Antike Kunst 63. Jahrgang 2020 E RUD NIE US · · DER FREUNDEANTIKER KUNST HERAUSGEGEBEN VON DERVEREINIGUNG RIVISTA DIARCHEOLOGIACLASSICA REVUE D’ARCHÉOLOGIECLASSIQUE ZEITSCHRIFT FÜRKLASSISCHEARCHÄOLOGIE

63. JAHRGANG2020

A N T I K E K U N S T 63 . Jahrgang 2020 ZEITSCHRIFT FÜR KLASSISCHE ARCHÄOLOGIE Herausgegeben von der Vereinigung REVUE D’ARCHÉOLOGIE CLASSIQUE der Freunde antiker Kunst · Basel RIVISTA DI ARCHEOLOGIA CLASSICA

Inhalt

Brigitte Freyer-Schauenburg Julien Beck, Andreas Sotiriou Eine Milesierin in Samos? Baie de Kiladha 2019 ...... 120 Zur Serie der unterlebensgrossen Sitzfiguren aus Milet (Taf . 1–3) ...... 3 Tafeln 1–13 Norbert Franken Lastenträger . Zum Verständnis zweier römischer Bonzestatuetten Chronik 2019 ...... 125 aus Ägypten (Taf . 4– 5) ...... 25 Geführte Studienreisen ...... 127 . Abkürzungen ...... 130 Guy Ackermann, Laureline Pop Hinweise und Richtlinien ...... 130. Une statue de L . Mummius Achaicus au Gymnase Beihefte zu Antike Kunst ...... 132. d’Érétrie? (pls . 6 –8) ...... 36.

Mariella Cipriani Online-Berichte Due rilievi Ludovisi ritrovati nell’Ambasciata degli Stati Uniti d’America a Roma (tavv . 9– 10) . . 55 < http://www .antikekunst .org/wp/publikationen/die- grabungsberichte/ > Alexandra Kankeleit Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Lorenz E . Baumer, Alessia Mistretta Karl Schefold im Jahr 1945 (Taf . 11) ...... 69 Topografia ed urbanistica di Lilibeo . Nuovi dati dagli scavi dell’Insula IX di Capo Boeo (tavv . 15–17) ...... 135 Grabungen: Elena Mango, unter Mitarbeit von Marcella Boglione Martin A . Guggisberg, Marta Billo-Imbach, Nor- und Aleksandra Mistireki bert Spichtig Achter Vorbericht zu den Forschungen in Himera Basler Ausgrabungen in Francavilla Marittima (2019) ...... 153 . . (Kalabrien) . Bericht über die Kampagne 2019 (Taf . 12) ...... 93 . Alle hier abgedruckten Grabungsberichte auch Online Karl Reber, Denis Knoepfler, Amalia Karapaschali- zugänglich dou, Tobias Krapf, Daniela Greger, Guy Ackermann, Jérôme André Les activités de l’École suisse d’archéologie en Grèce en 2019 . L’Artémision d’Amarynthos et les pistes de course du Gymnase d’Érétrie (pl . 13) ...... 105 .

ALEXANDRA KANKELEIT

BRIEFE AUS DEM EXIL: KARL LEHMANN UND KARL SCHEFOLD IM JAHR 1945

Karl Schefold, Klassischer Archäologe und Mitbe­ Karl Lehmann (1894 –1960) gründer dieser Zeitschrift, hinterliess nach seinem Tod im Jahr 1999 einen umfangreichen Nachlass. Erstmalig Karl Lehmann (Taf. 11, 1. 2; Abb. 1) wurde am 27. soll hier seine Korrespondenz mit Karl Lehmann aus September 1894 in Rostock geboren 6. Sein gleichnamiger dem Jahr 1945 vorgestellt werden, auf die mich freundli­ Vater war als Juraprofessor an der Universität Rostock cherweise sein ältester Sohn Dian Schefold aufmerksam tätig, wo er mehrere Standardwerke verfasste 7. Seine gemacht hat 1. Ihm gilt mein ausdrücklicher Dank für Mutter, Henni Lehmann, war eine politisch und sozial seine grosszügige Unterstützung, seine Offenheit und engagierte Malerin und Schriftstellerin 8. Beide Eltern sein nicht ermüdendes Interesse an den Themen « Grie­ kamen aus jüdischen Familien und traten nach ihrer chenland, Archäologie und Krieg »2. Hochzeit zum Protestantismus über. Karl Lehmann und seine Schwester 9 waren ebenfalls Konvertiten 10. Lehmann begann 1913 das Studium der Klassischen Ausgangssituation Archäologie in Tübingen. Nach weiteren Stationen in Karl Lehmann und Karl Schefold verbanden einige München und Göttingen sowie einer kriegsbedingten Gemeinsamkeiten: Beide fühlten sich der Heidelberger Unterbrechung 11 schrieb er sich 1918 an der Fried­ Universität mit ihrem Archäologieprofessor Ludwig rich -Wilhelms-Universität in Berlin ein und schloss dort Curtius eng verbunden 3. Mehrere Jahre hatten sie für 1922 seine Dissertation über « Die antiken Hafenanlagen die ausländischen Zweigstellen des Deutschen Archäo­ des Mittelmeeres » ab 12. Seit 1920 war Lehmann mit El­ logischen Instituts (DAI) in Athen und Rom gearbei­ wine Hartleben 13 verheiratet und nannte sich fortan Leh­ tet 4. Hitlers Rassengesetze zwangen sie schliesslich ins mann-Hartleben. Das Paar hatte drei Söhne 14. Exil: Lehmann nach Italien und in die USA, Schefold In den Jahren 1922 –1923 hielt sich Lehmann als Rei­ in die Schweiz. Nach dem Krieg trafen beide die Ent­ sestipendiat des DAI in Rom und Athen auf. Es folgte scheidung, nicht mehr nach Deutschland zurückzukeh­ eine vorübergehende Anstellung an beiden Zweigstellen ren 5. des DAI. 1925 holte ihn Ludwig Curtius als Assistent an

6 Zu Karl Lehmann: Blanckenhagen 1961; Dercks 2013; Sandler 1964; Burck 1984; Fuchs – Burck 1988; Wagner 2001; Bergmann 2012; Obermayer 2014, 108 –132; Rass 2018. 7 Zu den Eltern Karl und Henni (Henriette) Lehmann: Wagner Antike Kunst 63, 2020, S. 69–92 Taf. 11 2001, 235 f.; Obermayer 2014, 108 f. 8 Zu Henni Lehmanns Engagement auf Hiddensee: < http://www. 1 Schefolds private Korrespondenz befindet sich im Besitz seiner hiddensee-kultur.de/1880_lehm.php > (Stand: Februar 2019). 1937 Söhne Dian (Bremen), Reimar (Amsterdam) und Bertram (Frankfurt beging sie Selbstmord. am Main). 9 Zu Lehmanns Schwester, der Etruskologin Eva Fiesel (1891–1937): 2 Ebenso bin ich Reimar und für ihr Interesse und Häntzschel 1994; Wagner 2001, 236; Maas 2010; Altekamp 2014, 34. wertvolle Hinweise zu Dank verpflichtet. Katja Sporn und Christof 10 Obermayer 2014, 108 –132; Häntzschel 1994, 358. Dipper unterstützten diese Arbeit durch anregende Diskussionen 11 Obermayer 2014, 109 –111; Möllenhoff – Schlautmann-Overmeyer und wohlwollende Kritik. 1995, 256. 3 s.u. Anm. 15. 45. 12 Lehmann 1923. 4 s. Kyrieleis 1979, 45 f.; Deichmann – Kraus 1979, 3; Jantzen 1986, 13 Elwine Hartleben (1894 –1961) war gelernte Büroangestellte; s. 108. Rass 2018, 751. Ihren Namen legte Lehmann nach der Scheidung 5 Literatur zur Kontextualisierung: Mann 1968; Mann 1986; Arendt 1944 ab; s.u. Anm. 75. 78. 1993; Mitscherlich 1994; Frei 2005; Schildt – Siegfried 2009, 50 f. 14 Wagner 2001, 237; Rass 2018, 751. Zum Kriegseinsatz von Leh­ 132 –138. manns beiden älteren Söhnen s.u. Anm. 77.

A. Kankeleit, Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Karl Schefold 69 die Universität Heidelberg 15. Seine Karriere in Deutsch­ land schloss er als Ordinarius an der Universität Münster ab, wo er die Jahre 1929 –1933 verbrachte 16. Das « Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeam­ tentums » sollte diesem geradlinigen Werdegang ein ab­ ruptes Ende setzen. Am 7.4.1933 verlor Lehmann schlag­ artig seine Stelle 17. Er ging nach Rom, wo er sich mit Abb. 1 Karl Lehmann, undatierte Aufnahme Unterricht und Forschungsvorhaben zu Pompeji über Wasser halten konnte 18. Im Herbst 1935 wanderte er schliesslich mit seiner Familie in die USA aus, wo ihm Lehmann und sein Team hatten auf Samothrake zu­ eine Anstellung an der New York University angeboten nächst zwei Ziele vor Augen: die Ausgrabung des Kabi­ worden war. renheiligtums 23 und die Fertigstellung des archäologi­ Amerika stellte für Lehmann eine Zäsur dar: Beruflich schen Museums 24. In enger Zusammenarbeit mit seiner und privat sollte der knapp Vierzigjährige komplett neue zukünftigen Ehefrau, der US-Amerikanerin Phyllis Wil­ Wege beschreiten. Während seines ersten Lebensab­ liams 25, versuchte Lehmann zunächst Struktur und Ord­ schnitts in Deutschland hatte er sich international einen nung in das Grabungsgelände zu bringen 26. Namen gemacht: Er galt als profilierter Kenner der grie­ Zweiter Weltkrieg und Bürgerkrieg führten zu einer chischen und römischen Kunst. Zusätzlich hatte er bei achtjährigen Unterbrechung der Ausgrabungstätigkeit der Erforschung von antiker Architektur und Siedlungs­ auf Samothrake (1940 –1947) 27. Vermutlich wurde Leh­ geschichte wegweisende Akzente gesetzt 19. mann während der Besatzungszeit von amerikanischen Seine neue Professur am Institute of Fine Arts der Kollegen 28 über die Situation in Griechenland auf dem New York University bot ihm ein komplett neues Ar­ Laufenden gehalten 29. beitsfeld: die Erschliessung eines vielversprechenden Ge­ Zum Entstehungszeitpunkt der hier behandelten ländes auf der nordgriechischen Insel Samothrake 20. 1938 Briefe war Lehmann jedenfalls gut über die Lage der wurde mit den Ausgrabungen begonnen 21, und es stellt griechischen Bevölkerung auf Samothrake unterrichtet. sich die Frage, ob Lehmann in dieser Phase noch Kon­ Im Oktober 1944 hatte sich die deutsche Wehrmacht aus takt zu deutschen Archäologen in Griechenland hatte 22. Griechenland zurückgezogen. Gleichzeitig war die bul­

