IGOR LEVIT ENCOUNTER IGOR LEVIT

10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Andante non troppo No. 9:Jesus Christus,unserHeilandBWV 665 Allegro marcato No. 8:IndiristFreude BWV 615 Fuga. Molto sostenuto No. 7b:Durch Adams Fall istganz verderbt BWV 705(App. B) Andante mesto No. 7a:Durch Adams Fall istganz verderbt BWV 637 Un poco agitato No. 6:HerrGott, nun schleußdenHimmel auf BWV 617 Andante No. 5:Ichrufzudir, HerrJesu ChristBWV 639 Allegro No. 4:Nun freut euch,liebenChristen gmeinBWV 734 Adagio No. 3:Nun komm, derHeidenHeilandBWV 659 Allegretto tranquillo No. 2:Wachet auf, ruftunsdieStimme BWV 645 Vivace maestoso No. 1:Komm, Gott Schöpfer, Heiliger GeistBWV 667 10 Chorale Preludes BV B27 arr. Ferruccio Busoni(1866–1924) JOHANN SEBASTIANJOHANN BACH

(1685–1750) 02:04 02:48 02:03 05:29 04:13 03:16 03:16 06:17 02:17 02:11

ENCOUNTER IGOR LEVIT 16 15 14 13 12 11 arr. Ferruccio Busoni

Solennemente. Molto sostenuto O Welt, ichmuss dichlassenop. 122/11 Andante tranquillo Herzlich tut michverlangen op. 122/10 Moderato deciso Herzlich tut michverlangen op. 122/9 [Andantino] Es isteinRos entsprungen op. 122/8 quasiAdagio] [Andante, Schmücke dich,oliebeSeeleop. 122/5 Andante tranquillo Herzlich tut micherfreuen op. posth.122/4 6 Chorale Preludes BV B50 (1833–1897) 03:07 01:40 03:01 02:27 02:57 02:12

ENCOUNTER IGOR LEVIT 21 20 19 18 17 22 JOHANNES BRAHMS op. 138/3 arr. Julian Becker (*2005) Andante con moto edanima Wenn ichmit Menschen- undmitEngelszungen redete Grave O Tod, wiebitter bistdu Andante Ich wandte michundsaheanalle Andante Denn esgehet demMenschen wiedemVieh Vier ernste Gesänge op. 121 arr. Max Reger (1873–1916) MORTON FELDMAN MAX REGER Igor Levit piano Palais deMari Editorial &Translation: text house Artwork: Büro DirkRudolph Photos: Felix Broede ©Sony Music Entertainment Publisher: Copyright Control [Tr. 21]; [Tr. 22] Producer &Recording Engineer:Andreas Neubronner Executive Producer: Jack Ryan Smith Recording: Berlin,Jesus-Christus-Kirche, May 25–28, 2020 (1926–1987) 04:48 03:06 04:58 04:52 28:46 03:32

