6565Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Abt. II Städtebau und Projekte

Erläuterung zum Bebauungskonzept für den Bebauungsplan 5-123 ( 2.0) für das Gebiet (Siemensstadt 2.0) zwischen der Bahnstrecke (seit 1980 stillliegend) von Bahnhof Gartenfeld bis Bahnhof Siemensstadt (ehemalige ), , Motardstraße, der östlichen Grenze des Grundstücks Motardstraße 74,90/Nonnendammallee 62, 64, Nonnendammallee, Paulsternstraße und Gartenfelder Straße, mit Ausnahme der Grundstücke Nonnendammallee 117-121, Paulsternstraße 4, 16/22 und Gartenfelder Straße 43/59 B sowie für die Grundstücke Motardstraße 63, Straße am Schaltwerk 6 und das Flurstück 313 (Sickerfläche) sowie für die Straße am Schaltwerk und Abschnitte der Nonnendammallee, der Motardstraße und einen Abschnitt der ehemaligen Siemensbahn im Bezirk , Ortsteil Siemensstadt.

Frühzeitige Beteiligung der Behörden gemäß § 4 Abs. 1 BauGB und frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 1 BauGB

Stand: 28.09.2020

2 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Erläuterung zum Bebauungskonzept für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0) ...... 5

I. Planungsgegenstand und Entwicklung der Planungsüberlegungen ...... 5 1. Veranlassung und Erforderlichkeit ...... 5 2. Beschreibung des Plangebiets ...... 6 2.1 Stadträumliche Einbindung / Gebietsentwicklung ...... 6 2.2 Geltungsbereich und Eigentumsverhältnisse ...... 9 2.3 Städtebauliche Situation und Bestand ...... 10 2.4 Ökologie / Flora / Fauna / Artenschutz ...... 12 2.5 Geltendes Planungsrecht ...... 12 2.6 Verkehrserschließung ...... 15 2.7 Technische Infrastruktur ...... 16 2.8 Denkmalschutz ...... 17 2.9 Altlasten-, Boden-, Bodenluft- und Grundwasserbelastung sowie Kampfmittelbelastung . 19 2.10 Schalltechnische Rahmenbedingungen ...... 22 3. Planerische Ausgangssituation ...... 24 3.1 Ziele und Grundsätze der Raumordnung ...... 24 3.2 Flächennutzungsplan ...... 25 3.3 Landschaftsplanung ...... 28 3.4 Schutzgebiete nach dem Naturschutzrecht ...... 31 3.5 Stadtentwicklungsplanung ...... 31 3.5.1 StEP Wohnen 2030 ...... 32 3.5.2 StEP Wirtschaft 2030 ...... 33 3.5.3 StEP Zentren 2030 ...... 34 3.5.4 StEP Verkehr 2025 ...... 35 3.5.5 StEP Klima ...... 36 3.6 Sonstige vom Senat beschlossene städtebauliche Planungen ...... 37 3.6.1 Planwerk Westraum ...... 38 3.6.2 Lärmminderungsplanung / Lärmaktionsplan ...... 38 3.6.3 Luftreinhalteplanung ...... 40 3.6.4 Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Licht ...... 41 3.6.5 Kleingartenentwicklungsplan ...... 41 3.6.6 Berliner Energie und Klimaschutzprogramm (BEK) ...... 41 3.6.7 Berliner Modell zur kooperativen Baulandentwicklung ...... 42 3.6.8 Integriertes Wirtschaftsverkehrskonzept ...... 43 3.6.9 Hochhausleitbild ...... 43 3.7 Bereichsentwicklungsplanung (BEP) mit sektoralen Fachplänen ...... 44 3.8 Sonstige vom Bezirk beschlossene städtebauliche Planungen ...... 44 3.8.1 Bezirksregionenprofil Siemensstadt (BZRP I 08) ...... 44 3.8.2 Soziales Infrastrukturkonzept ...... 45 3.8.3 Gewerbeentwicklungsplanung ...... 46 3.8.4 Einzelhandels- und Zentrenkonzept ...... 46 3.8.5 Integriertes Stadtentwicklungskonzept /Siemensstand - Entwurf ...... 47 3.9 Angrenzende festgesetzte und im Verfahren befindliche Bebauungspläne ...... 48 3.10 Planfeststellungen ...... 49 3.11 Baulasten, Bauvorbescheide, Baugenehmigungen ...... 49 4. Entwicklung der Planungsüberlegungen ...... 50 4.1 Städtebaulicher Wettbewerb – Siemensstadt 2.0 in ...... 50 4.2 Städtebauliches Strukturkonzept ...... 53 4.3 Integrale Masterplanung und Rahmenplan ...... 53 4.3.1 Städtebau ...... 55 4.3.2 Freiraum ...... 61

3 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

4.3.3 Mobilität ...... 68 4.4 Voruntersuchungen und Fachgutachten ...... 73 4.4.1 Verkehrlicher Beitrag zur frühzeitigen Beteiligung ...... 74 4.4.2 Schalltechnische Vorabuntersuchung ...... 76 4.4.3 Historische Erkundung – Vorbereitung des Altlastengutachtens ...... 81 4.4.4 Naturschutzfachliche Voruntersuchungen ...... 86 4.4.5 Denkmalschutz ...... 88

II. Umweltbericht nach Anlage 1 zu § 2 Abs. 4, § 2a BauGB ...... 89

III. Planinhalt ...... 91 1. Rahmenplan Siemensstadt 2.0 und wesentlicher Planinhalt ...... 91 2. Art der baulichen Nutzung ...... 94 2.1 Gebiet für urbane Wohnnutzung ...... 94 2.2 Gebiet für urbane Mischnutzung ...... 94 2.3 Gebiet für gewerbliche Nutzung ...... 95 2.4 Gebiet für industrielle Nutzung ...... 95 3. Maß der baulichen Nutzung ...... 96 4. Überbaubare Grundstücksflächen ...... 96 5. Verkehrsflächen ...... 96 6. Grünflächen ...... 97 7. Gemeinbedarfsflächen ...... 97 8. Entwickelbarkeit aus dem Flächennutzungsplan ...... 98

IV. Auswirkungen der Planung ...... 98 1. Einbeziehung von Fremdgrundstücken ...... 98

V. Verfahren ...... 99 1. Mitteilung der Planungsabsicht ...... 99 2. Aufstellungsbeschluss ...... 99

RECHTSGRUNDLAGEN ...... 100

ANHANG ...... 101 1. Biotoptypenkartierung 2019 ...... 102 2. Avifauna (Revierkarte) 2019 ...... 103 4. Strukturbäume 2019 ...... 105 5. Naturschutzfachlich bedeutsame Bereiche 2019 ...... 106 6. Städtebauliches Strukturkonzept, Stand 04.09.2020 ...... 107 7. Rahmenplan Siemensstadt 2.0 ...... 108

4 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

ERLÄUTERUNG ZUM BEBAUUNGSKONZEPT FÜR DEN BEBAUUNGSPLAN 5-123 (SIEMENSSTADT 2.0) I. PLANUNGSGEGENSTAND UND ENTWICKLUNG DER PLANUNGSÜBERLEGUNGEN 1. Veranlassung und Erforderlichkeit Anlass der Planung ist die von der Aktiengesellschaft (AG) und dem Land Berlin mit dem Abschluss eines Memorandum of Understanding im Oktober 2018 zum Ausdruck gebrachte Absicht, den bestehenden Produktionsstandort in der Siemensstadt im Bezirk Spandau von Berlin als Standort für Zukunftsindustrien und Zukunftstechnologien zu stärken und zu einem Schwerpunktstandort mit Raum für innovative Ideen und Kreativität auszubauen. Von diesem Standort soll in Zukunft eine enge Verknüpfung von Wissenschaft und Forschung mit der Wirtschaft ausgehen, die im Zuge einer ganzheitlichen Entwicklung prägend für das gesamte Stadtquartier mit überregionaler Ausstrahlung sein wird. Das Gesamtareal soll als ein neuer Berliner Zukunftsort mit prägenden Merkmalen vor allem für die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung der gebauten Umwelt entwickelt werden. Das Areal entspricht in seiner heutigen Ausprägung nicht mehr den Anforderungen an derzeitige und künftige Nutzungen, die durch den anstehenden Strukturwandel, insbesondere durch die Digitalisierung, entstehen. Das Gebiet mit der Größe von rund 73 Hektar stellt ein Flächenpotenzial dar, von dem wieder ein wesentlicher Impuls für die weitere Entwicklung des Landes Berlin mit überregionaler Bedeutung ausgehen kann. Gemeinsam mit der Firma Siemens beabsichtigt das Land Berlin auf dem Areal einen gemischten Stadtteil durch die Öffnung des bislang für die Öffentlichkeit unzugänglichen Industrieareals zu entwickeln. Ziel der Planung ist es, einen zukunftsweisenden Stadtteil mit Produktions-, Büro- und Forschungsflächen entstehen zu lassen, bei gleichzeitiger Integration ortsnaher Wohnflächen sowie der Schaffung und Sicherung zukunftsweisender Arbeitsplätze. Hierzu soll eine ganzheitliche Entwicklung der Fläche auch unter Berücksichtigung des teilweise mehr als 100 Jahre alten denkmalgeschützten Immobilienbestands stattfinden. Aufgrund der komplexen Aufgabenstellung und zur Sicherung einer hohen städtebaulichen Qualität wurde das Gesamtkonzept in einem Wettbewerbsverfahren erarbeitet1. Das Planungsziel der Transformation des ehemaligen Industriestandortes zu einem urbanen Stadtquartier ist nach dem derzeit geltenden Planungsrecht nicht zu erreichen. Das Bebauungsplanverfahren stellt das einzig geeignete Verfahren dar, um die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen an ein urbanes Stadtquartier in Nachbarschaft zu bestehenden und fortzuentwickelnden Produktionsstandorten in einer sachgerechten Abwägung aufeinander abzustimmen und miteinander in Einklang zu bringen. Die städtebauliche Transformation des Standortes wird mit dem planungsrechtlichen Instrument Bebauungsplan sachgerecht geleitet. Die geplante Weiterentwicklung des bedeutenden Unternehmensstandortes sowie die Entwicklung eines urbanen Quartiers mit Geschosswohnungsbau ist von gesamtstädtischer Bedeutung. Daher wurde das Plangebiet durch den Senat von Berlin und den Rat der Bürgermeister zum Gebiet von außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung gemäß § 9 AGBauGB erklärt. Die Zuständigkeit für die Aufstellung und Festsetzung des Bebauungsplanes liegt somit nicht mehr beim Bezirk Spandau, sondern bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Am 19.12.2019 wurde der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan 5-123 gefasst. Das Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans soll im Regelverfahren gemäß Baugesetzbuch durchgeführt werden. Nach § 2a Nr. 2 BauGB sind im Umweltbericht nach Anlage 1 zum BauGB die aufgrund der Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB ermittelten

1 Siehe hierzu Kap. I.4.1

5 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

und bewerteten Belange des Umweltschutzes darzulegen. Der Umweltbericht bildet einen gesonderten Teil der Begründung. Aufgrund der hohen Komplexität der Planungen für das etwa 73 Hektar große Gesamtgebiet ist eine stufenweise Entwicklung in der baulichen Umsetzung und in der Schaffung von verbindlichem Planungsrecht als wahrscheinlich anzunehmen. Um die Ziele der Planung für das Gesamtgebiet mittel- und langfristig zu sichern, wird verfahrensbegleitend ein abstrahierender Rahmenplan Siemensstadt 2.0 erarbeitet, der die grundsätzlichen Leitlinien für alle anstehenden Bebauungsplanverfahren festlegt. Die Plandarstellungen des Rahmenplans Siemensstadt 2.0 stellen auch die Ziele und Zwecke des Bebauungsplans 5-123 (Siemensstadt 2.0) konzeptionell in vereinfachter Form dar. Daher wird der Entwurf des Rahmenplans als Grundlage für die frühzeitigen Beteiligungsverfahren für den Bebauungsplan 5-123 herangezogen. Nach Durchführung der frühzeitigen Beteiligungsverfahren soll geprüft werden, ob die Fortführung des Bebauungsplanverfahrens zielführend, sachgerecht und rechtssicher abschnittsweise erfolgen kann. 2. Beschreibung des Plangebiets 2.1 Stadträumliche Einbindung / Gebietsentwicklung Stadträumliche Einbindung Die Siemensstadt, der östlichste Ortsteil des Bezirks Spandau, liegt zwischen dem Hohenzollernkanal (Teilstück des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals) im Norden, -Nord im Osten, der Spree im Süden und Haselhorst im Westen. Das ca. 73 ha große Plangebiet des Bebauungsplanes 5-123 befindet sich im Zentrum des Ortsteils Siemensstadt und wird im Wesentlichen begrenzt durch - die Paulsternstraße und die Gartenfelder Straße im Westen, - die Bahnanlagen der ehemaligen Siemensbahn im Nord-Osten, - den Rohrdamm im Osten sowie - die Motardstraße und die Nonnendammallee im Süden. Die Nonnendammallee durchschneidet gleichzeitig das Plangebiet. Eine ca. 0,9 ha große Teilfläche des Plangebiets liegt nördlich der Bahnanlage, südlich der Straße Am Schaltwerk und westlich des Rohrdamms. Nördlich des Bahndamms und westlich des Rohrdamms liegen die Wohnsiedlung Rohrdamm, das Sport- und Freizeitzentrum Siemensstadt sowie Kleingartenanlagen. Im näheren Umfeld des Plangebietes befindet sich im Norden der Hohenzollernkanal sowie der in Ost-West verlaufende Saatwinkler Damm. Östlich des Rohrdamms grenzen zwei denkmalrechtlich bedeutende Wohnsiedlungen an, die Siedlung Siemensstadt nördlich und die Siedlung Heimat südlich des Wilhelm-von Siemens-Parks. Die Wohnsiedlungen sind nach dem Leitbild der modernen aufgelockerten Stadt errichtet und zeichnen sich durch überwiegend dreigeschossige Zeilenbauten der frühen 30er Jahre und zahlreichen Freiflächen aus. Das Ziel der neuen Siedlungen bestand in der Schaffung bezahlbaren Wohnraums für Arbeitnehmer*innen der nahe gelegenen Siemens-Werke. Im östlich angrenzenden Stadtraum liegen große öffentliche Grün- und Freiflächen. Dazu zählt der Wilhelm-von-Siemens-Park (ca. 16 ha) und der östlich angrenzende Volkspark (ca. 146 ha). Neben dem reinen Naherholungswert und der ökologischen Funktion bieten diese Areale ein vielfältiges Sport- und Freizeitangebot.

6 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Der südlich angrenzende Stadtraum ist geprägt durch gewerblich und industriell genutzte Flächen, hier sind unter anderem die Standorte des Kraftwerks Reuter West, des Glaswerks und des Automobil- bzw. Röhrenwerks verortet, einschließlich des Uhrenturms von 37m Höhe. Weiter südlich grenzen der Flusslauf der Spree sowie das Landschaftsschutzgebiet Faule Spree an. Westlich der Paulsternstraße entsteht derzeit ein neues Wohnquartier. Dieses wird einen zusammenhängenden Siedlungscharakter und einen weitläufigen grünen Innenbereich aufweisen. Es werden Wohngebäude mit vier- bis sieben Stockwerken und an der Kreuzung zur Gartenfelder Straße ein multifunktional genutztes elfgeschossiges Hochhaus errichtet. Das neue Wohnquartier gehört zum Siedlungsbereich Haselhorst, der städtebaulich durch die Reichsforschungssiedlung (Blockrand- und Zeilenbebauung der 20er und 30er Jahre) geprägt ist. Weiter westlich liegt der Naturraum der . Das Zentrum der Siemensstadt liegt ca. 500m östlich des Plangebietes an der Ecke Nonnendammallee/Siemensdamm, welches die Versorgungsfunktion für den Ortsteil wahrnimmt. An der Ecke Nonnendammallee/Paulsternstraße, südwestlich des Plangebietes, liegt das Einkaufszentrum „Siemensstadt Park“. Die das Plangebiet nordöstlich begrenzende ehemalige Bahnstrecke der Siemensbahn diente der Anbindung des Industriestandortes an die Ringbahn und somit an das Berliner Stadtzentrum. Zur 4,46 km langen Strecke gehörten die S-Bahnhöfe Wernerwerk, Bahnhof Siemensstadt und der Endbahnhof Gartenfeld. Sie wird in einem Abschnitt von ca. 800m über einen Stahlviadukt und im Übrigen auf einem Bahndamm geführt. In Folge der Stilllegung des Betriebs 1980 hat sich Spontanvegetation auf den Bahnanlagen entwickelt.

Gebietsentwicklung Westraum Bisher standen in Berlin vor allem die innenstadtnahen Gebiete im Fokus der Stadtentwicklung. Mit dem starken Bevölkerungswachstum und der vorangeschrittenen städtebaulichen Entwicklung in der Inneren Stadt rücken zunehmend Standorte in der Äußeren Stadt in den Blick, die aber dennoch im bestehenden Siedlungszusammenhang Teil der Innenentwicklung sind. Das Plangebiet zählt zum Schwerpunktraum „Westraum – TXL – Siemensstadt – Spandau“ der Stadtentwicklung. Im Stadtentwicklungskonzept2 wird ein solcher Schwerpunktraum definiert als ein Raum mit Flächenpotenzialen für städtebauliche Entwicklungen sowie grün- und freiraumbezogenen Potenzialen, in dem soziale, technische und verkehrliche Infrastrukturen ausgebaut werden sollen, wo in der sozialen Ausgangslage Benachteiligungen bestehen, in dem umfangreiche öffentliche oder private Investitionen – auch mit internationaler Ausstrahlungskraft – realisiert werden, die Akteursstrukturen komplex sind und zivilgesellschaftliche Impulse die Entwicklung maßgeblich beeinflussen.

2 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen: Berlin Strategie 2.0, Berlin 2016, im laufenden Arbeitsprozess derzeit in Aktualisierung

7 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

4 3 6 2 1

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Abbildung 1 Übersichtsplan Lage Plangebiet und stadträumliche Einbindung, eigene Darstellung (Grundlage: FIS-Broker, digitale farbige Orthophotos 2019, o. M.)

Unter dem Schlagwort „Labor für Arbeit, Wirtschaft, Wohnen und Grün“ soll bis 2035 1. auf der Insel Gartenfeld (ca. 34 ha) ein neues Stadtquartier entstehen, 2. der Flughafen als Urban Tech Republic (ca. 290 ha) einschließlich 3. Schumacher Quartier (ca. 48 ha, davon ca. 29 ha auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel) und 4. Entwicklungsfläche „Tegel Nord“ (ca. 29 ha) umgenutzt, 5. in Siemensstadt (ca. 73 ha) das Werksgelände der Siemens AG zum Siemens- Innovations-Campus transformiert werden und 6. die Wasserstadt Spandau (insgesamt ca. 76 ha) vollendet werden. Somit sollen neue urbane Stadtteile entstehen, in denen die neuesten Entwicklungen auf den Gebieten der Industrie 4.0, der Infrastruktur, des klimaneutralen Bauens, der nachhaltigen Mobilität oder der Klimaresilienz umgesetzt werden. Das bislang noch gewerblich und industriell geprägte Plangebiet entspricht zunehmend strukturell und funktional nicht mehr den Nutzungsanforderungen, die durch den Strukturwandel und insbesondere die Digitalisierung entstehen. Mit der Entwicklung des Standortes zu einem urbanen innerstädtischen Quartier sowie dem Erhalt und der Neustrukturierung wesentlicher Teile der bestehenden Nutzung (Verwaltung und Produktion), mit Ausrichtung auf den Austausch von Wirtschaft, Forschung und Entwicklung, soll im Plangebiet ein eigenständiges und identitätsstiftendes Profil gegeben werden. Das neue Quartier soll wesentliche Impulse für die Entwicklung des Landes Berlin geben und eine überregionale und internationale Strahlkraft für Berlin und Siemens aufweisen.

8 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Insbesondere im Zusammenspiel des Plangebietes mit der zukünftigen Urban Tech Republic, einem Forschungs- und Technologiepark für urbane Technologien3, entsteht ein berlinweit einzigartiger Zukunftsstandort mit Schwerpunkten aus Forschung, Dienstleistungen und zukunftsweisender Industrie. Im engen Zusammenhang mit den Entwicklungen des Westraumes steht die Wiederinbetriebnahme und Verlängerung der Siemensbahn über die Wasserstadt bis , die als zentraler Baustein zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des ÖPNV- Angebotes angesehen wird. Der Wiederaufbau der Siemensbahn ist eines von neun Projekten des Entwicklungsprogramms 2030, das die Länder Berlin und sowie die DB im Jahr 2017 vereinbart haben. 2.2 Geltungsbereich und Eigentumsverhältnisse Das ca. 73 ha große Plangebiet des Bebauungsplanes 5-123 steht nahezu vollständig im Eigentum eines Privaten, lediglich ca. 0,9 ha stehen im Eigentum privater Dritter und ca. 1,5 ha im Eigentum des Landes Berlin. Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes umfasst die im Folgenden genannten Flurstücke: - Gemarkung Haselhorst, Flur 2, anteilig Flurstück 24/15 - Gemarkung Haselhorst, Flur 3, Flurstücke 42/6, 43, 45/17, 48/4, 49/6, 49/7, 49/8, 49/10 - Gemarkung Haselhorst, Flur 4, Flurstücke 3/1, 8/1, 10, 12, 19, 1/17, 22, 25, 39, 40 - Gemarkung Spandau, Flur 29, Flurstücke 3/24, 44/1, 44/2, 44/3, 162, 304, 305, 306, 307, 309, 310, 312, 313, 314, 320, 394/46, 395/46, 407, 408, 428, 429, 555/3, 556/3, 559/3, anteilig die Flurstücke 319 und 333; sowie Flurstücke 90, 161, 163, 164, 178 und 336, 340 und 173, 174, 176, 180, 334 sowie 169, 170, 171, 172 und 179 - Gemarkung Spandau, Flur 15, Flurstücke 82, 157, anteilig Flurstück 75. Das Grundstück Nonnendammallee 111 (Gemarkung Spandau, Flur 29, Flurstück 44/2, 1.757 m²) sowie das Grundstück Straße am Schaltwerk 14 (Gemarkung Spandau, Flur 29, Flurstücke 306, 309 und 408, insgesamt 7.286 m²) befinden sich im Eigentum von zwei privaten Dritten. Vollständig in den Geltungsbereich einbezogen wird die öffentliche Verkehrsfläche „Straße am Schaltwerk“ (Gemarkung Spandau, Flur 29, Flurstück 305, 307, 310, 312, 555/3, 556/3, 559/3) mit einer Gesamtgröße von 5.697 m². Anteilig einbezogen werden folgende Flurstücke der an das Plangebiet angrenzenden öffentlichen Verkehrsflächen: - der Bahndamm (Gemarkung Spandau, Flur 29, anteilig Flurstück 319), - die Motardstraße (Gemarkung Spandau, Flur 15, Flurstück 75) und - die Nonnendammallee (Gemarkung Spandau, Flur 29, Flurstück 333 und Gemarkung Haselhorst, Flur 2, Flurstück 24/15) - sowie die U-Bahn-Aufgänge (Gemarkung Spandau, Flur 29, Flurstücke 90, 161, 163, 164, 178 und 336, 340 und 173, 174, 176, 180, 334 sowie 169, 170, 171, 172 und 179. Die benannten Verkehrsflächen sowie das Grundstück der Feuerwehr an der Paulsternstraße stehen im Eigentum des Landes Berlin. Über alle anderen genannten Flurstücke verfügt ein Privateigentümer.

3 Technologien, die in Metropolen des 21. Jahrhunderts von besonderer Bedeutung sind, wie z. B. der effiziente Einsatz von Energien, nachhaltiges Bauen, umweltschonende Mobilität, Recycling sowie Einsatz neuer Materialien

9 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Abbildung 2 Übersichtsplan Abgrenzung des Geltungsbereichs, eigene Darstellung (Grundlage: FIS- Broker, K5 SW-Ausgabe, o. M.)

Die unmittelbar an das Plangebiet angrenzenden Verkehrsflächen, der Paulsternstraße und Gartenfelder Straße im Westen sowie der Rohrdamm im Osten sind nicht in den Geltungsbereich einbezogen. 2.3 Städtebauliche Situation und Bestand Das Plangebiet ist heterogen, z. T. durch solitäre Großanlagen, bebaut und fast vollständig versiegelt. Ein Teil der Industrie- und Gewerbebauten steht unter Denkmalschutz und prägt den Planbereich städtebaulich-architektonisch. Bei der Überarbeitung des städtebaulichen Entwurfs wurden die betrachteten städtebaulichen Entwicklungsflächen in Areale und Teilflächen gegliedert. Zur besseren Orientierung werden im Folgenden bei Informationen zum Plangebiet diese Bezeichnungen auch im Rahmenplan verwendet. Die Entwicklungsflächen sollen städtebaulich mit dem Umfeld vernetzt werden. Auf den im Plangebiet liegenden sogenannten Konsolidierungsflächen befinden sich bereits heute Produktionsstätten der Siemens AG. Diese Flächen sollen auch zukünftig gewerblich-industriell genutzt und voraussichtlich nachverdichtet werden.

10 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Abbildung 3 Abgrenzung und Bezeichnung der Entwicklungsflächen, eigene Darstellung (Grundlage: FIS-Broker, ALKIS SW-Ausgabe, o. M.)

Die nördliche ca. 5,4 ha große Entwicklungsfläche, zwischen Paulsternstraße und Bahndamm gelegen, umfasst die ehemaligen Arbeitnehmer-Gärten. Noch im Jahr 2019 erfolgte die Beräumung und Einzäunung des Areals mit dem Ziel der Verkehrssicherung und Vermeidung von Vandalismus, Vermüllung und Verwahrlosung. Diese Entwicklungsfläche wird bei den weiteren Erläuterungen als Areal A bezeichnet. Der mittlere insgesamt ca. 38,7 ha große Bereich ist gewerblich-industriell geprägt und umfasst die Fläche östlich der Paulsternstraße, südwestlich des Bahndamms und nördlich der Nonnendammallee. Hier befinden sich das repräsentative historische Verwaltungsgebäude, das Schaltwerkhochhaus, die mehrschiffige Schaltwerkhalle, das Hochspannungsprüffeld mit Parabelhalle und die Stoßstromprüfanlage. Die Kreuzung Rohrdamm/Nonnendammallee wird städtebaulich geprägt durch ein umfriedetes Ehrenmal für die in den Weltkriegen gefallenen Beschäftigten der Firma Siemens. Die im nördlichen Teilbereich gelegenen Produktions-, Lager-, Verkehrs- und Freiflächen, der neuen Schaltwerkhallen einschließlich dem Prüffeld mit der Parabelhalle (Höhe 25m) und weiteren technischen Gebäuden sollen erhalten und weiter betrieben werden (Flächenanteil ca. 15,5 ha). Weiterhin liegt in diesem Teilbereich auch die als Areal B bezeichnete ca. 1,35 ha große städtebauliche Entwicklungsfläche an der Paulsternstraße. Der zentrale ca. 23,2 ha große Teilbereich, einschließlich Verwaltungsgebäude (Höhe ca. 30m), Schaltwerkhochhaus (Höhe ca. 43m), Schaltwerkhalle und Stoßstromprüfanlage soll städtebaulich entwickelt werden. Diese Entwicklungsfläche wird bei den weiteren Erläuterungen als Areal C bezeichnet. Das Verwaltungsgebäude und das Schaltwerkhochhaus werden nur noch in Teilen für betriebliche Repräsentationszwecke genutzt und bedürfen einer Neunutzung. Auch die Schaltwerkhallen werden zukünftig nicht mehr für Produktion genutzt und in Nachnutzungen überführt werden Ein ca. 0,9 ha großer Stellplatzkomplex, nördlich des Bahndamms der Siemensbahn, soll ebenfalls städtebaulich entwickelt werden und wird bei den weiteren Erläuterungen als Teilfläche C+ bezeichnet.

11 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Der südlich der Nonnendammallee liegende ca. 16,3 ha große Bereich ist mit dem mehrschiffigen Dynamowerk mit viergeschossigen Kopfbauten bebaut und ebenfalls gewerblich und industriell geprägt. Zwei Teilbereiche sollen städtebaulich entwickelt werden: Das westlich des Dynamowerks gelegene Areal D, in das auch der südlich der Motardstraße liegende ca. 1,1 ha große Stellplatzkomplex einbezogen wird, und der exponiert gelegene Standort am Kreuzungsbereich Nonnendammallee/Rohrdamm, das Areal E.

2.4 Ökologie / Flora / Fauna / Artenschutz Ausführungen zu diesen Themenbereichen werden im weiteren Verfahrensverlauf im Umweltbericht, Kapitel II., dargestellt. Im Zuge der Entwicklung von Planungsüberlegungen wurde der Untersuchungsumfang umweltrelevanter Gutachten mit den Fachbehörden abgestimmt und Gutachter entsprechend beauftragt. Erste Zwischenergebnisse der Untersuchungen werden in Kapitel I.4 zusammengefasst dargestellt.

2.5 Geltendes Planungsrecht Das Plangebiet liegt vollständig im Geltungsbereich rechtskräftiger Bebauungspläne. Die Beurteilung der Zulässigkeit von Vorhaben richtet sich nach dem am 4. Juli 2006 festgesetzten Bebauungsplan VIII – B4 und im übrigen Bereich nach dem Baunutzungsplan von 1958, Neufassung 1961 (BNP 61), dem Textbebauungsplan A von 1971 und den förmlich festgestellten Straßen- und Baufluchtlinien nach dem preußischen Fluchtliniengesetz von 1875. Zur Beurteilung der Zulässigkeit von Vorhaben wird, bis auf eine Teilfläche nördlich des Bahndamms, § 30 Baugesetzbuch (BauGB) herangezogen. Das Betriebsgrundstücks des Dynamowerks südlich der Nonnendammallee (Flurstück 429, Flur 29) liegt teilweise im Geltungsbereich des Bebauungsplanes VIII-16 „Rohrdamm“, festgesetzt am 15.10.1957, der entlang der Straßenbegrenzungslinie eine Baugrenze festsetzt und die Bebaubarkeit des Grundstücks somit nicht einschränkt. Die in den Geltungsbereich einbezogene Verkehrsfläche der Straße am Schaltwerk liegt im Abschnitt östlich des Bahndamms im Bebauungsplan VIII-4, festgesetzt am 28.05.1958, mit Planergänzungsbestimmung VIII D, festgesetzt am 28.08.1984, und ist in diesem Plan als Straßenverkehrsfläche festgesetzt.

Zulässigkeit von Vorhaben im Geltungsbereich des Baunutzungsplans Der Baunutzungsplan für Berlin 1958/61 wurde für den damaligen Westteil der Stadt aufgestellt. Der Baunutzungsplan ist nach seiner Konzeption und nach seiner Stellung im System des Planungsgesetzes von 1949/1956 ein vorbereitender Bauleitplan für das gesamte Gebiet von Berlin (West). Über diesen Charakter hinaus ist er nach Maßgabe des § 7 Bauordnung für Berlin 1958 (BO 58) für das einzelne Bauvorhaben als Zulässigkeitstatbestand verbindlich geworden. Der Baunutzungsplan wurde aufgrund seiner verbindlichen Regelungen zu Art und Maß der baulichen Nutzung gemäß § 173 Abs. 3 Bundesbaugesetz (BBauG 1960) als Bebauungsplan übergeleitet. Damit bildet er auch heute noch die Grundlage planungsrechtlicher Entscheidungen, sofern kein neueres Planungsrecht besteht. Der Baunutzungsplan stellt für das Plangebiet südlich der S-Bahn-Trasse als Art der baulichen Nutzung ein Reines Arbeitsgebiet und die Baustufe 6 (§ 7 Nr. 4 d bb und Nr. 15 BO 58 für Berlin) dar. Für den Teil des Geltungsbereiches nördlich der S-Bahn-Trasse setzt der Baunutzungsplan ein „Nichtbaugebiet“ fest. Nach § 173 Abs. 3 Satz 1 BBauG gelten nur die Festsetzungen fort, die eine verbindliche Regelung der in § 9 BBauG bezeichneten Art enthalten und die einen Inhalt haben, der auch nach dem Bundesbaugesetz durch Bebauungsplan hätte

12 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

festgesetzt werden können. Dies ist für das im Baunutzungsplan festgesetzte „Nichtbaugebiet“ nicht der Fall. Insoweit ist hier der § 34 BauGB (unbeplanter Innenbereich) bei der Beurteilung der Zulässigkeit von Bauvorhaben anzuwenden. Gemäß § 7 Nr. 5 BO 58 sind in einem Baugebiet nur bauliche Anlagen, Betriebe und sonstige Einrichtungen zulässig, die der Bestimmung des betreffenden Baugebietes nach Art, Umfang und Zweck entsprechen und durch ihre Benutzung keine Nachteile oder Belästigungen verursachen können, die für die nähere Umgebung nicht zumutbar sind. Im reinen Arbeitsgebiet sind gemäß § 7 Nr. 11 BO 58 folgende Nutzungen zulässig: a) Gewerbliche und industrielle Betriebe aller Art mit Ausnahme solcher Betriebe, die wegen ihrer besonderen nachteiligen Wirkung auf die Umgebung innerhalb der Baugebiete überhaupt nicht errichtet werden dürfen; b) Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonal. Die Baunutzungsverordnung von 1968 nennt die Baugebietsart „reines Arbeitsgebiet“ nicht, sondern unterscheidet bereits in Gewerbegebiete (§ 8 BauNVO 1968) und Industriegebiete (§ 9 BauNVO 1968). Gemäß § 7 Nr. 16 BO 58 gilt in der Baustufe 6 die geschlossene Bauweise im Sinne von § 8 Nr. 18 BO 58. Durch den Textbebauungsplan A vom 09.07.1971 ist für die Berechnung des Maßes der baulichen Nutzung anstelle der BO 58 die Baunutzungsverordnung in der Fassung vom 26.11.1968 anzuwenden. Dabei gelten die Obergrenzen aus der BO 58 fort, gemäß § 17 Nr. 15 wird das Maß der baulichen Nutzung in der Baustufe 6 mit einer `bebaubaren Fläche` von 0,6 und einer Baumassenzahl von 8,4 angegeben. Grundflächen von Nebenanlagen i. S. des § 14 BauNVO 1968 sowie Balkone, Loggien, Terrassen und bauliche Anlagen, soweit sie nach Landesrecht im Bauwich oder in den Abstandsflächen zulässig sind, sind auf die Grundfläche nicht anzurechnen (§ 19 Abs. 4 BauNVO 1968). Ebenso können überdachte Stellplätze und Garagen in Industriegebieten ohne die Anrechnung ihrer Grundfläche zugelassen werden (§ 21a Abs. 3 Nr. 1 BauNVO 1968). Dies bedeutet, dass nach bislang geltendem Baurecht das gesamte Plangebiet versiegelt werden kann. Gemäß § 21a Abs. 1 BauNVO 1968 sind Garagengeschosse oder ihre Baumasse in sonst anders genutzten Gebäuden auf die Zahl der Vollgeschosse oder die Baumasse nicht anzurechnen. Auf die Geschossfläche sind jedoch Dachgeschossflächen anzurechnen, auch wenn sie im rechtlichen Sinn kein Vollgeschoss sind (§ 20 Abs. 2 BauNVO 1968). Im Geltungsbereich befinden sich am 13. März 1911 förmlich festgestellte (ff) Straßen- und Baufluchtlinien. Sie gelten in Gebieten ohne festgesetzten Bebauungsplan als übergeleitetes Bauplanungsrecht und ergänzen somit im Plangebiet die Bestimmungen des Baunutzungsplans als Straßenbegrenzungslinien und vordere Baugrenzen. Die Fluchtlinien begrenzen die angrenzenden Grundstücke der öffentlichen Verkehrsflächen, der Nonnendammallee und des Rohrdamms, und schränken somit nicht die Bebaubarkeit des Plangebietes ein. Zu beachten ist jedoch die Vorgartenregelung der Landesbauordnung, gemäß § 8 Nr. 22 BauO Berlin 1958 gilt ein Streifen von 5m Tiefe hinter der Straßenbegrenzungslinie, Straßenfluchtlinie oder Freiflächengrenze als Vorgarten. Für andere als gärtnerische Zwecke dürfen Vorgärten nur mit Erlaubnis der Bauaufsichtsbehörde benutzt werden (§ 8 Nr. 23 BauO Berlin 1958).

13 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Zulässigkeit von Vorhaben im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. VIII – B4 Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes besteht aus vier Teilbereichen, die auf Blatt 1 des Bebauungsplanes VIII – B4 dargestellten beiden Teilbereiche umfassen den östlichen Bereich des Plangebietes, zwischen dem Bahndamm im Norden und der Motardstraße im Süden. Der Bebauungsplan ersetzt für den in seinem Geltungsbereich liegenden Teil des Plangebietes die Festsetzungen des Baunutzungsplanes zur Art der baulichen Nutzung. Als Art der baulichen Nutzung setzt der Bebauungsplan ein Industriegebiet gemäß § 9 Baunutzungsverordnung (BauNVO 1990) fest. Gemäß textlicher Festsetzung Nr. 2 des Bebauungsplanes VIII – B4 treten im Geltungsbereich des Bebauungsplanes alle bisherigen Festsetzungen und baurechtlichen Vorschriften, die verbindliche Regelungen im Sinne von § 9 Abs. 1 des Baugesetzbuches hinsichtlich der Art der baulichen Nutzung enthalten, außer Kraft. Im Übrigen gelten die bisherigen Vorschriften und Festsetzungen, d. h. der Baunutzungsplan, der Textbebauungsplan A, der Bebauungsplanes VIII-16 „Rohrdamm“, die ff Straßen- und Baufluchtlinien und die Vorgartenregelung der Landesbauordnung.

Abbildung 4 FIS-Broker, K5 sw, eigene Darstellung zur räumlichen Abgrenzung der planungsrechtlichen Bestimmungen im Plangebiet, o. M

Bei der Beurteilung der Zulässigkeit von Vorhaben im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. VIII – B4 kommt hinsichtlich der Art der baulichen Nutzung die zum

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Zeitpunkt der Festsetzung des Bebauungsplans gültige Baunutzungsverordnung von 1990 zur Anwendung4. Die Beurteilung des zulässigen Maßes der baulichen Nutzung, der Bauweise sowie die Anrechenbarkeit von Garagen und Stellplätzen sowie Nebenanlagen bei der Berechnung des zulässigen Nutzungsmaßes, richtet sich weiter nach den Vorschriften der BauNVO von 1968. Fazit Das Planungsziel der Transformation des ehemaligen Industriestandortes zu einem urbanen Stadtquartier ist derzeit planungsrechtlich nicht zulässig.

2.6 Verkehrserschließung

Straßenverkehr Das Plangebiet wird durch die angrenzenden öffentlichen Straßenverkehrsflächen erschlossen, die Paulsternstraße/Gartenfelder Straße, den Rohrdamm und die Nonnendammallee. Zudem besteht eine nordöstliche Anbindung vom Rohrdamm aus, mit Unterführung des Bahndamms durch die Straße am Schaltwerk sowie eine südliche, parallel zur Nonnendammallee verlaufende Erschließung über die Motardstraße, die den Rohrdamm mit der Otternbuchtstraße verbindet. Mit den als übergeordnete Verbindungen klassifizierten Straßen Nonnendammallee und Paulsternstraße/Gartenfelder Straße ist das Plangebiet unmittelbar in das übergeordnete Straßennetz eingebunden. Die Nonnendammallee verbindet das Plangebiet in westlicher Richtung mit dem Hauptzentrum und in östlicher Richtung über den Spandauer Damm mit dem Ortsteilzentrum Siemensstadt und weiter über die Stadtautobahn (A 100/A 111) mit dem Zentrumsbereichskern City West (Wilmersdorfer Straße/Charlottenburg) und dem Hauptzentrum Müllerstraße (). Die Paulsternstraße und in Fortführung die Gartenfelder Straße binden das Plangebiet in nördlicher Richtung an die Stadtautobahn (A 111) und an das Hauptzentrum Gorkistraße/Berliner Straße () an. Der Rohrdamm ist eine örtliche Straßenverkehrsverbindung und dient der Verbindung des Plangebiets in südlicher Richtung mit dem Internationalen Congress Centrum Berlin ICC am Messedamm und dem Zentralen Omnibusbahnhof Berlin ZOB am Funkturm (). In Randlage des Plangebiets befinden sich größere Stellplatzanlagen südlich der Motardstraße und zwischen Rohrdamm und Bahndamm. Im Plangebiet selbst liegen größere Stellplatzanlagen östlich der Paulsternstraße (nördlich des Einkaufszentrums), nördlich der Nonnendammallee (zwischen Einkaufszentrum und Schaltwerk), westlich des Rohrdamms (nördlich des Verwaltungsgebäudes) sowie von der Straße am Schaltwerk aus angedient südwestlich des Bahndamms.

Öffentlicher Personennahverkehr Die Anbindung des Plangebiets an den öffentlichen Personennahverkehr erfolgt schienengebunden über die U-Bahnhöfe Rohrdamm und Paulsternstraße (U-Bahnlinie 7) sowie mit Bussen über die Bushaltestellen an den U-Bahnhöfen sowie entlang des Rohrdamms, der Nonnendammallee und an der Gartenfelder Straße/Paulsternstraße (Linien 123, 139, N 7, N 23, N 39). Die Haltestellen werden ganztags und überwiegend im 20-Minuten-Takt bedient, werktags zwischen 6.00 Uhr und 18.00 Uhr auch im 10-Minuten- Takt. Das Plangebiet weist somit bereits heute eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf.

4 Verordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke in der Fassung vom 27.01.1990 (BGBl. I S. 132), zuletzt geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 22.04.1993 (BGBl. S. 466).

15 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Nordöstlich des Plangebiets befindet sich zudem noch der Bahndamm der S-Bahn, die auch unter dem Namen Siemensbahn bekannt ist. Diese Bahnanlagen sind zwar eisenbahnrechtlich noch gewidmet, der Betrieb ist jedoch seit 1980 stillgelegt und mit Spontanvegetation bewachsen. Die Reaktivierung des S-Bahn-Betriebs auf diesem ca. 4,5 km langen Streckenabschnitts ist beabsichtigt, die vorbereitenden Planungen werden derzeit von der Deutschen Bahn AG durchgeführt.

Fuß- und Radverkehr Entlang der das Plangebiet umgebenden Straßen befinden sich nur auf der Nonnendammallee und der Paulsternstraße/Gartenfelder Straße gut ausgebaute Fußverkehrsanlagen, zumeist in Kombination mit (nicht benutzungspflichtigen) Radverkehrsanlagen. Der Rohrdamm und in Fortführung der Saatwinkler Damm sowie die Motardstraße weisen beidseitig Gehwege, jedoch keine geeignete Infrastruktur für den Radverkehr auf. Lichtsignalanlagen an den Knoten Nonnendammallee/Rohrdamm und Nonnendammallee/Paulsternstraße/Otternbuchtstraße sowie in Höhe der Bushaltestelle Schaltwerk erleichtern das Überqueren der Nonnendammallee. Der breite Mittelstreifen der Nonnendammallee bietet zwischen den genannten Knoten baulich zwei weitere ungesicherte Querungsstellen an. Eine öffentliche Durchwegung der Gewerbe- und Industrieflächen ist derzeit nicht gegeben. Im Plangebiet stehen größere Sammelstellplatzanlagen für Fahrräder der Bediensteten zur Verfügung. Im Zuge der Entwicklung von Planungsüberlegungen wird derzeit ein Mobilitätskonzept erstellt und der Untersuchungsumfang eines Verkehrsgutachtens mit den Fachbehörden abgestimmt. Das Mobilitätskonzept sowie erste Zwischenergebnisse des beauftragten Verkehrsgutachtens werden in Kapitel I.4 zusammengefasst dargestellt.

