Wasserwirtschaftliche Nutzung Von Grundwasser
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Vorwort Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Wasser ist mehr als ein Element: Es ist Lebensraum im gesamten Kreis Pinneberg können wir das Trink- und Lebensmittel. Ohne Wasser ist alles nichts. Jeder wasser bedenkenlos trinken und zur Nahrungszube- braucht es, aber kaum einer kennt es genau. Ein reitung verwenden, auch wenn wir in der Vergan- wichtiges Glied im Wasserkreislauf ist das Grund- genheit erhebliche Probleme mit der Einhaltung der wasser. Regen versickert oder fließt in die Gewässer sehr hohen Qualitätsstandards für das Lebensmittel ab, ständig wird für „Nachschub” gesorgt. Zumin- Nr. 1 hatten. Mit Hilfe spezieller Aufbereitungstech- dest in Schleswig-Holstein scheint es eine nie versie- niken werden bei allen Wasserwerken im Kreis Pin- gende Quelle zu sein. Grundwasser ist die beste neberg die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung Ressource für das Trinkwasser. Im Land zwischen eingehalten. den Meeren wird Trinkwasser ausschließlich aus dem Grundwasser gewonnen. Deshalb müssen wir Das war nicht immer so – seit mehr als zehn Jahren diese Ressource besonders schützen. müssen wir uns große Sorgen um die gute Qualität unseres Trinkwassers machen, wurden doch und Im Vergleich zu anderen Teilen in Schleswig-Holstein werden immer noch Spuren von Pflanzenschutzmittel- bestehen im Kreis Pinneberg nicht so günstige resten in einigen Förderbrunnen gefunden. Voraussetzungen für den Schutz der Trinkwasserres- source, in der Vergangenheit traten Belastungen mit Umfangreiche Bemühungen der Land- und Baum- Pflanzenschutzmitteln auf. Das Land hat in den ver- schulwirtschaft, eine spezielle Aufbereitungstechnik gangenen Jahren gehandelt und Wasserschutzgebie- und vorsorgende gesetzliche Maßnahmen sowie te ausgewiesen. Heute sind nahezu alle Wasserge- fachliche Beratung des Landes und des Kreises ha- winnungsgebiete Wasserschutzgebiete. Ich hoffe, ben dazu beigetragen – und werden es weiter tun – dass damit für die Zukunft das Grundwasser als Res- eine gesicherte und nachhaltige Versorgung mit ein- source für die Trinkwasserversorgung im Kreis Pinne- wandfreiem Trinkwasser zu gewährleisten. berg sichergestellt ist. Der Wert unseres Trinkwassers ist unersetzlich. Da- Mit dieser Broschüre leistet der Kreis Pinneberg rum müssen wir besonders im Kreis Pinneberg unser einen Beitrag zum besseren Verständnis des Grund- Grundwasser vor jeglichen schädlichen Einflüssen wassers. Vielleicht hilft sie, möglichst viele Menschen schützen. zu „Anwälten des unsichtbaren Schatzes Grundwas- ser” zu machen. Mit dieser Broschüre möchten wir Sie über die kom- Ihr Klaus Müller plizierten Zusammenhänge von Grund- und Trink- wasser informieren. Sie gibt allgemeingültig, aber auch auf unsere Region bezogen, Antwort auf fol- gende Fragen: Was ist eigentlich Grundwasser? (Minister für Umwelt, Natur und Forsten Wie entsteht es? Wie ist unser Grundwasser des Landes Schleswig-Holstein) geschützt? Wie wird es zu Trinkwasser und wie Vorwort / Inhalt Autor: Dr. Alf Grube Einleitung 2 Wasserkreislauf 4 Fließvorgänge im Grundwasser 6 gelangt dieses zum Verbraucher? Welche Qualität