15 Zu Ludwig Curtius (1874 –1954): Lullies – Schiering 1988, 186 f.; gen Emigranten konnte für diesen Zeitraum nicht nachgewiesen Löwith 2007, 64. 88 f.; 94; Obermayer 2014, 160 Anm. 110; Sailer werden. 2015, 377 f. (Personenregister); Diebner – Jansen 2016. 23 Lehmann 1955, 37 f. 16 Fuchs 1984; Burck 1984; Fuchs – Burck 1988; Wagner 2001, 237; 24 Lehmann 1955, 76 f.: erste Vorarbeiten für den Museumsneubau Obermayer 2014, 109 mit Anm. 10. fanden 1939 statt. 17 Rass 2018; zum Gesetz s.u. Anm. 113. 25 Lehmann wurde 1944 von seiner ersten Ehefrau geschieden. Im 18 Blanckenhagen 1961, 307; Fröhlich 2012, 99 Anm. 82. 83; Lorenz gleichen Jahr heiratete er zum zweiten Mal und wurde US-amerika­ 2012, 198 Anm. 56; Althoff – Jagust 2016, 27 Anm. 57. nischer Staatsbürger; zu Phyllis Williams Lehmann (1912 – 2004): 19 Auch im Exil riss sein Interesse am deutschen Wissenschaftsbe­ McCredie 2006. trieb nicht ab: Lehmann-Hartleben 1937; Lehmann-Hartleben 26 Lehman 1955, 5 f. 1939a; Lehmann-Hartleben 1939b. 27 Zu den amerikanischen Ausgrabungen auf Samothrake: Lehmann 20 Meritt 1984, 208 f. 1948; Lehmann 1949a; Lehmann 1949b; Lehmann 1955; Lehmann 21 Zu Voruntersuchungen im Sommer 1937: Lehmann-Hartleben 1959; Erhardt 1985, 97. 144; Dordanas – Malkidis 2006, 63 – 68. 1938; Lehmann-Hartleben 1939c; Lehmann-Hartleben 1940; Er­ 28 Zu Aktivitäten amerikanischer Archäologen während der Besat­ hardt 1985, 97; Obermayer 2014, 130. zungszeit: Dunbabin 1944; Meritt 1984, 10 –12. 15 –19. 22 Ein Austausch mit Mitarbeitern des Deutschen Archäologischen 29 Zum Kontakt zwischen deutschen und amerikanischen Archäolo­ Instituts (DAI) in Athen oder mit anderen, in Griechenland ansässi­ gen: Junker 1997, 47; Meritt 1984, 4.

70 Antike Kunst 63, 2020 garische Besatzungszone, zu der Samothrake während zung der Auslandsinstitute zu politischen Zwecken »38. des Krieges gehört hatte, aufgelöst worden 30. Zwei Kul­ Fast 10 Jahre später sollte es zu einem zweiten Schlagab­ turschutzberichte von 194631, ergänzt durch Lehmanns tausch mit dem DAI kommen 39. Bestandsaufnahme von 194832, geben Einblick in die Zer­ Trotz der grossen räumlichen Distanz brach der Kontakt störungen, die der Krieg auf der Insel hinterlassen hat. zwischen Lehmann und Schefold nie komplett ab. 1960 Aufgrund seines Engagements für die Bevölkerung von kam Lehmann nach Basel, unter anderem um sich ärztlich Samothrake wurden Lehmann in den 50er Jahren der untersuchen zu lassen. Dabei wurde eine unheilbare Krebs­ griechische Phoenix-Orden und die Ehrenbürgerschaft erkrankung festgestellt, die innerhalb kürzester Zeit zu von Samothrake verliehen 33. seinem Tod führte. Marianne und Karl Schefold standen Während der Nachkriegszeit arbeiteten er und seine dem Ehepaar Lehmann bis zum Schluss zur Seite 40. Frau intensiv an der Fertigstellung der geplanten Samo­ thrake-Publikation 34 und unternahmen dazu einige For­ Karl Schefold (1905 –1999) schungsreisen nach Europa 35. Ein Sammelband zu Ehren von Karl Lehmann zeugt Karl Schefold (Taf. 11, 3. 4; Abb. 2), am 26. Januar von dem intensiven Austausch und den langanhaltenden 1905 in geboren, wuchs in auf und Freundschaften zu Forschern aus aller Welt, insbeson­ besuchte dort gemeinsam mit den Stauffenberg-Brüdern dere zu denjenigen, die während der NS-Zeit als das Eberhard Ludwig-Gymnasium 41. Er studierte erst in Emigranten in die USA gekommen waren, darunter viele Tübingen, dann in Heidelberg, wo das reiche geistige Altertumswissenschaftler, Kunsthistoriker und Baufor­ Umfeld und insbesondere der Kreis um scher 36. In seinem letzten Lebensjahrzehnt spielten deut­ eine grosse Faszination auf ihn ausübten. Dort begegnete sche nicht-jüdische Archäologen in seinem Umfeld of­ er seiner zukünftigen Frau Marianne von den Steinen 42, fensichtlich keine grosse Rolle mehr. die ebenfalls Stefan George verehrte 43. In dieser Zeit Lehmanns Verhältnis zum DAI und seinen ehemaligen entspann sich das freundschaftliche Verhältnis zu Karl Kollegen in Deutschland war schon 1938 deutlich abge­ Lehmann, der regelmässig mit den Studierenden bei sich kühlt. Im November 1938 hatte der Präsident des DAI zu Hause Herodot las 44. ein Rundschreiben an alle reichsdeutschen Mitglieder Nachdem Curtius 1928 an das DAI in Rom berufen verschickt und die Streichung der (deutschen) Juden aus worden war, wechselte Schefold nach Marburg, wo Paul der Mitgliederliste des DAI angekündigt (insgesamt 17 Jacobsthal als sein Doktorvater wirkte 45. Für seine Un­ Personen) 37. Daraufhin erklärte Lehmann freiwillig sei­ nen Austritt aus dem DAI und übte in einem Schreiben 38 Wagner 2001, 240 f.; Vigener 2012a, 75 f.; DAI Berlin, Archiv der an das Institut scharfe Kritik an der « Zerstörung seiner Zentrale, Biographica-Mappe Karl Lehmann-Hartleben, Karl Leh­ grossen Tradition » und an der « wachsende[n] Benut­ mann-Hartleben an Martin Schede, 20.12.1938. 39 s.u. Anm. 160. 40 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Leh­ 30 Zur bulgarischen Besatzungszone: Kotsageorgi 2002; Dordanas – mann-Hartleben, Karl Schefold an Kurt Bittel, 13.1.1961. Malkidis 2006. 41 Zu Karl Schefold: Willers 1995; Zanker 1999; Stucky 1999; Metz­ 31 Kulturschutzbericht GR 1946; Kulturschutzbericht GB 1946. ger – Moret 1999; Pappalardo 2000; Pieger 2001; Schmidt 2000; Sche­ 32 Lehmann 1948. fold 2003. 33 Bober 1961, 527; Rass 2018. 42 Marianne Schefold (1906 –1997) war die Tochter des Arztes und 34 Lehmann 1959. Ethnologen Karl von den Steinen (1855 –1929). 35 McCredie 2006, 283. 43 Schefold 1999, 12. 36 Sandler 1964, mit einem Beitrag von Karl Schefold 279 – 287. 44 Schefold 2003, 56. 37 Junker 1997, 44; Wagner 2001, 240; Brands 2012, 26 mit Anm. 193; 45 Zu Paul Jacobsthal: Jagust 2012, 67. Ludwig Curtius und Ernst Fröhlich 2012, 99 Anm. 87; Lindenlauf 2016, 68 Anm. 113; Maisch­ Buschor sollten allerdings für seine wissenschaftliche Ausrichtung berger 2016, 178 Anm. 101; Dyson 2016, 229 f. mit Anm. 60. prägend sein: Staatsarchiv Basel-Stadt Uni-Reg 5d 2-1 (2) 120, « Bas­

