Richard Wagner (1813 –1883) Romantische Oper in drei Aufzügen

Dichtung vom Komponisten Uraufführung am 28. August 1850, Hoftheater, Weimar

Live-Aufnahme der Wiederaufnahme-Serie, März-April 2013 Oper Frankfurt Recording System Recording Producer: Christian Wilde

Oper Frankfurt Bernd Loebe, Intendant Sebastian Weigle, Generalmusikdirektor Besetzung | Cast

Heinrich der Vogler Falk Struckmann Lohengrin Michael König Elsa von Brabant Camilla Nylund Friedrich von Telramund Robert Hayward Ortrud, seine Gemahlin Michaela Schuster Der Heerrufer Daniel Schmutzhard Vier brabantische Edle Constantin Neiconi, Victor Tsevelev, Gerhard Singer, Lars Rößler Edelknaben Camelia Peteu, Alketa Hoxha, Jianhua Zhu, Hiromi Mori

Frankfurter Opern- und Museumsorchester Dirigent / conductor Bertrand de Billy

Chor und Extrachor der Oper Frankfurt Chor / choir Matthias Köhler

Inszenierung / director Jens-Daniel Herzog Bühnenbild und Kostüme / stage and costume design Mathis Neidhardt Dramaturgie / dramaturgy Norbert Abels

2 Camilla Nylund – Elsa von Brabant CD 1 1. Akt [11] Nun höret mich und achtet wohl (Heerrufer) 07:25 [01] Vorspiel 08:35 [12] Durch Gottes Sieg ist jetzt dein Leben mein (Lohengrin) 04:44 Erste Szene [02] Hört! Grafen, Edle, Freie von Brabant! (Heerrufer) 04:29 2. Akt [03] Dank, König, dir, dass du zu richten kamst (Friedrich) 06:47 [13] Vorspiel 03:49

Zweite Szene Erste Szene [04] Seht hin! Sie naht, die hart Beklagte [14] Erhebe dich, Genossin meiner (Chor) 03:54 Schmach! (Friedrich) 04:05 [05] Einsam in trüben Tagen (Elsa) 04:07 [15] Was macht dich in so wilder Klage [06] Mich irret nicht ihr träumerischer Mut doch vergehn? (Ortrud) 04:07 (Friedrich) 05:10 [07] Wer hier im Gotteskampf zu streiten kam (Heerrufer) 05:39 total 75:06

Dritte Szene [08] Nun sei bedankt, mein lieber Schwan (Lohengrin) 03:54 [09] Zum Kampf für eine Magd zu stehn (Lohengrin) 06:21 [10] Nun hört! Euch, Volk und Edlen, mach ich kund (Lohengrin) 01:40

4 CD 2 2. Akt, Fortsetzung Fünfte Szene [11] Heil! Heil dem König! (Chor) 03:24 [01] Du wilde Seherin (Friedrich) 07:19 [12] O König! Trugbetörte Fürsten! (Friedrich) 03:25 Zweite Szene [13] Nicht dir, der so vergaß der Ehren [02] Euch Lüften, die mein Klagen (Lohengrin) 07:42 (Elsa) 03:27 [14] Mein Held! Entgegne kühn dem [03] Elsa! (Ortrud) 05:42 ­Ungetreuen! (Heinrich) 07:22 [04] Hilf Gott! So muss ich dich erblicken (Elsa) 02:17 [05] Wie kann ich solche Huld dir lohnen total 72:31 (Ortrud) 07:29

Dritte Szene [06] In Früh’n versammelt uns der Ruf (Chor) 04:46 [07] Des Königs Wort und Will’ tu ich euch kund (Heerrufer) 07:55

Vierte Szene [08] Gesegnet soll sie schreiten (Chor) 06:02 [09] Zurück, Elsa! Nicht länger will ich ­dulden (Ortrud) 03:11 [10] Du Lästerin! Ruchlose Frau! (Elsa) 02:20

5 CD 3 3. Akt [12] Mir schwankt der Boden! Welche Nacht! (Elsa) 03:16 [01] Vorspiel 03:11 [13] Getrennt, geschieden sollen wir uns sehn (Lohengrin) 02:23 Erste Szene [14] Mein lieber Schwan! Ach, diese letzte [02] Treulich geführt ziehet dahin traur’ge Fahrt (Lohengrin) 04:26 (Chor) 03:56 [15] Fahr heim! Fahr heim, du stolzer Helde (Ortrud) 05:01 Zweite Szene [03] Das süße Lied verhallt (Lohengrin) 06:28 total 67:44 [04] Wie soll ich es nennen (Elsa) 06:02 [05] Höchstes Vertrau’n hast du mir schon zu danken (Lohengrin) 04:07 [06] Hilf Gott, was muss ich hören! (Elsa) 03:54 [07] Weh, nun ist all unser Glück dahin! ­(Lohengrin) 05:55

Dritte Szene [08] Heil König Heinrich! (Chor) 03:07 [09] Habt Dank, ihr Lieben von Brabant! (Heinrich) 03:40 [10] Macht Platz dem Helden von Brabant (Chor) 06:31 [11] In fernem Land, unnahbar euren ­Schritten (Lohengrin) 05:40

6 Camilla Nylund – Elsa von Brabant Falk Struckmann – Heinrich der Vogler Daniel Schmutzhard – Heerrufer Michael König – Lohengrin Camilla Nylund – Elsa von Brabant

Norbert Abels Lohengrin oder der Allertraurigste Lohengrin, or the saddest of all Lohengrin oder der Allertraurigste Lohengrin, or the saddest of all Cosima Wagner notiert in einer Tagebuch­ Cosima Wagner notated in her journal entry of eintragung vom 9. Januar 1883: »R spricht (…) 9 January 1883: “R. speaks (…) of his various über seine verschiedenen Stoffe, immer subjects and always finds Lohengrin to be the ­Lohengrin als den allertraurigsten findend.« saddest of all.” Allertraurigst? So scheint es. Die tragischen The saddest of all? It appears so. The tragic Antinomien gehen im Lohengrin weiter als in antinomies go further in Lohengrin than in all allen anderen Werken Wagners. Von der the others works of Wagner. The crystalline ­Unabwendbarkeit der Katastrophe im wirkli- ­purity of the A-major Prelude already attests to chen Dasein kündet schon die kristalline Rein- the inevitability of catastrophe in actual exis- heit des A-Dur-Vorspiels. Alles, was ihm noch tence. Everything that can still follow it must folgen kann, muss unauslöschlich das Mal der bear the mark of the stain. There can be no Befleckung tragen. Einen vom universellen moment liberated from the universal interrela- Schuld- und Sündenzusammenhang befreiten tion of guilt and sin in the empirical world, and Augenblick kann es in der empirischen Welt least of all in its heart called the “nuptial cham- und am wenigsten noch in deren »Brautge- ber”. That this saddest subject of all still con- mach« genanntem Herzen nicht geben. Einzig, tains an immanent potential of reconciliation is dass dieser allertraurigste Stoff durch die only due to the fact that it sounds as music; T­atsache, dass er als Musik erklingt, noch ein this fact diminishes its fundamentally sad trait immanentes Potenzial von Versöhnung enthält, to escape the hopelessness of all efforts, vermindert seinen tristen Grundzug, die Aus- the irresolvable foreignness that has been de­ weglosigkeit aller Bemühungen, der unauf­ posited onto the soul of the grail knight like lösbaren Fremdheit zu entkommen, die sich mildew. wie Mehltau auf die Seele des Gralsritters Thomas Mann very aptly described the ­gelegt hat. ­general spiritual character of Wagner’s musical Thomas Mann beschrieb sehr treffend den art as “something pessimistically heavy, slowly allgemeinen seelischen Charakter der Wagner- longing, broken in rhythm and struggling for

9 schen Tonkunst als »etwas pessimistisch ­redemption out of the dark turmoil”. The music Schweres, langsam Sehnsüchtiges, im Rhyth- of Wagner is actually and ultimately the music mus Gebrochenes und aus dunklem Wirrsal of a burdened soul: “a rummaging, shuffling nach Erlösung im Schönen Ringendes«. Es ­ and pressing of un-southern tribulation.” For sei die Wagnersche Musik letztendlich und this reason, the words that the painter Franz ­eigentlich die Musik einer beladenen Seele: von Lenbach addressed to Wagner himself are »ein Wühlen, Sichschieben und Drängen von appropriate: “Your music – well, that is just a unsüdlicher Mühsal«. Nahe liegt deshalb das lorry to heaven”. A lorry, of course, that never Wort, das der Maler Franz von Lenbach an reaches its goal. Wagner selbst richtete: »Ihre Musik – ach Precisely this is what Wagner’s , was, das ist ja ein Lastwagen nach dem Him- ­expressly labelled as “romantic”, Lohengrin, is melreich.« – Ein Lastwagen freilich, der nie about. Friedrich Schlegel understood roman­ dieses Ziel erreicht. ticism to be progressive universal poetry, and Eben hiervon handelt die von Wagner aus- regarded its mission as one of saving things drücklich als »romantisch« etikettierte Oper from their prosaic existence with the “magic ­Lohengrin. Die Romantik verstand sich mit wand of the analogy” (Novalis), of again Friedrich Schlegel als progressive Universal­ ­coaxing out all the magic inhabiting within their poesie, sah ihre Aufgabe darin, mit dem essence. It was for this reason that it re­ ­»Zauberstab der Analogie« (Novalis) die Dinge discovered the fairytale. Wagner’s “Poem of aus ihrem prosaischen Dasein zu retten, ­ the Longing of Human Desire” of 1845, con- ihnen erneut den allem Sein innewohnenden ceived in Marienbad, is connected to this. Zauber zu entlocken. Sie entdeckte deshalb Even clearer than with Tannhäuser and the das ­Märchen neu. Hieran knüpft Wagners Dutchman, it reveals the working method that 1845 in ­Marienbad konzipiertes »Gedicht des remained constant up to . sehnsüchtigen menschlichen Verlangens« Wagner piles meticulous, often downright an. ­Noch klarer als beim Tannhäuser und pedantic layers of material over each other, beim Holländer offenbart sich darin die bis scrupulously evaluating the various sources in

10 zum­ ­Parsifal dann gleichbleibende Arbeits­ order to leave these mountains behind him methodik. again in the process of completion afterwards, Wagner türmt akribisch, oft geradezu pe- to subordinate them to his own intentions the- dantisch Materialschichten übereinander, wer- matically and with sovereignty. He was aware tet minutiös die unterschiedlichsten Quellen of the aesthetically necessary and consistent aus, um hernach im Vollendungsvorgang diese historical tableau that was the condition for Berge wieder hinter sich zu lassen, souverän ­reifying the actual parabolic and fairytale-like und thematisch verfahrend sie den eigenen train of history. Wagner’s faithfulness to details Absichten unterzuordnen. Er wusste um das of historical authenticity was ultimately nothing ästhetisch notwendige und stimmige histo­ but the instrument of a thoroughly ahistorical rische Tableau, das die Bedingung dafür war, view of the world. den eigentlich parabolischen und märchen­ It is this world view, however, that actually haften Zug der Geschichte zu vergegenständ­ proves in Lohengrin to be the “saddest of all”. lichen. Wagners Detailtreue in der historischen The tragic “inescapability of conflict” reveals Authentizität war am Ende nichts anderes als ­itself as the all-decisive formative idea of the das Instrument einer im Ganzen durchaus work. All of the opera’s tragic collisions can be ­ahistorischen Weltsicht. attributed to it, including the dualism of interior Diese Weltsicht aber erweist sich im Lohen­ and exterior, faith and trust, of artist and soci- grin tatsächlich als »allertraurigst«. Die tragi- ety, or desire and renunciation, to name just a sche »Unentrinnbarkeit des Konflikts« zeigt few. sich als die alles entscheidende Gestaltungs- In order to be loved, Lohengrin must hide his idee des Werkes. Ihr lassen sich all seine identity. Erotic desire of a being of a higher ­tragischen Kollisionen zurechnen; darunter der ­nature, however, would be a paradox. Accord- Dualismus von Innen und Außen, Glauben ingly, Elsa’s ignorance is the condition of the und Vertrauen, von Künstler und Gesellschaft, possibility of a sensual union. To be loved with- von Begehren und Verzicht, um nur einige zu out being able to reveal oneself – conceived nennen. from Lohengrin’s essence – is itself tragic, for

11 Lohengrin muss, um geliebt zu werden, sei- it implies an irrevocable splitting of the self – ne Identität verbergen. Erotisches Begehren itself a highly romantic subject. The divine eines Wesens von höherer Natur aber wäre ein ­demands absolute faith and thus enters into a Paradoxon. Elsas Nichtwissen ist demnach die collision with the human, which demands Bedingung der Möglichkeit einer sinnlichen ­absolute trust. And still more tragic: Elsa at- Vereinigung. Geliebt zu werden, ohne sich of- tempts to overcome the dualism of the other fenbaren zu können, ist – von Lohengrins Sein self, and simultaneously extinguishes the aus gedacht – selbst schon tragisch, impliziert ­substrate of the connection, “not being al- es doch eine unaufhebbare Spaltung des Ich – lowed to ask”, through this surmounting. The ein wiederum hochromantisches Thema. Das longing for love remains, for being loved, for Göttliche fordert absoluten Glauben und gerät “being understood through love” (Wagner). dabei in Kollision mit dem Menschlichen, das Neither the active nor the passive moment absolutes Vertrauen fordert. Und noch tragi- are redeemed: the being that is interpreted as scher: Elsa versucht, den Dualismus des ande- “full, complete, feeling warmth and being felt ren Ich zu überwinden, und löscht durch diese as warm” remains a utopia. Lohengrin fails in Überwindung zugleich aber das Substrat der no longer being “God, i.e. the absolute artist” Verbindung, das Nicht-Fragen-Dürfen, aus. ­ (Wagner) in order to become human. “But the Es bleibt bei der Sehnsucht nach Liebe, nach traitorous halo of elevated nature is indisput- Geliebtsein, nach »Verstandensein durch die ably inherent in him; he cannot help but appear Liebe« (Wagner). wonderful. (…) Doubt and jealousy testify Beides, das aktivische und das passivische about him that he was not understood, but Moment, wird nicht eingelöst: Das als »voller, only worshipped, and they wrest from him ­ ganzer, warmempfindender und warmempfun- the confession of his divinity with which he dener Mensch« zu deutende Wesen bleibt eine ­returns to his loneliness, destroyed.” Utopie. Lohengrin scheitert daran, nicht mehr This is how Wagner described the conflict »Gott, d. h. absoluter Künstler« (Wagner) zu in the “Communication to My Friends” written sein, um Mensch zu werden. »Aber an ihm haf- in 1851. In this communication there is also a

12 tet unabstreitbar der verräterische Heiligen- characteristic oxymoron, a bizarre synchronisa- schein der erhöhten Natur; er kann nicht an- tion of mutually exclusive terms. Wagner lets ders als wunderbar erscheinen. (…) Zweifel Lohengrin descend from “his blissfully desolate und Eifersucht bezeugen ihm, dass er nicht loneliness”. Blissful desolation may initially verstanden, sondern nur angebetet wurde, und mean the equally sad variant of desolate bliss entreißen ihm das Geständnis seiner Göttlich- from the preceding opera, Tannhäuser. For the keit, mit dem er vernichtet in seine Einsamkeit directorial aspect, however, there is still more zurückkehrt.« contained in these words – the suspicion that So beschreibt Wagner den Konflikt in der the abstracted world of appearances has no 1851 verfassten »Mitteilung an meine Freun- more potential for happiness than does the de«. In dieser Mitteilung findet sich auch ein world of empirical suffering. This, in turn, leads bezeichnendes Oxymoron, eine bizarre Gleich- to a collision between the ideal world and real- schaltung einander ausschließender Begriffe ity which, in our present-day world, appears to also. Wagner lässt Lohengrin herabsteigen aus have reached its zenith so far. The aesthetics »seiner wonnig öden Einsamkeit«. Wonnige of appearance, the illusionism of the virtual and Öde mag zunächst die ebenso triste Variante the staging of dream worlds stand in “sad der öden Wonne aus dem vorausgegangenen ­opposition” to the actual and endangered exis- Tannhäuser bedeuten. Für den inszenatori- tence of the human being of our age. “I show schen Aspekt aber steckt noch mehr in dieser the reactions of people to the images, not the Prägung: der Verdacht, dass die entrückte images themselves”, articulates the director Scheinwelt nicht mehr Glückspotenzial auf- Jens-Daniel Herzog and, for this reason, re­ weist als die Welt des empirischen Leidens. locates his work into those artificial paradises Dies führt wiederum zu einer Kollision von Ideal in which dream worlds and existential fears und Wirklichkeit, die in unserer gegenwärtigen collide today. Welt ihren bisherigen Zenit erreicht zu haben scheint. Die Ästhetik des Scheins, der Illusio- nismus des Virtuellen, die Inszenierung der

13 Wunschwelten steht im »allertraurigsten« ­Gegensatz zum wirklichen und gefährdeten Sein des Menschen unseres Zeitalters. »Ich zeige die Reaktionen der Menschen auf die ­Bilder, nicht die Bilder selbst«, artikuliert der Regisseur Jens-Daniel Herzog und verlagert deshalb seine Arbeit in jene künstlichen ­Paradiese, worin heute Wunschwelten und Existenzängste aufeinanderprallen.

