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Teil 4 Franz Eue und Alfons Feuerle Zu den Phasen intensiver Medaillenproduktion in Deutschland gehört die Zeit des Ersten Weltkrieges zwischen 1914 und 1918. Eindrucksvoll illustrieren dies über eintausend Objekte aus dem kurzen Zeitraum im Besitz des Münzkabinetts der Staatlichen Mu- seen zu Berlin. Die damals entstandenen Medaillen und Münzen sind unmittelbare Zeitzeugnisse für die erste große deutsche und europäische Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Ziel dieser Serie ist Robert Ball Nachfolger (Aufschriften BALL oder des Prokuristen der Firma Hu- es, Medailleure vorzustellen, die während des Ersten Weltkrieges in go GRÜNTHAL), für Oertel (OERTEL) Deutschland Medaillen schufen. in Berlin und für die Prägeanstalt Ludwig Dieser vierte Teil behandelt Franz Eue und Alfons Feuerle. Christian Lauer in Nürnberg. Die Firmen boten die Medaillen meist in mehreren Ausführungen mit unterschiedlichen Bernhard Weisser geber Grünthal den Künstler so nannte. Durchmessern, in verschiedenen Metallen Möglicherweise hieß er aber Friedrich und und auch Feingehaltsstufen an. Die Berli- Franz Eue ist identisch mit dem Graveur Friedrich ner Firma Ball offerierte auch Medaillen geb. 5.12.1888 (?), Todesdatum unbekannt Wilhelm Eue, der am 5. Dezember 1888 mit angearbeiteter Öse und Halskette so- Signatur: F. EUE, FR. EUE, Fr. EUE in Rathenow geboren wurde und am 6. wie mit einer Broschenfassung [Zetzmann Die genauen Lebensdaten zu dem Graveur April 1912 in Straßburg, wo er zu dieser 2002, 23, vgl. hier Abb. 3]. L. Forrer wies Franz Eue, der in Rathenow geboren wur- Zeit lebte, getraut wurde [Standesamtsre- nach einer Aufzählung von 19 Medaillen de [Gaettens 1927, 55], sind unbekannt. gister 1912, Nr. 275]. Fritz als verkürzter und dem Verweis auf ‚many others‘ darauf In der Literatur wird der mit ‚Fr.‘ oder ‚F.‘ Rufname wäre demnach akzeptabel, Franz hin, dass von Eue geschaffene Medaillen signierende Künstler meist als Franz [Ball nicht. 1926 lebte Eue noch in Berlin, um aus der Sammlung des Imperial War Mu- 1927, 66, Strzałkowski 2000, 66 u. a.] 1927 soll er in Südamerika gelebt haben seum in London im Januar 1917 in einer oder Fritz [Imperial War Museum, Lon- [Gaettens 1927, 55]. Ausstellung des Britischen Roten Kreuzes don u. a.] bezeichnet. Wir verwenden hier Die mir bislang bekannten Arbeiten Eu- im Burlington House gezeigt wurden den Namen Franz, da der Hauptauftrag- es entstanden im Auftrag von Medaillen- [Forrer 1923, 275]. Die Sammlung des Prof. Dr. Bernhard Weisser ist Vorsitzender der deutschen verlagen. Er arbeitete für den Berliner Imperial War Museum weist heute in Gesellschaft für Medaillenkunst. Münzenhändler und Medaillenverlag ihrem Online-Katalog 32 Einträge zu Eue MünzenRevue 12/2014 | 39 Medaillen [Ball 1927, 66-80, hier Abb. 1]. Insgesamt enthält diese Liste 76 Medaillen in jeweils unterschiedlichen Ausführun- gen. Beauftragt wurden von Hugo Grün - thal 16 Medailleure. Mit 26 Medaillen führt Fr. Eue die Liste der Medailleure an, gefolgt wird er von Paul Sturm mit 16 Ar- beiten, die übrigen trugen fünf oder weni- ger Arbeiten zu dem Verlagsprogramm bei. Im Folgenden sollen die Arbeiten Eu- es, die für diese Beitragsserie zahlreiche neue Bildthemen bieten, in chronologi- scher Reihenfolge behandelt werden. 