DFB.DE NATIONALSPIELER.DFB.DE 45 DFB.DE/DIE-MANNSCHAFT 2021

GROSSE SPIELER, HÖHEPUNKT AUCH DEUTSCHE IN DER GROSSE STADIEN OHNE EINSATZ Kaiser Franz und 80 Spieler, ein Schicksal: Chancen und Risiken des das „Estadio Azteca“ 14 im Kader – aber nie gespielt 22 Wechsels auf die Insel 30 INHALT 2 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

14 „Auf ewig in Erinnerung“ Große Spieler, große Stadien – und das Aztekenstadion

30 Glück auf der Insel Paul Seeburg war der Erste, und sind die bislang 22 Letzten Ganz nah dran 80 Spieler haben es in den DFB- Kader, aber nicht auf den Platz geschafft INHALT CDN-MAGAZIN 45 | 2021 3

38 „Wie der Sprung vom Startblock“ über sein erstes von 137 Länderspielen

EDITORIAL ZWEITE KARRIERE ZWEITE KARRIERE

„Ich glaube an die Qualität Ehemalige National- Der Heimatklub als der Mannschaft“ 4 spieler arbeiten bei Herzenssache -Klubs EIN LEBEN LANG 34 AUGEN AUF 18 AKTUELL IM BLICKPUNKT SERIE: MEIN ERSTES Interview mit DFB-HISTORIE LÄNDERSPIEL „ALLES IST MÖGLICH“ 6 80 Spieler teilen Miroslav Klose über ein Schicksal sein Länderspieldebüt FUSSBALL-HISTORIE GANZ NAH DRAN 22 „WIE DER SPRUNG VOM STARTBLOCK“ 38 Deutsch-deutsches Duell 1986 Interview mit dem zwischen Uerdingen und Dresden Dortmunder Wolfgang Paul EIN WUNDER, „EIN HÖHEPUNKT DIAGONALPÄSSE 42 VIELE GESCHICHTEN 10 AUCH OHNE EINSATZ“ 28

IN MEMORIAM SERIE: GROSSE SPIELER, NATIONALSPIELER – 45 GROSSE STADIEN INTERNATIONAL

Franz Beckenbauer Deutsche Nationalspieler RUNDE GEBURTSTAGE 46 über das „Estadio Azteca“ in der Premier League „AUF EWIG IN G L Ü C K A U F ERINNERUNG“ 14 DER INSEL 30 JUBILÄEN 47 EDITORIAL 4 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

„ICH GLAUBE AN DIE QUALITÄT DER MANNSCHAFT“

Liebe Freunde,

unverändert hat die Corona-Pandemie die Welt im Griff. Alle ­einmaliger Ausrutscher war. Gespannt dürfen wir sein, wie Länder sind betroffen, alle Menschen, alle gesellschaftlichen sich dabei im Kreis der Nationalspieler bewegt. Bereiche. Nichts ist gewöhnlich, nichts ist normal. Und doch Mich jedenfalls hat es sehr gefreut, dass sich dieser talentierte finde ich, dass die Schimmer der Hoffnung klarer werden. Spieler für den DFB und die deutsche Nationalmannschaft Jeden Tag werden auch in Deutschland immer mehr Men- entschieden hat. Dass er dabei seinem Gefühl gefolgt ist, schen immun gegen das Virus, auch aus dem Kreis des Clubs spricht für seinen Charakter, und umso mehr sage ich ihm ein der Nationalspieler können einige inzwischen aufatmen – herzliches Willkommen als Spieler des DFB. den Impfungen sei Dank. Dieser Hinweis ist mir wichtig: Mit einer Impfung schützt jeder Geimpfte nicht nur sich Aus Sicht der Nationalmannschaft geht der Blick schon über selbst, er fällt auch als Überträger von COVID-19 aus und den März hinaus in Richtung der EURO. Mir ist bewusst, welch ­verringert damit das Infektionsrisiko seiner Kinder und Enkel fordernde Gruppe wir mit Frankreich, Portugal und Ungarn und seiner Mitmenschen. Daher mein klarer Appell an alle, erwischt haben. Ich halte aber nichts davon, dass wir uns die schon berechtigt sind: Geht mit gutem Beispiel voran, unnötig klein machen. Ich glaube an die Qualität der Mann- lasst Euch impfen! schaft, ich glaube an die Fähigkeiten des Trainerteams, ich glaube, dass wir uns nicht verstecken müssen. Und in diesem Sportlich blicke ich optimistisch den vor uns liegenden Kreis, liebe Freunde, muss ich niemandem erzählen, dass die Heraus­forderungen entgegen. Ich bin ziemlich sicher, dass die deutsche Nationalmannschaft schon immer Charaktere ver- Nationalmannschaft schon bei den Spielen im März gegen einte, die das Team zu einer Turniermannschaft machen. Island, Rumänien und Nordmazedonien beweisen wird, dass Daher halte ich das Ziel, mindestens das Halbfinale zu errei- das Spiel gegen Spanien im vergangenen November ein chen, zwar für ambitioniert, aber ich halte eben nichts davon, EDITORIAL CDN-MAGAZIN 45 | 2021 5

keine Ambitionen zu haben. Auch wenn wir davon ausgehen In der vorliegenden Ausgabe des CdN-Magazins möchte ich müssen, dass der Rahmen der Spiele wohl nicht nur wegen der Euch besonders die Strecke empfehlen, die sich mit Spielern Verteilung auf den gesamten Kontinent von dem abweichen befasst, die für die Nationalmannschaft nominiert waren, die wird, was wir von vergangenen Europameisterschaften aber nie für Deutschland gespielt haben (ab Seite 24). ­kennen, freue ich mich sehr auf das Turnier und die Spiele der Mich freut dabei besonders, dass viele zwar aus nachvoll­ Mannschaft. Die Unterstützung des DFB ist dem Team sicher, ziehbaren Gründen bedauern, den Sprung aus dem Kader auf genauso, da bin ich sicher, wie die Unterstützung aus dem den Rasen nicht geschafft zu haben, dass die meisten unter Kreis des Clubs der Nationalspieler. ihnen aber schon die Nominierung als Privileg und als einen Höhepunkt ihrer Laufbahn empfinden. Wie Ihr wisst, sind im vergangenen Jahr diverse Feste aus­ gefallen, die wir anlässlich verschiedener Jubiläen mit Euch Viel Spaß bei der Lektüre wünscht feiern wollten. Mein Wort steht: wir holen das nach. Ich bin aber kein Freund von inhaltslosen Ankündigungen, daher Euer stelle ich hier keinen Ort und kein Datum in den Raum. Wir alle mussten in der Pandemie lernen, dass heute nicht mehr gilt, was gestern noch richtig war. Insofern bitte ich um Geduld. Ich kann hier aber versprechen: Wir werden wieder gemein- sam feiern, und wir werden immer zu schätzen wissen, was die Spieler aus dem Kreis des Clubs der Nationalspieler für den Fritz Keller DFB und den deutschen Fußball geleistet haben. DFB-Präsident AKTUELL IM BLICKPUNKT 6 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

Herr Neuer, hinter Ihnen liegt aus sportlicher Sicht ein Der Beste der Welt – haben Titel wie dieser sogar Auswirkungen ­überragendes Jahr 2020. Mit den Bayern haben Sie alles auf Ihr Spiel? Wie sehr wachsen Sie in den Augen der gewonnen, was es zu gewinnen gibt, auch individuell ­Stürmer durch eine solche Auszeichnung? ­wurden Sie mit Preisen und Auszeichnungen überhäuft. Ich weiß nicht, wie relevant eine einzelne Auszeichnung dafür Welche individuelle Auszeichnung hat für Sie die größte ist, aber klar ist, dass die Duelle zwischen Stürmern und Tor­ Bedeutung – die des Welttorhüters? hütern immer auch Psychospielchen sind. Ich kann nicht in Auszeichnungen für meine Stiftung bedeuten mir auch die Köpfe der Spieler schauen und also nicht beurteilen, was ­wahnsinnig viel, aber wenn es um das Sportliche geht, dann, sie denken, wenn sie mir gegenüberstehen. Häufig wird es so ja, dann geht nichts über den Titel des Welttorhüters. Auf gedeutet, dass die Spieler bei mir meinen, etwas Besonderes ­meiner Position als der Beste der Welt ausgezeichnet zu machen zu müssen. Ob das stimmt – keine Ahnung. ­werden – das ist schon eine große Nummer. Gibt es diesen Reflex denn umgekehrt? Arbeitet es in Ihrem Sie wurden Ende 2020 zum fünften Mal Welttorhüter. Ist es Kopf, wenn Cristiano Ronaldo oder vor Ihnen ein Ziel, in diesem Jahr zum sechsten Mal Welttorhüter und auftauchen? Haben Sie diesen Gedanken: „Da kommt der damit Rekord-Welttorhüter zu werden? Beste der Welt, wenn ich gegen ihn parieren will, muss ich Diese Auszeichnungen sind nie unmittelbares Ziel, sondern etwas Besonderes machen?“ Oder haben Torhüter in dieser folgen auf Leistungen und Erfolge. Mein Ziel ist es immer, Situation den Vorteil, nicht selber agieren zu müssen, meine Leistung zu steigern und mit meinen Mannschaften ­sondern auf eine Aktion reagieren zu können? erfolgreich Fußball zu spielen. Nur wenn wir mit der Grundsätzlich ist immer derjenige im Vorteil, der agieren kann. ­Nationalmannschaft eine gute Europameisterschaft spielen Das ist auch der Weg, den ich suche. Mein offensives Spiel ist und wir mit den Bayern ähnlich erfolgreich sind wie im ­darauf ausgelegt, zu agieren und die Dinge zu bestimmen.­ Anders ­vergangenen Jahr, ist eine neuerliche Auszeichnung als ist es bei den Eins-gegen-Eins-Duellen. Wenn dabei Cristiano Welttorhüter denkbar. Insbesondere in Turnierjahren muss Ronaldo vor mir auftaucht, dann weiß ich natürlich um seine dafür immer beides zusammenkommen: Erfolge und Fähigkeiten, weiß, was er alles kann. Seine Titel und Auszeichnun- gute Leistungen sowohl mit der National­mannschaft als gen lösen aber keine Änderungen in meinem Verhalten aus, es sind auch im Verein. seine Fähigkeiten, um die ich weiß und auf die ich mich vorbereite. AKTUELL IM BLICKPUNKT CDN-MAGAZIN 45 | 2021 7

„ALLES IST MÖGLICH“ Mit dem Spiel gegen Spanien, seinem 96. Länderspiel, ­wurde Manuel Neuer im Torhüter-Land Deutschland ­Rekord-Nationaltorwart. Hinter ihm liegen große Taten, vor ihm große Aufgaben, wie die EM in diesem Sommer. Im Interview spricht der Kapitän der Nationalmannschaft über seine Titel und seine Ziele. 1

Sie sind Welttorhüter, Ihr Bayern-Kollege Robert Lewan- lieber ist mir die Wertschätzung aus dem Kreis meiner dowski ist Weltfußballer. Hängen diese Titel miteinander ­Mitspieler und Trainer. Das muss dann gar nicht immer in Form zusammen? von Worten sein. Mir tut es ganz grundsätzlich gut, die Warum sollten sie dies tun? Zu­friedenheit von Trainern und Mitspielern zu spüren. Mein Spiel ist riskant und offensiv, es lebt von meinem Zutrauen in Weil Sie im Training die Erfahrung machen, wie man gegen meine Fähigkeiten – und dafür ist das Vertrauen meiner Mit- den weltbesten Fußballer pariert und er, wie man am welt­ spieler eine große Stütze. besten Torhüter vorbeikommt. Grundsätzlich gilt, dass es hilfreich ist, wenn man sich auch im Im Internet gibt es diverse und erstaunlich lange Videos mit Training mit den Besten der Welt messen kann. Und beim FC Ihren besten Aktionen 2020. Haben Sie eine Lieblingsaktion Bayern sind wir in dieser Hinsicht ziemlich gut aufgestellt. Was 2020? Lewi betrifft: Wir schenken uns nichts, ich freue mich sehr, 2020 hatten wir im Verein viele K.o.-Spiele, viele Endspiele, dass er bei uns in der Mannschaft spielt und wir uns im Trai- viele enge Spiele, die auf der Kippe standen. Mir ist es gelungen, ning duellieren können. Es ist gut, wenn man im Training auf in diesen Momenten für die Mannschaft dagewesen zu sein, höchstem Niveau gefordert wird. Für mich ist klar: So wie man auch mal in direkten Duellen gegen einen Gegenspieler. An trainiert, so spielt man auch. diese Situationen erinnere ich mich gern, eine spezielle Situa- tion, die ich über alle anderen stelle, ist aber nicht darunter. Sie haben 2020 nicht nur viele Titel gewonnen, Sie wurden auch mit Komplimenten überhäuft. Nach dem Champions Im DFB-Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen haben Sie mit League-Finale sprach mit Blick auf Ihre einem gezielten Befreiungsschlag das 3:0 von Robert ­Leistung von Wettbewerbsverzerrung, und das ist nur ein Lewandowski vorbereitet. Diese Aktion hat keinen beson- Beispiel. Wie nehmen Sie Äußerungen wie diese wahr? deren Platz? Mich freuen die Komplimente am meisten, die von Menschen Solche Situationen sind „on top“, würde ich sagen. Und ihr kommen, die sich in der Materie auskennen. Also Spieler oder Erfolg hängt dann auch immer davon ab, dass der Ball gut Trainer. Was das Beispiel betrifft: Es war schön zu hören, dass verarbeitet wird. Was das rein Torwartspezifische angeht, sind Thomas Tuchel eine so hohe Meinung von mir hat. Aber noch es eher die Paraden oder die Aktionen im Eins-gegen-Eins. AKTUELL IM BLICKPUNKT 8 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

Darunter gibt es welche, die wegen des Rahmens eine größere Ich weiß noch ziemlich genau, wie das damals alles war. Es Bedeutung haben. Die Aktionen gegen und Mbappé war zum Beispiel so, dass es für mich das einzige Länderspiel im Champions League-Finale gehören dazu, aber auch davor war, in dem vor dem Spiel keine Hymnen gespielt worden schon ein paar Aktionen zum Beispiel im Spiel gegen Lyon. sind. Es kam ein Scheich auf den Platz und hat jedem die Hand ­gegeben – und dann ging es los. Im Spiel selber war Wenn man mit Blick auf die Länderspiele 2020 die Partie in einiges los, wir haben 7:2 gewonnen, ich hatte ziemlich viel Spanien ausklammert – würden Sie dieses Fazit unterschreiben: zu tun. Für mich war das erste Länderspiel natürlich eine Die Spiele waren grundsätzlich gut, die Ergebnisse durch- große Geschichte. Ich bin damals zwischen den Welten wachsen, die Entwicklung der Mannschaft stimmt? gependelt. Nach dem A-Länderspiel bin ich zur U 21-National­ Ich habe Probleme damit, Spanien auszuklammern. Aber in mannschaft gefahren und wenig später wurden wir bei der der Rückschau auf 2020 würde ich zustimmen, dass unsere EM in Schweden­ Europameister. Nicht zu Unrecht wird oft größte Schwierigkeit war, Ergebnisse zu halten. Wir haben oft gesagt, dass alle weiteren Erfolge auch mit diesem Titel noch spät Gegentreffer kassiert, die das Bild trüben. Grund- zusammenhängen. sätzlich kann man sagen, dass das Jahr aus Sicht der National- mannschaft nicht einfach war. Erst hatten wir lange gar kein Mit dem 96. Länderspiel wurden Sie Rekordnationaltorhüter Spiel, dann viele Spiele in kurzer Zeit. Dabei hatten wir nur in einem Land, das wie kein anderes als Torhüter-Land gilt. wenige Trainingseinheiten und haben mit vielen jungen Haben Sie eine Erklärung für das deutsche Torhüter-Phänomen? ­Spielern agiert. Die Schwankungen, die es gab, sind dann Für mich liegt die Erklärung in der Tradition. Deutschland keine große Überraschung. Man kann das Ganze auch noch wurde 1954 Weltmeister – und ein überragender Toni Turek positiver sehen: Es ist gut, dass es kein Turnierjahr war, bei hatte großen Anteil daran. Es gab immer Vorbilder, denen allem Ehrgeiz ist die Bedeutung der Nations League nicht man nacheifern und an denen man sich orientieren konnte. ganz so hoch angesiedelt. Der Bundestrainer hatte die Chance, Die Art, wie sie trainiert haben, die Art, wie sie gespielt haben. viele Spieler und Formationen zu testen – für das Jahr 2021 Früher mehr vor der eigenen Haustür. Es gab keine Videos, und die weitere Zukunft kann das sehr wichtig sein. kein Social Media, wo man sich heute bei Torhütern auf der ganzen Welt etwas abschauen kann. Es gab nur die Vorbilder Zum Spiel gegen Spanien ist schon viel gesagt. Das Spiel in der Heimat. Und umso vorteilhafter war es, dass diese war für Sie ein Besonderes, weil es Länderspiel Nummer 96 ­Vorbilder so gute Torhüter waren. war und Sie damit als deutschen Rekordtorhüter abgelöst haben. Was bedeutet es Ihnen, der Torhüter mit Vorbilder produzieren Nachfolger. Dann legen Sie aktuell den meisten Länderspielen für Deutschland zu sein? die Basis dafür, dass Deutschland auch in der nächsten Für mich fühlt es sich irgendwie komisch an, Sepp Maier abge- Generation überragende Torhüter haben wird? löst zu haben. Er ist für mich eine Legende, eine unglaublich Die Situation hat sich geändert. Wenn ein junger Torhüter aus positive Figur, auf und neben dem Platz. Zu ihm habe ich ein Südamerika mein Spiel toll findet, dann findet er dazu ohne gutes Verhältnis, wir stehen in Kontakt und haben uns auch großen Aufwand auch Hintergründe. Wie ich trainiere, wie ich vor dem Spiel geschrieben. Mich macht es einfach stolz, mich im Spiel verhalte, was ich für meinen Körper mache. ­bislang schon so häufig für Deutschland auf dem Platz Diese Möglichkeiten haben deutsche Torhüter nicht mehr gestanden zu haben. Das ist schon groß. Es ist ja auch Beleg exklusiv. Das zeigt sich auch daran, dass die einzelnen für eine gewisse Konstanz in meiner Karriere. Ich empfinde ­Nationen früher für einen bestimmten Stil des Torhüter-Spiels auch Dankbarkeit gegenüber allen Personen, die mich auf standen und diese Unterschiede heute nicht mehr existieren meinem Weg begleitet und mir geholfen haben, der Torhüter beziehungsweise viel weniger ausgeprägt sind. Ich sehe das zu werden, der ich heute bin. aber nicht negativ: Jeder kann von jedem lernen, davon profi- tieren alle Torhüter der Welt – auch ich. Zwischen dem ersten Spiel und dem 96. liegen mehr als zehn Jahre. Ihr Debüt gaben Sie am 2. Juni 2009 in Dubai Wie viel Potenzial für Steigerungen sehen Sie in Ihrem Spiel gegen die Vereinigten Arabischen Emirate. Für wie realis- noch. Oder geht es für Sie nur noch darum, Ihr Niveau zu tisch hätten Sie es gehalten, wenn man Ihnen damals gesagt halten? hätte, zehn Jahre später sind Sie Rekordtorhüter und fünf- Natürlich geht es mir um Verbesserungen. Jedes Training maliger Welttorhüter? bestreite ich mit der Ambition, besser zu werden. Ich bin ehr- Ich hätte gesagt: „Das nehme ich so.“ (lacht) Ob ich es für geizig, ich bin Perfektionist, ich bin nie zufrieden. Auch wenn ­realistisch gehalten hätte – keine Ahnung. Das wäre damals es Details sind, aber ich sehe viele Bereiche, in denen ich mich wahrscheinlich ziemlich anmaßend gewesen. noch verbessern kann. Früher habe ich mir gerne „Eurogoals“ angeschaut und dabei das Verhalten der Torhüter analysiert, Welchen Stellenwert nimmt dieses erste Länderspiel im heute mache ich das vor allem mit meinem eigenen Spiel. Wie Rahmen Ihrer Entwicklung ein? Wie gut sind Ihre Erinnerun- sind meine Schrittfolgen beim Herauslaufen, wie habe ich gen an den ersten Auftritt? mich zum Gegenspieler postiert, mir geht es darum, jede AKTUELL IM BLICKPUNKT CDN-MAGAZIN 45 | 2021 9

Welche Ziele haben Sie mit Blick auf die EM? Was trauen Sie der Mann- schaft zu? Ich traue uns alles zu.