A. Kankeleit, Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Karl Schefold 71 Institut in Berührung und konnte dort 1933 die Stelle des Assistenten antreten 50. Die geplante Heirat mit Marianne von den Steinen, deren Mutter einer jüdischen Familie entstammte 51, führte allerdings in der « deutschen Kolo­ nie » zu Spannungen und politischen Intrigen 52. Nach einigen Hindernissen fand die Hochzeit am 5. Mai 1935 in Athen statt 53. Die Nürnberger Rassengesetze führten bei Schefold nicht nur zu menschlichen Verwerfungen, sondern nah­ men ihm die Chance auf eine Stelle im deutschen öffent­ lichen Dienst. Er traf deshalb die weitreichende Ent­ scheidung, in die Schweiz zu emigrieren und dort 1936 seine Habilitation abzuschliessen 54. In Basel wirkte Sche­ fold zunächst als Privatdozent, seit 1942, nach einer kri­ tischen Übergangsphase, als ausserordentlicher Profes­ sor (« Extraordinarius ») und schliesslich seit 1953 als ordentlicher Professor (« mit einem persönlichen Ordi­ nariat »). Im Jahr 1975 wurde er emeritiert, blieb aber den archäologischen Institutionen in Basel bis zu seinem Le­ Abb. 2 Karl Schefold im Jahr 1955 bensende eng verbunden 55. In den ersten Jahren seines Schweizer Exils hatte Sche­ fold den Kontakt zu Kollegen und Verwandten in tersuchung über die südrussischen Kertscher Vasen 46 un­ ternahm er 1929 und 1930 zwei Reisen nach Leningrad. Die mehrmonatigen Aufenthalte in der Sowjetunion 50 Schefold 2003, 49. 76; DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Nachlass führten zu einer kompletten Ablehnung des Kommunis­ Theodor Wiegand, Georg Karo an Theodor Wiegand, 7.3.1934; mus und beförderten Schefolds Furcht vor einer unkon­ Staatsarchiv Basel-Stadt Uni-Reg 5d 2-1 (2) 120, Georg Karo an trollierbaren «Vermassung » der Gesellschaft 47. Ernst Pfuhl (Zeugnis für Karl Schefold), 2.11.1935. 51 Auf die glänzend bestandene Promotion im Jahr 1930 Marianne von den Steinen hatte über ihre Mutter zwei « volljüdi­ 48 sche » Grosseltern und galt deshalb als « Halbjüdin » bzw. als « jüdi­ folgte eine einjährige Tätigkeit am DAI in Rom . Im scher Mischling ersten Grades ». November 1931 erhielt Schefold das begehrte Reisesti­ 52 Schefold, 2003, 75. 77; Sünderhauf 2008, 306 Anm. 130; Sailer pendium und unternahm Reisen nach Griechenland und 2015, 211 f.; Lindenlauf 2015, 259. 287; Lindenlauf 2016, 65 Anm. 88; Kleinasien. 1932 wirkte er an den Ausgrabungen von Maischberger 2016, 195 Anm. 177. Zu Schefolds Parteizugehörig­ Larisa am Hermos mit 49. So kam er mit dem Athener keit: Krumme 2012, 162 Anm. 37; zur Mitgliedschaft in der NSDAP 1933 –1935: Bundesarchiv, Dienstort Berlin-Lichterfelde (Mitglieds­ nummer: 3213885). ler Magazin » Nr. 23 vom 4.6.1988, Seite 3. Zu seinem Aufenthalt in 53 Zur Hochzeit: Schefold 2003, 77; Löwith 2007, 23; Raulff 2009, Marburg und seiner Freundschaft zu Rudolf Fahrner: Schefold 1999, 218 f.; Andres 2010, 82 Anm. 35; Pieger – Schefold 2010, 451– 453; 12; Andres 2010, 78. Sailer 2015, 206. 211– 214; Lindenlauf 2016, 65 Anm. 87. 46 Schefold 1934. 54 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Nachlass Theodor Wiegand, 47 s.u. Anm. 119; Interview mit Karl Schefold im Jahr 1988: Staatsar­ Kasten 5, Georg Karo an Theodor Wiegand, 30.5.1935 und 2.11.1935. chiv Basel-Stadt Uni-Reg 5d 2-1 (2) 120, « Basler Magazin » Nr. 23 55 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Sche­ vom 4.6.1988, Seite 3. fold, Gottfried Gruben in der « Frankfurter Allgemeinen Zeitung » 48 Zu Schefolds Aufenthalt in Rom: Sailer 2015, 381 (Personenregister). (FAZ) Nr. 23 vom 18.1.1998; Schefold 1999, 21 f.; Zanker 1999, 282; 49 Schefold 1940. Karouzou 2011a, 341.

72 Antike Kunst 63, 2020 Deutschland weiter pflegen können 56. Selbst während teratur zu beschaffen. Deshalb musste gerade hier ein des Krieges bot sich ihm die Möglichkeit, nach Deutsch­ Buch entstehen, das versucht über den Stand der For­ land zu reisen und an Publikationen des DAI mitzuwir­ schung zu unterrichten, und auf die Menge der kostba­ ken 57. Obwohl er Deutscher war, wurde er nicht zum ren, oft vergriffenen Werke wenigstens hinzuweisen. Es Kriegsdienst eingezogen 58. Die Einbürgerung in die möchte beitragen zu der Aufgabe, die Grenzen zu öff­ Schweiz erfolgte erst nach dem Krieg, im Jahr 195359. nen und die Menschen zu verbinden, die sich einem ge­ Als Mensch und als Wissenschaftler hatte Schefold seit meinsamen Erbe verpflichtet wissen. »64 Das Buch bietet 1930 auf internationaler Ebene ein hohes Ansehen er­ eine Gesamtschau der archäologischen Forschung von langt. In der zwar gefährdeten, aber letztlich verschont 1939 bis 1949 und macht auf subtile Weise deutlich, dass gebliebenen Schweiz wirkte er an der Entstehung eines die « jüdischstämmigen » Archäologen aus Deutschland, Netzwerkes mit, dem sowohl emigrierte deutsche trotz Exil und erschwerter Lebensbedingungen, aktiv Flüchtlinge 60 und gemässigte Mitarbeiter der deutschen geblieben waren und ihren Beitrag für die Wissenschaft Gesandtschaft als auch einflussreiche Schweizer Reprä­ geleistet hatten. Im Index finden sich die Namen zahl­ sentanten aus Kultur, Politik und Wirtschaft angehörten. reicher Emigranten: natürlich Margarete Bieber und Diese Beziehungen trugen vor, während und nach dem Karl Lehmann, aber auch weniger bekannte wie Elisa­ Krieg weltweit Früchte 61. beth Jastrow, Willy Schwabacher, Berta Segall, Hermine In der Nachkriegszeit leistete Schefold einen wichti­ Speier und viele mehr. gen Beitrag zur Erneuerung der Klassischen Archäolo­ Eine Laudatio anlässlich seines 80. Geburtstages fasst gie in Deutschland. Bereits 1949 erschien sein Buch die wichtigsten Aspekte von Schefolds Lebenswerk zu­ « Orient, Hellas und Rom » mit grundlegenden Informa­ sammen: « Das Lehr- und Forscheramt bedeutete für tionen zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen der ver­ Karl Schefold stets eine Mission. Die Modelle griechi­ gangenen zehn Jahre 62. Es war seinem jüdischen Dok­ schen Dichtens, Denkens und künstlerischen Gestaltens torvater Paul Jacobsthal gewidmet, der 1935 nach Eng­ konfrontiert er mit der Gegenwart. Dies macht seinen land emigriert war 63. In seinem Vorwort hebt Schefold Einsatz so glaubwürdig und so erfrischend modern. Das hervor: « Nur an wenigen Orten war es, wie hier in Basel Dichterwort Stefan Georges, das ihm seit seiner Studien­ möglich, sich in dieser ganzen Zeit die ausländische Li­ zeit die Richtung gab, bestimmt die Grundhaltung seiner Tätigkeit. In jedem Werk sieht er die deutbare Schöpfung 56 DAI Athen Archiv, Korrespondenz Kerameikos bis 1944, Kurt eines Zeitgeistes, wobei der Begriff Geist alle Bereiche Gebauer an Karl Kübler, 25.9.1937; Staatsarchiv Basel-Stadt Uni-Reg und Motive schöpferischer Tätigkeit umfasst: Politik, 5d 2-1 (2) 120, Karl Schefold an den Dekan (vermutlich Herman 65 Schmalenbach), 19.2.1938 sowie Ernst Pfuhl an Fritz Mangold, Philosophie, Dichtung, bildende Kunst und Religion. » 18.2.1939; Schefold 2003, 57 f.; 83 f. Schefold strebte eine Gesamtschau von Phänomenen und 57 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Sche­ Ausdrucksformen an, die für die Herausbildung einer fold, Karl Schefold an Martin Schede, 4.8.1942 und 12.8.1942. Kultur ausschlaggebend sind. Dem klassischen Grie­ 58 Möglicherweise war eine « vernarbte Tuberkulose » ausschlagge­ chenland galt seine Leidenschaft, doch belegen zahlrei­ bend (Hinweis von Reimar Schefold). che Publikationen seine Vielseitigkeit und sein Interesse 59 Schefold 2003, 117. In diesem Jahr wurde Schefold zum Ordina­ rius in Basel ernannt. für Gebiete (z.B. Südrussland) und Themen (z.B. spätan­ 60 Zu deutschen Emigranten in Basel: Lembke – Pomerance 2016, 52 f. Zu Schefolds Bekanntenkreis gehörten Otto Rubensohn (1867 –1964), Felix Staehelin (1873 –1952), Ernst Pfuhl (1876 –1940), 64 Schefold 1949, 9. Herbert A. Cahn (1915 – 2002) und Werner Weisbach (1873 –1953). 65 Staatsarchiv Basel-Stadt Uni-Reg 5d 2-1 (2) 120, Herbert A. Cahn 61 Zanker 1999, 279; DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Altregistratur in der « Basler Zeitung » (BaZ) Nr. 22 vom 26.1.1985. Zur Bedeutung 11-03, Sitzungen Protokolle ZD, 1942 –1952, 11.1.1947. von Stefan George für Karl Schefold: Schefold 1986; Schefold 1990, 62 Schefold 1949. Nr. 63. 530; Schefold 1995; Zanker 1999, 276 f.; Schefold 2003, 63; 63 s.o. Anm. 45. Borbein 2005; s.o. Anm. 42. 43.

A. Kankeleit, Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Karl Schefold 73 Abb. 3a Brief von Karl Lehmann an Karl Schefold, Vorderseite von Abb. 3b Brief von Karl Lehmann an Karl Schefold, Rückseite von Seite 1 Seite 1 tike Kunst), die in der zeitgenössischen archäologischen den Ehrendoktor 70. Zu seinen griechischen Schülern zähl­ Forschung nicht im Fokus standen 66. ten Nikolaos Yalouris und Dimitrios Bosnakis. Neben der oben geschilderten Begeisterung für die griechische Antike und Stefan George charakterisierten Der Briefwechsel im Winter 1945 Treue und persönlicher Einsatz seine Beziehungen zu Kollegen, Schülern 67 und ehemaligen Weggefährten 68. Auslöser für den Briefwechsel von 1945 war ein per­ Seine guten Kontakte in Griechenland führten schliesslich sönliches Schreiben von Schefold an Lehmann, dem ver­ 1962 dazu, dass ihm die Ausgrabung von Eretria überlas­ mutlich ein offizieller Aufruf zur Unterstützung des be­ sen wurde 69. 1971 verlieh ihm die Universität Thessaloniki siegten und zerstörten Deutschland beigelegt war. Von diesem ersten Brief befindet sich keine Abschrift im Nachlass von Karl Schefold, allerdings greift Lehmann 66 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Sche­ einige von Schefolds Äusserungen in seiner Antwort fold, Luca Giuliani in der « Frankfurter Allgemeinen Zeitung » (FAZ) wieder auf. Hinter der Initiative stand die «Vereinigung Nr. 92 vom 21.4.1999; Borbein 2005, 255 Anm. 67. 68. freiheitlicher deutscher Akademiker in der Schweiz »71, 67 Staatsarchiv Basel-Stadt Uni-Reg 5d 2-1 (2) 120, Peter Blome in die in Abgrenzung zum moskautreuen « Nationalkomi­ den « Basler Nachrichten » Nr. 21 vom 25.1.1975. 72 68 Beispielsweise zum Ehepaar Christos und Semni Karouzos: tee Freies Deutschland » entstanden war . Die beteilig­ Koutsoukou 2016, 339 Anm. 168. 342 Anm. 215; zu : ten Emigranten bildeten eine Solidargemeinschaft, die Hofter 2012, 131 mit Anm. 39; zu Emil Kunze: Schefold 2003, 77; nicht nur die gegenseitige Unterstützung, sondern auch DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Emil Kunze; zu Rudolf Fahrner: Schefold 2003, 62 f. 69 Hierzu Vassilis Petrakos (E-Mail vom 17.04.2018, Übersetzung 70 Staatsarchiv Basel-Stadt Uni-Reg 5d 2-1 (2) 120, Artikel in den von der Verf.): « Ich weiss, dass Karouzos ihn sehr schätzte und ihm « Basler Nachrichten » Nr. 426 vom 11.10.1971. deshalb 1964 die Ausgrabung von Eretria gegeben wurde. »; s. Sche­ 71 < http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de > (Stand: Februar 2019). fold 1964. 72 Schefold 1946; Schefold 1947.

