsreform Mü hs a m , Frankfurt/M 1949, Kraft in Anspruch genommen», aber Rockers Werk werden, warum der Verlag hier zweigleisig verfuhr. »Vor der Währungsreform sollte das Werk 25-30 Rmk wie oben gesagt noch Bücher geliefert habe. Nun waren war eine Enteignung der (Vlg. Die Freie Gesell- »wird, wie ich jetzt schon übersehen kann, ein grosser Im Hause Oetinger liegen bedauerlicherweise kei- (Reichsmark) kosten. Ich bestellte derzeit 1000 Expl. noch 3 300 D.M. einzusetzen, hiervon gehen dann für Bevölkerung zugunsten schaft); Verkaufspreis 50 23 Erfolg und allein dieser Erfolg hat alle Mühen und Sor- nerlei Unterlagen mehr aus dieser Zeit vor . Eine Wenn das Werk vor der Währungsreform herauskam, Reisen Hanke etc zum Verleger und sonstiges noch der Staatsfinanzen des Pfennig gen gelohnt.« [GfB-Schreiben vom 21. August 1949, Vermutung wäre, daß die Hammonia-Ausgabe für wie vorgesehen, dann war es richtig das Honorar in Bü- 146,- D.M. ab, so das uns jetzt noch in Buchwert 3 154,- Nachfolgestaates Bun- (23) Brief des Oe t i n g e r - Bernhard Koch, Bremen] den Vertrieb in Ostdeutschland produziert wurde. cher anzulegen und so rechnete ich, 35% Rabatt, 10% D.M. stehen. Die Gilde als solche hat also wie du siehst desrepublik Deutschland Ve r l a g e s an den Verfasser Die Bücher für die GfB erhielten einen eigenen Ein- Honorar auf 5 000 sind 500 Expl. oder 50%, verblieb nicht viel davon gehabt. Aber es ist meines Erachtens gegenüber dem Dritten vom 28. September 2011 Kurz darauf schreibt er an Rocker verbittert:»Die Reich; Bargeldbestände druck auf der Impressumseite: »Von dieser Ausgabe uns noch in bar zu zahlen 15% und das waren auf einen gut angelegt, vor allem weil jetzt über 500 Expl. ein(es) (24) Angabe nach De g e n Vorwürfe, allein wegen der Verspätungen der Ausliefe- in Reichsmark mußten auf sind 800 Exemplare als Gildenbuch für die Gilde frei- Preis von 30 Mark 4 500 Mark, diese Summe bezahlte Geistesgut in Händen der Gesinnungsfreunde sind, die (S. 263) rungen, die Verdächtigungen vor allen zwischen den 24 Sperrkonten eingezahlt heitlicher Bücherfreunde gedruckt« ich ein in Rmk, und lieber Rudolf, durch einen Vertrag nun eine Möglichkeit haben, für unsere Ideen zu wirken, werden und erst nach (25) Zu dem Mit-Inhaber Zeilen, dies alles hat mich zermürbt.« [Koch an Rocker, Die erste Auflage des Buches sollte ursprünglich erreichte ich auch, daß diese 4 500 Mark uns auch noch denn jetzt in D.M. könnten nur die Wenigsten noch das mehreren Monaten im Ver- Dr. To r n i e p o r t h konnten 24. August1949] hältnis 100 Rmk zu 6,50 bisher leider keine weite- 5 000 Exemplare betragen, wurde dann jedoch auf 3 nach der Währungsreform voll angerechnet wurden, das Werk kaufen. Jetzt haben dieselben es aber. DM umgerechnet. 1957 ren Informationen ausfin- 000 Exemplaren reduziert, der Grund dafür dürfte mir dies gelungen ist und ich dieses Vermögen gerettet Ich glaube, wenn ich das Honorar anlegte in Deinem wurden Sparguthaben, dig gemacht werden. Neuaufbau die bevorstehende Währungsreform vom 21. Juni habe, macht mich sehr froh. eigenen Werk und jetzt noch wieder Geld flüssig gemacht die bereits am 1. Januar Im September 1949 erscheint dann Rockers Bro- 1948 gewesen sein (die DM wurde alleingültiges (26) Das entsprach bei Nach der Währungsreform kam aber für mich eine werden kann durch Aktivität, dann haben wir doppeltes 1940 bestanden, neu im 22 einem durchschnittlichen schüre über den ‚Leidensweg Zensl Mühsams’ in Zahlungsmittel). Band I von ‚Die Entscheidung des neue große Schwierigkeit, als die Auflage vermindert erreicht und ich glaube richtig gehandelt zu haben.« Verhältnis 5:1 von RM zu Monatslohn in West- einer Auflage von 5 000 Exemplaren – als erste Pu- Abendlandes‘ erscheint dann erst im April 1949 und wurde auf 3 000, dadurch hätte ich für 1000 Expl. über [Brief Koch an Rocker, 31. August 1949] DM bewertet. deutschland von 242 DM blikation des am 15. August 1949 in Darmstadt auf der Band II noch einmal acht Wochen später. »Die 3 200 D.M. nachzuzahlen gehabt, dieses wäre mir un- (32) Brief Li n o w an Ha n k e , [die Kaufkraft lag ca. bei Die vorgelegte Abrechung der GfB vom 6. Au- der 3. FFS-Landeskonferenz gegründeten Verlages Auslieferung an den Buchhandel erfolgt vom Verlag erst möglich gewesen und nach vielem Kopfzerbrechen fand 23.3.1952 (Korr. FFS; PA heutigen 462 Euro] etwa gust 1949 weist dann noch verbleibende 170,– DM Die freie Gesellschaft. [Hanke an Rocker, 21. Au- mit dem 2. Band zusammen, so wie Du es gewünscht Degen) 9 % des Einkommens. ich die Lösung, indem ich die Bestellung reduzierte um Schulden beim Oetinger-Verlag als »R.R.-Saldo« gust 1949] Kurz darauf hofft Hanke, dass Rocker hast.« [Brief Koch an Rocker, 8. April 1949] Der die 200 Honorarverminderung, der Verlag war entge- (33) Lt. Gespräch De g e n (27) Ot t o Le h m a n n - aus. Die »Rocker-Buch Bilanz« belegt dann das von »einigermassen mit dem Druck und der Ausstattung zu- zweite Band wurde dann jedoch erst im Juli fertig: genkommend und sah meine Gründe ein. mit Kä t e Wa r t e n b e rg (De- Ru s s b ü l d t , Landesvertei- Koch gezeichnete Bild: 139 Exemplare à 18,– DM in frieden« sei, denn »die Druckerei in Darmstadt besitzt »Eben habe ich ihn ausgepackt.« [Brief Koch an Roc- gen, S. 263) digung. Vortrag vor deut- Nun ergab sich bei 800 Exemplaren folgende Rech- Kommission bei den Ortsgilden (2.502,- DM) sowie nicht die letzten Errungenschaften der Drucktechnik, sie ker, 5. Juli 1949] schen Kriegsgefangenen nung: der Restbestand von 54 Bänden à 15,– DM (820,– (34) He i d i Oe t i n g e r im Jah- in England. Hamburger wurde deshalb genommen, weil der Preis von 1,305 DM In der 13. Ausgabe Die Freie Gesellschaft (DFG), re 1990 – zitiert im Brief Unsere Ausgabe kartoniert 22,– D.M.26 sind bei 35% DM) bilden die Aktiva-Seite und die Finanzierung Kulturverlag, 1947 – Ot t o erschwinglich erschien, wenn es auch schwer fiel diesen die den zweiten Jahrgang dieser Monatszeitschrift des Ve r l a g e s Oe t i n g e r Rabatt 14,30 D.M., das sind für 800 St. 11 440 D.M. ab- dokumentiert die Passiva-Seite mit der Honorarver- Le h m a n n -Ru s s b ü l d t (*1873 Betrag aufzubringen. Aber die Broschüre ist nun bezahlt der FFS im November 1950 eröffnet, wird die zwei- vom 28. September 2011 züglich 4 500 und 6 600 Honorar - 11 100 verblieb nur bindlichkeit gegenüber Rudolf Rocker von 3.154,– an den Verfasser – †1964), deutscher und wenn alle 5000 Stück abgesetzt werden sollten, so bändige Ausgabe ‚Die Entscheidung des Abendlandes’ eine Nachzahlung von 340 D.M. Damit brauchen nur DM sowie die Gildenforderung von 168,– DM, die politischer Schriftsteller ergibt das noch einen Reingewinn.« [Hanke an Rocker, von Rudolf Rocker bereits nur noch für den Preis (35) Die Geschichte des und Pazifist; führender bei einem Preis von 18,- D.M. von den Ortsgilden 19-20 in der GfB-Aktiva als Forderung eingebucht ist. 3. Oktober 1949] von 15,- DM angeboten (der kartonierte Ausgabe- Hammonia-Verlags; http:// Vertreter der deutschen St. vertrieben werden und wir haben das Geld wieder. Der Absatz der zwei Bände streikt allerdings in www.fachzeitungen. Friedensbewegung in der »Die Besatzungsmächte haben vor kurzem ein soge- preis lag noch bei 22,- DM). Bereits ab der Ausgabe de/seite/p/zeitungen/ Nun haben wir 800 Exemplare erhalten und haben Berlin, da der Oetinger Verlag seine Restexempla- Weimarer Republik; 1922 nanntes Kulturabkommen geschlossen, wonach Druc- 23 vom September 1951 wird das Werk »Streifkar- id_verlag/405201030 – 1926 Generalsekretär kerzeugnisse der Westzonen auch in der Ostzone und toniert mit farbigem Umschlag« als Sonderangebot geliefert unseren Gildenfreunden die in 20 RmK voraus- re an den ostdeutschen Buchhandel verkaufte. So (36) U.a. Au e r d r u c k , der Deutschen Liga für gezahlt hatten 530 Expl. gegen eine Nachzahlung von mußte die Berliner Gilde alle Exemplare zurück- umgekehrt verkauft werden dürfen. Meistens halten für 9,80 DM angepriesen - bis zur Ausgabe 32 im Cu x h a v e n e r Ta g e b l a t t , Menschenrechte; 1933 2,- D.M. für die jetzigen Unkosten. 145 Expl. hatten wir senden, da die sich die russischen Behörden nicht an dieses Abkommen, Juni 1952 wurden so die letzten Exemplare „ver- Sc h ö n f e l d e r ’s Dr u c k e r e i , Emigration in die Nieder- aber manches geht doch durch. Dein Buch war übrigens ramscht“. auf die Ortsgilden verteilt in Kommission mitgeschickt. we s t d e u t s c h e n Ru d o l f Je n s e n etc. pp. lande, anschließend nach in Berlin-Ostsektor, Leipzig und Dresden in wenigen Schweden erhielt 10 St., die Schweiz 16 Stück. Öster- 18,– DM weitaus Großbritannien; auf der (37) Ot t o Br a u n – ‚Von Stunden verkauft, trotz des hohen Preises von 33 DM- reich bisher 2 (ein Versand ist dahin fast unmöglich). teurer waren als Weimar zu Hitler’; Ku r t ersten Ausbürgerungsliste Die Finanzierung und die Abrechnung die 33,– Ostmark des Nazi-Regimes vom Ost.« [Hanke an Rocker, 30. Oktober 1949] Wir haben jetzt immer noch (...) einen Bestand von Heinig – ‚Der schwedi- Der Verlag für Wirtschaft und Sozialpolitik be- (entsprach ca. 8,50 sche Mittelweg – Soziale 23. August 1933; im Exil In jedem Fall kauften die Dresdner Anarchosyn- 54 Expl.« dankt sich mit einem Schreiben seines Co-Verlegers DM), für die das Sicherheit’ [1947 Oe t i n g e r Mitarbeiter an deutschen dikalisten vierzig Exemplare von Rockers Werk. Über die Honorarabrechnung schreibt Koch: » ... Dr. Tornieporth25 vom 8. Oktober 1947 bei Hel- Werk in Ostberlin und 1949 Ha mm o n i a , »Co- Emigrantenzeitungen; von und dann kann das Geld, das Du uns ja großzügigerwei- 1941 bis 1946 Heraus- mut Rüdiger für den Eingang des Manuskriptes angeboten wur- pyright 1948 by Union- se zur Verfügung gestellt hast, für neue Aufgaben zur geber des Rundbrief des Wer war der Verlag Friedrich Oetinger? von Rocker: »Wir haben uns sofort mit der Druckerei de, selbst »wenn Verlag Hamburg«] Verfügung gestellt werden. Nun muß ich noch einiges Flüchtlings; 1951 Rück- in Verbindung gesetzt und die Arbeit bereits in Auftrag wir auf unseren (38) Werbefaltblatt So- Im Hamburger Verlag Oetinger – der heute als zur Honorarabrechnung sagen. kehr in die BRD; 1962 gegeben. Wegen des Vertragsabschlusses werden wir uns Ortsgildenrabatt zialistisches Schrifttum, erster Preisträger der Carl- renommierter Kinderbuchverlag (v.a. Pippi Lang- vermutlich 1949 (Kopie wunschgemäß mit Herrn Walter Hanke, Frankfurt, in Es hatten vor der Währungsreform noch mehr einge- verzichten. Da sind von-Ossietzky-Medaille strumpf und andere Bücher von Astrid Lindgren) erhalten durch den Ve r l a g zahlt als die Vorauszahlung war, ich habe derzeit dafür wir eben die Reinge- bekannt ist, entstand 1946 als Verlag für sozialisti- Verbindung setzen.« [Brief Dr. Tornieporth an Hel- e t i n g e r der Internationalen Liga für Bücher gekauft, so gut oder besser gesagt, so schlecht als O , 28. September Menschenrechte. sche und sozialpolitische Literatur. mut Rüdiger, 8. Oktober 1947] fallenen. Oettinger 2011) Amboss Hintergründiges barrikade sechs - November 2011 32 • 33 hat wahrscheinlich mit seinem bisherigen Absatz Druck- der Währungsreform hatte er dann 50% der Rmk- Oetinger publizierten Vorstellungen der sozialisti- genossenschaften 1946 ins Leben gerufen wurde.35 (39) Und so wurde die Anzeigenseiten von und Betriebsunkosten heraus und schafft sich nun in Werte abschreiben müssen. Diese Auffassung stützt schen Autorin und SPD-Politikerin Anna Siemsen 1949 änderte der Union-Verlag seinen Namen in Verlagsgeschichte dann Union-Verlag (Seite 254) sofern seinen Gewinn, indem er die Restauflage an den ja auch der Buchhändler Hanke, der sicherlich damit weiterhin übereinstimmten, mögen andere Hammonia Verlags-GmbH. Beide Firmen sitzen im umgeschrieben: »Im und Verlag Oetinger (S. Ostzonen-Buchhandel gibt. Das ist gewiß in Hinsicht mehr vom Verlagsgeschäft verstanden haben dürf- beurteilen). Pressehaus der SPD-eigenen Auer-Druck GmbH - Frühjahr 1949 lernte Astrid 246) im Lindgren in Stockholm Börsenblatt des auf den Absatz des Buches in der Zone der Gedrücktheit te als Linow28 in Westberlin. und beide haben u.a. als Geschäftsführer Herrn Dr. Deutschen Buchhandels Geht man von den Verkaufszahlen aus, reichten den deutschen Verleger - Sonderausgabe 1948 zu begrüßen, für uns aber ist das ein schwerer Schaden. Auch erscheint der unsolidarische Umgang wie diese wohl nicht für eine spätere zweite Auflage. Carl Torniport (oder auch Dr. Tornieporth). In- Friedrich Oetinger kennen. Da hat sich der gute Bern- ein böses Nachtreten, den es gab bereits früher Auch wenn »einige 10 000 Prospekte ... maßgebenden teressant ist auch, daß beide Verlage bei vielen un- Oetinger hatte 1946 einen hard Koch prompt über den Kritik an der allzu »lässigen Buchführung« Kochs, Zeitschriften beigefügt« wurden (welchen ist un- terschiedlichen Druckereien haben »anschreiben« Verlag für Kinder- und 36 Löffel balbieren lassen, denn der erkrankt zwei Jahre darauf warten mußte, bekannt), ist der Absatz des Buches als schwach bzw. drucken lassen und daß die Umschlaggestal- Jugendbücher gegründet das Autorenhonorar steckt bis Hepp und Hanke im August 1949 endlich die und enttäuschend anzusehen. [Hepp an Rocker, tung immer von Scharnweber stammen. und interessierte sich besonders für skandina- praktisch nun Öttinger ein, Geschäftsführung der Gilde nach Frankfurt/Main 11.7.1949; Degen] Ab 1948 handelt es sich bei den zwei Verlagen weil er uns mit Druckwer- vische Kinderliteratur. Der übernahmen. Ob das Rocker-Werk für den Verlag Oetinger um völlig voneinander unabhängige Firmen - das Verlag „Friedrich Oetin- ken entschädigte, die bei uns Und nach dem Gilden-Treffen in Darmstadt wirklich ein Minusgeschäft gewesen ist, läßt sich belegen jedenfalls die Handelsregisterauszüge: ger“ erhielt die Option für absehbare Zeit festliegen schreibt Koch: »Leider kann ich Dir von mir nichts nur noch vermuten. Geht man von den erwähnten die Hammonia ist ein Fachverlag der Wohnungs- und bereits im Herbst und dann wahrscheinlich Gutes schreiben, was ich seit langem befürchtet habe, Kosten von 30.000 DM aus, so stehen dem 800 Gil- wirtschaft (Gesellschaftsvertrag vom 18. Dezember des Jahres erschien die nur mit einem Bruchteil deutsche Erstausgabe von ist jetzt eingetreten, ich bin vollständig unter der den-Exemplare für schlicht 340 DM und rund tau- 1946; Tag der ersten Eintragung am 26. August dessen abzusetzen sind, für „Pippi Langstrumpf“.