Ludwig Klages

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Ludwig Klages Reinhard Falter Ludwig Klages klagesbu_neu.indd 1 15.06.2003, 15:43 Die Bäume sausen, doch sie reden nur Reinhard Falter Dem, dessen Seele einst im Sturme fuhr ... Ludwig Klages Ludwig Klages Lebensphilosophie als Zivilisationskritik klagesbu_neu.indd 2-3 15.06.2003, 15:43 Die Abfassung des Buches wurde von der Klages-Gesellschaft Marbach/Neckar Inhaltsverzeichnis unterstützt, wofür Autor und Verlag herzlich danken. Vorwort 7 Einleitung 9 © Telesma-Verlag Karl Heinrich Klein Inh. Carsten Müller e.K. 1. Die Gestaltwerdung des Erlebens 13 1.1. Überblick 13 Juli 2003 1.2. Das Jugenderleben 14 Telesma-Verlag 1.2.1. Dichtung 16 Ainmillerstraße 13 80801 München 1.3. Die Findung 20 Tel.: +49(0)89/33036932, Fax: +49(0)89/33036935 1.3.1. München 20 www.telesma-verlag.de 1.3.2. Die Kosmiker 21 [email protected] 1.3.3. Franziska zu Reventlow 25 1.4. Erste Werkversuche 28 1.5. Die Entwicklung des Gegensatzes von Geist und Seele 31 Umschlaggestaltung und Layout: Katja Wascher ([email protected]) unter Verwendung eines Fotos von Ludwig Klages aus dem Archiv des Verlags 2. Die Einheit des Werkes 37 Lektorat und Textbearbeitung: Baal Müller Herstellung: Books on Demand GmbH, Norderstedt 2.1. Graphologie und Charakterologie 38 2.2. Allgemeine Wissenschaft vom Ausdruck 40 2.3. Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie 42 2.4. Die Wirklichkeit der Bilder 49 Alle Rechte vorbehalten 2.4.1. Allsinnliche Wahrnehmung 50 2.4.2. Elementarseelen 52 2.5. Vergeschichtlichung statt Historisierung 55 2.6. Naturschutz und Kulturerneuerung 60 ISBN 3-8330-0678-1 3. Das Echo 67 klagesbu_neu.indd 4-5 15.06.2003, 15:43 3.1. Verwandte Geister 68 3.1.1. Der Schülerkreis 68 3.1.2 Hans Prinzhorn (1886-1933) 69 Vorwort 3.1.3. Hans Kunz (1904-1982) 73 3.1.4. eodor Lessing (1872-1933) 76 3.1.5. Viktor von Weizsäcker (1886-1957) 81 Das vorliegende Buch will eine Einführung in das Werk eines Denkers geben, 3.1.6. C.G. Jung (1875-1961) 84 der mehr verdrängt als vergessen ist. Es kann weder eine umfassende Biographie 3.1.7. Richard Benz (1884-1966) 89 noch eine systematische Darstellung der Philosophie von Ludwig Klages ersetzen. 3.1.8. Max Scheler (1874-1928) 94 Aber es überschreitet die primär wissenschaftlich orientierten Arbeiten zugleich, 3.1.9. Walter Benjamin (1892-1940) 97 indem der Impuls des Menschen Klages dargestellt wird, der weder in seiner Le- 3.1.10. Karl Löwith (1897-1973) 99 bensführung noch in seiner Bedeutung als systematischer Philosoph aufgeht. 3.1.11. Ludwig Ferdinand Clauss (1892-1974) 101 Klages soll weitgehend ungefiltert zu Wort kommen, ohne in eine der gängigen 3.1.12. Walter F. Otto (1874-1958) 102 Schubladen gesteckt zu werden. Der angemessene Verständnishintergrund ist der lebens- und kulturphilosophische Diskurs der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahr- 3.2. Die ideologischen Gegner 104 hunderts, der die natur- und kulturzerstörende Seite der Moderne thematisierte 3.2.1. Gegner von rechts 104 und über mögliche Lösungen stritt. Klages ist für ihn sowohl symptomatisch als 3.2.2. Klages’ Stellung zum Nationalsozialismus 111 auch prägend. 