„Es ist, als wenn mit der weichen, ermattenden und doch erfrischenden Luft Italiens eine andere Seele ein zöge, als wenn mein inneres Gemüt auch einen ewigen Frühling hervortriebe, wie er von außen um mich glänzt und schwillt und sich treibend blüht. Der Himmel hier ist fast immer heiter, alle Wolken ziehn nach Norden, so auch Olevano, die Sorgen […] In Italien ist es, wo die Wollust die Vögel zum Singen an treibt, wo jeder kühle Baumschatten Liebe die erste Künstlerkolonie duftet, wo es dem Bache in den Mund gelegt ist, von Wonne zu rieseln und zu scherzen.“ Europas Ludwig Tieck (Franz Sternbalds Wanderungen, 1798) 1

„Viele Örter auf den sonnigen Höhen angela windholz oder in den dunklen Falten der Ge - birge; Burgen, Klöster und Städte wie spielend in die Luft gehoben. Eine epische Ruhe überall. Die Linien dieser Gebirge am reinsten Blau des Him mels sind so scharf und klar, daß sie das Auge bezaubern; man möchte hinü ber, auf den leuchtenden Kanten und Flächen in der Frische jener hohen

95 Himmelszone einherzuschreiten. Über andern; auch das Kastell Pagliano [sic!] entdeckungslustiger Künstler zu einem der den Senkungen der Serra hebt sich hie ist schon erblaßt; aber hinter ihm flim - beliebtesten Reiseziele der Landschaftsmaler und da ein beschneites, sanft violen - mert die Abendsonne noch in den ganz Europas. Auf unzähligen Leinwänden farbenes Berghaupt aus der Wildnis Fenstern einer dunklen Stadt, die in wurden die Städtchen, ihre Aussichten, die der Abruzzen, noch eine andere Ferne meilenweiter Ferne auf einem Hügel Baum-, Fels- und Genremotive konterfeit. ahnen lassend; im Hintergrund tau - zu erkennen ist, und welche, indem Der zwischen beiden Orten befindliche chen aus Silbernebeln Berggipfel auf, sie ihn mit ihren Massen bedeckt, Eichenwald, die Serpentara – traditionell fern und ferner, schattenhaft, vielför - ansehnlicher als alle übrigen Städte übersetzt mit Schlangenhain –, bot genau mig, einige wie Obelisken, andere wie der Campagna zu sein scheint.“ jene Gegenstände, urige Felsformationen Dome geformt, und sie rufen die Ferdinand Gregorovius und knorrige und wie Schlangen verschlun - Phantasie in die unbesuchten Gegen - (Wanderjahre in Italien, 1858) 2 gene Eichenstämme, die in den ersten Jahren den des Sandalenlandes oder an die des 19. Jahrhunderts europaweit als Versatz - Ufer des schönen Lirisstroms. stücke und Landschaftsdetails zirkulierten Wer malt diese lateinische Land - und die Vordergründe und Seitenstaffagen schaft, wenn alle Berge im purpurnen i. ein neues landschafts - belebten. 4 Ludwig Richter, der dem Zug Irisspiel des Abends erglühen und motiv für das 19. jahr- der Maler folgend 1824 zum ersten Mal unten die weite Talgegend dunkler hundert nach Olevano kam, schrieb in seinen Lebens - und dunkler wird? Dann kriecht die erinnerungen: Nacht langsam auf die breiten Felsen - wände der strahlenden Serra und Die beiden auf antike Stadtgründungen 3 „Die Serpentara, von welcher ich so scheint jene Städte auf den Gipfeln zurückgehenden, mittelalterlichen Borghi , viel hatte sprechen hören, ist freilich mit ihrer dunklen Hand zu haschen, Olevano Romano und seine noch höher ein Stück Erden, wie für den Maler eine nach der andern, bis sie alle in gelegene Fraktion Civitella (heute Bellegra), besonders hergerichtet. Eine halbe Finsternis begraben sind. Dort funkeln wurden samt ihrer Landschaft, ihren grünen Stunde von Olevano erhebt sich ein noch die rosenhellen Sonnenstrahlen Tälern, Olivenhainen, Weinbergen, Schafs - mit Eichen bewachsener Hügel, und in den Fenstern des fernen Orts Ser - weiden, kargen Felsen und weiten Aussich ten zwischen seinen Klippen und zerstreu - rone, dort in Rojate, jetzt drüben in auf die Bergmassive Mittelitaliens im Laufe ten Steinklötzen winden sich wilde Piglio; nun verlöscht eins nach dem des 19. Jahrhunderts von einem Geheimtipp Pfade auf und wieder herab, Ginster,

96 Wacholder und wilde Rosen wachsen Genannt seien für diese Epoche Jacob Phillip „Schönes und Malerisches Land hier und da aus dem öden Gestein. Hackert, der auf der Suche auch nach un - zwischen Tivoli, Subiaco und Palestrina – Solch Terrainbildung, verbunden mit verbrauchten Motiven durch die Abruzzen bessere Menschen zwischen Subiaco den malerisch sich gruppierenden reiste; 8 dann aber insbesondere Johann und Palestrina – Bäumen, gibt nun freilich höchst ab - Christian Reinhart, Albrecht Christoph Dies […] der ganze Strich Landes von wechselnde, formenreiche Vorgründe. und Jacob Wilhelm Mechau, die für ihr Tivoli an bis Subiaco und von da bis Von überwältigender Schönheit aber Stichwerk Malerische Prospecte aus Italien das Palestrina gehört, wenn man ihn mah - ist die nähere und fernste Umge bung!“ 5 Hinterland von Tivoli und Subiaco betraten, lerisch betrachtet, unter die schönsten und die wilde, noch kaum von Fremden die ich in Italien gesehen habe. Es ver - Der über Jahrhunderte unentdeckte Ort bereiste und einsame Gegend nach Süden steht sich, daß ich nicht von See-Aus - mit seinem Wäldchen und seiner sich weiten durchstreiften. 9 Für die letzten Jahre des sichten und Meerbusen rede, sondern Blicken öffnenden Umgebung war ein New - 18. Jahrhunderts ist außerdem auch die Prä - von einem eingeschränkten Lande, comer unter den berühmten mittelitalieni - senz des Franzosen Nicolas-Didier Boguet, 10 dessen Schönheiten in der Gestalt schen Landschaftsmotiven und traditionel len des Holländers Hendrik Voogd und des der Berge und Felsen und in den Wal - Zielen der Villeggiatura wie Civita Castellana Bayern Johann Georg von Dillis belegt. 11 dungen bestehen. In der That enthält (dem Ort Claude Lorrains), Tivoli, Frascati, Carl Gottlob Küttner (175 5–1805), ein dieser Strich fast die einzigen großen Albano, Ariccia, Nemi, Castelgandolfo und preußischer, lange in der Schweiz ansässiger Wälder, die ich in Italien gesehen Subiaco. Reiseschriftsteller und Publizist, 12 der eben - habe. Es sind größtentheils Castanien - Neben den von Domenico Riccardi 6 falls in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts bäume, doch giebt es auch Ulmen und zwar schon im Werk des Landschaftsmalers in jene abgelegenen Berggegenden vor - eine große Menge unserer nördlichen Caspar Dughet identifizierten Motiven aus drang, lieferte in seinen 1796 erschienenen Eichen. Auch ist dieses Land den der Umgebung Olevanos, die auf eine erste Wanderungen durch die Niederlande, Deutsch - Mahlern gar wohl bekannt, und viele künstlerische Verarbeitung der Region im land, die Schweiz und Italien in den Jahren 1793 studieren hier während eines großen 17. Jahrhundert hindeuten, 7 sind es erst die und 1794 die erste zeitgenössische Reise - Theils des Sommers. Die allermehres - Landschaftsmaler des späten 18. Jahrhun - anleitung nach Olevano, in der sich auch ten ziehen diese Gegenden der Schweiz derts, die immer weniger nach der klassi schen eine konzise Beschreibung der Beweggründe vor! Zwar füllen die Schweizer Gegen - Ideallandschaft suchten, sondern zuneh mend der Künstler lesen lässt, sich für diese Ge - den den Anschauer mit mehr Wunder an einer unberührten Natur interessiert waren. genden zu interessieren: 13 und Erstaunen; aber jene sind mahle -

97 rischer, d. h. sie sind besser für das verdorben sind, in welchem sie mehr hebt Küttner die Einzigartigkeit der Morpho - Papier und die Leinwand calculirt. Die oder weniger mit Reisenden zu thun logie des Landstrichs zwischen Subiaco und Alpenscenen scheinen für die Kunst zu haben. […] Die Einwohner dieses Palestrina hervor, die nämlich in der außer - groß zu seyn und die übrige Schweiz ganzen Striches sind äußerst arm; gewöhnlichen Kleinproportionalität ihrer ist mehr reich, fruchtbar und gefällig, aber niemand bettelt, während daß zu Komponenten bestünde und sich daher in als eigentlich mahlerisch und roman - Tivoli die sämmtlichen Einwohner die besonderer Weise zu einer malerischen tisch; wobey es sich jedoch versteht, Betteley als Dilettanten treiben. Es ist Umsetzung auf die reduzierten Maße der daß ich nicht ohne Ausnahme rede. wirklich ganz unerträglich, wenn man Leinwand eigne. Von den verschiedenen […] Ich wunderte mich nicht wenig, sieht, daß man Niemanden auf der Aussichtspunkten Olevanos würde sich daß ich dieses bergigte waldigte und Straße und in den Gaßen begegnen selbst in der Reduziertheit eines Bildaus - von der übrigen Welt ent legene Land kann, der nicht seine Hand ausstrecke schnitts eine solche Vielheit von Motiven stark bewohnt und ziemlich wohl an - mit einem Date mi qualche cosa ! Aber bieten, wie sie sich in dieser Dichte und gebaut fand. St. Vito liegt ohngefähr kein Reisender besucht Rom, der nicht geordneten Gestaffeltheit kaum woanders in der Mitte dieser schönen Scene, auch nach Tivoli gienge, während daß finden ließe: Im Vordergrund die wildwüch - zwischen Subiaco und Palestrina, Subiaco und der noch entlegenere sigen Wurzelgeflechte, Fels- und Gesteins - durch die ich mit wahrem Vergnügen Strich zwischen Subiaco und Palestrina bildungen der Serpentara; in der folgenden gegangen bin. Auch die Menschen nur von solchen besucht wird, die bloß Bildebene die Hügelkuppen mit weichen sind gar sehr von denen verschiedene, die schöne Natur aufsuchen, auch mit Weiden, Olivenhainen, Weinbergen und die an den großen Landstraßen woh - Beschwerden sie aufsuchen, d .h. von Baumgruppen, unterbrochen von schroffen nen, und schon zu Subiaco glaubt ich sehr wenigen.“ Felsabhängen, auf hohen Felsen befestigte in einer andern Welt zu seyn, so gar und von Burgruinen bekrönte Städtchen, anders sind die Menschen hier, als Tatsächlich unterstreicht das hier zitierte und weiterhin die kleinen Landkapellen mit ihren jene Italiener, mit denen ich in allen früheste uns bekannte schriftliche Zeugnis Glockentürmen. In der Tiefe öffnen sich andern Theilen von Italien zu thun zur Entdeckung Olevanos einen der Haupt - weite Ebenen bis hin zum Meer und noch gehabt haben. Die Sache war mir übri - vorteile seiner Landschaft. Sie mit derjenigen dahinter erheben sich am Horizont im gens nichts neues, denn ich habe auf der Schweiz vergleichend, die in Folge der Dunst und Licht verblassende Bergmassive meinen Reisen sehr oft bemerkt, daß ästhetischen Entdeckung der Berge in jenen mit blauen Hängen und schneebedeckten die Menschen allemahl in dem Maße Jahren zum Modereiseland geworden war, 14 Gipfeln.

98 Empfahlen die Traktate und Anleitungen an die antike Schäferdichtung, wo Arkadien ein Gegenbild zur zunehmend als dekadent zur Landschaftsmalerei des 18. Jahrhunderts die spröde Heimat gütiger, armer und ein - empfundenen höfischen Lebensweise. Das den Malern bisher ihre Landschaften durch facher Bewohner war. Seinen gedichteten einfache Leben auf dem Land galt im Ver - eine mühsame Zusammenstellung verschie - Idyllen , deren Betitelung – ein aus dem gleich dazu als unverdorbene, moralisch dener ausgewählter Details, die von man - Griechischen entlehntes Wort – ursprüng lich überlegene Daseinsform. Schon Albrecht chen Künstlern in Listen mit zugehörigen das kleine Bild meinte, stellte Gessner kleine, von Haller hatte in seinem philosophischen Adressen notiert wurden, und Hintereinan - von ihm selbst entworfene Landschaftsbilder Lehrgedicht Die Alpen (1732) die Schönheit derstaffelung verschiedener Veduten, die zur Seite, die er mit stimmungsvollen Moti - des Gebirges beschrieben und das sitten - Ideallandschaft zu komponieren, 15 so hin- ven, wie Nymphen, Hirten und Schafen be - reine und einfache Leben seiner Bewohner gegen enthob Olevano Küttner zu Folge die lebte. 18 In der Schneise der Zivilisationskritik der städtischen Zivilisation entgegengehal ten. Maler von der Mühe des Zusammensuchens des Genfers Jean-Jacques Rousseau schrieb Seine Dichtungen leiteten ein wachsendes und Kombinierens. 16 Olevano bot also nicht Gessner in der Einleitung zur ersten Auflage ästhetisch-moralisches Interesse an den nur die richtigen Motive, sondern auch schon seiner Hirtendichtungen 1756: Alpen ein. Auch in Rousseaus Briefroman ihre richtige Zusammenstellung und befreite Julie oder Die neue Héloïse (1761) stehen die damit die Maler von dem zunehmenden „Oft reiss ich mich aus der Stadt los, Alpenbewohner Modell für die herzustel - Widerspruch zwischen der Wiedergabe und fliehe in einsame Gegenden, dann lende Harmonie von Gesellschaft und Natur. einer natürlichen Landschaft und der akade - entreisst die Schönheit der Natur So ist im Zuge dieser Popularität der Alpen, mischen Komposition einer Ideallandschaft. mein Gemüth allem dem Ekel und des Interesses für Berge, für Hirten und Einer der kulturellen Impulse, die nötig allen den wiedrigen Eindrücken, die Schafe, die Entdeckung der Berge im Hinter - waren, das Interesse weg von der syntheti - mich aus der Stadt verfolgt haben; land Roms nur eine logische Folge. Für die sierten Ideallandschaft auf die gegebene ganz entzückt, ganz Empfindung über Landschaftsmaler auf Italienreise waren die Naturlandschaft zu lenken, waren unter an - ihre Schönheit, bin ich dann glücklich Monti Simbruini und Prenestini jedoch nicht derem die Arbeiten des Zürcher Buchhänd - wie ein Hirt im goldnen Weltalter und etwa Ersatz der Alpen in Italien, sondern, lers, Stechers und Dichters Salomon Gess ner, reicher als ein König.“ 19 folgen wir Küttner, weit besser als die Alpen, der mit seinen europaweit gefeierten, rezi - denn, „die Alpenscenen scheinen für die tierten und imitierten Idyllen (1756) einen Die Wiederentdeckung eines arkadischen Kunst zu groß zu seyn…“. Ja, die Gegend wahren Boom der Landliebe auslöste. 17 Schäferidylls im Zeitalter des durch französi - von Olevano war in ihren beschränkten Pro - Gessner komponierte Verse in Anlehnung sche Etikette geprägten Spätfeudalismus bot portionen geradezu das ideale Modell für

99 jene kleine Landschaft, sowohl im materiel - in einem Arkadien. Die Italienreise erscheint blick, daß manch einer als Spion verdächtigt len Sinn als Landschaft, die auf ein Bild passt, in neuem Licht: Wo soeben noch das Erbe und festgesetzt wurde. 22 Neben Unannehm - als auch im ideellen Sinne als Landschaft der Vergangenheit besonders intensiv war lichkeiten mussten sie auch Prestigeverlust der Idylle. mit Hof, Kirche, Liturgie, Rom, Imperium und in Kauf nehmen, galt doch aus der Sicht des Im Unterschied zum klassizistischen Zivilisation, rückt jetzt jene Szene Italiens ins Feudalismus die Arbeit im Freien als Tage - Naturverständnis, nach dem die Landschaft Blickfeld, der die höfischen Reisenden nicht lohnarbeit. In Friedenszeiten war die einzige der Einbettung von historischen Monumen - nur wegen der bekannten Räuberphobie legitime Beschäftigung, der Personen höhe - ten und einer mythologischen, heroischen stets auszuweichen suchten, nämlich die ren Standes im Freien nachgingen, die fürstli - Vergangenheit diente, wird die Landschaft rurale Welt. Die kargen Berge der armen che Jagd. Es waren François Desportes, Pierre der Hirten und armen Bauern nun zur Szene - Landbevölkerung treten an die Stelle der Henri Valenciennes und Thomas Jones, die rie eines besseren zeitgenössischen Lebens. Landschaft der Großgrundbesitzer und ge - als erste mit Portfolios in die Natur heraus - Und tatsächlich erwähnt Küttner, treu dem hobenen Stände, der Villen und der Gärten zogen, um dort nicht nur Motive zu skizzieren, Rousseauschen Konzept des „Edlen Wilden“, mit Wasseranlagen und antikem Skulpturen - sondern auch in Farbe und in Öl zu malen. 23 neben den rein landschaftlichen, morpho - schmuck, in denen der gebildete Adel seinen Die Entdeckung der entlegenen Regionen logischen und proportionalen Vorteilen kostspieligen Sommervergnügungen nach - profitierte nicht zuletzt von den Fortschrit - der Landschaft um Olevano auch die beson - ging. ten der wissenschaftlichen Landvermessung, dere Sittlichkeit und Güte ihres einfachen, Während die Künstler im Ancien Régime die mit der Triangulation im Laufe des 18. Jahr - ursprünglichen Menschenschlags. 20 noch mehrheitlich im Gefolge des Adels hunderts immer vollständigere topografi sche Als Alternative zur Revolution gegen reisten und in seinem Auftrage in den Gär ten Landkarten auch der Berggegenden erarbei - die steife Herrschaft des europäischen der Villen oder an den touristisch bekannten tete. Pioniere waren auch hier die „Bauern - Hochadels, gegen die Belastungen seiner Orten wie Tivoli, das seit Claude Lorrain als kartografen“ aus Tirol, Peter Anich und dynastischen Kriege, die Perücken und Zere - Schule der Landschaftsmaler populär war, Blasius Hueber, die zur Erarbeitung des Atlas monien 21 fanden bürgerliche und landadelige arbeiteten, setzten die Reisen in die kargen Tyrolensis (176 0–1774) ins Hochgebirge vor - Kreise in der „Idylle“ eine regressive Utopie. Berggegenden eine völlig neue Organisation drangen. Es ist der von Achatz von Müller so passend der Kunstreise voraus. Jene Künstler, die sich als „simplicity turn“ bezeichnete arkadische zu ihren Naturstudien vermehrt in der freien Rausch, der Europa erfasste: Der Fluchtpunkt Landschaft Wind und Wetter aussetzten, ist Griechentum, Ursprung, Natur und alles waren zunächst ein solch ungewohnter An -

100 Olevano Romano vorzogen und die adeligen Privatgalerien Künstlerexistenz konnten durch die Ent - besuchten, legte Salathé aufgrund seiner fernung zu aristokratischen Kreisen unüber - Es trafen denn auch, fast möchte man sagen beschränkten Mittel weite Strecken zu Fuß brückbare Hindernisse für diese Art des naheliegender Weise, Maler aus dem Alpen - zurück. 29 War die Fußreise Salathés einer - Kunststudiums erwachsen. raum als erste in Olevano ein. 24 Der Tiroler seits diktiert durch seine finanzielle Not, war Erschwert wurde das klassische Studium Joseph Anton Koch (1768, Elbigenalp – 1839, sie, wie Johann Gottfried Seumes Spazier - der Galerien außerdem noch durch den er - Rom), Bauernsohn und Schafhirt, der als gang nach Syrakus im Jahre 1802 (publiziert bärmlichen Zustand der römischen Kunst - Sympathisant der Jakobiner von der Hohen 1803), doch andererseits auch symptoma - sammlungen, die während des napoleoni schen Carlsschule in Stuttgart verwiesen wurde tisch für die neuen Reisegepflogenheiten, Kunstraubs (1796 –1798) viele ihrer berühm - und nach Aufenthalten in der Schweiz mit in denen sich die Umbrüche des 19. Jahrhun - testen Kunstwerke verloren hatten. 31 Außer einem privaten Stipendium nach Italien reiste derts ankündigten. Die bürgerliche Fußreise der Galerie der Familie Doria Pamphilj, die und immer wieder weite Strecken zu Fuß setzte sich physisch wie symbolisch scharf ab einen reichen Bestand an Gemälden Gaspard zurücklegte, kam um 1803 nach Olevano. Er von der adligen Kavalierstour in der Kutsche. Dughets aufwies und damit vielleicht sogar brachte die Schwaben Gottlieb Schick und Die Reiseform bedingte und lenkte das richtungsweisend für die bevorzugten Land - 1805 Christoph Friedrich Dörr mit, 25 dann künstlerische Interesse auf die natürlichen schaftsmotive der ersten Künstlergeneration in den Jahren 1803 –1806 die Basler Jakob alltäglichen Begebenheiten. An die Stelle der des 19. Jahrhunderts gewesen sein könnte, Christoph Miville und 181 0–1812 einen der Welt des Adels, seiner Paläste und Galerien, war keine römische Galerie mehr intakt, Mitbegründer der Lukasbrüder, den Schwei - gefüllt mit den historischen Leistungen der und auch die Doria Pamphilj schlossen ihre zer Ludwig Vogel. 26 1819 folgt der Basler Alten Meister, treten soziale, wirtschaftliche Sammlung um 1810 für Kopisten. 32 Manche Hieronymus Heß den Spuren Kochs nach und landwirtschaftliche Motive, der Gasthof, der alten römischen Adelsfamilien hatten Olevano. 27 Auch der Basler Friedrich Salathé, das Volk und die Berge. 30 nach den Verunsicherungen der napoleoni - ebenfalls ein Sohn von Landwirten, kam 1819 Der Zutritt zu den feudalen Kunstsamm - schen Herrschaft Angst, ihre Galerien öffent - gemeinsam mit seinen begüterten Freunden, lungen war durch den Adel reglementiert lich zugänglich zu machen, andere hatten den Malern Samuel Birmann und Jakob Chris - und setzte die üblichen Prozeduren von sich aus wirtschaftlichen Gründen von ihren toph Bischoff nach Olevano. Während jene Empfehlungsschreiben und Bekanntschaf ten, Sammlungen trennen müssen. 1807 ver kaufte mit dem Vetturin durch Italien reisten, und Kleiderordnung und Etikette voraus. Für Camillo Borghese, Ehemann der Paolina den alten Steineichenwald der Villa Chigi in die Künstler im Gefolge des Adels war dies Bonaparte, 695 Antiken aus Familienbesitz Ariccia den „sterilen Bergen“ von Olevano 28 selbstverständlich, aber einer unabhängigen an seinen Schwager Napoleon – ein Trauma

101 für die italienische Kunstwelt. Erst 1816, romans: Sternbalds Wanderungen . Tiecks mit der durch Antonio Canova und Ercole Aufenthalt entsprangen sechs den Orten Consalvi verhandelten Rückführung der um Olevano gewidmete Gedichte, die 1823 Kunstwerke nach Rom, normalisierte sich unter dem Titel „Reisegedichte eines Kran - die Lage am Tiber, aber einige der alten Pri vat - ken“ erschienen. galerien öffneten dennoch ihre Tore nicht wieder. Mittlerweile hatten die Künstler ihre Olevano Motive den äußeren Umständen und ihrem Müde bin ich angelangt, sozialen Milieu angepasst. 33 Die Gegend von In diese Bergeinsamkeit, Olevano wurde in wenigen Jahren populär: Umstarrt von nahen und fernen Felsen, zunächst zirkulierten Kochs Skizzen und Vor mir die dunkle kleine Stadt, Studien unter seinen Schülern und Bewun - 1 Joseph Anton Koch, Blick auf Olevano Drüben am zackigen Gipfel mit Hirten und Selbstbildnis, um 1823, 34,2 48 cm, 34 × derern. Kurz darauf schmückten die Land - Feder (durchgegriffelt), Inv. Nr. 190 8-294, Hängend die Burg. schaftsbilder von Koch, Voogd und Reinhart Kupferstich-Kabinett Und der Vollmond die Wände des berühmten Caffè Greco ,35 des Leuchtet vom klaren Himmel, zentralen internationalen Künstlertreffs der Und wie ich schlummre, Ewigen Stadt. 36 Es waren dies Gemälde, die Schotten George Augustus Wallis weilte Tönt helles Gelächter die alten, schon allzu bekannten Veduten, 1806 der Maler Washington Allston als Und Ton von Zittern wie „d as abgedroschene Tivoli mit seinen Guck - erster Amerikaner in Olevano. Er mietete Und tanzendes Gaukeln kasten Details “ ablösten, und welche jenen, von Februar bis März ein Haus (die Casa In meinen Schlaf, die wie Karl Friedrich von Rumohr „ längst Baldi?), wo ihn auch der englische Dichter Vom Vorsaal herüber. des Porcellan- und Vedutenwesens“ satt waren, Samuel Taylor Coleridge besuchte, der sich So weich, so warm, so hell neue Motive boten. 37 aus Furcht vor Repressalien der Rom kontrol - War noch keine Sommernacht, Den Spuren Kochs folgend erkundeten lierenden Franzosen nach Olevano abgesetzt Kein Schlummer so süß, ab den 10er Jahren des 19. Jahrhunderts nicht hatte. 38 Coleridge wiederrum wurde von Keine Störung des Schlafes nur unzählige Künstler Olevano, sondern auch dem an heftigen Gichtschmerzen leidenden Je so erfreulich, Ge lehrte und Mäzene wie Karl Friedrich von deutschen Dichter Ludwig Tieck begleitet, Denn wie ich das Auge Rumohr. Gleichzeitig mit Koch und dem dem Autor des viel gelesenen Künstler - Matt halb öffne