« ( Überarbeit zusammengebrochen ...« [Koch an Rocker, send verkaufte Exemplare über den Buchhandel für 1948) mit einem Grundkapital von 120.000 den sie uns in Anrechnung HYPERLINK „http://www. 31.8.1949] Bernhard Koch29 wurde 82 Jahre alt, 14.300 DM gegenüber. Angerechnet werden kann DM und dem Wirtschaftsprüfer Dr. Joachim gebracht wurden. In Hin- hameln.de/kultur/kultur/ aufgrund welcher Erkrankungen oder Kriegsfolgen die Anzahlung der GfB von 4.500 Rmk bestenfalls Teske als Geschäftsführer, während der Verlag sicht auf organisatorischen museum/rueckblick/pippi- er als 50jähriger in dieser Zeit litt, ist unklar. Karl mit 900 DM nach deren Umrechnung (mit diesem Friedrich Oetinger bis 1983 eine Einzelfirma ist. langstrumpf.htm“http:// Weitblick und geschäftliche Dingler, der in Göppingen »die rührigste aller Kurs allerdings erst 1957!); da 400 Exemplare unge- Wahrscheinlich ist, daß der von Friedrich Oetinger www.hameln.de/kultur/ Transaktionen, die Aus- Ortsgilden aufgebaut hatte, starb schon im Mai 1950«, bunden als „Rohbögen“ liegen blieben, dürfte ein und Carl Tornieporth gegründete Verlag für kultur/museum/rueckblick/ sicht auf Erfolg und Ge- gerade einmal Fünfzigjährig30. Verlust verbleiben, da die restlichen 800 verkauf- Wirtschaft und Sozialpolitik und der Union- pippi-langstrumpf.htm) winn versprechen, sind wir – Friedrich Oetinger war ten Exemplare (ebenfalls mit Hammonia-Imprint?) Verlag GmbH im Jahre 1946 identisch waren. leider grüne Jungen, und während des II. Weltkrie- kaum das bis hierher errechnete Minus von 14.460 Es ist deshalb naheliegend, zu hinterfragen, ob ich fürchte, daß die Gleich- Rechenkünste - Gewinn oder Verlust? ges Verlagsleiter beim DM erwirtschaftet haben dürften; es sei denn, Oe- es bei der Abrechnung gegenüber Rudolf Rocker gültigkeit und Bewegungs- El l e r m a n n -Ve r l a g , der Um aber einmal die etwas besondere Rechenkunst tinger konnte den Umsatz in Ostmark 1:1 in DM und der GfB mit rechten Dingen zugegangen ist losigkeit uns grüne Jungen seinerzeit Lindgrens Buch des Genossen Koch zu erhellen: Es war wirklich tauschen. Andererseits mag es auch ein relativ gu- und ob nicht zwischen beiden Verlagen die Aufla- ablehnte. Heute gehört bleiben läßt, wenn wir sie eine geniale Leistung, den Verlag Oetinger tes Geschäft gewesen sein, denn die Satzkosten sind ge verschoben und dadurch das Honorar manipu- auch dieser Verlag zur nicht überwinden. Bis jetzt vertraglich zur Anerkennung der Rmk-Anzahlung ja sicherlich bereits durch die Anzahlung der GfB liert wurde. Dieser Verdacht drängt sich jedenfalls Oe t i n g e r -Ve r l a g s g r u pp e . hat die Bewegung davon zu bewegen; denn die 4.500 Rmk waren nach der gedeckt gewesen, zumal der Verlag im Pressehaus auf, da es mehrere Bücher gibt, die zwischen den (40) Bemerkungen zur keinerlei Nutzen, sondern 31 Währungsreform nur noch 292,50 DM Wert . Und saß und hier auch andere Bücher bei Auer-Druck beiden Verlagen „verschoben“ wurden und wohl Zeit, Nr. 12 vom 23. März nur Schaden gehabt.« [Brief das Honorar (10% der Bruttoverkaufssumme) von setzen und drucken ließ. auch in Zusammenarbeit mit dem Europa-Verlag, 1953 – Hrsg. Wa l t e r Fu n - Linow an Hepp, Berlin 5. 6.600 DM wären nur ein Gegenwert von 300 Büchern Zürich, publiziert wurden.37 d e r , Hamburg-Fuhlsbüttel Oktober1949] gewesen. Die Gilde hatte aber 530 Vorbestellungen (PA Degen) Diese These stützt im Übrigen auch der vorlie- Diese Kritik erscheint einzulösen, hätte also die fehlenden Exemplare Ungereimtheiten – ein Verdacht gende Bücherzettel aus dem Jahre 1949 (»Sozia- ziemlich harsch und un- zukaufen müssen (230 Bände à 14,30 DM wären So ergibt es sich, daß es merkwürdig erscheint, listisches Schrifttum«) der die Bücher zusammen solidarisch, denn letztlich 3.289 DM), das war ihr aber nicht möglich. - Hätte daß das Werk Rockers insgesamt eigentlich drei anbietet. In diesem Prospekt kostet Rockers zwei- wurde Rockers Buch nur Koch das Honorar in DM mit Büchern nach der Verlage herausgegeben haben. Erstens nämlich bändiges Werk übrigens in Leinen 32,– DM und in durch Kochs und Hankes Währungsreform zum Rabattpreis von 14,30 die Union-Verlag GmbH Hamburg, die das Buch Halbleinen gebunden 28,– DM. Sehr schön ist auch Bemühungen veröffent- DM umgerechnet, hätte es ebenfalls nur für 461 im Herbst 1948 im Börsenblatt ankündigt (S. 254) der einleitende Text: »Die gesamte Literatur der Arbei- licht. Natürlich waren Rocker-Bücher gereicht. Damit hätten dann auch - der Verlag Friedrich Oetinger Hamburg bewirbt terbewegung aber ist ein Opfer des hinter uns liegenden die damaligen Genossen nicht so viele Freiexemplare an die alten Genossen dieses Buch nicht (S. 246). Das gedruckte Buch er- Systems geworden. Noch heute vermissen wir die Stan- nicht so flink, wie ihnen ausgeliefert werden können. scheint dann endlich als Buch von Oetinger – und dardwerke der sozialistischen Literatur auf dem Bücher- GfB-Imprint in der hier vorgeworfen wurde parallel in der Hammonia Norddeutsche Verlags- Interessant ist auch die Abrechnung des markt. ( ) Hier einen mutigen Vorstoß zu wagen und ei- Hammonia-Ausgabe 1949 - und Koch hat sicherlich Rocker-Honorars: Von ursprünglich 6.600 DM anstalt mbH. Nun, die Erklärung ist nicht einfach, »in vielen Dingen über die sind Nachzahlungshilfen und andere Ausgaben sondern eher komplizierter: Oetinger hatte zwei Gebühr Bedacht walten las- abgezogen worden, so daß letztlich nur 3 300 Verlage nebeneinander gegründet - wie aus dem sen wollen, wo doch schnell- DM abzüglich 146 DM für Hankes Reisekosten Briefpapier auch ersichtlich ist -, die er zusammen stes und entschlossenes verblieben. Dieser Betrag von 3.154 DM steht mit Dr. Thornieport als Verlag Friedrich Oetin- Handeln nötig wäre.« [Li- auch in der Bilanz vom 6.8.1949. Weitere Gilde- ger & Co. betrieb: den Verlag für Wirtschaft und now, 5. Oktober 1949] Abrechnungen der späteren Jahre liegen leider Sozialpoltik und den Verlag Friedrich Oetinger. Sozialistisches Wirt- nicht vor, allerdings verfügte die Gilde Anfang Wohl noch im Jahre 1946 wird aus dem wirtschafts- schaften deutet sich in 1952 noch über ein »Rockerkonto in Verwaltung« und sozialpoltischem Verlag die Union-Verlags der Kritik ebenfalls nicht mit einem Bestand von »weit über DM 500,--«32 GmbH Hamburg und ab 1949 dann die Hammonia- Verlag. Der Union-verlag gehörte nach Aussage an, beim Geld scheiden Die Gildenauflage von 800 Exemplaren war von Frau heidi Oetinger »meinem Mann und seinem sich die Geister und die 1952 endlich verkauft und die GfB versuchte damaligen Teilhaber Dr. Tornieporth als Inhaber. Es Ideale gehen über Bord, deshalb 1953 die Restauflage des Buches von 400 gehörte auch noch eine Wohnungsbaugesellschaft dazu. weil plötzlich kapitali- Exemplaren, die in ungeschnitten Druckbögen Dieser Verlag ist Ende 1948/49 liquidiert worden.«34 stisch argumentiert wird. noch beim Verlag vorrätig waren, zu kaufen.33 Auch konnte Koch den Das scheint jedoch anders gewesen zu sein, denn Wert der vor der Wäh- Ob das Buch für den Verlag Oetinger ein Zu- der erste Name »Union« stammt nach der Legende rungsreform vom 21. Juni schußgeschäft gewesen ist oder nicht, dürfte nicht des Hammonia-Verlages aus der Gründungsphase 1948 eingekauften Bü- besonders ausschlaggebend gewesen sein, denn des Verlages, der von den Freien Gewerkschaften cher nicht berechnen, da ‚politische Literatur‘ verkaufte sich seinerzeit nicht (Ernst Rathlow, späterer DGB), dem Kulturbund ihm die Details der kom- - und deshalb verlagerte der Verlag seine auf die (Senator a.D. August Kirch, spätere Volksbühne), so- menden Geldentwertung erfolgversprechendere Publikation von Kinder- wie Erich Klabunde für den Verband norddeutscher nicht bekannt gewesen büchern (was ja ebenfalls eine ‚sozialpolitische‘ Wohnungsunternehmen und Dr. Adam Remmele für sein dürften; aufgrund Aufgabe ist; inwieweit dabei auch die bisher von die Großeinkaufgenossenschaft der Deutschen Konsum- Amboss Hintergründiges barrikade sechs - November 2011 34 • 35 nen Beitrag zu leisten, hat kengängen in der Arbeiterbewegung’ (1950) immerhin Für Rockers ‚Erinnerungen’ suchte Georg Hepp doch „das verdammte Buch“ fertig werden sollte, bevor (41) Brief We i g l an Ti m m , sich der Verlag zur Auf- noch 3 000 Stück gedruckt – Auflagen, von denen noch im September 1957 einen deutschen Verleger er diese Welt verließ.«51 29.3.1967 (PA Degen) gabe gestellt. ( ) Auch in heutige anarchistische Publikationen nur träumen für den in England veröffentlichten, gekürzten Ohne weitere »vorherige Leidenszeit überraschte« (42) Brief We i g l an Ti m m , 3. dieser Zeit hat das Wort können ... mittleren Band (zuerst erschien dieser Teil als ‚In (Wiegand) ihn dann der Tod. Juni 1967 (PA Degen) Wilhelm Liebknechts seine Sturm’ auf jiddisch 1952, englisch dann als ‚The (43) Ro c k e r , Vorwort zur Möglicherweise wurde Rockers letztes Werk große Bedeutung „Wissen London Years’ 1956). 47 ersten deutschen Ausgabe 38 Deutschsprachige Neuauflagen wohl doch noch fertig. (EdA Bd. 1, S. 7) ist Macht!“« Ein weiteres Manuskript, das er kurz vor sei- Rudolf Rocker selbst kommentiert in seinem Zwei Jahre nach Rockers Tod, im Jahre »1960 Weil das anfängliche nem Tode am 13. September 1958 als 85-Jähriger (44) Ro c k e r , Vorwort zur Vorwort von: »Das Buch sollte im Herbst 1936 in Ber- erhielt das IISG den ersten Teil des Rocker-Nachlasses ersten deutschen Ausgabe Ziel, sozialistische Li- 43 in Crompond, New York, noch fertigstellte, ist um- lin erscheinen …«. Nun, es erschien zuerst in spani- von seinem Sohn Fermin Rocker. Dieser Teil umfasste (EdA Bd. 1, S. 14) teratur – hier war vor stritten. Weder der Titel noch der Umfang dieses scher Sprache 1936 in Barcelona als ‚Nacionalismo y viele Briefe von und an Rocker, unter anderem seine allem an Romane von Werkes sind bekannt, allerdings schreibt D.A. San- (45) Ru d o l f Ro c k e r , cultura’, übersetzt von D.A. Santillan – und 1937 Korrespondenz mit Max Nettlau, Nationalismus und Kultur. Upton Sinclair ge- tillan im Nachwort zu dem bei Suhrkamp 1971 er- in englischer Sprache als ‚Nationalism and Culture’ und und die Manuskripte seiner Die Entscheidung des dacht – im Nachkriegs- 44 schienen Auszug aus Rockers Memoiren: »Noch vor in New York . Bücher. Mehrere Ergänzungen folgten ab 1961, die Abendlandes, 2 Bde., Deutschland auf wenig ihrem Abschluß gab er uns das Versprechen, eine Bot- Erst dreißig Jahre später, 1976, erfolgt durch letzte 1993.«52 Die Nazis hatten 1933 in Berlin bereits Zürich 1976 - die Ausgabe Interesse stieß, änderte schaft an die junge Generation zu hinterlassen, in der er liegt mir leider nicht vor. den Vita Nova Verlag eine neue Ausgabe in der vieles verbrannt, bevor es als niederländisches der Oetinger-Verlag ihr sagen wollte, daß die Epoche, in die wir eingetreten Schweiz45, wahrscheinlich im Jahr darauf bringt der Staatseigentum vor den Flammen gerettet werden (46) Siehe hierzu den 1949 sein Programm waren, nicht mehr die gleiche ist, die wir einst gekannt Bremer Impuls-Verlag einen Reprint der Ausgabe konnte, da Rocker dem Vorläufer des Amsterdamer Hinweis in Ro c k e r s und nutzte die einma- hatten, und daß daraus Konsequenzen zu ziehen seien; Erinnerungen, S. 400 von 1949 (Band 1; Band 2 erschien wohl 1978 oder IISG, dem Ökonomisch-Historischem Archiv im Haag lige Chance, die Kin- es müßten neue Taktiken und Formen des Kampfes stu- 1979). Eine genaue Urheberrechtsangabe fehlt hier seine Bibliothek bereits vor seiner Flucht verkauft (47) Brief He pp an Ti m m , derbücher von Astrid diert werden, um mit den veränderten geschichtlichen 25.9.1957 (PA Degen) und ebenso wie das Erscheinungsjahr – die Oetinger- hatte.53 Lindgren exklusiv zu Bedingungen fertig zu werden Rocker teilte uns mit, Wienand, S. 452 Ausgabe wird ohne deren Verlagsangabe im Offset- veröffentlichen. So ist daß er so weit war, diese Botschaft, auf die wir alle mit Edition Thélème sitzt auf den Rechten von (48) Di e g o Ab a d d e Sa n t i l - druck nachgedruckt; die Angabe lautet schlicht »© es das Verdienst die- Spannung warteten, niederzuschreiben.« Santillan Rudolf und Milly Witkop-Rocker l a n , Nachwort [zu Rudolf Rudolf Rocker«. Beide Bände erscheinen unter dem Rocker, Aus den Memoiren ses kleinen, anfangs schreibt jedoch, daß Rocker aufgrund seiner mitt- Am 3. Juli 1996 übertrug Fermin Rocker (*1907 - ursprünglichen Titel ‚Nationalismus und Kultur’. eines deutschen Anarchi- hauptsächlich auf frei- lerweile eingetretenen vollständigen Blindheit und 2004), der Sohn von Milly und Rudolf, Heiner M. Der Verlag Edition Thélème des Histori- sten, Frankfurt/M 1974, S. heitlich-sozialistische Taubheit diese Arbeit nicht mehr vollenden konnte, Becker alle Rechte am literarischen Werk seiner kers Heiner Becker und des Druckers Klaus Sto- 390, 391] Bücher ausgerichteten es sei ihm unmöglich gewesen, »sich auf diese Ar- Eltern. Wegen der angeblichen Verletzung dieser wasser brachte das Buch schließlich in einem Band 48 (49) Helmut Rüdiger – Aus Verlages, Rudolf Roc- beit zu konzentrieren.