2.7 Technische Infrastruktur Im Hinblick auf den Städtebaulichen Wettbewerb und auf folgende Bebauungsplanverfahren wurde in einer Studie eine erste Einschätzung von Umweltverdachtsbereichen (ESA PI)5 vorgenommen. Im Rahmen der hierfür erforderlichen Bestandserfassung wurde auch die technische Infrastruktur im Plangebiet erhoben und kartiert. Das Plangebiet ist vollständig mit Fernwärme mit unterschiedlichen Temperaturen versorgt (Dreileitersystem). Eine Rohrleitungstrasse („Vattenfalltrasse“), die weder verlegt noch überbaut werden kann, durchquert das Gebiet und versorgt Dritte außerhalb des Plangebietes. Die Gasversorgung erfolgt über zwei Gasanschlüsse aus dem öffentlichen Netz der NBB- Netzgesellschaft. Die Stromversorgung des Plangebietes erfolgt zentral über eine 110 kV Leitung und eine eigene Umspannstation, das Prüffeld im Dynamowerk hat einen separaten 110 kV- Anschluss. Zur Datenfernübertragung wird das Plangebiet über einen externen, privaten Netzknoten sternförmig mit Breitband Glasfaserkabel (Lichtwellenleiter - LWL) versorgt. Parallel dazu existiert ein Kupfernetz für Telefonie, DSL und sonstige analoge Anschlüsse. Weitere LWL- Netze werden genutzt für Brandmeldetechnik, Fernwirktechnik, zentrale Stromversorgung und nutzerspezifische Anforderungen. Das IT/TK-Netz wird über unterirdische Lehrrohrtrassen mit Zugschächten geführt.

5 KWS Geotechnik GmbH: Siemensstadt 2.0, Environmental Site Assessment – Phase I (ESA PI), Berlin, 2019. Vgl. hierzu auch Kap. I.2.8.

16 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Aufgrund der gewerblichen-industriellen Bedarfe an Druckluft befinden sich im Plangebiet zudem, teilweise erdverlegte, Druckluftringleitungen, die über dezentrale Erzeuger eingespeist werden. Im Plangebiet anfallendes Niederschlagswasser wird derzeit in die öffentliche Regenwasserkanalisation der Berliner Wasserbetriebe (BWB), teilweise über Abscheideanlagen (z. B. bei den Stellplätzen), eingeleitet. Zudem gibt es im Plangebiet eine Vielzahl von Versickerungen über Mulden und Rigolen, das Dynamowerk verfügt über eine Genehmigung zur Direkteinleitung in die Spree. Erzeugtes Schmutzwasser wird vollständig an das nachgelagerte Schmutzwassernetz der Berliner Wasserbetriebe (BWB) übergeben. Auch hier erfolgt vor Übergabe teilweise die Reinigung des Schmutzwassers über Abscheideanlagen (z. B. Fettabscheider). Nach der Stilllegung des Wasserwerkes Jungfernheide wurde zur Sicherung der Gebäude und Infrastrukturanlagen vor Vernässung durch Grundwasser im Jahr 2013 eine Grundwasserregulierung in Betrieb genommen. Die wasserbehördliche Erlaubnis hierfür besitzt eine Laufzeit bis Dezember 20326. Die Entnahmebrunnen zur Gebäudesicherung und die erforderliche Anlagentechnik dürfen langfristig nicht überbaut und verändert werden. Parallel zur Gebäudetrockenhaltung dienen einige der o. g Brunnen gemäß wasserrechtlicher Erlaubnis als Sicherungsbrunnen zur Fassung des LCKW- Grundwasserschadens auf dem Grundstück. Diese sind nach derzeitigem Kenntnisstand auch weiter zu betreiben, wenn keine Gebäudetrockenhaltung erfolgt. Ziel ist es, eine Verschleppung des LCKW-Grundwasserschadens auf angrenzende Grundstücke zu unterbinden. Eine effektive Grundwassersanierung ist aus Sicht der Bodenschutzbehörde nicht erfolgt, da nicht alle LCKW-Schadenseintragsquellen berücksichtigt wurden. Zur Klärung der vorhandenen Kapazitäten der Leitungs- und Kabelbestände im Geltungsbereich sowie den Anforderungen der Leitungsverwaltungen an die Planung werden die zuständigen Stellen im Rahmen der Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 1 BauGB um Mitteilung über ihren Bestand sowie ihre planungsrechtlich relevanten Absichten gebeten. Im Zuge der Entwicklung von Planungsüberlegungen wurde die Erarbeitung eines Niederschlagsbewirtschaftskonzeptes beauftragt. Erste Zwischenergebnisse des Konzeptes werden in Kapitel I.4 zusammengefasst dargestellt. Nach Fertigstellung des Konzeptes, das auch die Ergebnisse der Altlastenuntersuchung berücksichtigen wird, wird es im weiteren Verfahrensverlauf in den Umweltbericht (Kap. II.) einfließen. Boden- und wasserschutzrechtliche Regelungserfordernisse werden im weiteren Verfahren in Altlastengutachten aufgezeigt7.

2.8 Denkmalschutz Die Siemensstadt entstand durch die Neuansiedelung der Werke von Siemens & Halske und deren Tochtergesellschaft Siemens-Schuckert (SSW) mit den zugehörigen Werkssiedlungen auf den Nonnenwiesen. Der Produktionsstandort ist aufgrund seines Denkmalbestandes, auch als architektonischer Blickfang zur Adressbildung, für die Siemens AG und für das Land Berlin von besonderer Bedeutung. Der Denkmalwert der Gebäude erfordert eine besondere Aufmerksamkeit im Planungsprozess. Die Senatsverwaltung hat ein Gutachten zur Denkmaleigenschaft erstellen lassen8 das zu dem Schluss kommt, dass die im Folgenden aufgeführten Werksanlagen der Firma Siemens die Voraussetzungen des § 6 Denkmalschutzgesetz Berlin erfüllen, d. h. sie

6 Wasserbehördliche Erlaubnis und Genehmigung vom 01.10.2012, Bescheid-Nr. 6793/06.6-N-002 7 Siehe hierzu Kap. I.4.3.3, Historische Erkundung – Vorbereitung des Altlastengutachtens. 8 SenStadtUm FAB D 15 vom 15.08.1994

17 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

besitzen geschichtliche, künstlerische und wissenschaftliche Bedeutung sowie Bedeutung für das Stadtbild. Folgende Gebäude und Bauwerke im Plangebiet sind als Baudenkmale in die Berliner Denkmalliste eingetragen: - Siemenswerke – Verwaltungsgebäude, Nonnendammallee 101/ Rohrdamm 83/85, 1910-13 von Karl Janisch und Friedrich Blume, 1922 und 1929-30 von Hans Hertlein erweitert, Objekt Nr. 09085700 - Siemens-Schuckert-Werke – Halle D für Flugzeugbau, Nonnendammallee 104 und 108, 1916 von Karl Janisch, ab 1919 Schaltwerk; Nordbau und Ostbau 1921-22; Schaltwerk Hochhaus 1926-28 von Hans Hertlein, Objekt Nr. 09085701 - Siemenswerke - Stoßstrom-Prüfanlage, Rohrdamm 82, 1927 von Hans Hertlein, Objekt Nr. 09085853 - Siemenswerke - Hochspannungsprüffeld mit Parabelhalle und Laborgebäude, Nonnendammallee 108/Paulsternstraße 26, 1958-59 von Walter Henn, Objekt Nr. 09085854 - Forschungslaboratorium, Wernerwerkdamm 2/Rohrdamm 22 (südlich Straße am Schaltwerk), 1914-17, 1922 von Hans Hertlein, Objekt Nr. 09085835 - Nonnendammallee/Rohrdamm, Ehrenmal, 1934 von Hans Hertlein und Josef Wackerle, Objekt Nr. 09085694 - Siemenswerke - Dynamowerk mit Einfriedung, Nonnendammallee 72, 1906-07 von Karl Janisch und Carl Dihlmann, 1909-12 von Janisch erweitert, 1922 und 1938-42 von Hertlein erweitert, einschließlich Pförtnerhaus Rohrdamm 88 / Motardstraße 54, Objekt Nr. 09085696 Folgende Gebäude und Bauwerke im Umfeld des Plangebietes sind als Baudenkmale in die Berliner Denkmalliste eingetragen: - Siemensbahn (zwischen Bezirksgrenze und Bahnhof Gartenfeld mit Bahnhof Wernerwerk, Bahnhof Siemensstadt, Endbahnhof Gartenfeld, Stellwerk Gartenfeld, Viadukt Rohrdamm, Viadukt zwischen Popitzweg und Spree, Straßenunterführungen Quellweg, Bingelstraße, Lenther Steig, Jungfernheideweg, Fußgängerunterführung am Heizwerk Ringsiedlung, Gleichrichterwerk Rohrdamm, Trafohaus Spreegelände), 1928- 29 von Hans Hertlein, Objekt Nr. 09085803 - U-Bahnhöfe der Line (Siemensdamm, Rohrdamm, Paulsternstraße, Nonnendammallee u. a.), 1973-1984 von Rainer Gerhard Rümmler, Objekt Nr. 09096870 - 11. Spandauer Gemeindeschule, Jugendweg 15-16/Lenther Steig 3/5, 1908-09, Erweiterung Turnhalle 1912 Rohrdamm, Objekt Nr. 09085629 - Wohnanlage Nonnendamm I (Süd) der Charlottenburger Baugenossenschaft, Nonnendammallee 80-81A, Rohrdamm 23-24B, Wattstraße 13-14A, Wernerwerkdamm 36, 1910-11 von Johnson, Objekt Nr. 09085697 Folgende Gebäude, Bauwerke und Bereiche im Umfeld des Plangebietes sind als Baudenkmal und Ensemble in die Berliner Denkmalliste eingetragen: - Osram-Maschinen-Glaswerk (Kolbenhütten A und B, Stockwerksbau mit Flachbau, Gemengehaus, Maschinen- und Kesselhaus, Röhrenhütte, Generatorenhaus, Verwaltungsgebäude, Wohlfahrtsgebäude), Nonnendammallee 44/Otternbuchtstraße, 1927 und 1931 von Waldemar Pattri, Wiederherstellung 1945-49, Objekt Nr. 09085695, das Werksgelände ist zudem als Ensemble unter Denkmalschutz gestellt

18 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

- Siedlung Siemensstadt - Gartendenkmal - Rohrdamm 35-54, öffentliche Frei- und Grünflächen der Harriesstraße, Rapsstraße, Rieppelstraße sowie Grünanlagen (Schmuckplätze) westlich der Rapsstraße 67/73 und nördlich der Dihlmannstraße 16/20, 1921-30; mit Strukturen der Entstehungszeit, mit pflanzlichen und baulichen Bestandteilen, Ausstattungsgegenständen und Bodenmodellierungen, mit Skulpturenschmuck, Gasbeleuchtung des Straßenraums, Objekt Nr. 09046210, sowie Baudenkmale - Mehrfamilienhäuser und Reihenhäuser in vier Bauabschnitten, einschließlich der öffentlichen und gemeinschaftlichen Frei- und Grünflächen mit pflanzlichen und baulichen Bestandteilen (Müllhäuschen, Garagen, Mauern), Wege- und Platzsystem, Ausstattungsgegenständen und Bodenmodellierungen, ursprüngliche und überlieferte Anlage der Mietergärten, Gasleuchten, 1921-30 von Hans Hertlein, Rohrdamm 35-54, Dihlmannstraße 10/20 und 30, Harriesstraße 1-14 und 16, Im Eichengrund, Rapsstraße 1-35, 37-59, 61-74, Rieppelstraße 1-25, 26/30, Objekt Nr. 09085761 - Siedlung Heimat, Wohnanlage mit Postgebäude, 1929-33 von Hans Hertlein, einschließlich der öffentlichen und gemeinschaftlichen Frei- und Grünflächen, von Georg Béla Pniower in Zusammenarbeit mit Leberecht Migge, mit pflanzlichen und baulichen Bestandteilen, Wege- und Platzsystem, Ausstattungsgegenständen und Bodenmodellierungen, ursprüngliche und überlieferte Anlage der Mietergärten sowie Beleuchtung im Straßenraum, Rohrdamm 32-33D, Goebelstraße 117/125, 129/137, Jungfernheideweg 17/19, Lenther Steig 9-24, Natalissteig 1, 3-29, Quellweg 38/44, 45- 69, 71/75, Schuckertdamm 307/309, 312/334, 333, 342/386, Schuckertplatz 1-9, Schwiegersteig 1-2, 4-6, 8-12, 14-18, 20-22, 24-28, Objekt Nr. 09085760 - Reichsforschungssiedlung Haselhorst, 1930-35 von Fred Forbat und Mebes & Emmerich mit Freiflächen, ab 1930 (ungewiss) von Gustav Allinger, einschließlich Kleinhaussiedlung von Peter Jürgensen, Haselhorster Damm 1-25, 27/65, 42/48, Burscheider Weg 1/7, 2/18, 11/61, 24-24G, 30-30E, 38/60C, Daumstraße 2/12, 18/28F, Gartenfelder Straße 106-106E, 110-110I, 114-114H, 118-118I, 122/124I, 128-128I, 132/140, Kanalstraße 2/6, Küsterstraße 9/59, Lüdenscheider Weg 1-12A, 14/28, Lünette 1/5, Riensbergstraße 61-78B, Saatwinkler Damm 333/349, Schwerter Weg 1- 36, Objekt Nr. 09080018 - Arbeiter-Kolonie des Militär-Fiskus, ab 1895-96, Feldzeugmeisterstraße 1-2, Gorgasring 1-2, Riensbergstraße 39-42, Objekt Nr. 09085552 Im Zuge der Entwicklung von Planungsüberlegungen wurde eine Denkmalpflegerische Bestandsaufnahme beauftragt. Erste Zwischenergebnisse dieses Berichtes werden in Kapitel I.4 zusammengefasst.

2.9 Altlasten-, Boden-, Bodenluft- und Grundwasserbelastung sowie Kampfmittelbelastung Bodenschutz und Bauleitplanung Bei der städtebaulichen Gesamtplanung sind das Vorhandensein und die Auswirkungen von schädlichen Bodenveränderungen und Altlasten im Rahmen des Bauplanungsrechtes zu prüfen. Bei der Aufstellung von Bauleitplänen sind dabei insbesondere die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse/Grundwasserschutz zu berücksichtigen. Für die Bewertung der schädlichen Bodenveränderungen und Altlasten im Bebauungsplanverfahren ist der Bezirk Spandau, Fachbereich Umwelt, Bodenschutz die zuständige Bodenschutzbehörde.

19 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Für das Bebauungsplanverfahren werden von der Bodenschutzbehörde geprüft: - Bewertung von konkreten Daten zur Belastung von Boden, Bodenluft, Grundwasserbelastungen auf den Altlastenverdachtsflächen, - Festlegung von geeigneten Maßnahmen bei festgestellten Boden- und Grundwasserbelastungen, - Bewertung der Vereinbarkeit der festgestellten Belastungen mit den geplanten Nutzungen / der Bebaubarkeit der Flächen - Prüfung, ob der Bebauungsplan bei Belastungen vor Durchführung von Sanierungsmaßnahmen in Kraft gesetzt werden kann und Sanierungsmaßnahmen auf das Baugenehmigungsverfahren vor Aufnahme der planmäßigen Nutzungen verlagert werden können. - Sicherstellung im Bebauungsplan bei öffentlich-rechtlicher Sicherung (textliche Festsetzung, städtebaulicher Vertrag, Baulast), dass von der Boden- und Grundwasserbelastung keine Gefährdung für die vorgesehenen Nutzungen und den Grundwasserschutz ausgehen, wenn die Sanierung der Belastung spätestens vor Aufnahme der planmäßigen Nutzungen gewährleistet wird. Im Rahmen des derzeit laufenden FNP-Änderungsverfahrens (vgl. Kap. I.3.2.) wurde von der Bodenschutzbehörde bereits der Untersuchungsbedarf zur Klärung des Altlastenverdachts hinsichtlich Gesundheits- und Grundwasserschutz festgestellt und darauf hingewiesen, dass eine Gefährdungsabschätzung durch die Bodenschutzbehörde erst nach Vorlage von Altlastenuntersuchungen erfolgen kann.

Sachstand zur Altlastensituation Mit Ausnahme der Grundstücke: - Gartenfelder Straße 59E, 59F, Paulsternstraße 26, 32, sowie der Bereich der Wochenendsiedlung „Alter Exerzierplatz“ - Fläche nördlich der Straße Am Schaltwerk - Fläche Straße am Schaltwerk 6 - Fläche Nonnendammallee 101 - Südlicher Teil von Gemarkung Haselhorst, Flur 4, Flurstück 39 und 40 sowie westlicher Teil von Flurstück 22 - Motardstraße 63 werden im Geltungsbereich des Bebauungsplanes alle weiteren Grundstücke im Bodenbelastungskataster (BBK) unter den Nr. 103b und 781 geführt. Alle Flächen, die sich nördlich der Nonnendammallee befinden, gehören zu der im Bodenbelastungskataster unter der BBK-Nr. 103b als Altlast geführten Fläche. Diese ist Teil der unter der BBK-Nr. 103+ registrierten Gesamtfläche. Im BBK ist ein über die Grundstücksgrenzen hinausgehender LCKW-Grundwasserschaden vermerkt. Das Grundstück südlich der Nonnendammallee ist Teil einer Fläche, die im BBK unter der Nr. 781 als Altlast geführt wird. Auf den BBK-Flächen fand seit Beginn des 19. Jahrhunderts eine intensive, industrielle Nutzung durch Siemens statt. Auf der BBK-Fläche 103b befindet sich der Standort des Siemens-Schaltwerkes mit diversen altlastenrelevanten Betriebsteilen, wie u. a. Galvanik, Lackierereien, Gießharzanlagen, Tränkanlagen, diverse Lager für wassergefährdende Stoffe (u. a. LCKW) sowie Erdtanks für Lösemittel (LCKW und Öle). Bereits 1909 begann die Nutzung der Industriefläche mit der Errichtung einer Gasanstalt und eines Straßenbahndepots. Im Bereich der BBK-Fläche 781 wurden im 1. Weltkrieg u. a. Waffen, Minen und Granaten hergestellt. Diese BBK-Fläche ist bis heute Betriebsgrundstück des Siemens Dynamowerkes mit verschiedenen altlastenrelevanten Betriebsteilen, wie u. a. ehem. Automobilwerk, Galvanik, Eisengießerei, Beizerei, Lösemittellager (u. a. LCKW),

20 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

ehemalige Chemisch-physikalisches Laboratorium, Bahnhalle, Altlösemittellager, Tränkerei. Verursacht wurden die Schadstoffbelastungen durch Industrieprozesse und Handhabungsverluste infolge der industriellen Nutzung, durch die Verwendung von schadstoffbelasteten Baumaterialien bei der Errichtung von Gebäuden (insbesondere in der Zeit von 1950-1980) und bei Auffüllung im Rahmen der Herrichtung von Grundstücken. Seit den 1980er Jahren sind auf den Standorten Siemens-Schaltwerk (BBK 103b) und Siemens- Dynamowerk (BBK 781) LCKW-Verunreinigungen der Bodenluft- und des Grundwassers bekannt. Zur Sanierung dieser Verunreinigungen wurden durch die Siemens AG auf dem Standort Schaltwerk Bodenluftabsauganlagen an 18 Standorten sowie bis zum Jahr 2013 eine hydraulische Grundwassersanierung an acht bzw. zuletzt vier Sicherungsbrunnen betrieben. Aktuell erfolgt im Rahmen der Grundwasserregulierungsmaßnahme eine Sicherung des Grundwasserschadens durch die Förderung aus bis zu sechs Entnahmebrunnen und es wird noch eine Bodenluftabsauganlage zur Bodenluftsanierung betrieben. Auf dem Standort Dynamowerk sind zur Sanierung Bodenluftabsauganlagen an 13 Standorten sowie bis zum Jahr 2013 eine hydraulische Grundwassersanierung an sechs bzw. zuletzt drei Sicherungsbrunnen betrieben worden. Aktuell erfolgt auch dort im Rahmen der Grundwasserregulierungsmaßnahen eine Grundwasserreinigung aus bis zu fünf Entnahmebrunnen. Bodenuntersuchungen erfolgten auf beiden Standorten bislang nicht systematisch und vor allem im Zuge von Baumaßnehmen. Bodensanierungen fanden daraufhin kleinflächig statt. Im Hinblick auf das Städtebauliche Wettbewerbsverfahren und das Bebauungsplanverfahren wurde für den Belang des qualitativen Bodenschutzes eine erste grobe Einschätzung von Umweltverdachtsbereichen mittels einer Historischen Untersuchung (HE) im Auftrag der Siemens AG durchgeführt. Der Gutachter der Firma Siemens AG, die KWS Geotechnik GmbH, Berlin9, weist darauf hin, dass bei Eingriffen in den Untergrund im Bereich der dargestellten altlastenrelevanten Konfliktbereiche mit kontaminationsbedingten Mehraufwendungen für Entsorgungs- und Verwertungsmaßnahmen von Boden und Bauschutt sowie gesondertem Arbeitsschutz zu rechnen ist. Zudem wird gutachterlich für das gesamte Plangebiet eine vorauslaufende bzw. baubegleitende Kampfmittelerkundung dringend angeraten. Dies gilt insbesondere für den Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten. Eine Kampfmittelvorerkundung (multitemporäre Luftbildauswertung) ist erfolgt, jedoch noch keine nähere Erkundung und Beräumung. Trotz der bisherigen Untersuchungen und Sanierungsmaßnahmen bestehen weiterhin Anhaltspunkte für schädliche Bodenveränderungen und Altlasten. Es wurden nach jetzigem Kenntnisstand bereits voraussichtlich sanierungspflichtige Boden- und Grundwasserschäden im Geltungsbereich des Bebauungsplanes festgestellt.

Handlungsbedarf Nach heutigem Kenntnisstand fehlen systematische Untersuchungen zur Klärung der Boden- und Grundwasserbeschaffenheit bezogen auf die vielzähligen Verdachtsflächen innerhalb der Standorte Siemens-Schaltwerk und -Dynamowerk. Eine Gesamtbewertung der Altlastensituation ist aufgrund der derzeit unzureichenden Datendichte nicht abschließend möglich. Die Siemens AG hat daher eine Grundlagenermittlung beauftragt, in der alle Altlastenverdachtsflächen systematisch durch historische Nutzungsrecherche und alle bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse

9 KWS Geotechnik GmbH: Siemensstadt 2.0 – Historische Erkundung, Erläuterungsbericht, Berlin, 20.04.2020.

21 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

zusammengefasst wurden. Auf Basis der Grundlagenermittlung wurde das mit der zuständigen Bodenschutzbehörde abgestimmte Untersuchungskonzept für die Orientierenden Untersuchungen zur Klärung des Altlastenverdachtes festgelegt. Die Ergebnisse der Altlastenuntersuchungen (Boden-, Bodenluft- und Grundwasseruntersuchungen) zur Klärung der Altlastensituation im Geltungsbereich des Bebauungsplanes sind Grundlage der erforderlichen Gefährdungsabschätzung hinsichtlich Gesundheits- und Grundwasserschutz und zur Bebaubarkeit der Grundstücke durch die zuständige Bodenschutzbehörde, das Bezirksamt Spandau, Fachbereich Umwelt, Bodenschutz. Die Bodenschutzbehörde legt den weiteren Handlungsbedarf fest.

Historische Erkundung – Sachstandsbericht Erste Zwischenergebnisse der Altlastenuntersuchungen (ESA PI, Historische Erkundung, Sachstandsbericht) werden in Kapitel I.4.3.3 zusammengefasst.

Defizitanalyse und vertiefende Untersuchungen Im weiteren Verfahren sollen eine Defizitanalyse und vertiefende Untersuchungen erarbeitet werden. Für das weitere Bebauungsplanverfahren sind relevant - hinreichend konkrete Aussagen zur Belastung von Boden, Bodenluft, Grundwasser - Aussagen zur Vereinbarkeit der Belastungen mit künftigen Nutzungen, d. h. auf welchen Flächen sind die geplanten Nutzungen gefahrlos möglich und auf welchen Flächen sind die vorgesehener Nutzungen zwar grundsätzlich möglich, für die Verwirklichung sind jedoch zuvor Vorkehrungen oder Maßnahmen erforderlich (maßgebend ist sensibelste zulässige Nutzung) - Einschätzung, ob die Konfliktlösung auf das Baugenehmigungsverfahren verlagert werden darf - Anwendung der Instrumente zur Sicherung erforderlicher Vorkehrungen und Maßnahmen (städtebaulicher Vertrag, Baulast).

2.10 Schalltechnische Rahmenbedingungen Zur Vorbereitung des städtebaulichen Wettbewerbs wurden die schalltechnischen Rahmenbedingungen gutachterlich erfasst10. Da eine Freistellung der S-Bahn-Trasse der ehemaligen Siemensbahn nicht erfolgt ist, wurde bei der Betrachtung der Betrieb der S- Bahn unterstellt. Auf den Bereich nördlich der Nonnendammallee wirken folgende Geräusche ein: - im Norden Gewerbegeräusche, verursacht durch den Schaltwerkbetrieb (tags und nachts), Straßenverkehrsgeräusche (Paulsternstraße und Gartenfelder Straße) sowie Schienenverkehrslärm aus der als in Betrieb zu unterstellenden S-Bahn; - im Osten Straßenverkehrsgeräusche (Rohrdamm) sowie Schienenverkehrslärm aus der in Betrieb zu unterstellenden S-Bahn; - im Süden Gewerbegeräusche verursacht durch den Dynamowerkbetrieb (tags und nachts) sowie Straßenverkehrsgeräusche (Nonnendammallee und Rohrdamm); - im Westen Gewerbegeräusche verursacht durch den angrenzenden Gewerbebetrieb (EKZ Siemensstadt-Park) an der Nonnendammallee/Paulsternstraße (tags und nachts) sowie Straßenverkehrsgeräusche (Paulsternstraße). Folgende Geräusche wirken auf den Bereich südlich der Nonnendammallee ein - im Norden Gewerbegeräusche verursacht durch das Prüffeld des Dynamowerks (tags und nachts) sowie Straßenverkehrsgeräusche (Nonnendammallee); - im Osten Gewerbegeräusche verursacht durch das Dynamowerk;

10 Müller-BBM GmbH: Schalltechnische Rahmenbedingungen für das städtebauliche Wettbewerbsverfahren Siemensstadt 2.0, Bericht Nr. M149516/01, Berlin 16.07.2019.

22 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

- im Süden Gewerbegeräusche verursacht durch das angrenzende GI-Gebiet (tags und nachts) sowie Straßenverkehrsgeräusche (Motardstraße); - im Westen Gewerbegeräusche aus dem angrenzenden GI-Gebiet. Zur Beurteilung der Lärmsituation stehen strategischen Lärmkarten, veröffentlicht im Umweltatlas Berlin11, sowie die Lärmkarten der oben genannten gutachterlichen Untersuchung zur Verfügung. Sie verdeutlichen, dass das Plangebiet einer hohen Lärmbelastung, insbesondere auch zur Nachtzeit, sowohl durch Gewerbe als auch Verkehrslärm ausgesetzt ist.

Straßenverkehrslärm An der Nonnendammallee und der Paulsternstraße werden tagsüber Lärmpegel von 70 bis 60 dB(A) und nachts von 65 bis 50 dB(A) erzielt. Der Rohrdamm ist eine örtliche Straßenverbindung, doch auch hier betragen die berechneten Lärmpegel tagsüber 70 bis 60 dB(A) und nachts bis zu 50 dB(A). Der gewerblich-industriell genutzte Teil des Plangebietes zwischen Nonnendammallee und Motardstraße sowie südlich der Motardstraße ist nahezu vollständig erhöhten Lärmpegeln ausgesetzt, und zwar tagsüber von bis zu 60 dB(A) und nachts in Bereichen ohne eine schallabschirmende Bebauung bis zu 55 dB(A).

Verkehrslärm durch Eisenbahnverkehr, Straßenbahn und U-Bahn Von Eisenbahnverkehr, Straßenbahn und U-Bahn (soweit sie oberirdisch verläuft) ist das Plangebiet derzeit nicht betroffen. Wird bei der Betrachtung der Betrieb der S-Bahn unterstellt, so wie dies in der gutachterlichen Untersuchung der schalltechnischen Rahmenbedingungen erfolgte, ist im unmittelbar angrenzenden Bereich von einem erzeugten Lärmpegel von bis zu 74 dB(A) auszugehen.

Fluglärm Das Plangebiet liegt südlich des Flughafens Tegel (TXL), dessen Betrieb nach Eröffnung des Flughafens Schönefeld (BER), voraussichtlich Ende 2020, eingestellt werden soll. Bis dahin ist der strategischen Lärmkarte für den Flugverkehr Tegel 2016 zu entnehmen, dass der nördlich der Nonnendammallee gelegene Teil des Plangebiets zu einem großen Teil tagsüber von Fluglärm bis zu 65 dB(A) betroffen ist. In der Zeit von 23 Uhr bis 6 Uhr gilt eine Betriebsbeschränkung, so dass Flugzeuge in TXL grundsätzlich nicht starten und landen dürfen.

Gewerbelärm Aufgrund der vorhandenen gewerblich-industriellen Nutzung im Geltungsbereich des Bebauungsplanes sowie im Bereich südlich der Nonnendammallee sind Nutzungskonflikte mit geplanten lärmsensiblen Nutzungen zu erwarten. Entsprechend des Gebots der planerischen Konfliktbewältigung müssen Lösungen durch den Bebauungsplan selbst sichergestellt werden. Die Erarbeitung eines Maßnahmenkonzeptes erfolgt im Rahmen der gutachterlichen Untersuchung der schalltechnischen Rahmenbedingungen im weiteren Bebauungsplanverfahren.

11 Umweltatlas Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen sowie Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Sachdatenbestände zu umweltrelevanten Themen. Strategische Lärmkarten, Stand 2017.

23 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Schalltechnische Vorabuntersuchung zur frühzeitigen Beteiligung Im Zuge der Entwicklung von Planungsüberlegungen wurde die Erarbeitung eines schalltechnischen Gutachtens beauftragt. Erste Zwischenergebnisse dieses Gutachtens12 werden als Vorabuntersuchung in Kapitel I.4 zusammengefasst dargestellt. Nach Fertigstellung wird es im weiteren Verfahrensverlauf in den Umweltbericht (Kap. II.) einfließen.

3. Planerische Ausgangssituation

3.1 Ziele und Grundsätze der Raumordnung Gemäß § 1 Abs. 4 BauGB sind Bebauungspläne den Zielen der Raumordnung anzupassen. In Berlin und Brandenburg sind auf Grundlage des Landesplanungsvertrages gemeinsame Raumordnungspläne in Kraft. Gemäß § 5 Abs. 1 des Landesentwicklungsprogramms 2007 (LEPro 2007)13 soll die Siedlungsentwicklung auf Zentrale Orte und raumordnerisch festgelegte Siedlungsbereiche ausgerichtet werden. Weiterhin sollen bei der Siedlungsentwicklung verkehrssparende Siedlungsstrukturen angestrebt werden (§ 5 Abs. 3). Unter der Zielsetzung des Vorrangs der Innenentwicklung vor der Außenentwicklung (§ 5 Abs. 2) kommt ferner der Erhaltung und Umgestaltung des baulichen Bestands und der Reaktivierung von Siedlungsbrachflächen eine erhöhte Bedeutung zu. Der Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (LEP HR)14 stellt den Geltungsbereich gemäß Festlegungskarte als „Gestaltungsraum Siedlung“ dar, welcher gemäß Ziel 5.6. Abs. 1 des LEP HR der Schwerpunkt für die Entwicklung von Wohnsiedlungsflächen, über die Eigenentwicklung hinausgehend, ist. Die Siedlungsentwicklung soll gemäß Grundsatz G 5.1 -Innenentwicklung und Funktionsmischung- unter Nutzung von Nachverdichtungspotenzialen innerhalb vorhandener Siedlungsgebiete sowie unter Inanspruchnahme vorhandener Infrastruktur auf die Innenentwicklung konzentriert werden. Dabei sollen die Anforderungen, die sich durch die klimabedingte Erwärmung insbesondere der Innenstädte ergeben, berücksichtigt werden (G 5.1, Abs. 1). Die Funktionen Wohnen, Arbeiten, Versorgung, Bildung und Erholung sollen einander räumlich zugeordnet und ausgewogen entwickelt werden (G 5.1, Abs. 2). Dem Grundsatz G 5.1 entsprechend wird als flächensparende Baudichte 50 Wohneinheiten je Hektar Bruttowohnbauland (WE/ha) empfohlen. Gemäß Grundsatz G 2.1 – Strukturwandel – sollen in Räumen mit starkem wirtschaftlichem Strukturwandel neue Wirtschaftsfelder erschlossen und entwickelt werden. Hierzu sollen integrierte regionale Entwicklungskonzepte erarbeitet werden. Die Gewerbeflächenentwicklung soll gemäß Grundsatz G 2.2 unter Berücksichtigung bzw. Beachtung der qualitativen Festlegungen zur Siedlungs- und Freiraumentwicklung bedarfsgerecht und unter Minimierung von Nutzungskonflikten an geeigneten Standorten entwickelt werden. Der Grundsatz G 5.10 – Nachnutzung von Konversionsflächen – legt fest, dass militärische und zivile Konversionsflächen neuen Nutzungen zugeführt werden sollen. Konversionsflächen im räumlichen Zusammenhang zu vorhandenen Siedlungsgebieten sollen bedarfsgerecht für Siedlungszwecke entwickelt werden.

12 Müller-BBM GmbH: Bebauungsplan Siemens 2.0, Schalltechnische Vorabuntersuchung im Rahmen der frühzeitigen Trägerbeteiligung (Bericht Nr. M152246/01), Berlin, Stand 21.07.2020 13 Gesetz zu dem Staatsvertrag der Länder Berlin und Brandenburg über das Landesentwicklungsprogramm 2007 (LEPro 2007) und die Änderung des Landesplanungsvertrages vom 15. Dezember 2007 (GVBl. S. 629). 14 Verordnung über den Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (LEP HR) in Kraft getreten am 01.07.2019 (GVBl. S. 294).

24 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Gemäß Grundsatz G 8.1 – Klimaschutz, Erneuerbare Energien – soll zur Vermeidung und Verminderung des Ausstoßes klimawirksamer Treibhausgase eine energiesparende, die Verkehrsbelastung verringernde und zusätzlichen Verkehr vermeidende Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung angestrebt werden und zudem eine räumliche Vorsorge für eine klimaneutrale Energieversorgung, insbesondere durch erneuerbare Energien, getroffen werden. Der Grundsatz G 8.3 – Anpassung an den Klimawandel – legt fest, dass bei Planungen und Maßnahmen die zu erwartenden Klimaveränderungen und deren Auswirkungen und Wechselwirkungen berücksichtigt werden. Hierzu soll durch einen vorbeugenden Hochwasserschutz in Flussgebieten, durch den Schutz vor Hitzefolgen in bioklimatisch belasteten Verdichtungsräumen und Innenstädten, durch Maßnahmen zu Wasserrückhalt und -versickerung sowie zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes Vorsorge getroffen werden. Berlin als Stadtstaat ist Stadt und Land zugleich. Unterhalb des Rahmens der gemeinsamen Landesplanung übernimmt der Flächennutzungsplan Berlin (FNP)15 in Teilen inhaltlich die Funktion der Regionalplanung für Berlin. Die textliche Darstellung Nr. 1 des Flächennutzungsplans Berlin bestimmt, welche seiner Darstellungen zugleich regionalplanerische Festlegungen sind. Danach sind die FNP-Darstellungen der städtischen Zentren (Haupt- und Stadtteilzentren), Autobahnen und übergeordneten Hauptverkehrsstraßen, Bahnflächen und Häfen durch alle öffentlichen Stellen und Personen des Privatrechts im Sinne des § 4 Abs. 3 Raumordnungsgesetz als Ziele der Raumordnung zu beachten. Regionalplanerische Festlegung sind somit die Darstellungen der Nonnendammallee und der Paulsternstraße als übergeordnete Hauptverkehrsstraße sowie die Darstellung der Siemensbahn als Bahnfläche. Gemäß Z 1.2 sind die Netzstruktur und die Flächen der Verkehrsanlagen zu erhalten und auszubauen.

3.2 Flächennutzungsplan Der Flächennutzungsplan (FNP) ist der vorbereitende Bauleitplan in Berlin. Er gibt einen Überblick über die wichtigsten Planungsziele der Stadt und wird durch Änderungsverfahren ständig aktuell gehalten. Aufgrund des Erfassungsmaßstabs 1:25.000 erfolgt eine generalisierte Darstellung. Flächen mit einer Größe von weniger als 3 ha werden i.d.R. nicht gesondert dargestellt, sondern in die strukturbestimmende angrenzende Flächendarstellung einbezogen. Die im FNP gewählte Darstellungsschärfe entspricht den Grundzügen der Planung und lässt den notwendigen Handlungsspielraum für die bezirklichen Planungen. Der Flächennutzungsplan von Berlin (FNP)16 stellt das Plangebiet im Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten als Grünflächen mit der Zweckbestimmung Kleingärten und den derzeit gewerblich-industriell genutzten Bereich als gewerbliche Baufläche dar (Abb. 5). Die nördlich des Bahndamms bzw. Viadukts gelegene separate Teilfläche ist als Wohnbaufläche W2 (GFZ bis 1,5) dargestellt. Darüber hinaus ist die unterhalb der Nonnendammallee verkehrende U-Bahn-Linie 7 als U-Bahntrasse in Tunnellage gekennzeichnet. Ferner befindet sich der nördliche Teil des Plangebietes im Wasserschutzgebiet. Die geplante Transformation des Industriestandortes ist aus den Darstellungen des FNP nicht entwickelbar.

15 Flächennutzungsplan von Berlin (FNP) in der Fassung der Neubekanntmachung vom 05. Januar 2015 (ABl. S. 31), zuletzt geändert am 31. Oktober 2019 (ABl. S. 7148). 16 Flächennutzungsplan von Berlin (FNP) in der Fassung der Neubekanntmachung vom 05. Januar 2015 (ABl. S. 31), zuletzt geändert am 31. Oktober 2019 (ABl. S. 7148).

25 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Abbildung 5 FIS-Broker, Auszug Flächennutzungsplan, Stand Neubekanntmachung 2015, o. M.

Am 18. September 2019 hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen daher den Einleitungsbeschluss zur Änderung des Flächennutzungsplanes für Teilbereiche des Plangebietes gefasst, um die Entwicklung des traditionsreichen Industriestandortes in der Lagegunst des schienengebundenen ÖPNV zu einem gemischt genutzten Stadtquartier planungsrechtlich vorzubereiten (Abb. 6). Die Darstellung der Grünfläche mit der Zweckbestimmung Kleingärten im Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten wurde entsprechend des zunächst angestrebten Planungsziels in die Darstellung einer Mischfläche M2 geändert. Der Bauflächenart M2 werden ein überwiegender Mischgebietscharakter und eine mittlere Nutzungsintensität zugeordnet Für den nördlich der Nonnendammallee gelegenen, bislang als Gewerbliche Baufläche dargestellten Bereich, erfolgt ebenfalls die Darstellung als Mischfläche M2 und zudem die Kennzeichnung als Fläche, die erheblich mit umweltgefährdenden Stoffen belastet ist (Kennzeichnung der Lage ohne Flächendarstellung). Im Plangebiet sind keine schutzbedürftigen Nutzungen dargestellt, die an die angrenzend dargestellten übergeordneten Hauptverkehrsstraßen angrenzen.

26 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Das frühzeitige Beteiligungsverfahren wurde vom 04.11.-06.12.2019 durchgeführt.

Abbildung 6 Auszug aus den Unterlagen zur frühzeitigen Beteiligung zur Änderung des Flächennutzungsplanes, Stand November 2019, o. M.

Nach Durchführung der frühzeitigen Beteiligung wurde die Darstellung für den Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten noch einmal dahingehend geändert, dass nunmehr die Darstellung einer Wohnbaufläche W2 avisiert wird (Abb. 7). In dieser Bauflächenart dominiert die Wohnnutzung, kleinere Anteile anderer verträglicher Nutzungen können eingemischt sein. Diesem Dichtetyp sind überwiegend Zeilenbebauung mit drei bis fünf Geschossen und eine meist großzügige Durchgrünung zuzurechnen. Die Auslegung der Flächennutzungsplanänderung findet im Anschluss an die frühzeitige Beteiligung im Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans 5-123 voraussichtlich vom 09.11.-12.12.2020 statt

27 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Abbildung 7 Auszug Entwurf der Beteiligungsunterlagen zur Änderung des Flächennutzungsplanes, Stand Oktober 2020, o. M.

Nach Abschluss des Flächennutzungsplanverfahrens sollen die künftig als Wohnbau- und Mischfläche dargestellten Teile des Plangebietes in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWiEnBe) aus der Gebietskulisse des Entwicklungskonzeptes für den produktionsgeprägten Bereich (EpB-Kulisse) entlassen werden. Die übrigen gewerblichen Bauflächen bleiben als EpB-Gebiet erhalten.