14 Camilla Nylund – Elsa von Brabant Michael König – Lohengrin Handlung Synopsis Camilla Nylund – Elsa von Brabant Michaela Schuster – Ortrud Robert Hayward – Friedrich von Telramund 1. Aufzug Act I König Heinrich ist nach Brabant gekommen, Before his death the Duke of Brabant made um Truppen für einen drohenden Krieg zu Friedrich of Telramund guardian of his children, ­rekrutieren. Graf Friedrich von Telramund, den Gottfried and Elsa. Telramund married Ortrud der verstorbene Herzog von Brabant zum Vor- after turning down Elsa’s hand in marriage, mund seiner Kinder Gottfried und Elsa be- promised him by her father. King Heinrich has stimmt hatte, tritt vor den König und klagt Elsa come to Brabant to raise troops for an immi- des Brudermordes an. Dem Recht auf Elsas nent war. Telramund stands before the King Hand, vom toten Herzog verliehen, hatte Telra- and, encouraged by Ortrud, accuses Elsa of mund entsagt und Ortrud geheiratet, die ihn having murdered her brother. nun zur Klage gegen Elsa treibt – sie habe ge- The King questions Elsa who instead of de- sehen, wie Elsa ihren Bruder ertränkte. fending herself, describes a Knight, a stranger, Während der Befragung durch den König who appeared to her in a dream. This Knight berichtet Elsa, anstatt sich zu verteidigen, von shall fight for her, be her champion. einem unbekannten Ritter, der ihr im Traum er- The King proclaims that the matter will be schienen war. Dieser Ritter solle für sie kämp- settled by God. Telramund shall fight a duel to fen, ihr Streiter sein. Telramund stellt sich dem determine whether Elsa is guilty or innocent. Gottesgericht – im Duell soll sich Schuld oder The Herald calls for someone to champion her Unschuld der Angeklagten erweisen. Nun wird cause. At last the knight from Elsa’s dream nach einem Streiter für Elsa gesucht. ­appears in a boat, drawn by a swan, and offers Endlich erscheint der Ritter aus Elsas Träu- her his help, demanding her love and trust in men, in einem Boot, von einem Schwan ge­ return. »You must never ask me, nor try to zogen, und bietet ihr seine Hilfe an, stellt aber ­discover, from whence I came nor what is my Bedingungen. Er fordert ihre Liebe und ihr name and lineage.« ­Vertrauen. »Nie sollst du mich befragen, noch Telramund is beaten in the duel but his life is Wissens Sorge tragen, woher ich kam der spared. Fahrt, noch wie mein Nam und Art.«

17 Telramund wird im Duell geschlagen, sein Act II Leben wird ihm jedoch gelassen. Ortrud is plotting revenge. Telramund, her tool, has failed. He has not been judged by 2. Aufzug God but fallen victim to deception. The un- Ortrud sinnt auf Rache: Telramund, ihr Werk- known knight must possess evil powers. ­ zeug, hat versagt. Er sei nicht von Gott gerich- The stranger’s power can be broken by tet worden, sondern einem Betrug zum Opfer wounding him or by persuading Elsa to ask gefallen. Hinter dem fremden Ritter stehe ein the forbidden question. She urges Telramund böser Zauber. Die Macht des Unbekannten sei to join her in taking revenge against Elsa and zu brechen, wenn man dem Ritter eine Verlet- her champion: »She is mine, her knight be- zung beibrächte oder wenn man Elsa dazu be- longs to you.« wege, die verbotene Frage zu stellen. Ortrud Elsa appears. Ortrud approaches her pre- drängt Telramund zur gemeinsamen Rache ge- tending to be a friend, warning her not to trust gen Elsa und ihren Streiter: »Sie ist für mich, the stranger. Elsa takes her in. In the minster, ihr Held gehöre dir.« on her wedding day, Ortrud stands in Elsa’s Als Elsa erscheint, tritt Ortrud vor und gibt way and demands that the bride of a man sich als die besorgte Freundin, redet ihr Angst without a name shall owe her precedence. ­ vor dem Fremden ein. Elsa lässt sie daraufhin A hero cannot be pure and noble if one is not in ihre Kammer ein. Als sie am Tag ihrer Hoch- allowed to know about his lineage. zeit die Treppen des Münsters hinaufsteigt, Elsa’s knight and the King arrive but Telra- stellt sich Ortrud ihr in den Weg und verlangt mund bars their way. He accuses the stranger den Vortritt vor der Braut eines Namenlosen. of deceit and black magic and asks what his Ein Held könne nicht rein und edel sein, wenn name and lineage are. The Knight dismisses man seine Herkunft nicht erfahren dürfe. the question: »There is only one person I am Elsas Retter und der König erscheinen zur bound to answer.« Hochzeit, werden jedoch von Telramund aufge- The couple enter the minster to be married. halten, der den Unbekannten des Betrugs und

18 der Zauberei anklagt und ihm die verbotene Act III Frage nach Namen und Herkunft stellt. Der During their wedding night Elsa has doubts fremde Ritter weist die Frage ab: »Nur eine about her husband’s loyalty – she is frightened ist’s, der muss ich Antwort geben«, selbst dem that he might leave as quickly as he appeared. König schulde er die Antwort nicht. Finally, she asks the forbidden question. At Das Paar zieht ins Münster zur Trauung. that moment Telramund and his men break into the room. Telramund is killed and the knight 3. Aufzug ­orders that his body be taken before the King, In der Hochzeitsnacht zweifelt Elsa an der where he will answer Elsa’s question. Treue ihres Gemahls, befürchtet, dass dieser »I was sent to you by the Holy Grail: my fa- sie ebenso schnell wieder verlassen könne, ther Parsifal wears its crown, I am his knight wie er erschienen war. Schließlich stellt sie ihm and Lohengrin is my name.« If a Knight of the die verbotene Frage. Im selben Moment bricht Holy Grail is sent forth to fight for virtue, he Telramund mit seinen Vertrauten in das Ge- must remain unknown or leave the land of men. mach und wird von dem Unbekannten getötet. Lohengrin takes his leave from Elsa. The swan Dieser lässt den Leichnam zum König bringen. reappears. Ortrud, seeing its chain, recognizes Dort will er Elsa die Frage beantworten. Gottfried, whom she had turned into a swan. »Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt: She is triumphant because now Lohengrin and mein Vater Parzival trägt seine Krone, sein the swan, Gottfried, will vanish forever. ­Ritter ich bin Lohengrin genannt.« Wenn einer But Lohengrin releases Gottfried from Or- der Gralsritter entsandt werde, um für Recht trud’s spell and she collapses. After Lohengrin und Tugend zu kämpfen, müsse er unerkannt has vanished Elsa falls lifeless to the floor. bleiben, sonst müsse er die Menschen verlas- sen. Lohengrin nimmt Abschied von Elsa. Da Translation: Lucy Jonas erscheint wieder der Schwan, an dessen Kette Ortrud in ihm den jungen Gottfried erkennt, den sie einst in einen Schwan verwandelt hat-

19 te. Sie wähnt sich bereits im Triumph, denn mit Lohengrin werde auch der Schwan, Gottfried also, endgültig verschwinden. Doch Lohengrin befreit Gottfried vom Zauber Ortruds, die zu- sammenbricht. Als Lohengrin verschwunden ist, sinkt auch Elsa »entseelt« zu Boden.

Camilla Nylund – Elsa von Brabant

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Libretto

Michael König – Lohengrin Robert Hayward – Telramund CD 1 [01] Vorspiel König Heinrich erhebt sich Gott grüß euch, liebe Männer von Brabant! Erster Akt Nicht müßig tat zu euch ich diese Fahrt! Der Not des Reiches seid von mir gemahnt! Eine Aue am Ufer der Schelde bei Antwerpen. Der Fluss macht dem Hintergrund zu eine Biegung, Soll ich euch erst der Drangsal Kunde sagen, so dass rechts durch einige Bäume der Blick auf die deutsches Land so oft aus Osten traf? ihn unterbrochen wird und man erst in weiterer In fernster Mark hießt Weib und Kind ihr beten: ­Entfernung ihn wieder sehen kann. »Herr Gott, bewahr uns vor der Ungarn Wut!« Doch mir, des Reiches Haupt, musst’ es Erste Szene ­geziemen, solch wilder Schmach ein Ende zu ersinnen; Im Vordergrund sitzt König Heinrich unter einer als Kampfes Preis gewann ich Frieden auf neun ­mächtigen alten Eiche (Gerichtseiche), ihm zunächst Jahr – stehen sächsische und thüringische Grafen, Edle und ihn nützt’ ich zu des Reiches Wehr; Reisige, welche des Königs Heerbann bilden. beschirmte Städt’ und Burgen ließ ich baun, Gegenüber stehen die brabantischen Grafen und den Heerbann übte ich zum Widerstand. ­Edlen, Reisige und Volk, an ihrer Spitze Friedrich von Telramund, zu dessen Seite Ortrud. Zu End’ ist nun die Frist, der Zins versagt – Die Mitte bildet ein offener Kreis. Der Heerrufer des mit wildem Drohen rüstet sich der Feind. Königs und vier Hornbläser schreiten in die Mitte. Nun ist es Zeit, des Reiches Ehr’ zu wahren; Die Bläser blasen den Königsruf. ob Ost, ob West, das gelte allen gleich! Was deutsches Land heißt, stelle Kampfes­ Heerrufer scharen, [02] Hört! Grafen, Edle, Freie von Brabant! dann schmäht wohl niemand mehr das deutsche Heinrich, der Deutschen König, kam zur Statt, Reich! mit euch zu dingen nach des Reiches Recht. Gebt ihr nun Fried und Folge dem Gebot? Sachsen & Thüringer Wohlauf! Mit Gott für Deutschen Reiches Ehr! Brabanter Wir geben Fried und Folge dem Gebot. König Heinrich hat sich wieder gesetzt Willkommen, willkommen, König, in Brabant! Komm ich zu euch nun, Männer von Brabant, zur Heeresfolg’ nach Mainz euch zu entbieten,

CD 1 23 wie muss mit Schmerz und Klagen ich ersehn, verliehn, entsagt’ ich willig da und gern dass ohne Fürsten ihr in Zwietracht lebt! und nahm ein Weib, das meinem Sinn gefiel: Verwirrung, wilde Fehde wird mir kund; Er stellt Ortrud vor, die sich vor dem König verneigt drum ruf ich dich, Friedrich von Telramund! Ortrud, Radbods, des Friesenfürsten Spross. Ich kenne dich als aller Tugend Preis, Er schreitet feierlich einige Schritte vor jetzt rede, dass der Drangsal Grund ich weiß. Nun führ ich Klage wider Elsa von Brabant; des Brudermordes zeih ich sie. Friedrich Dies Land doch sprech ich für mich an mit Recht, [03] Dank, König, dir, dass du zu richten kamst! da ich der Nächste von des Herzogs Blut, Die Wahrheit künd’ ich, Untreu’ ist mir fremd. mein Weib dazu aus dem Geschlecht, das einst Zum Sterben kam der Herzog von Brabant, auch diesen Landen seine Fürsten gab. und meinem Schutz empfahl er seine Kinder, Du hörst die Klage, König! Richte recht! Elsa, die Jungfrau, und Gottfried, den Knaben; mit Treue pflog ich seiner großen Jugend, Alle Männer sein Leben war das Kleinod meiner Ehre. Ha, schwerer Schuld zeiht Telramund! Ermiss nun, König, meinen grimmen Schmerz, Mit Grausen werd ich der Klage kund! als meiner Ehre Kleinod mir geraubt! König Heinrich Lustwandelnd führte Elsa den Knaben einst Welch fürchterliche Klage sprichst du aus! zum Wald, doch ohne ihn kehrte sie zurück; Wie wäre möglich solche große Schuld? mit falscher Sorge frug sie nach dem Bruder, da sie, von ungefähr von ihm verirrt, Friedrich bald seine Spur – so sprach sie – nicht mehr O Herr, traumselig ist die eitle Magd, fand. die meine Hand voll Hochmut von sich stieß. Fruchtlos war all Bemühn um den Verlornen; Geheimer Buhlschaft klag ich drum sie an: als ich mit Drohen nun in Elsa drang, Sie wähnte wohl, wenn sie des Bruders ledig, da ließ in bleichem Zagen und Erbeben dann könnte sie als Herrin von Brabant der grässlichen Schuld Bekenntnis sie uns sehn. mit Recht dem Lehnsmann ihre Hand verwehren Es fasste mich Entsetzen vor der Magd; und offen des geheimen Buhlen pflegen. dem Recht auf ihre Hand, vom Vater mir

24 CD 1 König Heinrich durch eine ernste Gebärde Friedrichs ­einfach weiß gekleidet, folgen ihr, diese bleiben aber Eifer unterbrechend zunächst im Hintergrunde an der äußersten Grenze Ruft die Beklagte her! des Gerichtskreises. Beginnen soll nun das Gericht! Männer Gott lass mich weise sein! [04] Seht hin! Sie naht, die hart Beklagte! Heerrufer schreitet feierlich in die Mitte Ha! Wie erscheint sie so licht und rein! Soll hier nach Recht und Macht Der sie so schwer zu zeihen wagte, Gericht gehalten sein? wie sicher muss der Schuld er sein! König Heinrich hängt mit Feierlichkeit den Schild an König Heinrich der Eiche auf Bist du es, Elsa von Brabant? Nicht eh’r soll bergen mich der Schild, Elsa neigt das Haupt bejahend bis ich gerichtet streng und mild! Erkennst du mich als deinen Richter an? Elsa wendet ihr Haupt nach dem König, blickt ihm ins Alle Männer die Schwerter entblößend, welche die Auge und bejaht dann mit vertrauensvoller Gebärde Sachsen und Thüringer vor sich in die Erde stoßen, So frage ich weiter: die Brabanter flach vor sich niederstrecken Ist die Klage dir bekannt, Nicht eh’r zur Scheide kehr’ das Schwert, die schwer hier wider dich erhoben? bis ihm durch Urteil Recht gewährt! Elsa erblickt Friedrich und Ortrud, erbebt, ­ Heerrufer neigt traurig das Haupt und bejaht Wo ihr des Königs Schild gewahrt, Was entgegnest du der Klage? dort Recht durch Urteil nun erfahrt! Elsa durch eine Gebärde: »Nichts!« Drum ruf ich klagend laut und hell: So bekennst du deine Schuld? Elsa, erscheine hier zur Stell’! Elsa blickt eine Zeitlang traurig vor sich hin Mein armer Bruder! Zweite Szene Alle Männer Elsa tritt auf in einem weißen, sehr einfachen Gewan­ Wie wunderbar! Welch seltsames Gebaren! de; sie verweilt eine Zeitlang im Hintergrunde, dann schreitet sie sehr langsam und mit großer Verschämt­ König Heinrich heit der Mitte des Vordergrundes zu; Frauen, sehr Sag, Elsa! Was hast du mir zu vertraun?

CD 1 25 Elsa in ruhiger Verklärung vor sich hinblickend so trat er aus den Lüften [05] Einsam in trüben Tagen zu mir, der Recke wert; hab’ ich zu Gott gefleht, mit züchtigem Gebaren des Herzens tiefstes Klagen gab Tröstung er mir ein; ergoss ich im Gebet. des Ritters will ich wahren, Da drang aus meinem Stöhnen er soll mein Streiter sein! ein Laut so klagevoll, Alle Männer der zu gewalt’gem Tönen Bewahre uns des Himmels Huld, weit in die Lüfte schwoll: dass klar wir sehen, wer hier schuld! Ich hört’ ihn fernhin hallen, bis kaum mein Ohr er traf; König Heinrich mein Aug ist zugefallen, Friedrich, du ehrenwerter Mann, ich sank in süßen Schlaf. bedenke wohl, wen klagst du an? Alle Männer Friedrich Wie sonderbar! Träumt sie? Ist sie entrückt? [06] Mich irret nicht ihr träumerischer Mut; ihr hört, sie schwärmt von einem Buhlen! König Heinrich als wolle er Elsa aus dem Traume Wes ich sie zeih, des hab ich sichren Grund. wecken Glaubwürdig ward ihr Frevel mir bezeugt; Elsa, verteid’ge dich vor dem Gericht! doch eurem Zweifel durch ein Zeugnis wehren, Elsas Mienen gehen von dem Ausdruck träume­ das stünde wahrlich übel meinem Stolz! rischen Entrücktseins zu dem schwärmerischer Hier steh ich, hier mein Schwert! Wer wagt von ­Verklärung über euch, Elsa zu streiten wider meiner Ehre Preis! In lichter Waffen Scheine Brabanter ein Ritter nahte da, Keiner von uns! Wir streiten nur für dich! so tugendlicher Reine ich keinen noch ersah: Friedrich Ein golden Horn zur Hüften, Und, König, du! Gedenkst du meiner Dienste, gelehnet auf sein Schwert – wie ich im Kampf den wilden Dänen schlug?

26 CD 1 Camilla Nylund – Elsa von Brabant Falk Struckmann – Heinrich der Vogler König Heinrich Brabanter Wie schlimm, ließ’ ich von dir daran mich mahnen! Merket auf! Gern geb ich dir der höchsten Tugend Preis; Elsa hat Stellung und schwärmerische Miene nicht in keiner andern Hut, als in der deinen, verlassen; alles blickt mit Gespanntheit auf sie möcht ich die Lande wissen. Gott allein Des Ritters will ich wahren, soll jetzt in dieser Sache noch entscheiden! er soll mein Streiter sein! Alle Männer ohne sich umzublicken Zum Gottesgericht! Hört, was dem Gottgesandten Zum Gottesgericht! ich biete für Gewähr: Wohlan! In meines Vaters Landen die Krone trage er; König Heinrich mich glücklich soll ich preisen, Dich frag ich, Friedrich, Graf von Telramund! nimmt er mein Gut dahin – Willst du durch Kampf auf Leben und auf Tod will er Gemahl mich heißen, im Gottesgericht vertreten deine Klage? geb ich ihm, was ich bin! Friedrich Alle Männer unter sich Ja! Ein schöner Preis, stünd er in Gottes Hand! König Heinrich Wer für ihn stritt’, wohl setzt’ er schweres Pfand! Und dich nun frag ich, Elsa von Brabant! König Heinrich Willst du, dass hier auf Leben und auf Tod Im Mittag hoch steht schon die Sonne: im Gottesgericht ein Kämpe für dich streite? So ist es Zeit, dass nun der Ruf ergeh! Elsa ohne die Augen aufzuschlagen Der Heerrufer tritt mit den vier Heerhornbläsern vor, Ja! die er, den vier Himmelsgegenden zugewendet, an König Heinrich die äußersten Grenzen des Gerichtskreises vorschrei­ Wen wählest du zum Streiter? ten und so den Ruf blasen lässt. Friedrich Heerrufer Vernehmet jetzt [07] Wer hier im Gotteskampf zu streiten kam den Namen ihres Buhlen! für Elsa von Brabant, der trete vor, der trete vor! 28 CD 1 Langes Stillschweigen. Elsa, welche bisher in unun­ Alle Männer terbrochen ruhiger Haltung verweilt, zeigt entstehende In düstrem Schweigen richtet Gott! Unruhe der Erwartung. Elsa sinkt zu inbrünstigem Gebet auf die Knie. Alle Männer Die Frauen, in Besorgnis um ihre Herrin, treten etwas Ohn’ Antwort ist der Ruf verhallt! ­näher in den Vordergrund. Friedrich auf Elsa deutend Elsa Gewahrt, ob ich sie fälschlich schalt? Du trugest zu ihm meine Klage, zu mir trat er auf dein Gebot: Alle Männer O Herr, nun meinem Ritter sage, Um ihre Sache steht es schlecht! dass er mir helf in meiner Not! Friedrich Frauen auf die Knie sinkend Auf meiner Seite bleibt das Recht! Herr! Sende Hilfe ihr! Elsa etwas näher zum König tretend Herr Gott! Höre uns! Mein lieber König, lass dich bitten, Elsa noch einen Ruf an meinen Ritter! Lass mich ihn sehn, wie ich ihn sah, Wohl weilt er fern und hört’ ihn nicht. mit freudig verklärter Miene König Heinrich zum Heerrufer wie ich ihn sah, sei er mir nah! Noch einmal rufe zum Gericht! Die auf einer Erhöhung dem Ufer des Flusses Auf das Zeichen des Heerrufers richten die Heerhorn­ ­zunächststehenden Männer gewahren zuerst die bläser sich wieder nach den vier Himmelsgegenden. ­Ankunft Lohengrins, welcher in einem Nachen, von einem Schwan gezogen, auf dem Flusse in der Ferne Heerrufer sichtbar wird. Die vom Ufer entfernter stehenden Wer hier im Gotteskampf zu streiten kam Männer im Vordergrunde wenden sich zunächst ohne für Elsa von Brabant, der trete vor, ihren Platz zu verlassen mit immer regerer Neugier der trete vor! ­fragend an die dem Ufer näher stehenden; sodann verlassen sie den Vordergrund, um selbst am Ufer Wiederum langes, gespanntes Stillschweigen. nachzusehen.

