TELEFON 07151/566 -271 E-MAIL [email protected] Nummer 174 – WNR1 FAX 07151/566 -402 ONLINE www.waiblinger-kreiszeitung.de Freitag, 31. Juli 2015 B 3

Absolventen der Ärger an der Grundschule Kästnerschule Einige Eltern sind erbost: Erstmals soll es für die Erstklässler in nur noch jahrgangsgemischte Klassen geben 30 Schüler schaffen mittlere Reife

Wunsch nach einer Regelklasse doch nicht den Fall“, sagt Sabine Hagenmüller-Geh- Weinstadt. nachgekommen werden kann, werden nicht ring. Zu denken, dass sich in altershomoge- Die Neuntklässler der Kästnerschule ganz so viele abspringen und eine andere nen Klassen die Kinder ähnlicher sind, hält wurden mit dem Hauptschul- und die Schule wählen. „Sie hat uns im Prinzip ins die Schulamtsleiterin für einen Trugschluss Zehntklässler mit dem Werkrealschulab- offene Messer laufenlassen.“ – was allein schon beim Umgang mit Buch- schluss feierlich verabschiedet. Nach Nun ist das System der jahrgangsge- staben beginnt. Zu der Frage, wie die Rek- sechs Jahren haben 30 Schüler den mitt- mischten Klassen an der Grundschule Beu- torin der Grundschule Beutelsbach im De- leren Bildungsabschluss erreicht. Unge- telsbach nichts Neues. Es existiert seit mehr tail die Eltern informiert hat, kann Sabine fähr die Hälfte beginnt nach den Ferien als zehn Jahren und ist von der Rektorin aus Hagenmüller-Gehring keine Stellung neh- mit einer Ausbildung, ein Drittel besucht pädagogischer Überzeugung eingeführt men. Ihr Eindruck aus Gesprächen mit El- ein berufliches Gymnasium oder ein Be- worden. Mädchen und Jungs können sich in tern ist allerdings, dass es auch viel Rü- rufskolleg und zwei Schülerinnen enga- jahrgangsgemischten Klassen nach ihrer ckendeckung für die Rektorin gibt. gieren sich in einem sozialen Jahr. Für Auffassung besser entwickeln, weil das Einen Rechtsanspruch auf jahrgangsho- weitere 75 Schüler ist das erste Etappen- System flexibler ist. So ist es möglich, dass mogene Klassen hat jedenfalls keiner. Das ziel erreicht. Die meisten von ihnen leg- die Kinder zum Halbjahr eingeschult wer- heißt: Ein Schulbezirkswechsel ist aus die- ten den Hauptschulabschluss ab und gut den und sogar ein Jahr länger in einer Klas- sem Grund nicht drin. Die betroffenen El- die Hälfte besuchen noch das zehnte se bleiben dürfen. Von den 52 Erstklässler- tern müssten sich also für eine Privatschule Schuljahr an der Kästnerschule. Anmeldungen an der Grundschule Beutels- entscheiden. Und überhaupt: Keinem El- Sie haben den Werkrealschulabschluss bach entfielen fürs kommende Schuljahr 34 ternteil ist laut Sabine Hagenmüller-Geh- erreicht: Alen Bardic, Yannic Becker, aufs jahrgangsgemischte Modell, 18 auf die ring zugesagt worden, dass sein Kind eine Martin Benz, Timo Böhringer, Sonia Ca- Regelklasse. Ende Juni wurden die Eltern jahrgangshomogene Klasse besuchen kön- valiere, Alessa DiPalma, Christina Hae- informiert, dass erstmals keine Regelklasse ne. Darauf sei auf dem betreffenden Formu- nelt, Eglantin Idrizi, Gianluca Lista, Ma- gebildet werden kann. Begründet wurde lar hingewiesen worden. „Da stand immer nuel Müller, Marcel Saurano, Nico Sir- dies auf einer Elternversammlung mit der dabei, dass es vorbehaltlich ist.“ karis, Fabian Sturm, Jochen Teuber, Jes- Von unserem Redaktionsmitglied Ressourcenzuweisung des Schulamts – was sica Totaro, Pauline Wenzel, Dennis Wil- Bernd Klopfer Elmar von Hoyningen für ein vorgeschobe- helm, Sabrina Bogovic, Lea Bosler, Hel- nes Argument hält. Er hat sich schon bei ei- Das sagt die Rektorin len Bühler, Pascal Höll, Aleksandar Weinstadt-Beutelsbach. nem Anwalt informiert – und der hat ihm Hristov, Lena Kuhnle, Sophie Kuhnle, klar gesagt, dass juristische Schritte wenig Matthias Kwietniewski, Celina Maier, Erstmals können Eltern künfti- Erfolgsaussichten hätten. Einzig eine