Musiker-Lexikon
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Maren Goltz Musiker-Lexikon des Herzogtums Sachsen-Meiningen (1680 - 1918) Meiningen 2008 Impressum urn:nbn:de:gbv:547-200800945 Titelbild Karl Piening mit Fritz Steinbach und Carl Wendling vor dem Meininger Theater, Photographie, undatiert, Meininger Museen B 617 2 Vorwort Das Herzogtum Sachsen-Meiningen (1680-1918) besitzt in kultureller Hinsicht eine Sonderstellung. Persönlichkeiten wie Hans von Bülow, Johannes Brahms, Richard Strauss, Fritz Steinbach und Max Reger verankerten es in der europäischen Musikgeschichte und verhalfen ihm zu einem exzellenten Ruf unter Musikern, Musikinteressierten und Gelehrten. Doch die Musikgeschichte dieser Region läßt sich nicht allein auf das Werk einzelner Lichtgestalten reduzieren. Zu bedeutsam und nachhaltig sind die komplexen Verflechtungen, welche die als überlieferungswürdig angesehenen Höchstleistungen erst ermöglichten. Trotz der Bedeutung des Herzogtums für die europäische Musikgeschichte und einer erstaunlichen Quellendichte standen bislang immer nur bestimmte Aspekte im Blickpunkt der Forschung. Einzelne Musiker bzw. Ensembles oder zeitliche bzw. regionale Fragestellungen beleuchten die Monographien „Die Herzogliche Hofkapelle in Meiningen“ (Mühlfeld, Meiningen 1910), „Hildburghäuser Musiker“ (Ullrich, Hildburghausen 2003), „Musiker und Monarchen in Meiningen 1680-1763“ (Erck/Schneider, Meiningen 2006) oder „Der Brahms- Klarinettist Richard Mühlfeld“ (Goltz/Müller, Balve 2007). Mit dem vorliegenden „Musiker-Lexikon des Herzogtums Sachsen-Meiningen“ wird erstmals der Versuch unternommen, die vielfältige musikalische Infrastruktur des Musiklandes stärker auszuleuchten. Die Personen werden alphabetisch, unabhängig von Region, sozialem Stand und Grad der Ausbildung vorgestellt, darunter namhaft gewordene Dilettanten, Musikliebhaber und Förderer, Musikstudierende, Veranstalter, Komponisten, Lehrer, Kantoren, Organisten, Hoftrompeter, Militärmusiker, Stadtmusiker, fürstliche Lakaien sowie Angehörige der Hofkapellen in Meiningen, Hildburghausen und Römhild. Einbezogen wurden auch die zugänglichen Informationen über das ab 1826 zu Sachsen-Meiningen gehörende Herzogtum Sachsen-Hildburghausen. Dem Nachschlagewerk liegen umfangreich Archiv- und Literaturstudien zugrunde. Es enthält zahlreiche bislang unveröffentlichte Informationen und teilweise Nachrichten aus vernichteten Quellen wie den Salzunger Kirchenbüchern. Die Quellennachweise in den Einträgen erfolgen in alphabetischer Reihenfolge der Städte mit bestandshaltenden Institutionen. Zugunsten der Benutzung wurde auf Abkürzungen weitgehend verzichtet. Christian Mühlfelds Manuskript gebliebenem „Musiker-Buch des Herzogtums Sachsen- Meiningen“ wurde sowohl in der Langversion1 als auch der Kurzversion2 aufgrund der zahlreich enthaltenen persönlichen Befragungen von Zeitgenossen Quellenstatus zugebilligt. Gesondert aufgeführt werden Bildquellen, die sich in der Sammlung Musikgeschichte der Meininger Museen/Max-Reger-Archiv befinden. Die Literaturauswahl zu namhaften Persönlichkeiten der Musikgeschichte konzentriert sich auf Aspekte ihres Wirkens im Herzogtum. Das Lexikon bietet vielfältige Ansätze zur Diskussion bis dato nur am Rande aufgeworfener Fragen. Dazu zählen u. a. wenig beachtete Zeitabschnitte in der Geschichte der Meininger Hofkapelle ebenso wie die „Flexibilität“ ihrer Mitglieder – vom „musizierenden Lakaien“ bis 1 Christian Mühlfeld: „Musiker-Buch“ des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Kurze Biographien von Musikern, Kantoren, Organisten, Dilettanten, die im Herzogtum geboren sind oder in demselben gewirkt haben. Meiningen 1908. Manuskript. In: Landesbibliothek Coburg, PM I/65. 