102 Strahlt im Glanz das Gebirge, Salathé und Giovanni als Geiseln entführt. Der Mond vom reinen Himmel, Das Geschehen fand in den Briefen der Der Scherz der Mädchen und Zeitgenossen, 39 in der Bayrischen National - Freunde, zeitung ,40 aber auch in einem Bericht, den Und lächelnd schlummr’ ich wieder ein. Salathé nur einige Wochen darauf, Ende Au - gust, in der Leipziger Zeitung veröffentlichte, Der Gegensatz von Olevano zu Rom hatte europaweit ein Echo und machte Olevano Tieck dazu bewogen, seinen Künstlerroman auch jenen bekannt, die sich bisher nicht fortzuschreiben. In der Sternbaldausgabe um das Künstlerleben in Italien gekümmert von 1843 kündigte Tieck im Nachwort an, daß in der geplanten Fortsetzung sein Held 3 Carl Friedrich von Rumohr, Die Casa Baldi von Süden, 1819, Feder in Braun sich aus Rom in die Einsamkeit nach Olevano auf gelblichem Papier, ca. 23,3 × 35,8 cm, zurückziehen werde, um dort, ähnlich wie bezeichnet: Ansicht der Häuser von Olevano Tieck, zu gesunden; aber der schriftstelleri - wo K. Rumohr von Räubern sche Plan blieb unvollendet. überfallen ward, von ihm selbst skizziert, Hamburger Kunsthalle, Inv. Nr. 1915-44, Als im Juni 1819 Freiherr von Rumohr mit © Hamburger Kunsthalle / bpk seinem Koch, Joseph König, und dem Trierer Maler Johann Anton Ramboux in einem öst - lich unweit des alten Ortes auf einem Hügel hatten. 41 Die Geschehnisse inspirierten gelegenen Gehöft, und zwar der Casa Baldi, auch zahlreiche Künstler, wie beispielsweise weilte, ereignete sich doch tatsächlich ein Bartolomeo Pinelli, der im selben Jahr mit Überfall von einer der zahlreichen gefürch - 2 Friedrich Nerly d. Ä., einem Stichwerk zu den Kostümen und dem Monte Serrone bei Olevano, um 1830/31, Pinsel teten Räuberbanden, die weitgehend un - in Braun und Grau, Rötel und Bleistift Räuberleben in der Umgebung Roms be - 42 behelligt in den Bergen hausten, und dem auf Vergé, 45,5 × 71,7 cm, bezeichnet links unten gann. Im selben Sommer kam Lady Maria neben dem Sohn der Baldis, Giovanni, auch mit Feder in Schwarzbraun: F. Nerly f / a Olevano / (Graham) Callcott, die britische Reiseschrift - der am selben Abend zu Besuch gekommene il monte Serone / dove si rifugivano i Briganti / stellerin, ebenfalls nach Olevano. Sie ließ dopo l’Atenta sul Barone de Rumohr / Salathé zum Opfer fiel. Während Rumohr nel Casino Baldi; rechts oben mit Bleistift: sich die Räubergeschichte für ihren Reise - und Ramboux entfliehen konnten, wurden Monte Serone, Inv. Nr. 3236, Angermuseum Erfurt bericht genau schildern, aus dem hervor -

103 geht, daß die Räuber aus Sonnino, einem maler Ferdinand Joseph Marinus aus Ant - Räubernest aus dem Hinterland von Terra - werpen in den Bergen bei Olevano ver - cina, angeheuert worden waren, das im brachte, wissen wir, daß er dort auch die selben Jahr auf Befehl des Kardinals Ercole Künstler Theodor Weller, Ditlev Conrad Consalvi geschliffen werden sollte. 43 Blunck, Ernst Meyer, Friedrich Nerly d. Ä. 44 Zum Schutz vor den Briganten oder und Johann Caspar Weidenmann traf, mit auch vor den Anfeindungen der Bevölkerung denen er gemeinsam Ausflüge unternahm. 45 reisten die Künstler vermehrt in Gruppen, Eine Zusammenstellung der Namen und wobei sich die Dänen, Skandinavier und Werke der Künstler in Olevano, nach Her - Niederländer vielfach den Deutschen an - kunftsländern geordnet, hat Coriolano Bel - schlossen. Von Friedrich Preller d. Ä., der loni (1896, Olevano Romano – 1985, Rom) in den Sommer 1829 mit dem Landschafts - den sechziger Jahren des vergangenen Jahr - hunderts erarbeitet, deren beeindruckende Zahl von über 600 Künstlern sicherlich noch weit entfernt von einer Vollständigkeit ist. Erweitert wurde die Namensliste von Dome - 5 Friedrich Preller d. Ä., Der Maler nico Riccardi in seinem umfassenden Katalog Ferdinand Joseph Marinus aus Antwerpen und Friedrich Preller d. Ä. in der Natur arbeitend, 1834, der deutschsprachigen Maler in Olevano von Aquarell, Feder in schwarzer Tinte und Bleistift, 2003. Nach den Deutschen, unter denen sich Inv. Nr. 1960/446, Kunsthalle Bremen alle Kleinstaaten, aber auch Österreich und die Schweiz subsummierten, kamen der Anzahl nach die Franzosen und Dänen, 46 Williams Glauben, begannen die Künstler Norweger, Schweden, Finnen, Polen, Russen, damals, sich gegenseitig „auf die Füße zu Belgier, Ungarn, Nordamerikaner und Eng - treten“. Am 1. Juli 1839 scheinen sich auf 4 Bartolomeo Pinelli, länder, wobei letzteren einer anderen aber einem Felsen bei Civitella Samuel Palmer The Stagecoach Holdup, o. D., Feder in Schwarz nicht dokumentierten Überlieferung nach mit Hut und Brille mit seiner Frau Hannah und Bleistift auf Vergé, 27,8 × 42,1 cm, Geschenk von Mrs. George B. Young, Inv. Nr. 1963.1847, die Entdeckung Olevanos zugeschrieben (geborene Linnell) und Albin Martin gera dezu © The Art Institute of Chicago wird. 47 Schenkt man der Skizze Penry im Weg zu stehen. 48

104 Die Franzosen, die in der Zusammen - „die Zimmer der Franzosen […] ii. schlafen, essen, lieben stellung Bellonis die zweitgrößte Gruppe unmittelbar an die unsrigen [stießen], und pflegen: die gasthäuser darstellen und unter denen die Namen und obwohl sie mindestens ebenso Claude Françoise-Théodore D’Alingy, liebenswürdige und solide Leute Jean-Baptiste Corot und Émile-Jean-Horace waren, als wir zu sein uns schmeichel - Casa Ranaldi Vernet herausstechen, blieben, wie schon ten, so kamen wir durchaus in keinen in Rom, so auch in Olevano, wohl eher unter Verkehr miteinander. Im Gegenteil Außer den landschaftlichen machten prakti - sich. In Ludwig Richters Erinnerungen an mieden wir uns mit einer Art von sche Gründe die Fortuna von Olevano aus. seinen Aufenthalt in den „Sabiner“ Bergen Scheu; denn jede Partei mochte die Rom wurde in den Sommermonaten von all von 1824 wird deutlich, daß sich Deutsche andere für mezzo matti [halb verrückt] denen verlassen, die es sich nur irgendwie und Franzosen eher scheuten. Sie stiegen halten; die Gegensätze waren damals leisten konnten, und zwar nicht nur wegen zwar im selben Gasthof ab, wo zu stark.“ 49 der schwer erträglichen Hitze, sondern auch aus Gründen des erhöhten Malariarisikos. Da Es waren nicht nur die Ressentiments der machten sich bei der Wahl des Ortes für die Napoleonischen Ära, die die gegenseitige Sommermonate neben den Attraktionen, Scheu voreinander bedingten, sondern vor wie den noch lebendigen Volksbräuchen und allem auch die unterschiedlichen künstleri - reichen Trachten, auch wirtschaftliche Erwä - schen Gepflogenheiten, die Richter in der gungen bemerkbar. Die Gegend um Olevano vielzitierten Passage seiner Erinnerungen und das Hinterland von Tivoli boten eine drastisch charakterisierte: Während angeb - preiswertere Sommerfrische als die Castelli lich die Deutschen jeden noch so geringen Romani und die bekannteren Ausflugsziele. Grashalm fleißig mit ihrem Silberstift nach - Aus ähnlichen Gründen wurden auch Orte 6 Penry Williams, Civitella Gazette, Blick auf zeichneten, trugen die Franzosen eine zen - wie Cervara di Roma und Anticoli Corrado die Serpentara; eine Gruppe von Künstlern, darunter timeterdicke Ölschicht mit dicken Borsten - hinter Tivoli im Anienetal Ende des 19. Jahr - Samuel und Hannah Palmer und Albin Martin und pinseln auf ihre Kartons. 50 hunderts von zahlreichen Künstlern ent - Edward Lear, beim Zeichnen nach der Natur, 1839, deckt, 51 und auch in Subiaco eröffnete eine Bleistift und braune Tusche auf Papier, 52 The British Museum © The Trustees Herberge: Au rendez-vous des artistes . of the British Museum London Für die andauernde Erfolgsgeschichte

105 ausgerechnet Olevanos hatte eine ganz „Bei dieser Lebensweise brauch ich für jetzt private Begebenheit die Weichen gestellt. weniger als zuvor, dieweil ich meine fleißige Anton Joseph Koch, der um 1800 angese - Penelope um mich habe. Auch bekomme ich henste Landschaftsmaler in Rom, verliebte Mehlspeis und Öle samt anderen Früchten sich in die Olevaneserin Cassandra Ranaldi aus dem Land der Herniker.“ 55 Koch kehrte (auch Rainaldi, 1783 –1875), die älteste Tochter fortan aus familiären und hauswirtschaft - der Herbergsleute Loreta Greco und lichen Gründen immer wieder nach Olevano zurück, oftmals in Begleitung befreundeter Künstler, Dichter, Gelehrter und Gesandter. 1806, als Rumohr gemeinsam mit Ferdinand Hausmann zum ersten Mal nach Olevano reiste, wohnte er, sicherlich auf Vermittlung Kochs, ebenfalls in der Casa Ranaldi . Ranaldis bewirteten ihre Gäste so überschwänglich, 8 Joseph Anton Koch, Cassandra Koch, daß diese sich am folgenden Tag so schlecht geb. Ranaldi, Privatbesitz, Nachfahren Ottaviano Koch, fühlten, daß die besorgten Wirtsleute Rom (aus: Lutterotti 1940, Kat. Nr. 15, S. 203) schon nach dem Pfarrer zur letzten Ölung schickten. 56

Giovanni Ranaldi, die wohl als erste in ihrem Haus im Zentrum von Olevano an der Piazza 7 Joseph Anton Koch, Aus dem degli Erbaggi (heute Piazza Benedetto Greco ) Casa Pratesi Porträtskizzenbuch, 1804, Bl. 62, Rom, Sammlung Margherita Contini (aus: Lutterotti 1940, Z 586, den fremden Künstlern Kost und Logis anbo - S. 273 –276), in der Mitte der zweiten Reihe: Cassandra ten. 53 Am 1. September 1806 heiratete Koch Neben der Familie Ranaldi und später den Ranaldi. In der dritten Reihe: Costanza Ranaldi, eine Cassandra Ranaldi in Olevano. 54 In einem Baldis bot auch die Familie Pratesi gastwirt - Schwester der Cassandra, die am 16. September 1809 Brief an den Freiherrn von Üxküll aus dem schaftliche Dienste an. Die Casa Pratesi oder den österreichischen Bildhauer Leopold Kissling heiratete und mit ihm nach Wien zog Jahr 1807 erwähnte Koch den Vorteil, den die auch Casa Felice , nach dem Namen der Mut - (vgl. Lutterotti 1940, S. 274) Heirat mit einer Olevaneserin ihm brachte: ter der Familie, lag etwas östlich vor dem

106 alten mittelalterlichen Dorfkern, am Fuß Skizzen, die Corot bei diesen Aufenthalten die mir eine fast unwiderstehliche des Westabhangs der Casa Baldi, heute Via anfertigte, zeichnete er auch die Casa Pratesi , Sehnsucht erwecken, unter diesem Garibaldi 43. Hier quartierten sich Johann die er jedoch irrtümlicherweise Casa Petrosa milden Himmel zu leben und zu ster - Christan Reinhart, Heinrich Reinhold und nannte. 57 Begleitet war Corot von Théodore ben. Meine Vorstellungen fand ich Julius Schnorr von Carolsfeld im Jahr 1821, Corneille d’Aligny und von Léon Fleury. 58 weit übertroffen, und ich drang zum Hieronymus Hess im Jahr 1822 und Jean- Teil in Gegenden ein, wo wenig Rei - Baptiste Camille Corot bei seinen Olevano - Über die Familie Pratesi sind wir besonders sende hinkommen und wo ehedem aufenthalten im April und Juli 1827 und im ausführlich durch den schwäbischen Dichter die großen Räuberbanden hausten, August 1828 ein. Auf einer seiner zahlreichen Wilhelm Waiblinger unterrichtet, der in den zum Beispiel in den Felsgipfeln von 20er Jahren die Sommer wiederholt bei die - Olevano, wo erst noch vor einigen ser Familie in Olevano verbrachte und durch Jahren ein Graf gestohlen wurde. seine hervorragenden italienischen Sprach - […] aber ich habe auf der andern Seite kenntnisse regen Anteil am Leben des Berg - eben in jenen wilden, unbesuchten städtchens nahm. Seine Schriften gehören Waldgebirgen voll unbeschreiblicher zu den detailliertesten und wirklichkeits - Schönheit solch gute, liebe Leute ge - treusten Quellen zu Olevano. 59 Nachdem er troffen und bin in Olevano mit einer zum ersten Mal 1827 in die Berge gereist war, Familie namens Brattese [Pratesi] so sprechen seine Briefe aus Rom wiederholt gut und traulich geworden, dass ich von seiner Sehnsucht nach Olevano, wohin nur auf einen neuen Wechsel warte, es ihn, sobald es ihm seine Mittel erlaubten, um die nun mit entsetzlicher Kraft immer wieder zurückzog, bevor auch er nur anrückende Periode der Hitze droben 25-jährig von der Tuberkulose in Rom hin - im Kreis der guten Menschen, in der 9 Hieronymus Hess, Zeichnung, 1822, weggerafft wurde: Umgebung der schaurigsten, erha - Bleistift und Feder in Schwarz und Braun bensten Natur und der gesundesten auf braunem Trägerpapier, 22,5 × 31,5 cm, beschriftet „Ich habe nun eine Wanderung von Luft zu umgehen.“ 60 oben rechts: La casa del signore Pratesi / drei Wochen durch das päpstliche Ge - a Olevano (heute via Garibaldi), Basel Kunstmuseum, Inv. Nr. 1927. 451.39, biet und seine paradiesischen Gebirge Waiblinger fand, wie so viele andere, bei © Kunstmuseum Basel gemacht. Hier habe ich Dinge gese hen, der Familie Pratesi Unterkunft, deren Haus

107 ebenfalls über eine Terrasse verfügte, von vielmehr die Szenen des einfachen Lebens der sich ein unverstellter Blick auf die Ebene im Dorf und die anmutigen Tätigkeiten der des Saccotales bot. Die wohl überaus lie - Frauen, die Ludwig Richter 1824 in ihrer benswürdige und angesehene Familie hatte Grazie beschrieb und die neben den land - sieben Kinder; der Vater, Domenico Pratesi, schaftlichen Motiven ebenso gerne von den war Sattler, 61 ein Onkel Müller, während der Malern studiert wurden: Oheim der Pfarrer Olevanos war. Der Groß - onkel Don Leonardo besaß sogar eine Biblio - „Am Brunnen gab es viel des Plau - thek, in der, neben den üblichen erbaulichen derns und Scherzens und helles und historischen Schriften, erstaunlicher - Lachen der Mädchen und Frauen. weise auch eine italienische Ausgabe der Ihre anmutig schönen Bewegungen Idyllen Gessners vorhanden war: beim Aufheben der Conca (das schön - geformte kupferne Wassergefäß) auf „… es sind uralt theologische Folian - dem Kopf, das stattliche Einherschrei - ten, vor deren Titel mir schon das Haar ten mit dieser Last, welches ebenso - 10 Friedrich Nerly d. Ä, Stehendes zu Berge steht, Schriften über Papst, viel Vorsicht wie elastisch gleichmäßi - Mädchen mit Kupferkesseln, um 1829 –1833, Konzilien, Ritus, Messe und etlich und gen Gang erforderte, ergötzte uns Bleistift und Aquarell, 29,1 × 23 cm, Inv. Nr. 1952/621, Kunsthalle Bremen 64 zwanzig Bände Geschichte der Heili gen. Maler.“ 63 Zuletzt find’ ich aber doch Horaz und Virgil, Soaves Kompendium der römi - Aber es blieb nicht nur beim Skizzieren der kommen, erzählte von kleinen Festino’s, schen und griechischen Geschichte, weiblichen Modelle: bei den abendlichen wo die schönsten Frauen und Mädchen von dessen sämtliche pädagogische und Dorffesten bot sich Gelegenheit zum nähe - Olevano erscheinen, wo Musik und alle schulphilosophische Schriften, eine ren Kennenlernen: Freude zu Hause sei, und wo es ein Leichtes Übersetzung – der Geßner’schen „Das Abendessen genossen wir ohne werde, sich mit einem Liebchen zu ver - Idyllen und einen Band Novellen.“ 62 den Geistlichen in Gesellschaft des ältesten wickeln. Zum Wein wurden wir genötigt, Sohnes und jenes schönen gra ziösen Man - zur Munterkeit aufgefordert und gleichsam Zu der Olevanesischen Idylle gehörten nes. Dieser versprach uns die schönsten gezwungen; wir lach ten, wir scherzten, er - nun auch weniger die religiösen Riten als Tage, wenn wir auf längere Zeit hierher zählten und gingen endlich vergnügt, wie

108 noch nie seit unserm Abschied von Rom Besuchern besonders empfohlen, da er zu Bette.“ 67 zu einer der wichtigen Komponenten der sommerlichen Landpartie, und zwar zu den Einer der Söhne der Pratesi, Michel Angelo, lieblichen Töchtern des Städtchens, nicht nur wurde zudem von Waiblinger in seinen Zugang verschaffen konnte, sondern diesen Berichten aus Olevano den zukünftigen dann auch mutig gegen andere Prätendenten zu verteidigen versprach:

„Der Tag wird einzig dem Genuß der Natur und den Spaziergängen durch die Felsentreppen der Straßen ge weiht, wo man das Volk und die schönen Frauen beobachtet. Bleibt man länger hier, und wer möcht’ es nicht! Und liegt einem daran, das Volk kennen zu lernen, so 12 Sophie Reinhard, wend’ er sich nur an den Renommisten Ein Mädchen von Olevano, Skizze 1805 Michel Angelo [Pratesi], der den Frem - (wohl 1810), Staatlich e Kunsthalle Karlsruhe 66 den bald einweiht und sich öffentlich rühmt, einen Messerstich auf einen Feind ausgeführt zu haben.“ 68 aus Olevano dem Interessierten eine Charak - terisierung der weiblichen Bewohner Ole - In den beiden von Waiblinger herausge - vanos. Physiognomie und Tracht der „römi - gebenen Taschenbüchern aus Italien und schen Gebirgsfrau“ werden von Waiblinger 11 Franz Theobald Horny, Griechenland für die Jahre 1829 und 1830, detailliert und kenntnisreich und mit einem Italienerin, einen Korb auf dem Kopf tragend, denen ins gesamt sechzehn Kupferstiche von etwas anzüglichen Blick erläutert, wobei der um 1820, Feder in Braun laviert, zeitgenössischen Künstlern und zugehörige Dichter uns vielleicht absichtlich im Dunkeln über Bleistift, 34,2 × 20,8 cm, Inv. Nr. Horny SZ 1, Kupferstichkabinett, Bild beschreibungen beigegeben wurden, lässt, ob er dem deutschen Leser und seiner Staatliche Museen zu Berlin 65 lieferte Waiblinger unter dem Titel Mädchen Lüsternheit ernstlich entgegenkommen will

109 es unsern deutschen Freunden viel - faßt und erfreut uns mit dem Bildniß leicht nicht ohne Interesse sein, wenn eines äußerst lieblichen Kindes, das wir ihnen das Porträt einer Olevanese - den schlanken gewandten Leib ebenso rin in ihrer Nationaltracht geben. Der wendet, daß wir Gelegenheit haben, Künstler, Friedrich Moosbrugger von die geschmackvolle Anordnung des Konstanz, hat in ihr mehr den Charak - Busentuchs und die Reize eines Na ckens ter der Anmuth, als der Größe aufge - zu bewundern, wie ihn nur Römerin nen und römische Gebirgs-Frauen haben […]. Aber es ist eine ernstliche Sache, mit ihnen all’amore zu spielen, denn in diesen Gegenden sind Messerstiche häufiger, als bei uns Ohrfeigen. […]“ 69

Karl Wilhelm Wach, der erste Preuße in 13 Johann Friedrich Bolt, Mädchen Olevano, schuf mit seinem Bildnis einer Ole - aus Olevano, Kupferstich nach einer Vorlage vaneserin einen den höfischen Geschmack von Friedrich Moosbrugger, in: Wilhelm Waiblinger, in Berlin ansprechenden Frauentyp im Stile Taschenbuch aus Italien und Griechenland auf das Jahr 1830, Taf. 5 Raffaels, von welchem später Repliken unter verschiedenen Bezeichnungen kursierten. Kürzlich hat Domenico Riccardi in der Por - oder doch nur die üblichen Klischees mit traitierten, nicht zuletzt anhand des Bild - Ironie bedient. hintergrunds, des Talausschnitts und der rechts im Schatten liegenden Häuserpartie, „Sind nun die Frauen dieser Gegenden 14 Friedrich Moosbrugger, Candida Mampieri, eine wohlhabende Frau so schön, daß sie zur allgemeinen Be - Bildnis einer Italienerin in olevanesischer Tracht, aus Olevano, identifiziert. 72 Sie war wohl wunderung der Fremden geworden um 1829, Bleistift, schwarze, rotbraune ein sehr beliebtes Modell; Zeichnungen der und weiße Kreide auf gräulich-bläulichem Papier, und daß sich einige sogar schon ernst - 25,4 × 18,1 cm, Inv. Nr. 1937-28, Staatliche Candida Mampieri schufen auch Friedrich lich in Liebeshändel verstrickt, so wird Kunsthalle Karlsruhe 70 Preller d. Ä., wie aus dem Katalog einer Aus -

110 wurde jedoch, nachdem die Geschichte der Auslän dern abgehalten haben, sind beiden Liebenden aufflog, angeblich in ein beträchtliche Skandale vorgekom - Kloster geschickt. Waiblinger, bedroht durch men.“ die von ihr abgewiesenen Bewerber, die ihm nach dem Leben trachteten, konnte sich nur [“… Il paese merita di essere sorve - durch die fluchtartige Abreise nach Rom gliato. La gioventù di ambo i sessi, retten. 75 quasi generalmente si è data in quel Die zunehmenden Liebeshändel, aber Comune in preda alla debosciatezza auch Modelldienste zwischen den Fremden e sono in modo demoralizzati, che und den Einheimischen, alarmierten schließ - anche qualche donzella, non in bassa lich die politischen Autoritäten. In Berichten condizione, ha avuto la sfacciataggine vom Juni 1835 des Gouverneurs von Gennaz - di denudarsi e servire da modello agli zano, Luigi Palazzetti, an den Monsignore Esteri Pittori, che in buon numero di - Governatore di Roma wurde der Niedergang morano nell’estate in quel soggiorno. 15 Karl Wilhelm Wach, der Sitten in Olevano beklagt : Nelle ricreazioni e nei Festini notturni, Candida Mampieri, um 1830, che si sono tenuti fra gli Olevanesi e Öl auf Leinwand, 63 × 51,5 cm, „… Der Ort sollte überwacht werden. gli esteri, si sono scoperti dei notevoli aus dänischem Privatbesitz, 76 Auktionshaus Villa Grisebach Berlin 71 Die Jugend beiderlei Geschlechts hat scandali.”] sich fast gänzlich den Liderlichkeiten hingegeben und ist so unsittlich, dass Nach der Mahnung etwas zu unternehmen, stellung von Prellers Werken in Berlin von auch manches der Fräulein, und nicht wurde auf die Herkunft der „teuflischen“, 1879 hervorgeht 73 , und Friedrich Nerly d. Ä. 74 nur vom niedrigsten Stand, die Frech - da mehrheitlich protestantischen, Künstler Der Schönheit der Olevaneserinnen heit hatte, sich zu entblößen und den hingewiesen, die alle in der Casa Baldi oder konnte auch Waiblinger letztendlich nicht ausländischen Künstlern als Modell bei der Witwe Pratesi wohnten und mit der wiederstehen. Er verliebte sich in Nazzarena zu dienen, die in großer Anzahl den Jugend fraternisierten: Siléi – auch für sie kehrte der Dichter immer Sommer in diesem Ort verbringen. wieder nach Olevano zurück. Das Mädchen, In der Mußezeit und den nächtlichen „… Olevano wird von Ausländern welchem er die Canti di Nazzarena widmete, Festen, die die Olevaneser mit den frequentiert und insbesondere von

111 französischen, englischen, dänischen bewog, sich gegen Bezahlung als Modelle Ort gewidmeten Gedicht Civitella von der österreichischen, preußischen, sächsi - zu ver dingen, wobei die Dienste, die die großen Scheu der Einwohner erzählt: schen, badischen, bayrischen, schwei - fremden Künstler in Anspruch nahmen, auch zer und anderen Malern. Die meisten durch aus weitere Gefälligkeiten beinhalten Mit den Gefährten Gespräche wechselnd, von Ihnen wohnen in einem schönen konnten. 78 Wandeln wir den steilen Pfad, Anwesen der Familie Baldi im Grünen, Den wenig betretenen nicht weit vor der Stadt, bzw. in einem Hinauf zum einsamen Städtchen des Haus einer gewissen Witwe Felice Felsens. Pratesi. Die Fremden fraternisieren Die „Locanda dei forestieri“ Durch das enge Thor geschritten, sehr, insbesondere die Maler, mit der von Don Vincenzo Mobili Stehn wir auf der einzigen Gasse der Stadt, Jugend von Olevano.“ in Civitella Und Kinder, die hier spielen, so wie ihr Blick uns trifft, [“… Olevano è frequentato dagli Es - In den zwanziger Jahren erschlossen sich die Rennen mit Geschrei in die Häuser teri e specialmente da Pittori Francesi Künstler eine weitere Herberge und zwar in Die sie schnell verriegeln. e Inglesi, Danesi, Austriaci, Prussiani, dem noch einsameren, oberhalb von Ole vano Die Eltern, aufgeschreckt, Sassoni, Badesi, Bavaresi, Svizzeri ed gelegenen Civitella, dem heutigen Bellegra, Schaun mit Mißtraun altri… La maggior parte di essi va a welches Waiblinger zufolge bei den Malern Aus den kleinen zerbrochenen Fenstern, risiedere in un ameno Casino della noch größere Begeisterung entfachte als Und messen mit Argwohn Unsre Famiglia Baldi posto nella campagna Olevano: Gestalten, poco distante dall’abitato, nonché in Wollen nicht Antwort geben casa di una certa vedova Felice Pratesi. „Das non plus ultra landschaftlicher Auf Frag’ und Bitte, Molto fraternizzano essi forestieri, Schönheit aber, meinen die enthusias - Als wären die Türken specialmente la classe dei Pittori, con tischen Künstler, sei in Civitella zu fin - Ins Land gebrochen. la gioventù di Olevano.”] 77 den, und besonders auf den gefeierten Felsen der Serpentara.“ 79 Doch endlich ermuthigt sich Es war eine Tatsache, daß die Ärmlichkeit Ein starker, alter Mann, der ländlichen Lebensverhältnisse manche Schon Ludwig Tieck hatte nach seinem Be - Er öffnet die Thür der jungen Mädchen und Frauen dazu such in Civitella in seinem dem entlegenen Und stellt uns hin die Bank und den Tisch,