Peti- � Margarete Schorn verweist darauf, Mohamed Mamelouk, Jamiro Repede, ger Erstklässler an der Grund- tion ans Regierungspräsidium könnte noch dass es im Schuljahr 2015/16 vier jahr- Vanessa Spina und Louis Vincent André schule Beutelsbach nicht was bringen – aber die müsste in dieser Wo- gangsgemischte Eingangsklassen gibt, Staudenmayer. che eingehen. Elmar von Hoyningen hofft, die dicht an der Teilergrenze von 25 Und sie haben den Hauptschulab- mehr wählen, ob ihre Kinder dafür noch Eltern zu gewinnen. „Ich bin schluss bekommen: Ardita Balaj, Pana- Kindern sind. „Auch wenn wir einige eineRegelklasseodereine nicht bereit, das hinzunehmen.“ giotis Balchasis, Ardian Bekaj, Matej Cu- Sabine Hagenmüller-Gehring, Leiterin Kinder weniger hätten, wäre der Be- bela, Coline Dobbertin, Julia Dorittke, jahrgangsgemischte Klasse des staatlichen Schulamts in Backnang, stand dieser Klassen nicht infrage ge- Maik Dufern, Marcel Erdmann, Celine besuchen. Das stinkt ei- hält die Entscheidung der Rektorin dagegen stellt.“ Ein Argument, mit dem die Escribano Paolicelli, Lea Höll, Jennifer für richtig. Für sie ist es überhaupt sinnvoll, Rektorin dem Vorwurf widerspricht, Incorvaia, Miriam Khoudr, Luca Manfré, nigen Eltern. Sie fühlen an einer Grundschule nur ein Modell anzu- Tomislav Martic, Tabea Müller, Guled sich von der Rektorin bieten – entweder die jahrgangsgemischten dass sie auf Zeit gespielt hätte, um Osman, Theo Rafailidis, Laura Rühle, schlecht informiert. Klassen oder die Regelklassen. Letztere nicht weitere Schüler zu verlieren. Moritz Rühle, Fenja Schmidt, Sabrina gibt es laut Sabine Hagenmüller-Gehring in � Auch hat es laut Margarete Schorn Wöhrle, Selina Wöhrle, Lübeyne Rabia Weinstadt nur noch an einer Grundschule, von April bis Juni noch Bewegung in Bal, Anesa Beganovic, Yannik Behnisch, nämlich in Beutelsbach. Früher hatten auch Hannah Emmann, Marvin Fochler, Sa- Elmar die Eltern in mal die Wahl – wo- den Schülerzahlen und bei der Anzahl scha von Gillhausen, Rita Goncalves Si- von Hoy- durch es in der Umstellungsphase natürlich der zu bildenden Klassen gegeben. Die moes, Sven Graba, Valerio Grassi, Fatih ningen ist Ärger gab. Deshalb wundern die Schul- Eltern seien bei einer Elternveranstal- Kaya, Jumana Khoudr, Alexandra Ku- wütend. amtsleiterin die jetzigen Proteste einiger tung am 4. Februar grundsätzlich darü- nert, Antonios Papadopoulos, Zujaja Der Famili- Eltern nicht. Betroffen macht sie allerdings, ber informiert worden, dass die Klas- Mahmood Rana, Amurzash Rana Na- envater ar- dass mancher übers Ziel hinausschießt. So mood, Nadja Schulz, Patricia Sousa beitet schließ- habe sie erfahren, dass ein Vater die Rekto- senbildung von den Ressourcen ab- Coimbra, Tobias Wißmann, Sara Malak lich selbst als rin rüde angegangen sei. „Ich habe das Ge- hängig sei – und kein Anspruch auf Al Ahmadi, Jasmin Fatteicher, Tanja Lehrer, von daher fühl, dass die Emotionen hochkochen.“ eine Regelklasse oder eine jahrgangs- Fink, Denis Gashi, Jacqueline Groß- sind ihm die Abläufe an gemischte Klasse bestünde. „Auch bei mann, Agon Haziri, Elena Iatridis, Lena Schulen durchaus vertraut. Und der Schulanmeldung unterschreiben Ivanovic, Adelina Januzaj, Swetlana darum weiß er, dass es doch arg Schulamtsleiterin Janz, Fatmire Krasnici, Philipp Kühnert, spät ist, wenn Eltern erst Ende gibt Rückendeckung Eltern ein entsprechendes Formular. Rene Kurz, Maik Lukas, Marvin Noll, Juni erfahren, dass Regelklassen Somit wussten die Eltern, dass unter Dominika Pirog, Fabian Scheffler, Tim an der Grundschule Beutelsbach nun doch Das Modell der jahrgangsgemischten Klas- Umständen nicht alle Wünsche erfüllt Schmidgall, Alessio Silvestrini, Vanesa nicht möglich sind. „Ende April standen sen ist jedenfalls nichts Exotisches im werden können.