Staatliche Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg

Landschaftspfl egeprojekt Filsalb Ein Gewinn für Naturschutz, Landwirtschaft und Naherholung Landschaftspfl egeprojekt Filsalb Ein Gewinn für Naturschutz, Landwirtschaft und Naherholung

VON ULRIKE KREH, ULRICH LANG UND OSWALD JÄGER

Datenquelle: LGL, www.lgl-bw.de

Abb. 1: Lage des Projektgebiets Filsalb/Oberes Filstal

Die Angaben in diesem Buch sind von den Autoren und den Autorinnen sorgfältig recherchiert und geprüft, alle Herausgegeben vom Regierungspräsidium , Angaben sind jedoch ohne Gewähr. Eine Haftung der Autoren und der Autorinnen bzw. des Auftraggebers für Abteilung 5 – Umwelt, Referat 56 – Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Naturschutz und Landschaftspflege Sämtliche Teile des Werkes sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne die schriftliche Zustimmung des Auftraggebers und der Autoren unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Regierungspräsidium Stuttgart

ISBN 978-3-00-050729-8 Inhaltsverzeichnis

Landschaftspflegeprojekt Filsalb Ein Gewinn für Naturschutz, Landwirtschaft und Naherholung

Vorwort ...... 5 Übersicht des Projektgebiets ...... 6 Das Landschaftspflegeprojekt ...... 8 Das Projektgebiet ...... 12 Die Landschaft: Entstehung und Wandel ...... 14 Lebensraum Wacholderheide ...... 24 Lebensraum Felsen ...... 38 Lebensraum Hecke ...... 48 Landschaftspflege ...... 52 Spezielle Artenschutzmaßnahmen ...... 64 Natura 2000 ...... 66 Die Filsalb in der Zukunft ...... 68 Quellennachweis ...... 70 Impressum ...... 71 "Meine Umwelt"-App ...... 72 Kartenbeilage mit Entdeckertouren Abb. 2: Aussichtspunkt im Naturschutzgebiet Haarberg-Wasserberg Vorwort

Liebe Bewohner, liebe Gäste des Oberen Filstals, das Obere Filstal zwischen und mit seinen angrenzenden Hochflächen gehört zu den großartigsten Landschaften der Schwäbischen Alb. Wacholderheiden, Felsen, Heckenlandschaften, Hangwälder und Bachläufe verleihen der Gegend ihren unverwechselbaren Charakter. Die Landwirtschaft hat hier, im „Goißatäle“, eine lange Tradition und ist ein wich- tiger Partner des Naturschutzes. Schnell erreichbar aus den Ballungszentren Göppingen, Esslingen und Stuttgart und bekannt durch Thermal- und Heil- wässer, schätzen auch viele Erholungssuchende und Kurgäste das Gebiet. Diese einmalige Kulturlandschaft mit ihrem Reichtum an seltenen Pflanzen- und Tierarten ist aber nicht selbstverständlich. Sie zu erhalten, bedarf angesichts veränderter landwirtschaftlicher Nutzung, baulichen Flächenbedarfs, Auffors- tung und Nutzungsaufgabe einer besonderen Anstrengung zahlreicher Betei- ligter. Eine naturverträgliche Nutzung und – wo dies nicht möglich ist – Pflege sind notwendig. Seit 2001 ist die Landschaftspflege auf der Filsalb daher ein Modellprojekt der baden-württembergischen Naturschutzverwaltung. Die Naturschutz- und Forstverwaltung, der Landschaftserhaltungsverband, Gemein- den, Verbände und Landwirte arbeiten hier zusammen, um die Heide- und Heckenlandschaft und andere Biotope zu pflegen, zu vernetzen und in ihrem charakteristischen Bild und in ihrer Artenvielfalt zu erhalten. In dieser Land- schaft steckt viel Arbeit und Engagement. Die Voraussetzungen für die Erhaltung und Entwicklung der Kulturlandschaft auf der Filsalb sind günstig. Fördermittel des Landes und der EU sowie Mittel aus Ausgleichsabgaben, wie z. B. für die Schnellbahntrasse Wendlingen–, können hier sehr wirkungsvoll eingesetzt werden und ein nachhaltiger Gewinn für die Landschaft sein. Diese Broschüre informiert aber nicht nur über Landschaftspflege. Naturkund- liche Grundlagen, die Pflanzen- und Tierwelt sowie ein Rückblick auf die his- torische Landnutzung mit eindrucksvollen Fotos vertiefen das Wissen. Mehrere spannende Entdeckertouren und Wandervorschläge laden zum Eintauchen in das Obere Filstal ein.

Wir wünschen Ihnen erlebnisreiche Entdeckungen im Oberen Filstal und auf der Filsalb.

Stuttgart, im Oktober 2015 Abb. 3: Naturnahe Laubwälder auf stei- nigem Untergrund im Johannes Schmalzl Naturschutzgebiet Regierungspräsident des Stuttgart Nordalbhänge

FILSALB 5 Übersicht des Projektgebiets

Abb. 4: Schutzgebiete nach Naturschutzrecht im Projektgebiet und Landschaftspflege- Schwerpunkte

8 9 Kartenlegende: B B A B Oberes Filstal/ Projektgebiet

A FFH-Gebiet

A E Vogelschutz- D gebiet 13 C E 10 Naturschutz- 3 E 7 gebiet

B A A Die Naturschutzgebiete B im Projektgebiet: 4 5 A E A 11 1 Sterneck C 2 A 2 Heide am Hillenwang 3 Kornberg A A 6 B A E 4 Rufsteinhänge und A D Umgebung B A 5 Galgenberg 1 6 Oberer Berg A 12 7 Nordalbhänge 8 Haarberg-Wasserberg 9 Dalisberg 10 Hausener Wand 11 Autal 12 Vögelestal und Oberes Lontal 13 Teufelsloch-Kaltenwang

Die Maßnahmen-Schwer- punkte im Projektgebiet:

A Sicherung der Beweidung von Wacholderheiden B Heidepflege C Heckenpflege D Einrichtung Hutewald E Revitalisierung von Kartengrundlage: Topographische Karte 1: 200 000 – © Landesamt für Geoinformation Streuobstbeständen und Landentwicklung Baden-Württemberg (www.lgl-bw.de), vom 20.08.2015, Az.: 2851.2-A/1234. Schutzgebiete nach dem Räumlichen Informations- und Planungssystem (RIPS) 6 FILSALB der LUBW FILSALB 7 Das Landschaftspflegeprojekt

Naturschutz, Landwirtschaft und Naherholung Projektziele und Pflege, dennoch stehen immer gemeinsam an einem Strang die Erhaltung aller Nutzungen und – ULRIKE KREH – Ziel ist, die einzigartige Landschaft deren Wechselbeziehungen im Vor- in ihrer Vielfalt, mit ihren schutzbe- dergrund der Bemühungen. Die Um- Das Obere Filstal mit den angren- lung des Oberen Filstals in Einklang dürftigen Lebensräumen, ihrem Reich- setzung der Maßnahmen beruht aus- zenden Hochflächen, naturräumlich zu bringen, wurde 2001 vom Regie- tum an Tier- und Pflanzenarten, ihren drücklich auf freiwilliger Basis. „Filsalb“ genannt, ist eine abwechs- rungspräsidium Stuttgart und vom kulturgeschichtlichen Besonderheiten lungsreiche, für den Albrand typische Landratsamt Göppingen das „Modell- und in ihrer Funktion für eine exis- Abb. 7: Charakteristisches Abb. 5: Wiesen-Storch- Landschaft mit vielen ökologisch projekt Filsalb“ ins Leben gerufen tenz sichernde Landwirtschaft zu er- Seitheriger Verlauf des Landschaftsbild am „Oberen Berg“ in Bad schnabel Projekts hochwertigen Flächen wie Wacholder- und von der Stiftung Naturschutz- halten und zu fördern. Die Interessen Ditzenbach mit Wachol- heiden, Felsen, Heckenlandschaften, fonds des Landes Baden-Württem- des Naturschutzes, der Landwirt- derheiden, Buchenwald Hangwäldern und Bächen. Allein berg und dem Landkreis Göppingen schaft und der Naherholung werden Aus diesem Projekt, das vor der und Felsen. Dank der zwölf der 19 Naturschutzgebiete im finanziert. Eine Projektstudie des Bü- zum gegenseitigen Nutzen zusam- Gründung des Landschaftserhaltungs- Ein richtung von Umtriebs- weiden (Weiden mit Landkreis Göppingen sind seit 1971 ros für Landschaftsökologie und Frei- mengeführt. Isoliert liegende Lebens- verbands Landkreis Göppingen e.V. mehreren Koppeln) wird dort ausgewiesen worden. Weite raumplanung DIETERICH, BEINLICH & räume gilt es zu vernetzen und damit im Jahr 2013 von der Unteren Natur- die Beweidung der Teile sind Landschaftsschutzgebiete PARTNER, Kirchheim/Teck, legte einen den Biotopverbund zu unterstützen. schutzbehörde in Zusammenarbeit mit Heiden unterstützt. Abb. 6: Blick von Geislin- und Natura 2000-Gebiete. Um die Maßnahmenplan vor. Ein umfassen- Die unterschiedlichen Lebensraum- dem Regierungspräsidium Stuttgart gen-Türkheim ins Obere Interessen des Naturschutzes, der der Bericht über das Filsalbprojekt typen, Heiden, Felsen, Hecken, Wäl- und dem Tourismusverein Helfen- Filstal. Gepflegte Land- schaft im Wechsel mit Landwirtschaft und der Naherholung wurde von BEINLICH, DIETERICH & der und Bachläufe erfordern zwar je- steiner Land (jetzt Erlebnisregion naturnahen Wäldern lädt im Hinblick auf die weitere Entwick- LAMPRECHT 2004 veröffentlicht. weils eine gesonderte Betrachtung Schwäbischer Albtrauf) koordiniert zum Erholen ein.

8 FILSALB FILSALB 9 Das Landschaftspflegeprojekt

wurde, sind inzwischen zahlreiche Korbs/Patenschaft für die Küchen- Maßnahmen umgesetzt worden. Bei- schelle) oder das Roden von Ge- spiele sind die Gründung der Weide- hölzen an Felsen (z. B. Papierfels und gemeinschaft Goißatäle im Jahr 2004, Sommerbergfels bei Wiesensteig) nach den Vorgaben der Projektstudie durchgeführt. Der Abschluss von Landschaftspflege- und Extensivie- Abb. 9: Hutewald auf der rungsverträgen mit Schaf- und Ziegen- Der Landschaftserhaltungs- der Mittel wurde 2013 ein Gutachten Hochfläche der Nordalb bei , vom verband ELLERMANN haltern sowie Landwirten wurde in- von K vorgelegt. Bereits in Forstamt und der tensiviert und somit die naturverträg- den Jahren zuvor hat die Stiftung Gemeinde Deggingen liche Bewirtschaftung wertvoller Der 2013 gegründete Landschafts- Natur schutzfonds Landschaftspflege- eingerichtet und vom Kulturlandschaftslebensräume, wie erhaltungsverband Landkreis Göppin- und Entwicklungsprojekte finanziert, Landschaftserhaltungs- verband und einem Wacholderheiden und blütenbunte gen e.V. unterstützt Landwirte, Kom- die durch das Projekt Filsalb vorge- Schäfer unterhalten. Wiesen, langfristig gesichert. munen und Naturschutzvertreter bei schlagen wurden, beispielsweise Um- der Bewirtschaftung und Pflege der triebsweiden in , Kulturlandschaft (s. S. 52). Kernauf- Weidezäune im Bereich der land- Abb. 8: Entbuschen von die Einrichtung von Umtriebsweiden Berücksichtigung des gaben sind die Koordination, Organi- schaftsprägenden Wacholderheide Heideflächen im Natur- in Bad Ditzenbach, und Artenschutzprogramms sation und Begleitung von Land- Sommerhalde oberhalb von Mühl- schutzgebiet Haarberg- Wasserberg – mit vielen Mühlhausen im Täle, die Etablierung schaftspflegemaßnahmen im Einver- hausen im Täle oder ein Artenschutz-utz- Helfern und mit Hilfe von eines 16 Hektar umfassenden Hute- Das Artenschutzprogramm des Lan- nehmen mit allen Beteiligten. Auf der projekt für Reptilien bei Wiesensteig.eig.g. Maschinen. walds auf der Hochfläche der Nord- des Baden-Württemberg (kurz ASP) Grundlage der Landschaftspflege- alb, Infotafeln zu Natur und Land- hat zum Ziel, hochgradig gefährdete richtlinie (LPR), die Mittel des Landes schaft an der Autobahnraststätte Arten zu erhalten und zu fördern. Da und der EU für Naturschutz- und Projektpartner Gruibingen und eine Mountainbike- sich in vielen Naturschutzgebieten Landschaftspflegemaßnahmen bereit- Konzeption für das Helfensteiner auf der Filsalb die Vorkommen der stellt, ist es möglich, Flächen so zu Partner von AnfangAnfang an waren ddieie Land. Im gesamten Projektgebiet höchst bedrohten Arten des ASP pflegen, dass Naturschutzgesichts- Naturschutz-, Forst-orst- und LandwLandwirt-iirt- wurden darüber hinaus zahlreiche konzentrieren, ist dies bei der Ab- punkte verwirklicht werden können. schaftsverwaltung, die StiftungStiftung Landschaftspflegearbeiten, wie das stimmung von Landschaftspflege- Priorität haben hier Naturschutz- und Naturschutzfonds, dderer TourismTourismus-uus- Entbuschen von Heiden (z. B. im maßnahmen zu berücksichtigen. Es Natura 2000-Gebiete. verein Helfensteiner LLandand (jet(jetztzzt Naturschutzgebiet Haarberg-Wasser- konnten schon viele Erfolge erzielt Erlebnisregion Schwäbischerher AlAlb-b- berg im Rahmen des 111-Arten- werden (s. S. 41 sowie 64 und 65). trauf), die Gemeindeverwaltun-ltun- Verwendung von zweckge- gen und seit seiner Gründung iimm Eingriffs/Ausgleichprinzip im Naturschutz bundenen Ausgleichsabgaben Herbst 2013 der Landschaftser- der Stiftung Naturschutzfonds haltungsverband Landkreis Göppin-in-n- Eingriffe in die Natur sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz ausgleichspflichtig. Das gen. Partner vor Ort sind Landwirte,te, Abb.Abb..10:DasBergkron- 10: Das BergkBergkron-ron heißt, dass bei Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft Ausgleichsmaßnahmen durch- Zu Beginn des Projekts war noch Schaf- und Ziegenhalter, Vereine und wicken-Widderchenwicken-Widderchen ist eineeine Art, die im RahmenRahmen geführt werden müssen, z. B. durch Rekultivierung oder landschaftsgerechte Gestaltung in nicht absehbar, dass mit dem Bau der Verbände, der Tourismusverband Er- deses ArtenschutzprogrammsArtenschutzprog Form von Geländeanpassung und Schutzpflanzungen. Wenn die Beeinträchtigung so nicht Schnellbahnstrecke Wendlingen– lebnisregion Schwäbischer Albtrauf, Baden-Württembergen-Württem ge- ausgeglichen werden kann, besteht die Verpflichtung zu Kompensationsmaßnahmen an Ulm eine Ausgleichsabgabe von rund Städte und Gemeinden und deren fördertt wird.wir anderer Stelle bzw. einer Ausgleichszahlung (Ausgleichsabgabe) an den Naturschutzfonds. 650.000 Euro fällig wurde, die in das Bauhöfe sowie land- und forstwirt- Projekt einfließt. Zur Verwendung schaftliche Unternehmen.

10 FILSALB FILSALB 11 Das Projektgebiet

Landschaftliche Vielfalt am Albtrauf Im Projektgebiet gibt es zwei Alb- landschaftsprägend sind dort aber vor – ULRICH LANG – traufe: den „echten“, das ist die durch allem lange Feldhecken, die – oft auf die Oberjura-Schichtstufe hervorge- Steinriegeln wachsend – eindrucks- Das Gebiet des Landschaftspflege- Das Projektgebiet liegt in der natur- rufene Kante über dem Albvorland volle Zeugnisse der traditionellen projekts Filsalb befindet sich im süd- räumlichen Haupteinheit „Mittlere im Norden, und einen zweiten, „in- Kulturlandschaft der Schwäbischen lichen Teil des Landkreises Göppin- Kuppenalb“, einem Teil der Groß- neren“ Albtrauf zwischen Wiesen- Alb sind. Selbst Gewässer sind vor- gen und erstreckt sich nördlich und landschaft Schwäbische Alb. Die mar- steig und Geislingen, der durch das handen: die und ihre Neben- südlich des Oberen Filstals. Es um- kante Einsenkung des Oberen Filstals Einschneiden der Fils entstanden ist. bäche mit begleitenden Feucht- Abb. 13: Kleinteilige fasst das Stadtgebiet der Stadt Wie- ist die Hauptachse des Gebiets. Die flächen befinden sich – außer in den Kulturlandschaft mit Wiesen, Wacholderhei- sensteig, die Gemeindegebiete der nördlich davon liegende Filsalb ist Das Obere Filstal samt Randhöhen Ortslagen – in einem weitgehend den und Laubwäldern Abb. 11: Die markante Gemeinden Gruibingen, Mühlhau- durch wasserführende Nebentäler stellt aus der Sicht des Naturschutzes natur nahen Zustand. (Kuchberg bei Bad Über- Einsenkung des oberen sen im Täle, Bad Ditzenbach, Deg- der Fils stark zergliedert; die im und der Landschaftspflege die „Perle“ kingen-Unterböhringen) Filstals, im Hintergrund die Felsen der Hausener gingen, Bad Überkingen, Dracken- Süden sich anschließende Albhoch- des Landkreises Göppingen dar. In Die hohe Schutzwürdigkeit der Wand stein und sowie die Ge- fläche zeichnet sich durch ein flach- dieser kleinteiligen, vom Menschen Landschaft spiegelt eine Vielzahl von markungen Türkheim und Aufhausen kuppiges Relief mit wenig eingetief- ge prägten Kulturlandschaft sind Ort- Schutzgebieten (Naturschutzgebiete, der Stadt Geislingen an der Steige. Die ten Trockentälern aus. Die höchsten schaften, Streuobstwiesen, Äcker, Landschaftsschutzgebiete, Natur- Gesamtfläche beträgt 17.072 Hektar Erhebungen bei Hohenstadt errei- Heckenzüge, Hangbuchenwälder, denkmale, Natura 2000-Gebiete) wi- (170 Quadratkilometer), davon sind chen 820 m über NN. Der tiefste Wacholderheiden und Felsen mitei- der. Auch die hohe Zahl an – unab- 9.532 Hektar (56 Prozent) landwirt- Punkt des Oberen Filstals liegt in nander verbunden. Während die hängig von Schutzgebieten – beson- schaftlich genutzte Fläche und 5.746 Geislingen an der Steige bei 420 m Hochflächen überwiegend intensiv ders geschützten Biotopen nach dem Hektar (34 Prozent) Wald. über NN. landwirtschaftlich genutzt werden, Biotopschutzgesetz, wie Magerrasen, finden sich im Oberen Filstal und Felsen und Hecken, unterstreichen Abb. 14: Felsen, hier der Abb. 12: Gemeinden im zentrale Teil der Hausener Projektgebiet den Nebentälern vielfältige, traditio- die ökologische Bedeutung des Obe- Wand, sind fantastische nelle Nutzungsformen abhängig von ren Filstals. Um den biologischen Gebilde und schutzwür- Hangrichtung, Steilheit, Untergrund und naturschutzfachlichen Wert der dige Geotope und Bio- und Feuchtigkeit. In den Tallagen unter Schutz gestellten Flächen dau- tope. Bad Überkingen herrscht Grünlandnutzung vor. Da- erhaft zu erhalten, ist eine Vielzahl Deggingen ran schließen sich hangaufwärts Streu- unterschiedlicher Pflege- und Ent- Gruibingen obstwiesen an. Insbesondere an tro- wicklungsmaßnahmen erforderlich. Bad Ditzenbach ckenen, flachgründigen, nach Süden, Geislingen a.d. Steige Mühlhausen Osten und Westen geneigten Hängen Außer der Funktion als Lebensraum im Täle reihen sich Wacholderheiden wie an gefährdeter Tier- und Pflanzenarten Wiesensteig einer Perlenschnur aneinander. Sehr stellt das Obere Filstal einen unverzicht- steile und fast alle nordexponierten baren Erholungsraum für die Region Hohenstadt Hänge tragen naturnahe Hang- und insbesondere auch für den Ver- buchenwälder, teils mit so genannten dichtungsraum Stuttgart dar. Vor allem Kleb- und Schluchtwaldgesellschaf- für die vom Tourismus abhängigen ten, die zu den natürlichsten Wald- Bädergemeinden Bad Ditzenbach Abb. 15: Erholung pur – lebensraumtypen in Mitteleuropa und Bad Überkingen ist die Er haltung dafür kommen viele zum Grundlage: Topographische Karte 1: 200 000 – © Landesamt Wandern auf die Filsalb für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg zählen. Auf den Hochflächen sind der abwechslungsreichen Land schaft (Bärlauchblüte am Wasser- (www.lgl-bw.de), vom 20.08.2015, Az.: 2851.2-A/1234. teilweise Wacholderheiden erhalten, von entscheidender Bedeutung. berg).