3.2.3. Die Gegner von links 113 Dieser Diskurs ist zwar schon Geschichte, gewinnt aber neue Bedeutung, weil sich die damals beginnende Tendenz einer mangelnden Nachhaltigkeit der herr- schenden Gesellschaftsform, die die natürlichen und vor allem auch seelischen 4. Klages heute 119 Ressourcen, von deren Ausbeutung sie lebt, nicht zu reproduzieren vermag, heute umso deutlicher zeigt. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Problem- 4.1. Philosophische Wiederaufnahmen 121 stellungen von Klages und seinen von ihm angeregten Zeitgenossen als vielfach 4.1.1. Die Böhme-Schule 122 geradezu prophetisch. 4.1.2. Die Neue Phänomenologie 124 Die Apologeten des herrschenden Systems der global organisierten Unverant- wortlichkeit haben diese zarten Pflänzchen mit dem ganzen Schutt ihrer Ver- 4.2. Konsequente Akademismuskritik 126 dikte gegen ‚Irrationalismus‘ oder ‚Kryptofaschismus‘ überschüttet. Insofern ist dieses Buch auch ein Freischaufelungsversuch. Zutage kommt ein Denken, das 4.3. Naturschützerischer Diskurs 128 heute unter dem Verdacht ‚reaktionärer‘ Ideologie steht, das aber wesentlich weniger ideologisch ist als die Tabus, die alles bedecken, was mit den Zielen von Massenwohlstand, Kapitalakkumulation, technischem Fortschritt und Freiheit 5. Perspektive 137 der Parteien und Lobbies kollidiert. Klages ist kein akademischer Philosoph; er ist aber auch kein esoterischer Gu- Anmerkungen 141 ru, sondern ein Forscher, der neue Wege anstoßen wollte und außerhalb der scientific community stand, die er als Teil des Problems und nicht seiner Lösung Literatur 161 begriff. Großzügig gefördert wurde die Erarbeitung des Buches von der Klages-Ge- Zeittafel 164 sellschaft Marbach/N. und insbesondere von ihrem früheren Präsidenten Dr. 7 klagesbu_neu.indd 6-7 15.06.2003, 15:43 Franz Tenigl, der die Veröffentlichung leider nicht mehr erleben durfte. Wich- tige Anregungen verdanke ich vielen Gesprächen mit Baal Müller und Robert Kozljanič. Einleitung München, im März 2003 Ludwig Klages ist ein Außenseiter in der Philosophiegeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts. Zwar wird er zunehmend als Vordenker der ökologischen Bewe- Reinhard Falter gung erkannt, doch seine Radikalität und sein Pessimismus waren nie und sind auch heute nicht populär. Überdies wurde er von dem einflußreichen marxisti- schen Ideologen Georg Lukács sowie – etwas moderater – auch von Vertretern der ‚Kritischen eorie‘, die ihm nicht unwesentliche Anregungen verdankten, als Apologet des Mythischen oder gar als Präfaschist gebrandmarkt und wird daher bis heute oft nur ‚aus dem Giftschrank‘ zitiert. Gegenwärtiges Interesse an Klages ist zumeist darin begründet, daß er mit beispielloser Konsequenz die Zerstörung der Natur zum Ausgangspunkt seiner Philosophie machte. Es ist das Leiden am Zerbrechen des Lebendigen in der Außenwelt wie auch im Menschen. Klages ganzes philosophisches Werk steht im Zeichen des Grundimpulses der Rettung des Untergehenden. Insofern Kla- ges Pessimist ist, ist diese ‚Rettung‘ weniger eine durch Aktion als vielmehr eine des Gedächtnisses, die in der Ausbildung einer Begrifflichkeit besteht, in der die Zerstörung überhaupt faßbar wird. So hat sein ganzes Werk den Charakter eines ‚Totenbrettes‘, einer letztmaligen Nennung des Vergehenden. Sein bekanntestes Werk ist nicht umsonst der Aufruf ‚Mensch und Erde‘ von 1913. In Kürze wird hier das Problem entfaltet, um dessen Verständnis auch das Hauptwerk mit dem provozierenden Titel ‚Der Geist als Widersacher der Seele‘ kreist. Die lebensfeindliche Grundtendenz der ‚Zivilisation‘ hat Klages immer wieder beschworen, etwa in Sätzen wie dem folgenden: “Lösten wir das Rätsel des Flüssigen, weil wir Seen besser zu stauen, Ströme im Handumdrehen zu kanalisieren wissen und das heilige Element der Alten nur mehr nach Pferdekräften in Anschlag bringen? Wenn aber die Mechanisation der Natur, statt zu beleben, vielmehr allem Leben an die Wurzeln greift, dann dürfen wir uns fürder nicht auch noch einreden, sie sei der Kronzeuge echter Naturwissenschaft.” Siebzig Jahre später sagte Georg Picht1 angesichts der überall sichtbar werdenden Zerstörung, daß eine Wissenschaft, die zerstöre, was sie zu erkennen vorgebe, nicht wahr sein könne. Liest man heute Klages’ Essay ‚Mensch und Erde‘, dann wird einem bewußt, daß die Umweltbewegung nicht erst mit ihrer Vernaturwissenschaftlichung in den 8 9 klagesbu_neu.indd 8-9 15.06.2003, 15:43 siebziger Jahren begann, ja, daß gerade in dem seither planmäßig betriebenene- tums historisch bedeutend, und zwar gerade, weil sich an ihnen nichts geändert nen Schadstoffmessen und dem Erstellen Roter Listen der ursprüngliche Impuls hat. Die Grundsätzlichkeit der Kritik aber setzt einen Maßstab: Klages sieht, daß unkenntlich geworden ist. Bei Klages heißt es: auch die Naturzerstörung bereits jene normative Macht des Faktischen gewinnt, “Eine Verwüstungsorgie ohnegleichen hat die Menschheit ergriffen, die ‚Zivi- die sie irreversibel macht: “Die Mehrzahl der Zeitgenossen in Großstädten zu- lisation‘ trägt die Züge entfesselter Mordsucht, und die Fülle der Erde verdorrt sammengesperrt und von Jugend auf gewöhnt an rauchende Schlote, Getöse des vor ihrem giftigen Anhauch” (MUE 8).2 “Wir täuschten uns nicht, als wir den Straßenlärms und taghelle Nächte, hat keinen Maßstab mehr für die Schönheit ‚Fortschritt‘ leerer Machtgelüste verdächtig fanden, und wir sehen, daß Metho- der Landschaft, glaubt schon Natur zu sehen beim Anblick eines Kartoffelfeldes de im Wahnwitz der Zerstörung steckt. Unter den Vorwänden von ‚Nutzen‘, und findet auch höhere Ansprüche befriedigt, wenn in den mageren Chaussebäu- ‚wirtschaftlicher Entwicklung‘, ‚Kultur‘ geht er in Wahrheit auf Vernichtung des men einige Stare und Spatzen zwitschern” (MUE 4). Lebens aus. Er trifft es in allen seinen Erscheinungsformen, rodet Wälder, streicht Klages’ Grundimpuls ist bereits seit seiner Studienzeit die Ausbildung einer die Tiergeschlechter, löscht die ursprünglichen Völker aus, überklebt und verun- Wissenschaft, die ihre Gegenstände nicht verdinglicht und entwirklicht, sondern staltet mit dem Firnis der Gewerblichkeit die Landschaft und entwürdigt, was er zu einer Begegnung mit ihnen verhilft. Er nennt sie ‚Ausdruckswissenschaft‘, von Lebewesen noch übrigläßt gleich dem Schlachtvieh zur bloßen Ware, zum ‚Erscheinungswissenschaft‘, aber auch ‚Metaphysik‘ und ‚Symbolisches Denken‘. vogelfreien Gegenstande eines schrankenlosen Beutehungers. In seinem Dienst “Die Lebenslehre selbst ließe sich nur in einer Wissenschaft von den Symbolen
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