3.3 Landschaftsplanung Das Landschaftsprogramm einschließlich Artenschutzprogramm für Berlin (LaPro)17 ist ein strategisches, gesamtstädtisches Instrument der Planung, um integrative Umweltvorsorge zu betreiben. Es verfolgt auf gesamtstädtischer Ebene das Ziel, ökologische Belange im Städtebau mit einzubeziehen und integriert die grundlegenden Ziele der umweltbezogenen Fachgesetze und Fachplanungen. Die Inhalte des LaPro werden mit denen des FNP abgestimmt und ergänzen diesen. Ein Instrument der Landschaftsplanung, der die Darstellungen des Landschaftsprogramms einschließlich des Artenschutzprogramms den näheren örtlichen Erfordernissen und Maßnahmen anpasst, sofern dies erforderlich ist, ist der Landschaftsplan. Für das

17 Landschaftsprogramm einschließlich Artenschutzprogramm (LaPro) in der Fassung der Bekanntmachung vom 8. Juni 2016 (Amtsblatt für Berlin Nr. 24, Seite 1314)

28 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Plangebiet und sein näheres Umfeld wurde bislang kein Landschaftsplan erstellt und es befindet sich derzeit auch kein Landschaftsplan in Aufstellung. Im Teilplan Naturhaushalt / Umweltschutz des Landschaftsprogramms ist das Plangebiet im südlichen Bereich als `Industrie- und Gewerbe` mit dem Schwerpunkt Anpassung an den Klimawandel dargestellt. Der Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten sowie die Produktionsfläche Nord-Ost ist als `Kleingarten, Landwirtschaft, Gartenbau` sowie als `Vorsorgegebiet Boden` dargestellt. Bei Nutzungsänderungen gemäß Flächennutzungsplan – hier die geplanten Darstellungen als Mischfläche (M2) bzw. Wohnbaufläche (W2) – gelten die Maßnahmen für die neue Nutzung. Die Notwendigkeit von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Sicherung der Naturhaushaltsfunktionen ist zu prüfen. Entwicklungsziele und Maßnahmen für Siedlungsgebiete (Mischflächen M2 und Wohnbaufläche W2) sind: - Erhöhung des Anteils naturhaushaltswirksamer Flächen (Entsiegelung sowie Dach-, Hof- und Wandbegrünung) - Kompensatorische Maßnahmen bei Verdichtung - Berücksichtigung des Boden- und Grundwasserschutzes bei Entsiegelung - Dezentrale Regenwasserbewirtschaftung - Förderung emissionsarmer Heizsysteme - Erhalt / Neupflanzung von Stadtbäumen, Sicherung einer nachhaltigen Pflege - Verbesserung der bioklimatischen Situation und der Durchlüftung - Erhalt, Vernetzung und Neuschaffung klimawirksamer Grün- und Freiflächen - Vernetzung klimawirksamer Strukturen - Erhöhung der Rückstrahlung (Albedo) Entwicklungsziele und Maßnahmen für Industrie und Gewerbe sind: - Schutz angrenzender Gebiete vor Immissionen - Förderung flächensparender Bauweise - Förderung emissionsarmer Technologien - Boden- und Grundwasserschutz - Dach- und Wandbegrünung - Erhalt / Neupflanzung von Stadtbäumen, Sicherung einer nachhaltigen Pflege - Verbesserung der bioklimatischen Situation und der Durchlüftung Zudem liegt eine nördliche Teilfläche entsprechend der Darstellung des Programmplans Naturhaushalt / Umweltschutz in einem `Wasserschutzgebiet / Vorsorgebiet Grundwasser / Grundwasserabhängige Ökosysteme`. Entwicklungsziele und Maßnahmen sind hier: - Sicherung eines guten mengenmäßigen und chemischen Zustands des Grundwassers - Vermeidung von Bodenversiegelungen - Verstärkte Überprüfung und Überwachung grundwassergefährdender Anlagen, ggf. Verlagerung einzelner Betriebe - Keine Neuansiedlung von potenziell grundwassergefährdenden Anlagen - Vorrangige Altlastensuche- und -sanierung - Besonderer Schutz von bestehenden Gewässern mit Grundwasseranschluss - Vermeidung von dauerhaften Grundwasserfreilegungen - Keine Verwendung von wassergefährdenden Stoffen bei Baumaßnahmen Der Teilplan Biotop- und Artenschutz des Landschaftsprogramms stellt den Geltungsbereich als `städtischen Übergangsbereich mit Mischnutzungen` dar. Daraus ergeben sich u.a. folgende Ziele und Maßnahmenvorschläge: - Erhalt der durch Nutzungs- und Strukturvielfalt geprägten, außerordentlich hohen biologischen Vielfalt - Schutz, Pflege und Wiederherstellung von natur- und kulturgeprägten Landschaftselementen in Grünanlagen, Kleingärten und Industriegebieten

29 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

- Schaffung zusätzlicher Lebensräume für Fauna und Flora sowie Kompensation von Nutzungsintensivierungen durch Entsiegelung, Dach- und Wandbegrünung - Extensivierung der Pflege in Teilen von Grün- und Parkanlagen - Entwicklung des gebietstypischen Baumbestandes (insbesondere großkronige Laubbäume in Siedlungen und Obstbäume in Kleingärten) - Verbesserung der Biotopqualität in Großsiedlungen - Erhalt wertvoller Biotope und Entwicklung örtlicher Biotopverbindungen bei Siedlungserweiterungen und Nachverdichtungen Für den Bahndamm nördlich der Straße am Schaltwerk ist als Entwicklungsziel die Pflege / Entwicklung von linearen Biotopverbindungen dargestellt. Der Teilplan Landschaftsbild des Landschaftsprogramms weist das gesamte Plangebiet als städtisch geprägten Entwicklungsraum `städtischer Übergangsbereich mit Mischnutzungen` aus und stellt für den Teilbereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten sowie die Produktionsfläche Nord-Ost zudem als Landschaftsbildstruktur `Landschafts- oder siedlungsraumtypische Grün- und Freifläche / Vegetationsbestand` mit dem Gestalttypus `Kleingarten` dar. Es gelten die folgenden Entwicklungsziele und Maßnahmen: - Erhalt und Entwicklung charakteristischer Stadtbildbereiche sowie markanter Landschafts- und Grünstrukturen zur Verbesserung der Stadtgliederung - Berücksichtigung ortstypischer Gestaltelemente und besonderer Siedlungs- und Freiraumzusammenhänge - Quartiersbildung durch Entwicklung raumbildender Strukturen und Leitbaumarten in den Großsiedlungen - Erhalt des Volkspark-, Kleingarten- und Friedhofringes als Element Stadtstruktur und Ergänzung durch neue Parkanlagen - Entwicklung des Grünanteils in Gewerbegebieten und auf Infrastrukturflächen (Dach- und Wandbegrünung, Sichtschutzpflanzungen im Randbereich zu sensiblen Nutzungen) - Beseitigungen von Landschaftsbildbeeinträchtigungen - Erhalt und Entwicklung prägender Landschaftselemente; Anlage ortsbildprägender Freiflächen, begrünter Straßenräume und Stadtplätze bei Siedlungserweiterungen Im Teilplan Erholung und Freiraumnutzung des Landschaftsprogramms ist das Plangebiet im südlichen Bereich als `sonstige Flächen außerhalb von Wohngebieten` dargestellt mit folgenden Entwicklungszielen und Maßnahmen: - Entwicklung von Freiflächen und Erholungspotentialen - Entwicklung von Konzepten für die Erholungsnutzung - Entwicklung und Qualifizierung kleiner, quartiersbezogener Grün- und Freiflächen - Entwicklung von Wegeverbindungen - Schutzpflanzungen bei angrenzender Wohn- und Erholungsnutzung - Dach- und Fassadenbegrünung - Baumpflanzungen auf geeigneten Flächen Der Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten sowie die Produktionsfläche Nord-Ost ist als Kleingarten mit dem Entwicklungszielen und Maßnahmen `Entwicklung öffentlich nutzbarer und durchgängiger Kleingartenanlagen; Einbindung in die Freiflächen und Stadtstruktur` dargestellt. Für den Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten wird zudem die `Erstellung von Entwicklungskonzepten für Kleingartenanlagen` festgelegt und für die Produktionsfläche Nord-Ost ist eine `Nutzungsänderung gemäß Flächennutzungsplan` gekennzeichnet. Für letzteren Bereich gelten folgende Anforderungen: - Anlage zusammenhängender Grünflächen / Parkanlagen mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten (wohnungs- und siedlungsnahes Grün) - Anlage nutzbarer privater und halböffentlicher Freiräume - Anbindung / Verknüpfung mit übergeordneten Grünzügen und Wegen

30 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

- Entsprechende Maßnahmenbündel für sonstige Siedlungsgebiete sind zu berücksichtigen Für den Bahndammabschnitt ist im südlichen Bereich, in Fortführung des Freibereichs nördlich des Bahndamms bzw. Viadukts, die Neuanlage eines Grünzuges unter Einbeziehung von Parkanlagen, Kleingärten und Friedhöfen sowie die Minderung der Barrierewirkung von Straßen und Bahnflächen und `Ausbau und Qualifizierung der 20 grünen Hauptwege` dargestellt. Der Produktionsbereich beidseits der Nonnendammallee liegt gemäß der Gesamtstädtischen Ausgleichskonzeption am Rande einer Freiraumachse (Ausgleichssuchraum) des Berliner Freiraumsystems, die hier in der Spreeniederung verläuft. Im Umfeld des Plangebietes sind folgende prioritär zu nutzende Flächenpotentiale für Ausgleichsmaßnahen vorgesehen - Faule Spree, mit dem Ziel Pflege/ Entwicklung von vorhandenen und geplanten LSG - Wohnsiedlung östlich des Rohrdamms und beidseits des Nonnendamms, mit Schwerpunkt Anpassung an den Klimawandel Die Notwendigkeit von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Sicherung der Naturschutzfunktionen ist zu prüfen und die Maßnahmen mit dem Bezirksamt Spandau, Umwelt- und Naturschutzamt abzustimmen.

3.4 Schutzgebiete nach dem Naturschutzrecht Der Geltungsbereich des Bebauungsplans ist nicht Teil eines Schutzgebietes nach dem Naturschutzrecht. Folgende Schutzgebiete befinden sich in der näheren Umgebung des Plangebietes: - FFH-08 Zitadelle Spandau, LSG-15 Spandauer Zitadelle - in einer Entfernung von ca. 2 km westlich des Plangebietes, im Bereich der Spandauer Zitadelle - FFH-13 Fließwiese , NSG-05 Fließwiese Ruhleben - in einer Entfernung von ca. 2 km südwestlich des Plangebietes, im Bereich der Fließwiesen Ruhleben - LSG-28 Jungfernheide - in einer Entfernung von ca. 1 km nördlich des Plangebiets, nördlich des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanales (Hohenzollernkanal), im Bereich der Jungfernheide - LSG-32 Volkspark Jungfernheide und Dauerwäldchen - in einer Entfernung von ca. 0,5 km östlich des Plangebietes, im Bereich des Volksparks Jungfernheide, einschließlich des Wilhelm-Siemens-Parkes - LSG-07 Faule Spree - in einer Entfernung von ca. 0,5 km südlich des Plangebietes und nördlich der Spree, im Bereich des Altarmes Faule Spree sowie des Klärbeckens und Umlaufgrabens des stillgelegten Wasserwerks Jungfernheide

3.5 Stadtentwicklungsplanung Die BerlinStrategie18 2.0 / Stadtentwicklungskonzept 203019 ist das gesamtstädtische, ressortübergreifende Leitbild des Berliner Senats für die Metropole Berlin. Als stadtentwicklungspolitische Strategie gibt sie die wesentlichen Handlungsfelder der Entwicklung Berlins bis 2030 vor und integriert die Aktivitäten der verschiedenen Senatsfachverwaltungen. Die räumliche Planungsgrundlage auf gesamtstädtischer Ebene ist die `RaumStrategie!`20, in ihr werden Schwerpunkträume der Berliner Stadtentwicklung,

18 BerlinStrategie 2.0, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin, Juni 2016, aktualisierte Strategie zu BerlinStrategie / Stadtentwicklungskonzept 2030 19 BerlinStrategie / Stadtentwicklungskonzept 2030, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin, November 2014 20 RaumStrategie! Wandel gestalten und räumliche Schwerpunkte setzen. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Berlin, November 2019

31 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

so genannte Transformationsräume, festgelegt. In diesen Schwerpunkträumen werden die anstehenden Veränderungen koordiniert begleitet. Die politische Vorgabe ist, dass die Senats- und Bezirksverwaltungen ihre personellen und finanziellen Ressourcen prioritär zur Umsetzung der Handlungsfelder in den Schwerpunkträumen einsetzen sollen (Planungs- Task-Force). Im Zuge des Wachstums Berlins rückt die äußere Stadt in den Fokus der Aufmerksamkeit, so gilt es auch im Plangebiet, entsprechend der stadtentwicklungspolitischen Strategie, vorhandene städtebauliche Strukturen und Nutzungen zu verdichten und qualitativ aufzuwerten. Die soziale und funktionale Vielfalt soll erweitert, Maßnahmen für Klimaschutz und Klimawandelanpassung umgesetzt und öffentliche Räume attraktiver gestaltet werden. Um die starke Position Berlins in den Bereich Wissenschaft, Technologie und Kreativwirtschaft zu stärken, werden attraktive, vielfältige und flexible Räume benötigt, etwa repräsentative Bürogebäude in zentraler Lage, smarte Unternehmen an der Schnittstelle zur Industrie 4.0 bis hin zu kleinen, preisgünstigen Starter-Büros im Szenekiez. Die BerlinStrategie 2.0 und die RaumStrategie! stellen das Plangebiet erstmals als `Impuls` für den in Spandau ausgewiesenen Transformationsraum dar. Der größte Berliner Schwerpunktraum, `TXL – Siemensstadt – Spandau`, liegt zwischen dem Flughafen Tegel und der Altstadt Spandau und umfasst die Siemensstadt (siehe auch Kap. 2.1). Das Plangebiet soll bis 2035 als neuer urbaner Stadtteil, Arbeitstitel `Innovationscampus`, entstanden sein und die neusten Entwicklungen auf den Gebieten der Industrie 4.0, der Infrastruktur, des klimaneutralen Bauens, der nachhaltigen Mobilität und der Klimaresilienz umsetzen. Aufgrund des hochdynamischen Wachstums Berlins erfolgt derzeit die Fortschreibung der Entwicklungsziele zur BerlinStrategie 3.0. Dem Leitbild der BerlinStrategie folgen die sektoralen Stadtentwicklungspläne, die als beschlossene städtebauliche Entwicklungskonzepte gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 11 bei der Aufstellung der Bauleitpläne zu berücksichtigen sind. Die Stadtentwicklungspläne Wohnen 2030, Wirtschaft 2030, Zentren 2030 und Verkehr 2025 sind aufeinander abgestimmt und berücksichtigen die Inhalte des ressortübergreifenden Stadtentwicklungsplans Klima. Die Flächennutzungen sind auf gesamtstädtischer Ebene zwischen den StEPs geklärt, so dass Nutzungskonkurrenzen vermieden werden. Aufgrund des Erfassungsmaßstabs 1:25.000 erfolgt eine generalisierte Darstellung. Flächen mit einer Größe von weniger als 3 ha werden i.d.R. nicht gesondert dargestellt, sondern in die strukturbestimmende angrenzende Flächendarstellung einbezogen. Die gewählte Darstellungsschärfe entspricht den Grundzügen der Planung und lässt den notwendigen Handlungsspielraum für die bezirklichen Planungen. Der Stadtentwicklungsplan Ver- und Entsorgung21 (StEP Ver- und Entsorgung) wurde im Jahr 2019 archiviert.

3.5.1 StEP Wohnen 2030 Die Aufgabe des StEP Wohnen 203022 ist es, die Wohnungsnachfrage und die Wohnungsbaupotenziale zu ermitteln, die stadtentwicklungspolitischen Leitlinien und Ziele des Wohnungsbaus darzustellen sowie die Instrumente und Maßnahmen zu benennen, die notwendig sind, um diese Ziele zu erreichen. Die Herausforderung für das Land Berlin besteht aktuell darin, der steigenden Wohnungsnachfrage durch zusätzliche Angebote zu begegnen und die Mieten sozialverträglich zu gestalten. Er zeigt daher die größeren Flächenpotentiale in der Stadt, auf denen Wohnungsneubau stattfinden kann, trifft

21 Stadtentwicklungsplan Ver- und Entsorgung, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, 1999 22 Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030 (kurz: StEP Wohnen 2030), vom Berliner Senat beschlossen am 20. August 2019

32 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Aussagen zum erforderlichen Umfang des Wohnungsneubaus und zu seiner Verteilung in der Stadt. Das gesamte Plangebiet liegt im städtischen Entwicklungsraum. Die für den nördlichen Teil des Plangebiets dargestellten Ziele können unter Berücksichtigung des Darstellungsmaßstabes auch auf den südlichen Teil des Plangebiets angewendet werden. Der StEP Wohnen 2030 trifft folgende Kernaussagen: - Baupotenzial des Flächennutzungsplans auf sonstigen Flächen - Teil des geplanten neuen Stadtquartiers, - Wohnungsneubaustandort für 200-999 Wohneinheiten (WE) - Kurzfristig, d. h. binnen 3 Jahren (ehemalige Arbeitnehmergärten), und mittelfristig, d. h. binnen 7 Jahren (Produktionsfläche), zu realisierende Wohnungsneubaupotenziale - überwiegend nicht landeseigene Flächen - überwiegend gemeinwohlorientierter Wohnraum und / oder Anwendung „Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung, ab 50 WE bzw. über 50% der Fläche In den neuen Stadtquartieren sollen lebendige, sozial und funktional gemischte Quartiere entstehen, die eng mit ihrer Umgebung verflochten sind. Sie brauchen neben einer leistungsfähigen Verkehrsanbindung, insbesondere für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), eine gute Ausstattung mit Infrastruktur, vor allem mit sozialen und Bildungseinrichtungen, Einzelhandel und Dienstleistungsangeboten sowie Grünflächen. Knapper werdende Potenzialflächen und der Blick auf sparsame Flächeninanspruchnahme und kostenintensive infrastrukturelle Erschließung machen eine effiziente Nutzung der Flächen durch Nutzungsmischung und höhere Dichte noch bedeutsamer. Das stellt besondere Anforderungen an die Qualität von Städtebau und Freiräumen.

3.5.2 StEP Wirtschaft 2030 Industriebetriebe sind auch für große Städte mit hohem Anteil zentraler Dienstleistungen unverzichtbar. Es ist daher eine wesentliche Aufgabe der Stadtentwicklungspolitik, für ein angemessenes Flächenangebot für Industrie und Gewerbe zu sorgen. Der Stadtentwicklungsplan Wirtschaft 203023 setzt die wirtschaftspolitische Programmatik des `Masterplan Industriestadt Berlin 2018 – 2021` in die räumliche Planung um. Das Plangebiet wird im StEP Wirtschaft 2030 als Produktionsschwerpunkt und geplanter Zukunftsort Nr. 15 `Siemens Innovations-Campus` dargestellt. Er ist zudem Teil der Gebietskulisse des Entwicklungskonzepts für den produktionsorientierten Bereich (EpB) und wird dort als EpB-Gebiet Nr. 15 `Siemensstadt` geführt. Planungsziel ist die Stärkung des Produktionsschwerpunktes durch aktives Sichern und Entwickeln. Für die aktive Sicherung und Entwicklung der gewerblichen Bauflächen sind Bebauungspläne ein Schlüsselinstrument. Zudem sollen die gewerblich-industriellen Nutzungen verdichtet und revitalisiert werden. Folgende generelle Handlungsansätze zum Erreichen der Ziele werden u. a. aufgezeigt: - Schaffung von zusätzlichen Flächenangeboten für innenstadtaffines Gewerbe und für Kunstproduktion, zwei Kernmarken Berlins - Stärkung bezirklicher Wirtschaftsentwicklung durch bezirkliche Wirtschaftsflächenkonzepte Als Zukunftsort soll im Plangebiet Wissenschaft, Forschung und Produktion vernetzt werden, um durch Forschung die Entwicklung und Fertigung innovativer Produkte zu erreichen und eine nachhaltige Wertschöpfung zu generieren. Als EpB-Gebiet wird dem Plangebiet innerhalb der gewerblichen Flächenkulisse eine herausgehobene Bedeutung für die gewerbliche und industrielle Entwicklung der Stadt

23 Stadtentwicklungsplan Wirtschaft 2030 (kurz: StEP Wirtschaft 2030), vom Berliner Senat beschlossen am 30. April 2019

33 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

zugesprochen. Städtebauliches Ziel ist es, für produzierende und produktionsnahe Nutzungen, die am Bodenmarkt weniger renditestark sind und gleichzeitig für die Entwicklung Berlins, die Funktionsfähigkeit der Stadt und die Versorgung der Bevölkerung wichtig sind, entsprechende Flächenangebote zu erhalten. Nach Abschluss des Flächennutzungsplanverfahrens sollen die Teilbereiche des Plangebietes, die künftig als Mischbaufläche dargestellt werden sollen, in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWiEnBe) aus der Gebietskulisse des Entwicklungskonzeptes für den produktionsgeprägten Bereich (EpB- Kulisse) entlassen werden. Die übrigen gewerblichen Bauflächen bleiben als EpB-Gebiet erhalten.

3.5.3 StEP Zentren 2030 Die Stärkung der städtischen Zentren ist eine vordringliche Aufgabe des StEP Zentren 203024. Konzepte und Leitlinien zur Zentrenentwicklung und Einzelhandelssteuerung sind dafür eine wichtige Grundlage. Die Inhalte und Vorgaben des StEP Zentren werden durch Ausführungsvorschriften näher ausgeführt (AV Einzelhandel25 und AV Zentrenkonzepte26). Der StEP Zentren 2030 enthält gesamtstädtisch relevante Vorgaben und Empfehlungen, die durch bezirkliche Zentren- und Einzelhandelskonzepte vertieft und ergänzt werden27. In den Ausführungsvorschriften wird unter anderem die Berliner Sortimentsliste festgelegt. In der hierarchisch gegliederten, polyzentralen Struktur Berlins wird für die Siemensstadt ein Ortsteilzentrum festgelegt, dieses liegt ca. 500m östlich des Plangebietes an der Nonnendammallee/Siemensdamm. Um die polyzentrale Struktur Berlins zu erhalten und die Zentren zu stärken, sollen Einzelhandelsansiedlungen – einschließlich Fachmärkte – wo immer möglich in die städtischen Zentren gelenkt werden. Der Verkaufsflächenzuwachs soll sich dabei an der hierarchischen Aufgabenteilung der Zentren orientieren. Die nächstgelegenen Stadtteilzentren befinden sich am `Westlichen Kurfürstendamm` (Bezirk Charlottenburg-Willmersdorf, /Charlottenburg), an der `Turmstraße` (Bezirk , ) und am `Kurt-Schumacher-Platz` (Bezirk Reinickendorf, Reinickendorf). Die nächstgelegenen Hauptzentren sind die `Altstadt Spandau` (Bezirk Spandau, Spandau) die `Müllerstraße` (Bezirk Mitte, Wedding) und die `Gorkistraße / Berliner Straße` (Bezirk Reinickendorf, Tegel). Als Zentrumsbereich ist die City-West von der Wilmersdorfer Straße bis zum Kurfürsten Damm / Tauentzienstraße (Bezirk Charlottenburg-Willmersdorf, Charlottenburg) dargestellt. Das Einkaufszentrum an der Paulsternstraße Ecke Nonnendamm ist als Fachmarktagglomeration erfasst. Das StEP Zentren 2030 sieht für das ca. 500m entfernt gelegene Ortsteilzentrum `Siemensstadt` einen Handlungsbedarf sowohl städtebaulich als auch mit Blick auf den Einzelhandel und gibt u. a. folgende Handlungsempfehlungen: - Aufwertung des öffentlichen Raumes und Aufwerten der Lesbarkeit des Zentrums - große Einkaufszentren werden für den Standort als ungeeignet erachtet - räumliche Konzentration des Zentrums - Impulse zur funktionalen Stärkung durch aktives Flächenmanagement / Unterbringung öffentlicher Einrichtungen - Umfangreicher / vollständiger Betriebstypenmix in der Nahversorgung - Erreichbarkeit mit dem Umweltverbund stärken - städtebaulich verdichten.

24 Stadtentwicklungsplan Zentren 2030 (kurz: StEP Zentren 2030), vom Berliner Senat beschlossen am 12. März 2019. 25 Ausführungsvorschriften über großflächige Einzelhandelseinrichtungen für das Land Berlin (AV Einzelhandel), Sonderdruck zur Bekanntmachung im Amtsblatt für Berlin vom 11. Juli 2014 (Abl. S. 1334 bis 1348). 26 Ausführungsvorschriften zum Aufbau und Inhaltbezirklicher Zentren- und Einzelhandelskonzepte (AV Zentrenkonzepte), Amtsblatt für Berlin vom 27. November 2015 (Abl. S. 2573 bis 2577). 27 Siehe Kap. I. 3.8.4.

34 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Städtebauliches Ziel dieses Bebauungsplanes ist die Entwicklung von rund 2.750 Wohnungen im Plangebiet28. Das StEP Zentren 2030 sieht für kleinere Standorte, ca. 1000 Wohneinheiten, grundsätzlich folgende Nahversorgungsstrukturen als adäquat an: - Kleiner Supermarkt / Lebensmittelgeschäft mit einer Verkaufsfläche von max. 875 m² - Biomarkt, als alternative Nahversorgungsstruktur, mit einer Verkaufsfläche von ca. 625 m² - Potenziell flankierende Betriebe, wie eventuell eine Bäckerei. Zudem werden umfangreiche Anforderungen an den Mikrostandort benannt, zu denen die zentrale Lage im Quartier, die unmittelbare Lage an einem ÖPNV-Knotenpunkt, die räumliche Konzentration aller kundschaftsorientierten Angebote, die Integration weiterer besuchsfrequenzbringender öffentlicher und privater Nutzungen, die Anlage gestalteter Freiflächen als Treff- und Kommunikationspunkte, die sichere und kurze Erreichbarkeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad sowie der Verzicht aus ausgedehnte vorgelagerte Pkw- Stellplätze zählen.

3.5.4 StEP Verkehr 2025 Um langfristig dafür zu sorgen, dass die Bedingungen im öffentlichen, privaten und Wirtschaftsverkehr den vielfältigen Ansprüchen genügen, bedarf es einer langfristigen, strategischen und integrierten Planung. Der Stadtentwicklungsplan Verkehr (StEP Verkehr 2025)29 bildet den Rahmen für die konkreten Planungen und Maßnahmen im Verkehrsbereich auf der Ebene der Gesamtstadt. Im Jahr 2016 wurde mit der zweiten Fortschreibung des StEP Verkehr begonnen, Bezugsjahr ist das Jahr 2030 und das Leitbild wird mit dem Zeithorizont 2050 eine darüber hinaus gehende, längerfristige Perspektive für die Mobilität der Zukunft entwickeln. In der Karte „Übergeordnetes Straßennetz - Bestand 2017“ ist die Verkehrsachse Am Julius Turm – Nonnendammallee - Siemensdamm als übergeordnete Straßenverbindung (Stufe II) dargestellt. Auch der Paulsternstraße und in nördlicher Verlängerung der Gartenfelder Straße sowie dem nördlich des Plangebietes verlaufenden Saatwinkler Damm kommt diese Bedeutung im Straßennetz zu. Der Rohrdamm bindet nördlich orthogonal in den Saatwinkler Damm an und mündet südlich in den Fürstenbrunner Weg. Rohrdamm und Fürstenbrunner Weg haben die Funktion einer örtlichen Straßenverbindung (Stufe III). Der Motardstraße, die östlich vom Rohrdamm abzweigt und westlich in die Otternbuchtstraße mündet, kommt als Ergänzungsstraße eine besondere Bedeutung unter den weiteren Straßen zu (Stufe IV). In der Karte „Übergeordnetes Straßennetz – Planung 2025“ wurden für die umgebenden Straßen keine Veränderungen in der Hierarchie des Straßennetzes vorgenommen. Mit Blick auf die städtebauliche Entwicklung des Westraumes soll jedoch die Anbindung an das übergeordnete und großräumige Straßennetz ausgebaut werden. Hierzu soll die in den Kreuzungsbereich Paulsternstraße / Nonnendammallee aus Richtung Süden einmünde Otternbuchtstraße (Bestandsplan 2017 Stufe IV) höher klassifiziert und baulich verlängert werden. Sie übernimmt künftig die Funktion einer örtlichen Straßenverbindung (Stufe III) und soll in südliche Richtung, das Gelände des Heizkraftwerkes Reuter und die Spree querend, bis zum Wiesendamm verlängert, d. h. in diesem Abschnitt neu gebaut, werden. Das Plangebiet wird somit von Süden kommend künftig direkt von der Charlottenburger Chaussee / dem Spandauer Damm über eine weitere übergeordnete Straßenverbindung und im weiteren Verlauf an die großräumige Straßenverbindung (BAB A 100 und Kaiserdamm) angebunden sein.

28 Siemensstadt 2.0 in Berlin, städtebaulicher Wettbewerb, Auslobung August 2019, Kap. E V Nutzungsbausteine und Programm. 29 Stadtentwicklungsplan Verkehr 2025 (kurz: StEP Verkehr 2025), vom Berliner Senat beschlossen am 29. März 2011.

35 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Das Plangebiet liegt außerhalb der im Konzept Parkraumbewirtschaftung dargestellten Bewirtschaftungsgebiete und die im näheren Umfeld des Plangebiets verlaufenden Strecken des öffentlichen Personennahverkehrs sind nicht im ÖPNV-Vorrangnetz dargestellt. Der Bahndamm bzw. Stahlviadukt der Siemensbahn wird im übergeordneten Fahrradroutennetz als Abschnitt des `Ergänzungsnetzes` dargestellt. In Berlin sollen in den nächsten Jahren mindestens 100 Kilometer Radschnellverbindungen entstehen, Aussagen hierzu finden sich in dem seit dem 05.07.2018 gültigen Berliner Mobilitätsgesetz. Die infrastrukturelle Qualität von Radschnellverbindungen ist sehr hoch. Sie besitzen breite, meist separate Wege, sind gut beleuchtet, bequem und bis auf wenige Ausnahmen ohne Stopp für die Radfahrenden zu befahren. In der Karte der priorisierten Radschnellverbindung wird als Trasse 8 die Verbindung Nonnendammallee – Falkenseer Chaussee dargestellt30. Da der Produktionsstandort bislang nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist, verlaufen durch das Plangebiet keine Fußwege des Berliner Fußgängernetzes. Lediglich im Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten sind Fußwegeverbindungen zur Erschließung der ehemaligen Gartenparzellen dargestellt. Das Mobilitätsprogramm 2016 wurde als Aktionsplan für fünf Jahre aus dem StEP Verkehr 2011 heraus entwickelt und sah mehr als 40 Einzelmaßnahmen vor. Es ist als abgeschlossen zu betrachten. Mit dem Berliner Mobilitätsgesetz31 sollen die planerischen Inhalte des StEP Verkehr und des Integrierten Wirtschaftsverkehrskonzeptes (IVWK)32 gesetzlich verankert und damit aufgewertet werden. Dabei wird dem Umweltverbund der Vorrang gesichert. Das Berliner Mobilitätsgesetz besteht aus sechs Bausteinen, die nacheinander alle Verkehrsmittel betrachten. In seiner Gesamtheit soll es eine zukunftsorientierte, d. h. eine urbane, vernetzte, Mobilität gewährleisten. Die ersten drei Bausteine des Mobilitätsgesetzes sind im Juli 2018 in Kraft getreten und beschreiben Mobilität allgemein, d. h. verkehrsträgerübergreifende Ziele, sowie Regelungen für den ÖPNV und den Radverkehr. 2020 folgt der Baustein zu Fußverkehr, der Gesetzentwurf für diesen Baustein wurde im September 2019 dem Berliner Senat vorgelegt33, das Gesetz wird voraussichtlich im Jahr 2020 vom Abgeordnetenhaus beschlossen. Auch die Gesetzestexte für die Bausteine Wirtschaftsverkehr und intelligente Mobilität (Carsharing, Digitalisierung und andere Zukunftsthemen) werden derzeit erarbeitet.

3.5.5 StEP Klima Der Stadtentwicklungsplan Klima34 (StEP Klima) ist ein ressortübergreifendes, integratives Instrument. Er widmet sich den räumlichen und stadtplanerischen Aspekten des Klimas in Berlin, neben dem Klimaschutz steht dabei die Anpassung an dem Klimawandel im Mittelpunkt. Der StEP Klima liefert einen räumlichen Orientierungsrahmen für die gesamtstädtische Planung zur Anpassung an den Klimawandel und stellt Abwägungs- und Steuerungsaufgaben, kein detailliertes Maßnahmenkonzept dar. Die Anpassung an den Klimawandel ist ein neues Aufgabenfeld der Stadtentwicklung. Aufgrund der bislang geringen Erfahrungen mit der Umsetzung von Maßnahmen in diesem Themenkomplex sollen seine Inhalte diskutiert, ergänzt und räumlich konkretisiert werden. Oberstes Ziel ist es, die Lebensqualität in der Stadt unter den Vorzeichen des Klimawandels zu sichern und

30 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Stand Januar 2019 31 Berliner Mobilitätsgesetz vom 05.07.2018, GVBl. 2018, S. 464 32 siehe Kap. I.3.6.7 33 Berliner Mobilitätsgesetz, Abschnitt Fußverkehr, Entwurf zur Vorlage beim Berliner Senat, Stand 17.09.2019 34 Stadtentwicklungsplan Klima (kurz: StEP Klima), vom Berliner Senat beschlossen am 31. Mai 2011.

36 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

sie wo immer möglich zu verbessern. Die Ziele und Inhalte des StEP Klima bestärkt die Berliner Leitbilder der `Kompakten Stadt´ und der `Stadt der kurzen Wege`. Im `Aktionsplan – Handlungskulisse` liegt das Plangebiet außerhalb der Aktionsprojekte, es wird jedoch als Stadtraum mit prioritärem Handlungsbedarf im Handlungsfeld Bioklima dargestellt. Im Maßnahmenplan `Bioklima – Prioritäre Handlungsräume` ist das Plangebiet als `Siedlungsraum mit überwiegend Arbeitsplatznutzung und aktuell prioritärem Handlungsbedarf` dargestellt. Der Maßnahmenplan `Grün- und Freiflächen – Prioritäre Handlungsräume` stellt für das Plangebiet ebenfalls einen `aktuell prioritären Handlungsbedarf` fest. Die allgemeinen Ziele und Maßnahmen in den Handlungsfeldern Bioklima und Grün- und Freiflächen lassen sich für die Ebene der Bebauungsplanung zusammenfassen und sind: - Gebäudebestand hitzeangepasst umbauen - Potentiale zur Entsiegelung unbebauter Flächen ausschöpfen - Klimatisch entlastende Frei- und Grünflächen erhalten, klimawandelgerecht optimieren und wo möglich und nötig solche Flächen neu schaffen - Wohnungsnahe Grünflächenversorgung verbessern, Bestand kleinflächiger Grünflächen im Siedlungsraum ergänzen - Bestand an Straßenbäumen im Siedlungsraum erhalten und auf den Klimawandel vorbereiten und Potentiale zur Neupflanzung von Straßenbäumen ausschöpfen - Funktion klimatischer Ausgleichs- und Entlastungsflächen dauerhaft sichern und verbessern - Kaltluftaustausch und -zustrom sichern und stärken Im Maßnahmenplan `Gewässerqualität und Starkregen` wird für das Plangebiet der `Handlungsraum Trennsystem` sowie `dezentrale Regenwasserbewirtschaftung ausweiten` dargestellt. Die allgemeinen Ziele und Maßnahmen in diesem Handlungsfeld, mit Bezug auf das Plangebiet, sind insbesondere: - Überläufe der Mischkanalisation in die Berliner Gewässer verhindern oder zumindest verringern - Oberflächenabfluss verringern und so lokale Überschwemmungen verhindern

StEP Klima Konkret Der Stadtentwicklungsplan Klima (StEP Klima) wird vom Stadtentwicklungsplan Klima KONKRET35 ergänzt. Der Stadtentwicklungsplan Klima KONKRET liefert einen Werkzeug- und Ideenkasten, er vertieft und profiliert die Inhalte des StEP Klima, insbesondere zur Anpassung der Stadt an die Folgen des Klimawandels. Für die beiden Leitthemen der `hitzeangepassten Stadt` und der `wassersensiblen Stadtentwicklung` zeigt er, wie sich bekannte Anpassungsmaßnahmen (etwa Dach- oder Fassadenbegrünung - Albedo) in ihrer Wirkung optimieren lassen. Des Weiteren konkretisiert er diese Maßnahmen für unterschiedliche Stadtstruktur- und Flächentypen. Als erstes deutsches Bundesland hat Berlin am 10.12.2019 die `Klimanotlage` ausgerufen, jede politische Entscheidung soll auf die Folgen für das Klima hin untersucht werden. Damit bekennt sich der Senat weiterhin zu dem Ziel, die Stadt Berlin bis spätestens 2050 klimaneutral zu machen.

3.6 Sonstige vom Senat beschlossene städtebauliche Planungen Beschlossene städtebauliche Planungen des Senats sind als städtebauliche Entwicklungskonzepte gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 11 bei der Aufstellung der Bauleitpläne zu berücksichtigen und daher in der Begründung des Bebauungsplanes in der planungsrechtlichen Ausgangssituation darzustellen.

35 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Juni 2016

37 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Der Rahmenplan Siemensstadt 2.0 wird bei den zukünftigen weiteren Planungsschritten ebenfalls berücksichtigt werden.

3.6.1 Planwerk Westraum Das Planwerk Westraum liegt seit 2004 vor. Aufgrund der dynamischen und teils ungeahnten Entwicklung der letzten Jahre werden die darin formulierten Leitbilder und Strategien derzeit überprüft. Ziel ist es, für den Westraum ein flexibles, anpassungsfähiges 'Planungsinstrument' zu entwickeln, das auf aktuelle Anforderungen eingeht, Perspektiven aufzeigt und Akteure zusammenbringt. Die Ergebnisse werden nach Beendigung des Verfahrens veröffentlicht und, sofern sie für das Bebauungsplanverfahren relevant sind, an dieser Stelle textlich ergänzt. Da das Planwerk Westraum Stand 2004 archiviert wurde, werden die Inhalte hier nicht aufgezeigt.

3.6.2 Lärmminderungsplanung / Lärmaktionsplan In Berlin leben und arbeiten fast vier Millionen Menschen. Mit dem Wachstum der Stadt, den Ansprüchen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner an Mobilität, der Verdichtung des Stadtraumes sind vielfältige Herausforderungen verbunden. Eine wesentliche Folge ist Lärm, dabei ist der Verkehr stadtweit der größte Lärmverursacher, aber auch Industrie- und Gewerbelärm sowie Sport- und Freizeitlärm tragen zur Belastung bei.

Instrumente der Lärmminderungsplanung Eine generelle Regelung zum Schutz vor Verkehrslärm gibt es in Deutschland nicht. Nur beim Neubau oder einer wesentlichen Änderung einer Verkehrsanlage sind zum Lärmschutz Immissionsgrenzwerte festgelegt. Eine deutliche Minderung des Straßenverkehrslärms lässt sich nur durch eine Vielzahl aufeinander abgestimmter Einzelinstrumente erreichen: von der Fahrzeugtechnik über das Steuerrecht bis zur Verkehrsplanung. Zunächst soll Verkehr vermieden (z. B. „Stadt der kurzen Wege“), dann auf umweltschonendere Verkehrsmittel (Fuß, Fahrrad, Bus, Straßenbahn, Bahn) verlagert, und erst zuletzt sollen die Lärmwirkungen durch technische Maßnahmen vermindert werden. Mit der EU-Umgebungslärmrichtlinie, die mit einer Änderung des Bundesimmissionsschutzgesetzes in deutsches Recht überging,36 wurde 2017 die Geräuschbelastung der Bevölkerung in Ballungsräumen und an Straßen mit einem Verkehrsaufkommen von mindestens drei Millionen Kraftfahrzeugen pro Jahr erstmals verpflichtend erfasst. Die Kartierung der EU-Umgebungslärmrichtlinie erfasst jedoch nicht alle Belastungen durch den Straßenverkehrslärm, so kann auch der Verkehr auf Straßen einer geringeren Verkehrsbelastung gesundheitsgefährdenden Lärm verursachen. Mit der Entwicklung und Umsetzung von Lärmminderungsplänen soll diese hohe Umweltbelastung vermindert werden. Die gesetzliche Verpflichtung zur Aufstellung und regelmäßigen Fortschreibung von Lärmaktionsplänen ist § 47d Bundes- Immissionsschutzgesetz.

Lärmaktionsplan 2019-2023 Mit dem Senatsbeschluss vom 23.06.2020 ist der Lärmaktionsplan 2019-2023 in Kraft getreten37. Der Lärmaktionsplan identifiziert Handlungsfelder und Maßnahmen, die in den

36 Sechste Teil des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG), „Lärmminderungsplanung“, Paragrafen 47a bis 47f. 37 Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Gruppe Beurteilung von verkehrsbezogenen Lärmimmissionen, Maßnahmenplanung und -umsetzung in Zusammenarbeit mit LK Argus GmbH: Lärmaktionsplan Berlin 2019–2023, nach Maßgabe des § 47d Bundes-Immissionsschutzgesetz, Berlin, Juni 2020.

38 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

kommenden Jahren bearbeitet und umgesetzt werden. Dazu zählen die zukünftige Mobilität in neuen Stadtquartieren, ein Tempo 30 Konzept, ruhige Gebiete und städtische Ruhe- und Erholungsräume oder auch das Verhalten im Straßenverkehr. Zugleich werden Maßnahmen der bisherigen Lärmaktionspläne seit 2008 fortgeführt, die sich als effektive Instrumente zur Lärmminderung bewährt haben. Aufgrund der bisherigen gewerblich-industriellen Nutzung im Plangebiet werden für dieses, trotz nachweislich hoher Beeinträchtigungen durch Verkehrslärm, keine HotSpots der Lärmbetroffenheit ausgewiesen. Aufgrund von benachbarten Wohnnutzungen werden in der Abbildung 5 „Lärmbetroffenheit durch Straßenverkehr und lokalen Schienenverkehr, Nacht, 2017“ sowohl für den Kreuzungsbereich Paulsternstraße/Gartenfelder Straße als auch für den östlich des Rohrdamm gelegenen Abschnitt der Nonnendammallee und einen Streckenabschnitt des Rohrdamms in Höhe des Bahndamms eine Lärmkennziffer von über > 55 dB(A) dargestellt. In Abbildung 11 wird der östlich des Plangebiets gelegene Wilhelm- von-Siemens-Park als innerstädtische Erholungsfläche (> 30 ha) dargestellt, die Kategorie `Ruhige Gebiete` wird für die Siemensstadt nicht dargestellt.

Festsetzung von Lärmschutzzonen für den Bereich des Flughafens Tegel Der Senat hat am 17.12.2019 mit Wirkung zum 01.01.2020 die Lärmschutzverordnung für den Flughafen Tegel beschlossen und somit neue Lärmschutzzonen auf Grund des Fluglärmgesetzes (FlugLärmG) festgelegt. Das Plangebiet liegt im Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten Tag-Schutzzone 2 und der Nacht-Schutzzone. Ab 09.11.2020, so das erklärte Ziel der Flughafen Berlin-Brandenburg GmbH, werden in der Hauptstadtregion Flugzeuge nur noch vom Flughafen in Schönefeld (BER) starten und landen. Festgelegt ist, dass die Betriebsgenehmigung für den TXL spätestens sechs Monate nach Eröffnung des BER erlischt. Nach dem aktuellen Zeitplan erfolgt dies spätestens Anfang April 2021. Mit der jetzt erfolgten Festsetzung von Lärmschutzzonen entstehen rechtlich Ansprüche auf die Erstattung baulicher Schallschutzmaßnahmen für stark lärmbetroffene Haus- und Wohnungseigentümer sowie Erbbauberechtigte. Diese bestehen allerdings nur so lange, wie der Flughafen Tegel geöffnet ist. Wegen des voraussichtlich kurzen Zeitraums, in dem Lärmschutz-Ansprüche bestehen, bietet die Flughafengesellschaft im Rahmen des gesetzlichen Entschädigungsverfahrens ein freiwilliges Angebot im Sinne eines Vergleichs an. Für das vorliegende Bebauungsplanverfahren ist die Ausnahme nach § 5 Abs. 3 Nr. 6 FlugLärmG einschlägig. § 5 Abs. 3 Nr. 6 FlugLärmG stellt Wohnungen im Geltungsbereich eines erst nach der Festsetzung des Lärmschutzbereichs bekannt gemachten Bebauungsplans von den Bauverboten frei, sofern der Bebauungsplan der Erhaltung, der Erneuerung, der Anpassung oder dem Umbau von vorhandenen Ortsteilen mit Wohnbebauung dient. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung verweist darauf, dass in Berlin unter dem im Fluglärmgesetz verwendeten Begriff „Ortsteil“ generell Stadtquartiere zu verstehen sind, die substanziell durch bereits vorhandene Wohnnutzung geprägt sind. Dabei wird in der Regel der Umgriff des zu betrachtenden Stadtquartiers größer sein als der Geltungsbereich des Bebauungsplans, so dass sich die prägende Wirkung der Wohnnutzung auch aus den umliegenden Bereichen ergeben kann, die zu demselben Stadtquartier gehören, in dem der Geltungsbereich liegt.