Alles? Ich bin ein positiver Mensch, ich glaube an uns, ich glaube daran, dass wir die Möglichkeit haben, bei der Europa­ meisterschaft in diesem Sommer eine gute Rolle zu spielen.

Welche Faktoren müssen zusammen- kommen, damit das Turnier erfolg- reich wird? Wir wissen, wie wichtig bei einem Tur- nier die Mentalität der Mannschaft ist, der Zusammenhalt in der gesamten Gruppe. Europameister zu werden, ist ein ­großes Ziel, ein über­ragendes Ziel. Jeder von uns ist schon jetzt dafür ­verantwortlich, alles dafür zu tun, im Sommer den größtmög­lichen Beitrag dafür zu leisten, den er leisten kann.

Die Mentalität muss stimmen. Was ist sonst noch notwendig, damit die Mannschaft eine erfolgreiche EM bestreiten kann? Wir müssen unsere Defensive stabili- ­einzelne Situation zu hinterfragen und aus möglichen Fehlern sieren, es ist offenkundig, dass wir zuletzt zu viele Gegentore Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. bekommen haben. Bei einem ­Turnier geht so etwas nicht. Als Mannschaft müssen wir ­kompakter stehen, die Distanzen Für die Nationalmannschaft geht es jetzt weiter mit den ­zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen müssen kleiner Spielen gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien im sein, die Wege kürzer. Insgesamt ist es für die Stabilität auch Rahmen der Qualifikation für die WM 2022. Stimmen Sie zu, wichtig, dass wir mehr kommunizieren, einander mehr dass diese Spiele auch schon für die EM 2021 große ­helfen. Und hier sind nicht nur die Führungsspieler gefragt. Bedeutung­ haben? Auch die Spieler mit weniger Erfahrung müssen Verant­ Natürlich, aber so ist es vor Turnieren ja immer. Diese Spiele wortung ­übernehmen und andere darauf hinweisen, wenn müssen wir ernst nehmen, sie müssen uns aber auch zum sie falsch stehen oder sich eine Situation außerhalb ihres ­Einspielen dienen für die EM im Sommer. Durch den kom­ ­Blick­felds ent­wickelt. Wenn wir uns in diesen Bereichen pakten Spielplan haben wir dafür ansonsten nur wenig ­steigern, dann haben wir durchaus Grund, mit Optimismus in ­Gelegenheiten. Wir müssen also hellwach sein, dürfen keine die EM zu starten. Zeit verschwenden, sondern jede Einheit nutzen. Was muss die Mannschaft erreichen, damit Sie von einem Was muss in diesen drei Spielen passieren, damit dieses 0:6 guten Turnier sprechen? gegen Spanien aus den Köpfen verschwindet? Für mich ist dafür die Platzierung nicht alleine ausschlag­ Das ist ziemlich simpel: Wir müssen gut und erfolgreich gebend. Ich bin zufrieden, wenn wir unsere Möglichkeiten ­spielen. Auch wenn es eine Floskel ist: Wir müssen den ausschöpfen, wenn wir mit Leidenschaft, Disziplin, Spaß und Blick in die Zukunft richten. Die Vergangenheit, dieses eine Begeisterung Fußball spielen. Ich bin mir sicher: Wenn wir das Spiel, ­können wir nicht mehr ändern. Mit der WM-Quali­ machen, kann es für uns sehr weit gehen. Verstecken müssen fikation und der EM stehen für uns nun neue Wettbewerbe wir uns nicht. an. Vor uns ­liegen große Aufgaben, und ich habe große Lust darauf, diese großen Aufgaben mit der Mannschaft INTERVIEW Steffen Lüdeke zu lösen. FOTOS (1) picture-alliance/Peter Schatz, (2) Liewig Christian/ABACA FUSSBALL-HISTORIE 10 CDN-MAGAZIN 45 | 2021 EIN WUNDER, VIELE GESCHI CHTEN

Kaum ein Fußballspiel bewegt die Gemüter so wie dieses deutsch-deutsche Duell im März 1986. Nach 1:3-Rückstand gewinnt Bayer Uerdingen gegen­ mit 7:3 und ­erreicht nach einem 0:2 in Dresden das Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger. „Das Wunder von der Grotenburg“, jubiliert man in Krefeld. Das „irrste Spiel aller ­Zeiten“ bietet mit der Flucht von Frank Lippmann Stoff für einen Politthriller. Viele CdN-Mitglieder ­waren dabei – heute vor 35 Jahren.

1

1_ (rechts) und Dietmar Klinger im Moment des Triumphs. 2_Frank Lippmann gelingt erst ein Tor und Stunden später die Flucht. 3_ hat für Uerdingen 31 Tore erzielt. Drei davon beim Wunder von der Grotenburg.

3 FUSSBALL-HISTORIE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 11

eit heilt alle Wunden, sagt man, und Klaus Sammer und Frank Lippmann sind dafür gute Beispiele. ­Dresdens Lippmann hatte sich nach dem 3:7 gegen ZBayer Uerdingen in den Westen abgesetzt, Trainer EIN WUNDER, Klaus Sammer mit dem Aus gegen eine Mannschaft des ­„Klassenfeinds“ eine seiner bittersten Nieder­lagen kassiert. Ereignisse, die wenig später dazu führten, dass Sammer als Dynamo-Trainer entlassen wurde. Beide pflegen heute einen entspannten Umgang mit diesem besonderen ­Kapitel ihrer Ver- VIELE GESCHI CHTEN gangenheit. Lippmann, der kurz nach der Wiedervereinigung nach Sachsen­ zurückkehrte, wird von seinem ehemaligen Coach bis heute stets kurz und knapp begrüßt: „Flüchtling!“

Lippmanns spontane Entscheidung im Frühjahr 1986, das Mannschaftshotel und damit sein altes Leben in der Nacht nach dem 3:7 über die Tiefgarage zu verlassen, bedeutete für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) eine schwere Schlappe. Schließlich war von Mielkes Genossen, wie immer vor Auftritten­ der DDR-Mannschaften beim Klassenfeind, alles geprüft und durchleuchtet worden. Doch der Scheinwerfer fiel in diesem Fall auf den falschen Akteur – nicht Lippmann, sondern ein anderer Dynamo-Kicker geriet ins Visier: Jung- National­spieler Jörg Stübner, der Shooting-Star des DDR-Fußballs.

Stübners großer Auftritt

Mit 18 gab Jörg Stübner im August 1983 sein -Debüt. Es folgte ein scheinbar unaufhaltsamer Aufstieg des Fußballers mit der Popperlocke. Vor­läufiger Höhepunkt: Sein Auftritt beim 2:0-Erfolg im WM-Qualifikationsspiel gegen Europa- meister Frankreich. Er degradierte Michel Platini im Septem- ber 1985 zum Statisten. „Laufwunder“ und „Rasenmäher“ überschlagen sich die Kommentare. So wurde der Dynamo- Liebling zum Pop-Star des DDR-Fußballs. In dieser Zeit wird ­Stübner bedrängt, als „Inoffizieller Mitarbeiter“ in der Dynamo-Kabine Augen und Ohren offen zu halten und 2 Bericht zu erstatten. Der 20-Jährige bekommt es mit der Angst zu tun, er­bittet Bedenkzeit. Als er Tage später zum Treff in eine konspirative Wohnung zitiert wird, lernt er die Begründung ­auswendig. „Mir liegt das nicht, andere auszu­horchen!“, beginnt er seinen Vers und sieht seine Hände zittern. „Sollte mein Tun auffliegen, kann ich mich bei Dynamo nie wieder blicken lassen! ­Deshalb mache ich das nicht!“ Für die Genos- sen des Ministeriums für Staats­sicherheit stellt der ledige Stübner, der sich ihrer Zusammenarbeit entzogen hat, fortan ein großes Risiko dar.

Und so hat der deutsch-deutsche Vergleich zwischen Bayer Uerdingen und Dynamo Dresden gleich mehrere ­Ebenen. Sportlich rechnen sich die Dresdner nach dem 2:0-Hinspiel- sieg gegen Bayer Uerdingen gute Chancen für das Rückspiel aus. Unmittelbar davor schlägt das MfS Alarm. Stübner wird verdächtigt, das Spiel im Westen zur Republikflucht zu nutzen. Ein Szenario, das die Stasi unbedingt verhindern will. Am Tag vor dem Rückspiel trifft sich das Kollektiv der Schwarz-Gelben am ­Morgen auf dem Vereinsgelände. Kaum rollt der Mann- schaftsbus zum Flug­hafen Dresden-Klotzsche, wird das MfS aktiv. Was danach passiert, erfährt Jörg Stübner erst im ­Februar 2019 aus seiner Stasi-Akte: „Termin der Maßnahme: 18.3.86 von 8.15 – 8:45 Uhr. Am heutigen Tage wurde nach Abfahrt FUSSBALL-HISTORIE 12 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

der Mannschaft konspirativ der Spind des Stübner untersucht, 45 Minuten gehen klar an die Gäste. Schon in der ersten Spiel- mit Beteiligung zweier Genossen der Abteilung VIII. Zwei Vor­ minute erzielt Ralf Minge das 0:1. Nach dem zwischenzeit­ hängeschlösser waren zu überwinden. Die rechte Seite des lichen Ausgleich durch Wolfgang Funkel (13.) treffen Frank ­Spindes war leer, bis auf leeres Notizbuch, Brief­papier und Lippmann (36.) und (42., Eigentor) zum 1:3-Halb- ­Autogrammpost. In der linken Seite des Spindes hingen Trainings­ zeitstand. In Summe beider Spiele damit schon 5:1! Die sachen und lagen Sportschuhe.“ schwere Verletzung von Dresdens Keeper Bernd Jakubowski nach Wolfgang Funkels Foul scheint nur eine Randnotiz. In der Post aus dem Westen Halbzeitpause muss der Torhüter in der Kabine gespritzt ­werden, schreit vor Schmerzen. Für ihn kommt der unerfah- „Die dachten wirklich, ich würde abhauen!“ Als Jörg Stübner rene Jens Ramme ins Spiel. Was danach passiert, ist Fußball- den Aktenvermerk 33 Jahre später las, wusste er sofort, worum Geschichte – Hälfte zwei gerät für Dresden zum Fiasko: es damals ging: „Ich weiß, was die gesucht haben! Ich hatte ­Wolfgang Funkel (58. 79.), Lárus Guðmundsson (63.), Wolf- eine Freundin aus Polen. Die ist Anfang 1986 in den Westen gang Schäfer (65., 86.) und Dietmar Klinger (78.) sorgen für ausgereist und hat mir von dort einen Brief geschrieben. Aller- das Wunder von der Grotenburg. Sechs Gegentreffer in dings an die Vereinsadresse. Deshalb wussten die davon.“ Es ist 30 Minuten, am Ende steht aus Dresdner Sicht ein 3:7! Wortlos davon auszugehen, dass das MfS den Nationalspieler noch in schleichen die Dynamos vom Rasen. Dresden-Klotzsche aus dem Flugzeug geholt hätte, wenn sich nur vage Anhaltspunkte aus den Fundstücken in seinem Spind Hektik im Hotel ergeben hätten. Aber der Brief der Freundin lag nicht dort, die Stasi suchte vergeblich. Zum Glück für Stübner, wer weiß, was Fußball ist zu Ende, der Thriller beginnt. Unmittelbar nach dem die Stasi in die Zeilen der Freundin hineingelesen hätte?! Bei Spiel stellt ein Platzarbeiter einen großen Koffer vor der Gäste- „Gefahr im Verzug“ kannte die Stasi kein Pardon. Erst 1981, also kabine ab. „Schönen Gruß von Vollack, ist für Jakubowski!“­ Nie- nur fünf Jahre vor dem Uerdingen-Spiel, war im Fall „Weber, mand reagiert, der Koffer bleibt stehen. Als die Mannschaft gegen Kotte, Müller“ mit vergleichbarer Ausgangslage gleich ein Trio 23 Uhr ins Hotel zurückkehrt, ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Dresdner Nationalspieler verhaftet worden. Das späte Abendbrot bleibt unberührt. Dann setzt Frank Lipp- mann um, was nur vage geplant war. Der 24-jährige Linksaußen In Krefeld angekommen, bezieht das Dynamo-Team gegen- steigt ins Auto eines Bekannten und flieht durch die Tiefgarage über vom Bahnhof im „Hansa Hotel“ Quartier. Neun Einbett- zu Verwandten nach Nürnberg. Niemand achtet auf ihn, ­niemand und acht Zweibettzimmer sind reserviert. Jörg Stübner wird folgt ihm. Irgendwann wird sein Fehlen bemerkt. Um 03:30 Uhr Torhüter Bernd Jakubowski zugeteilt. Kein Zufall, wie der ­stehen Mannschaftsleiter Wolfgang Pfeiffer und die Spieler Abschlussbericht des damaligen Dynamo-Bosses Harry Arlt Dixie Dörner, Andreas Trautmann und Hans-Uwe Pilz vor der Tür belegt: „Bei der Belegung der Zimmer gingen wir in erster Linie von Horst Arlt und erklären aufgeregt: „Der ­Lippmann ist weg!“ von Sicherheitserfordernissen aus und legten die jungen Spieler zu einem älteren und als politisch zuverlässig einzuschätzenden Jörg Stübner bekommt von der Hektik im Hotel nicht viel mit, Spieler in das Zimmer. Deshalb ließen wir beispielsweise er hatte sich zurückgezogen. Das Ausscheiden wurmte ihn BERND JAKUBOWSKI mit JÖRG STÜBNER und DÖRNER mit auch mehr als drei Jahrzehnte später. „Europapokal-Halb­ LIPPMANN jeweils ein Zimmer beziehen.“ finale, wann bekommt man wieder mal so eine Chance? Dazu das Ausscheiden gegen eine Mannschaft, die fußballerisch Die Mittagsruhe ist von hektischen ­Aktivitäten geprägt. nun wahrlich keine Bäume ausgerissen hat. Einzig mit Robust- Dynamo-Boss Arlt stellt fest, dass die meisten Spieler auf der heit und Athletik glänzte und den Schiedsrichter auf der Seite vierten, die Delegationsleitung aber auf der fünften Etage hatte“, sagte Stübner mir in einem Gespräch im Jahr 2019. einquartiert ­worden waren. Deshalb muss Mannschaftsleiter „Und wir? Sind eingegangen wie die Primel!“ Wolfgang Pfeiffer sofort Jakubowski/­Stübner tauschen. Den Belegungsplan ändert Arlt aber nicht, gibt ihn in seiner Mit leeren Händen stehen auch die Mitarbeiter­ des MfS nach ursprünglichen Form an die Rezeption. Kurz darauf klingelt ihrer Durch­suchung im März 1986 vor dem Stübner-­Spind. In das Telefon in dem Zimmer, in dem kurz zuvor das Duo Jaku- der Akte steht: „Durch die Genossen der Abteilung VIII wurden­ bowski/Stübner weilte. „Ja, bitte?“, sagt nun Wolfgang­ Pfeiffer, bei der Durchsuchung keine Hinweise bekannt, die auf Republik­ als er den Hörer abnimmt. Der männliche Anrufer stellt sich verrat hindeuten würden.“ Fragend blickte ich Jörg Stübner im als Werner Vollack vor. Er sei der Torwart von Bayer Uerdingen Februar 2019 an: Wo war der Brief der Freundin?­ Er lächelt. und hätte einen Koffer mit Kindersachen für Bernd Jakubowski, „Den Brief hatte ich damals immer am Mann, in meiner Innen- wolle ihn ins Hotel bringen. Jakubowski wird zur Rede gestellt. tasche. Also auch mit in Uerdingen“, sagt er und stellt klar: Er verneint, irgendetwas mit Vollack ausgemacht zu haben. „Aber abhauen war für mich nie ein Thema!“ Jörg Stübner Berichtet aber, dass ihm Ähnliches schon einmal passiert (47 Länderspiele) starb am 24. Juni 2019 mit 53 Jahren in wäre, 1979 in Stuttgart. Jörg Stübner steht daneben und ­Dresden. Die ganz persönliche „Uerdingen-Geschichte“ des staunt, wie geschickt sich „Jaku“ aus der Affäre gezogen hat. kleinen Kämpfers sollte 35 Jahre nach dem Wunder von der Als die ­Fragesteller das Zimmer verlassen haben, grinst der Grotenburg nicht vergessen werden. ­Torhüter seinen Mitspieler an: „Bin ja nicht doof.“

TEXT Uwe Karte Am Abend wird um 20.15 Uhr in der „Grotenburg“ erstmals FOTOS (1,2,3,5,6) picture-alliance, (4) imago/teutopress, ein TV-Live-Spiel angepfiffen, das ZDF überträgt. Die ersten (7) imago/Kicker/Eissner, (8) imago/Horstmüller FUSSBALL-HISTORIE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 13

4

5

6

7

4_Für Klaus Sammer folgte ein paar Wochen nach dem Aus gegen Uerdingen das Aus als Dynamo-Trainer. 5_Dreieinhalb Jahre später fiel die Mauer tatsächlich. 8 6_Ralf Minge bringt die Gäste schon nach wenigen Sekunden in Führung. 7_Nicht wenige meinen, dass das Wunder von der Grotenburg ohne die Verletzung von Dresdens Torhüter Bernd Jakubowski nicht passiert wäre. 8_Die Brüder Friedhelm (links) und ­Wolfgang Funkel haben im Fußball gemeinsam viel erlebt. SERIE: GROSSE SPIELE, GROSSE STADIEN 14 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

„ AUF EWIG IN ERI NNERUNG “

1

Fünfmal trat Franz Beckenbauer im „Estadio Azteca“ an, zwei­mal als Spieler, ­dreimal als DFB-Teamchef. Das „Jahr­hundertspiel“ im WM-Halbfinale 1970 gegen Italien ging dabei­ ebenso verloren wie das WM-Finale 1986 gegen Argentinien.­ Doch den Rückblick auf das Aztekenstadion in Mexico City empfindet der „Kaiser“ auch heute als ­„überwältigend eindrucksvoll“. „Das Erlebnis Azteca“, sagt er, ­„gehört zu den größten Momenten meiner Karriere.“ 15

Herr Beckenbauer, in Ihren verschiedenen Funktionen haben Sie auf der ganzen Welt in unzähligen Stadien gespielt und „ AUF EWIG IN ERI NNERUNG “ un­zählige Stadien erlebt. Darunter auch das legendäre Aztekenstadion in Mexico City. Erzählen Sie mal: Was macht für Sie den Reiz dieses Stadions aus? Der Zauber und die Verzauberung des ­Fußballs gehen auch von seinen Kultstätten aus. Dazu gehört das Aztekenstadion. Das ist wie bei Olympia. Wenn du über die Olympischen Spiele glaubhaft erzählen sollst, musst du live dabei gewesen sein. Wenn man was sagen soll über die Faszina- tion des Fußballs, dann gibt es ein paar Arenen auf der Welt, vor allem das Mara- canã in Rio, das Wembley in London oder das Aztekenstadion in Mexiko, deren Magie man erlebt haben muss. Am besten als Spieler und am besten bei einem großen Ereignis. Wenn du mitreden willst im ­Fußball, dann musst du dabei gewesen sein.

