Wasserkäfer Des Landes Brandenburg

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Wasserkäfer Des Landes Brandenburg LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG Rote Liste und Artenliste der Wasserkäfer des Landes Brandenburg (Coleoptera: Hydradephaga, Hydrophiloidea part., d Dryoopoidea part. und Hydraenidae) n Beilage zum Heft 3, 2000 Einzelverkaufspreis 15,– DM NLu NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 2 ROTE LISTE WASSERKÄFER; NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 9 (3), 2000 Impressum Naturschutz und Herausgeber: Landesumweltamt Brandenburg (LUA) Landschaftspflege Schriftleitung: LUA/Abteilung Naturschutz Dr. Matthias Hille in Brandenburg Barbara Kehl Beirat: Dietrich Braasch Dr. Martin Flade Dr. Lothar Kalbe Dr. Matthias Kühling Beilage zu Heft 3, 2000 Dr. Bärbel Litzbarski Dr. Annemarie Schaepe Dr. Thomas Schoknecht Dr. Frank Zimmermann Anschrift: Landesumweltamt Brandenburg Abt. Naturschutz, PF 601061 Inhaltsverzeichnis 14410 Potsdam Tel. 0331/277 62 16 Fax 0331/277 61 83 DIETRICH BRAASCH, LARS HENDRICH, Redaktionsschluss: 03/2000 MICHAEL BALKE Layoutgestaltung: Zapf/Klück Gesamtherstellung: UNZE-Verlagsgesellschaft mbH Rote Liste und Artenliste der PF 90047 14440 Potsdam Wasserkäfer Werkstatt: des Landes Brandenburg Oderstraße 23–25 (Coleoptera: Hydradephaga, Hydro- 14513 Teltow Tel. 0 33 28/31 77 40 philoidea part., Dryopoidea part. und Fax 0 33 28/31 77 53 Hydraenidae) Titelbild: Graphoderus bilineatus (Schmal- bindiger Tauchflügelkäfer) ist ei- 1. Einleitung 3 ner der beiden auch in Branden- burg vorkommenden Schwimm- 2. Taxonomische und faunistische käferarten der FFH-Richtlinie. Grundlagen 6 Foto: T. Tolasch Rücktitel: Überstauter Erlenbruch (Carici elongatae-Alnetum) am Rande 3. Ergebnisse 7 eines Verlandungsmoores. Le- bensraum zahlreicher gefährde- 4. Schutzmaßnahmen für ter Schwimmkäferarten (Dytisci- dae). Wasserkäfer 23 Foto: L. Hendrich Vignette: R. Boll 5. Zusammenfassung 32 Aus „Gefährdete Tiere im Land Brandenburg. Rote Liste“ Zitiervorschlag: BRAASCH, D.; HENDRICH, M. u. BALKE, M. 2000: Rote Liste und Artenliste der Wasserkäfer des Landes Brandenburg (Coleo- ptera: Hydradephaga, Hydro- philoidea part., Dryopoidea part. und Hydraenidae) Hrsg.: Landesumweltamt Bran- denburg. – Natursch. u. Land- schaftspfl. Bbg. 9 (3) Beilage Die Rote Liste ist auf Papier aus 100 % Sekundär- fasern mit nordischem Umweltzeichen gedruckt. ROTE LISTE WASSERKÄFER; NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 9 (3), 2000 3 DIETRICH BRAASCH, LARS HENDRICH, MICHAEL BALKE Rote Liste und Artenliste der Wasserkäfer des Landes Brandenburg (Coleoptera: Hydradephaga, Hydrophiloidea part., Dryopoidea part. und Hydraenidae) Schlagwörter: Wasserkäfer (Coleoptera: Hydradephaga, Hydrophiloidea, Dryopoidea und Hydrae- nidae), Rote Liste, Artenliste, Gefährdung, Land Brandenburg 1. Einleitung (Taumelkäfer); zum anderen die phytophagen bzw. detritophagen Hydrophiloidea, mit den Limnische Biotope stellen einen zentralen Be- Familien: Hydrophilidae (Wasserkäfer), Hydro- standteil des Naturhaushaltes dar. Dem Schutz, chidae, Helophoridae (Runzelwasserkäfer), Erhalt und der Pflege dieser Lebensräume Spercheidae (Filterer oder auch Buckelwasser- kommt somit auch eine überregionale