Künstlerlexikon Saar Künstlerblatt Albert Fürst
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Laboratorium Institut für aktuelle Kunst im Saarland Künstlerlexikon Saar Künstlerblatt Albert Fürst Laboratorium Impressum www.kuenstlerlexikon-saar.de Institut für Herausgeber Seit 1993 trägt das Institut für aktuelle Kunst im aktuelle Kunst Jo Enzweiler Saarland Informationen über Künstler, Designer im Saarland und Architekten im Saarland zusammen. an der Hochschule Redaktion Um dieses umfangreiche Material zeitgemäß der Bildenden Sandra Kraemer verfügbar zu machen, stellt das Künstlerlexikon Künste Saar Claudia Maas Saar in Artikeln mit Biografie, Werkauswahl, Doris Kiefer künstlerischer Einordnung und Literaturangaben Choisyring 10 Künstlerinnen und Künstler vor. 66740 Saarlouis Gestaltung Der Betrachtungszeitraum ergibt sich aus der Fon 06831/460530 Nina Jäger Tatsache, dass sich erst um die Wende vom info@institut-aktuelle- 19. zum 20. Jahrhundert in der Region um kunst.de Umschlag Saarbrücken mit den entsprechenden Ausbil- www.institut- Im Atelier dungs- und Arbeitsmöglichkeiten eine etablierte aktuelle-kunst.de Künstlerschaft zu bilden begann. www.künstlerlexikon- Abbildungsnachweis: Aus der Vielzahl der gestalterisch arbeitenden saar.de Archiv Fürst: S. 3 Menschen an der Saar werden für das Lexikon www.kunstlexikon- Erich Steitz: Umschlag, Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die in saar.de S. 4-14 ihrer Kunstsparte öffentliche Anerkennung ge - funden und in Werk und Lehre diese Kunstland- © Institut für aktuelle schaft geprägt haben und prägen. Die Auswahl Kunst im Saarland, trifft der Institutsrat. Die Daten werden durch die Künstler, Autorin, Mitarbeiter des Instituts für aktuelle Kunst Fotograf ständig aktualisiert. Verlag Verlag St. Johann Autorin GmbH, Saarbrücken Dr. Françoise J. Mathis-Sandmaier, M.A. 1964 geboren in Burnley / England ISBN 3-938070-61-7 Studium der Kunstgeschichte, Romanistik und Anglistik Druck und Lithografie Magister und Promotion im Fach Kunstgeschichte Krüger Druck+Verlag an der Universität des Saarlandes (Dissertation: GmbH, Dillingen „Frank Auerbachs Oeuvre. Untersuchungen zur Farbgestaltung im kontextuellen Umfeld“, 1992) Auflage: 1000 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauf- tragte am Kunsthistorischen Institut der Saarbrücken 2011 Universität des Saarlandes Seit 1999 Kuratorin der Stadt Homburg und freiberufliche Dozentin in der Erwachsenenbildung Albert Fürst 1920 geboren in Homburg/Saar 1939-40 Studium Kunstakademie Düsseldorf bei Franz Doll und Martin Paatz 1946-49 Kunstakademie Düsseldorf bei Wilhelm Schmurr und Heinrich Kamps 1948-51 Studium der Romanistik und Philosophie an den Universitäten Köln und Paris 1953 Eintritt in den Schuldienst 1956-57 Leitung der „Gruppe 53“ 1958-62 Mitglied der neuen gruppe saar 1969 Gründung der Rheinischen „Panto-Mini-Oper“ 1975-90 Vorsitzender der Künstler- vereinigung „Malkasten“ Düsseldorf 2001 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes lebt und arbeitet in Düsseldorf Selbstbildnis 1948 Albert Fürst Öl, Leinwand Françoise J. Mathis-Sandmaier 61 x 55 cm Als nach dem Zweiten Weltkrieg mit der neuen abstrakten Bildsprache des sogenannten Informel ein weitreichen- der