Berliner Leitfaden „Lärmschutz in der verbindlichen Bauleitplanung 2017“ Eine wichtige planungspraktische Orientierungshilfe im Verfahren der Aufstellung eines Bebauungsplanes mit dem Ziel, gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse im Hinblick auf den Lärmschutz sicher zu stellen, ist der Berliner Leitfaden „Lärmschutz in der verbindlichen

39 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Bauleitplanung 2017“38. umsetzungsorientiert Maßnahmenvorschläge unterbreitet. Er empfiehlt die folgende Prüfkaskade und schlägt umsetzungsorientiert Maßnahmen zur Bewältigung von Lärmkonflikten vor: 1. Schritt: Trennungsgrundsatz (§ 50 BImSchG), d. h. Gliederung der Baugebiete nach Störgrad, die geeignete Anordnung der Baugebiete zueinander, Festsetzung von Baugrenzen/Baulinien mit ausreichendem Abstand zur Lärmquelle, Festsetzung von Emissionskontingenten für Gewerbe- und Industriegebiete. Der Trennungsgrundsatz hat Vorrang vor aktiven und städtebaulichen Maßnahmen (am Emissionsort) sowie passiven Schallschutzmaßnahmen (am Immissionsort). 2. Schritt: Aktive und städtebauliche Maßnahmen, d. h. Maßnahmen an der Schallquelle, Errichtung einer Lärmschutzwand oder eines Lärmschutzwalls, lärmrobuster Städtebau 3. Schritt: Passive Maßnahmen, d. h. Grundrissregelungen für Wohnungen, Regelungen zum baulichen Schallschutz etc. Entsprechend dem Gebot der planerischen Konfliktbewältigung müssen von der Planung hervorgerufene Lärmkonflikte grundsätzlich durch den Bebauungsplan selbst gelöst werden. Eine Verlagerung in nachgeordnete Genehmigungsverfahren ist nur zulässig, wenn sichergestellt ist, dass der Konflikt auf dieser Ebene tatsächlich bewältigt werden kann.

3.6.3 Luftreinhalteplanung Der Luftreinhalteplan für Berlin – 2. Fortschreibung, mit dem Zeithorizont 2018- 2020/2025, wurde vom Senat am 23. Juli 2019 beschlossen. Ziel ist die nachhaltige Luftverbesserung in Berlin und eine schnelle Einhaltung der Luftqualitätsgrenzwerte39. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit ist die Einhaltung der Grenzwerte für die Luftschadstoffe Feinstaub in Form von Partikeln kleiner als 10 Mikrometer (PM10) und kleiner als 2,5 Mikrometer (PM2,5) aerodynamischer Durchmesser, Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon von besonderem Interesse. Der Luftreinhalteplan nennt ein Maßnahmenpaket, das sowohl die Fortführung zahlreicher bereits laufender Maßnahmen als auch zusätzliche neue Konzepte zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes und der Verbesserung der Luftqualität umfasst. Dies sind Maßnahmen auf gesamtstädtischer Ebene als auch lokale Maßnahmen an hoch belasteten Straßenabschnitten aus den Bereichen Fahrzeug- und Gerätetechnik, Förderung ÖPNV und Fuß- und Radverkehr, Parkraumbewirtschaftung, Mobilitätsmanagement und Logistik, Wärmeerzeugung, Anlagen in Industrie und Gewerbe sowie Raum-, Stadt- und Landschaftsplanung. Für das Plangebiet ist ausgehend vom angrenzenden Straßenraum eine geringe Belastung 40 (Indexwert ≤ 1,20) mit den Luftschadstoffen (PM10 und NO2) verzeichnet . Da das Plangebiet derzeit gewerblich-industriell genutzt wird, sind auf den umliegenden Straßen bislang keine Geschwindigkeitsbegrenzung aus Gründen der Luftreinhaltung angeordnet worden. 41 Das Berliner Emissionskataster , Stand 2012, verzeichnet im Plangebiet NOx-Emissionen der erklärungspflichtigen Arbeitsstätten nach 11. BImSchV. Nördlich der Nonnendammallee mit NOx-Emissionen von 100 bis 1.000 kg/a und südlich der Nonnendammallee mit NOx- Emissionen unter 100 kg/a. Größter Emittent ist das süd-westlich gelegene Kraftwerk

38 Berliner Leitfaden „Lärmschutz in der verbindlichen Bauleitplanung 2017“, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen sowie Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Stand Mai 2017. 39 Luftschadstoffrichtwerte gemäß der EU-Luftqualitätsrichtlinie, Richtlinie 2008/50/EG, vom 21.05.2008. 40 Verkehrsbedingte Luftbelastung im Straßenraum 2020 und 2025 (Umweltatlas), FIS-Broker, 27.12.2019. 41 Luftreinhalteplan für Berlin, 2. Fortschreibung, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Stand 20.07.2019, Abbildungen 4.9 und 4.10, 4.12 und 4.13, 4.14 und 4.15, 4.16 und 4.17 sowie 6.3 und 6.4.

40 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Reuter mit NOx-Emissionen über 1.000,000 kg/a. Im Plangebiet sind keine PM10- Emissionen der erklärungspflichtigen Arbeitsstätten nach 11. BImSchV verzeichnet, größter Emittent ist auch hier das Kraftwerk Reuter mit PM10-Emissionen in Höhe von über 10.000 kg/a.

Das Berliner Emissionskataster kartiert im Plangebiet aus Gebäudeheizung NOx- Emissionen von unter 5 g/(a*m²) und PM10-Emissionen von unter 1,0 g/(a*m²). Von NOx- und PM10-Emissionen des Schienenverkehrs der DB AG und der Schifffahrt ist das Plangebiet nicht betroffen. Der Betrieb des Flughafens Tegel hat keinen maßgeblichen Einfluss auf die NO2-Konzentration in µg/m³ im Plangebiet. Für das Plangebiet werden keine Aussagen zu konkreten Luftreinhaltemaßnahmen getroffen.

Vorschlag - Berliner Luftreinhaltestrategie 2030 Die im Luftreinhalteplan fokussierten – und gemäß EU-Luftqualitätsrichtlinie gesetzlich geforderten - kurzfristigen Maßnahmen, d. h. mit einem geplanten Umsetzungszeitraum bis 2020 - lassen sich strategisch nur schwer mit Maßnahmen anderer Planwerke, z. B. dem Stadtentwicklungskonzept Verkehr (StEP Verkehr) und dem Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK) verknüpfen, da diese einen deutlich längeren Planungs- und Umsetzungszeitrahmen aufweisen. Derzeit prüft die EU-Kommission die weitere Senkung der Luftqualitätsgrenzwerte, so dass im Luftreinhalteplan empfohlen wird, nach Londoner Vorbild eine Berliner Luftreinhaltestrategie zu erarbeiten, die sich bereits heute an den anspruchsvollen Zielvorgaben der Weltgesundheitsorganisation42 orientiert.

3.6.4 Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Licht Das Umwelt- und Naturschutzamt des Bezirksamtes Spandau weist in der Vorberatung zur Erarbeitung des Entwurfs zur Erläuterung zum Bebauungskonzept darauf hin, dass Licht zu den Immissionen bzw. Emissionen im Sinne § 3 Abs. 2 und 3 BImSchG gehört. Daher sind Beleuchtungsanlagen so zu errichten und zu betreiben, dass schädliche Umwelteinwirkungen durch Licht verhindert werden (§ 22 Abs. 1 Nr. 1 und 2 BImSchG). Licht gehört zu den schädlichen Umwelteinwirkungen, wenn es nach Art, Ausmaß und Dauer geeignet ist, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder für die Nachbarschaft herbeizuführen. Die im Bereich des Immissionsschutzes zu beurteilenden Lichteinwirkungen bewegen sich im Bereich der Belästigung. Gesundheitliche Schäden am Auge können ausgeschlossen werden. Die Ausführungsverordnung zum Landesimmissionsschutzgesetz Berlin beinhaltet Vorgaben zur einheitlichen Messung und Beurteilung von Lichtemissionen für den Vollzug des Bundesimmissionsschutzgesetzes. Zu den lichtemittierenden Anlagen zählen künstliche Lichtquellen aller Art, wie z. B. Scheinwerfer zur Beleuchtung von Sportstätten, von Verladeplätzen und für Anstrahlungen sowie Lichtreklamen, aber auch hell beleuchtete Flächen wie z.B. angestrahlte Fassaden. Es werden Maßnahmen vorgeschlagen die zum Schutz vor Lichtemissionen und zusätzlich zur Energieeffizienz beitragen.

3.6.5 Kleingartenentwicklungsplan Die ehemaligen Arbeitnehmergärten sind nicht im Entwurf des Kleingartenentwicklungsplans 203043 verzeichnet, die geplante Umnutzung ist somit mit den Zielen der Kleingartenentwicklung vereinbar.

3.6.6 Berliner Energie und Klimaschutzprogramm (BEK)

42 WHO/Europe: Air quality guidelines, update 2005 43 Kleingärten in Berlin. Kleingartenentwicklungsplan Berlin 2030 – Entwurf. Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Berlin, Januar 2019.

41 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 eine klimaneutrale Stadt zu werden. Zentrales Instrument der Berliner Klimaschutzpolitik ist das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK 2030). Es verfolgt einen integrierten Ansatz und enthält rund 100 Maßnahmen in den Bereichen Klimaschutz und der Anpassung an die Folgen des Klimawandels, jeweils für einen ersten Umsetzungszeitraum bis 2021. Für den Klimaschutz sollen mit den Maßnahmen in den Handlungsfeldern Energie, Verkehr, Gebäude und Stadtentwicklung, Wirtschaft, Private Haushalte und Konsum eine Reduktion von Kohlendioxidemissionen in der Stadt erwirkt werden. Bei allen neuen Stadtquartieren sind Energiekonzepte aufzustellen, die Möglichkeiten gesteigerter energetischer Standards, gebietsbezogener Leistungen bis hin zu einem klimaneutralen Stadtquartier prüfen. So wird für die Bauleitplanung vorgeschlagen, dass es eine verpflichtende Erarbeitung eines Energie- und Klimaschutzkonzeptes für jeden Bebauungsplan geben soll und dieser bei der Abwägung zu berücksichtigen ist. Zudem sind die Belange des vorsorgenden Bodenschutzes in der räumlichen Planung, so auch im Bebauungsplan, besonders zu berücksichtigen (AFOK-UN-144). Die Bebauungsplanung wird insbesondere durch folgende zentrale Maßnahme im Handlungsfeld 1 „Energieversorgung“ (E) berührt: - Masterplan „Solarcity“ (E-4, E-6, E-7, E-23) Im Handlungsfeld 2 „Gebäude und Stadtentwicklung“ (GeS) sind es insbesondere folgende zentrale Maßnahmen: - planvolle Nachverdichtung in bestehenden Quartiersstrukturen und Entwicklung einer nutzungsgemischten Stadt der kurzen Wege (GeS-2 i. V. m. V-2) - Ausschöpfung klimaschutzrelevanter Regelungsmöglichkeiten in der Bauleitplanung (GeS-5) - behutsame energetische Optimierung des denkmalgeschützten Bestandes und sonstiger erhaltenswerter Bausubstanz (GeS-6) Im Handlungsfeld 3 „Wirtschaft“ (W) sind es insbesondere folgende zentrale Maßnahmen: - Erstellung, Förderung und Umsetzung innovativer und integrierter Energie- und Klimaschutzprojekte für bestehende Gewerbegebiete (W-9) und - Initiierung eines Null-Emissionen-Gewerbeparks als Schaufenster für eine klimaneutrale Berliner Wirtschaft (W-10) Eine wesentliche Voraussetzung für ein innovatives, CO2-freies Quartier im Projekt Siemensstadt 2.0 ist die wirtschaftliche thermische Grundwassernutzung. Inwieweit diese ermöglicht werden kann, ist im weiteren Verfahren zu prüfen.

3.6.7 Berliner Modell zur kooperativen Baulandentwicklung Mit dem Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung45 wurden berlinweit einheitliche Regelungen bei der Planung und Umsetzung von Wohnungsbauvorhaben hinsichtlich der Übernahme bzw. Beteiligung an Folgekosten für notwendige Maßnahmen der verkehrlichen Erschließung, der sozialen Infrastruktur sowie zur Schaffung von mietpreis- und belegungsgebundenem Wohnraum durch den jeweiligen Vorhabenträger getroffen. Das Berliner Modell gilt grundsätzlich bei allen Wohnungsbauvorhaben, in denen der Abschluss städtebaulicher Verträge zulässig ist. Beim Abschluss städtebaulicher Verträge ist gemäß § 11 Abs. 2 BauGB jedoch darauf zu achten, dass diese angemessen sind. Die Prüfung der Angemessenheit erfolgt im Rahmen des Berliner Modells über ein vereinfachtes Bewertungsschema, wobei der Bodenwert zu Beginn der Planung dem geschätzten Bodenwert am Ende der Planung gegenübergestellt

44 Anpassung an die Folgen des Klimawandels (AFOK), Handlungsfeld Umwelt und Natur (UN) 45 Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung - Leitlinie für den Abschluss städtebaulicher Verträge im Land Berlin, Fortschreibung vom Senat beschlossen am 27.11.2018.

42 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

wird. Die Kosten für Erschließung, soziale Infrastruktur, für den mietgebundenen förderfähigen Wohnraum sowie Verfahrenskosten sind dabei zu berücksichtigen. Da mit diesem Bebauungsplan Baurecht für Wohnen geschaffen werden soll, ist das Berliner Modell anzuwenden. Wohnbauvorhaben sind nach derzeitigem Planungsrecht nicht genehmigungsfähig, der Bebauungsplan soll zusätzliches Baurecht schaffen. Mit einer Bodenwertsteigerung ist daher zu rechnen, Folgekosten für soziale Infrastruktur sind vom Vorhabenträger zu übernehmen. Zudem besteht die Verpflichtung, 30 % der Geschossfläche Wohnen für mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnraum herzustellen. Gemäß den Anforderungen des Berliner Modells der kooperativen Baulandentwicklung wird das städtebauliche Ziel Berlins, geförderten Wohnraum zu schaffen, neben der Bindung im städtebaulichen Vertrag planungsrechtlich durch eine textliche Festsetzung gem. § 9 Abs. 1 Nr. 7 BauGB zur Errichtung förderfähiger Gebäude gesichert. Siemens hat am 25.11.2019 seine Grundzustimmung zur Anwendung des Berliner Modells der kooperativen Baulandentwicklung gegeben.

3.6.8 Integriertes Wirtschaftsverkehrskonzept Das Integrierte Wirtschaftsverkehrskonzept (IWVK)46, Stand 2005, ist ein nachgeordnetes Planwerk des StEP Verkehr und berücksichtigt die in den Stadtentwicklungskonzepten vorgegebenen planerischen Rahmenbedingungen. Mit dem Baustein Wirtschaftsverkehr des Berliner Mobilitätsgesetzes soll das IWVK gesetzlich verankert werden, der Gesetzentwurf befindet sich derzeit in der Erarbeitung. Das Integrierte Wirtschaftsverkehrskonzept (IWVK) hat die Realisierung und Förderung einer zeitgemäßen sowie effizienten und stadtverträglichen Ver- und Entsorgung der Stadt durch den Wirtschaftsverkehr zum Ziel. Im IWVK ist als nächstgelegene Zentrale Logistikschnittstelle des Güterverkehrs der Südhafen Spandau verzeichnet sowie das Streckennetz der Industriebahn-Gesellschaft Berlin mbH (IGB) Siemensstadt, das vom Güterbahnhof Ruhleben aus Anschließer im Südhafen Spandau, in Ruhleben und in Siemensstadt bedient. Die südlich des Plangebiets verlaufende Spree, die östlich der Spandauer Altstadt in die Havel mündet, wird im IWVK als geplantes qualifiziertes Wasserstraßennetz für den Güterverkehr dargestellt. Der Maßnahmenkatalog des IWVK sieht zur Sicherung zukunftsfähiger Eisenbahninfrastruktur und Logistikknoten die Umsetzung des City-Terminal-Konzepts vor. Maßnahmen hierfür sind die planungsrechtliche Sicherung und Entwicklung des Südhafens Spandau zu einem trimodalen, innerstädtischen Logistikzentrum sowie die Sicherung der Zulaufstrecken zu diesem Logistikzentrum und zu den zukunftsfähigen Gleisanschlüssen.

3.6.9 Hochhausleitbild Entsprechend der Bodenschutzklausel in § 1a Abs. 2 BauGB besteht die Verpflichtung, mit Grund und Boden sparsam und schonend umzugehen. Dies kann unter anderem seinen Ausdruck darin finden, die Stadtentwicklung vertikal zu denken. Hochhäuser können einen Beitrag dazu leisten, der anhaltend hohen Nachfrage nach qualifizierten Räumen für gut angebundene Wohnungen und attraktive Büros, für den Handel und wichtige kulturelle und soziale Angebote zu begegnen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin hat ein Hochhausleitbild, das einen Interessenausgleich zwischen der Notwendigkeit der Innenverdichtung, den Investitionsabsichten des Immobilienmarktes und den Bedürfnissen der Stadtgesellschaft leisten soll, erarbeitet. Ziel ist es, Hochhäuser als Bestandteil einer integrierten Stadtentwicklung zu verankern, die mit hoher städtebaulicher Qualität und innovativen

46 Integriertes Wirtschaftsverkehrskonzept Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin 2005

43 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Nutzungskonzepten Mehrwerte für das Umfeld und die Allgemeinheit generieren. Das Hochhausleitbild wurde vom Senat am 25.02.2020 beschlossen und hat somit den Status eines zu berücksichtigenden Belanges i. S. v. § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB. Dem Bebauungsplan wird bei Hochhausprojekten die Aufgabe zugeschrieben zur Konfliktbewältigung beizutragen, indem die nachteiligen Auswirkungen außergewöhnlich hoher städtebaulicher Dichten bei Hochhausvorhaben durch verbindliche Regelung von Maßnahmen kompensiert werden. Im Hochhausleitbild wird explizit auf die zulässige Verkürzung der Abstandsflächen gemäß Landesbauordnung hingewiesen. Wenn sich durch ausdrückliche Festsetzungen im Bebauungsplan Abstandsflächen ergeben, die geringer sind als die ansonsten bauordnungsrechtlich erforderlichen Abstände, so ist dies gemäß § 6 Abs. 11 i. V. m. § 67 Berliner Bauordnung (BauO Bln) baurechtlich zulässig. Die städtebaulichen Auswirkungen reduzierter Abstände sind im Bebauungsplanverfahren abzuwägen. Zu prüfen ist insbesondere, ob die durch das Abstandsflächenrecht geschützten Belange der Belichtung, Besonnung und Belüftung sowie der Begrenzung der Einsichtnahmemöglichkeiten nicht zu stark beeinträchtigt werden. Auf die besondere Bedeutung der Instrumente zur Sicherung der Planungsziele (z. B. städtebaulichen Vertrag, Baulast) wird hingewiesen. Auf der Basis von zehn Planungsgrundsätzen werden qualitative Anforderungen an Hochhausvorhaben in Berlin definiert. Unter Federführung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen wurden Leitlinien für die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Stadtentwicklungsprozessen erarbeitet, die als Richtschnur in Partizipationsprozessen zu Hochhausvorhaben berücksichtigt werden sollen47.

3.7 Bereichsentwicklungsplanung (BEP) mit sektoralen Fachplänen Die Bezirksentwicklungsplanung (BEP) steht in der Berliner Planungssystematik zwischen der gesamtstädtischen Flächennutzungsplanung (FNP) und dem rechtsverbindlichen Bebauungsplan. Die BEP gehört zu den städtebaulichen Planungen, die von den Berliner Bezirken in eigener Verantwortung aufgestellt werden. Der für das Plangebiet zuständige Bezirk Spandau hat bislang keinen Bereichsentwicklungsplan aufgestellt.

3.8 Sonstige vom Bezirk beschlossene städtebauliche Planungen Beschlossene städtebauliche Planungen des Bezirkes Spandau sind als städtebauliche Entwicklungskonzepte gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB bei der Aufstellung der Bauleitpläne zu berücksichtigen. Das Plangebiet gehört zum Prognoseraum SPA3 und zur Bezirksregion 08 Siemensstadt. In der Bezirksregion zählt das Plangebiet zum Planungsraum 33 Motardstraße.

3.8.1 Bezirksregionenprofil Siemensstadt (BZRP I 08) Die Bezirksregionenprofile (BZRP) stellen in Berlin einen wesentlichen Baustein für das Monitoring der Sozialen Stadtentwicklung dar. Sie erheben den Bestand, analysieren verschiedene stadtentwicklungspolitische Bereiche mit sozialräumlichem Bezug und geben einen Überblick auf die Entwicklung der jeweiligen Bezirksregion. Somit ist auch das Bezirksregionenprofil Teil I Siemensstadt (BZRP I 08)48 die Basis für die sozialraumorientierte Abstimmung der gemeinsamen stadtentwicklungspolitischen Zielrichtung und Strategie.

47 Gemeinsam Stadt machen! Leitlinien für Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Projekten und Prozessen der räumlichen Stadtentwicklung. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Juli 2019 48 Bezirksregionenprofil Teil I - Siemensstadt, Bezirksamt Spandau von Berlin, Mai 2018

44 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Von der Stadtteilkonferenz wurden am 17.09.2018 folgende Herausforderungen und Bedarfslagen formuliert: - die Anzahl der verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schüler steigt bei gleichzeitig sinkendem Alter der Erstauffälligkeit - es fehlen nachhaltige und für Nutzerinnen und Nutzer kostenfreie Angebote für Jugendliche - die Wohn- und Mietsituation spitzt sich weiter zu - es existiert eine deutliche medizinische Unterversorgung - der in Berlin obligate Mangel an KITA-Plätzen zeigt sich auch in Siemensstadt - es besteht ein Mangel an Angeboten für Seniorinnen und Senioren

3.8.2 Soziales Infrastrukturkonzept Das vorliegende Soziale Infrastrukturkonzept für den Bezirk Spandau von Berlin (SIKo)49 zeigt die Zahl an Flächen für die Entwicklung sozialer Infrastrukturen mit inhaltlichem Stand Juli 2017. Dem Konzept sind Richt- und Orientierungswerte für die jeweiligen Flächenbedarfe der sozialen Infrastruktureinrichtungen zu entnehmen. Auf Grundlage dieser Werte wurde im SIKo eine fachliche Bestandsaufnahme und Bedarfsprognose vorgenommen. Das SIKo Spandau verzeichnet in den Tableaus Siemensstadt und Haselhorst Standorte und SIKo-Maßnahmen der sozialen Infrastruktur sowohl im Plangebiet, aber vor allem in seinem näheren Umfeld und somit fußläufig erreichbar. Kindertagesstätten sind demnach an vier Standorten östlich des Plangebiets bzw. des Rohrdamms, zwischen der Nonnendammallee und der Schuckertdamm (Siemensstadt) sowie an zwei Standorten westlich des Plangebiets bzw. der Paulsternstraße, am Gorgasring (Haselhorst). Vier öffentlichen Schulen sowie zwei berufsbildenden Einrichtungen verzeichnet das SIKo an folgenden Standorten: - Grundschule – „Robert-Reinick-Grundschule“ am Jungfernheideweg - Integrierte Sekundarschule - „Schule an der Jungfernheide“ am Lenther Steig - Gymnasium - „Carl-Friedrich-von-Siemens-Gymnasium“ am Jungfernheideweg - Förderschule - „Schule am Gartenfeld“ an der Gartenfelder Straße - Betriebliche Bildungseinrichtung „Siemens Professional Education (SPE)“ im Schaltwerkhochhaus an der Nonnendammallee - Oberstufenzentrum für Bautechnik – „Knobelsdorff-Schule“ an der Nonnendammallee Östlich des Plangebiets bzw. des Rohrdamms, zwischen der Nonnendammallee und dem Schuckertdamm (Siemensstadt), befinden sich zudem eine Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung, ein gedeckter und ungedeckter Sportstandort, eine Haltestelle der Fahrbibliothek Spandau sowie ein Stadtteilzentrum/Nachbarschaftszentrum. Ein weiterer Standort von Kernsportanlagen ist nördlich des Plangebiets bzw. der Bahnanlagen und westlich des Rohrdamms verzeichnet, dort finden sich gedeckte und ungedeckte Sportstandorte und ein Hallenbad. Westlich des Plangebiets bzw. der Paulsternstraße (Haselhorst), verzeichnet das SIKo eine Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung, einen gedeckten Sportstandort, eine öffentliche Bibliothek sowie ein Stadtteilzentrum/Nachbarschaftszentrum. Am Rohrdamm, zwischen Bahnanlagen und Nonnendammallee, ist als Senioreneinrichtung ein Pflegestützpunkt verzeichnet. Westlich des Plangebiets, am Gorgasring kennzeichnet das SIKo ein Seniorenwohnhaus und am Haselhorster Damm einen Seniorentreff.

49 Soziales Infrastrukturkonzept (SIKo) für Berlin Spandau. Bezirksamt Spandau von Berlin. Beschlossen vom Bezirksamt am 19.12.2017. Bearbeitungsstand Dezember 2017, inhaltlicher Stand Juli 2017.

45 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Die einzige Gesundheitseinrichtung für den östlichen Bereich Spandaus ist an einem Standort in Haselhorst, in der Wasserstadt, verzeichnet. Die bedeutende öffentliche Grünanlage ist der östlich des Plangebiets gelegene Wilhelm- von-Siemens-Park, in diesem Bereich sowie weiter südlich, im Bereich zwischen Schuckertdamm und Nonnendammallee, verzeichnet das SIKo drei Kinderspielplätze und zwei Kleinkinder-Spielplätze. Ein weiterer Kinderspielplatz ist im Bereich des Sportstandortes westlich des Rohrdamms verzeichnet. Die Kinderspielplätze sowie der einzige Ball-Spielplatz westlich des Plangebiets liegen in einer Entfernung von über 1 km Entfernung. Die Studie stellt eine Analyse der demographischen Rahmenbedingungen für die Infrastrukturausstattung des Bezirkes Spandau mit dem Planungshorizont 2020, 2025 und 2030 bereit. Sie schafft damit eine qualitative Grundlage, um den Bedarf an Einrichtungen der öffentlichen Infrastruktur langfristig aufzuzeigen und bedarfsgerecht planen zu können. Die mit dem vorliegenden Bebauungsplan angestrebte Entwicklung des derzeit gewerblich- industriell genutzten Plangebietes zu einem urbanen Stadtquartier war zum Zeitpunkt der Aufstellung des SIKo nicht bekannt, so dass für den Geltungsbereich keine Wohnbaupotentialflächen dargestellt werden. Flächen des Berliner Wohnbauflächen- Informationssystems (WoFIS) und Wohnbaupotentialflächen werden für die Bezirksregion 08 Siemensstadt ausschließlich außerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplanes dargestellt. Für die Bezirksregion 08 Siemensstadt wird daher lediglich mit einem mittelfristigen Wohnbaupotenzial (bis 2022) von 2.201 Wohneinheiten gerechnet und dementsprechend einer Entwicklung der Gesamtbevölkerung von 2015-2030 um < 5% prognostiziert. Die im SIKo genannten Maßnahmen berücksichtigen somit nicht den Bedarf in Folge der Umsetzung des vorliegenden Bebauungsplanes. Die Entwicklung eines urbanen Stadtquartiers im Geltungsbereich des Bebauungsplanes und die damit verbundene Schaffung von Wohnraum wird Bedarfe an sozialer Infrastruktur mit sich bringen50.

3.8.3 Gewerbeentwicklungsplanung Eine bezirkliche Gewerbeentwicklungsplanung wurde bislang für den Standort des ehemaligen Flugplatzes beschlossen, für das Plangebiet liegt eine solche Planung nicht vor.

3.8.4 Einzelhandels- und Zentrenkonzept Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept dient der Sicherung und Entwicklung des Einzelhandelsstandortes Spandau und dem Erhalt der wohnungsnahen Versorgung in den Quartieren und Ortsteilen51. Die mit dem vorliegenden Bebauungsplan angestrebte Entwicklung des derzeit gewerblich- industriell genutzten Plangebietes zu einem urbanen Stadtquartier war zum Zeitpunkt der Aufstellung des Konzeptes nicht bekannt, so dass für den Geltungsbereich keine Bedarfe und Flächenpotentiale dargestellt werden. Die Entwicklung eines urbanen Stadtquartiers und die damit verbundene Schaffung von Wohnraum wird Bedarfe der wohnungsnahen Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs mit sich bringen. Vor dem Planungsgrundsatz des durchmischten Quartieres mit kurzen Wegen ist bei der Planung von Einzelhandelseinrichtungen mit nahversorgungsrelevantem Sortiment auf kurze und attraktive Wege insbesondere zu den Wohngebäuden zu achten

50 Zu den prognostizierten Bedarfen siehe Kap. I. 4.1 Städtebaulicher Wettbewerb Siemensstadt 2.0 51 Zentren- und Einzelhandelskonzept für den Bezirk Spandau, 2013. 1. Aktualisierung 2015, 2. Aktualisierung 2016/2017, Teilaktualisiert in 2018

46 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Gemäß den Zielen des bezirklichen Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes sollen Einzelhandelseinrichtungen mit nahversorgungsrelevanten Sortimenten vorrangig innerhalb der Zentren angesiedelt werden, außerhalb der Zentren nur dort, wo keine vollständige räumliche Abdeckung vorhanden ist bzw. in Verbindung mit umfassendem Wohnungsneubau. Die Ansiedlung von Einzelhandelseinrichtungen mit zentrenrelevantem Sortiment sind höherrangigen Zentren vorbehalten und die Ansiedlung von Einzelhandelseinrichtungen mit nicht-zentrenrelevantem Sortiment bedarf einer sensiblen Einzelfallprüfung des neuen Standortes. Im Übrigen sind die Grundsätze der adäquaten Nahversorgung entsprechend des Stadtentwicklungsplans Zentren (StEP Zentren) zu berücksichtigen52. Gemäß der Bezirklichen Leitlinie II sind kommunale, kulturelle und gastronomische Einrichtungen sowie bevölkerungs- und freizeitorientierte Dienstleistungen ebenfalls vorrangig innerhalb der städtischen Zentren anzusiedeln. Aufgrund seiner Nutzungsstruktur wird dem Plangebiet bislang keine Funktion im Einzelhandels- und Zentrenkonzept zugewiesen. Folgende zentrale Versorgungsbereiche und Fachmarktagglomerationen werden im Umfeld des Plangebietes festgelegt: - Stadtteilzentrum Siemensstadt (Nonnendammallee/Siemensdamm) - Nahversorgungszentrum Haselhorst - Fachmarktagglomeration Paulsternstraße Der als positiv erachtete absatzwirtschaftliche Entwicklungsrahmen im Stadtteilzentrum Siemensstadt und im Nahversorgungszentrum Haselhorst wird dort baulich und räumlich als nicht ausschöpfbar angesehen. Zur Stabilisierung beider Zentren sind unter anderem zentrenrelevante Einzelhandelsansiedlungen in direkter Nachbarschaft bzw. im Nahbereich außerhalb von Zentren abzuwehren.

3.8.5 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Haselhorst/Siemensstand - Entwurf Das Gebiet Haselhorst/Siemensstadt im Berliner Bezirk Spandau, wurde von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen sowie dem Bezirksamt Spandau, aufgrund vorhandener städtebaulicher Defizite und der städtebaulichen Entwicklungen im näheren Umfeld, für die Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung – Lebenswerte Quartiere gestalten“ ausgewählt. Grundlage für die Aufnahme und Festlegung als Fördergebiet ist ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) gemäß § 171b Baugesetzbuch, welches bedarfsorientierte und förderfähige Maßnahmen benennt, mit denen das Gebiet Haselhorst/Siemensstadt nachhaltig stabilisiert und aufgewertet werden kann. In diesem Zusammenhang sollen insbesondere die Wohn-, Arbeits- und Lebensbedingungen in den Wohngebieten wesentlich verbessert werden. Seit Dezember 2019 ist die S.T.E.R.N. Gesellschaft für behutsame Stadterneuerung GmbH mit der Erarbeitung des ISEKs beauftragt. Das Entwicklungskonzept soll unter aktiver Beteiligung der Bürgerschaft aufgestellt werden. Pandemiebedingt fand die erste Beteiligung in der Zeit vom 17.04.-07.06.2020 online im Internet statt. Es ist geplant, bis zum Herbst 2020 ein beschlussfähiges integriertes Konzept zu erstellen. Die Abgrenzung des ISEK schließt das Gebiet der ehemaligen Arbeitnehmergärten (im vorliegenden Rahmenplan Areal A) mit ein. Zentrale Zielsetzungen für diesen Bereich sind

- Anbindung an den S-Bahn-Haltepunkt Gartenfeld, - Rad-Fuß-Wege parallel zu Bahntrasse und deren Vernetzung, - Vernetzung des Bereiches der ehemaligen Arbeitnehmergärten mit dem Wohnumfeld, - Gestaltung des Anschlusspunktes Paulsternstraße,

52 Siehe Kap. I.3.5.3.

47 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

- Versorgungsfunktion für das Umfeld, - Vernetzung mit dem Wilhelm-von-Siemens-Park.

3.9 Angrenzende festgesetzte und im Verfahren befindliche Bebauungspläne Für die angrenzenden Baugebiete gelten der Baunutzungsplan von 1958, Neufassung 1961 (BNP 61), der Textbebauungsplan A von 1971, die förmlich festgestellten Straßen- und Baufluchtlinien nach dem preußischen Fluchtliniengesetz von 1875 und die planergänzenden Bestimmungen der Landesbauordnung. Zur Beurteilung der Zulässigkeit von Vorhaben wird somit § 30 Baugesetzbuch (BauGB) herangezogen. Diese planungsrechtlichen Grundlagen werden durch die folgenden qualifizierten Bebauungspläne ersetzt: Östlich der Paulsternstraße und westlich an das Plangebiet grenzt direkt der rechtsgültige Bebauungsplan 5-60 VE an und sichert planungsrechtlich die Einzelhandelsagglomeration an der Paulsternstraße/Nonnendammallee mit den Sondergebieten der Zweckbestimmung „Mehrzweckveranstaltungshalle“, „Westernstadt“ und „Fachmarktzentrum Einzelhandel, Sport und Freizeit“. Westlich der Paulsternstraße schafft der Bebauungsplan 5-113 (24.01.2020) die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Entwicklung eines allgemeinen Wohngebietes. Im Nord-Osten des Plangebiets, jenseits der Bahnanlagen, grenzen Flächen an, die im rechtsgültigen qualifizierten Bebauungsplan VIII-4 (28.05.1958) festgesetzt sind, dieser erhielt eine Planergänzungsbestimmung für die Dauerkleingärten durch den rechtsgültigen Bebauungsplan VIII-D (11.09.1984). Der Geltungsbereich umfasst den Bereich westlich des Rohrdamms zwischen dem Sport- und Freizeitzentrum Siemensstadt im Norden und der Straße am Schaltwerk (ehemals Bingelstraße) im Süden. Planungsrechtlich wird die viergeschossige Wohnbebauung einschließlich der Verkehrsflächen sowie die Kleingartenkolonie entlang der Bahnanlagen gesichert. Die Verkehrsflächen der Paulsternstraße und der Gartenfelder Straße sind über die rechtsgültigen Bebauungspläne VIII-178 (04.11.1992) und VIII-51 (28.03.1963) festgesetzt. Südlich der Nonnendammallee wird die Verkehrsfläche des Rohrdamms planungsrechtlich durch den rechtsgültigen Bebauungsplan VIII-16 (15.10.1957) festgesetzt. Folgende Bebauungspläne befinden sich im Verfahren: Der Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten, im Norden des Plangebiets, sollte bereits im Jahr 2017/18 durch Aufstellung des Bebauungsplanes 5-116 zu einem Wohngebiet entwickelt werden. Der geplante Geltungsbereich liegt vollständig im Geltungsbereich des Bebauungsplanes 5-123; mit Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans 5-123 wurde das Bebauungsplanverfahren 5-116 eingestellt. Südlich der Nonnendammallee und östlich der Paulsternstraße liegt der Geltungsbereich des in Aufstellung befindlichen Bebauungsplanes VIII-433. Das Planungsziel der Errichtung einer Mehrzweckhalle wird durch den damaligen Investor jedoch nicht weiterverfolgt. Der Geltungsbereich dieses Bebauungsplanes wurde bereits teilweise durch den festgesetzten Bebauungsplan 5-60 VE (Einzelhandelsagglomeration) überplant. Der verbleibende Teil dieses Geltungsbereiches liegt im Geltungsbereich des Bebauungsplans 5-123; mit Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans 5-123 wurde das Bebauungsplanverfahren VIII-433 eingestellt. Im Norden des Plangebiets der Bebauungsplan VIII-291, der mit seinem Geltungsbereich große Teile des Geltungsbereichs des vorliegenden Bebauungsplans umfasst sowie eine Teilfläche der Paulsternstraße (Verfahrenseinleitung mit Aufstellungsbeschluss am 27.08.1985); mit Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans 5-123 wurde der Geltungsbereich des Bebauungsplanverfahrens VIII-291 entsprechend eingeschränkt. Die

48 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Geltungsbereichsänderung des Bebauungsplans VIII-291 wird vom zuständigen Bezirksamt Spandau von Berlin im Amtsblatt veröffentlicht. Für die östlich der Bahnanlagen und nördlich an den Bebauungsplan VIII-4 angrenzende Kleingartenfläche befinden sich die Bebauungspläne 5-107 und 5-89 in Aufstellung, die Verfahrenseinleitung erfolgte jeweils mit Aufstellungsbeschluss vom 08.09.2015. Östlich des Rohrdamms wird für den Bereich des Siemens-Sportplatzes und der Robert- von-Siemens Halle, zwischen der Schuckertdamm im Norden und den Bahnanlagen im Süden, der Bebauungsplan 5-110 aufgestellt (Verfahrenseinleitung mit Aufstellungsbeschluss vom 31.05.2016). Westlich der Paulsternstraße, südlich des Einmündungsbereiches in die Gartenfelder Straße, grenzt der Bebauungsplan 5-113 an, der im Januar 2020 festgesetzt wurde. Süd-westlich des Plangebiets grenzt der in der Normenkontrolle für nichtig erklärte Bebauungsplan VIII-200 (19.08.1980) an sowie mit gleichem Umgriff (Alte Spree, Motardstraße, Sternfelder Straße) der in Aufstellung befindliche Bebauungsplan VIII-250 (Aufstellungsbeschluss 02.10.2001); mit Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans 5-123 wurde der Geltungsbereich des Bebauungsplanverfahrens VIII-250 entsprechend eingeschränkt. Die Geltungsbereichsänderung des Bebauungsplans VIII-250 wird vom zuständigen Bezirksamt Spandau von Berlin im Amtsblatt veröffentlicht. Die Rechtsfolgen der Verfahrenseinleitung des Bebauungsplanes 5-123 auf festgesetzte und im Verfahren befindliche Bebauungspläne wird in Kap. V.2. aufgezeigt.

3.10 Planfeststellungen Die Anlagen der 1980 stillgelegten S-Bahn-Strecke „Siemensbahn“ sind planfestgestellt53. Sie sollen zur Anbindung der ehemaligen S-Bahn-Halte „Stellwerk Gartenfeld“, „Siemensstadt“ und „Wernerwerk“ an den Bahnhof Jungfernheide und somit den Berliner S-Bahn-Ring reaktiviert werden. Für eine geplante Verlängerung der S-Bahn-Strecke zur Erschließung weiterer neuer Wohngebiete westlich der Insel Gartenfeld, einschließlich des hierfür erforderlichen Brückenneubaus über die Spree wird ein Planfeststellungsverfahren erforderlich werden.

3.11 Baulasten, Bauvorbescheide, Baugenehmigungen Eine Baulastenauskunft für die Grundstücke im Plangebiet wurde im Februar 2019 eingeholt. Im Baulastenverzeichnis von Spandau sind folgende Rechte eingetragen: - Baulastenblatt Nr. 3800, 4122, 4123 und 4124 Übernahme von Abstandsflächen für die Grundstücke Gartenfelder Straße 59, 59A und 59B gemäß Kennzeichnung im zugehörigen Lageplan (im Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten). - Baulastenblatt 3798, 3799, 3800, 3801,3802 gemäß Eintragung im zugehörigen Lageplan gelten die Flurstücke 304, 314, 3/24, 407 und Teile der Flurstücke 320, 10, 12 19, 22, 25 bauordnungsrechtlich als ein Grundstück, solange Gebäude bestehen. Diese Verpflichtung soll erlöschen, wenn die Grundstücke im Grundbuch vereinigt worden sind (Straße am Schaltwerk 6, Rohrdamm 82, Nonnendammallee 108, Paulsternstraße 26, Gartenfelder Straße 59E und+ 59F). Negativbescheinigungen wurden ausgesprochen für die Grundstücke Motardstraße 54, 57 und 63 (Flurstück 157) und Flurstück 82 an der Motardstraße, Nonnendammallee 72, Rohrdamm 88, Paulsternstraße 7 (Flurstücke 98 und 100). Es ist davon auszugehen, dass zur Umsetzung der Planung eine Flurstücksneuordnung erforderlich wird. Im weiteren Verfahren ist daher die Erforderlichkeit der grundbuchlich

53 Siehe Kap. I.2.5

49 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

gesicherten Rechte zu prüfen. Ist ein Fortbestehen einer Baulast unerlässlich, so wird dieses eingetragene Recht nachrichtlich in den Bebauungsplan übernommen. Derzeit ist nicht bekannt, dass Bauvorbescheide oder Baugenehmigungen für Vorhaben im Plangebiet vorliegen. Es ist davon auszugehen, dass die durch das Plangebiet verlaufende Fernwärmeleitung „Vattenfalltrasse“ rechtlich gesichert ist.