112 Giebt Wein und Brod, Rom reiste, wollte, bevor er das letzte Weg - Tage ein Unterkommen finden könne, Und dankt für Bezahlung. stück nach Olevano in Angriff nahm, kurz in ergriff der spekulative Vincenzo so - Wie wir uns erquicken Civitella rasten. Auf der Suche nach einer gleich diese Gelegenheit, seine Finan - Schaun aus der Ferne Osteria, wo er und seine Begleiter hofften, zen zu verbessern, indem er ein paar Jung und Alt etwas zu trinken oder zu essen zu finden, Zimmer, welche oben ganz unbenutzt Dem Wunder zu, wurden sie von einer Familie im ersten Haus waren, zu diesem Zweck zur Verfü gung Kaum wagt ein dreistes Kind nach dem Torbogen, das wohl das beste und stellen konnte. Heranzutreten, Geschenk zu empfahn, vornehmste des Ortes war, empfangen und Wir besprachen diese Angelegen - Doch wie es die Münze erschlossen damit eine weitere Herberge für heit näher und nahmen vorläufig für Nur fühlt in der Hand, Künstler: den nächsten Monat Besitz von diesen Rennt es zurück Zimmern. Hier in diesem fast unzu - Und zeigt den Gespielen „Ein geräumiges Zimmer, ein paar gänglichen, ganz originellen Nest eine Die Gabe und zittert noch, große alte Landkarten an der Wand Zeitlang zu bleiben, ganz ungestört verrieten etwas mehr Kultur, als wie miteinander zu leben und zu arbeiten, Im Abendlichte hier oben erwartet hatten, und der war uns ein reizender Gedanke, und Wandeln wir zurück Besitzer des Hauses, Don Vincenzo, nachdem wir über die Kost und die Den Empfang belächeln. ein Mann in mittleren Jahren, mit Kosten einig geworden waren, ver - O du glückliche Einsamkeit, schlaffen Gesichtszügen, saß in einem sprachen wir, in acht bis vierzehn Werdet ihr nie von müßigen Fremden, großen Lehnstuhl und war damit be - Tagen von Rom aus wieder hierher zu Ihr stillen Bewohner, schäftigt, die Daumen umeinander kommen. […] Aus der Torpforte ge - Eurer Scheu entwöhnt. 80 sich drehen zu lassen. […] treten, öffnet sich ein Ausblick, der das Das Gespräch kam bald auf die Herz des Malers aufjauchzen macht. Noch 20 Jahre später hatte sich an der Sprö - Casa Baldi unten in Olevano, wo im Am fernen Horizont schimmert selbst digkeit und Verschlossenheit des Ortes Sommer schon seit mehreren Jahren ein duftig blauer Streifen des Meeres kaum etwas geändert. Ludwig Richter, der die pittori tedesci [sic!] wohnten und zwischen den Albaner- und Volsker - 1825 auf dem Rückweg von Paestum durch die Baldis ein gut Stück Geld dabei ver - bergen hervor, und der ganze Weg bis die Abruzzen von Tagliacozzo über Cervara dienten. Auf unsere Anfrage, ob man Olevano hinunter bot ein schönes di Roma und Subiaco zum zweiten Mal nach vielleicht auch bei ihnen für einige Landschaftsbild um das andere.“ 81

113 Drei Jahre später berichtete auch Waiblinger, Casa Baldi daß ein paar Dänen bei jenem schon genann - ten Signor Vincenzo Mobili unterkamen, Die wohl beste Herberge in Olevano stellte bei dem es sich laut Waiblinger um einen die Familie Baldi mit ihrem großen Casale Adligen handelte, der mittlerweile in Civi - auf dem Hügel vor dem Städtchen mit Blick tella eine Locanda dei forestieri eröffnet hatte, auf die Stadt und das Tal zur Verfügung. 84 deren Fixpreis bei 5 Paoli lag, deren Wein Die Baldis, wohlhabende Landwirte und aber wohl übel war. 82 Waiblinger, der sich Viehzüchter, besaßen mehrere Häuser in inzwischen mit den Künstlern in Rom ent - und außerhalb des Ortes. 85 Sie gehörten zweit hatte, fuhr spöttelnd fort: zum einheimischen Landadel und standen

„Neuerdings ist das himmelhohe 17 Franz Theobald Horny, Bildnis Civitella in Ansehn gekommen, und Giuseppe Baldi aus Olevano, um 1820, Bleistift die Künstler, welche bald dies bald auf Velin, 33 × 37,9 cm, Kunstsammlungen zu Weimar, Inv. Nr. KK 1820 jenes in Mode bringen, sind auf die Meinung gekommen, dass es nichts Schöneres auf der Welt gebe, als dies im Dienst der Borghese, von denen sie wohl armselige Hernikernest. Die Natur die Casa Baldi übernahmen, ein ehemaliges freilich ist großartig und erhaben, aber Jagdk asino, das Kardinal Scipione Borghese es ist auch nicht eine Seele in Civitella, (1576 –1633) im 17. Jahrhundert hatte errich - mit der man Umgang haben könnte, ten lassen – und nicht 1778, wie fälschlicher - und die Künstler verpflanzen das weise Friedrich Noack behauptete. 86 matte Studentenleben, das sie in den Als einer der ersten Gäste scheint Ru mohr römischen Osterien bei Wein und das Casale , „die Wohnung der Borghese“, Tabak führen, bis in die Wildnisse 16 Julius Schnorr von Carolsfeld, Blick von angemietet zu haben, um im Sommer 1817 einer düstern Gebirgsnatur.“ 83 der Höhe auf die Burg von Olevano (im Mittelgrund gemeinsam mit seinem Schützling, dem die Casa Baldi), 1821, Feder und Pinsel in Braun über Bleistift, 22,9 × 30,1 cm, Landschaftsbuch Bl. 64, Weimarer Maler Franz Theobald Horny, Kupferstich-Kabinett Dresden, Inv. Nr. C 190 8-776 87 der gerade erst 19 Jahre alt war, dem Grafen

114 Karl von Seinsheim und Peter Cornelius drei „Das ist ein wahres Zauberland, gewiß Wochen in Olevano zu verbringen. Horny, einer der schönsten und bedeutend - der in zahlreichen Briefen, die zu den ergrei - sten Punkte Italiens, und dennoch wird fendsten und schönsten Quellen zu dem er fast von keinem Fremden, die Italien Leben in Olevano und später auch der Fami - in unzähliger Menge bereisen, be sucht, lie Baldi gehören, an die Mutter über diesen denn nicht einmal ein Gasthof ist im und die folgenden Landaufenthalte berich - Ort; wir bewohnten daher das dem tete, beschrieb am 16. Dezember 1818 die Hause Borghese zugehörige Kasino, Casa Baldi als ein bis dahin für 50 Jahre ver - wo vielleicht seit fünfzig Jahren nie - lassenes Gehöft. mand hingekommen ist, ganz allein, und […] wir lebten dort wie Prinzen in einem verzauberten Schloss, mit welchem unser Kasino mit seinen alten Meublen und Bildern viel Ähn liches 19 Franz Theobald Horny, hat. Überhaupt ist die ganze Gegend Bildnis Friedrich Rückert, 1817, dort so phantastisch, dass man es in Inv. Nr. Horny SZ 13, Kupferstichkabinett, Deutschland gar nicht glauben würde, Staatliche Museen zu Berlin wenn man Zeichnungen davon sähe.“ 89 Städtchen. Die finanzielle Schuld der Familie Rumohr stand in besonderer Nähe zu der Rumohr gegenüber erklärt auch, warum Familie Baldi, von deren Kindern er auch Horny, der im Jahr 1817 in Rom an Tuber - Taufpate war. Nach der Entführung Giovanni kulose erkrankt war, von seinem Protektor, Baldis durch die Briganten im Sommer 1819 nachdem sich sein Zustand verschlimmerte, hatte Rumohr die Herausgabe der Geisel, in die Obhut der Baldis übergeben wurde, 18 Franz Theobald Horny, Bildnis die für 1.400 Zecchinen freigekauft wurde, die seine Pflege, als Gegenleistung zwar, aber Costantina Baldi aus Olevano (geb. Antonelli), mitfinanziert. 90 Die Baldis verließen nach wie „für ihren eigenen Sohn“ übernahmen. Bleistift auf Velin, 33 × 30 cm, Kunstsammlungen zu Weimar, diesem schlimmen und kostspieligen Ereig nis Zumindest im Sommer hatte Horny je - Inv. Nr. KK 1821 88 verarmt die Cascina und zogen vorerst ins doch immer wieder Gesellschaft in seinem

115 „… in der zweiten Hälfte Septembers ging ich mit Passavant nach Olevano, und verbrachte dort zehn bis zwölf Tage. Wir wohnten mit Horny in dem - selben Casino, wo Baron Rumohr von Räubern überfallen worden war. Baldis versorgten uns mit Essen und Trinken. Nicht gar weit von uns wohnten Fa bers, Reinhold und von Bergen, die den gan - zen Sommer hier zugebracht hatten. Im Verhältnis zu der Zeit, die ich in 22 Postkarte, Olevano Romano, „Albergo di Casa Baldi“ Olevano zubrachte, habe ich ziemlich

viel gezeichnet und die Zeichnungen 20 Carl Adalbert Herrmann, Rückert in Olevano gehören zu meinen besten Landschafts - am Tisch sitzend von Carl Adalbert Herrmann, studien. Mein ganzer Aufenthalt hier seinem Freund gezeichnet, 25.8.1818, gehört also zu den schönsten Zeiten, Inv.-Nr. C II-92/2, Sammlung Rückert, Museen 92 und Galerien Schweinfurt 91 die ich erlebt habe.“

Seine Zeichnung, Blick von der Höhe auf die isolierten Krankenlager. 1818 kam beispiels - Burg von Olevano von 1821 (vgl. Abb. 16), zeigt weise auch der Dichter Friedrich Rückert die Casa Baldi, wie sie spätere Postkarten nach Olevano, den Horny 1817 wohl noch in noch um die Jahrhundertwende unverändert Rom portraitiert hatte. Unter den zahlrei chen präsentieren. auch schriftlichen Zeugnissen dieser Zeit zur 21 Gustav Metz, Chiesa di San Rocco, Casa Baldi sei hier der Leipziger Maler Julius um 1845, Skizzenbuch, fol. 37, Bleistift und Aquarell, Daß Horny seiner Krankheit fern von Rom, 34,5 × 26,4 cm, beschriftet unten rechts: Schnorr von Carolsfeld zitiert, der sich an „d 5 Aug. Olevano“, Inv. Nr. V-13591-kb, Museum in den abgelegenen Bergen, erliegen sollte, den Sommer 1821 wie folgt erinnerte: im Frey Haus, Brandenburg an der Havel lag an den ehemals üblichen Vorsichtsmaß -

116 nahmen: Zum einen sollte die Bergluft die umgebettet und in der Chiesa S. Rocco nicht hold, der ebenfalls 1825 in Rom an Tuberkulose Krankheit lindern, zum andern die Anste - weit der Casa Baldi bestattet. 93 starb, und Ludwig Richter als Sommergäste ckungsgefahr gemindert werden, von der bei Giuseppe Baldi. 1827 wurde die Casa die italienische Medizin bereits damals im Auch die an Malaria erkrankten Künstler Baldi wiederholt von Waiblinger erwähnt, der Gegensatz zur nordeuropäischen Lehrmei - kurierten sich vorzugsweise in der Sommer - Giuseppe Baldi des Öfteren als „Caffewirt“ mit nung ausging. Die einzigen medizinischen frische der Berge. Hieronymus Hess aus Basel seiner „junonischen Frau“ bezeichnete, wobei Maßnahmen gegen Schwindsucht waren erholte sich 1822 von dem „römischen Fie ber“ aber nicht klar ist, ob er den Kaffee im Casino damals die Ruhekur, die Höhenluft und der in Olevano. 94 Auch noch in späteren Jahren Baldi ausschenkte oder im Ort selbst. 97 Aderlass. Die Volksseuche des 19. Jahrhun - sind wir von vereinzelten Todesfällen in 1831 mietete sich August Kestner, der derts führte nicht nur zu fortschreitender Olevano unterrichtet. Der jugendliche Maler königlich-hannoversche Geschäftsträger Abmagerung, Mattigkeit, Fieber und allge - Anton Krauss aus Bamberg, ein Schüler von und Gesandte beim Heiligen Stuhl in Rom, meiner Auszehrung, die Angst vor Anste - Moritz von Schwind, der in Italien erkrankte, zum wiederholten Male und unter ähnlichen ckung störte und beendete im schlimmsten wurde in der Casa Baldi von Max Roman Vorzeichen wie Rumohr bei den Baldis ein. Fall die sozialen Kontakte zwischen Kranken bis zu seinem Tod durch einen Blutsturz im Der Diplomat kam in Begleitung der Maler und Gesunden. Tuberkulöse wurden teil weise Jahr 1872 gepflegt, und, so die Überlieferung, Wilhelm Ahlhorn und August Lucas und sei - gemieden und litten neben dem somati schen von seinen Freunden im Olivengarten der nes Koches und genoss die Einfachheit so wohl Leiden an der psychischen Belastung. Aus Baldis zur Ruhe bestattet. 95 Auch noch gegen der Unterkunft als auch des sozialen Um gangs. ähnlichen Gründen war 1812 Franz Pforr mit Ende des 19. Jahrhunderts fand der Künstler „Vom Gipfel von Olevano oder der Schwelle Tuberkulose im Endstadium von seinem Otto Brandt den frühen Tod in Olevano und des Paradieses“ erzählt Ahlhorn später: „Lukasbruder“ Joseph Wintergerst nach wurde auf dem neuen Friedhof bestattet. 96 Albano gebracht worden. Sie fanden im „Wir lebten in einem regelrechten Kloster San Paolo in Albano ein Kranken - Doch weder die traurige Krankengeschichte Malerkloster. Kestner glückselig, trägt zimmer, um den hoch ansteckend Erkrank - Hornys noch der Räuberüberfall scheinen auch den grauen Kittel und seinen ten zu pflegen. Horny starb 1824 in Olevano dem Ruf der Herberge geschadet zu haben. Malkasten und heißt einfach Agosto, ohne seine Familie und Freunde und wurde Schon 1821 schien der Gastbetrieb, wie wir es gibt hier nur Vornamen. Freilich zunächst im Massengrab am neuen Friedhof von Carolsfeld wissen, wieder aufgenommen haben seinen Depeschen sein Inkog - hinter der Casa Baldi östlich des Ortes be - worden zu sein und in den kommenden Jahren nito verraten, aber es hat keine weite - stattet. 1825 wurde sein Leichnam jedoch weilten unter vielen anderen Heinrich Rein - ren Folgen gehabt.“

117 Und am 17. September notiert er: und ihres Hauptbeschützers. […] In Mitbegründer des archäologischen Instituts demselben Zimmer, wo am 28. August und des protestantischen Krankenhauses auf „Kestner hat eine köstliche Freude, vor zwei Jahren unter mehreren auch dem Kapitol, die Casa Baldi wiederholt als wenn er von den bedienenden Mäd - Ihr Bildnis an die Wand gemalt wurde, Feriendomizil. Die Ehefrau von Bunsen, die Eng - chen schlankweg Du genannt wird, ließen wir Goethe und Ihnen die Glä ser länderin Frances Waddington Bunsen, nennt und stellt seine Fragen immer so, daß erklingen. […]. Seit beynahe 14 Tagen 1832 Costanza Baldi „eine alte Bekanntschaft“, er es zu hören bekommt.“ 98 bin ich glücklich in diesen glänzenden bei der sie in Olevano leben würden wie ein - Gipfeln, Thälern und Schatten. […] geladene Gäste. 100 Im Frühjahr 1832 gingen sie Der Sommeraufenthalt in der Casa Baldi war Vergessen Sie auch nicht, mir von nun schon guter Brauch und das Landhaus irgend einer guten Hand eine leichte „nach Olevano, zu Fuße, wo wir von ganz in der Hand der Fremden. Am 28. Au - Zeichnung Ihres Profils zu schicken, wie Signora Costanza Baldi* empfangen gust zelebrierte August Kestner gemeinsam Sie versprachen. Denn von der hiesi gen wurden, eine alte Bekanntschaft von mit den Künstlern, die ihn nach Olevano be - Zimmerwand kann ich diesen Mangel vor vielen Jahren her, im Besitz eines gleitet hatten, den Geburtstag Johann Wolf - nicht etwa selbst ersetzen […].“ 99 Casinos in schönster Lage vor der gang von Goethes und schrieb aus diesem Stadt; kurz jede Lage jener Gegend ist Anlass einen Brief aus der Casa Baldi an sei - Die Nachrichten über die Feiern der Gedenk - schön, wo die Aussicht nicht durch nen Freund, den Maler Friedrich Preller d. Ä., tage und Dichterfeste und die gemalten Bild - Mauern verdeckt ist. Ich hatte viel von aus dem wir erfahren, daß zwei Jahre zuvor nisse auf den Wänden machen deutlich, daß der Umgegend von Olevano gehört, verschiedene Künstlerporträts, wie auch die Casa Baldi längst viel mehr als ein Gast - hatte sie mir indessen nicht halb so dasjenige von Preller, auf die Wand der hof war. Die Baldis wollten nicht nur als Gast - schön vorgestellt, wie sie ist, – solch’ Herberge gemalt worden waren: wirte gesehen werden, sondern als Betreiber eine Anhäufung des schönsten Land - eines ländlichen Salons und Künstlerhau ses, schaftsmaterials, so vollendet grup- „Ein Gruß ist schon das Datum dieses in dem sowohl gewohnt, gefeiert und gear - Briefes, das man in anderen Briefen beitet werden konnte: Der Hausherr ließ dazu, zu schreiben pflegt, für dieses Mal ge - Noack zu Folge, die angrenzenden Stallun gen malt, vom Freund Lucas, Ihr Lieblings - zu einem Atelier mit Oberlicht umbauen. * Das reizende obschon primitive Casino – der Gasthof in Olevano – einer der herrlichst gelege - ort in Ihrem Lieblingslande, gemalt an In der Folge wählte auch der preußische nen in ganz Italien, befindet sich noch im Besitz dem Geburtstage unsres Wohltäters Gesandte Christian Karl Josias von Bunsen, der Familie Baldi. 101

118 piert, und so mannigfaltig: Berge und Stadt zu der Vigna dell’Arciprete, einem Ebenen, kahle Hügel und waldige schönen Fleck, den wir oft in den Skiz - Höhen, grüne Strecken und wildestes zenbüchern der Maler gesehen hatten. Dickicht, schroffe Felsen und reiche Unterwegs bemerkten wir, dass uns das Vegetation, Kastanienhaine, Wein berge Mädchen der Signora Constanza mit und Kornfelder. Und dann die zahlrei - einem verdeckten Korb auf dem Kopfe chen Städte, entweder wie Adlernes ter folgte, und bei unserer Ankunft in der auf den Bergesspitzen schwebend, oder Vigna wurde das Nö tige zu einer me - wie Taubenhäuser an einem jähen Ab - renda hergeholt, da Signora Constanza hang errichtet, oder in der Form von ganz betrübt darüber ge wesen, dass sie Ameisenhaufen auf einem einzelne uns nicht beredet habe, beim Mittag - Felsen emporragend, kurz, so gelegen, essen so viel zu essen, wie sie für nötig 23 Julius Schnorr von Carolsfeld, als ob das Auge des Malers mehr dabei hielt. Auf unserem Heimweg musste Vigna des Arciprete bei Olevano , Feder und Pinsel in Betracht gezogen als die Bequem - Signor Giacomo einen hohen Kirsch - in Braun über Bleistift, 22,9 × 30,4 cm, bezeichnet lichkeit der Bewohner, was wohl durch baum besteigen, von welchem er ganze oben links: Vigna des Arciprete 1821, den Umstand zu erklären ist, dass sie Zweige voll Kirschen abbrach zur gro - Inv. Nr. C1908-775, Kupferstich-Kabinett Dresden alle ursprünglich Festungen waren, ßen Unterhaltung und zum Entzücken deren Lage absichtlich mit Rücksicht der Knaben. Signor Baldi ist ein possi - büchern, welche aber in Wirklichkeit auf die Erschwerung der Erstürmung dente von Olevano, der jeden Sommer selten zu sehen ist, – Landleute, die gewählt wurde. Den folgenden Tag seine Gastzimmer an Maler vermietet, nicht reich genug sind, um Luxus zu trei - blieben wir in Olevano, gingen am welche die Gegend und die Gesichts - ben, aber doch wohlhabend genug, um Morgen früh aus, saßen dann, als es züge der Einwohner studieren wollen. sich Muße zum Vergnügen zu erlauben. heißer wurde, im Schatten und zeich - Es ist ein schöner Volkstamm. – Es war Wir lebten in der Casa Baldi wie einge - neten; ließen uns nach Tische von Sig - ein Genuß, einige von den Saltarello - ladene Gäste, aber die Signora erhielt nora Constanza und Signor Giacomo, tänzern zu sehen; alle oder doch die für Speise und Wohnung ein Geschenk, dem Organisten von Olevano, auf die meisten, gehören zu einer Klasse, von das an Wert einer etwaigen Ausgabe andere Seite führen, zuerst hinaus zu der in Gedichten und Novellen oft die im Gasthof gleichkam, falls überhaupt den Schlossruinen, dann durch die Rede ist, und zuweilen auch in Reise - ein solcher dort existiert hätte.“

119 Die berühmte Köchin zu den liederlichen römischen Trattorien „ein deutsch Gemühte / Innersten Donna Regina, Sora Peppina Baldi, Lepre und Fiano : Gedankens Ausdruck / Gern im Weine geb. Giuseppina Ronzio sucht und findet, / […] Kummer furchte „Wird der Mythus von Reginas / seine Stirne,/ Keinen Tropfen trank er Feiner Küche vor uns stehn: / Von den weiter“ 105 In der Familie Baldi wuchs inzwischen die fol - Fritti – von den Trauben – / Von den gende Generation heran, und ab 1840 setzte Hühnern, – von den Tauben / Einst - Auch der erfolgreiche schwäbische, in Rom die zweite Blüte der Herberge ein. Zwischen mals in Olevano. / O Regina, stolzes, ansässige Bildhauer Joseph von Kopf, der im den vergilbten Kardinalsmöbeln und dem dunkles / Kleinod der Sabinerberge, / Sommer 1854 mit Freunden über Frascati, alten Portrait des Kardinals Borghese in rotem Warum lebten wir nicht beide / In der Palestrina und Genazzano nach Olevano Gewand, zwischen den Konterfeis zierlicher Zeit des Frauenraubens / Unter König wanderte, erinnert sich der Wirtin Donna Damen seiner Zeit, die das Speisezimmer Romolus?“ 104 Regina und an das hier wohl erstmals er - schmückten, wirtschaftete nun die junge, wähnte, heute leider verlorene Gästebuch: schöne Peppina, (Giuseppina Ronzio), die Wenn man beim Weiterlesen großzügig Serafino (Nino) Baldi geheiratet hatte, wäh - über das anzüglich Triefige des das Pittoreske „Auf einem Hügel oberhalb liegt das rend ihr Vater, Francesco Ronzio, von Fran - liebenden 19. Jahrhunderts hinwegsieht – die Wirtshaus zur Regina. Bei dieser cesco Baldi die Casa Baldi 1852 gepachtet arme Ziegenhirtin, die des nachts bettelnd dicken, lustigen Regina konnte man hatte. 102 an die Fenster klopft und das kleine pocken - gut leben und brauchte nur wenig Diese Peppina Baldi, präsent in unzähligen narbige Mädchen, das mit dem Spruch zu zahlen; ihr Wein war vorzüglich, Reiseberichten, war wohl mehr als eine gute „Trinkaswein alla tedesca!“ den Wein aus was meine Person freilich nicht viel Köchin. 1852 verewigte Viktor von Scheffel, dem Keller nachholt – kommt ein deftiges berührte, denn ich war meine Lebtag der als Maler nach Italien reiste, aber dort Lokalcolorit und ein jäher Wechsel von Ab - kein trinkfester Mann, und es war mir zum Dichter konvertierte, nicht nur die schiedssorgen und Lebensfreude zum Vor - am wohlsten, wenn ich Wein und Bier Casa Baldi in Olevano, sondern insbesondere schein. Nachdem Scheffel und Kumpanen ganz stehen ließ. Die Tischgesellschaft Peppina Baldi in seinem langen Gedicht sich also an Wein und Weib gütlich getan, war eine heitere, darunter eine Englän - Abschied von Olevano .103 In gleich in drei wird wieder der strebsame, sich zuletzt doch derin, die mein Bild in das ausliegende Strophen feiert er ihre Gastfreundschaft besinnende Maler besungen: Album zeichnete, in dem sich später und Kochkünste, insbesondere im Gegensatz noch viele Künstler „verewigten“. Man

120 war oft ausgelassen lustig, lachte, greifend, dieses Blond auf den Liebes - chen, sei es in deutscher Erde, sei es besprach frei und erregt die Tages - seufzer irgend eines Gothen oder auf dem Fremdenkirchhofe in Rom ereignisse, schlief bei zerbrochenen Longobarden zurückzuführen, der die bei der Pyramide des Cestius, längst Fensterscheiben vorzüglich – kurz, ewige Stadt zu belagern gekommen der Leichenstein sich hebt.“ 107 man führte ein leichtsinniges, unbe - war, schließlich aber selbst capituliren kümmertes, aber frohes und glück - mußte. Aber auch die Freundlichkeit, Es blieb dabei, die Chronisten trafen auf die liches Künstlerleben.“ 106 Offenheit und Heiterkeit, mit welcher blonden Kinder und suchten nach Gründen der Deutsche sich hier empfangen in mehr oder weniger zurückliegenden Baron Carl du Prel, der vielleicht über seine sieht, wird ihn lebhaft an die Alpen Zeiten; in der Mehrzahl ging das Feuilleton Freundschaften zu Kunsthistorikern, wie und ihre Bewohner erinnern, und um jedoch davon aus, daß Peppina den fremden Adolf Bayersdorfer oder Robert Vischer, oder so angenehmer wird er hiervon über - Künstlern angeblich ihre Zuneigung schenkte. zu Malern, wie Wilhelm Trübner und Hans rascht sein, als man in der weitaus So berichtete Friedrich Noack 1912: Thoma, mit Olevano bekannt wurde, schrieb überwiegenden Mehrzahl von Gast - 1874 in der Gartenlaube einen Artikel, der häusern in Italien das Gefühl nicht „Daneben brachte Peppina noch mit Stichen nach den Olevanomotiven Julius los wird, daß man in die Hände der eine ganze Schar blonder, rotbackiger Zielckes illustriert war: Briganten gefallen sei, welches sich Kinder zur Welt, eines hübscher und denn schließlich auch bestätigt. […] frischer als das andere, die wiederum „So treffen wir auch in der Casa Baldi, Darum genießt diese Casa Baldi unter ein Weilchen mit den jungen Künst - zu der wir von Olevano aus ansteigen, den Künstlern Roms einen ausgezeich - lern sangen und tanzten, ihnen das neben der ältern Tochter, die an Ge - neten Ruf, und die Fremdenbücher, Frühstück zur Serpentara brachten stalt und Ansehen der Mutter gleicht angefüllt mit Portraits und Zeichnun - und sich von ihnen malen ließen.“ 108 und ganz den italienischen Typus ein - gen aller Art, sind voll des Lobes für hält, noch jüngere Mädchen, die uns die freundliche Familie. Wir finden und Albert Zacher 1903: durch blaue Augen und die Flachs farbe in diesen Büchern manchen Künstler - ihrer Haare an die besten Mädchen - namen auf vergilbtem Blatte, dessen „Böse Zungen behaupten freilich, typen in den deutschen Alpen erin nern, Träger seither in seiner Heimath zur alle diese Freunde von Olevano, so daß man wohl versucht sein könnte, Berühmtheit gelangt ist; aber auch Viktor von Scheffel mit einbegriffen, weit in die Vergangenheit zurück - viele sind hier verzeichnet, über wel - hätten nicht bloß landschaftlich