künstlerischer Aufbruch in Deutschland gelang, war auch der gebürtige Homburger Künstler Albert Fürst dabei. Nach dem Krieg war Freiheit die Devise, so auch in der jungen Kunst, die nach einer neuen, von Dogmen und Tradiertem entledig- ten Ordnung trachtete. Das Charakte- ristische an der informellen Richtung waren im Wesentlichen die freie, aus gestischem Schaffensprozess geborene Formgestaltung sowie der Verzicht auf feste kompositorische Regeln. In dieser Spielart der gegenstandslosen Kunst nun sollte Fürst das Fundament legen für ein umfangreiches Œuvre von beeindruckender Vitalität. Als Künstler wie als Fürsprecher aktiv und erfolgreich trug Fürst die gegen 1940 ansetzende Bewegung des Informel mit, die niemals aufgehört hat, ihn grundsätzlich zu beflügeln. Zweifellos leistete Albert Fürst als deutscher Informeller der ersten Generation seinen Beitrag für den Anschluss Deutschlands an die internationale Moderne. Untrennbar ist er mit dem Informel und so mit der jüngeren Kunstgeschichte verbunden. Sein Werk aber blieb nicht in dieser Epoche stehen, sondern entwickelte sich weiter. Seine Kunst erschöpft sich keineswegs im Dynamisch-Gestischen, vielmehr zeichnet sie ein individuelles, beschwingt expressives, ebenso spannungsvolles wie spannendes Farb-Zeichen-Klang-Gefüge aus. Albert Fürst erblickte 1920 in Homburg an der Saar das Licht der Welt und wuchs in einem bürgerlich- konservativen Elternhaus auf. Seine Liebe zur Kunst und Musik offenbart sich bereits in frühester Kindheit. Mit Eifer und Geschick übt er sich im Kopieren von Postkarten, Land- schafts- und Heiligenbildern. Auch für das Geigen- und Klarinettenspiel zeigt sich eine ungewöhnliche Be- gabung, so dass Fürst später hin- sichtlich seiner Studienwahl zwischen beiden Künsten lange schwankt. 4 Russlandzeichnungen 1942-44 6 x 14 cm 11 x 10 cm, 11 x 9 cm 12 x 11 cm Nach dem Abitur 1939 bewirbt er sich an der Kunstakademie in Düsseldorf und findet Aufnahme in klassischer Malerei bei den Professoren Franz Doll und Martin Paatz. Kurz darauf, 1940, wird der Student in die Wehrmacht einberufen. In seinem Speyerer Ausbildungsort wird man seiner musischen Talente gewahr. Fürst darf malen, zeichnen und musizieren. In Mannheim ist es ihm sogar möglich, die Musikhoch- schule zu besuchen. Fürst wird für die Militärkapelle verpflichtet. Er tritt in Trier als Klarinettist und Geiger gar in mehreren Orchestern auf. „Ich war kein Soldat, sondern Musensohn“, stellt auch der Künstler schlicht fest. 1942 wird auch Fürst in die Ukraine und nach Rumänien versetzt. Aus dieser Zeit an der Ostfront stammen kleinformatige, zarte Federzeichnungen („Im Bunker“ 1942, „Wartesaal beim Truppenarzt 1942, „Russischer Junge auf der Flucht“ 1943). Seine erste Frau, Annelie Fürst, rettete sie für die Nachwelt. Sie kam 1945 bei einem Bombenangriff ums Leben. Mit wenigen anmutigen bis kühnen Strichen erfasst der Zwanzigjährige stimmungsvoll einen Landschaftszug oder charakterisiert Ausdruck und Haltung seiner Mitmenschen, Soldatenkameraden ebenso wie einfacher russischer Bürger. Seine Verehrung für Rembrandt ist offen- kundig. In der Skizzenhaftigkeit mancher Zeichnung blitzt bereits die Lust an der offenen Form auf, kündigt sich die Dynamik späterer Strich