ANTHROPOS

102.2007: 515–529

Quo vadis Fidschi? Ein multikultureller Staat zwischen ethnischen Spannungen und traditionellen Rivalitäten

Dominik E. Schieder

Abstract. – In 1987, two coups d’état took place in , which is führten traditionelle Rivalitäten zwischen einzelnen a multicultural state characterized by two leading ethnic groups. Häuptlingstümern, die nach dem zweiten Staats- These are the Fijians, who are the original Melanesians, and the streich wieder vehement aufbrachen, zu einer ver- Indo-Fijians, who are the descendants of plantation workers and free immigrants from India during the colonial period. The goal stärkten Destabilisierung. Im Jahre 2000 erschüt- of the insurgencies was to reinforce the Paramountcy of Fijian terte ein dritter Staatsstreich, der sich in einigen Interests. Until now the Indo-Fijians fight for equal rights. The Belangen maßgeblich von den beiden ersten un- Fijians themselves are also divided along traditional rivalries. terschied, das Land. Hiervon hat sich Fidschi bis The aftermath of colonial times led to a third coup in the year 2000. In 2006 new tensions between the government and the Fiji heute nicht erholt. Die Regierung um den Premier- Military Forces broke out. Six years after the last political crisis minister Laisena Quarase hat zu Beginn des neu- Fiji is standing on the edge of another conflict. [Oceania, Fiji, en Jahrtausends versucht, die ethnische Gruppe der crisis, ethnic conflicts, traditional rivalries, colonial history] Fidschianer hinter ihrer Partei zu vereinen. Indo- Fidschianer wurden hierbei aus Regierungsbelan- Dominik E. Schieder, M. A. (Bayreuth 2006), Studium der Ethnologie, Soziologie und Religionswissenschaft. Doktorand gen maßgeblich ausgeschlossen. Die Wahlen 2006 im Internationalen Promotionsprogramm “Kulturbegegnungen – waren mehr denn je geprägt durch eine Politik der Cultural Encounters – Rencontres Culturelles” an der Universi- strikten ethnischen Trennung. Die amtierende Re- tät Bayreuth. gierungspartei blieb im Amt. Das Angebot Quara-

1 Politische und gesellschaftliche Instabilität 1 Die Fidschi-Inseln befinden sich an der Schnittstelle der bei- den pazifischen Großräume Melanesien und Polynesien. Sie als Folgen der Kolonialzeit besitzen eine Gesamtfläche von ca. 18.500 km2, wobei die beiden Hauptinseln Viti Levu und Vanua Levu etwa 87 % Im Jahre 1987 waren die Fidschi-Inseln1 Schau- der Landmasse ausmachen. Im Jahre 2004 umfasste die Ge- platz der beiden ersten Staatsstreiche des Pazifiks. samtbevölkerung ca. 881.000 Personen, verteilt auf 51 % Ziel war die Wiederherstellung der politischen und Fidschianer, 44 % Indo-Fidschianer und 5 % andere Natio- nalitäten. Global gesehen ist Fidschi ein Kleinstaat, regional gesellschaftlichen Vormachtstellung der Fidschia- gesehen ein Hauptverkehrsknotenpunkt von wirtschaftlicher ner. Der multiethnische Staat ist geprägt durch und politischer Bedeutung. zwei nahezu gleich große Bevölkerungsgruppen, 2 Mit der Zuschreibung “Fidschianer” ist im Folgenden der Fidschianer auf der einen, Indo-Fidschianer auf melanesische Teil der Bevölkerung gemeint. Im Text wird 2 der Begriff “Inder” für jene Teile der Bevölkerung benutzt, der anderen Seite. Die beiden Gruppen besitzen die als Kontraktarbeiter und später als Geschäftsleute, Ärzte unterschiedliche kulturelle Wurzeln und leben bis und Anwälte nach Fidschi kamen. “Indo-Fidschianer” sind heute relativ isoliert voneinander. Darüber hinaus die Nachfahren dieser Immigranten.