121 behagte Olevano, dessen dünne Luft ihm zu seinen Begleitern, den Freunden Raffaele schaffen machte, überhaupt nicht: Mariano, dem neapolitanischen Kirchen - historiker und Übersetzer der „Wander jahre“, „Am 3. Juli nahm ich hier Wohnung bei und Carlo Guernici Gonzaga wiederum in der Donna Regina. Bis heute lebte ich der Casa Baldi: hier – die ersten drei Wochen heiß, träge und geistlos. Ich las viel spanisch, „Alle diese Orte in den Bergen sind griechisch etc. Die Muse verachtete im Verfall; der Schmutz Olevanos mich. erschreckte mich; das Haus Baldi hat Das Elend in diesem zertrümmer - nicht die geringsten Fortschritte in der ten Ort ist grenzenlos. Um S. Lorenzo Kultur gemacht, alles ist dort primitiv verwüstete Hagel die Weinberge, geblieben. Wir sahen auch die Serpen - 24 Ernst (Ahron, Aaron) Meyer, und im Wildwasser ertrank ein armes tara, den jetzt der deutschen Regie - Italienerin mit ihrem Kind, Olevano, Aquarell, Weib. Mit tropischer Heftigkeit ent - rung von einigen Künstlern geschenk - beschriftet in Feder und brauner Tinte, laden sich Gewitter am Nachmittage. ten Eichenwald; er ist der einzige Fleck 21,5 × 27,0 cm, Inv. Nr. D848, Thorvaldsen Museum Kopenhagen Ich erhielt in dieser Einsamkeit die Erde, welchen das deutsche Reich in Korrekturbogen des Gedichts „Eupho - Italien besitzt.“ 112 rion“. Geschrieben habe ich hier die geschwelgt, auch der Wein von Geschichte des Klosters Subiaco. Im Auch der Kunsthistoriker Carl Justi schaute Olevano und die schönen Augen Ganzen war es die schlechteste Art nicht, wie so viele andere, über die Schatten - der Herrin von Casa Baldi hätten’s von Stilleben. Es ist nichts um mich seiten des Idylls hinweg. In einem Brief an ihnen angetan …“ 109 her und in mir vorgegangen.“ 110 seinen Bruder aus Rom vom 10. April 1867 schilderte er seinen Schrecken über das In strengem Gegensatz zum Schwärmen der Der Historiker, von dem eine der wunder - Elend, das er bei seinem Ausflug nach Künstler und ihrer feuchtfröhlichen Sause barsten Beschreibungen der Campagna Subiaco antraf: steht die Nüchternheit einiger Gelehrter Romana stammte, 111 kehrte 20 Jahre später, und Historiker. Ferdinand Gregorovius weilte während eines seiner Romaufenthalte, noch - „Die Männer sehen aus wie Briganten im August 1857 bei Peppina Baldi, aber ihm mal nach Olevano zurück. Er wohnte mit (wie es denn auch in der Nähe eine

122 Bande von 60 Mann giebt), die Weiber “At Olevano there is an excellent full of beans and corn, where a wind - sind zuweilen von hoher antiker Schön - country inn, kept by Nino and Pepina ing path leads us to a kind of large heit. […] Ein anderer Schatten ist die Baldi, much frequented by artists, who farm-house at the top of the hill, with Bettelei und die Krüppel und Kranken, reside here for months in summer. an outside loggia and staircase. And die sich überall dem Anblick darbie ten, The charges for pension, including this is the famous inn of Olevano, the um die Barmherzigkeit und Almosen everything, are five francs a day, or Albergo degli Artisti. It is a perfect herauszufordern. Ich habe Dinge four francs if for a long time. A carriage artist’s paradise. Its rooms are homely, ge sehen, von deren Existenz ich nie may be obtained from Olevano to but are cleanliness itself. They all de - eine Ahnung gehabt habe, und einmal meet the train at the Valmontone bouch from a common sitting-room, wurde uns ein Mädchen ent gegen ge - Station by writing beforehand to surrounded by queer old portraits and führt, bei dessen Anblick ich beinahe Casa Baldi.” 114 with a grand old chair, which may have umgefallen wäre vor Entsetzen, die been that of Cardinal Scipio Borghese, Beschreibung will ich verschweigen.“ 113 Es folgt die Beschreibung von Olevano und whose picture hangs over the fire- place. der Casa Baldi als traditionsreiche Künstler - The pleasant honest mistress, Pepina herberge, mit einigen Hinweisen zur erhal - Baldi, with her husband Nino, are re ally tenen Einrichtung, wie dem alten Kardinals - charming specimens of respectable Casa Baldi, stuhl, und den vielen von den Künstlern well-to-do Italians of the lower orders, ein historischer Gasthof zurückgelassen Werken an den Wänden. full of simple kindnesses and courte sies, Auch die Gästebücher mit Einträgen aus and frankness and openness itself. Seit 1862 erreichte die Eisenbahn den Ort ganz Europa werden als besondere Attrak - Their handsome boys and girls have Valmontone im nahegelegenen Tal und tion erwähnt: served as voluntary models to half the brachte vermehrt Touristen in die östlich artists in when they have been von Rom gelegenen Berggegenden. Der “[the] most picturesque place of this staying here; and many sketches of the viktorianische Reiseschriftsteller Augustus wonderful district. Passing from the family by famous hands, which would J. C. Hare, der 1874 Olevano besuchte, gab rough stone houses with their crumb - fetch enormous prices in or Lon - in seinem Reisebuch zur Umgebung Roms ling staircases of rock, and from the don, hang upon the walls, where they auch Reisehinweise zum Country Inn Casa stony ways full of pigs and children, a have been left as thank-offerings with Baldi in Olevano: gate admits us to a high olive garden, the mother. For the entertainment of

123 guests too we have a collection of Noack als Witwe bezeichneten Peppina Baldi Albums, which any sovereign might als Jugendliche in Olevaneser Tracht, eines envy and than which few possess any ihrer Schwester Matilde Baldi und eines ihres more valuable, for every artist who Gemahls Serafino Baldi und der Kinder. has stayed here has left his portrait, Des weiteren nannte Friedrich Noack eine by his own hand or that of a friend, Ansicht der Serpentara von Julius Zielcke, ein and the collection is really wonderful, Aquarell ( Seestück ) von Rudolf Müller, ein of the natives of every country in Geschenk Robert von Keudells 1878, der seit Europe, from the delicate hand of our 1873 als Gesandter beim Quirinal in Rom und English Leighton to that of the least infolge einer Aufwertung der Gesandtschaft known student of the Via Margutta. zur Botschaft von 1876 bis 1887 Deutscher But still the greatest charm of Casa Botschafter in Italien war. Er war auch auf Baldi is its view.” 115 den ebenfalls die Wände schmückenden Fotografien der Künstlerfeste in der Serpen - Zwei Jahrzehnte später, als der eifrigste tara wiederholt zu sehen. Weitere Foto - Chronist des Künstlerlebens in Rom, Fried - grafien zeigten Karl Heinrich Bernhard von rich Noack, seine Aufzeichnungen zur Casa Bülow, seit 1876 als Attaché an der Deut schen Baldi zusammentrug, waren in dem Haus Botschaft in Rom und später Botschafter und noch immer verschiedene Familienbildnisse, Reichskanzler, bei der Enthüllung des Kaiser - eine kleine Bibliothek – darunter die Werke denkmals am 2. Juni 1895 in der Serpentara; Scheffels – und die alten Möbel verwahrt, die italienische Königsfamilie und den 1887 auch der des Öfteren als Kardinalstuhl verstorbenen Ministerpräsidenten Agostino bezeichnete „altfränkische Sessel mit ver - Depretis, der oft nach Olevano kam. Über schnörkelten Rücken- und Armelehnen“. 116 dem Sofa hingegen waren Bildnisse von Die Wände waren noch immer mit Portraits Koch und Reinhart aus der Serie der 6-Blatt- 25, 26 Carl Gotthelf Küchler, Bildnis Anton Joseph Koch und gefüllt, neben einem Kardinalsportrait, zwei Folge Bildnisse der berühmtesten Künstler Johann Christian Reinhart, 1836, aus: 6-Blatt-Folge 117 in Öl gemalte Rokokodamen aus der Familie unserer Zeit, die Carl Gotthelf Küchler 1836 „Bildnisse der berühmtesten Künstler Borghese, ein Portrait der mittlerweile von in Rom gestochen hatte, angebracht. unserer Zeit“, G.G. Lange, Darmstadt 1839

124 Außer den gerahmten Bildern an den Wän - wohl einzelne Blätter an Autografenjäger ver - den hatten die Künstler auch direkte Spuren äußert hatten und insbesondere die Einträge in dem Haus hinterlassen. So waren die der frühen Jahre mit Zeichnungen Scheffels, Türen mit Improvisationen oder Trompe Kanoldts und A. v. Werners waren schon l’oeuils der Aussichten, die sich von der Casa verschollen. 123 Reste der Gästebücher, die Baldi boten, bemalt. Auch die Zimmerwände nur den Zeitraum von 1866 bis 1887 abdeck - und Decken waren teilweise von Künstlern ten, wurden 1907 von Lichtenberg und Jaffé, mit heiteren Himmeln oder Wolkenbrüchen nur auszugsweise und nur deutsche und dekoriert worden. Über die direkt auf die österreichische Künstler aufnehmend, zi tiert. Wände gemalten Künstlerbildnisse, die Was die Künstler anderer Nationen betrifft, August Kestner 1831 erwähnt hatte, berichtet muss die Überlieferung leider als komplett 27 Anton von Werner, Bildnisse 124 Noack jedoch nichts mehr. der Maler Viktor Paul Mohn und verloren gelten, da die Nachfahren der Von den erwähnten Gästebüchern, die Edmund Kanoldt, 1869, Bleistift 271 × 391 cm, Baldis nach Argentinien emigriert sind und seit circa 1850 geführt wurden, konnte Noack Bezeichnet u. r. AvW. Olevana [sic!] 30 Juni 1869 die Reste der Gästebücher angeblich mit- hingegen nur noch Teile in Augenschein und Namensbezeichnungen, Inv. Nr. 1970-7, genommen haben. Kupferstichkabinett, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe nehmen und beschreiben. 118 Unter den zahl - Aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahr - reichen Einträgen 119 nannte er auch Bildnisse, hunderts sind keine weiteren Nachweise die Anton von Werner gezeichnet hat wie vereins), 120 Edward Falkner Murphy und ein über einen Betrieb der Casa Baldi als Gast - diejenigen von Viktor Paul Mohn und Ed - Herr Taylor ein, daß am 25. September 1873 haus bekannt, außer denn die Postkarte mund Kanoldt, die vielleicht mit der heute die Serpentara als Eigentum der deutschen (siehe Abb. 22), sie war in diesen Jahren in Karlsruhe verwahrten Portraitskizze zu Künstler vom Notar der deutschen Botschaft durch die hinterlassenen Zeugnisse der identifizieren ist. in Rom angekauft worden war. 121 Einer der Künstler wohl vielmehr ein kleines Kultur - Am 16. November 1873 trugen Edmund letzten Einträge stammte wohl von Anton museum, zu der auch Sora Peppina, stri ckend Kanoldt, ein Herr Wedekind, (um welchen von Werner, der, nachdem er bereits 1868 –69 unter dem Türbogen, als „lebendige Chronik Wedekind aus der hannoverschen, in Rom Olevano besucht hatte, nochmals um 1900 des olevanesischen Künstlerheims“ ge hörte. 125 ansässigen Bankiersfamilie es sich handelt, das Album bereicherte. 122 ist nicht sicher zu ermitteln; ein A. Wede - Im Jahr 1906 waren die Gästebücher be - kind war Mitglied des Deutschen Künstler - reits nicht mehr vollständig, da die Besitzer

125 Albergo Roma der modernen Ortserweiterung. Vormals …Venite Villeggianti verfügte das Hotel jedoch über einen eige - all’aria Fina … nen Weinberg und lauschigen Garten und bot Zimmer nach Süden mit dem berühm - ten Ausblick auf das Saccotal und die Cartolina Monti Lepini . Olevano Romano Über die Gäste, die im Albergo Roma bei Altitudine M. 571 Stazione climatica den Zonninos abstiegen, sind wir genaues - Ferrovie Vicinali Festa patronali 20 luglio e 1° domenica ottobre Alberghi e Pensioni Tulli – Baldi – Mirti e Zonnini 28 Postkarte Albergo Roma Mercati 1° giovedì di ogni mese Ospidalità eccellente – Vino buono noch abenteuerlustigen Reisenden bot die Acqua Saluberima del Simbrivio quella Santa “Antera” Casa Baldi über Jahrzehnte eine einfache, Venite Villeggianti all’aria Fina …. aber akzeptable Unterkunft. Als jedoch seit den sechziger Jahren die Eisenbahn In wenigen Jahrzehnten waren Reisen ohne das Tal erreichte, waren dem Tourismus im Kutsche in die Berge von Olevano auch zum modernen Sinn und seinen Ansprüchen an adeligen Zeitvertreib geworden. Der Weg Bequemlichkeit Tor und Tür geöffnet. Die von Tivoli nach Subiaco und von dort zu Fuß, Familie Zonnino aus Olevano hatte den Ruf das Gepäck auf Eselsrücken verstaut, über der Zeit verstanden und baute in den frühen Olevano zum Monte Cavo und dem Lago di siebziger Jahren ein Hotel an der Haupt straße Nemi war zu einer beliebten Wanderroute nach Olevano. Das dem Augenschein nach auch derjenigen geworden, die sich gut eine rasch gebaute, aus Bruch- und Ziegelstein bequemere Fortbewegungsart erlauben gemauerte, und wie vormals auch heute un - durften, wie beispielsweise der Schriftsteller verputzte, dreigeschossige Gebäude steht Graf Adolf Friedrich von Schack, der die circa 2 km vor dem alten Ortseingang am 29 Gästebuch Albergo Roma, Reise 1835 unternahm. 126 Für diese durchaus Viale Vittorio Veneto, Nr. 73, heute inmitten Der Postwagen, Archiv Familie Zonnino

126 Olevano strömenden Gäste, darunter viele der bekannteren Künstler, Gelehrte, Histori - ker, Archäologen, Politiker, Schriftsteller, Aristokraten und Gesandte, stiegen nun im Albergo Roma ab, nicht nur angezogen durch den Ruhm des Künstlerzentrums, sondern durch das Klima, den Wein und die Küche.

30 Gästebuch Albergo Roma, 1905, Die Reise auf den Eselsrücken, Archiv Familie Zonnino tens informiert. Im Gegensatz zum Gäste - buch der Casa Baldi haben sich die Alben des Albergo Roma über die gesamte Zeit des Hotelbetriebs vollständig erhalten. Es 32 Gästebuch Albergo Roma, 1911, handelt sich um fünf Bücher, die von 1871 Unterschriften von Walter Rathenau und des bis 1974 ununterbrochen geführt wurden. Chemikers Dr. Martin Henze von der Stazione Zoologica Anton Dohrns in Neapel, Jedes Buch hat einen Umfang von ungefähr Archiv Familie Zonnino 50 0–700 Seiten, die jeweils mit durchschnitt - lich 15 –20 Unterschriften pro Seite und klei nen Zeichnungen und Karikaturen gefüllt sind. Insbesondere in den Sommermonaten Beim Blättern durch die Alben entsteht rissen die Gästeeinträge nicht ab. Es sind in Tausenden und Abertausenden von Auto - die Namen der akademischen Oberschicht, grafen ein Jahrhundertmosaik der europäi - zu der unter vielen anderen auch der hoch - 31 Gästebuch Albergo Roma, 1906, schen und römischen Bildungselite. Die seit Widmung von Arishima Mibuma, dekorierte Archäologe Wolfgang Helbig und den siebziger Jahren immer zahlreicher nach Archiv Familie Zonnino 127 seine russische Frau, die Prinzessin und

127 lers Onorato Carlandi und des Architekten nete sich die Stadt als stazione climatica (Luft - Marcello Piacentini, sind es auch Schrift - kurort), und bewarb sogar eine Heilquelle, steller wie Viktor Hugo, die das transversale die Sorgente Acqua Santa , in deren Ausbau Anziehungspotential Olevanos bezeugen. und Zufahrt wohl eine gewisse Investition In den unzähligen Zeichnungen der Gäs te - geflossen sein muss. Einer leider undatierten bücher wurden einerseits die Erlebnisse Postkarte zufolge muss um die Jahrhundert - der Anreise humorvoll geschildert: manche wende in Olevano das Hotelwesen geradezu kamen noch auf Eseln über Subiaco, nach floriert haben, denn außer dem Gasthof Baldi, drei Tagen Regen völlig durchnässt, andere dem Albergo Roma der Familie Zonnino, gab nahmen bereits den Wagen am Bahnhof es inzwischen auch die Pensionen Mirti und von Valmontone oder Palestrina im Tal und Tulli. 130 ließen sich nach Olevano hochkutschieren. Das Albergo Roma florierte noch in den Andere Zeichnungen konterfeien die Gäste, fünfziger Jahren, bis in eine Epoche also, in den Wein, das Essen und die Dorfbewohner. welcher, bedingt durch die Rückständigkeit Bei Festen und Jubiläen des deutschen 33 Gästebuch Albergo Roma, Künstlervereins in der Serpentara wurde Unterschriften der Künstlerfamilie der Sohn-Rethels: nun im Hotel fein zu Abend gegessen und Rethel Carli Sohn, Maler; Else Sohn geb. Rethel; bequem genächtigt. Das Albergo Roma trat Otto Sohn Rethel; Mira Sohn; Karli Sohn, Archiv Familie Zonnino 128 also seit den siebziger Jahren als komforta - belste Unterkunft in Olevano zur Casa Baldi in Konkurrenz. Reisende aus Amerika, Japan, Pianistin Nadejda Schakowskoy (Nadja) Hel - England, Frankreich, Norwegen, Belgien, big, wie auch die Signorellis, Olga Signorelli Holland, Österreich, Japan, Südafrika, Russ - Meˇstrovic, 129 die Frau des römischen Arztes land und viele Römer suchten in Olevano Signorelli, zählten. Die Ehepaare betrieben den Charme der Geselligkeit des Künstler - die berühmtesten Salons der Città Eterna um zentrums, die Sommerfrische, gute Luft und die Jahrhundertwende. Neben Namen wie gesundes Wasser. Der Stadt gelang es, sich 34 Postkarte Olevano, des Romanciers Antonio Fogazzaro, des Ma - gut zu vermarkten: Auf Postkarten bezeich - Sorgente dell'Acqua Santa

128 tagliatelle, bere il rosso “Cesanese di trum des Monte Verità entstand. Tatsächlich Affile” o “del Piglio” oppure il dolce wurde 1894 als der erste Sitz der Theoso - “Olevano” e sfogliare i venerandi album phischen Gesellschaft in Italien Olevano carichi di migliaio di firme, versi, schizzi, Romano angegeben, noch vor der Gründung ricordi di spensierate escursioni d’altre einer Bibliothek und Loge in Rom. 133 epoche.” 131 Doch viele Jahre zuvor, am 7. November 1867, musste auch Murphy einen Raubüber fall durch die Briganten am eigenen Leib erfah ren. Die Braccianti , die besitzlosen Tagelöhner Villa Murphy und Landarbeiter, die sich um die Aussicht 35 Postkarte Olevano, auf eine Landreform betrogen sahen, waren Pensione Tulli (Villa Garbini) Um die Liste der Olevanesischen Gasthäuser in den Bergen untergetaucht und lauerten zu vervollständigen, sei noch auf das 1864 im dort immer wieder Adeligen und Groß grund - des ländlichen Italiens, die Lebensumstände Ortsteil Colle di Giano von dem dänischen Di - besitzern auf. So auch dem Dänen Murphy, und damit auch Landschaft und Stadtansich - plomaten und Maler Edward Falkner Murphy ten von Olevano denen der vorhergehenden (1813 –1895) und seiner Frau Elisabeth Hall Jahrhunderte kaum zu unterscheiden waren. errichtete Haus hingewiesen. 132 Die Villa Bis in die siebziger Jahre war das Hotel un - Murphy , ein wenig östlich und oberhalb vom unterbrochen geöffnet. In den Wochenend - Albergo Roma auch am Viale Vittorio Veneto ausgaben der römischen Zeitungen wurde gelegen, wurde ebenfalls zu einem beliebten es als Ziel der empfehlenswerten Landpar - Anlaufpunkt. Elisabeth Murphy war Englän - tien vorgestellt und auch die Gästebücher derin und gehörte zu den Mitbegründerin nen wurden erwähnt: der theosophischen Gesellschaft in Italien. Sie arbeitete zusammen mit dem Mailänder “Ai Tavoli della vecchia locanda Arzt Luigi Barbieri de Introini und dem Tessi - “Roma” siedono spesso comitive di ner Philosophen Alfredo Pioda, eine der zen - 36 Peter Christian Skovgaard, Bjerglandskab med oliventræer, Olevano 1869, studioso e artisti scandinavi, tedeschi, tralen Figuren der frühen theosophischen im Hintergrund die Villa Murphy, inglesi. Qui è tradizione mangiare Bewegung in Ascona, aus der dann das Zen - Skoovgard Museet Viborg

129 der allerdings selbst be waffnet war und die der vom Fuße des Felsens, auf dem um Olevano herum, so gibt das Bilder, Briganten in die Flucht schlagen konnte. 134 Olevano liegt, aus einem allerliebsten auf die ich nur hindeuten, und deren Der Vorfall zeugt von dem anhaltenden so - Tälchen voll Oliven, Weintrauben, Fei - Schilderung ich dem Pinsel eines Rein - zialen Elend, das auch während des Risorgi - gen und Pappeln sich in einer wilden hold’s überlassen muss.“ 135 mento , der italienischen Einigungsbewegung, rauhen Linie nördlich gegen Civitella weiterhin einer Lösung harrte. hinaufgruppiert. Der Reichtum der Dieser kleine steineichenbewachsene Hügel Naturansichten auf diesem Spazier - mit dem großen Panorama geriet jedoch in gange von etlichen Miglien ist unsäg - Gefahr abgeholzt zu werden. Im Juni 1873 lich, und bot den römischen Malern, erreichte den Karlsruher Landschaftsmaler iii. die rettung des motivs die bis hier gedrungen, eine uner - Edmund Kanoldt in Terracina ein Brief aus schöpfliche Fülle von Bildern und Olevano vom Wiener Maler Karl Schuch, Studien dar. […] Von allen Bergketten, der ihm berichtete, daß er, wenn er die Naturschutz und Patriotismus die ich in meinem unruhigen Leben Serpentara noch einmal sehen wolle, sofort in der Serpentara gesehen, ist doch diese göttliche Linie nach Olevano kommen müsse, da die Be - der Volskergebirge von hier aus die sitzer, zwei Bauern aus Civitella, den Wald Die ausgedehnten Wälder der Aequer Berge, reizendste. Je nach der Luftbeleuch - zur Herstellung von Eisenbahnschwellen die Küttner zum Ende des 18. Jahrhunderts tung, nach Wetter und Tageszeit tritt verkaufen wollten. noch bewundernd beschrieben hatte, waren sie näher und ferner, wird grösser und Kanoldt eilte nach Olevano und setzte im Laufe des 19. Jahrhunderts auch zuguns ten kleiner, sanfter und wilder, verduftet alle ihm bekannten und irgendwie mit des Baus der Eisenbahn dezimiert worden. bald im lieblichsten Himmelblau, und Olevano verbundenen Künstler von der Der beliebte kleine Steineichenwald Serpen - schwillt in durchsichtigsten Violett, drohenden Abholzung in Kenntnis, sie um tara mit den karstigen Kalkfelsen oberhalb bald, besonders früh des morgens, finanzielle Spenden bittend, um gemeinsam von Olevano am Weg nach Civitella wurde klärt sie ihre reinen tausendfaltigen den Ankauf des Grundstückes zu stem men. 136 dadurch umso mehr zu einer landschaft - Formen in den lautersten Konturen Im Rückblick schrieb Kanoldt an den damali - lichen Ausnahme erscheinung: auf…. Ist nun gar der Vordergrund gen Gesandten in Rom, Robert von Keudell: von so frischer Farbe, von so hohem „Heut war ich auf der Serpentara […] Charakter, wie hier auf der Serpentara „Mit wahrer Todesangst schrieb ich Es ist dieses ein langer Felsrücken, und fast allenthalben auf den Ölhügeln Tag und Nacht hindurch Bettelbriefe

130 an meine Freunde und Bekannten in Serpentara vor und vom Maler Klose Deutschland, sie um Geldbeiträge für aus Karlsruhe 1000 Frcs … “137 die Erhaltung der Serpentara ange - hend, begab mich aber danach gleich Drei Monate später hatte Kanoldt das nötige nach Olevano, um von der vernichten - Geld zusammen und am 25. September den Wahrheit jener Hiobspost mich konnte er die Serpentara, bzw. ein Landstück zu überzeugen. Leider war sie nur zu von 28040 qm mit einem Baumbestand von wahr! Freund Schuch war abgereist, 98 alten Eichen, für 2350 Lire durch den Ge - ich musste also direct mit den Bauern sandtschaftsnotar Cavaliere Bachetti von Be - zu verhandeln suchen. Aber schon auf nedetto Spoletini in Civitella, dessen Eltern 37 Edmund Friedrich Kanoldt, Die Serpentara dem Wege nach Civitella kamen sie die Besitzer der Serpentara waren, abkaufen. in Olevano – Eigenthum der deutschen Künstler, mir entgegen und fragten, ob ich der Unter den Spendern war zum Beispiel auch Rom 1873, Bleistift auf Karton, Bevollmächtigte sei, die Bäume der der Kunsthistoriker Max Jordan, der spätere Inv. Nr. FK 40, aus dem Besitz von Max Jordan, 138 Serpentara zu kaufen. Jetzt galt es vor - Direktor der Berliner Königlichen National - Staatliche Kunsthalle Karlsruhe sichtig sein, denn hätten jene meine galerie, der Kanoldt am 3. Oktober 1873 innere Hast bemerkt, mit der ich das aus Leipzig gratulierte, das „Heiligtum der leitete, Reichsbesitz. Als solcher, und damit Geschäft abzuschließen wünschte, wir Kunst“ gerettet zu haben. Daraufhin sandte erste Reichsimmobilie in Italien, wurde die wären nicht so billigen Kaufes davon Kanoldt Jordan eine Zeichnung von der Serpentara unter den Schutz der Deutschen gekommen, konnte ich doch über haupt Serpentara, mit der stolzen Aufschrift: Botschaft in Rom gestellt. Im Reichshaushalt bis zu jener Stunde das ganze Ge schäft „Eigenthum der deutschen Künstler“ tauchte nun jährlich der Posten von 200 Mark als ein sehr fragliches ansehen, da ich Das Grundstück wurde zunächst auf den zur Erhaltung auf. Dieser Schachzug verlieh noch keinen Centesimo Geld erhalten. Namen des Bankiers Wedekind angekauft dem kleinen Waldgrundstück ein institutio - Mit dem Versprechen, dass die Besit - und sollte dann dem deutschen Künstler - nelles Gepräge, welches dem Prestige, als zer mit jenem Holzagenten vorläufig verein in Rom überschrieben werden. Da öffentliches Gut und Erinnerungsort der nicht weiter vorgehen wollten, kehrte aber in dem Künstlerverein langfristig kein Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts zu ich nach Rom zurück und fand da selbst sicherer Eigentümer gegeben war, wurde die fungieren, entsprechen sollte. 139 aus Leipzig von dortigen Kunstfreun - Serpentara durch Geschenk an den Kaiser, Die Botschaft übertrug die Überwachung den 200 Thaler zur Erhaltung der der die Stiftung an das Deutsche Reich wei ter - des Grundstückes vor Ort zunächst dem