Bedeu- käfer, HEBAUER 1994), die Staphylinoidea mit tung zu. Mit zahlreichen Gewässern eiszeitli- der Familie Hydraenidae (Langtaster-Wasserkä- cher Genese bietet das Land Brandenburg noch fer), und die Dryopoidea mit den Familien: vielfältige existenzökologische Bedingungen Dryopidae und Elmidae (Haken- und Klauenkä- für das Vorkommen von Wasserkäferarten. fer). Viele Arten zeigen eine strenge Bindung an be- Wie bereits in der Roten Liste der Wasserkäfer stimmte Biotope und können somit als Indika- Deutschlands (HESS et al. 1999), so bleiben toren zur Beurteilung der unterschiedlichsten auch in der vorliegenden Arbeit die terrestri- Gewässertypen herangezogen werden. schen, in Tierdung und Faulstoffen lebenden Neben einer Neuauflage der Roten Liste wird Gattungen (Sphaeridium, Cercyon) der Familie hier auch erstmals ein Gesamtverzeichnis aller Hydrophilidae, unberücksichtigt. Weiterhin un- wasserbewohnenden Käfer des Landes Bran- berücksichtigt blieben die Vertreter Scirtidae. denburg vorgestellt. Erfahrungen und Funde Die Larven aller Familienvertreter leben aqua- aus Berlin wurden dabei mitberücksichtigt. Eini- tisch, wohingegen die Imagines auschließlich ge "Brandenburger" Arten sind noch immer terrestrisch sind. ausschließlich aus dem Berliner Raum bekannt. Das hier vorliegende Artenverzeichnis stellt so- 1.2 Allgemeine Angaben mit auch eine wichtige faunistische Grundlage zur Bionomie von Wasserkäfern dar, die zu weiteren Untersuchungen anregen soll. Eine umfassende Fauna des Landes Bran- Wasserkäfer besiedeln alle limnischen Lebens- denburg unter Beteiligung zahlreicher Coleo- räume in Brandenburg, wie z. B. Seen, Moore, pterologen bleibt das Ziel. Tümpel, Teiche, Weiher, Sölle und Fließgewäs- ser aller Art. 1.1 Die Tiergruppe Während die Haliplidae vorwiegend Algenfres- ser sind, ernähren sich die Familien, Noteridae, Wasserkäfer stellen in systematischer Hinsicht Dytiscidae und Gyrinidae als Imagines wie auch eine sehr heterogene Tiergruppe dar. Zum ei- als Larven vorwiegend von Mückenlarven, nen beinhalten sie die räuberisch lebende Fami- Tubifex, Daphnien, Ostracoden und anderen lienreihe Hydradephaga mit den Familien: Hy- aquatischen Kleinorganismen (GALEWSKI grobiidae, Haliplidae (Wassertreter), Noteridae, 1971). Lediglich einige Großschwimmkäfer der Dytiscidae (Schwimmkäfer) und Gyrinidae Gattungen Dytiscus (Gelbrandkäfer), sowie 4 ROTE LISTE WASSERKÄFER; NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 9 (3), 2000 Cybister lateralimarginalis (der Gaukler) erbeu- position in "Vorwegnahme" einer späteren ten auch kleinere Vertebraten (Molche und Aquaphase eines temporären Gewässers erfol- kleine Fische) und deren Juvenilstadien. Viele gen (u.a bei Agabus fuscipennis). Die Überwin- Schwimmkäfer sind außerdem Aasfresser, de- terung der Dytiscidae wird bei einer Reihe von nen bei der Beseitigung kleinerer Tierleichen in Arten im Wasser (aquatische Hibernation), bei Gewässern eine große Bedeutung zukommt. einer weiteren Gruppe an Land (terrestrische Die meisten Vertreter der echten Wasserkäfer Hibernation) und bei den Arten einer dritten (Hydrophilidae), Langtaster-Wasserkäfer (Hy- Gruppe als alternative Hibernation entwe- draenidae), Hydrochidae und Hakenkäfer der/oder an Land bzw. im Wasser