12 FILSALB FILSALB 13 Die Landschaft: Entstehung und Wandel

Untergrund, Landschaftsgeschichte, Naturraum Geologische Schichtenfolge ab dem Jura Abb. 18: Geologische Schichtenfolge ab dem – ULRIKE KREH – und zeitliche Einordnung Jura und zeitliche Einord- nung. Im Projektgebiet Die Filsalb, zur welcher der über- und Reichenbach und im Norden des Beginn vor Filsalb sind insbesondere wiegende Teil des Projektgebiets ge- Projektgebiets bei Grünenberg. Durch Mio. Jahren die obersten Mitteljura- schichten, der Oberjura hört, wird größtenteils von den die verhältnismäßig rasche Eintiefung Quartär 0,01 Holozän Entstehung und das Holozän (Kalk- 2,6 Pleistozän der Kalktuff- Schichten des Oberjuras (Weißjuras) der zum Neckar entwässernden Fils tuff ablagerungen) von Tertiär 5,3 Pliozän ablagerungen aufgebaut, einem Wechsel von Kalk- entstanden im Oberen Filstal steile Bedeutung. und Mergelschichten. In den verkars- Talflanken, die zu Rutschungen und tungsfähigen Kalken findet man den Bergstürzen neigen. Der bekannteste 24 Miozän Abb. 16: Das oberste typischen Karstformenschatz mit Bergsturz ist die Hausener Wand. Er Filstal (Hasental) ober- Trockentälern, Höhlen, Dolinen und hat sich nach der Eiszeit ereignet und 34 Oligozän halb von Wiesensteig Karstquellen. Die Fils, das prägende die Schichten des Oberjuras so freige- Fließgewässer des Oberen Filstals und legt, dass sie wie in einem Schaufens- Namensgeberin der Filsalb, entspringt ter betrachtet werden können (s. Ent- 55 Eozän in einer stark schüttenden Karstquelle deckertour 5). Bergsturzmassen be- oberhalb Wiesensteig. Bei Mühlhau- finden sich auch an verschiedenen 65 Paläozän sen schneidet sie sich in den Mitteljura anderen Stellen, wie am , an Kreide (im Abb. 17: Die Hausener (Braunjura) ein. Nicht von Hang- der Straße zwischen Stuttgart keine Wand präsentiert die Ablagerungen vor- Schichten des Oberjuras schutt überdeckte Braun jura schich ten und Auendorf sowie zwischen Ave handen) wie in einem Schaufenster. zeigen sich vor allem bei Deggingen Maria und Hausen an der Fils. Hangende Bankkalke [ζ3] Oberer Massenkalk [ζ] Zementmergel [ζ2] Liegende Bankkalke [ζ1] Obere Felsenkalke [ε] Unterer Massenkalk δ - ε Untere Felsenkalke δ Gesteine der Lacunosamergel γ Hausener Wohlgeschichtete Kalke β Wand ε Impressamergel α ε 144 Ornatenton [ζ] δ δ Oberjura Oolithkalk [δ-ε] (Weißer Jura) Wedelsandstein [γ] 159 Eisensandstein [β] γ Mitteljura Opalinuston [α] γ (Brauner Jura) Jurensismergel [ζ] 180 Posidonienschiefer [ε] β Amaltheenton [δ] Unterjura Numismalismergel [γ] (Schwarzer Jura) Turneriton [β] Arietenkalk [α3] Angulatensandstein [α2] 206 Psilonotenton [α1]

14 FILSALB FILSALB 15 Die Landschaft: Entstehung und Wandel

Bemerkenswert sind die Kalk- Die Entstehung der Filsalb hängt mit tuffablagerungen – Kalk aus- der Flussgeschichte zusammen: Vor scheidungen aus kalk gesättig- über 15 Millionen Jahren lag der Alb- tem Wasser –, die besonders trauf noch in der Nähe von Stuttgart großflächig im Filstal zwi- und die Fils war ein Nebenfluss der schen Wiesensteig und Mühl- Ur-Lone, die nach Süden zur Donau hausen sowie im Gostal zu- entwässerte. Das damalige Flussnetz tage treten. Es handelt sich müssen wir uns hunderte von Metern um Kalkkrusten auf Steinen, über den heutigen Talsohlen vorstel- Holz und Moosen bis hin zu len. Der erosionskräftige Neckar flächenhaften Kalktuffter- drang im jüngeren Tertiär und ältes- rassen. ten Quartär von Norden her in das Abb. 19: Das Wasser des Flussgebiet der Lone ein und grub Todsburger Bachs enhält Das Obere Filstal folgt einer tekto- ihm Stück für Stück das Wasser ab. viel gelösten Kalk. nischen Schwächezone, in der Mine- Die zur Donau gerichteten Täler ralwässer aufsteigen. Bad Ditzenbach wurden von den Neckar-Nebenflüs- und Bad Überkingen sind bekannte sen angezapft und ihres Oberlaufs Kurorte mit Heilbädern, deren Ge- beraubt („geköpft“). Bei Geislingen schichte bis ins 12. Jahrhundert zu- zapfte die Fils ein Nebental der Ur- rückreicht. Lone an, das heutige Obere Filstal. Abb. 22: Am Todsburger Am Ende der Würm-Eiszeit, vor 2,6 alb ist, dass sie durch die Fils und ihre Bach haben sich ein- drucksvolle Kalktuffterras- Kalktuffbildungen Millionen Jahren, hatten die Flüsse Seitentäler tiefgreifend zerschnitten sen gebildet. etwa ihren jetzigen Lauf. Durch die wurde und in inselhafte Flächen auf- Kalktuff – auch Kalksinter, Süßwasserkalk, Quell- oder fortschreitende Abtragung wichen gelöst ist. Zahlreiche Riedel (Rücken) Bachkalk genannt – bildet sich, wenn im Wasser gelö- nicht nur die Donauzuflüsse, sondern mit charakteristischen Randbergen ster Kalk (Kalziumhydrogenkarbonat) wieder ausfällt. Es auch der Albtrauf nach Südosten zu- und Tälern reihen sich aneinander. handelt sich um einen chemischen, überwiegend aber rück, etwa zwei Millimeter jährlich. Von West nach Ost folgt auf den bioge nen Prozess, bei dem unter anderem Algen und Das sind in 1000 Jahren zwei Meter Bossler-Bläsiberg das Gruibinger Tal, Moose (Cratoneuron commutatum) beteiligt sind. In und in 20 Millionen Jahren 40 Kilo- der Kornbergriedel, das Langenwies- Kalkgebieten wie der Schwäbischen Alb weisen viele meter. Durch die tektonische Heraus- bachtal, der Sielenwang-Rufstein- Karstquellen sehr hohe Gehalte an Kalziumhydrogenkar- hebung der Albhochfläche im Tertiär Riedel, das Harttal und der Fuchs- bonat auf. Die Kalkausfällung ist dort besonders groß, Abb. 20: Kalktuffterrassen fielen die höher gelegenen Teile des eck-Galgenberg-Riedel mit dem Aus- wo durch Erwärmung, starke Bewegung oder Photo- alten Talsystems trocken und sind läufer der Nordalb. Durch das Rei- synthese der Pflanzen dem Gewässer Kohlendioxid ent- heute Trockentäler, wie das Vögeles- chenbacher Täle getrennt, schließt zogen wird. Der Kalk tuff überzieht Steine, Moose und und Obere Lontal bei Türkheim. sich der Höhenzug Wasserberg-Dalis- Pflanzenwurzeln mit Kalkkrusten, die zu mächtigen berg-Weigoldsberg mit dem nördlich Kalktuffablagerungen zusammenwachsen. Der Kalktuff Der Naturraum Filsalb ist eine Unter- vorgelagerten Zeugenberg Fränkel war früher ein geschätzter Baustein. Frisch gebrochen, einheit der „Randhöhen der Mittleren an. Es folgen das Unterböhringer Tal, in feuchtem Zustand, ist er leicht zu bearbeiten, wird Alb“ und der „Mittleren Kuppenalb“. der Michelsberg mit dem Burren und dann aber beim Austrocknen äußerst hart. Abb. 21: Ein geschätzter Baustein Weite Teile ragen über 700 m Meeres- schließlich das Filstal, das bei Geis- höhe auf. Charakteristisch für die Fils- lingen nach Norden umbiegt.

16 FILSALB FILSALB 17 Die Landschaft: Entstehung und Wandel

Abb. 23: Der Naturraum Fils alb stellt ein etwa 15 km langes und 8 km breites Gebiet innerhalb der Rand höhen der Mittleren Alb dar. Die Filsalb wird im Norden vom eigentlichen Albtrauf und im Süden von einem zweiten, „inneren“ Alb- trauf begrenzt. Charakte- ristisch ist die Auf lösung in inselhafte Höhen. Zum Kennenlernen des Naturraums eignen sich die beschilderten Wander- wege "Albtraufgänger" und "Albtraufgucker" sowie der Filstalradweg.

Legende

Naturraum Filsalb

Wanderweg Albtraufgänger Panoramakarte: Landratsamt Göppingen Naturraum Filsalb nach: Wanderweg Naturräumliche Gliede- Albtraufgucker rung Deutschlands, herausgegeben vom Radweg Institut für Landeskunde, Filstalroute Bad Godesberg 1961

18 FILSALB FILSALB 19 Die Landschaft: Entstehung und Wandel

Nutzungsgeschichte Im Oberen Filstal hat man dem be- – ULRIKE KREH – reits seit Anfang der 1980er-Jahre ent- gegengesteuert und viele Heiden wie- 2000 Das Obere Filstal ist seit jeher ein drohte sie ganz aufgegeben zu wer- derhergestellt, vor allem in Natur- Zentrum der Schaf- und Ziegenhal- den. Die Folge war, dass die Wachol- schutzgebieten. Nach anfänglichen 1500 tung. Ohne sie wären die Wacholder- derheiden verbuschten, stellenweise kräftigen Entbuschungsmaßnahmen 1000 heiden nicht entstanden. Der enge sogar vom Wald zurückerobert oder konnte in vielen Fällen wieder ein Talgrund bot nur wenig Flächen für aufgeforstet wurden. Den auf Wärme Schäfer gefunden werden, der mit sei- 500 Äcker und Rinderweiden; mit Scha- und Licht angewiesenen Pflanzen- ner Herde über die Hänge zieht und fen und Ziegen konnten dagegen und Tierarten wurde ihr Lebensraum für die Erhaltung des schönen Land- 0 1900 1960 1980 1990 2002 auch die Steilhänge bewirtschaftet entzogen; sie gingen zurück oder ver- schaftsbilds der Wacholderheiden Abb. 24: Entwicklung werden. So war die Schaf- und Zie- schwanden ganz. sorgt. Bei der Kartierung der Heide- der Heideflächen (ha) im genhaltung im Oberen Filstal einst flächen im Landkreis Göppingen im Landkreis Göppingen ERKOMMER LL seit dem Jahr 1900 die Grundlage, aus der sich die Bevöl- Um 1900 gab es im gesamten Land- Jahr 2002 (H , U. & A. U - kerung mit Milch, Butter, Käse, kreis Göppingen noch etwa 2000 MANN 2003) konnte ein Zuwachs auf Fleisch und Fellen versorgte. Nicht Hektar Heideflächen. Sie gingen bis rund 600 Hektar verzeichnet werden, Abb. 25: Unverzichtbar umsonst heißt das Obere Filstal des- 1960 auf 1300 Hektar zurück, und wobei hier berücksichtigt werden bei der Landschaftspfle- halb auch „Goißatäle“. Gegen Ende 1980 waren es nur noch 600 Hektar muss, dass 55 Hektar neu kartierte ge: Schäfer Hertler mit ATTERN Schafherde und Hüte- des 19. Jahrhunderts nahm die Schaf- (M et al. 1980). Bei einer er- Heidefläche hinzukamen und ein hund im Dürrental, im und Ziegenbeweidung immer mehr neuten Untersuchung zehn Jahre spä- Teil der 1990 als verloren geglaubten und Radwege, Informationstafeln und Abb. 26 (oben): Hintergrund die Nordalb- ab; nach dem Zweiten Weltkrieg ter waren die Heideflächen sogar auf Heiden wiederhergestellt wurde. Lehrpfade, Aussichtspunkte, Grill- Deggingen 1913: An den hänge. Hängen der Nordalb sind ATTERN 500 Hektar geschrumpft (M et Nicht zuletzt durch das Filsalbprojekt plätze, Gasthäuser, Kirchen, Kapel- noch großflächig Heiden al. 1992). Das entspricht einem konnte die Pflege der Wacholderhei- len, Campingplätze, Segelfluggelände vorhanden. Rückgang im 20. Jahr- den seither weiter verstärkt und der und Golfplätze werden unterhalten Abb. 27 (unten): hundert um 75 Rückgang gestoppt werden. und gepflegt und lenken die Besu- Deggingen 2015: Die Prozent! cherströme. Einen wichtigen Beitrag Heiden im mittleren Teil konnten weitgehend er- Neben der landwirtschaftlichen Nut- liefert auch hier das Filsalbprojekt, halten werden – rechts zung hat sich im Oberen Filstal seit indem es die Landschaft und das und links konnte die Ver- Jahrhunderten Industrie und Gewer- Landschaftsbild für Einheimische buschung nicht aufge- be angesiedelt, wie Abfüllung und und Besucher erhalten hilft und halten werden, es wächst Wald. Vertrieb von Mineralwasser, Papierer- Überlastungserscheinungen durch zeugung, Textilindustrie, Holz- und Besucherlenkung entgegenwirkt. Metallwaren sowie ein breites Spek- trum an Dienstleistungsunternehmen. Abb. 28: Der ausgeschil- Ein wesentlicher Wirtschaftszweig ist derte Lehrpfad auf dem Haarberg trägt zur Besu- der Fremdenverkehr. Neben den Kur- cherlenkung bei. betrieben in Bad Ditzenbach und Bad Überkingen ist das Obere Filstal ein viel besuchtes Naherholungs- gebiet. Viele Einrichtungen wie be- zeichnete, teils zertifizierte Wander-

20 FILSALB FILSALB 21 Die Landschaft: Entstehung und Wandel

Landschaft im Wandel: heute auf immer größeren Flächen Warum sich Landschaftspflege lohnt Nahrungspflanzen zur Energiegewin- – ULRIKE KREH – nung anbauen? Gegenüber den inten- siv bewirtschafteten Landwirtschafts- Was wäre, wenn die Schäferei im Pflanzen und Tieren würde die Le- flächen nehmen die kleinen, land- Oberen Filstal tatsächlich aufgehört bensgrundlage entzogen. Was am schaftsgepflegten Gebiete aber nur hätte? Wenn nicht in den letzten drei Beispiel der Heidelandschaft augen- einen Bruchteil an Fläche ein. Sicher, Jahrzehnten Landschaftspflegemaß- fällig darzustellen ist, gilt auch für Nutzung und Pflege sind auf Förde- nahmen durchgeführt worden wären? andere Lebensräume. Ob die Hecken- rung angewiesen, aber dieses Geld ist Wenn nicht mit Motorsäge, Frei- landschaft am Kornberg oder Ruf- gut investiert. Und ohne die Land- Abb. 29: Selten und auf schneidegerät und Mähmaschine stein noch im gleichen Umfang erhal- schaftspflege würde Vieles verloren der Schwäbischen Alb kurz gehalten wurde, was früher ten wäre, ob Uhu, Pfingstnelke oder stark gefährdet – die Pfingstnelke Schäfer, Schafe und Ziegen erledigt Bergkronwicken-Widderchen, um nur haben? Die offene Landschaft mit drei Arten beispielhaft zu nennen, Wacholderheiden, Kalkmagerrasen auf der Filsalb noch Lebensmöglich- Abb. 31 und 32: und bunten Blumenwiesen gäbe es keiten fänden, ist fraglich. Blick vom Oberberg auf nicht mehr. Gebüsch hätte sich aus- Deggingen und den gebreitet, und langsam aber sicher Wir leben in einer Kulturlandschaft, Sommerberg (links), den Abb. 30: Wanderwege Wasserberg (im Hinter- würde Wald aufkommen. Aussichts- deren Nutzung sich ständig wandelt. grund ganz links), Haar- mit freier Aussicht gibt punkte würden zuwachsen, Vielfäl- Vor unseren Augen verändert sich es nur in gepflegten berg und Dalisberg (Bild- Landschaften (Haarberg- tiges gleichförmig werden. Den auf das Landschaftsbild Jahr für Jahr. mitte, über Deggingen- Wasserberg). Licht und Wärme angewiesenen Wer hätte daran gedacht, dass wir Reichenbach), Tennen- berg/Kuchberg (Hinter- grund rechts) und einen Ausläufer des Weigolds- bergs (ganz rechts). Abb. 31 (oben): Auf dem historischen Foto aus dem Jahr 1913 ist an den gehen, was wir als schützenswert er- Rinder, die Gras und Heu fressen, Steilhängen überall Heide- achten und für das wir zum Teil ge- sind Bilder und Eindrücke, die man landschaft zu sehen, setzliche Verpflichtungen eingegan- hier noch finden kann. Schließlich allerdings wegen nach- gelassener Beweidung gen sind (Naturschutzgesetz, Arten- darf auch hinterfragt werden, ob sich schon mit Tendenz zur schutzabkommen, Natura 2000 etc.). „gepflegte Landschaften“ nicht doch Verbuschung. rechnen. Tourismus und Landschafts- Abb. 32 (unten): Im Jahr Durch Landschaftspflege werden pflege stehen in engem Zusammen- 2015 sind die Heiden nicht nur die Lebensräume selten ge- hang, so die einhellige Meinung im dieses Bildausschnitts etwa zu einem Drittel in wordener Pflanzen- und Tierarten Oberen Filstal. Denn die Einnahmen Wald übergegangen, un- erhalten, sie ist auch selbst Teil einer aus dem Tourismus sind meist abhän- gefähr die Hälfte wird landwirtschaftlichen Produktion, die gig vom Erholungswert der Land- mechanisch gepflegt und Lebensmittel fern der Tiermassenhal- schaft. Auch dieser wirtschaftliche beweidet, und der Rest ist verwachsene Heide. Ohne tung erzeugt und kleinbäuerliche Be- Wert einer gepflegten Landschaft Landschaftspflege wären triebe erhält. Schäfer und Schafherde, darf nicht unterschätzt werden. wohl alle Heiden Wald!