ENCOUNTER IGOR LEVIT Akkordtönen an.SchnelleSprünge unddieexakte Pedalisierung ermögli die unddennachschlagenden Basszusätzlich mitOktaven undfüllenden kung auf demKlavier hervorzubringen, reichert BusonidieChoralmelo die Liedweise mitrhythmischem Schwung. Um eineentsprechende Wir Gewand. Concertoartige Gegenstimmen umspielen undkontrapunktieren »Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist« ineinprachtvolles Organo-pleno- Original des Thomaskantors kleidet den Cantus firmus des Pfingsthymnus gelchoralvorspiel BWV 667 aus derSammlung derLeipziger Choräle. Das zend«, schreibt Ferruccio BusoniüberseineTranskription von Bachs Or wegung undreligiöser Bedeutung. »Vivace maestoso. Festlich undglän gramms überwältigt mitderextrovertierten Konzentration von Klang,Be Pro dieses Stück eröffnende Das innen. nach außen von zugsbewegung Verlauf eineArtgestrecktes Diminuendo beschreibt: einelangsame Rück vor demTod desKomponisten, istderFluchtpunkt einesAlbums,dessen Morton Feldmans Klavierstück Palais deMari , 1986 komponiert, einJahr as. wiederholt dazudieuntere immerwiederihren Sprunghinabvom gzum me zieltnachoben,einmalvom d,dannwiedervom faus. Gravitätisch karges Muster von auseinanderstrebenden Septimen:DiehellehoheStim wuchten unterlaufen alleSymmetrien.Dieletzten Minuten bestimmt ein ßigkeiten deuten sichan,dochderAtem gibtnach;feinerhythmische Un verändern. Dann taucht etwas Neues auf –ähnlichaberanders. Regelmä schlag, Klang,Stille. Mancheskommt wieder, scheint sichunmerklichzu weg soleisewiemöglich.EineknappehalbeStunde langgeht dasso: An dort einenger. GelasseneBewegung, konzentriert undpräzise, aberdurch eine kleineSekunderunter. Hiereinetwas weiter ausgreifender Schritt, Ganz wenige Töne. Meist nicht mehr als zwei zugleich. Eine Quinte rauf, VON BACH FELDMAN BIS IGOR LEVITS BEGEGNUNGEN BEI MUSIK GESÄNGE AUF DEM WEG NACH INNEN ------Räume aus erfüllter Leere entstehen, Freiheitsräume fürEindrücke undBe drosselt wird, wo EssenziellesindenBlickkommt –undschließlichweite tiert sichdorthin,wo derPuls sichberuhigt, wo dieInformationsmenge ge ches Interesse, sonderneinunmittelbar existenzielles. Das Programm orien Dennoch leitet dieRepertoireauswahl auf Encounter kein musikgeschichtli lische Sozialisation ausgeübt haben. Erzählungen überihren visionären Lehrmeister Busoniauf seinemusika die auch aber Finesse, taktile Press’ Madame Einfluss welchen berichtet, nistin, dieihrerseits beiBusoniinBerlinstudierthatte. Feldman hat oft Vera Maurina Press unterrichtet wurde, eineremigrierten russischenPia Pointe, dassMorton Feldman inNew York während prägender Jahre von Komponisten Brahms, Reger undBusoni–bishinzuderhistorischen bindungen zuhauf zwischen Bach und den teilweise gleichzeitig aktiven Querver sich finden NatürlichJahrhundert. 20. späten dem und 18. hen gehorcht imGrundederChronologie ihres Entstehens zwischendemfrü sie sogar an Schärfe zu. Die Anordnung der fünf Werke bzw. Werkgruppen Horizonte werden weiter. Nur dieWahrnehmung bleibt–vielleicht nimmt vität derMusik nimmt sukzessive ab, dieEreignisdichte lichtet sich,die der Erscheinung« beinaheimSinnedesalten Goethe:Diephysische Akti Was sichanschließt, istsoetwas wieein»stufenweises Zurücktreten aus sche Kunst undchristlicheAussage darin zurEinheit. WieBach. selbstverständlich Virtuosität, instrumentale finden satztechni türe von BusonisBearbeitungausgewählter Orgelchoralvorspiele von los zuverfolgen ist. Zwei Minuten: Solange dauert dieimposante Ouver vorschriften sorgen derweil dafür, dassdieGewichtung derLinienmühe chen bis zu zehnstimmige Zusammenklänge. Detaillierte Artikulations ------