2 Christian Mühlfeld: Musiker-Buch des Herzogtums Meiningen. Meiningen 1907ff. (Gekürzte Bearbeitung). In: Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Archivaliensammlung des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins Nr. 212. 3 hin zur abverlangten Beherrschung mehrerer Instrumente – und die zeitweise enge personelle Bindung des Klangkörpers an das das Militärchor des sogenannten alten Meininger Regimentes bzw. dessen Nachfolger, das ab 1867 in Meiningen stationierte Thürinigische Infanterieregiment Nr. 32. Ebenfalls deutlich werden die historische Bedeutung der Lehrerseminare, die Tradition des Lehrer-Kantors oder auch die sich wandelnde Praxis der Zeilenzwischenspiele im gottesdienstlichen Choral. Erklärtes Ziel des Bandes ist die Anregung zur Erforschung der Musik- und Theatergeschichte Sachsen-Meiningens sowie deren Rezeption. Mit Bedacht wurde die elektronische Publikationsform gewählt, die sowohl ein „work in progress“ als auch einen nahezu uneingeschränkten Zugriff ermöglicht. Für die kritische Durchsicht sowie zahlreiche Anregungen danke ich Matthias Bretschneider (Meiningen), Herta Müller (Meiningen), Egon Luther (Jena) und Isabel Schmidt (Bamberg). Der Digitalen Bibliothek Thüringen danke ich für die Publikation des Lexikons. Meiningen, im September 2008 Maren Goltz 4 Alphons Abbass Violonist, Viola-Spieler; geb. 9. 11. 1856, gest. Mai 1924 (Freitod). Der jüngste Sohn des damaligen 1. Oboenbläsers der Hofkapelle in Weimar, Gottfried Abbass, erhielt ersten musikalischen Unterricht von seinem Vater sowie als von Th. Freiburg und Konzertmeister August Kömpel in Weimar. 1873 Mitglied des Kurorchesters in Liebenstein geworden, trat er im Herbst des Jahres in die Kapelle des Königs-Grenadier-Regiments zu Liegnitz ein, die auch das Stadttheater Liegnitz bespielte, wurde Konzertmeister, ging im Herbst 1876 in ein Konzertorchester nach Düsseldorf und im Frühjahr 1877 zum Musikvereinsorchester nach Gothenburg (Schweden). Im Herbst 1877 trat er als 1. Geiger in die Meininger Hofkapelle ein und wurde bald 1. Bratschist. 1886-1909 gehörte er dem Soloquintett der Meininger Hofkapelle an, wurde im August 1907 als Nachfolger Richard Mühlfelds zum „Herzoglicher Musikdirektor“ für Bühnenmusiken ernannt. Während sich Abbass erschoß, erhängte sich seine Frau. QUELLEN: Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Archivaliensammlung des Hennebergisch- Fränkischen Geschichtsvereins Nr. 212: Christian Mühlfeld: Musiker-Buch des Herzogtums Meiningen. Meiningen 1907ff. (Gekürzte Bearbeitung), Hofmarschallamt 1790 (Verzeichnis der Musiker und Kapellisten 1886), 2346 (Das Engagement der Musici …). Max Abbass Flötist; geb. 25. Mai 1844, gest. 8. 1. 