22 FILSALB FILSALB 23 Lebensraum Wacholderheide

Abb. 36 (links): Pflanzenwelt der Wacholderheiden Der Frühlings-Enzian – ULRIKE KREH – („Schusternägele“) ist eine typische Schafwei- acholderheiden sind magere, von Wald. Im Oberen Filstal gehen die den-Pflanze. Er wird W nicht abgefressen, denn Gräsern und Kräutern geprägte Wacholderheiden hauptsächlich auf die enthaltenen Bitter- Pflanzenbestände (Halbtrockenrasen, die Beweidung mit Schafen und Zie- stoffe schmecken den Magerrasen), die von Wacholder- gen zurück. Der Tritt und Biss der Schafen nicht. Abb. 33: Silberdistel büschen bestanden sind. Sie sind Tiere prägt die Heidevegetation, und durch menschliche Nutzung – meist während die Schafe das Gras und die Ziegen sogar das Buschwerk ab- Abb. 37 (rechts): fraßen, stach der Schäfer mit seiner Kartäusernelke Schippe Disteln und junge Sträucher aus. So wurden die Heiden kurz ge- Anteil von gefährdeten Pflanzen der halten und vor der Verbuschung be- Roten Liste Baden-Württemberg wahrt. Eine besondere Pflanzenge- (Tab. 1). Abb. 34: Der Wacholder meinschaft entwickelte sich: Nicht wird wegen seiner spitzen weidefeste Arten wie Büschel-Glo- Die Beweidung ist auch noch aus Nadeln von den Schafen ckenblume, Berg-Klee und Espar- einem anderen Grund erwünscht. nicht gefressen. Die Wacholderbeeren enthal- sette gehen zurück. Prägend werden POSCHLOD (2015) stellt fest, dass ten leicht giftige, äthe- Arten, die von den Schafen und Zie- Pflanzen, wenn sie sich über Samen rische Öle, die – in kleiner gen verschmäht werden, weil sie dor- vermehren, genetisch vielfältiger sind Menge – Sauerkraut, nig oder stachelig sind (Wacholder, als bei vegetativer Vermehrung (Be- Sauerbraten und Wildbra- ten eine würzige Note Silberdistel, Dornige Hauhechel), wurzelung von einer Mutterpflanze verleihen. bitter schmecken (Enzianarten) oder ausgehend). Zum Keimen der Samen durch Beweidung, in wenigen Fällen giftig sind (Küchenschelle). Auch sind jedoch offene Bodenstellen not- durch einschürige Mahd – anstelle spät blühende Pflanzen wie die Berg- wendig, wie sie bei der Beweidung von Wäldern entstanden und entwi- Aster bleiben meist vom Schafmaul durch den Tritt der Tiere zustande ckeln sich ohne Nutzung wieder zu verschont. Auffallend ist ein hoher kommen. Abb. 38 (oben): Die Küchenschelle ist eine Abb. 35: Schafe halten der ersten Blütenpflan- die Heiden offen. zen im Vorfrühling und kann im Naturschutzge- biet Haarberg-Wasser- berg vom Weg aus betrachtet werden.

24 FILSALB FILSALB 25 Lebensraum Wacholderheide

Tab. 1: Die Wacholder- Abb. 39: Katzenpfötchen Kennzeichnend für (Crataegus monogyna) und Schlehe Pflanzenart Wissenschaftlicher Name Rote-Liste-Status heiden und Halbtrocken- (weibliche Blüte) die Wacholder- (Prunus spinosa) Gräser wie Flaum- (deutscher Name) Baden-Württem- rasen auf der Filsalb berg 1999 heiden auf der Hafer (Helictotrichon pubescens), Fieder- zeichnen sich durch eine Filsalb sind ne- zwenke (Brachypodium pinnatum), Pyramiden-Hundswurz Anacamptis pyramidalis 3 Fülle charakteristischer ben dem Wa- Schaf-Schwingel (Festuca ovina) und Katzenpfötchen Antennaria dioica 2 Blütenpflanzen mit zahl - reichen seltenen und cholder ( Großes Schillergras ( Ästige Graslilie Anthericum ramosum V Junipe- Koeleria pyrami- gefährdeten Arten aus. rus communis) und data). Charakteristische Kräuter sind Berg-Aster Aster amellus V weiteren Gehölzen wie Wildrosen Gewöhnlicher Dost, Thymian- und Weidenblättriges Ochsenauge Buphthalmum salicifolium V 2 = stark gefährdet 3 = gefährdet (Rosa spec.), Eingriffeliger Weißdorn Gamanderarten. Rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia - V = Vorwarnliste Silberdistel Carlina acaulis V Stängellose Kratzdistel Cirsium acaule V Abb. 40 (links): Die Bocks- riemenzunge hat sich in Frauenschuh Cypripedium calceolus 3 letzter Zeit auf der Schwä- Kartäusernelke Dianthus carthusianorum V bischen Alb ausgebreitet. Rotbraune Stendelwurz Epipactis atrorubens V Echtes Labkraut Galium verum - Frühlings-Enzian Gentiana verna 2 Fransen-Enzian Gentianella ciliata V Deutscher Enzian Gentianella germanica V Mücken-Händelwurz Gymnadenia conopsea V Abb. 41 (rechts): Die konkurrenzschwache Wohlriechende Händelwurz Gymnadenia odoratissima 3 Spatzenzunge war früher Gewöhnlicher Hufeisenklee Hippocrepis comosa - als Ackerwildkraut Weiden-Alant Inula salicina - bekannt. Die zahlenmäßig stark zurückgegangene Nestwurz Neottia nidus-avis - Pflanze kommt am Fuß Bienen-Ragwurz Ophrys apifera V des Dalisbergs auf Fliegen-Ragwurz Ophrys insectifera 3 Heideflächen vor. Helm-Knabenkraut Orchis militaris V Blasses Knabenkraut Orchis pallens 3

Gewöhnlicher Dost Origanum vulgare - Abb. 43: Die Pyramiden- Labkraut-Sommerwurz Orobanche caryophyllacea 3 Hundswurz kommt auf manchen Heiden in Sumpfherzblatt Parnassia palustris 3 großer Zahl vor. Schon Frühlings-Fingerkraut Potentilla neumanniana - eine einmalige Düngung Abb. 42: Das Frühlings- Küchenschelle Pulsatilla vulgaris, 3 kann den Orchideen Fingerkraut – eine Licht schaden, da dann konkur- und Wärme liebende Trauben-Gamander Teucrium botrys V renzstärkere Pflanzen- Pflanze auf nährstoff- Berg-Gamander Teucrium montanum 3 arten wie Süßgräser und armen, trockenen Standor- Wiesen-Leinblatt Thesium pyrenaicum 3 Hochstauden von den ten wie den Wacholder- Nährstoffen profitieren heiden. Je heißer und Gemeiner Thymian Thymus pulegioides - und die Orchideen sonnenausgesetzter der Berg-Klee Trifolium montanum 3 verdrängen. Standort, desto dichter ist die Behaarung – ein wirksamer Verdunstungs- schutz.

26 FILSALB FILSALB 27 Lebensraum Wacholderheide

Das Artenschutzprogramm (ASP) Heuschrecken der Wacholderheiden und Schmetterlingshaft Wenn Häuser brennen, wird die Feuerwehr gerufen. Doch was passiert, wenn Tier- oder – ULRIKE KREH – Pflanzenarten an ihren Standorten akut bedroht sind? Für diese Fälle gibt es in Baden- Württemberg ebenfalls ein „Feuerwehrprogramm“. Es wurde von der Landesanstalt für Die Wacholderheiden und Kalk- schattende Bäume weitgehend feh- Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württem- magerrasen der Albhochfläche ver- len, sind die Sommertemperaturen berg (LUBW) in enger Zusammenarbeit mit den Regie- danken ihre Entstehung der Bewei- oft doppelt so hoch wie in benachbar- rungspräsidien ins Leben gerufen und heißt Arten- dung mit Schafen und Ziegen über ten Laubwäldern. Insbesondere an schutzprogramm des Landes Baden-Württemberg, viele Generationen hinweg. An den südexponierten Hängen sind Tempe- kurz ASP. Dieses Programm hat zum Ziel, hochgradig Steilhängen sind dadurch sehr karge, raturen von über 50 °C nicht selten. gefährdete Arten zu erhalten und zu fördern. Seit 1990 schnell austrocknende Flächen ent- Die Boden- und Luftfeuchte ist in wurden durch das ASP landesweit für 949 Tier- und standen. Als Lebensraum für Heu- diesen Bereichen meist gering. Abb. 47: Bei der Feldgrille Pflanzenarten bessere Überlebensbedingungen ge- Abb. 44: Kammmolch schrecken sind die beweideten Mager- überwintern im Gegen- satz zu den meisten schaffen. Eine dreistufige Vorgehensweise wird dabei rasen von besonderer Bedeutung. Sie Hier fühlen sich vor allem Heuschre- Heuschreckenarten die angewendet: Erfassen – Auswerten – Handeln. Erfasst zeichnen sich gegenüber gemähten ckenarten wohl, die Licht, Wärme und unreifen Larven. wurden die Tier- und Pflanzenarten landesweit über Flächen durch viele Kleinstrukturen offene Bodenstellen lieben und mit Jahrzehnte. Aus zahlreichen Einzelmeldungen und durch der Trockenheit gut zurecht kom- das Engagement zahlreicher auch ehrenamtlich tätiger men. Häufige und typische Arten der Artenspezialisten entstanden die so genannten Grund- Wacholderheiden im Gebiet sind lagenwerke für Farn- und Blütenpflanzen, Moose, Pilze, Kleine Goldschrecke (Euthystira brac- Flechten, Säugetiere, Vögel, Amphibien und Reptilien, Abb. 45: Deutscher Sandlaufkäfer hyptera), Rote Keulenschrecke (Gom- Abb. 48 (links): Lebens- Schmetterlinge, Wildbienen, Heuschrecken, Libellen sowie Pracht- und Hirschkäfer. Die pho cerippus rufus) und Heidegrashüpfer raum von Heuschrecken Auswertung der Grundlagendaten erfolgt durch die LUBW. Dabei stehen Arten der Roten (Stenobothrus lineatus). mit offenen Bodenstellen Liste mit dem Status 0 (ausgestorben oder verschollen), 1 (vom Aussterben bedroht) und 2 (stark gefährdet) im Vordergrund. Die LUBW entwickelt gemeinsam mit Fachleuten der aus, wie offene Bodenstellen oder ein Besondere Aufmerksamkeit erfor- entsprechenden Artengruppen auch erste Schutzziele. Daraus ergeben sich dringende unregelmäßiger Stockwerksaufbau dern zwei Arten, die in der Roten Maßnahmen für einzelne Arten an bestimmten Standorten, zum Beispiel für den Deut- der Vegetationsschicht. Eine wichtige Liste der Heuschrecken Baden- schen Sandlaufkäfer (s. S. 64). Rolle für die Heuschrecken spielt das Württembergs als stark gefähr- Kleinklima auf den Heiden. Da be- det eingestuft und teilweise Abb. 49: Der Heidegras- hüpfer ist mit bis zu 26 mm Körperlänge (Weibchen) Durch das Artenschutzprogramm gefördert: Gras-Platterbse die größte Art der Gattung. Beim Stridulieren reibt das Die nach der Roten Liste Baden-Württemberg stark ge- Männchen seine Hinter- fährdete Art kommt auf einer Schafweide bei Wiesen- schenkel über die Flügel. steig vor. Die Pflanze kann sich dort nur halten, wenn die Standortbedingungen und der Pflegezustand gewahrt bleiben. Die Fläche wird regelmäßig mit Schafen bewei- det. Alle paar Jahre werden die mit Gehölzen bewach- senen Flächen aufgelichtet. Abb. 46: Gras-Platterbse

28 FILSALB FILSALB 29 Lebensraum Wacholderheide

Abb. 53 (links): Der Warzenbeißer ist aus den Naturschutzgebieten „Kornberg“ und „Ruf- steinhänge“ bei Gruibin- gen verschwunden. Da die Eier dieser Art bis zu sieben Jahre überleben können, besteht noch Hoffnung, dass der Warzenbeißer durch gezielte Pflege überlebt. Abb. 50: Auf den mit Abb. 54 (rechts): Der Schafen beweideten Libellen-Schmetterlings- Wacholderheiden im haft bevorzugt karge, Naturschutzgebiet wärmebegünstigte „Heide am Hillenwang“ Magerrasen und Schutt- bei Gruibingen gab es halden wie im Natur- 2011 noch ein Vorkom- von ihren angestammten Standorten, die Blauflügelige Ödlandschrecke Auch wenn die Blauflügelige Öd- coccajus) aus der Familie der Netzflüg- schutzgebiet Haarberg- men der Rotflügeligen Wasserberg. Schnarrschrecke. Im z. B. bei Gruibingen, verschwunden (Oedipoda caerulescens) verschollen. landschrecke nicht mehr einwandern ler, der an mehreren Stellen im Obe- Naturschutzgebiet sind. Es handelt sich um die Rotflü- Trotz umfangreicher Pflegemaßnah- sollte, ist es sinnvoll, vegetationsarme ren Filstal im Frühjahr beobachtet Haarberg-Wasserberg ist gelige Schnarrschrecke (Psophus stri- men an ihren früheren Vorkommen, Kalkschutthalden zu fördern, da dort werden kann. Bei Sonnenschein die Art noch recht häufig dulus) und den Warzenbeißer (Decti- den Steilhänge am Haarberg und am auch andere, an offene Bodenstellen schwirrt er elegant dicht über dem zu finden. Die leuchtend roten Hinterflügel sieht cus verrucivorus). Vermutet wird, dass Dalisberg, konnte die Art seit 1992 angepasste Pflanzen- und Tierarten Boden, um seine Beute, kleine Insek- man erst, wenn die die Lebensräume dieser Arten durch am Haarberg und seit 1995 am Dalis- leben. Ein Beispiel hierfür ist der auf- ten, bevorzugt Schmetterlinge, im Heuschrecke auffliegt. mangelnde Beweidung auf immer berg nicht mehr nachgewiesen werden. fällige Schmetterlingshaft (Libelloides Flug zu ergreifen. (Abb. 51 unten) kleinere Inseln zurück-

gegangen sind. Da Tab. 2: Auswahl wert- Heuschreckenart Wissenschaftlicher Name Rote-Liste-Status die Eier mehrere (deutscher Name) Baden-Württem- gebender, seltener oder Jahre im Boden berg 1998 gefährdeter Heuschre- überleben können, ckenarten auf der Filsalb. Laubholz-Säbelschrecke Barbitistes serricauda 3 Insgesamt kommen hier lohnt es sich, die Warzenbeißer Decticus verrucivorus 2 26 Arten vor, das sind etwa 37 Prozent der Heidepflege zu Kleine Goldschrecke Euthystira brachyptera V steigern und da- Arten Baden-Württem- Feldgrille Gryllus campestris V bergs. Zusammenstel- rauf hinzuwir- Plumpschrecke Isophya kraussii V lung: Hans-Peter Döler ken, dass einzelne Zweifarbige Beißschrecke Metrioptera bicolor V Flächen wieder stärker geöffnet und 2 = stark gefährdet Kurzflügelige Beißschrecke Metrioptera brachyptera V durch breite, besonnte Wander-Kor- 3 = gefährdet Westliche Beißschrecke Platycleis albopunctata 3 V = Vorwarnliste ridore für die Tiere miteinander ver- Rotflügelige Schnarrschrecke Psophus stridulus 2 bunden werden. Heidegrashüpfer Stenobothrus lineatus 3 Zweipunkt-Dornschrecke Tetrix bipunctata 3 Während die Rotflügelige Schnarr- Verschollene Arten: Abb. 52 (rechts): Lehrpfad schrecke noch an mehreren Stellen am Haarberg-Wasser- Blauflügelige Ödlandschrecke Oedipoda caerulescens 3 berg zum Lebensraum im Oberen Filstal zu finden ist (z. B. Buntbäuchiger Grashüpfer Omocestus ventralis 3 Wacholderheide am Haarberg und am Dalisberg), ist