“ Nach der Elterninfor- Suljic, Hatice Tecik, Christopher Wilder- Die scheidende Rektorin Margarete Schorn, doch die Anmeldezahlen fest.“ Elmar von Rems-Murr-Kreis. Klar, die Mehrheit der mation, dass keine Regelklasse mög- muth, Cosima Wohlgemuth, Antonia die nach vielen Jahren an der Grundschule Hoyningen hat deshalb einen Verdacht, 88 Grundschulen hält am traditionellen Wolf, Kim Lisa Würthele, Tayfun Yalaz, Beutelsbach in den Ruhestand geht, wird von nämlich dass die Rektorin auf Zeit gespielt Modell der altershomogenen Klassen fest – lich ist, habe sie den Betroffenen eine Jonathan Beck, Carmine Antonio D´Ad- einigen Eltern künftiger Erstklässler stark kri- hat. Nach dem Motto: Wenn die betroffenen aber rund ein Viertel der Schulen haben Gesprächsrunde angeboten und die dio, Alexander Hundt, Murat Mercimek, tisiert. Bild: Schlegel 18 Eltern erst Ende Juni hören, dass ihrem schon umgestellt. „An die 20 sind es auf je- Hintergründe transparent gemacht. Leon Pollitz und Pia Singer. Schillerschule ist nun offizielle Kulturschule Kreativität im Unterricht zu verankern ist das Ziel des Projekts, das jährlich mit 10 000 Euro gefördert wird

Weinstadt-Großheppach (tiba). sem erfolgreich umgesetzten Konzept hatte der Idee an die Schule heran – weil das die Schule schon vorher die Robert-Bosch- Schulprofil der Schillerschule aus ihrer Als eine von zehn Schulen in Baden- Stiftung als Sponsor gewonnen. Auch mit Sicht hervorragend zum Wettbewerb passt. Württemberg darf sich die Schillerschu- der Landesbühne in Esslingen kooperiert Angesichts des bereits vorhandenen star- le Großheppach jetzt „Kulturschule“ die Schule seit Jahren. Diesen Weg baute sie ken Kulturprofils stellt sich die Frage, wo- konsequent aus, es folgten Kooperationen für der jährliche Zuschuss verwendet wer- nennen. Im Mittelpunkt des auf fünf Jah- mit Musikschulen und -vereinen, Chor- und den soll. Zum einen soll die Verankerung re angelegten Projekts steht die Ver- Trommel-AGs. Begleitet werden diese An- kreativer Ansätze in weiteren Fächern vo- gebote von Besuchen in der Staatsgalerie rangetrieben werden. Auch in den Alltag mittlung von künstlerischen und kreati- mit eigener Führung, dem jährlichen Schul- der zum Schuljahr 2017/2018 startenden ven Aspekten in den Fächern. fest mit Atelierpräsentation, Autorenlesun- Ganztagsschule sollen kreative Elemente gen und der Teilnahme an der Schulkino- stärker eingebunden werden: durch Fort- woche. Auch die Bereiche Sport und Demo- bildungen, durch die Zusammenarbeit mit An den Titel „Kulturschule“ ist für fünf kratie gehören zu den Schwerpunkten, auf Künstlern, einen weiteren Ausbau von Ko- Jahre lang ein jährlicher Betrag von 10 000 die die Schiller-Schule setzt. operationen sowie durch die Entwicklung Euro geknüpft, den die Karl-Schlecht-Stif- Früchte trug diese Arbeit im vergangenen des Unterrichts. Und wie profitieren die tung beischießt. Bereits seit längerem ver- Jahr, als der Jugendfilmpreis in der Katego- Schüler davon? Im Idealfall finden sie eige- folgt Andrea Fortanier als Rektorin der rie „Beste Ensemblearbeit“ gewonnen wur- ne Talente und entfalten ihr Potenzial – die Schillerschule zusammen mit ihrem Kolle- de. Es war Daniela Urban, Theaterpädago- Partizipation an Kulturerlebnissen soll die gium künstlerische Ansätze im Unterricht. gin der Landesbühne Esslingen, die die Ver- Persönlichkeitsentwicklung der Schüler So erwuchs zum Beispiel die Idee, dass je- antwortlichen als Erste auf den Kultur- fördern. Vielleicht am wichtigsten: Die des Kind während seiner Grundschulzeit schulenwettbewerb aufmerksam machte. Schüler erfahren Wertschätzung in ihrem einmal auf der Bühne stehen sollte. Mit die- Auch Schulrätin Claudia Dippon trat mit persönlichen Ausdruck. Die Theatergruppe der Friedrich-Schiller-Schule Großheppach bei der Probe. Bild: Bernhardt