131 Maler Otto Brandt, und nach dessen Tod im von Keudell (1873 –1887), dann Bernhard Jahr 1892 dem Bildhauer Professor Heinrich v. Bülow (1893 –1897) und schließlich der Gerhardt aus Kassel, dem Patriarchen der Botschafter Anton Saurma von der Jeltsch deutschen Kolonie in Rom. 140 Für die vom (1897–1899) stellten. Im Beisein Bülows wurde Deutschen Reich zur Verfügung gestellten am 2. Juli 1895 das von Heinrich Gerhardt 200 Reichsmark bestellte die Deutsche Bot - modellierte und in den natür lichen Kalk - schaft einen ansässigen Winzer, der unter der felsen gemeißelte Bildnis Kaiser Wilhelms II. Weisung Gerhardts das Terrain einfriedete enthüllt. Die Anwesenden waren mit der und Schafe und Ziegen fernhalten sollte. Eisenbahn bis nach Palestrina gefahren und Gerhardt lebte seit 1844 ununterbrochen dann mit dem Wagen vier Stunden nach in der Ewigen Stadt, er hatte noch viele der Olevano hochkutschiert worden. Zu diesem 39 Edmund Friedrich Kanoldt, aus Jaffé 1907 einst berühmten Künstler persönlich ge - kannt und war um 1845 Mitbegründer des Deutschen Künstlervereins. 141 Außerdem Anlass komponierte Achille Strani den Mili tär - betreute er seit 1893, nach dem Tod des Bild - marsch: L’Effigie dell’Imperatore Guglielmo II hauers Robert Cauers d. Ä., die Stipendiaten alla „Serpentara“ di Olevano Romano .143 Auf der Preußischen Akademie in Rom, die in die Anbringung des Kaiser denkmals florierte den Ateliers der Villa Strohl-Fern wohnten der Denkmaleifer: Bron zemedaillons mit Bild - und arbeiteten. 142 Die Serpentara diente ab nissen von Joseph Anton Koch und Heinrich 1873 als beliebtes Ausflugsziel des Deutschen Dreber wurden ebenfalls an den Felsen be - Künstlervereins, der sich im Lauf der Jahre von festigt. Zwei Jahre später, am 2. Mai 1897, einer ursprünglich internationalen Künstler - weihte der deutsche Dramatiker und Ro man - gesellschaft zu einer immer mehr patrioti sche cier Hermann Sudermann mit dem Künstler - Plattform der Deutschen Kolonie in Rom verein und Karlsruher Freunden von Viktor entwickelt hatte. Der Verein nahm Olevano von Scheffel, darunter der begüterte Kunst - und die Serpentara nun zum Ziel seiner maler Wilhelm Klose, das von Adolf Heer ge - 38 Heinrich Gerhardt, Jahresfeiern und Frühlingsfeste, an deren Fotografie von Camille Ruf, Inv. Nr. D80263, schaffene Bronzemedaillon des patriotischen Spitze sich gerne die Botschafter, erst Robert Fotothek, Bibliotheca Hertziana Rom Dichters ein. 144 Folgen sollten in Kürze noch

132 die Medaillons der Kaiser Wilhelm I. und gebrachten Bräuche zur Kompensation für nach Subiaco zieht, erblickt nun hier Friedrich III. die behinderte deutsche nationale Einigung mitten in der Einöde plötzlich dicht an Gerhardt, der als Betreuer der Preußi schen herangezogen und als Sehnsuchtsort roman - der Straße eine große Tafel, von der Rompreis-Stipendiaten in engem Kontakt tischer Ideen immer mehr vereinnahmt. Aus ihm der deutsche Aar stolz entgegen - mit der Königlich Preußischen Akademie in der Perspektive des etablierten Kaiserreichs blickt. Dieser Aar ist der Hüter des Berlin stand, hatte nun vor, auf dem Grund - wird schließlich rückblickend die mittelalter - Einganges in dieses Stück Deutschland stück ein Atelier für die Künstler, die in Ole - liche Reichsidee auf die Malerei der Deut - in der Fremde. Möge es sich der Wan - vano Landschaftsstudien machen wollten, schen Künstler in Olevano gemünzt: Ein derer nicht verdrießen lassen, durch zu errichten. 145 Um den Bau des Hauses zu Erinnerungsbuch zur Rettung der Serpen tara, das Pförtchen einzutreten und ein fin anzieren, plante er die Herausgabe eines der Kunsthistoriker Reinhold von Lichten berg Stündchen in der Serpentara zu ver - Serpentara-Albums und ließ von dem Foto - und Ernst P. Jaffé, das auch die erste histori - weilen. Er wird es sicherlich nicht be - grafen Augusto Fabbri, der sein Atelier in sche Aufarbeitung zur Landschafts malerei in reuen, denn hegt auch diese deutsche der Via Condotti 18 –19 hatte, 146 Fotografien Olevano darstellt, titelte bezeichnender weise Kolonie keine Einwohner in sich, so (Fototypien) herstellen, die teilweise in mit dem bizarren Begriff Deutsch römische wird er, wenn er historischen und einem Artikel zur Serpentara von E. Fischer Landschaftsmalerei . In der nationalen Verein - künstlerischen Sinn hat, sich doch in in Velhagen und Klasings Monatshefte er - nahmung konnte die tatsächliche Bedeutung der besten Gesellschaft befinden. […] schienen, während das Album Gerhardts des Ortes für die europäische Kunstgeschichte Ein Hauch echt deutscher Poesie und jedoch wohl nicht zu Stande kam. 147 nur missverstanden werden: Märchenstimmung umfängt hier den Der Kult um und in diesem Wald hatte empfindsamen Besucher, und auch der zu Beginn eine nicht zu leugnende nationalis - „So wurde mitten im Herzen Italiens in Gedanke, hier ferne von der Heimat tische Färbung angenommen, die beispiels - schroffem Felsengebirge die Serpen - dennoch auf deutschem Grund und weise in der zeitgenössischen Historiografie tara, ein zwar kleines, aber höchst ro - Boden zu stehen, und zwar auf einem die Entdeckung des Ortes nur noch den mantisches Stückchen Erde mit ihren Boden, der keinem anderen Zwecke als deutschen Künstlern zuschrieb. Tatsächlich deutschen Eichen, nachdem sie schon dem der Kunst und Schönheit dienen hatten vor allem deutsche Künstler Olevano lange der Wallfahrtsort deutscher soll, wird ihn gewiss mit herzlicher nicht nur gemalt, sondern es in der Verherr - Künstler gewesen, nun auch wirklich Freude erfüllen und mit Dankbarkeit lichung seiner Volkssitten, seines einfachen Eigentum, des Deutschen Reiches. Der gegen den, der dies ideale Rettungswerk Lebens, seiner Natürlichkeit, seiner alther - einsame Wanderer, der von Olevano vollbrachte, gegen Meister Ka noldt.“ 148

133 erkennen, die Ausblicke in die Umgebung „Aber wie in ganz Italien mit verwüs - und in die Ferne der Täler und Bergketten tender Hand in die Wald- und Baum - waren zugewachsen. Die Felsen waren vegetation eingegriffen wird, und kein entweder von Laub oder, noch schlimmer, umsichtiger und vorsorglicher Vater von Kaiserköpfen und Portraitmedaillons für Enkel und Urenkel pflanzt, wo die bedeckt. Forstkultur noch tief im argen liegt Nachdem Lichtenberg und Jaffé noch und einer gründlichen Aufbesserung herablassend von der italienischen Forst - bedarf – so sollten auch die herrlichen kultur berichtet hatten – Bäume der Serpentara der Axt ver - fallen und an die Eisenbahn als Bahn - schwellen geliefert werden“ 149 40 Einweihungsfest der Serpentara unter Führung des Botschafters Robert von Keudell. Dieser selbst in der Mitte mit dem schwarzen Hut – war es tatsächlich verfrüht, von der Ret - und dem hellen Schirm; zu seinen Füssen tung des Motivs durch deutsche Waldliebe seine Ehefrau Alexandra, geb. v. Grünhoff, 1877, zu sprechen. 150 Am 30. November 1897 Fotografie: Mazzantini schrieb Kanoldt, mittlerweile ordentlicher Professor an der Akademie in Karlsruhe, an Als Kanoldt 1897, also 20 Jahre nach seiner die Kaiserliche Botschaft in Rom, das ganze Rettungsaktion, nach Olevano zurück - Un- und Gedenkwesen, das mit dem Wald kehrte, um die Serpentara wiederzusehen, getrieben wurde, anklagend. Kanoldt mahnte traute er jedoch seinen Augen nicht. Er fand die Botschaft einzuschreiten, man sollte so fort sein Landschaftsmotiv nicht mehr wieder. damit beginnen, das Unterholz zu entfernen, Durch die Einfriedung und dem damit wir - und zwar mit Hilfe von Künstlern, die die kungsvoll erfolgten Ausschluss der Hirten Serpentara noch in ihrer ehemaligen kargen mit ihren Schafen und Ziegen aus dem Definiertheit kannten. Die Schafs- und Zie gen - Wäldchen, war das Unterholz ungehindert 41 Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Reliefs herden waren wieder zuzulassen, und die von Heinrich Gerhardt in der Serpentara 1895. hochgeschossen. Keiner der alten knorrigen In der Mitte der deutsche Botschafter Meißelei in die Felsen zu unterbinden. Au ßer - Eichenbäume war mehr in seiner Gestalt zu Bernhard von Bülow dem sprach er sich vehement gegen den Plan

134 Heinrich Gerhardts aus, auf dem Grundstück Gloeden, der die Serpentara als faunisches das bereits erwähnte Atelierhaus zu errich ten, Setting interpretierte. da in Olevano schon zwei funktionierende Doch nicht nur Kanoldts Brief an die Bot - und preiswerte Unterkünfte existierten, die schaft, dessen Inhalt als eine frühe Analyse Casa Baldi und das Albergo Roma . der Fehler einerseits und Maßnahmen zum Die Botschaft in Rom folgte der Argu men - Landschaftserhalt andererseits gelten kann, tation Kanoldts und verfügte, daß der Wald noch bevor ein Bewußtsein eines solches unter seiner Anleitung ausgeholzt werden Konzepts entwickelt war, ist hoch interes - sollte. Der Ziegenhirt erhielt erneut die Er - sant. 154 Denn aus denen im Archiv der laubnis, seine Herden in der Serpentara wei - Akademie der Künste in Berlin verwahrten den zu lassen. Außerdem wurde der Bauplan Dokumenten geht hervor, daß der Erhalt Gerhardts, in dem Wald eine „Schutzhütte“ der Serpentara eine andauernd schwierige für die Besucher zu errichten, vereitelt. Mitte Juni 1898 zogen Kanoldt mit Julius 42 Giacomo Brogi, Eichen und Felsen der Serpentara, Archivio Alinari Florenz Zielke und dem Berliner Akademieprofessor Hans Meyer nach Olevano, um nach Repro - duktionen von alten Zeichnungen, Gemäl - um den zukünftigen Erhalt des Landschafts - den und Originalfotografien die Bäume und motivs zu garantieren. Vielleicht handelte es Felsen wieder freizulegen. Mit dabei waren sich bei diesen Aufnahmen auch um jene auch die bereits erwähnten Kunsthistoriker Fotografien, die unter dem Namen Kanoldts Jaffé und Lichtenberg und Frau Alberta von als Postkarten ediert wurden. Solche Post - Freydorf aus Karlsruhe. 151 Am Abend nach karten schickte beispielsweise der Zoologe getaner Arbeit wurde in der Casa Baldi mit Ernst Haeckel 1899 aus Olevano an seine der Deklamation von Scheffels schon zitier - Geliebte Frida von Uslar-Gleichen und an tem Gedicht Abschied von Olevano gefeiert. seine Tochter. 152 Unter den Fotografen, die Aus Anlass der Säuberung ließ Lichtenberg um die Jahrhundertwende nach Olevano 43 Wilhelm Plüschow, recto bezeichnet: erneut Fotografien der nun zum zweiten Mal kamen, war auch der Aktfotograf Wilhelm Olevano Romano, Serpentina [sic!], Virtual Catalogue „geretteten“ Serpentara anfertigen, auch Plüschow, ein Cousin von Wilhelm von of Wilhelm von Plueschow’s images, Kat. Nr. 7941 153

135 Aufgabe war. Noch 1935 suchte die Akade mie, tizierten Landschaftsschutz zu handeln, denn Zwischen den Weltkriegen bemüht um Hilfe, die bei der Ausholzung die Definition von Landschaft als erhaltens - in Olevano Romano von 1898 anwesenden Künstler wieder aus - wer tes Kulturzeugnis wurde erstmals mit der findig zu machen, wie neben anderen Rein - Weimarer Verfassung von 1919, die den Schutz Tatsächlich hatte das „Sommerstudienhaus“ hold Freiherr von Lichtenberg, der jedoch der Naturdenkmäler zur Staatsaufgabe er - vor dem Ersten Weltkrieg kaum Gäste ge - schon 1927 gestorben war. 155 Im Herbst des - klärte (Art. 150 Abs. 1 WRV), eingeführt. 158 sehen und beim Erdbeben im Jahr 1915 hat selben Jahres wurde Alexander Amersdorf fer, es beträchtliche Schäden erlitten; es wurde, der Erste Ständige Sekretär der Akademie Doch kehren wir zurück: Gerhardt gab sich wie alle anderen deutschen Besitztümer, der Künste in Berlin, von Max Neumann, nicht geschlagen und nachdem ihm die Bot - nach Kriegsende, genauer 1921 sequestriert. der in der Serpentara als Stipendiat weilte, schaft untersagt hatte, seine Baupläne auf Nach vier Jahren Rückgabeverhandlungen, informiert, daß die Kronen der Bäume abge - dem Reichsbesitz zu verwirklichen, erwarb storben seien. Amersdorffer empfahl einen er nun aus eigenen Mitteln ein angrenzendes erneuten Baumschnitt und Ausholzung, um Grundstück von 4720 qm samt kleinem das Wachstum wieder anzuregen. 156 1937 Weinberg, auf dem er sein Haus, bestehend wurden von Jean Paul Schmitz aus Olevano in erster Linie aus zwei Ateliers und zwei Proben toter Schädlinge nach Berlin ge schickt, weiteren Räumen, nach Plänen der Münch - woraufhin ein Gutachten der Biologischen ner Architekten Hofrath (?) erbaute und am Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft 3. Juni 1906 in Gegenwart von Ludwig Justi erstellt wurde, das den Eichenbock Ceram byx einweihte, dem Ersten Ständigen Sekretär cerdo I. identifizierte, für dessen Bekämpfung der Akademie, den die Akademie zu diesem es indes keine große Hoffnungen gab. 1938 Anlass nach Olevano entsandt hatte. Auf meldete ebenfalls wieder Paul Schmitz nach Anraten des Prinzen von Mecklenburg, Berlin, daß die Serpentara vor den Anwoh - mit dem Gerhardt bei einem Galadiner nern aus der Umgebung zu schützen sei, da des Deutschen Künstlervereins in Rom am sie in ihr ungehindert auf Vögel schossen. 157 12. März 1906 eine Unterredung hatte, wurde 44 Filippo de Pisis, Insgesamt scheint es sich bei den Bemü - das Haus nicht dem Deutschen Künstler - Pilze und ein Stich nach Poussin (Funghi con stampa di Poussin), 1927, hungen um den Erhalt der Serpentara um verein in Rom, sondern der Akademie der Öl auf Karton, Geschenk von Alberto Della Ragione, eines der frühesten Beispiele für einen prak - Künste in Berlin testamentarisch vermacht. 159 Museo del 900, Florenz

136 während derer unter anderen der Bildhauer Kurt Kroner in der Villa lebte, 160 wurde am 4. Januar 1925 durch königliches Dekret die Rückgabe der Serpentara an die Berliner Akademie verkündet. Wilhelm Steinhausen, ein in Rom ansässiger Architekt, schätzte 1926 die mittlerweile anfälligen Reparaturen auf 15.000 Lire. Mit den wenigen Mitteln, die der Akademie in den zwanziger Jahren zur Verfügung standen, wurde das Studienhaus, wie aus Grundrissen und Inventaren in ihrem Archiv hervorgeht, auf das einfachste wie der - eingerichtet. Die Situation war so sparta nisch, daß dem Aufenthalt insbesondere weiblicher 45 Gino Severini, Mädchen 46 Gino Severini, Junge aus Olevano, 1939, Öl auf Holz, 35 x 25 cm, Künstler nur zögerlich zugestimmt wurde aus Olevano, 1939, Öl auf Holz, 35 x 25 cm, Auktionshaus Christies 2013 Kunstmarkt und nur mit der Zusicherung, den Extrem - bedingungen standzuhalten. 161 So sind es in den zwanziger Jahren zu - als „sachlichen“ Interpretation der Stadt. gemalt und 1940 in der Galleria Il Millione nächst italienische Künstler, die in Olevano In der beängstigenden Einsamkeit und in Mailand ausgestellt. arbeiten. Filippo De Pisis wurde durch seine Leblosigkeit, die sein Blick vermitteln, kün - Emanuel Fohn, ein aus Klagenfurt stam - römischen Freunde, das Ehepaar Signorelli, digt sich schon sein späteres „aseptisches“ men der Maler, der seit 1933 mit seiner wohl - nach Olevano geführt, er weilte 1923 in Weltbild an, als er sich von der Malerei ha benden Frau Sofie, ebenfalls Malerin, in Cave, einem Ort zwischen Olevano und verabschiedet und den Nationalsozialisten Rom ansässig und mit den Künstlern Filippo Palestrina in der Villetta Hortensia .162 1924 anschließen sollte. 1928 ist Antonietta de Pisis, Alberto Savinio und Giorgio de folgte Alexander Kanoldt den Spuren seines Raphaël Mafai (Antoinette de Simon Chirico befreundet war, arbeitete ebenfalls Vaters nach Olevano. Er malte die steinernen Raphaël) in Olevano. Ende der dreißiger in Olevano. Vor allem aber begann er eine Häuserkuben Olevanos in jäher Härte und Jahre hat Gino Severini mehrere Bilder Kunstsammlung mit Werken der damals abweisend, in einer eher melancholischen der Mädchen und Jungen von Olevano wenig beach teten, nordischen Landschafts -

137 maler des 19. Jahrhunderts, darunter viele bemüht und mit dem Bürgermeister von Gemälde aus Olevano, zusammenzutragen. 163 Olevano Museumspläne gefasst hatte, für Im Herbst 1934 mietete Emanuel Fohn dessen Sitz auch das Serpentara-Häuschen das Kastell der Colonna in Olevano, wo er angedacht war, was die Akademie jedoch ein der „deutsch-römischen“ Landschafts - ablehnte. Es sollten auch Werke aus Frank - malerei gewidmetes Museum einzurichten reich, wie z. B. von Camille Corot, aus Öster - trachtete, und wo er vor allem Werke der - reich und der Schweiz und Volkstrachten in jenigen Künstler versammeln wollte, die in dem Museum vereint werden. 166 In Rund - Olevano gearbeitet hatten und arbeiteten. schreiben hatte Schade die Gründung des Zu der Ausstellung mit Gemälden, Zeich - Museums beworben und Künstler kontak tiert, nungen und Grafiken und biografischem deren Namen er noch dem heute verschol - Material, die am 21. Juli 1935 eingeweiht wurde, lenen Gästebuch der Casa Baldi entnahm. hatte beispielsweise auch Filippo de Pisis Erst später sei Fohn auf den Plan getreten 47 Fest zugunsten des von Emanuel Fohn 168 aus Paris eines seiner Bilder als Geschenk und habe das Museumsprojekt gemeinsam in Olevano eingerichteten Museums, Olevano 1935 geschickt: „Ich hab mich bewegen lassen mit dem Grafen Salvoni an sich gerissen. und habe dem guten Aquarellisten (Fohn, Zwischen Schade und Fohn, von dem auch mit, daß man es in Berlin begrüßen würde, Anm. d. Verf.) mein Stilleleben mit Pilzen behauptet wurde, daß er die politische An - wenn neben dem Österreicher Fohn auch überlassen“ [“mi sono lasciato commuovere näherung Österreichs an Italien ausnutzen ein deutscher Künstler in dem Museums- e ò [sic!] consegnato al bravo acquarellista wollte, um eine Österreichische Akademie komi tee vertreten wäre. Beim Abwägen der Natura morta con funghi .”] 164 in Rom zu gründen, kam es zum Zerwürfnis. in Frage kommenden Personen, fiel auch der Doch nicht nur Fohn hatte sich mit dem Die Akademie, die die Konflikte mit Ab- Name Friedrich Stahls, als einer der wenigen Gedanken einer Museumsgründung be schäf - stand aus Berlin verfolgte, befürwortete die in Rom ansässigen deutschen Künstler, wäh - tigt. Aus Dokumenten der Akademie in Museums pläne, da sie sie längst aus dem rend man den „Mann mit dem Monokel“ Berlin geht hervor, daß sich zuvor schon der Blick winkel einer nationalsozialistischen absolut außen vor lassen müsse. 167 – Sollte Bildhauer Willi Ernst Schade, der 1932 –34 Kulturpropaganda bewertete. In diesem damit auf Herbert Gericke, den Direktor der das Gerhardtsche Haus bei der Serpentara Sinne unterrichtete Amersdorffer im Deutschen Akademie in Rom Villa Massimo, bewohnt hatte, 165 um eine historische Re - Dezember 1935 Max Neumann in Olevano angespielt worden sein, waren sicher anti - konstruktion der Olevaneser Kunstge schichte über die Details der Planung und teilte ihm semitische Motive im Spiel.

138 Ein Jahr später überführten Fohns die für Deutschen Künstlervereins gegründet wor - iv. die wiederbelebung das Museum in Olevano zusammengetrage - den war, 171 und von ihr zur Verfügung gestellt des motivs nen Werke nach Rom, da sich die Burgruine wurde. Die Ausstellung erfuhr reges Inte resse nicht wirklich als ein angemessener Ort für und einige der Werke wurden der Stadt ihre Konservierung herausgestellt hatte. Sie Rom überlassen, die die Sammlung nach Doch während die Kunstgeschichte in den wurden in das Römische Stadtmuseum, da - dem Zweiten Weltkrieg in zwei Sälen der dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts das mals noch im Palazzo dei Musei , dem ehema - Galleria Comunale d’Arte Moderna im Palazzo künstlerische Erbe des Motivs Olevano zu ligen Pastificio Pantanella in der Via dei Cerchi Braschi einrichtete. In Deutschland erschien resümieren begann, sah es gleichzeitig in bei Santa Maria in Cosmedin überführt. Hier in der Zeitschrift für Kunstgeschichte eine und um Olevano weniger gut aus: Die Casa veranstaltete Emmauel Fohn vom 30. April – Ausstellungs-Rezension von dem jungen Baldi wurde 1938 endgültig geschlossen, 15. Juni 1936 die zweite Ausstellung: Mostra Kunsthistoriker Bernhardt Degenhart, der wobei nicht einmal bekannt ist, ob sie bis di pittori dell’800 a Olevano Romano. 169 Sie damals als Stipendiat des Kunsthistorischen dahin noch Gäste beherbergte, – zumindest versammelte Werke von Blechen, Böcklin, Instituts in Florenz auf eine Assistentenstelle sind bisher keine weiteren Zeugnisse aus Cornelius, Corot, Dillis, Feuerbach, Fohr, an der Bibliotheca Hertziana in Rom wech - den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Koch, Marées, Overbeck, Reinhart, Richter, selte. 172 Gemeinsam mit der Hertziana hat - bekannt. Durch Emanuel Fohn, der sich im Rottmann, Schnorr von Carolsfeld, Schwind ten Emanuel und Sofie Fohn schon 1934 im Zuge seiner Museumsinitiative in Olevano und Winterthaler. Viele der Werke stamm - römischen Casino Massimo Lancelotti am auch um die Rettung der verwahrlosten ten aus römischem Privatbesitz, so vom Lateran eine Ausstellung zur Würdigung Grabstätte von Franz Horny in der Kirche Commendatore Ottaviano Koch, dem Urur - Josef Anton Kochs und der Künstler, die in S. Rocco kümmerte, erfuhren verschiedene enkel und Erbe von Joseph Anton Koch, und den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts an der Stellen sowohl in Rom als auch in Berlin, Ernesto Koch und aus Fohns eigener Samm - Ausfreskierung des Casinos mitgewirkt hat - daß die alte Künstlerherberge Casa Baldi zur lung. Ebenso wurde das Künstleralbum des ten, organisier t173 und dabei auch die Fresken Versteigerung stand. 175 Deutschen Künstlervereins in Rom (heute restauriert. 174 Am 25. April 1939 wurde das ehemalige Casa di Goethe) 170 ausgestellt, das als römi - Gasthaus Casa Baldi dann durch den NSDAP- sches Pendant zum verlorenen Album der Parteifunktionär und Kunsthistoriker Werner Casa Baldi Olevanos gelten darf und sich Hoppenstedt, der seit 1933 als Leiter der damals im Besitz der Deutschen Vereinigung kulturwissenschaftlichen Abteilung der in Rom befand, die 1926 als Nachfolge des Bibliotheca Hertziana die nationalsozialisti -