CD 1 29 Männer Dritte Szene Seht! Seht! Welch ein seltsam Wunder! Wie? ­ Ein Schwan? Elsa hat sich umgewandt und schreit bei Ein Schwan zieht einen Nachen dort heran! Lohengrins Anblick laut auf Ein Ritter drin hoch aufgerichtet steht! Ha! Wie glänzt sein Waffenschmuck! Das Aug vergeht Alle Männer & Frauen vor solchem Glanz! Seht, näher kommt er schon Sei gegrüßt, du gottgesandter Mann! usw. heran! Der Nachen, vom Schwan gezogen, erreicht in der An einer goldnen Kette zieht der Schwan! Mitte des Hintergrundes das Ufer; Lohengrin, in glän­ Auch die letzten eilen noch nach dem Hintergrunde; zender Silberrüstung, den Helm auf dem Haupte, den im Vordergrunde bleiben nur der König, Elsa, Fried­ Schild im Rücken, ein kleines goldenes Horn zur rich, Ortrud und die Frauen. Von seinem erhöhten ­Seite, steht, auf sein Schwert gelehnt, darin. Friedrich Platze aus überblickt der König alles; Friedrich und blickt in sprachlosem Entsetzen auf Lohengrin hin. Ortrud sind durch Schreck und Staunen gefesselt; Ortrud, die während des Gerichtes in kalter, stolzer Elsa, die mit steigender Entzückung den Ausrufen der Haltung verblieben, gerät beim Anblick des Schwans Männer gelauscht hat, verbleibt in der Mitte der in tödlichen Schrecken. Sowie Lohengrin die erste ­Bühne; sie wagt gleichsam nicht, sich umzublicken. Bewegung macht, den Kahn zu verlassen, tritt bei ­allen sogleich das gespannteste Stillschweigen ein. Männer stürzen in höchster Ergriffenheit wieder nach vorn Lohengrin neigt sich zum Schwan Ein Wunder! Ein Wunder! [08] Nun sei bedankt, mein lieber Schwan! Ein Wunder ist gekommen, Zieh durch die weite Flut zurück, ein unerhörtes, nie geseh’nes Wunder! dahin, woher mich trug dein Kahn, Ein Wunder! Ein Wunder! usw. kehr wieder nur zu unsrem Glück! Drum sei getreu dein Dienst getan! Frauen Leb wohl, leb wohl, mein lieber Schwan! Dank, du Herr und Gott, der die Schwache beschirmet! Der Schwan wendet langsam den Nachen und schwimmt den Fluss zurück. Lohengrin sieht ihm eine Weile wehmütig nach.

30 CD 1 Michael König – Lohengrin Daniel Schmutzhard – Heerrufer Robert Hayward – Telramund Männer & Frauen Elsa die, seitdem sie Lohengrin erblickte, wie in Wie fasst uns selig süßes Grauen! ­Zauber regungslos festgebannt war, sinkt, wie durch Welch holde Macht hält uns gebannt! seine Ansprache erweckt, in überwältigend wonnigem Wie ist er schön und hehr zu schauen, Gefühle zu seinen Füßen den solch ein Wunder trug ans Land! Mein Held, mein Retter! Nimm mich hin; dir geb ich alles, was ich bin! Lohengrin verlässt das Ufer und schreitet langsam und feierlich nach dem Vordergrund. Lohengrin Wenn ich im Kampfe für dich siege, Lohengrin verneigt sich vor dem König willst du, dass ich dein Gatte sei? Heil, König Heinrich! Segenvoll mög’ Gott bei deinem Schwerte stehn! Elsa Ruhmreich und groß dein Name soll Wie ich zu deinen Füßen liege, von dieser Erde nie vergehn! geb ich dir Leib und Seele frei. König Heinrich Lohengrin Hab Dank! Erkenn ich recht die Macht, Elsa, soll ich dein Gatte heißen, die dich in dieses Land gebracht, soll Land und Leut ich schirmen dir, so nahst du uns von Gott gesandt? soll nichts mich wieder von dir reißen, musst eines du geloben mir: Lohengrin Nie sollst du mich befragen, [09] Zum Kampf für eine Magd zu stehn, noch Wissens Sorge tragen, der schwere Klage angetan, woher ich kam der Fahrt, bin ich gesandt. Nun lasst mich sehn, noch wie mein Nam’ und Art! ob ich zu Recht sie treffe an. Er wendet sich etwas näher zu Elsa Elsa fast bewusstlos So sprich denn, Elsa von Brabant: Nie, Herr, soll mir die Frage kommen! Wenn ich zum Streiter dir ernannt, Lohengrin willst du wohl ohne Bang und Grau’n Elsa! Hast du mich wohl vernommen? dich meinem Schutze anvertraun? Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen,

32 CD 1 woher ich kam der Fahrt, Brabantische Edle erst einige, dann immer mehrere, noch wie mein Nam’ und Art! heimlich zu Friedrich Steh ab vom Kampf! Wenn du ihn wagst, Elsa mit großer Innigkeit zu ihm aufblickend zu siegen nimmer du vermagst! Mein Schirm! Mein Engel! Mein Erlöser, Ist er von höchster Macht geschützt, der fest an meine Unschuld glaubt! sag, was dein tapfres Schwert dir nützt? Wie gäb’ es Zweifels Schuld, die größer, Steh ab! Wir mahnen dich in Treu! als die an dich den Glauben raubt? Dein harter Unsieg, bittre Reu! Wie du mich schirmst in meiner Not, so halt in Treu ich dein Gebot! Friedrich der bisher unverwandt und forschend sein Auge auf Lohengrin geheftet, mit leidenschaftlich ergriffen und entzückt sie an seine Lohengrin schwankendem und endlich sich entscheidendem Brust erhebend ­inneren Kampfe Elsa! Ich liebe dich! Viel lieber tot als feig! Beide verweilen eine Zeitlang in der angenommenen Welch Zaubern dich auch hergeführt, Stellung Fremdling, der mir so kühn erscheint, Männer & Frauen dein stolzes Drohn mich nimmer rührt, Welch holde Wunder muss ich sehen? da ich zu lügen nie vermeint. Ist’s Zauber, der mir angetan? Den Kampf mit dir drum nehm ich auf Ich fühl das Herze mir vergehen, und hoffe Sieg nach Rechtes Lauf! schau ich den hehren, wonnevollen Mann! Lohengrin Lohengrin geleitet Elsa zum König und übergibt sie Nun, König, ordne unsern Kampf! dessen Hut, dann schreitet er feierlich in die Mitte Alles begibt sich in die erste Gerichtsstellung des Kreises [10] Nun hört! Euch, Volk und Edlen, mach ich König Heinrich kund: So tretet vor, zu drei für jeden Kämpfer, Frei aller Schuld ist Elsa von Brabant! und messet wohl den Ring zum Streite ab! Dass falsch dein Klagen, Graf von Telramund, Drei sächsische Edle treten für Lohengrin, drei bra­ durch Gottes Urteil werd es dir bekannt! bantische für Friedrich vor, sie messen mit feierlichen

CD 1 33 Schritten den Kampfplatz aus und stecken ihn, einen dass du dem Kampf zugegen seist! vollständigen Ring bildend, durch ihre Speere ab. Durch Schwertes Sieg ein Urteil sprich, das Trug und Wahrheit klar erweist! Heerrufer in der Mitte des Kampfringes Des Reinen Arm gib Heldenkraft, [11] Nun höret mich und achtet wohl: Den Kampf hier keiner stören soll! des Falschen Stärke sei erschlafft! Dem Hage bleibet abgewandt, So hilf uns, Gott, zu dieser Frist, denn wer nicht wahrt des Friedens Recht, weil unsre Weisheit Einfalt ist! der Freie büß’ es mit der Hand, Elsa & Lohengrin mit seinem Haupte büß’ es der Knecht! Du kündest nun dein wahr Gericht, Alle Männer mein Gott und Herr, drum zag ich nicht! usw. Der Freie büß’ es mit der Hand, Ortrud mit seinem Haupte büß’ es der Knecht! Ich baue fest auf seine Kraft, die, wo er kämpft, ihm Sieg verschafft! usw. Heerrufer zu Lohengrin und Friedrich Hört auch, ihr Streiter vor Gericht! Friedrich Gewahrt in Treue Kampfes Pflicht! Ich geh in Treu vor dein Gericht! Durch bösen Zaubers List und Trug Herr Gott, nun verlass mein’ Ehre nicht! stört nicht des Urteils Eigenschaft! Gott richtet euch nach Recht und Fug, König Heinrich so trauet ihm, nicht eurer Kraft! Mein Herr und Gott, dich rufe ich! usw. So künde nun dein wahr Gericht! Lohengrin & Friedrich zu beiden Seiten außerhalb Mein Herr und Gott, nun zögre nicht! des Kampfkreises stehend Gott richte mich nach Recht und Fug, Heerrufer & Alle Männer so trau ich ihm, nicht meiner Kraft! Des Reinen Arm gib Heldenkraft usw. So künde nun dein wahr’ Gericht, König Heinrich mit großer Feierlichkeit in die Mitte du Herr und Gott, nun zögre nicht! vorschreitend Mein Herr und Gott, nun ruf ich dich, Frauen Alle entblößen das Haupt und lassen sich zur Segne ihn! Herr, mein Gott! Segne ihn! ­feierlichsten Andacht an

34 CD 1 Alle treten unter großer feierlicher Aufmerksamkeit an Alle Männer & Frauen ihre Plätze zurück. Die sechs Kampfzeugen bleiben Sieg! Sieg! Sieg! bei ihren Speeren dem Ringe zunächst, die übrigen Heil! Heil dir, Heil! Männer stellen sich in geringerer Weite um ihn her. Elsa und die Frauen im Vordergrund unter der Eiche König Heinrich sein Schwert ebenfalls in die beim König. Auf des Heerrufers Zeichen blasen ­ ­Scheide stoßend die Heerhornbläser den Kampfruf. Lohengrin und Sieg! Sieg! Friedrich vollenden ihre Waffenrüstung. Elsa Der König zieht sein Schwert und schlägt damit O fänd ich Jubelweisen, ­dreimal an den an der Eiche aufgehängten Schild. deinem Ruhme gleich, Beim ersten Schlage nehmen Lohengrin und Fried­ rich die Kampfstellung ein; beim zweiten ziehen ­ dich würdig zu preisen, sie die Schwerter und legen sich aus; beim dritten an höchstem Lobe reich! Schlage beginnen sie den Kampf. In dir muss ich vergehen, Lohengrin greift zuerst an. Nach mehreren ungestü­ vor dir schwind ich dahin, men Gängen streckt er mit einem weitausgeholten soll ich mich selig sehen, Streiche seinen Gegner zu Boden. Friedrich versucht nimm alles, was ich bin! sich wieder zu erheben, taumelt einige Schritte zurück Der König führt Elsa Lohengrin zu, sie sinkt an und stürzt zu Boden. Mit Friedrichs Fall ziehen die ­Lohengrins Brust. Sachsen und Thüringer ihre Schwerter aus der Erde, die Brabanter nehmen die ihrigen auf. König Heinrich & Männer Ertöne, Siegesweise, Lohengrin das Schwert auf Friedrichs Hals setzend dem Helden laut zum höchsten Preise! [12] Durch Gottes Sieg ist jetzt dein Leben mein: Ruhm deiner Fahrt! von ihm ablassend Ich schenk es dir, mögst du der Reu’ es weihn! Preis deinem Kommen! Heil deiner Art, Der König nimmt seinen Schild von der Eiche. Schützer der Frommen! Alle Männer stoßen ihre Schwerter in die Scheiden. Du hast gewahrt ­Die Kampfzeugen ziehen die Speere aus der Erde. das Recht der Frommen, ­Jubelnd brechen alle Edlen und Männer in den Preis deinem Kommen, vorherigen Kampfkreis, so dass dieser von der Masse Heil deiner Art! dicht erfüllt wird.

CD 1 35 Robert Hayward – Telramund Daniel Schmutzhard – Heerrufer Dich nur besingen wir, König Heinrich dir schallen unsre Lieder! Heil sei deiner Fahrt usw. Nie kehrt ein Held gleich dir Ortrud zu diesen Landen wieder! Wer ist’s, der ihn geschlagen usw. Ortrud die Friedrichs Fall mit Wut gesehen, den fins­ Sollt’ ich vor ihm verzagen, teren Blick unverwandt auf Lohengrin geheftet wär all mein Hoffen hin? usw. Wer ist’s, der ihn geschlagen, Friedrich sich am Boden qualvoll windend durch den ich machtlos bin? Weh, mich hat Gott geschlagen, König Heinrich durch ihn ich sieglos bin! Preis deiner Fahrt! Am Heil muss ich verzagen, Heil deiner Art! mein Ruhm und Ehr’ ist hin! usw. Lohengrin Elsa von seiner Brust erhebend Friedrich sinkt zu Ortruds Füßen ohnmächtig zusam­ Den Sieg hab ich erstritten men. Junge Sachsen erheben Lohengrin auf seinen durch deine Rein’ allein; Schild und Brabanter Elsa auf den Schild des Königs, nun soll, was du gelitten, auf welchen zuvor mehrere ihre Mäntel ausgebreitet dir reich vergolten sein! usw. haben; so werden beide unter Jauchzen davon­ getragen. Frauen Wo fänd’ ich Jubelweisen, seinem Ruhme gleich, ihn würdig zu preisen, an höchstem Lobe reich! Du hast gewahrt usw. Alle Männer Du hast gewahrt usw. Elsa O fänd’ ich Jubelweisen usw.

CD 1 37 ZWEITER AKT Warum lass ich dich nicht allein und fliehe fort, dahin, dahin, [13] Vorspiel wo mein Gewissen Ruhe wieder fänd’! Durch dich musst’ ich verlieren Erste Szene mein’ Ehr, all meinen Ruhm; In der Burg von Antwerpen. In der Mitte des Hinter­ nie soll mich Lob mehr zieren, grundes der Palas (Ritterwohnung), links im Vorder­ Schmach ist mein Heldentum! grunde die Kemenate (Frauenwohnung); rechts im Die Acht ist mir gesprochen, Vordergrunde die Pforte des Münsters; ebenda im zertrümmert liegt mein Schwert, Hintergrunde das Turmtor. Es ist Nacht. Die Fenster mein Wappen ward zerbrochen, des Palas sind hell erleuchtet; aus dem Palas hört verflucht mein Vaterherd! man jubelnde Musik, Hörner und Posaunen klingen Wohin ich nun mich wende, lustig daraus her. geflohn, gefemt bin ich; Auf den Stufen zur Münsterpforte sitzen Friedrich und dass ihn mein Blick nicht schände, Ortrud, beide in düsterer, ärmlicher Kleidung. Ortrud, flieht selbst der Räuber mich! die Arme auf die Knie gestützt, heftet unverwandt ­ Durch dich musst’ ich verlieren usw. ihr Auge auf die leuchtenden Fenster des Palas; Friedrich blickt finster zur Erde. O hätt’ ich Tod erkoren, da ich so elend bin! Friedrich erhebt sich rasch Mein Ehr’ hab’ ich verloren, [14] Erhebe dich, Genossin meiner Schmach! mein Ehr’, mein Ehr’ ist hin! Der junge Tag darf hier uns nicht mehr sehn. Er stürzt, von Schmerz überwältigt, zu Boden. Musik aus dem Palas Ortrud ohne ihre Stellung zu ändern Ich kann nicht fort, hierher bin ich gebannt. Ortrud immer in ihrer ersten Stellung, Aus diesem Glanz des Festes unsrer Feinde während ­Friedrich sich erhebt lass saugen mich ein furchtbar tödlich Gift, [15] Was macht dich in so wilder Klage doch das unsre Schmach und ihre Freuden ende! ­vergehn? Friedrich finster vor Ortrud hintretend Friedrich Du fürchterliches Weib, Dass mir die Waffe selbst geraubt, was bannt mich noch in deine Nähe? mit einer heftigen Bewegung gegen Ortrud mit der ich dich erschlüg’! 38 CD 1 Ortrud Friedrich Friedreicher Graf von Telramund! Du! Hat nicht durch sein Gericht Weshalb misstraust du mir? Gott mich dafür geschlagen? Friedrich Ortrud Du fragst? War’s nicht dein Zeugnis, deine Kunde, Gott? die mich bestrickt, die Reine zu verklagen? Friedrich Die du im düstren Wald zu Haus, logst du Entsetzlich! mir nicht, von deinem wilden Schlosse aus Wie tönt aus deinem Munde furchtbar der Name! die Untat habest du verüben sehn mit eignem Aug’, wie Elsa selbst den Bruder Ortrud im Weiher dort ertränkt? Umstricktest du Ha, nennst du deine Feigheit Gott? mein stolzes Herz durch die Weissagung nicht, Friedrich bald würde Radbods alter Fürstenstamm Ortrud! von neuem grünen und herrschen in Brabant? Bewogst du so mich nicht, von Elsas Hand, Ortrud der Reinen, abzustehn und dich zum Weib Willst du mir drohn? Mir, einem Weibe drohn? zu nehmen, weil du Radbods letzter Spross? O Feiger! Hättest du so grimmig ihm gedroht, der jetzt dich in das Elend schickt, Ortrud leise, doch grimmig wohl hättest Sieg für Schande du erkauft! Ha, wie tödlich du mich kränkst! Ha, wer ihm zu entgegnen wüsst, der fänd’ laut ihn schwächer als ein Kind! Dies alles, ja, ich sagt’ und zeugt’ es dir! Friedrich Friedrich Je schwächer er, Und machtest mich, des Name hochgeehrt, desto gewalt’ger kämpfte Gottes Kraft! des Leben aller höchsten Tugend Preis, zu deiner Lüge schändlichem Genossen? Ortrud Gottes Kraft? Ha, ha! Ortrud Gib mir die Macht, und sicher zeig ich dir, Wer log? welch schwacher Gott es ist, der ihn beschützt.