« Doch im April 1957 schrieb Rechte bemühte Herr Becker im vergangenen Jahr von 666 Seiten erneut gut zwanzig Jahre später, Rudolf Rockers Briefen, kers Hauptwerk und er: »Dein Buch (...) muß man in derselben Format wie nun Kripo und Staatsanwaltschaft Münster, u.a. 1999 heraus, neu gesetzt und ergänzt durch ein in Arbetaren – zitiert nach ‚Pippi Langstrumpf’ nach Nacionalismo und die Memoiren rausbringen. (...) aber gegen den Verfasser zu ermitteln.54 Informationen, Oktober Deutschland gebracht Nachwort Beckers, sowie mit einer (unvollstän- solches Buch von Dich, mit welcher ich in vornherein Abrechnung der Wir fragen uns nun, wann z.B. Rockers Kriegs- 1958, S. 7/8/9 zu haben – ein Buch für die kleinen und eines für digen) Bibliografie der Werke Rockers und einem einverstanden bin, und einige Kapitel schon gelesen Gilde freiheitlicher kommentare, die in La Protesta in Buenos Aires und (50) A.C. Ba k e l s die großen Menschen, beide geistiges Futter gegen Register. habe, werde ich gern übersetzen. Sobald Du fertiges Bücherfreunde 1943 als Buch (übersetzt durchSantillan 55 erschie- (schwedischer Syndikalist) - Bilanz 1949 scheinbare und scheinheilige Autoritäten …39 Material hast und willst es schicken, werde ich in Ord- nen sind und seine jiddischsprachigen Beiträge für – kannte Rocker »seit nung bringen; so, wenn Du der Umarbeitung beendet 1918, als er der englischen Weitere Versuche einer zweiten Auflage scheitern Ausblick – Fazit die New Yorker Freie Arbeiter-Stimme seit 1936 ins hast, ist meine Aufgabe auch zu Ende und kann sofort an Internierung freigelassen Im August 1949 schreibt Hanke an Rocker, dass Im übrigen erfahren wir über die wiederholten Deutsche übersetzt werden können. Leider scheint die Druckerei gehen.« [Santillan an Rocker, 23. April und nach Deutschland es dem Verlag, »wie so vielen, zurzeit finanziell sehr Verhöre Rockers durch US-Untersuchungsbeamte es gewiß, daß das Publikum bis ins Jahre 2029 war- 1957] geschickt worden war.« schlecht« gehe. Und er rät ihm deshalb, »Deine Be- und die Androhung der Ausweisung aus den USA. ten muß, bis der Inhaber der Urheberrechte [die Helmut Rüdiger bemerkt dazu, Rocker »hatte die (51) A.C. Ba k e l s – Einige ziehungen, die zu einer Herausgabe des Buches auch in (42) Helmut Rüdiger schreibt über diese »endlosen erst 70 Jahre nach dem Tod des Autors erlöschen] persönliche Erinnerungen, französischer Sprache führen, auszunutzen und das An- Scherereien«: »1946 wurde Rocker aufgefordert, die Absicht, zu den kommenden Aufgaben einer modernen an dem Werk von Rudolf Rocker und Milly Wit- in Arbetaren – zitiert nach gebot anzunehmen.« Der Verlag Oetinger hatte die USA zu verlassen. In vielen Briefen schildert er sinnlose freiheitlichen Bewegung in einem besonderen Buche kop-Rocker, Herr Heiner Becker, die Neu- und Informationen, Oktober geplanten Verhandlungen mit einem französischen Verhöre. Er wollte sein Lebenswerk in dem neuen Heim Stellung zu nehmen. Ursprünglich sollte dies im Wiederveröffentlichung ihrer Werke nicht mehr 1958, S. 13/14 Verlag nicht weiter verfolgt. [Hanke an Rocker, 6. abschließen, das er mit Mühe aufgebaut hatte, und sah letzten Kapitel der Memoiren geschehen, aber dann verhindern kann. Es ist mehr als bedauerlich, daß (52) Rocker papers, IISG August 1951] keinerlei Möglichkeit, sich als außerhalb aller Parteien entschloss sich Rocker, diese Betrachtungen gesondert unter dem Vorwand, das Werk Rockers »schützen – www.iisg.nl/archives/ niederzuschreiben. Damit war er in den letzten zwei Für das Jahr 1954 war sogar noch ein Rudolf stehender Schriftsteller im Alter von 73 Jahren eine neue zu wollen«, die Schriften dieses großen, nie »fertigen pdf/10767673.pdf Jahren intensiv beschäftigt, aber offenbar sind nur 56 Rocker-Kongress in Hamburg geplant, auf dem Existenz in dem zerstörten Deutschland aufzubauen Menschen« in der Hand eines Mannes verbleiben, (53) Von 45 beschlag- Fragmente dieser geplanten Arbeit vorhanden. Es ist »die Erkenntnisse und Schlußfolgerungen des interna- (…) Schliesslich verlangte irgendeine Kommission eines der die Übertragung des Vermächtnisses nicht als nahmten Kisten mit wahrscheinlich, daß Santillán in Buenos Aires, der in den Literatur wurden nur 22 tionalen Kulturphilosophen Rudolf Rocker diskutiert zuständigen Gerichtshofes Exemplare seiner Hauptwerke, Verpflichtung zur Veröffentlichung auffaßt, son- vergangenen zwei Jahrzehnten fast alle neueren Werke zurückgegeben, der Rest werden könnten. An Kurt Bommer, Hein Buck, Otto die man studieren wollte um zu untersuchen, ob Rocker dern als sein Privatvermögen. Rockers herausgebracht und ältere Bücher neuaufgelegt »mit kom[mmunistischem] Gerlach, Ketty Guttmann, Carl Langer, Alfred der amerikanischen Gastfreundschaft würdig war. Dann Inhalts [sic] zur 46 hat, auch diese Aufzeichnungen in spanischer Sprache • Folkert Mohrhof Rehtz und Otto Reimers – um nur einige geistig tra- wurde es still, aber einen Bescheid erhielt er nie.« herausbringen wird. Leider sind alle diese Arbeiten Vernichtung gegeben«. gende Referenten und Diskussions-Redner alphabetisch Gegen Ende seines Lebens schreibt Rudolf Rocker (BA R 58 764, Bl_148; in deutscher Sprache nicht zugänglich …« Rüdiger zu nennen – sei bereits heute gedacht« schreibt Wal- im Schlußwort seiner Lebenserinnerungen: »Ich bin Dank an das Amsterdamer IISG, das den Brief- 151; 153; 156) beendet seinen Artikel in der SAC-Tageszeitung ter Funder im März 1953 in seinen hektografierten zufrieden, daß es mir vergönnt war, dieses Buch (...) zu wechsel Hankes mit Rocker zur Verfügung stellte, (54) siehe »Wem gehört Arbetaren mit dem Hinweis, daß Rocker noch ‚Bemerkungen zur Zeit’40. Ende zu bringen. Das will jedoch nicht besagen, daß an Helge Döhring für weiteres Briefmaterial und Rudolf Rocker?« in »im Juni [1958] schreibt er, daß er sich nach längerer damit meine Tätigkeit ihr Ende erreicht hätte. Noch lebe Hans-Jürgen Degen für Dokumente aus seinem barrikade # 5 - Mai 2011 Und 1967 trug sich die noch bis 1974 aktive Mün- Krankheit wieder bedeutend besser fühle, wieder Privatarchiv. (55) Ru d o l f Ro c k e r – La chener FFS-Ortsföderation mit dem Gedanken, ich, was für mich dasselbe bedeutet wie: Noch kämpfe 49 ausgehen könne und ein wenig arbeiten wolle.« Segunda Guerra Mundial, das Buch erneut herauszugeben.41 Und außerdem ich. Wer das Leben anders auffaßt, hat es schlecht Und Rockers langjähriger Freund A.C. Bakels50 Buenos Aires 1943 stellte der Genosse Hans Weigl am 3. Juni 1967 verstanden.« schreibt, daß nicht Rocker selbst sein Manuskript die spannende Frage: »Erkundige Dich doch bitte bei (56) »Ich war nie ein Als 78-jährigem Mann (1951) stand ihm der ‚Nationalismus und Kultur’ aus Deutschland ‚fertiger Mensch‘ und bin Reimers, ob der Hamburger Verlag, der damals (1948) Verlust seiner Lebensgefährtin Milly im Jahre 1955 herausbrachte, sondern daß er es »nach einiger Zeit es auch heute nicht, trotz das Werk von R.R. ‚Die Entscheidung des Abendlan- erst noch bevor – und dennoch kämpfte er weiter, ins Ausland bringen« konnte. Milly soll Rudolfs meiner achtundsiebzig des’ herausbrachte, die Verlagsrechte abgegeben hat oder denn er hatte zwischenzeitlich bereits ein weiteres Frage »Und meine Bücher und Papiere, meine Jahre.« (Ru d o l f Ro c k e r , abgibt.«42 Aus den Memoiren eines Buch geschrieben, ‚Max Nettlau, el Herodoto de la Manuskripte?« am Abend vor der Flucht mit »Das Die Auflage der Broschüren Rockers im FFS-ei- Anarquía’, das 1950 in Mexiko erschien – und erst deutschen Anarchisten. Leben ist wichtiger « beantwortet haben. Und weiter Frankfurt/M 1974, S. 386) genen DFG-Verlag lag da deutlich höher – von ‚Der 1978 in Deutschland als ‚Max Nettlau: Leben und schreibt er: »Er arbeitete bis zum Letzten. Noch vor Leidensweg der Zensl Mühsam’ wurden 5 000 Exem- Werk des Historikers vergessener sozialer Bewegung’ im kurzer Zeit schrieb er mir, daß seine Augen so schlecht plare (1949) und von den ‚Absolutistischen Gedan- Westberliner Karin Kramer Verlag. geworden seien, aber daß er weiterarbeiten würde, weil Amboss Hintergründiges barrikade sechs - November 2011 36 • 37 Quellen: Literatur: Archive: • Günther Bartsch, Anarchismus in Deutschland, Band 1 und 2/3, Hannover 1972 (Fackelträger) Die Erinnerungen von Ja n Ap p e l Bundesarchiv • Heiner Becker, Nachwort [zu Rocker, Nationalismus und Kultur, • BA R 58 764 Münster 1999] (1890 – 1985) Instituut voor Sociale Geschiedenis Amsterdam (IISG) • Hans Jürgen Degen, Anarchismus in Deutschland 1945–1960. (9) Rudolf Rocker Papers: Die Föderation freiheitlicher Sozialisten. (Klemm & Oelschläger). Vorbemerkung nicht sonderlich freundlich porträtiert . In wie- • Nr. 84: Briefwechsel Dingler Münster/Ulm 2002 (AiD) Jan Appels autobiographische Aufzeichnungen(1) weit das stimmt, sei dahingestellt, aber die Charak- • Nr. 104: Briefwechsel August Gais • Mina Graur, An ‚anarchist rabbi‘: the life and teachings of Rudolf entstanden ganz offensichtlich als Manuskript für terisierung als »Typ eines proletarischen Puritaners« Rocker, Ann Arbor 1989 (UMI) • Nr. 136: Briefwechsel Koch einen Vortrag im Jahre 1966 in Deutschland. Wann dürfte nicht ganz verkehrt sein, die sich durchaus • Rudolf Rocker, Die Entscheidung des Abendlandes, 2 Bde., • Nr. 188: Briefwechsel Rüdiger (Schreiben Verlag Oetinger 1947) trifft mit der Beschreibung, die Henk Sneevliet in Hamburg 1949 (Oetinger) (EdA) genau, wo und vor welchem Publikum dieser Vor- • Nr. 192: Briefwechsel D.A. Santillan trag gehalten wurde, ist nicht ersichtlich. Da Appel den 30er Jahren für die GIK prägte (die APPEL ja • Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur. Die Entscheidung des führend mitbegründet hatte): »Klosterbrüder des Privatarchiv Hans Jürgen Degen Berlin (PA Degen) Abendlandes, 2 Bde., Zürich 1976 (Vita Nova) zu diesem Zeitpunkt sich noch nicht wieder poli- Marxismus«(10). Historisches Archiv des SAC, Schweden • Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur, 2 Bde., Bremen o. tisch betätigen durfte, wird es sich um eine eher • Informationen - herausgegeben von der Sveriges Arbetares J. [1977/9] (impuls) [fotomechanischer Nachdruck der Ausgabe ‘geschlossene’ Veranstaltung gehandelt haben, Bleibt nachzutragen: Anmerkungen Centralorganisation – Freiheitliche Syndikalisten; Juli 1954 bis 1958 Hamburg 1949] also keine öffentlich angekündigte. Ein möglicher Jan Appel war verheiratet mit Lea Berreklauw (1) IISG, Collectie (15Ausgaben, letzte »Om Rudolf Rocker 12 s.«) • Rudolf Rocker, Nationalismus und Kultur. Münster 1999 ‘Kandidat’ für den von Appel im ersten Absatz er- (1914-1997), einer in den Niederlanden bekannten Nederland, kleine https://www.sac.se/en/About-SAC/Historik/Arkiv/Andra- (Edition Thélème) wähnten »alten Kameraden« aus seiner Zeit nach Schriftstellerin, Dichterin und Rundfunkautorin. archieven en losse spr%C3%A5k/Tyska • Rudolf Rocker, Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten. seiner Übersiedelung in die Niederlande 1926 ist Eines ihrer Hauptwerke ist ihr 1985 erschienener stukken – App e l , Ja n : Herausgegeben von Magdalena Melnikow und Hans Peter (2) 90 Typoscript van Duerr. Einleitung von . Nachwort von Diego Alfred Weiland , der zu dieser Zeit (wieder) Roman Het brood der doden. Geschiedenis en onder- Zeitschriften: autobiografische schets Abad Santillan, Frankfurt/M 1974 (edition suhrkamp 711) in Westberlin lebte, und der als führender Funk- gang van een joods meisjesweeshuis (Baarn: Bosch • Besinnung und Aufbruch. Monatsblätter freiheitlicher van Jan Appel, die in • Diego Abad de Santillan, Nachwort [zu Rudolf Rocker, Aus tionär der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands & Keuning), die Geschichte eines jüdischen Mäd- Bücherfreunde, Berlin 1929–1933 1926 vanuit Duitsland den Memoiren eines deutschen Anarchisten (AAUD) und der Kommunistischen Arbeiter-Partei chenwaisenhauses, das durch die Nazis vernichtet • Die Freie Gesellschaft, Zeitschrift der Föderation freiheitlicher naar Nederland • Peter Wienand, Der ‚geborene‛ Rebell. Rudolf Rocker. Leben Sozialisten, Darmstadt 1949–1953 Deutschlands (KAPD) seit der zweiten Hälfte der wurde. kwam. Z.j. 1 stuk. Es und Werk, Berlin 1981 (Karin Kramer) • Die Gilde, Zeitschrift der Gilde freiheitlicher Bücherfreunde, 1920er Jahre tätig war. Jan Appel starb am 4. Mai 1985 in Maastricht. handelt sich um 10 Darmstadt 1948–1949 Seit etwa 1927/28 hatte die niederländischeGrup - Die autobiographischen Aufzeichnungen Jan Ap- Schreibmaschinenseiten • Die Internationale. Zeitschrift für revolutionäre pe Internationaler Kommunisten (GIK) einen starken pels sind, soweit uns bekannt, bisher nur auf eng- ohne Überschrift in Arbeiterbewegung, Gesellschaftskritik und sozialistischen theoretischen Einfluß auf die AAU ausgeübt und lisch publiziert worden(11). Wir legen sie also wohl deutscher Sprache. Neuaufbau. Hrgg. von der Freien Arbeiter-Union Deutschlands 1929 an deren Reichskonferenz teilgenommen. Sie erstmals im Original vor. (2) zu We i l a n d siehe Ku b i n a (AS), Berlin 1927–1933 unterstützte auch die von der AAU seit 1927 prak- 2002; zu der Beziehung • Die Internationale. Neue Folge. Herausgegeben vom Sekretariats Unser Dank gilt dem Internationaal Instituut voor tizierte »bewegliche Taktik« bei Arbeitskämpfen, zwischen App e l und der der Internationalen Arbeiter-Assoziation. Ab Nr. 2: Organ der Sociale Geschiedenis (IISG) in Amsterdam für die Be- Gruppe Internationaler Deutschen Anarchosyndikalisten. Herausgegeben unter Mitwirkung die auch eine Abkehr von der bisher als Dogma au- reitstellung des Textes. Kommunisten in den des Sekretariats der Internationalen Arbeiter-Assoziation (unter (3) frecht erhaltenen Todeskrisen-Theorie darstellte . Niederlanden und der dem Tarntitel Deutschtum im Ausland), Amsterdam – Stockholm – • Jonnie Schlichting Paris – Barcelona 1934 – 1935 Die 7. Reichskonferenz der AAUD im November AAUD seit 1926 siehe 1924 hatte diese Theorie noch gegen die Opposi- ebenda, S. 94ff; detailliert tion vor allem der Leipziger Ortsgruppe vehement zur Entwicklung der GIK verteidigt und ‘Leitsätze’ verabschiedet, in denen von den Anfängen bis es hieß: in die Nachkriegszeit »In der Todeskrise kann die proletarische Klasse inner- Bo u rr i n e t 1994 (3) ausführlich dazu Ko o l # sieben halb des Kapitalismus ihre Lebenslage nicht verbessern, sondern die Kapitalistenklasse wird alle Begleiterschei- 1970, S. 146ff nungen der Krise auf das Proletariat abwälzen. (...) (4) Leitsätze zur Taktik Arbeiterkämpfe, die auf einer speziellen Konjunkturp- (Auf der Reichskonferenz eriode bestimmter Berufszweige basieren und aus dieser angenommen gegen die Stimme Leipzig‘s Konjunktur ihren spezifischen Charakter widerspiegeln, [sic]); in: Der Kampfruf sind keine Klassenkämpfe im revolutionären Sinne, (Berlin). Organ der sondern in ihrem Inhalt gegen das Klassenziel gerichtete Allgemeinen Arbeiter- Bewegungen. In diesen Bewegungen haben die Union- Union (Revolutionäre # sechs isten die Pflicht, trotz der Solidarität, zu der sie durch Betriebs-Organisationen), ihre Lage gezwungen werden, diese Ideologie durch tat- Jg. 5 [1924], Nr. 49 [1. kräftige Propaganda zu zerstören und so am Ausbau der Dezemberwoche], S. 4 Klassenkampffront zu wirken. (...)