1914 Eine Medaille von Eue für den Medaillen- verlag Ball, die in Eisenguss und auch als Silberprägung ausgeführt wurde, gedenkt der Kriegserklärung durch Wilhelm II. am 1. August 1914. Zusammen mit der Nen- nung dieses Datums zeigt Eue einen gerüs - teten Ritter, breitbeinig in Frontalansicht stehend, das Schwert vor sich auf den Bo- den gestützt (Abb. 2). Das Bild ruft die As- soziation wachsamer Verteidigungsbereit- schaft hervor. Es steht für die Aussage, bei dem begonnenen Krieg habe es sich um einen Verteidigungskrieg in Reaktion auf die russische Mobilmachung gehandelt. Verbunden ist die Rückseite mit dem Bild- nis von Theobald von Bethmann Hollweg. Dieser war von 1909 bis 1917 Reichskanz- ler des Deutschen Reiches. Am 4. August 1914 sagte der Reichskanzler: „Wer, wie wir, um das Höchste kämpft, darf nur daran denken, wie er sich durchhaut.“ Dieses Zitat fand Verwendung für eine bei Oertel her- ausgegebene Medaille, bei der das Zitat mit einem Soldaten verbunden ist, der sein Gewehr am Lauf gefasst hält und zum Keulenschlag ausgeholt hat [Zetzmann 2002, Nr. 2052]. Die Vorderseite zeigt Abb. 1: Hugo Grünthals Medaillenangebot 1927 [Ball 1927, 66] wieder die Büste des Reichskanzlers, dies- mal in Uniform. General Erich Ludendorff zählte während des Ersten Weltkrieges zu den aus. G. Zetzmann führt in seiner Mono- und Oertel ließen Eue patriotische Ge- mächtigsten Männern Deutschlands. Er graphie zu den deutschen Silbermedaillen denkmedaillen auf Generäle gestalten, die wurde Mitglied der Obersten Heereslei- des Ersten Weltkrieges 35 Medaillen aus Rückseiten dieser Generalsmedaillen zei- tung, Erster Generalquartiermeister und der Hand Eues auf. gen häufig Soldaten im Sturmangriff. Die Stellvertreter Paul von Hindenburgs. Die Die Arbeiten Eues sollen hier etwas aus- Generalsserie von Ball findet ihre Paralle- Medaille im Auftrag von Hugo Grünthal führlicher vorgestellt werden, denn es ist len in anderen Objektträgern wie Postkar- wurde in der Königlich Sächsischen Mün- das erste Mal in dieser Serie, dass ein Me- ten, Porzellantellern, Stoffdrucken und ze in Muldenhütten bei Freiberg geprägt dailleur behandelt wird, der im Auftrag ähnlichem, bei denen Wilhelm II. im (Abb. 3). Sie trägt die Jahreszahl 1914, Lu- von Medaillenverlagen tätig war. Im Ge- Kreise seiner Generäle präsentiert wurde. dendorff wird auf der Rückseite als ju- gensatz zu manchen anderen Stempel- Bei den Medaillenverlagen besteht immer gendlicher Herakles dargestellt, der der schneidern, die für diese Firmen tätig wa- die Gefahr, dass Arbeiten, die in den An- mehrköpfigen Schlange von Lerna die ren, signierte er seine Arbeiten. Die Me- gebotslisten standen, erst dann ausgeführt Köpfe abzuschlagen sucht. Bekanntlich daillenverlage waren bemüht, rasch auf wurden, wenn auch eine Bestellung erfolg- wuchsen an den Wundstellen jeweils zwei Kriegserfolge mit der Herausgabe von ak- te. Für die Firma Ball in Berlin bietet erst neue Köpfe nach, bis der Held auf die Idee tuellen Medaillen zu reagieren, um von die illustrierte Liste aus dem Jahr 1927 die kam, die Wundstellen auszubrennen. Der Medienberühmtheiten zu