139 sche Kulturpropaganda in Rom und Italien Ortes“ (Olevano) mit der Genugtuung ge - Nach dem Zweiten Weltkrieg zu etablieren suchte, für das „Dritte Reich“ nossen hatte, daß an dem Haus nun „neben angekauft. Der Ankauf geschah im Auftrag der italienischen die Hakenkreuzfahne“ 178 Die Casa Baldi und die Serpentara wurden von Adolph Ziegler, seit 1936 Präsident der wehe. Nochmal fünf Jahre später, 1944, ver - wie die anderen Immobilien der deutschen Reichskammer der Bildenden Künste, den gaßen die Nazis schändlicher Weise den Einrichtungen in Italien von den Alliierten als Fohn wiederum noch aus seiner Münchner „deutsch-römischen“ Gedanken, deutsche Feindeseigentum sequestriert. Im Friedens - Zeit kannte, wo er und Ziegler Studienkolle - Soldaten nutzten die Casa Baldi als Quartier, vertrag zwischen Italien und den Alliierten gen an der Münchner Akademie gewesen und es kam auch in Olevano zu Razzien und im folgenden Einverständnis-Memoran - waren. Die vermittelnde Rolle Fohns im gegen Juden und damit zum Tiefpunkt der dum von Washington zwischen Italien, Hintergrund des Ankaufs wurde 1940 in der deutschen Präsenz in Olevano. Zwischen Frankreich, Großbritannien und den USA nationalsozialistischen Monatszeitschrift Februar und März 1944, kurz vor Ankunft vom 14. August 1947 verpflichtete sich Italien, Wille und Macht lobend erwähnt, wo er be - der Alliierten, wurden bei der Razzia in der die sequestrierten öffentlichen als auch pri - merkenswerter Weise, nach dem Anschluss Vigna degli Aceto Alberto di Nepi, Mario vaten deutschen Güter zu liquidieren und Österreichs zwar politisch korrekt, aber eben Pratesi und in den folgenden Tagen Ugo den Gewinn zu gleichen Anteilen unter den auch in der nunmehr bekannten nationali - Milano, Tullio Milano, Boris Landessman und Alliierten zu verteilen. Nur unter besonderen stischen Art, mit der Geschichte Olevanos Olga Pontecorvo festgenommen. Di Nepi, Ausnahmebedingungen sollte von diesem zu verfahren, inzwischen eben nicht mehr die Brüder Milano und Landessman wurden Verfahren Abstand genommen werden. Als als Österreicher, sondern als Deutscher be - ins römische Gefängnis Regina Coeli ge bracht solche Ausnahmen wurden nach und nach zeichnet wurde. 176 und kurz darauf bei der Massenhinrichtung die renommierten deutschen wissenschaft - Ziegler war kurz vor seiner Ernennung in den Fosse Ardeatine umgebracht. Olga lichen Einrichtungen und ihre Bibliotheken zum Präsidenten der Reichskulturkammer Pontecorvo, die Mutter der Brüder Milano, anerkannt. Zu ihrer zukünftigen Verwaltung in Rom zu Gast bei Hoppenstedt gewesen. wurde von Regina Coeli nach Auschwitz wurde ein internationaler Verein, die Unione 1938, zwei Jahre später, rühmte sich Hoppen - deportiert und dort ermordet. 179 Internazionale degli Istituti di Archeologia e stedt bei ihm angeblich mit der Zustimmung Storia dell’Arte di Roma, gegründet, dem die Hitlers 15.000 RM locker gemacht zu haben, Alliierten die Schirmherrschaft über die um damit die Casa Baldi zu ersteigern. 177 Am deutschen Bibliotheken anvertrauten. 180 13. September 1939 schrieb Hoppenstedt, Während sich für die wissenschaftlichen wie er die „wunderbare Schönheit des Institute bei der Bundesrepublik ein besorg -

140 tes Interesse regte, bestand für die Kunst - des Jahres 1956 die definitiven Rückgabebe - die Rückgabe von Kulturgut) und Erich akademien und Künstlerhäuser wie die Villa schlüsse folgten. Bendheim, einem deutschen Emigranten, Massimo, die Villa Romana in Florenz und Während seines Staatsbesuchs in Rom der in Rom der Deutschen Botschaft in für die beiden Häuser in Olevano, die Villa 1957 reiste der Präsident der Bundesrepublik Rechtsfragen beistand, erwähnte. Auf Seiten Gerhardts bei der Serpentara und die Casa Theodor Heuss am 21. November auch nach der Stadt Olevanos hob er die Hilfe des be - Baldi, keine Priorität bei den Rückgabever - Olevano, wo er bereits im Jahr 1914 als Stu - reits mehrfach erwähnten und daselbst ge - handlungen. Die Kommission der Alliierten dent gewesen war und im Albergo Roma der borenen römischen Finanzassessors Corio - beschloss jedoch im Laufe des Sommers 1953, Familie Zonnino gewohnt hatte. 183 Er stellte lano Belloni hervor, der sich mittlerweile als daß sowohl die wissenschaftlichen Institute befriedigt fest, daß das Stadtbild noch un - der beste Kenner der Künstler geschichte als auch das Eigentum der Deutschen Aka - versehrt und sich wie auf den Aquarellen Olevanos auswies. Belloni hatte im Oktober demien in Italien an Westdeutschland resti - seiner Studentenzeit darbot. 184 Der Besuch 1953 den Freundesverein Amici di Olevano tuiert werden sollte unter der Bedingung, gab den Anlass, die Wiederinbetriebnahme gegründet, der, die Museumsidee weiter - daß private Träger die Rechtsnachfolge der und Restaurierungsarbeiten der Casa Baldi verfolgend und an die vorhergehen den Aus - ehemaligen Besitzer anträten. Am 27. Feb - anzugehen, 185 deren baulicher Zustand und stellungen Emanuel Fohns anknüpfend, im ruar 1953 unterschrieben Alcide De Gasperi statische Sicherheit durch Krieg und Verwit - Juli 1954 in den Sälen des Museo di Roma und Konrad Adenauer einen Notenwechsel terung stark beeinträchtigt war. Unter der im Palazzo Braschi an der Piazza Navona die über die Rückgabe der wissenschaftlichen Aufsicht des Direktors der Deutschen Aka - Ausstellung Mostra di artisti dell’Ottocento Institute an die Bundesrepublik. 181 Es sollte demie in Rom Herbert Gericke wurde das ad Olevano organisiert hatte. 188 noch zwei Jahre dauern, bis die Frage der alte Haus renoviert, ohne seine alte Patina Rechtsnachfolge Preußens, bzw. der Preußi - zu zerstören, und neue Türen und Fenster Auch das Haus der Akademie der Künste bei schen Akademie der Künste für die Villa eingesetzt. 186 Die Wiedereinweihung der der Serpentara war, wie die Casa Baldi, seit Massimo und die Villa Serpentara, die des Casa Baldi am 30. Juni 1960 vollzog sich unter dem Krieg von niemandem mehr betreten Deutschen Reiches für die Serpentara und Teilnahme des deutschen Botschafters Man - worden. Vom West-Berliner Kultursenator, die der Reichskulturkammer für die Casa fred Klaiber 187 und wurde von einer Rede der zwischenzeitlich die Treuhänderschaft Baldi juristisch und politisch geklärt waren. 182 Gerickes begleitet, in der er den persönli chen der Serpentara für die West-Berliner Akade - Am 8. Februar 1956 unterzeichneten Italien Einsatz von Dietmar Sattler, Freiherr von mie ausübte, wurde Schülern der Deutschen und die Bundesrepublik schließlich das Rummel, Erich Minwe gen (Minister im Ruhe - Schule in Rom, die einen Ausflug nach Ole - bilaterale Kulturabkommen, dem im Laufe stand, Mitglied der dt.-ital. Kommission für vano planten, zweimal ein kategorisches

141 Verbot ausgesprochen und der Zutritt zum und geben uns wichtige Tipps und als Sommer refugium zur Verfügung stand, Wald untersagt. 189 1960 war die Trägerschaft Hinweise für das Leben ohne fließen - darunter mit Ingrid Bachér, die 1960 als eine des Gerhardtschen Hauses an der Serpentara des Wasser, mit Gaslicht und vielen der ersten Stipendiatinnen der Villa Mas simo jedoch wieder an die West-Berliner Akade - Skorpionen als Hausgenossen. Alle nach Olevano kam, mit Uwe Johnson, der mie übergeben worden und erste Gäste Unbequemlichkeiten übersehen wir 1962 in der Villa Massimo weilte, und mit berichteten, daß die Unterkunft von Agnes beim herrlichen Blick von der Terrasse Tankred Dorst und Rolf Szymanski. Maria, der Ehefrau des Generalsekretärs der hinauf zur Burgruine und auf die im Im Mai 1964 machte sich durch verschie - Akademie Herbert Freiherr von Buttlar, prak - Sonnenlicht märchenhaft verzauberte dene Veränderungen ein Epochenwechsel tisch eingerichtet worden war. 190 Doch trotz Landschaft. “ 191 spürbar: Es fehlte nicht nur der antike Mar mor - der neuen Einrichtung ähnelten die Um stände torso, der schon immer den Eingang zur des Aufenthalts in der Villa Serpentara der Es mag erstaunen, aber der Zauber war Serpentara geschmückt hatte, sondern auch sechziger Jahre denen um die Jahrhundert - wieder da, und auch die mündliche Über - die Geräusche aus den umliegenden Wein - wende. Die Bequemlichkeiten der modernen lieferung über die alten Zeiten war noch bergen veränderten sich; noch zwei Jahre Zivilisation hatten Olevano noch nicht er - äußerst lebendig. Noch immer wurden den zuvor hörten die Kliemanns den melodiösen reicht. Es gab weder fließend Wasser noch fremden Gästen – vielleicht auch, um von Sprachfluss der Bauern, die sich über ihre Strom und Heizung, die Reise in den Süden den nur 16 Jahre zurückliegenden, wirklichen Felder hin bei der Arbeit Neuigkeiten aus - entpuppte sich zu einer Reise in die Vergan - Schrecknissen abzusehen und als hätten sie tauschten oder ihre alten Lieder anstimmten. genheit: „Das Wasser zum Waschen schöp - sich erst gestern zugetragen –, die Banditen - Nun wurden die Rufe, das Singen und das fen wir aus der Zisterne, Trinkwasser bringt geschichten der Casa Baldi von den Einwoh - Gelächter, die rhythmischen Geräusche der Pasquale, der Bauer, der die Villa und den nern erzählt. Helga Kliemann musste sich Arbeit, das Hacken der Erde und Schneiden Bosco della Serpentara betreut, im Kanister“, so Mut machen und vergewissern, daß sie doch der Reben immer öfter von dem eintönigen die Aufzeichnungen von Helga Kliemann, der trotz der Einsamkeit „weitab jeder Hilfe“ 192 Wummern der Motorgeräte abgelöst, das Frau des Berliner Malers Karl Heinz Klie mann. keine Angst hätten. die menschlichen Stimmen übertönte. Auch vor Skorpionen und Schlangen müssen In Olevano trafen die Kliemanns bei sich die Künstler immer in Acht nehmen: jedem ihrer in den nächsten Jahren wieder - „Die etwa fünfzig Jahre, die Italien in holten Aufenthalte auch mit den Gästen der einigen Bereichen anderen europäi - „Wir sind am Ziel, von Buttlars emp - Villa Massimo zusammen, für die die Casa schen Ländern gegenüber zurück war, fangen und in der Villa Serpentara Baldi ab der Wiederinbetriebnahme 1960 werden durch einen rasanten Wandel

142 vom Agrarland zum Industriestaat Während das, was Gregorovius in seinen Die Straße, die an der Serpentara vor - aufgeholt, das bringt in die kargen Wanderjahren in Italien über die Gegend um bei in engen, steilen Serpentinen di rekt Bergdörfer spürbare Umwälzungen. Rom und die römische Campagna schrieb, durch den Ort hinter ins Tal führt, ist Die Menschen hier, so scheint mir, um 1960 noch fast uneingeschränkt gelten zur stark befahrenen, entsprechend sind darüber eher ratlos als beglückt. konnte, waren sich Kliemanns bei ihrem drit - lauten und stinkenden Zufahrtsstraße Die zunehmende Motorisierung rückt ten Aufenthalt 1966 sicher, daß der Verkehr für alle Vehikel geworden, die aus den die Orte einander näher. Die jüngeren und der Bauboom die Landschaft und die Bergen zwischen Subiaco, S. Vito und Leute fahren zur Arbeit oft bis nach Lebensart grundlegend verändert hatten. Bellegra kommen. Früher war jedes Rom und bringen neue Gewohnheiten durchfahrende Auto eine Sensation, und Ansprüche mit oder wandern „Aber beim Blick auf den Hügel von jetzt werden die Bewohner der an der ganz ab. Der Familienzusammenhalt Sermoneta und über das Meer zu den Straße gelegenen Häuser, weil sich bröckelt auseinander, neue Probleme vorgelagerten Inseln, die Küste entlang ein großer Teil ihres Alltags vor ihrem entstehen. Pasquale, Kustode der Ser - von Circeo bis Ostia sehen wir nicht Haus auf der Straße abspielt, durch pentara, Wein- und Olivenbauer, kam mehr, wie Gregorovius, am Meer ent - den starken Autoverkehr in ihrem vor zwei Jahren sichtlich gerne seinen lang von Ostia über Ardea, Nettuno, persönlichen Lebensbereich gestört. Obliegenheiten für Haus und Gelände Cisterna bis Terracina Wälder sich an - Wenn sich zwei Autos begegnen – nach, war freundlich und hilfsbereit, einanderreihen, sondern Ferienhaus - was immer häufiger vorkommt – , erzählte voller Stolz, schon sein Groß - siedlungen, in den Himmel ragende müssen sie aufpassen, beim Gemüse - vater und Vater hätten die Serpentara Betonhochhäuser, die sich zu größe - putzen, Stricken oder Kartenspiel betreut. In diesem Jahr jammert er ren und kleineren Stadtgebilden nicht unter die Räder zu kommen. Da täglich über die viele Arbeit, dabei formieren.“ 194 ist es gut, dass dieses Jahr mit dem Bau arbeitet er nicht mehr als früher. Politi - eines Tunnels durch den Berg begon - sche Propaganda und kommerzielle Was für die gesamte Region Latium festzu stel - nen wurde. Ein Tunnel entlastet die Werbung weisen nicht nur auf berech - len war, wurde auch im Kleinen beobachtet: Dorfstraße, ohne die Silhouette der tigte verbesserte Lebensbedingungen Stadt zu verändern. Wenn er fertig ist, hin, sie gaukeln auch Bedürfnisse vor, „Durch die fertiggestellte Autostrada wird es mit der Abgeschiedenheit und die gar nicht vorhanden sind.“ 193 Roma Salerno hat sich seit unserem der dadurch bedingten Rückständig - ersten Aufenthalt 1962 viel verändert. keit der kleinen Bergstädte vorbei sein.

143 Bis zu unserem Aufenthalt vor fünf die Form der Stadt“, indem er am Beispiel schaft, (Müllkippen), (Thema: Die Land - Jahren waren viele Häuser, Plätze und von Orte, einer anderen Stadt im Latium, schaft als öffentliche Müllkippe, der Zwang Ausblicke so erhalten, wie die Künstler fast um Worte ringend, die Hässlichkeit der des 20. Jahrhunderts, das zu Ende geht, da sie im 19. Jahrhundert in ihren Zeich - Neubauten am Stadtrand kommentierte. 196 hilft auch kein romantisch vergammelter nungen und Bildern dargestellt haben, Es sind dann auch vor allem die Schrift - Blick mehr!).“ Und tatsächlich hatte seine für uns ein besonderer Reiz, für die stellergäste der Casa Baldi, wie Hermann perzeptive Hochspannung im Erleben des Einheimischen sicher eine Plage. Wir Peter Piwitt oder Uwe Friesel, die in den sieb - Lichtes mit vergammeltem Romantizismus verstehen, dass sie in bequemen ziger Jahren versuchen, die wirtschaftlichen nichts zu tun: „22. Dez. 72: Zuerst das Licht! modernen Häusern wohnen wollen, und sozialen Verschiebungen der Gegenwart Ich habe lange hingesehen über das Tal sie leben heute und nicht in einem Olevanos nachzuzeichnen. 197 hinweg, die ansteigenden Häuser, in die Museum.“ 195 Zum Jahreswechsel 1972/73 schien Rolf Wolkenschichten, durch die gelblich-weißes Dieter Brinkmann in seinen Aufzeichnungen Licht wanderte.“ „Winterlicht, 24. Dezem ber- Die Straßen ermöglichen auch, dem harten zu Olevano in seinem Buch Rom, Blicke (1979) Licht: Landschaften, Weite, unbegangen und immer weniger einträglichen Land leben an die topographischen und anthropologi - und unzersiedelt, die weit draußen im Raum zu entkommen und fern der Berge in der schen Beobachtungen Wilhelm Waiblingers entsteht, ungeschichtlich, unmenschlich, Stadt nach Arbeit zu suchen. Die neuen anzuknüpfen. Auch er – wie Waiblinger ein das bricht durch und herein in meine Augen, Einkünfte erlaubten die Verbesserung der an Rom leidendes enfant terrible – suchte in während ich dasitze.“ Die Beobachtungen Lebensstandards und nährten die Nachfrage Olevano Zuflucht nach einer kaum glücklich der wechselnden Wolkenformationen und nach neuem Wohnraum. zu nennenden Zeit in der Villa Massimo in Lichtverhältnisse rissen den Dichter immer Bei allem Verständnis für die schwierigen Gesellschaft der Stipendiaten. Er begann den wieder aus seinen Grübeleien. In Olevano Lebensbedingungen und sozialen Bedürf - Ort in seinen schroffen Gegensätzen, mit fand Brinkmann eine für ihn fruchtbare nisse war mancherorts die Zersiedelung der dem unsagbaren Licht- und Himmelsraum, Arbeitsatmosphäre nach der schwierigen mittelitalienischen Landschaft – ein nicht zu aber auch in seiner engen Schäbigkeit, zu Zeit in Rom, er stellte geradezu überrascht übersehendes Beispiel ist die Ortserweite - mögen und in allen seinen, teils deprimie ren - fest, daß es ihm gut ging: „klare frische Luft, rung Olevanos – Ergebnis einer nicht vor - den, teils erhebenden Einzelheiten seismo - kaltes kühles Wasser, einen großen Schreib - handenen Planungskultur, Legislative und graphisch aufzuzeichnen: „Struppiges zer - raum, eine kleine Schlafkammer, hinter mir Korruption. 1974 drehte Pasolini für das italie - fasertes, ausgebleichtes als Kulisse ringsum, ein zischender Wasserkessel“. „Wieder fällt nische Fernsehen einen kurzen Film „Über krüppelige Eichenbüsche, zerfetzte Land - mir auf (und gefällt mir), daß die Tage hier

144 sehr lang sind und ebenso die Abende, es ab, was blieb dann davon? Kein Gedanke eine Jury von Akademiemitgliedern aller ist hier noch Zeit vorhanden eine Qualität, daran, Kunst-Sektionen für dreimonatige Arbeits- die in der beschleunigten Rotation der Groß - aufenthalte bestimmt. Die Arbeitsaufent halte stadt verloren geht. (zumindest hat man als wir vorübergingen, abwärts, und ihre Ergebnisse werden sowohl von der das Empfinden – das macht nachdenklich. – wo die Frauen mit den Bündeln trockener Jungen Akademie Berlin als auch durch die hier kann ich schreiben, lesen, Besorgungen Ranken gingen auf dem Kopf, für das Herd Villa Massimo betreut und in den jeweiligen machen, mich umschauen, und der Nachmit - Veranstaltungsprogrammen vor Ort und in tag ist noch immer nicht vorbei.“ Es gefiel Feuer, in dem versteinerten Ort, mit den Berlin präsentiert. ihm so gut, daß er trotz der spartanischen Treppen. […] Der atemberaubende Weitblick auf Einrichtung länger blieb, als eigentlich vorge - und es ist gut, sich gut zu fühlen. Himmel, Täler und Berge, die Ruhe zum sehen war 198 und plante, seine Frau Maleen Schreiben, Gedanken fließen lassen, Pläne und seinen Sohn zu sich zu holen. Er schrieb In questa Solitudine. fassen, von der Arbeit ausruhen, Abstand an Maleen: „… vielleicht wollten wir nur in Ludwig Tieck Anfang März in Olevano“ 200 nehmen, Neues sehen, Teilnehmen am Olevano bleiben – es ist viel interessanter als Leben eines authentischen italienischen Rom, in dem abgetakelten Künstler-Gehege Bergstädtchens, die Nähe zu Rom und die wie’n abgewrackter staatlicher Künstler-Zoo, institutionelle Anbindung an die Villa Mas - wo alle 10 Monate die räudigen Tiere wech - Ausblick simo bieten einen wachsenden Anreiz und seln, räudig wohl im Kopf, na, da nehme ich stellen sicher, daß der Rückzug nach Olevano mich aber schwer aus, – fühle ich mich denn Noch heute dient die Casa Baldi den bundes - nur solange wie gewollt andauert. da bisher wohl? Nee! Du weißt es.“ 199 weit durch die „Villa-Massimo-Jury“ ausge - In den letzten Jahren haben sich die zeichneten Künstlern als exklusiver Arbeits - Kontakte zwischen den fremden Gästen „[…] ort. Die zwei Wohnungen in der Casa Baldi und Olevano intensiviert, man erweist den Weit weg düsterte Westdeutschland und das anliegende Atelier werden jeweils für Künstler häusern großes Entgegenkommen, dahin, der ein Vierteljahr an Bildende Künstler, Schrift - kümmert sich mit großer Sympathie um die Albtraum, zusammengefallen, rauchende steller, Musiker oder Architekten vergeben. Gastkünstler und bezieht sie immer wieder Industrie, Für das Atelierhaus Villa Serpentara der Aka - in Veranstaltungen ein. An den Lesungen, Schlacke, atemloses Land, zog man die demie der Künste in Berlin hingegen werden Ausstellungen und Konzerten in der Casa Industrie vorrangig in Berlin arbeitende Künstler durch Baldi und der Serpentara wird mit zuneh -

145 mendem Interesse und großer Freude teil - in Olevano, aber eben auch der Reflexion Spachtel hieben modelliert ist, eine genommen. Ein besonderer Moment des genau über dieses Phänomen sprechen. Für architek tonische Mischung aus Zufall Zusammenwirkens war das Kirchenbaupro - Jan Wagner, der 2007 ein Vierteljahr in der und Gelegenheit, ein sanftes Chaos, jekt für Olevano, das aus den gemeinsamen Casa Baldi verbrachte, zählt die Geschichte ein Gewirr von Gassen, über- und Überlegungen von den 2007 in der Villa dieses Phänomens mindestens ebenso mit inein andergebauten Häusern, die nur Massimo weilenden Künstlern, dem Maler zum Faszinosum Olevanos, wie sein außer - durch Wäscheleinen und ein schmales Matthias Weischer, dem Bildhauer Stefan gewöhnliches Landschafts- und Stadtgefüge: Stück Himmel weit oben zwischen Mauck, dem Licht- und Tonkünstler Carsten den Regenrinnen zusammengehalten Nicolai und dem Architekten Rudolf Finster - „Vielleicht gibt es kaum einen anderen werden; nein, es ist die besondere walder hervorgegangen war. Ihre römischen Ort, an dem es sich so gut über Nähe Rolle, die das Städtchen in der Kunst - Debatten über Formstrenge und ästheti schen und Ferne nachdenken ließe, wie in geschichte spielen durfte.“ 202 Reichtum, über das Heilige und das Profane, dieser latinischen Kleinstadt im Hügel - mündeten in einem konkreten Plan zum Bau land südöstlich von Rom, von der aus einer Kirche in Olevano, für die sich auch ich seit drei Monaten über die Ebene Kardinal Gianfranco Ravasi, der Präsident blicke, tagsüber die kleinen Rauchfah - des päpstlichen Kulturrates, interessierte. 201 nen der Winzer und Obstbauern sehe, Man ist sich in Olevano des kulturellen die Zweige und trockene Gräser ver - Humus, den die Künstlerhäuser generieren, brennen, abends die Feuerwerke bewusst und stolz auf das weltweite künst - zähle, die mal näher, mal weiter ent - lerische Erbe, das die lange Kunstgeschichte fernt von einem Dorffest künden, des Ortes gebildet hat, es stiftet einen guten später in der Nacht dann einen Wald - Teil der Identität des Ortes. brand hier und da. Doch nicht allein Es sind jetzt, nachdem Anton Joseph die Aussicht ist es, die Olevano Ro - Koch und seine Freunde in Olevano ihr mano so geeignet erscheinen läßt für Arkadien fanden, 200 Jahre vergangen und derartige Über legungen, nicht seine es lässt sich wohl zurecht von einer unver - Lage auf der Hügelkuppe, an der es gleichlichen, schier an ein Wunder grenzen - zu kleben scheint, an die seine labyrin - den Kontinuität der Künstlerhaufenthalte thische Altstadt wie mit kühnen

146 1 Ludwig Tieck, Franz Sternbalds Wanderungen. Gesellschaft, Nr. 25, Stendal 2006, S. 146 –152; id., Martino ai Monti in Rom (164 6–1651), einem der Eine altdeutsche Geschichte , hrsg. von Alfred Olevano e i suoi pittori. Gli artisti di lingua tedesca wichtigsten Freskenzyklen des 17. Jahrhunderts, Anger, Stuttgart 1979, S. 371. (Germania, Austria, Svizzera) dalla fine del sette - gut zu erkennen ist; vgl. Marie Nicole Boisclair, 2 Ferdinand Gregorovius, Wanderjahre in Italien, cento al 1850 nei luoghi dei monti degli Equi: Ole - Gaspard Dughet à St-Martin des Monts , in: Storia Figuren, Geschichte, Leben und Szenerie aus Italien , vano, Genazzano, S. Vito, Civitella/Bellegra, Rocca dell’arte, Jg. 53, Bd. 198, S. 87 –102. Köln 1953, S. 175. Santo Stefano, Roiate, Subiaco, Canterano, Rocca 8 Hackert unternahm 1793 (so Claudia Nordhoff Canterano, Cervara , Rom 2004 2; Ausst.-Kat. Gli 3 2012) bzw. 1772 (so Thomas Weidner 1998) eine Eine der frühen archäologischen Würdigungen artisti romantici tedeschi del primo Ottocento a des Ortes bei Wilhelm (Guglielmo) Abeken, „malerische Wanderung“ durch Latium und die Olevano. Deutsche romantische Künstler des frühen Abruzzen, die ihn über Isola di Sora, Anitrella, Viaggio a Olevano , in: Bullettino dell’Instituto 19. Jahrhunderts in Olevano Romano , Villa De Pisa, di corrispondenza archeologica, Nr. 5, Mai 1841, Cassino und Balsorano nach Avezzano führte. Museo Centro-Studi sulla Pittura di Paesaggio Goethe erwähnte in seiner Hackert-Biografie eine S. 49 –55. Er vergleicht die poligonalen, grob Europea del Lazio, Olevano Romano, 7 .–28. Sep - behauenen Mauerreste Olevanos mit denen von Reise von Licenza über Subiaco nach Palestrina, tember 1997, hrsg. von Domenico Riccardi, welche naheliegenderweise über Olevano Rosselle, Arpino und Aurunca (aus dem 6. Jh. Mailand 1997; id., I pittori tedeschi di Olevano vor Chr.). hätte führen müssen, für die aber die neuere tra romanticismo e realismo nella prima metà del Forschung keinen Nachweis gefunden hat. 4 Domenico Riccardi, Joseph Anton Koch e Olevano. XIX secolo , in: Artisti e scrittori europei a Roma e 9 Analisi di un rapporto preferenziale , in: Römische nel Lazio. Dal grand tour ai romantici , atti del con - Mahlerisch radirte Prospecte aus Italien. Collection historische Mitteilungen, hrsg. vom Öster - vegno, hrsg. von Angelo D’Alessandro, Rom 1984, de vues pittoresques de l’Italie dessinées d’après reichischen Kulturinstitut in Rom und der Öster - S. 87 –102. Unter den älteren Publikationen zum nature et gravées à l’eau-forte à Rome , von Johann reichischen Akademie der Wissenschaften, Thema sind zu nennen: Reinhold von Lichtenberg Christian Reinhart, Albert Christoph Dies und Bd. 34/35, Wien 1993, S. 205 –222. und P. Ernst Jaffé, Hundert Jahre deutsch-römischer Jacob Wilhelm Mechau, Nürnberg 1799. Landschaftsmalerei , Berlin 1907; Quintino Carletti, 10 5 Ludwig Richter, Lebenserinnerungen eines deut - I paesaggi di Nicolas-Didier Boguet e i luoghi Olevano Romano, nella tradizione, nella storia, schen Malers , erweitert um einen Auszug aus den tibulliani , hrsg. von Giulia Fusconi, Rom 1984, nell’arte , Rom 1964 und Coriolano Belloni, I pittori Ergänzungen von der Hand des Sohnes Heinrich Kat.-Nr. 31 –34 und 72 und Clare Hornsby, di Olevano , Istituto di studi romani, Rom 1970. Richter. Mit Wiedergaben aus dem graphischen Nicolas-Didier Boguet. Landscapes of Suburban und dem malerischen Werk, hrsg. von Karl 7 Gaspard Dughet, Mitarbeiter und Schwager von Rome. Disegni dei Contorni di Roma , Rom 2002. Wagner, Berlin (Ost) 1984 4, S. 101. Nicolas Poussin, scheint höchstwahrscheinlich 11 Riccardi 2003, S. 5 0–51, er liefert im Weiteren die das Saccotal mehrfach besucht zu haben, auch 6 Domenico Riccardi hat die Erfolgsgeschichte des vollständigste Zusammenstellung der frühesten seine Mutter stammte aus der Gegend, nämlich Motivs Olevano in verschiedenen Publikationen Landschaftszeichnungen von Olevano und Um - aus Paliano. Ein gut zu identifizierendes Motiv ist ausführlich rekonstruiert, es seien in Auswahl gebung. beispielsweise der 6 km von Olevano entfernte genannt: Domenico Riccardi, Preußische Maler in 12 Felix Friedrich, Carl Gottlob Kuttner. Ein Beitrag Monte La Morra Vallea, der im Landschafts - der Landschaft von Olevano , in: Italien in Preußen, zur Geschichte der Geographie und des deutschen hintergrund seines Freskos mit der Geschichte Preußen in Italien , hrsg. von der Winckelmann- Geisteslebens am Ausgange des 18. Jahrhunderts , von Elia und Eliseo in der Kirche SS. Silvestro e Gesellschaft, Schriften der Winckelmann- Dissertation, Universität Leipzig 1903.