«(4) Auf der 9. Reichskonferenz der AAU im Früh- jahr 1929, an der, wie gesagt, auch GIK-Vertreter teilnahmen,wurde die »bewegliche Taktik« dann offizielles Programm, was auch zum Bruch mit der KAPD führte. Hierdurch wurde der Weg frei zur Vereinigung mit den Resten der AAUE(5).Dies geschah im Dezember 1931 mit der Gründung der Kommunistischen Arbeiter-Union (KAU)(6) Dies nur als kurze Ergänzung zu APPELs Text, da er auf diesen Aspekt nicht genauer eingeht(7). barrikade - Shop Jan Appels Leben ist nicht unbedingt das eines Ab sofort bieten wir Euch folgende barrikade-T-Shirts und historische Plakate an: typischen revolutionären Arbeiters (wenn es denn so etwas gibt) in der Zeit, die durch den 1. Welt- Wir liefern in drei Größen: L - XL und XXL - Preise und Lieferbedingungen findet ihr unter krieg, die revolutionären Umbrüche und den Na- tionalsozialismus geprägt ist, aber es ist symptom- www.muckracker.wordpress.com atisch für Aufstieg und Niedergang der revolution- ären Arbeiterbewegung jener Zeit(8). Dieses Angebot ist spätestens ab Dezember erhältlich. Franz Jung hat Appel in seinen Erinnerungen Harpune & Torpedo Geschichte barrikade sechs - November 2011 38 • 39 SPD und der Gewerkschaft. Stundenlange, scharfe und ich befand mich im Ruhrgebiet. Wie ich nach eine große rote Flagge. Das war für uns das Zeichen, (9) Ju n g [1961], S. 143 Auseinandersetzungen. Während dieser Zeit, in Hamburg zurückkam, hörte ich, daß auf dem daß wir uns im Lande der Kommunisten befanden. – 145 der Mittagspause, war auf der Werft Blohm & Voss, Gründungsparteitag der KAPD eine Delegation, Nach einiger Zeit erschien ein mit Bewaffneten (10) zitiert bei Ko o l 1970, wo 17.000 Arbeiter arbeiteten, spontan eine Revolte Franz Jung und ich, angewiesen war, um nach besetztes Motorboot. Wir bekamen einen Lotsen S. 22 ausgebrochen. Die Arbeiter verließen die Betriebe, Rußland und damit zum EKKI(19) zu gehen(20). und fuhren zwischen den Felsenwänden hindurch, auch auf der Werft Vulcan, und erschienen im Wir sollten die Gründung der KAPD und ihre das Land hinein nach Murmansk. Wir wurden als (11) etwa auf libcom.org: http://libcom.org/library/ Gewerkschaftshaus, und die Führer verschwanden. Auffassung vertreten und die verräterische Haltung Kameraden empfangen und fuhren dann auf der autobiography-jan-appel Die Revolution begann. der Zentrale der KPD im Ruhrkampf anklagen. im Kriege erbauten Eisenbahn nach Petrograd, (12) Redaktionelle Es war nicht möglich, auf dem Wege über Land heute Leningrad(26). In diesen Tagen bin ich in den Vordergrund Überschrift und auch nicht über die Ostsee nach Rußland zu der linken revolutionären Arbeiterbewegung Nachdem wir in Petrograd mit Sinowjew, dem kommen. Der einzige Weg schien mir möglich, mit (13) Sozialdemokratische Deutschlands getreten. Als Redner in den Betrieben Vorsitzenden der Kommunistischen Internationale, Partei Deutschlands einem Schiff durch die Nordsee, den Atlantischen und öffentlichen Versammlungen, als Vorsitzender gesprochen hatten, fuhren wir weiter nach Ozean über Norwegen und das Nordkap(21) hinaus (14) Kommunistische der dann gebildeten revolutionären Obleute; Moskau. Dort haben wir nach einigen Tagen in Partei Deutschlands ins Nördliche Eismeer, um Archangelsk oder als Mitglied der linksradikalen Gruppe bin ich einer Zusammenkunft mit dem Exekutivkomitee (Spartakusbund) eventuell Murmansk zu erreichen. Nur wußten übergetreten zum Spartakusbund und nahm dann der KI(27) unseren Auftrag vorgetragen. Es wurde (15) Unabhängige wir noch nicht sicher, ob dieses Gebiet schon eine führende Rolle in der Ortsgruppe in der KPD(14) darüber gesprochen, aber was gesagt wurde und Sozialdemokratische wieder in russischen Händen war, d.h. daß die ein. wer gesprochen hat, weiß ich heute nicht mehr(28). Partei Deutschlands Bolschewisten da waren. Kurze Zeit vorher stand Eine echte Antwort erhielten wir nicht, außer daß (16) App e l vermischt Im Januar 1919 war eine große Versammlung der in den Zeitungen ein kleiner Bericht, daß die wir von Lenin empfangen werden sollten. Das ist hier offenbar in revolutionären Obleute im Gewerkschaftshaus. amerikanische Flotte und ihre Truppen, die bis dann auch nach einiger Zeit, nach einer Woche seiner Erinnerung Diese Versammlung fand statt, nachdem Rosa dahin das Gebiet besetzt hatten, verzogen waren. oder etwas mehr, geschehen. einige Ereignisse, Luxemburg und Karl Liebknecht in Berlin Aber trotz dieser Unsicherheit haben wir es gewagt. möglicherweise solche aus ermordet worden waren. In dieser Versammlung Ich kannte einen Genossen, Hermann Knüfken, Lenin hat unsere Auffassung der KAPD den Novembertagen 1918 machte ich Bekanntschaft mit Ernst Thälmann der war Matrose auf dem Hochseefischdampfer bestritten. Und während eines zweiten Empfangs, mit dem gescheiterten von der USPD(15), und in der Nacht darauf war »Senator Schröder«(22). Dieses Schiff machte immer einige Zeit später, seine Antwort gegeben. Er hat Versuch der Unterstützung der Bremer Räterepublik zusammen mit ihnen ein Marsch zu der Kaserne eine vierwöchentliche Reise nach den Fangplätzen es getan [da]durch, [uns] einige auf unsere Sache Anfang Februar 1919. in Bahrenfeld gemacht worden. Die Wache und die um Island herum und blieb, wenn es zurückkam, zutreffende Abschnitte aus seiner Schrift »Die schlafenden Soldaten wurden überrumpelt, und die wenigstens eine Woche in Cuxhaven. Hermann Kinderkrankheit des Kommunismus«(29) vorzulesen. Er (17) gemeint ist der 2. Parteitag der KPD (S), Knüfken habe ich aufgesucht. Er war gerade zur Bewaffnung der Arbeiter begann. Wir hatten 4.000 hatte das Manuskript von dieser Schrift, das noch der sog. Heidelberger Waffen. Nach einer guten Woche Bemühungen, Zeit in Hamburg und das Schiff in Cuxhaven, das nicht gedruckt war, in der Hand. Die Antwort der Parteitag, auf dem die um eine bewaffnete Macht aufzubauen, sind die in drei Tagen wieder hinausfahren sollte. Knüfken KI war, zuletzt von Lenin persönlich gegeben, daß Parteiführung um Pa u l Bewaffneten nach und nach auseinandergelaufen war bereit, und der größte Teil der Mannschaft die Auffassung des EKKI dieselbe war als die der Le v i den Ausschluß der Erinnerungen und mit den Waffen verschwunden(16). In würde mitmachen, denn wir leben doch in einer Zentrale der KPD, die wir verlassenen hatten. antiparlamentarischen und dieser Zeit kamen wir zu der Erkenntnis, daß die revolutionären Zeit. antigewerkschaftlichen (5) Die Allgemeine Nach einer ziemlich langen Zurückreise über Arbeiter-Union Es sind schon mehr als 40 Jahre vergangen, seitdem Gewerkschaften für den revolutionären Kampf Parteimehrheit herbeima- Franz Jung und ich und noch ein revolutionärer Murmansk und Norwegen mußte Jan Appel von nipulierte. Der Parteitag (Einheitsorganisation) ich aus Deutschland nach Holland gegangen nicht zu gebrauchen waren, und das führte in einer Matrose(23) gingen als blinde Passagiere an Bord(24). der Oberfläche verschwinden, und meine Tätigkeit fand in der Illegalität wurde im Oktober 1921 bin, und damit auch aus der revolutionären Versammlung der revolutionären Obleute zu der Wie wir auf der Höhe von Helgoland waren, habe in Deutschland wurde fortgesetzt als Jan Arndt. in wechselnden Orten gegründet; siehe Bo c k Arbeiterbewegung Deutschlands. Jetzt habe Propaganda und zu der Bildung von revolutionären 1969, S. 214ff; S. 281ff; wir unter Bedrohung mit Waffen den Kapitän Arbeiten, um leben zu können, hier und dort, in statt, darunter auch in ich wieder Verbindung bekommen zu einem Betriebsorganisationen. Betriebsorganisationen Heidelberg; siehe KPD 2. Ko o l 1970, S. 128 und die Offiziere abgesetzt und in die Vorkajüte Seefeld bei Spandau, in Ammerndorf bei Halle alten Kameraden aus dieser Zeit, und wir haben als Organisation, als Grundlage für die Räte. Pa r t e i t a g 1919. Zusam- (6) siehe Ko o l 1970, S. eingeschlossen. Die Reise begann am 20. April usw., und sprechen in Versammlungen, wo es nötig beschlossen, daß ich meine Erinnerungen hier Über Hamburg hinaus setzte sich die Propaganda menfassend, auch zur 151f; Me rg n e r 1971b; und endete am 1. Mai (1920) in Alexandrowsk, [war]. Dasselbe geschah im Ruhrgebiet, wo ich auch zur Bildung von Betriebsorganisationen fort und weiteren Entwicklung der u b i n a vortragen soll. K 2002, S. 84f; S. Vorhafen von Murmansk. Wir hatten Seekarten das Erscheinen der Wochenzeitung der AAU »Der Opposition, Re i c h e n b a c h 94 – 98 führte zur Allgemeinen Arbeiter-Union. In dieser (30) (31) Ich heiße Jan Appel und bin 1890 geboren in einem nur bis Trontheim und darüberhinaus nur eine Klassenkampf« besorgt habe. Die KAPD war 1928; Bo c k 1969, S. 139ff; Entwicklung und Klärung, hauptsächlich als (7) Eine Dorf in Mecklenburg. Habe die Volksschule besucht kleine Karte aus einem kleinen Segelbüchlein, die im Jahre 1920 als sympathisierende Organisation S. 225ff; Bo c k 1977 Vorsitzender der revolutionären Obleute, arbeitete Auseinandersetzung und habe den Beruf Schiffsbauer gelernt. Mein Vater einen Blick auf den Erdball mit dem Nordpol im in die 3. Internationale aufgenommen worden. ich in der ersten Linie, arbeitete ich aus diesem (18) Die Hamburger KPD, mit der links- und war Sozialist vor meiner Geburt. Ich selbst war Mittelpunkt [zeigte]. Die Küsten von Norwegen, Das war geschehen durch eine Besprechung die bis auf einen kleinen rätekommunistischen und auch aus organisatorischem Grunde, wurde Mitglied der SPD(13) seit meinem 18. Lebensjahr. Rußland, Sibirien und Alaska waren am Rande einiger führender Genossen der KAPD mit dem Rest zur Opposition über- Bewegung würde hier den ich dann Vorsitzender der Kommunistischen Von 1911 bis 1913 war ich im Militärdienst. Dann dieser Karte verzeichnet. Das war die einzige EKKI. Es waren Hermann Gorter aus Holland ging, nannte sich bis zur Rahmen sprengen; neben Partei Hamburgs. So nahm ich auch als Delegierter als Soldat in den Krieg. Im Oktober 1917 wurde ich Orientierungskarte, wonach der neue Kapitän und Karl Schröder aus Berlin, Otto Rühle, der Gründung der KAPD KPD- der genannten Literatur der Ortsgruppe Hamburg teil am Heidelberger IWW, in Anlehnung an die sei noch auf die Arbeit abkommandiert als Schiffsbauer nach Hamburg. Knüfken steuern mußte. Danach haben wir auf frühere Reichstagsabgeordnete der SPD, und Fritz Parteitag der KPD(17). (25) Industrial Workers of the von Ph i l i pp e Bo u rr i n e t Im Jahre 1918 hatten wir den Rüstungsarbeiter- der Höhe von Tromsö (Hammerfest) zwei Tage Rasch(32).Auf dem 3. Kongreß der KI in Moskau World. verwiesen, die einen Streik. Eine volle Woche im Streik auf der Werft Heute ist es 1966, also 47 Jahre nach dem Sturm und dann dichten Schneefall [gehabt], so hatten wir alle Freiheit, um unsere Auffassung (19) Exekutiv-Komitee umfassenden neueren daß es nicht möglich war, auch nur etwas von der (33) Vulcan. Die Parole war: »Für den Frieden«. Der Heidelberger Kongreß. Es hat keinen Sinn, heute über die zu führende Politik auszusprechen . der Kommunistischen Überblick liefert (Bo u rr i n e t Streik endete nach einer Woche, und uns wurden noch auf die Auseinandersetzungen und Ergebnisse fernen Küste zu sehen. Wir waren sehr müde, denn Aber wir erhielten keine Zustimmung von den 2008). Dort finden sich Internationale die Kriegsartikel vorgelesen, denn wir waren dieses Kongresses einzugehen; nur, daß damit wir mußten in der besonderen Situation immer Delegierten der anderen Länder. Die Beschlüsse, auch einige biographische (20) KAPD Gr ü n d u n g s p a r - wieder der Kurs und die Politik der KPD auf die wach bleiben,. So fuhren wir sehr früh, todmüde, die auf diesem Kongreß angenommen wurden, Details zu Ja n App e l , (S. doch Soldaten. Ich gehörte zu dieser Zeit zu den t e i t a g 1920; zum Beschluß 192f, Anm. 182), die in Linksradikalen in Hamburg. Als im November Teilnahme an der bürgerlichen Demokratie gerichtet nach dem Süden, um doch irgendwie die Küste hatten als wesentlichen Inhalt, daß wir mit der KPD zur Entsendung der Dele- die Vorbemerkung mit 1918 die Matrosen in Kiel rebellierten, die Arbeiter werde sollte, wurde uns damit deutlich gemacht. oder einen Fleck zu finden, wo wir ausruhen zusammen wieder in den Gewerkschaften arbeiten gation ebenda, S. 211. eingeflossen sind. auf den Werften in Kiel die Arbeit niederlegten, an Wollten wir an unserer Auffassung über die von konnten. Doch es war ein blindes Glück, daß wir und, durch die Teilnahme an den demokratischen (21) in der Vorlage: Kap (8) die bisher Sonnabend und Sonntag, hörten wir am Montag uns zu führende Politik in der revolutionären in den Fjord von Alexandrowsk hineingefahren Parlamenten, unsere alte Parole »Alle Macht den Nord umfassendste auf der Werft Vulcan von Kieler Arbeitern, was Arbeiterbewegung Deutschlands festhalten, dann sind und an den Bojen, die die amerikanische Arbeiterräten« fallen lassen mußten. Es war die in (22) zu Kn ü f k e n (1893 – deutschsprachige geschehen war. Es folgte eine geheime Versammlung konnten wir nicht mehr eine Organisation innerhalb Flotte hatte liegen lassen, festmachen konnten. Es den bekannten 21 Punkten festgelegte Politik(34), 1976) siehe neuerdings politisch-biographische auf der Werft; der Betrieb war unter militärischer der KPD bleiben. Zu diesem Entschluß kam dann dauerte noch Stunden, bevor wir wußten, wo wir die wir befolgen sollten, wenn wir noch Mitglied seine (in Deutschland Betrachtung zu App e l , Besetzung. Die Arbeit hörte