30 FILSALB FILSALB 31 Lebensraum Wacholderheide

Wildbienen der Wacholderheiden Wildbienenarten Wissenschaftlicher Name RL-Status Tab 3: Auswahl wert- (deutscher Name) Ba.-Wü. gebender, seltener oder – ULRIKE KREH – 2000 gefährdeter Wildbienen im Oberen Filstal nach Pippau-Sandbiene Andrena fulvago (Christ 1791) V lütenreiche Mager rasen prägen die Für sie werden im Rahmen des Arten- dem Rote-Liste-Status B Bergklee-Sandbiene Andrena intermedia (Thomson 1870) 2 Baden-Württemberg. Heiden im Oberen Filstal. Sie sind die schutzprogramms bessere Über lebens- Kielsandbienen-Art Andrena nitidiuscula (Schenk 1853 3 Zusammenstellung: Nahrungsgrundlage zahlreicher Wild- bedingungen geschaffen. sensu lato) Hans R. Schwenninger bienenarten. Bislang wurden hier 86 Runzelige Zwergsandbiene Andrena rugulosa (Stoeckhert) 1935 D 1 = vom Aussterben Wildbienenarten festgestellt. Darun- Weißfleckige Wollbiene Anthidium punctatum (Latreille 1809) 3 bedroht ter befinden sich 24 Arten, die in der Förderung der Hufeisenklee- Wald-Pelzbiene Anthophora furcata (Panzer 1798) 3 2 = stark gefährdet 3 = gefährdet Vergangenheit extrem zurückgegan- Mauerbiene Veränderliche Hummel Bombus humilis (Illiger 1806) V D = Datenlage unzu- Abb. 55: Die Hufeisen- gen und heutzutage selten oder sehr Glockenblumen-Hummel Bombus soroeensis (Fabricius 1777) V reichend klee-Mauerbiene und selten sind. Sieben Wildbienenarten Die Hufeisenklee-Mauerbiene gehört Bunte Hummel Bombus sylvarum (Linnaeus 1761) V V = Vorwarnliste ihre wichtigste Pollen- quelle, der Hufeisenklee sind seit Mitte der 1980er-Jahre ver- zu den oligolektischen Wildbienen- Bergwaldhummel Bombus wurflenii (Radoszkowski 1859) 3 (Abb. 56 unten) schollen und es ist zu befürchten, arten, das heißt, sie ist beim Blütenbe- Glänzende Natterkopfbiene Hoplitis adunca (Panzer 1798) V dass sie zwischenzeitlich ausgestor- such auf eine einzige oder wenige ver- Dickkopf-Schmalbiene Lasioglossum glabriusculum (Morawitz V ben sind (vgl. Tab. 3). Aufgrund ihrer wandte Pflanzenarten spezialisiert. 1853) besonderen Nahrungsansprüche fin- Die Art sammelt ausschließlich Pollen Bezahnte Schmalbiene Lasioglossum laevigatum (Kirby 1802) 2 den solche Bienenarten in der heu- von Schmetterlingsblütlern, wobei Felsheiden-Schmalbiene Lasioglossum lissonotum (Noskiewicz 2 tigen intensiv bewirtschafteten Kul- sie Hufeisenklee stark bevorzugt. Sie 1926) turlandschaft, manchmal auch durch kann nur überleben, wenn diese Blü- Kleine Schmalbiene Lasioglossum minutulum (Schenck 1853) 2 die Konkurrenz der Honigbienen, ten in ausreichender Anzahl und zum Furchenwangige Schmal- Lasioglossum puncticolle (Morawitz 2 keine geeigneten Existenzmöglich- richtigen Zeitpunkt – während ihrer biene 1872) keiten mehr. Zu diesen selten gewor- Flugzeit von Mai bis etwa Mitte Juli Dreizahn-Schmalbiene Lasioglossum tricinctum (Schenck 1874) 2 Abb. 57: Die Wacholder- Rote Schneckenhausbiene Osmia andrenoides (Spinola 1808) 2 heide an der Gansloser denen Arten gehört beispielsweise – vorhanden sind. Eine Mahd oder Be- Steige ist eine der Lebens- die Hufeisenklee-Mauerbiene (Osmia weidung zum falschen Zeitpunkt kann Waldrand-Mauerbiene Osmia parietina (Curtis 1828) 3 stätten der Hufeisenklee- xanthomelana), die im Oberen Filstal für die Biene fatale Folgen haben. Rothaarige Schnecken- Osmia rufohirta (Latreille 1811) 3 Mauerbiene. Zur Offenhal- Wacholderheiden und Felsen besie- hausbiene tung werden Ziegen einge- Bedornte Schneckenhaus- Osmia spinulosa (Kirby 1802) 3 setzt; dazu wurden unauffäl- delt. Die Art ist nach der Roten Liste Im Oberen Filstal werden gezielte biene lige, feste Zäune installiert. Baden-Württemberg stark gefährdet. Maßnahmen ergriffen, um die Huf- eisenklee-Mauerbiene zu fördern. Hufeisenklee-Mauerbiene Osmia xanthomelana (Kirby 1802) 2 Durch verbuschende Wacholderhei- Große Harzbiene Trachusa byssina (Panzer 1798) 3 den sind ihre Nahrungsquellen be- Blauschwarze Holzbiene Xylocopa violacea (Linnaeus 1758) V droht; lichtbedürftige Kräuter wie Seit ca. 1985 verschollene Arten: der Hufeisenklee gehen zurück. Die Heidehummel Bombus jonellus (Kirby 1802) 2 betroffenen Lebensräume werden Obsthummel Bombus pomorum (Panzer 1805) 2 nun konsequent verbessert. Bei der Grashummel Bombus ruderarius (Müller 1776) 3 Erstpflege werden die Gehölze ausge- Schwarze Mörtelbiene Megachile parietina (Geoffroy 1785) 1 lichtet; bei der Nachpflege der wieder Waldrand-Wespenbiene Nomada facilis (Schwarz 1967) D austreibenden Gehölze werden zum Toskanische Wespenbiene Nomada piccioliana (Magretti 1883) 2 Teil Ziegen eingesetzt, jedoch erst Schneckenhaus-Düster- Stelis odontopyga (Noskiewicz 1926) 2 nach der Flugzeit der Biene. biene

32 FILSALB FILSALB 33 Lebensraum Wacholderheide

Tab. 4: Auswahl wert- Schmetterlinge der Wacholderheiden Schmetterlingsart Wissenschaftlicher Name Rote-Liste-Status (deutscher Name) Baden-Württem- gebender, seltener oder – ULRIKE KREH – berg 2004 gefährdeter Schmetter- linge im Oberen Filstal. Feuriger Perlmutterfalter Argynnis adippe 3 Zusammenstellung: ür Schmetterlinge sind Wacholder- F Silberfleck-Perlmutterfalter Boloria euphrosyne 3 Michael Meier heiden herausragende Lebensräume. Spanische Fahne Callimorpha quadripunctaria - Das reichhaltige Angebot 2 = stark gefährdet Steppenheiden-Grünspanner Clorissa viridata 3 an Eiablage- und Nek- 3 = gefährdet Weißbindiges Wiesenvögel- Coenonympha arcania V VV= = VVorwarnliste tarpflanzen, die kleinkli- chen matischen Verhältnisse Rotbraunes Wiesenvögelchen Coenonympha glycerion 3 (Wärme, Trockenheit) und die Zwerg-Bläuling Cupido minimus V Nähe zu Gebüschen (Windschutz) Schlüsselblumen-Würfelfalter Hamearis lucina 3 sind günstige Voraussetzungen. Im Komma-Dickkopffalter Hesperia comma 3 Zuge der Untersuchung von MEIER ), der Schwarzbraune Würfel- arion Wolfsmilchschwärmer Hyles euphorbiae 3 2004 wurden auf den Wacholderhei- Dickkopffalter (Pyrgus serratulae), das Braunauge Lasiommata maera 3 den rund um Gruibingen 87 verschie- Rotbraune Wiesenvögelchen (Coeno- Brauner Feuerfalter Lycaena tityrus V dene Tagfalter, Dickkopffalter, Wid- nympha glycerion) und der Wolfsmilch- Abb. 58: Das Rotbraune Schwarzfleckiger Ameisen- Maculinea arion 2 Wiesenvögelchen kommt derchen und andere tagaktive Nacht- schwärmer (Hyles euphorbiae) mit sei- bläuling Abb. 61: Der Wolfsmilch- mit der Schafbeweidung schwärmer ist ein Nacht- falter registriert, darunter 38 Arten ner farbenprächtigen Raupe. Häufige Ehrenpreis-Scheckenfalter Melitaea aurelia 3 gut zurecht. falter. der Roten Liste Baden-Württem- Arten sind Schachbrett (Melanargia Östlicher Scheckenfalter Melitaea britomartis 3 bergs. Zu den seltenen und gefähr- galathea), Silbergrüner Bläuling (Ly- Kreuzblumen-Bunteulchen Phytometra viridaria V Abb. 59 (rechts): deten Arten gehören der Schwarzfle- sandra coridon) und Großes Ochsenau- Argus-Bläuling Plebejus argus V Silbergrüner Bläuling ckige Ameisenbläuling ( ge ( ). Maculinea Maniola jurtina Großer Sonnenröschen- Polyommatus artaxerxes V Bläuling Himmelblauer Bläuling Polyommatus bellargus 3 Durch das Artenschutzprogramm gefördert: Schwarzbrauner Würfel-Dick- Pyrgus serratulae 2 Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta) kopffalter Rotbandspanner Rhodostrophia vibicaria V Abb. 62: Die Raupe des Auf der Heide Ave-Maria-Berg bei Deggingen (flächen- Ulmen-Zipfelfalter Satyrium w-album V Wolfsmilchschwärmers ernährt sich auf der haftes Naturdenkmal) wird im Rahmen des Artenschutz- Zweipunkt-Wellenstriemen- Scotopteryx bipunctaria - Schwäbischen Alb fast programms Baden-Württem berg der Lebensraum des spanner ausschließlich von der Bergkronwicken-Widderchens gefördert. Als Falter auf Steppenheiden-Gitterspanner Semiothisa glarearia 3 Zypressen-Wolfsmilch. wenige Nahrungspflanzen angewiesen, ernährt sich die Brauner Wacholder-Nadelholz- Thera cognata V Raupe dieser gefährdeten Schmetterlingsart ausschließ- spanner lich von den Blättern der Berg-Kronwicke. Seit den Mattscheckiger Braun-Dick- Thymelicus aceton V kopffalter 1980er-Jahren wird die relativ kleine, isolierte Heide re- Waldreben-Fensterfleckchen Thyris fenestrella V gelmäßig gemäht und entbuscht. Die Bestände der Esparsetten-Widderchen Zygaena carniolica 3 Berg-Kronwicke werden dabei geschont. An manchen Bergkronwicken-Widderchen Zygaena fausta 3 Tagen können dort weit über hundert Bergkronwicken- Bibernell-Widderchen Zygaena minos 3 Widderchen beobachtet werden. Abb. 60: Bergkronwicken-Widderchen Thymian-Widderchen Zygaena purpuralis 3 saugen Nektar am Dost Abb. 63: Zypressen- Hufeisenklee-Widderchen Zygaena transalpina 3 Wolfsmilch

34 FILSALB FILSALB 35 Lebensraum Wacholderheide

Schnecken der Wacholderheiden Schneckenart Wissenschaftlicher Name Rote-Liste-Status Tab. 5: Auswahl wert- gebender, seltener oder – OSWALD JÄGER – (deutscher Name) Baden-Württem- berg 2006 gefährdeter Schnecken auf Wacholderheiden im Wacholderheiden sind ein beson- starke Krautschicht, Verbuschung Roggenkornschnecke Abida secale V Oberen Filstal derer und artenreicher Lebensraum, und Verlust des Lebensraums. Den Quendelschnecke Candidula unifasciata 2 2 = stark gefährdet Große Felsenschnecke Chilostoma cingulatum - was auch für die Tierklasse der Schne- gleichen Effekt haben die Nutzungs- 3 = gefährdet cken zutrifft. Auf den Wacholder- aufgabe oder die Aufforstung von Kleine Glattschnecke Cochlicopa lubricella V V = Vorwarnliste heiden des Oberen Filstals hat der Wacholderheiden. Große Laubschnecke Euomphalia strigella 2 Abb. 64: Die Westliche Verfasser 24 Landgehäuseschnecken Wulstige Kornschnecke Granaria frumentum 2 Heideschnecke erklimmt festgestellt, darunter mehrere laut der Westliche Heideschnecke Helicella itala V bei hohen Temperaturen Roten Liste stark gefährdete Arten Weinbergschnecke Helix pomatia V Halme bis 50 cm Höhe. Dort zieht sie sich in ihr (Tabelle 5). Ausgesprochen gut ange- Moos-Puppenschnecke Pupilla muscorum V Gehäuse zurück und passt an diesen Lebensraum sind Zylinderwindelschnecke Truncatellina cylindrica V überdauert so die Große Laubschnecke (Euomphalia stri- Gerippte Grasschnecke Vallonia costata - Trockenperiode. gella), Moos-Puppenschnecke (Pupilla Schiefe-Grasschnecke Vallonia excentrica - muscorum), Schiefe Grasschnecke Märzenschnecke/Große Zebrina detrita 3 (Vallonia excentrica) und Große Turm- Turmschnecke schnecke (Zebrina detrita). Weitere Schneckenarten, die auch in Fels- Daraus muss gefolgert werden, dass Abb. 65: Die Große Turm- lebensräumen, sonst aber nirgends eine Pflege der Wacholderheiden für schnecke ist an heiße, trockene Standorte ange- gefunden wurden, sind Große Felsen- die dort beheimateten Schnecken passt. An heißen Tagen schnecke (Chilostoma cingulatum), von großer Bedeutung ist. Dem wandert sie von der auf - Quendelschnecke (Candidula uni- anhaltenden Rückgang einiger, geheizten Bodenoberflä- fasciata), Westliche Heideschnecke so genannten Heideschne- che in die kühleren Stock- werke der Vegetation. (Helicella itala), Zylinderwindelschne- cken kann nur entgegenge- Dort zieht sie sich ins Ge- cke (Truncatellina cylindrica) und Ge- wirkt werden, wenn der häuse zurück, verschließt rippte Grasschnecke (Vallonia costata). Lebensraum mit seinen die Öffnung, klebt sich spezifischen Standort- dabei an Blätter oder Stängeln fest und macht Seit Jahrzehnten stellen wir fest, dass bedingungen erhalten einen „Sommerschlaf“ vermehrt Nährstoffe aus der Atmo- bleibt. Die Schafbewei- (Verdunstungsschutz). s phäre in unsere Landschaft gelangen dung aufrechtzuerhalten und das Pflanzenwachstum fördern. oder wieder zu beleben, Der Eintrag entspricht stellenweise ist dabei am nachhal- der Festmistdüngung von Äckern in tigsten. Da ein Teil der den 1950er-Jahren! Mit dem verstärk- Schneckenarten gelegent- ten Pflanzenwachstum ändert sich das lich im Fell von Schafen oder Kleinklima in Bodennähe – gerade auf Ziegen verschleppt werden den von Natur aus nährstoffarmen dürfte, kommt außerdem der Wacholderheiden für Schnecken und Wiederherstellung eines Netzes von andere Arten mit einschneidenden Triebwegen als Ausbreitungskorri- Folgen wie mastige und konkurrenz- dore eine wichtige Rolle zu.

36 FILSALB FILSALB 37 Lebensraum Felsen

Pflanzenwelt der Felsen Abb. 68: Das Felsen- – ULRIKE KREH – Hungerblümchen, ein Eiszeitrelikt, wächst ausschließlich an Felsen. Charakteristisch für das Obere Fils- Merkmale der Anpassung sind dicke, Es hat immergrüne, tal sind die zahlreichen Felsen ent- fleischige Blätter zum Wasserspei- ledrige Blätter. Die Blüten lang des Albtraufs. Zu den größten chern, schmale, behaarte, lederartige werden schon im Herbst angelegt und können zählen der Tierstein, die Felsen am oder wachsüber zogene Blätter gegen ohne Schutz den Winter Galgenberg und auf der Nord- die Austrocknung sowie tiefrei- überdauern. alb, der Oberbergfels, der chende Wurzeln. Kahlenstein und die Hausener Wand. Für die Pflanzen- und Da Wassermangel und Hitze die le- Tierwelt sind dies fast immer bensbegrenzenden Faktoren sind und extrem trockene und von Natur die Anpassung daran besonders gut aus nährstoffarme Standorte, die in ist, wird die Pflanzenwelt der Felsen der Regel kaum eine Bodenbildung als Xerothermvegetation (griech. Abb. 66: Berg-Lauch aufweisen und nur selten Strauch- xeros = trocken, thermos = warm) be- und Baumwuchs zulassen. Stattdes- zeichnet. Sie beherbergt im Oberen sen gedeihen seltene, hoch speziali- Filstal zahlreiche seltene und gefähr- sierte Pflanzen, die nur hier kon kur- dete Arten wie Pfingstnelke (Dian- Auch Eiszeitrelikte haben im Oberen Abb. 69: Der Trauben- renz fähig sind. Felspflanzen müssen thus gratianopolitanus), Voralpen- Filstal eine Nische, beispielsweise Steinbrech ist ein Eiszeit- Relikt. Die immergrünen mit unwirtlichen Bedingungen zu- Pippau (Crepis alpestris), Kleines Felsen-Hungerblümchen (Draba aizo- Blätter ertragen bis rechtkommen, sie müssen Hitze Habichtskraut (Hieracium pilosella), ides) und Trauben-Steinbrech (Saxi- minus 40 Grad ohne ebenso überstehen wie eisige Kälte, Grauer Löwenzahn (Leontodon inca- fraga paniculata). Es handelt sich um Schaden, die Blüten Wind und extreme Trockenheit. nus) und Berg-Lauch (Allium senescens). Pflanzen, die sich während der Eiszeit minus 15 Grad. Wird es zu heiß, reflektiert der in nicht vergletscherten Räumen wie Abb. 67: Grauer Löwen- weiße Kalküberzug auf zahn: feine Härchen an der Schwäbischen Alb halten konn- den Blättern das Sonnen- Blättern und Blüte schüt- ten. Nach der Erwärmung des Klimas licht. zen vor Verdunstung. wurden sie durch die Konkurrenz anderer Pflanzen auf wenige Extrem- standorte wie Felsen zurückgedrängt.