CD 1 39 CD 2 Friedrich von Schauer ergriffen Friedrich [01] Du wilde Seherin, wie willst du doch So gält’ es, Elsa zu verleiten, geheimnisvoll den Geist mir neu berücken? dass sie die Frag’ ihm nicht erließ’? Ortrud auf den Palas deutend, in dem das Licht Ortrud ­verlöscht ist Ha, wie begreifst du schnell und wohl! Die Schwelger streckten sich zur üpp’gen Ruh. Friedrich Setz dich zur Seite mir! Die Stund ist da, Doch wie soll das gelingen? wo dir mein Seherauge leuchten soll! Während des Folgenden nähert sich Friedrich, wie Ortrud unheimlich von ihr angezogen, Ortrud immer mehr Hör! und neigt sein Ohr aufmerksam zu ihr herab Vor allem gilt’s, von hinnen nicht Weißt du, wer dieser Held, den hier zu fliehn; drum schärfe deinen Witz! ein Schwan gezogen an das Land? Gerechten Argwohn ihr zu wecken, Friedrich tritt vor, klag ihn des Zaubers an, Nein! mit dem er das Gericht getäuscht! Ortrud Friedrich Was gäbst du doch, es zu erfahren, Ha! Trug und Zaubers List! wenn ich dir sag: Ist er gezwungen, Ortrud zu nennen, wie sein Nam’ und Art, Missglückt’s, all seine Macht zu Ende ist, so bleibt ein Mittel der Gewalt! die mühvoll ihm ein Zauber leiht? Friedrich Friedrich Gewalt? Ha! Dann begriff ich sein Verbot! Ortrud Ortrud Umsonst nicht bin Nun hör! Niemand hier hat Gewalt, ich in geheimsten Künsten tief erfahren; ihm das Geheimnis zu entreißen, drum achte wohl, was ich dir sage! als die, der er so streng verbot, Jed’ Wesen, das durch Zauber stark, die Frage je an ihn zu tun.

40 CD 2 Camilla Nylund – Elsa von Brabant wird ihm des Leibes kleinstes Glied Ortrud & Friedrich entrissen nur, muss sich alsbald Der Rache Werk sei nun beschworen ohnmächtig zeigen, wie es ist. aus meines Busens wilder Nacht! Die ihr in süßem Schlaf verloren, Friedrich wisst, dass für euch das Unheil wacht! Ha, sprächst du wahr! Ortrud Zweite Szene O hättest du Elsa, in weißem Gewande, erscheint auf dem Söller; im Kampf nur einen Finger ihm, sie tritt an die Brüstung und lehnt den Kopf auf die ja, eines Fingers Glied entschlagen, Hand der Held – er war in deiner Macht! Elsa Friedrich [02] Euch Lüften, die mein Klagen Entsetzlich! Ha, was lässest du mich hören! so traurig oft erfüllt, Durch Gott geschlagen wähnt ich mich: euch muss ich dankend sagen, Nun ließ durch Trug sich das Gericht betören, wie sich mein Glück enthüllt! durch Zaubers List verlor mein’ Ehre ich! Doch meine Schande könnt ich rächen, Ortrud bezeugen könnt ich meine Treu? Sie ist es! Des Buhlen Trug, ich könnt ihn brechen, Friedrich und meine Ehr’ gewänn ich neu? Elsa! O Weib, das in der Nacht ich vor mir seh, betrügst du jetzt mich noch, dann weh dir! Weh! Elsa Durch euch kam er gezogen, Ortrud ihr lächeltet der Fahrt, Ha, wie du rasest! Ruhig und besonnen! auf wilden Meereswogen So lehr ich dich der Rache süße Wonnen! habt ihr ihn treu bewahrt. Friedrich setzt sich langsam an Ortruds Seite auf die Ortrud Stufen nieder Der Stunde soll sie fluchen, in der sie jetzt mein Blick gewahrt!

42 CD 2 Elsa Elsa Zu trocknen meine Zähren Ortrud! Bist du’s? Was machst du hier, hab ich euch oft gemüht; ­unglücklich Weib? wollt Kühlung nur gewähren Ortrud der Wang’, in Lieb’ erglüht! »Unglücklich Weib!« Orturd zu Friedrich Wohl hast du recht, so mich zu nennen! Hinweg! Entfern’ ein kleines dich von hier! In ferner Einsamkeit des Waldes, wo still und friedsam ich gelebt, Friedrich was tat ich dir? Was tat ich dir? Warum? Freudlos, das Unglück nur beweinend, Ortrud das lang belastet meinen Stamm, Sie ist für mich – ihr Held gehöre dir! was tat ich dir? Was tat ich dir? Friedrich entfernt sich und verschwindet im Elsa ­Hintergrunde. Um Gott, was klagest du mich an? Elsa War ich es, die dir Leid gebracht? Wollt Kühlung nur gewähren Ortrud der Wang’, in Lieb’ erglüht! Wie könntest du fürwahr mir neiden In Liebe! das Glück, dass mich zum Weib erwählt der Mann, den du so gern verschmäht? Ortrud in ihrer bisherigen Stellung verbleibend [03] Elsa! Elsa Elsa Allgüt’ger Gott! Was soll mir das? Wer ruft? Wie schauerlich und klagend Ortrud ertönt mein Name durch die Nacht? Musst’ ihn unsel’ger Wahn betören, Ortrud dich Reine einer Schuld zu zeihn – Elsa! von Reu’ ist nun sein Herz zerrissen, Ist meine Stimme dir so fremd? zu grimmer Buß’ ist er verdammt. Willst du die Arme ganz verleugnen, die du ins fernste Elend schickst? CD 2 43 Elsa Elsa noch außerhalb Gerechter Gott! Ortrud, wo bist du? Ortrud Elsa und zwei Mägde mit Lichtern treten aus der Oh, du bist glücklich! ­unteren Tür der Kemenate. Nach kurzem, unschuldsüßem Leiden Ortrud sich demütigend vor Elsa niederwerfend siehst lächeln du das Leben nur; Hier zu deinen Füßen. von mir darfst selig du dich scheiden, mich schickst du auf des Todes Spur, Elsa bei Ortruds Anblick erschreckt zurücktretend dass meines Jammers trüber Schein [04] Hilf Gott! So muss ich dich erblicken, nie kehr’ in deine Feste ein! die ich in Stolz und Pracht nur sah! Es will das Herze mir ersticken, Elsa seh ich so niedrig dich mir nah! Wie schlecht ich deine Güte priese, Steh auf! O spare mir dein Bitten! Allmächt’ger, der mich so beglückt, Trugst du mir Hass, verzieh ich dir; wenn ich das Unglück von mir stieße, was du schon jetzt durch mich gelitten, das sich im Staube vor mir bückt! das, bitte ich, verzeih auch mir! O nimmer! Ortrud! Harre mein! Ich selber lass dich zu mir ein! Ortrud Sie eilt in die Kemenate zurück. O habe Dank für so viel Güte! Ortrud springt in wilder Begeisterung von den Elsa Stufen auf Der morgen nun mein Gatte heißt, Entweihte Götter! Helft jetzt meiner Rache! anfleh ich sein liebreich Gemüte, Bestraft die Schmach, die hier euch angetan! dass Friedrich auch er Gnad’ erweist. Stärkt mich im Dienste eurer heil’gen Sache! Ortrud Vernichtet der Abtrünn’gen schnöden Wahn! Du fesselst mich in Dankes Banden! Wodan! Dich Starken rufe ich! Freia! Erhabne, höre mich! Elsa Segnet mir Trug und Heuchelei, In Frühn lass mich bereit dich sehn – dass glücklich meine Rache sei! geschmückt mit prächtigen Gewanden sollst du mit mir zum Münster gehn:

44 CD 2 Dort harre ich des Helden mein, Elsa von Grausen erfasst, wendet sich unwillig ab; vor Gott sein Eh’gemahl zu sein! voll Trauer und Mitleid wendet sie sich dann wieder Sein Eh’gemahl! zu Ortrud Du Ärmste kannst wohl nie ermessen, Ortrud wie zweifellos ein Herze liebt? [05] Wie kann ich solche Huld dir lohnen, Du hast wohl nie das Glück besessen, da machtlos ich und elend bin? das sich uns nur durch Glauben gibt? Soll ich in Gnaden bei dir wohnen, Kehr bei mir ein! Lass mich dich lehren, stets bleibe ich die Bettlerin! wie süß die Wonne reinster Treu’! Immer näher zu Elsa tretend Lass zu dem Glauben dich bekehren: Nur eine Kraft ist mir geblieben, Es gibt ein Glück, das ohne Reu’! sie raubte mir kein Machtgebot; durch sie vielleicht schütz ich dein Leben, Ortrud für sich bewahr es vor der Reue Not! Ha! Dieser Stolz, er soll mich lehren, wie ich bekämpfe ihre Treu! Elsa Gen ihn will ich die Waffen kehren, Wie meinst du? durch ihren Hochmut werd’ ihr Reu’! usw. Ortrud Elsa Wohl, dass ich dich warne, Lass mich dich lehren, zu blind nicht deinem Glück zu traun; wie süß die Wonne reinster Treu usw. dass nicht ein Unheil dich umgarne, lass mich für dich zur Zukunft schaun. Ortrud tritt, von Elsa geleitet, mit heuchlerischem ­Zögern durch die kleine Pforte ein; die Mägde leuch­ Elsa ten voran und schließen; nachdem alle eingetreten. Welch Unheil? Erstes Tagesgrauen. Ortrud Friedrich tritt aus dem Hintergrunde vor Könntest du erfassen, So zieht das Unheil in dies Haus! wie dessen Art so wundersam, Vollführe, Weib, was deine List ersonnen; der nie dich möge so verlassen, dein Werk zu hemmen fühl ich keine Macht! wie er durch Zauber zu dir kam! Das Unheil hat mit meinem Fall begonnen,

CD 2 45 nun stürzet nach, die mich dahin gebracht! manch neue Tat vollbringen mag! Nur eines seh ich mahnend vor mir stehn: In Früh’n versammelt uns der Ruf usw. Der Räuber meiner Ehre soll vergehn! Der Heerrufer schreitet aus dem Palas auf die ­Erhöhung vor dessen Pforte heraus, die vier Heer­ Dritte Szene hornbläser ihm voran. Nachdem er den Ort erspäht, der ihn vor dem Zulaufe Der Königsruf wird wiederum geblasen; alle wenden des Volkes am günstigsten verbergen könnte, tritt er sich in lebhafter Erwartung dem Hintergrunde zu. hinter einen Mauervorsprung des Münsters. Heerrufer Allmählicher Tagesanbruch. Zwei Wächter blasen vom [07] Des Königs Wort und Will’ tu ich euch kund: Turm das Morgenlied; von einem entfernteren Turme drum achtet wohl, was euch durch mich er sagt! hört man antworten. Während die Türmer herabsteigen und das Tor er­ In Bann und Acht ist Friedrich Telramund, schließen, treten aus verschiedenen Richtungen der weil untreu er den Gotteskampf gewagt. Burg Dienstmannen auf, begrüßen sie, gehen ruhen, Wer sein noch pflegt, wer sich zu ihm gesellt, an ihre Verrichtungen usw. Einige schöpfen am Brun­ nach Reiches Recht derselben Acht verfällt. nen in metallenen Gefäßen Wasser, klopfen an die Männer Pforte des Palas und werden damit eingelassen. Fluch ihm, dem Ungetreuen, Die Pforte des Palas öffnet sich von neuem, die vier den Gottes Urteil traf! Heerhornbläser des Königs schreiten heraus und Ihn soll der Reine scheuen, ­blasen den Ruf, dann treten sie wieder in den Palas zurück. Die Dienstmannen haben die Bühne ver­ es flieh’ ihn Ruh und Schlaf! lassen. Fluch ihm, dem Ungetreuen! Aus dem Burghofe und durch das Turmtor kommen Beim Rufe der Heerhörner sammelt sich das Volk nun immer zahlreicher brabantische Edle und Mannen schnell wieder zur Aufmerksamkeit. vor dem Münster zusammen; sie begrüßen sich in heiterer Erregtheit. Heerrufer Und weiter kündet euch der König an, Edle & Mannen dass er den fremden, gottgesandten Mann, [06] In Früh’n versammelt uns der Ruf, den Elsa zum Gemahle sich ersehnt, gar viel verheißet wohl der Tag! mit Land und Krone von Brabant belehnt. Der hier so hehre Wunder schuf,

46 CD 2 Doch will der Held nicht Herzog sein genannt – zur Größe von Brabant! ihr sollt ihn heißen: Schützer von Brabant! Von Gott ist er gesandt zur Größe von Brabant! Männer Wer mutig mit ihn ficht usw. Hoch der ersehnte Mann! Von Gott ist er gesandt! Heil ihm, den Gott gesandt! Treu sind wir untertan Während das Volk freudig durcheinander wogt, dem Schützer von Brabant! treten im Vordergrunde vier Edle, Friedrichs sonstige Hoch der ersehnte Mann usw. Lehensmannen, zusammen. Heil ihm! Heil dem Schützer von Brabant! Dritter Edler Neuer Ruf der Heerhornbläser. Nun hört, dem Lande will er uns entführen! Heerrufer Zweiter Edler Nun hört, was er durch mich euch sagen lässt: Gen einen Feind, der uns noch nie bedroht? Heut feiert er mit euch sein Hochzeitfest; Vierter Edler doch morgen sollt ihr kampfgerüstet nahn, Solch kühn Beginnen solle ihm nicht gebühren! zur Heeresfolg’ dem König untertan; er selbst verschmäht der süßen Ruh zu pflegen, Erster Edler er führt euch an zu hehren Ruhmes Segen! Wer wehret ihm, wenn er die Fahrt gebot? Er geht mit den vier Heerhornbläsern in den Palas Friedrich ist unbemerkt unter sie getreten ­zurück. Ich! Er enthüllt sein Haupt Männer Zum Streite säumet nicht, Die vier Edlen fahren entsetzt zurück führt euch der Hehre an! Ha! Wer bist du? – Friedrich! Wer mutig mit ihm ficht, Vierter Edler dem lacht des Ruhmes Bahn! Seh ich recht? Auf! säumt zu streiten nicht, führt euch der Hehre an! Erster, zweiter & dritter Edler Gott hat ihn gesandt Du wagst dich her, zur Beute jedem Knecht?

CD 2 47 Camilla Nylund – Elsa von Brabant Vierter Edler Vierte Szene Hier wagst du dich her? Ein langer Zug von Frauen in prächtigen Gewändern Friedrich schreitet langsam aus der Pforte der Kemenate auf Gar bald will ich wohl weiter noch mich wagen, den Söller; er wendet sich links auf dem Hauptwege vor euren Augen soll es leuchtend tagen! am Palas vorbei und von da wieder nach vorn dem Der euch so kühn die Heerfahrt angesagt, Münster zu, auf dessen Stufen die zuerst Gekomme­ der sei von mir des Gottestrugs beklagt! nen sich aufstellen. Die vier Edlen Edle & Mannen während des Aufzugs War hör ich? Rasender! Was hast du vor? [08] Gesegnet soll sie schreiten, Weh dir! Verlorner du, hört dich des Volkes Ohr! die lang in Demut litt! Gott möge sie geleiten, Sie drängen ihn nach dem Münster, wo sie ihn vor Gott hüte ihren Schritt! dem Blicke des Volkes zu verbergen suchen. Die Edlen, die unwillkürlich die Gasse wieder ver­ Vier Edelknaben treten aus der Tür der Kemenate auf treten hatten, weichen vor den Edelknaben aufs neue den Söller, laufen munter den Hauptweg hinab und zurück, welche dem Zuge, da er bereits vor dem ­Palas stellen sich vor dem Palas auf der Höhe auf. Das Volk, angekommen ist, Bahn machen. das die Knaben gewahrt, drängt sich mehr nach dem Elsa ist, prächtig geschmückt, im Zuge aufgetreten Vordergrunde. und auf der Erhöhung vor dem Palas angelangt; Edelknaben die Gasse ist wieder offen, alle können Elsa sehen, Macht Platz! welche eine Zeitlang verweilt. Macht Platz für Elsa, unsre Frau: Sie naht, die Engelgleiche, Die will in Gott zum Münster gehn. von keuscher Glut entbrannt! Elsa schreitet aus dem Hintergrunde langsam nach Sie schreiten nach vorn, indem sie durch die willig vorn durch die Gasse der Männer. zurückweichenden Edlen eine breite Gasse bis zu Heil dir, o Tugendreiche! den Stufen des Münsters bilden, wo sie dann sich Heil dir, Elsa von Brabant! selbst aufstellen. Vier andere Edelknaben treten Gesegnet sollst du schreiten! ­gemessen und feierlich aus der Tür der Kemenate auf Heil dir usw. den Söller und stellen sich daselbst auf, um den Zug der Frauen, den sie erwarten, zu geleiten.