1923 Hildburghausen. Der Sohn des damaligen 1. Oboenbläsers der Hofkapelle in Weimar und Bruder von Alphons Abbass (1856-1924) war Schüler des Kammervirtuosen Winkler in Weimar, als Flötist tätig in den Hofkapellen Coburg und Sondershausen, trat im November 1873 als 1. Flötist in die Meininger Hofkapelle ein und gehörte 1876-1901 dem Bayreuther Festspielorchester an. 1876-1911 Bibliothekar der Hofkapelle. Pensioniert wurde er am 1. 10. 1910. 1913 verkaufte er einen Violinbogen an die Hofkapelle. QUELLEN: Sammlung Musikgeschichte der Meininger Museen/Max-Reger-Archiv, Bestand Autographe Korrespondenz, Bestand Programmzettel; Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Hofmarschallamt 817 (Die Herzogliche Hofkapelle 1888-Mai 1913), 823 (Die Herzogliche Hof-Kapelle Mai 1913-1921), 1790 (Verzeichnis der Musiker und Kapellisten 1886), 2346 (Das Engagement der Musici …). LITERATUR: Maren Goltz/Herta Müller: Der Brahms-Klarinettist Richard Mühlfeld. Einleitung, Übertragung und Kommentar der Dokumentation von Christian Mühlfeld / Richard Mühlfeld, Brahms’ Clarinettist. Introduction, Transcription, and Commentary of the Documentation by Christian Mühlfeld. Balve 2007; Alfred Sous: Das Bayreuther Festspielorchester. Geschichte, Geschichten und Anekdoten von damals bis heute. Berlin 1997. Edmund Alexander Abesser Pianist; geb. 13. 1. 1839 Marktgölitz, gest. ? Der Sohn des Lehrers Friedrich Abesser erhielt den ersten Unterricht bei seinem Vater (Klavier, Orgel, Harmonielehre) und legte zu seiner Aufnahmeprüfung am Konservatorium der Musik zu Leipzig etwa 60 Kompositionen sowie ein „gutes Sittenzeugnis“ des örtlichen Pfarrers vor. Abesser studierte ab 4. 10. 1854 am Konservatorium (Inskriptionsnummer 514) Klavier (Ignaz Moscheles, Louis Plaidy), 5 Musiktheorie (Ernst Friedrich Richter, Moritz Hauptmann) sowie Vorlesungen und Gesang, wohnte zur Untermiete in der Johannisgasse 44 (bei Buchbinder Bach) sowie später in der Rosenthalgasse 9 und legte zu den Prüfungen zu Ostern 1855, 1856 und 1857 Prüfungen ab. Zu Weihnachten 1856 erhielt er vom Direktorium ein von Kammerrat Gottlob Frege ausgesetztes Stipendium zur „Unterstützung unbemittelter, fleißiger und begabter Schüler und Schülerinnen“, das für die Begleichung des Schulhonorars bestimmt war. An Michaelis 1857 ging er vom Konservatorium ab und wurde Hofpianist in Meiningen. Am 30. 7. 1859 spielte er ein Konzert in Hildburghausen „mit großem Beifall“. QUELLEN: Archiv der Hochschule für Musik und Theater Leipzig, Dokumente zur Inskription, Zeugnis. Georg Christian Abicht Hoftrompeter; geb. 1760 Laubingen, gest. ?. Der Sohn des Anspänners Christian Friedrich Abicht war während der Regentschaft Herzog Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1780- 1826) Hoftrompeter in Hildburghausen. Abicht heiratete 1816 Susanna Margaretha Berger (geb. 1784). Die Schuhmacherstochter war Kammerjungfer in Hildburghausen und wurde wegen Diebstahls verhaftet, worauf Abicht den Hof verlassen mußte. QUELLE: Landesbibliothek Coburg, Manuskript PM I/65: Christian Mühlfeld: Musiker-Buch des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Kurze Biographien von Musikern, Kantoren, Organisten, Dilettanten, die im Herzogtum geboren sind oder in demselben gewirkt haben. Meiningen 1908. LITERATUR: Ingward Ullrich: Hildburghäuser Musiker. Ein Beitrag zur