Auch zahlreiche, teils seltene Farne, Abb. 70: Brauner Streifen- Moose und Flechten wachsen an den farn Felsen. Relativ häufig sind Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) und Brauner Streifenfarn (Asplenium trichomanes). Eine Rarität ist der Jura-Streifenfarn (Asplenium fontanum), der in Baden- Württemberg nur wenige isolierte Vorkommen im Raum Geislingen an der Steige und im Höllental hat.

38 FILSALB FILSALB 39 Lebensraum Felsen

Vögel der Felsen Durch das Artenschutzprogramm gefördert: – ULRIKE KREH – Artenschutzmanagement Hausener Wand

Abb. 73: Die Hausener Wand – ein Die Felsen des Oberen Filstals ha- Auch der Wanderfalke, die größte vielseitiger Lebensraum ben seit langem eine hohe vogel- Falkenart Deutschlands, stand in den kundliche Bedeutung. Hier kommen 1970er-Jahren kurz vor dem Ausster- seltene, schutzbedürftige Vogelarten ben. DDT und andere Pestizide setz- vor, die auf Felsen als Brutplätze an- ten ihm zu; Menschen plünderten die gewiesen sind. Neben dem Uhu Nester, um Eier oder Jungvögel zu (Bubo bubo) brüten hier Wander- verkaufen. An der Hausener Wand falke (Falco peregrinus), Turmfal- und anderen Brutplätzen wurde der ke (Falco tinnunculus), Kolk- Wanderfalke über viele Jahre von der rabe (Corvus corax), Dohle Arbeitsgemeinschaft Wanderfalken- Abb. 71: Der Wanderfalke (Corvus monedula), Waldkauz schutz (AGW) Tag und Nacht be- war Ende der 1960er- (Strix aluco) und Hausrot- wacht – mit Erfolg. Obwohl der Wan- Jahre fast ausgerottet. In An der Hausener Wand kommen mehrere Pflanzen- und den letzten Jahrzehnten schwanz (Phoenicurus ochruros). Als derfalke heute auch an Gebäuden haben sich dank der Überwinterungsgast ist gelegentlich und in Steinbrüchen brütet, ist er von Tierarten vor, die im Rahmen des Artenschutzprogramms Arbeit der Arbeitsgemein- der Mauerläufer (Tichodroma muraria) den Felsen, seinem ursprünglichen gefördert werden, wie Pfingstnelke (Dianthus gratiano- schaft Wanderfalken- anzutreffen. Lebensraum, abhängig. politanus), Hufeisenklee-Mauerbiene (Osmia xanthome- schutz die Bestände im Land wieder erholt und lana), Felsheiden-Schmalbiene (Lasioglossum lissono- man kann den imposan- Der Uhu ist ein imposanter Vogel. tum), Rote Schneckenhausbiene (Osmia andrenoides), ten Greifvogel wieder Als größte heimische Eulenart ist er Wiesenrauten-Wellenbindenspanner (Horisme calligra- häufig fliegen sehen. der „König der Nacht“. Dann jagt er phata), Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta) Vögel, auch Wanderfalken, Igel, Feld- und Großer Linden-Prachtkäfer (Scintillatrix ruti lans). Die Abb. 74: Die lichtbedürftige Pfingst- hasen und Jungfüchse. Seine Anwe- Lebensraumansprüche dieser Arten unterscheiden sich nelke wird bei zunehmender Be - schattung durch Sträucher und senheit verraten weiße Kotspuren, zum Teil erheblich. Die landschaftspflegerischen Maß- Bäume von anderen Pflanzen ver- die er unter seinen bevorzugten Sitz- nahmen sind deshalb von den Artenschutzexperten und drängt. Bei der Freistellung ihrer warten hinterlässt, wenn er auf sei- Landschaftspflegern sorgfältig abzuwägen und aufeinan- Wuchsplätze ist darauf zu achten, nen Streifzügen rastet. Nach- der abzustimmen. So ist das Freistellen der Felsen für dass sie sehr trittempfindlich ist. dem der Uhu lange Zeit die beiden Falter und die Mauerbiene förderlich, eine verfolgt wurde und bis seltene Farnart wächst jedoch an beschatteten Felsen. in die 1960er-Jahre in Ihre Wuchsplätze dürfen nicht freigestellt werden. Der Baden-Württemberg als Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) kann zwar mit der ausgestorben galt, hat sich Pfingstnelke konkurrieren, ist jedoch auch eine Nah- sein Bestand mittlerweile rungspflanze der Hufeisenklee-Mauerbiene. Der Klee wieder erholt. Doch immer sollte daher nur punktuell zurückgedrängt werden. Außer- noch hat es der Uhu in unserer dem müssen besondere Sträucher wie Felsenbirne, dicht besiedelten und intensiv Zwergmispel und einige Rosenarten geschont werden. Abb. 75: Der Große Linden-Pracht- genutzten Landschaft nicht leicht, Deshalb wurden an der Hausener Wand verschiedene käfer entwickelt sich ausschließlich Abb. 72 (rechts): Der Uhu in Linden. ist auf die Felsen als Brut - da er auf ungestörte Brutplätze und Pflegezonen abgegrenzt und dort die Gehölze gerodet. platz angewiesen. Tagesverstecke angewiesen ist.

40 FILSALB FILSALB 41 Lebensraum Felsen

Wildbienen der Felsen Entwicklungszyklus einer Schneckenhausbiene – ULRIKE KREH –

Felsen und deren unmittelbare Um- (Lasioglossum lissonotum), Hufeisen- gebung sind für Wildbienen wert- klee-Mauerbiene (Osmia xanthomela- volle Lebensräume. Das Angebot na), Rote Schneckenhausbiene (Os- spezieller Blüten und geeigneter mia andrenoides) und Bergklee-Sand- Nistplätze, beispielsweise besonnte, biene (Andrena intermedia) vor. Die regengeschützte Stellen unter Über- Hufeisenklee-Mauerbiene ist, wie auf hängen der Felswand, gibt es nur hier. Seite 32 beschrieben, auf den Huf- Abb. 76: Die Hufeisen- Das spiegelt sich wider in einer groß- eisenklee als Pollen- und Nektar- klee-Mauerbiene en Anzahl seltener Arten, die im pflanze angewiesen, andernfalls ver- Rahmen des Artenschutzprogramms hungert sie. Die Runzelige Zwerg- Abb. 77: An den gelben gefördert werden. Ein gut unter- sandbiene sammelt am Berg-Stein- Blüten des Hufeisenklees suchter Wildbienen-Lebensraum ist kraut Pollen, die Felsheiden-Schmal- zwischen den Felsen der die Hausener Wand. Dort kommen biene wurde an der Pfingstnelke und Hausener Wand sammelt die Hufeisenklee-Mauer- Runzelige Zwergsandbiene (Andrena die Rote Schneckenhausbiene am biene Pollen und Nektar. rugulosa), Felsheiden-Schmalbiene Aufrechten Ziest beobachtet.

Abb. 78: Der Entwick- Damit diese lichtbedürftigen Nah- Eine weitere wirksame Pflegemaß- lungszyklus der Roten rungspflanzen langfristig in genü- nahme für eine Wildbienenart war Schneckenhausbiene gend großer Zahl gedeihen können, die Rodung des Steilhangs unterhalb ist der zunehmenden Beschattung des Oberbergfelsens bei Bad Ditzen- der Felsen durch Bäume und Sträu- bach. Davon profitierte nicht nur das cher entgegenzuwirken. Nachdem Bergkronwicken-Widderchen, son- bei einer ersten Pflegemaßnahme die dern auch die Rote Schneckenhaus- Gehölze gerodet oder ausgelichtet biene, denn der lichtbedürftige Ge- wurden, nahmen die Bestände des wöhnliche Steinquendel und der Hufeisenklees wieder zu. Wieder aus- Aufrechte Ziest sind ihre wichtigsten treibende und neu aufkommende Pollen- und Nahrungsquellen. Sie ni- Gehölze müssen jedoch konsequent stet in verlassenen Schneckenhäu- Abb. 79: Die Rote Schne- bekämpft werden, wenn die Pflege- sern, die in den Spalten der Felswand ckenhausbiene hat ihren Namen davon, dass sie in maßnahmen auch auf Dauer erfolg- und in Mulden der besonnten Hang- leeren Schneckenhäusern reich sein sollen. schutthalden zurückbleiben. nistet.

42 FILSALB FILSALB 43 Lebensraum Felsen

Schmetterlinge der Felsen Durch das Artenschutzprogramm gefördert: – ULRIKE KREH – Wiesenrauten-Wellenbindenspanner (Horisme calligraphata)

Es gibt zahlreiche Falter, die auf Fel- (Horisme calligraphata), der 1992 erst- Die Lebensräume des Falters sind eng begrenzt. Er kommt nur dort vor, wo die Nahrungs- sen als Lebensräume angewiesen malig in Deutschland auf der Schwä- pflanze der Raupe, die Kleine Wiesenraute wächst. Das sind die südexponierten Felsbän- sind, da hier die Nahrungspflanzen bischen Alb entdeckt wurde. Eine der an der Hausener Wand. Wie bei vielen Bewohnern von Felsbiotopen sind die Lebens- ihrer Raupen wachsen. Ein bekanntes weitere interessante Schmetterlings- stätten des Wiesenrauten-Wellenbindenspanners durch Verbuschung und Beschattung Beispiel ist der Apollofalter art ist die Kammerjungfer (Dysauxes gefährdet. Durch die Entbuschung von Teilen der Felsbänder und das sog. Ringeln von (Parnassius apollo), dessen Raupe ancilla). Sie lebt bevorzugt in ver- größeren Buchen am Felsfuß (s. S. 61), das zum Absterben führt, das Totholz aber einer am Weißen Mauerpfeffer frisst. buschten Felsbiotopen und kommt in Vielzahl von Arten als Lebensraum dient, kann auch die Kleine Wiesenraute weiterhin Bis in die 1970er-Jahre war Baden-Württemberg nur an wenigen ungestört wachsen und sich ausbreiten. dieser Falter an der Hau- Stellen vor. Auf sener Wand auf der Filsalb der Schwä- beheimatet. Seither ist er dort bischen Alb Abb. 80: Braunauge verschollen. Zu den zeitweise häu- besiedelt sie figsten Tagfaltern an den Felsen des vor allem Oberen Filstals zählt heute das Braun- die Filsalb. Abb. 81 (rechts): auge (Lasiommata maera), das auch Die Art mit Kammerjungfer von Wanderern gut wahrgenommen dem ausgefal- Abb. 83: Der Wiesenrauten- Abb. 84: Die Blüte der Abb. 85: Die Blätter der werden kann. Unauffälliger, aber lenen Namen gehört zu den tagak- Wellenbindenspanner ist auf Kleinen Wiesenraute Kleinen Wiesenraute Kalksteinfelsen gut getarnt. (Raupennahrungspflanze) (Raupennahrungspflanze) höchst bemerkenswert ist der tiven Nachtfaltern und gilt als stark Wiesenrauten-Wellenbindenspanner gefährdet.

Abb. 82: Die Hausener Abb. 86 (links): Der Wand bietet gute Weiße Mauerpfeffer ist Schmetterlings-Lebens- die Nahrungspflanze der räume, die entbuscht Raupe des Apollofalters. wurden und freigehalten werden.

Abb. 87 (rechts): Der Apollofalter ist auf der Filsalb inzwischen ver- schollen.

44 FILSALB FILSALB 45 Lebensraum Felsen

Abb. 90: Die Roggenkorn- Schnecken der Felsen In der Umgebung der Felsen zeigt schnecke lebt auf sonnigen – OSWALD JÄGER – sich auch, dass Totholz für Schne- Kalkfelsen, Schutthalden cken ein wichtiges Substrat darstellt. und Trockenrasen. Mit ihrer nser Bild vom Leben der Schne- porteur und „Frostschutzmittel“ So dienen tief ausgefaulte Astlöcher Radula (Raspel- oder U Reibzunge) weidet sie cken ist geprägt durch ihr Vorkom- dient. Neben der Winterruhe in in Trockenzeiten als Rückzugsort; lie- Algen und Flechten ab. men in unseren Gärten. Dort leben frostfreien Felsspalten ist vor allem gendes Totholz bietet Verstecke vor sie in den feuchteren Ecken, unter der so genannte Sommerschlaf für Fressfeinden und ist gleichzeitig Eiab- Steinen oder Holz. Ganz anders ist die Schnecken charakteristisch. Die lageort für viele Arten. der Lebensraum Fels. Hitze im Som- Tiere kriechen bei sommerlicher mer, Kälte im Winter, Regengüsse, Hitze entweder an der Vegetation Einige seltene Arten, wie Quendel- Mikroklimas, Zuwanderung von Abb. 88: Die Westliche die alles abspülen können, und Wind, empor, heften sich fest und verschlie- schnecke (Candidula unifasciata), Fressfeinden oder Nutzungsände- Haferkornschnecke lebt der austrocknet, bestimmen das Le- ßen ihre Gehäuseöffnung oder ver- Große Felsenschnecke (Chilostoma rungen, so ist davon auszugehen, dass von Algen, die sie von den Kalkfelsen abschabt. ben. Trotzdem kommen einigen kriechen sich in Felsspalten oder in cingulatum), Wulstige Kornschnecke diese Arten unwiederbringlich ver- Schneckenarten mit Temperatur- der Vegetation. (Granaria frumentum), Zierliche schwinden. Eine Wiederbesiedlung unterschieden von nahezu 100 Grad Schließmundschnecke (Ruthenica filo- von derart speziell an ihre Lebens- (Felsoberfläche im Sommer 70 °C An Felsen sind hoch spezialisierte grana), Zottige Haarschnecke (Tro- räume angepassten, wenig mobilen und minus 30 °C im Winter) gut zu- Schneckenarten zu finden (Tabelle 6). chulus villosus) und Alpen-Windel- Arten (sprichwörtliches Schnecken- recht. Dem Wassermangel wird mit Die Untersuchungen legen nahe, schnecke (Vertigo alpestris) sind bisher tempo!) ist nicht möglich. Aus diesem einer hellen Gehäusefarbe oder opa- dass sogar eine Spezialisierung auf nur von einem einzigen Standort im Grund werden Felsen unter Schutz ker (lichtundurchlässiger) Gehäuse- Felsköpfe, Felswände, Felssockel oder Oberen Filstal bekannt. Sollten sich gestellt und teils sich selbst überlas- Abb. 89: Der Steinpicker struktur begegnet. Beides reflektiert Schutthalden auszumachen ist. Eine dort die Lebensbedingungen wan- sen, teils in die Landschaftspflege ist die größte Schnecke die Sonnenstrahlung sehr gut. Weite- Anpassung an das Leben in den zeit- deln, z. B. durch die Änderung des einbezogen (s. Seite 41). der Felsen. Seine charak- teristische, linsenförmige re Anpassungen des Überlebens sind weilig in Bewegung befindlichen Gehäuseform ermöglicht geringe Körpergröße und das Hämo- Schutthalden ist die Wanderung in Tab. 6: Auswahl wert- es ihm, sich bei Trocken- Schneckenart Wissenschaftlicher Rote-Liste-Status cyanin in der Körperflüssigkeit, ein tiefere Schichten des Schuttkörpers, gebender, seltener oder heit in Risse und Spalten (deutscher Name) Name Baden-Württem- Blutfarbstoff, der als Sauerstofftrans- da hier kaum noch Ge- gefährdeter Schnecken an zurückzuziehen. berg 2006 Felsen im Oberen Filstal stein bewegt wird. Roggenkornschnecke Abida secale V

Quendelschnecke Candidula unifasciata 2 2 = stark gefährdet Bäume können für die Große Felsenschnecke Chilostoma cingulatum - 3 = gefährdet Felsschnecken ein zusätz- Westliche Haferkornschnecke Chondrina avenacea V V = Vorwarnliste licher Lebensraum ! = besondere Verantwor- Kleine Glattschnecke Cochlicopa lubricella V sein. Belegt wird das tung des Landes Wulstige Kornschnecke Granaria frumentum 2 Baden-Württemberg durch Arten wie den Westliche Heideschnecke Helicella itala V Steinpick er (Helicigona Steinpicker Helicigona lapicida - lapicida), der mit sei- Gestreifte Puppenschnecke Pupilla sterri 3 ner Raspelzunge Zierliche Schließmundschnecke Ruthenica filograna 2 Algen und Flech- ten von den Fel- Zottige Haarschnecke Trochulus villosus V! sen und glatt- Zylinderwindelschnecke Truncatellina cylindrica V borkigen Bäu- Alpen-Windelschnecke Vertigo alpestris V men abweidet. Weitgenabelte Kristallschnecke Vitrea contracta V

46 FILSALB FILSALB 47 Lebensraum Hecke

Abb. 93: Die stufig auf - Schlupfwinkel mit besonderen Eigenschaften gebauten Hecken auf dem – ULRIKE KREH – Rufstein sind typisch für alte, gewachsene Kultur- Auf der Hochfläche der Filsalb kann von Steinen aus den steinigen Äckern landschaften. man noch reich gegliederte Hecken- entstanden sind. Sträucher und Bäu- landschaften finden. Die Hecken me haben sich darauf angesiedelt, vor wachsen oftmals auf Grund- allem Schlehe (Prunus spinosa), Weiß- stücksgrenzen, sie trennen dorn (Crataegus monogyna, C. laevigata), Wiesen, Äcker und Wachol- Liguster (Ligustrum vul gare), Rote He- derheiden. Nutzungsgeschichtlich ckenkirsche (Lonicera xylosteum), Feld- Die Hecken erfüllen in der Natur Die meisten Sträucher erreichen in bemerkenswert sind die langen He- Ahorn (Acer campestre), Esche (Fraxi- wichtige Funktionen. Sie haben op- den Hecken kein hohes Alter. Sie ckenzüge auf der Ostseite der Korn- nus excelsior), Hasel (Corylus avellana) tisch eine weitreichende Wirkung zur wachsen zwar in Konkurrenz ums Abb. 91: Blüten und bergkuppe. Sie gliedern ehemalige und verschiedene Wildrosenarten Kammerung und Gliederung der Licht oft hoch empor, sterben dann Blätter des Zweigriffligen Ackerterrassen, die heute als Mäh- (Rosa spec.). Früher wurden die Hecken Landschaft, sie sind Lebensraum für aber nach einigen Jahrzehnten ab, Weißdorns wiesen bewirtschaftet werden. Eine vom Menschen zur Gewinnung von zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, wenn sie nicht schon vorher durch noch ausgedehntere Heckenland- Brenn- und Bauholz sowie zur Her- bilden Wanderungslinien für Tiere Schnee und Wind niedergedrückt schaft erstreckt sich vom Rufstein stellung von Peitschenstielen intensiv und dienen Vögeln als Brutplatz, An- werden. Grundsätzlich ist das so ent- Abb. 94: Am Kornberg und über den Augstberg und das Gewann genutzt, das heißt immer wieder zu- sitz- und Singwarte. Sie verbinden stehende Totholz ökologisch sehr er- am Rufstein kommt die Autenwang. Die Hecken wachsen rückgeschnitten. Später wuchsen die und vernetzen Heiden und andere wünscht, bietet es doch Lebensraum Kleine Traubenhyazinthe Abb. 92: Heckenland- („Baurebüble“) noch in schaft auf dem Rufstein häufig auf Steinriegeln – Lesestein- Hecken in die Höhe und Breite, stel- Biotope untereinander und bieten für eine Vielzahl von Moosen, Flech- größerer Zahl in den bei Gruibingen wällen, die durch das frühere Auslesen lenweise wuchsen Bäume darin hoch. zum Beispiel dem Feldhasen (Lepus ten, Pilzen, Käfern, Schmetterlingen, Heckensäumen und auf europaeus) Schutz vor Feinden wie Schnecken und an- den Wiesen vor. Fuchs (Vulpes vulpes) und Habicht deren Organismen. (Accipiter gentilis). An den oft steinigen Doch durch zu Heckenrainen fühlt sich die Zaun- viele hohe Sträucher eidechse (Lacerta agilis) besonders und zusammenbre- wohl. chendes Holz erstickt die Hecke ihren eige- Die Hecken sind deswegen so reich nen Strauchnachwuchs an Tierarten, weil sie meist stufig auf- und überaltert. Das ver- gebaut sind und sich hier Arten ver- treibt viele Heckenbewoh- schiedener angrenzender Lebensräume ner, weil nun der Schutz treffen. Neben den Tieren bieten die einer dichten Hecke fehlt. Abb. 95: Hecken aber auch Besonderheiten Da die Hecken heutzutage Feldhase aus der Pflanzenwelt. Rund um Grui- nicht mehr wie früher zur bingen kann man in den lichten He- Brennholzgewinnung ge- ckensäumen Kleine Traubenhyazinthe nutzt werden, trägt nun (Muscari botryoides), Männliches Kna- das Filsalbprojekt dazu benkraut (Orchis mascula) und Kuge- bei, die Hecken zu verjün- lige Teufelskralle (Phyteuma orbiculare) gen und aus dem Holz finden. Hackschnitzel herzustellen.