CD 2 49 Frauen Ortrud Heil dir usw. Weil eine Stund’ ich meines Werts vergessen, glaubst du, ich müsste dir nur kriechend nahn? Außer den Edelknaben sind auch die vordersten Frau­ en bereits auf der Treppe des Münsters angelangt, wo Mein Leid zu rächen will ich mich vermessen, sie sich aufstellen, um Elsa den Vortritt in die Kirche was mir gebührt, das will ich nun empfahn! zu lassen; unter den Frauen, welche ihr noch folgen Lebhaftes Staunen und Bewegung aller. und den Zug schließen, geht Ortrud, ebenfalls reich gekleidet; die Frauen, die dieser zunächst gehen, Elsa ­halten sich voll Scheu und wenig verhaltenem Un­ Weh, ließ ich durch dein Heucheln mich verleiten, willen von ihr entfernt, so dass sie sehr einzeln er­ die diese Nacht sich jammernd zu mir stahl? scheint: In ihren Mienen drückt sich immer steigender Wie willst du nun in Hochmut vor mir schreiten, Ingrimm aus. Als Elsa unter dem lauten Zurufe des du, eines Gottgerichteten Gemahl? Volkes eben den Fuß auf die erste Stufe zum Münster mit dem Anschein tiefer Gekränktheit setzen will, tritt Ortrud heftig hervor, schreitet auf Elsa Ortrud zu, stellt sich auf derselben Stufe ihr entgegen und Wenn falsch Gericht mir den Gemahl verbannte, zwingt sie so, vor ihr wieder zurückzutreten. war doch sein Nam’ im Lande hoch geehrt; als aller Tugend Preis man ihn nur nannte, Ortrud gekannt, gefürchtet war sein tapfres Schwert. [09] Zurück, Elsa! Nicht länger will ich dulden, Der deine, sag, wer sollte hier ihn kennen, dass ich gleich einer Magd dir folgen soll! vermagst du selbst den Namen nicht zu nennen! Den Vortritt sollst du überall mir schulden, vor mir dich beugen sollst du demutsvoll! Männer Was sagt sie? Ha, was tut sie kund? Edelknaben & Männer Was will das Weib? Zurück! Frauen & Knaben Sie lästert! Sie drängen Ortrud nach der Mitte der Bühne zurück. Männer Elsa Wehret ihrem Mund! Um Gott! Was muss ich sehn? Welch jäher Wechsel ist mit dir geschehn? Ortrud Kannst du ihn nennen, kannst du uns es sagen, ob sein Geschlecht, sein Adel wohl bewährt?

50 CD 2 Woher die Fluten ihn zu dir getragen, Ortrud wann und wohin er wieder von dir fährt? Ha, diese Reine deines Helden, Ha, nein! Wohl brächte es ihm schlimme Not – wie wäre sie so bald getrübt, der kluge Held die Frage drum verbot! müsst er des Zaubers Wesen melden, durch den hier solche Macht er übt! Männer, Frauen & Knaben Wagst du ihn nicht darum zu fragen, Ha, spricht sie wahr? Welch schwere Klagen! so glauben alle wir mit Recht, Sie schmähet ihn! Darf sie es wagen? du müsstest selbst in Sorge zagen, Elsa nach großer Betroffenheit sich ermannend um seine Reine steh’ es schlecht! [10] Du Lästerin! Ruchlose Frau! Frauen Elsa unterstützend Hör, ob ich Antwort mir getrau! Helft ihr vor der Verruchten Hass! So rein und edel ist sein Wesen, so tugendreich der hehre Mann, Der Palas wird geöffnet, die vier Heerhornbläser dass nie des Unheils soll genesen, schreiten heraus und blasen. wer seiner Sendung zweifeln kann! Männer dem Hintergrunde zu blickend Männer Macht Platz! Macht Platz! Der König naht! Gewiss! Gewiss! Fünfte Szene Elsa Hat nicht durch Gott im Kampf geschlagen Der König, Lohengrin und die sächsischen Grafen mein teurer Held den Gatten dein? und Edlen sind in feierlichem Zuge aus dem Palas zum Volke getreten; durch die Verwirrung im Vordergrunde wird Nun sollt nach Recht ihr alle sagen, der Zug unterbrochen. wer kann da nur der Reine sein? Brabanter Männer [11] Heil! Heil dem König! Nur er! Nur er! Der König und Lohengrin dringen durch die verwirrten Dein Held allein! Haufen des Vordergrundes lebhaft vor. Heil dem Schützer von Brabant! Frauen & Knaben Dein Held allein!

CD 2 51 König Heinrich Elsa birgt ihr Gesicht weinend an seiner Brust. Lo­ Was für ein Streit? hengrin richtet sie auf und deutet nach dem Münster Komm, lass in Freude dort diese Tränen fließen! Elsa sehr aufgeregt an Lohengrins Brust stürzend Er wendet sich mit Elsa und dem König dem Zuge Mein Herr! O mein Gebieter! ­voran nach dem Münster, alle lassen sich an, Lohengrin ­wohl­geordnet zu folgen. Was ist? Friedrich tritt auf der Treppe des Münsters hervor; König Heinrich die Frauen und Edelknaben, als sie ihn erkennen, Wer wagt es hier, den Kirchengang zu stören? weichen entsetzt aus seiner Nähe [12] O König! Trugbetörte Fürsten! Haltet ein! Des Königs Gefolge Welcher Streit, den wir vernahmen? König Heinrich Was will der hier? Lohengrin Ortrud erblickend Was seh ich! Das unsel’ge Weib bei dir? Männer Was will der hier? Elsa Verfluchter! Weich von dannen! Mein Retter! Schütze mich vor dieser Frau! Schilt mich, wenn ich dir ungehorsam war! Friedrich In Jammer sah ich sie vor dieser Pforte, O hört mich an! aus ihrer Not nahm ich sie bei mir auf. Männer Nun sieh, wie furchtbar sie mir lohnt die Güte: Hinweg! Sie schilt mich, dass ich dir zu sehr vertrau! Zurück! Lohengrin den Blick fest und bannend auf Ortrud König Heinrich heftend, welche vor ihm sich nicht zu regen vermag Zurück! Du fürchterliches Weib, steh ab von ihr! Weiche von dannen! Hier wird dir nimmer Sieg! Er wendet sich freundlich zu Elsa Männer Sag, Elsa, mir, Du bist des Todes, Mann! vermocht ihr Gift sie in dein Herz zu gießen?

52 CD 2 Friedrich als er zum Gotteskampfe kam! Hört mich, dem grimmes Unrecht ihr getan! Die Frage nun sollt ihr nicht wehren, dass sie ihm jetzt von mir gestellt: König Heinrich in gebieterischer Stellung Hinweg! Nach Namen, Stand und Ehren Männer frag ich ihn laut vor aller Welt! Hinweg! Weich von dannen! Bewegung großer Betroffenheit unter allen Wer ist er, der ans Land geschwommen, Friedrich gezogen von einem wilden Schwan? Gottes Gericht, es ward entehrt, betrogen! Wem solche Zaubertiere frommen, Durch eines Zaubrers List seid ihr belogen! des Reinheit achte ich für Wahn! König Heinrich Nun soll der Klag’ er Rede stehn; Greift den Verruchten! vermag er’s, so geschah mir recht – wo nicht, so sollet ihr ersehn, Männer, Frauen & Knaben um seine Reine steh’ es schlecht! Greift den Verruchten! Hört! Er lästert Gott! Alle blicken bestürzt und erwartungsvoll auf Sie dringen von allen Seiten auf ihn ein. ­Lohengrin Friedrich mit der fürchterlichsten Anstrengung, ­ Männer, der König, Frauen & Knaben um gehört zu werden, seinen Blick nur auf Lohengrin Welch harte Klagen! geheftet und der Andringenden nicht achtend Was wird er ihm entgegnen? Den dort im Glanz ich vor mir sehe, Lohengrin den klage ich des Zaubers an! [13] Nicht dir, der so vergaß der Ehren, Die Andringenden schrecken vor Friedrichs Stimme hab Not ich Rede hier zu stehn! zurück und hören endlich aufmerksam zu Des Bösen Zweifel darf ich wehren, Wie Staub vor Gottes Hauch verwehe vor ihm wird Reine nie vergehn! die Macht, die er durch List gewann! Wie schlecht ihr des Gerichtes wahrtet, Friedrich das doch die Ehre mir benahm, Darf ich ihm nicht als würdig gelten, da eine Frag’ ihr ihm erspartet, dich ruf ich, König, hoch geehrt!

CD 2 53 Wird er auch dich unadlig schelten, Elsa der Umgebung entrückt vor sich hinblickend dass er die Frage dir verwehrt? Was er verbirgt, wohl brächt’ es ihm Gefahren, vor aller Welt spräch’ es hier aus sein Mund; Lohengrin die er errettet, weh mir Undankbaren, Ja, selbst dem König darf ich wehren verriet’ ich ihn, dass hier es werde kund. und aller Fürsten höchstem Rat! Nicht darf sie Zweifels Last beschweren, Frauen & Knaben sie sahen meine gute Tat! Bringt sein Geheimnis ihr Not, Nur eine ist’s, der muss ich Antwort geben: so wahr’ es treu sein Mund! Elsa – König Heinrich Er hält betroffen an, als er, sich zu Elsa wendend, ­diese mit heftig wogender Brust in wildem innerem Bringt ihm sein Geheimnis Not, Kampfe vor sich hinstarren sieht so wahr’ es treu sein Mund! Elsa! Wie seh ich sie erbeben! Lohengrin Der König, Männer, Frauen & Knaben In wildem Brüten muss ich sie gewahren! Welch ein Geheimnis muss der Held bewahren? Ortrud & Friedrich Ortrud & Friedrich In wildem Brüten darf ich sie gewahren! In wildem Brüten darf ich sie gewahren, Lohengrin der Zweifel keimt in ihres Herzens Grund! O Himmel, schirm ihr Herz vor den Gefahren! Lohengrin Nie werde Zweifel dieser Reinen kund! usw. In wildem Brüten muss ich sie gewahren! Der König & Männer Der König, Männer, Frauen & Knaben Wir schirmen ihn, den Edlen, vor Gefahren; Bringt es ihm Not, so wahr’ es treu sein Mund! durch seine Tat ward uns sein Adel kund! usw. Friedrich & Ortrud Elsa Der Zweifel keimt in ihres Herzens Grund. Wüsst’ ich sein Los, ich wollt’ es treu bewahren! Im Zweifel doch erbebt des Herzens Grund! usw. Lohengrin Hat sie betört des Hasses Lügenmund?

54 CD 2 Ortrud & Friedrich Friedrich sich zu Elsa neigend Er ist besiegt, besiegt ist dieser Held, Vertraue mir! Lass dir ein Mittel heißen, der mir zur Not in dieses Land gefahren, das dir Gewissheit schafft! er ist besiegt, wird ihm die Frage kund! usw. Elsa erschrocken; doch leise Frauen & Knaben Hinweg von mir! Bringt ihr sein Geheimnis Not, Friedrich so bewahr’ es treu sein Mund! usw. Lass mich das kleinste Glied ihm nur entreißen, König Heinrich des Fingers Spitze, und ich schwöre dir, [14] Mein Held, entgegne kühn dem Ungetreuen! was er dir hehlt, sollst frei du vor dir sehn, Du bist zu hehr, um, was er klagt, zu scheuen! dir treu, soll nie er dir von hinnen gehn! Sächsische & brabantische Edle sich an Lohengrin Elsa drängend Ha! Nimmermehr! Wir stehn zu dir, es soll uns nie gereuen, Friedrich dass wir der Helden Preis in dir erkannt! Ich bin dir nah zur Nacht – Reich uns die Hand! Wir glauben dir in Treuen, rufst du, ohn’ Schaden ist es schnell vollbracht. dass hehr dein Nam’, wenn er auch nicht genannt! usw. Lohengrin schnell in den Vordergrund tretend Elsa, mit wem verkehrst du da? Lohengrin Elsa wendet sich mit einem zweifelvoll schmerzlichen Euch Helden soll der Glaube nicht gereuen, Blick von Friedrich ab und sinkt tief erschüttert zu werd’ euch mein Nam’ und Art auch nie genannt! ­Lohengrins Füßen. Lohengrin wendet sich an Ortrud usw. und Friedrich Während Lohengrin, von den Männern, in deren dar­ Zurück von ihr, Verfluchte! gereichte Hand er jedem einschlägt, umringt, etwas Dass nie mein Auge je tiefer im Hintergrund verweilt, drängt sich Friedrich an euch wieder bei ihr seh! Elsa, welche bisher vor Unruhe, Verwirrung und Friedrich macht eine Gebärde der schmerzlichsten Scham noch nicht vermocht hat, auf Lohengrin zu Wut ­blicken, und so, mit sich kämpfend, noch einsam im Elsa, erhebe dich! In deiner Hand, Vordergrunde steht. in deiner Treu liegt alles Glückes Pfand!

CD 2 55 Lässt nicht des Zweifels Macht dich ruhn? Männer, Frauen & Knaben Willst du die Frage an mich tun? Heil dir, Tugendreiche! Heil Elsa von Brabant! Elsa in heftigster innerer Aufregung Heil dir! und in ­schamvoller Verwirrung Mein Retter, der mir Heil gebracht! Als der König mit dem Brautpaar die höchste Stufe Mein Held, in dem ich muss vergehn! erreicht, wendet sich Elsa in großer Ergriffenheit zu Hoch über alles Zweifels Macht Lohengrin, dieser empfängt sie in seinen Armen. Aus soll meine Liebe stehn. dieser Umarmung blickt sie mit scheuer Besorgnis Sie sinkt an seine Brust. Die Orgel ertönt aus dem rechts von der Treppe hinab und gewahrt Ortrud, wel­ Münster. che den Arm gegen sie erhebt, als halte sie sich des Sieges gewiss; Elsa wendet erschreckt ihr Gesicht Lohengrin ab. Vom König geführt, schreiten Lohengrin und Elsa Heil dir, Elsa! dem Eingange des Münsters zu. Nun lass vor Gott uns gehn! Männer Seht, er ist von Gott gesandt! Frauen & Knaben Heil! Heil! Heil! Lohengrin führt Elsa feierlich an den Edlen vorüber zum König. Wo sie vorbeikommen, machen die ­Männer ehrerbietig Platz. Männer Heil! Heil euch! Heil Elsa von Brabant! Von dem König geleitet, schreiten Lohengrin und Elsa langsam dem Münster zu Gesegnet sollst du schreiten! usw.

56 CD 2 CD 3 DRITTER AKT Als die beiden Züge in der Mitte der Bühne sich ­begegneten, ist Elsa von den Frauen Lohengrin [01] Vorspiel ­zugeführt worden; sie umfassen sich und bleiben in der Mitte stehen. Erste Szene Edelknaben entkleiden Lohengrin des reichen Ober­ Das Brautgemach, in der Mitte des Hintergrundes gewandes, gürten ihm das Schwert ab und legen das reichgeschmückte Brautbett; an einem offenen ­dieses am Ruhebette nieder; Frauen entkleiden Elsa Erkerfenster ein niedriges Ruhebett. ebenfalls ihres kostbaren Obergewandes. Musik hinter der Szene; der Gesang ist erst entfernt, Acht Frauen umschreiten währenddessen langsam dann näherkommend. Lohengrin und Elsa. Männer & Frauen Acht Frauen nach dem Umschreiten [02] Treulich geführt ziehet dahin, Wie Gott euch selig weihte, wo euch der Segen der Liebe bewahr’! zu Freuden weihn euch wir. Siegreicher Mut, Minnegewinn Sie halten einen zweiten Umgang eint euch in Treue zum seligsten Paar. In Liebesglücks Geleite Streiter der Tugend, schreite voran! denkt lang der Stunde hier! Zierde der Jugend, schreite voran! Der König umarmt und segnet Lohengrin und Elsa. Rauschen des Festes seid nun entronnen, Die Edelknaben mahnen zum Aufbruch. Die Züge Wonne des Herzens sei euch gewonnen! ordnen sich wieder, und während des Folgenden Rechts und links im Hintergrunde werden Türen ge­ schreiten sie an den Neuvermählten vorüber, so dass öffnet; rechts treten Frauen auf, welche Elsa, links die die Männer rechts, die Frauen links das Gemach Männer mit dem Könige, welche Lohengrin geleiten. ­verlassen. Edelknaben mit Lichtern voraus. Männer & Frauen Duftender Raum, zur Liebe geschmückt, Treulich bewacht bleibet zurück, nehm euch nun auf, dem Glanze entrückt. wo euch der Segen der Liebe bewahr! Treulich geführt ziehet nun ein, Siegreicher Mut, Minne und Glück wo euch der Segen der Liebe bewahr! eint euch in Treue zum seligsten Paar. Siegreicher Mut, Minne so rein Streiter der Tugend, bleibe daheim! eint euch in Treue zum seligsten Paar. Zierde der Jugend, bleibe daheim!