auf. Aber die Arbeiter auch die Ortsgruppe Hamburg der KPD(18). waren und das die Amerikaner verzogen waren. der KI bleiben wollten. Wir hatten uns dagegen posthum) veröffentlichte die unbedingt zum blieben im Betrieb. Eine Gruppe von 17 Freiwilligen Hinter der felsigen beschneiten Wand erschien eine ausgesprochen und erklärt, daß der Beschluß Autobiographie (Kn ü f k e n hier vorgelegten Text Als dann im April 1920 in Berlin die Gruppe[n] wurde zum Gewerkschaftshaus gesandt, um die schwarze Rauchsäule, die sich aus ziemlich großem hierüber nur von der Organisation der KAPD 2008); v a n d e n Be rg ver- hinzuzuziehen ist, ist der KPD, die eine gleiche Auffassung hatte[n] wie wendete das seinerzeit Ausrufung des allgemeinen Streiks zu verlangen. Abstand von uns auf dem Wasser näherte, wo wir erfolgen könne. Das ist dann auch nach unserer Hu b e r t v a n d e n Be rg s in Hamburg, zur Gründung der KAPD kamen, noch ungedruckte Manu- mit unserem Schiffe lagen. Dann erschien aus dieser Rückkehr geschehen. Dann ging es wieder zurück Vortrag aus dem Jahre Wir erzwangen eine Versammlung. Aber es war die war damit meine Teilnahme an der KPD beendet. skript (siehe v a n d e n Be rg 1997 (v a n d e n Be rg 1997). ablehnende Haltung von bekannten Führern der In diesen Tagen war der Kapp-Lüttwitz-Putsch, Felsenwand ein Seeschleppdampfer und zuletzt ins Ruhrgebiet und [nach] Rheinland-Westfalen, 1997, Anm. 4). Harpune & Torpedo Geschichte barrikade sechs - November 2011 40 • 41 um die Tätigkeit wieder aufzunehmen, wie vor Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, kommt Internationaler Kommunisten (PIC) beigegeben. Editorische Notiz (32) App e l ist nicht ganz dem Kongreß. Diese Tätigkeit wurde im November in immer weniger Hände. Daß dieses nur von der Diese Ausgabe ist mit der deutschen nicht ganz Der Text wurde fast unverändert übernommen. genau: Ot t o Rü h l e reiste 1923 durch meine Verhaftung beendet. Es war die russischen Revolution erreicht wurde, daß die identisch, was durch die Übersetzung erklärlich ist, Sämtliche Anmerkungen sind vom Bearbeiter. als Delegierter der KAPD Besetzung von Rheinland-Westfalen und dem RKP(40), völlig zentral aufgebaut mit allen Mitteln am Inhalt jedoch ist nichts Wesentliches verändert Ich habe darauf verzichtet, die offenbare für den 2. Kongreß der KI Ruhrgebiet durch französische Truppen, und weil der staatlichen Unterdrückungsgewalt versehen, worden. Verändert ist nur die Folgeordnung des Ende Mai 1920 illegal nach niederländische Einfärbung von Appels Deutsch es eine Anklage war wegen Schiffsraubs, die nur die zentrale Verfügung über die enteigneten Stoffes und die verschiedenen Formulierungen Moskau, da das Schick- zu glätten. Wo es im Interesse der Verständlichkeit in Hamburg verhandelt werden konnte, konnte Produzenten ausübte, mußte von uns als Wahrheit zum besseren Verständnis. Die Grundprinzipien sal von App e l und Ju n g trotzdem nötig war, ist das in einer Anmerkung ich die Verhinderung des Abtransportes erreichen, erkannt werden. Aber weiter gingen die Gedanken: sollten zu ausführlichen Diskussionen führen und unbekannt war; Im Juli vermerkt, Textergänzungen stehen in [eckigen u g u s t e rg e s indem ich als politischer Gefangener versuchte, den der größte und am tiefsten liegende Gegensatz in so beitragen zu einer größeren Klarheit und Einheit stieß dann A M Klammern]. Offensichtliche Tippfehler wurden zu ihm. Beide verließen Eingriff der französischen Besatzung zu erreichen. unserer menschlichen Gesellschaft besteht darin, in der Zielsetzung des revolutionären Proletariats stillschweigend korrigiert. • J.S. Rußland noch vor Beginn Als die Verständigung zwischen Deutschland und daß schließlich alle Produzenten die Verfügung und die verschiedenen Richtungen in dieselbe des Kongresses (19. Juli), den alliierten Mächten nahe war, habe ich freiwillig [dar]über, wo, womit und was sie produzieren, Bahn führen.« In einer Neuauflage wurde gesagt: da sie die Aufnahmebe- zugestimmt in den Abtransport nach Hamburg. genommen ist und gelegt ist in die Hände von »Dieses Buch kann nur ökonomisch zum Ausdruck dingungen der KI, die dort Dort erfolgte meine Verurteilung, und dort habe äußerst zentral aufgebauten Machtorganisationen. bringen, was sich politisch vollzieht. Dazu war Literatur verabschiedet werden ich meine Zeit [ab]gesessen. Zu Weihnachten 1925 Heute, nach 40 und 42 Jahren, nachdem ich im es nötig, nicht die Aufhebung des Privatbesitzes sollten, gelesen hatten App e l – Ju n g 1920: [Ja n App e l – Fr a n z Ju n g ,] Bericht der (35) und als eine verschärfte endete [die Haft] . Gefängnis zu dieser Erkenntnis gekommen bin, setzt an Produktionsmitteln als Ausgangspunkt zu nach Moskau entsandten Delegation [der KAPD], 9. Juli sich diese Entwicklung in der ganzen Welt immer nehmen, sondern die Aufhebung der Lohnarbeit; Fassung der Leitsätze des 1920; in: Das Exekutivkomitee der 3. Internationale und Heidelberger Parteitages In April 1926 ging ich als Schiffbauer nach mehr durch. Diese Spaltung in der menschlichen davon strahlen alle Gedanken aus. Unsere die Kommunistische Arbeiter-Partei Deutschlands, o. O. einschätzten. Rü h l e kam Holland – Zaandam, um als Schiffsbauer für Gesellschaft kann nur überwunden werden, wenn Untersuchung führte hierbei zu der Konsequenz, [Berlin] (Verlag der K.A.P.D.) (23) es handelte sich um als scharfer Gegner des meinen Lebensunterhalt sorgen zu können. Ich die Produzenten wieder die Verfügung über die daß die Arbeiter, in Massenbewegungen an die http://replay.web.archive.org/20081007065605/http:// Bolschewismus zurück den KAPD-Funktionär habe sofort an einen Genossen geschrieben, den www.kurasje.org/arkiv/13400f.htm Wi l l y Kl a hr e (v a n d e n Bedingungen, über [das] wo und wie und auch Macht gekommen, diese macht nur halten können, und , weil er dies auch ich persönlich nicht kannte, aber dessen Adresse v a n d e n e rg u b e r t v a n d e n e rg a n pp e l Be rg 1997; siehe auch über das, was sie produzieren, wieder in die Hände wenn sie im ökonomischen Leben die Lohnarbeit B 1997: H B , J A – ein öffentlich geäußert hatte, Bo u rr i n e t 2008, S. 183, ich erhalten hatte. Es war Henk Canne-Meijer. Er bekommen. Darüber habe ich m Gefängnis viele abschaffen und als Äquivalent des Geldwertes deutscher Rätekommunist im niederländischen Exil im Herbst 1920 aus der Anm. 681) suchte mich auf in Zaandam, zusammen mit Piet Blätter vollgeschrieben. Mit diesen Gedanken und den gesellschaftlichen Wert der Arbeitszeit als und Widerstand 1926 – 1948 [Vortrag, gehalten am 24. KAPD ausgeschlossen. Mai 1997 auf einem Workshop der FU Berlin und der Go r t e r , Ra s c h und Sc hr ö - (24) Fr a n z Ju n g beschreibt Kurman (?); beide hatten Auffassungen wie die dem darüber Geschriebenen kam ich in Holland zentralen Punkt nehmen, um welche Achse sich das (36) Gedenkstätte deutscher Widerstand] d e r reisten im November die Reise aus seiner – für KAPD und hatten sich von der CPH getrennt. zur Gruppe Internationaler Kommunisten. Heute, ökonomische Leben bewegt.« Die deutsche Ausgabe http://web.archive.org/web/20080821150645/http://www. 1920 illegal nach Rußland App e l und auch Kn ü f k e n Aber sie hatten auch keinen Anschluß an die im Jahre 1966, ist es vierzig Jahre später, als wir aus dem Jahre 1930 ist später beschlagnahmt kurasje.org/arkiv/13500t.htm und erreichten die provi- nicht sehr vorteilhaften bestehende Gruppe der KAP Holland. Sie waren damals als GIK in Amsterdam zusammenkamen, und vernichtet worden. In New York kam noch auch in: An d r e a s G. Gr a f (Hrg.), Anarchisten gegen Hitler. sorische Aufnahme der – Sicht in seiner (41) beide gute Freunde von Hermann Gorter. Wir um unsere neuen Gedanken auszusprechen und einmal eine kurze Zusammenfassung heraus, und KAP als sympathisierende Autobiographie (Ju n g Anarchisten, Anarcho-Syndikalisten, Rätekommunisten in wechselten unsere Erfahrungen und Ansichten aus; zu diskutieren. Die Erkenntnis, daß die russische zwar in deutscher Sprache [im] »Kampfsignal«, Organisation mit bera- [1961], S. 139 – 158); Widerstand und Exil, Berlin 2001 (Lukas) hatten dann regelmäßige Zusammenkünfte mit Revolution zum Staatskommunismus oder in Chicago in englischer Sprache in der »Council tender Stimme in die KI seine Schilderung ist auch Bo c k 1969: Ha n s Ma n f r e d Bo c k , Syndikalismus und Links- noch mehr gleichgesinnten anderen. Wir wurden(37) (Bo c k 1969, S. 254ff; Re i - nicht immer zuverlässig. besser zum Staatskapitalismus führt, war damals Correspondence«, das war 1935(44). kommunismus von 1918 – 1923. Zur Geschichte und So- c h e n b a c h 1928; zu Me rg e s so zu einer Gruppe, die wir Gruppe Internationaler noch neu. Es war noch ein Abrechnen mit der ziologie der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (Syndi- (25) in der Vorlage: (38) Ich persönlich habe innerhalb der Gruppe siehe den informativen Kommunisten nannten. Die Veröffentlichung Auffassung, daß die kommunistische Gesellschaft, kalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands Tronshö (?) Wikipedia-Artikel: Wi k i p e d i a von dem, was wir zu sagen hatten, geschah in den Internationaler Kommunisten in Holland an und der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands das ist auch die Befreiung der Arbeit aus der Au g u s t Me rg e s ). (26) Die Stadt trägt seit PIC(39) (Pressedienst der Internationalen Kommunisten), ihrer politischen Tätigkeit teilgenommen. Auch (Marburger Abhandlungen zur Politischen Wissenschaft 1991 wieder ihren alten Lohnknechtschaft, von der russischen Revolution das ist das Material Internationaler Kommunisten. an dem Widerstand gegen die macht der Hitler- 15), Meisenheim am Glan (Anton Hain) (33) siehe KI III. Ko n gr e s s Namen Sankt Petersburg ausgehen würde. Und neu war auch, den Blick zu 1921. Die Delegation der Truppen, die das Land im Mai 1940 besetzt haben. Bo c k 1977: Ha n s Ma n f r e d Bo c k , Einleitung [zu: KAPD (Са́ нкт-Петербу́рг) richten auf den Kern der Befreiung der Arbeiter KAPD – die, wie zu dieser Während ich in Düsseldorf in der Nachdem Sneevliet, der bekannte linke Führer in Gr ü n d u n g s p a r t e i t a g 1920] aus der Lohnknechtschaft, auf die Übernahme der Zeit üblich und notwendig, (27) Kommunistische Untersuchungshaft war, es waren 17 Monate, hatte Holland, zusammen mit 13 oder vielleicht auch 18 Betriebe durch die Betriebsorganisationen, um dann Bo u rr i n e t 1994: Ph i l i pp e Bo u rr i n e t , Holländischer illegal eingereist war – Internationale Genossen füsiliert wurde, führte[n] wir zusammen ich Gelegenheit, von Marx [Das] Kapital, Band Rätekommunismus: Von den »Groepen van Internationale bestand aus Ja n App e l (28) siehe App e l – Ju n g von hier aus die gesellschaftlich durchschnittliche 1 und 2, zu lesen. Kommend aus jahrelangem mit dem Rest seiner Genossen den Widerstand Communisten« zum »Spartacusbond« in: Archiv für die (alias Ma x He m p e l – App e l 1920; auf dem der Reise Arbeitszeit als Maßstab für die Berechnung und revolutionärem Kampf, dann innerer Streit in der fort(45). Nach 1945 gaben wir das Wochenblatt Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, (Fernwald benutzte diesen Alias folgenden KAPD-Parteitag Distribution aller geschaffenen Güter einzuführen. kommunistischen Bewegung und die Erkenntnis, »Spartacus« heraus(46). Im April 1933 mußte ich – Anneröd), Nr. 13/1994 - http://www.left-dis.nl/d/dgik. auch später für Beiträge (1. – 4. August 1920) hatte Nur [so] kann dem Geld und allen Werten die pdf%20 in der KAPD-Presse), Ju n g das Referat über die daß die russische Revolution zur Staatswirtschaft erfahren, daß das »befreundete« Deutschland mich Möglichkeit, um als Kapital aufzutreten, genommen Al e x a n d e r Sc hw a b (alias Stellung zur KI gehalten unter der Herrschaft von Parteiapparaten führte, wiedersehen wollte. Ich wurde als unerwünschter Bo u rr i n e t 2008: Ph i l i pp e Bo u rr i n e t , The Dutch and Ger- werden, als Kapital die(42) Menschen in seinen e n i n r o t s Sa c h s ) und dem Leipziger (Ju n g 1920), das von so daß wir es Staatskommunismus oder schließlich Ausländer ausgewiesen. Doch der freundliche man Communist Left (1900–68). ‘Neither L nor T - Dienst zu nehmen und sie auszubeuten. Diese k i nor St a l i n !’ – ‘Every worker must think by self’, o. O. Metallarbeiter Me y e r (alias App e l scharf angegriffen dann Staatskapitalismus nennen mußten, kam Polizeikommissar in Amsterdam gab mir Zeit, Resultate und Erkenntnisse dieser jahrelangen (Online-Ausgabe bei www.left-dis.nl) [1. Auflage 1988] Be rg m a n n ), außerdem wurde, während Ka r l um meine persönlichen Sachen zu regeln. Das ich zur Ruhe. Es kam die Zeit des Nachdenkens, Be r n h a r d Re i c h e n b a c h Sc hr ö d e r es halb ironisch Arbeit in der Gruppe Internationaler Kommunisten www.left-dis.nl/uk/dutchleft.pdf alles an dem geistigen Auge vorübergehen zu war die Zeit, um unterzutauchen. Der Jan Appel (alias Se e m a n n ), der schon, als »den Eindruck eines in Amsterdam sind zusammengefaßt in dem von GIK [1930]: Grundprinzipien kommunistischer Produktion lassen und einen Weg zu suchen, den wir Arbeiter war wieder verschwunden(47). Das dauerte bis als Vertreter der KAP beim expressionistischen uns selbst gedruckten Buch »Die Grundprinzipien und Verteilung; Kollektivarbeit der Gruppe Internationaler gehen müssen, um von dem niederdrückenden 1948. Durch einen schweren Straßenunfall geriet EKKI, in Rußland war. Gemäldes« verteidigte kommunistischer Produktion und Verteilung«(43). Kommunisten (Holland) 1930. Einleitung von Pa u l Ma t - (siehe Bo c k 1969, S. 259ff; (KAPD 1. Pa r t e i t a g 1920, Kapitalismus zum befreienden Kommunismus ich ins Krankenhaus und dadurch wieder an t i c k . Bibliothek der Rätekommunisten Band 1. Herausge- Es sind 169 Blattseiten, Schreibmaschinenschrift. außerdem Re i c h e n b a c h S. 131 – 133; 136) zu kommen. Durch das Lesen von Marx Kapital die Oberfläche des gesellschaftlichen Lebens. Es geben vom Institut für Praxis und Theorie des Rätekom- Und um einen kleinen Blick zu geben auf das, 1928; Re i c h e n b a c h 1964; sah ich die kapitalistische Welt so, wie ich sie als war das gute Zeugnis von über 20 gut bekannten munismus, Berlin/W 1970 (Blankertz) [erweiterter reprint (29) siehe Le n i n [1920]; was darin gesagt wird, will [ich] etwas von dem Re i c h e n b a c h 1970) die Linksopposition, aus revolutionärer Arbeiter bis dahin nie gesehen hatte. bürgerlichen Leuten nötig, um mich vor dem von Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Vorwort in deutscher Sprache vorlesen: (34) siehe Le i t s ä t z e 1920 der die KAPD hervorging, Wie sie einer inneren gesetzmäßigen Entwicklung Abschub über die Grenze zu behüten. Daß ich Verteilung; hrgg. von der Gruppe Internationaler Kommu- wird in den Abschnitten V. folgen muß, ihre Ordnung während einer langen »Grundprinzipien kommunistischer Produktion in der Widerstandsbewegung tätig war, gab den nisten (Holland), Berlin 1930] (35) in der Vorlage lautet – VII. sowie im I. Nachtrag Zeit aufbaut, wie sie gesellschaftliche Zustände und Verteilung – Vorwort: Die Grundprinzipien Ausschlag. Jan Appel erschien wieder, aber er mußte http://www.mxks.de/files/kommunism/gik.html der Satz: Zu Weihnachten behandelt. aus der frühkapitalistischen Zeit überwindet, zu fanden ihre Entstehung während eines vierjährigen sich von der politischen Tätigkeit fernhalten, und Ju n g [1920]: Fr a n z Ju n g , Unsere Stellung zur dritten Inter- 1925 kam darin ein Ende. – App e l kam durch (30) Der Klassenkampf, gemeinschaftlichen Suchens und Tastens von das ist dann auch das Ende von diesem Band.