74 Antike Kunst 63, 2020 verständlich und es gibt Hinweise, dass Lehmann unmit­ telbar nach dem Krieg jeglichen Kontakt zu ehemaligen Kollegen in Deutschland ablehnte 74.

Karl Lehmann 75 Nov. 25, 1945 Professor Dr. Karl Schefold Unterer Rheinweg 116 Basel,

Dear Doctor Schefold 76, It was very pleasant to see your signature in a let­ ter after so many, many years during which I have not heard from you. And I am greatly pleased to learn that you and Marianne are well and blessed with such a good crop of children. My three boys are now all grown up, two of them have been fighting in Abb. 3c Brief von Karl Lehmann an Karl Schefold, Seite 2 the war, but happily escaped, though they are still abroad 77. To complete personal intelligence: you evi­ dently have not heard, and how could you, that years die Förderung der « freiheitlichen Kräfte im besiegten ago my former wife and I have separated our lives 78. Deutschland » und die Bekämpfung von Not und Hun­ I have recently married again 79. ger unter deutschen Akademikern zum Ziel hatte. Des­ Now, to the main content of your letter and it’s halb sandten sie, meist mit Hilfe dazu gegründeter enclosure which, I suppose, was written by you too, Schweizer Firmen, Lebensmittelpakete an notleidende though this was not indicated. But I assume that if it Wissenschaftler. In Schefolds Nachlass befinden sich comes from another source you, in any case, want it to Dankesbriefe von Archäologen, die diese Zuwendungen be considered as your opinion. erhalten hatten 73. Die im Folgenden hier vorgestellte Korrespondenz 74 Burck 1984, 345. In späteren Jahren wurde Lehmann insbesondere ge­ zwischen Lehmann und Schefold ist ehrlich und direkt genüber jungen Deutschen wieder aufgeschlossener; s. Fuchs 1984, 12. (Abb. 3 – 4). Sie gewährt uns Einblicke in die ganz per­ 75 Der vollständige gedruckte Briefkopf: sönlichen Gedanken und Gefühle der beiden Forscher. New York University Ein gemeinsamer Nenner, geschweige denn eine Lösung Institute of Fine Arts lässt sich in dieser Phase nicht finden. Entscheidend ist 17 East 80th Street jedoch, dass sich ein Dialog entspinnt und dass, ausge­ New York Archaeological Research Fund Telephone: Butterfield 8-2810 hend von der früheren Verbindung und dem gemeinsa­ Karl Lehmann (der Zusatz: « -Hartleben » ist durchgestrichen) men Emigrationsschicksal, auf beiden Seiten die Bereit­ Director schaft besteht, dem anderen zuzuhören und auf dessen Mrs. Edward L. Holsten Argumente einzugehen. Dies war 1945 keineswegs selbst­ Executive Secretary 76 Im Original: « Shefhold » – obwohl der Name in der Anschrift richtig geschrieben ist. 73 Schefold erhielt Angebote von der Firma « Maproman », die auch 77 Zu den Söhnen von Karl Lehmann s.o. Anm. 14. in Briefen von Ernst Langlotz (25.8.1947) und Friedrich Matz 78 Zu Lehmanns erster Frau s.o. Anm. 13. (18.3.1947) erwähnt wird (Archiv Dian Schefold). 79 Zu Lehmanns zweiter Frau s.o. Anm. 25.

A. Kankeleit, Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Karl Schefold 75 This war started by the Nazis and supported by the as well as in France, Italy, Greece etc. and majority of the German people as long as it seemed to many such monuments have been saved in this way 83. be successful for Germany, whether they were Nazi- As far as the monuments of art are concerned, as in sympathizers or not, has deluged the major part of the every respect, we see here things under global aspects. world in misery. We now begin to see and appraise Every cultured person’s heart bleeds when he thinks the wreckage they have caused and the sight is terri­ of the destruction of Hildesheim, Muenster, Wuerz­ fying. The present misery of Germany is only a small burg, Cologne along with that of the monuments in part of it, and however terrible it is, it is less terrible other lands: the wonderful churches of Christopher than what large sections of the European peoples out­ Wren in England which along with the Guildhall in side Germany have suffered. Furthermore the misery London 84 were, nearly all of them completely de­ of Germany is the natural, however terrific 80 result of stroyed when the Germans initiated ruthless aerial the deeds of their own government and of a very warfare: these churches have been amongst the most large section of the German people. On the other cherished things in the Anglosaxon world, though not hand the death, starvation, disease, and cultural de­ wellknown to many Germans. Shall I continue with struction in Poland, Czekoslovachia, France, Hol­ the sad catalogue? The funds needed for protection land, Greece, Norway, and, yes, England has been and restoration everywhere are enormous. The sal­ the result of German aggression. Furthermore, the vage of Sta. Chiara in Naples 85 alone requires two destruction of human lives and culture, including million dollars. It would be ideal to have a scheme works of art has not been mostly a by-product of according to which monuments of art destroyed by military actions as far as many of the countries for­ the war would be classified as to their value and to merly invaded by the Nazis are concerned: it has distribute whatever resources will be available with­ been the willful and deliberate destruction and exter­ out consideration of their location according to that mination, in Poland, Rotterdam, Bohemia, Russia for value. I hope that this 86 will be done ultimately. But instance. However deplorable the fact is that valu­ for the time being, there is no such a scheme possible, able works of art, books, lives of cultured people have it seems. On the other hand, you will readily under­ been hit by allied actions of war, this makes a great stand that a special action for the sake of German difference. I do not know whether the bombing of monuments in preference to those of other countries is Hildesheim was militarily unavoidable to shorten the entirely out of question and would be entirely unjus­ war and save many lives 81. But I do know that it was tified. In the meantime what can be done within the not aimed at exterminating German culture by de­ schemes developed during the war is being done. You stroying the churches of Hildesheim, in contrast to are mistaken entirely, when you write that no Amer­ what the Germans have done in Novgorod and ican Army monument service is in action in Ger­ Kiew 82 to mention only two examples. You may not many. The service is there in action as it has been in know that the commission which from the beginning Italy, France and elsewhere. Its headquarters I un­ of the war has here prepared maps and instructions for our military forces has listed monuments of art in

80 Gemeint ist vermutlich « horrendous » oder « monstrous ». 83 Zu den Monument-Men: Friemuth 1989; < https://www.monu­ 81 Zur Zerstörung von Hildesheim am 22. März 1945: Meyer-Hart­ mentsmenfoundation.org/ > (Stand: 25. Februar 2020). mann 1985; Overesch 2005; Overesch 2008, 248. 254; Overy 2014, 84 Im Original: « Guldhall ». Zu «The Blitz » und den Angriffen der 573. 690. Zum Grad der Zerstörung Deutschlands bei Kriegsende: deutschen Luftwaffe auf Grossbritannien: Gardiner 2010; Overy Groehler 1990; Hohn 1991. 2014, 195 – 283. 82 Zum Angriff auf die Sowjetunion: Boog 1987; Glantz 2002; Overy 85 Zu den Bombardierungen von Italien: Overy 2014, 703 – 784. 2014, 285 – 338. 86 Im Original: « his ».

76 Antike Kunst 63, 2020 derstand are in Wiesbaden 87. Several American art ner 95, Reinhardt 96 have suffered and are suffering. historians whom I know personally are monument War is blind. Did you hear in the early stages of war officers in Germany and do their best. It seems that it about such losses in England for instance: the deaths is not so easy to realize that in order to make a shelter of Mrs. Robertson and of Dr. Mayer, the librarian of over a church, you need wood 88 etc., while wood is the Warburg Institute 97 caused by German bombs bitterly needed for heating and this has evidently during the Blitz? And the loss of my young friend preference 89. I just am informed that the Allied Mon­ Erling C. Olsen 98 who was killed by a German bomb ument Service has built a provisional roof in the and who would have developed to become a very Wuerzburg residence. There are all kind of rumors great archaeologist has hit me personally in a terrible around. You mention a destruction of the collection of way. But these accidental deaths are a small number, vases in Wuerzburg. As far as our information goes compared with the deliberate destruction of scholars which may be erroneous, of course, that collection of other nations by murder and concentration camps was intact in late summer of this year 90. Do you have caused by the Nazis. Have you seen the long list of a really reliable source for your information? And Polish, French, Czech scholars, and above all Jewish particularly as to the «Willful destruction by colored scholars of all nations who were eliminated by soldiers »91? This latter feature strikes me as a typical them 99? Did you raise your voice in protest and, for propaganda rumor. My colored fellowcitizens are as instance, write to your American acquaintances try­ good people as other people and that whole prejudice ing to secure sympathy and assistance to the cultured against them so common with narrowminded people men and women who are systematically reduced and in Europe and elsewhere is unfounded. exterminated by the Nazis? Dear Mr. Shefold [sic], I The destruction of human lives caused by this war have lost my own mother 100, who was an artist and is terrible and it includes scholars of all nations. We, writer, by suicide due to Nazi persecution and many of course, consider their lives to be especially valua­ cultured friends in similar ways. This all has been ter­ ble. I therefore regret to hear that Rodenwaldt 92 has, rible. But anybody who feels with culture every­ too, become a victim, and it is a tragical loss 93. I still where, should, at this point, realize, that help to hope that this, too, might turn out to be a rumor only, scholars and reconstruction has first to be extended to because previously we had heard that he was alive. I those nations which have suffered from systematic also regret to hear that others like Delbrueck 94, Kling­ and prolonged assault on their very culture.