CD 3 57 Rauschen des Festes seid nun entronnen, Fühl ich zu dir so süß mein Herz entbrennen, Wonne des Herzens sei euch gewonnen! atme ich Wonnen, die nur Gott verleiht; Duftender Raum, zur Liebe geschmückt, fühl ich zu dir so süß mich entbrennen, nahm euch nun auf, dem Glanze entrückt. atme ich Wonnen, die nur Gott verleiht! Die beiden Züge haben die Bühne gänzlich Lohengrin ­verlassen; die Türen werden von den letzten Knaben geschlossen. In immer weiterer Ferne verhallt der Vermagst du, Holde, glücklich dich zu nennen, ­Gesang. gibst du auch mir des Himmels Seligkeit! Treulich bewacht bleibet zurück, Fühl ich zu dir so süß mein Herz entbrennen, wo euch der Segen der Liebe bewahr! atme ich Wonne, die nur Gott verleiht; Siegreicher Mut, Minne und Glück fühl ich so süß usw. eint euch in Treue zum seligsten Paar. Elsa Fühl ich so süß usw. Zweite Szene Lohengrin Elsa ist, als die Züge das Gemach verlassen haben; Wie hehr erkenn ich unsrer Liebe Wesen! wie überselig Lohengrin an die Brust gesunken. Die nie sich sahn, wir hatten uns geahnt; ­Lohengrin setzt sich, während der Gesang verhallt, war ich zu deinem Streiter auserlesen, auf dem Ruhebett am Erkerfenster nieder, indem er hat Liebe mir zu dir den Weg gebahnt: Elsa sanft nach sich zieht. Dein Auge sagte mir dich rein von Schuld – Lohengrin mich zwang dein Blick, zu dienen deiner Huld. [03] Das süße Lied verhallt; wir sind allein, Elsa zum erstenmal allein, seit wir uns sahn. Doch ich zuvor schon hatte dich gesehen, Nun sollen wir der Welt entronnen sein, in sel’gem Traume warst du mir genaht; kein Lauscher darf des Herzens Grüßen nahn. als ich nun wachend dich sah vor mir stehen, Elsa, mein Weib! Du süße, reine Braut! erkannt’ ich, dass du kamst auf Gottes Rat. Ob glücklich du, das sei mir jetzt vertraut! Da wollte ich vor deinem Blick zerfließen, Elsa gleich einem Bach umwinden deinen Schritt, Wie wär ich kalt, mich glücklich nur zu nennen, als eine Blume, duftend auf der Wiesen, besitz ich aller Himmel Seligkeit!

58 CD 3 wollt’ ich entzückt mich beugen deinem Tritt. dich sah mein Aug’ – mein Herz begriff dich da. Ist dies nur Liebe? Wie mir die Düfte hold den Sinn berücken, [04] Wie soll ich es nennen, nahn sie mir gleich aus rätselvoller Nacht: dies Wort, so unaussprechlich wonnevoll, So deine Reine musste mich entzücken, wie ach! dein Name – den ich nie darf kennen, traf ich dich auch in schwerer Schuld Verdacht. bei dem ich nie mein Höchstes nennen soll! Elsa birgt ihre Beschämung, indem sie sich demütig Lohengrin an ihn schmiegt Elsa! Ach, könnt’ ich deiner wert erscheinen, müsst’ ich vor dir nicht bloß vergehn; Elsa könnt’ ein Verdienst mich dir vereinen, Wie süß mein Name deinem Mund entgleitet! dürft’ ich in Pein für dich mich sehn! Gönnst du des deinen holden Klang mir nicht? Wie du mich trafst vor schwerer Klage, Nur, wenn zur Liebesstille wir geleitet, o wüsste ich auch dich in Not; sollst du gestatten, dass mein Mund ihn spricht. dass mutvoll ich ein Mühen trage, Lohengrin kennt’ ich ein Sorgen, das dir droht! Mein süßes Weib! Wär’ das Geheimnis so geartet, das aller Welt verschweigt dein Mund? Elsa Vielleicht, dass Unheil dich erwartet, Einsam, wenn niemand wacht; würd’ aller Welt es offen kund? nie sei der Welt er zu Gehör gebracht! Wär’ es so und dürft’ ich’s wissen, Lohengrin sie freundlich umfassend und durch das dürft’ ich in meiner Macht es sehn, offene Fenster auf den Blumengarten deutend durch keines Droh’n sei mir’s entrissen, Atmest du nicht mit mir die süßen Düfte? für dich wollt’ ich zu Tode gehn! O wie so hold berauschen sie den Sinn! Lohengrin Geheimnisvoll sie nahen durch die Lüfte, Geliebte! fraglos geb ihrem Zauber ich mich hin. So ist der Zauber, der mich dir verbunden, Elsa da als ich zuerst, du Süße, dich ersah; O mach mich stolz durch dein Vertrauen, nicht deine Art ich brauchte zu erkunden, dass ich in Unwert nicht vergeh!

CD 3 59 Lass dein Geheimnis mich erschauen, Böt’ mir der König seine Krone, dass, wer du bist, ich offen seh! ich dürfte sie mit Recht verschmähn. Das einz’ge, was mein Opfer lohne, Lohengrin muss ich in deiner Lieb’ ersehn! Ach, schweige, Elsa! Drum wolle stets den Zweifel meiden, Elsa dein Lieben sei mein stolz Gewähr! Meiner Treue Denn nicht komm ich aus Nacht und Leiden, enthülle deines Adels Wert! aus Glanz und Wonne komm ich her! Woher du kamst, sag ohne Reue – Elsa durch mich sei Schweigens Kraft bewährt! [06] Hilf Gott, was muss ich hören! Lohengrin streng und ernst einige Schritte Welch Zeugnis gab dein Mund! ­zurücktretend Du wolltest mich betören, [05] Höchstes Vertrau’n hast du mir schon zu nun wird mir Jammer kund! ­danken, Das Los, dem du entronnen, da deinem Schwur ich Glauben gern gewährt; es war dein höchstes Glück; wirst nimmer du vor dem Gebote wanken, du kamst zu mir aus Wonnen hoch über alle Fraun dünkst du mich wert! und sehnest dich zurück! Er wendet sich schnell wieder liebevoll zu Elsa Wie soll ich Ärmste glauben, An meine Brust, du Süße, Reine! dir g’nüge meine Treu? Sei meines Herzens Glühen nah, Ein Tag wird dich mir rauben dass mich dein Auge sanft bescheine, durch deiner Liebe Reu! in dem ich all mein Glück ersah! Lohengrin O gönne mir, dass mit Entzücken Halt ein, dich so zu quälen! ich deinen Atem sauge ein: Lass fest, ach! fest an mich dich drücken, Elsa dass ich in dir mög’ glücklich sein! Was quälest du mich doch! Dein Lieben muss mir hoch entgelten Soll ich die Tage zählen, für das, was ich um dich verließ; die du mir bleibest noch? kein Los in Gottes weiten Welten In Sorg’ um dein Verweilen wohl edler als das meine hieß.

60 CD 3 verblüht die Wange mir – Elsa dann wirst du mir enteilen, Nichts kann mir Ruhe geben, im Elend bleib ich hier! dem Wahn mich nichts entreißt, als – gelt’ es auch mein Leben – Lohengrin zu wissen, wer du seist! Nie soll dein Reiz entschwinden, bleibst du von Zweifel rein! Lohengrin Elsa, was willst du wagen? Elsa Ach, dich an mich zu binden, Elsa wie sollt’ ich mächtig sein? Unselig holder Mann, Voll Zauber ist dein Wesen, hör, was ich dich muss fragen! durch Wunder kamst du her; Den Namen sag mir an! wie sollt’ ich da genesen, Lohengrin wo fänd’ ich dein’ Gewähr? Halt ein! Sie schreckt in heftigster Aufregung zusammen und hält an, wie um zu lauschen. Elsa Hörtest du nichts? Vernahmest du kein Kommen? Woher der Fahrt! Lohengrin Lohengrin Elsa! Weh dir! Elsa Elsa Ach nein! Wie deine Art? vor sich hinstarrend Doch, dort – der Schwan – der Schwan! Lohengrin Dort kommt er auf der Wasserflut geschwommen – Weh uns, was tatest du! du rufest ihm – er zieht herbei den Kahn! Elsa die vor Lohengrin steht, welcher den Hinter­ Lohengrin grund im Rücken hat, gewahrt Friedrich und seine vier Genossen, welche mit gezückten Schwertern Elsa! Halt ein! Beruh’ge deinen Wahn! durch eine hintere Tür hereinbrechen. Rette dich! Dein Schwert, dein Schwert!

CD 3 61 Sie reicht das am Ruhebett angelegte Schwert hastig Dort will ich Antwort ihr bereiten, Lohengrin, so dass dieser schnell es aus der Scheide, dass sie des Gatten Art erschau’. welche sie hält, ziehen kann. Lohengrin streckt Friedrich, welcher nach ihm ausholt, Er entfernt sich mit traurig feierlicher Haltung durch mit einem Streiche tot zu Boden; den entsetzten die Tür rechts. Die Frauen geleiten Elsa, die keiner ­Edlen entfallen die Schwerter, sie stürzen zu Lohen­ Bewegung mächtig ist, nach links ab. Der Tag hat grins Füßen auf die Knie. Elsa, die sich an Lohengrins langsam begonnen zu grauen; die Kerzen sind ver­ Brust geworfen hatte, sinkt ohnmächtig langsam an loschen. Wie aus dem Burghofe heraufhört man ihm zu Boden. Heerhörner einen Aufruf blasen. Lohengrin steht allein aufrecht Dritte Szene [07] Weh, nun ist all unser Glück dahin! Er neigt sich zu Elsa hinab, erhebt sie sanft und lehnt Die Aue am Ufer der Schelde, wie im 1. Akt. sie auf das Ruhebett. ­Glühende Morgenröte, allmählicher Anbruch des ­vollen Tages. Elsa die Augen aufschlagend Ein Graf mit seinem Heergefolge zieht im Vordergrun­ Allewiger, erbarm dich mein! de rechts auf, steigt vom Pferde und übergibt dies ­einem Knechte. Zwei Edelknaben tragen ihm Schild Der Tag ist in allmählichem Anbruche begriffen; die und Speer. Er pflanzt sein Banner auf, sein Heer­ tiefer herabgebrannten Kerzen drohen zu erlöschen. gefolge sammelt sich um dasselbe. Während ein Auf Lohengrins Zeichen erheben sich die vier Edlen. zweiter Graf auf die Weise wie der erste einzieht, hört Lohengrin man bereits die Trompeten eines dritten sich nähern. Tragt den Erschlagnen vor des Königs Gericht! Ein dritter Graf zieht mit seinem Heergefolge ebenso ein. Die neuen Scharen sammeln sich um ihre Ban­ Die Edlen nehmen die Leiche Friedrichs auf und ent­ ner; die Grafen und Edlen begrüßen sich, prüfen und fernen sich mit ihr durch eine Tür des Hintergrundes. loben ihre Waffen usw. Ein vierter Graf zieht mit Lohengrin läutet an einem Glockenzuge; vier Frauen s­einem Gefolge von rechts her ein und stellt sich bis treten von links ein. in die Mitte des Hintergrundes auf. Lohengrin zu den Frauen Als von links die Trompeten des Königs vernommen Sie vor den König zu geleiten, werden, eilt alles, um sich um die Banner zu ordnen. schmückt Elsa, meine süße Frau! Der König mit seinem sächsischen Heerbann zieht von links ein.

62 CD 3 Alle Männer als der König unter der Eiche angelangt Männer ist Was bringen die? Was tun sie kund? [08] Heil König Heinrich! Die Mannen sind’s des Telramund! König Heinrich Heil! König Heinrich König Heinrich Wen führt ihr her? Was soll ich schaun? [09] Habt Dank, ihr Lieben von Brabant! Mich fasst bei eurem Anblick Graun! Wie fühl ich stolz mein Herz entbrannt, Die vier Edlen find ich in jedem deutschen Land So will’s der Schützer von Brabant; so kräftig reichen Heerverband! wer dieser ist, macht er bekannt! Nun soll des Reiches Feind sich nahn, wir wollen tapfer ihn empfahn: Elsa, mit großem Gefolge von Frauen, tritt auf und Aus seinem öden Ost daher schreitet langsam, wankenden Schrittes in den soll er sich nimmer wagen mehr! ­Vordergrund. Für deutsches Land das deutsche Schwert! Männer So sei des Reiches Kraft bewährt! Seht, Elsa naht, die Tugendreiche! Alle Männer Wie ist ihr Antlitz trüb und bleiche! Für deutsches Land das deutsche Schwert! König Heinrich der Elsa entgegengegangen ist und So sei des Reiches Kraft bewährt! sie nach einem hohen Sitze, ihm gegenüber, geleitet König Heinrich Wie muss ich dich so traurig sehn! Wo weilt nun der, den Gott gesandt Will dir so nah die Trennung gehn? zum Ruhm, zur Größe von Brabant? Elsa versucht vor ihm aufzublicken, vermag es aber Ein scheues Gedränge ist entstanden; die vier bra­ nicht. Großes Gedränge entsteht im Hintergrunde. bantischen Edlen bringen auf einer Bahre Friedrichs Einige Männer verhüllte Leiche getragen und setzen sie in der Mitte [10] Macht Platz dem Helden von Brabant! der Bühne nieder. Alles blickt sich unheimlich fragend an. Lohengrin, ganz so gewaffnet wie im ersten Akt, tritt ohne Gefolge auf und schreitet feierlich und ernst in den Vordergrund.

CD 3 63

Alle Männer Zum ersten klage laut ich vor euch allen Heil dem Helden von Brabant! und frag um Spruch nach Recht und Fug: Heil! Heil! Da dieser Mann zur Nacht mich überfallen, sagt, ob ich ihn mit Recht erschlug? König Heinrich hat seinen Platz unter der Eiche ­wieder eingenommen Der König & Männer die Hand feierlich nach der­ Heil deinem Kommen, teurer Held! ­Leiche ausstreckend Die du so treulich riefst ins Feld, Wie deine Hand ihn schlug auf Erden, die harren dein in Streites Lust, soll dort ihm Gottes Strafe werden! von dir geführt, des Siegs bewusst. Lohengrin Männer Zum andern aber sollt ihr Klage hören, Wir harren dein in Streites Lust, denn aller Welt nun klag ich laut, von dir geführt, des Siegs bewusst. dass zum Verrat an mir sich ließ betören das Weib, das Gott mir angetraut! Lohengrin Mein Herr und König, lass dir melden: Männer Die ich berief, die kühnen Helden, Elsa! Wie mochte das geschehn? zum Streit sie führen darf ich nicht! Wie konntest du dich so vergehn? Alle drücken höchste Betroffenheit aus. König Heinrich Elsa! Wie konntest du dich so vergehn? Der König & Männer Hilf Gott! Frauen mit klagenden Gebärden auf Elsa blickend Welch hartes Wort er spricht! Wehe dir, Elsa! Frauen Lohengrin Hilf Gott! Ihr hörtet alle, wie sie mir versprochen, dass nie sie wollt’ erfragen, wer ich bin? Lohengrin Nun hat sie ihren teuren Schwur gebrochen, Als Streitgenoss bin ich nicht hergekommen; treulosem Rat gab sie ihr Herz dahin! als Kläger sei ich jetzt von euch vernommen! Alle drücken die heftigste Erschütterung aus Er enthüllt Friedrichs Leiche, von deren Anblick sich alle mit Abscheu abwenden. Zu lohnen ihres Zweifels wildem Fragen,

66 CD 3 sei nun die Antwort länger nicht gespart: Wer nun dem Gral zu dienen ist erkoren, Des Feindes Drängen durft’ ich sie versagen, den rüstet er mit überird’scher Macht; nun muss ich künden, wie mein Nam’ und Art. an dem ist jedes Bösen Trug verloren, Mit immer steigender Verklärung seiner Mienen wenn ihn er sieht, weicht dem des Todes Nacht. Jetzt merket wohl, ob ich den Tag muss scheuen: Selbst wer von ihm in ferne Land’ entsendet, Vor aller Welt, vor König und vor Reich zum Streiter für der Tugend Recht ernannt, enthülle mein Geheimnis ich in Treuen. dem wird nicht seine heil’ge Kraft entwendet, sich hoch aufrichtend bleibt als sein Ritter dort er unerkannt. So hört, ob ich an Adel euch nicht gleich! So hehrer Art doch ist des Grales Segen, Männer enthüllt – muss er des Laien Auge fliehn; Welch Unerhörtes muss ich nun erfahren? des Ritters drum sollt Zweifel ihr nicht hegen, O könnt’ er die erzwungne Kunde sich ersparen! erkennt ihr ihn – dann muss er von euch ziehn. Nun hört, wie ich verbotner Frage lohne! König Heinrich Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt: Was muss ich nun erfahren? Mein Vater Parzival trägt seine Krone, O könnt’ er die Kunde sich ersparen! sein Ritter ich – bin Lohengrin genannt. Lohengrin in feierlicher Verklärung vor sich König Heinrich, Männer & Frauen ­herblickend Hör ich so seine höchste Art bewähren, [11] In fernem Land, unnahbar euren Schritten, entbrennt mein Aug’ in heil’gen Wonnezähren. liegt eine Burg, die Montsalvat genannt; ein lichter Tempel stehet dort inmitten, Elsa wie vernichtet so kostbar, als auf Erden nichts bekannt; [12] Mir schwankt der Boden! Welche Nacht! drin ein Gefäß von wundertät’gem Segen O Luft! Luft der Unglücksel’gen! Sie droht umzusinken; Lohengrin fasst sie in seine wird dort als höchstes Heiligtum bewacht: Arme Es ward, dass sein der Menschen reinste pflegen, herab von einer Engelschar gebracht; Lohengrin alljährlich naht vom Himmel eine Taube, O Elsa! Was hast du mir angetan! um neu zu stärken seine Wunderkraft: Als meine Augen dich zuerst ersahn, Es heißt der Gral, und selig reinster Glaube zu dir fühlt’ ich in Liebe mich entbrannt, erteilt durch ihn sich seiner Ritterschaft.

CD 3 67 und schnell hatt’ ich ein neues Glück erkannt: Männer & Frauen, der König Die hehre Macht, die Wunder meiner Art, Weh! Wehe! Musst du von uns ziehn, die Kraft, die mein Geheimnis mir bewahrt, du hehrer, gottgesandter Mann! wollt’ ich dem Dienst des reinsten Herzens weihn: Soll uns des Himmels Segen fliehn, Was rissest du nun mein Geheimnis ein? wo fänden dein wir Tröstung dann? Jetzt muss ich, ach! von dir geschieden sein! Weh uns! O bleib! Soll uns des Himmels Segen fliehn usw. Männer & Frauen, König Heinrich Weh! Weh! Weh! Elsa Bist du so göttlich als ich dich erkannt, Elsa sei Gottes Gnade nicht aus dir verbannt! Mein Gatte! Nein! Büßt sie in Jammer ihre schwere Schuld, Ich lass dich nicht von hinnen! nicht flieh die Ärmste deiner Nähe Huld! Als Zeuge meiner Buße bleibe hier! usw. Verstoß mich nicht, wie groß auch mein Lohengrin ­Verbrechen! Ich muss, ich muss! mein süßes Weib! Verlass mich, ach! verlass die Ärmste nicht! usw. Männer & Frauen Lohengrin Weh! Schon zürnt der Gral, dass ich ihm ferne bleib! Ich muss! Ich muss! Elsa Nur eine Strafe gibt’s für dein Vergehn! Nicht darfst du meiner bittern Reu entrinnen, Ach! mich wie dich trifft ihre herbe Pein! dass du mich strafest, liege ich vor dir! [13] Getrennt, geschieden sollen wir uns sehn: Frauen Dies muss die Strafe, dies die Sühne sein! Weh, nun muss er von dir ziehn! Elsa sinkt mit einem Schrei zurück. Elsa Der König & alle Männer Lohengrin ungestüm Dass du mich strafest, liege ich vor dir! ­umdrängend Lohengrin O bleib, und zieh uns nicht von dannen! Ich muss, ich muss! mein süßes Weib! Des Führers harren deine Mannen! O bleib usw.