Pelé 1970, Maradona 1986, Beckenbauer 1970. Jeder dieser drei Größen des Welt- fußballs spielte bei einer Weltmeister- schaft im Aztekenstadion und hatte die Chance, in Mexico City seine Karriere als Spieler mit dem Weltmeister-Titel zu krönen. Pelé und Maradona haben es im Gegensatz zu mir dort geschafft. Mir blieb diese letzte absolute Steigerung in Mexiko versagt.

Weil Sie 1970 im „Jahrhundertspiel“, dem Halbfinale gegen Italien, ausschieden. 16 Jahre später kamen Sie als Teamchef mit der deutschen Nationalmannschaft noch einen Schritt weiter. Diesmal stand Deutschland im Aztekenstadion im WM- Finale. Zum Triumph gereicht hat es wieder­ nicht. Zwei jeweils kurz vor der Ziellinie geschei- terte Anläufe auf den WM-Titel – das war schon ein bisschen bitter. Doch man muss ehrlich zugeben, dass die Argentinier im Endspiel 1986, über die gesamte Spielzeit betrachtet, verdient Weltmeister geworden sind. Glücklicherweise konnte ich aber jeweils vier Jahre später, 1974 als Spieler und 1990 als Trainer, mit dem Gewinn der WM-Titel vieles wiedergutmachen. Wenn auch nicht im Aztekenstadion.

2 Kann man daher davon ausgehen, dass Sie das „Estadio Azteca“, so der offizielle 1_1970 die schönste und modernste Fußballarena Name dieser fantastischen Riesenschüssel der Welt: das „Azteca“ in Mexico City. in 2.200 Metern Höhe, am liebsten aus 2_Gehandicapt mit Arm in der Schlinge: der Liste der legendären Fußballarenen, in Franz Beckenbauer im „Jahrhundertspiel“ 1970. denen Sie tätig waren, streichen würden? SERIE: GROSSE SPIELE, GROSSE STADIEN 16 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

3_Als Teamchef im „Azteca“ geschlagen: Beckenbauer nach der Finalniederlage 1986. 4_O Rei, der König – 1970 krönt Pelé im „Azteca“ seine Karriere mit dem dritten WM-Titel. 5_Diego Maradona 1986 im „Azteca“ bei seinem Jahrhundertsolo gegen England.

3

Ganz im Gegenteil! Wir waren ja bei tischen Spielverlaufs, der für die Nach einem Foul von Giacinto Facchetti ­beiden WM-Endrunden mehrere 115.000 Zuschauer und für das Fern- musste ich eine Stunde mit einer schwe- Wochen in Mexiko. 1970 habe ich zum sehpublikum unvergesslich war. 3:4 am ren Schulterecksprengung spielen. Für ersten Mal dieses fantastische Land und Ende, sieben Tore in einem Halbfinale! das Foul hätte es, übertrieben gesagt, die unglaubliche Fußballbegeisterung Davon fünf Treffer in der Verlängerung – fünf Elfmeter geben müssen, doch es seiner Menschen kennengelernt. Dieses das hat es bis heute, glaube ich, nicht gab nur Freistoß. Zur Verlängerung hatte legendäre Aztekenstadion wird mir ewig mehr gegeben. Es war von beiden ich dann solch schlimme Schmerzen, in Erinnerung bleiben. Dort kann man Teams eine perfekte­ Vorstellung. Die dass ich mit einer Armschlinge und schon mal ein Spiel verlieren, ob es nun Italiener mussten allerdings für diesen ­festgezurrtem Oberarm weiterspielen 1970 im Halbfinale gegen Italien war Leidensweg bis zur völligen Erschöp- musste, weil wir nicht mehr auswechseln oder 1986 im Finale gegen Argentinien. fung in der Höhe und Hitze von Mexico konnten. Ich war zwar noch auf dem City einen hohen Preis bezahlen. Sie Platz, konnte aber nichts mehr bewirken. Welches dieser beiden WM-Spiele waren, von unserer erbitterten Gegen- beeindruckt Sie bis heute stärker? wehr völlig ausgelaugt, wenige Tage später Welche Konsequenzen und Lehren In beiden Spielen gaben nur Kleinig­ an gleicher Stelle im Finale gegen Brasi- haben Sie aus den beiden WM-­Auftritten keiten den Ausschlag zu unseren lien beim 1:4 komplett­ platt und ohne im Aztekenstadion im Hinblick auf Ungunsten. 1986 gegen Argentinien Chance. Ihre folgenden großen Triumphe bei lagen wir 0:2 hinten und sind auf 2:2 den WM-Turnieren 1974 als Spieler rangekommen, ehe ein Abwehrfehler In der Verlängerung erzielte Gerd und 1990 als Teamchef gezogen? zum 2:3 die Entscheidung brachte. ­Müller in der vierten Minute die 1970 spielte ich noch im Mittelfeld mit Doch wir haben respektvoll auf diese 2:1-Führung. Hätten Sie sich damals einem Manndecker als direktem Gegen- Niederlage reagiert und dementspre- schon die Entscheidung durch das spieler. Danach agierte ich im Hinblick chend fair gratuliert. Unser Spiel 16 „Golden Goal“ gewünscht, so wie es auf 1974 immer mehr als Libero, weil ich Jahre vorher gegen Italien hatte natür- bei 1996 im Finale von von dort insgesamt noch mehr Einfluss lich eine ganz andere Dramaturgie, Wembley der Fall war? auf das Spielgeschehen nehmen konnte, unglaublich spannend und mitreißend – In diesem Fall ausnahmsweise „ja“! mit mehr Übersicht und viel mehr und am Ende niederschmetternd. (lacht). Doch den Fußballfans in aller ­Entfaltung für die Offensive. Welt und den Zuschauern im Stadion Dieses Halbfinale gegen Italien wird wäre eine einzigartige Verlängerung Und als Teamchef 1990 in Italien? heute noch als „das Jahrhundertspiel“ entgangen, in der das grandiose Spek- 1986 hatte ich mich entschieden, Lothar der Fußball-Geschichte bezeichnet. takel auf die Spitze getrieben wurde. Matthäus als Bewacher von Diego Mara- Warum hat dieses Spiel eine solche Dieses Spiel in seinen 120 Minuten dona abzustellen. Unseren besten Spie- Titulierung erhalten? ­miterlebt zu haben, das war für jeden, der ler gegen den besten Spieler der Welt. Wegen der Klasse der beiden Mann- dabei war, eine absolute Bereicherung. Damit habe ich ihn zu sehr für unser Spiel schaften, die an ihre Leistungsgrenze nach vorne eingeschränkt. Vier Jahre und in der Verlängerung noch darüber Für Sie war dieses Jahrhundertspiel später habe ich das korrigiert und Guido gegangen sind. Und wegen des drama- allerdings sehr schmerzhaft. Buchwald mit ­dieser Rolle beauftragt, 17

4

5

wodurch Lothar freie Bahn im Mittelfeld weiter. Unsere Flankenk­önige wie Gra- Platz drei gegen Uruguay war ich hatte und unsere Offensive entschei- bowski und Libuda wunderten sich Zuschauer, als ich wegen meiner Schulter­ dend beflügelte. Das war die Grund­ manchmal, dass ihre Flanke bisweilen verletzung nicht mitspielen konnte. voraussetzung für den WM-Gewinn. weit auf der Gegenseite ins Aus segelte. Stimmt! Sie haben diese Arena also aus Im Dezember 1968 spielten Sie, zwei- Als Teamchef traten Sie 1985 mit der allen möglichen Perspektiven erleben­ einhalb Jahre nach der Eröffnung der Nationalmannschaft zu Testspielen dürfen: Spielfeld, Trainerbank und Tri- damals modernsten Fußballarena der gegen England und Mexiko im büne. Welcher Blickwinkel war dabei Welt, zum ersten Mal im Azteken­ Azteken­stadion an. Ihre Erinnerungen? der spektakulärste? stadion. Welchen ersten Eindruck Bei diesen beiden WM-Tests wollten wir Sicherlich der auf dem Spielfeld. Doch ­hinterließ der ursprünglich nach dem schon mal ein Gespür für die besonderen auch als Zuschauer war es ein unglaub­ Stadtviertel „El Coloso de Santa Verhältnisse in der Höhe von Mexico liches Erlebnis. Ich habe auch noch das Ursula“ benannte „Koloss“ auf Sie? City bekommen. Zunächst allerdings fantastische Viertelfinale zwischen Gänsehaut total habe ich bekommen. Rund bekamen viele unserer Spieler „Monte- ­England und Argentinien mit Maradonas 120.000 Zuschauer – das war natürlich zumas Rache“, also massive Darm­ legendärem Alleingang über den halben eine Dimension, die wir von uns zu Hause probleme, und konnten nicht spielen. Platz und seiner „Hand Gottes“ als in Deutschland nicht kannten.­ Dazu der ­Beobachter auf der Tribüne miterlebt, ­Komfort in den Kabinen­ und Privatlogen Stimmt es, dass Sie damals sogar kurz war also insgesamt sieben Mal im Azteca. mit ihren ­Balkonen und dem unverwech- vor einem Comeback in der National- Zusammenfassend lässt sich sagen, dass selbaren Dach rundherum. Für mich war es mannschaft standen? ich fünf Weltmeister­schaften als Spieler einer der größten Momente meiner Angesichts der vielen Ausfälle steckte und Teamchef bestritten und dabei vier- ­Karriere, dieses Stadion zu betreten und in mir unser damaliger Präsident und mal das Endspiel erreicht habe. Doch die ihm zu spielen. Ein traumhaftes Erlebnis. Delegationsleiter beein­druckendste WM war die, bei der einen Zettel zu. Darauf stand: „Lieber wir es nicht ins Finale geschafft haben. Was macht das „Azteca“ darüber hi­­naus Herr Beckenbauer, ich hätte nichts 1970 in Mexiko. Für mich war sie mit so besonders, welche Rolle spielt die dagegen, wenn Sie gegen Mexiko Abstand die schönste. Erstens waren das Höhe, in der das Stadion liegt? ­spielen würden.“ Eine eher skurrile Turnier und das ganze Drumherum noch Die Höhe gehört nun mal zu den landes­ ­Botschaft zwei Monate vor meinem nicht so total professionell durchgetaktet. typischen besonderen geografischen 40. Geburtstag. Noch einmal ein Auftritt Zweitens waren die Mexikaner ein Umständen. Leon, wo wir 1970 zunächst als Spieler im Aztekenstadion kam für ­wunderbarer, total herzlicher Gast­geber. viermal gespielt haben, liegt ja schon mich natürlich nicht infrage. Und drittens hatte ich damals zum ersten 1.600 Meter hoch. Das Azteca dann Mal das unvergessliche „Erlebnis Azteca“. 2.200 Meter. Hinzu kam die Hitze im Können Sie beschreiben, welche Rolle Halbfinale von gefühlt mehr als 35 Grad. die fünf Erlebnisse im Aztekenstadion INTERVIEW Wolfgang Tobien Probleme bereitete in der Höhe von im Rahmen Ihrer Karriere einnehmen? FOTOS (1) imago, (2) imago/Sven Simon, Mexico City aber vor allem das Verhalten Ich war dort mehr als fünfmal live (3) imago/Sportfoto Rudel, (4) imago/TT, des Balls. Der flog in der dünnen Luft viel dabei. Bei der WM 1970 im Spiel um (5) imago/AFLOSPORT ZWEITE KARRIERE 18 CDN-MAGAZIN 45 | 2021 AUGEN AUF

Ehemalige Nationalspieler arbeiten in der Bundesliga auf ­unterschiedlichen Positionen. ­Zeugwart (Hendrik Herzog), Co-Trainer­ (Miro Klose), Trainer () – alles ist dabei. ­Besonders beliebt ist aktuell der Posten des Sport­direktors, hier verdingen sich von Bobic bis Zorc zahlreiche Mitglieder des Clubs der Nationalspieler. In einem sehr relevanten­ Bereich muss man Ehemalige mit der Lupe suchen: im Scouting. Dabei ist die im Laufe der Karriere ­erworbene Expertise gerade hier besonders wertvoll.

n normalen Zeiten sind sie ständig unterwegs, von Stadion ganzen Tag Videos zu sehen, ist für die Scouts schwierig“, zu Stadion auf der unermüdlichen Suche nach neuen, beschreibt er die suboptimale Situation, „wir hoffen, dass wir spannenden Spielern für den Profikader ihrer Vereine. Die in nicht zu weiter Ferne ein Stück Normalität zurückbe­ ISpäher, die Scouts, auf der Suche nach Talenten, auf der kommen, sodass unsere Scouts auch wieder rauskommen Suche nach passenden­ Spielern. Drei Spiele pro Tag zu sehen, können. Spiele vor Ort zu sehen, ist für diesen Beruf schon war keine Seltenheit in dieser Berufsgruppe der automobilen sehr förderlich.“ Kilometerfresser und Durch-die-Welt-Flieger, die sich daheim und in fernen Ländern ein genaueres Bild machten von den Weiterbildung nach der Karriere Kickern, die sie und ihr Klub für die nächste oder übernächste Transferperiode ins Auge gefasst hatten. Wenn sie die Tages- Der 40 Jahre alte Thüringer ist in der Bundesliga als einziger ziele ihrer Dienstreisen erreicht hatten, saßen sie auf den ehemaliger Nationalspieler an führender Stelle im Ressort ­Tribünen ihrer Wahl und machten sich im Laptop oder hand- Scouting tätig. Um den 22-maligen Nationalspieler herum schriftlich Notizen­ über das, was sie im Spiel oder am Rand bereichern in Frank Ordenewitz, und Mirko des ­Geschehens von den spielerischen, strategischen, aber Votava weitere frühere Nationalspieler die Bremer Scouting- auch charakterlichen Merkmalen der Kandidaten für einen Expertise. Dass Fritz, Werders Ehrenspielführer und lang­ Vereinswechsel gesehen haben. jähriger Kapitän, eine zweite Karriere bei den Grün-Weißen in Angriff nimmt, ist typisch für diesen noch immer ziemlich So oder so ähnlich sah ein großer Teil des Berufsalltags der familiären Großverein, der unter anderem von den Ex-National­ Scouts aus, als noch niemand ahnte, dass die Corona-­ spielern Frank Baumann (Geschäftsführer Sport) und Marco Pandemie die ganze Welt erschüttern und verändern würde. Bode (Aufsichtsratsvorsitzender) geprägt wird. Fritz, alles Einhergehend mit der globalen gesundheitlichen Heraus­ andere als ein egozentrischer Titeljäger und eitler Selbstdar- forderung, die die Menschheit bestehen muss, änderte sich in steller, wäre es am liebsten, seine Aufgabenfelder zwischen der Wirklichkeit der Arbeitswelt – Stichwort: Homeoffice – der Nähe zur Bremer Profimannschaft und der Suche nach den vieles. Auch für die professionellen Beobachter des Fußballs Werder-Größen von morgen „unter einer Bezeichnung laufen und der Fußballer, die ob der Umstände nicht mehr raus­ zu lassen, denn für mich ist das im Endeffekt ein Job, der kommen und stattdessen über die einschlägigen Datenban- ­ineinander übergeht“. ken und Videoplattformen ihr Wissen über die potenziellen Zugänge anreichern müssen. „Jetzt ist alles dicht für die Fritz hat sich seine Neugier auf neue Aufgaben im Fußball Scouts“, sagt Clemens Fritz, der Leiter Profifußball und bewahrt, das Bewusstsein, sich trotz der Erfahrung als Profi ­Scouting beim SV Werder Bremen, über die akute Lage. „Den viele Dinge noch aneignen zu müssen. Er sagt: „Wer in der ZWEITE KARRIERE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 19 AUGEN AUF