48 FILSALB FILSALB 49 Lebensraum Hecke

Vögel der Hecken Schnecken der Hecken – ULRIKE KREH – – OSWALD JÄGER –

Abb. 96 (rechts): Unter den Bewohnern der He- Unter den heckenbewohnenden Schwarzmündige Schnirkelschnecke Dorngrasmücke cken sind zahlreiche Vogelarten. Es Schnecken treten – anders als bei Fel- (Arianata arbustorum, Cepaea hortensis, gibt eng an die Hecken gebundene sen und Wacholderheiden – keine Cepaea nemoralis), Gemeine und Ge- Arten und solche, die die Hecken vo- Spezialisten hervor. Dies mag damit streifte Haarschnecke (Trochulus hispi- rübergehend als Ansitzwarte nutzen. erklärt werden, dass Hecken erst dus, Trochulus striolatus), Kleine Viel- Einer der typischsten Heckenbewoh- durch die Siedlungstätigkeit der Men- fraßschnecke (Merdigera obscura), aber ner, der dort auch brütet, ist der schen entstanden sind und daher auch die Weinbergschnecke (Helix Neuntöter (Lanius collurio). Auf sei- evolutionsbiologisch sehr junge pomatia). Sie ist mit 50 mal 50 Milli- Abb. 99: Gestreifte Haar - nem Speiseplan stehen Insekten, die Land schaftsteile darstellen. In dieser meter Gehäusegröße die größte und s chnecke es umso reichlicher gibt, je weniger in legt sie in dornigen Sträuchern an. Sie wohl bekannteste Gehäuseschnecke der Umgebung gedüngt und gespritzt ernährt sich von Spinnen, Schnecken, und kann ein Alter von acht Jahren wird. Was er nicht gleich fressen Beeren, Insekten und deren Larven. erreichen. kann, spießt er als Vorrat auf Stacheln Weitere Vogelarten der Hecken sind und Dornen von Schlehe, Weißdorn Klappergrasmücke (Sylvia curruca), Da es sich bei diesen Schnecken um Abb. 100 (links): Die Ge- Abb. 97: Baumpieper und Brombeere auf. Auch die sel- Baumpieper (Anthus trivialis), Gold- so genannte Ubiquisten handelt, also fleckte Schnirkelschnecke kann in den Hecken be ob- tenere Dorngrasmücke (Sylvia commu- ammer (Emberiza citrinella), Bluthänf- Arten, die eine Vielzahl unterschied- achtet werden. Sie zählt zu nis) ist auf der Filsalb zu beobachten ling (Carduelis cannabina), Grau- licher Lebensräume besiedeln kön- den nächsten Verwandten und an ihrem heiseren, wenig melo- schnäpper (Muscicapa striata) und nen, sind spezielle Schutzmaßnah- der Weinbergschnecke. diösen Gesang zu erkennen. Ihr Nest Heckenbraunelle (Prunella modularis). men nicht unbedingt erforderlich. Die Hecken aber als Leit- und Wan- Abb. 98: Der Neuntöter ist ein typischer Bewoh- kurzen Zeit war es den Schnecken derungslinien im Sinne des Biotop- ner der Hecken. Das nicht möglich, auf diesen Lebens- verbunds zu erhalten, kommt auch Männchen (links) ist raumtyp spezialisierte Arten zu ent- den Schnecken zugute. durch seine auffälligen wickeln. Trotzdem gibt es Gehäuse- schwarzen Augenstreifen gut erkennbar. Das schnecken, die für Hecken als typisch Weibchen (rechts) hinge- gelten, in anderen Lebensräumen gen ist weniger kräftig aber ebenfalls vorkommen. Dies sind gefärbt. z. B. Gefleckte, Weißmündige und

Abb. 101: Die Weinberg- schnecke kommt nicht nur in Weinbergen vor. Sie kann sich an verschiedene Lebensräume anpassen, benötigt aber Kalk zum Aufbau ihres Schnecken- hauses und zum Bau des Schutzdeckels für die Überwinterung.

50 FILSALB FILSALB 51 Landschaftspflege

Der Landschaftserhaltungsverband Landkreis Landschaftspfl egerichtlinie (LPR) Göppingen e.V. – Brückenbauer zwischen Mensch und Natur Mit der LPR kann auf und für den Naturschutz wichtigen Flächen eine Vielzahl von Maß- – ULRICH LANG – nahmen gefördert werden, z. B. eine extensive Acker- oder Grünlandbewirtschaftung ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die Beweidung ohne Pflanzenschutz- und Dünge- Im Landkreis Göppingen wurde am Der neunköpfige Vorstand setzt sich mittel, Biotopgestaltung, Artenschutz, Grunderwerb für Naturschutzzwecke, Stallbauten 19.11.2013 nach intensiven Beratun gen gleichberechtigt aus je drei Vertretern oder Anschaffung von Spezialmaschinen. in den Kreisgremien und mehreren der Kommunen (zwei Bürgermeister Für die wirtschaftlichen Nachteile bei der naturverträglichen Bewirtschaftung erhalten die Informationsveranstaltungen der Land- und Landrat Edgar Wolff als Vorsit- Bewirtschafter einen finanziellen Ausgleich aus Mitteln der EU und des Landes Baden- schaftserhaltungsverband (LEV) Land- zender), der Landwirtschaft (Kreis- Württemberg. So bekommt ein Bewirtschafter für die eextensivextensive kreis Göppingen e.V. als gemeinnützig bauernverband, Landesschafzuchtver- Ackerbewirtschaftung ohne Pflanzenschutzmittel und ohnene tätiger Verein gegründet. 25 von 38 band, Vertreter des Regierungspräsi- Stickstoffdüngung bis zu 590 € je Hektar und Jahr. Für diee Landkreiskommunen und 5 Verbän de diums Stuttgart/Referat Landwirt- Hütehaltung mit Schafen gibt es bei mehr als zwei Weide-- wurden Mitglied. Seither haben wei- schaft) und des Naturschutzes (zwei gängen 550 €. Zulagen sind möglich z. B. für das Stehen- Abb. 102: Berg-Aster tere 6 Kreisgemeinden ihre Mitglied- Vertreter des Landesnaturschutzver- lassen von Altgrasbeständen, das Mitführen von Ziegen schaft im LEV erklärt. Die Ge schäfts- bands, Vertreter des Regierungspräsi- bei der Beweidung oder das Mähen besonders steiler stelle ist seit März 2014 tätig, hat ihren diums Stuttgart/Referat Naturschutz) Hänge. Auch die Pflege durch Naturschutzverbände wird Sitz im Landratsamt Göppingen und zusammen. Dies fördert die Akzep- honoriert, wobei Vereine und Verbände aufgrund des Ehren- Abb. 103: Ziegen sind be- ist mit zwei Fachkräften und einer tanz bei der Umsetzung von Land- amts weniger vergütet bekommen. währte Landschaftspfleger. Teilzeit-Sekretariatsstelle besetzt. schaftspflegemaßnahmen.

Landschaftspfl ege- und Landschaftserhaltungsverbände Den Landkreis Göppingen prägen kreis Göppingen in einem gemein- Wacholderheiden im Oberen Filstal, samen Miteinander zu erhalten. Landschaftspflegeverbände sind gemeinnützige Vereine zur Förderung der Landschafts- Streuobstwiesen im Albvorland, He- pflege. Deren Vorstand setzt sich gleichberechtigt aus Vertretern der Kommunalpolitik, ckenlandschaften auf der Albhochflä- Der LEV arbeitet eng mit der Natur- der Landwirtschaft und des Naturschutzes zusammen. Ziele sind die Erhaltung der viel- che und naturnahe Bachläufe im schutz-, Landwirtschafts- und Forst- fältigen artenreichen Kulturlandschaft, die Unterstützung der ortsansässigen Landwirte Schurwald und zeichnen ihn somit verwaltung zusammen und unter- durch Fördergelder und Umweltbildung für die Bevölkerung. Die Landschaftspflegever- durch eine besonders reizvolle und stützt diese bei der Umsetzung ihrer bände organisieren und koordinieren Naturschutzarbeiten, holen Kostenvoranschläge ein, artenreiche Landschaft aus. Diese Aufgaben. Die Landschaftspflege- beantragen Fördermittel und prüfen die fachgerechte Durchführung von Pflegemaßnah- Kulturlandschaft wurde vom Men- richtlinie des Landes Baden-Württ- men vor Ort. schen geschaffen und lässt sich nur emberg stellt das zentrale Förderins- Die ersten Landschaftspflegeverbände wurden Mitte der 1980er-Jahre in Bayern gegrün- durch Bewirtschaftung und Pflege trument des Naturschutzes und der det. 2011 startete die Landesregierung von Baden-Württemberg aufgrund der positiven erhalten. Hier unterstützt der LEV Landschaftspflege dar. Der LEV be- Erfahrungen mit den bereits in den 1990er-Jahren gegründeten Landschaftserhaltungs- Bewirtschafter, Kommunen und Na- reitet im Rahmen des so genannten verbänden (LEV) in den Landkreisen Emmendingen, Schwäbisch Hall und Ostalbkreis eine turschutzvertreter. Die Koordinati- Vertragsnaturschutzes für die Natur- Initiative zum flächendeckenden Aufbau von LEVs in Baden-Württemberg. Jeder LEV wird on, Organisation und Begleitung von schutzverwaltung fünfjährige Pflege- mit 1,5 Personalstellen gefördert. Das Land Baden-Württemberg zahlt darüber hinaus eine Landschaftspflege- und Entwick- und Bewirtschaftungsverträge unter- Natura 2000-Fachkraft bei den Unteren Naturschutzbehörden. Auch im Bundesnatur- lungsmaßnahmen im Einvernehmen schriftsreif vor. Die Verträge werden schutzgesetz ist die Gründung von LEVs als Instrument zur Umsetzung der Landschafts- mit allen Beteiligten sind die vorran- mit Landwirten, Schäfereibetriebe pflege und des Naturschutzes seit 2010 rechtlich verankert. gigen Aufgaben des LEV. Ziel ist, die und Grundstückseigentümern auf vielfältige Kulturlandschaft im Land- freiwilliger Basis abgeschlossen.

52 FILSALB FILSALB 53 Landschaftspflege

Zu den Aufgaben des Landwirte und private Grundstücks- Mit der Ausgleichsabgabe für die DB-Schnellbahntrasse Wendlingen-Ulm LEV gehört darüber hi- eigentümer) sowie die Untere Natur- geförderte Maßnahmen naus die fachliche Vor- schutzbehörde in allen fachlichen bereitung von Land- Fragen. Beispielhaft sind die Pflege schaftspflegeaufträgen von Mähdern (artenreiche, einmal für das Regierungsprä- jährlich gemähte, magere Wiesen), sidium (in Na tur- die Offenhaltung von Wacholderhei- schutzgebieten) und für den und Magerrasen, die Pflege von die Untere Natur- Stillgewässern, das Zurückdrängen schutzbehörde in Natura von Neophyten an Gewässern oder 2000-Gebieten, flächen- die Unterhaltung eines Feldflora- haften Naturdenkma- reservats zu nennen. Abb. 104: Beispielhaft ist len, geschützten Biotopen und Land- die Pflege von Mähdern schaftsschutzgebieten. Auch Biotop- Ansprechpartner ist der LEV auch durch den Bund Natur- Abb. 106: Interkommunaler Schaf- und Ziegenstall Abb. 107: Weide Festzäune schutz Neckar-Alb (BNAN), vernetzungskonzepte werden vorbe- beim Grunderwerb naturschutzbe- Bezirksgruppe Geislingen. reitet, z. B. zur Offenhaltung von deutsamer Flächen und bei der För- Wacholderheiden, Pflege von Hecken derung von Investitionen zum Zweck

Abb. 105: Ackerwildkräuter oder zur Sicherung von Lebensräu- des Naturschutzes und der Land- sind durch Pestizide, men gefährdeter Tier- und Pflanzen- schaftspflege (z. B. Anschaffung von Düngung und Saatgutreini- arten im Rahmen des Artenschutz- Weideeinrichtungen und Schafstäl- gung stark zurückgegan- programms. Auftragnehmer sind len). Der LEV begleitet Ausgleichs- gen. Auf Gemarkung Unter- böhringen wird das vom land- und forstwirtschaftliche Unter- konzepte zur Offenhaltung von Halb- Bund Naturschutz Neckar- nehmen sowie Landschaftspflegefir- trockenrasen und Erhaltung anderer Alb (BNAN), Bezirksgruppe men. Auch im Rahmen des jährlich für den Naturschutz bedeutsamen Geislingen initiierte Feldflo- aufzustellenden Kreispflegepro- Flächen. Darüber hinaus unterstützt rareservat im Rahmen der Landschaftspflegerichtlinie gramms berät der LEV Antragsteller er die Erlebnisregion Schwäbischer gefördert. (Kommunen, Verbände, Vereine, Albtrauf, ein Zusammenschluss von Abb. 108: Hutewald Abb. 109: Erstpflege verbuschter Heiden Gemeinden im Oberen Filstal, bei der Umsetzung von Projekten, die im Rahmen von zweckgebundenen Aus- gleichsabgaben der Stiftung Natur- schutzfonds gefördert werden. Seit 2014 setzt der LEV gemeinsam mit dem Regierungspräsidium, den Ge- meinden im Oberen Filstal sowie der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf die Maßnahmenkonzeption einer Aus- gleichsabgabe an die Stiftung Natur- schutzfonds im Zusammenhang mit Abb. 110: Erstpflege von Hecken Abb. 111: Aufwertung Bach mit Kalktuffbildungen dem Albaufstieg der DB-Schnell- bahntrasse Wendlingen-Ulm um.