147 13 Carl Gottlob Küttner, Wanderungen durch die 19 Salomon Gessner, Idyllen, von dem Verfasser des 29 Ausst.-Kat. Friedrich Salathé, 1793 –1858. Ein Niederlande, Deutschland, die Schweiz und Italien Daphnis , Zürich bei Gessner 1756, S. 6. Zeichner der Romantik , Kunstmuseum Basel, in den Jahren 1793 und 1794 , 2 Bde., Leipzig 1796, 20 Ausst.-Kat. Die Verzauberung der Landschaft zur 13. Februar – 4. April 1988, Museum für Kunst Bd. 2, S. 27 0–272. Zeit von Jean-Jacques Rousseau. Enchantement du und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, 14 Uwe Hentschel, Mythos Schweiz. Zum deutschen paysage au temps de Jean-Jacques Rousseau , hrsg. 17. April – 26. Juni 1988, Staatsgalerie Stuttgart, literarischen Philhelvetismus zwischen 1700 und von Christian Rümelin, Musée Rath, 28. Juni – 22. Oktober – 11. Dezember 1988, Basel 1988, S. 12 1850 , Studien und Texte zur Sozialgeschichte der 16. September 2012, Genf 2012. und Arnold und Doris Esch, Die römischen Jahre des Basler Landschaftsmalers Samuel Birmann Literatur, Bd. 90, Tübingen 2002. 21 Achatz von Müller, Erinnerung, Idyll, Konflikt, (1815 –17) , in: Zeitschrift für schweizerische Archäo - 15 So z .B. bei Johann Daniel Preissler, Gründliche Utopie , in: Europa Arkadien, Jakob Philipp Hackert logie und Kunstgeschichte , Bd. 43, Heft 1, 1986, Anleitung, welcher man sich im Nachzeichnen schö - und die Imagination Europas um 1800, hrsg. S. 151 –166. ner Landschaften oder Prospecten bedienen kann , von Andreas Beyer, Lucas Burkart, Achatz von 30 Nürnberg 1759 (Zürich, Museum für Gestaltung), Müller und Gregor Vogt-Spira, Göttingen 2008, Wolfgang Kaschuba, Die Fußreise. Von der Arbeits - und Joshua Reynolds in seiner vierten Vorlesung S. 363 –372. wanderung zur bürgerlichen Bildungsbewegung , in: Reisekultur. Von der Pilgerfahrt zum modernen von 1771 als Londoner Akademiedirektor über 22 Thomas Weidner, Jakob Philipp Hackert. Land - Tourismus , hrsg. von Hermann Bausinger, Klaus die vorbildliche Kompositionspraxis von Claude schaftsmaler im 18. Jahrhundert , Berlin 1998, S. 31. Lorrain, vgl. Sir Joshua Reynold’s discourses on art , Beyrer und Gottfried Korff, München 1991, 23 hrsg. von Edward Gilpin Johnson, Chicago 1891, Werner Busch, Die autonome Ölskizze in der S. 165 –173. S. 116, oder auch Alexander Cozens, The Various Landschaftsmalerei , in: Pantheon, Heft 43, 1983, 31 Paul Wescher, Kunstraub unter Napoleon , Berlin Species of Composition of Landscape in Nature S. 126 –133 und Peter Galassi, Corot in . Open- 1977. Air Painting and the Classical-Landscape Tradition , (London, British Museum). 32 Yale University, New Haven 1991, 1. Kapitel. Elinoor Bergvelt, Gli élèves-pensionnaires di Re 16 Oskar Bätschmann, Entfernung der Natur. Land - Luigi Napoleone. Problemi inerenti al perfeziona - 24 schaftsmalerei 175 0–1920 , Köln 1989, S. 21 –27. Riccardi 2003, S 45 –65. mento a Parigi e a Roma di una formazione artistica 25 17 Uwe Hentschel, Salomon Geßners Idyllen und ihre Belloni 1970, S. 32. conseguita in Olanda (1807 –1813) , in: Ausst.-Kat. Reizen naar Rome, Italië als Leerschool voor Neder - deutsche Rezeption im 18. und beginnenden 19. Jahr - 26 Belloni 1970, S. 32 und Paul Wescher, Nazarener - landese Kunstenaars Omstreeeks 1800. Paesaggisti hundert , in: Orbis Litterarum , Bd. 54, Nr. 5, 1999, tum und Schweizerzunft , in: Schweizer Monats - ed altri artisti olandesi a Roma intorno al 1800 , S. 332 –349. hefte. Zeitschrift für Politik, Wirtschaft, Kultur , Teylers Museum Haarlem, 8. September – 18 Bd. 23, (194 3–1944), Heft 8, S. 456 –464, S. 458. Ausst.-Kat. Idyllen in gesperrter Landschaft. 28. Oktober 1984; Istituto Olandese di Roma, 27 Zeichnungen und Gouachen von Salomon Gessner Johann Jakob Im Hof, D er Historienmaler Hierony - 9. November – 9. Dezember 1984, Rom 1984, (1730 –1788) , mit Beiträgen von Bernhard von mus Heß von Basel. Geschichte seines Lebens und S. 62. Waldkirch und Wiebke Röben de Alencar Xavier, Verzeichnis seiner Werke , Basel 1887. 33 Kunsthaus Zürich, 26. Februar – 16. Mai 2010, Golo Maurer, Viaggiatori e pittori tedeschi in Italia 28 Richter Lebenserinnerungen , S. 155 bzw. S. 146. München 2010 und Salomon Gessner als euro - nell’Ottocento. La “scoperta” della Campagna päisches Phänomen. Spielarten des Idyllischen , Romana , in: Ausst.-Kat. Oltre Roma. Nei Colli hrsg. von Maurizio Pirro, Heidelberg 2012. Albani e Prenestini al tempo del Grand Tour , hrsg.

148 von Isabella Salvagni und Margherita Fratar - 39 Franziska Caspers, eine Freundin Thorwaldsens, Datumsangabe auch bei Friedrich Noack , Das cangeli, Comunità Montana Castelli Romani e am 3. August 1819 an Charlotte Thierry: „In Rom Deutsche Rom , Rom 1912, S. 234. Prenestini, 21. Januar – 25. März 2012, Rom 2012, sind vor kurzem einige Maler von den Räubern, 42 Nuova raccolta di cinquanta costumi de’ contorni und id. Italien als Erlebnis und Vorstellung. Land - welche die Gegenden beunruhigen, ins Gebirge di Roma compresi diversi fatti di briganti cominciati schaftswahrnehmung deutscher Künstler und geschleppt worden. Diese Räuber sind mit ächten l’anno 1819, compiti nel 1822, disegnati ed incisi Reisender 176 0–1870 , Regensburg 2015, S. 57 –119. Perlen u Corallen behangen, tragen Diamantene all’acqua forte da Bartolomeo Pinelli , Rom 1823. 34 Ringe u Gürtel mit reichen Dolchen – scharlachen Joseph Anton Koch, Skizzenbuch mit 34 Blättern, 43 Maria Graham, Three months passed in the moun - Ansichten von Rom und Umgebung, von 1803, Hosen u Veste – offene Brust – Der Maler Salathe musste sie zeichnen – Der Hauptmann trägt das tains east of Rome, during the year 1819 , London München, Staatliche Graphische Sammlung, 1820, S. 94. Inv. Nr. (1930:67), vgl. Otto R. von Lutterotti, Crucifix – u küsst es immer in dem er es seinen 44 Joseph Anton Koch 1786 –1839 , Berlin 1940, S. 269. buon Dio nennt .“ Archiv Thorvaldsen Mu seum, Ausst.-Kat. Friedrich Nerly und die Künstler um m30A, Nr. 92,5. Carl Friedrich von Rumohr , bearbeitet von Thomas 35 Ausst.-Kat. Reizen naar Rome …, 1984, S. 81. 40 Bayrische Nationalzeitung , Nichtpolitische Nach - Gädeke, Schleswig-Holsteinisches Landesmu seum, 36 Tamara Hufschmidt, Antico Caffè Greco. Storia, richten, Räubergeschichte , Rom am 21. Juni , 13. Jg., Kloster Cismar, 17. März – 9. Juni 1991 und Landes- ambienti, collezioni , Rom 1989. 1. Bd., Januar – Juni 1819, S. 62 0–621. museum Mainz, 14. Juli – 1. September, Schleswig 37 1991. Zitiert nach Gerhard Kegel, Carl Friedrich von 41 Der Maler Salathé von Räubern entführt – ein Vor - 45 Rumohr als Mäzen deutscher Künstler in Italien , fall aus den letztverflossenen Tagen , in: Leipziger Ina Weinrautner, Friedrich Preller d. Ä. (1804 –1878). in: Ausst.-Kat. Gli artisti romantici tedeschi 1997…, Zeitung für die elegante Welt , Nr. 165, 167 und 169, Leben und Werk , Münster 1997, S. 21. S. 91. 23., 26. und 28. August 1819. Dieser Text wurde 46 Vgl. auch Ausst.-Kat. Gli artisti danesi ad Olevano 38 John R. Welsh, An Anglo-American Friendship. von Heinrich Zschokke unter dem Titel, Aus Romano e dintorni dall’Età dell’Oro fin dentro il XXI Allston and Coleridge , in: Journal of American Italien, Die Schicksale des Malers Salathé unter den secolo , hrsg. von Jytte W. Keldborg, Associazione Studies , Bd. 5, Nr. 1, 1971, S. 81 –91, S. 83. Von Räuberbanden in den Appenninen, von ihm selbst Amici del Museo di Olevano Romano e Museo Coleridge stammt auch eine sehr treffende erzählt , in: Überlieferungen zur Geschichte unserer Centro-Studi sulla Pittura di Paesaggio Europeo Beschreibung der Olevaneser Landschaft, vgl. Zeit , April 1820, übernommen. Vgl. auch Daniel del Lazio, Olevano Romano 2011 und Jens Peter The Notebooks of Samuel Taylor Coleridge , hrsg. Burckhardt-Werthemann, Das Abenteuer eines Munk, I paesaggi di Olevano Romano e dintorni , von Kathleen Coburn, 3 Bde., London 1957, 2. Bd., Basler Malers , in: Basler Jahrbuch, 1905, S. 175 –196; in: Ausst.-Kat. 800 Danese, Architettura di Roma 1804 –1808, Notes: 2791, 2796 und 2816 –2818. Vgl. Wilhelm Mülle r, Rom Römer Römerinnen , Berlin e paesaggi di Olevano Romano, Complesso del Vit - auch Lina Unali, Samuel Taylor Coleridge a Olevano 1820, S. 31 0–316, Louise Seidler in ihren Erinne - toriano, 18. Mai – 4. Juni 2006, Rom 2006, S. 78, Romano (dai Notebooks) , in: Roma e la campagna rungen, hrsg. von Germann Uhde, Berlin, o. J. 80 und Artisti danesi ad Olevano – Una tradizione romana nel Grand Tour , atti del convegno inter - (1922), S. 192 ff. Ein Echo dieses Ereignisses findet di duecento anni . Tre articoli di Jytte Keldborg e disciplinare, Monte Porzio Catone, Rom 17. – sich sogar im Tagebuch des damals in Rom wei - Serafino Mampieri pubblicati nel 2014 dalla rivista 18. Mai 2008, hrsg. von Marina Formica, Bari lenden Franz Grillparzers, in: Sämtliche Werke , d’Arte Danese „Kunstmagasinet Janus“, edito 2009, S. 159 –173. Bd. 19., Berlin o. J., S. 46, (Grillparzer verwechselt per il 25° anniversario dell’Associazione Amici del Olevano mit Albano). Frei erzählt mit irriger Museo di Olevano Romano, Museo Centro-Studi

149 sulla Pittura di Paesaggio Europea del Lazio – 56 Carl Friedrich von Rumohr , Drey Reisen nach Ita - 61 Wilhelm Waiblinger, Wanderung ins Sabinerland Museo Civico d’Arte O.M.R. 2011. lien. Erinnerungen , Leipzig 1832, S. 121 und Riccardi und Aus einem Tagebuche in Olevano , in: Wilhelm 47 Norman Douglas, Alone , London 1921, S. 163 –165. 2003, S. 85. Waiblinger, Werke und Briefe 1988, S. 248 –251, 57 S. 299. 48 Ausst.-Kat. Samuel Palmer (180 5–1881). Vision and Alfred Robaut, L’oeuvre de Corot. Catalogue rai - 62 Landscape , hrsg. von William Vaughan, Elisabeth sonne et illustre, precede de l’histoire de Corot et de Wilhelm Waiblinger, Aus einem Tagebuche in E. Barker und Colin Harrison, British Museum ses oeuvres par Etienne Moreau-Nelaton , Paris 1905, Olevano , in: Wilhelm Waiblinger, Werke und London, 21. Oktober – 22. Januar 2006 und The 4. Bd., S. 22, Kat. Nr. 2567. Briefe 1988, S. 274. Metropolitan Museum of Art, New York, 7. März – 58 Lorenza Rocchi , I Francesi a Olevano Romano , in: 63 Richter Lebenserinnerungen , S. 96. 28. Mai 2006, London 2005, S. 179 –180. Artisti e scrittori europei a Roma e nel Lazio. Dal 64 Aus: Ausst.-Kat. Lass Dich von der Natur anwehen. 49 Richter Lebenserinnerungen , S. 99 und Maurer grand tour ai romantici , hrsg. von Angelo D’Ales - Landschaftszeichnung der Romantik und Gegen wart , 2015, S. 112. sandro, Rom 1984, S. 71 –77 und S. 75 –76; Peter hrsg. von Anne Buschhoff, Kunsthalle Bremen Galassi, Corot in Italy. Open-Air Painting and the 50 Richter Lebenserinnerungen , S. 99. 7. September 2013 – 12. Januar 2014, Städtische Classical-Landscape Tradition , Yale University, Galerie Bietigheim-Bissingen 25. Oktober 2014 – 51 Mariarita Pocino , Anticoli Corrado e i pittori New Haven 1991, S. 123 ff und André et Renée 11. Januar 2015, Bielefeld-Berlin 2013, S. 208. dell’Ottocento. Il paese delle modelle , in: Lazio ieri e Julien , Corot dans les montagnes de la Sabine , in: 65 oggi , Bd. 49, Rom 2013, S. 583 und 172 und Amato Extrait de la Gazette des beaux arts , Juni 1984, Aus: Ausst.-Kat. Franz Theobald Horny, Ein Roman - Orazio, Artisti romani ad Anticoli Corrado, in: S. 179 –193. tiker im Lichte Italiens , hrsg. von Hannah Pohl, Kunstsammlungen zu Weimar 11. Oktober – Strenna dei Romanisti, Bd. 9, Rom 1948, S. 79 –85. 59 Es handelt sich insbesondere um seine Reise - 29. November 1998, Hamburger Kunsthalle 52 Nicola Cariello, Pittori russi a Subiaco, in: Aequa , schilderungen der Jahre 1827 bis 1830: Der Frühling 11. Dezember 1998 – 14. Februar 1999, Berlin 1998, Bd. 13, Nr. 45, Rom 2011, S. 61 –69 und Ausst.-Kat. in den Gebirgen Latiums – Wanderung ins Sabiner - Kat. Nr. 33. Viaggio in Italia. La veduta italiana nella pittura land , (8./9. Brief, Olevano) – Aus einem Tagebuche 66 russa dell’800 , hrsg. von Goldovskij, Grigorij, in Olevano, Briefe an Kraukling – Wanderung von Horst Vey , Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll Palazzo delle Esposizioni 24. Juni – 30. August Olevano nach Rom – Sommer-Ausflug nach Ole - (1755 –1832) und ihre späteren Geschicke , in: Jahr buch 1993, Mailand 1993, S. 121. vano – Skizze eines Wegweisers durch die Umgebun - der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Würt - gen Roms … , alle in: Wilhelm Waiblinger, Werke temberg , Bd. 42, Berlin-München 2005, S. 83 –115, 53 Quintino Carletti, Olevano Romano. Nella tradizione, und Briefe , Textkritische und kommentierte Aus - S. 88. nella storia, nell’arte , Rom (1963) 1992 2, S. 61. gabe in fünf Bänden, hrsg. von Hans Königer, 67 Wilhelm Waiblinger, Wanderung ins Sabinerland, 54 August Kestner, Römische Studien , Berlin 1850, Bd. 4: Reisebilder aus Italien , Veröffentlichungen 9. Brief , in: Wilhelm Waiblinger, Werke und S. 100. der Deutschen Schillergesellschaft Bd. 37, Stutt - Briefe 1988, S. 253. 55 gart 1988. Rom am 21. März 1807, zitiert nach: A. v. Schnei - 68 Wilhelm Waiblinger, Skizze eines Wegweisers der, Die Briefe Joseph Anton Kochs an den Freiherrn 60 Brief an den Vater aus Rom, 2. Juli 1827, zitiert durch die Umgebungen Roms …, in: Wilhelm Karl Friedrich von Uexküll , in: Jahrbuch der Preußi - nach: Wilhelm Waiblinger, Mein flüchtiges Glück, Waiblinger, Werke und Briefe 1988, S. 445. schen Kunstsammlungen , Preußische Kunstsamm - Tagebücher, Briefe, Prosa , hrsg. von Wolfgang lun gen, Bd. 59, Berlin 1938, S. 186 –208, 258 –278 Hartwig, Berlin 1991, S. 179. und 202.

150 69 Zitiert nach der Erklärung der Kupfer, Taschenbuch 76 Lorenza Rocchi, I Francesi a Olevano Romano, Stuttgart-Berlin-Leipzig 1927, 2. Bd., S. 74, aus Italien und Griechenland auf das Jahr 1830 , hrsg. in: Artisti e scrittori europei a Roma e nel Lazio. Giuseppe Baldi, Witwer von Francesca Rocchi, von Wilhelm Waiblinger 1830, Taf. 5. Dal grand tour ai romantici , hrsg. von Angelo heiratete am 26. September 1813 Maria Costanza 70 Aus: Ausst.-Kat. Viaggio in Italia. Künstler auf D’Alessandro, Rom 1984, S. 71 –77. (Costantina) Antonelli, Gevatterin Rumohrs. Auf Reisen 177 0–1880. Werke aus der Sammlung der 77 Der Gouverneur von Gennazzano, Luigi Palaz - Giuseppe B., gest. am 26. Dezember 1838, folgte Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Staatliche Kunst - zetti, an den Monsignore Governatore di Roma, sein Sohn Francesco, geb. am 30. Juli 1801, gest. halle Karlsruhe, 11. September – 28. November zitiert nach: Rocchi 1984, S. 71 –77. 7. Oktober 1850, vermählt mit Margherita Pace. 85 2010, Berlin-München 2010, S. 214. 78 Vgl. zur Sozialgeschichte der Modelle in Rom Olevano, Parnaso dei Pittori. Serpentara e Casa 71 Florian Illies im Auktionskatalog der Villa Grise - im 19. Jahrhundert Ginevra Diletta Tonini Masella, Baldi , hrsg. von E .P.T. Roma Associazione Pro- bach Berlin, Kunst des 19. Jahrhunderts, 25. No - In viaggio per il lavoro. Modelle dal contado a Roma Loco Olevano Romano, Tipografia Oliviero vember 2015, Lot 153. nell’Ottocento , in: Storia della Donne, Bd. 9, Flo - Marcelli, Cave 1983, S. 23. 86 72 Irmgard Wirth, Berliner Malerei im 19. Jahrhundert renz 2003, S. 117 –134; Jorgen Birkedal Hartmann, Volker Reinhardt, Kardinal Scipione Borghese von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum Ersten Artisti d’oltralpe e modelli laziali , in: Strenna dei (1605 –1633 ), Tübingen 1984, S. 55, 63 und Noack Weltkrieg , Berlin 1990, S. 61 und 67 und Domenico Romanisti, Bd. 38, Rom 1977, S. 183; Augusto 1927, Bd. 1, S. 74. Riccardi, Preußische Maler in der Landschaft von Jandolo, Studi e modelli di via Margutta , Mailand 87 Aus: Ausst.-Kat. „… Ein Land der Verheissung“ Olevano , in: Italien in Preußen, Preußen in Italien , 1953. Julius Schnorr von Carolsfeld zeichnet Italien , hrsg. Schriften der Winckelmann-Gesellschaft, Bd. 25, 79 Wilhelm Waiblinger, Skizze eines Wegweisers von Petra Kuhlmann-Hodick und Kupferstich- hrsg. von Max Kunze, Stendal 2006, S. 146 –152, durch die Umgebungen Roms …, in: Wilhelm Kabinett Dresden, Haus der Kunst München S. 147. Waiblinger, Werke und Briefe 1988, S. 441. 31. Mai – 6. August 2000, Kupferstich-Kabinett 73 Ausstellung von Werken des Professors Friedrich 80 Ludwig Tieck, Civitella (1806), in: Tiecks Werke , Dresden, Albertinum, 28. Januar – 1. April 2001, Preller (1804 –1878), National-Galerie Berlin, Berlin hrsg. von Gotthold Ludwig Klee, 1. Bd., Die Köln 2000, S. 173. 1879, heute Privatsammlung, abgebildet bei Gedichte , Leipzig und Wien 1892. 88 Aus: Ausst.-Kat. Franz Theobald Horny, Ein Roman - Riccardi 2003, S. 185, Nr. 246. 81 Richter Lebenserinnerungen , S. 134 –135. tiker im Lichte Italiens , hrsg. von Hannah Pohl, 74 Kunstsammlungen zu Weimar 11. Oktober – Bremen Kunsthalle, Inv. Nr. 52/616, vgl. Riccardi 82 Wilhelm Waiblinger, Aus einem Tagebuche in 2003, S. 184 –185. 29. November 1998, Hamburger Kunsthalle Olevano , in: Wilhelm Waiblinger, Werke und 11. Dezember 1998 – 14. Februar 1999, Berlin 1998, 75 Wilhelm Waiblinger, Mein flüchtiges Glück, Tage - Briefe 1988, S. 390, S. 392, S. 417 und S. 444 f. Kat. Nr. 24 und 25. bücher, Briefe, Prosa , hrsg. von Wolfgang Hartwig, 83 Wilhelm Waiblinger, Skizze eines Wegweisers 89 Berlin 1991, S. 484 und Kommentar, S. 584 und Horny an die Mutter, Rom 2 Tage nach St. Peter durch die Umgebungen Roms …, in: Wilhelm und Paul, zitiert nach: Der Maler Franz Horny. Wilhelm Waiblinger, Werke und Briefe 1988, Waiblinger, Werke und Briefe 1988, S. 440. S. 278 f., 286, 310, 312, 316 ff., 327, 340, 391, 411 f., Briefe und Zeugnisse, hrsg. von Ernst Ludwig 84 417, 427 und 695. Zu den verschiedenen Familienmitgliedern Schellenberg, Berlin o. J. (1925), S. 69. der Baldis vgl. Friedrich Noack, Das Deutschtum 90 Vgl. den Brief Hornys an seine Mutter, Olevano in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters , 2 Bde. im Juni 1819, Schellenberg (1925), S. 107 –122.