setzungen an. Es sind höchst ein fühlsame Bilder von eindringlicher Zartheit. Nicht der Krieg, sondern die Schöpfung gibt das Motiv vor. Dieser tief beseelte Strich durchwirkt die Grafik bis heute („Meine Mutter“ 1981, „Annelie“ 1995, „amoris dolor“ 2009). Mit diesen ausdrucks- vollen „Russland-Zeichnungen“ richtet ihm seine Geburtsstadt 1944, zwei Jahre nach seiner Ausstellung in der Homburger Kreisdienststelle, im Ratsherrensaal eine zweite Einzel- schau aus. 5 Mein alter Schulweg Nani 1945 1958 Öl Öl 54 x 40 cm 78 x 60 cm ebenso konservativ wie gegenständ- Erst ein Erlebnis in einer Kölner lich ausgerichtet („Zerstörte Nachtbar, die zugleich Künstlertreff Schneeland schaft“ 1945, „Mein ist, bricht definitiv mit den anfäng lichen alter Schulweg“ 1945, „Waldstück“ inneren Widerständen gegen die 1947, „Garten“ 1948, „Selbstbildnis“ Abstraktion und löst den letzten 1948). Knoten. Hier erliegt der Künstler den Reizen nicht irgendeiner Schönen, 1948 entscheidet sich Fürst dann für sondern der Musik einer argentinischen den Beruf des Kunsterziehers und Band. Elektrisiert von der fremdartigen wechselt hierzu nach Köln. An der und betörenden Polyrhythmik samt Universität studiert er Romanistik dazu gehörigen Tanz bewegungen und Philosophie und absolviert nach findet Fürst den Mut, zu noch nicht dem Staatsexamen das künstlerische geformten Ufern aufzubrechen Ausbildungsjahr an der Kölner („Gelber Pasodoble“ 1953). Innere Werkschule. Das Lehramtsstudium Schwingungen, Rhythmik und Be- schließt einen einjährigen Studienauf- wegung sollen fortan maßgeblich enthalt an der Pariser Sorbonne ein. bei der Kompo sition wirksam sein. Er nutzt natürlich die Gelegenheit zum Studium der Pariser Kunst und Fürst bringt sich damals mit dem ihm wird von Werken Alfred Otto Wolf- eigenen leidenschaftlichen Engagement gang Schulzes, genannt Wols, des in die Düsseldorfer Kunstszene ein und Begründers und Vertreters des scheut die Mehrfachbelastung als Tachismus und Informel, in den Lehrer, Künstler und Vertreter einer Bann gezogen. Der schwerkranke, Avantgardeströmung nicht. Der 1953 um elf Jahre jüngere Wols stirbt 1951. gegründeten „Künstlergruppe Nieder- Im gleichen Jahr noch beendet Fürst rhein 53 e.V.“, ab 1955 kurz „Gruppe in Köln sein Studium mit dem Staats- 53“ genannt, tritt Fürst bei, deren examen sowie sein Witwerdasein Leitung er von 1956-57 innehat. Zu den durch die Heirat der Berufsmusikerin Mitgliedern der ersten Stunde zählen Anne marie Francken-Schwann. neben Peter Brüning, Karl Fred Dahmen, Winfried Gaul und Herbert Götzinger 1953 tritt Fürst in Düsseldorf in den auch Gerhard Hoehme. Zusammen mit Schuldienst ein. Seine Malerei ist der 1952 formierten Frankfurter thematisch und technisch noch der „Quadriga“-Gruppe (Karl Otto Götz, akademisch gediegenen Weise ver- Otto Greis, Heinz Kreutz und Bernard haftet, also figurativ, farbig reduziert Schultze) und der Münchner Gruppe und vorwiegend dunkel- und braun- „Zen 49“ (Willi Baumeister, Rolf Cavael, Der Krieg führt den Soldaten von der tonig. Gerhard Fietz, Rupprecht Geiger, Willy russischen an die französische Front. Hempel, Brigitte Matschinsky-Denning- Fürst gerät schließlich in amerikanische Zu einer bildnerischen Neuorientierung hoff und Fritz Winter)