54 FILSALB FILSALB 55 Landschaftspflege

Pflege von Wacholderheiden mehrmals im Jahr über die Wachol- – ULRICH LANG – derheiden getrieben, wo sie das mehr oder weniger saftige Gras abfressen. Neben den Felsen und naturnahen Der Rückgang der Schäferei war der Die Nacht verbringen die Schafe in Hangwäldern sind es vor allem die Hauptgrund für den dramatischen so genannten Pferchen (Koppeln) Wacholderheiden und Magerrasen, Verlust der Wacholderheiden im außerhalb der Wacholderheiden, wo die das Landschaftsbild des Oberen Oberen Filstal (s. S. 20). Obwohl der sie einen großen Anteil ihres Kots und Filstals in hohem Maß prägen. Erst Artenreichtum nach dem Aufhören Urins zurücklassen. Die typischer- durch die Zurückdrängung des Walds der Beweidung zunächst zunimmt, weise nährstoffarmen Wacholderhei- und der sich anschließenden Weide- da Halbschatten liebende Pflanzen- den können so vor einer Düngung nutzung konnten sich an den süd-, arten einwandern und weideempfind- weitgehend bewahrt werden. Als Be- west- und ostexponierten Talflanken liche Arten sich ausbreiten können, sonderheit beweidet die Schäferei aber kaum mehr eine Rolle. Da Ziegen Abb. 114: Ziegen sind zur der Filsalb Wacholderheiden entwi- dringen immer mehr Sträucher und Hertler seit 2010 auf der Hochfläche auch aufkommendes Gehölz abknab- Bekämpfung von aufkom- mendem Gehölz gut Abb. 112: Die Bienen- ckeln. Der Geograf und Botaniker Bäume in die Wacholderheiden ein der Nordalb einen 16 Hektar umfas- bern, werden sie vermehrt zur Offen- geeignet. Ragwurz profitiert von der Robert Gradmann beschrieb diese in und verdrängen die schützenswerten senden Hutewald, den das Forstamt haltung der Wacholderheiden heran- Pflege der Wacholder- heiden. seinem 1898 erschienenen Werk über licht- und wärmeliebenden Pflanzen- und die Gemeinde Deggingen einge- gezogen. Das Mitführen von Ziegen das Pflanzenleben der Schwäbischen und Tierarten. richtet haben und der zusammen mit wird mittlerweile über die Land- Alb als „unveräußerliche Bestandteile dem LEV unterhalten wird. schaftspflegerichtlinie gefördert. Im der Alblandschaft“. Da ungenutzte Seit Anfang der 1980er-Jahre setzt Rahmen des Projekts Filsalb wurde Wacholderheiden sich langfristig wie- sich die Naturschutzverwaltung und Der aus Notzingen im Landkreis Ess- mit finanzieller Unterstützung durch der zu Wald entwickeln, müssen sie seit März 2014 der Landschaftserhal- lingen stammende Schäfereibetrieb die Landwirtschaftsverwaltung die durch Beweidung, vornehmlich mit tungsverband (LEV) für die Offenhal- Buck hütet von Frühjahr bis Herbst Weidegemeinschaft Goißatäle, ein Abb. 113: Beim Ent- Schafen und Ziegen, und wo dies tung der Wacholderheiden im Land- die ausgedehnten Wacholderheiden Zusammenschluss von Ziegenhaltern buschen von Wacholder- nicht ausreicht oder nicht mehr er- kreis Göppingen mit Schwerpunkt um Unterböhringen, unter anderem im obersten Filstal, gegründet. Die heiden wird, wo immer möglich, das Schnittgut folgt, durch mechanische Pflegemaß- im Oberen Filstal ein. Um die Nut- im Naturschutzgebiet Dalisberg. Der derzeit aus fünf Mitgliedern be- abtransportiert. nahmen erhalten werden. zung der Wacholderheiden nachhal- Schäfereibetrieb Herb aus Bad Über- stehende Weidegemeinschaft be- tig zu sichern, wurden mit den Voll- kingen-Hausen beweidet neben den weidet im Rahmen eines erwerbs-Schäfereibetrieben Bewei- Wacholderheiden auf der Gemarkung gemeindeübergreifenden Bewei- dungsverträge im Rahmen der Land- Überkingen auch die Heide Schild- dungskonzepts mit ihrer über schaftspflegerichtlinie abgeschlossen, wacht bei Türkheim auf der Albhoch- 100-köpfigen Ziegenherde, ergänzt die vom LEV fachlich betreut werden. fläche. Er beweidet darüber hinaus durch eine Heidschnuckenherde, ins- Als klassischer Hütebetrieb beweidet blütenbunte Wiesen und Streuobst- gesamt 35 Hektar Wacholderheiden der im Dürrental bei Deggingen an- wiesen auf den Gemarkungen Hausen in Gruibingen, Mühlhausen und sässige Schäfereibetrieb Hertler die und Überkingen. Wiesensteig. Darunter sind rund 10 zusammenhängenden Wacholderhei- Hektar im Naturschutzgebiet Ruf- den in den Naturschutzgebieten Gal- Das Obere Filstal wird im Volksmund steinhänge, die Sommerhalde ober - genberg, Nordalb und Haarberg- auch Goißatäle genannt. Dies deutet halb von Mühlhausen und die mit Wasserberg. Bei der Hütebeweidung darauf hin, dass neben den Schafen Steinriegeln durchsetzten steilen Hei- Abb. 115: Infolge der werden die aus mehreren hundert die Ziegen die Landschaft mitgeprägt den und Magerrasen im Naturschutz- Beweidung gibt es den Deutschen Enzian häufig Schafen bestehenden Herden vom haben. Die Ziegenbeweidung spielte gebiet Sterneck und im Schöntal bei auf den Wacholder- Schäfer und seinen Hütehunden in den zurückliegenden Jahrzehnten Wiesensteig. heiden.

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Im Rahmen einer naturschutzrecht- Durch die maximal ein bis zwei Wo- Der Pfl egetrupp des Regierungspräsidiums Stuttgart lichen Ausgleichsmaßnahme (s. S. 10) chen dauernden Beweidungsgänge für den Albaufstieg der Schnellbahn- mit hoher Ziegendichte werden die Der Pflegetrupp des Referats Naturschutz und Landschaftspflege besteht aus drei fest- trasse Wendlingen-Ulm beweidet die Gehölze wirksam zurückgedrängt. angestellten Mitarbeitern: dem Pflegetruppleiter, einem Maschinenführer und einem Arbei- Weidegemeinschaft im Auftrag der Bei einem weiteren, mit Ausgleichs- ter. Dazu kommen vier Stellen für den Bundesfreiwilligendienst. Für den Transport von Deutschen Bahn rund fünf Hektar mitteln der Stiftung Naturschutz- Personen und Werkzeugen dient ein VW Transporter (Doppelkabine mit Pritsche), für den Wacholderheiden, die durch Erst- fonds finanzierten Projekt berät und Transport von Maschinen, Geräten und den Abtransport von Schnittgut stehen ein Allrad- pflegemaßnahmen von der weit fort- unterstützt der LEV die Erlebnisregi- LKW mit Ladekran und ein LKW Anhänger (Tieflader mit geschrittenen Verbuschung befreit on Schwäbischer Albtrauf und die Auffahrrampe) zur Verfügung. An Spezialmaschinen sind wurden. Auch der im Rahmen einer Gemeinden im Oberen Filstal bei der ein Hangschlepper mit Schlegelmulchgerät (RASANT), ein Abb. 116: Im Steilgelände Ausgleichsabgabe für die Bahntrasse Installation von stationären Weide- MB-Trak mit Frontlader und Zugwinde, ein Ladewagen mit erfolgt die Pflege mit geplante Hutewald an der Sommer- zäunen. Diese werden insbesondere Spezialreifen, zwei Balkenmäher und ein Bandschwader Freischneidegerät und mit Ballonreifen für den Einsatz in Feuchtgebieten vorhan- Körpereinsatz. halde bei Mühlhausen soll von der auf größeren, steilen und schwer zu- Weidegemeinschaft beweidet werden. gänglichen Wacholderheiden instal- den. Für Handarbeiten hat der Pflegetrupp Motorsägen und Die Beweidung erfolgt in Form der liert, um eine nachhalti ge Beweidung Freischneidegeräte. Der Stützpunkt für den Pflegetrupp Koppelbeweidung im Umtriebsver- sicherzustellen. befindet sich in einem landeseigenen Gebäude in fahren. Bei dieser Form der Bewei- (Landkreis Göppingen) und liegt damit zentral für die Pflege Abb. 117: Zur Nachpflege dung werden die Weideflächen mittels Außer den Hüteschäfereien und der der Naturschutzgebiete der Schwäbischen Alb. Einen kommt im Naturschutz- flexibler und dauerhafter Weide- Weidegemeinschaft tragen viele Schwerpunkt bildet im Winterhalbjahr das Wiederherstel- gebiet Rufsteinhänge ein Spezial-Hangschlepper einrichtungen eingezäunt und ab- weitere Schaf- und Ziegenhalter zur len und Pflegen der Wacholderheiden. In vielen Natur- Abb. 118: Bei zu vielen Wacholder- zum Einsatz. schnittsweise mit Ziegen beweidet. Offenhaltung insbesondere kleinerer schutzgebieten wie zum Beispiel im Oberen Filstal liegen büschen schreitet der Pflegetrupp ein. die Heiden in steilem und unzugänglichem Gelände. Um die teilweise zugewachsenen Heiden wiederherzustellen, müssen Bäume und Sträucher entfernt und Wacholderbüsche zurückgenommen werden. Im Spätsommer werden Steil- hänge von Hand gemäht, flache und gehölzarme Heiden mit dem Hangschlepper.

und isoliert liegender Magerrasen im Überkingen durch örtliche Pflege- Oberen Filstal bei. Zusätzlich zur trupps vielfach in Handarbeit mittels Beweidung werden durch die Natur- Freischneider und Motorsägen. Auch schutzverwaltung mit fachlicher Forstwirte des Forstamts beteiligen Unter stützung durch den LEV regel- sich an der Heidepflege. Zusätzlich mäßig maschinelle Nachpflegemaß- werden land- oder forstwirtschaft- nahmen durchgeführt, um Gehölz - liche Unternehmer beauftragt. aufwuchs, der durch die Beweidung Mitunter werden Spezialmaschi- nicht vollständig zurückgedrängt nen, wie Hangschlepper und sogar wurde, zu entfernen. Aufgrund der ferngesteuerte Mähraupen, einge- zum Teil extrem steilen und abgele- setzt. Darüber hinaus engagieren sich Abb. 119: Das Sumpf- genen Heideflächen erfolgt die ma- ehrenamtliche Naturschutzverbände herzblatt kommt im Bereich wasserstauender schinelle Pflege in den Gemeinden bei der Pflege der Wacholderheiden. Mergel auf Wacholder- Deggingen, Wiesensteig und Bad Sie werden dabei vom LEV betreut. heiden vor.

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Abb. 122: Felsfreistellung Pflege an Felsen am Sommerbergfels – ULRICH LANG – oberhalb von Wiesen- steig, um licht- und wärmebedürftige Arten Abb. 120 (rechts): elsen nehmen in der Kulturland- F zu fördern Wird der Wald in der schaft der Schwäbischen Alb eine Umgebung der Felsen gelichtet, könnte sich der Sonderstellung ein, denn sie zählen Alpenbock ansiedeln. zu den wenigen von Natur aus wald- freien „Urbiotopen“. Im Gegensatz zu den vom Menschen geschaffenen Wacholderheiden, Feldhecken und Streuobstwiesen bedürfen sie keiner Pflege oder Nutzung. In Einzelfällen sind aber Pflegeeingriffe dort ange- bundene Arten zurückgedrängt. Wie Bad Überkingen sowie Galgenberg detaillierten Pflegevorgaben so scho- bracht, wo seltene oder besonders aber die Gehölze bekämpfen? Eine und Oberer Berg bei Bad Ditzenbach nend wie möglich umsetzen. An Stel- gefährdete Tier- oder Pflanzenarten Beweidung mit Ziegen ist auf den ex- regelmäßig maschinelle Pflege- len, wo die Verkehrssicherheit nicht Abb. 121: Mit dem Steilgelände vertraute in ihrem Bestand bedroht sind, bei- ponierten und schwer zugänglichen arbeiten durchgeführt. Der Land- beachtet werden muss, wird auch das Pflegeunternehmer spielsweise durch zunehmende Be- Flächen meist nicht möglich. Auch schaftserhaltungsverband bereitet so genannte Ringeln von Bäumen an- setzen die Pflegevorga- schattung. Da der Wald oft nahe an könnte die trittempfindliche Fels- nach Abstimmung mit dem Regie- gewandt. Dabei werden Bäume, die ben an Felsen so scho- die Felsen heranreicht und Gehölze vegetation gestört werden. Daher rungspräsidium, der Forstverwaltung, zu viel Schatten auf die Felsen wer- nend wie möglich um. Manchmal ist Seilsiche- auf die Felsköpfe vordringen, werden werden an den Felsen in den Natur- den betroffenen Grundstückseigen- fen, durch das abschnittsweise Ent- rung erforderlich. licht- und wärmebedürftige, felsge- schutzgebieten Hausener Wand bei tümern und den Artenschutzexper- fernen der Rinde zum Absterben ge- ten Pflegeaufträge im Rahmen der bracht. Dadurch bildet sich stehendes Landschaftspflegerichtlinie vor. Totholz, das Holzkäfern wie dem seltenen Alpenbock Lebensraum bie- Abb. 123: Diese Bäume Im Rahmen von Ausgleichsmaß- tet. Die Pflegearbeiten werden außer- werfen zu viel Schatten auf den Fels. Durch nahmen für Landschaftseingriffe der halb der Fortpflanzungszeit von fels- „Ringeln“ – teilweises Schnellbahntrasse Wendlingen–Ulm brütenden Vogelarten im Spät- Entfernen der Rinde wurden am Papierfelsen und am sommer und Herbst durchgeführt. – sterben sie ab, bleiben Sommerberg bei aber als Totholz erhalten. Wiesensteig Ge- hölze gerodet, um den felsge- bundenen Pflanzen- und Tierarten Licht und Luft zu verschaffen. Abb. 124: Wanderfalke Um die trittempfindlichen Pflanzen nicht zu schädigen, werden bergerfahrene Pflege- unter nehmer eingesetzt, wel- che die Pflege in Hand arbeit und auf Grundlage von

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Pflege von Feldhecken Revitalisierung von Streuobstbeständen – ULRICH LANG – – ULRICH LANG –

Der Mensch nutzte die Feldhecken Das Regierungspräsidium hat ge- Der Landkreis Göppingen ist reich wiesen gibt und wie der Obstbaum- früher vor allem zur Brennholzgewin- meinsam mit dem Landschaftserhal- an überregional bedeutsamen Streu- schnitt gefördert werden kann. Ein nung. Durch die nach dem Zweiten tungsverband zur Verwendung der obstwiesen, die sich vor allem im Alb- regelmäßiger Baumschnitt sorgt für Weltkrieg zunehmende Nutzung fos- Ausgleichsabgabe für die Schnellbahn- vorland zwischen Fils und Albtrauf gesunde, stabile Obstbäume, die 50 siler Brennstoffe wie Erdöl und Erd- trasse Wendlingen–Ulm im Natur- aus dehnen. Streuobstwiesen als typi- bis 100 Jahre alt werden können. Um gas wurde das Holz aus den Hecken schutzgebiet Kornberg bei Gruibin- scher Lebensraum der Kulturland- die Streu obst wiesen auch für kom- immer entbehrlicher. Bäume und gen die Erstpflege von stark überalter- schaft, der mit bis zu 5000 Pflanzen- mende Generationen zu erhalten, Abb. 125: Heckenpflege Sträucher wuchsen, insbesondere ten Feldhecken veranlasst. Insgesamt und Tierarten zu den artenreichsten müssen Bäume nachgepflanzt wer- Abb. 128: Streuobstwie- mit dem Bündelharvester. Esche und Hasel machten sich auf 1200 Meter der in Privateigentum Biotopen gehört, findet man aber auch den, rechtzeitig be vor die anderen sen zwischen Bad Bei trockenem oder ge fro - Ditzenbach und Gosbach renem Boden verursachen Kosten kleinerer, lichtbedürftiger befindlichen Feldhecken wurden auf der Filsalb. Schwerpunkte sind die auseinanderbrechen oder umkippen. die schweren Maschinen Sträucher breit. Mittlerweile haben durch einen Forstunternehmer nach klimatisch begünstigten Tallagen und Die Gemeinden Bad Ditzenbach, keine Schäden am Boden sich viele Feldhecken durch die aus- voriger Abstimmung mit den betrof- die Grüngürtel um die Ortschaften, Deggingen, Bad Überkingen und die und können auch abseits bleibende Nutzung zu Baumhecken fenen Eigentümern durchforstet. Da- beispielsweise im Langenwies bachtal Stadt Geislingen haben sich erfolg- der Wege gut eingesetzt werden. entwickelt, die zunehmend überal- bei wurden Bäume und überalterte bei Gruibingen, südlich von Deggin- reich am LIFE+-Projekt beteiligt. Die tern. In letzter Zeit hat die Natur- Sträucher herausgenommen und zu gen und um den Bad Überkinger Gemeinde Gruibingen hat in Anleh- schutzverwaltung mit Fördergeldern Brennholz und Hackschnitzeln verar- Teilort Unterböhringen. Weil sich nung an dieses Modell mit Zuschüs- der Landschaftspflegerichtlinie Land- beitet. Ermöglicht wurde dies durch der Streuobstanbau nicht mehr lohnt, sen der Landschaftspflegerichtlinie wirte dazu angeregt, die historische den Einsatz moderner, leistungsfä- werden viele Obstbäume und Wiesen die Revita lisie rung von pfle ge bedürf- Nutzung der Feldhecken wieder aufzu- higer Spezialmaschinen, wie Bündel- nicht mehr gepflegt und überaltern. tigen Streuobstbeständen gefördert. nehmen. So werden hochgewachsene Harvester, Rückewagen und Groß- In einem zweijährigen Pflegeprojekt Bäume entnommen und Sträucher ab- häcksler. Durch den finanziellen Er- Im Rahmen des vom Land und von im Langenwies bachtal und den an- schnittsweise auf-den-Stock-gesetzt. lös für die Hackschnitzel lohnt sich der Europäischen Union geförderten grenzenden Naturschutzgebieten Mit dem steigenden Bedarf an Hack- der Pflegeaufwand nicht nur, sondern LIFE+-Projekts „Vogelschutz in Streu- Kornberg und Rufsteinhänge wurden schnitzeln zur regenerativen Energie- ist auch ein Beitrag zur klimafreund- obstwiesen des Mittleren Albvorlandes gemeinsam mit interessierten Streu- Abb. 126: Das Männliche gewinnung haben sich hier Abnehmer lichen Energieerzeugung. Dieses Pilot- und des Mittleren Rems- obst wiesenbesitzern Streuobstbäume Knabenkraut kann man in für das Holz gefunden und machen projekt ist ein wirkungsvolles Best- tales“ wurde modell- fachgerecht geschnitten. Im Rahmen den lichten Heckensäumen finden. die Pflege von Feldhecken wirtschaft- Practice-Beispiel für zukünftige He- haft erprobt, wel- des vom Ministerium für Ländlichen lich. ckenpflegemaßnahmen. che Anreize es Raum und Verbraucherschutz Baden- zur Erhaltung Württemberg angebote nen Förder- Abb. 127: Ergebnis einer Heckenpflege mit dem von Streuobst- moduls Baumschnitt in Streuobst- Bündelharvester. Hoch- wiesen unterstützt der Land schafts er- Abb. 129 und 130: Ein gewachsene Bäume und hal tungs verband interessierte Grup- Streu obstbaum – vor und nach dem Schnitt überalterte Sträucher pen (z. B. Gemeinden, Obst- und können gezielt entfernt werden. Der Eingriff ist Gartenbauvereine) in Grui bingen, daher so klein wie Bad Ditzenbach, Bad Überkingen möglich. und Geislingen dabei, sich mit einem Abb. 131: Gepflegte Schnittkonzept um eine Förderung Streuobstwiesen werfen zu bewerben. eine gute Ernte ab.