68 CD 3 Lohengrin Elsa aus ihrer Betäubung erweckt, erhebt sich, O König, hör! Ich darf dich nicht geleiten! auf den Sitz gestützt, und blickt nach dem Ufer Des Grales Ritter, habt ihr ihn erkannt, Entsetzlich! Ha, der Schwan! wollt er in Ungehorsam mit euch streiten, Sie verbleibt lange Zeit wie erstarrt in ihrer Stellung. ihm würde alle Manneskraft entwandt! Lohengrin Doch, großer König, lass mich dir weissagen: Schon sendet nach dem Säumigen der Gral! Dir Reinem ist ein großer Sieg verliehn! Unter der gespanntesten Erwartung der übrigen tritt Nach Deutschland sollen noch in fernsten Tagen er dem Ufer näher und neigt sich zu dem Schwan, des Ostens Horden siegreich nimmer ziehn! ihn wehmütig betrachtend Lebhafte Erregung. Man sieht auf dem Flusse den [14] Mein lieber Schwan! Schwan mit dem leeren Nachen auf dieselbe Weise Ach, diese letzte traur’ge Fahrt, wie bei Lohengrins erstem Erscheinen anlangen. wie gern hätt ich sie dir erspart! In einem Jahr, wenn deine Zeit Ein Teil der Männer im Hintergrunde im Dienst zu Ende sollte gehn – Der Schwan! Der Schwan! Der Schwan! dann, durch des Grales Macht befreit, Der Schwan! Seht dort ihn wieder nahn! wollt’ ich dich anders wieder sehn! Die übrigen Männer im Vordergrunde, nach hinten Er wendet sich im Ausbruch heftigen Schmerzes in gewandt den Vordergrund zu Elsa zurück Der Schwan! Seht dort ihn wieder nahn! O Elsa! Nur ein Jahr an deiner Seite hatt’ ich als Zeuge deines Glücks ersehnt! Frauen im nächsten Vordergrunde um Elsa Dann kehrte, selig in des Grals Geleite, Der Schwan! Weh, er naht! dein Bruder wieder, den du tot gewähnt. Alle Männer Alle drücken ihre Überraschung aus. Lohengrin Er naht, der Schwan! ­überreicht Elsa sein Horn, sein Schwert und seinen Ring Der Schwan kommt um die vordere Flussbiegung Kommt er dann heim, wenn ich ihm fern im Leben, ­herum. dies Horn, dies Schwert, den Ring sollst du ihm geben. Dies Horn soll in Gefahr ihm Hilfe schenken, in wildem Kampf dies Schwert ihm Sieg verleiht;

CD 3 69 doch bei dem Ringe soll er mein gedenken, Der Held, wär länger er geblieben, der einst auch dich aus Schmach und Not befreit! den Bruder hätt er auch befreit! Während er Elsa, die keines Ausdrucks mächtig ist, wiederholt küsst Männer Leb wohl! Leb wohl! Leb wohl, mein süßes Weib! Abscheulich Weib! Ha, welch Verbrechen Leb wohl! Mir zürnt der Gral, wenn ich noch bleib! hast du in frechem Hohn bekannt! Leb wohl, leb wohl! Frauen Elsa hat sich krampfhaft an ihm festgehalten; endlich Abscheulich Weib! verlässt sie die Kraft, sie sinkt ihren Frauen in die Ortrud Arme, denen sie Lohengrin übergibt, wonach dieser Erfahrt, wie sich die Götter rächen, schnell dem Ufer zueilt. von deren Huld ihr euch gewandt! König Heinrich, Männer & Frauen Sie bleibt in wilder Verzückung hoch aufgerichtet Weh! Weh! Weh! Du edler, holder Mann! ­stehen. Welch harte Not tust du uns an! Lohengrin, bereits am Ufer angelangt, hat Ortrud ge­ nau vernommen und sinkt jetzt zu einem stummen Ortrud tritt im Vordergrunde auf, mit jubelnder Gebet feierlich auf die Knie. Aller Blicke richten sich ­Gebärde in gespannter Erwartung auf ihn hin. Die weiße [15] Fahr heim! Fahr heim, du stolzer Helde, ­Gralstaube schwebt über dem Nachen herab. Lohen­ dass jubelnd ich der Törin melde, grin erblickt sie; mit einem dankbaren Blicke springt wer dich gezogen in dem Kahn! er auf und löst dem Schwan die Kette, worauf dieser Am Kettlein, das ich um ihn wand, sogleich untertaucht. An seiner Stelle hebt Lohengrin ersah ich wohl, wer dieser Schwan: einen schönen Knaben in glänzendem Silbergewande Es ist der Erbe von Brabant! – Gottfried – aus dem Flusse an das Ufer. Alle Lohengrin Ha! Seht da den Herzog von Brabant! Ortrud zu Elsa Zum Führer sei er euch ernannt! Dank, dass den Ritter du vertrieben! Nun gibt der Schwan ihm Heimgeleit:

70 CD 3 Ortrud sinkt bei Gottfrieds Anblick zusammen. Lohen­ grin springt schnell in den Kahn, den die Taube an der Kette gefasst hat und sogleich fortzieht. Elsa blickt mit letzter freudiger Verklärung auf Gottfried, welcher nach vorn schreitet und sich vor dem König verneigt. Alle betrachten ihn mit seligem Erstaunen, die Brabanter senken sich huldigend vor ihm auf die Knie. Dann eilt Gottfried in Elsas Arme. Elsa nach einer kurzen freudigen Entrückung, wendet hastig den Blick nach dem Ufer, wo sie Lohengrin nicht mehr erblickt. Mein Gatte! Mein Gatte! In der Ferne wird Lohengrin wieder sichtbar; er steht mit gesenktem Haupte traurig auf seinen Schild ­gelehnt im Nachen. Elsa Ach! König Heinrich, Männer & Frauen Weh! Elsa gleitet langsam entseelt in Gottfrieds Armen zu Boden. Lohengrin wird immer ferner gesehen.

CD 3 71 Mitwirkende Participants

Camilla Nylund – Elsa von Brabant Falk Struckmann (Heinrich der Vogler) Falk Struckmann (Heinrich der Vogler) Falk Struckmann, Kammersänger der Berliner Falk Struckmann, Kammersänger (honorary und der Wiener Staatsoper, zählt weltweit zu ­title) of the Berlin and Vienna State , is den begehrtesten Sängern seines Faches. one the most sought-after singers of his vocal 2014/15 singt der Bassbariton u. a. in Lyon range in the world. In 2014/15 the bass bari- ­Daland (Der fliegende Holländer), an der Ber- tone is singing Daland (The Flying Dutchman) liner Staatsoper Kaspar (Der Freischütz) sowie in Lyon, Kaspar (Der Freischütz) at the Berlin Orest () und Hagen (Götterdämme­ State Opera as well as Orest (Elektra) and rung) an der Wiener Staatsoper. Er singt Hagen (Twilight of the Gods) at the Vienna u. a. regelmäßig am ROH Covent Garden, dem State Opera, amongst other roles. He regularly Teatro alla Scala, der Opéra National de Paris, sings at the ROH Covent Garden, Teatro alla dem Gran Teatre de Barcelona sowie bei Scala, Opéra National de Paris, Gran Teatre de den Salzburger und Bayreuther Festspielen. Liceu Barcelona and at the Salzburg and An der Oper Frankfurt gastierte er als Carlo Bayreuth Festivals. He made guest appearanc- Borromeo (Palestrina) und Steffano Colonna es as Carlo Borromeo (Palestrina) and Steffa- (Rienzi; konzertant, CD bei OehmsClassics no Colonna (Rienzi; concertante, CD available ­erhältlich). Sein Repertoire umfasst u. a. Am- from OehmsClassics) at the Frankfurt Opera. fortas (Parsifal), Don Pizarro (Fidelio), Barak His repertoire includes Amfortas (Parsifal), (Die Frau ohne Schatten), Rangoni (Boris Don Pizarro (Fidelio), Barak (The Woman ­Godunow), Amonasro (Aida), Hans Sachs without a Shadow), Rangoni (Boris Godun­ (Die Meistersinger von Nürnberg) sowie die ov), Amonasro (Aida), Hans Sachs (The Mas­ Titelpartien in Der fliegende Holländer und tersingers of Nuremberg) as well as the title . Falk Struckmann arbeitet mit den roles in The Flying Dutchman and Wozzeck. ­renommiertesten Dirigenten und Regisseuren Falk Struckmann works with the most re- unserer Zeit zusammen und ist auch auf den nowned conductors and directors of our time bedeutendsten Konzertpodien der Welt ein and is also a welcome guest in the world’s gern gesehener Gast. most important concert halls.

73 Michael König (Lohengrin) Michael König (Lohengrin) Michael König gastiert regelmäßig an der Oper Michael König is a regular guest at the Frank- Frankfurt; zuletzt 2013/14 als Der Tenor / Bac- furt Opera, most recently in 2013/14 as the chus (Ariadne auf Naxos). Zuvor war er hier Tenor / Bacchus (Ariadne auf Naxos). Previ- u. a. als Narraboth (Salome), Tamino (Die Zau­ ously he could be heard there as Narraboth berflöte), Kaiser (Die Frau ohne Schatten) und (Salome), Tamino (The Magic Flute), the Florestan (Fidelio) zu erleben. 2014/15 gas- ­Emperor (The Woman without a Shadow) and tiert er u. a. als Erik (Der fliegende Holländer) Florestan (Fidelio), amongst other roles. He am ROH Covent Garden London und als Max made guest appearances in 2014/15 as Erik (Der Freischütz) an der Semperoper Dresden. (The Flying Dutchman) at the ROH Covent Zu den Orten seiner Gastengagements zählen Garden London and as Max (Der Freischütz) außerdem u. a. die Hamburgische und Berliner at the Semperoper in Dresden. He has also Staatsoper, Opéra National Paris, de Neder- had guest engagements at the Hamburg and landse Opera Amsterdam, Canadian Opera Berlin State Operas, Opéra National Paris, de Company, das Opernhaus Zürich, ­Teatro Real Nederlandse Opera Amsterdam, Canadian Madrid und Gran Teatre del Liceu ­Barcelona Opera Company, Zurich Opera House, Teatro sowie die Bayreuther Festspiele. Gemeinsam Real Madrid and Gran Teatre del Liceu Barce- mit den Wiener Philharmonikern gastierte der lona as well as the . Together bei Rudolf Piernay ausgebildete Tenor 2013 with the Vienna Philharmonic, Michael König, mit Beethovens Neunter Sinfonie in Japan. Er trained by Rudolf Piernay, was a guest in Japan arbeitet mit Dirigenten wie Christian Thiele- in 2013 with Beethoven’s Ninth Symphony. He mann, Vladimir Jurowski, Daniele Gatti, Seiji works with conductors such as Christian Thie- Ozawa, Hartmut Haenchen und Kent Nagano lemann, Vladimir Jurowski, Daniele Gatti, Seiji zusammen. Michael König ist Preisträger des Ozawa, Hartmut Haenchen and Kent Nagano. Meistersängerwettbewerbs in Nürnberg und Michael König is a prize winner of the Master­ des Wettbewerbs der European Union Opera. singers Competition in Nuremberg and of the Competition of the European Union Opera.

74 Camilla Nylund (Elsa von Brabant) Camilla Nylund (Elsa von Brabant) Camilla Nylund war an der Oper Frankfurt be- Camilla Nylund could already be heard at the reits in Arabella (Titelpartie) und zuletzt Frankfurt Opera as Arabella and most recently 2013/14 als Primadonna / Ariadne (Ariadne auf in 2013/14 as Primadonna / Ariadne (Ariadne Naxos) zu erleben. Die finnische Sopranistin auf Naxos). After performances as Elisabeth gastiert 2014/15 nach Auftritten als Elisabeth (Tannhäuser) at the Bayreuth Festival, the (Tannhäuser) bei den Bayreuther Festspielen Finnish soprano made guest appearances in mit derselben Partie an der Wiener Staatsoper, 2014/15 in the same role at the Vienna State weiterhin als Rusalka in Lyon, mit der Titel­ Opera, also as Rusalka in Lyon, in the title role partie von Kaija Saariahos Oper Émilie und als of Kaija Saariaho’s opera Émilie and as Prima- Primadonna / Ariadne an der Berliner Staats- donna / Ariadne at the . ­ oper. Das Repertoire von Camilla Nylund um- The repertoire of Camilla Nylund also includes fasst zudem u. a. Die Gräfin Madeleine (Cap­ the Countess Madeleine (Capriccio), Eva (The riccio), Eva (Die Meistersinger), Rosalinde Mastersingers), Rosalinde (The Bat), Elisa- (Die Fledermaus), Elisabeth (Don Carlo), beth (Don Carlos), Freia (The Ring), Donna Freia (Ring), Donna Anna (Don Giovanni) und Anna (Don Giovanni) and Esmeralda (Notre Esmeralda (Notre Dame). Bis 2001 gehörte Dame). Until 2001 Camilla Nylund­ belonged to Camilla Nylund dem Ensemble der Semper­ the ensemble of the Semperoper in Dresden. oper Dresden an. Gastengagements führten Guest engagements have so far taken her to sie bisher u. a. an das Opernhaus Zürich, Teat- the Zurich Opera House, Teatro alla Scala in ro alla Scala Mailand, New National Theatre Milan, the New National Theatre in Tokyo, ­Tokio, die Opéra Bastille Paris, Nederlandse Opéra Bastille in Paris, Nederlandse Opera in Opera Amsterdam sowie die Staatsopern in Amsterdam and the State Operas in Munich München und Hamburg. Regelmäßig arbeitet and Hamburg. She regularly works with sie mit Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Daniel ­conductors such as Sir Simon ­Rattle, , Franz Welser-Möst, Christian Barenboim, Franz Welser-Möst, Christian ­Thielemann und Ingo Metzmacher zusammen. ­Thielemann and Ingo Metzmacher.

75 Robert Hayward (Friedrich von Telramund) Robert Hayward (Friedrich von Telramund) Robert Hayward debütierte an der Oper Frank- Robert Hayward made his debut at the Frank- furt mit der Titelpartie von Dallapiccolas Il furt Opera singing the title role in Dallapicco- ­prigioniero, sang Simone (Eine florentinische la’s Il prigioniero, then performed as Simone Tragödie), Mandryka (Arabella) und die Titel- (A Florentine Tragedy), Mandryka (Arabella) partie in Herzog Blaubarts Burg, die er and the title role in Duke Bluebeard’s Castle, 2014/15 auch für das Gastspiel der Oper which he also interpreted in 2014/15 for the Frankfurt in Los Angeles gestaltet. 2015 folgt Opera’s guest appearances in Los Angeles. In an der Komischen Oper Berlin Schönbergs 2015 followed Schönberg’s Moses (Moses Moses (Moses und Aron). Der Bassbariton and Aron) at the Comic Opera in Berlin. The gastierte u. a. auch an der Welsh National bass baritone was also a guest at the Welsh Opera in Cardiff, am ROH Covent Garden so- National Opera in Cardiff, ROH Covent wie an der English National Opera in London, ­Garden and at the English National Opera in an der Houston Grand Opera, der New Israeli London, the Houston Grand Opera, the New Opera, der Bayerischen Staatsoper München Israeli Opera, the Bavarian State Opera in und an der Staatsoper Stuttgart. Sein Opern- ­Munich and at the Stuttgart State Opera. His repertoire umfasst so unterschiedliche Partien operatic repertoire includes such varied roles wie Golaud (Pelléas et Mélisande von Debus- as Golaud (Pelléas et Mélisande of Debussy), sy), Dr. Schön (Lulu, auch auf CD erhältlich), Dr. Schön (Lulu, also available on CD), Scar- Scarpia (Tosca), Šiškov (Janá ˇceks Aus einem pia (Tosca), Šiškov (Janá ˇceks From the House Totenhaus), Nick Shadow (The Rake’s ­ of the Dead ), Nick Shadow (The Rake’s Progress), Méphistophélès (Gounods Faust), ­Progress), Méphistophélès (Gounod’s Faust), ­Jaroslav Prus (Die Sache Makropulos), Jaroslav Prus (The Makropoulos Affair), ­Wotan / Der Wanderer (Ring) und die Titel­ Wotan / The Wanderer (The Ring) and the title partien von Verdis Macbeth, Falstaff, Der roles of Verdi’s Macbeth and Falstaff, fliegende Holländer, Tschaikowskis Mazeppa ­Wagner’s The Flying Dutchman, Tchaikovsky’s und Eugen Onegin. Mazeppa and Eugene Onegin.

