Ausstellung Katalog
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„Speichern unter …“ HANSEartWORKS Projekt des 28. Internationalen Hansetages in Salzwedel 2008 Grußwort „Vergangenheit trifft Zukunft“ – das Motto unseres Hanseta- ges 2008 – wird an kaum einer anderen Stelle so deutlich wie im HANSE artWORKS-Projekt „Speichern unter …“. Die Speicher der Vergangenheit dienten zur Lagerung der Handelsware. Von hier aus wurden sie verkauft und transportiert. Wenn wir heute etwas spei- chern, dann hauptsächlich in Computern und nur noch auf Tasten- druck. Aber auch im weltweiten Netz wird gehandelt, wird verkauft, wird transportiert. Der alte Gerlach-Speicher ist nun Zeuge der Vergangenheit und gleichzeitig Kunstspeicher im Hier und Heute. Nicht nur, dass auch Kunst zur Hansezeit ein begehrtes Handelsgut war, auch die moder- ne Kunst der heutigen Zeit ist eine Option auf die Zukunft, wenn das alte Gebäude, nach meinem Empfinden, Teil des Gesamtprojektes und somit selbst Kunst und Kulturplatz wird. Bereits im Vorfeld des Hansetages erfreute sich das Projekt größter Aufmerksamkeit, weit über unsere alte Hansestadt hinaus. Über- rascht hat mich allerdings vor allem das starke Engagement der ein- heimischen Bevölkerung. Die Ausstellung ist bereits vor der Eröff- nung zu einer Erfolgsgeschichte avanciert. Tischler, Glaser, Maurer, Maler und Schlosser aus Salzwedel unterstützten uns. Eigentümer und ehemalige Arbeiter aus dem Speicher erzählten Geschichten, Schulkinder beteiligen sich an der Eröffnung. Die Künstler aus den europäischen Hansestädten werden sich in Salzwedel treffen, und wir freuen uns auf die internationale Gäste- schar, die gemeinsam mit den Bürgern der Stadt und der Altmark The artists of the European hanseactic cities are going to meet in Salz- diese spannende Ausstellung besuchen und – so hoffe ich – in einen wedel and we are looking forward to the international guests, who will regen Gedankenaustausch treten werden, der uns, als Hanseaten, together with the citizens of Salzwedel and the Altmark visit this exciting für die Zukunft noch enger zusammenrücken lässt. exhibition and hopefully encourage the exchange of ideas that will draw us closer together. Greeting Siegfried Schneider Bürgermeister Mayor “Past meets future” – the slogan of our 2008 hanseatic days – is at no other site so obvious than in the HANSEartWORK-project “Save as …”. The warehouse of the past was used to store goods from where they were sold and transported. When we save something today then mainly on the computer and simply through keystrokes. But also the world wide net is a place of trading, selling, and transporting. The old Gerlach warehouse is now witness of the past and at the same time storage for art here and today. Not only that art was desirable mer- chandise in the hanseatic days, also the contemporary art is an option for the future, when the old building, from my point of view, is becoming part of the overall project and is therefore art and a place of art itself. Already in the forefront of the hanseatic days does the project enjoy utmost attention even beyond our hanseatic city. I am particularly surprised by the strong engagement of the local population. The exhibition is a track re- cord even before its opening. Joiners, glaziers, masons, painters, and lock- smiths have supported us, owners and former workers of the warehouse told us stories and students participate in the opening. 4 Prolog HANSEartWORKS 2008 Prolog HANSEartWORKS 2008 Die Delegierten der Hansestädte 2006 haben sich nach einer Ini- The delegates of the Hanseatic cities 2006 unanimously decided after an tiative aus Doesburg (NL) einstimmig für HANSEartWORKS, der initiative from Doesburg (NL) that the 2008 international Hanseatic days begleitenden Kunstausstellung während des internationalen Hanse- will be accompanied by the art exhibition HANSEartWORKS 2008. tages, entschieden. The first exhibition “Fragile – a piece of art for everyman” took place in Die erste Ausstellung „Fragile – ein Kunststück für Jedermann“ hat Lippstadt in a public space. 2007 in Lippstadt im öffentlichen Raum stattgefunden. The artists presented their art in 14 large wooden carriage boxes and ac- In 14 großformatigen hölzernen Transportkisten präsentierten sich quired the theme of the Hanse. die Künstler und nahmen sich dem Thema der Hanse an. The central theme of the second exhibition “Save as …” concentrated Der Leitgedanke der zweiten Ausstellung „Speichern unter …“ in further on the spirit of the Hanse. Salzwedel nähert sich vielleicht noch mehr dem Geist der Hanse. An old warehouse will be revived by the art works of artists from 34 Hanse- Ein altes Speichergebäude wird durch die Werke von Künstlern aus atic cities and 11 countries (Belgium, England, Estonia, France, Germa- 34 Hansestädten und 11 Ländern (Belgien, Deutschland, England, ny, Lithuania, the Netherlands, Poland, Russia, Scotland and Sweden). Schottland, Estland, Frankreich, Litauen, den Niederlanden, Polen, Jan Hoet, who was already involved in the first HANSEartWORKS Schweden und Rußland) wieder zum Leben erweckt. exhibition, supported the warehouse concept. It was a major accomplish- Jan Hoet, der bereits bei der ersten HANSEartWORKS Ausstellung ment to open the warehouse to the public. beteiligt war, fand sich in der Speicheridee wieder. The project team HANSEartWORKS is thankful to the city Salzwedel Es wurde viel Arbeit geleistet, um das Speichergebäude für die Öf- and the many employees for the enthusiastic collaboration under the fentlichkeit zugänglich zu machen. instruction of Hans Molzberger and Jochen Mikolajczyk competent sup- Die Projektgruppe HANSEartWORKS ist der Stadt Salzwedel und ported by Marén Haas. den vielen Angestellten dankbar für eine enthusiastische Zusam- Many people will be able to enjoy the old architecture, divine old times menarbeit unter der Anleitung von Hans Molzberger und Jochen and then suddenly be surprised by contemporary installations, sculptures, Mikolajczyk mit kompetenter Unterstützung von Marén Haas. paintings – allow yourself to explore the building through the art work Viele Leute werden die alte Architektur genießen können, alte Zeiten exhibited. erahnen und dann plötzlich überrascht werden durch zeitgenössi- sche Installationen, Skulpturen, Malereien – Für die Projektgruppe HANSEartWORKS Lassen sie sich durch das Gebäude leiten von der Kunst, die hier For the project team HANSEartWORKS einen Platz bekommen hat! Marion Steitner, Doesburg (NL) 5 Orte der Magie Die Arbeit des Künstlers heute wird sicher nicht einfacher – im Ge- Welche Formen des Ästhetischen (und des Nicht-Ästhetischen) sind genteil: in einer Welt von heute, die immer mehr von funktionalen heute zeitgemäß, die praktiziert werden können, ohne sich dem Abläufen, bürokratischen Prozessen und anderen, Fantasie vermei- Zeitgeist anzubiedern? Welche lateralen und kreativen Energien be- denden Effekten begleitet wird, muss der Künstler sehr gut überle- nutzen derzeit Künstler, ohne sich der kalten Rationalität der Gesell- gen, wie er sich positioniert. Als ich 1986 in Gent meine Ausstel- schaft auszuliefern? lung „Chambres d’Amis” konzipierte, war das für die teilnehmenden Künstler auch eine Herausforderung. Jeder der Künstler musste sich Ohne die Kunst und ihre (Ver-)Rücktheiten verarmt heute die Ge- auf einen spezifischen existierenden Ort einer privaten Welt einlas- sellschaft in erschreckendem Ausmaß. Zeitgenössische Kunst bie- sen, mit ihm spielen, einen Eingriff in den Raum und in die Zeit des tet vielfach irritierende Formen des Widerstandes, der Utopie und jeweiligen Ortes realisieren. Eine Zeitlang waren damit die damals der kritischen Fiktionen. Das Projekt „Speichern unter …“ steht für noch sehr starren Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit einen selbstkritischen Umgang der Kunst mit der Gesellschaft. In aufgehoben. einer Zeit, in der wir „immer weniger immer besser können kön- nen“, wie Peter Sloterdik schreibt, erscheint Kunst wie eine Bastion Die starre Entgegensetzung von Öffentlichkeit und Privatheit exis- humaner Utopie. Kunst zeigt, dass man selbst im unscheinbarsten tiert in Zeiten der Neuen Medien und des Internets heute ganz an- Detail noch die blaue Blume der Magie erblicken kann. ders. Die Entscheidung, ein Gebäude wie einen Speicher zum Ort einer historischen und gegenwärtigen Referenz zu machen, gibt den Jan Hoet teilnehmenden KünstlerInnen viele ungeahnte Freiräume. Die Ge- schichte der Globalisierung beginnt, wenn man so will, mit der Han- se. In einem Speicher wurden im Mittelalter Korn, Salz und Wein aufbewahrt; doch der Speicher fungierte auch als Hort der symbo- lischen und imaginativen Macht. Indem heute, in Zeiten der rasend agierenden, weltweiten Globalisierung ein alter Ort des Warenver- kehrs wieder bespielt wird, scheinen sich künstlerische, historische und soziale Perspektiven vielfach zu überschneiden. Welche Rolle spielt heute der Künstler in einer Welt, die von Informationen nur so überquillt? 6 Places of Magic The work of the artist today is certainly not getting easier – far from it: impoverishes today to an appalling extent. Contemporary art offers to- in the world today, which is more and more accompanied by functional day many irritating forms of resistance, utopia, and critical fiction. operations, bureaucratic processes and other fantasy eliminating effects, The project “Save as …” stands for a self-critical acquaintance of the art the artist has to think carefully how to position himself. When I designed with the society. In a time where we “have the ability to do lesser and lesser my exhibition Chambres d’Amis in Gent