4. Entwicklung der Planungsüberlegungen 4.1 Städtebaulicher Wettbewerb – Siemensstadt 2.0 in Berlin54 Im Juli 2019 lobte die Siemensstadt Grundstücks-GmbH & Co-KG einen städtebaulichen Wettbewerb für das Plangebiet aus, um durch Öffnung des bislang für die Öffentlichkeit unzugänglichen Industrieareals einen Zukunftsort mit dem Leitmotiv „Industrial Smart City“ zu schaffen. In der Wettbewerbsauslobung wurden insbesondere folgende Ziele für die Entwicklung der Siemensstadt 2.0 definiert, die vom Land Berlin, dem Bezirk Spandau und der Siemens AG gemeinsam getragen werden: - Siemensstadt 2.0 - „Smart City“ Durch ein gesamtheitliches Entwicklungskonzept soll das Quartier effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver gestaltet werden. - Siemensstadt 2.0 - Ankerpunkt für Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft Ziel ist die Stärkung des Wirtschaftsraumes Berlin und die Entwicklung eines Standortes mit internationaler Strahlkraft, insbesondere in Bezug auf Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung. Moderne Forschungs-, Fach- und Gründungszentren sollen etabliert sowie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, wissenschaftliche Einrichtungen und deren Partnerunternehmen angesiedelt werden. Wesentliche Teile der bestehenden Nutzungen der Siemens AG (Verwaltung und Produktion) sollen in neu strukturierter Form erhalten werden sowie der weitere Aufbau des „Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science“ vorangetrieben werden. Am Standort soll die Wertschöpfungskette von der Grundlagenforschung bis hin zur Produktion abgebildet werden. - Siemensstadt 2.0 – Quartier mit eigenständigem und identitätsstiftenden Profil Der Standort hat insbesondere durch den denkmalgeschützten Gebäudebestand funktionale und baukulturelle Alleinstellungsmerkmale. Die Transformation des historischen Industriestandortes erfolgt daher unter Berücksichtigung des zum Teil denkmalgeschützten Immobilienbestandes, in dem der Bestand ergänzt, in Teilen ersetzt und für die beabsichtigten Nutzungen modifiziert wird. - Siemensstadt 2.0 – Vielfalt an Kiezen Charakteristisch für das urbane innerstädtische Quartier sollen Nutzungsmischung, kurze Wege und 24/7-Vitalität sein. Raum für neue Formen der emissionsarmen Produktion 4.0 soll geschaffen und dabei Wohnen, Arbeiten und Freizeitaktivitäten in verschiedenen Formen eng zusammengeführt werden. Für den Gebietscharakter werden die Flächen für Büro und Gewerbe quantitativ der bedeutendste Teil sein. - Siemensstadt 2.0 – Ort der Toleranz und des sozialen Miteinanders Das Gesamtareal soll gut mit der Umgebung vernetzt, als erlebbarer, kreativer und offener Ort revitalisiert werden. Wohnraum mit sozialer Durchmischung soll geschaffen werden, bei der Realisierung der Wohnungsbauflächen wird das Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung zur Anwendung kommen. Hierzu hat Siemens am 25.11.2019 seine Grundzustimmung gegeben.

54 Siemensstadt 2.0 in Berlin. Städtebaulicher Wettbewerb. Auslobung August 2019. Herausgeber Siemensstadt Grundstücks-GmbH & Co. KG in Abstimmung mit Land Berlin. Durchführung und Koordination [phase eins], Berlin.

50 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

- Siemensstadt 2.0 – Quartier für innovative Mobilitätskonzepte Ein hoher Standard bei den öffentlichen Räumen und eine zukunftsweisende Mobilität sollen ein Höchstmaß an Kommunikation und sozialem Zusammenleben ermöglichen. Das Quartier wird zum Showcase für eine autoarme/autofreie Stadt und Fahrradstadt, mit Parken in Quartiersgaragen, autonomem Fahren und Sharing Diensten. Zur optimalen Integration in das Nahverkehrsnetz ist die Reaktivierung der „Siemensbahn“ als Teil der S-Bahn bis voraussichtlich 2029 geplant.

- Siemensstadt 2.0 – klimaresilientes Quartier In Städtebau und Stadtgestaltung werden Fragen der Klimaanpassung und -resilienz beachtet: Nachhaltiges Bauen und Niederschlagsbewirtschaftung gehören zum Selbstverständnis, zudem soll insbesondere durch den Einsatz regenerativer Energien und der Kreislaufwirtschaft ein energieeffizientes und CO2-neutrales Quartier entwickelt werden. Das Wettbewerbsgebiet wurde entsprechend der Aufgabenstellung in vier Areale gegliedert: In den Arealen A „Entwicklungsfläche Nord“ und C „Entwicklungsfläche Gebietszentrum“ soll der städtebauliche Rahmen für die angestrebte Neustrukturierung und Nutzungsänderung geschaffen werden. Innerhalb der durch Arbeitsstätten und Wohnen geprägten bestehenden Stadtstruktur sollen zukünftig ein oder mehrere „Quartierszentren“

E

Abbildung 8 Wettbewerbsgebiet mit Abgrenzung der Areale und Teilflächen, o. M. © [phase eins], Auslobungstext „Siemensstadt 2.0 in Berlin“, S. 68 (Markierung Teilgebiet E ergänzt)

51 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

als Identität stiftende Orte entstehen. In Areal A soll ein überwiegend dem Wohnen dienendes Quartier mit hoher städtebaulicher Qualität und urbaner Dichte entwickelt werden, in Areal C ist ein hoher Anteil gemischter Nutzungen mit urbaner Dichte vorgesehen. Die Abgrenzung und Bezeichnung der Entwicklungsflächen wurde im Rahmenplan übernommen55. Das Areal B „Produktionsfläche Nord“, inklusive der Teilfläche BP (Prüffeld), und das Areal D „Produktionsfläche Süd“ sind gewerblich und industriell geprägt. Diese Produktions-, Lager-, Verkehrs- und Freiflächen sollen auch künftig gewerblich-industriell genutzt und weiterentwickelt werden. Im Zuge der städtebaulichen Überarbeitung des Wettbewerbsergebnisses wird im Rahmenplan nur noch die Produktionsfläche Nord-West als `Areal B` bezeichnet. Als `Areal D wird die Produktionsfläche Süd-West einschließlich der Teilfläche D+, also dem Stellplatzareal südlich der Motardstraße, bezeichnet, weil nur hier jeweils neue städtebauliche Entwicklungen beabsichtigt werden. Eine weitere Entwicklungsfläche wurde im Zuge der Weiterbearbeitung des Wettbewerbsentwurfes erkannt und aus der Produktionsfläche Süd-Ost herausgestellt. Diese Entwicklungsfläche erhielt die Bezeichnung `Areal E`. Hinzu kommt die Teilfläche C+ nördlich des Bahndamms und Stahlviadukts gelegen, sie wird derzeit ebenfalls als Stellplatzkomplex genutzt. Vor dem Hintergrund des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden soll auch diese Fläche neustrukturiert und städtebaulich- funktional in das Gesamtkonzept eingebunden werden. Die Abgrenzung und Bezeichnung der Entwicklungsflächen wurde im Rahmenplan übernommen. Der städtebauliche Wettbewerb wurde als nichtoffener, interdisziplinärer, städtebaulicher Realisierungswettbewerb mit hochbaulichem Vertiefungsteil im kooperativen Verfahren in der Zeit vom 29.07.2019 (Ausgabe der Unterlagen) bis 08.01.2020 (Entscheidung des Preisgerichts) durchgeführt. 17 ausgewählte und zur Teilnahme aufgeforderte Planungsbüros haben einen Entwurf abgegeben Wettbewerbssieger Das Preisgericht um den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller und Siemens-Vorstand Cedrik Neike unter dem Vorsitz von Prof. Stefan Behnisch kürte am 08.01.2020 den Siegerentwurf. Aus dem Wettbewerb ging nach einer zweitägigen Jury- Sitzung der Entwurf des Berliner Planungsbüros Ortner & Ortner Baukunst mit den Berliner Landschaftsarchitekten capatti staubach Urbane Landschaften hervor. Vertiefungsteil - Hochbauwettbewerb Der östliche Teil des Wettbewerbsgebietes, zwischen dem Verwaltungsgebäude und dem Bahndamm der ehemaligen Siemensbahn, ist mit drei Baufeldern und dem geplanten Eingangsplatz Gegenstand eines Hochbauwettbewerbs. Für Ende November 2020 wird das Ergebnis dieses Wettbewerbs erwartet. Die konkretisierte Entwurfsplanung soll ergänzend zur städtebaulichen Masterplanung Grundlage für die Erarbeitung des ersten Bebauungsplanmoduls werden.

Abbildung 9 Wettbewerbsgebiet mit Abgrenzung der Baufelder, o. M. © [phase eins], September 2020

55 Übersichtsplan zur Abgrenzung und Bezeichnung der Entwicklungsflächen im Rahmenplan, siehe auch Kap. I.2.3

52 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

4.2 Städtebauliches Strukturkonzept Nach Abschluss des Wettbewerbs wurde der ausgezeichnete Entwurf von Ortner & Ortner Baukunst und den Landschaftsarchitekten capatti staubach Urbane Landschaften teilweise überarbeitet und auf aktuell auftretende Anforderungen angepasst. Die Überarbeitung des Wettbewerbsergebnisses mündete in ein städtebauliches Strukturkonzept, in dem das stabile städtebauliche Gerüst und das differenziertes Freiflächenkonzept aus dem Wettbewerbsbeitrag beibehalten wurden. Im Strukturkonzept wurden unter anderem die Hinweise und Empfehlungen des Preisgerichts aufgenommen sowie fachplanerische Anregungen und Bedenken berücksichtigt. Weiterhin flossen betriebliche und wirtschaftliche Anforderungen der Eigentümerin in die Überarbeitung mit ein.

Zu den wesentlichen Änderungen zählt eine weitgehende Überarbeitung der Höhenentwicklung des gesamten Entwurfes. So wurde die Höhe des zentralen Hochpunktes von 150 m auf 60 m reduziert und gleichzeitig weitere Hochpunkte an wichtigen städtebaulichen Orten platziert, die beispielsweise Eingangssituationen oder andere besondere Orte im Gebiet betonen. Weiterhin wurde das Teilareal A städtebaulich und strukturell weitgehend überarbeitet, wobei die im Wettbewerb vorgeschlagene Nutzung als überwiegendes Wohnquartier beibehalten wurde. Die ursprünglich vorgesehenen Wohnhochhäuser wären vor allem wegen der hohen Schallimmissionen nur schwer umsetzbar gewesen. Auch bei der jetzt geplanten flacheren Wohnbebauung stellt die große Nähe zur bestehenden Industrieanlage hohe Anforderungen an den Immissionsschutz, die aber nach gutachterlicher Auffassung bewältigbar sind. Eine weitere wichtige Überarbeitung fand im Bereich Nonnendammallee / Rohrdamm statt, wo auf dem Grundstück des Dynamowerks ein Hochpunkt vorgeschlagen wird, der im Wettbewerb noch nicht vorgesehen war. Das 60 m hohe Gebäude markiert eine städtebaulich prägnante östliche Eingangssituation in die Siemensstadt 2.0.

Am 07.07.2020 wurde ein Zwischenstand des Strukturkonzepts durch ein sogenanntes Begleitgremium, das sich aus einer reduzierten Zahl von Fachpreisrichtern aus dem städtebaulichen Wettbewerb zusammensetzte, auf Stimmigkeit im Sinne der ursprünglichen Wettbewerbsidee überprüft. Das Begleitgremium sah die eingeführten Überarbeitungen und Änderungen in Übereinstimmung mit den Ideen des im Januar 2020 ausgesuchten Wettbewerbsergebnisses.

Das Strukturkonzept mit Bearbeitungsstand vom 04.09.2020 wird im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung ausgelegt (vgl. Anhang 6!).

4.3 Integrale Masterplanung und Rahmenplan Um die Planungsziele, die sich aus dem Wettbewerbsentwurf und dem Strukturkonzept ableiten lassen, mittel- und langfristig für das Gesamtgebiet zu sichern, wird ein abstrahierender Rahmenplan Siemensstadt 2.0 aufgestellt, der die grundsätzlichen Leitlinien für alle weiteren Bebauungsplanverfahren festlegt. Für die Entwicklung des etwa 73 Hektar großen Gesamtgebiet ist eine stufenweise Entwicklung in der baulichen Umsetzung und in der Schaffung von verbindlichem Planungsrecht vorgesehen, die hohe Anforderungen an die bauleitplanerische Sicherung stellen. Voraussichtlich werden mehrere Teilbebauungspläne aufgestellt werden. Die Plandarstellungen des Rahmenplans Siemensstadt 2.0 stellen auch die Ziele und Zwecke des Bebauungsplans 5-123 (Siemensstadt 2.0) konzeptionell in vereinfachter Form dar. Daher wird der Entwurf des Rahmenplans als Grundlage für die frühzeitigen Beteiligungsverfahren für den Bebauungsplan 5-123 herangezogen. Der Rahmenplan Siemensstadt 2.0 wird im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung ausgelegt (vgl. Anhang 7).

53 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Der Rahmenplan korrespondiert mit dem Ansatz einer integrierten Planung in Form einer Gesamtschau der verschiedenen fachlichen Aspekte. Hierbei wurde der Siegerentwurf unter Berücksichtigung der in der Wettbewerbsauslobung definierten Zielen und Umsetzung der Arbeitshinweise aus den Empfehlungen des Preisgerichtes, den Hinweisen des Landes Berlin, des Bezirks Spandau sowie des Auftraggebers, der Siemens AG, zu einer integralen Masterplanung Siemensstadt 2.0 weiterentwickelt. Die Ergebnisse der Vorabuntersuchungen fachlicher Berater, insbesondere zum Artenschutz, Verkehr und Schallschutz wurden integriert betrachtet.

LEITLINIEN Die Masterplanung für die neue Siemensstadt 2.0 tradiert das europäische Stadtmodell, dabei werden drei zentrale Leitlinien städtischer Qualität verfolgt - der öffentliche Raum als kultureller Motor, - die breite Mischung von Nutzungen für Austausch, Begegnung und Innovation und - eine kompakte Dichte, die Nähe und Verbindung erzeugt. Die modular aufgebaute städtebauliche Struktur folgt dem Prinzip einer veränderbaren und wandelbaren Stadt und die Proportion der Baufelder nimmt Bezug auf die großformatigen, markanten historischen Gebäude und weitläufigen Hallen und Freibereichen. Anstelle des klassischen Straßenraumes entsteht ein Angebot multicodierbarer Räume. Das Wechselspiel zwischen kompakten Baustrukturen und großzügig vernetzten Freiräumen prägt die Qualität der Siemensstadt 2.0.

ÖKOLOGISCHES GESAMTKONZEPT Das Ökologische Gesamtkonzept der Siemensstadt 2.0 setzt sich aus den Handlungsfeldern Städtebau, Freiraum, Mobilität, Regenwasser, Energie und Ressourcen zusammen. Die zu den jeweiligen Handlungsfeldern erarbeiteten Konzepte überprüfen und veranschaulichen die Leitgedanken für das Gesamtareal. Unter dem Aspekt der klimaresilienten Stadt ergänzen sich diese Handlungsfelder. In der integralen Masterplanung werden thematische Vernetzungen und mögliche Wechselwirkungen betrachtet, um durch aufeinander abgestimmte Planungen und Maßnahmen sowie Möglichkeiten der differenzierten Nachsteuerung Synergien optimal zu nutzen. Der Aspekt der „grauen Energie“56 wird von Beginn an in das urbane Gesamtkonzept eingebunden. Oberstes Ziel ist die Schaffung eines CO2-neutralen Quartiers im Betrieb unter Beachtung der Versorgungssicherheit, vor allem der Produktionsstätten. Für eine erfolgreiche Realisierung dieses Zieles sind übergeordnet strukturelle Maßnahmen schon zu einem frühen Planungszeitpunkt interdisziplinär zu betrachten und untereinander abzustimmen. Das Ökologische Gesamtkonzept stellt als programmatische Grundlage insbesondere die erforderlichen strukturellen Maßnahmen für das Plangebiet dar, die in den weiteren Planungsphasen als Zielvorgaben verankert werden sollen. Die Neue Siemensstadt 2.0 hat dann das Potential einer exemplarischen Entwicklung der Zukunftsstadt

56 Begriff des nachhaltigen Bauens: betrachtet wird die Energiemenge, die über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes oder der Infrastruktur verbraucht wird.

54 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Bausteine des ökologischen Gesamtkonzeptes

Abbildung 10 Siemensstadt 2.0 – Bausteine des ökologisches Gesamtkonzeptes

ÜBERNAHME IN DEN RAHMENPLAN Aufgrund der mit dem Rahmenplan verbundenen Ziele werden in dieser ersten Stufe des Bebauungsplanverfahrens ausschließlich Leitlinien der Handlungsfelder Städtebau, Freiraum und Mobilität übernommen. Im weiteren Bebauungsplanverfahren sind diese Leitlinien entsprechend des fortschreitenden Konkretisierungsgrades des Entwurfes, der stadtentwicklungspolitischen Zielvorgaben und der Umweltprüfung mit Maßnahmen aus allen Handlungsfeldern des ökologischen Gesamtkonzeptes zu untersetzen. Die grundsätzlichen konzeptionellen Aussagen der Integralen Masterplanung zum Entwurfsstand 04.09.2020 für die drei planbezogenen Handlungsfelder wurden in den Rahmenplan überführt und sind somit Grundlage für die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange im vorliegenden Bebauungsplanverfahren. Die in der Masterplanung verwendete Einteilung der Entwicklungsflächen in Areale und die gewählten Bezeichnungen wurden in den Rahmenplan übernommen. Eine Darstellung erfolgte bereits in Kap. I.2.3.

4.3.1 Städtebau Mit dem städtebaulichen Strukturkonzept wurde der Wettbewerbsentwurf wie unter 4.2 beschrieben überarbeitet und weiterentwickelt. Prägend sind eine robuste städtebauliche Grundstruktur und ein differenziertes Freiflächenkonzept. Unter Beachtung der lokalen Gegebenheiten werden Teile der vorhandenen Bausubstanz erhalten. Die Siemensstadt 2.0 entwickelt sich nicht entlang eines Verkehrsnetzes, sondern ausgehend von der Abfolge öffentlicher Freiräume. Alle öffentlichen Freiräume mit ihren Korridoren und großzügig formatierten Platzanlagen berücksichtigen unterschiedliche

55 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Anforderungen und dienen multifunktionalen Aktivitäten. Sie unterscheiden sich in ihrer Größe und Thematik und bieten Raum für Aufenthalt und Erholung, Bewegung und Mobilität, mikroklimatisch wirksames Grün und Versickerung, sowie für die erforderliche Infrastruktur. Die Multicodierung von Flächen spart Ressourcen und schafft Flexibilität. Kein Teil der Siemensstadt steht für sich allein, sondern ist immer mit den angrenzenden Bereichen verbunden. Ein möglichst breites Spektrum von Nutzungen verbunden mit urbaner Dichte ist Voraussetzung für eine „Stadt der kurzen Wege“. Die Kompaktheit der Siemensstadt 2.0 erhöht zudem die Effektivität der Netz- und Versorgungsstrukturen. Die Modularität der städtebaulichen Struktur gewährleistet die geplante etappenweise Realisierung und ermöglicht eine flexible Anpassung an künftige Entwicklungen.

AREAL A Das Areal A mit hoher städtebaulicher Qualität und urbaner Dichte dient überwiegend dem Wohnen und ist Teil der „kompakten Stadt“. Im städtebaulichen Strukturkonzept mit Stand vom 04.09.2020 gruppieren sich Einzelhandel und Dienstleistungen für den täglichen Bedarf um einen Quartiersplatz. Eine Kita sowie eine öffentliche Grünfläche mit Kinderspielplatz ergänzen das Angebot. Eine Struktur aus 6- und 7-geschossigen Gebäudezeilen mit Wohnungen in Ost-West-Ausrichtung knüpft typologisch an den Wohnungsbau der umgebenden Siemensstadt an. Der Schallschutz zu den südlich gelegenen Produktionsbereichen und zur S-Bahn-Trasse wird einerseits über die Gebäudestruktur und andererseits über bauliche Maßnahmen an den Gebäuden hergestellt. Über begrünte Wegeverbindungen wird das Areal A an den umliegenden

Abbildung 11 Siemensstadt 2.0 – Auszug aus städtebaulichem Strukturkonzept: Areale A und B

56 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Siedlungsraum und insbesondere an die geplante zentrale öffentliche Parkanlage, das Areal C und die bestehenden und geplanten Haltepunkte des ÖPNV angebunden.

AREAL B – Produktionsfläche Nord Das im städtebaulichen Strukturkonzept mit Stand vom 04.09.2020 dargestellte Baufeld B wird künftig mit Bürobauten gewerblich genutzt und um ein Parkhaus ergänzt, das dem Nachweis der Bedarfe aus der gesamten Produktionsfläche Nord dient. Die Bereiche der neuen Schaltwerkhallen (Nord-Ost) und des Prüffeldes (BP) sind Konsolidierungsflächen, die auch zukünftig gewerblich-industriell genutzt und unter Berücksichtigung der jeweiligen betrieblichen Bedürfnisse und des Rücksichtnahmegebots gegenüber störsensibler Nutzungen in der Nachbarschaft entwickelt und städtebaulich nachverdichtet werden. Entsprechend des Stadtentwicklungsplans Wirtschaft 2030 ist das Ziel die Steigerung der Flächeneffizienz.

AREAL C Das Gebietszentrum der Siemensstadt 2.0 ist aufgrund seiner ausgeprägten Nutzungsmischung Kern der „kompakten Stadt der kurzen Wege“. Ein zentrales Merkmal ist sein Wechselspiel zwischen kompakten Baustrukturen und großzügigen, vernetzten Freiräumen. Es soll ein transparenter Ort mit vielfältigen Angeboten und hoher Aufenthalts- und Lebensqualität entstehen. Der modulare Stadtgrundriss gliedert sich in Baufelder, die zu ihren Rändern stark verdichtet werden und klare Kanten zu den öffentlichen Flächen bilden. So entstehen klar gefasste, kompakte und urbane Stadträume. Nach Innen erzeugen die Baufeldkanten großzügige und qualitativ hochwertige private Freiräume. Das Zentrum der Siemensstadt 2.0 markiert der Stadtplatz mit einem Doppelturm mit voraussichtlich siebzehn Stockwerken (60 m). Der ursprünglich vorgesehene 150 m hohe Turm wird nicht weiterverfolgt. Nach dem Memorandum of Understanding (MoU) sind bei der Entwicklung dieses gemischt genutzten, dichten, innovativen Stadtquartiers folgende Nutzungen verträglich zu integrieren: Büro und Gewerbe (einschließlich urbane Produktion), Forschung, Entwicklung und Ausbildung, Hotel, studentisches Wohnen und Boarding Houses, Wohnen, soziale Infrastruktur sowie Flächen für nahversorgungsrelevanten Einzelhandel und Gastronomie, einschließlich publikumsfrequenzintensiven, kulturellen Angeboten. Die öffentlichkeitswirksamen Nutzungen konzentrieren sich entlang der zentralen Platzfolge. Das Erdgeschoss soll zum öffentlichen Raum hin als durchgehendes Stadtgeschoss ausgebildet werden. Auf dem Bildungs-Campus nördlich des Siemensstrips, also der zentralen Erschließung vom zukünftigen S-Bahnhof `Siemensstadt´ ins Gebiet hinein, und nahe dieses künftigen S-Bahn-Halts befindet sich eine vierzügige Grundschule einschließlich Frei- und Sportanlagen. Der Standort wird durch ein Gebäude für Ausbildungszwecke der Siemens AG (Berufsschule) ergänzt. Die Anordnung der Flächen mit Schwerpunkt Wohnen folgen dem Schutzbedürfnis vor Gewerbe- und Verkehrslärm und orientieren sich an den angebotenen Freiräumen. Die Schwerpunkte befinden sich daher am Zugang zum zentral gelegenen Stadtpark, an den westlich gelegenen Pocket-Parks („Campushain“ und „Reservoir“) sowie im Areal C+ (Baufeld C3) östlich der S-Bahn-Trasse. Abbildung 12 Siemensstadt 2.0 – Auszug aus städtebaulichem Strukturkonzept: Areal C

Entlang der Produktionsbereiche B und BP und des Freizeit- und Fachmarktzentrums an der Paulsternstraße sowie entlang der Nonnendammallee werden Gebäuderiegel mit dem Schwerpunkt gewerblicher Nutzung als schallschutztechnische Maßnahme errichtet. Diese

57 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

ermöglichen zudem eine gute Adressbildung für künftige kundenorientierte Nutzungen. Perspektivisch soll eine Öffnung der zentralen Platzfolge über die Fläche des jetzigen Freizeit- und Fachmarktzentrums bis zur Paulsternstraße erfolgen, sofern die Entwicklungen der Nachbarschaften dieses Ziel ermöglichen.

AREAL D und E– Produktionsfläche Süd Die Produktionsfläche Süd gliedert sich in die Entwicklungsflächen Areal D (Produktionsfläche Süd-West, im Strukturkonzept als D1 bis D2 bezeichnet) und Areal E sowie die zu konsolidierende Produktionsfläche Süd-Ost. Aufgrund der Lage zwischen industriell genutzten Bereichen dienen die Bereiche, die städtebaulich entwickelt werden sollen, der Ansiedlung von Büro- und Gewerbenutzungen sowie von Forschungseinrichtungen. Entsprechend der betrieblichen Notwendigkeit auf dem Grundstück des Dynamowerkes wird die Bebauung im Areal D, d. h. westlich des Dynamowerks, abgerückt. In der Entwicklungsfläche an der Kreuzung Nonnendammallee/ Rohrdamm (Areal E) wird ein Parkhaus für die Produktionsfläche Süd bereitgestellt. Städtebaulich prägend wird in der Teilfläche E ein etwa 60 m hohes Hochhaus, das den östlichen Eingang zur Siemensstadt markiert. Die gesamte verbleibende Produktionsfläche Süd-Ost, ausgenommen Areal E, soll in ihrem Bestand konsolidiert und unter Berücksichtigung der jeweiligen betrieblichen Bedürfnisse und des Rücksichtnahmegebots gegenüber störsensibler Nutzungen in der Nachbarschaft zukunftsgewandt entwickelt und städtebaulich nachverdichtet werden. Entsprechend des Stadtentwicklungsplans Wirtschaft 2030 ist das Ziel die Steigerung der Flächeneffizienz.

Abbildung 13 Siemensstadt 2.0 – Auszug aus städtebaulichem Strukturkonzept: Areale D und E

58 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

NUTZUNGSKONZEPT Die Flächenkennwerte wurden im städtebaulichen Strukturkonzept mit Stand vom 04.09.2020 ermittelt.

- Büro und Gewerbe ca. 416.000 qm

- Forschung, Entwicklung, Ausbildung ca. 70.300 qm

- Wohnen ca. 275.300 qm

- Beherbergungsgewerbe ca. 47.800 qm

- Bildung und Betreuung ca. 19.100 qm

- soz. Infrastruktur und Sonderfunktionen ca. 21.600 qm

- Einzelhandel noch in Diskussion Darüber hinaus sind Flächen für Quartiersgaragen (oberirdisches Parken mit ca. 125.000 m² Fläche) mit Option zur späteren Umnutzung vorgesehen.

Aufgrund der fehlenden projektbezogenen Vorgaben im Sozialen Infrastrukturkonzept (SIKo) des Bezirkes Spandau wurde vor Auslobung des städtebaulichen Wettbewerbs für das Plangebiet der Bedarf an sozialer Infrastruktur ermittelt. Entsprechend der angestrebten Errichtung von ca. 2.750 Wohneinheiten und einzelner Unterversorgung im Umfeld wird mit folgenden Bedarfen gerechnet

- eine 4-zügige Grundschule mit ca. 580 Plätzen und einem Grundstücksflächenbedarf von ca. 16.000 m² (Minderung auf 14.500 m² voraussichtlich möglich) einschließlich Außenfläche und einer Turnhalle,

- zwei Kindertagesstätten mit jeweils 150 Plätzen und ca. 1.200 m² Freiflächen,

- eine Jugendfreizeitstätte mit einer Bruttogeschossfläche (BGF) von ca. 1.600 m² sowie einer Freifläche von ca. 600 m²,

- Räumlichkeiten für einen vierten Regionalen Sozialpädagogischen Dienst des Jugendamtes (RSD) von ca. 500 m² BGF,

- ein Seniorenclub für bis zu 120 Personen mit ca. 800 m² Bruttogeschossfläche (BGF) zuzüglich Außenanlagen,

- eine öffentliche Stadtteilbibliothek mit Mischnutzungsräumen für die Volkshochschule (VHS) von ca. 1.200 m² BGF,

- eine Galerie für Kunstausstellungen mit einem Flächenbedarf von ca. 550 m². Im städtebaulichen Strukturkonzept wurde überprüft, dass ausreichend Flächen für diese soziale Infrastruktur vorgehalten werden. Mit Ausnahme der Grundschule und der Kindertagestätten soll die soziale Infrastruktur ggf. sinnvoll gestapelt und untereinander gekoppelt werden, so dass Bereiche entstehen, die eine Mehrfachnutzung von Einrichtungen der sozialen Infrastruktur ermöglicht werden. Weniger störempfindliche Nutzungen werden in Randlage der Emittenten angeordnet, d. h. zu Gewerbe- und Industriearealen und zur angrenzenden Hauptverkehrsstraße Nonnendammallee. Nutzungen mit hoher Kunden- und Besucherfrequenz werden im Areal C insbesondere in den Baufeldern entlang der Ost-West-Achse vom Eingangsplatz am künftigen S-Bahn-Halt bis zum Umfeld des zentralen Stadtplatzes sowie im Areal A um den Quartiersplatz angeordnet.

59 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

STÄDTEBAULICHE DICHTE Die Entwicklung eines verdichteten urbanen Quartiers entspricht den Zielstellungen des Landes Berlins und des Bundesgesetzgebers. Die städtebauliche Entwicklung soll verstärkt im Innenbereich und unter Berücksichtigung des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden sowie des flächensparenden Bauens durchgeführt werden. Die städtebauliche Dichte des Strukturkonzeptes basiert auf dem Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs und bildet die im Memorandum of Understanding formulierten Zielgrößen verschiedener Nutzungsarten ab. Die Gebäudehöhen des städtebaulichen Strukturkonzeptes mit Stand vom 04.09.2020 orientieren sich in der Regel an der in Berlin üblichen Traufhöhe von 22m, zur baulichen Konturierung öffentlicher Räume und der Quartierseingänge sind Gebäudehöhen bis 60m geplant. Es ist zu erwarten, dass bei Umsetzung des Strukturkonzeptes die Obergrenzen für die Bestimmung des Maßes der baulichen Nutzung entsprechend § 17 der Baunutzungsverordnung (BauNVO) für die jeweilige Baugebietsart hinsichtlich der Grundflächenzahl eingehalten werden, die gesetzlich vorgeschriebenen Obergrenzen der Geschossflächenzahl werden hingegen regelmäßig und zum Teil deutlich überschritten. In den Produktionsflächen Nord und Süd, d. h. den Konsolidierungsflächen der Areale B und D wird die planungsrechtlich zulässige Dichte derzeit noch vom Baunutzungsplan vorgegeben. Siemens sieht diese Vorgaben als nicht mehr zeitgemäß und für die beabsichtigte Konsolidierung als nicht zielführend an und verfolgt das Ziel einer Nachverdichtung innerhalb dieser Konsolidierungsflächen. Die im städtebaulichen Strukturkonzept geplante Verteilung der Baumassen und Höhenentwicklung innerhalb des Plangebiets lässt an den Kopfbauten der Zeilen sowie bei Hochhäusern eine Unterschreitung der bauordnungsrechtlich geforderten Abstandsflächen erwarten. Die im Strukturkonzept vorgesehene und aus dem Siegerentwurf abgeleitete hohe bauliche Dichte ermöglicht es jedoch erst, zusammenhängende großflächige Park- und Freiräume zu schaffen und die vorgegebenen Flächenbedarfe dennoch zu sichern. Im weiteren Planverfahren ist bei einer Überschreitung der Obergrenzen der Baunutzungsverordnung und gleichzeitiger Unterschreitung der bauordnungsrechtlich geforderten Abstandsflächen nachzuweisen, dass die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewahrt bleiben. Ziel der Planung ist die Konversion eines ehemaligen Industriestandortes im Innenbereich des Bezirks Spandau, der aufgrund des bislang geltenden Planungsrechtes eine nahezu vollständige Bodenversiegelung zulässt. Zukünftig wird in Teilbereichen, insbesondere den öffentlichen Freiräumen, eine umfangreiche Flächenentsiegelung geplant.

STÄDTEBAULICHE KRIMINALITÄTSPRÄVENTON In die weiteren Planungsüberlegungen sollen Belange der Städtebaulichen Kriminalprävention (SKP) einfließen. Die Art, wie Gebäude, öffentliche und halböffentliche Räume gestaltet und einander zugeordnet sind, hat Einfluss auf die tatsächliche Sicherheit und auf das Sicherheitsgefühl von Menschen. Durch baulich-räumliche Gestaltung können Tatgelegenheiten reduziert und das soziale Miteinander gestärkt werden. Die Zentralstelle für Prävention des Landeskriminalamtes nennt folgende wichtige Kriterien für der städtebaulichen Kriminalprävention57: - Belebtheit öffentlicher Räume und Attraktivität für unterschiedliche Nutzergruppen, - Übersichtlichkeit (Sichtachsen, überschaubares Grün, Transparenz),

57 Der Polizeipräsident in Berlin, Zentralstelle für Prävention - LKA Präv 1, Städtebauliche Kriminalprävention (SKP), E-Mail vom 20.01.2020 als Antwort auf Voranfrage.

60 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

- gute Orientierungsmöglichkeiten, - gute Beleuchtung, - Barrierefreiheit, - klare Funktionszuweisungen und Zonierungen, - Vandalismusprävention, - Gepflegtheit und ausreichende Ordnungssysteme (Abfall, Fahrradstellplätze etc.), - Partizipation und Identifikation. Die Belange sind im weiteren Bebauungsplanverfahren zu berücksichtigen.

ÜBERNAHME DES STÄDTEBAULICHEN STRUKTURKONZEPTES IN DEN RAHMENPLAN SIEMENSSTADT 2.0 Der Rahmenplan Siemensstadt 2.0 übersetzt die Inhalte des städtebaulichen Strukturkonzeptes in eine abstrahierende Darstellung und dient der mittel- und langfristigen Zielsicherung für das Gesamtgebiet bis voraussichtlich 2035. In den Rahmenplan werden die modularen Baufeldstrukturen, die stadträumlichen Freiräume sowie die Grünanlage aus dem Strukturkonzept übernommen. Hochpunkte sowie Gestaltungsschwerpunkte werden im Plan gekennzeichnet. Entsprechend der zukünftig geplanten Nutzung werden Cluster aus Nutzungsarten gebildet und diese den Baufeldern zugeordnet, ohne eine direkte Ableitung aus den Nutzungsarten der Baunutzungsverordnung darzustellen. Die Kenngrößen der städtebaulichen Dichte werden im Plan für jedes Teilareal angegeben. Standorte der Gemeinbedarfsnutzungen (Kindertagesstätte, Schule mit Sportplatz und Feuerwehr) werden durch entsprechende Symbole markiert. Die Standorte der Kindertagesstätten sind noch nicht lagegenau und werden im weiteren Verfahren vertiefend betrachtet. Die Nachbarschaft von störempfindlichen Nutzungen zu stark frequentierten Verkehrsanlagen oder industriellen Nutzungen löst Schallkonflikte mit den geplanten Nutzungen aus, die nach gutachterlicher Voruntersuchung zwar grundsätzlich gelöst werden können, im weiteren Verfahren jedoch näher betrachtet werden sollen. Auch das Erfordernis eines schallrobusten Städtebaus wird daher durch eine Signatur kenntlich gemacht. Der Rahmenplan macht auch Aussagen über wesentliche Wegebeziehungen, die hergestellt werden sollen sowie Angaben zur Erschließung durch öffentlichen Nahverkehr sowie zum motorisierten Individualverkehr. Detaillierte Aussagen zur Erschließung werden in einem begleitenden Erschließungsplan dargestellt. Bei der Fortschreibung des Rahmenplans werden nach Bedarf weitere Fachplane erstellt werden. Inwieweit nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt durch die Realisierung der Planung zu erwarten sind, wird im weiteren Verfahren im Umweltbericht aufgezeigt.

4.3.2 Freiraum Der Entwurf von Ortner & Ortner und den Landschaftsarchitekten capatti staubach Urbane Landschaften sieht für das Plangebiet eine differenzierte Freiraumstruktur mit klar identifizierbaren öffentlichen Räumen vor, die sowohl miteinander als auch mit dem angrenzenden Siedlungs- und Landschaftsraum vernetzt sind. Das Verständnis der öffentlichen Freiräume wandelt sich von ehemals funktional klar abgrenzbaren Verkehrsräumen und Grünanlagen hin zu einem multicodierten Stadtraum. Die Freiraumkorridore und öffentlichen Plätze sollen Orte des Austausches, der Erholung, Werkstätten und Ausstellungsraum werden und dienen zudem der Erschließung der Quartiere.

61 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Abbildung 14 Siemensstadt 2.0 – Darstellung der Grünvernetzung mit dem Umfeld.

Gestaltprägend sind ein Freiraumkorridor entlang des Bahndamms mit angegliedertem zentralen Park sowie der im Quartier C liegende Freiraumkorridor in Ost-West-Richtung mit einer Abfolge von Freiräumen unterschiedlicher Qualität. Grüne Fugen verbinden sowohl die beiden zentralen Freiraumelemente als auch das Quartier mit dem umliegenden Siedlungs- und Landschaftsräumen des Spandauer Westens. Planungsrelevante Maßnahmen des ökologischen Gesamtkonzeptes sind insbesondere die Prozesshaftigkeit, die Biodiversität, die Betrachtung der Ökosystemleistungen und das Regelwerk Freiraum. Die Freiräume der Siemensstadt 2.0 sollen nicht statisch oder restriktiv, sondern flexibel und multicodiert, mit hoher räumlicher Nutzungsdichte und urbaner Effizienz geplant werden. Standortgerechte und anpassungsfähige Pflanzen sollen dazu beitragen, eine Lebensgrundlage für vielfältige einheimische Tierarten zu bieten. Die möglichst weitgehende Erhaltung und die Ergänzung bestehender Naturräume dient zudem der Verbesserung des Mikroklimas und kann auch der Erzeugung von Nahrung dienen. Sowohl bei Planung und Bau als auch der Nutzung der Freiräume sollen ausschließlich ressourcenschonende und nachhaltige Materialien verwendet und wiederverwendet werden.

62 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

BAUSTEINE DES FREIRAUMVERBUNDS

Freiraumkorridor Bahndamm Rückgrat des von Nord-West nach Süd-Ost ausgerichteten Korridors ist eine Fuß- und Radwegeverbindung, die perspektivisch in nördlicher Richtung bis an den künftigen S- Bahn-Halt-Gartenfeld herangeführt werden soll. Von dort kommend zweigen in südlicher Richtung private und öffentliche Freiräume ab: Zunächst eine im Areal A gelegene ca. 800 m² große öffentliche Grünfläche mit Kinderspielplatz sowie ein zwischen Paulsternstraße und Bahndamm gelegener Streifen, der zwischen Produktionsfläche und dem Wohnquartier liegt. Es wird geprüft, inwieweit dieser Bereich als ökologische Ausgleichsfläche von ca. 5.500 m² infrage kommt. Es folgen der öffentliche zentrale Park und weiter südlich der Freiraum des „Schulcampus“. Der „Eingangsplatz“ verbindet den Freiraumkorridor Bahndamm mit dem Ost-West-Korridor.

Freiraumkorridor „Ost-West-Korridor“

Abbildung 15 Siemensstadt 2.0 – Auszug aus dem städtebaulichen Strukturkonzept mit Darstellung des „Ost-West-Korridors“

Der Ost-West-Korridor ist eine Abfolge öffentlicher Freiräume unterschiedlicher Thematik und Größe, die durch raumbildende Gehölz- und Grünstrukturen miteinander verwoben sind. Die beiden Pocket-Parks im Westen, das „Reservoir“ und der „Campushain“, sind in ruhigerer Quartierslage Orte für die wohnungsnahe Erholung, Spiel und Mittagspause. Perspektivisch soll dieser Freiraumkorridor in westlicher Richtung bis zur Paulsternstraße verlängert werden. Das „Reservoir“ macht durch Topografie, Oberflächen und Vegetation die temporäre Überflutung durch Regenwasser erlebbar und dient der Flächenentwässerung. Im „Campushain“ werden die steigenden Temperaturen, der Klimawandel und CO2-Baum-

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Speicher thematisiert. Ein wohnungsnaher Kleinkinderspielplatz ist in die Grünfläche integriert. Der „Stadtplatz“ bildet das Zentrum des neuen Quartiers. Er ist multifunktional nutzbar und bietet Raum für Veranstaltungen und soziale Interaktion der Quartiersnutzenden. Es ist beabsichtigt, unter dem Stadtplatz eine Zisterne zu platzieren, welche als Puffer während Starkregenereignissen und als Wasserreservoir während Dürreperioden dient sowie mittels Fontänen zur Bespielung und Kühlung des Stadtraumes beitragen soll. Entlang der nördlichen Fassade der Schaltwerkhalle befindet sich ein langgestreckter Boulevard, der „Siemens-Strip“. Der Boulevard soll durch die Bepflanzung mit Gehölzen aus unterschiedlichen Klimazonen der Siemensstandorte weltweit zu einem Stadtbaumversuchsfeld werden- die „Allee der 1.000 Bäume“ bildet einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität. Die Entwässerung der Fläche und Bewässerung der Pflanzungen soll nach Möglichkeit durch Baumrigolen gewährleistet werden Der „Eingangsplatz“ bildet den Auftakt für alle Besucher und Anwohner die über die neue S-Bahnverbindung anreisen. Auf dem Platz sollen drei großkronige Bestandsbäume erhalten werden. Zusätzlich wird es weitere Baumneupflanzungen geben, die Schatten spenden und für ein angenehmes Mikroklima sorgen. Es gibt Überlegungen, unter dem „Eingangsplatz“ ebenfalls eine Zisterne zu installieren, welche wie beim „Stadtplatz“ die Klimaanpassungsfähigkeit des Quartiers erhöhen kann.

Zentrale Parkanlage

Grün- und Freiflächen ca. 3.700 m²

Abbildung 16 Siemensstadt 2.0 – Auszug aus dem städtebaulichen Strukturkonzept mit Darstellung der Zentralen Parkanlage

Im Süden und Westen der zentral gelegenen Parkanlage erstrecken sich weitläufige Wiesen und Rasenflächen, die zum Verweilen und Bewegen einladen. In der Mitte des Parks befindet sich der zentrale Spielplatz der Siemensstadt 2.0 mit vielfältigen Spielangeboten für Kinder und Jugendliche. Der Bahndamm und begrünte Fassaden der Industriesilhouetten sowie der Gebäude am südlichen Rand bilden den Rahmen dieses öffentlichen Freiraumes. Auch das derzeit gewerblich genutzte Grundstück am Bahndamm, das sich in privatem Eigentum Dritter befindet, soll perspektivisch als öffentliche Grünfläche umgestaltet und in die Parkanlage integriert werden.