76 Michaela Schuster (Ortrud) Michaela Schuster (Ortrud) Michaela Schuster singt in der Spielzeit During the 2014/15 season, Michaela Schus- 2014/15 u. a. Amneris (Aida) an der Hambur­ ter is singing Amneris (Aida) at the Hamburg gischen Staatsoper, Ortrud (Lohengrin) an der State Opera, Ortrud (Lohengrin) at the Nederlandse Opera Amsterdam und Venus ­Nederlandse Opera in Amsterdam and Venus (Tannhäuser) an der Lyric Opera Chicago. Die (Tannhäuser) at the Chicago Lyric Opera. The Mezzosopranistin gastierte u. a. als Herodias mezzo soprano has given guest performances (Salome) an der Wiener Staatsoper, als as Herodias (Salome) at the Vienna State Op- Kundry (Parsifal) bei den Osterfestspielen era, as Kundry (Parsifal) at the Salzburg Easter Salzburg sowie an den Staatsopern in Stutt- Festival and at the State Operas in Stuttgart, gart, München und Berlin, an der Semperoper Munich and Berlin, at the Semperoper in Dres- Dresden, Norske Opera Oslo, Nederlandse den, Norske Opera in Oslo, Nederlandse Op- Opera Amsterdam, am Teatro Real Madrid und era in Amsterdam, at the Teatro Real in Madrid am ROH Covent Garden London. In Frankfurt and the ROH Covent Garden in London. In war sie u. a. als Judith (Herzog Blaubarts Frankfurt she could be heard as Judith (Duke Burg), Florinda (Fierrabras), Laura (La Gio­ Bluebeard’s Castle), Florinda (Fierrabras), conda, konzertant), Marta (Tiefland), Caesonia Laura (La Gioconda, concertante), Marta (Tief­ (Uraufführung von Detlev Glanerts Caligula) land), Caesonia (world premiere of Detlev und Prinzessin Eboli (Don Carlo) zu erleben. Glanert’s Caligula), Princess Eboli (Don Car­ Michaela Schusters Repertoire umfasst weiter- los), amongst other roles. Michaela Schuster’s hin u. a. Fricka / Waltraute (Ring), Amneris repertoire also includes Fricka / Waltraute (The (Aida), Giulietta (Hoffmanns Erzählungen), Ring), Amneris (Aida), Giulietta (Tales of Hoff­ Marie (Wozzeck) und Carmen sowie Eine Frau mann), Marie (Wozzeck) and Carmen as well (Schönbergs Erwartung). Bis 2002 war die as a Woman (Schönberg’s Erwartung). Until mehrfach mit Ersten Preisen ausgezeichnete 2002 this singer, awarded a number of first Sängerin im Ensemble des Staatstheaters prizes, was a regular member of the ensemble Darmstadt. of the Darmstadt State Theatre.

77 Daniel Schmutzhard (Heerrufer) Daniel Schmutzhard (Heerrufer) Der österreichische Bariton Daniel Schmutz- Austrian Daniel Schmutzhard, in the ensemble hard, seit 2011/12 im Ensemble der Oper of the Frankfurt Opera since 2011/12, made Frankfurt, gastiert 2014 bei den Bregenzer guest appearances at the Bregenz Festival as Festspielen erneut als Papageno (Die Zauber­ Papageno (The Magic Flute) in 2014 and as flöte) und weiterhin als Alfred (Uraufführung ­Alfred (world premiere of HK Gruber’s Tales von HK Grubers Geschichten aus dem Wiener from the Vienna Woods), which he will also sing Wald ), den er 2015 auch am Theater an der in 2015 at the Theater an der Wien. In Frankfurt Wien gestaltet. In Frankfurt singt er 2014/15 during the 2014/15 season, he is singing Marcello (La Bohème), Ford (Falstaff), den ­Marcello (La Bohème), Ford ­(Falstaff), Don Don Giovanni und Fred Bucksmann (Urauffüh- Giovanni and Fred Bucksmann (world premiere rung von Lior Navoks An unserem Fluss). Der of Lior Navok’s On Our River). Daniel Sch- von 2006 bis 2010 an der Wiener Volksoper mutzhard, engaged at the Vienna Volksoper from engagierte Daniel Schmutzhard gastierte u. a. 2006 until 2010, also gave guest performances an der Berliner Staatsoper, in Tokio und beim at the Berlin State Opera, in Tokyo and at the Glyndebourne Festival. Außerdem trat er in Glyndebourne Festival. He has performed in Konzertsälen wie dem Wiener Musikverein und concert halls such as the Vienna Musikverein Konzerthaus, in der Berliner und der Kölner and Konzerthaus, at the Philharmonie in Berlin Philharmonie, im Festspielhaus Baden-Baden, and Cologne, at the Festspielhaus in Baden- Concertgebouw Amsterdam, der Salle Pleyel Baden, Concertgebouw in Amsterdam, Salle Paris sowie bei den Salzburger Osterfestspie- Pleyel in Paris and at the Salzburg Easter len, der Salzburger Mozartwoche und der ­Festival, the Salzburg Mozart Week and the Schubertiade Schwarzenberg auf. An der Seite Schubertiade in Schwarzenberg. At the side of von John Malkovich gestaltete Daniel Schmutz- John Malkovich, Daniel Schmutzhard performed hard 2013 für das Schauspiel-Opern-Projekt the role of Casanova in 2013 for the theatrical- Giacomo Variations mit der Wiener Akademie operatic project Giacomo Variations with the unter Martin Haselböck die Rolle des Casanova. ­Vienna Academy under Martin Haselböck.

78 Matthias Köhler (Chor) Matthias Köhler (Choir) Matthias Köhler ist seit 2008/09 Chordirektor Matthias Köhler has been the choir director of der Oper Frankfurt. Ausgebildet an der Hoch- the Frankfurt opera since the 2008/09 season. schule für Musik »Franz Liszt« Weimar, wurde Educated at the Franz Liszt Academy of Music er nach einem ersten Engagement am Meck- in Weimar, following his first engagement lenburgischen Staatstheater im Jahr 1990 at the Mecklenburg State Theatre in 1990 he Chordirektor und Leiter der Schweriner Sing- became choir director and director of the akademie. Im Rahmen dieser Tätigkeit erfolgte Schwerin Singakademie. He founded the boys’ die Gründung des Knabenchores und der Auf- choir and the a-cappella chamber choir during bau des A-cappella-Kammerchors. Von 1993 the course of this activity. From 1993 until bis 1998 arbeitete er als Chordirektor an 1998 he worked as a choir director on the den Bühnen der Stadt Bielefeld. Es folgten ­Municipal Theatre Bielefeld. Permanent en- Fest­engagements am Ulmer Theater und am gagements then followed at the Ulm Theatre Opernhaus Graz. Zudem gastierte Matthias and at the Graz Opera House. In addition, Köhler bei den Mendelssohn-Festtagen in ­Matthias Köhler has given guest performances Leipzig, wo er mit Chören des Gewandhauses at the Mendelssohn Festival Days in Leipzig, arbeitete, sowie beim Wiener KlangBogen- where he worked with the choirs of the Festival. ­Gewandhaus, and at the Vienna KlangBogen Festival.

79 Bertrand de Billy (Musikalische Leitung) Bertrand de Billy (Musical Director) Bertrand de Billy, seit 2013/14 Erster ständiger Bertrand de Billy, since 2013/14 first perma- Gastdirigent des Frankfurter Opern- und nent guest conductor of the Frankfurt Opera ­Museumsorchesters sowie des Orchestre de and Museum Orchestra as well as of the Chambre de Lausanne, gehört zu den meist­ ­Orchestre de Chambre de Lausanne, is one of gefragten Dirigenten weltweit. In der Spielzeit the world’s most sought-after conductors.

80 2014/15 stehen u. a. Simon Boccanegra an ­During the 2014/15 season, his calendar in- der Bayerischen Staatsoper München, Tann­ cludes Simon Boccanegra at the Bavarian häuser an der Hamburgischen Staatsoper, Die State Opera in Munich, Tannhäuser at the Fledermaus an der Wiener Staatsoper und Hamburg State Opera, The Bat at the Vienna Parsifal an der Oper Frankfurt in seinem Kalen- State Opera and Parsifal at the Frankfurt der. Er ist regelmäßig am ROH Covent Garden ­Opera. He is a regular guest at the ROH Cov- London, an der New York ent Garden in London, the Metropolitan Opera und bei den Salzburger Festspielen zu Gast in New York and at the and und arbeitet mit führenden Orchestern wie works with leading orchestras such as the dem Cleveland Orchestra, dem Symphonie­ Cleveland Orchestra, the Bavarian Radio Sym- orchester des BR, der Staatskapelle Dresden, phony Orchestra, the Staatskapelle in Dres- den Dresdner Philharmonikern, dem Orchestre den, the Dresden Philharmonic, the Orchestre de Paris, den Wiener Symphonikern, den Ham- de Paris, the Vienna Symphony, the Hamburg burger Philharmonikern, dem RSB und dem Philharmonic, the RSB and Konzerthaus Or- Konzerthausorchester Berlin. Nach Kapell­ chestra in Berlin. Following positions as kapell- meister-Stellen in Dessau und an der Wiener meister in Dessau and at the Vienna Volksoper, Volksoper war Bertrand de Billy Chefdirigent Bertrand de Billy was music director of the des Gran Teatre del Liceu in Barcelona Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1999– (1999–2004) und des Radio-Symphonie­ 2004) and of the Vienna Radio Symphony Or- orchesters Wien (2002–2010). Zahlreiche chestra (2002–2010). Numerous CD and DVD CD- und DVD-Aufnahmen dokumentieren sein recordings document his widely varied artistic vielfältiges künstlerisches Schaffen. production.

81 82 Chor der Oper Frankfurt Chor der Oper Frankfurt Mit etwa zwanzig Neuproduktionen und The Frankfurt Opera Choir masters a diverse ­Wiederaufnahmen meistert der Chor der Oper programme each season with approximately Frankfurt jede Saison ein vielfältiges Pro- twenty new productions and revivals. Since the gramm. Die größten Chorpartien der Opern­ choir was expanded as part of the re-introduc- literatur können erfolgreich aus eigenen Kräf- tion of the repertoire system in 1997, the most ten bzw. mit Hilfe des Extrachores bewältigt extensive choral parts in the literature of opera werden, seit der Chor 1997 im Zuge der can be managed either with their own re­ ­Wiedereinführung des Repertoire-Systems sources or with the help of the extra choir. All auf­gestockt wurde. Alle Chormitglieder können choir members have had a professional train- auf eine professionelle Ausbildung verweisen ing and occasionally appear at the Frankfurt und treten an der Oper Frankfurt gelegentlich Opera interpreting smaller solo roles. als Interpreten kleiner Solopartien hervor.

83 Frankfurter Opern- und Museumsorchester Frankfurter Opern- und Museumsorchester Das Frankfurter Opern- und Museumsorches- The “Frankfurt Opera and Museum Orchestra”, ter, das seit der Saison 2008/09 von Sebas­ which has been conducted by Sebastian Wei- tian Weigle als Generalmusikdirektor der Oper gle as General Music Director of the Frankfurt Frankfurt geleitet wird, ist eines der bedeu- ­Opera since the 2008/09 season, is one of tendsten Orchester im deutschsprachigen the most important orchestras in the German- Raum. Es wurde 2011 zum dritten Male in Fol- speaking world. In 2011 it was selected ge in der Kritikerumfrage des Fachmagazins ­“Orchestra of the Year” for the third time in »Opernwelt« zum »Orchester des Jahres« ge- succession in the critics’ survey of the special- wählt. Zu den früheren Generalmusikdirektoren ist journal “Opernwelt”. Its former general zählen Sir Georg Solti, Christoph von Dohná- ­music directors have included Sir Georg Solti, nyi, Michael Gielen, Sylvain Cambreling und Christoph von Dohnányi, Michael Gielen, Paolo Carignani. Der Name des Orchesters ­Sylvain Cambreling and Paolo Carignani. The geht auf die Frankfurter Museums-Gesellschaft name of the orchestra goes back to the Frank- zurück, eine 1808 von Frankfurter Bürgern ge- furt Museum Society, an amateur academy gründete Liebhaber-Akademie für alle Künste, for all the arts founded by citizens of Frankfurt die sich 1861 zum Konzertinstitut »Museums- in 1808; it then developed further into the Gesellschaft« fortentwickelte. In den von der ­concert institution “Museum Society” in 1861. Museums-Gesellschaft veranstalteten »Muse- Up to the present day, the Frankfurt Opera umskonzerten« tritt das Orchester der Frank­ ­Orchestra performs as a concert orchestra at furter Oper bis heute als Konzertorchester auf the “Museum Concerts” organised by the und wurde so zum »Frankfurter Museums­ ­Museum Society, and has thus become the orchester«. “Frankfurt Museum Orchestra”.

84 85 Vorderseite 143,5 x 126 Vorderseite 143,5 x 126 Vorderseite 143,5 x 126 L’Oracolo Aribert Reimann Caligula Franco Leoni Lear Detlev Glanert

Frankfurter Opern- und Museumsorchester Frankfurter Museumsorchester Chor der Oper Frankfurt Frankfurter Opern- und Chor der Oper Frankfurt Markus Stenz Museumsorchester Sebastian Weigle Chor und Kinderchor der Oper Frankfurt Stefan Solyom

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Aribert Reimann: Detlev Glanert: Franco Leoni: Lear Caligula L’Oracolo OC 921 | 2 CDs OC 932 | 2 CDs OC 952 | 1 CD The Oper Frankfurt’s CD Edition Frankfurt’s The Oper Die CD-Edition der Oper Frankfurt Oper Die CD-Edition der

Vorderseite 143,5 x 126 La fanciulla del Medea Aribert Reimann West Giacomo Puccini

Frankfurter Opern- und Museumsorchester Frankfurter Opern- Chor der Oper Frankfurt und Museumsorchester Sebastian Weigle Erik Nielsen

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Aribert Reimann: Giacomo Puccini: Medea La fanciulla del West OC 955 | 2 CDs OC 945 | 2 CDs

86 Vorderseite 143,5 x 126 Vorderseite 144,5 x 126 Die Königskinder Engelbert Humperdinck PalestrinaHans Pfitzner toteStadtErich Wolfgang Korngold

Frankfurter Opern- Frankfurter Opern- und Museumsorchester und Museumsorchester Chor der Oper Frankfurt Chor der Oper Frankfurt Frankfurter Opern- Sebastian Weigle und Museumsorchester Kirill Petrenko Sebastian Weigle

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Erich Wolfgang Korngold: Hans Pfitzner: Engelbert Humperdinck: Die tote Stadt Palestrina Königskinder OC 948 | 2 CDs OC 930 | 3 CDs OC 943 | 3 CDs Opera recording of the month, October 2013, in “Opera – The world’s leading opera magazine”.

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Vorderseite 144 x 126 Vorderseite 144 x 126 Liebesverbot DieRichard Wagner Feen Das

Richard Wagner

Frankfurter Opern- und Museumsorchester Chor der Oper Frankfurt Sebastian Weigle Frankfurter Opern- und Museumsorchester Chor der Oper Frankfurt Sebastian Weigle

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Richard Wagner: Richard Wagner: Die Feen Das Liebesverbot OC 940 | 3 CDs OC 942 | 3 CDs Die frühen Werke Richard Wagners The Early Operas by Richard Wagner The Early Operas by Richard

Rienzi Richard Wagner

Frankfurter Opern- und Museums- orchester Chor der Oper Frankfurt Sebastian Weigle

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Richard Wagner: Rienzi OC 941 | 3 CDs

89 Vorderseite 144,5 x 126 Vorderseite 144,5 x 126

Richard Wagner

Rheingold DieRichard Wagner Walküre SiegfriedRichard Wagner

Frankfurter Opern- und Museumsorchester Frankfurter Opern- Sebastian Weigle und Museumsorchester Sebastian Weigle Frankfurter Opern- und Museumsorchester Sebastian Weigle

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Richard Wagner Richard Wagner Richard Wagner Das Rheingold Die Walküre Siegfried OC 935 | 2 CDs OC 936 | 4 CDs OC 937 | 4 CDs

Vorderseite 143,5 x 126

Frankfurter Opern-

from Oper Frankfurt Ring des Nibelungen from Oper und Museumsorchester Der Sebastian Weigle Orchestermusik

aus der Oper Frankfurt Oper Ring des Nibelungen aus der Frankfurter Richard Wagner The

Der Der Götter Ring

dämmerung Richard Wagner Der Ring des Nibelungen Richard Frankfurter Opern- Wagner und Museumsorchester Sebastian Weigle Der Ring des Nibelungen Frankfurter Opern- und Museumsorchester v v Sebastian Weigle v

Richard Wagner Richard Wagner Richard Wagner Götterdämmerung Der Ring des Nibelungen Orchestermusik aus dem OC 938 | 4 CDs OC 939 Ring des Nibelungen Gesamtausgabe – 14 CDs OC 944 | 1 CD

90 Das Rheingold Die Walküre Siegfried Richard Wagner Richard Wagner Richard Wagner

Frankfurter Opern- Frankfurter Opern- und Museumsorchester und Museumsorchester Sebastian Weigle Sebastian Weigle

DVD Video-Edition Frankfurter Opern- und Museumsorchester Sebastian Weigle

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Richard Wagner Richard Wagner Richard Wagner Das Rheingold | OC 995 | 2 DVDs Die Walküre | OC 996 | 2 DVDs Siegfried | OC 997 | 2 DVDs

Vorderseite 137 x 193 mm

Frankfurter Opern- und Museumsorchester Der Sebastian Weigle

Richard Wagner Frankfurter Götter dämmerung Ring

Richard Wagner Der Ring des Nibelungen Frankfurter Opern- und Museumsorchester Sebastian Weigle DVD Video- Gesamtausgabe 8 DVDs

v Richard Wagner Der Ring 91 Richard Wagner des Nibelungen Götterdämmerung | OC 998 | 2 DVDs OC 999 v Impressum j 2013 OehmsClassics Musikproduktion GmbH i 2014 OehmsClassics Musikproduktion GmbH

Executive Producers: Dieter Oehms, OehmsClassics Musikproduktion Bernd Loebe, Oper Frankfurt Recorded Live, March/April 2013, Oper Frankfurt Live Sound and Recording System: Paul Baron, ­ Felix Dreher, Peter Tobiasch Wireless Microphones: Margit Baruschka, Teresa Kunz Recording, Editing and Mix: Christian Wilde Final Balance and Mastering: Christian Wilde, Peter Tobiasch Stage Photographs: Wolfgang Runkel Photographs: Barbara Aumüller (Chor, Schmutzhard), Marco Borggreve (de Billy), Michael Kretzer (Hayward), Oper Frankfurt (König, Orchestra), Markus Hoffmann (Nylund), Bayerische Staatsoper (Schuster), Agentur (Struckmann), Peter Manninger (Köhler) Publisher: i Breitkopf & Härtel KG, Wiesbaden Editorial: Martin Stastnik, Norbert Abels, Mareike Wink English Translations: David Babcock (except synopsis) Visual Concept: Gorbach-Gestaltung.de Composition: Waltraud Hofbauer www.oehmsclassics.de

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