1

Bundesliga gespielt hat, hat damit noch nicht die Vorausset- besteht, das ­erforderliche Know-how und die erforderlichen zung erworben, im Fußballgeschäft auch für Job X oder Y Lizenzen mit überschaubarem zeitlichen Aufwand und losge- gerüstet zu sein.“ Vor der Übernahme der Scouting-Abteilung löst von einem universitären Bildungsweg zu erwerben. im Jahr 2019 hat Fritz als Werder-Trainee den Klub und seine einzelnen Bereiche von innen noch besser kennen und Langfristig ist nicht ausgeschlossen, dass auch im Bereich des ­schätzen gelernt. Jetzt sind das Scouting und die fachlich- Scoutings, der Kaderplanung und der Spielanalyse eine persönliche Begleitung der Bremer Profis seine beiden ­niedrigschwelligere Option geschaffen wird. Aktuell, erläutert anspruchs­vollen Aufgaben. Fritz’ Berufsprofil ähnelt dem der Clemens, gibt es „keine dezidierte Ausbildung“, die ohne Sport­direktoren von und dem VfL ­akademischen Hintergrund bzw. Anbindung an eine wissen- ­Wolfsburg, Simon Rolfes und Marcel Schäfer. Oder auch dem schaftliche Institution beschritten werden kann. Seit 2018 von , dem Leiter der Lizenzspielerabteilung bei besteht die Möglichkeit an der Deutschen Sporthochschule Borussia . Zur Arbeit dieses Trios aus ehemaligen (DSHS) in Köln, den vom DFB voll finanzierten weiterbildenden Nationalspielern gehört es, auch mit der Arbeit der Scouting- Zertifikatsstudiengang „Spielanalyse-Team Köln“ zu absol­ abteilungen vertraut zu sein. Allerdings: Scouts im engen vieren. Diese – eine der ersten akademischen Legitimationen Sinne sind aktuell nur ganz wenige frühere Profis. des Berufsfelds der Spielanalyse – ist allerdings gekoppelt an ein Studium an der DSHS. Will sagen: Augen auf bei der Viele Einsatzgebiete Berufswahl, der Weg ist mühsam. Und gleichwohl lohnend, jedenfalls für alle, die auf der Höhe der modernen Techno­ Für Christofer Clemens, der beim DFB die Abteilung Spiel­ logien und neugierig auf wissenschaftliche Prozesse sind. analyse, Scouting und Diagnose leitet, liegt das auch daran, Clemens sagt: „Dafür einiges an Zeit und Lernbereitschaft zu dass das Gros der früheren Profis, inklusive Nationalspieler, investieren, kann sich lohnen.“ Schließlich winken ein reiz­ auf der Suche nach einem zweiten Beruf im Fußball jahrelang volles Betätigungsfeld im Fußball und – wie das Beispiel Sven vor allem auf die Trainerlaufbahn fixiert war. „Dieser Weg ist Mislintat zeigt – auch diverse Aufstiegsmöglichkeiten. Der naheliegend“, sagt Clemens, „denn sie werden auf das vorbe- frühere Chefscout von ist inzwischen reitet, was sie in ihrer aktiven Zeit längst kennengelernt Sportdirektor beim VfB Stuttgart. haben.“ Oft wurden Nationalspieler im Laufe ihrer Karrieren angeleitet von hochqualifizierten Übungsleitern, es lag und Auch Männer im Hintergrund wie Christofer Clemens, der liegt nahe, sich dabei einiges abzuschauen und den Versuch neben den jeweiligen Gegnern der Nationalmannschaft zu unter­nehmen, in die Fußstapfen der Trainer zu treten. Woche für Woche auch die deutschen Nationalspieler Zumal mit der Fußball-Lehrer-Ausbildung die Möglichkeit ­beobachtet und seine Informationen Bundestrainer Joachim ZWEITE KARRIERE 20 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

Löw und dessen Assistenten Marcus Sorg zur Verfügung stellt, genießen in der Szene hohes Ansehen. Über seine und die Tätigkeit seiner Abteilungskollegen Thomas Schneider, davor Löws rechte Hand als Assistenztrainer, und Dr. Stephan Nopp, sagt Clemens: „Der kleinste gemeinsame Nenner ist die Bewertung der Spielfähigkeit, der Spielleistung und der Spiel- wirksamkeit. Ich schaue mir also an, ob einer Fußball spielen kann, wie er das macht und welchen Einfluss er auf den Erfolg seiner Mannschaft hat.“ Der DFB und seine internen wie ­externen Sichter begutachten bis zu den U 14-Mannschaften Talente, die für eines der Jahrgangsteams des Verbands infrage kommen.

Expertise Ehemaliger

Heute sind Clemens Fritz und die mit ehemaligen National- spielern besetzte Scouting-Abteilung von Werder Bremen eine Ausnahme – früher war es durchaus üblich, dass die ­Bundesligisten auf der Suche nach Verstärkungen auf ver- diente Ehemalige und ihre Augen gesetzt haben. Bernd Hölzen­bein ist dafür ein gutes Beispiel. Der Weltmeister von 1974 war von 2004 bis 2016 Chefscout von Eintracht Frank- furt, die hohe Transfer-Trefferquote der Eintracht hängt zu großen Teilen mit Hölzenbeins Adleraugen zusammen. Ein anderes Beispiel ist . Der 73-malige National- spieler und Welt­meister von 1990, zu seiner aktiven Zeit ein zauberhafter Individualist mit dem Blick fürs große Ganze im offensiven Mittelfeld, leitete als Chefscout beim Bundesliga­ klub VfL Wolfsburg zwischen 2012 und 2018 die Abteilung „Spieler­beobachtung und Entwicklung“. Beim Blick zurück auf seine Jahre als Talentspäher sagt Littbarski: „Ich war im Jahr rund 250 Tage unterwegs. Das war eine schöne, manchmal auch ganz schön strapaziöse Zeit, in der ich pro Jahr bis zu 200 Spiele gesehen habe.“ Der 60 Jahre alte Berliner gehört zu jenen besonders begabten Spielern, die in der Zeit danach ihre Neugier in anderen Abteilungen auslebten. Sein Grund- satz lautet: „Man muss, wenn man irgendetwas macht, das auch hundertprozentig machen.“ Diesen Anspruch erfüllte er, weil er bereit war, den neuen Beruf auf dem großen Spielfeld des Fußballs gründlich zu erlernen. Dass er schon immer sehr technikaffin war, erleichterte Littbarskis Ein- und Aufstieg im Scouting und erklärt auch, warum er so lange und so erfolg- reich in diesem Gebiet wirken konnte. 2 Denn das Arbeitsgebiet der Scouts geht inzwischen weit über die klassische Spielerbeobachtung hinaus. Heute ist Scouting 2_Clemens Fritz ist einer von acht zunehmend komplex, gefordert ist beispielsweise die ­Ehrenspielführern von Werder Bremen. ­Erstellung von Einzelvideos für die Spieler oder Motivations­ 3_Alles im Blick: Für Pierre Littbarski videos für die Mannschaft. Videoanalysen des Gegners ist der Charakter­ wichtig. ­gehören zur Spielvorbereitung genauso wie das Aufzeigen 4_Adlerauge: Bernd Hölzenbein auf von gegnerischen Schwachstellen per Videobeweis. Dabei ist Beobachtungsposten. es kein Nachteil, wenn man wie Pierre Littbarski und Clemens Fritz den Fußball von der Pike auf gelernt hat. Im Laufe ihrer aktiven Karrieren haben die mit einem tiefen Blick auf das Spiel und seine Protagonisten gesegneten Stars von gestern Erfahrungen gemacht, die es ihnen auch ermöglichen, bei ZWEITE KARRIERE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 21

Scouting und Spielanalyse im DFB

Christofer Clemens leitet­ die Abteilung Scouting, Spielanalyse & Diagnose 3 des DFB, die 2018 ge­­ gründet wurde. Gemein­sam mit sieben Kolleg*Innen ist er verantwortlich für die Steuerung des ­perma­nen­ten Scoutings der National­ spieler*Innen und die Spiel- analyse bei allen National- mannschaften. Bei der A-Mannschaft ist er im Team mit Stephan Nopp (Analyst der A-Mannschaft) und Thomas Schneider (Chefscout der A-Mannschaft) verantwortlich für die Spielanalyse/Scouting, fungiert hier als freier Trendscout der A-Nationalmannschaft. Zudem ist Clemens involviert in die koordinierte Fußball­ entwicklung im Projekt Zukunft.

4

ihren Spiel- und Spielerbeobachtungen nicht nur auf das ­Trefferquote, desto größer sind die Erfolgsaussichten für die ­Vordergründige zu schauen. „Wir wollen auch sehen, wie sich Mannschaft. Littbarski hat daher nie leichtfertig seinen ein Spieler unter Druck verhält“, sagt Fritz, „wie er gegenüber ­Daumen gehoben oder gesenkt. „Wir schauen uns Spieler seinem Trainer auftritt und gegenüber seinen Mitspielern. Wir manchmal 30, 40 Mal an, ehe wir womöglich Kontakt zu ihnen wollen so viel wie möglich über einen Spieler wissen, ehe wir aufnehmen“, erzählt er. Diese Kärrnerarbeit hat der Mann mit ihn verpflichten.“ dem offenen Auge für die fachlichen und menschlichen ­Erfordernisse im Hochleistungssport Fußball hinter sich. Dass dabei auch die eigene Erfahrung hilft, bestätigt Litt­ Heute ist er als Markenbotschafter des Deutschen Meisters barski. „Die Charakterfrage entscheidet wesentlich über Sieg von 2009 in der Marketingabteilung tätig. Und deshalb sagt er oder Niederlage. Du brauchst Typen, die ein Spiel herum­ mit einem Hauch von Erleichterung: „Wenn ich heute Spiele reißen können, wenn es nicht so läuft. Um sie herausfiltern zu gucke, ist das richtig erholsam.“ können, ist es hilfreich, wenn du selbst mal gekickt hast.“ Das Votum eines Scouts kann sportlich und wirtschaftlich TEXT Roland Zorn weit­reichende Folgen für den Verein haben. Je höher die FOTOS (1,3,5) picture-alliance, (2) picture-alliance/nordphoto, (4) imago DFB-HISTORIE 1_Walter Junghans 22 CDN-MAGAZIN 45 | 2021 (links) hat für die U 18, die B-National- mannschaft und die Olympia-Auswahl des DFB gespielt. GANZ NAH DRAN 953 Fußballer kamen bislang in den Genuss, ein Länderspiel für den DFB zu absolvieren. 80 Spieler (seit Ende des ­Zweiten Weltkriegs) eint das Schicksal, an der Premiere für Deutschland nur geschnuppert zu haben. Die Spieler, die zum Kader gehörten, aber nicht zum Einsatz gekommen sind – die Fast-Nationalspieler.

1

er Himmel war dunkel an Für Dürnberger war es ein echtes Heim- und Betreuer geschützt vor dem heftigen jenem Mai-Tag 1976, aber die spiel, fand es doch in „seinem“ Olympia- Unwetter, das während der Partie losging. Miene von Bernd Dürnberger stadion statt. Als einer von fünf Bayern Es wurde ein Sieg mit Blitz und Donner, Dwar umso heller. Der mitunter zog er am Sonntag vor der Partie in die Hagel- und Regenschauern. All das weiß etwas unterschätzte, bienenfleißige Mit- Sportschule Grünwald ein. Bundestrainer Bernd Dürnberger noch, von Heldentaten telfeldspieler von Bayern München war Helmut Schön belohnte Dürnbergers auf dem Rasen als Nationalspieler weiß mit 22 Jahren da angekommen, wo alle Leistungen im Frühjahr 1976, der Heim- er allerdings nichts zu berichten. Wie Fußballer hinwollen: in den Kreis der vorteil mag auch eine Rolle gespielt haben auch? Helmut Schön wechselte, wie so A-Nationalmannschaft. Zehn Tage, nach- und dass „Schön immer gern auf Block- oft, gar nicht aus. Nicht mal warmlaufen dem „der Wipf“, wie die Mitspieler den bildung gesetzt hat“. Sepp Maier, Franz musste sich Dürnberger, schließlich lief kleinen Kerl nannten, mit seinen Bayern Beckenbauer, Katsche Schwarzenbeck es ja gut und am Ende stand ein 2:0 für den Europapokal der Landesmeister und Rückkehrer Uli Hoeneß, ­allesamt Deutschland. Das war’s für Dürnberger, zum dritten Mal in Folge gewonnen Weltmeister, machten ihm den Einstand seine Nationalmannschafts-Karriere war hatte, winkte der nächste Karrierehöhe- leicht. „In der Woche fühlte ich mich abso- vorbei, noch bevor sie begonnen hatte. punkt. „Ich hatte damals unter Trainer lut dazugehörig“, versichert Dürnberger. hervorragende Leistun- Aus der 3. Liga zur A-Mannschaft gen gebracht und so kam ich erstmals Dann kam das große Spiel im ausver- ins Aufgebot. Schon das war ein tolles kauften – und vier der Wie ihm erging es überraschend vielen Erlebnis“, erinnert sich Dürnberger noch fünf Bayern standen auf dem Rasen. anderen guten Fußballern, sie waren 45 Jahre später. Nominiert wurde er Dürnberger nicht. Mit Rückennummer zwar mittendrin, aber doch nie richtig nicht für irgendein Freundschafts-Spiel, 14 notiert, verfolgte er das Geschehen dabei. In der DFB-Historie standen nach sondern für das entscheidende in der von der Ersatzbank aus, was auch einen dem Zweiten Weltkrieg vom ersten Spiel EM-Qualifikation 1976 gegen Spanien. Vorteil hatte. Dort waren die Reservisten am 22. November 1950 bis heute 80 DFB-HISTORIE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 23

Spieler mindestens einmal im endgülti- eignen, und wie sie im Mannschaftskreis ein, ohne ihn je einzusetzen. Eine Erklä- gen Aufgebot – und kamen dann doch ankommen und sich verhalten. Sepp rung dafür ist, dass damals in Pflicht- nicht zum Einsatz für Deutschland. 80 Herberger hat allein 58 Spielern Hoff- spielen nicht gewechselt werden durfte – „Nullmalige“, 80 „Fast-Nationalspieler“ nungen gemacht – und sie doch enttäu- oder in Ausnahmefällen nur in der ersten wie Bernd Dürnberger, der bei der schen müssen. Auf die Ägypten-Reise an ­halben Stunde, bei einer Verletzung. anschließenden EM in Jugoslawien auch Neujahr 1959 nahm er sogar einen Dritt- In der Regel galt in der Herberger-Ära: noch auf Abruf stand, aber „nicht die ligaspieler mit, der 19-Jährige Otto Wer bei Anpfiff nicht auf dem Feld stand, ganze Zeit am Telefon gesessen hat“. Ein ­Keller vom Bochumer Stadtteilklub kam nicht mehr rein. halbes Jahr später verletzte er sich ­Märkischer BV-Linden war der einzige, schwer, „und das war es dann mit meiner der auf diesem ungewöhnlichen Trip ins Rekordhalter Wolfgang Paul Nationalmannschaftskarriere“ – obwohl Reich der Pharaonen nicht zum Einsatz er noch acht Jahre für Bayern in der kam. Danach ward er nicht mehr So war es auch noch beim ersten großen ­Bundesliga (375 Einsätze) spielte. ­gesehen, kam aber zu einem Amateur- Turnier unter seinem Nachfolger Helmut Länderspiel und spielte noch vier Jahre Schön, der WM 1966. Dort mussten alle Der Fall Dürnberger ist nicht ganz reprä- erstklassig für den VfL Bochum und elf Reservisten auf die Tribüne. Weshalb sentativ für die Spezies der Fußballer, ­Rot-Weiß Oberhausen. Einen besonders der Dortmunder Kapitän Wolfgang Paul, um die es hier geht. Denn er tummelte langen Schnupperkurs bei Herberger der im Mai als erster Deutscher einen sich im Vorfeld eines bedeutenden machte der heute kaum noch bekannte Europapokal in die Hände nehmen Spiels im Kader. Im Normalfall kommen Torjäger Kurt Schulz, der für Tasmania durfte, zum Rekordhalter in der Kategorie Spieler zu weniger wichtigen Partien und den Wuppertaler SV Oberliga der Fast-Nationalspieler wurde. Paul saß erstmals in den Kader. Sie sollen sich spielte und später bei Hertha BSC noch bei allen sechs WM-Spielen draußen und beweisen, die Bundestrainer wollen aus- zu ­Bundesligaehren kam. Herberger lud wurde zuvor auch im letzten Vorberei- testen, ob sie sich für höhere Aufgaben ihn von 1959 bis 1961 gleich sechsmal tungsspiel gegen Jugoslawien nicht ein- DFB-HISTORIE 24 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

gesetzt. , den sie World Cup- Willi nannten, war einfach ein zu starker Konkurrent und in jenen Tagen unver- zichtbar für die deutsche Abwehr, ebenso Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger. Sieben Mal nominiert, ­sieben Mal ist nichts passiert – armer Wolfgang Paul. Sein Einsatz gegen eine Budapester Stadtauswahl im Vorfeld der WM gab ihm zwar für einen kurzen Moment das Gefühl der Zugehörigkeit, aber in den Club der Nationalspieler schaffte er es damit auch nicht. Der heute 81-Jährige kann dennoch auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken, wurde Deutscher Meister, DFB-Pokal- sieger und Europacupsieger und spielte fast 200-mal in der Bundesliga. Wie überhaupt­ für alle Fast-Nationalspieler gilt: Schon die Nominierung ist ein 2_DFB-Lehrgang 1976 in Grünwald: Bernd Dürnberger, Bundestrainer Helmut Schön, ­Ritterschlag und Ausweis großer sport­ Franz Beckenbauer, Torwart Sepp Maier (von links). licher Klasse (siehe Interview auf den 3_Sean Dundee (rechts) war für die südafrikanische und die deutsche Nationalmannschaft Seiten 28 und 29). ­nominiert. Gespielt hat er für keines der Länder.

BEINAHE-NATIONALSPIELER AB 1950

Rolf Blessing (VfB Stuttgart) Friedel Schicks Fritz Semmelmann Heinz Höher (Bayer Leverkusen) 1950 Schweiz (Borussia Mönchengladbach) (Spielvereinigung Bayreuth) 1959 Schottland, 1960 Island 1954 Frankreich 1956 Belgien, 1957 Österreich Rudi Fischer Dieter Lindner () (1. FC Nürnberg/VfB Mühlburg) Kurt Schreiner () Günter Graetsch 1959 Schweiz, 1960 Island 1950 Schweiz, 1955 Sowjetunion 1954 Portugal (Spielvereinigung Herten) 1956 Belgien Ludwig Landerer (Eintracht Frankfurt) Anton Picard (Kickers Offenbach) Berthold Buchenau (FSV Frankfurt) 1959 Ungarn, 1963 Brasilien 1950 Schweiz 1955 Irland Hans Weskamp (Duisburger Spielverein) 1956 Belgien Kurt Schulz Kurt Podratz (TeBe Berlin) Erich Haase (Werder Bremen) (Tasmania Berlin/­Wuppertaler SV) 1951 Türkei 1955 Irland Karl-Heinz Borutta (Schalke 04) 1959 Jugoslawien, 1960 Nordirland, 1957 Niederlande Griechenland, 1961 Chile, Dänemark, Gerd Hoffmann (Cronenberger SC) Max Link (1860 München) Polen 1951 Luxemburg 1955 Irland Willi Soya (Schalke 04) 1958 Belgien, Spanien Hans-Jürgen Bäsler Karl Klug (Sterkrade 06/07) Hermann Höfer (Eintracht Frankfurt) (Tasmania Berlin) 1951, 1952 Luxemburg 1955 Jugoslawien, 1956 Norwegen, Friedel Späth (1. FC Kaiserslautern) 1959 Jugoslawien Schweden 1958 Spanien Johannes Kirk (Werder Bremen) Carl-Heinz Rühl (Viktoria Köln) 1952 Luxemburg Erich Kaniber (Kickers Würzburg) Heinz Klose (Fortuna Düsseldorf) 1959 Jugoslawien, 1960 Irland 1955 Norwegen 1958 Dänemark Rudolf Schönbeck (FC St. Pauli) Horst Schnoor (HSV) 1952 Luxemburg Theodor Laumann (VfR Mannheim) Julius Barwenczik 1960 Island, 1961 Belgien, Chile, 1956 Niederlande (Spielvereinigung Herten) ­Nordirland Helmut Henig 1958 Frankreich (Eintracht Frankfurt) Albert Görtz (Düsseldorfer SC 99) Karl-Heinz Mühlhausen 1953 Norwegen 1956 Norwegen, Schweden, 1957 Reinhard Knöfel (Spandauer SV) (Borussia Mönchengladbach) Schottland 1958 Österreich 1960 Nordirland Paul Lipponer (Waldhof Mannheim) Klaus Wilhelm (Wuppertaler SV) Otto Keller (Märkischer BV Linden) Willi Rihm (Karlsruher SC) 1953 , Norwegen 1956 Sowjetunion 1958 Ägypten 1960 Griechenland, Bulgarien DFB-HISTORIE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 25

Wolfgang Paul war nur einer von fünf Spielern, die Helmut Schön in 14 Jahren nominierte und doch nie einsetzte. Zwei von ihnen waren Torhüter: der erste und „wahre“ Toni (Anton) Schumacher aus Köln und Rekordabsteiger Jürgen Rynio. Unter den „Fast-Nationalspielern“ sind die Torhüter besonders häufig vertreten. 15 der 80 „Nullmaligen“ standen – wenn sie nicht auf der Bank saßen – zwischen den Pfosten, wobei im Fall Oliver Bau- mann (Hoffenheim) das letzte Wort noch nicht gesprochen sein muss.