64 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Dezentrale Pocket-Parks Für die Bewohner im Areal A ist der „Anger“, ein zentraler ca. 1.400 m² großer öffentlicher Platz mit hoher Aufenthaltsqualität, der von Gebäuden mit Nahversorgungsangeboten im Erdgeschoss gesäumt wird. Im Areal C soll die den Schaltwerkhallen und dem Schaltwerkhochhaus vorgelagerte Freifläche an der Nonnendammallee, repräsentativ als „Energiepark“ gestaltet werden und sowohl dem Aufenthalt als auch der Durchwegung zum „Siemens-Strip“ dienen. Als zentrales Herzstück im Areal D bietet der „Dynamopark“ einen grünen Rückzugsort. Inmitten der umliegenden Gewerbe- und Forschungseinrichtungen dient dieser Freiraum sowohl der arbeitsplatznahen Erholung als auch zur Flächenentwässerung und Regenwasserrückhaltung. An den Quartierseingängen mit markanten Hochpunkten werden Freiräume als kleine „Auftaktplätze“ ausgebildet. Sie verankern das Plangebiet mit der Umgebung und sind insbesondere arbeitsplatznahe Treff- und Orientierungspunkte mit der Möglichkeit zur Ansiedlung von Gastronomie und Nahversorgung.

Grüne Fugen Bedeutsam für den Freiraumverbund sind die grünen Fugen in Form von Grünverbindungen im Verkehrsraum und stadträumliche Grünverbindungen. Sie vernetzen die Freiräume im Plangebiet untereinander und mit dem angrenzenden Stadt- und Landschaftsraum. In Ost- West-Richtung ist dies insbesondere die Anbindung des Areals A an die Gartenfelder Straße und den Siedlungsbereich Haselhorst. Weiter südlich binden sie den Siemensparks 2.0 in westlicher Richtung über die Paulsternstraße an das dortige neue Wohnquartier und in östlicher Richtung über die Straße Am Schaltwerk an den Wilhelm-von-Siemens-Park, das Sport- und Freizeitzentrum und das Wohnquartier Siemensstadt an. In Nord-Süd- Richtung erfolgt die Vernetzung des zentralen öffentlichen Parks mit dem Ost-West- Korridor und im weiteren Verlauf mit dem Areal D und dem südlich gelegenen Naturraum Faule Spree.

Habitatflächen Ziel der Masterplanung ist es, vorhandene Habitatflächen in ihrem Bestand zu erhalten und zu ergänzen. Die Auswirkungen der städtebaulichen Planung auf vorhandene Habitate wurde bereits zu einem frühen Zeitpunkt untersucht und das Ergebnis der artenschutzrechtlichen Voruntersuchung bei der Freiraumplanung berücksichtigt. Für mögliche Habitat- und Ausgleichsflächen werden Standorte in Randlage der Areale gewählt, da dort die Nutzungsintensität und der damit verbundene Störgrad entsprechend geringer sind. Artenschutzrechtliche Empfehlungen wurden berücksichtigt, indem Ersatzhabitate für planungsrelevante Brutvogelarten mit weiteren Grünflächen verzahnt und das Ersatzhabitat für Zauneidechsen an den Lebensraum Bahndamm angebunden werden. Auch die Dachflächen wurden auf ihre Eignung hin gutachterlich geprüft. Im Ergebnis ist jedoch davon auszugehen, dass die Flächen auf Gebäuden unter 25m Höhe aufgrund ihrer geringen Größe und der Nutzungskonkurrenz für Ersatzhabitate überwiegend nicht geeignet sein werden.

Im Freiflächenkonzept wurden bereits Ergebnisse der artenschutzrechtlichen Voruntersuchung berücksichtigt, um Flächennutzungen im Sinne des Ausgleichs und Ersatzes zu identifizieren und ggf. zu integrieren. Eine integrale Betrachtung und Bezugsetzung der verschiedenen Fachbelange und Anforderungen an die Freiflächen steht allerdings noch aus. In einem ersten Ansatz werden folgende öffentliche und private Flächen als Ausgleich für den Verlust von Habitaten im Plangebiet vorgeschlagen

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- ca. 1,1 ha in Areal A - ca. 3,3 ha in Areal C - ca. 0,5 ha in Areal D Das gutachterlich angesetzte Flächenverhältnis Eingriff zu Ausgleich beträgt dabei 1:1. Über die Plangebiet verorteten Flächen für Ersatzhabitate hinaus verbleibt nach derzeitigem Untersuchungsstand ein Bedarf von ca. 2,6 ha externen Ausgleichsflächen. Die Flächenbereitstellung über den Kompensationsflächenpool des Bezirks Spandau soll geprüft werden. Durch die Integration von Habitat- und Ausgleichsflächen auf öffentlichen und privaten Flächen im gesamten Planungsgebiet soll der bestehende Biotopverbund im Bezirk Spandau ergänzt und dauerhaft gesichert werden.

Dachflächen Als ruhiger Rückzugsort bieten die Dachflächen abseits des lauten Stadttreibens der Straßenebene Raum für attraktive und vielseitige Nutzungsmöglichkeiten. Multicodierte Aufenthaltsflächen, Flächen für energiegewinnende Solaranlagen sowie Anbauflächen für „Urban Gardening“ können dort entstehen. Durch den Klimawandel und die zunehmende Verdichtung heizen sich Städte immer stärker auf. Begrünte Dächer kühlen die Luft ab und feuchten sie an. Zudem wird die Luft durch Pflanzen verbessert, denn sie binden CO2, Staub und andere Schadstoffe. Ein erhöhter Anteil an Grünflächen auf den Dächern trägt somit zur Verbesserung des Mikroklimas bei und schafft darüber hinaus den erforderlichen Puffer für die Regenrückhaltung.

VERSORGUNG DER BEWOHNER MIT GRÜN- UND FREIFLÄCHEN

Wohnungsnahe Grün- und Freiflächen Im Geltungsbereich sind zur Versorgung zukünftiger Einwohner für die Erholung nutzbare wohnungsnahe öffentliche Grün- und Freiflächen zu sichern. Die bei Realisierung der Masterplanung erzeugten Bedarfe wurden im Freiraumkonzept ermittelt und überprüft. Aus dem Strukturkonzept lässt sich eine Gesamtgeschossfläche von ca. 275.000 m² für Wohnen ableiten. Das Landschaftsprogramm Berlin gibt einen Richtwert von 6 m² wohnungsnaher Grün- und Freifläche je Einwohner vor. Bei einer überschlägig ermittelten Zahl von ca. 2.750 Wohneinheiten und den damit zu erwartenden ca. 5.500 Einwohnern sind im Plangebiet 3,3 ha wohnungsnahe öffentliche Grün- und Freiflächen zu schaffen. Bei der Ermittlung der zur Verfügung stehenden für die Erholung geeigneten Grün- und Freiflächen muss berücksichtigt werden, dass über das im Bereich des zentralen Parks gelegene private rd. 7.300 m² große Gewerbegrundstück derzeit nicht frei verfügt werden kann. Jedoch wird das Ziel verfolgt perspektivisch eine zusammenhängende Parkanlage zu schaffen und das Gewerbegrundstück zum Bestandteil der zentralen Parkanlage zu machen. Der Nachweis der wohnungsnahen Grün- und Freiflächen wird im weiteren Verfahren erbracht. Unter Berücksichtigung der im Landschaftsprogramm vorgegebenen Erreichbarkeit in einer Entfernung von 500m wird unter anderem die Eignung der folgenden Grün- und Freiflächen geprüft:

- der zentrale Park mit einer Größe von ca. 2 ha (perspektivisch 2,72 ha), einschließlich einer nutzbaren Spielplatzfläche von ca. 4.500 m², kann der Versorgung der künftigen Bewohner der Areale A und C dienen, - der Ost-West-Korridor mit seiner Abfolge von Plätzen, Grünanlagen und Boulevards und einer Gesamtfläche von ca. 1,87 ha, einschließlich einer nutzbaren Spielplatzfläche von ca. 420 m², kann ergänzend zur Versorgung der künftigen Bewohner des Areals C dienen

66 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

- die südlich der Schaltwerkhalle an der Nonnendammallee gelegene Grünfläche („Energiepark“) für Sport und Bewegung mit einer Fläche von ca. 1ha, kann der zur Versorgung der künftigen Bewohner des Areals C dienen Die Masterplanung sieht weitere separat gelegene öffentliche Grün- und Freiflächen in den Arealen A und D vor, die jedoch kleiner als 0,5 ha sind und somit nicht den Vorgaben des Landschaftsprogramms an die Erholungseignung entsprechen.

Siedlungsnahe Grün- und Freiflächen Zur ausreichenden Versorgung der Bevölkerung mit siedlungsnahen Grün- und Freiflächen gibt das Landschaftsprogramm Berlin einen Richtwert von 7 m²/EW vor. Die Masterplanung ermöglicht die Errichtung von ca. 2.750 Wohneinheiten. Wird die zu erwartende Einwohnerzahl von ca. 5.500 EW der Bedarfsermittlung zugrunde gelegt, so werden zur Versorgung der Bevölkerung im Plangebiet ca. 3,85 ha siedlungsnahe Grün- und Freiflächen benötigt. Im Einzugsbereich von maximal 1.500 m² liegen am Rohrdamm ausreichend große siedlungsnahe Grün- und Freiflächen. Dies sind der ortsbildprägende Wilhelm-von- Siemens-Park mit angrenzendem Volkspark Jungfernheide östlich des Rohrdamms sowie das Sport- und Freizeitzentrum Siemensstadt westlich des Rohrdamms. Gemäß Zielsetzung des Landschaftsprogramms Berlin sind diese Bereiche unter Beachtung der dort definierten Mindestanforderungen zu entwickeln und zu qualifizieren. Die stadträumliche Vernetzung mit diesen Erholungsräumen erfolgt sowohl über die Straße am Schaltwerk als auch über den geplanten Eingangsplatz und den dort anknüpfenden Wegebeziehungen. Eine entsprechende qualitative und quantitativ hochwertige Anbindung, insbesondere im Zuge der Straße am Schaltwerk muss dabei sichergestellt werden. Perspektivisch soll zudem durch die geplante Fortführung der Wegebeziehung entlang des Bahndamms in nördliche Richtung, über den zu reaktivierenden S-Bahnhof Gartenfeld, bis zum Saatwinkler-Damm eine attraktive stadträumliche Vernetzung mit dem Grünzug entlang des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanales entstehen.

Öffentliche Kinderspielplätze Das Freiraumkonzept sieht die entsprechenden Flächen zur Deckung des Bedarfes an öffentlichen Kinderspielplätzen vor. Bei der Standortwahl wurden folgende gesetzliche Anforderungen berücksichtigt: gefahrlose Erreichbarkeit, Erkennbarkeit, Anbindung an öffentliche Wege / Grünflächen, Standort ohne Einfluss von schädlichen Emissionen und Gefahrenquellen. Die Standortkriterien der Ausführungsverordnung zu § 8 Abs. 2 und 3 des Kinderspielplatzgesetzes sind bei der konkreten Vorhabenplanung zu beachten. Ausgehend von der prognostizierten Zahl zukünftiger Einwohner ergibt sich ein Bedarf von 5.500 m² nutzbarer Spielplatzfläche (1 m²/EW Richtwert gemäß Kinderspielplatzgesetzt). Liegt die Spielplatzfläche nicht eingebettet in einer Grünanlage, ist die Fläche für eine Rahmenbepflanzung von 0,5 m²/EW hinzuzurechnen. Die Mindestgrößen öffentlicher Spielplätze betragen laut Kinderspielplatzgesetz (§ 8 Abs. 1) für Kleinkinderspielplätze 150 m², für allgemeine Spielplätze 2.000 m² und für pädagogisch betreute Spielplätze 4.000 m² nutzbare Spielfläche. Das Freiraumkonzept sieht insgesamt drei Spielplatzflächen unterschiedlicher Größe und Thematik vor. Die nutzbaren Spielplatzflächen betragen: - ca. 4.500 m² im Areal C im der zentralen öffentlichen Parkanlage integriert,

- ca. 800 m² im Areal A in der öffentlichen Grünfläche integriert,

- ca. 420 m² im Areal C in der öffentlichen Grünfläche im „Campushain“ des Ost-West- Korridors integriert.

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Die geplante Spielplatzfläche im zentralen Park erfüllt die Größenanforderung des Kinderspielplatzgesetzes für Allgemeine Spielplätze, die beiden anderen Spielplatzflächen werden aufgrund ihrer geringeren Größe als Kleinkinderspielplätze anerkannt und dienen darüber hinaus aufgrund ihrer Wohnungsnähe der Bedarfsdeckung auch für ältere Kinder. Die Spielfläche im „Campushain“ erhöht zudem die Nutzungsvielfalt dieses zentral gelegenen Freiraums. Dem ermittelten Bedarf an ca. 5.500 m² nutzbarer öffentlicher Spielplatzflächen stehen bislang geplante ca. 5.700 m² nutzbare öffentliche Spielplatzfläche gegenüber.

Private Kinderspielplätze Zusätzlich zu den öffentlichen Spielplatzflächen sind gemäß Bauordnung Berlin private Kinderspielplätze auf den Baugrundstücken nachzuweisen und die erforderlichen Freiflächen hierfür rechtzeitig zu sichern. Die Planung von privaten Kinderspielplätzen ist nicht Inhalt des städtebaulichen Strukturkonzeptes, sondern wird im Zuge der jeweiligen Genehmigungsplanung erfolgen. Die im Strukturkonzept vorgesehene und aus dem Siegerentwurf abgeleitete hohe bauliche Dichte ermöglicht es jedoch, zusammenhängende private Freiräume im Innern der Baufelder zu schaffen und bei der weiteren Konkretisierung des städtebaulichen Entwurfes die vorgegebenen Flächenbedarfe zu sichern.

ÜBERNAHME DES FREIRAUMKONZEPTES IN DEN RAHMENPLAN Die Grün- und Freiflächen der Masterplanung werden in den Rahmenplan übernommen, um ausreichend Flächen für die Versorgung der Bewohner zu sichern. Sie werden entsprechend ihrer Ausformung als „Grünfläche“ oder „stadträumliche Freifläche“ dargestellt. Die den denkmalgeschützten Schaltwerkhallen und Schaltwerkhochhaus vorgelagerte Grünfläche „Energiepark“ an der Nonnendammallee wird ebenfalls als Grünfläche dargestellt. Aufgrund der frühen Planungsstufe werden die dem Freiflächenkonzept zu entnehmenden öffentlichen Spielplatzflächen im Rahmenplan als „Grünfläche“ oder „stadträumliche Freifläche“ dargestellt, jedoch nicht mit einem Symbol gekennzeichnet. Eine Unterscheidung in private und öffentliche ist in dieser Planungsstufe ebenfalls noch nicht erforderlich. Im weiteren Bebauungsplanverfahren sind die erforderlichen Grün- und Freiflächen einschließlich öffentlicher Spielplatzflächen sowie die erforderlichen Ausgleichsflächen einschließlich entsprechender Maßnahmen planungsrechtlich zu sichern.

4.3.3 Mobilität Die Mobilität der Siemensstadt 2.0 wird zukunftsfähig ausgerichtet. Perspektivisch werden Bewohner, Beschäftigte, Besucher und Kunden die überkommenen privaten Fortbewegungsmittel immer weniger nutzen und stattdessen auf die vielfältigen und neuen gemeinschaftsorientierten und digital vernetzten Mobilitätsangebote zur Fortbewegung zurückgreifen. Die Stadt wird zunehmend autofrei und der Umweltverbund (Zufußgehende, Radfahrende und der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV)) erhält den Vorrang. Bislang getrennte Einzelsysteme entwickeln sich durch digitale Vernetzung, unter Wahrung des Datenschutzes, zu integrierten Mobilitätsangeboten und bieten eine neue „Mobilität auf Bestellung“ (on demand) für Alle. Die intermodale Mobilität, d. h. der Wechsel der Verkehrsmittel auf dem Weg zum Ziel, wird zuverlässig verfügbar sein. Die Menschen teilen sich nicht nur den Verkehrsraum („shared space“), sondern zunehmend auch die verschiedenen Verkehrsmittel (z. B. car-sharing). Alle Planungen und Maßnahmen berücksichtigen die Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Menschen. Bis zum Erreichen dieser Zielmarken muss der öffentliche Raum geeignet sein, die notwendigen Verkehre entsprechend der geltenden Normen aufzunehmen.

68 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Im Mobilitätskonzept für die Siemensstadt 2.0 wird mit Blick auf diese Zielvorgaben überprüft und bestätigt, dass für die Abwicklung des fließenden Verkehrs, für Maßnahmen der Begrünung und Versickerung sowie für die Berücksichtigung der Ansprüche der übrigen Straßenraumnutzungen grundsätzlich ausreichende Breiten und Flächen zur Verfügung stehen und auch die Anbindung an bestehende Netze gewährleistet wird. Bei der Masterplanung wurden die Vorgaben des Berliner Mobilitätsgesetzes sowie die planerischen Inhalte des StEP Verkehr und des Integrierten Wirtschaftsverkehrskonzeptes (IVWK) berücksichtigt.

Abbildung 17 Siemensstadt 2.0 – Verkehrliche Einbindung ins Quartier

Entsprechend des sich mittelfristig verändernden Modal Splits, d. h. der Verteilung der Anteile des Transportaufkommens vom motorisierten Individualverkehr auf den Umweltverbund, und der damit veränderten Raumbedarfe, sind perspektivisch auch weitere Begrünungen oder Entsieglungen möglich. Planungsrelevante Maßnahmen des ökologischen Gesamtkonzeptes sind die „Entwicklung einer mobilitätsflexiblen Stadt“ sowie von „Räumen für Menschen“. Der geplante Stadtgrundriss mit seiner Abfolge von Korridoren und Plätzen ist flexibel nutzbar und anpassungsfähig an die sich verändernden Mobilitätsbedarfe. Der urbane Freiraum verfügt über multicodierte Flächen und auch die geplanten Quartiersgaragen einschließlich Mobilitäts- und Logistik-HUBs sind in ihren Flächenzuweisungen und Nutzungen flexibel. Der Straßen und Platzraum dient nicht mehr allein der Verkehrsabwicklung, sondern vielmehr dem Aufenthalt, der Kommunikation und der Erholung. „Langsamverkehre“, d. h.

69 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

durch Muskelkraft angetriebene Fortbewegungsarten, und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer bestimmen das Tempo des Transportes. Durch die Nutzungsmischung, Gestaltung und Ausstattung der öffentlichen Straßen- und Platzräume wird eine Umgebung geschaffen, die allen Menschen Mobilität ermöglicht und ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität bietet. Eine weitere Maßnahme ist die Stärkung der Nahmobilität, die zum einen durch die Standortwahl einschließlich Berücksichtigung der Zugänglichkeit zu vorhandenen Stationen der bestehenden ÖPNV-Netze und zum anderen durch die optimierte Ausnutzung des Umweltverbundes durch flächensparende Dichten, Nutzungsmischung und stadträumliche und quartiersbezogene Wegebeziehungen erzielt wird. Die Nahmobilität wird zudem durch ein Bündel betriebsbezogener Maßnahmen gefördert, die in der Masterplanung aufgezeigt werden und bei der Umsetzung des Bebauungsplanes und dem späteren Betrieb berücksichtigt werden sollten. Die erforderlichen Räume und Trassen werden bereits in der Anlage des Stadtgrundrisses bereitgehalten und sind entsprechend der Konkretisierung des Entwurfes im weiteren Planverfahren planungsrechtlich zu sichern.

BAUSTEINE DES MOBILITÄTSKONZEPTES Stadträumliche Verbindungen Die Siemensstadt 2.0, mit Ausnahme der Produktionsflächen, wird für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein und funktionale Zusammenhänge zur Nachbarschaft schaffen, so dass ein attraktives Stadtquartier entsteht. Zudem wird das Quartierszentrum in östlicher Richtung über die zentral gelegene neue Parkfläche und die Straße am Schaltwerk mit dem östlich gelegenen Wohngebiet Siemensstadt und dem dortigen Wilhelm-von-Siemens-Park sowie dem Sport- und Freizeitzentrum verbunden. In westlicher Richtung werden zunächst zwei stadträumliche Verbindungen geschaffen: vom nördlichen Wohngebiet über die Gartenfelder Straße zum Ortsteil Haselhorst sowie in Verlängerung der Straße am Schaltwerk, die Produktionsfläche Nord querend, bis zum Wohnquartier westlich der Paulsternstraße. Perspektivisch soll in westlicher Richtung von der öffentlichen Freifläche „Reservoir“ des Quartierszentrums aus das derzeitige Areal des Freizeit- und Fachmarktzentrums „Siemensstadt“ Ecke Paulsternstraße/Nonnendammallee angebunden werden. Bereits bei den Erläuterungen zum Freiraumkonzept wurde aufgezeigt, dass parallel zur S- Bahn-Trasse eine Fuß-Radwege-Verbindung geführt wird, die die künftigen S-Bahnhalte und die angrenzenden Siedlungsräume mit der Siemensstadt 2.0 verbindet. Die geplante Radwegeführung bindet an den vorhandenen Radweg entlang der Nonnendammallee im Süden und perspektivisch auch an den Saatwinkler Damm im Norden an. Eine Vernetzung mit an den umgebenden Hauptverkehrsstraßen angelegten Radverkehrsanlagen und den geplanten Radschnellverbindung Nonnendammallee-Falkenseer Chaussee sowie Mitte- Tegel-Spandau kann somit gewährleistet werden.

70 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Das Plangebiet ist frei von Durchgangsverkehr, Ziel- und Quellverkehr sind Gäste im öffentlichen Stadtraum. Die Geschwindigkeit der Zufußgehenden und Radfahrenden ist Qualitätsmerkmal des Quartiers. Die Planung sieht daher zwei Kategorien von Verkehrsräumen vor: Hauptverkehrswege mit einer maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h und Nebenverkehrswege mit einer maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h. Die Breite des Straßenraumes beträgt in den „Quartiersstraßen“ 24 m, am „Siemens-Strip“ 35 m und im „Campushain“ und „Reservoir“ 46 m, eine Vielzahl von Straßenraumaufteilungen wird so grundsätzlich ermöglicht. Für eine ca. 10.000 m² große der Mobilität dienende öffentliche Freifläche sollen die Prinzipien des „Shared Space“ angewendet werden, d. h. der verträglichen Abbildung 18 Shared Space Verkehrsabwicklung und dem barrierefreien Miteinander aller Straßenraumnutzungen. Die vorgesehenen Straßen- und Platzräume sollen entsprechend den sich tageszeitlich, wochentäglich und jahreszeitlich verändernden Nutzungsansprüchen unterschiedlich betrieben werden können.

Wirtschaftsverkehr und Sonderverkehre Die verkehrliche Erschließung der bestehenden Produktionsflächen bleibt gewährleistet, insbesondere bleiben die derzeitigen Zu-/Ausfahrtsituationen für Schwerlastverkehr an vorhandenen Gebäuden erhalten. In der Produktionsfläche Nord muss die betriebsnotwendige Verbindung zwischen den beiden Bereichen Nord-Ost und BP auf absehbare Zeit zwingend erhalten werden. In der Produktionsfläche Nord ist von ca. 120 Lkw (> 7,5t) pro Tag auszugehen und in der Produktionsfläche Süd, südlich des Nonnendamms, von ca. 150 Lkw (> 7,5t) pro Tag. In Abhängigkeit von den betrieblichen Anforderungen ist perspektivisch auch die Anlieferung mittels Lasträdern und Frachtdrohnen denkbar. Die Fahrten der Wirtschafts- und Lieferverkehre, der Pflege- und Sozialdienste, der Ver- und Entsorgung, sowie der Feuerwehr, Sicherheits- und Rettungsdienste werden perspektivisch vernetzt, digital geleitet, erhalten Durchfahrt auf kurzem Wege und bei Bedarf vorreservierte Stellplätze.

Ruhender Verkehr Gemäß dem Mobilitätskonzept werden die Ruhenden Verkehre an den umliegenden Hauptverkehrsstraßen und somit den Randbereichen des Stadtquartiers in Parkhäusern aufgenommen. Im autoarmen Quartier der kurzen Wege sind diese Parkhäuser Schnittstellen der Mobilität (mobility-hubs), bieten ergänzende Dienstleistungen sowie Abstell- und Lagerflächen und sind barrierefrei fußläufig erreichbar. Die Masterplanung sieht aufgrund der umliegenden Nutzungen zudem im „Campushain“ die Anordnung eines Fahrradparkhauses und ergänzende fahrradspezifische Nutzungen und Dienstleistungen vor.

71 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Abbildung 19 Begleitplan zum Rahmenplan Verkehrserschließung Individual- und Wirtschaftsverkehr .

ÖPNV Ein leistungsfähiger, bedarfsorientierter öffentlicher Personenverkehr ist eine Grundvoraussetzung für den angestrebten Wandel des Mobilitätsverhaltens. Durch die geplante Aktivierung der Siemensbahn mit der geplanten Wiederinbetriebnahme der S- Bahnhöfe Siemensstadt und Gartenfeld wird das Plangebiet an Gartenfeld sowie den Hauptbahnhof und den Flughafen BER angebunden. An der Nonnendammallee liegen in den Kreuzungsbereichen mit der Paulsternstraße sowie dem Rohrdamm die U-Bahn- Stationen der Linie U7 (Rathaus Spandau – ), das Ortsteilzentrum Siemensstadt ist nur eine U-Bahnstation vom Geltungsbereich entfernt. Ein umlaufendes Bus-Liniennetz sowie ein geplanter Halt am „Siemenspark 2.0“ im Quartierszentrum vervollständigen das Angebot. Alle Siedlungsflächen liegen in einen Abstand von max. 400 m um die Haltestellen des ÖPNV. Radverkehr Das gesamte Stadtquartier ist in besonderer Weise fahrradfreundlich. Ausreichende und anforderungsgerechte Fahrradabstellmöglichkeiten sind im öffentlichen Straßenraum besonders an den Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs und in den Erdgeschossen der Gebäude sowie in Form von Fahrradparkhäusern mit integrierten fahrradspezifischen Serviceleistungen zu errichten. Die Masterplanung beschreibt die entsprechenden betriebsbezogenen Maßnahmen, die bei der Umsetzung des Bebauungsplanes und dem späteren Betrieb berücksichtigt werden sollen.

Durchwegung Die Areale A und C werden durch Wegeverbindungen für Fuß- und Radverkehr miteinander verknüpft, ohne die betrieblichen Abläufe auf den Industrieflächen zu beeinträchtigen. Das Strukturkonzept sieht zudem durchlässige Baublöcke vor, die durch ein engmaschiges Verbindungsnetz kurze Wege für Zufußgehende und auch Radfahrende ermöglichen.

72 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Abbildung 20 Begleitplan zum Rahmenplan Verkehrserschließung Rad- / Fußverkehr / ÖPNV .

ÜBERNAHME DES MOBILITÄTSKONZEPTES IN DEN RAHMENPLAN Im Rahmenplan werden die Grundzüge des Mobilitätskonzeptes übernommen. Dies sind zum einen die Darstellung der Stadträumlichen Verbindungen und Durchwegungen sowie die betriebsnotwendige Verbindung in der Produktionsfläche Nord, zum anderen werden die Haltepunkte der schienengebundenen Verkehrsträger durch entsprechende Symbole gekennzeichnet. Die Freiflächen im Plangebiet werden im Gegensatz zu den umliegenden Hauptverkehrsstraßen vollflächig farbig dargestellt. Im weiteren Bebauungsplanverfahren sind die erforderlichen Verkehrsflächen und ihre Zweckbestimmung, die Flächen für Garagen und Stellplätze mit ihren Einfahrten sowie ggf. erforderliche Geh- und Fahrrechte planungsrechtlich zu sichern. Die Erschließungsbegleitpläne zum Rahmenplan Siemensstadt 2.0 werden im Zuge der frühzeitigen Beteiligung ausgelegt (vgl. Abbildungen 19 und 20!).

4.4 Voruntersuchungen und Fachgutachten Parallel mit der Erarbeitung der Masterplanung wurden Voruntersuchungen zu den Belangen des Verkehrs, des Schallschutzes, des Biotop- und Artenschutzes, des Boden- und Grundwasserschutzes sowie des Denkmalschutzes durchgeführt und die Ergebnisse der Bestandserfassung und -bewertung, der daraus abgeleitete Bedarf vertiefender Untersuchungen sowie die mit den zuständigen Verwaltungen abgestimmte methodische Vorgehensweise in Berichtsform zusammengefasst. Die Fertigstellung aller erforderlichen umweltrelevanten Gutachten erfolgt im weiteren Bebauungsplanverfahren vor der Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 2 BauGB. Auch der Nachweis gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse, ein Konzept zur Bewirtschaftung und Entwässerung von Niederschlägen sowie Untersuchungen zur Verträglichkeit von Einzelhandelsnutzungen werden im weiteren Planverfahren geführt. Wichtig ist, dass zum Zeitpunkt des Abwägungsbeschlusses alle Informationen vorliegen müssen, die den Planführenden in die Lage versetzen, im Spannungsfeld zwischen planerischer Zurückhaltung und dem Grundsatz der Konfliktbewältigung, alle Belange

73 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

sachgerecht zu berücksichtigen und die erforderlichen Festsetzungen zur Konfliktbewältigung im Bebauungsplan zu treffen.

4.4.1 Verkehrlicher Beitrag zur frühzeitigen Beteiligung Die grundsätzliche Vorgehensweise der verkehrstechnischen Untersuchung58 im weiteren Bebauungsplanverfahren ist zwischen Berlin (SenUVK) und Siemens über das beauftragte Gutachterbüro, VCDB, abgestimmt. Es wurde festgelegt, dass im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung ein erster Ausblick auf den Planfall und damit auf die verkehrlichen Wirkungen des Vorhabens Siemensstadt 2.0 gegeben wird. Sowohl für den Analysezustand als auch für den Prognosehorizont werden die Wechselwirkungen mit den umliegenden Quartieren und übergeordneten Raumstrukturen unter Beachtung hinreichend konkreter geplanter Maßnahmen (städtebaulich wie infrastrukturell) verkehrlich bewertet. Bei der verkehrlichen Bewertung werden insbesondere die Inhalte des Berliner Mobilitätsgesetzes, des Stadtentwicklungskonzeptes Verkehr 2025 sowie des Nahverkehrsplans zugrunde gelegt.

Analysezustand Die beiden Entwicklungsflächen der Siemensstadt werden von der hoch belasteten Nonnendammallee begrenzt und verkehrlich geprägt. Bereits im Analysezustand werden die Knotenpunkte mit den Einmündungen der Nebenstraßen als hoch ausgelastet eingeschätzt. Auch auf der in die Nonnendammallee einmündende Achse der Paulsternstraße / Gartenfelder Straße sind im Analysezustand wenig Leistungsfähigkeitsreserven vorhanden. Die Entwicklung der Siemensstadt ist im Kontext ihrer verkehrlichen Auswirkungen auf diese bereits heute bestehenden begrenzten Möglichkeiten zu verstehen und im Erschließungssystem daraufhin abzustimmen.

Prognose-Nullfall Der Prognose-Nullfall als maßgebender Vergleichsfall betrachtet eine Entwicklung des Siemens-Areals unter Beachtung des derzeitigen Baurechtes, welches eine Verdichtung der jetzigen Bebauung und daraus resultierend zusätzliche Arbeitsplätze ermöglicht. Auch dieses methodische Vorgehen wurde mit den zuständigen Senatsverwaltungen (SenSW und SenUVK) abgestimmt. Zusätzliche verkehrliche Herausforderungen ergeben sich in der Betrachtung des Prognose-Nullfalls durch die erforderliche Berücksichtigung hinreichend konkreter und bereits in Umsetzung befindlicher Planungen. Zum einen führen Vorhaben in der direkten Nachbarschaft zu veränderten und erhöhten Verkehrsbelastungen (Entwicklungen im Gartenfeld und in Tegel), zum anderen haben ohnehin geplante Infrastrukturergänzungen (Verlängerung Paulsternstraße mit zusätzlicher Querung der „faulen Spree“) signifikante Wirkungen auf die Verkehrsströme im Untersuchungsgebiet. Demgegenüber werden die Rahmenbedingungen für den Umweltverbund durch verschiedene Vorhaben gestärkt (insbesondere die Reaktivierung der Siemensbahn, die Verdichtung des U-Bahn-Taktes der U7, die Anbindung an einen Radschnellweg in Ost-West-Richtung). Insgesamt ist davon auszugehen, dass der Verkehrszustand auf den das Untersuchungsgebiet umgebenden Straßen bereits im Prognose-Nullfall durch sehr wenige Kapazitätsreserven gekennzeichnet sein wird. Es besteht die Notwendigkeit, die Strukturen so zu entwickeln, dass die sich verbessernden Angebote des Umweltverbundes genutzt werden. Das zugrundeliegende Modell der „kompakten Stadt der kurzen Wege“ schafft die entsprechenden stadträumlichen und stadtstrukturellen Voraussetzungen.

58 Verkehrsconsult Dresden-Berlin GmbH (VCDB): Bebauungsplanverfahren 5-123, „Siemensstadt 2.0“ Berlin, verkehrlicher Beitrag zur frühzeitigen Beteiligung, Berlin, August 2020.

74 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Planfall Bei den weiteren Planungsüberlegungen ist zu beachten, dass trotz der prognostizierten Verbesserungen im Bereich des ÖPNV eine Teilfläche des Siemens-Areals ohne weitere Maßnahmen außerhalb der im Nahverkehrsplan hinterlegten Standards für Einzugsbereiche von Haltestellen liegt. Die Anbindung an den Radschnellweg ist derzeit noch nicht final abgestimmt, da die Lage des Radschnellweges noch unbekannt ist. Auch die Führung des Radschnellweges sollte in die Überlegungen zur Entwicklung des Quartieres einbezogen werden. Eine Herausforderung im Planfall wird daher sein, alle Teilflächen in das Netz des ÖPNV einzubinden sowie geeignete Strukturen im Areal für den Umweltverbund zu finden (hauptsächlich in Ost-West-Richtung) und für Fußgänger und Radfahrer die Verknüpfungen zu umliegenden Quartieren und Zielen sicherzustellen.

Ausblick Prognose-Planfall Es erfolgt noch keine detaillierte Gegenüberstellung der Erkenntnisse zum Prognose- Nullfall. Erste Tendenzen und wichtige Erkenntnisse zu den verkehrlichen Wirkungen des Vorhabens Siemensstadt 2.0 werden jedoch bereits im verkehrlichen Beitrag genannt.

- Da eine Verlagerung der Produktionsbereiche aus den Entwicklungsflächen in die Konsolidierungsflächen erfolgen soll, werden in der Modellberechnung jeweils die Hälfte des Verkehrsaufkommens dieser Flächenanteile zu dem ermittelten Verkehrsaufkommen für die verbleibenden Produktionsbereiche Nord und Süd aufaddiert. - Es wird davon ausgegangen, dass die Versorgungseinrichtungen hauptsächlich den Bedarf aus dem Gebiet decken, kleinteilige Nahversorger entwickeln jedoch unter Umständen auch Strahlkraft auf umliegende Quartiere. - Gegenüber der im Prognose-Nullfall zu berücksichtigen bisherigen industriellen Nutzung des Plangebietes ändern sich die Raumstrukturen und Nutzungen sowie das damit verbundene Verkehrsverhalten deutlich. Zeitliche Verlagerungen, flexiblere Reaktionen und eine stärkere Nutzung von Mikromobilität sind zu erwarten. Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass mit den ermittelten Strukturdaten des Planfalls eine Mobilitätsentwicklung möglich ist, welche die Nutzung des Umweltverbundes stärker in den Mittelpunkt stellt. Die in der Masterplanung angedachte Raumstruktur stützt eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung. Gegenüber dem Prognose-Nullfall kann eine marginale Entlastung im Kfz-Verkehr erwartet werden, so dass die Befunde zu den Qualitätskennwerten der Leistungsfähigkeit ähnlich sein werden. Für die weitere Planung werden aus verkehrsgutachterlicher Sicht folgende Empfehlungen ausgesprochen:

- Ausbau der offensichtlich vorhandenen Potenziale im öffentlichen Verkehr, - Stärkung des Umweltverbundes – insbesondere durch Vernetzung der beteiligten Verkehrssysteme (ÖPNV, Fuß- und Radverkehr), - Anbindung an den geplanten Radschnellweg, - Vernetzung mit umliegenden Quartieren an strategischen Stellen sichern. Verkehrsgutachten Das noch zu erstellende Verkehrsgutachten wird eine umfassende Analyse zu den Erschließungsqualitäten aller Verkehrsträger enthalten. Die in der Masterplanung hinterlegten sowie im weiteren Bebauungsplanverfahren konkretisierten verkehrsrelevanten Inhalte werden in das Gutachten übernommen und in einen Zustand überführt, der eine umfassende Bewertung des sich einstellenden Systems für alle Verkehrsarten zum Ziel hat. Die im verkehrlichen Beitrag zur frühzeitigen Beteiligung dargestellten Sachverhalte zum Analysezustand und Prognosenullfall bilden eine gute Basis für die vertiefende Untersuchung im Zuge der Erarbeitung des Verkehrsgutachtens.

75 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Aufgrund der zwischen Prognose-Nullfall und Planfall ermittelten Differenzen wird eine Bewertung der verkehrlichen Auswirkungen des Vorhabens Siemensstadt erfolgen. Die ermittelten Verkehrsbelastungswerte in Prognose-Nullfall und Planfall dienen dann als Grundlage für das im weiteren Verfahren zu erstellende Schallschutzgutachten.

ÜBERNAHME DER ERKENNTNISSE IN DEN RAHMENPLAN Die im Rahmenplan erfolgte symbolische Kennzeichnung der S-Bahnstationen und der U- Bahn-Zugänge würdigt das im verkehrlichen Beitrag aufgezeigte Erfordernis der Stärkung des Umweltverbundes. Das Erfordernis, die Vernetzung des Plangebiets mit umliegenden Quartieren an strategischen Stellen zu sichern, findet in der Darstellung „stadträumlicher Wegebeziehungen“ seine Entsprechung. Im weiteren Bebauungsplanverfahren werden die im Verkehrsgutachten zu konkretisierenden Verkehrsflächen und Maßnahmen der Abwägung unterzogen und entsprechend planungsrechtlich gesichert.

4.4.2 Schalltechnische Vorabuntersuchung In der schalltechnischen Vorabuntersuchung59 des beauftragten Gutachterbüros wird die methodische Herangehensweise sowie die zum derzeitigen Entwurfsstadium bereits erkennbaren Lärmkonflikte und deren Konfliktlösungsansätze beschrieben. Ziel ist es den Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse aus der Sicht des Lärmschutzes Rechnung zu tragen. Wie in Kap. I.2.10 aufgezeigt wirken auf das Plangebiet als Geräuscharten ein: - Gewerbelärm sowie - Straßen- und Schienenverkehrslärm. Anforderungen an die Planung aufgrund dieser beiden Geräuscharten werden im Folgenden näher erläutert.

Fluglärm Relevanter Fluglärm aus dem Betrieb des in der Nähe befindlichen Flughafens Tegel kann, aufgrund der bevorstehenden Schließung des Flughafens spätestens in der 2. Jahreshälfte 2021, ausgeschlossen werden. Für den Flughafen Berlin-Tegel wurde mit der Verordnung des Senats von Berlin vom 17.12.2019 (Verordnung über die Festsetzung des Lärmschutzbereichs für den Verkehrsflughafen Berlin-Tegel – FlugLärm TXLV Bln) entsprechend dem Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm ein Lärmschutzbereich festgesetzt. Vor dem Hintergrund, dass die Verordnung über die Festsetzung des Lärmschutzbereichs für den Verkehrsflughafen Berlin-Tegel an dem Tag außer Kraft tritt, an dem der Flughafenbetrieb durch Feststellung der für Verkehr zuständigen Senatsverwaltung vollständig und dauerhaft eingestellt ist und dass vom Eintreten dieses Sachverhalts spätestens im April 2021 auszugehen ist, hat der Senat in seiner Pressemitteilung vom 17.12.2019 jedoch folgendes mitgeteilt: „Der jetzt neu festgesetzte Lärmschutzbereich wird wieder aufgehoben, sobald die bestandskräftig beschiedene Schließung des Flughafens Berlin-Tegel wirksam wird. Hiervon ist spätestens im April 2021 auszugehen. Im Schutzbereich wird kein Bauverbot ausgesprochen, da eine Bezugsfertigkeit der Wohnungen erst nach dem Schließungstermin des Flughafens Berlin-Tegel anzunehmen ist und somit keine Immissionskonflikte zu erwarten sind.“

59 Müller-BBM GmbH: Bebauungsplan Siemens 2.0, Schalltechnische Vorabuntersuchung im Rahmen der frühzeitigen Trägerbeteiligung (Bericht Nr. M152246/01), Berlin, Stand 21.07.2020.

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Mit der Bezugsfertigkeit der im Plangebiet neu errichteten Wohnungen ist unter Berücksichtigung der Dauer der Baumaßnahmen planmäßig erst nach der Schließung des Flughafens Berlin-Tegel zu rechnen. Daher sind durch die Planungen im Geltungsbereich bezogen auf den Fluglärm keine neuen Immissionskonflikte zu erwarten. Im Bebauungsplan resultiert aus dem Fluglärm kein Erfordernis für weitergehende Regelungen.