ENCOUNTER IGOR LEVIT wunderer Busonis,teilt dieseAnsicht. Ohnehinhabendie52 Hauskonzer Bach-Choralvorspiele meldete. Igor Levit, seit Jahren einglühenderBe 1897 an seinenVerleger, alserdieVollendung seinerTranskriptionen der kaumbessere Claviermusik Mai im anzutreffen, Busoni schrieb diese«, als diesem mir von erhoffe eine Werke »Ich […] doch ich wüsste Verbreitung: sikhörenden heute beinahezurSeltenheit geworden sein. keit dürfte dieBegegnung mitlutherischen Chorälen fürdiemeisten Mu terwerk. Bedingtauch durch densteten Rückgang kirchlicher Frömmig kaum gespielt. Brahms’ op. 122 ist sogar ein weitgehend unbekanntes Meis vorspiele sindwahre HitsdesKlavierrepertoires, andere werden dagegen lischen Alltagzuerschließen. Einige dervon Busoni bearbeiteten Choral ten, dieengmitderliturgischen Praxis verbunden waren, fürdenmusika Absicht getragen, einen Schatz von archetypischen musikalischen Gestal Busonis Bach-Transkriptionen »imKammerstyl« waren letztlichvon der in dieser Form und Vollständigkeit – heute im Konzert zu hören. Schon Choralvorspielen auf derersten CDklingen, soselten sindsie–zumindest Austausch treten, istvon hohemReiz. Sovertraut etwa dieZyklen von gen zwischenmusikalischen Äußerungen, diesonstkaum miteinander in Transzendenz istdastreibende Motiv von Encounter: Auch dieBegegnun Aber nicht nur die Kontaktaufnahme mit religiöser und innerweltlicher rituellen eineStimme, ohneesexplizit ansprechen zumüssen. ganze Welt insheimischeWohnzimmer zuholenvermag. Esleiht demSpi Zum Instrument mithin,dasmittels kunstvoller Arrangements förmlichdie üblich, nochmalzumInstrument einerpersönlichen Selbstvergewisserung. gleichsam den Rücken und wird, wie bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein Klaviervortragsöffentlichen des Ort sozialen dem kehrt Klavier Das muss. nen sichjedesIndividuum amEndedennochganz alleinauseinandersetzen Menschenda dass gemeinsam singen – Kommunikation.Obwohl keine Texte vernehmenzu offensichtlich, ist sind, fenden Sologesängen wird dasTasteninstrument zumMedium vokaler ergrei Brahms’ und Chorsatz schlichtem Regers in Gemeindegesang, zum figurierten den Vorspielen In ungefähr: von nicht kommt ist, hören zu vier gegnungen. Dass überhaupt nur eine einzige Originalkomposition für Kla vonHoffnungen und Nöten, de mit ------Simone, obBach,Brahms oderFeldman: Entscheidend war, was inderje abends spielen würde. ObAntônio CarlosJobim, Fred Hersch oderNina schied der33-Jährige erst einehalbeStunde vor derDarbietung, was er mit denRepertoiremöglichkeiten ineineneueRichtung gelenkt. Oftent Lockdowns imFrühjahr 2020insInternet übertragen hat, seinenUmgang te, dieerindenWochen dererzwungenen Isolation während desCorona- Monumentalbaus inMari (heute Syrien)selbst, sondernauf etwas, dasihn mans Titel auch nicht auf diehistorische Bedeutung desaltbabylonischen schen Wahrnehmungsweise inderMusik zubrechen. Sobezieht sichFeld anderes imSinn,alsmitderzentraleuropäischen, insbesondere derdeut abstrakten Malerei desNew Yorker Informelgeprägt war, hatte ja nichts von »Form« und»Ausdruck« –diesesPrinzip, dasstarkvon Cage undder gen, außermusikalische Vorstellungen ebensozumeidenwiedasKonzept abzuwerfen, sich der theoretischen Systeme der Neuen Musik zu entledi merksamkeit. DerAnsatz seinesKomponierens, allenTraditionsballast rien wieTimbre, Farbe, Atmosphäre bei ihmindenMittelpunkt derAuf man zusagen: Anstelle von satztechnischer Organisation rückten Katego Feld Morton pflegte nervt«, »Mehrstimmigkeit – »Polyphonysucks« ten. Haltungen aufeinander, diekaum weiter voneinander entfernt seinkönn quent. Dabei stoßen hierzwei Kulturen, zwei Epochenundästhetische det, dannwirktdas»musikalisch« unmittelbar stimmig,beinahekonse te Viertonfigur auftaucht, die den Nukleus von Feldmans verklungen istundgleichdarauf –nocheineStufe leiser–diezeichenhaf Wenn derD-Dur-Akkord von Max Regers kurzem Nachtlied imPianissimo sen Fundus anMusik, derihmalsPianist zurVerfügung steht. sei diezentrale Einsicht gewesen beiderNeubegegnung mitdemimmen Schwingen, ihre physikalischen undsensuellen Eigentümlichkeiten –, das über dieseWochen. Wie sehrKlänge ansichwohltun können –ihrbloßes geben, dieichindieserForm bislang nochnicht kannte«, sagtIgor Levit liebe verhandelt werden, dashat meinemKlavierspiel eineGelöstheitge nach Liebe undTod, Einsamkeit oder der Möglichkeit echter Nächsten und spontan Werke zuwählen, indenenalldiegrundlegenden Fragen Halt versprach. »Musik machenzukönnen ohnejedenäußeren Zwang weiligen Situation relevant erschien, was innere Stärke undseelischen Palais deMari bil ------