Auf Helmut Schön folgte im Amt des Bundestrainers, der die Liste nur um drei Spieler verlängerte. Zufällig oder auch nicht – alles Spieler, die mit ihren ­Vereinen gerade Meister geworden waren: Bayern-Keeper ver- brachte die komplette EM 1980 im Warte- 3 stand, durfte sich

Dieter Stinka (Eintracht Frankfurt) Jürgen Rynio (1. FC Nürnberg) (Werder Bremen) Yves Eigenrauch (Schalke 04) 1961 Belgien, Nordirland, Dänemark 1968 Brasilien, 1969 Zypern 1988 Jugoslawien, EM in Deutschland, 1998 Brasilien, Nigeria, Türkei Finnland Hermann Straschitz (Fortuna Düsseldorf) Horst Bertl () Andreas Neuendorf (Hertha BSC) 1961 Belgien 1971 Albanien Uwe Leifeld (VfL Bochum) 1999 Finnland, Nordirland 1989 Irland Gustav Flachenecker (1. FC Nürnberg) Gerd Zimmermann Sebastian Schindzielorz (VfL Bochum) 1961 Nordirland (Fortuna Düsseldorf) Perry Bräutigam (Carl Zeiss Jena) 2002 Kuwait, Wales 1975 Österreich 1990 Schweiz Werner Ipta (Schalke 04) Moritz Volz (FC Fulham) 1961 Griechenland Bernd Dürnberger Uwe Scherr (1. FC Kaiserslautern) 2004 Kamerun (Bayern München) 1991 Belgien Helmut Traska (RW Oberhausen) 1976 Spanien Simon Jentzsch (VfL Wolfsburg) 1962 Jugoslawien Markus Schupp (SV Wattenscheid) 2004 Japan, Südkorea, Thailand Werner Schneider (MSV Duisburg) 1992 Italien Werner Görts 1976 Tschechoslowakei Tobias Sippel (1. FC Kaiserslautern) (Bayer Leverkusen/Werder Bremen) Axel Kruse (Eintracht Frankfurt) 2010 Malta 1963 Brasilien, 1967 Frankreich, Walter Junghans 1992 Mexiko Jugoslawien (Bayern München) Robin Knoche (VfL Wolfsburg) 1980 Polen, EM in Italien Thorsten Fink (Karlsruher SC) 2014 Spanien Werner Pfeifer (Fortuna Düsseldorf) 1994 Ungarn 1964 Finnland Thomas von Heesen (HSV) Maximilian Eggestein (Werder Bremen) 1982 Norwegen Dirk Heinen (Bayer 04 Leverkusen) 2019 Serbien, Niederlande Hans-Günter Schimmöller 1995 Moldawien (Hertha BSC) Günther Schäfer (VfB Stuttgart) (Bayern München) 1964 Schweden 1984 Bulgarien, Argentinien Thomas Schneider (VfB Stuttgart) 2019 Weißrussland, Estland 1996 Armenien, Nordirland Anton Schumacher (1. FC Köln) () 1997 Ukraine Oliver Baumann (TSG Hoffenheim) 1965 Zypern 1984 Argentinien 2020 Spanien, Schweiz Sean Dundee Wolfgang Paul (Borussia Dortmund) Ralf Zumdick (VfL Bochum) (Karlsruher SC/VfB Stuttgart) Felix Uduokhai (FC Augsburg) 1966 Jugoslawien, WM in England 1987 Israel 1997 Albanien, Ukraine 2020 Tschechien, Ukraine, Spanien DFB-HISTORIE 26 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

nach großen Leistungen im HSV-Dress Zwei Bundestrainer, ein Schicksal Hoffnungen auf die WM 1982 machen, war er doch im letzten Testspiel im Aufgebot, Dreimal draußen bleiben musste 1998 aber Derwall entschied anders. So erging sogar Schalkes Euro-Fighter Yves Eigen- es auch Stuttgarts Verteidiger Günther rauch, das letzte Mal schon unter Erich Schäfer vor der EM 1984. Ihn holte auch Ribbeck. Nach Schäfer der zweite Spie- Franz Beckenbauer bei seiner Premiere als ler, der bei zwei Bundestrainern nur mal Teamchef im September 1984 noch mal reinschnupperte. Außer ihm blieb unter ins Aufgebot, sodass der kleine VfB-Vertei- Ribbeck nur Andreas „Zecke“ Neuendorf diger der erste Spieler wurde, der gleich unberücksichtigt, ihn spülte der Höhen- von zwei Bundestrainern enttäuscht wurde. flug von Hertha BSC, das 1999 in die Becken­bauer ließ in seinen­ sechs Jahren Champions League kam, in den Kreis der nur fünf Spieler vergeblich hoffen, am Nationalmannschaft. Unter Rudi Völler­ ­härtesten traf es sicher Bremens Meister-­ kam nur der Boch­umer Sebastian Schind­ Libero Gunnar Sauer, den er zum Start der zielorz hinzu, der kurz vor der WM 2002 EM 1988 eigentlich aufstellen wollte, ihn vom Verletzungspech anderer profitierte – dann aber das ganze Turnier über nicht aber nur als zwei­maliger Bank­drücker. berücksichtigte und auch beim ersten Spiel Der experimentierfreudige Jürgen Klins- nach dem Turnier auf der Bank beließ. mann ver­schaffte binnen zwei Jahren zwölf Spielern ihr Länderspieldebüt, nur Posse um Perry Bräutigam Wolfs­burgs Keeper Simon Jentzsch, der mit auf ­Asienreise ging, und Moritz Volz, damals 1990 übernahm den Kom- FC ­Fulham, blieben 2004 auf der Bank. mandostab von Beckenbauer und er 4 durfte bald auf die Spieler aus der DDR Seit 2006 amtiert Joachim Löw als zurückgreifen. Beim ersten gesamtdeut- ­Bundestrainer. 2014 machte er 80 Mil­ schen Spiel waren drei „Ossis“ im Kader lionen Deutsche und 23 deutsche Fuß- und einer hoffte vergebens auf seinen baller zu Weltmeistern. Löw hat mehr als Einsatz: Jenas Torwart Perry Bräutigam, 100 Fußballer zu Nationalspielern der sich immerhin gut aufgenommen gemacht, und auch ein paar zu Fast- fühlte: „Im Zimmer stand eine Riesen­tasche Natio­nalspielern. Bis es soweit war, mit T-Shirts, Trainingsanzügen, Fußball- v­ergingen vier Jahre. Kaiserslauterns schuhen, Laufschuhen. So was waren wir Tobias Sippel, ein Zweitligatorwart, wurde aus DDR-Zeiten nicht ge­wohnt.“ Wegen direkt von der Aufstiegsfeier in den Kreis der winterlichen Straßenverhältnisse der Nationalelf berufen. Vor dem WM- kam er damals übrigens zu spät, was Test gegen Malta in herrschte eine herrliche Posse zur Folge hatte. Not auf dem Posten zwischen den Bundestorwarttrainer Sepp Maier holte ­Pfosten, Jörg Butt, Tim Wiese und sich den Bremer Dieter Eilts, einen anderen René Adler fielen aus und Sippel war als Neuling, zum Torwarttraining, denn er U 21-Torwart der nächste Nachrücker. hielt ihn für Bräutigam. Das klärte sich Gespielt hat er nie, aber immerhin durfte alsbald unter großem Gelächter. Nur, er kurz vom WM-Trip nach Südafrika träu- eine weitere Chance, dass sich Maier und men. Dann war da noch die Geschichte Bräutigam besser kennenlernen konnten, mit Sven Ulreich. Er hatte Manuel Neuer gab es nicht mehr. Immerhin: Beim Spiel bei Bayern München lange Zeit so gut der DFB-Allstars gegen die Azzurri vertreten, dass ihn Bundestorwarttrainer Legends im Oktober 2019 durfte Bräutigam Andy Köpke im Herbst 2019 sogar dann seine Klasse dann doch noch in einer noch empfahl, als Neuer wieder fit war Mannschaft des DFB unter Beweis stellen. und in Verein und Nationalmannschaft spielte. So standen erstmals in der DFB- Ein besonderer Fall der Ära Vogts war Historie zwei Torhüter aus einem Verein der KSC-Stürmer Sean Dundee, der 1995 im Aufgebot (gegen Weißrussland und im Aufgebot seines Heimatlands Süd­afrika Estland). Gespielt hat aber nur einer: stand – just gegen Deutschland. Vogts über­ Neuer. Der andere – Ulreich – war zwar redete ihn damals, lieber nicht zu spielen, mittendrin, aber eben doch nicht so weil er selbst Pläne mit ihm habe, sobald ­richtig dabei. Dundee den deutschen Pass hätte. So

kam es und 1997 saß Dundee zweimal TEXT Udo Muras auf der Bank, als Deutschland spielte – und FOTO (1,4,5,7) imago, (2) imago/WEREK, wurde doch nie Nationalspieler.­ (6) imago/MIS, (8) picture-alliance, (9) imago 6

 DFB-HISTORIE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 27

5

7 8

4_Kurz vor der WM 1982 gehört Thomas von Heesen (untere Reihe, zweiter von links) dem Kader der Nationalmannschaft an. 5_Perry Bräutigam ist gegen die Schweiz 1990 dabei, aber nicht mittendrin. 6_Sven Ulreich spielt heute für den HSV. 7_Zecke Neuendorf war und ist immer für einen Spaß zu haben. 8_Gunnar Sauer erinnerte mit seiner ­Eleganz an Kaiser Franz. 9_Von der U 21 auf die Bank der A-Mannschaft: Tobias Sippel (rechts).

9

 DFB-HISTORIE 28 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

„EIN HÖHEPUNKT AUCH OHNE EINSATZ“

Die Länderspielkarriere von Wolfgang Paul (81) lässt sich in wenigen Schlagworten zusammen­ fassen: häufig dabei, nie gespielt, viel erlebt. Es gibt keinen anderen Fußballer, der so oft im Kader stand (sieben Mal) und doch nie für Deutschland den Rasen betreten hat. Seine Erlebnisse rund um die Weltmeisterschaft 1966 gehören dennoch zu den Höhepunkten der an Höhe- punkten nicht armen Karriere des Dortmunder Abwehrchefs.

Herr Paul, die unvermeidliche Frage zur WM 1966 vorweg: Wembley-Tor – drin oder nicht? Tilkowski hat hinterher zugegeben: Der war drin. Ich hab ihn dann gefragt: Hans, warum erzählst du das? Und er sagte nur: Damit die alle mal ruhig sind jetzt. (lacht)

Wir wollen über Ihre Zeit bei der National­mannschaft sprechen. Im April 1966 wurden Sie erstmals nominiert. Nicht ganz. Schon unter wurde ich mal eingeladen. Vor der WM ’66 hatten wir dann zwei Lehrgänge, einen in München-Grünwald und einen in Barsinghausen bei Hannover. Wir waren erst 35 Spieler, dann 24. Am Ende stand der WM-Kader und ich war unter den 22 Besten.

Beim inoffiziellen Testspiel gegen eine Budapester Stadtauswahl kamen Sie zum Einsatz. Ja, und danach gab es sogar ein Lob von Bundestrainer Helmut Schön.

Die Vorbereitungsspiele in Irland und Nordirland haben Sie dann verpasst, aus gutem Grund: Mit Dortmund gelang Ihnen der erste Europapokal- Triumph eines deutschen Fußball- Klubs. Genau. Am 4. und 7. Mai waren Länder- spiele, am 5. Mai haben wir mit Dort- 1 mund das Finale des Europapokals der Pokalsieger im Hampden Park in 1_Wolfgang Paul erinnert sich gern an seine Zeit beim DFB. ­Glasgow gewonnen. Gegen den großen 2_Der größte Moment als Fußballer: Als Kapitän des BVB präsentiert Paul Favoriten, Bill Shanklys FC Liverpool. den Europapokal der Pokalsieger. Als Spielführer der Borussia durfte ich den Europapokal der Pokalsieger in Empfang nehmen. DFB-HISTORIE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 29

Die BVB-Helden stellten dann im WM- ­Verhältnis beschreiben, haben Sie sich Quartier der deutschen National- gut verstanden? mannschaft eine respektable Vierer- Na klar. Willi kannte ich schon ewig. Ich gruppe. Gab es so was wie Cliquen- hab bereits als junger Mann mit dem VfL bildung? Schwerte gegen ihn gespielt, da war er Nein, wir waren ja ein Team. Hans Til- noch bei Union Günnigfeld in Watten- kowski, Siggi Held und scheid. Auch in der Westfalen-Auswahl waren noch aus Dortmund dabei. Aber haben wir uns regelmäßig getroffen. Er im Mannschaftshotel „Peveril of the ist ein sehr angenehmer Mensch. Mit Peak“ habe ich mir das Zimmer mit Jürgen ihm klappte das sehr gut – und es klappt Grabowski von Eintracht Frankfurt bis heute. Ab und zu sehen wir uns geteilt. Wir haben uns alle gut verstanden. sogar noch. Manchmal sind das leider traurige Anlässe. Vor einem Jahr bei der Das Trainerteam liest sich wie das Beerdigung von etwa. Who’s who des deutschen Fußballs: Aber letztens hatten wir auch eine Helmut Schön, , Dettmar schöne Aktion im Fußballmuseum in Cramer. Wie haben Sie diese Konstel- Dortmund. Da waren einige 66er-­ lation erlebt? Spieler: , Willi Schulz, Friedel Jeder hatte seine besondere Funktion. Lutz und auch Horst-Dieter Höttges. Schön war der Chef. Mit ihm kam ich wirklich gut zurecht. Er hat mir übrigens Welche Erinnerung bleibt sonst vom nach der WM noch mal zugesichert, Turnier? Das Jahrhundert-Tor von dass ich unter ihm zum Länderspiel­ Lothar Emmerich? debüt komme. Leider wurde dann nichts Gegen Spanien. Natürlich. Dazu die draus. Wir sind trotzdem in Kontakt engen Stadien ohne Laufbahn, einmalig. geblieben. Sogar Jahre später noch. Als So etwas gab es in Deutschland damals er in den Neunzigern schwer krank ja noch nicht. Und dann die Stimmung, wurde, wollten wir ihm hier in Olsberg die Fan-Gesänge: beeindruckend. einen Platz in der Alzheimer-Klinik besorgen. Leider ist er vorher gestorben. Würden Sie sagen, dass die WM ’66 das Lattek war für uns Reservisten zuständig. zweitgrößte Highlight Ihrer Karriere war? Wir hatten immer volles Programm und Es gab viele schöne Erlebnisse, ich mag mussten uns quälen. da keine Rangfolge aufstellen. Die 13, 14 Spiele in der Westfalen-Auswahl zu Von Dettmar Cramer sollen Sie sehr Beginn meiner Laufbahn bedeuten mir beeindruckt gewesen sein. beispielsweise auch sehr viel. Mit Willi Das kann man wohl sagen. Er war ein Schulz und meinen Dortmunder besonderer Fachmann, große Klasse. ­Kameraden Willi Sturm und Charlie Cramer hat unsere Gegner analysiert Schütz, das war toll. Mit dem BVB haben und uns auf die nächsten Partien vorbe- wir einige Titel gewonnen: die Meister- reitet. Daher leitete er auch häufig die schaft ’63, den DFB-Pokal ’65. Der Sitzungen anstelle von Schön. Das war ­Europapokalsieg steht natürlich über immer interessant und lehrreich. allem, und dass ich als Kapitän meiner Borussia vorangehen durfte. Die WM in In der Abwehr legte sich das Trainer- England gehört aber zu den Höhe­ Team früh auf Schnellinger, Weber, punkten, sicher. Auch ohne Einsatz. Schulz und Höttges fest. In dieser ­Formation wurden fünf von sechs Ende 2019 gastierte die National- ­WM-Partien gespielt. mannschaft zuletzt in Dortmund. Ja, und weil da noch keine Auswechs- Gegen Argentinien. Wie sind Ihre lungen erlaubt waren, haben sie auch ­Erinnerungen an dieses Spiel? durchgespielt. Sonst wäre ich wohl auf Ich hab wieder nicht gespielt. (lacht) eine ganze Reihe von Länderspielen Spaß beiseite. Zu Länderspielen bei uns gekommen, da bin ich mir ziemlich im werden wir Dort- sicher. munder Nationalspieler ja immer ein­ geladen, und das war wieder mal schön. Sie hatten auf Ihrer Position Willi

Schulz vor der Nase, der ein großes INTERVIEW Patrick Brandenburg Turnier spielte und zu „World Cup- FOTOS (1) Patrick Brandenburg, 2 Willi“ aufstieg. Wie würden Sie Ihr (2) imago/horstmüller NATIONALSPIELER – INTERNATIONAL 30 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

GLÜCK AUF DER INSEL

Immer wieder gab es Phasen, in denen die Premier League viele deutsche Fußballer auf die Insel gelockt hat. Manche fanden in England ihr Glück, andere kamen zurück in die Bundesliga und wurden erst dort so richtig zum Star. Aktuell spielen sieben deutsche Nationalspieler in Englands Premier League, mit und Shkodran Mustafi gibt es aber auch prominente Rückkehrer. Die Tür ist auf – in beide Richtungen.