Trennungsgrundsatz In Bezug auf die Auswirkungen der Planung auf schutzbedürftige Nutzungen innerhalb des Plangebiets kommen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass gesunde Wohnverhältnisse in Bezug auf Gewerbe- und Verkehrslärm in Teilbereichen der überbaubaren Grundstücksflächen ohne zusätzliche Maßnahmen zum Lärmschutz nicht gegeben sind, so dass Maßnahmen zur Lösung oder Minimierung der Problematik zu prüfen und ggf. festzusetzen sind. Im Rahmen der schalltechnischen Vorabuntersuchung findet die im Berliner Lärmleitfaden enthaltende Prüfkaskade Berücksichtigung (s. dort Kapitel V.3.1). Der Trennungsgrundsatz gemäß § 50 BImSchG verlangt, dass für eine bestimmte Nutzung vorgesehene Flächen einander so zugeordnet werden, dass schädliche Umwelteinwirkungen – insbesondere auf Wohngebiete – so weit wie möglich vermieden werden. Idealtypischer Weise würde man entlang einer Störungsquelle (z.B. eines Industriegebietes oder entlang einer lärmbelasteten Straße / S-Bahn-Strecke) Industrie- oder Gewerbegebiete ansiedeln. An diese würden sich gemischte Nutzungen (z.B. Mischgebiete, Kerngebiete) anschließen. Erst dann sollten Wohngebiete folgen. Durch diese Abfolge von Baugebieten erreicht man eine weitestgehend störungsfreie Nachbarschaft zwischen den einzelnen Gebieten. Relativiert wird der Trennungsgrundsatz durch das Gebot des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden, dem Vorrang der Innenentwicklung vor der Inanspruchnahme von Freiflächen in Außenbereichslagen, der effizienten Nutzung vorhandener Infrastruktur und Ressourcen, der Vermeidung unnötiger Verkehrsströme und dem städtebaulichen und stadtsoziologischen Ziel der räumlichen Nähe und Einheit von Wohnen, Arbeit und Freizeit. Hiernach kann es sinnvoll sein, dass auf die o.g. Abfolge von Baugebieten verzichtet wird. Würde man am Beispiel des vorliegenden Plangebietes uneingeschränkt dem Trennungsgrundsatz folgen, müsste das geplante allgemeine Wohngebiet in Areal A von des östlich des Plangebietes verlaufenden S-Bahn-Trasse sowie der südlich gelegenen Industrieflächen abrücken. Folglich müsste man zumindest teilweise eine gewerblich geprägte Nutzung ansiedeln. Eine Planung von Gewerbe würde allerdings dazu führen, dass diese dann an die dort bereits vorhandene Wohnbebauung heranrücken und die bereits vorliegende Gemengelage weiter verschärft. Auch der geplante Schulcampus wäre in direkter räumlicher Zuordnung zur S-Bahn-Trasse aufgrund der zu erwartenden Lärmbelastung unter Berücksichtigung des Trennungsgrundsatzes nicht realisierbar. Ferner entspräche die planungsrechtliche Sicherung von Gewerbeflächen an diesen exemplarisch genannten Standorten nicht den mit dem Siegerentwurf festgelegten Entwicklungszielen. Unter Berücksichtigung der angespannten Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt ist darüber hinaus die Sicherung von dringend benötigtem Wohnraum übergeordnetes Ziel der Planung. Aufgrund der begrenzten Flächenverfügbarkeit ist es besonders in Großstädten kaum möglich, die mit dem Trennungsgrundsatz beabsichtigte idealtypische Abfolge von Baugebieten einzuhalten. Insbesondere mit der beabsichtigten Konversion von Teilflächen des bislang industriell geprägten Standortes ist es nicht zu vermeiden, dass sensible Nutzungen an die vorhandenen Lärmquellen heranrücken. Dies ist jedoch vor dem Hintergrund einer verkehrsvermeidenden gesamtstädtischen Entwicklungsstrategie durch Nutzung gut erschlossener innerstädtischer Flächen unverzichtbar. Der Geltungsbereich ist an den ÖPNV angeschlossen, so dass auch weniger mobile Bevölkerungsgruppen den

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Geltungsbereich erreichen können. Hierdurch können gesamtstädtische Verkehrsströme vermieden werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die beabsichtigte Entwicklung als städtebaulich sinnvoll einzuschätzen ist, so dass für störsensible Nutzungen im Plangebiet anderweitige Maßnahmen zum Immissionsschutz getroffen werden sollen.

Gewerbelärm Auf der Grundlage der städtebaulichen Masterplanung konnte anhand des städtebaulichen Strukturkonzeptes gezeigt werden, dass gesunde Wohnverhältnisse im Nebeneinander zu den Industrieflächen herstellbar sind. Zur Beurteilung der Gewerbelärmbelastung ist die TA Lärm maßgeblich. Folgende methodische Vorgehensweise wurde mit den zuständigen Fachbehörden abgestimmt: 1. Ein über Jahrzehnte gewachsenes Nebeneinander von Produktionsflächen und Wohnnutzungen ist entstanden, so dass von einer Gemengelage i. S. d. Nr. 6.7 TA Lärm ausgegangen wird. 2. Bei der Ermittlung der Geräuschemissionen aus den Produktionsflächen wird vom genehmigungsrechtlich zulässigen 3-Schichtbetrieb ausgegangen, nicht von den heute realen Betriebsvorgängen (Lieferverkehre, Ladetätigkeiten, Gabelstaplerfahrten, Pkw- Stellplätze, etc.). Dabei wird vorausgesetzt, dass die Produktionsbetriebe alle technischen und betrieblichen Möglichkeiten nutzen, emissionsarm zu produzieren. 3. Freiwerdende Geräuschanteile aufgrund des Rückzugs der Produktion aus den Entwicklungsbereichen in die Konsolidierungsflächen werden diesen Konsolidierungsflächen zugeschlagen. Dabei bleibt die Geräuschbelastung der Anwohner unverändert oder wird sogar gemindert. 4. Lärm der heute sensiblen Nutzungen zugemutet wird, wird auch den neu geplanten sensiblen Nutzungen zugemutet. Die Obergrenze der zumutbaren Geräuschemissionen aus den Produktionsflächen ergeben sich aus einer Zwischenwertbildung i. S. d. TA Lärm. 5. Werden bei einer Wohnbebauung die Immissionsgrenzwerte für Mischgebiete eingehalten, ist davon auszugehen, dass die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewahrt bleiben. Örtliche Gegebenheiten: Das Plangebiet wird derzeit entsprechend betrieblicher Genehmigungen industriell genutzt. Es kann von einer Einhaltung des Immissionsrichtwertes für den Tag an den umliegenden bestehenden schutzbedürftigen Wohnnutzungen ausgegangen werden, dies ist jedoch zur Nachtzeit nicht der Fall. Der Standardwert der TA Lärm (40 dB (A)) wird nicht eingehalten. Zur Nachtzeit ist von Geräuschbelastungen bis zu 45 dB(A) auszugehen. Diese Obergrenze ist aufgrund einer vorhandenen größtmöglichen gegenseitigen Rücksichtnahme im Sinne der TA Lärm aufgrund der Gemengelage noch als zumutbar anzusehen.

Auswirkung der Planung – Lösungsmöglichkeiten: Aus Sicht des Schallschutzes wird ein Planerfordernis für die Produktionsflächen Nord und Süd gesehen. Die derzeit zulässigen höchsten Geräuschemissionen der Produktionsflächen sollen durch Geräuschkontingentierung planungsrechtlich dauerhaft gesichert werden. Bei Produktionsflächen südlich der Nonnendammallee, die nicht im Eigentum von Siemens liegen, ergeben sich die Obergrenze der zumutbaren Geräuschemissionen im Rahmen der vertiefenden Untersuchung ebenfalls aus einer Zwischenwertbildung i. S. d. TA Lärm. Herangezogen wird hier die Wohnnutzung auf dem Grundstück Nonnendammallee 111.

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Eine höhere Geräuschbelastung als die Standardwerte der TA Lärm ist gemäß des Berliner Lärmleitfadens grundsätzlich zumutbar, solange eine bestehende Gemengelage durch die Planung nicht verschärft wird. Eine Obergrenze von 45 dB (A) nachts soll dabei nicht überschritten werden. Da die geplanten lärmsensiblen Nutzungen die bestehenden Produktionsflächen innerhalb und außerhalb des Plangebiets gegenüber der heutigen Situation nicht einschränken dürfen, müssen die sich aus der bestehenden Geräuschbelastung resultierenden Lärmminderungsmaßnahmen an den neu geplanten schutzbedürftigen Nutzungen umgesetzt werden. In der schalltechnischen Vorabuntersuchung werden für das Areal A die im Folgenden angeführten Maßnahmen zum Schutz vor Gewerbelärm aus der Produktionsfläche Nord empfohlen60. Für das Areal A ist eine überwiegende Wohnnutzung mit ergänzenden Einrichtung zur Versorgung geplant, so dass der Schutzstatus aufgrund des geplanten Wohnanteils von 80 bis 90% dem eines Allgemeinen Wohngebiets entspricht. Aufgrund der abgestimmten Masterplanung, die eine Errichtung eines Wohngebiets in Nachbarschaft zu bestehenden Industrieflächen vorsieht, und der gutachterlich bestätigten Sachlage, dass die bestehende Gemengelage durch die Planung nicht verschärft wird, wird vom Trennungsgrundsatz abgewichen. Die gutachterlich empfohlenen Maßnahmen werden als geeignet angesehen, dass die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewahrt bleiben:

- eine (akustisch durchgängige) riegelförmige Bebauung entlang der Grenze zum südlich gelegenen Industriegebiet in gleicher Höhe wie die nördlich angrenzende zu schützende Bebauung, - die riegelförmige Bebauung muss darüber hinaus Schutzmaßnahmen (z. B. Laubengangerschließung, Festverglasung, Verzicht von Aufenthaltsräumen) gegenüber Gewerbelärm an der Südfassade aufweisen. Mit diesen Maßnahmen sind am Tag trotz der Nachbarschaft zu einem Industriebetrieb die Immissionsrichtwert der TA Lärm für ein allgemeines Wohngebiet einhaltbar. Zur Nachtzeit ist hingegen mit geringfügigen Überschreitungen des Immissionsrichtwertes für ein allgemeines Wohngebiet zu rechnen. Da die Überschreitung jedoch nicht höher ausfällt als die Überschreitung an bestehenden Nutzungen (Buolstraße 10) mit identischen Schutzanspruch (z. B. WA), stellt eine solche Überschreitung keine Verschärfung einer bestehenden Gemengelage dar und ist demzufolge der Abwägung zugänglich. Für das Areal C werden in der schalltechnischen Voruntersuchung werden die im folgenden Abschnitt aufgeführten Maßnahmen zum Schutz vor Gewerbelärm empfohlen61. Für das Areal C ist eine Nutzungsmischung aus Wohnen und Gewerbe sowie Kultur vorgesehen, sodass der zu erwartende Schutzanspruch dem eines Mischgebiets oder gegebenenfalls urbanen Gebiets entsprechen wird. Auch für dieses Gebiet ist die Verträglichkeit zu den benachbarten verbleibenden Industriegebieten herstellbar. Die Nutzungsverteilung des Masterplanes hat auf die schalltechnischen Belange reagiert und sieht daher eine gewerbliche Nutzung ohne Nachtschutzanspruch entlang der benachbarten Flächen mit immissionsschutzrelevanten Nutzungen vor. Neben Industrieflächen im Plangebiet (Produktionsfläche Süd) fallen hierunter auch das benachbarte Sondergebiet Siemensstadt Park (Bebauungsplan 5-60 VE) und die südlich der Nonnendammallee liegenden Industrieflächen (Bebauungsplan und Baunutzungsplan). An den Prüfständen des Hochspannungsprüffeldes können regelmäßig hohe kurzzeitige Geräuschspitzen auftreten. Derartige Tests finden ausschließlich am Tag statt. Durch organisatorische und/oder bauliche Maßnahmen wird sichergestellt, dass vor Bezug an

60 Ebenda S. 9 61 Ebenda S. 10

79 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

schutzbedürftigen Nutzungen im Plangebiet die Anforderungen an kurzzeitige Geräuschspitzen gemäß TA Lärm eingehalten werden. Für das Areal C besteht somit folgender Regelungsbedarf zum Schutz vor Gewerbelärm:

- Baukörperfestsetzung, - Maßnahmen an den Gebäuden zum Schutz vor Gewerbelärm, - Abfolge der Gebäudeerrichtung, - Abschluss eines städtebaulichen Vertrags zur Absicherung befristeter/bedingter Baurechte (vgl. § 9 Abs. 2 BauGB) sowie der Selbstbeschränkung auf das heutige Geräuschniveau während der geplanten etappenweise Entwicklung des Gebietes. Straßen- und Schienenverkehrslärm Die Verkehrslärmbelastung wurde auf der Grundlage der Gebäudeanordnung des Masterplanes sowie unter Berücksichtigung des derzeitigen Erkenntnisstandes der verkehrstechnischen Untersuchung überschlägig ermittelt. Dabei ist zu beachten, dass in der verkehrstechnischen Untersuchung noch keine Angaben zum Prognoseplanfall getroffen werden konnten. Zur Ermittlung der Auswirkungen der Planung in der schalltechnischen Vorabuntersuchung wurde daher die Größenordnung der zu erwartenden Verkehrsmengen im Planfall zwischen beiden Gutachterbüros abgestimmt und geschätzt. Zur Beurteilung der Verkehrslärmbelastung ist die DIN 18005 maßgeblich. Gemäß der Verkehrsgutachter sind aufgrund der geplanten Infrastrukturmaßnahmen zwei Effekte zu erwarten:

- Die Verkehrsmengen im gesamten Bereich um das Plangebiet könnten im Ganzen betrachtet etwas zurückgehen. - Lokal, d. h. im Plangebiet und an den Anschlusspunkten zum umliegenden Verkehrsnetz können die Verkehrsmengen sich erhöhen (Erschließung des Plangebiets für motorisierten Verkehr, Quartiersparkhäuser und Mobility-Hubs). Die in der schalltechnischen Voruntersuchung ermittelte Gesamtbelastung stellt bereits eine gute Abschätzung der zu erwartenden Geräuschsituation dar. Folgende methodische Vorgehensweise soll mit den zuständigen Fachbehörden im weiteren Verfahren abgestimmt werden:

- Die DIN 18005 kennt kein „Urbanes Gebiet“, daher wird für das Areal C eine zumutbare Lärmbelastung entsprechend eines Mischgebietes unterstellt. - Bei der Prognostizierung der Verkehrsmengen wurde die städtebauliche Entwicklung des Westraumes sowie die Entwicklung der Netzinfrastruktur (z. B. der 4-streifige Ausbau des Saatwinkler Damms und die Reaktivierung der Siemensbahn) unterstellt. Örtliche Gegebenheiten: Auf das Plangebiet wirkt der Lärm der Hauptverkehrsstraße Nonnendammallee sowie, nach Reaktivierung der Siemensbahn, der Lärm des S-Bahn-Verkehrs ein. Die S- Bahnüberführung über die Straße Am Schaltwerk ist eine Stahlbrücke. Auswirkung der Planung – Lösungsmöglichkeiten: In der schalltechnischen Vorabuntersuchung wird zunächst eine Lärmminderungsmaßnahme an der Schallquelle (Emissionsort) angeführt:

- Lärmminderungsmaßnahmen im Bereich der Stahlbrücke der S-Bahn-Trasse Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass das städtebauliche Konzept in großen Teilen zur Nachtzeit eine Belüftung mittels teilgeöffnetem Fenster ermöglicht (Verkehrslärmbelastung ≤ 45 dB(A)). Aufgrund der innerstädtischen Lage werden die Geräuschbelastungen bei einzelnen Gebäuden im Plangebiet jedoch auch an den lärmabgewandten Fassaden regelmäßig nachts bei ≥ 46 dB(A) liegen.

80 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Zum Schutz vor Verkehrslärm sehen die Gutachter zudem folgenden Regelungsbedarf am Ort auf den der Lärm einwirkt (Immissionsort):

- Nutzungsgliederung, z. B. gewerbliche Nutzungen ohne gesonderten Nachtschutzanspruch entlang der Nonnendammallee - Baukörperstellungen (lärmrobuster Städtebau) im Areal A entlang der S-Bahn-Trasse sowie im Areal C entlang der Nonnendammallee zur Schaffung entsprechend lärmabgewandter Fassaden - Festlegung von Mindest- sowie Maximalhöhen der Gebäude - Grundrissbindungen (durchgesteckte Wohnungen), die lärmabgewandte Wohnbereiche ermöglichen - Regelungen zur Mindestschalldämmung von Außenbauteilen sowie zur „besonderen Fensterkonzeption“, z. B. am südöstlichsten Gebäude im Areal A, da dieses Gebäude allseitig vom Schienenverkehrslärm umgeben ist, - Regelung zur Abfolge der Gebäudeerrichtung. Die Masterplanung sieht insbesondere entlang der S-Bahn-Trasse die Errichtung eines Stadtparks (Siemenspark 2.0) und Freiflächen der Schule sowie Spielplätze vor. Auch diese Flächen besitzen ein Schutzbedürfnis, das im Berliner Lärmleitfaden definiert ist. Entlang der Bahntrasse werden die Freiflächen einer so hohen Lärmbelastung ausgesetzt sein, dass dort nur mit einer minderen Aufenthaltsqualität gerechnet werden kann. Ohne die Durchführung entsprechender Schutzmaßnahmen, bevorzugt am Emittenten, muss erwartet werden, dass diese Flächen künftig primär als Grünflächen (ohne besondere Aufenthaltsqualität) oder als Durchwegung genutzt werden.

ÜBERNAHME DER ERKENNTNISSE IN DEN RAHMENPLAN Die in der schalltechnischen Vorabuntersuchung aufgezeigten Schallkonflikte werden durch eine Signatur für „Lärmrobusten Städtebau“ in den Rahmenplan übernommen, ohne in Gewerbe- oder Verkehrslärmkonflikt zu unterscheiden. Im weiteren Bebauungsplanverfahren werden schalltechnische Untersuchungen erforderlich, als deren Ergebnisse gutachterlich konkrete Lärmminderungsmaßnahmen empfohlen werden. Diese sind abzuwägen und entsprechend planungsrechtlich zu sichern.

4.4.3 Historische Erkundung – Vorbereitung des Altlastengutachtens Die Historischen Erkundung62 wurde durch das beauftragte Gutachterbüro in Abstimmung mit der zuständigen Fachbehörde, dem Umwelt- und Naturschutzamt des Bezirksamtes Spandau, durchgeführt. Diese dient der Einschätzung von Umweltverdachtsbereichen im Boden, in der Bodenluft und im Grundwasser im gesamten Plangebiet. Die methodische Erfassung und Auswertung der Daten erfolgte in einem Raster von 20m * 20m Raster, d. h. mit einer sowohl für den Status der Historischen Erkundung als auch den Stand des Bebauungsplanverfahrens angemessenen Unschärfe. Im Bericht zur Historischen Erkundung wird die methodische Herangehensweise sowie die zum derzeitigen Entwurfsstadium bereits erkennbaren Altlastenkonflikte und deren Konfliktlösungsansätze beschrieben. Ziel ist es den Anforderungen des Boden- und Grundwasserschutzes sowie an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse aus der Sicht der Altlastenproblematik bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Planung Rechnung zu tragen.

62 KWS Geotechnik GmbH: Siemensstadt 2.0 – Historische Erkundung, Erläuterungsbericht, Berlin, 20.04.2020.

81 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Die historische Erkundung basiert auf folgenden Informationen

- Ortsdaten zur historischen Nutzung, für die aufgrund der Verwendung altlastenrelevanter Stoffe ein Altlastenverdacht besteht (ALVF_N), - Sachstandsdaten der bisher bekannten altlastenrelevanten Boden-, Bodenluft- und Grundwasseruntersuchungen die im Ergebnis zu Feststellung einer Altlast oder eines Altlastenverdachts führten (Bodenbelastung ALVF_L und Bodenluftbelastung ALVF_LHKW), - auf Grundlage der Luftbildkartierung ermittelte verfüllte Bombentrichter (ALVF_B), - altlastenrelevante Erkenntnisse aufgrund von Einbruchstellen in der Kanalisation (KS), - altlastenrelevante Erkenntnisse aufgrund von Untersuchungen nach einem Brandereignis (BE). In Kapitel I.2.9 `Altlasten-, Boden-, Bodenluft- und Grundwasserbelastung sowie Kampfmittelbelastung` wurde bereits aufgezeigt, welche Flächen im Plangebiet aktuell im Berliner Bodenbelastungskataster geführt werden. Die im Ergebnis der historischen Erkundung ermittelten Altlastenverdachtsflächen wurden, sofern sie bislang im Bodenbelastungskataster nicht geführt werden, mit einer neuen Altlastenverdachtsflächen- Nummer bezeichnet.

Die Ergebnisse der HE wurden in Lageplänen Ortsdaten der Historischen Entwicklung, Sachstandsdaten, sowie Öl-gefüllte Transformatoren, Kondensatoren und Behälter im Schaltwerk und Schaltwerkhochhaus sowie Informationen der Luftbilddatenbank dargestellt. Des Weiteren existieren Tabellen mit der Bewertung der LAGA63-Analytik nach BBodSchV (Schutzziel Boden-Mensch, Grundwasser) und nach der Berliner Liste (Schutzziel Grundwasser, Flurabstand <5m), der Grundwasseranalytik, der Auflistung von Grundwassermessstellen, der Grundwasseranalytik von Brunnen sowie Ausbaudaten von Grundwassermessstellen und Brunnen. Eine Übersicht über Art und Anzahl der relevanten Altlastenverdachtsflächen je Areal (Untersuchungsgebiet) vermittelt die folgende Tabelle64.

Die Historische Erkundungen (HE) wurde bereits begonnen, bevor die Areale in der Masterplanung abschließend abgegrenzt und bezeichnet wurden. Die verwendeten Abgrenzungen und Bezeichnungen sind der Abbildung zu entnehmen. Zur besseren Unterscheidung wird die Bezeichnung aus der Historischen Untersuchung um das Kürzel HE ergänzt.

Erkenntnisse über örtliche Gegebenheiten aus der Historischen Erkundung Der Bereich nördlich der Nonnendammallee zwischen Paulsternstraße im Westen und den Siemensstandorten im Osten wurde vermutlich bis 1918 als Exerzierplatz genutzt.

63 Vorgaben der Bund-/Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) 64 KWS Geotechnik GmbH: Siemensstadt 2.0 – Historische Erkundung (HE) der Teilareale A - D (Zusammenfassung), Berlin, 25.08.2020.

82 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Ab den 1920er oder 1930er Jahren wurden im Teilareal A HE (Masterplanung Areal A) für Arbeitnehmer des Siemens-Werkes Gartenparzellen errichtet. Die ehemalige Arbeitnehmergartenanlage (Kolonien Neuer Exerzierplatz und Roseneck) ist stillgelegt und die baulichen Anlagen wurden bereits überwiegend zurückgebaut. Luftbildaufnahmen aus dem Frühjahr 1945 verweisen auf eine massive Bombardierung dieses Areals. In der Nachkriegszeit hat keine umfassende Kampfmittelräumung stattgefunden, daher besteht ein hoher Verdacht auf eine Kampfmittelbelastung. Die Gutachter empfehlen bei Eingriffen in den Untergrund eine vorauslaufende oder baubegleitende Kampfmittelerkundung durchzuführen.

Auch im Teilareal B HE befanden sich ursprünglich Arbeitnehmergartenanlagen, heute befinden sich hier Produktions- und Lagerflächen des Schaltwerks (Produktionsbereich Nord, ohne die Teilfläche BP sowie die Teilfläche des künftigen Stadtparks im Areal C). Die Gebäude wurden in den 1990er Jahren und die Montagehallen 2015 errichtet.

Abbildung 21 Darstellung der Abgrenzungen und Bezeichnungen der Untersuchungsgebiete in der historischen Erkundung, ebenda, S. 2.

Im Rahmen der Errichtung der Montagehallen wurden bei Bodenuntersuchungen in 2010/2011 überwiegend Kontaminationen mit einer Einstufung gemäß Vorgaben der Bund- /Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA-Einstufung) der Einbauklasse Z2 vorgefunden, im südlichen Bereich auch >Z2. Bei Bodenuntersuchungen auf westlichen Teilflächen ergaben sich LAGA-Einstufungen von Z0-Z1.2. Nach den LAGA-Empfehlungen ist somit ein eingeschränkter offener Einbau des entnommenen Bodens oder für die Einbauklasse Z2 ein Einbau mit definierten technischen Sicherheitsmaßnahmen möglich. Bei

83 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Bodenbelastungen der Einbaustufe >Z2 muss im Zuge von Tiefbauarbeiten eine geordnete Entsorgung und Ablagerung des Bodens in einer Deponie erfolgen. Im Teilareal B HE haben die Gutachter im Bereich der Gießharz- und Rohrtränkanlage eine besondere Umweltrelevanz identifiziert, die einen vertieften Untersuchungsbedarf auslösen. Unterhalb der Montagehallen wurden im Zuge ihrer Errichtung erhebliche Mengen an Kampfmitteln detektiert, die fachtechnisch entsorgt wurden. Die Gutachter empfehlen auch in diesem Areal bei Eingriffen in den Untergrund eine vorauslaufende oder baubegleitende Kampfmittelerkundung durchzuführen.

Das Teilareal C HE umfasst das in der Masterplanung benannte Areal C (ausgenommen die Teilfläche des künftigen Stadtparks) sowie die Teilfläche BP des Produktionsbereiches Nord. Dieses Areal wird seit den 1920er-Jahren industriell intensiv genutzt, die Anlagen dienen vorwiegend der Galvanik, der Herstellung von Leitungsschaltern für verschiedene Spannungsbereiche sowie Lackier-, Dreh- und Montagearbeiten. Kernbereich im Schaltwerk sind die Prüffelder in der Teilfläche BP. Die Gutachter haben ermittelt, dass bei einer Vielzahl von Bodenuntersuchungen (meist im Zusammenhang mit Tiefbaumaßnahmen) für den Industriestandort typische Bodenbelastungen mit Schwermetallen (Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Quecksilber, Zink), Kohlenwasserstoffen (PAK) und Mineralölkohlenwasserstoffen (MKW) nachgewiesen werden konnten. Die Fundorte der Schwermetallverbindungen und PAK sind insbesondere hinsichtlich des Wirkungskreises Boden-Mensch vertiefend zu untersuchen, aufgrund von MKW kann insbesondere eine Belastung des Grundwassers nicht ausgeschlossen werden, so dass auch hier ein vertiefender Untersuchungsbedarf ausgelöst wird. Auch ist vereinzelt mit Bodenbelastungen LAGA >Z2, insbesondere an der nördlichen Grenze des Areals zu rechnen, so dass im Zuge von Tiefbauarbeiten eine geordnete Entsorgung und Ablagerung des Bodens in einer Deponie erfolgen muss. Im Teilareal C HE haben die Gutachter im Bereich der Galvanik, der ehemaligen Gießharzanlage, im Öl- und Farbenlager sowie im Gefahrstofflager eine besondere Umweltrelevanz identifiziert, die einen vertieften Untersuchungsbedarf auslösen. Zur Sanierung des bekannte Bodenluft- und Grundwasserschadens im Areal C, der im Berliner Bodenbelastungskataster mit der Nummer 103b geführt wird, werden bereits seit 1987 und 1993 fortlaufend Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Die aktuelle Grundwassersanierung erfolgt über Stripanlagen „pump and treat“ und Wasseraktivkohle. Die für die LHKW-Grundwasser-Sanierung bzw. die Grundwasserregulierung (zur Sicherung der Gebäude und Infrastrukturanlagen) gültige Wasserbehördliche Erlaubnis und Genehmigung (WE) 6793/06.6-N-002 vom 01.10.2012 besitzt eine Laufzeit bis Dezember 2032.

Auf dem Teilareal C+ HE, das dem Areal C+ der Masterplanung entspricht, existierte in den 1930er Jahren die zentrale Gärtnereianlage der Siemenswerke (u. a. bestehend aus Treibhäusern, Arbeitsschuppen und Ställen). Derzeit wird die Teilfläche als Parkplatz genutzt. Die Gutachter gehen davon aus, das in dieser Teilfläche von keiner nennenswerten Belastung auszugehen ist.

Das Teilareal D HE umfasst den gesamten Produktionsbereich Süd, hier liegen ab 1906 das Dynamowerk sowie östlich anschließend das Röhrenwerk. Im Dynamowerk werden elektrische Motoren (z.B. für Kraftwerke/ Windgeneratoren) und im Röhrenwerk Vakuum- Schaltröhren gefertigt. Die Gutachter stellen für dieses Areal eine besondere Umweltrelevanz aufgrund der Galvanik, der Tränkanlage mit Harzvorratsbehältern sowie dem Betriebsstofflager (Säuren, Laugen, Lösemittel, Öle, Cyanide) sowie aufgrund der historischen Nutzung insbesondere für das Dynamowerk fest. Ein vertiefender Untersuchungsbedarf wird somit ausgelöst.

84 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Bodenuntersuchungen ergaben an mehreren Stellen LAGA-Einstufungen >Z2, sodass auch in diesem Areal im Zuge von Tiefbauarbeiten damit zu rechnen ist, dass eine geordnete Entsorgung und Ablagerung des Bodens in einer Deponie erfolgen muss. Die Produktionsanlagen im Areal D wurden während des 2. Weltkriegs, vor allem in den Jahren 1943 bis 1945, durch Bombardierungen großflächig zerstört. Die Gutachter empfehlen daher bei Eingriffen in den Untergrund eine vorauslaufende oder baubegleitende Kampfmittelerkundung durchzuführen. Für den in diesem Areal im Berliner Bodenbelastungskataster mit der Nummer 781 geführten Bodenluft- und Grundwasserschaden wurden bereits seit den 1980-er Jahren Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, die als abgeschossen gelten. Ab dem Jahr 2013 wird hier - analog zu Areal C - eine Grundwasserregulierung zur Sicherung der Gebäude und Infrastrukturanlagen betrieben.

Auf dem Teilareal D+ HE, das dem Areal D+ der Masterplanung entspricht und derzeit als Parkplatz genutzt wird, sind ab dem Jahr 1936 erste Anfänge einer Bebauung in Straßennähe erkennbar. Ab 1938 existiert die Fläche in der heute bestehenden Form und Ausdehnung. Die Gutachter haben ermittelt, dass diese Teilfläche im Zeitraum von 1995 bis 2001 als Lager- und Stellfläche an die Firma ALBA verpachtet wurde. Vor und nach der Verpachtung wurden auf dem gesamten Grundstück Bodenuntersuchungen auf Verunreinigungen durch wassergefährdende Stoffe durchgeführt. Im Ergebnis konnten im Vergleich mit den Prüfwerten der BBodSchV (Wirkungspfad Boden-Mensch) keine Überschreitungen bei den entsprechenden Parametern nachgewiesen werden. LAGA-Untersuchungen erbrachten Einstufungen des Bodens von Z0 bis Z2, somit ist ein eingeschränkter offener Einbau des entnommenen Bodens oder für die Einbauklasse Z2 ein Einbau mit definierten technischen Sicherheitsmaßnahmen möglich. Die Gutachter empfehlen für das Areal bei Eingriffen in den Untergrund eine vorauslaufende oder baubegleitende Kampfmittelerkundung durchzuführen, da aufgrund der großflächigen Bombardierung des nördlich angrenzenden Areals das Vorhandensein von Kampfmitteln nicht ausgeschlossen werden kann.

Fazit Im Ergebnis der historischen Erkundung stellen die Gutachter fest, dass die vorhandenen Boden- und Grundwasserbelastungen die geplanten Nutzungen nicht grundsätzlich ausschließen, eine Inwertsetzungsplanung jedoch erforderlich sei. Die vertiefende Untersuchung und Festlegung von Maßnahmen zur Bewältigung möglicher Nutzungskonflikte erfolgt im weiteren Bebauungsplanverfahren.

Weiteres Vorgehen Die Masterplanung sieht in den Entwicklungsbereichen über die bislang zulässige industrielle Nutzungsart hinausgehende störempfindliche Nutzungen vor, so dass im weiteren Bebauungsplanverfahren die Altlastenthematik vertiefend untersucht und Konfliktlösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden müssen. Für eine sachgerechte Abwägung im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens sind die Wirkungspfade Boden- Mensch, Boden-Grundwasser und Bodenluft-Mensch zu untersuchen. Schutzmaßnahmen sind insbesondere auf Baugrundstücken für Wohnungen, für Schule und KITA sowie für weitere Nutzungen, die dem dauerhaften Aufenthalt von Menschen dienen, erforderlich sowie in Bereichen geplanter Bodenentsiegelung, wie der Anlage von Grün- und Spielflächen. In der Prüfkaskade der Altlastenuntersuchung ist als nächstes eine Defizitanalyse durchzuführen. Mit Blick auf die geplante modulare Erarbeitung der Bebauungspläne für das Gesamtareal wird derzeit geprüft, ob und für welche Wirkungspfade die weitere Altlastenuntersuchung ebenfalls modulweise durchgeführt werden kann. Die Auswirkungen auf angrenzende Bereiche sind dann zwingend zu beachten. Auf Grundlage der

85 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Defizitanalyse muss mit der Fachbehörde die strategische Ausrichtung der Maßnahmenplanung festgelegt werden. Für die Offenlage und Trägerbeteiligung gemäß § 3 Abs. 2 und § 4 Abs. 2 BauGB muss eine vertiefende Untersuchung und daraus abgeleitete und dargestellte Maßnahmen- empfehlungen zwingend vorliegen. Diese müssen vor der Durchführung des Beteiligungsverfahrens mit der zuständigen Fachbehörde bereits vorabgestimmt sein.

ÜBERNAHME DER ERKENNTNISSE IN DEN RAHMENPLAN Die Darstellung von Altlastenflächen und Altlastenverdachtsflächen erfolgt nicht im vorliegenden Rahmenplan, sondern wird im weiteren Bebauungsplanverfahren entsprechend der Ergebnisse und Empfehlungen der weiterführenden Altlastenuntersuchungen erfolgen.

4.4.4 Naturschutzfachliche Voruntersuchungen Folgende naturschutzfachliche Voruntersuchungen wurden bislang durch das beauftrage Gutachterbüro Natur + Text GmbH, Rangsdorf, durchgeführt:

- Baumkataster, Stand 02.03.2020 - Biotopkartierung und faunistisches Gutachten, Stand 16.01.2020 - Planungsgrundlage artenschutzrechtliche Kompensationsflächen, Stand 10.07.2020 - Artenschutzrechtliche Voruntersuchung, Stand 18.08.2020 Als Grundlage für die Erstellung des Bebauungsplanes wurden faunistische und floristische Erhebungen im Geltungsbereich und angrenzenden sogenannten Wirkräumen durchgeführt. Es wurde geprüft, ob die artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 i. V. m. Abs. 5 BNatSchG bezüglich der gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten (Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie, Europäische Vogelarten), durch das Vorhaben erfüllt werden können. Für das frühzeitige Beteiligungsverfahren wurde durch das beauftragte Gutachterbüro Bestand und Betroffenheit der europarechtlich geschützten Arten im Planungsraum im Bericht zur artenschutzrechtlichen Voruntersuchung zusammengefasst. Folgende vorkommende und vorhabenrelevante Arten werden benannt:

Zauneidechsen Die Gutachter stellen fest, dass für Zauneidechsen ein angenommener Lebensraum mit einer Größe von ca. 0,4 ha abgegrenzt werden kann, der sich sowohl in der Kleingartenanlage als auch auf dem Bahndamm erstreckt. Aufgrund der Masterplanung für das Areal A sowie der geplanten Reaktivierung der Siemensbahn ist von einem vollständigen Verlust des Lebensraumes der Population auszugehen. Da sich Eiablageplätze nur auf dem Damm der Siemensbahn, besonnte Vegetationsstrukturen hingegen nur im Geltungsbereich vorhanden sind, bleibt das Habitat nur in seiner aktuellen Abgrenzung und in seinem Verbund funktionsfähig. Fledermäuse Im Rahmen der Untersuchungen wurden mindestens zehn Arten aus sieben Gattungen nachgewiesen, die Teile des Untersuchungsgebietes als Jagd- und Transferraum nutzen. Das Vorkommen weiterer Arten kann nicht ausgeschlossen werden. Durch das Vorhaben sind somit regelmäßig genutzte Jagdhabitate von Fledermäusen betroffen. Im Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten wurden verlassenen Quartiere nachgewiesenen, die bei der Beräumung unter ökologischer Abrissbegleitung beseitigt und auf dem angrenzenden Gelände des Schaltwerkes durch die Hängung von Sommer- und Winterquartier-Kästen ausgeglichen wurden. Hinweise auf weitere Quartiere wurden im

86 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Planungsraum nicht ermittelt, es ist daher nicht mit einem Eintreten von Verbotstatbeständen zu rechnen.

Europäische Vogelarten nach Art. 1 der Vogelschutzrichtlinie Nicht alle kartierten Reviermittelpunkte liegen im Planungsraum. Angrenzend an den Planungsraum vorkommende Arten können vom Vorhaben indirekt betroffen sein. Bei den Begehungen wurden zahlreiche Brutvögel der Roten-Liste-Arten nachgewiesen. Aufgrund der in Berlin gutachterlich bestätigten, relativ hohen Revierdichte wird im vorliegenden Artenschutzfachbeitrag die Schlussfolgerung gezogen, dass der in der Roten Liste Berlin genannte Girlitz derzeit nicht mehr die erforderlichen Kriterien einer planungsrelevanten Art erfüllt. Bei der Gegenüberstellung mit der Masterplanung kommen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass durch das Vorhaben Altbäume und Gebüsche im gesamten Untersuchungsgebiet verloren gehen. Während in Areal C im Bereich des derzeitigen Parkplatzes der zentrale Stadtpark entsteht und nur kleine Teile bestehender Grünflächen überbaut werden, gehen in Areal A großflächig wertvolle Habitate verloren. „Eine erhöhte Nutzungsintensität der zukünftigen Offenflächen wird eine Verringerung der Eignung als Nahrungshabitat für alle vorkommenden Arten sowie als Brutplatz für Bodenbrüter zur Folge haben. Für zahlreiche wenig anspruchsvolle Arten werden diese Verluste durch die Anlage kleinflächiger Grünflächen, Gebüsch- und Baumpflanzungen im Bereich der Wohngebäude und in den Randbereichen des Untersuchungsgebietes aller Wahrscheinlichkeit nach ausgeglichen werden können, weshalb nicht von einem Eintreten der Verbotstatbestände auszugehen ist. Stärker betroffen vom Vorhaben sind anspruchsvollere Gebüschbrüter mit Reviermittelpunkten im Planungsraum wie Bluthänfling, Gelbspötter und Girlitz. Eine überschlägige Vorbilanzierung basierend auf dem Planungsstand vom 10.07.2020 ergab einen Lebensraumverlust von 7,5 ha für diese Arten im Plangebiet, der abhängig von der Größe und Ausgestaltung der größeren zusammenhängenden Grünflächen mindestens anteilig wieder ausgeglichen werden kann.“65

Ergänzende Ergebnisse aus der Biotopkartierung66 Die erfassten Biotope unterliegen keinem Schutzstatus nach Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie). Neben den zuvor angeführten gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten wurden insbesondere Wildbienen und die Blauflügelige Ödlandschrecke erfasst. Es wurden insgesamt hauptsächlich anspruchslose Wildbienenarten im Untersuchungsraum festgestellt, dabei ist ein hoher Spezialisierungsgrad in Bezug auf die Nahrung nicht zu erkennen, da nur wenige oligolektische Arten nachgewiesen wurden. Oligolektische Bienen sind stark auf bestimmten Pflanzenfamilien, -gattungen oder in seltenen Fällen auch bestimmte Pflanzenarten spezialisiert, soweit es um das Pollensammelverhalten geht. Eine Wiederherstellung von Nistraum und Futterpflanzen ist über den Ersatz der entsprechenden Biotope bzw. Lebensräume, wie z. B. trockenwarme, gut besonnte Standorte mit vegetationsfreien Stellen, möglich. Nachweise der Blauflügeligen Ödlandschrecke wurden ausschließlich in Areal D auf dem Betriebsgelände westlich des Dynamowerks und in Areal C westlich der Schaltwerkhalle sowie in Areal A erbracht. Die Blauflügelige Ödlandschrecke wird in der Roten Liste für Berlin in der Vorwarnstufe geführt. Die Gutachter stellen fest, dass den ermittelten Habitatflächen aufgrund ihrer geringen Größe keine erhebliche Funktion für den Erhalt der Art beizumessen ist.

65 Natur + Text: Siemensstadt 2.0 – artenschutzrechtliche Voruntersuchung, Rangsdorf, 18.08.2020, S. 14. 66 Natur + Text: Siemensstadt 2.0 – Biotopkartierung und faunistisches Gutachten, Rangsdorf, 16.01.2020

87 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Das Plangebiet weist kein Habitatpotential für Amphibien und Xylobionte Käfer auf. Fazit Im Ergebnis der artenschutzrechtlichen Voruntersuchung stellen die Gutachter fest, dass Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 i. V. m. Abs. 5 BNatSchG aller Wahrscheinlichkeit nach für die Zauneidechse sowie für Brutvogelarten eintreten werden. Eine genauere Betrachtung der Verbotstatbestände, eine Bilanzierung von Lebensraumverlusten und eine Konzeption von Maßnahmen zur Vermeidung und Kompensation erfolgt im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag.

ÜBERNAHME DER BELANGE DES NATUR- UND ARTENSCHUTZES IN DEN RAHMENPLAN Im Rahmenplan erfolgt noch keine separate Darstellung der Belange des Natur- und Artenschutzes. Die erforderlichen Flächen und Maßnahmen sind im weiteren Verfahren in Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden zu konkretisieren und planungsrechtlich zu sichern.

4.4.5 Denkmalschutz In Kap. I.2.8 Denkmalschutz wurde bereits aufgezeigt, welche Gebäude und Bauwerke im Plangebiet als Baudenkmale in die Berliner Denkmalliste eingetragen sind. Die Belange des Denkmalschutzes wurden zu einem frühen Zeitpunkt der Planung bereits berücksichtigt und finden sich in der Masterplanung wieder. Das Landesdenkmalamt kommt in seiner Überprüfung des Siegerentwurfs, Stand 08.01.2020, insgesamt zu dem Ergebnis, dass der Entwurf von Ortner und Ortner denkmalfachlich sehr überzeugend ist. Der Umgang mit den gesamten Kernbereichen ist besonders positiv hervorzuheben. Die Planung würdigt den architekturräumlichen Zusammenhang von Schaltwerkhallen und Schaltwerkhochhaus in besonderem Maße. Im Rahmen der Masterplanung wurde der geplante Rückbau des Gebäudebestandes mit dem Landesdenkmalamt abgestimmt. In der nebenstehenden Grafik von Ortner & Ortner wird der zu erhaltenden Gebäudebestand (dunkelrot) und der geplante Abbruch des Gebäudebestandes (hellrot) dargestellt. Bei der weiteren Ausarbeitung des städtebaulichen Entwurfes und im Bebauungsplanverfahren sind die Belange des Denkmalschutzes weiterhin zu beachten. Insbesondere ist die jeweilige Eingriffstiefe in die denkmalgeschützte Substanz mit den Denkmalbehörden abzustimmen. Abbildung 22 Siemensstadt 2.0 – Bestandserhalt (dunkel) und Abbruch (hell)

88 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Mit Blick auf den Umgebungsschutz sollen Baukörper in der Nähe der Baudenkmale insbesondere den erforderlichen Wirkraum respektieren und eine städtebauliche Konkurrenzsituation vermeiden. Auch das Konzept einer Nutzungsverteilung bedarf einer besonderen Berücksichtigung des denkmalgeschützten Gebäudebestandes. Dies gilt vor allem für die Baudenkmale im Areal C für das Verwaltungsgebäude, das Schaltwerkhochhaus und die Schaltwerkhallen und umfasst sowohl einzelne Eingriffe in deren Bestands und Erscheinungsbild, wie auch die städtebauliche Gesamtwirkung der einzelnen Baukörper und den Erhalt ihrer gestalterischen Integrität als bauliche Großform. Baulichen Eingriffe in die Fassaden und eine möglicherweise erhebliche Veränderung des Erscheinungsbildes aufgrund geplanter Nutzungen bedürfen der denkmalrechtlichen Erlaubnis und sollen schon bei der Planung vermieden werden.