87 Zur Zentrale des « American Army Monument Service » (Central Collecting Point) in Wiesbaden: Bernsau 2013. 95 Der Altphilologe Friedrich Klingner (1894 –1968) hatte wie Karl 88 Ursprünglich « woods » (Wälder). Lehmann bei Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff in Berlin studiert. 89 Der folgende Satz ist nachträglich handschriftlich am Rand eingefügt. 96 Der Altphilologe Karl Reinhardt (1886 –1958) hatte ebenfalls bei 90 Zur Zerstörung der Würzburger Vasensammlung: Züchner 1948; Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff in Berlin studiert. Bauchhenss 1973. 97 < https://warburg.sas.ac.uk/events/reacting-international-crisis-­ 91 Zu afroamerikanischen Soldaten in Deutschland und Österreich: life-warburg-institute-during-ii-world-war > (Stand: Februar 2019). Schmidt 2010; Stelzl-Marx 2015, 207 – 217. 294 – 352. 98 Zu Erling C. Olsen (1913 –1944): Lehmann 1945; Lehmann-Hart­ 92 Zu Gerhart Rodenwaldt (1886 –1945): Sünderhauf 2008; Sünder­ leben – Olsen 1942. hauf 2012; Präsident des DAI (1926 –1932), Professor an der Fried­ 99 Lehmann spricht zwar die Konzentrationslager und den gewalt­ rich-Wilhelms-Universität zu Berlin. samen Tod von zahlreichen jüdischen Gelehrten an, geht aber nicht 93 Zu den Todesumständen von Rodenwaldt: Sünderhauf 2008, explizit auf den Holocaust und die totale Vernichtung der jüdischen 346 f.; Sünderhauf 2012, 126. Kultur in Europa ein. Auch Schefold klammert dieses Thema in sei­ 94 Zu Richard Delbrueck (1875 –1957): Lullies – Schiering 1988, ner Antwort weitgehend aus, obwohl die Medien bereits seit April 188 f.; Direktor des DAI Rom (1911–1915), Professor an den Uni­ 1945 eingehend darüber berichteten: Kogon 1946, 13 –16. 363 – 375. versitäten Giessen und Bonn. 100 Zu Lehmanns Mutter s.o. Anm. 7. 8.

A. Kankeleit, Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Karl Schefold 77 The human needs for saving lives are so acute all and Harders 109, the Wagners 110 and many many oth­ over the world – I for instance desperately strive to ers? You say that the periodicals were a silent protest help the inhabitants of Samothrace to cloth them and against the Nazis. A silent protest would be question­ feed them, after long years of suffering from German able because it cannot be tested. But the classical peri­ and Bulgarian ruthless and barbaric oppression 101 odicals are full of the little gestures towards the Voel­ which, incidentally, included destruction of part of kische Erneuerung and the Hegemon and the Nordic our excavation and museum 102 without any action of spirit of the Greeks and what not 111. Frankly, I do not war being involved. believe that there is a great difference between the There are entire nations who have so terribly worn classical and other fields. I know as you do that the out by the Nazi-actions that all human relief has to majority of German scholars were not Nazis by heart be concentrated on them: Greece, Poland etc. People and I agree in general with your classification in in France, even now, suffer more to a large extent [nachträglich durchgestrichen: five] groups 112. What I than many people in Germany, including scholars, as do not know, however, is with the exception of a few far as our information goes, for example, as far as reliable friends, whom I know to be above romantic clothing is concerned. notions of German grandeur and militaristic power, Finally, I wish to say a word about that exposé con­ how many of them have been opposed to conquest and cerning the alleged anti-Nazi attitude of German suppression and how many of them have nourished scholars, and particularly classicists. Were there but few feelings of German if not racial cultural superiority “Konjunkturritter”103: What about the Wredes 104 and over other nations. Do not forget that I have wit­ Welters 105, the Fuchss 106 and Gerkans 107, the Berves 108 nessed the miserable attitude of most German profes­ sors in 1933 when there was not yet the terror un­ leashed 113. Some of those who then tried to get an arti­ cle in the Voelkischer Beobachter or wherever may 101 Zur bulgarischen Besatzungsmacht auf Samothrake s.o. Anm. 30. 32. have learned by bitter personal and professional expe­ 102 Zu den Zerstörungen archäologischer Kulturgüter auf Samothrake s.o. Anm. 31. 32. riences. But the German scholars as a group include 103 „Konjunkturritter“: ähnliche Bedeutung wie „Opportunist“. 104 Zu Walther Wrede (1893 –1990): Krumme 2012; Zweiter und Ers­ ter Direktor des DAI Athen, Landesgruppenführer der NSDAP/AO 109 Zu Richard Harder (1896 –1957): Schott 2008; Altphilologe, Lei­ in Griechenland. ter des « Instituts für Indogermanische Geistesgeschichte », 1941 in 105 Zu Gabriel Welter (1890 –1954): Lullies – Schiering 1988, 246 f.; Griechenland für den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg tätig. Referent für Grabungswesen des DAI in Griechenland (1927 –1937), 110 « the Wagners » (?) handschriftlich eingefügt. Vielleicht handelt es seit 1938 selbständiger Archäologe in Griechenland, enge Zusam­ sich um Friedrich Wagner (1887 –1963), der seit 1935 die Prähistori­ menarbeit mit DAI, Kunstschutz und Wehrmacht während der Be­ sche Staatssammlung in München leitete. satzungszeit in Griechenland (1941–1944). 111 Zum Einfluss der völkischen Ideologie auf archäologische Publi­ 106 Zu Siegfried Fuchs (1903 –1978): Junker 1997, 42; Maischberger kationen der 1930er und 40er Jahre: Hiller 1989; Junker 1997, 42. 2002, 213; Vigener 2012a, 81 f.; Vigener 2012b; Fröhlich 2012, 97; Al­ 73 f.; Chaniotis – Thaler 2006, 400. 414. 426; Chapoutot 2014, tekamp 2014, 99 f.; Klassischer Archäologe und Prähistoriker, Ger­ 173 –175; Altekamp 2014, 25 f. 97 f. manenforscher, 1938 –1945 Zweiter Direktor des DAI Rom, 112 Beim Entnazifizierungsverfahren in Westdeutschland wurden die SS-Obersturmführer, seit 1937 Ortsgruppenleiter der NSDAP/AO Angeklagten in fünf Kategorien eingeteilt: 1. Hauptschuldige, 2. Be­ in Rom, seit 1940 stellvertretender Landesgruppenleiter NSDAP/ lastete, 3. Minderbelastete, 4. Mitläufer und 5. Entlastete; s. Königs­ AO in Italien. eder 2009, 153. 107 Zu Armin von Gerkan (1884 –1969): Fröhlich 2012; Bauforscher 113 Offenbar spielt hier Lehmann auf seine Entlassung als Ordinarius und Klassischer Archäologe, Zweiter und Erster Direktor des DAI an der Universität Münster aufgrund von § 3 des Gesetzes zur Wie­ Rom, « Politischer Leiter » der Ortsgruppe der NSDAP/AO in Rom. derherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.4.1933 (RGBl. I, 108 Zu Helmut Berve (1896 –1979): Rebenich 2001; Althistoriker, Pro­ S. 175) an; s.o. Anm. 17; zum sog. Berufsbeamtengesetz (BBG): Lon­ fessor in Leipzig und München. gerich 2006, 63 – 66.

78 Antike Kunst 63, 2020 exactly as many examples of all the five groups as any many. But “humanity” has no special gratitude for other group. them and they are decidedly not martyrs in that sense. I think it would be dangerous to hope for a recon­ You see that, from this end, things look somewhat struction of some kind of Germany, of a Germany differently. I do not know how far Swiss newspapers which fits into the civilized world, from “Kultur”. were able to inform you during the long war years Two basic things are necessary for that reconstruction: about what actually happened. But I felt, your letter First an abolishment of the mental frame of feudal deserved a frank answer, though you may not like it. ages. That is democratization, an appreciation of hu­ Formally with best regards, especially to Marianne, man life and human individuals and selfreliance on ones own personal judgment instead of blind follow­ yours sincerely Karl Lehmann ing of authority. Secondly abandoning the ideology which makes the German people, educated and un­ Kurze Zeit später folgte das Antwortschreiben von Karl educated alike, alternatingly feel to be saviors or Schefold 118. martyrs of humanity. They have just passed a period in which they thought, again, to be saviors and now, Karl Schefold of course, they are martyrs. Other people suffer, too. 8.12.45. There is no way of justifying the Nazi rule by any Lieber und verehrter Herr Dr. Lehmann – argument: neither Versailles nor unemployment – the latter was worse in England and in this country dur­ Herzlichen Dank für Ihren grossen Brief, der ing the economic crisis than in Germany, the former höchst interessant, freilich auch etwas schmerzlich für however faulty not a martyrdom for a cause 114, but mich ist. Denn ich fürchte, wir reden etwas aneinan­ the unhappy result of former German actions. It der vorbei. Mir geht es wahrhaftig nicht um etwas would be a great impediment to any future recovery bloss Nationales; ich habe für die englischen Städte of Germany in any sense, if the German people and und Gelehrten genau so gezittert wie für die Deutsch­ especially their intellectuals would start styling them­ lands. Die Krise, in der wir leben, ist nicht durch selves as pure martyrs now while they are suffering, Gegensätze zwischen Völkern hervorgerufen – das deplorably suffering as a result of the vice of some of sind nur Auswirkungen – sondern durch einen viel their groups and the stupidity of their majority, cou­ tieferen und wohl planetarischen Vorgang – die Ver­ pled with the lack of “Civilcourage” characterized as massung, die zur Vernichtung der Eliten zu führen one of their faults by Bismarck 115. droht. In einem grossen Land ist sie quasi vollzogen, As we see it here, the “martyrs” of the 20 July, were wie ich aus eigener viermonatlicher Anschauung 119 men who had played the game with Hitler 116 as long as weiss, in Deutschland hat sie mit der Industrialisie­ Hitler was successful 117. They were more clever than rung des vorigen Jahrhunderts begonnen, die mit ei­ most of their fellows and tried to remove Hitler when nem sturen Nationalismus sich verbündete, und jetzt they saw that the war was lost and, as a result, their ist sie fast am Ziel. Ich will wahrhaftig nicht die own feudal class was threatened. They lost that game, deutschen Akademiker zu Märtyrern stempeln; weiss in which they hoped to win a milder peace for Ger­ gut genug, dass sie in ihrer Mehrzahl mit die grösste Schuld tragen – nicht erst seit 1933, sondern seitdem

114 Im Original « cuase ». 115 «Zur Zivilcourage »: Keudell 1902, 7; Wette 2003; Wette 2004. 118 Im Archiv von Dian Schefold ist der Durchschlag des Antwort­ 116 Schreibweise hier (dreimal) « Hittler ». briefes erhalten. 117 Zum Widerstand gegen das NS-Regime: Rothfels 1964; Moor­ 119 Anspielung auf seinen Leningrad-Aufenthalt 1929 –1930 zur Vor­ house 2007; zu Stauffenbergs Anschlag auf Hitler: Fest 1994. bereitung des Buches über die Kertscher Vasen; s. Schefold 1934.