Grundwasserleitersysteme 8 hat es? Woher kommt mein Trinkwasser und wer kann mir mehr darüber sagen? Grundwasser 11 Dem Autor Dr. Alf Grube gebührt Dank für sein Wasserwirtschaftliche Nutzung großes Engagement. Beim Umweltministerium des von Grundwasser 15 Landes und den Wasserversorgern im Kreis Pin- neberg bedanke ich mich ausdrücklich für die gute Aus Grundwasser wird Trinkwasser 17 Zusammenarbeit und Unterstützung. Wasserwirtschaft und Grundwasserschutz 24 Darstellung der Wasserversorgungsunternehmen 28 Berend Harms (Landrat) Zitierte und weiterführende Literatur / Glossar 34 Titelseite: Wasserturm Pinneberg (B.-O. Struppek 2001). Seit 1913 ver- sorgte die Stadt Pinneberg ihre Bevölkerung über ein stadteigenes Rohrnetz aus dem Wasserwerk und dem 300 m3 fassenden Wasserturm der Firma Wuppermann AG. Quelle im Oberlauf der Krückau in Langeln (G. Janssen). Erkennbar ist die hohe natürliche Konzentration von Eisen im Grundwasser. Impressum: Herausgeber: Kreis Pinneberg, Fachdienst Umwelt, Öffentlichkeitsarbeit Moltkestraße 10, 25421 Pinneberg, Telefon: 04101 / 21 24 32 In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein und den Wasserversorgern im Kreis Pinneberg 1. Auflage 5000, 01/2002, gedruckt auf 100% Recyclingpapier Foto: Hamburger Wasserwerke GmbH Einleitung Einleitung Was ist Grundwasser ? Kein Leben ohne Wasser! Wasser bleibt für Menschen, Als Grundwasser wird unterirdisches Wasser bezeich- Pflanzen und Tiere unverzichtbar. Die besondere net, das die Hohlräume der Erdrinde (Poren, Klüfte) Bedeutung der Gewässer auf und unter der Erdober- zusammenhängend ausfüllt und dessen Bewegung von fläche sollte jedem von uns bewusst sein. Für viele der Schwerkraft bestimmt wird. Rund 97,5 % des ge- MitbürgerInnen ist es selbstverständlich, dass das samten Wassers auf dem blauen Planeten sind in den Wasser in sehr guter Qualität und in ausreichender Ozeanen und Flüssen enthalten. Demgegenüber sind Menge zur Verfügung steht. In Norddeutschland wird knapp 2 % in den Eiskappen und Gletschern gebun- diese Erwartung generell erfüllt. den. Nur rund 0,5 % des gesamten Wassers auf der Erde sind dem Grundwasser zuzuordnen. Wasser zum Trinken und zum täglichen Gebrauch kann aus Oberflächengewässern und aus dem Grund- Unterhalb der Grundwasseroberfläche – diese liegt im wasser gewonnen werden. In vielen Gebieten der Kreis Pinneberg meist nur einige Dezimeter bis wenige Erde stehen dafür nur Flüsse, Bäche und Seen zur Meter unter Gelände – sind die Porenräume des Verfügung, die z. T. Verschmutzungen aufweisen und Untergrundes vollständig mit Grundwasser erfüllt. 2 aus hygienischen Gründen ohne technische Aufberei- tung für die menschliche Versorgung nicht geeignet sind. Dagegen bestehen in Schleswig-Holstein günsti- Was sind Grundwasserleiter ge Voraussetzungen für eine Versorgung der Bevöl- und Grundwassergeringleiter ? kerung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser aus Grundwasser. Das durch die öffentliche Trinkwasser- Als Grundwasserleiter bezeichnet man einen Gesteins- versorgung bereit gestellte „Lebensmittel Nr. 1“ hat körper, der Grundwasser aufnehmen und weiterleiten eine sehr gute Qualität. Die Beschaffenheit des kann. Alle „rolligen Lockergesteine“ – wie Sande, Kie- Grundwassers