ÜBERNAHME DER DENKMALSCHUTZBELANGE IN DEN RAHMENPLAN Im Rahmenplan werden die in der Berliner Denkmalliste eingetragen Einzeldenkmale durch ein entsprechendes Symbol gekennzeichnet.

II. UMWELTBERICHT NACH ANLAGE 1 ZU § 2 ABS. 4, § 2a BAUGB

Gemäß § 2 Abs. 4 BauGB ist bei der Aufstellung von Bebauungsplänen eine Umweltprüfung durchzuführen, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt und in einem Umweltbericht beschrieben und bewertet werden. Die Umweltprüfung wird im weiteren Verfahren durchgeführt und gemäß § 2a BauGB als Umweltbericht Bestandteil der Begründung zum Bebauungsplan werden. Die Beurteilung möglicher Eingriffe in Natur und Landschaft erfolgt in der Gegenüberstellung des Umweltzustands vor und nach Realisierung der Planung. Dabei ist für die Beurteilung eines möglichen Eingriffs nach § 14 BNatSchG das geltende Bauplanungsrecht und das daraus resultierende Maß der baulichen Nutzung maßgeblich. Die Bewertung erfolgt anhand des „Berliner Leitfaden zur Bewertung und Bilanzierung von Eingriffen“67. Zur Anwendung kommt das ausführliche Verfahren. Gemäß § 4 Abs. 1 BauGB sind die Behörden mit der Durchführung der frühzeitigen Behördenbeteiligung ausdrücklich dazu aufgefordert, Stellungnahmen zu dem aus ihrer Sicht erforderlichen Umfang und Detaillierungsgrad der Umweltprüfung abzugeben. Die mit den zuständigen Fachbehörden abgestimmten umweltrelevanten Gutachten (vgl. Kap. I.4.3.1 bis I.4.3.4) fließen im weiteren Verfahren in den Umweltbericht ein. Für den geplanten Umweltbericht sind die folgenden Arbeitsschritte geplant: - Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele des Bebauungsplans, einschließlich einer Beschreibung der Festsetzungen des Plans mit Angaben über Standorte, Art und Umfang sowie Bedarf an Grund und Boden der geplanten Vorhaben, - Darstellung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten Ziele des Umweltschutzes, die für den Bebauungsplan von Bedeutung sind, und der Art, wie diese Ziele und die Umweltbelange bei der Aufstellung des Bebauungsplans berücksichtigt wurden, - eine Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Umweltzustands (Basisszenario), einschließlich der Umweltmerkmale der Gebiete, die voraussichtlich erheblich beeinflusst werden, und eine Übersicht über die voraussichtliche Entwicklung des Umweltzustands bei Nichtdurchführung der Planung,

67 Berliner Leitfaden zur Bewertung und Bilanzierung von Eingriffen, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, November 2017.

89 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

- eine Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Durchführung der Planung; hierzu sind, soweit möglich, insbesondere die möglichen erheblichen Auswirkungen während der Bau- und Betriebsphase der geplanten Vorhaben auf die Belange nach § 1 Absatz 6 Nummer 7 Buchstabe a bis i zu beschreiben, - eine Beschreibung der geplanten Maßnahmen, mit denen festgestellte erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen vermieden, verhindert, verringert oder soweit möglich ausgeglichen werden sollen, sowie gegebenenfalls geplante Überwachungsmaßnahmen, - in Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten, wobei die Ziele und der räumliche Geltungsbereich des Bebauungsplanes zu berücksichtigen sind, und die Angabe der wesentlichen Gründe für die getroffene Wahl, - eine Beschreibung der erheblichen nachteiligen Auswirkungen nach § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe j, - eine Beschreibung der wichtigsten Merkmale der verwendeten technischen Verfahren bei der Umweltprüfung sowie Hinweise auf Schwierigkeiten, die bei der Zusammenstellung der Angaben aufgetreten sind, - eine Beschreibung der geplanten Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Auswirkungen der Durchführung des Bebauungsplans auf die Umwelt, - eine allgemein verständliche Zusammenfassung, - eine Referenzliste der Quellen, die für die im Bericht enthaltenen Beschreibungen und Bewertungen herangezogen wurden. Eine Erfassung naturschutzfachlich bedeutsamer Bereiche im Geltungsbereich wurde bereits vorgenommen68 und die Bestandsbäume naturschutzfachlich bewertet69. Auch wurde bereits eine artenschutzrechtliche Voruntersuchung70 sowie eine Planungsgrundlage zu artenschutzrechtlichen Kompensationsflächen71 erstellt. Die Ergebnisse der naturschutzfachlichen Voruntersuchungen werden in Kap. I.4.3.4 zusammengefasst dargestellt. Die Lagepläne zur Biotoptypenkartierung, Revierkarte Avifauna, Fledermäuse Transektergebnisse sowie zu naturschutzfachlich bedeutsamen Bereichen sind im Anhang C dargestellt. Im Verfahren der Änderung des Flächennutzungsplanes erfolgte folgende Einschätzung72: „Aufgrund der Planänderung im Bereich der ehemaligen Arbeitnehmergärten werden nachteilige Umweltauswirkungen erwartet: Es werden Böden besonderer Leitungsfähigkeit und hoher Schutzwürdigkeit neu versiegelt und Freiflächen in stadtklimatisch günstiger Situation bebaut. Den Zielen des Landschaftsprogramms kann hier nur eingeschränkt entsprochen werden. Durch die geplante Bebauung der Gartenflächen werden die privaten Erholungsfunktionen der Gärten und ihre spezifische Ortsprägung verloren gehen. Zudem werden sich die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und die Lebensraumausstattung u. a. durch Vegetationsverluste für die Tierwelt im Gebiet verändern. Darüber hinaus ist – ohne eine umfangreiche Berücksichtigung klimatischer Aspekte bei der Planungskonkretisierung – neben der Beeinträchtigung der örtlichen bioklimatischen Situation auch eine weitere Verschlechterung der Durchlüftung bereits bioklimatisch belasteter angrenzender Gebiete zu erwarten. Die Teilfläche des Produktionsgeländes der Siemens AG ist derzeit öffentlich nicht zugänglich und industriell-gewerblich genutzt. In diesem Planbereich wird sich die Durchführung der Vorhaben bei Berücksichtigung der Vermeidungs- und Vorsorgemaßnahmen voraussichtlich überwiegend günstig auf den Naturhaushalt, das

68 Natur + Text GmbH: Siemensstadt 2.0, Biotopkartierung und Faunistisches Gutachten, Rangsdorf, Stand 16.01.2020. 69 Natur + Text GmbH: Siemensstadt 2.0, Siemensstadt 2.0, Baumkataster, Rangsdorf, Stand 02.03.2020. 70 Natur + Text GmbH: Siemensstadt 2.0, Artenschutzrechtliche Voruntersuchung, Stand 18.08.2020. 71 Natur + Text GmbH: Siemensstadt 2.0, Planungsgrundlage Artenschutzrechtliche Kompensationsflächen, Rangsdorf, 10.07.2020. 72 FNP-Änderung – Unterlagen zur frühzeitigen Beteiligung 04.11.-06.12.2019, Ziff. 2.10.

90 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Landschaftsbild und die Lebensverhältnisse des Menschen auswirken: Der Anteil der Bodenversiegelung wird höchstens vergleichbar bleiben oder sogar abnehmen, im Zuge der Entsiegelungen und Bauvorbereitungen werden bestehende Schadstoffbelastungen behoben. Für siedlungsangepasste, anspruchslose Arten bestehen nach Planungsumsetzung vergleichbare bzw. leicht verbesserte Bedingungen: Die Strukturvielfalt der südlichen Teilflächen des Areals wird erhöht, bei angestrebter Integration des Altbaumbestandes und der Sandbienenhabitate werden wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere gesichert, das Habitatpotential durch neue Grünflächen bereichert und öffentliche Freiraumnutzungsmöglichkeiten sowie eine angemessene Durchwegung und lagemäßige Verknüpfung mit den umgebenden Stadtstrukturen geschaffen.“ Der tatsächliche Umfang der möglichen Umweltauswirkungen hängt von der weiteren Planung und den Untersuchungsergebnissen der vertiefenden Untersuchungen ab. Die Festsetzungen des Bebauungsplanes haben insbesondere folgende Schutzgüter zu berücksichtigen: - Stadtklimatische Empfindlichkeit, - Arten-, Biotop- und Baumschutz, - Vorsorgender Boden- und Grundwasserschutz, - Immissionsschutz sowie - Landschafts- und Stadtbild einschließlich seiner Erholungsfunktion

III. PLANINHALT

1. Rahmenplan Siemensstadt 2.0 und wesentlicher Planinhalt Nach der Entscheidung über das Wettbewerbsergebnis wurde mit der Masterplanung begonnen, die wesentlichen Inhalte des Entwurfs des Masterplans sind, wie in Kap. I.4. ausgeführt, in den Rahmenplan übertragen worden. Der Rahmenplan stellt die planungsrechtlichen Ziele für den gesamten Geltungsbereich des Bebauungsplanes 5-123 dar. Dieser enthält die wesentlichen städtebaulichen Inhalte in einer abstrahierten Darstellung und bildet die Schnittstelle zwischen den für die späteren Vertiefungsbereiche beabsichtigten Festsetzungen gemäß § 9 Abs. 1 BauGB und dem Wettbewerbsergebnis. Der Entwurf zum Rahmenplan bildet zudem die Unterlage, mit der die frühzeitigen Beteiligungen gemäß § 3 Abs. 1 BauGB (frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung) und § 4 Abs. 1 BauGB (frühzeitige Behördenbeteiligung) durchgeführt werden. Der Rahmenplan wird nach der frühzeitigen Beteiligung gemäß § 3 Abs. 1 und § 4 Abs. 1 BauGB weiter konkretisiert und anschließend nach Kenntnisnahme durch das Abgeordnetenhaus durch den Berliner Senat beschlossen. Der Rahmenplan gilt nach Beschluss durch den Berliner Senats als städtebauliches Konzept im Sinne des § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB und ist verwaltungsintern bindend und unterliegt dem Abwägungsgebot. Die Entwicklung des Plangebiets soll danach im weiteren Planverfahren modular erfolgen. Das heißt, dass im Anschluss an die frühzeitige Beteiligung gemäß § 3 Abs. 1 BauGB und § 4 Abs. 1 BauGB einzelne Vertiefungsbereiche, deren Lage noch zu bestimmen ist und sich nach der vorgesehenen Entwicklungsreihenfolge richtet, bevorzugt weiterbearbeitet und zur Beschlussfassung gebracht werden sollen. Dazu wird der vorliegende Geltungsbereich in Einzelbebauungspläne zu teilen sein. Der Rahmenplan enthält die folgenden Kernaussagen, die die wesentlichen Ziele und Zwecke der geplanten städtebaulichen Entwicklung für das Gesamtareal wiedergeben:

91 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Einbindung in die Stadt Mit der Öffnung des ehemaligen Industriestandortes soll eine Durchwegung geschaffen werden, die das Plangebiet mit den Zentren und Wohngebieten der Ortsteile Siemensstadt und Haselhorst sowie den angrenzenden Bereichen des in Kap. I.2.1. dargestellten Schwerpunktraumes der Stadtentwicklung „Westraum – TXL – Siemensstadt – Spandau“. verbindet. Als stadträumliche Verbindungen werden differenzierte Grün- und Wegeverbindungen in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung geschaffen und die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ausgebaut (insbesondere durch Aktivierung der Siemensbahn). Der Ausbau der Siemensstadt 2.0 hat gesamtstädtische Ausstrahlungskraft und Relevanz. Der bestehende Produktionsstandort der Siemens AG ist spezialisiert auf Mittelspannungssysteme für Strom, Automatisierung und Energiedienstleistungen. Mit der Entwicklung des Innovationscampus soll ein Anreiz geschaffen werden, dass sich Forschungs-, Fach- und Gründerzentren, wissenschaftliche Einrichtungen und mittelständische Firmen hier ansiedeln. Produktionsstandorte, universitäre Einrichtungen und Wohnungen sollen rund 30 Reallabore der Themenfelder Energie, Infrastruktur und Mobilität bilden. Ziel ist es, Erprobungsräume, Innovatoren und Finanzierung für die Stadt der Zukunft an diesem Standort zusammen zu führen.

Entwicklung einer berlintypischen Nutzungsstruktur Im Spandauer Ortsteil Siemensstadt entsteht ein neues Stadtquartier, das Bezug auf die europäische Stadt nimmt und das identitätsstiftende städtebaulich-architektonische Erscheinungs- und Nutzungsbild von Berlin weiterentwickelt. Die Lebendigkeit im Quartier (24/7 Vitalität) wird durch eine urbane Mischung von Arbeiten und Wohnen, von Einkaufen, Kultur und Freizeit entstehen. Die bestehenden gewerblich-industriellen Produktionsflächen werden in Teilen erhalten, der Schwerpunkt der Nutzung liegt künftig im Bereich von Büro- und Gewerbeflächen. Darüber hinaus sollen ca. 2.750 Wohnungen geschaffen werden. Eine differenzierte Nutzungsmischung und erforderliche Schallschutzmaßnahmen gewährleisten eine verträgliche Nachbarschaft. Der notwendige Gemeinbedarf wird durch die Ansiedlung einer Europa-Grundschule mit Schulsportanlagen, von Kindergärten in den Bereichen, die schwerpunktmäßig durch Wohnen genutzt sind und weiteren Ansiedlungsoptionen für ergänzende soziale Einrichtungen sowie den Erhalt eines Feuerwehrstandortes an der Paulsternstraße berücksichtigt. Das dem Rahmenplan zugrundeliegende Nutzungskonzept ist in Kap. I.4.2.1 beschrieben. Das Stadtquartier erhält über einen zentralen Boulevard und in dessen Verlauf verschiedene Platz- und Raumfolgen einen eigenen Rhythmus. Ergänzt wird der verdichtete Stadtraum durch ein differenziertes Grün- und Freiraumnetz mit unterschiedlichem Charakter.

Baufeldentwicklung „Die tragende städtebauliche Idee besteht darin, eine intelligente Gruppierung von Neubauten in ablesbaren Feldern zu etablieren, deren Maßstab sich an der Ausdehnung von Industriebauten misst. Diese gruppierten Großstrukturen stehen miteinander in Relation und schaffen die Weiterführung der Stärke und Robustheit des ehemaligen Industriestandortes. Jede dieser Großstrukturen besitzt innen einen spezifisch-individuellen Freiraum und außen eine Abfolge von heterogen-multicodierten Freiflächen.73“

73 Städtebauliches und architektonisches Leitbild, Siegerentwurf und Wettbewerbsbeitrag Ortner & Ortner, Berlin 01/2020

92 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Die städtebauliche Grundentwicklung orientiert sich somit an der Bildung von durchlässigen und transparenten Blöcken (Ausnahme: Flächen, die auch zukünftig industriell genutzt werden). Zur Konturierung der öffentlichen Räume erfolgt die Verdichtung der Baufelder zum Rand hin, die Erdgeschosszone am zentralen Boulevard bietet sich an, um den öffentlich zugänglichen Raum als „Stadtgeschoss“ zu gestalten. Die einzelnen Baufelder weisen Gebäudehöhen von durchschnittlich ca. 25 bis 35 m auf, an ausgewählten Positionen werden Quartierseingänge und Plätze durch Bauten bis ca. 60 m Höhe markiert. Das im Siegerentwurf geplante zentrale Hochhaus mit einer markanten Höhe von bis zu 150 m wurde entsprechend den Empfehlungen der Wettbewerbs-Jury geprüft und weist nun als städtebauliche Dominante am zentralen Quartiersplatz eine Höhe von ebenfalls ca. 60m auf.

Ausbau eines integrativen Verkehrsnetzes Ziel ist es, Mobilität zukunftsfähig zu denken – Fußgänger, Radfahrer und der öffentliche Personenverkehr haben im Quartier Vorrang vor anderen Verkehrsarten. Im autoarmen Quartier der kurzen Wege sollen die Schnittstellen der Mobilität (mobility-hubs) barrierefrei fußläufig erreichbar sein. Die Standorte liegen an den Zufahrtsstraßen zum Quartier und stellen ergänzend zum Parkraum E-Lade-Stationen, E-Tretroller, Sharing- und On- Demand-Mobilitätsangebote bereit. Der Umstieg zu elektrisch-autonom fahrenden Bussen und weiteren Kfz-freien Angeboten ist hier gewährleistet. Zudem bieten diese Mobilitätsschnittstellen ergänzende Dienstleistungen sowie Abstell- und Lagerflächen. Die geplante Aktivierung der Siemensbahn bindet mit der geplanten Wiederinbetriebnahme der S-Bahnhöfen Siemensstadt und Gartenfeld das Quartier an Gartenfeld sowie den Hauptbahnhof und den Flughafen BER an. An der Nonnendammallee liegen in den Kreuzungsbereichen der Paulsternstraße sowie am Rohrdamm die U-Bahn-Stationen der Linie U7 (Rathaus Spandau – Rudow), das Ortsteilzentrum Siemensstadt ist nur eine U- Bahnstation vom Geltungsbereich entfernt. Eine neue das Gebiet querende Ost-West-Verbindung soll perspektivisch mit einer Buslinie angedient werden. Der Anlieferverkehr erfolgt über die Baufelder umgebenden Versorgungsstraßen. Örtliche Radwegeverbindungen werden an den vorhandenen Radweg an der Nonnen- dammallee angebunden. Zudem soll begleitend zum S-Bahndamm eine Wegeverbindung für Fußgänger und Radfahrer entstehen, die langfristig bis zum S-Bahnhof Gartenfeld angelegt werden soll. Örtliche und überörtliche Wegeverbindungen in Nord-Süd- und Ost- West-Richtung verlaufen zumeist in Grünräumen. Perspektivisch ist in Ost-West-Richtung auch eine Fuß- und Radwegeverbindung zwischen zentralem Park und der Paulsternstraße geplant, die auch für die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils Haselhorst eine schnellere Anbindung an den Wilhelm-von-Siemens-Park und die Jungfernheide ermöglichen soll. Die Realisierung dieser Ost-West-Anbindung steht unter dem Vorbehalt einer betriebsnotwendigen Wegebeziehung von Siemens zwischen den Teilarealen A und B, die hier auf noch nicht bestimmbare Zeit die perspektivische Fuß- und Radwegeverbindung quert.

Umweltgerechte Entwicklung Durch die Konversion des ehemaligen Industriestandortes wird die Innenentwicklung zentraler städtischer Lagen gefördert und der Außenraum geschont. Das neue Quartier ist kompakt und durchgrünt konzipiert, er entspricht so dem Leitbild einer klimagerechten Stadt der Zukunft mit kurzen Wegen und guter Anbindung. Öffentliche Räume sollen als Retentionsräume konzipiert werden. Das in Kap. I.4.2. aufgezeigte ökologische Gesamtkonzept der Masterplanung beinhaltet ein Maßnahmenkonzept, dass ein im Betrieb CO2-neutrales Stadtquartier gewährleisten soll.

93 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Das neue Quartier soll mittels neuer Verbindungswege eine Anbindung erhalten an die großen siedlungsnahen Grünräume im Osten (Wilhelm-von-Siemens-Park und Jungfernheide), Süden (LSG Fauler See) und Norden (Tegeler Forst). Die wohnungsnahe Versorgung soll eine zentrale Grünfläche übernehmen (Größe. ca. 3,5 ha).

Darstellung der Planinhalte Der Rahmenplan entspricht nicht einer „klassischen“ Bebauungsplanzeichnung. Die Planzeichnungsverordnung (PlanZV) wurde nicht angewendet, sondern in Anlehnung an diese die Darstellungstypologie eines städtebaulichen Rahmenplans gewählt. Dem Rahmenplan sind wesentlichen städtebaulichen Inhalte in einer abstrahierten Darstellung zu entnehmen. Im folgenden Abschnitt wird aufgezeigt, wie die Inhalte des Rahmenplans im weiteren Bebauungsplanverfahren in Festsetzungen überführt werden können.

2. Art der baulichen Nutzung Als Art der baulichen Nutzung werden Zielentwicklungen dargestellt, die für die geplanten Vertiefungsbereiche Entwicklungsoptionen eröffnen. Die Zuordnung der Art der baulichen Nutzung erfolgt über eine Flächenfestsetzung in der Planzeichnung.

2.1 Gebiet für urbane Wohnnutzung In Areal A, im Bereich der ehemaligen Arbeitnehmer-Gärten, soll das Wohnen den Schwerpunkt der zukünftigen baulichen Nutzung bilden. Ergänzt werden kann diese durch einzelne nicht störende gewerbliche Nutzungen. Das Gebiet grenzt an ein bestehendes Industriegebiet, das auch zukünftig entsprechend genutzt werden soll. Der Schallkonflikt ist in der Vertiefungsplanung zu lösen (z.B. schallrobuster Städtebau, Vermeidung von Immissionsorten gemäß TA Lärm, aktiver baulicher Schallschutz i.V.m. Grundrissorientierung der Wohnungen). Nach gutachterlicher Prüfung und Bewertung der Nutzungszuordnung in der schalltechnischen Voruntersuchung ist der Konflikt lösbar, so dass der Festsetzung von Wohnnutzungen aus Sicht des Lärmschutzes nichts entgegensteht74. Zukünftiger Entwicklungsrahmen für Baugebiete im Vertiefungsbereich: Allgemeines Wohngebiet (§ 4 BauNVO) Mischgebiet (§ 6 BauNVO) Urbanes Gebiet (§ 6a BauNVO)

2.2 Gebiet für urbane Mischnutzung In Areal C und C+, dem „Kernbereich“ der bisherigen Siemensnutzungen, soll eine urbane Mischnutzung entwickelt werden. Diese soll aus einer Mischung von Wohnen, Büros, sonstigem Gewerbe und sozialen Einrichtungen bestehen. Die urbane Mischnutzung soll gegliedert werden in Schwerpunktbereiche:

Schwerpunkt gewerbliche Nutzung In diesen Flächen soll die gewerbliche Nutzung über die anderen Nutzungen überwiegen. Die Lage dieser Schwerpunktgebiete orientiert sich an den Entwicklungsmöglichkeiten für Wohnnutzungen und stellt insofern die erste Stufe des schallrobusten Städtebaus dar. Die Gebiete befinden sich in exponierter Lärmlage entlang den Verkehrsflächen. Zukünftiger Entwicklungsrahmen für Baugebiete im Vertiefungsbereich: Mischgebiet (§ 6 BauNVO)

74 Siehe Kap. I.4.3.2. Schalltechnische Vorabuntersuchung

94 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Urbanes Gebiet (§ 6a BauNVO) Eingeschränktes Gewerbegebiet (§ 8 BauNVO i.V.m. § 1 Abs. 4 Satz 2 BauNVO)

Schwerpunkt Wohnnutzung In diesen Flächen soll die Wohnnutzung über die anderen Nutzungen überwiegen. Die Lage dieser Schwerpunktgebiete orientiert sich an den Entwicklungsmöglichkeiten für Wohnnutzungen in vergleichsweise abgeschirmter städtebaulicher Lärmlage. Zukünftiger Entwicklungsrahmen der Baugebiete im Vertiefungsbereich: Allgemeines Wohngebiet (§ 4 BauNVO) Mischgebiet (§ 6 BauNVO) Urbanes Gebiet (§ 6a BauNVO)

Bildungscampus In dieser Fläche im Areal C soll die gemeinbedarfsorientierte Nutzung über die anderen Nutzungen überwiegen. Hier ist in der Masterplanung der Standort einer vierzügigen Grundschule einschließlich Frei- und Sportanlagen und ein Gebäude für Ausbildungszwecke der Siemens AG vorgesehen. Andere Nutzungen können hier ggf. in untergeordneten Anteilen vertreten sein. Zukünftiger Entwicklungsrahmen für Baugebiet im Vertiefungsbereich: - Keine Festsetzung als Baugebiet gemäß § 1 Abs. 2 BauNVO, sondern Festsetzung der überwiegenden Teilfläche als Fläche für den Gemeinbedarf gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 5 BauGB, siehe hierzu Kap. III.7. - Allgemeines Wohngebiet (§ 4 BauNVO) - Mischgebiet (§ 6 BauNVO) - Urbanes Gebiet (§ 6a BauNVO)

2.3 Gebiet für gewerbliche Nutzung In diesen Entwicklungsflächen im Areal B und D soll die Nutzung für Büro, Forschung und Gewerbe überwiegen. Die Lage dieser Schwerpunktgebiete orientiert sich an zu konsolidierenden bestehenden Produktionsflächen und den sich daraus abgeleiteten städtebaulichen Zielen für diese angrenzenden Bereiche. Zukünftiger Entwicklungsrahmen für Baugebiete im Vertiefungsbereich: Eingeschränktes Gewerbegebiet (§ 8 BauNVO i.V.m. § 1 Abs. 4 Satz 2 BauNVO) Gewerbegebiet (§ 8 BauNVO) Eingeschränktes Industriegebiet (§ 9 BauNVO i.V.m. § 1 Abs. 4 Satz 2 BauNVO)

2.4 Gebiet für industrielle Nutzung Teile der bestehenden industriellen Produktionsflächen sollen in ihrem Bestand konsolidiert und unter Berücksichtigung der jeweiligen betrieblichen Bedürfnisse und des Rücksichtnahmegebots gegenüber störsensibler Nutzungen in der Nachbarschaft zukunftsgewandt entwickelt und städtebaulich nachverdichtet werden. Die Lage dieser Gebiete orientiert sich am Bestand des industriellen Kerns der Siemensstadt, der Schwerpunkt der Nutzung liegt hier weiterhin auf der industriellen Produktion. Aus Sicht des Schallschutzes wird ein Planerfordernis für die Produktionsflächen Nord und Süd gesehen. Die derzeit zulässigen höchsten Geräuschemissionen der Produktionsflächen sollen durch Geräuschkontingentierung planungsrechtlich dauerhaft gesichert werden.75

75 Siehe hierzu die Erläuterung in Kap. I.4.3.2. schalltechnische Vorabuntersuchung

95 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Zukünftiger Entwicklungsrahmen für Baugebiete im Vertiefungsbereich: - Gewerbegebiet (§ 8 BauNVO) - Eingeschränktes Industriegebiet (§ 9 BauNVO i.V.m. § 1 Abs. 4 Satz 2 BauNVO) - Industriegebiet (§ 9 BauNVO)

3. Maß der baulichen Nutzung Das zulässige Maß der baulichen Nutzung wird entsprechend der Grundzüge des städtebaulichen Entwurfes für die jeweiligen Areale (Entwicklungsflächen) durch die durchschnittliche Geschossflächenzahl (GFZ) sowie die zugehörige Bandbreite der GFZ als Dezimalzahl, den Wohnanteil in Prozent sowie die Zahl der Regelgeschosse in römischen Ziffern angegeben. In den späteren Vertiefungsbebauungsplänen wird dann die übliche Festsetzungssystematik zur Anwendung kommen (GRZ / GFZ / BMT; Vollgeschosse) Die durchschnittliche Dichte für das Plangebiet liegt bei einer Grundflächenzahl (GRZ) von 0,5 und einer Geschossflächenzahl (GFZ) von 2,7. In den Entwicklungsflächen der Areale liegt entsprechend des städtebaulichen Strukturkonzeptes die Grundflächenzahl (GRZ) und Geschossflächenzahl (GFZ) bei durchschnittlich folgenden Werten:

- Areal A GRZ 0,4 GFZ 2,4 - Areal B GRZ 0,6 GFZ 4,8 - Areal C GRZ 0,6 GFZ 2,9 - Teilfläche C+ GRZ 0,4 GFZ 2,6 - Areal D GRZ 0,6 GFZ 4,1 - Areal E GRZ 0,5 GFZ 3,8 Gekennzeichnet sind ergänzend die Bereiche, die durch städtebauliche Hochpunkte (Gebäudehöhe mindestens 50% höher als die Umgebungsbebauung und maximal 60m) betont werden sollen.

4. Überbaubare Grundstücksflächen Zur Steuerung der wesentlichen Planungsziele ist die Darstellung der überbaubaren Grundstücksflächen nicht erforderlich. In den späteren Vertiefungsbebauungsplänen wird dann die übliche Festsetzungssystematik zur Anwendung kommen (Baugrenze / Baulinie / Bautiefe).

5. Verkehrsflächen Der Entwurf des Rahmenplans Siemensstadt 2.0 zum Bebauungsplan 5-123 sieht keine Festsetzung von Verkehrsflächen vor, enthält jedoch Aussagen zur Erschließung: Ausgehend vom bestehenden Netz der öffentlichen Verkehrsflächen (Nonnendammallee, Rohrdamm, Paulsternstraße, Motardstraße, Straße am Schaltwerk) wird ein internes Verkehrsnetz die Erschließungsfunktion übernehmen. Dieses ist in den Grundzügen und in einem Entwicklungsziel im Bebauungsplan-Masterplan dargestellt. Hervorzuhebendes Ziel der städtebaulichen Entwicklung ist neben der Realisierung übergeordneter stadträumlicher Wegebeziehungen für Fußgänger und Radfahrer, die im Zentrum gelegene Abfolge aus Freiraumkorridoren, die auch der Erschließung dienen, und Stadtplätzen. Die geplanten stadträumlichen Freiflächen sollen durch unterschiedliche Ausprägungen abwechslungsreich gestaltet werden76. Zukünftige Festlegungsmöglichkeiten im Vertiefungsbereich: - Öffentliche Verkehrsfläche (§ 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB) - Private Verkehrsfläche (§ 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB)

76 Siehe Kap. I.4.2.2. Freiraum.

96 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

- Öffentliche Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung (§ 9 Abs. 1 Nr. 11 BauGB) - Flächen, die mit Geh-, Fahr und Leitungsrechten zu belasten sind (§ 9 Abs. 1 Nr. 21 BauGB) - Öffentliche oder private Grünfläche (§ 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB)

6. Grünflächen Im Rahmenplan sind im Areal C zwei Grünflächen dargestellt: Die Zentrale Grünfläche dient insbesondere zur Versorgung der Bewohner im Plangebiet mit wohnungsnahen Grün- und Freiflächen und schließt eine ca. 0,45 ha große öffentliche Spielplatzflächen sowie im Randbereich Ersatzflächen für den Verlust an Habitaten ein. Stadträumliche Wegebeziehungen verbinden diese Grünfläche mit dem umliegenden Siedlungsraum. Die Grünfläche ist ca. 2 ha groß, nach erfolgreicher Einbeziehung eines weiteren derzeit gewerblich genutzten Privatgrundstücks beträgt die Gesamtgröße perspektivisch ca. 2,7 ha. Die dargestellte zentrale Grünfläche besitzt ein Schutzbedürfnis, das im Berliner Lärmleitfaden definiert ist. In der schalltechnischen Vorabuntersuchung wird aufgezeigt, dass die Freiflächen entlang der Bahntrasse nach Reaktivierung des S-Bahn-Betriebs einer so hohen Lärmbelastung ausgesetzt sein werden, dass dort nur mit einer minderen Aufenthaltsqualität gerechnet werden kann. Ohne die Durchführung entsprechender Schutzmaßnahmen, bevorzugt am Emittenten, muss erwartet werden, dass diese Flächen künftig primär als Grünflächen (ohne besondere Aufenthaltsqualität) oder als Durchwegung genutzt werden.77 In den Vertiefungsbebauungsplänen besteht ein Regelungsbedarf. Die Grünfläche an der Nonnendammallee südlich der Schaltwerkhallen (Bestandsfläche mit sportlichen Aktivitätsflächen) ist aufgrund der hohen Schalleinträge der Nonnendammallee nicht als ruhiger Erholungsraum entwickelbar. Dies spricht jedoch nicht gegen eine grüne Freizeitnutzung entsprechend der aktuellen Ausprägung (Beachvolleyball, Bolzplätz o.ä.). Eine stadträumliche Wegebeziehung soll künftig über diese Freifläche verlaufen und die südlich der Nonnendammallee gelegenen Siedlungsflächen an das Quartierszentrum anbinden. Es wird geprüft, ob in den Randbereichen Ersatzflächen für den Verlust an Habitaten angelegt werden können. Diese Fläche ist ca. 1,1. ha groß. Darüber hinaus enthalten alle Baugebietsflächen Freiflächen, die im Darstellungsmaßstab unberücksichtigt geblieben sind. In den Vertiefungsbebauungsplänen kann hier durch z.B. durch Festsetzungen zur Gestaltung der nicht-überbaubaren Grundstücksflächen planungsrechtlich gesteuert werden. Zukünftige Festlegungsmöglichkeiten im Vertiefungsbereich: - Öffentlich Grünfläche (§ 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB) - private Grünfläche (§ 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB) - Baugebiet i. V. m. Pflanzbindungen (§ 9 Abs. 1 Nr. 25 BauGB)

7. Gemeinbedarfsflächen Gemeinbedarfsflächen sind keine Baugebiete i. S. d. Baunutzungsverordnung. Sie sind in allen urbanen Gebieten regelmäßig zulässig. Ein Schwerpunkt soll mit dem Schulneubau jedoch im Areal C im Bereich “Bildungscampus“ erfolgen.

77 Siehe auch Kap. I.4.3.2. Schalltechnische Vorabuntersuchung.

97 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Die Standorte wichtiger Gemeinbedarfsnutzungen (Schule, Kita, Feuerwehr) sind symbolisch im Rahmenplan dargestellt (nicht lagegenau – dies soll der weiteren Vertiefung vorbehalten bleiben). Zukünftige Festlegungsmöglichkeiten im Vertiefungsbereich: Gemeinbedarfsfläche mit Zweckbestimmung (§ 9 Abs. 1 Nr. 5 BauGB) Innerhalb der Baugebiete unter Beachtung der jeweiligen allgemeinen Zweckbestimmung (Abs. 1 Baunutzungsverordnung der jeweiligen Baugebiete) mit Ausnahme der gewerblichen und industriellen Nutzungsgebiete, hier ist eine Gemeinbedarfsstandortentwicklung nicht vorgesehen.

8. Entwickelbarkeit aus dem Flächennutzungsplan Gemäß § 8 Abs. 2 Baugesetzbuch (BauGB) sind die Bebauungspläne aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln. Die geplante Transformation der Areale A, C und D Süd-West (vgl. Kap. I.4.) des Industriestandortes ist aus den Darstellungen des FNP nicht entwickelbar. Am 18. September 2019 hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen daher den Einleitungsbeschluss zur Änderung des Flächennutzungsplanes für Teilbereiche des Plangebietes gefasst, um die Entwicklung des traditionsreichen Industriestandortes in der Lagegunst des schienengebundenen ÖPNV zu einem gemischt genutzten Stadtquartier planungsrechtlich vorzubereiten78. Im laufenden Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplanes erfolgt die Auslegung in der Zeit vom 04.11. bis 06.12.2020. Im Rahmen der öffentlichen Auslegung (zweite Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung) liegen die Entwürfe der FNP-Änderungen einschl. Begründungen und Umweltberichten sowie wesentliche, bereits vorliegende umweltbezogene Stellungnahmen öffentlich aus. Während der Auslegungsfrist können Stellungnahmen abgegeben werden. Die Dokumente sowie Hinweise zur Beteiligung sind folgender Internetseite des Landes Berlin zu entnehmen: https://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/fnp/de/buergerbeteiligung/index.shtml Der Senatsbeschluss zur Änderung des Flächennutzungsplanes wird für Anfang 2021 angestrebt. Gemäß § 8 Abs. 2 Baugesetzbuch sind Bebauungspläne aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln. Es wird für den Zeitpunkt des „Entwickeltseins“ auf den Zeitpunkt des Inkrafttretens des Bebauungsplanes und der Wirksamkeit des Flächennutzungsplanes, d. h. auf deren Bekanntmachung, abgestellt. Die Änderung des Flächennutzungsplanes Nr. 08/2019 wird vor Rechtskraft des Bebauungsplanes Nr. 5-123 oder von Teilbebauungsplänen beschlossen werden.

IV. AUSWIRKUNGEN DER PLANUNG

Im weiteren Verfahrensablauf werden die Auswirkungen auf die Wohnbedürfnisse und Arbeitsstätten, auf den Haushalt und die Finanz- und Investitionsplanung sowie weitere mögliche Auswirkungen (Infrastruktur / Berliner Modell etc.) in den Vertiefungsbebauungsplänen aufgezeigt.

1. Einbeziehung von Fremdgrundstücken In die städtebauliche Entwicklungsplanung wurden zwei Grundstücke einbezogen, die nicht Siemens oder dem Land Berlin zuzurechnen sind:

Grundstück Straße am Schaltwerk 14

78 Siehe hierzu Kap. I. 3.2 Flächennutzungsplan

98 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

Dieses Grundstück wird aktuell gewerblich genutzt. Es ist Ziel der zukünftigen Entwicklung, den Betrieb ortsnah zu verlegen, damit die Fläche Bestandteil der zentralen Grünfläche werden kann. Sämtliche Nutzungen und bauliche Anlagen verfügen über aktiven Bestandsschutz, bis es zur Umsetzung der geplanten Grünflächenentwicklung kommt.

Grundstück Nonnendammallee 111 Das Grundstück Nonnendammallee 111 ist nach geltendem Planungsrecht ein Industriegrundstück. Sämtliche Nutzungen und bauliche Anlagen verfügen über aktiven Bestandsschutz, bis es zur Umsetzung der geplanten Baugebietsentwicklung kommt.

V. VERFAHREN

Das ordnungsgemäße Zustandekommen des Bebauungsplanes wird durch Darlegung aller Verfahrensschritte nachgewiesen. Das Kapitel wird entsprechend des Verfahrensfortschritts fortgeschrieben.

1. Mitteilung der Planungsabsicht Das Plangebiet wurde zum Gebiet von außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung gemäß § 9 AGBauGB erklärt, wodurch die Zuständigkeit für die Aufstellung und Festsetzung des Bebauungsplanes somit nicht mehr beim Bezirk Spandau, sondern bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen liegt. Mit Schreiben vom 04.02.2020 teilt die Gemeinsame Landesplanungsabteilung mit, dass derzeit kein Widerspruch zu den Zielen der Landesplanung zu erkennen ist.

2. Aufstellungsbeschluss Am 19. Dezember 2019 hat die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Katrin Lompscher, den Beschluss über die Aufstellung des Bebauungsplans 5-123 gefasst. Der Aufstellungsbeschluss wurde im Amtsblatt für Berlin am 3. Januar 2020 öffentlich bekannt gemacht. Im Geltungsbereich des Bebauungsplans 5-123 sollen die rechtskräftigen Bebauungspläne VIII-4 (festgesetzt am 28.05.1958) mit Planergänzung VIII-D (festgesetzt am 28.08.1984), VIII B4 (festgesetzt am 04.07.2006), VIII-16 (festgesetzt am 15.10.1957) und der Baunutzungsplan (1958/1960) sowie der Textbebauungsplan A (1971) teilweise überplant werden. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans 5-123 schränkt die folgenden, im Verfahren befindlichen bezirklichen Bebauungspläne ein: Der bezirkliche Bebauungsplan VIII-250 wird in seinem Geltungsbereich um das Grundstück Motardstraße 63 eingeschränkt. Der bezirkliche Bebauungsplan VIII 291 wird in seinem Geltungsbereich um Teilflächen der Grundstücke Gartenfelder Straße 59E und 59F, Paulsternstraße 26 und 32, Nonnendammallee 108 und Rohrdamm 82 sowie die Grundstücke an der Straße am Schaltwerk südlich der Bahnstrecke (stillgelegt) zwischen Bahnhof Gartenfeld und Bahnhof Siemensstadt eingeschränkt. Die Verfahren zur Aufstellung des bezirklichen Bebauungsplans VIII-433 für das Grundstück Paulsternstraße 26 teilweise und eine Teilfläche westlich des Grundstücks Nonnendammallee 101 - 110 sowie des bezirklichen Bebauungsplans 5-116 mit Geltungsbereich für das Grundstück Gartenfelder Straße 59F, für eine Teilfläche der Grundstücke Gartenfelder Straße 59 E und 59 F sowie das Grundstück Paulsternstraße 34 (Kleingartenanlagen Alter Exerzierplatz und Neuer Exerzierplatz) werden eingestellt.

99 Erläuterung zum Bebauungskonzept Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für den Bebauungsplan 5-123 (Siemensstadt 2.0)

RECHTSGRUNDLAGEN Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. November 2017 (BGBl. I S. 3634), Artikel 2 des Gesetzes vom 08. August 2020 (BGBl. I S. 1728) geändert worden ist

Verordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke (Baunutzungsverordnung - BauNVO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. November 2017 (BGBl. I S. 3786)

Verordnung über die Ausarbeitung der Bauleitpläne und die Darstellung des Planinhaltes (Planzeichenverordnung – PlanzV) vom 18. Dezember 1990 (BGBl. 1991 I S. 58), zuletzt geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 4. Mai 2017 (BGBl. I S. 1057).

Gesetz zur Ausführung des Baugesetzbuches (AGBauGB) in der Fassung vom 7. November 1999 (GVBl. S. 578), zuletzt geändert durch Gesetz vom 6. Dezember 2017 (GVBl. S. 664)

100

ANHANG

1. Biotoptypenkartierung 2019 2. Avifauna (Revierkartierung) 2019 3. Fledermäuse (Transektergebnisse) 2019 4. Strukturbäume 2019 5. Naturschutzfachlich bedeutsame Bereiche 2019 6. Städtebauliches Strukturkonzept, Stand 04.09.2020 7. Rahmenplan Siemensstadt 2.0

ALLGEMEINE HINWEISE

Die abgebildeten Pläne sind maßstabslose Verkleinerungen der Originalpläne.

QUELLENANGABEN

Nr. 1. bis Nr. 4. sind folgendem Fachgutachten entnommen: Natur + Text: Siemensstand 2.0, Biotopkartierung und faunistisches Gutachten, Rangsdorf, 16.01.2020.

Nr. 5 ist Anlage 4 des Gutachterpakets zum städtebaulichen Wettbewerb: Natur + Text: Siemensstadt 2.0, naturschutzfachliche Bereiche, Rangsdorf, 17.07.2019

Nr. 6 ist Teil der Masterplanung: städtebauliches Strukturkonzept, Ortner & Ortner Baukunst, Berlin, in Gemeinschaft mit cappati staubach Urbane Landschaften (Freiraum), BSV (Mobilität), Sieker (Entwässerung), BSL (Energieplanung)

Nr. 7 ist eine informelle Planung des Senats von Berlin und wurde in Abstimmung mit Siemens erstellt. Der Rahmenplan wird nach Beshluss durch den Senat zu einem städtebaulichen Konzept im Sinne des § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB

101

1. Biotoptypenkartierung 2019

102

2. Avifauna (Revierkarte) 2019

103

3. Fledermäuse (Transektergebnisse) 2019

104

4. Strukturbäume 2019

105

5. Naturschutzfachlich bedeutsame Bereiche 2019

106

6. Städtebauliches Strukturkonzept, Stand 04.09.2020

Verfasser: Ortner & Ortner Baukunst Berlin, in Gemeinschaft mit cappati staubach Urbane Landschaften (Freiraum), BSV (Mobilität), Sieker (Entwässerung), BSL (Energieplanung)

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7. Rahmenplan Siemensstadt 2.0

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