ENCOUNTER IGOR LEVIT allem abernimmt sie denVerlust dergeliebten Clara Schumann vorweg, den Tod von Angehörigen und engen Freunden in den Jahren zuvor. Vor gänglichkeit und Sterben in den Vermit Auseinandersetzungschonungslose Brahms’ legen. zu zugrunde ge vertonten Bibeltext, »OTod, wiebitter bistdu«,einereigenen Motette sollte, entschloss sichdaraufhin, denvon Brahms imdritten seinerGesän sänge entstand 1912. Der Bearbeiter, der selbst bereits mit 43 Jahren sterben reiche Brahms-Lieder fürKlavier solo;seineFassung derVier ernsten Ge bild. ImAuftrag desVerlages Simrock bearbeitete Reger von 1905 anzahl Johannes Brahms; Kritiker warfen ihmgar vor, er»überbrahmse« seinVor älterenJahre 40 des Einfluss starkem unter Reger Jahrenstand jungen In der beginnendeErste Weltkrieg hatte denDruckverzögert. zimmers. Entstanden waren dieA-cappella-Stücke imSpätsommer 1914; starb, lagen dieKorrekturfahnen derGesänge halbtönigen Linienzügen an.AlsMax Reger am11. Mai1916 inLeipzig gemessener Bewegung. Nur sparsam reichert erdieklaren Harmonienmit Ruh zu pflegen.« Reger schreibt einen schlichten fünfstimmigen Choral in der / Segen, und G’leit sei’m in legen uns wir dass Wohlgefallen,/ sei’m walt’sFrommennach Gott zu / sollen; ruhen wir drin kommen, ist Nacht schen Theologen und Kirchenmusikdichter des 16. den mit dem spezifischen Charakter des monik. Dass sichFeldman undReger hiergleichwohl sogut vertragen, hat tion mitdemHangzuüppigen Texturen undentschieden avancierter Har Überdruck ächzen, der fromme Erbederlutherischen Kirchenmusiktradi kontrapunktiker, dessenPartituren nicht selten unter spätromantischem Max Reger gleichsamexemplarisch verkörperte –derarbeitswütige Erz Im Grundebricht Feldmans künstlerischeHaltungmitgenau dem,was und Klangereignissen vor, dieimmerwiedervon Pausen durchsetzt sind. Erahnenden schwebte demKomponisten auch bei seinerArbeitmitTon- gleichbare Aura zwischen demphysisch Präsenten und dem allenfalls zu nungsverhältnis von rudimentären Konturen undLeerstellen. Einever auf einer Abbildung der Palastruinen im Louvre fasziniert hatte: Das Span Acht geistlichen Gesängen vertont Verse von Petrus Herbert, demdeut Vier ernsten Gesängen Nachtlieds zu tun. Das dritte Stück aus auf demTischseinesHotel ist eine Reaktion auf Jahrhunderts: »Die ------seine eigene unheilbare Erkrankung wusste der63-Jährige, alserdenZyk die EndeMärz1896 einenschweren Schlaganfall erlitten hatte. Auch um Hoffnung auf Erlösung und selige Ewigkeit. Die pessimistischen Betrach pessimistischen Ewigkeit. Die selige und Erlösung auf Hoffnung ge stehen Gott seiDank inderBibel«,hat Brahms überdieVier ernsten Gesän lus imSommervollendete. »Essindganz gottlose Lieder, aberihre Texte herrlichen Es-Dur-Phrasen nur umsoschmerzhafter klingen. ¾-Takt von sehr diesseitigen Gefühlenzusprechen scheint, lässtdasdie Hymne andieLiebeistwarm undvoll harmonisiert. Wenn ihrwiegender stimmt war. Die schwärmerisch aufsteigende Melodie derbeschließenden lich wohl fürdieTrauerfeier derFreundin Elisabethvon Herzogenberg be schlägt dannderbereits 1892 entstandene letzte Gesangan,derursprüng eine fastaltmodischeEindringlichkeit. Einensehrviellebhafteren Ton de Gegenüberstellung von Moll undDur denzwei Gesichtern desTodes konstruktive Strenge seinesexpressiven Stils erinnern,gibtdieberühren Vierten Symphoniesokonsequent verwendet hatte, nocheinmalan die fallenden Terzen von »OTod, wiebitter bist du«, dieBrahms inseiner setzen dasDahinfahren desStaubs ineinprägnantes Bild.Während die Erdendaseins; dieemporhuschenden Triolen desAllegro-Mittelteils über sen imengen Tonraum zuBeginndesersten Liedesvon derEitelkeit des belworte zubeziehen. Suggestiv spricht etwa dasfatalistische d-Moll-Krei lädt dazuein,jedeeinzelne musikalische Geste auf denSinngehalt derBi ständlich werden sieauch ohneText: Ihre quasilautmalerische Rhetorik Ver zugleich. intim und archaisch-streng wirken Vertonungen Brahms’ det mitseinememphatischen Bekenntnis zurLiebesoetwas wieTrost. und mitEngelszungen redete« aus dem1.Korintherbrief desPaulus spen vierte Gesangüberdieberühmte Verkündigung »Wenn ichmitMenschen- Irgendein »Sinn«ist diesem Ende jedoch nicht abzugewinnen. Erst der für denaus demLebenGerissenen– undeineWohltat fürdenLeidenden. erspart bleibt, dieses Unrecht zu sehen. Der Tod ist bitter, ein Skandalon diejenigen, diegar nicht erst auf dieWelt kommen müssen und denen es dischen Arbeitist. Siebeklagen dasUnrecht unter derSonneundloben geblichkeit einesDaseins, dessen einzige Gewissheit dieFreude anderir tungen desPredigers SalomounddesBuchesSirach sprechen von derVer gesagt. Jesus Christuskommt nicht vor in ihnen;sie versagen sichjede ------