https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. 516 Dominik E. Schieder ses, eine Regierung der nationalen Einheit zu bil- dete Matrosen oder um entflohene Häftlinge aus den, konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, New South Wales. Diese traten als Innovatoren im dass nach wie vor Fidschianer eine nominelle Al- Rahmen des Kulturwandels auf (Bargatzky 1978, leinherrschaft im Land besitzen. 1980), wenngleich schon hinzuzufügen ist, dass Mitte des Jahres 2006 verstärkten sich die Span- die Meinungen über den Umfang und die Art der nungen zwischen der Regierung Quarases und dem Einflussnahme dieser einzelnen Fremden stark di- Militär um Commodore Frank Voreqe Bainimara- vergieren.3 Die ersten entflohenen Strafgefange- ma, der schon im Jahre 2005 die Korruption und nen und Schiffbrüchigen, wie der Schwede Kalle den Nepotismus des Staatsapparates angeprangert Svensson (Charles Savage of Bau), ließen sich hatte. Darüber hinaus warf er Quarase das Schüren 1804 in Bau und Rewa nieder. Sie lebten unter dem ethnischer Spannungen vor. Diese Anschuldigun- Schutz der Häuptlinge, denen sie im Gegenzug ihre gen wurden nach der Wiederwahl der Regierung Unterstützung in den tribalen Konflikten zusagten. erneut aufgeworfen. Am 5. 12. 2006 vollzog das Ihre Zahl blieb jedoch gering, da sie sich in perma- Militär einen unblutigen Staatsstreich der bis dato nenten Streitereien untereinander und in Konflikten anhält. mit Einheimischen dezimierten.4 Im Folgenden soll aufgezeigt werden, dass sich Diese einzelnen Fremden ebneten in der Folge- die Ursachen der Ereignisse der letzten knapp zeit den Weg für die Mission sowie für europäische zwanzig Jahre schon in kolonialer und vorkolo- Händler und Siedler. Nachdem die Nachricht über nialer Zeit finden lassen. Durch die Maßnahmen die reichhaltigen Sandelholzvorkommen in New der britischen Kolonialverwaltung kam es zwischen South Wales, New England und Kalkutta bekannt 1874 und 1970 zu schwerwiegenden gesellschaft- wurde, strömten eine Reihe von Strandräubern und lichen Wandlungsprozessen, die in ihrer Summe Händlern nach Fidschi, die Abholzungsrechte im nach der Unabhängigkeit zu weit reichenden Pro- Tausch gegen Äxte, Schmuck und später Feuerwaf- blemen für die fidschianische Gesellschaft führten. fen erwarben. Gerade durch den Einsatz letztge- Darüber hinaus bilden die Entwicklungen in Fi- nannter Waffen erhofften sich die in Dauerfehden dschi die einmalige Gelegenheit, eine multiethni- verstrickten fidschianischen Häuptlinge einen Vor- sche und multikulturelle Gemengelage in einem teil gegenüber ihren Konkurrenten. Das Eingrei- vergleichbar überschaubaren regionalen Rahmen fen der Europäer und die Verwendung europäischer zu untersuchen. Waffen veränderte die politische Konstellation Fi- dschis nachhaltig. Den Sandelholzhändlern folgten bêche-de-mer Züchter, die sich im Gegensatz zu 2 Fidschi vor 1874 den Händlern permanent in Fidschi niederließen, um diese Meeresschnecken zu kultivieren. Dies bil- 2.1 Die europäische Einflussnahme in Fidschi dete den ersten Schritt zu einer veränderten ethni- schen Zusammensetzung Fidschis.5 Im Jahre 1643 kreuzte der Holländer Abel Jans- Die Mission begann ebenfalls ab dem Beginn zoon Tasman in fidschianischen Gewässer nordöst- des 19. Jahrhunderts auf die fidschianische Kul- lich von Vanua Levu. Zurück in Batavia berichte- tur Einfluss auszuüben. Die Missionare waren zu- te er von seinen Entdeckungen. Am 2. Juni 1774 nächst wenig erfolgreich. Dies änderte sich mit warf die HMS Resolution Anker vor der Küste Va- dem Eintreffen von Rev. David Cargill und Rev. toas. Cooks Besatzung konnte zwar einige Perso- William Cross. Von den Lau-Inseln, wo bereits nen in Kanus ausmachen, eine Kontaktaufnahme ein Großteil der dort ansässigen Tongaer konver- schlug jedoch fehl. Erst 17 Jahre später kam es zu tiert war, breitete sich die methodistische Gottes- ersten bezeugten Kontakten zwischen Europäern lehre nach Westen aus. Spätestens die Schlacht von und Fidschianern. Die Folgen waren gravierend, da Kaba, in der christliche Fidschianer und Tongaer eine Epidemie ausbrach. Die ersten Kontakte lie- gegen Verfechter der traditionellen fidschianischen fen keineswegs immer friedlich ab. Oftmals kam Religion kämpften, verhalf dem Christentum zum es zu Auseinandersetzungen zwischen den Euro- päern, die von den Fidschianern als kai vavalagi (Männer von unterhalb des Himmels) bezeichnet wurden, und den furchtlosen, tapferen Kannibalen, 3 Burns (1963: 54); Clunie (2003: 189); France (1969: 22f.); von denen den Europäern in Tonga berichtet wurde Stanley (2004: 18). 4 Brown (1973: 78ff.); Gravelle (1988: 39ff.); Mückler (2001: (Brown 1973: 17ff.; Burns 1963: 43f.). 16). Den Entdeckungsreisenden folgten beachcom- 5 Derrick (1957: 21f.); France (1969: 23ff.); Mückler (1998: ber und castaways. Es handelte sich um gestran- 46ff.).