enn Karlheinz Förster sein Mesut Özil, Shkodran Mustafi und Max sie lang, um richtig in Tritt zu kommen. eigener Spielerberater Meyer, spielen derzeit nur noch sieben Ein Deutscher war der erste Kontinen- wäre, sich selbst also in Deutsche in der Premier League. Es ist taleuropäer im englischen Profifußball: Weiner knapp 40 Jahre jün- eine kleine, aber feine Auswahl: neben Max Paul Seeburg, 1884 in Leipzig geren Version durchs Profileben ­leiten den drei Chelsea-Profis drei weitere geboren, dann als Kleinkind nach Lon- sollte – dann käme er für dieses irreale Nationalspieler, Ilkay Gündogan (Man- don gekommen, wo sein Vater einen Gedankenspiel zu einem ganz realen chester City), (Leeds United) Pelzhandel eröffnete. Er bestritt 1908 Ergebnis: „Wäre ich heute Profi, ich und (FC Arsenal). Dazu zwei Spiele für Tottenham in der Foot- könnte es mir gut vorstellen, nach Eng- ­Pascal Groß, der 2017 zum Aufsteiger ball League und wurde ein wohlha­ land zu gehen.“ So wie es Timo ­Werner Brighton Hove & Albion ging, wo man bender Pub-Betreiber. Parallelen dazu getan hat, den er tatsächlich berät. Wie trotz kleinen Budgets gute Aussichten hat die Lebensgeschichte von Wilfred es dessen Teamkollegen Kai Havertz hat, nun wohl zum vierten Mal den Schmidt, geboren 1946 in Neumünster und Antonio Rüdiger taten. Und wie ­Klassenerhalt zu schaffen. und wenig später mit der Familie nach zuletzt auch der neue Chef ­dieser England emigriert. Als Wilf Smith wurde ­kleinen deutschen Kolonie beim Zahlenmäßig liegt das deutsche Kon­ er englischer Junioren-Nationalspieler FC Chelsea, Thomas Tuchel, der die tingent in der Nationenwertung der und etablierte sich von 1964 bis 1974 in ­Saison als Trainer in Paris begann und Premier League nur auf Platz acht, deut- 341 Erstligaspielen für Sheffield Wednes- nun in London­ fortsetzt. lich hinter 27 Franzosen, 25 Spaniern day und Coventry City als Fußballgröße und 24 Brasilianern. Doch Förster erwar- auf der Insel. Bei seinem Wechsel nach Deutsche Spieler in der Premier League tet, dass die Zahl bald wieder steigen Coventry flossen 100.000 Pfund, die sind nicht mehr so zahlreich wie vor wird. „Für viele Spieler in der Bundesliga höchste Ablöse, die je für einen Außen- drei, vier Jahren, als bei den Aufsteigern ist es ein Traum, in die Premier League verteidiger gezahlt worden war. Huddersfield und Norwich die deut- zu wechseln“, sagt er. Gründe gibt es schen Trainer David Wagner und Daniel genug: „Die stärkste Liga der Welt. Eine Seeburg und Schmidt alias Smith waren Farke auf jeweils rund ein halbes Dut- Stimmung in den Stadien, die noch in mehr als hundert Jahren nach Grün- zend Landsleute setzten, die meisten ­einmal ein bisschen besser ist als bei dung der Football League 1888, der davon eher mit solider Zweit- als Erst­ uns. Und jeder verdient dort mehr.“ ersten Profiliga der Welt, die einzigen ligaerfahrung. Beide Klubs sind inzwi- nennenswerten deutschen Vertreter – schen wieder zweitklassig, und nach- Held zwischen den Pfosten abgesehen natürlich von einem dritten, dem in der Winter-Transferperiode im dessen kinoreifes Leben 2019 verfilmt Januar 2021 drei zuletzt bei ihren Klubs Die Geschichte der Deutschen im engli- wurde: Bert Trautmann, der Torwart, der nicht mehr gefragte frühere National- schen Fußball ist älter als die fast aller 1956 Manchester City den Pokalsieg spieler ihre Zeit in England beendeten, anderen Nationen, und doch brauchte mit gebrochenem Halswirbel rettete. 1

Der Bremer, als Kriegsgefangener nach Trautmann durch die Zeit im Gefange- 1980 Europameister und danach zwei- England gekommen, war am Anfang nenlager erfüllte, wie er 2010 als mal Vize-Weltmeister wurde, wollte von den meisten Fans noch als Nazi Ehrengast beim CdN-Jahrestreffen in „eigentlich immer in Stuttgart bleiben“, angefeindet worden – und wurde am Berlin ausführlich erzählte. wie er erzählt. Und als dann nach elf Ende als sportlicher Held und große Jahren doch ein Angebot kam, das den Integrationsfigur verehrt. Publikumsliebling Klinsmann Weltklasse-Verteidiger schwach werden ließ, erreichte es ihn nicht aus dem Dabei war Trautmann als Deutscher auf Alle anderen mussten sich gedulden. reg­ nerischen­­ England, sondern dem der Insel ein echter Exot. Denn fast ein Erst 1978, nach Aufnahme der Briten son­nigen Südfrankreich – vier Jahre halbes Jahrhundert lang hatte man in die Europäische Union, führten die Olympique Marseille. sich dort als Herrscher der Fußballwelt EU-Regeln zum Ende des Ausländerver- verstanden und vom Rest der Welt zichts. Deutsche Spieler waren aller- Das Traumziel der meisten deutschen abgeschottet: Unterstützt von der dings nach der „WM-Schmach von Nationalspieler war in den 80er-Jahren Regierung ließ der Fußballverband in Cordoba“, dem 2:3 gegen Österreich, aber Italien, wo zum Beispiel Hans-Peter jener Zeit nur noch heimische Staats- erst mal nicht so gefragt. Ob sie denn Briegel, Lothar Matthäus, Andreas bürger mitspielen. Einzig davon aus­ überhaupt gewollt hätten? England Brehme oder Rudi Völler eindrucksvoll genommen: Ausländer, die zuvor schien damals nicht sehr attraktiv, und auftrumpften und von wo es nach ­mindestens zwei Jahre auf der Insel die meisten blieben eh lieber daheim. dem WM-Sieg 1990 weitere attraktive gelebt haben. Eine Bedingung, die Förster etwa, der mit Deutschland Angebote gab. „England ist heute das, NATIONALSPIELER – INTERNATIONAL 32 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

2

was Italien einmal war“, sagt Förster nun. „Italien, auch Spanien, sind als Wunschziel zurückgefallen bei deutschen Spielern.“

Einer der Pioniere, die dafür Türen öffneten und Vorurteile auf spielerische Weise beseitigten, war Jürgen Klinsmann. Als erster deutscher Nationalspieler wechselte er 1994, mit der Erfahrung von drei erfolgreichen Jahren bei Inter Mailand und AS Monaco, nach England. Und nahm bei seiner Vorstellung in Tottenham den vielen, die ihn als „Diver“ geschmäht ­hatten, was im ­Wasser „Taucher“ bedeutet, auf dem Rasen aber „Schwalbenkönig“, mit Tauchermaske im Gesicht den Wind aus den Segeln. Selbstironie und Tore machten ihn in nur einem Jahr zum Publikumsliebling und, nach Trautmann, zum zweiten deutschen „Spieler des Jahres“ in England. Mit 30 Toren ist er bis heute der erfolgreichste deutsche Schütze der Premier League. Gefolgt von Uwe Rösler, der 1990 als Magdeburger fünf Länderspiele­ für die DDR absolvierte­ und von 1994 bis 1998 29 Treffer für Manchester City erzielte.

Viele Deutsche nach der EURO 1996 4

Auch der Gewinn der EM 1996 in England machte Werbung für die Deutschen. Deren Robustheit, Einsatzwille und Spiel­ intelligenz wurden zunehmend auch in der Premier League geschätzt. Steffen Freund, einer der Europameister, gewann mit Tottenham den Ligapokal, , ein weiterer, mit Liverpool den UEFA-Cup.

Die folgende Generation deutscher Premier League-Stars konnte das noch toppen. war zwischen 2006 5 und 2010 maßgeblich an glorreichen Zeiten beim FC Chelsea 8 9 beteiligt. sicherte 2004 mit seinen Paraden Arsenal, wo später auch die drei Weltmeister von 2014 , und Mesut Özil am Ball waren, die größte Saisonleistung eines Teams in der Geschichte des englischen Fußballs, alle 38 Ligaspiele unbesiegt. gewann mit Liverpool 2005 die Champions League – wobei er seinen Elfmeter beim Finalsieg gegen den AC Mailand mit Ermüdungsbruch im Fuß verwandelte und das Boulevardblatt „Mail“ titelte: „Didi machte einen Trautmann“. Und krönte 16 Jahre in der Premier League mit dem sensationellen Meistertitel von Leicester City 2016. Es brauchte nicht viele Deutsche in der Premier League für 2_Bert Trautmann wurde mit dem Order of the viele große Momente mit deutscher Beteiligung. British Empire geehrt. 3_Per Mertesacker blieb nach der Spielerkarriere Erst in England, dann Nationalspieler in London und leitet die Arsenal Academy. 4_10_Antonio Rüdiger, Bernd Leno, Ilkay Gündogan, ­ Huths Karriere hatte schon außergewöhnlich begonnen. Es Timo Werner, Kai Havertz, Robin Koch und Pascal Groß war Jürgen Klinsmann, der 2004 eine weitere Tür in den lange ­vertreten Deutschand in der Premier League. Zeit eher verschlossenen deutsch-englischen Fußballbezie- 11_Top-Trainer bei Top-Team. Thomas Tuchel leitet den hungen öffnete, als er in seinem ersten Länderspiel als Bundes- FC Chelsea an. trainer den 19-jährigen Huth debütieren ließ und in seinem 12_Jürgen Klinsmann spielte in der Premier League und dritten den 22-jährigen ebenfalls. Beide machte später Premier League-Akteure zu deutschen gehörten einer neuen Generation an, Spieler, die schon als ­Nationalspielern. Jugendliche auf die Insel gingen, um zu lernen, und dort ihre Profikarriere begannen. Huth und Hitzlsperger waren die ers- NATIONALSPIELER – INTERNATIONAL CDN-MAGAZIN 45 | 2021 33

ten beiden Spieler, die als Profis in England Nationalspieler in Deutschland wurden – nicht umgekehrt, wie vorher üblich. Eine Beförderung, die ein halbes Jahrhundert zuvor noch undenkbar gewesen wäre. Einen Auslandsprofi wie Trautmann zum Nationalspieler zu machen, kam einem Sepp Herberger nicht in den Sinn.

Junge Fußballprofis sehen heute viel mehr als die Vorväter ihre Karriere auch als ein persönliches Projekt, eines, in dem man die richtigen Schritte zur richtigen Zeit setzen muss. Und ein Schritt nach England ist, wenn er gelingt, im aktuellen Fußball fast immer einer nach vorn. „Wenn du ein paar Jahre bei Klubs wie Leipzig und Leverkusen, Gladbach oder Dortmund warst, willst du den nächsten Schritt machen“, sagt Förster. Was heute bedeutet: „Entweder Bayern oder England.“

Schwierige Umstellung

3 Risiken sind nicht ausgeschlossen. „Es braucht Zeit, dort klar- 7 zukommen. Die Umstellung ist nicht einfach“, sagt Förster über den Wechsel von Bundesliga zur Premier League. Auch sein Schützling Werner erlebte das. Vergangene Saison schoss er für RB Leipzig 28 Liga-Tore, diese Saison für den FC Chelsea in der Premier League bis zum 26. Spieltag ledig- lich fünf. „Die Mannschaften hinter den Top 6 schalten nach Ballverlust sehr schnell um, ziehen sich sofort zurück und machen hinten dicht. Das macht es für Offensivspieler wie Timo schwierig, wenn dein Team es nicht so gut versteht, den Ball früh zu gewinnen und gleich mit dem ersten Pass nach 6 vorn zu spielen, so wie es etwa in Leipzig der Fall war, 11 wo man das Spiel auf ihn abgestellt hatte. Dass man früh auf den Ballgewinn geht und dann, wenn das gelingt, den sofortigen Pass in die Tiefe spielt, ist in England noch nicht so ausgeprägt.“

Mit 24 Jahren ist Werner in einem Alter, in dem man für gewöhnlich genug Erfahrung und Selbstvertrauen gesammelt hat, um nicht gleich in eine Krise zu geraten, wenn man nicht immer spielt oder trifft. „Solche Schwächephasen muss man in England überstehen“, warnt Förster. Wer den Schritt schon 10 mit 17, 18 macht, hat es schwerer. „ ist ein 12 ­treffendes Beispiel, Leroy Sané auch.“ Zwei Hochtalentierte, die früh nach England gingen, den Schritt zum Superstar dort nicht schafften, die wieder zurück nach Deutschland kamen – und heute als zwei der besten Angreifer Europas für den Champions League-Sieger antreten. „Es zeigt, dass die Premier League schwerer zu spielen ist als die Bundesliga, vor allem für Stürmer“, sagt Karlheinz Förster. „Aber es zeigt zudem, dass es auch nach dem Gang nach England den Weg zurück in die Bundesliga gibt. Die Tür ist offen – in beide Richtungen.“

TEXT Christian Eichler FOTOS (1,5–8) imago/PA Images, (2) picture-alliance, (3) picture-alliance/AP Photo, (4) imago/Sportimage, (9) imago/Pro Sports Images, (10) The Associated Press, (11) picture-alliance/empics, (12) picture-alliance/Sven Simon ZWEITE KARRIERE 34 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

EIN

LEBEN

LANG ZWEITE KARRIERE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 35

Von A wie Allofs über B wie Bode, D wie Dörner oder H wie Hölzenbein bis Z wie Zorc. Sie alle eint die Liebe zu einem Verein, „ihrem“ Verein. Der Heimatklub als Herzenssache – dies gilt für etliche der einstigen Idole. Viele wurden nach ihrer Spielerkarriere auch in anderer Rolle zu Symbolfiguren und blieben Sympathieträger.

in Mann, eine Stadt, ein Verein. So war das früher, als In seinem Heimatverein lag es nahe, dass der Mann, der über Uwe Seeler noch der Herz-König des deutschen Fuß- allem zu schweben schien, auch noch das Präsidentenamt mit balls war. Auch, weil der 72-malige National­spieler der ihm eigenen Aura ausfüllte, und das über fünfzehn Jahre E1961 einem „unmoralischen“ Angebot widerstand und (1994 bis 2009). Beckenbauer stand wie selbstverständlich an auf die Offerte von Inter Mailand­ nicht einging, für ein Jahres­ der Spitze des größten deutschen Fußball-Vereins mit inzwi- gehalt von 1,2 Millionen Mark von der halbprofessionellen schen fast 300.000 Mitgliedern, in dem eine Reihe großer Oberliga Nord in die lukrative Profiliga zu ­wechseln. Spieler ihrem Klub auch nach einer großen Spielerlauf- Seeler blieb in seiner Heimatstadt und beim Ham- bahn wertvolle Dienste leisteten und leisten. Allen voran der burger SV. Seine Treue zum HSV begründete er mit Sätzen wie: 35-malige Nationalspieler Uli Hoeneß, als Mitstreiter seines „Mehr als ein Steak am Tag kann ich auch nicht essen.“ Kapitäns Beckenbauer einer der Weltmeister von 1974, der neben dem „Kaiser“ die wichtigsten Kapitel der großen „Nur der HSV“ – was seit Jahren eine lautstark artikulierte Erfolgsgeschichte des FC Bayern schrieb. Von 1979 bis 2009 Losung der An­hänger der „Rothosen“ ist, war dem in Ham- machte er sich daran, den Glanz und Reichtum des bajuwa­ burg geborenen Mittelstürmer und Vorkämpfer jederzeit rischen Welt- und Familienklubs mit Fleiß und Kreativität eine Selbst­verständlichkeit. Am Wohl und Wehe des in die ­stetig zu mehren. Danach wurde er als Beckenbauers Nach­ 2. Bundesliga abge­stiegenen sechsmaligen Deutschen Meis- folger zum Präsidenten gewählt und übernahm dazu den ters hängt das Herz des inzwischen 84 Jahre alten Seeler nach ­Aufsichtsratsvorsitz der Bayern, ehe ihn Herbert Hainer, der frühere all den Jahren­ bis heute. Auch deshalb hat er sich 1995, als adidas-Vorstandsvorsitzende, 2019 ablöste. Der Niederbayer sein Verein im Mittelfeld der Bundesliga herumdümpelte, kann bis heute auf den guten Rat des noch immer im dazu überreden lassen, für das Amt des Vereinspräsidenten zu ­Aufsichtsrat gebrauchten Hoeneß bauen. kandidieren. Drei Jahre lang stand Seeler, der von 2008 an zehn Jahre lang verdienstvoller Vorsitzender des Clubs der Ende 2021 wird auch Karl-Heinz Rummenigge, in seiner akti- Nationalspieler war, an der Spitze des Hamburger SV, ehe er ven Zeit ­zwischen 1974 und 1984 einer der großen An­greifer 1998 von seinem Ehrenamt zurücktrat. des FCB und der Nationalmannschaft (95 Länderspiele), von ­seinem Spitzenposten des Vorstandsvorsitzenden der Bayern Viele Ehemalige in München München AG zurücktreten und einem anderen ­charismatischen Anführer des Klubs Platz machen: . Der „Titan“, als Seeler war nicht das einzige Idol als Spieler, das seinem Torwart und Kapitän der Bayern und der Nationalmannschaft Heimat­klub später auch als Präsident diente. Man denke an (86 Länderspiele) eine Institution, bereitet sich seit Januar ­„Kaiser“ Franz Beckenbauer, eine lebenslange Institution des 2020 als Vorstand des deutschen Rekordmeisters auf den Tag FC Bayern München und des deutschen Fußballs. Der Welt- vor, an dem er die operative Verant­wortung übernimmt. meister von 1974 und Europameister von 1972, bei der WM 1966 und 1970 ein grandioser Mitstreiter Seelers, feierte seine Mit Omas Schal auf der Tribüne Triumphe im Verein, deutsche Meisterschaften oder die Siege im Europapokal der Landesmeister (1974 bis 1976), mit der ihm Fußballgrößen von gestern, die nach ihrer ersten Karriere angeborenen Leichtig­keit und Souveränität. Meist lässig-ent- auch an anderer Stelle in ihren Klubs führend waren oder sind, spannt, manchmal aber auch wütend und ungeduldig, so finden sich an vielen Standorten der Bundesliga und 2. Bundes- mutete dieser akribische Alleskönner auch als Interimstrainer liga oder auch in der 3. Liga. Zum Beispiel , der Bayern (1994 und 1996) an. Der Fußballkünstler als einer der Weltmeister von 1974. Der temperamentvolle Fußball­lehrer: In diesem Metier lieferte er ein zweites Meister- ­„Zehner“, einer der großen deutschen Spielgestalter der Natio­ stück ab, als der Teamchef ohne Trainerausbildung die deutsche nalelf und des 1. FC Köln, war zwischen 1984 und 1998 Nationalmannschaft bei der WM 1990 in Italien zum Weltmeister- ­Mitglied des FC-Verwaltungsrats und führte seinen Klub wie titel führte. früher als Mannschaftskapitän zwischen 2004 und 2011 als 1

ZWEITE KARRIERE 36 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

streitbarer Präsident an. Ihm folgte Harald „Toni“ Schumacher, eine Kölner Größe im Tor und mit 76 Länderspielen zwischen 1979 und 1986 ein Rückhalt der Nationalmannschaft. Schu- macher erwarb sich auch als Vizepräsident des 1. FC Köln Verdienste (2012 bis 2019).