• nationale; in: KAPD 1. Pa r t e i t a g 1920 neuen Gegensätzen innerhalb der kapitalistischen eine der damals üblichen Organ der Allgemeinen Ju n g [1961]: Fr a n z Ju n g , Der Weg nach unten. Aufzeich- Gesellschaft kommt und sie auskämpft, und wie der Gruppe Internationaler Kommunisten in Weihnachts-Amnestien für Arbeiter-Union nungen aus einer großen Zeit [zuerst 1961], Leipzig 1991 sie ihre innere Ordnung immer erneut verändert Holland. Die erste Ausgabe erschien im Jahre politische Gefangene frei. (Revolutionäre (Reclam Leipzig) und ausbaut, aber daß diese Gesellschaft zugleich 1930 in deutscher Sprache, im Neuen Arbeiter (36) Communistische Partij Betriebsorganisationen), KAPD Gr ü n d u n g s p a r t e i t a g 1920: Bericht über den Grün- in ihrem inneren Zusammenhang den größten Verlag, dem Verlag der AAU, der revolutionären van Holland, seit 1935 Wirtschaftsbezirk dungsparteitag der Kommunistischen Arbeiter-Partei Gegensatz in fortwährend steigendem Maße Betriebsorganisationen, in Berlin. Zu einer Communistische Partij van Rheinland-Westfalen Deutschlands am 4. und 5. April 1920 in Berlin. Einge- entwickelt. Sie enteignet die arbeitenden Menschen holländischen Ausgabe in der gewünschten [Form] Nederland. (Düsseldorf) – erschien leitet und kommentiert von Ha n s Ma n f r e d Bo c k ; in: Jahr- von 1920 bis 1924. von Grund und Boden, von den Produktionsmitteln ist es wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht buch Arbeiterbewegung, Band 5. Kritik des Leninismus, (37) in der Vorlage: haben (31) in der Vorlage: und auch von dem, was die Produzenten erzeugen. gekommen. Darum wurde sie in Fortsetzungen Frankfurt/M (Fischer TB 6611) [Der Bericht erschien (38) Groep van Internatio- versorgt Die Verfügung darüber und damit auch über die als Beilage des Pressematerials der Gruppe zuerst in: Kommunistische Arbeiter-Zeitung. Organ der nale Communisten (GIC) Harpune & Torpedo Geschichte barrikade sechs - November 2011 42 • 43 (39) Persdienst van Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands. Bezirk Me rg n e r 1971a: Go t t f r i e d Me rg n e r (Hrg.), Gruppe het Internationale Groß-Berlin, Jg. 1, Nr. 90, (20. April 1920)] Internationaler Kommunisten Hollands. Grundprinzipien Communisten KAPD 1. Pa r t e i t a g 1920: Protokoll des 1. ordentli- kommunistischer Produktion und Verteilung, Intelligenz (40) gemeint ist die chen Parteitages der Kommunistischen Arbeiter-Partei und Klassenkampf und andere Schriften, Reinbek b. Bücher Skorpion Kommunistische Partei Deutschlands vom 1. bis 4. August 1920 in Berlin. Her- Hamburg (rororo klassiker. Texte des Sozialismus und Rußlands (Bolschewiki) ausgegeben von Cl e m e n s Kl o c k n e r , Darmstadt 1981 Anarchismus 285) (41) in der Vorlage: und (Verlag für wissenschaftliche Publikationen) http://www.mxks.de/files/kommunism/gik. Historiker – ein Hund, der mit den Wölfen heult. zen Scharen“ war ja doppelt angelegt – einerseits ergaenzungshefte.html damals KI II. Ko n gr e s s 1920: Der II. Kongreß der Kommunist. In- Ein rückwärtsgewandter Opportunist. – sollten sie den Schutz eigener Veranstaltungen und Die meisten Historiker breiten den Dreck (42) in der Vorlage: den ternationale. Protokoll der Verhandlungen vom 19. Juli in Me rg n e r 1971b: Go t t f r i e d Me rg n e r , Einleitung des Kundgebungen sicherstellen und andererseits auch Petrograd und vom 23. Juli bis 7. August 1920 in Moskau, Herausgebers. Die Gruppe ‚Internationaler Kommunisten der Vergangenheit aus, (43) siehe GIK [1930] anarchosyndikalistische Propaganda auf ländli- Hamburg 1921 (Verlag der KI) Hollands‘; in: Me rg n e r 1971a als wäre er der Humus für künftige Paradiese. (44) Workers Councils and Karlheinz Deschner ches Gebiete und Kleinstädte ausdehnen (soweit KI III. Ko n gr e s s 1921: Protokoll des III. Kongresses der http://www.mxks.de/files/kommunism/gik. man davon überhaupt sprechen kann, denn selbst Communist Organization Kommunistischen Internationale (Moskau, 22. Juni bis 12 VorwortUndDaten.html Nun, das kann man von dem Genossen Döhring of the Economy; in: in Großstädten und Vororten der Bewegung kann Juli 1921), 2 Bände, Hamburg 1921 (Verlag der KI) Re i c h e n b a c h 1928: Be r n h a r d Re i c h e n b a c h , Zur Geschichte ganz bestimmt nicht behaupten. International Council kaum noch von nennenswerter FAUD-Agitation in Ko o l 1970: Fr i t s Ko o l , Einleitung; in: Fr i t s Ko o l (Hrg.), der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands; in: Communism (Chicago), Die Schwarzen Scharen (ich kriege die Abkür- den Jahren 1932/33 gesprochen werden – wie auch Die Linke gegen die Parteiherrschaft. Dokumente der Archiv für die Geschichte des Sozialismus, (Leipzig), Bd. Vol. 1, No. 7, April zung „SS“ einfach nicht über meine Tastatur, greife Weltrevolution Bd. 3, Olten – Freiburg/Br. (Walter) XIII, 1928 mit nicht mal mehr 5.000 Mitgliedern). 1935 – die Zeitschrift deshalb zur Abhilfe und verwende „Scharen“) ent- Zu klären wäre auch der Unterschied zwischen KPD 2. Pa r t e i t a g 1919: Bericht über den 2. Parteitag der http://www.left-dis.nl/d/berreich.htm wurde von Pa u l Ma t t i c k standen außerhalb der traditionellen AS-Hochbur- einer paramilitärischen Kampforganisation wie herausgegeben Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) Re i c h e n b a c h 1964: Be r n h a r d Re i c h e n b a c h , Moscow 1921 gen als jugendliches Eingreifen gegen den aufkom- vom 20. bis 24. Oktober 1919, o. O., o. J. – Meetings in the Kremlin; in: Survey (London), No. 53/ dem RFB, der sozialdemokratisch-republikani- (45) zu He n k Sn e e v l i e t menden Faschismus und roten Totalitarismus. October 1964 schen Schutzformationen (Schufos) Reichsbanner siehe Ti c h e l m a n 1986; Kn ü f k e n 2008: He r m a n n Kn ü f k e n , Von Kiel bis Leningrad, Die FAUD/AS konnte ihren Niedergang auch http://libcom.org/library/meetings-kremlin-1921- Schwarz-Rot-Gold, dem Stahlhelm – bewaffneter Schwarze Scharen Wi k i p e d i a He n k Sn e e v l i e t Berlin (BasisDruck) Helge Döhring reichenbach-kapd durch ‚reformistische’ Anpassungen nicht mehr Arm der DNVP (Deutschnationale Volkspartei) für (46) siehe hierzu Ku b i n a 2002: Mi c h a e l Ku b i n a , Von Utopie, Widerstand stoppen … z.B. die Verschiebung von anfangs poli- Verlag Edition AV, 2011 Reichenbach 1970: Bernhard Reichenbach, Begegnung den bewaffneten „Saalschutz“ bei Parteiversamm- Bo u rr i n e t 1994, S. 33ff und Kaltem Krieg. Das unzeitgemäße Leben des Berliner ISBN 978-3-86841-054-9 mit Lenin; in: Osteuropa, 4/1970 tischen Streiks hin zu Teilstreiks um höhere Löhne Rätekommunisten Alfred Weiland (1906 – 1978), Münster lungen, und der SA einerseits – und proletarischen 184 Seiten, 14,90 € (47) App e l nannte sich http://raumgegenzement.blogsport.de/2009/12/04/bernhard- und bessere Arbeitsbedingungen – und die plötz- Selbstverteidigungsorganisation wie einer Arbei- während seiner Illegalität – Hamburg – Berlin – London (Lit) reichenbach-begegnung-mit-lenin-1970/ lich als notwendig erachtete Teilnahme an den Be- terwehr (meist paritätisch durch unterschiedliche Ja n Vo s Le i t s ä t z e 1920: Leitsätze über die Bedingungen der Auf- Ti c h e l m a n 1986: Fr i t j o f Ti c h e l m a n , Sn e e v l i e t , Hendricus triebsratswahlen, um wieder Einfluß auf die Arbei- nahme in die Kommunistische Internationale, angenom- Vereinigungen gebildet) oder losen ‚proletarischen Josephus Franciscus Marie, in: Biographisch Woorden- terklasse zu bekommen. men auf dem II. Kongreß der Kommunistischen Internatio- Hundertschaften’. Die „Scharen“ glaubten, daß sie boek van het Socialisme en de Arbeidersbeweging in Ne- Kritisch zu sehen ist auf jeden Fall, daß die „Scha- nale am 6. August 1920; in: KI II. Ko n gr e s s 1920, S. 388 durch die Bildung von mehrere festorganisierten derland, Vol. 1 ren“ innerhalb der marginalisierten AS-Bewegung – 395; der Text, mit einer Einführung von Be r n d Ho pp e : Gruppen zu Abteilungen schlagkräftiger waren; http://www.iisg.nl/bwsa/bios/sneevliet.html http://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_ eine minoritäre Randerscheinung waren, denn drei Abteilungen föderierten sich zu einer Hundert- Gegen einen Ozean ru&dokument=0010_int&object=abstract&st=&l=de Wi k i p e d i a Au g u s t Me rg e s (7. 9. 2011): wenn es zu Kartellbildungen mit anderen revolu- schaft mit entsprechenden „Führern“ – Hundert- pfeift man nicht an http://de.wikipedia.org/wiki/August_Merges tionären, antikapitalistischen und antistaatlichen Le n i n [1920]: W. I. Le n i n , Der »linke Radikalismus«, die schaftsführer … Nicht eben anarchistisch – aber im Kinderkrankheit im Kommunismus [1920]; in: ders., Wi k i p e d i a He n k Sn e e v l i e t (7. 9. 2011): Organisationen kam, waren die „Scharen“ meist Vergleich zur Militarisierung der eigenverantwort- „Daß unsere Welt in http://de.wikipedia.org/wiki/Sneevliet Deutschland zu existieren Ausgewählte Werke in drei Bänden, Band III; Berlin/DDR außen vor, weil sie selbst den übrigen Mitgliedern lichen Kolonnen der CNT-FAI oder den Arbeiter- 81970 (Dietz) aufgehört hat, brauche ich bzw. „der Organisation“ zu unbedeutend waren. bataillonen der POUM im Spanischen Bürgerkrieg http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1920/ Gut herausgearbeitet wird mit diesem Buch auch Ihnen wohl nicht zu sagen. auch eine sich immer wiederholende Parallele. Die Und daher: Werde ich erst linksrad/index.html die Beweggründe für die Formierung einer eigen- spanische libertäre Bewegung aus CNT-FAI-FIJL amal das Maul halten. ständigen Abwehr-Organisation des Anarchosyn- hat keinen bewaffneten Arm gegründet (obwohl Gegen einen Ozean pfeift dikalismus und ihres Umfeldes. Durch eine mehr einige FAístas eine paramilitärische Organisierung man nicht an.“ – Kurt Tu- Gegendarstellung oder weniger einheitliche schwarze Kleidung (wie forderten) – bzw. mußte ihn wohl nicht gründen, cholsky: Politische Briefe. heute linksextreme oder faschistische Autonome weil die Arbeitermilizen spontan aus der gewerk- Reinbek 1969, S. 16 und Fußball-Hooligans) wollten sie sich als ‚Avant- Eine Antwort aus dem In den „Libertären Buchseiten“ der Zeitung „Gras- Diese Behauptungen sind falsch. Meine Forschun- schaftlichen Massenbewegung sich bildeten. Die garde’ im Kampf gegen den Faschismus öffent- FAI beantwortete aber den rechten Terror ihrerseits Jahre 1921 lautet: »Aber wurzelrevolution“, Ausgabe Oktober 2011, ist auf gen stützten sich auf direktes Quellenstudium in wenn wir nicht mehr lich bekennen und kenntlich machen. Gleichwohl mit eigenem Arbeiterterror (García Oliver), das Seite 5 ein mit „Dieter Nelles“ unterzeichneter Archiven, Bibliotheken, den von mir angegebenen war es das Ziel der „Scharen“, als überparteiliche wollen: dann gibt es Artikel abgedruckt mit dem Titel „copy-and-paste- Bibliographien und Sammlungen. fand in Deutschland nicht statt (bis auf Plättners keinen Krieg!« Kampforganisationen nicht nur FAUDler aufzu- Bande1, die jedoch nur Expropriationen zur Aufsta- Syndikalismusforschung“. Es handelt sich hierbei 2. „Dieter Nelles“ behauptet, dass ich bei meiner Das Jahr 1919 sah er als Empfehlenswert! nehmen. chelung des „roten Terrors“ nach der Niederschla- um eine Rezension folgender Veröffentlichungen: Veröffentlichung zu den „Schwarzen Scharen“ be- Jahr der Niederlage der Das Buch muß nicht die Diskussion führen, ob gung des 1921-März-Aufstandes propagierte) und Helge Döhring: Die Presse der syndikalistischen reits „vorliegende Erkenntnisse der vorhandenen es ohne diese lächerlich martialische Ausrüstung Massen an. Er wußte, daß fand keiner Arbeiterunterstützung. das Individuum sich in der Arbeiterbewegung in Deutschland 1918 bis 1933. Quellen“ erweitert hätte, ohne dieselben zu ana- (im Kontrast etwa zum Rotfrontkämpferbund der Daß die „Enge“ der rein betrieblichen Ebene Masse verändert, und er Edition Syfo, Nr. 1, Syndikat-A Medienvertrieb, lysieren. KPD) und letztlich paramilitärische Ausrichtung überwunden werden sollte, war eine der „Neue- erkannte wie Thälmann, Moers 2011, ISBN 978-3-9810846-8-9, 92 S. Diese Behauptungen sind falsch. Meine Forschun- überhaupt möglich war, dem Gegner die Stirn zu rungen“ durch die „Scharen“, die die Propaganda- daß Hitler Krieg bedeutete. und gen und Analysen stützten sich auf direktes Quel- bieten. Diese Frage müssen wir uns aktuell ja nicht methoden der KPD-Bolschewisten wie Hinterhof- In dem Gedicht »Deutsch- stellen. Meine Antwort bleibt, daß nur durch eine Helge Döhring: Schwarze Scharen. Anarcho-Syn- lenstudium in Archiven, Bibliotheken, den von mir und Straßen-Agitation mit modernen Kommu- land erwache!