A. Kankeleit, Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Karl Schefold 79 und soweit die Wissenschaft die Verantwortung vor nennen. Von Herrn Kollegen Middeldorf 129, weiss ich dem Ganzen der Kultur verloren hatte und zum rei­ durch Weisbach 130, dass der Verband der Colleges nen Betrieb geworden war. Sie wissen wie ich aus den drüben eine Hilfsaktion plane; man müsste einen Jahren in Heidelberg, wie wenig wir dagegen tun Weg finden, den wichtigen Einzelnen zu helfen, um konnten, ich leide an diesem Zustand, seit ich denken die Hilfe nicht zu zersplittern. Ich wäre froh, wenn kann. ich dabei helfen könnte. Ich will auch nicht Mitleid für die unschuldigen Dass Rodenwaldt und seine Frau und einige Ber­ Opfer erwecken, sondern kann nur immer wieder liner Kunsthistoriker nach der Zerstörung ihrer Ab­ darauf hinweisen, dass wir die Träger der guten deut­ teilungen sich umgebracht haben, weiss ich aus ver­ schen geistigen Überlieferung brauchen, wenn nicht schiedenen unabhängigen Quellen leider sicher 131. in der Mitte Europas ein Ansteckungsherd schlimms­ Wie sehr das Elend, über ganz Europa gekommen ter Art entstehen soll. ist, und durch welche Verbrecherbande, sehe ich ge­ Es hat auch keinen Sinn, Almosen in den Kessel des nau wie Sie. Man darf aber nicht vergessen, und lernt allgemeinen Elends zu werfen; aber man kann und es jetzt durch den Nürnberger Prozess deutlich ge­ muss einzelnen Menschen helfen, die in dieser ganzen nug, wie diese Gesellschaft die ganze Welt, auch das Zeit so tapfer durchgehalten haben, wie der Kunsthis­ deutsche Volk betrogen hat. Soweit das deutsche Volk toriker Heydenreich 120, die Archäologen Langlotz 121, in diesem Krieg gekämpft hat, hat es von einer Schicht Diepolder 122, Weickert 123, Kaschnitz 124, Watzinger 125, fanatisierter Lausbuben abgesehen nicht für die Na­ Zahn 126, Goessler 127, Möbius 128, um nur einige zu zis gekämpft, sondern gemeint, für das Vaterland kämpfen zu müssen. Das war dumm, aber es war 120 Ludwig Heinrich Heydenreich (1903 –1978), Kunsthistoriker, seit auch ein Irrtum auf der anderen Seite, zu glauben, 1943 für den Kunstschutz der Wehrmacht in Italien tätig; s. Klink­ das Volk kämpfe für die Nazis. Seit fünf Jahren oder hammer 1992, 489 – 493 mit Anm. 19; Fuhrmeister 2019, 377. 408 (In­ sechs, weise ich auf dieses grauenhafte doppelte Miss­ dex). verständnis hin. Ich traute meinen Ohren nicht, als 121 Zu Ernst Langlotz (1895 –1978): Lullies – Schiering 1988, 268 f.; Borbein 2005; Sailer 2015, 379 (Index); Professor an der Universität mir mein Vater, ein Jurist und wohlmeinender Bür­ Bonn und Direktor des Akademischen Kunstmuseums. ger, 1940 erklärte, auch er sei überzeugt, dies sei ein 122 Zu Hans Diepolder (1896 –1969): Lullies – Schiering 1988, 270 f.; Verteidigungskrieg 132. Das ist grotesk, aber die For­ Leiter der Staatlichen Antikensammlungen in München. mel von der unbedingten Kapitulation wirkte in der­ 123 Zu Carl Weickert (1883 –1975): Krumme – Vigener 2016; Direktor selben Richtung. der Antikensammlung der Berliner Museen; 1947 –1954 Präsident des DAI. Übrigens schrieb mir meine Mutter 1939 traurig, 124 Zu Guido von Kaschnitz-Weinberg (1890 –1958): Raeck 2016; über den Beginn dieses fürchterlichen Krieges, sie Professor in Königsberg, Marburg und Frankfurt am Main. habe zufällig eine Vereidigung von Truppen mit an­ 125 Zu Carl Watzinger (1877 –1948): Bieber 1950; Professor in Tübin­ gesehen. Der Unterschied der Stimmung von 1914 sei gen. eindeutig gewesen, damals Begeisterung, diesmal 126 Zu Robert Zahn (1870 –1945): Lullies – Schiering 1988, 175 f.; hätten die Leute beinahe geheult. 1931–1935 Direktor der Antikensammlung der Berliner Museen, 1928 –1936 Honorarprofessor an der Berliner Universität. 127 Zu Peter Goessler (1872 –1956): Paret 1956; Goebel 2008; Prähis­ 129 Zu Ulrich Alexander Middeldorf (1901–1983): Wendland 1998, toriker, Denkmalpfleger, Schüler und Vertrauter von Wilhelm Dörp­ 440 – 445; Dercks 2013; Kunsthistoriker, der 1935 in die Vereinigten feld (1853 –1940). Staaten emigrierte und Professor an der Universität Chicago wurde. 128 Zu Hans Möbius (1895 –1977): Lullies – Schiering 1988, 264 f.; 130 Zu Werner Weisbach (1873 –1953): Wendland 1998, 728 – 732; Möbius 2001; Maischberger 2002, 215 f.; Assistent am DAI Athen, Kunsthistoriker und Professor in Berlin, 1933 nach Basel emigriert. Dozent in Giessen und Marburg, Professor in Würzburg, während 131 Zu Rodenwaldt s.o. Anm. 92. 93. des Zweiten Weltkrieges Kunstschutzoffizier in Frankreich, in der 132 Schefolds gleichnamiger Vater war von 1928 bis 1943 als Reichs­ Endphase des Krieges Mitglied des Deutschen Volkssturmes. finanzrat am Reichsfinanzhof in München tätig.

80 Antike Kunst 63, 2020 Diese Dinge sind alle nicht so einfach, und wenn Sie fragen mich, ob ich zugunsten meiner Kollegen Sie noch nicht wissen, dass das Elend in Deutschland in den von Deutschland besetzten Ländern gewirkt unermesslich viel grösser ist, besonders in den jetzt habe. Das kann ich mit gutem Gewissen bejahen. von Polen besetzten Gebieten, als irgendetwas, was Nach Amerika zu schreiben, hätte damals allerdings wir uns bisher vorstellen konnten (ausserhalb der keinen Sinn gehabt, aber ich sandte Liebesgaben K.Z., die freilich, als von Verbrechern geleitet, ausser nach Griechenland und tat hier für die Emigranten Vergleich sind) 133, dann muss ich sagen, Sie werden was ich konnte. Sie wissen vielleicht, dass Möbius 137 durch Ihre Zeitungen sehr schlecht unterrichtet. Auch und Neuffer 138 die Bibliotheken ihrer französischen die Zerstörungen unterschätzen Sie. Endlich bitte ich Kollegen gerettet, Werner 139 sich in Brüssel für zu bedenken, dass es sich bei den Nazis um ein Ver­ Breuer 140 eingesetzt hat, dass Karouzos 141 trotz seiner brechergesindel handelte, während es sich jetzt da­ politischen Einstellung cc. 1943 durch Einwirken mei­ rum handelt, eine neue Rechtsordnung zu verwirkli­ ner Freunde 142 Direktor des Athener Nationalmuse­ chen. Das Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn ums wurde. Ich wundere mich, dass Sie bei mir nati­ galt in meiner Jugend als veraltet. onalistisches Denken argwöhnen, da Sie doch wissen, Ich behandle gegenwärtig im Seminar die Trajan­ wie ich auch in Heidelberg für die Verständigung mit säule und benütze mit Bewunderung Ihr schönes Frankreich eingetreten, damals in Pontigny war 143. Buch. Denken Sie daran, was Sie dort von der Auf­ Darüber, dass die Verschwörung vom 20. Juli, seit fassung des Gegners bei Griechen und bei Römern den Jahren vor dem Kriegsausbruch vorbereitet sagen 134. wurde, bin ich sicher unterrichtet 144. Ich schäme mich, Dass trotz des nazistischen Verbrechergesindels in dass es nicht früher zu Attentaten kam. Aber ich ver­ den öffentlichen Sammlungen Frankreichs, Hollands, stehe auch, dass diese Männer das Chaos vermeiden Belgiens etc. nicht ein Stück geraubt worden ist, dass in Frankreich alles photographiert wurde, dass Schlös­ 137 ser etc. vor Einquartierung bewahrt wurden etc. darf Zu Möbius s.o. Anm. 128. 138 Zu Eduard Neuffer (1900 –1954): Möbius 2001; Neuffer 2001; 135 man vielleicht auch anerkennen . An sich sollte es Kott 2008, 371 mit Anm. 30; Joachim 2017; seit 1939 Abteilungslei­ selbstverständlich sein, aber unter dieser Regierung! ter am Rheinischen Landesmuseum Bonn; 1940 –1942 Leiter des Re­ Über Ihre Nachrichten vom amerikanischen ferats Vorgeschichte und Archäologie beim Kunstschutz in Frank­ Denkmalschutz freue ich mich sehr. Was ich bedau­ reich; 1942 –1944 im Auftrag des DAI zur Erforschung der Ring­ erte und bedaure ist, dass man nichts davon HOERT, wälle in den besetzten Westgebieten eingesetzt. 139 Zu Joachim Werner (1909 –1994): Möbius 2001; Fehr 2001, während die Zeitungen voll sind von nichtigen Klei­ 338 – 353. 357 f.; Tätigkeit für den Kunstschutz der Wehrmacht, seit nigkeiten. Schliesslich ist es doch die Kultur, für die 1942 Professor für Vor- und Frühgeschichte an der Reichsuniversi­ dieser Krieg geführt wurde, und nicht nationale und tät Strassburg. Prestigeangelegenheiten. Die Nachricht, dass zwei 140 Zu Jacques Breuer (1892 –1971): Roosens 1971; belgischer Archäo­ Drittel der Würzburger Vasen, und zwar die wert­ loge. 141 volleren, zerstört sind, ist absolut zuverlässig. Nur Zu Semni Papaspyridi-Karouzou (1898 –1994) und Christos Ka­ rouzos (1900 –1967): Petrakos 1994; Petrakos 1995; Petrakos in der das im Keller aufbewahrte Drittel ist m.W. erhal­ Einleitung zu Karouzou 2011b, 11–12; Koutsoukou 2016. ten 136. 142 Es stellt sich die Frage, welche « Freunde » hier gemeint sind. Mög­ licherweise handelte es sich um Emil Kunze, Erich Boehringer und 133 Der hier in Klammern gesetzte Einschub ist im Original nachträg­ Rudolf Fahrner; s.o. Anm. 45. 68. lich am Rand des Briefes hinzugefügt worden. 143 Zu den « Dekaden von Pontigny »: Schefold 2003, 26; Blattmann 134 Lehmann-Hartleben 1926. 1985. 135 Zum Kunstschutz: Klinkhammer 1992; Heuss 2000; Möbius 2001; 144 Schefold war an seinem Stuttgarter Gymnasium Schulkamerad der Kott 2008; Kott 2013; Welzbacher 2012. Brüder Berthold, Alexander und Claus Grafen von Stauffenberg ge­ 136 Zur Würzburger Vasensammlung s.o. Anm. 90. wesen: Schefold 2003, 21 f.