vorgenom- (Dryopidae) sind als Larven und Imagines men (BRAASCH 1989a). phytophag (Algen, Moose) bzw. Detritusfresser Die Biotopbindung ist bei vielen Hydradepha- (HANSEN 1987; FICHTNER u. BELLSTEDT ga, bei einigen Hydrophiloidea und allen Elmi- 1990). Einige Arten sind jedoch auch carnivor dae stark ausgeprägt. Bei den Dryopidae (Gat- (Spercheidae, "Filterer") oder ernähren sich zu- tung Dryops) fehlen z.T. noch detailliertere Un- mindest während ihrer Larvalphase ausschließ- tersuchungen zur Autökologie der einzelnen lich von tierischer Kost wie die beiden Kolben- Arten. Neben den Gewässerstrukturen (Größe, wasserkäferarten. Gewässergrund, Fließgeschwindigkeit und Be- Die Larvalentwicklung aller Wasserkäfer wird wuchs), der Beschattung (Wärmefaktor) sowie an Land oder im Uferschlamm unter Steinen, der Dauer der Wasserführung des einzelnen Moos und Laub in einer speziell eingerichteten Standortes, sind die wasserchemischen Para- Puppenwiege beendet. Ein an Pflanzenarten meter, wie z.B. pH-Wert, Chlorid- (CUPPEN und -strukturen vielfältiger, möglichst breiter 1986) und Sauerstoffgehalt sowie Leitfähigkeit Uferstreifen ist daher für das Vorkommen vieler und Temperatur für das Auftreten vieler Arten Wasserkäferarten ebenso wichtig wie die Zeit- von Bedeutung. dauer der Wasserführung und die Wasserqua- lität selbst. 1.3 Eignung der Gruppe Viele Arten, insbesondere aus den Familien Hy- für angewandte Fragestellungen drophilidae und Spercheidae, sind bei Aus- trocknung ihres Lebensraums in der Lage, flie- Auch über die Notwendigkeit des Schutzes von gend andere Gewässer aufzusuchen. So kön- Artvorkommen hinaus gibt es eine Reihe von nen sie, nach Verlust der alten Lebensstätten Gründen, die für eine stärkere Einbeziehung relativ rasch neue besiedeln und den Fortbe- der Tiergruppe bei Fragestellungen im Rahmen stand ihrer Populationen durch eine zumeist von Naturschutz- und Eingriffsplanungen spre- hohe Reproduktionsrate sichern. Bei einigen chen, soweit davon Gewässerlebensräume be- Arten sind dimorphe (geflügelte und ungeflü- rührt sind. gelte Individuen) Populationen vorhanden (Dy- So integriert die Gruppe der Wasserkäfer nahe- tiscidae: einige Agabus und Ilybius); andere zu alle stehenden und fließenden Gewässerty- müssen aufgrund beschränkter Flugleistungen pen und ist dabei in vielen auch artenreich ver- bzw. extremer Habitatspezifität (Quellbewoh- treten. Im Unterschied zu anderen Wasserin- ner und Glazialrelikte in Mooren) als sehr aus- sektengruppen oder etwa den Fischen gilt dies breitungsschwach bezeichnet werden (Dytisci- im Besonderen auch für temporär bis episo- dae: Hydroporus, Deronectes, einige Agabus disch wasserführende Kleingewässer, wie z.B. und Ilybius). Überlaufpfützen und Flutmulden in Fluss- Bei den Schwimmkäfern (Dytiscidae) sind die Auen, kleine Verdichtungstümpel, Vernässun- Habitatansprüche differenziert zu sehen. Sehr gen in Wiesen sowie die überspannten Bereiche häufig sind Imaginal- und Larvalhabitate zu un- von Quellsümpfen, Mooren, Großseggenrie- terscheiden oder die Anflüge der Käfer erfolgen den und Bruchwäldern (HESS et al. 1999). im Kontext des Nahrungserwerbs, der Ausbrei- In allen Familien und in allen Gewässerlebens- tung, der Anpaarung,
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