« heißt es breite Front aller Arbeiterorganisationen und den dikali9stische Arbeiterwehr (1929-1933), Edition angegebenen Bibliographien und Sammlungen. nikationsmittel der damaligen Zeit übernahmen am Ende: »daß der Nazi Generalstreik der Faschismus zu verhindern gewe- dir einen Totenkranz flicht AV, Lich/Hessen 2011, ISBN 978-3-86841-054-9, 3. Zur Stützung seiner „copy-and-paste“-These, (Agitprop-Theater-Gruppen, Landfahrten und sen wäre. Aber genau das unterblieb – und somit –, Deutschland, siehst du 183 Seiten behauptet „Dieter Nelles“, mir habe ein Manuskript –märsche mit Kundgebungen, Lkw-Umzüge), die waren die letztlich bereits im Vorfeld desillusio- das nicht –?« von Ulrich Linse mit dem Titel „Militante Abwehr den Rahmen der bisherigen, biederen Demonstra- Dieser Artikel in den „Libertären Buchseiten“ ent- nierten „Scharen“-Kämpfer auf der Verliererseite. Am 7. April 1933 hält Falschbehauptungen, die ich im folgenden des Nationalsozialismus 1929-1933. ‚Schwarze tionskultur ergänzen sollte. bilanzierte er: richtig stelle: Scharen‘ und ‚Kampfgemeinschaften gegen Re- Widerstand und Arbeitereinheit „von unten“ oder Ob das „Verlassen“ oder „Ausbrechen“ aus dem »Die Arbeiterbewegung Sam Dolgoff aktion und Faschismus‘ vorgelegen. paramilitärischer Kampfbund? rein syndikalistischen Terrain des Betriebes sinn- 1. „Dieter Nelles“ behauptet, ich würde mich bei hat die entscheidende Anarchistische Zu einer „überparteilichen“ Organisation wur- voll war, ist eine wichtige Frage für die Entstehung Niederlage erlitten«, vier meiner Veröffentlichung zur syndikalistischen Diese Behauptung ist falsch, mir ist dieses Manu- Fragmente den die „Scharen“ nicht, und ob sie sich in Rich- der „Schwarzen Scharen“. Hätte die FAUD ihre Tage später: »Unsere Presse in Deutschland bei meinen Angaben „auf skript nicht bekannt. Memoiren eines tung einer richtigen paramilitärischen Formation Arbeitereinheit „von unten“ auf betrieblicher Ebe- Sache ist verloren.« die DadA-Datenbank“ stützen. Ich hätte Quellen- Bei näherem Interesse verweise ich auf meine amerikanischen entwickelt hätten, ist spekulativ; die Wahrschein- ne durchsetzen können, wären die jugendlichen hinweise „wiederum der DadA-Datenbank ent- Autorenseite: • Kurt Pätzold: Anarchosyndikalisten lichkeit ist groß, denn die Struktur war entspre- Militanten wohl darin mit einbezogen worden. So nommen“. Meine Bibliographie sei eine „erweiter- http://syndikalismusforschunghd.wordpress.com »Das Volk versteht das Edition AV, Liech chend angelegt, und derartige Vereinigungen aber waren arbeitslose Jungarbeiter~innen u.a. ge- te Printfassung der DadA“ und sie sei im „copy- meiste falsch ...«, ISBN 978-3-86841-050-1 neigen entsprechend zu einer Eigendynamik, die zwungen, eigene Wege zu gehen. Sie entschieden and-paste-Verfahren“ hergestellt worden. • Helge Döhring, Bremen, 12. Oktober 2011 Spotless Verlag, 237 Seiten - 16 € unkontrolliert verläuft. Denn auch die „Schwar- sich für die Bildung durchstrukturierter Gruppen 96 Seiten, 5,95 € Bücher │ Skorpion Rezensionen barrikade sechs - November 2011 44 • 45 des antifaschistischen Widerstands und verstanden Fazit sich als überparteiliche „Antifaschistische Vereini- Generell kann man Döhrings Buch nur eine gung revolutionärer Arbeiter“. weite Verbreitung über unsere engen Reihen hinaus Die Kommune von Kronstadt War es aber überhaupt ein Durchbrechen der da- – vor allem der verbliebenen Reste der Antifa- I. Gietinger schreibt mit Herzblut, voll Wut, ätzend maligen AS-Theorie und Praxis? Gab es nicht neben Szene – wünschen. Die verbliebenen Anbeter des So alle fünf bis zehn Jahre muß die Geschichte neu sarkastisch – kein abwägendes ‚sowohl als auch‘, 1) Kamen viele Nationalsozia- listen aus kommunistischen der „reinen“ gewerkschaftlichen und damit ein- US- und israelischen Staatsapparates, werden erzählt werden, weil eine neue Generation auf die sondern klar Partei ergreifend für die »Dritte Organisationen? http://antifa- engenden oder selbstbeschränkten Isolierung der ihren bürgerlichen Antifaschismus - der vom Bühne tritt, die sich das Wissen erstmal aneignen Revolution«, die sich die Kronstadter auf ihre frankfurt.org/Nachrichten/ FAUD nicht auch andere kulturelle Bewegungen Kapitalismus als Ursache des Faschismus nicht muß. Der Aufstand der Matrosen von Kronstadt, Fahnen geschrieben hatten. Und er schreibt gut. april2004/kommunisten.pdf wie die Proletarischen Freidenker, eine Büchergil- reden will, zu bösen Attacken mit Schaum vor dem der sich am 28. Februar dieses Jahres zum 90. Mal Wer will, kann dies selbst anhand seiner Belege 2) Die NSDAP erringt de und den Frauenbund? Nun, das reichte sicher- Munde reizen. Aber auch das wäre dem Buch zu jährte, gehört zu den grundlegenden Erfahrungen nachvollziehen. Daß es offenbar Leute gibt, die 43,9 Prozent der Stimmen (+ 10, %), während die lich nicht mehr aus, um den Ozean Faschismus zu wünschen, um seine Verbreitung zu fördern. der undogmatischen, anti-autoritären Linken dies nicht wollen, offenbaren einige Leserbriefe, „marxistischen Parteien“ 6,7% stoppen (Tucholsky: „Gegen einen Ozean pfeift man Der Genosse Döhring heult also nicht mit den mit Lenin und den Seinen. Spätestens zu diesem die 1997 während des Abdrucks der ersten Fassung verlieren (SPD -2,1% auf nicht an“) Wölfen, ist kein geprügelter opportunistischer Zeitpunkt zeigte sich klar und deutlich, daß der dieser Schrift an die jW gingen, und die auch im 18,3% und KPD -4,6% auf Ein Ausbrechen aus dem ideologischen Umfeld Hund. Vielmehr wühlt er im Dreck der Geschichte, 12,3%) Bolschewismus unter der Firma »Sowjetmacht« Buch wiedergegeben werden. ist auch den „Scharen“ nicht gelungen, selbst die ohne die „Schwarzen Scharen“ als Humus und »Diktatur des Proletariats« einen gigantischen 3) Die Reaktion der III. Kommunistischen Partei Kartell-Bünde mit der AAU, AAU-E, dem Lenin- für ein zukünftiges Paradies zu glorifizieren. Etikettenschwindel betrieb, der die Diktatur der Im Anhang sind zwei Artikel, die auch 1997 erstmals wurde nicht in Berlin formuliert. Bund und anderen linksradikalen Gruppierungen Lobenswert ist seine Einführung in das Thema Partei bemäntelte. Der Aufstand ist ein ewiger erschienen sind: ein Verriß des »Schwarzbuch des »Wir sind keine sentimentalen schafften es nirgends, einen erfolgreichen Kampf durch eine sehr prägnant-präzise Beschreibung Stachel im Fleisch der lenistischen Linken. Aus den Kommunismus« (der in diesem Zusammenhang Romantiker, die an der Leiche Kl a u s Gi e t i n g e r , die Feindschaft vergessen, gegen die Faschisierung der Gesellschaft zu füh- der anarchosyndikalistischen Theorie und Realität »Sturmvögeln der Revolution« von 1917 wurden, etwas deplaciert wirkt) sowie ein längerer Text Die Kommune von und keine Diplomaten, die ren, geschweige denn den Nationalsozialismus zu zu Beginn der 1930er Jahre. Ganz exzellent gemäß der bolschewistischen Legende, in knapp mit dem Titel »Das Mißverständnis. Über den Kronstadt, Berlin 2011, sagen: am Grabe Gutes verhindern. gelingt ihm die Kritik an der heutigen Reste- vier Jahren Agenten des internationalen Kapitals, reden oder schweigen. Volkstümler Marx, die Liebe der Bolschewiki (Verlag Die Buchmacherei) Antifa-Bewegung, der er vorhält, nicht einmal geführt durch weißgardistische Generäle. Darin zum Land und die ursprüngliche sozialistische Broschur, 138 Seiten, Schlageter, der mutige Kommunistische Überläufer zu SA und NSDAP? Soldat der Konterrevolution, mehr den Minimalkonsens zu begreifen, daß waren sich die beiden Erzfeinde Trotzki und Akkumulation«. Letzterer ist eine Vertiefung des illustriert, € 11,35 (das verdient es, von uns, Der RFB verstand sich als Kampfbund von der Faschismus ursächlich das Aufbäumen des Stalin einig, und ihre Apologeten sind es bis heute Abschnittes über den »Krieg der Bolschewiki gegen Buch kann zu diesem Soldaten der Revolution, kommunistischen Soldaten mit Fronterfahrung: Auf Kleinbürgertums ist und zwingend deshalb der noch. Das vorliegende Buch zeigt, daß es nicht so die russische Revolution«, in dem Gietinger en Preis direkt beim Verlag männlich ehrlich gewürdigt bezogen werden: www. zu werden.« Mit diesen dem 3. Reichstreffen (1927) legten die anwesenden Kampf gegen den Faschismus mit einem Kampf war. passant noch den ‚orthodoxen Marxisten‘ Lenin DieBuchmacherei.de) Worten leitete Ka r l Ra d e k als gegen den Kapitalismus einhergehen muß. Da RFB-Mitglieder das Gelöbnis ab, »niemals zu II. mit Marx theoretisch erledigt. Er nimmt damit Deutschland-Verantwortlicher Antikapitalismus ja bereits per se an vielen Orten vergessen, daß das Schicksal der Arbeiterklasse der ganzen Gietingers Schrift über die »Kommune von übrigens eine Diskussion wieder auf, die 1974 Rudi der Kommunistischen zur antisemitischen Propaganda erklärt wird, hilft Internationale am 21. Juni Welt unlöslich verbunden ist mit der Sowjetunion, [...] Kronstadt« ist die überarbeitete und aktualisierte Dutschke mit seinem »Versuch, Lenin auf die Füße dieses Buch vielleicht, wieder etwas mehr Hirn und 1923 auf dem 3. Plenum stets und immer ein Soldat der Revolution zu bleiben, Fassung einer Artikelserie, die 1997 in der jungen zu stellen« (1), angestoßen hatte, die seinerzeit zu des Exekutivkomitees Erkenntnis zu verbreiten, ohne belehrend zu sein. [...] an der Front und in der Armee des Imperialismus Welt (jW) erschien. In sieben Kapiteln analysiert er einem wütenden Aufheulen in der – damals in der der Kommunistischen Eine gelungene Untersuchung, die Internationale (EKKI) die für die Revolution zu wirken, den revolutionären Kampf den »Krieg der Bolschewiki gegen die Russischen BRD noch recht einflußreichen – DKP führte. keineswegs behauptet, die „Scharen“ wären eine sogenannte Schlageter- für den Sturz der Klassenherrschaft der deutschen Revolution«, stellt die »Matrosen von Kronstadt, IV. Politik der KPD ein. »Wenn 2 Massenbewegung gewesen. Vielmehr dokumentiert Bourgeoisie zu führen.« Avantgarde der Revolution« vor, beschreibt Viele der abgebildeten Fotos sind etwas arg klein die Kreise der deutschen und kommentiert sie einen bisher unterbelichteten die politische und ökonomische Situation geraten (S. 65; 78-80), und daß die Karte von Faschisten, die ehrlich Da die Parole der NSDAP-Anhänger („Heil Teil unserer Bewegung hier in Deutschland. Und dem deutschen Volke Hitler!“) durch die KPD mit „Heil Moskau!“ am Vorabend der Revolte, den Aufstand, die Kronstadt und der Petrograder Bucht nur mit einer dienen wollen, den Sinn lernen können wir alle aus dieser Forschung – gekontert wurde und Ernst Thälmann als ihren Maßnahmen der Bolschewistischen Machthaber Lupe zu betrachten ist (S. 23), wäre nun wirklich (1) Ru d i Du t s c h k e , des Geschicks Schlageters was Genoss~innen daraus in der heutigen Praxis Versuch, Lenin auf die nicht verstehen werden, „Führer“ gegen stellte, galt der Kampf gegen das rebellierende Kronstadt, das Verhalten nicht nötig gewesen. Sehr angenehm ist dagegen, anwenden, wird sich zeigen. Füße zu stellen. so ist Schlageter umsonst der „Scharen“ eben nicht allein dem braunen der (russischen und europäischen) Linken und die daß das Buch ein Namensregister enthält. • fm Berlin/W 1974 gefallen, und dann sollen sie sondern vielmehr auch dem roten Faschismus. Für Rache der Sieger an den Kronstadter Rebellen. • J.S. auf sein Denkmal schreiben: (Wagenbach Politik 53) der Wanderer ins Nichts«, die jungen Kämpfer galt der Rotfrontkämpfer-Bund der KPD als Gegner, weil sie auch deren totalitäres spielte Radek auf den Titel Relativ Nebensächliches Der rote Eg o n Er w i n Ki s c h hatte keine Ahnung Dampfer Vaterland 1914‘ - die Historikerin Robeck eines Freikorps-Romans Heilssystem „Moskau“ strikt abgelehnten. Zu bemängeln ist die schlechte Qualität der meisten über das Internet auf der SyFo-Seite fand - brachte von Friedrich Feska an. Die Aufschlußreich ist deshalb der Zeitungsartikel, Völkischen hätten sich zu abgedruckten Zeitungsberichte, die teilweise nicht »Egon Erwin Kisch, der wohl bekannteste die „Erleuchtung“ bzw. klärte den Hintergrund der entscheiden: »Gegen das der über den geschlossenen Übertritt zweier RFB- zu lesen sind. Das bitte bei der zweiten Auflage deutschsprachige Reporter der Zwischenkriegszeit, Auseinandersetzungen auf dem HAPAG-Dampfer. hatte 1914 als einer der geladenen Pressevertreter an der Ententekapital oder das Stürme zur örtlichen SA in Darmstadt berichtet (die es zweifelsohne geben wird!) nachbessern. Das freut uns doch sehr, dass auch unsere For- russische Volk? Mit wem und den Kommentar eines parteikommunistischen Jungfernfahrt des damals größten Dampfers der Welt, wollen sie sich verbinden? Einige Menschen und Genoss~innen können ja schung von „richtigen“ und sich bedankenden (!!!) Funktionärs dazu wiedergibt: „Lieber zu den Nazis der »Vaterland«, teilgenommen. Mit den russischen Arbeitern erst mit dem Abdruck der Quelle ihre Zweifel an Interessiert hatte ihn dort aber nur eins: die gewaltige Historikern zur Kenntnis genommen wird. als zu den Syndikalisten!“ und Bauern zur gemeinsamen unglaubliche Tatsachen überwinden. Maschinen- und Kesselanlage des Schiffs. Wer sich also nochmal mit dem Kampf der Be- Abschüttelung des Jochs Die Rote Marine des RFB war berühmt und Die 1924 in seiner berühmten Sammlung mit dem Titel satzung der Vaterland näher befassen möchte, dem des Ententekapitals oder berüchtigt. Ein Auszug aus dem faschistischen mit dem Ententekapital zur »Der rasende Reporter« erschienene Reportage empfehlen wir dieses -leider etwas teure Büchlein- Versklavung des deutschen Buch Hamburg bleibt rot belegt dies: Die Achtung Ärgerliches »Bei den Heizern des Riesendampfers« betrachtet diese und als kostenlosen download unsere Broschü- und russischen Volkes?