A. Kankeleit, Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Karl Schefold 81 Abb. 4a Brief von Karl Schefold an Karl Lehmann, Vorderseite von Abb. 4b Brief von Karl Schefold an Karl Lehmann, Rückseite von Seite 1 Seite 1

wollten, in den Jahren der Erfolge des Rattenfängers Induskulturen und ihre Beziehungen zum Westen nicht leicht losschlagen konnten und dann durch die (vor allem Kreta) gemacht hat, Basel, B. Schwabe Formel von der unbedingten Kapitulation zur Er­ 1944146. Ich hoffte damals, ihm einen Weg hinüber folglosigkeit verurteilt waren. bahnen zu können, weil es hier so gefährlich für uns Hoffentlich verstehen wir uns jetzt besser. Stehen war; jetzt ist er in München in der Leitung der Ge­ wir nicht beide diesseits einer Grenze, auf einem werkschaften (Heinz Mode 147). Gebiet, wo es Unterschiede von Nationen nur im Sie schreiben von der Trennung Ihrer Ehe. Ich Sinn freundschaftlicher Ergänzung gibt, bei der ge­ kann mir denken, was Sie durchgemacht haben, meinsamen Aufgabe der Erhaltung übernationaler wünsche von Herzen alles Gute für Ihre Ehe und Kultur? Ich habe mich immer bemüht, von den bitte mich, Ihrer Frau zu empfehlen, auch...148 Einflüssen meiner Umgebung unabhängig zu sein. Die Schweizer öffentliche Meinung, die Zeitungen, Der Dialog zwischen Schefold und Lehmann zu den entsprechen ziemlich genau Ihrem Brief; die beiden Ursachen und Folgen des Nazi-Regimes bricht an die­ Ausschnitte, die ich beilege, sind weisse Raben 145. ser Stelle ab. Beide Gelehrten vertraten vollkommen Mein Brief von ca. drei Jahren scheint Sie nicht entgegengesetzte Positionen: Lehmann machte grund­ erreicht zu haben. Ich schrieb Ihnen damals auch über einen jungen jüdischen Freund, der damals bei 146 Heinz Mode, Indische Frühkulturen und ihre Beziehungen zum mir eine wie mir scheint wichtige Arbeit über die Westen (Basel 1944). 147 Heinz Mode (1913 –1992) kam als Flüchtling in die Schweiz und wurde später Professor an der Universität Halle: Schefold 2003, 92. 145 «Weisse Raben »: Synonym für eine abweichende, unvorstellbare 148 Die Abschrift des Briefes endet hier. Auf dem Original ist eine Meinung (so wie der « schwarze Schwan »). Schlussformel von Hand anzunehmen.

82 Antike Kunst 63, 2020 hatte diesbezüglich eine dezidierte Meinung. Obwohl er aufgrund seiner Heirat mit einer « Halbjüdin » meh­ rere Rückschläge – Verlust der Heimat, berufliche Un­ sicherheit und finanzielle Einbussen – erlitten hatte, fühlte er sich gegenüber Deutschland verantwortlich. Abb. 4c Brief von Karl Schefold an Karl Lehmann, Seite 2 Die Beziehung zu seinen ehemaligen Kollegen, die auch während des Krieges nicht abgebrochen war, hatte of­ fensichtlich zu keinem Zeitpunkt Schaden genommen. sätzlich Deutschland und grosse Teile seiner Bevölke­ Schefolds Beurteilung des NS-Staates, seine verständ­ rung für den Terror des Nazi-Regimes und für den nisvolle, auf Frieden und Ausgleich bedachte Haltung Krieg mit seinen katastrophalen Folgen verantwortlich. passten zur allgemeinen Stimmung in Nachkriegs­ Eine grosse Mitschuld sah er bei den Opportunisten deutschland 151. So fand auch seine Initiative bei den und Mitläufern aus den gehobenen Schichten und der Führungskräften des Deutschen Archäologischen In­ geistigen Elite Deutschlands (« scholars, and particu­ stituts grossen Zuspruch und Anerkennung. larly classicists »). Selbst die Stauffenberg-Brüder liess Lehmann war im Gegensatz dazu mit Blick auf das er als Helden nicht gelten, sondern bezeichnete sie als Ausmass der globalen Katastrophe zu keiner Annähe­ « men who had played the game with Hitler as long as rung bereit. Durch seine Kontakte zu Juden, die nur Hitler was successful ». Hinzu kam sein persönliches durch Flucht und Exil die NS-Zeit überlebt hatten 152, Schicksal: Als Jude war er sehr früh mit Rassismus, durch die enge Zusammenarbeit mit Kriegsopfern (bei­ Hass und Vertreibung konfrontiert worden: « Do not spielsweise mit der griechischen Bevölkerung auf Samo­ forget that I have witnessed the miserable attitude of thrake) konnte er das Ausmass der weltweiten Zerstö­ most German professors in 1933 ». Lehmann hatte viele rungen und Todesopfer sehr gut einschätzen. Er wollte Jahre in prekären Verhältnissen gelebt und sogar Ange­ nicht aufrechnen, welche Länder durch den Krieg am hörige verloren 149. meisten gelitten hatten – so wusste er durchaus von den Schefold brachte hingegen für die deutsche Bevölke­ schrecklichen Folgen (Bombardements und Vertreibung) rung und ganz besonders für die Menschen, die ihm für die deutsche Bevölkerung – doch war er 1945 nicht schon länger bekannt waren, Verständnis auf und ver­ bereit, seine früheren Landsleute als Opfer anzuerken­ suchte sie sogar zu entlasten. Auch wenn er nicht das nen. Die komplette Ablehnung alles Deutschen zeigt ganze deutsche Volk von jeglicher Verantwortung frei­ sich auch darin, dass er 1945 nicht willens oder in der sprach, empfand er doch in erster Linie Mitleid und Lage war, in der «Tätersprache » zu kommunizieren 153. wollte helfen. So versuchte er auch, die positiven Aspekt­e So hat er den hier präsentierten Brief nicht in seiner Mut­ hervorzuheben und nannte in seinem Brief mehrere tersprache, sondern auf Englisch verfasst. Dass er trotz­ Archäologen, die sich als Mitarbeiter des Kunstschutzes dem so ausführlich und ehrlich auf Schefolds Schreiben während des Krieges besonders ehrenwert verhalten antwortete, spricht für die grosse Sympathie und Wert­ haben sollen (z. B. Möbius, Neuffer und Werner) 150. schätzung, die er gegenüber seinem ehemaligen Heidel­ Für die Naziherrschaft machte er eine «Verbrecher­ berger Schüler empfand. Persönliche Integrität und ge­ bande », eine « Schicht fanatisierter Lausbuben » mit ei­ nem « Rattenfänger » an ihrer Spitze verantwortlich. Er 151 Vgl. Schefold 2003. 152 Viele exilierte Archäologen hielten zusammen und tauschten sich regelmässig untereinander aus. Lehmann pflegte beispielsweise den 149 Zum Tod seiner Mutter und zur Trennung von seiner ersten Frau Kontakt zu Hermine Speier (1898 –1989), Elisabeth Jastrow s.o. Anm. 8. 13. 78. 100. (1890 –1981) und Berta Segall (1902 –1976). 150 Zur Rolle des Kunstschutzes im besetzten Frankreich: s.o. Anm. 153 Lehmann wurde 1944 amerikanischer Staatsbürger, s.o. Anm. 25; 135. zur «Tätersprache » s. Klemperer 1947.