Hans-Jürgen, genannt „Dixie“, Dörner führte als Libero jahre- lang Dynamo Dresden und die Auswahl der DDR mit 100 Län- derspielen sportlich an und sitzt seit 1973 im Aufsichtsrat des derzeitigen Drittliga-Spitzenklubs. Auch Bernd Hölzenbein, wie Overath einer der Weltmeister von 1974, legte eine ­respektable zweite Karriere­ in seinem Heimatklub Eintracht Frankfurt als Vize­präsident, Manager und Chefscout hin. 3 Zu den vormaligen Nationalspielern, die bis heute für ihren Leib-und-Magenverein in Amt und Würden geradestehen, gehört etwa der Dortmunder Sport­direktor Michael Zorc (sieben ­Länderspiele), der schon als Kind mit Omas gehäkeltem Schal auf der Südtribüne des Westfalenstadions stand und davon träumte, eines Tages für den BVB aufzulaufen. Dass er später 1_und_2_ Bayern Münchens Symbol­ als langjähriger Kapitän zu einem Vorbild der Borussia avan- figur: Franz Beckenbauer, cierte und seit 1998, gleich nach seiner aktiven Karriere, als als Anführer schwebt der Sportdirektor ganze Arbeit leistet, ist eine der schönsten Liga- „Kaiser“ über allen. Geschichten von wertvoller Heimatverbundenheit.­ 3_und_4_ Rückkehr in die Heimat: , einst Pokal­ Rückkehr im Schlussbogen sieger, heute Vorstand bei Fortuna Düsseldorf. Es gibt aber auch ehemals große Spieler, die auf dem 5_und_6_ Dynamo Dresdens Schlussbogen ihrer zweiten Karriere zum Heimatverein ­Denkmal: Dixie Dörner, zurückkehren. Klaus Allofs ist seit Kurzem wieder in seiner als Libero eine Ikone, Geburtsstadt Düsseldorf für die Fortuna unterwegs, wo er seit Langem im Aufsichts- seit September­ 2020 als Vorstand Fußball und Entwicklung, rat an der Elbe. 5 Kommunikation und CSR (Corporate Social Responsibility) umtriebig unterwegs ist. Der Europameister von 1980, zuvor als Spieler auch in Köln, Marseille, Bordeaux und Bremen sowie als Manager beim SV Werder Bremen und beim VfL Wolfsburg beschäftigt, hat „die Fortuna nicht aus den Augen ­verloren“, wie der rasante Angreifer von früher sagt. Und aus dem Herzen auch nicht. „Ich bin gebürtiger Düsseldorfer, bin als Kind mit der Vereinsfahne­ ins Rheinstadion gezogen­ und habe dort als Spieler der Fortuna­ meine Profikarriere 1975 begonnen.“ Jetzt ist er, der die Düsseldorfer Profis in der Zweitliga-Spielzeit 1998/99 kurzzeitig auch als Trainer betreute, zu seiner alten Liebe zurückgekehrt. Mit dem Ziel, den um den Wieder­ ­aufstieg in die Bundesliga kämpfenden Traditionsklub längerfristig in der höchsten deutschen 7 ­Spielklasse zu verankern. Für Allofs „eine ganz besondere Herausforderung – und das in meiner­ Heimatstadt. Das 9 gibt dem Ganzen­ etwas Spezielles, auch wenn es die Auf- gabe manchmal ein bisschen schwerer macht, weil man emotional dichter dran ist.“

Allofs’ zweiter großen Fußballliebe Werder Bremen ist bis heute treu geblieben. Und das, seit er als talentier- ter Flügelstürmer 1988 vom VfR Osterode in die Hansestadt kam. „Ich bin nicht ganz so wechselfreudig oder gar sprung- haft“, sagt der schon als Spieler reflektierte Bode über einen ZWEITE KARRIERE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 37

der Gründe, in der Hansestadt geblieben zu sein. „Wir haben in den ersten ­Jahren meiner Profizeit viele Titel ge- 2 holt: 1991 den DFB-Pokal, 1992 den Europacup der Pokal- sieger (gemeinsam mit Allofs), 1993 die deutsche Meister- schaft und 1994 den DFB-Pokal. Da kam ich nicht auf die Idee, zu wechseln.“

Zumal der 40-malige Nationalspieler und Europameister von 1996, der dem Aufsichtsrat des Bundesliga-Traditionsklubs seit 2012 angehört und ihn seit 2014 anführt, längst ein bekennender Bremer („von der Lebensqualität her eine der schönsten deutschen Städte“) ist. Bode freut sich, bei einem „zu allen Zeiten sehr familiären und mensch­lichen Klub zu 4 sein, was perfekt zu meinen Werten passt“. Als Aufsichtsrats- vorsitzender ist es ihm einerseits wichtig, die alten Werder- Tugenden zu verkörpern, und andererseits „offen für Neues“ zu sein. „Werder muss Werder bleiben“, sagt er, „aber wir müs- sen uns auch ändern und immer auf der Höhe der Zeit sein.“

Gladbach wie Bayern, heute wie damals

Ein Beispiel für die Verschmelzung der glorreichen eigenen Vereinsgeschichte mit dem Ehrgeiz, auch in der Bundesliga von heute Standards mit Strahlkraft zu setzen, liefert der fünf- malige Deutsche Meister Borussia Mönchengladbach – der Gegenspieler des FC Bayern in den goldenen 70er-Jahren des deutschen Fußballs, als die Nationalmannschaft Europa­ meister (1972) und ­Weltmeister (1974) wurde. Einer der ­Shooting-Stars zu jener Zeit war , seinerzeit als Mittelfeldspieler der Borussia mit 22 Jahren der jüngste ­deutsche Weltmeister. Gespielt hat Bonhof in der großen Ära 6 der „Fohlen“ an der Seite von Koryphäen wie Günter Netzer, und Berti Vogts, dem er als Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft von 1990 bis 1998 zur Seite 8 stand. Zehn Jahre später ­übernahm er seinen inzwischen in ­wirtschaftliche Nöte geratenen Herzens­klub auch als Trainer, konnte aber den ersten Abstieg in die 2. Bundesliga nicht ­verhindern und wurde 1999 entlassen. Weitere zehn Jahre darauf kehrte der Fußballfachmann Bonhof nach einigen Aus- landsengagements zurück und ist seit 2009 einer der Vize­ präsidenten der Gladbacher.

Bonhof steht für das Nahbare dieses noch immer familiären und ungebrochen populären Bundesliga-Spitzenklubs mit einem seit Jahren aufeinander eingespielten Führungspersonal. „Wir leben diesen Verein“, sagt Bonhof, „wir leben die für diesen Verein typische Kontinuität, und wir stehen für Weltoffenheit 7_und_8_ „Nur der HSV“: Uwe und Bodenständigkeit. Wir sind ein Anpackverein.“ Die Borus- Seeler, als Spielführer sia sei über Jahrzehnte „der sympathische Verein“ geblieben, und Idol auf Schultern sagt Bonhof. Kein Wunder, ist er doch über die Jahrzehnte getragen, später auch einer der großen Gladbacher Sympathieträger geblieben. Klubpräsident. 9_und_10_ Bodenständig: Marco Bode als Spieler TEXT Roland Zorn Erfolgsgarant, jetzt FOTOS (1) imago/Fred Joch, (2) imago/ActionPictures, (3,4) Sportphoto by Laci Perenyi, (5,7) picture-alliance, Chef des Aufsichtsrats (6) picture-alliance/Sebastian Kahnert, (8) picture-alliance/Sven Simon, bei Werder Bremen. (9) Bongarts, (10) picture-alliance/Sielski-Press

10 SERIE: MEIN ERSTES LÄNDERSPIEL 38 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

„WIE DER SPRUNG VOM STARTBLOCK“

1_Erlösung kurz vor Schluss: Miroslav Klose bugsiert den Ball über die Linie.

1 SERIE: MEIN ERSTES LÄNDERSPIEL CDN-MAGAZIN 45 | 2021 39

Miroslav Klose (42) ist einer der erfolg­ Herr Klose, Sie haben 71 Tore für Deutschland erzielt, mehr reichsten Stürmer der Fußball-Geschichte. als jeder andere. Wie gut erinnern Sie sich noch an die ­einzelnen Tore? Seine 71 Tore für die deutsche National- Ich erinnere mich nicht mehr an jedes Tor im Detail. Aber mannschaft sind Rekord, seine 16 WM-Tore wenn ich an die Stadien und die Gegner denke, dann kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, ob ich in dem jeweiligen Spiel weltweit Bestleistung. Alles begann am getroffen habe. Ich muss also ein bisschen gestupst werden, 24. März 2001 in Leverkusen mit dem dann kann ich die Szenen vielfach wieder in meinem Kopf WM-Qualifikationsspiel gegen Albanien. ablaufen lassen. Ich bin aber nicht sicher, ob das tatsächlich bei allen 71 Toren funktionieren würde. Bei seiner Premiere kam Klose von der Bank – und wurde zum umjubelten Helden. Beim ersten Tor müssen Sie vermutlich nicht viele Infor­ mationen erhalten, um sich zu erinnern. Gegen Albanien haben Sie in Leverkusen in Ihrem ersten Länderspiel den 2:1-Siegtreffer erzielt. Stimmt. Ich bin eine gute Viertelstunde vor Schluss ein­ gewechselt worden. Beim Tor kurz vor dem Abpfiff war es so, dass ein Angriff über die rechte Seite lief. Ich habe mich zum zweiten Pfosten abgesetzt, der Ball wird in der Mitte abge- fälscht, kommt durch zu mir und ich mache ihn rein.

Der Ball kam sehr flach, Sie haben ihn dennoch mit dem Kopf über die Linie gedrückt. Ich hatte ihn höher erwartet. Schwer zu sagen, warum ich ihn dann nicht mit dem Fuß genommen habe. Ich lag ja fast mit dem Bauch auf dem Boden, um den Ball köpfen zu können.

War der Kopf die sicherere Variante? Es gab schon Stürmer, die einen solchen Ball mit dem Fuß noch ver­stolpert haben. In der Situation war ich irgendwie auf Kopfball eingestellt. Aber klar, Fußballer haben Stärken und Schwächen, und das Kopfballspiel gehört bei mir auf jeden Fall zu den größten Stärken. Es kann schon sein, dass ich in dieser speziellen ­Situation bei meinem ersten Länderspiel einfach auf Nummer sicher gehen wollte und deswegen mit dem Kopf zum Ball gegangen bin.

Sie haben den Treffer mit Ihrem berühmten Klose-Salto gefeiert. Auch ein Salto kann misslingen, beim Jubel haben Sie trotz der besonderen Umstände nicht die Sicherheits- Variante gewählt. Der Salto lief damals irgendwie automatisch ab, es war keine bewusste Entscheidung, ich habe ihn einfach gemacht. Was ich danach noch weiß, ist, dass ich kurz nach dem Salto ein Erd­beben gespürt habe. Über mir brach eine Urgewalt herein.

Das Erdbeben war , der Sie beim Jubel von hinten fast umgerannt hätte. Er hat mich ganz schön durchgeschüttelt, ein Wunder, dass mir nichts passiert ist ...

Jancker hat oft betont, dass sie gut miteinander harmoniert haben und dies auch damit begründet, dass Sie und er ­spielintelligent seien und daher wüssten, wie sich der jeweils andere verhält, welche Räume und Bälle er benötigt. Spielintelligenz würde ich für mich in Anspruch nehmen. Ob das für ihn auch gilt, sei mal dahingestellt. (lacht) Im Ernst: Es stimmt auf jeden Fall, dass es mit uns beiden gut geklappt hat. Wir haben uns schnell aufeinander eingestellt, die Lauf- wege haben gepasst. So war es ja auch beim Tor. Er geht auf SERIE: MEIN ERSTES LÄNDERSPIEL 40 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

den ersten Pfosten und zieht einen Gegenspieler mit sich, und ich bin dann auf dem zweiten Pfosten ziemlich blank. Wir haben uns also nicht auf den Füßen gestanden, und das war in seinem Fall für mich natürlich auch besser. Das hätte weh getan. (lacht)

Sie waren der einzige Lauterer im Kreis der Nationalmann- schaft, es gab auch keinen Spieler, den Sie aus U-National- mannschaften kannten, weil Sie nie für U-Nationalmann- schaften gespielt haben. An wen haben Sie sich bei den ersten Länderspielreisen gehalten, wie lange hat es ge­dauert, bis Sie sich bei der Mannschaft komplett ­akzeptiert und wohlgefühlt haben? Es gibt keinen Zeitpunkt, an dem ich es exakt festmachen kann. Das ist ein Prozess. Wobei ich sicher bin, dass dieses Ankommen bei mir ziemlich schnell ging. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Betreuerstab. Klaus Eder zum Beispiel, auch José Meneses, später kam Harald Stenger hinzu. Das Team hinter dem Team war und ist eine gute Gruppe, die das Klima in der Nationalmannschaft seit jeher positiv beeinflusst.

Die Nominierung für das Spiel gegen Albanien war Ihre zweite, zuvor gehörten Sie auch gegen Frankreich dem Kader an. Kam die Einladung vom DFB für die Spiele gegen Albanien und Griechenland noch überraschend? Jedenfalls nicht mehr so überraschend, wie die für das Spiel zuvor gegen Frankreich. Zwar wurde in den Zeitungen hin und 2 wieder darüber spekuliert, dass, wenn ich weiter meine ­Leistung bringe und meine Tore mache, ich irgendwann mal ein Kandidat auch für die Nationalmannschaft sein könnte. jeweils nicht nur der Fritz-Walter-Sekt, er hat immer auch Aber für mich war das ganz weit weg. Für mich ging es darum, einen Brief geschrieben, mit sehr persönlichen und lieben mich in Lautern und in der Bundesliga zu etablieren. Ich hätte Worten. Wer weiß, wie viel mir bedeutet hat, kann niemals damit gerechnet, dass irgendjemand in Frankfurt einschätzen, wie wertvoll es für mich war, von ihm diese Form ­tatsächlich meinen Namen auf dem Zettel hat. der Anerkennung zu erfahren.

Gegen Frankreich haben Sie nicht gespielt, aber Sie haben Ein Nationalspieler in der Familie ist für die Familie Klose die ersten Male im Kreis der Mannschaft trainiert. Wie wert- nichts Außergewöhnliches. Ihre Mutter lief 82 Mal für die voll war die Erkenntnis, auf diesem Niveau mithalten zu polnische Handball-Nationalmannschaft auf. Haben Sie mit können? Wie sehr wurde Ihr Selbstbewusstsein beflügelt? ihr mal über die jeweiligen Erfahrungen gesprochen? Von der Reise nach Paris ist mir eher das Gegenteil in Erinne- Ich kann mich nicht mehr an einzelne Gespräche erinnern, rung geblieben. Bis heute habe ich im Kopf, wie sehr mich aber es war mit Sicherheit so, dass ich mit ihr darüber gespro- Zinédine Zidane damals fasziniert hat. Er hat goldene Schuhe chen habe, wie sie ihre Länderspiele erlebt hat. Grundsätzlich getragen, ist an mir vorbeigelaufen, diesen langen Tunnel im war es hilfreich, dass meine beiden Eltern Sportler waren. neuen Stade de France entlang. Für mich war dieses Erlebnis Auch nach dem ersten Länderspiel haben sie mir vermittelt, unglaublich beeindruckend, Zidane so nah zu sein, war dass es schnell vorbei sein kann. Meine Eltern haben mir die irgendwie unwirklich. Es war ein großes Erlebnis, diesen Einstellung nahegebracht, immer an sich zu arbeiten, nicht ­Spieler, seine Aura und sein Spiel aus so großer Nähe erleben nachzulassen und mehr als andere zu machen. Ansonsten zu dürfen. Zwanzig Minuten nach Beginn des Spiels habe ich sind die Welten „polnische Handball-Nationalmannschaft der mich gefragt, was ich hier eigentlich mache. Zidane war in Frauen“ und „deutsche Fußball-Nationalmannschaft“ so verschie­ einer anderen Liga, tatsächlich und sprichwörtlich. Für mich den, dass meine Mutter mir keine großen Tipps geben konnte. war es unvorstellbar, dass ich nun einen Fuß in diese Welt gesetzt hatte. Bei Ihrem Debüt in Leverkusen war Ihr Vater im Stadion. Wie stolz war er, wie viel Lob gab es nach dem Spiel vom Sie haben in Ihrem ersten Länderspiel Ihr erstes Tor erzielt Herrn Papa? und waren auch ein paar Tage später gegen Griechenland Ich weiß noch, dass wir uns unterhalten haben, nachdem wir erfolgreich. Von Fritz Walter soll es danach eine Flasche von der Reise nach Griechenland wieder zurück in Deutsch- Sekt als Belohnung gegeben haben. land waren. Es war zunächst so, dass ich ihn gefragt habe, Er hat so etwas häufiger gemacht, und eben auch nach wie der Sitzplatz war und wie es mit dem Parkplatz und der ­meinen ersten Toren für die Nationalmannschaft. Es war An- und Abreise funktioniert hat. SERIE: MEIN ERSTES LÄNDERSPIEL CDN-MAGAZIN 45 | 2021 41

Samstag, 24. März 2001, 20:00 Uhr, BayArena, Leverkusen Deutschland – Albanien 2:1 (0:0) Deutschland Oliver Kahn – Christian Wörns, , , Dietmar Hamann (46. ), , Marco Bode – (72. Miroslav Klose), Oliver Bierhoff (46. Carsten Jancker); Teamchef: Rudi Völler Albanien Fotaq Strakosha – Arian Xhumba, Geri Çipi, Rudi Vata – Edvin Murati, Bledar Kola, Besnik Hasi (85. Ervin Fakaj), – Igli Tare, Alban Bushi (63. Altin Rraklli), Fatmir Vata (75. Ervin Skela); Trainer: Medin Zhega Tore 1:0 Sebastian Deisler (49.), 1:1 Bledar Kola (65.), 2:1 Miroslav Klose (87.) Zuschauer 22.500 Schiedsrichter Graziano Cesari (Italien)

2_Dem ersten Klose-Tor folgte der erste Klose-Salto im DFB-Team. 3_Miro Klose und Carsten Jancker ­liefen 17 Mal gemeinsam für Deutschland auf.