ENCOUNTER IGOR LEVIT vielleicht genauso gesehen… worum esinderMusik recht eigentlich geht. Morton Feldman hätte es das, der es Chiffre Vergehen ist als Vergänglichkeit? Vielleicht Klangs des Die Seufzer derletzten Takte unterstreichen dieses wehmütige Adieu. Das pelten Echo. DemForte antwortet dasPiano, dem Piano dasPianissimo. schweren, vielstimmig-warmen Satz ein.Jede Zeileverhallt ineinemdop gen inGottes gnädigHand.«Brahms bettet die Choralzeilen ineinen le Leben und Leib mein’ dazu aufgeben, ich will »Mein’Geist erkennen: muss dichlassen«.Das feierlicheEndelässtdanndochnochErgebenheit Den AbschlussdesZyklus bildetdiezweite Bearbeitung von »OWelt, ich gend unddüster, dasandere leisepochendundmelancholisch. »Herzlich tut mich verlangen« umfasst Brahms’ Sammlung: das eine drän Sterbechoral dem zu zwei veröffentlicht.Vorspiele Gleich Todesjahr1897 Brahms’ in und bearbeitet Klavier für Busoni Ferruccio hat ralvorspiele wird gern von der Choralmelodie abgeleitet. Sechs der insgesamt elf Cho in nur einerDurchführung imDiskant, dieMotivik derUmspielungen gelbüchlein. Die Kirchenmelodien erscheinen meist ohneVerzierung und berichtete. Biografie Brahms’ eigene Choralvorspiele seiner orientieren sich am Modell von Bachs in Brahms, von Bekannter guter ein Spitta, Philipp wie gestorben, hiermit« ich tret’ Thron »Vor deinen ralvorspiels protestantischer Kirchenmusik: Bachwar überderKomposition desCho und jahrhundertealten Chorälen. Brahms bekennt sichzurTraditionslinie der objektivierten Form zu,essucht Haltbeikontrapunktischer Ordnung das erindenWochen darauf zusammenstellte, wendet sichnocheinmal vorspiele vor einemkleinenKreis von Freunden gespielt. Sein letztes Werk, schluss anClara Schumanns Begräbnis hatte erimMai1896 einige Choral ponierte, war das eine Rückkehr zurOrgel nach rund40Jahren. Im An ral. DochalserimFrühsommer 1896 dieElfChoralvorspiele op. 122kom le seinerErsten Symphonievon 1876 mündete bekanntlich ineinenCho Brahms war ein Agnostiker, der jeden Tag in der Bibel las. Schon das Fina Anselm Cybinski Or ------