A. Kankeleit, Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Karl Schefold 83 genseitiger Re­spekt waren die Basis dieser Beziehung, 1947: Fortsetzung der Diskussion über die Rolle und die bis an Lehmanns Lebensende anhalten sollte. Verantwortung deutscher Archäologen während der Lehmann sah sich nach dem Krieg vollkommen als NS-Zeit Amerikaner. Die Begeisterung für seine neue Heimat brachte er u.a. durch zwei Publikationen zu Thomas Lehmanns Beziehung zum DAI und seinen Repräsen­ Jefferson zum Ausdruck 154. Von seiner Beliebtheit, sei­ tanten blieb bis zu seinem Lebensende belastet. Zwei nem intensiven Wirken sowie seinem reichen wissen­ Jahre nach Kriegsende war ihm in einem Rundbrief von schaftlichen Erbe in den USA legen die zahlreichen DAI-Präsident Carl Weickert angeboten worden, seine Nachrufe, die von seinen amerikanischen Schülern 1960 Mitgliedschaft im DAI wieder aufzunehmen 159. Leh­ anlässlich seines Todes verfasst wurden, beredtes Zeugnis mann war nicht bereit, sich der scheinbar versöhnlichen ab 155. und harmonischen Grundstimmung in Deutschland an­ Schefolds Denkweise und Lebensanschauung waren zupassen. In seiner auf Deutsch geschriebenen Antwort durch « festgeprägte Grundkonzepte » und ein « ausge­ kritisierte er die mangelnde Vergangenheitsbewältigung prägtes Bedürfnis nach Harmonie »156 vorgegeben. Er im DAI und forderte eine grundsätzliche Auseinander­ war ein Idealist und vertrat einen grundsätzlich optimis­ setzung mit der Rolle und Verantwortung von deutschen tischen und lebensbejahenden Ansatz. Den Niedergang Archäologen während der NS-Zeit: « Es ist wohlbekannt, des NS-Staates sah er als Wendepunkt in der Geschichte dass eine Reihe von Beamten und Mitgliedern des Insti­ Deutschlands an und zog hier einen klaren Schlussstrich. tuts ausgesprochene Nazis waren und als solche handel­ Er begriff das Kriegsende als Chance für einen Neustart ten – ob sie das jetzt zugeben oder nicht. Die von den und wollte sich zielgerichtet am Wiederaufbau beteili­ Besatzungsmächten verfügte Außerkraftsetzung der so­ gen. Trotz seiner Schweizer Emigration identifizierte genannten Gesetze der Naziregierung [...] gibt nicht die sich Schefold im hohen Masse mit der deutschen Kultur Gewähr, dass das Institut und seine Mitgliedschaft von und Wissenschaft. Er empfand Solidarität mit seinen dem Unrat der Nazizeit gesäubert ist. »160 Lehmann ver­ deutschen Kollegen und wollte als Patriot die positiven langte eine ‹ Säuberung › des Instituts als Voraussetzung Aspekte seiner Heimat unterstützen und wieder zum für seine erneute Mitgliedschaft und nannte dabei bei­ Leuchten bringen. Aus diesem Grund lag es ihm vor al­ spielhaft mehrere Archäologen, die aus seiner Sicht be­ lem daran, die deutsche Wissenschaft zu fördern und lastet waren 161. Dies stiess auf erheblichen Widerstand in wieder auf ein internationales Niveau zu heben. den Reihen der Zentraldirektion des DAI. Seine Gegner Trotz seines Engagements im zerstörten Deutschland vertraten den Standpunkt, dass Lehmann kein herausra­ entschied sich Schefold persönlich jedoch für einen dau­ gender Wissenschaftler sei und deshalb problemlos auf erhaften Aufenthalt in der Schweiz. Anfragen von ande­ seine Mitgliedschaft im DAI verzichtet werden könne 162. ren Universitäten (Bonn, Erlangen, Leipzig, Kiel, Mainz, Hinzu kam eine allgemeine Stimmung gegen Emigran­ Wien und Tübingen 157) lehnte er ab. Bis zu seinem Tod blieb er seiner zweiten Heimat Basel treu und leistete 159 einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Klas­ Zu diesem Ereignis: Wagner 2001, 241; Brands 2012, 26 f. mit Anm. 196. 203; Hofter 2012, 130 mit Anm. 241; Vigener 2012a, 158 sischen Archäologie in der Schweiz . 116 –118; Krumme – Vigener 2016, 217 Anm. 109. 160 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Leh­ 154 Lehmann-Hartleben 1943; Lehmann 1947; Montgomery 1949; mann-Hartleben, Karl Lehmann an Carl Weickert, 10.1.1947. Blanckenhagen 1961, 308. 161 Genannt werden Walther Wrede (1893 –1990), Gabriel Welter 155 s.o. Anm. 36. (1890 –1954), Max Wegner (1902 –1998), Martin Schede (1883 –1947), 156 Zanker 1999, 281. Helmut Berve (1896 –1979), Ernst Buschor (1886 –1961) und Wolf­ 157 Staatsarchiv Basel-Stadt Uni-Reg 5d 2-1 (2) 120; Schefold 2003, gang Schadewaldt (1900 –1974). 116 f. 162 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Leh­ 158 s.o. Anm. 55. 65. 66. 69. mann-Hartleben, Alexander Scharff an Carl Weickert, 10.6.1947.

84 Antike Kunst 63, 2020 ten, die « Hitlers Hölle » nicht hatten miterleben müs­ hier vorgestellte Korrespondenz von 1945 nahe, dass es sen 163. Die Opfer der « Dagebliebenen » wurden auch bei sich um Karl Schefold handeln könnte: «You will under­ vielen ZD-Mitgliedern in den Vordergrund gestellt. So stand that I have not found it possible to answer that sahen sie sich als Teil der « grosse[n] Mehrzahl aller deut­ letter. I tell you all this frankly in as much as you showed schen Gelehrten, die es unter äusserer Gefährdung und interest in the matter. You are, of course, free to use what innerer Qual auf sich genommen haben, in Deutschland I tell you, whenever and however you wish to. German zu bleiben und die gesunde Tradition der deutschen Wis­ archaeology will come back to life faster than you hope, senschaft zu retten »164. Aus den Reihen der Zentraldirek­ may be, and the respect the world has for persons of tion des DAI zeigten nur wenige Wissenschaftler wie your integrity and scholarship is undiminished. As to Friedrich Krauss und Ernst Langlotz Verständnis für this issue, my moral standards and requirements may be Lehmanns Forderungen 165. Unerhört blieb die Anregung more strict than those of others, who have not been chal­ von Kurt Bittel, eine « ausführliche Darstellung des Ver­ lenged by fate as much as I have to face the principles haltens des Instituts während des Dritten Reiches samt involved or who are not apt to see such principles at all, einer Schilderung der trotz aller Widerstände erreichten but shift with the wind. Every man has to settle such sachlichen Leistungen wie auch der großen Schwierig­ questions to the best of his conscience. »168 keiten, denen während jener Jahre zu begegnen war », in die Wege zu leiten 166. Stattdessen erhielt Lehmann von Dr. Alexandra Kankeleit Weickert einen förmlichen Brief mit folgender Kernaus­ Deutsches Archäologisches Institut Abteilung Athen sage: «Tatsächlich ist die deutsche Geisteswissenschaft Fidiou 1 immer dem Misstrauen der damaligen Machthaber aus­ GR-10678 Athen gesetzt gewesen, und wer die Verhältnisse aus eigener www.kankeleit.de Erfahrung kennt, weiss, wie wenig die immer wieder­ holte Behauptung des Nationalsozialismus, er sei gleich Deutschland, zutraf. Es war dies nur eines der vielen skrupellosen und grausamen gegen das eigene Volk ge­ richtete Mittel des Regimes zur Durchsetzung der Ge­ waltherrschaft einer Minderheit. »167 Weickerts Schreiben blieb unbeantwortet. Im Archiv des DAI in Berlin findet sich allerdings die Abschrift einer englischsprachigen Stellungnahme von Karl Leh­ mann. Der Adressat ist unbekannt, doch legt die frühere,

163 < http://www.bpb.de/apuz/192568/juedische-remigrati­ on-nach-1945?p=all (Stand: Februar 2019) >. 164 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Leh­ mann-Hartleben, Wolfgang Schadewaldt an Carl Weickert, 29.4.1947 sowie Reinhard Herbig an Carl Weickert, 5.6.1947. 165 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Leh­ mann-Hartleben, Friedrich Krauss an Carl Weickert, 8.6.1947 sowie zwei Briefe von Ernst Langlotz an Carl Weickert, 29.6.1947 und 31.7.1947. 166 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Leh­ mann-Hartleben, Kurt Bittel an Carl Weickert, 23.6.1947. 168 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Leh­ 167 DAI Berlin, Archiv der Zentrale, Biographica-Mappe Karl Leh­ mann-Hartleben, Karl Lehmann (an Karl Schefold?), 12.5.1948; mann-Hartleben, Carl Weickert an Karl Lehmann, 18.7.1947. Brands 2012, 27 Anm. 204.

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A. Kankeleit, Briefe aus dem Exil: Karl Lehmann und Karl Schefold 91 Résumé Summary

Dès 1945, soit quelques mois seulement après la fin de In 1945, just a few months after the end of World War la Seconde Guerre mondiale, Karl Schefold et Karl Leh­ II, a brief but intensive correspondence took place be­ mann, archéologues, ont entretenu une correspondance tween the archaeologists Karl Schefold and Karl Leh­ brève, mais intense. Dans deux lettres, chacun expose sa mann. In two letters, they set out their personal attitudes position personnelle à l’égard de la Seconde Guerre mon­ to the war, the National Socialist regime, and the aca­ diale, du régime nazi et de la responsabilité personnelle demic’s personal responsibility in the exceptional politi­ du scientifique face à une dictature fasciste et à un état cal circumstances of a fascist dictatorship. In doing so, d’urgence politique. C’est pour eux l’occasion d’aborder they addressed fundamental questions and problems des questions et des problèmes fondamentaux qui sont which are still highly relevant today. The relationship toujours d’une grande actualité. On y perçoit clairement between the two scholars was evidently one of mutual que la relation entre les deux chercheurs est imprégnée respect, trust and sympathy. Yet they espoused different de respect mutuel, de confiance et de sympathie. Néan­ views, which they defended convincingly, with strong moins, ils défendent des points de vue différents, chacun and comprehensible arguments. While their views coin­ d’eux usant de propos intelligibles et solidement argu­ cided in a number of personal and professional areas, mentés. Certes, il existe plusieurs points de convergence they were nevertheless far apart ideologically and politi­ de nature personnelle et professionnelle entre les deux cally. To give a better understanding of their differing archéologues. Mais sur le plan idéologique et politique, world views, the article begins by examining the careers on constate qu’ils sont très éloignés l’un de l’autre. Afin of the two archaeologists, before turning to its main de mieux comprendre l’écart qui les sépare dans leur theme: the correspondence of 1945, with commentaries perception du monde, l’auteur détaille en préambule le and a look forward to the years 1947 and 1948. curriculum vitae des deux archéologues avant de traiter le thème central de la correspondance de 1945, de l’ana­ Keywords: Research history – 20th century – Karl Schefold – Karl lyser et de donner un aperçu des années 1947 et 1948. Lehmann-Hartleben – National Socialism – dictatorship – responsi­ bility – exile – Greece – Switzerland Mots-clés: Histoire de la recherche – 20e siècle – Karl Schefold – Karl Lehmann-Hartleben – National-socialisme – Dictature – Responsa­ (Translation Isabel Aitken) bilité – Exil – Grèce – Suisse

(Traduction Jean-Robert Gisler)

92 Antike Kunst 63, 2020 A. KANKELEIT 11

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1 Karl Lehmann um 1950 2 Karl Lehmann im Kabirenheiligtum von Samothrake 3 Karl und Marianne Schefold im Jahr 1957 4 Karl und Marianne Schefold im Jahr 1965 auf Euböa 3 ISBN ISSN

978-390906463-2 0003-5688

Antike Kunst 63. Jahrgang 2020