62 FILSALB FILSALB 63 Spezielle Artenschutzmaßnahmen

Deutscher Sandlaufkäfer Tümpel für Amphibien und Libellen – ULRIKE KREH – – ULRIKE KREH –

Der Deutsche Sandlaufkäfer (Cylin- ckene, lehmige, kalkreiche Böden mit Das Feuchtgebiet „Turm“ zwischen Abb. 134: Die Große dera [Cicindela] germanica) ist eine in vegetationsarmen bis vegetations- und Grünenberg Moosjungfer (Leucorrhi- nia pectoralis), eine Art das Artenschutzprogramm auf- freien Stellen. Die Lebensstätten sind wird seit vielen Jahren vom Bund Na- der Fauna-Flora-Habitat- genom mene Käferart. In Baden- strukturreich und leicht bis mäßig turschutz Alb-Neckar e.V. (BNAN) Richtlinie und des Arten- Württemberg geht der Bestand geneigt. Die Eier werden einzeln in betreut und gepflegt. Es beherbergt schutzprogramms Baden- dieses Käfers seit Jahr- kleine Löcher abgelegt, wo sich die zahlreiche gefährdete Amphibien- Württemberg, wurde 1991 erstmals im Feucht- zehnten zurück; es gibt Larven in Fangröhren über zwei Jahre arten, die nach der Fauna-Flora-Habi- gebiet „Turm“ entdeckt. ihn nur noch an weni- entwickeln. Der Nachweis kann also tat-Richtlinie geschützt sind wie gen Stellen. In den Roten über die erwachsenen Käfer – vor Gelb bauchunke (Bombina variegata), Abb. 135: Im Jahr 2014 Listen gilt er bundes- und lan- allem in den Sommermonaten – oder Kammmolch (Triturus cristatus) und konnte die Keilflecklibelle desweit als „Vom Aussterben die Larven in den Fangröhren erfol- Grasfrosch (Rana temporaria). Außer- (Aeshna isoceles) nach- bedroht“ und ist im Bundes- gen. Die Käfer kommen in manchen dem hat sich das Feuchtgebiet „Turm“ gewiesen werden. naturschutzgesetz als „streng ge- Jahren selten, dann wieder in größerer zu einem hervorragenden Libellen- schützte Art“ aufgelistet. Anzahl vor. Lebensraum entwickelt. Seit vielen Jahren ist die vom Aussterben bedroh- Auf der Filsalb existieren seit längerer Der tagaktive, flugträge Sandlaufkä- te Große Moosjungfer (Leucorrhinia Abb. 132: Deutscher Zeit zwei kleine Populationen, die zu fer ist wenig mobil und breitet sich pectoralis), eine Art der Fauna-Flora- Sandlaufkäfer den bedeutendsten in Baden-Württ- wenig aus. Daher wird bei den Pfle- Habitat-Richtlinie und des Arten- für die Schwäbische Alb nicht ty pi- emberg zählen. Die Sandlaufkäfer gemaßnahmen darauf geachtet, dass schutzprogramms Baden-Württem- schen Krebsschere muss von Zeit zu leben auf Wacholderheiden entlang die einzelnen Teilpopulationen nicht berg, zu beobachten. Im Jahr 2014 Zeit bekämpft werden. Die Schaffung naturbelassener, häufig begangener durch Hindernisse wie Gebüsch oder konnte die stark gefährdete Keil- zusätzlicher Amphibienlaichgewässer Wege, meist in der Nähe des Walds. Wald isoliert werden. Wichtig ist vor fleck libelle (Aeshna isoceles) nachge- auf dem Gelände einer angrenzenden Sie bevorzugen sonnige, wechseltro- allem, dass die besiedelten Wege und wiesen werden. Der überhand neh- Nasswiese soll die Amphibienpopula- Wegränder offen und besonnt blei- mende Wasserpflanzenbestand der tionen fördern. Abb. 136: Grasfrosch Abb. 133: Lebensraum des Deutschen Sandlauf- ben. Der Gehölzaufwuchs wird alle käfers auf der nördlichen zwei bis drei Jahre zurückgenommen. Filsalb Bei der Erstpflege wurden auch grö- ßere Wacholderbestände reduziert, Kiefern gefällt und Gehölzgruppen auf den Stock gesetzt. Der Pflege- trupp des Regierungspräsidiums hat diese Arbeiten durchgeführt. Darü- ber hinaus wird ein Teil der Wachol- derheiden regelmäßig mit Schafen beweidet. Dies trägt dazu bei, dass immer wieder kleinflächig die Weg- böschung „angerissen“ wird und neue Abb. 137: Feuchtgebiet Habitate entstehen. „Turm“ bei Grünenberg

64 FILSALB FILSALB 65 Natura 2000

Ein Blick über die Filsalb hinaus Des Weiteren liegt die Filsalb im Be- Nutzung und Pflege haben eine – ULRIKE KREH – reich der Vogelschutzgebiete, „Mitt- große Bedeutung für das ökologische lere Schwäbische Alb“ (39.597 Hek- Netzwerk Natura 2000. Insbesondere Das europäische Naturschutznetz Natura 2000 dient zur Erhaltung be- tar) und „Vorland der mittleren die offenen Kulturlandschaften wie Natura 2000 ist das größte Schutzge- deutsamer Lebensräume, Tier- und Schwäbischen Alb“ (17.002 Hektar). auf der Filsalb sind auf eine extensive bietsnetz weltweit. Europa handelt, Pflanzenarten. Die rechtliche Grund- Vogelarten von europaweiter Bedeu- Nutzung, unterstützt durch Pflege- Abb. 141: Für den Neun- weil der Reichtum an Pflanzen, Tieren lage dieses grenzüberschreitenden tung wie Uhu, Neuntöter, Rotmilan, maßnahmen, angewiesen. Dazu leis- töter wurden Vogel- schutzgebiete geschaffen. und Lebensräumen gefährdet ist. In- Schutzgebietsnetzes bilden die Fauna- Wendehals und Halsbandschnäpper tet das Landschaftspflegeprojekt Fils- Er bewohnt Heckenland- nerhalb weniger Jahrzehnte hat der Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie und haben hier ihren Lebensraum. Dass alb einen beachtenswerten Beitrag. schaften. Mensch durch seine veränderte Le- die EG-Vogelschutzrichtlinie (Erhal- sich die Natura 2000-Gebiete mit den bensweise viele Lebensräume beein- tung der wild lebenden Vogelarten). Naturschutzgebieten decken, unter- trächtigt, zerstückelt oder zerstört. Natura 2000 setzt sich aus FFH- und streicht das gemeinsame Schutzziel: Das hat auch an den Grenzen nicht Vogelschutzgebieten zusammen. die Erhaltung von Lebensräumen für Abb. 138: Magere Flach- halt gemacht und in Europa zu einem eine seltene, bedrohte Pflanzen- und land-Mähwiesen bei Unterböhringen, ein drastischen Rückgang vieler Arten ge- Weite Teile des Oberen Filstals und Tierwelt. FFH-Lebensraum führt. Einige sind bereits ausgestorben. der Filsalb sind Bestandteil von Natu- ra 2000. Das FFH-Gebiet „Filsalb“ Für jedes FFH-Gebiet wird ein eige- umfasst 5430 Hektar (54,3 km2) und ner Managementplan (MaP) erstellt. weist reich strukturierte Hänge und Hochflächen mit Wacholderheiden, • Er umfasst eine Bestandsaufnahme artenreichen Wiesen und naturnahen von Lebensräumen, Pflanzen und Laubwäldern, naturnahen Fließge- Tieren von europäischer Bedeu- wässern und Quellen sowie 77 Höh- tung im Gebiet. len auf. Hier kommen 16 nach der FFH-Richtlinie geschützte Lebens- • Er legt Ziele zur Erhaltung und Ent- raumtypen sowie zehn FFH-Pflan- wicklung der Arten und Lebens- zen- und Tierarten vor. raumtypen fest.

Abb. 139 (links): Kalktuff- Abb. 142: Der Frauen- quellen – hier der Tods- • Er zeigt Erhaltungs- und Entwick- schuh, eine FFH-Art, burger Bach – sind lungsmaßnahmen auf. kommt in wenigen Lebensräume im Sinn Exemplaren auf der der FFH-Richtlinie. • Er bildet die Grundlage für Förder- Filsalb vor. möglichkeiten.

Der Managementplan für das Gebiet „Filsalb“ wird nach seiner Fertigstel- lung im Internet zur Verfügung stehen Abb. 140 (rechts): (www.lubw.baden-wuerttemberg.de Schlucht- und Hangwälder > Natur und Landschaft > Natura mit Märzenbechervorkom- men sind FFH-Lebens- 2000 > Management und Sicherung > räume. Managementpläne).

66 FILSALB FILSALB 67 Die Filsalb in der Zukunft

Perspektiven

Die 2013 verabschiedete Naturschutz- wandel, Nährstoff einträge aus der Luft, Um möglichst viele der charakteristi- elle Lösung. Was bei der Landschafts- strategie der Landesregierung von Ba- verschiedene Förderprogramme und schen, landschaftsprägenden Lebens- pflege heute bewährt und funktional den-Württemberg lautet: „Biologische die sich wandelnden Bewirtschaf- räume, wie Wacholderheiden und ist, kann in der Zukunft verbesse- Vielfalt erhalten und naturverträglich tungsformen in der Landwirtschaft Hecken langfristig zu erhalten, sind rungsbedürftig oder sogar kontrapro- wirtschaften“. Dies ist eine vielschich- schaffen unaufhörlich neue Rahmen- Ideen und Mut erforderlich, damit duktiv sein. Es bleibt eine dauernde tige Aufgabe, denn dazu gehören nicht bedingungen. Es gilt zu beobachten, diese Gebiete nachhaltig genutzt und Aufgabe, bei der Landschaftspflege nur nachhaltiges Wirtschaften, son- wie sich die verändernden Umweltbe- gepflegt werden können. Naturschutz, einen Kompromiss aus Erhalten, An- dern auch eine naturverträgliche Sied- dingungen auf die verschiedenen Le- Landwirtschaft und Kommunalpolitik passen und Neugestalten zu finden. lungsentwicklung, Klimaschutz und bensräume auswirken und die Natur- bedürfen einer gegenseitigen Wert- Abb. 143: Schöne Land- die Akzeptanz des Naturschutzes in schutzarbeit entsprechend zu steuern. schätzung und konstruktiver Zusam- Geeignete Fördermaßnahmen zur Er- schaft ist unersetzlich. der Öffentlichkeit. Die Entwicklung Der Naturschutz muss breit und über menarbeit, um gemeinsam an einem haltung der biologischen Vielfalt zu Blick vom Kuchberg auf Unterböhringen, dahinter der Landschaft ist ständig wechseln- Ressortzuständigkeiten hinweg ange- Strang zu ziehen. Patentrezepte gibt entwickeln ist eine Herausforderung der Weigoldsberg. den Einflüssen unterworfen. Klima- legt sein, wenn er erfolgreich sein soll. es dabei nicht, denn jeder Ort und für Politik, Verwaltung und Gesell- jede Situation verlangt eine individu- schaft – nicht nur auf der Filsalb.

68 FILSALB FILSALB 69 Quellennachweis Impressum

BEINLICH, B. & H. PLACHTER (Hrsg., 1995): Schutz und Entwicklung der Kalkmagerrasen der Herausgeber: 1. Auflage November 2015 Schwäbischen Alb. Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ. 83, Karlsruhe. Regierungspräsidium Stuttgart Abteilung 5 – Umwelt, Referat 56 – Naturschutz und Landschaftspflege BEINLICH, B., M. DIETERICH & F. LAMPRECHT (2004): Das Filsalbprojekt – ein Beitrag zur nach haltigen Entwicklung eines repräsentativen Landschaftsausschnittes der Schwä- Mit freundlicher Unterstützung der bischen Alb. in: DÖRING, R. & M. RÜHS (Hrsg.): Ökonomische Rationalität und praktische Stiftung Landesbank Baden-Württemberg Vernunft. Könighausen & Neumann: S. 367-390. Natur und Umwelt 70173 Stuttgart DIETERICH, M. (2009): Vergleichende Untersuchungen zu den Auswirkungen von Um- triebs weide mit Ziegen auf Fauna und Flora von Kalkmagerrasen. Unveröffentlichter Autoren: Abschlussbericht des Instituts für Landschaftsökologie und Naturschutz Singen. Ulrike Kreh, Ulrich Lang, Oswald Jäger

EBERT, G. & E. RENNWALD (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1, Wir danken den Artenschutzexperten Peter Banzhaf, Hans-Peter Döler, Michael Meier Tagfalter I; Band 2, Tagfalter II. Ulmer Verlag, Stuttgart. und Hans R. Schwenninger für die Beratung beim Verfassen dieser Broschüre

EBERT, G. (Hrsg.) (2005): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 10, Ergänzungs- Bildnachweis: band mit Roter Liste. Ulmer Verlag, Stuttgart. Archiv RP Stuttgart: Abb. 43, 44 Archiv RP Stuttgart/Ingo Depner: Titelbild, Abb. 7, 11, 13, 17, 19, 20, 22, 25, 27, 32, 34, HERKOMMER, U. & A. ULLMANN (2003): Heidekartierung 2003 Landkreis Göppingen. Unver - 36, 38, 39, 40, 41, 42, 57, 59, 63, 65, 67, 70, 77, 93, 94, 102, 114, 125, 126, 127, 138, öffentlichtes Gutachten im Auftrag der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschafts- 139, 140, 143 pflege Stuttgart. Archiv RP Stuttgart/Sabrina Dietl: Abb. 54 KELLERMANN, S. (2013): Konzeption zur Verwendung der Ausgleichsabgabe 1501 „DB Neu- Archiv RP Stuttgart/Oswald Jäger: Abb. 75, 88, 90 baustrecke Wendlingen–Ulm“. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag des Regierungs- Archiv RP Stuttgart/Erich Klotz: Abb. 14, 89 präsidiums Stuttgart. Archiv RP Stuttgart/Bettina Marx: Abb. 118

MATTERN, H., R. WOLF & J. MAUK (1979): Die Bedeutung von Wacholderheiden im Regie- Archiv RP Stuttgart/Jörg Mauk: Abb. 35 rungsbezirk Stuttgart sowie Möglichkeiten zu ihrer Erhaltung. – Veröff. Naturschutz Archiv RP Stuttgart/Jürgen Schedler: Abb. 21, 131 Landschaftspflege Bad.-Württ. 49/50, S. 9–29, Karlsruhe. Archiv RP Stuttgart/Peter Späth: Abb. 16 Archiv RP Stuttgart/Manfred Steinmetz: Abb. 37 MATTERN, H., R. WOLF & J. MAUK (1980): Heiden im Regierungsbezirk Stuttgart – Zwi- Archiv RP Stuttgart/Reinhard Wolf: Abb. Seite 5 oben, Abb. 5, 8, 113 schenbilanz im Jahre 1980. – Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ. 51/52, Thomas Bamann: Abb. 132 S. 153–165, Karlsruhe. Peter Banzhaf: Abb. 29, 58, 74, 84, 85 MATTERN, H., J. MAUK & R. KÜBLER (1992): Die Entwicklung der Heiden im Regierungsbe- Heiko Bellmann: Abb. 51 zirk Stuttgart während des letzten Jahrzehnts (1980/1990). – Veröff. Naturschutz Land- Harald Dannenmayer: Abb. 72, 124 schaftspflege Bad.-Württ. 67, S. 127–136, Karlsruhe. Hans-Peter Döler: Abb. 10, 47, 49, 50, 53, 66, 68, 115, 119, 134, 137

MEIER, M. (1992): Untersuchungen zur Nachtfalterfauna (Makrolepidoptera) unter Walter Eberhard: Abb. 117 be sonderer Berücksichtigung felsbiotopbewohnender Arten im NSG Nordalbhänge Fotolia.com (arolina66): Abb. 64 und NSG Hausener Wand (Landkreis Göppingen). Unveröffentlichtes Gutachten im Katrin Geigenmüller: Abb. 52, 73 Auftrag der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Stuttgart. Sabine Geißler-Strobel: Abb. 87 Haus der Geschichte Baden-Württemberg: Abb. 26, 31 MEIER, M. (2004): Untersuchungen zur Tag- und Nachtfalterfauna auf ausgewählten Michael Koltzenburg: Abb. 46 Flächen der Gemarkung Gruibingen (Landkreis Göppingen). Unveröffentlichtes Gutach- Christine Kreh: Abb. 15 ten im Auftrag der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Stuttgart. Ulrike Kreh: Abb. 33, 69, 86, 91 MINISTERIUM FÜR LÄNDLICHEN RAUM UND VERBRAUCHERSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (Hrsg., Wolfgang Lang: Abb. 78 (Illustration) 2012): Leitfaden „Schafhaltung in Baden-Württemberg“. Ein Nachhaltigkeitsprojekt LEV Göppingen (Julia Habeck, Ulrich Lang): Abb. 6, 9, 92, 105, 106, 107, 108, 109, 110, des Landes Baden-Württemberg zur Weiterentwicklung der Schafhaltung. Stuttgart. 111, 116, 121, 122, 123, 128, 129, 130 POSCHLOD, P. (2015): Geschichte der Kulturlandschaft. Entstehungsursachen und Steue- Helmut Maunz: Abb. 104 rungsfaktoren der Entwicklung der Kulturlandschaft, Lebensraum- und Artenvielfalt in Johannes Mayer: Abb. 71 Mitteleuropa. Stuttgart. Michael Meier: Abb. 60, 82, 83, 133 Dietmar Nill: Abb. 98 REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART (Hrsg., 2011): Naturschutzgebiet Nordalbhänge. Faltblatt Michael Nowak: Abb. 135 REGIERUNGSPRÄSIDIUM STUTTGART (Hrsg., 2014): Landschaftspflegeprojekt Württember- Inga Sarrazin: Abb. 2, 28, 30, 48, 100, 101, 103 gischer Riesrand. Heideberge mit seltener Flora und Fauna erhalten und pflegen. Bro- Hans R. Schwenninger: Abb. 55, 56, 76, 79 schüre mit Faltblattbeilage „Entdeckertouren am württembergischen Riesrand“. Shutterstock.com (Ana Gram): Abb. 95 WOLF, R. & U. KREH (Hrsg., 2007): Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Stuttgart. Roland Steiner: Abb. 136 2. Aufl., Ostfildern. Jürgen Trautner: Abb. 3, 45, 61, 80, 99, 120 Wolfgang Wagner: Abb. 81 ZIEGENZUCHTVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG E.V. (Hrsg., 2014): Leitfaden. Einsatz von Ziegen Benjamin Waldmann: Abb. 62, 96, 97, 112, 141, 142 in Naturschutz und Landschaftspflege. Stuttgart. Satz und Gestaltung: 70 FILSALB www.geigenmueller-buchweitz.de FILSALB 71 „Meine Umwelt“-App

„Meine Umwelt“-App lotst Sie zu den Entdeckertouren der Filsalb

Die kostenlose App des Landes Baden-Württem-ttem- berg „Meine Umwelt“ verfügt über eine nahtlosehtlose Anbindung an den Google-Maps Routenplaner.laner. Damit können Sie sich die fünf Entdeckertourenuren aus der beiliegenden Wanderkarte bequem auauff Ihrem Smartphone anzeigen lassen.

Scannen Sie den entsprechenden QR-Code fürr Ihr Smartphone mit einem QR-Code Reader ein, um die App zu installieren.

Nähere Informationen erhalten Sie unter: www.umwelt.baden-wuerttemberg.de/servlet// is/9678/

72 FILSALB ISBN 978-3-00-050729-8