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IGOR LEVIT 12/8 bars – by adding further octaves and extra notes intended to fill out fill to intended notes extra and octaves further adding by – bars 12/8 bass lineinthepedal–initially heard onthethird quaver ofeachthese the and tune chorale the enriched has Busoni piano, the on effect similar the hymn tune,investing itwithitsrhythmic verve. Inorder to achieve a organo pleno garb. Aconcerto-like contrapuntal accompaniment encircles Heiliger Geist (Come, God Creator, Holy Ghost) is clothed in a resplendent hymn Pentecostal the of firmus cantus the original, Organ Chorales “Vivace maestoso. Festive and brilliant”. In the BWV Prelude Bach’sChorale of transcription his headed Busoni Ferruccio significance. religious and movementsonority, ofextrovert concentration its with us overwhelms piece album’sopening extended vanishing point ofarecital programme whosetrajectory traces akindof fore hisdeath, andrepresents what intheworld ofartwould becalledthe Feldman’sMorton piece piano downward plunge from g d voiceseparateways:aspiresupwards,high their gobright to the fromfirst sevenths strive that of pattern basic a dominated are minutes by final The breath gives the out. Subtle rhythmic but regularity, imbalances undermineevery symmetry. of hint merest the is There different. slightly but ilar appearing to change imperceptibly. Thensomethingnew turnsup –sim note isstruck,asoundheard, thensilence. Someelements return, while start to finish as quiet as possible. This all goes on for barely half an hour: a flowing,Calmly one. concentratedslightlysmaller a precise, and from but then a falling minor second. Here a slightly more expansive interval, there fifth, rising A time. one any at two than more no Mostly notes. Veryfew BACHFROM TO FELDMAN MUSIC WITH ENCOUNTERS LEVIT’S IGOR WORLD INNER WAY TOAN THE ON SONGS , thenfrom f diminuendo: aslow retreat from theexternal to theinternal. The . Andtimeandagain thelower voice gravely repeats its to a-flat. to Palais deMari dates from 1986, theyear be 667 from the Eighteen the from 667 Komm, Gott Schöpfer, - - of the lines. This impressiveThis overtureselec Busoni’slines. to a the arrangements of of that it is possible for the listener to follow effortlessly the relative weighting sound at any onetime. Meanwhile, detailedarticulation markings ensure the chords. Rapidintervals andexact pedallingallow forupto ten notes to the heart rate grows calmer, when the information overload is reduced and istential. Thepresent programme takes itscue from thosemoments when dictated by any interest inmusical history but by onethat isintensely ex In spite ofthis,thechoice ofworks that are includedonthis albumisnot her visionarymentor, hadonhisown musical socialization. fluence that Press’s delicate touch, as well as the stories that she told about nist whohadstudiedwithBusoniinBerlin.Feldman often recalled thein Morton Feldman was taught by Vera Maurina Press, aRussian émigré pia finally, formativenoted, his be may New during terest in it that years York for a time were even active simultaneously. And as a point of historical in links between BachandBrahms, Reger andBusoni,three composers who eighteenth to thelate twentieth century. There are, ofcourse, numerous ical order according to theirdate ofcomposition andrange from theearly These five works or groups of works are essentially arranged in chronolog up. Onlyourpowers ofperception remain, perhapseven gaining infocus. the musical events unfoldgrows more translucent, andnew horizons open physical activity of themusic isslowly reduced, thedensity withwhich nomenal world, almostinthesenseproposed by theageing Goethe:the What follows might bedescribedasagradual withdrawal from thephe altogether natural andself-evident mannerto create aunifiedwhole. compositional artistryandaChristianmessage come together here inan virtuosity,Bach’sInstrumental minutes.twoof lasts tion preludes chorale ------