profitieren. Ball Gewissheit über tatsächlich ausgeführte Mythos war ein beliebtes Bild, heroischen 40 | MünzenRevue 12/2014 Abbildung verkleinert. Abb. 3: Eue, Franz: General Erich Ludendorff Abb. 2: Eue, Franz: Reichskanzler Theobald von Bethmann Vorderseite: LUDENDORFF. Brustbild des Generals Erich Hollweg Ludendorff in Uniform fast von vorn. Signatur FR. EUE am Vorderseite: v BETHMANN - HOLLWEG. Brustbild des Reichs- Rand unten links. kanzlers Theobald von Bethmann Hollweg in Uniform halblinks. Rückseite: 1914. Der jugendliche Herakles kämpft mit der Signatur Fr. EUE rechts unten am Rand. Hydra von Lerna. Im l. F. die Jahreszahl. Am Rand unten links Rückseite: 1 AUG - 1914. Stehender Ritter auf Schwert die Herstellersignatur GRÜNTHAL. gestützt. Herstellersignatur vertieft rechts am Rand BALL Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Acc. 1951 BERLIN. Notenbank 5301, Objekt-Nr: 18236279 Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin Acc. 2001/63, Silber, 46 mm (Durchmesser mit Ring und Öse, ohne diese: Objekt-Nr: 18239732 34 mm) Eisen, 109 mm Datierung: 1914 Datierung: 1914 Literatur: Zetzmann 2002, Nr. 4063 (Silbergehaltsstempel Literatur: Vgl. Zetzmann 2002, Nr. 2001 800, bei dieser Medaille K. S. M. 999). (Silbermedaille 34,3 mm). Kampf gegen übermächtig erscheinende 1915 gelang es 1915, den alliierten Vorstoß zur Feinde darzustellen, die zugleich als Mons- Fast wie die erzählerische Fortsetzung der See in die Dardanellen zur Eroberung der ter diffamiert wurden. Ludendorff-Medaille wirkt die Rückseite thrakischen Chersones erfolgreich abzu- Ebenfalls in Muldenhütten entstand ei- der 1915 auf Generalfeldmarschall von wehren. Auf diese Kriegsepisode bezieht ne Silberprägung für Generalfeldmarschall Hindenburg geschaffene Medaille im Auf- sich die Medaille, die Eue für Oertel schuf von Hindenburg im Auftrag von Ball, den trag von Ball. Der „Furor Teutonicus“, der (Abb. 4). Inmitten der engen Dardanellen- Eue in drei Arbeiten zu verschiedenen Zei- deutsche Angriffsgeist in Erscheinung ei- durchfahrt - östlich ist die asiatische Küste, ten porträtierte. Bei dieser Medaille ist sein ner jugendlichen männlichen Personifika- westlich die europäische Chersones-Halb - Familienwappen auf der Rückseite abge- tion in heroischer Nacktheit, zertritt die insel angegeben - sind sinkende Schiffe zu bildet, ein eher ungewöhnliches Motiv, das sich unter seinen Füßen erhebenden erkennen. zu einem relativ frühen Zeitpunkt im Ver- Schlangen [Zetzmann 2002, Nr. 4083]. Ebenfalls 1915 gestaltete Eue für Ball lagsprogramm von Ball noch das Ringen 1915 schuf Eue für Oertel eine Medaille eine Silbermedaille auf den Generalfeld- um angemessene Rückseitengestaltung für auf Generalstabschef von Falkenhayn marschall Freiherr von der Goltz in seiner einen Militär verdeutlicht [Zetzmann [Zetzmann 2002, Nr. 2092]. Das Bildnis Eigenschaft als „Gründer der Jugendwehr“ 2002, Nr. 6010]. ist mit einem Adler auf der Rückseite [Zetzmann 2002, Nr. 2097]. Die Rück- Zu den Kriegstoten, deren Schicksal kombiniert, der ein Schwert und eine seite zeigt eine Parade von einer im breite Aufmerksamkeit fand, gehörte der Schriftrolle in seinen Fängen hält. Der ba- Gleichschritt marschierenden Zweierko-