151 91 Die Sammlung Rückert. Handzeichnungen, 98 Ingeborg Magnussen, Des Malers Wilhelm 107 Karl du Prel, Eine deutsche Malerherberge im Gemälde. Ein Beispiel zur Entstehung einer Samm - Ahlhorn Lebensschicksale von ihm selbst erzählt , Sabinergebirge , in: Die Gartenlaube , Leipzig 1874, lung und zum Kunstverständnis des 19. Jahrhun - Vechta (Oldenburg) 1935, S. 133 ff. und August Heft 10, S. 165–168. derts , hrsg. von Erich Schneider und Gabriele Kestner und seine Zeit, 1777 –1853. Das glückliche 108 Noack 1912, S. 237. Heitsch, Städtische Sammlungen Schweinfurt, Leben des Diplomaten, Kunstsammlers und Mäzens 109 Schweinfurt 1988, S. 32. in Hannover und Rom. Aus Briefen und Tage- Albert Zacher, Was die Campagna erzählt , (Zwei - ter Teil), Albanergebirge – Lateinische Küste – 92 büchern zusammengestellt von Marie Jorns, Julius Schnorr von Carolsfeld zitiert nach: Ausst.- Sabinergebirge, Frankfurt am Main 1903, S. 332. Kat. „… Ein Land der Verheissung“ Julius Schnorr Hannover 1964, S. 233 –234. 110 von Carolsfeld zeichnet Italien Köln 2000, S. 230. 99 Ein Brief A. Kestners und anderer römischer Freunde Ferdinand Gregorovius, Römische Tagebücher , München 1991, im Kapitel: Römische Tagebücher 93 an Friedrich Preller aus Olevano , mitgetheilt von Die Grabinschrift lautet: Qui giace / Francesco 1852 –1874 , S. 67. Theobaldo Horny / nato in Weimar di Sassonia Fritz Schöll, in: Goethe-Jahrbuch , hrsg. von L. Gei ger, 111 li 23 di novembre 1798 / morto in Olevano li 24. Jg., Frankfurt am Main 1903, S. 107 –110. Ferdinand Gregorovius. Wanderjahre in Italien , 23 giugno 1824 / lontano dai suoi / carissimo a 100 Noack 1927, 1. Bd., S. 482 –483 und Wolf C. Köln 1953, S. 175 und S. 23 0–231. quelle anime generose fralle quali / nel fiore della Ludwig Stein, Pellegrinaggi d’arte, La Serpentara , 112 Ferdinand Gregorovius, Römische Tagebücher, età sua /dolcemente spirò // Sia pace alla anima in: La Tribuna , Rom, 18. Februar 1922. München 1991, Kapitel: Das Nachrömische Tage - sua, vgl. auch Schellenberg (1925), S. 14 –17. 101 Freifrau von Bunsen, Ein Lebensbild, aus ihren buch 1875 –1889 , S. 402. 94 Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft , Basel Briefen zusammengestellt von Augustus J. C. Hare , 113 Carl Justi, Briefe aus Italien , Bonn 1925, S. 13. 1970, Bd. 119 –122, S. 105. Deutsche Ausgabe von Hans Charau, 2 Bde., 114 Augustus J. C. Hare, Days near Rome , London Gotha 1881, Bd. 1, S. 258 –261. 95 Jaffé 1907, S. 197 und Hyacinth Holland, 1875, Bd. 1, S. 282. Anton Kraus, in: Allgemeine Deutsche Bio- 102 Sigmund Münz, Aus dem modernen Italien. Stu - 115 Augustus J. C. Hare, Days near Rome , London graphie 17 (1883), S. 66 [Onlinefassung]; dien, Skizzen und Briefe , Frankfurt am Main 1889, 1875, Bd. 1, S. 290. URL: http://www.deutsche-biographie.de/ S. 219 –226. 116 Noack 1900, S. 51 –56. pnd136438148.html?anchor=adb (Mai 2016). 103 Erstmals publiziert in der Sammlung der Studen - 117 96 „Der Friedhof in Olevano birgt die irdische Hülle ten- und Trinklieder „Gaudeamus“, die in einer Darmstadt, G.G. Lange, 1839. des unvergesslichen, liebenswürdigen Künstlers von Anton von Werner illustrierten Ausgabe 118 Noack 1900, S. 51 –56, nennt u .a. die Portraits von Otto Brand, eines Berliner Kindes. Brand, der 1869 erschienen, vgl. Joseph Viktor von Scheffel. Friedrich Preller d. J., seinem Freund Ernst Hem ken, bald nach mir nach Rom gekommen war, und im Kritische Ausgabe in 4 Bänden , Leipzig-Wien 1917, des Darmstädters August Lucas, von Heinrich Hof - Sommer 1892 in Olevano gestorben ist, war ein 1. Bd., S. 84 –90. mann, August Noack und des Gothaers Richard großer Künstler.“ Joseph von Kopf, Lebenserinne - 104 Wie oben. Freitag aus den 50er Jahren; aus den 60er Jahren die rungen eines Bildhauers , Stuttgart 1899, S. 89. Portraits des Stuttgarters G. Kloss, des Deutsch - 105 Wie oben. 97 Wilhelm Waiblinger, Aus einem Tagebuche in russen R. von Deutsch und Alfred Metzener; aus 106 Olevano , in: Wilhelm Waiblinger, Werke und Joseph von Kopf, Lebenserinnerungen eines Bild - den 70er Jahren sind Zeichnungen von Albert Briefe, 1988, S. 293 und 317. hauers , Stuttgart 1899, S. 89 –90. Franz Venus, ein Selbstportrait von Albert Hertel,

152 von H. Knackfuss, H. Meyer, Wilhelm Rosen stand, Böcklins, vgl. Christoph Heilmann, ‚In uns selbst tempo , hrsg. von Elda Garetto und Daniela Rizzi, Hermione von Preuschen und von L. Dawison vor - liegt Italien‘ – Die Kunst der Deutsch-Römer, Salerno 2010, S. 31. handen. 1875 hat Christian Klaus launige Darstel - München 1987, S. 120, 178, 234 f. und 384. 130 Kathleen Coburn, In pursuit of Coleridge , Toronto lungen und Karikaturen hinzugefügt, weiterhin 121 Noack 1900, S. 45 ff. 1977: “[…] some irises growing in the unweeded fanden sich mehrere Stiche von Friedrich Preller 122 Jaffé 1907, S. 20. garden, warned me to beware of the donkey’s d. J. von 1872. Namenseinträge stammen u.a. von hind legs, and intimated where I should stay if I 123 Franz Dreber um 1850, E. Rietschel und Schievel - Jaffé 1907, S. 20. were spending the night in Olevano — at the Al - bein 1856, H. Hasselhorst 1860, Adolf Kiessling 124 Jaffé 1907, S. 205 –208. bergo Tulli, not di Roma. Tulli would be cheaper 1862, Anselm Feuerbach, Reinhold Begas, Her - and better. As I passed the door of Albergo Tulli I 125 Noack 1900, S. 46. mann Ende, Gustav Sprangenberg, Hermann wished I were staying there and vowed to go back 126 Schlösser, Ludwig Knaus 1863; Rudolf Schick, Adolf Friedrich Graf von Schack, Ein halbes Jahr - to that splendid landscape, where the villages Nath. Sichel, Ludwig Seitz, Corrodi, Joseph Kopf hundert. Erinnerungen und Aufzeichnungen in drei perch, as Coleridge said, like eagles’ nest and 1865, Hugo Oehmichen, Theodor Grosse 1866, von Bänden , 2 Bde. Stuttgart Leipzig Berlin Wien, where the vino (Coleridge twice noted it down) – 2 dem Berliner Bildhauer Schaper, Eduard Hübner, 1889 , 1. Bd., S. 84. Vino rossi di Affile (Affile is only a few miles from Karl Begas und Ludwig Pietsch 1873 –1875. 127 Arishima Mibuma (eigentl. Arishima Ikuma) Olevano) — is superb.” Vgl. auch Giuseppe 119 Diese Bücher waren vergleichbar mit der „Samm - (1882 –1974) hatte in Tokyo Italianistik studiert Orioli, Moving Along: Just a Diary. The journal lung von Bildnissen deutscher Künstler in Rom“, bevor er sich der Kunst zuwandte. In Rom lernte of a walking tour through southern Italy , London gestiftet 1832 und geführt von der Ponte Molle er unter anderen den Schweizer Künstler Wil - 1934: “We put up at Tulli’s inn. He at once mo bi - Gesellschaft in Rom. Das Album, welches an die fried Buchmann kennen, der ihn, wie aus Briefen lized his wife and five daughters to arrange bed - abgereisten Künstler erinnern sollte, wurde unter in die Schweiz hervorgeht, in Olevano besuchen rooms for us and some food; sending one of der Obhut von Johann Martin von Wagner in der wollte, vgl. René Specht, Arishima Takeo und them to the chemist to buy a certain […] One „Bibliothek der Deutschen Künstler“ in der Villa Arishima Ikuma und ihre Schweizer Künstler - must be at Olevano in the evening before dusk Malta in Rom aufbewahrt. Später kam das Album freunde, in: Asiatische Studien. Zeitschrift der in order to see that interminable procession of mit dem Nachlass des Deutschen Künstlervereins Schweizerischen Asiengesellschaft, Bd. 55 (2001) mules and donkeys coming in from their field- in den Besitz der Bibliotheca Hertziana, die es Heft 1. Die Schweiz in der modernen japanischen work down below, with the rider half buried 2013 als Dauerleihgabe an die Casa di Goethe Literatur, S. 37 –50. S. 43. between two huge bundles […].” S. 235. “Then (beide Rom) gegeben hat, vgl. Ausst.-Kat. Porträts to bed at the Albergo Posta […]. Next day, at 128 Carli Sohn Rethel, der sich später den Ischia- deutscher Künstler in Rom zur Zeit der Romantik , Olevano, Tulli gave us an excellent lunch: chi ckens Malern anschloss, war 1906 –1911 als Stipendiat mit Texten von Beate Schroedter, Winckelmann- stewed together with sweet Peppers and toma - in der Villa Strohl-Fern in Rom und hatte wohl Museum 17. März – 25. Mai 2008, hrsg. von Max toes what they call peperonata alla romana mit seiner Familie einen Ausflug nach Olevano Kunze im Auftrag der Winckelmann-Gesellschaft , hereabouts. We spent the time wandering about gemacht. Ruhpolding und Mainz 2008. Olevano and climbing up, in the late afternoon, 129 Daniela Rizzi, Olga Signorelli nella storia culturale 120 Noack 1927, 2. Bd., S. 631. Ein Karl Wedekind to the Serpentara, a piece of woodland which be - italiana della prima metà del novecento , in: Archivio war Mäzen und Sammler von Werken Arnold longs to some […]” S. 242. Auch der Florentiner Russo-Italiano VI., Olga Signorelli e la cultura del suo Buchhändler Giuseppe „Pino“ Orioli (1884–1942)

153 erwähnte die Pension Tulli in den Aufzeichnun - Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe , Staatliche Kunst - International Monthly Review , hrsg. von F[ernand] gen über seine Reisen in Süditalien. halle Karlsruhe, 11. September – 28. November Ortmans [Baron de Sénéchal]. Bd. 10, 1898, 131 Pretesti di Viaggio, A Olevano e a Bellegra , in: 2010, Berlin-München 2010, S. 248 und 255. S. 259 –264. Vgl. auch die ausführliche Schilde rung Il Giornale d’Italia , 28 .–29. April 1967. 139 Karl du Prel, Eine deutsche Malerherberge im der Feierlichkeiten bei Zacher 1903, S. 33 0–340. 145 132 Coriolano Belloni, La Villa dei Murphy in Olevano Sabinergebirge , in: Die Gartenlaube , Leipzig 1874, Undatierter Brief von Gerhardt (1903?) in dem er Romano , in: L’Urbe . N.S., Bd. 39, 1976, S. 72 –74 Heft 10, S. 165 –168; E. Fischer, Unter deutsche rückblickend von seinen Plänen berichtet. Angeb - und Augusto Setti, Villa Murphy , in: Illustrazione Eichen in Italien , in : Velhagen & Klasings Monats - lich machte man sich Sorgen, daß bei einem er - italiana , 21. Juni 1861, S. 387. hefte , 1897/98, S. 317 –322 und Jaffé 1907, S. 181. hofften Besuch des Kronprinzen und des Kaisers 140 in der Serpentara (Jahr?) diese keinen Schutz 133 Marco Pasi, Teosofia e antroposofia nell’Italia Allgemeines Künstlerlexikon Saur, s. v. Heinrich Gerhardt und Schedarium Friedrich Noack, bei einem Unwetter finden würden, PrAdK 731, del primo Novecento , in: Storia d’Italia . Annali fol. 71 –71a. 25. Esoterismo , hrsg. von Gian Mario Cazzaniga, Bibliotheca Hertziana. 146 Torino 2010, S. 569 –598. 141 Zur Gründung des Künstlervereins, vgl. Noack Piero Becchetti, La fotografia a Roma dalle origini al 1915 , Rom 1983, S. 304. 134 Zum Raubüberfall vgl. Anton von Werner, Jugend- 1907, S. 211, 265; Otto Harnack, Der Deutsche 147 erinnerungen (1843 –1870), hrsg. von Dominik Bart - Künstlerverein zu Rom in seinem fünfzigjährigen E. Fischer, Unter deutsche Eichen in Italien , mann, komm. von Karin Schrader, Berlin 1994, Bestehen, Weimar 1895; Jahresberichte , Deutscher in: Velhagen & Klasings Monatshefte, 1897/98, S. 239. Murphy wird auch erwähnt in: Anton von Künstlerverein Rom, Bericht über das Vereinsjahr , S. 317 –322, S. 322. Werner, Capri, Aus meinem italienischen Skizzen - Rom, Pallotta 1891 –1912, Peter Springer, Società 148 Jaffé 1907, S. 185 –186. amatori e cultori di belle arti , in : Vom realen Nutzen buch (Schluss), in: Die Gegenwart, Wochenschrift 149 Jaffé 1907, S. 20. für Literatur, Kunst und öffentliches Leben , hrsg. idealer Bilder , hrsg. von Peter Gerlach, Aachen 150 von Theophil Zolling, Bd. 53, Ausgabe 1 –26, Berlin 1994, S. 75 –90 und Ludwig Pollack, Römische Zur deutschen Waldliebe und Baumverehrung 1898, S. 165 –167. Memoiren. Künstler, Kunstliebhaber und Gelehrte, sei die Lektüre von Thea Dorn und Richard 1893 –1943 , hrsg. von Margarete Merkel Guldan, Wagner, Die deutsche Seele , München 2011, und 135 Wilhelm Waiblinger, Aus einem Tagebuche in Rom 1994. hier insbesondere die Kapitel „Bruder Baum“ und Olevano , in: Werke und Briefe 1988, S. 275 –277. 142 Pollack 1994, S. 61 –62. „Waldeinsamkeit“ empfohlen. 136 Die Briefe Kanoldts, die Adressatenlisten und 151 143 Jaffé 1907, S. 191 –192. deren Antworten sind im Archiv der Akademie L’Effigie dell’Imperatore Guglielmo II alla „Serpen - 152 der Künste in Berlin verwahrt, vgl. z .B. die Briefe tara“ di Olevano Romano , Militärmarsch, Klavier - Das ungelöste Welträtsel, Frida von Uslar-Gleichen von Karl Schuch aus Olevano vom 4., 11., und auszug komponiert von Achille Strani, [s. l.], und Ernst Haeckel. Briefe und Tagebücher 190 0– 17. Juni 1874, in: Archiv der Akademie der Künste G. Spellani, Partitur, Biblioteca und Archivio 1903 , hrsg. von Norbert Elsner, Göttingen 2000, in Berlin , im Folgenden: Pr AdK, 1/294, fol. 47 –53. musicale dell’Accademia nazionale di S. Cecilia, S. 313. Rom, Fondo accademico B 30/79. 153 137 Zitiert nach Jaffé 1907, S. 181 –182. Wikimedia Commons: Vgl. auch Silvia Paoli und 144 Hermann Sudermann, Zur Enthüllung des Scheffel- Alessandro Oldani, Il fondo von Gloeden-Plüschow 138 Aus: Ausst.-Kat. Viaggio in Italia. Künstler auf Denkmals. Festrede gehalten zu Olevano in den conservato al Civico archivio fotografico di Milano , Reisen 1770 –1880. Werke aus der Sammlung der Sabinerbergen am 1. Mai 1897 , in: Cosmopolis. An in: Wilhelm von Gloeden. Fotografie, nudi, paesaggi,

154 scene di genere , hrsg. von Monica Maffioli, Silvia 162 Filippo De Pisis, Passeggiate nel Lazio , hrsg. von der Winckelmann-Gesellschaft, Ruhpolding und Paoli und Alessandro Oldani, Mailand 2008. Bona De Pisis und Sandro Zanotto, Rom 1993. Mainz 2008. 154 Brief von Edmundt Kanold an die Hohe Kaiser - De Pisis war auch befreundet mit Alberto Neppi, 171 Alois Hudal, Die deutsche Kulturarbeit in Italien , liche Botschaft zu Rom, 30. November 1897, dessen Bibliothek mit 20.000 Bänden heute im in: Deutschtum und Ausland , Bde. 55 –58, Münster Pr AdK 1/294, fol. 5 –8 und die Eingabe von Wil - Castello Colonna in Olevano Romano aufbe - 1934, S. 268. wahrt wird. helm Klose, Pr AdK, 1/294, fol. 9. 172 Bernhard Degenhart, “Mostra di pittori dell’800 a 163 155 Brief der Akademie der Künste vom 15. März 1935 Die Sammlung Sofie und Emanuel Fohn , hrsg. von Olevano Romano” im Museo di Roma , in: Zeitschrift an Alexander Kanoldt, den Sohn Edmund Ka noldts Carla Schulz-Hoffmann mit Beiträgen von Hans für Kunstgeschichte , Bd. 5, Heft 2/3 (1936), S. 150 – mit der Bitte nach der Adresse von Reinhold Frei - Michael Herzog u .a., Künstler und Werke , Nr. 11, 158. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Mün - herr von Lichtenberg. 173 chen 1990. Kurt Gerstenberg, Die Wandgemälde der deut - 156 Brief von Amersdorffer an Max Neumann vom schen Romantiker im Casino Massimo zu Rom , 164 19. Dezember 1935, in: Pr AdK 1264, fol. 42 –44a. Nicolo F. Mancuso, Visita alla casa-studio di rue (Jahresgabe des Deutschen Vereines für Kunst - Servandoni, presso Saint-Sulpice, in: L’Ora , Palermo, 157 wissenschaft) Deutscher Verein für Kunstwissen - Brief von Schmitz an Amersdorffer vom 28. Au - 9. November 1934 und Filippo De Pisis, Lettere di gust 1938, in: Pr AdK 1/284, fol. 60. schaft, Berlin 1934 und Leo Bruhns, Kaiser Wil helm- De Pisis 1924 –1952 , hrsg. von Demetrio Bouglia, Institut für Kunst- und Kulturwissenschaft Biblio - 158 Salvatore Settis, Paessaggio, Costituzione cemento. Lerici 1966, S. 45 –46. theca Hertziana in Rom , in: 25 Jahre Kaiser Wilhelm- La battaglia per l’ambiente contro il degrado civile , 165 Pr AdK 1264, fol. 82. Gesellschaft: Zur Förderung der Wissenschaften , Torino 2012. 166 Pr AdK 1264, fol. 44, 48 –59, 61 –64, 70 –72, 77, 3. Band, Die Geisteswissenschaften , hrsg. von Max 159 Noack 1927, Bd. 1, S. 610 und Beglaubigte Abschrift 81 –85, 89 f., 91 –93, 108, 118, 124 und 141 f. Planck, Berlin 1937, S. 4. des Testaments des Professors Heinrich Gerhardt und 174 167 Die Sammlung Sofie und Emanuel Fohn 1990, S. 21. den dazu gehörigen Verhandlungen , Pr AdK, 1263, Brief von Amersdorffer an Max Neumann vom 175 fol. 177. Ein Brief von Ludwig Justi vom 11. Juli 1906 19. Dezember 1935, in: Pr AdK 1264, fol. 42 –44a. Die Sammlung Sofie und Emanuel Fohn 1990, S. 21. bestärkte die Akademie in dem Plan, die Schen - 168 Aus: Die Sammlung Sofie und Emanuel Fohn 1990. 176 Wille und Macht, hrsg. von Baldur von Schirach, kung anzunehmen, vgl. Pr AdK, 731, fol. 142 –145. 169 Emanuel Fohn, Mostra di pittori dell’800 a Olevano Band 8, Ausgaben 13 –24, 1940, S. 188. Später 160 Pr AdK, 0732, fol. 292 –293. romano, organizzatore pittore Emanuele Fohn , o. O. sollten Fohns über ihre Kontakte zu Ziegler ihre Sammlung von Werken der Deutschen Roman - 161 (Rom?), Tipografia F. Centenari, 1936. Pr AdK, 1263, fol. 124. Bericht des in Rom ansäs - tiker gegen einige der aus Deutschen Museen 170 sigen Architekten Wilhelm Steinhausen, der die Heute mit dem Nachlass des Deutschen Künstler - beschlagnahmten und zum stillschweigenden Aka demie vor Ort vertrat, über den baulichen vereins im Besitz der Bibliotheca Hertziana als Verkauf ins Ausland in Sammelstellen nach Berlin Zustand des Sommerstudienhauses, 13. März Dauerleihgabe in der Casa di Goethe, Rom, vgl. verbrachten Werke „entarteter“ Kunst eintau - 1926 und Korrespondenz mit Marta Charlotte auch Ausst.-Kat. Porträts deutscher Künstler in Rom schen und damit durch den Krieg bringen. Sie Steinbart, München, 1936, Pr AdK 1264, fol. 1 –9, zur Zeit der Romantik , mit Texten von Beate tauschten 25 Gemälde deutscher Künstler des 12 –15 und 22 –30. Schroedter, Winckelmann-Museum 17. März – 19. Jahrhunderts gegen 30 Gemälde, 220 Zeich - 25. Mai 2008, hrsg. von Max Kunze im Auftrag nungen, Aquarelle und Gouachen und 120 druck -

155 grafische und 10 Mappenwerke der „entarteten“ und Kulturinstitute in Rom in der Nachkriegszeit, Il Museo di Olevano Romano , in: L’Urbe , Jg. 47, N.S., Kunst, vgl. Annegret Janda, Werke von Joseph hrsg. von Michael Matheus, Deutsche Bibliothek Nr. 5, 1984, S. 196 –199. Anton Koch im Tausch gegen „entartete“ Kunst. Aus des Deutschen Historischen Instituts in Rom, 112, 189 Vgl. Joseph Schmitz van Vorst , Rückkehr nach der Geschichte der Nationalgalerie , in: Ausst.-Kat. Tübingen 2006, S. 193 –210, hier S. 197 –199. Olevano , in: Frankfurter Allgemeine Zeitung , Asmus Jacob Carstens und Joseph Anton Koch. Zwei 182 Tatsächlich wurde die Casa Baldi zunächst den 16. August 1960. Zeitgenossen der französischen Revolution, Natio nal - Landesverbänden Bildender Künstler übereignet, 190 Herbert Freiherr von Buttlar, Generalsekretär der galerie, Staatliche Museen zu Berlin (Ost), 14. De - vgl. Italien gibt die Villen in Olevano zurück , in: zember 1989 – 25. Februar 1990, S. 16 –19. Akademie der Künste, Berlin (West), seit Februar Weltkunst , Jg. 24, Nr. 15, 1954, S. 8. 1956. 177 Wolfgang Schieder, Werner Hoppenstedt in der 183 Il Presidente Heuss a Palestrina e Olevano , Zeitungs - 191 Bibliotheca Hertziana, Perversion von Kulturwissen - Auf Wellen und Wegen. Ein Törn durch die Zeit. Carl ausschnitt, November 1957, in: Archiv Villa Heinz Kliemann, Skizzen aus Zeichenblöcken. Helga schaft im Nationalsozialismus (1933 –1945) , in: 100 Massimo. Jahre Bibliotheca Hertziana Max-Planck-Institut für Kliemann, Tagebuchnotizen 194 0–1995 , Berlin – 184 Kunstgeschichte , 2 Bde., München 2013, Bd. 1, Die Uwe Friesel, ,Olevano – graue Raupe aus Stein‘. Ein München 2008, Tagebuch vom 15. August 1962, Geschichte des Instituts 1913 –2013 , hrsg. von Sybille Wallfahrtsort deutscher Künstler im Süden Roms , S. 76. Ebert-Schifferer unter Mitarbeit von Marieke von in: Kritische Berichte, Mitteilungsorgan des Ulmer 192 Auf Wellen und Wegen 2008, S. 77. Bernstorff, S. 9 0–115 und 109. Vereins, Bd. 9, Nr. 4/5, Ulm 1981, S. 63 –66. 193 Auf Wellen und Wegen 2008, S. 96. 185 178 Olevano, Parnaso dei Pittori. Serpentara e Casa Schieder 2013, S. 110 und Anm. 177 –178. 194 Baldi , hrsg. von E .P.T. Roma Associazione Pro- Loco Auf Wellen und Wegen 2008, S. 105 –106. 179 Vgl. die Erinnerungstafel beim Monumento ai Olevano Romano, Tipografia Oliviero Marcelli, 195 Auf Wellen und Wegen 2008, S. 106. Caduti in Olevano Romano, und die Seite des Cave 1983, S. 37. 196 offiziellen Internetportals der Stadt Olevano Die vollständige Transkription der Sendung 186 Romano: http://www.comune.olevanoromano. Joseph Schmitz van Vorst, Rückkehr nach Olevano , in: Anna Zanoli, Io e … Pasolini e “La forma della rm.it/pagina.asp?id=935 (Mai 2016). in: Frankfurter Allgemeine Zeitung , 16. August 1960. città”. Memoria e ricerca intorno a una trasmissione 187 televisiva , in: Paragone Arte , Nr. 95, Januar 2011, 180 Maddalena Guiotto , Italia e Germania occidentale Joseph Schmitz van Vorst, Rückkehr nach Olevano , S. 8 –44. nel Dopoguerra , in: Italia – Germania. Deutschland – in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. August 1960. 197 Italien 1948 –1958. Riavvicinamenti – Wiederannä he - 188 Ausst.-Kat. Mostra di artisti dell’Ottocento ad Hermann Peter Piwitt, Notizen aus Latium, in: rungen , mit Beiträgen von Maddalena Guiotti und Olevano Romano. Dipinti, disegni, incisioni , hrsg. Frankfurter Rundschau , 12. Juli 1975 und Uwe Johannes Lill, Villa Vigoni Studi Italo-tedeschi 6, von Amici di Olevano e sotto gli auspici del Friesel, , Olevano – graue Raupe aus Stein‘. Ein Florenz 1997, S. 73 –83. comune di Roma e dell’Ente Provinciale per il Wallfahrtsort deutscher Künstler im Süden Roms , in: Kritische Berichte , Mitteilungsorgan des Ulmer 181 Zur Rückgabe der Akademien und Künstlerhäuser Turismo). Museo di Roma, Palazzo Braschi, Juli Vereins, Bd. 9, Nr. 4/5, Ulm 1981, S. 63 –66. vgl. Joachmin Blüher und Angela Windholz, 1954, Rom, Ente Provinciale per il Turismo, 1954 198 ‚Zurück in Arkadien!‘ Der kalte Krieg um die Villa (Tip. U. Quintily). Das Museum in Olevano sollte Die Casa Baldi sollte erst im Anschluss an die Massimo und ihre Übergabe an die Bundesrepublik erst 1983 in dem neuen Gebäude der Grund - großen Renovierungsarbeiten der Villa Massimo Deutschland im Jahr 1956 , in: Deutsche Forschungs- schule eingeweiht werden, vgl. Coriolano Belloni, 1980 renoviert und für zwei Studiengäste aus -

156 gebaut werden, vgl. Das Kunstwerk , Bd. 32, 1979: „Auf Vorschlag von Bundesminister [des Innern] Gerhart Baum, der bei Wiedereröffnung der Deutschen Akademie nach der Restaurierung auch nach Olevano fuhr [Oktober 1978], wird der Bund die verfallene Casa Baldi restaurieren und als ständige Wohn- und Arbeitsstätte für zwei weitere Studiengäste ausbauen.“ Zum Besuch des Ministers des Innern vgl. auch Bundesarchiv, BArch, B 106/59166 und Uwe Friesel, ,Olevano – graue Raupe aus Stein‘. Ein Wallfahrtsort deutscher Künstler im Süden Roms , in: Kritische Berichte , Mit - teilungsorgan des Ulmer Vereins, Bd. 9, Nr. 4/5, Ulm 1981, S. 63 –66. 199 Rolf Dieter Brinkmann, Rom, Blicke , Reinbek bei Hamburg 1979, S. 370, 373, 374, 375 und 393. 200 Die Zeilen stammen aus dem sehr viel längeren Gedicht Canelloni in Olevano von Rolf Dieter Brinkmann. in: Westwärts 1 & 2. Gedichte , Ham - burg 1975, S. 91 –94; vgl. auch Rolf Dieter Brink - mann . Seine Gedichte in Einzelinterpretationen , hrsg. von Jan Röhnert und Gunter Geduld, Berlin 2012. 201 Vgl. Niklas Maak, Moderner Kirchenbau. Die Kunst des Glaubens , in: Frankfurter Allgemeine Zeitung , 25. Dezember 2008. 202 Jan Wagner, Die Sandale des Propheten. Beiläufige Prosa , Berlin 2011, Kap. Notizen vom Punkt jen - seits der Karte, S. 227 –228.

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