ENCOUNTER IGOR LEVIT recently completed transcriptions of a selection of Bach’s chorale preludes Writing to hispublisherinMay 1897, Busoniexpressed thehopethat his to bea rare experience forthemajority ofmusic-lovers today. with regular church-going, any encounter withLutheran chorales isbound piece. Thanksto thegradual disappearance ofreligious beliefsassociated arerarely played Brahms’satall. op. evenis 122 largelya unknown master chorale preludes are veritable hitsofthepianorepertory, whereas others access to the daily world of music. Some of Busoni’s arrangements of these archetypal musical formscloselyassociated with liturgical practice to gain chamber style” were ultimately designedto allow apriceless selectionof with this degree of completeness. Even Busoni’s Bach transcriptions “in the they are rarely heard intheconcert hall–at leastnotinthisformand However familiar the cycles of chorale preludes on the first CD may sound, sic that otherwiserarely come into meaningfulcontact with oneanother. world. No lessappealing are theencounters withmanifestations ofmu ter withreligious transcendence andwiththetranscendence ofaninner But thedriving force behindthepresent release isnotjusttheencoun having to address itexplicitly. scriptions. Anditlendsavoice to thespiritualelement withinuswithout bring thewholeworld into ourliving rooms by meansofelaborate tran early twentieth century. Assuch,itistheinstrument that hasthepower to used forpersonal self-assurance, arole that itgenerally played until the biance ofitspublicperformances andonce again become theinstrument on ourown. Thekeyboard may besaidto turnitsbackonthesocialam hopes and about the problems that each of usultimately has to deal with be heard, itisclearthat peopleare singingtogether –singingabout their comes themediumofvocal communication. Even thoughnowords can keyboardbe instrumentthe Brahms’ssongs, in texturessolo movingand chorale Reger’ssimple in hymn-singing, community to preludizing ured fig the in piano: the for composition original an is one only here heard for new impressions andencounters. Itisnoaccident that ofalltheworks free kept are that areas filled, is emptiness whose spaces open of creation our gaze isdirected solelyat what isessential. Thisprocess results inthe ------might “find a wider audience: after all, I know of no better keyboard mu better no of know I all, after audience: wider a “find might have taken hisapproach to thepossibilitiesofthisrepertory inanentire coronavirus epidemicinthespringof2020andbroadcast ontheinternet has given from homeduringtheperiodofisolation forced onhimby the he that fifty-two concerts The years. many for Busoni’smusic of admirer sic than this”. This view isshared by Igor Levit, who hasbeen an ardent to say: technical organization isreplaced by categories suchastimbre, col could scarcely befurtherapart. “Polyphony sucks,” Morton Feldman used that outlooks aesthetic two and eras two here, conflict in arecultures two this makes immediate musical senseandseemswell-nigh logical.And yet Feldman’sof nucleus the adumbratingquietly, more even away D the When to himasapianist. IgorLevit’s re-engagement vastavailablethe is treasurythatmusicwith of of theirphysical andsensualcharacteristics –was thecentral insight of eficial in themselves – the mere fact that they are resonating, to say nothing Levit says about theseweeks ofisolation. That musical soundscanbeben of relaxation to my pianoplaying that Ihadnever known until now,” Igor feeling a brought has this of all – one’sneighbour loving truly of sibility deal withthebasicquestionsoflove anddeath, oflonelinessandthepos without any outward constraint andspontaneously to chooseworks that provide innerstrength andemotionalsupport. “To beableto make music was decisive was what seemedrelevant at thetime–andwhat promised to WhatFeldman? Morton and Brahms Bach, be it would Or Simone? Nina playing that evening. Would it beAntônio CarlosJobim, Fred Hersch and cided onlyhalfanhourbefore theperformance began what hewould be ly new direction. Onmany occasions thethirty-three-year-old pianistde York schoolofAbstract Expressionism. Itsultimate aimwas to break free a principle much influenced by and by the paintings of the New extra-musical ideasandevery concept of“form” and“expression”. Thiswas the theoretical systems oftheproponents ofNew Music andto avoid both starting point asacomposer was to Feldman’s jettison alltraditional ballast, to reject attention. our command that these is It atmosphere. and our pianissimo andasymbolic four-note figure enters straight afterwards, major chord of Max Reger’sMax of chord brief major Nachtlied (Night Song) dies Palais deMari, ------

ENCOUNTER IGOR LEVIT IGOR LEVIT forty-three at thetimeofhisdeath, decidedto usethisasthestartingpoint bitter istheremembrance ofthee”.Shortlyafterwards Reger, who was only songs is asetting ofverses from theBible,including line“O death, how Vier ernste Gesänge (Four SeriousSongs) dates from 1912. Thethird ofthese ed himto arrange several Brahms liederforpianosolo. Hisversion ofthe Brahms at hisown game. In1905 thepublishinghouseofSimrock invit years. Indeed,criticsaccused himoftryingto out-Herod Herod andbeat In his youth Reger had been much influenced by Brahms, his elder by forty but theoutbreak oftheFirst World War haddelayed theirpublication. These unaccompanied settings hadbeenwritten inthelate summerof1914 May 1916, theproofs ofhisGesänge were lyingonthedeskinhishotel room. clear harmonieswithsemitone intervals. WhenReger diedinLeipzig on11 the only rarely measured moves enriching five-part pace, chorale that a at company and with His blessing and be at peace.” Reger writes a simple we shouldrest; may itpleaseGodto permitthedevout to liedown inHis theologian andhymnographer Petrus Herbert: “Thenight hascome when (Eight Sacred Songs) isasetting oflinesby thesixteenth-century German the of character specific That Feldman andReger are suchnatural bedfellows istheresult ofthe pensity forluxuriant textures andstrikinglyadvanced harmonicwriting. the God-fearingheirofLutheran church music tradition withapro groan beneath theweight oftheirLate Romantic ballast. Andhewas also ger, after all,was aworkaholic whosecontrapuntal scores notinfrequently Re – effect exemplary to embodied have to said be may Reger Max that thing very the with break clear a represents approachFeldman’s artistic the physically present andwhat at bestcanmerely besuspected. rupted by rests, Feldman likewise envisaged acomparable aura between and empty spaces. Working withsoundsandsonoritiesrepeatedly inter ruins intheLouvre: thetense relationship between rudimentary contours but with something that had fascinated him in a mural from the palace cance of the ancient Babylonian monumental palace in Mari (today’s Syria) music. As a result, Feldman’s title has little to do with the historical signifi from theCentral European andespeciallytheGermanway of perceiving Nachtlied. The third of his Acht geistliche Gesänge - - - - -