dagegen wird manchmal durch natürli- se und Schotter – sind potentielle Grundwasserleiter. che Einflüsse beeinträchtigt, gefährdet wird unser Als sie abgelagert wurden, blieben Hohlräume zwi- wichtigstes Lebensmittel jedoch vor allem durch die schen den einzelnen Mineralkörnern. In diesen Poren Eingriffe des Menschen. Unser Grundwasser bedarf kann sich Wasser bewegen (Größenordnung: einige daher eines ganz besonderen Schutzes! Zehner bis wenige hundert Meter pro Jahr), folglich spricht man von einem Porengrundwasserleiter. In Viele MitbürgerInnen haben unklare Vorstellungen Norddeutschland sind diese Grundwasserleiter, be- über die Herkunft unseres Grundwassers und über des- dingt durch die vielfältigen geologischen Ablage- sen Eigenschaften. Manchmal wird sogar eine Her- rungsprozesse durch Flüsse, Meere und Gletscher, bis kunft aus Skandinavien vermutet, bei der das Wasser zu mehrere hundert Meter mächtig. in unterirdischen Kanälen nach Norddeutschland fließen soll. Die vorliegende Broschüre soll die hydro- Tonreiche („bindige”) Lockergesteine wie Mergel, Ton geologischen und wasserwirtschaftlichen Grundlagen und Lehm besitzen zwar ein insgesamt großes Poren- mit Schwerpunkt im Kreis Pinneberg darstellen und zur volumen, die einzelnen Poren sind jedoch sehr klein. Information über das Grundwasser und die öffentliche Hier können Adhäsionskräfte wirksam werden, die zu Wasserversorgung sowie zum besseren Verständnis stark verminderten Fließgeschwindigkeiten (Größen- beitragen. ordnung: Zentimeter pro Jahr) führen. Diese Grund- wassergeringleiter haben eine wichtige Schutzfunktion für die Grundwasserleiter. Grundwasserleiter wechseln sich im Untergrund mit Grundwassergeringleitern ab. Im Laufe der Erdge- Einleitung Sickerwasser Boden-Luft Ungesättigte Zone Boden-Teilchen 3 Grundwasser- Wassergefüllter oberfläche Porenraum Gesättigte Zone (Grundwasser) Abb.1: Prinzip des Aufbaus der Erdschichten bis zum obersten Grundwasserleiter. Zunächst sickert das Grundwasser durch die ungesättigte (nicht Grundwasser erfüllte) Zone, bis es die Grundwasseroberfläche erreicht und so in das Grundwasser gelangt. (Grafik: E. Raab, verändert) schichte entstanden mehr oder weniger kompliziert Aus Niederschlag wird Grundwasser gebaute Grundwasserleiter-Systeme (Grundwasser- stockwerke), die großräumig miteinander in Kontakt In Schleswig-Holstein sind wir in der glücklichen Lage, stehen. dass bei unserem niederschlagsreichen Wetter auch viel Grundwasser gebildet werden kann. Dabei be- In Norddeutschland treten im Vergleich zu Locker- wegt sich das Wasser in einem ständigen Kreislauf. gesteinen Festgesteine sedimentären, plutonisch-vulka- Niederschläge – wie Regen, Schnee, Hagel usw. – nischen oder metamorphen Ursprungs nur sehr klein- benetzen dabei zunächst die Erdoberfläche und die räumig im Bereich von Salzstrukturen auf - z. B. Kalke Pflanzen. Im Kreis Pinneberg fallen im langjährigen und Tonsteine in Elmshorn oder der Buntsandstein von Jahresmittel etwa 800 mm Niederschlag (= Liter pro Helgoland. Sie besitzen hier - im Unterschied zum mitt- Quadratmeter und Jahr). Damit liegt der Kreis etwa im leren und südlichen Deutschland - jedoch keine was- Landesdurchschnitt, denn in Schleswig-Holstein