Schreibtischtäter Vor Gericht
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CHRISTIAN RITZ Schreibtischtäter vor Gericht Wilhelm Harster, Wilhelm Zoepf und Gertrud Slottke (v.re.) im Landgericht München II am ersten Tag der Verhandlung wegen Beteiligung an der Judenverfolgung in den Niederlanden während des Zweiten Weltkriegs. Datierung: 1967 CHRISTIAN RITZ Schreibtischtäter vor Gericht Das Verfahren vor dem Münchner Landgericht wegen der Deportation der niederländischen Juden (1959-1967) Ferdinand Schöningh Paderborn · München · Wien · Zürich Umschlagabbildung: F. Neuwirth / Süddeutsche Zeitung Photo Der Autor: Christian Ritz, geb. 1964, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philipps-Universität Marburg und am ICWC (Forschungs- und Dokumentationszentrum für Kriegsverbrecher- prozesse) an der Universität Marburg und wurde mit vorliegender Arbeit 2011 promoviert. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. © 2012 Ferdinand Schöningh, Paderborn (Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn) Internet: www.schoeningh.de Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München Printed in Germany Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn E-Book ISBN 978-3-657-77418-0 ISBN der Printausgabe 978-3-506-77418-7 INHALT INHALT ....................................................................................................... 5 EINLEITUNG ............................................................................................... 9 Forschungsstand, Fragestellungen und methodische Überlegungen . 10 Aufbau der Untersuchung ................................................................. 14 Quellen .............................................................................................. 16 I. DIE DEPORTATION DER NIEDERLÄNDISCHEN JUDEN ............................... 19 II. DIE TÄTER ............................................................................................. 33 1. Wilhelm Harster ............................................................................ 33 1.1 Harster und der ‚Liberalismus‘ ......................................................... 35 1.2 Elite und Generation – Sicherheitspolizei im ‚Dritten Reich‘ ........... 37 1.3 „Ein gefestigter, strebsamer Charakter“ – Harster in der SS ............. 41 2. Wilhelm Zoepf .............................................................................. 43 2.1 Nischenbewohner des Regimes ........................................................ 43 2.2 Eichmanns Vertreter vor Ort ............................................................. 45 3. Gertrud Slottke .............................................................................. 50 3.1 Selektion vor der Deportation ........................................................... 51 III. HARSTERS PROZESS IN DEN NIEDERLANDEN ....................................... 57 1. Die ‚Bijzondere Rechtspleging‘ .................................................... 57 1.1 Die Ahndung der Kollaborateure ...................................................... 58 1.2 Die Ahndung der deutschen Vergehen ............................................. 60 2. Das Wissen der Angeklagten – Teil 1 ........................................... 61 3. Urteile im Vergleich ...................................................................... 67 4. Drohende Wiederaufnahme des Verfahrens .................................. 72 6 INHALT IV. WILHELM HARSTERS NACHKRIEGSKARRIERE ..................................... 77 1. Verteidigungsstrategien und Strafnachlass ................................... 77 2. Haftentlassung und Repatriierung ................................................. 84 3. Ehrenerklärungen .......................................................................... 88 4. Das Urteil des niederländischen Sondergerichts im Kontext der Wiedereinstellung Harsters in den Staatsdienst ............................ 92 V. 12 KS 1/66 DAS VERFAHREN GEGEN ZOEPF U.A. VOR DEM LANDGERICHT MÜNCHEN II .............................................................. 99 1. Rahmenbedingungen der juristischen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in den 1950er und 1960er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland ........................................................ 99 2. Die erste Phase der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen (1959 – 1963) ................................................................................ 104 2.1 Konzentration: Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes .......... 107 2.2 Stagnation: Fixierung auf ein fernes Beweismittel ............................ 111 2.3 Das Münchner Verfahren und der Eichmann Prozess in Jerusalem .. 116 3. Die zweite Phase der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen (1963-1966) .................................................................................. 124 3.1 Neubeginn und Dynamisierung ......................................................... 124 3.2 Eine neue Generation: Benedikt Huber und das Verfahren gegen Karl Wolff ................................................................................ 132 3.3 Auf neuer Vertrauensgrundlage. Ausgangspositionen einer Kooperation zwischen Strafverfolgungsbehörde und niederländischer Zeitgeschichtsforschung. .................................................................... 143 3.4 Das Quellenfundament der Anklage .................................................. 146 3.5 Kooperation ohne Vorbild. Das Niederländische Institut für Kriegsdokumentation und die Münchner Staatsanwaltschaft ............. 149 4. Das Wissen der Angeklagten – Teil 2 ........................................... 161 4.1 Verteidigungsstrategien ..................................................................... 161 4.2 Eingeständnisse Harsters und Zoepfs ................................................ 170 5. Die Anklage .................................................................................. 178 5.1 Zeitgeschichtliche Forschung als Basis des Verfahrens .................... 178 5.2 Die Anklageschrift ............................................................................. 182 6. Die Hauptverhandlung .................................................................. 189 6.1 Die Nebenklage: Personifizierung des Geschehens ........................... 190 6.2 Das Plädoyer der Anklage ................................................................. 194 6.3 Verstrickung durch Schicksal und Zufall: Die Verteidigung ............. 194 INHALT 7 6.4 Die Schlussworte der Angeklagten ................................................... 199 7. Das Urteil ...................................................................................... 201 7.1 Das Urteil und der historische Kontext der Tatbeiträge .................... 201 7.2 Dokumentenbeweis: Die Tätigkeitsbereiche der Angeklagten ......... 202 7.3 Das Wissen der Angeklagten – Teil III ............................................. 204 7.4 Gehilfenschaft und Strafmaß ............................................................ 207 7.5 Bedingte Entlassung.......................................................................... 211 8. Reaktionen auf das Verfahrens ..................................................... 219 8.1 Der Prozess in der Wahrnehmung der bundesdeutschen Presse ....... 219 8.2 Kommentierung im Ausland und der DDR ....................................... 224 9. Ein singuläres Verfahren – Nachwirkungen ................................. 228 EPILOG ....................................................................................................... 235 Verzeichnis der Abkürzungen ........................................................... 238 Quellen .............................................................................................. 239 Literatur ............................................................................................. 240 Anhang .............................................................................................. 247 Danksagung ....................................................................................... 254 Personenregister ................................................................................ 256 EINLEITUNG Am 24. Februar 1967 verurteilte das Schwurgericht am Landgericht München II1 Wilhelm Harster wegen Beihilfe zum Mord in 82 854 Fällen zu fünfzehn Jahren Haft. Als Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdiens- tes (BdS) war er von 1941 bis 1943 Stellvertreter Heydrichs in den besetzten Niederlanden und in dieser Eigenschaft maßgeblich mitverantwortlich für die Deportation eines Großteils der niederländischen Juden2. 1949 verurteilte ihn ein niederländisches Sondergericht zu 12 Jahren Haft. 1955 als persona non grata vorzeitig in die Bundesrepublik entlassen, erlangte er 1956 eine Beam- tenstelle im bayerischen Staatsdienst. 1963 trat er, inzwischen zum Oberregie- rungsrat befördert, unter dem Druck der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungs- ergebnisse in den vorzeitigen Ruhestand. Mitangeklagt waren Wilhelm Zoepf, der Harster ehemals direkt unterstellte Leiter des Den Haager ‚Judenreferates‘ IV B4 und damit Eichmanns Vertreter vor Ort sowie die frühere Polizeiange- stellte Gertrud Slottke. Diese wurden zu neun, beziehungsweise