1896. Thethensixty-three-year-old composer was alsoaware ofhisown in March late in stroke serious a suffered had who and life his all loved had Above all,they anticipate thepassingofClara Schumann, whomBrahms members and close friends in the years leading up to their composition. in hisVier ernste Gesänge was areaction to thedeaths ofanumber offamily of a motet of his own. Brahms’s pitiless examination of mortality and death quies of another of Brahms’sof vonHerzogenberg.another Elisabeth of friends, quies female strikes afarlivelier note –itwas almostcertainly intended fortheobse 1892, from dates which song, final The death. of faces two the to urgency touching juxtaposition ofminorandmajor lendsanalmostold-fashioned ny once again recall thestructural rigour ofhisexpressive style, whilethe bitter bistdu” that Brahms hadusedsoconsistently inhisFourth Sympho striking image ofdustblowing away. Thedescending thirds of“O Tod, wie a offer section middle Allegro the upwardsin dart that triplets the while cally withinanarrow ambitofD minorsuggests thevanity of life onearth, song, forexample, theway inwhichthemusic circles around itselffatalisti ture to the semantic content of the Bible’s verses. At the start of the opening quasi-onomatopoeic rhetoric inviting listeners to relate eachmusical ges same timeintimate. They are alsointelligible without theirwords, their the at and austerearchaically Brahms’sis bysettings left impression The charity, orlove. advocacy of emphatic its with consolation some offers Corinthians, the to angels”fromPaul’sStof and men of tongues the with speak I EpistleFirst in thisend.Onlythefourthsong,withitsfamousproclamation “Though “meaning” any find to impossible is suffer. It who those for blessing a but all thisinjustice. Death isbitter, ascandalforthosewrenched from life, of sight the spared are who and place first the in world this into come to lament theinjustice that besetsourlives andpraise thosewhodonothave ence whoseonlycertainty isourdelight inourwork here onearth. They musings ofEcclesiastes and Ecclesiasticus address thefutility ofanexist they holdout nopromise ofredemption andeternal bliss.Thepessimistic thank God,are allintheBible.”Christdoesnotfeature here at all;and are entirely godless songs,” Brahms said ofthesesettings, “but theirtexts, curable illnesswhenhecompleted thesesongs that samesummer. “These ------

ENCOUNTER IGOR LEVIT have feltexactly the same. Perhaps thisiswhat music ingeneral isallabout. Morton Feldman might wistful farewell. Doesthisfading-away ofthemusic symbolize transience? a of sense the underline bars final the in figures sigh-like The pianissimo. dies away inadouble echo:aforte isanswered by a apiano, thepiano by chorale linesinheavy andpolyphonicallywarm-toned textures. Eachline the embeds Brahms God’shand.” mercifulin life and body my place and The solemnendreveals asenseofsubmission:“Ishallgive upmy spirit The cycle ends with the second arrangement of second lightly pulsating and melancholic. urgentfirst is sombre,prayerthe constitutes and death: a blessed a for includes two preludes on the chorale collectionBrahms’s death. Brahms’s of year the 1897, in them published Busoni arranged six of Brahms’s Eleven Chorale Preludes for the piano and panying isderived by preference from thechorale melody. the treble inonlyoneexposition, whilethemotivic writingintheaccom The church melodiesmainlyappearwithout any ornamentation andin Bach’sfrom cue their take preludes chorale Brahms’sown died whileworking onhischorale prelude Vor deinen Thron tret’ ich hiermit . sic: according to Philipp Spitta, a close acquaintance of Brahms, Bach had very strongly that hewas apartofthetradition ofProtestant church mu provided by contrapuntal order andby centuries-old chorales. Brahms felt objectivized formandinvolved thesearch forthekindofsupportthat is which hecompiled intheweeks that followed, foundhimreturning to an of chorale preludes to a small group of friends in May 1896. His final work, years. In the wake of Clara Schumann’s burial service, he played a number summer of1896, hewas returning to theorgan after agap ofsomeforty But, whenhecomposed hisEleven Chorale Preludes op. 122in theearly chorale. movement a final First in culminates 1876 the his of of Brahms was anagnosticwhoread theBibleevery day. Aswe know, even glorious phrases that we hearinthekey ofE-flat major. ings, then these are made to sound even more anguished as a result of the harmonized. If its rocking 3/4 metre seems to speak of very worldly feel The raptly risingmelodyofthisconcluding hymn to love iswarm andfully Herzlich tut mich verlangen, which O Welt, ich muss dich lassen. Anselm Cybinski Orgelbüchlein. - - -

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