Über das Spiel haben Sie gar nicht mit ihm gesprochen? Doch, aber nicht in der Reihenfolge. Wir haben eine Analyse vorgenommen, wie ich mich in welcher Situation bewegt und verhalten habe. Mein Vater musste mir keine Komplimente machen. Wer ihn kennt, weiß, wenn er nichts sagt, ist das Lob genug. (lacht)

Dem ersten Spiel für Deutschland sollten 136 weitere ­folgen. Sie sind Weltmeister, mit 71 Toren haben Sie häu­ figer für Deutschland getroffen als jeder andere, mit 16 WM-Toren halten Sie weltweit den Rekord. Was hätten Sie gesagt, wenn Ihnen das prophezeit worden wäre? Unmöglich, völlig ausgeschlossen. Es ist tatsächlich unfass- bar, was alles passiert ist. Mit einer solchen Entwicklung war niemals zu rechnen. Für mich war es damals schon schwer zu begreifen, dass ich dem Kreis der 23 besten Fußballer Deutschlands zugehörig sein soll. Darüber war ich glücklich, ich war dankbar und demütig. Durch mein erstes Länderspiel habe ich Blut geleckt, ich wollte mehr. Aber noch 136 Spiele und 70 Tore – niemals.

Wie wichtig war das erste Länderspiel für Ihre weitere Karriere? Es war für mich ein Signal, ein Zeichen. Es hat sich toll ange- fühlt, mit diesen großartigen Fußballern zusammenzuspielen. Davon wollte ich mehr. Ich habe gespürt, dass ich mit harter Arbeit meinen Weg gehen kann. Das erste Länderspiel war für mich wie der Sprung vom Startblock.

INTERVIEW Steffen Lüdeke 3 FOTOS (1,2) picture-alliance, (3) Bongarts DIAGONALPÄSSE 42 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

Serge Gnabry erzielt Länderspieltor des Jahres Es war der spektakuläre Schlusspunkt einer wilden Partie. Timo ­Werner drehte über die rechte Angriffsseite auf, passte perfekt flach in die Mitte des Strafraums, wo Serge Gnabry mit gekonntem Hackentrick Yann Som- mer im Schweizer Tor keine Abwehr- chance ließ. Für den Fan Club Natio- nalmannschaft war es das schönste Tor des Teams von Bundes­trainer ­Joachim Löw im Jahr 2020. Dieser sehenswerte Treffer Mitte Oktober in Köln zum 3:3-Endstand, das letzte Tor in einem Nations League-Spiel, in dem die deutsche Nationalmann- schaft erst 0:2 und dann noch mal 2:3 in Rückstand lag, landete bei der Wahl zum Tor des ­Jahres 2020 ganz vorne. Mit 55,5 ­Prozent der Stimmen setzte sich Gnabrys Hackentreffer deutlich gegen die seiner DFB-Team- kollegen (22 Prozent), Leroy Sané (12,2) und Timo Werner (10,2) durch.

Torsten Kracht ­ neuer Lok-Vorstand­ Torsten Kracht ist neuer Sportvorstand und Vizepräsident bei Fußball-Regio­ nal­ligist 1. FC Lok Leipzig. Der 53 Jahre alte frühere DDR-Nationalspieler soll helfen, den Traditionsverein weiter­ zuent­wickeln. „Lok Leipzig hat mir ­persönlich den Weg zu einer erfolgrei- chen Sportkarriere vor über 40 Jahren ermöglicht, deshalb möchte ich gern im Ehrenamt etwas davon wieder zurückgeben“, sagte Kracht. Der eins- tige Abwehr­spieler gilt als Identifika­ tionsfigur im Lok-Umfeld. Beim Europa- cup-Finale 1987 in Athen gegen Ajax Amsterdam gehörte er zum Kader, nach der Rück­benennung in VfB Leipzig führte er die Mannschaft 1993 in die Bundesliga. Anschließend lief Kracht auch für den VfB Stuttgart, VfL Bochum, Eintracht Frankfurt und den Karlsruher SC auf. Für die Nationalmannschaft der DDR absolvierte er zwei Länderspiele. DIAGONALPÄSSE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 43

Marko Marin: neuer Klub in Saudi-Arabien hat innerhalb der höchsten Liga Saudi-Arabiens den Verein ge­wechselt. Dennis Aogo hospitiert Der 31-Jährige unterschrieb im Februar in Innsbruck einen Vertrag beim Al-Raid FC, zuletzt hatte Marin bei Al-Ahli gespielt. Saudischen Dennis Aogo hat eine neue Aufgabe bei Sportmedien zufolge wird der Mittelfeld- Wacker Innsbruck übernommen. Wie der spieler bis zum Ende der Saison ausgelie- Zweitligist aus Österreich mitteilte,­ arbeitet hen. ­Al-Raid kämpft als Tabellenzwölfter der 34-Jährige bis zum Saisonende als gegen den Abstieg, Marins ­Ex-Klub ­Al-Ahli Hospitant in der Geschäfts­führung des ist Titelkandidat. Marin hatte in der Bundes- Tabellen-Vierten mit. Aogo soll sich an liga für Borussia ­Mönchengladbach und zwei Tagen in der Woche hauptsächlich mit Wer­der Bremen gespielt, bevor er 2012 zum den Bereichen ­Business Development, englischen Top-Klub FC Chelsea wechselte Marketing und Vertrieb beschäftigen. „Ich als Stützpunkt­ und an mehrere Vereine in Europa verliehen freue mich sehr darüber, dass ich diese trainer verabschiedet wurde. Zwischen 2008 und 2010 bestritt er Chance bekomme. Ich möchte sie nutzen, 16 Länderspiele für die DFB-­Auswahl. um sehr viel zu lernen und meine Erfah­run­ Sechs Länderspiele bestritt Wolfgang gen positiv einzu­bringen“, sagte der ­frühere Seel für Deutschland, 361 Bundesliga- Nationalspieler, der in der ­Bundesliga für spiele mit 79 Toren für den 1. FC Kai- ­Freiburg, Hamburg, Schalke, Stuttgart serslautern, ­Fortuna Düsseldorf und und Hannover auflief. den 1. FC Saar­brücken. Zwischen 1971 und 1986 war das, als der gebürtige entwickelt Saar­länder mit der Fortuna um die „Smartball“ Allofs-Brüder und zwei- mal den DFB-Pokal gewann. Später Die Digitalisierung schreitet auch im Fuß- engagierte sich Seel als DFB-Stütz- ball unaufhaltsam voran, jeder Winkel­ punkttrainer des mit ­seiner des Spielfelds wird erfasst und erforscht. großen Erfahrung für den Nachwuchs. Nur der Ball nicht. Fabian Ernst will dies Nach 21 Jahren wurde er nun als „Saar- ändern. Als Mitgründer und Investor der lands Stützpunkttrainer der ersten Firma „Sport Technology Systems“ in Stunde“ aus dieser Tätigkeit verab­ seiner Geburtsstadt Hannover entwickelt schiedet. Zahllose Talente haben von der frühere Nationalspieler einen „Smart- seinem Wissen und seinem Engage- ball“. Einen Ball mit Chip. „Dieser kann ment profitiert. Zwei Namen hebt jede Berührung messen und auswerten“, ­Wolfgang Seel ganz besonders hervor: sagt Ernst. „Den Punkt, an dem der Ball „ hat es beim 1. FC Köln getroffen wurde, den Effet, die Höhe des und als Nationalspieler ganz nach oben Flugs und natürlich die Geschwindigkeit.“ ge­schafft. Das größte Talent aber war Der Prototyp des Smartballs kommt aus die National­spielerin und Cham- den USA. „Der dort entwickelte Ball war ­pions League-Seriensiegerin Dzsenifer schon gut. Aber er steckte noch in den Marozsán. Sie war mit zwölf Jahren Kinderschuhen“, sagt Ernst. „Wir ver­ schon besser als die meisten teilweise feinern das Ganze momentan.“ sogar älteren Jungs.“ DIAGONALPÄSSE 44 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

Fair Play Preis für und Sie sind Fußballprofis beim FC Bayern München und Stammspieler der ­deutschen Nationalmannschaft. Leon Goretzka und Joshua Kimmich sehen sich aber auch als Teil der Gesellschaft und fühlen sich dadurch aufgefordert, mit ihrer im Mai 2020 ins Leben gerufe- nen Aktion WEKICKCORONA soziale Verantwortung zu übernehmen und „konkret denen zu helfen, die unsere Hilfe in diesen Wochen noch dringender benötigen als sonst“, so der Ansatz des Bayern-Duos bei seinem Aufruf nicht nur an Größen des Sports und der Gesellschaft. Mehr als fünf Millionen Euro konnten auf diese Weise bisher an karitative Vereine und soziale Einrich- tungen gespendet werden. Gewürdigt durch große Anerkennung und viel­ fältige Auszeichnungen. Nun erhielt #wekickcorona Anfang Februar 2021 in der Kategorie „Sonderpreis“ den „Fair Play Preis des Deutschen Sports 2020“.

Uli Hoeneß wird RTL-Experte für die Nationalmannschaft Die „Abteilung Attacke“ kehrt zurück ins Rampenlicht: Uli Hoeneß wird Länderspiel- Experte bei RTL. Der Ehrenpräsident des FC Bayern wird künftig die WM-Qualifikati- onsspiele der Fußball-Nationalmannschaft analysieren – und verspricht schon jetzt „100 ­Prozent Hoeneß“. „Wer mich kennt, weiß, dass ich jede Aufgabe, die ich annehme, immer mit 100 Prozent ausfülle, und das verspreche ich auch in diesem Fall den Fans und Zuschauern vor dem Fernse- her“, betonte der 69-Jährige vor seiner mit ­Spannung erwarteten Premiere am 25. März. RTL hält die exklusiven TV-Rechte an den Qualifikationsspielen der National­mann­ schaft auf dem Weg zur Winter-WM in Katar. Insgesamt zeigt der Kölner Sender zwölf Spiele der DFB-Auswahl in Gruppe J, der zudem Armenien, Rumänien, Island, Nord- mazedonien und Liechtenstein angehören. Hoeneß, als Profi selbst Welt- und Europa- meister, wird die deutschen Auftritte gemeinsam mit Florian König analysieren.

FOTOS Getty Images, picture-alliance, imago IN MEMORIAM CDN-MAGAZIN 45 | 2021 45

Günter Sawitzki Joachim Bäse Peter Kalinke

Er kam aus dem Ruhrpott und wurde ein Erst gab es die Überraschung: die Qualifika- Aufgewachsen ist Peter Kalinke in Naum- Schwabe – und blieb es bis an sein tion von Eintracht Braunschweig 1963 als burg im Schatten des berühmten Doms. Lebensende. In Herne kam Günter Mitglied der neuen Bundesliga. Dann folgte Dort begann er bei der BSG Rotation auch Sawitzki 1932 zur Welt. 24 Jahre war er die Sensation: die deutsche Meisterschaft mit dem Fußball. Sein großes Glück fand alt, als er 1956 vom SV Sodingen zum der „Löwen“ 1967. Die Basis hierfür war die er aber erst bei ASK Vorwärts Berlin. Dort VfB Stuttgart wechselte und dort als hervorragende Defensive, die nur 27 erlebte er von 1956 an die goldenen Vor- „Mann mit der Mütze“ zu einer Vereins- Gegentore in 34 Punktspielen zuließ, ein wärts-Jahre als Stammspieler auf der rech- legende avancierte. Mit begeisternden Rekord, der bis 1988 Bestand haben sollte. ten Verteidigerposition mit: fünfmal Meis- Paraden führte er den VfB 1958 im End- Der Protagonist dieser Coups war Joachim ter zwischen 1958 und 1966. Den Umzug spiel gegen Fortuna Düsseldorf zum Bäse. Als Ausputzer, Abwehrorganisator der Vorwärts-Mannschaft 1971 nach DFB-Pokalsieg und 1963 als Kapitän in und Kapitän des Teams. Dass Bäse nur zu Frankfurt/Oder machte er nach 219 Ober- die neu gegründete Bundesliga. Ins­ einem Länderspiel (1968 beim 1:1 in Wales) ligaspielen nicht mehr mit. Acht Einsätzen gesamt hat er zehnmal für Deutsch- kam, war der Tatsache geschuldet, dass auf im Junioren-Nationalteam schlossen sich land gespielt, 1962 war er Mitglied des der Position des Stoppers Ikonen wie Willi sieben Länderspiele in der DDR-National- WM-Aufgebots in Chile. Nach 248 Schulz oder Klaus-Dieter Sieloff die Nase mannschaft an – mit den ersten Auftritten Oberliga- und 146 Bundesligaspielen vorn hatten. 321 Punktspiele bestritt Joa- der DDR auf afrikanischem Boden bei den beendete er 1971 mit 38 Jahren chim Bäse zwischen 1959 und 1973 aus- Siegen über Tunesien und Marokko im seine Fußballkarriere in Stuttgart. Am schließlich für Braunschweig. Am 22. Dezember 1960 als historische Highlights. 14. Dezember 2020 ist Sawitzki Dezember 2020 ist er dort in einem Pflege- Am 17. Dezember 2020 ist Peter Kalinke ge­storben, er wurde 88 Jahre alt. heim im Alter von 81 Jahren gestorben. kurz vor seinem 84. Geburtstag gestorben.

Peter Grosser Schweden. Im „Löwenstüberl“ trafen wir ihn kurz vor Weihnachten 2018 zum Er gehörte zu den wenigen Akteuren, Interview für das CdN-Magazin. Dort die in ihrer Karriere für beide großen erzählte er von seinem bewegten Leben ­Münchner Klubs gespielt haben. Von als Fußballer, zu dem auch seine 1958 bis 1963 war Peter Grosser für ­Tätigkeit als Trainer und Führungskraft den FC Bayern am Ball, ehe er zum bei der SpVgg Unterhaching zählte. TSV 1860 wechselte und dort als Am 2. März wurde Peter Grosser leblos ­Kapitän der ­Meistermannschaft von in seiner Wohnung in München auf­ 1966 zur Kult­figur wurde. Sein erstes gefunden. Die „Löwen“ vor allem, aber von nur zwei Länderspielen war ein sehr auch der gesamte Münchner Fußball wichtiges. Dank Grossers Vorarbeit trauern um eine Legende und Ikone, um gelang im letzten Qualifikationsspiel eine unverwechselbare Persönlichkeit. zur WM 1966 der notwendige Sieg in Peter Grosser wurde 82 Jahre alt.

TEXTE Wolfgang Tobien FOTOS picture-alliance, imago JUBILÄEN UND RUNDE GEBURTSTAGE 46 CDN-MAGAZIN 45 | 2021

RUNDE GEBURTSTAGE*

(in Klammern Anzahl der Länderspiele) * im 1. Quartal 2021

90 Jahre (1931) 75 Jahre (1946) 50 Jahre (1971)

WILLY HOLZMÜLLER (1) am HARALD IRMSCHER (41) am JÖRG ALBERTZ (3) am 29. Januar. 3. März. 12. Februar; BERND HÖLZEN- BEIN (40) am 9. März. 40 Jahre (1981) 80 Jahre (1941) 70 Jahre (1951) HANNO BALITSCH (1) am 2. Januar; RAINER OHLHAUSER (1) am CLAUDEMIR JERÔNIMO BAR- 6. Januar; HORST TRIMHOLD (1) HANS-JÜRGEN DÖRNER (100) RETO „“ (23) am 27. März. am 4. Februar; JÜRGEN NÖLDNER am 25. Januar. (30) am 22. Februar; MANFRED GEISLER (15) am 3. März. 65 Jahre (1956)

FRANK BAUM (17) am 30. Januar; RÜDIGER ABRAMCZIK (19) am 18. Februar. 1_Horst Trimhold 2_Jürgen Nöldner 3_Bernd Hölzenbein 60 Jahre (1961) 4_Guido Buchwald

GUIDO BUCHWALD (76) am 24. Januar; JONNY OTTEN (6) am 4 31. Januar; LOTHAR MATTHÄUS (150) am 21. März.

1

2 3 JUBILÄEN UND RUNDE GEBURTSTAGE CDN-MAGAZIN 45 | 2021 47

JUBILÄEN*

(Spieler mit 5 und mehr Länderspielen) * im 1. Quartal 2021

Debütantenball Debütantenball Abschiedsspiel vor 50 Jahren (1971) vor 25 Jahren (1996) vor 50 Jahren (1971)

FRANK RICHTER (insgesamt 7 Län- OLIVER BIERHOFF (70, 26 Jahre, PETER ROCK (insgesamt 11 Länder- derspiele, Alter und Verein beim ersten ) am 21. Februar gegen spiele, Alter und Verein beim letzten Länderspiel: 19 Jahre, Dynamo Dresden) Portugal (2:1). Länderspiel: 29 Jahre, FC Carl Zeiss am 2. Februar gegen Chile (1:0). Jena) am 2. Februar gegen Chile (1:0); KARL-HEINZ SCHNELLINGER Debütantenball (47, 31 Jahre, AC Mailand) am 17. Fe­bruar Debütantenball vor 20 Jahren (2001) gegen Albanien (1:0). vor 40 Jahren (1981) (79, 24 Jahre, SV (27, 26 Werder Bremen) am 27. Februar gegen Abschiedsspiel Jahre, FC Bayern München) am 7. Januar Frankreich (0:1); MIROSLAV KLOSE vor 40 Jahren (1981) gegen Brasilien (1:4). (137, 22 Jahre, 1. FC Kaiserslautern) am 24. März gegen Albanien (2:1). RAINER BONHOF (63, 28 Jahre, 1. FC Köln) am 7. Januar gegen Brasilien 1_Horst Trimhold (1:4); MIRKO VOTAVA (5, 24 Jahre, 2_Jürgen Nöldner Borussia Dortmund) am 7. Januar gegen 3_Bernd Hölzenbein Brasilien (1:4). 4_Guido Buchwald 5

5_Wolfgang Dremmler 6_Rainer Bonhof 7_Miroslav Klose 8_Frank Richter 9_Mirko Votava

6

7

9

8 WM 2027 UNSERE UNTERSTÜTZUNG IST EUCH SICHER! HERAUSGEBER Deutscher Fußball-Bund Otto-Fleck-Schneise 6 60528 Frankfurt/Main Telefon: (0 69) 67 88-0 Telefax: (0 69) 67 88-2 04 E-Mail: [email protected] www.dfb.de

PROJEKTLEITER CLUB DER NATIONALSPIELER Michael Kirchner (DFB)

VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT Mirjam Berle (DFB-Direktorin Öffentlichkeit und Fans)

KONZEPTION Steffen Lüdeke, Wolfgang Tobien

REDAKTIONELLE MITARBEIT Gereon Tönnihsen, Thomas Dohren

AUTOREN Uwe Karte, Wolfgang Tobien, Roland Zorn, Udo Muras, Patrick Brandenburg, Christian Eichler

BILDQUELLEN Getty Images, imago, picture-alliance, Patrick Brandenburg, Liewig Christian/ABACA, The Associated Press, Sportphoto by Laci Perenyi, Bongarts

GESAMTHERSTELLUNG Braun & Sohn Druckerei GmbH & Co. KG Am Kreuzstein 85, 63477 Maintal

Die Ausgabe Nr. 45/2021 des CdN-Magazins ist, ebenso wie alle bisherigen Ausgaben, online ­unter „www.nationalspieler.dfb.de“ abzurufen. DFB.DE NATIONALSPIELER.DFB.DE DFB.DE/DIE-MANNSCHAFT