« der proletarischen SA vor den kampferprobten In der Graswurzelrevolution hat ein Herr Dieter Nel- Anlage und die dort arbeitenden Menschen aus der re. Daß der spätere kommunistische Schriftsteller Aufgabe der KPD sei es, roten Arbeiterbrüdern war ernstgemeint, der les die Arbeiten von Döhring als „copy & paste“-Re- Perspektive der Nachkriegs- und Nachrevolutionszeit. nationalistischen Kräften des Kisch von all dem nichts wußte - es kann nicht Gegner wurde respektiert – und dennoch halbtot cherche bezeichnet. Diese bösartige Unterstellung Die Untersuchung von Ulrike Robeck zeigt, dass Kisch Ulrike Robeck Kleinbürgertums zu zeigen, mit einem Mix aus präziser Technikbeschreibung auf der daran gelegen haben, daß er nur von Cuxhaven bis daß sie ins Lager der Arbeit, oder tot geprügelt. Und in diesem Buch lesen wir zeigt an, daß hier ein geprügelter Hund aufjault. Egon Erwin Kisch auf einen und bildhafter Schilderung eines »Fieberreichs« Southampton als Journalist mitreisen durfte. Es hat nicht des Kapitals, gehörten. auch von Überläufern zur Nazi-Partei bzw. ihren Es geht hier nicht um Wahrhaftigkeit, sondern dar- der »Vaterland« auf der anderen Seite zu einem Verständnis der Heizer ihn wohl nicht wirklich interessiert; er schrieb viel- Junge Welt vom 21.6.2003 - Schlägertrupps.3 um, einen Gegner zu denunzieren. Daß die Bücher Ein Versuch zum Verständnis http://www.nikolaus-brauns.de/ und ihrer Arbeitsbedingungen gelangt, das weit über mehr fasziniert von der modernen Schiffstechnik der Schlageterverwirrung.htm Die Frage der Überläufer von der KPD zur NS- Döhrings manchem Möchtegern-Alleinherrscher den Bereich dieses einen Schiffsbauchs hinausgeht.« oder sein Auftraggeber wollte nichts vom Arbei- Heizer-Reportage 4) Sachwörterbuch der DAP bzw. dem RFB zur SA und SS ist eine histo- über die Geschichte des AS stören (Hartmut Rüb- [Verlagswerbung] terkampf wissen, denn bekannt war der Streik seit ATHENA-Verlag, Oberhausen Paperback 84 Seiten mit 15 Geschichte Deutschlands rische Facette, die m.E. viel zu wenig in der Ge- ner kotzte sich bereits im Sklaven vor Jahren über den ersten Probefahrten. und der deutschen die angebliche „Unwissenschaftlichkeit“ Döhrings sw-Abb. schichtsschreibung über den Erfolg des Faschismus Aber das Verständnis, weshalb die Heizer in dem Nochmals vielen Dank für die ausführliche Zita- ISBN: 978-3-89896-465-4 Arbeiterbewegung (1969), aus), sollte uns allen zu denken geben. Sie alle Berlin (DDR): Dietz 1969, 2 beachtet wird. Einerseits wohl aus gutem Grund, „Höllenreich“ für ihre Rechte kämpften, das erfuhr tenangaben und lobenden Worte für unsere kleine Preis 19,50 € denn diese Tatsachen werden als „revisionistische meinen, daß sie bereits alles aufgearbeitet haben, Bde, Seite 418 die Autorin Frau Dr. Ulrike Robeck erst durch die Broschüre, die der Autorin „auf die Sprünge half“, http://archivkarlroche. Geschichtsschreibung“ gebrandmarkt, weil diese was uns interessieren könnte. Wer so handelt wie 5) Okrass, Hermann, Das kleine Broschüre unseres Archivs Karl Roche. Erst die ihre Betrachtung der Reportage handfest zu unter- wordpress.com/ diese Figuren, die rein gar nichts mit unserer klas- Ende einer Parole „Hamburg „totalitarismustheoretischen Annahmen“ einzig Broschüre ‚Der syndikalistische Streik auf dem Ozean- mauern. • fm veroffentlichungen-des- bleibt rot“, (Die Geschichte und allein ja nur aus „ideologischen Interessen“ senkämpferischen Bewegung zu schaffen haben, akr/der-syndikalistische- der NSDAP in Hamburg), 4 den muß man wohl daran erinnern: Wer mit Dreck Hamburg, Hanseatische behauptet werden. Andererseits ist die Faktenlage streik-auf-der-vaterland- Verlagsanstalt, 1934 sehr spärlich. Da muß noch geforscht werden! wirft, hat auch Scheiße an der Händen. • 1914/ barrikade sechs - November 2011 46 Büchertisch -- unsere Lese-Empfehlungen 47 „Syfo - Forschung Archiv Band 19 Projekte | Nächste Ausgabe der barrikade # 7 & Bewegung“ heißt das Mitteilungsblatt Inhalt: des Instituts für Kay Schweigmann-Greve - Syndikalismusforschung, Zwischen personaler Autono- dessen Leitsatz lautet, die mie und Zion. Die „nationale heutige syndikalistische Frage“ in der jüdisch-rus- Gegen die Arbeit ? Bewegung in ihren sischen Arbeiterbewegung zu • »Anders als frühere Aufruf zur ausführlichen Diskussion dieses Buches! Aktivitäten auf historisch- Beginn des 20. Jahrhunderts Generationen von Linken, Lest es und schreibt uns Eure Meinung dazu, gerne ausführlich. theoretischer Ebene zu Chaim Zhitlowsky - Ökono- die davon ausgingen, dass begleiten. Wir finden es schon erstaunlich, daß dieses 20 Jahre alte Buch nun veröffent- mischer Materialismus und die ArbeiterInnen für die nationale Frage Revolution arbeiten würden, licht wird - ausgerechnet von der Graswurzelrevolution und übersetzt von einem In diesen Mitteilungen FAU-Mitglied (sic!). Seidman selbst stellt in seinem aktuellen Vorwort heraus werden in origineller Chaim Zhitlowsky - Nationa- sind sich viele ihrer heutigen lismus und Klassenpolitik des (2011), daß sich mittlerweile die wissenschaftlich-soziologischen Betrachtungs- Weise neueste Erben darüber im Klaren, Proletariats dass das größte Problem viel- weisen geändert hätten und sein Buch ‚Gegen die Arbeit‘ »den kollektiven Charak- Forschungsergebnisse vorgestellt und leicht nicht darin bestehen ter des Widerstandes gegen die Arbeit« überbetont hätte. Es vermochte nicht, die Egon Günther - Das „ferne Mädchen“. Hilde Kramer-Fitz- internationale Reportagen, geralds bewegtes Leben könnte, die Bourgeoisie zu »individualistischen Grundlage der Verweigerungen« herauszuarbeiten und damit Zeitzeugenberichte, Detlef Thiel - Philosophischer Polarismus: Zum sozialen stürzen, sondern darin, seine „Geschichte von unten“ auf »eine solidere Grundlage zu stellen«. Recht hat seltene Fundstücke, und politischen Engagement Salomo Friedlaenders die Lohnabhängigen dazu er - auch wenn sein Buch sicherlich »sachdienlich« und diskussionswürdig ist. Exklusivübersetzungen, Michael Seidman Emil Szittya - Reise durch das anarchistische Spanien Gegen die Arbeit zu bringen, für die Sache Für Genoss~innen, die sich an Kollektivität der Klasse weiterhin orientie- Buch- und Über die Arbeiterkämpfe zu arbeiten.« ren und Klassenkampf und Arbeitersolidarität als Leitmotiv ihrer Aktivitäten Filmbesprechungen, Walter Fähnders/Rüdiger Reinecke - „Das andere, das weitere verborgene Spanien.“ in Barcelona und Paris Vortragsmanuskript sehen, ist die Intention dieses Buches ein Schlag ins Gesicht, denn Seidman 1936–1938 Forschungsinitiativen Kommentar zum Erst- Mi c h a e l Se i d m a n , propagiert ganz offen den Individualismus: »Individualität ist das Einzige, was sowie literarische Beiträge Verlag druck von Emil Szittyas nach GWR #363, Menschen gemein haben.« (Leitmotiv seines Buches ‚The Republic of Egos‘, 2002). präsentiert. Zudem Graswurzelrevolution „Reise durch das anarchi- November 2011 Bezeichnenderweise belobhudelt Karl Heinz Roth dieses Buch mit gewähren die Herausgeber 2011, 482 Seiten stische Spanien“ einem überschwenglichen Vorwort. Das macht die Sache mehr als be- den Leserinnen und ISBN 978-3-939045-17-5 Gerhard Hanloser - Ernst Lesern einen Einblick Preis 24,80 Euro denklich. Er versteigt sich zu folgende absurden Theorie: »... die Arbeite- Jüngers „Der Arbeiter“ in die konkrete Arbeit rInnen verweigerten ihren neu installierten Arbeiterregimes die Gefolgschaft« und Heinz Langerhans’ des Instituts: Archiv, und »In Spanien avancierte die CNT zum Vorreiter einer repressiven Wiederher- rätekommunistischer Ge- Recherchen, Verarbeitung, genentwurf stellung der Arbeitsdisziplin, und die Volksfrontregierung fuhr unter dem Ein- Buchproduktion und fluss des Syndikalismus einen weniger harten, aber dennoch ebenfalls eindeutigen Resonanzen auf deren Charles Jacquier - Simo- Disziplinierungskurs.« • Tätigkeit. ne Weil, eine Militante der extremen Linken Robert Holzer - Neue Für Kaiser, Führer und Profit – Jakob Ahlers Syfo - Forschung & Bewegung Abonnement // Ausschneiden und ab damit an den Verlag Edition AV. Die Geschichte des deutschen Konsuls von Teneriffa auf den Kanarischen Inseln [1906-50] Linke zwischen Antise- Um ganz sicher keine Ausgabe zu verpassen, empfehlen wir den Abschluss eines Abonnements. mitismus, Antizionismus Das 120-seitige Heft gibt es so bereits für 9,00 Euro (inkl. Porto und Versand) und wird nach und Kritik an Israel Erneute Erklärung des barrikade-Herausgebers: Erscheinen zugeschickt. Jacques Guigou/Jacques Wajnsztejn - Einige Überlegungen zu Kapitalismus, Kapital, kapitalisierte Gesellschaft Am 14. März erschien auf Syndikalismus.tk Was bleibt? Bösartige Verleumdung, nach- JA! Ich will ein Abo! und in der barrikade # 5 vom Mai diesen Jah- weislich falsche Anschuldigungen, unbe- Étienne Cabet - Nieder mit den Kommunisten! res meine Erklärung unter dem Titel »Wem wiesene Behauptungen – und eine Staatsan- Name:...... Schickt das Heft bitte an die folgende Adresse: Rezensionen und Hinweise ...... gehört Rudolf Rocker?«, weil der Rechteinhaber waltschaft, die nun eine dicke Akte über die € 22.00 | Bestellen by Syndikat-A, Moers Bisherige Bücher von Vorname:...... Heiner M. Becker eine Strafanzeige wegen der aktuelle anarchosyndikalistische Szene („Be- ...... Mi c h a e l Se i d m a n s : Verletzung seiner Urheberrechte an Rudolf wegung“) vor sich liegen hat. E-Mail (evtl.):...... • Workers against Work (1991) Rocker u.a. gegen mich bei der Staatsanwalt- Dies hat nun zwar für mich keine weite- Bei allen weiteren Fragen rund ums Abo, wendet Verlag Edition AV, Postfach 12 15, D-35420 Lich, WIR HABEN KEINE HOCHGLANZMODELS, schaft Münster angestrengt hat. ren strafrechtlichen Konsequenzen, aber Euch bitte direkt an den Verlag Edition AV: Tel.: 06404 / 6570763 KEINE ABGEFAHRENEN FOTOGRAFEN UND • Republic of Egos: A So- Fax: 06404 / 668900, mail: [email protected] cial History of the Spanish Seit gestern liegt mir nun das Schreiben der Schaden für unsere kleine Bewegung ist KEINE KAPITALISTISCHE PREISPOLITIK! Civil War (2002) der StA Münster vom 25.10.2011 vor, in dem immens. Aus diesem Grunde verlange ich • The Imaginary Revoluti- meiner Anwältin mitgeteilt wird, daß das eine öffentliche Erklärung der FAU Berlin zu on: Parisian Students and Ermittlungsverfahren gegen mich eingestellt diesem Vorgang und die Übernahme sämtli- Workers in 1968 (2004) und der „Anzeigeerstatter auf den Privatkla- cher Kosten, die durch diese Beschuldigung • The Victorious Counter- geweg“ verwiesen wurde. [strafrechtlich übrigens ebenso relevant lt. §§ revolution: The Nationalist Effort in the Spanish Civil Hierzu erkläre ich: 164 und 187 StGB wie eine Verletzung eines War (2011) 1. Damit haben sich die Anschuldigen des angeblichen Urheberrechts] entstanden sind, durch die Verursacher. -> bis auf das allerneueste Herrn Heiner Becker gegen mich als haltlos STATTDESSEN HABEN WIR GEILE Buch stehen diese Texte erwiesen. Ansonsten bleibt es dabei: weder Heiner UND FAIRE PRODUKTE, SOWIE EINEN als pdf unter 2. Der Informant aus der Berliner FAU/Kul- M. Becker noch sonstwer hat die Rechte und GESELLSCHAFTLICHEN ANSPRUCH! www.libcom.org tursyndikat ist als Denunziant entlarvt, denn private Verfügungsgewalt über das literari- zum download bereit er hat Becker die notwendigen, falschen In- sche und agitatorische Werk von Rudolf Roc- formationen geliefert – ob aus Blödheit oder ker und seiner Frau Milly Wittkop-Rocker! weil er von Becker angestiftet wurde, ist • Folkert Mohrhof hierbei völlig unerheblich. Hamburg, den 30. Oktober 2011 Die Staatsanwaltschaft Münster hat um- Das Druckereikollektiv in Münster fängliche Untersuchungen angestellt und das Textildruck, Offsetdruck, Laserdruck, Buttons www.muckracker.wordpress.com Café Libertad Kollektiv eG * Stresem annstr. 268 - 22769 Ham burg und Merchandise zu fairen Preisen. gesamte Umfeld der FAU und der Internet- http://www.fairdruckt.de / [email protected] / +49 251 - 538 97 97 Plattform „Syndikalismus.tk“ ausgeleuchtet. barrikade [at] gmx.org M o -Fr. 10-15 Uhr - Telefon: 040 - 2090 68 92 - w w w.cafe-libertad.de • Für libertären Kommunismus & Rätedemokratie!

JOAN PEIRÓ i BELIS: »Wenn wir vom Kollektivismus sprechen, könnten dies einige als Abkehr vom libertären Kommunismus verstehen. Dem ist aber nicht so. Wir sprechen vom Kollektivismus als Mittel, nicht als ökonomisches Ziel der künftigen Gesellschaft. Wir meinen Kollektivismus als Organisationsform, als Möglichkeit, Initiative und Kräfte aufzugreifen und sie zu entwickeln, sowie endlich Kollektivismus als Form der Disziplin des einzelnen gegenüber dem Allgemeinen.«

Treintistas: »Man vertraut dem Zufall, (…) man glaubt an das Wunder der Revolution, als ob die Revolution ein Allheilmittel und nicht eine schwere und schmerzhafte Angelegenheit wäre, die der Mensch mit seinem Körper und Geist durchlebt. Das oben genannte eher demagogische Revolutionskonzept wird seit Jahren von allen politischen Parteien propagiert, denen es oft gelungen ist, an die Das DAS- Plakat von 1937Macht zu kommen. (…) Wenn die Revolution unter diesen biten wir alsBedingungen gemacht wird und siegreich ist, würde sie von der ersten farbigen ► Nachdruck an:besten politischen Partei übernommen oder aber wir würden 3,-- €uro plus Versandkosten.so regieren, als seien wir eine politische Partei wie jede andere. Können und müssen wir uns, kann und muß sich die C.N.T. diesem katastrophalen Revolutionskonzept anschließen? (…) Liefer- bedingungen:Gegenüber diesen simplen, klassischen und gewissermaßen Gegen Rechnung - 14 Tage Zahlungstraumhaften- Vorstellungen von Revolution, die uns im Augenblick ziel.zu einem republikanischen Faschismus führen würden – mit Jakobinermütze zwar, aber faschistisch -, steht das andere Konzept, das echte, einzige praktizierbare und verständliche, das uns zu unserem endgültigen Ziel führen kann und zweifellos auch führen wird.« »Man sollte nicht vergessen: So wie die revolutionäre Tat zum Sieg führen kann – und wenn man nicht siegt, sollte man in Würde fallen -, so führt jede sporadische revolutionäre Tat zur Reaktion und zum Sieg der Demagogie.«

# 6 - sechs Empfohlener Verkaufspreis: 4.- €