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Quo vadis Fidschi? 517 Durchbruch.6 Wie in anderen Teilen des Pazifiks Unter diesen ist Bau eine herausragende Stel- war die Mission auch Wegbereiter neuer ökonomi- lung zuzusprechen. Die Bewohner der kleinen, scher Rahmenbedingungen und innovativer land- der Ostküste Viti Levus vorgelagerten Insel waren wirtschaftlicher Produktionstechniken. Dies führte die ersten Fidschianer, die regelmäßigen Kontakt bei vielen Fidschianern zu einer Neubewertung von mit Europäern pflegten. Die Politik Baus zeichne- Umwelt und Ressourcen (Gunson 1978: 263ff.). te sich jedoch schon vor der Ankunft der ersten Ab 1830 ließen sich zunehmend europäische Europäer durch expansive Bestrebungen aus. Un- Siedler in Fidschi nieder. Die oftmals unter du- ter Ratu Naulivou wurde Bau um 1820 erstmals biosen Umständen vollzogenen Landkäufe sollten zum “Zentrum der politischen Macht”.9 Der Tod für das koloniale und nachkoloniale Fidschi noch Naulivous führte zu einem kurzzeitigen Verfall. eine Reihe von Problemen mit sich bringen. Die Erst ca. 20 Jahre später erfolgte der Wiederaufstieg überwiegende Mehrheit der Siedler waren britische Baus unter Ratu Seru Apenisa Cakobau. Dieser Staatsbürger. Um deren Interessen zu schützen, ent- gilt als eine der herausragenden Persönlichkeiten sandte England Konsuln nach Fidschi. Die Forde- der fidschianischen Geschichte. Unter ihm erlangte rung einer Annexion des Landes, die überwiegend Bau seine Position als primus inter pares zurück. von den Missionaren und Plantagenbesitzern vor- Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts konnte angetrieben wurde, blieb zunächst ungehört (Der- Cakobau seinen Machtbereich auf weite Teile Fi- rick 1974: 95ff.; France 1969: 71). Auch von eini- dschis ausbauen. Gleichzeitig gelang es ihm, durch gen politischen Vertretern der fidschianischen Ge- geschicktes Verhandeln mit den Europäern, große sellschaft wurde die Annexion angestrebt. Dieses Teile der Güterexporte zu kontrollieren.10 Verhalten wird durch einen kurzen Überblick über Daneben stieg der Einfluss von außen stetig an. die fidschianische Geschichte vor der Annexion Neben den Europäern zeigten auch die Tongaer In- 1874 verständlich. teresse an Fidschi. Deren Verhalten lässt sich im Rahmen einer expansiven Politik verstehen (Mück- ler 1998: 50). Gerade das 19. Jahrhundert zeichnete 2.2 Fidschianische Einigungsbestrebungen sich durch weitreichende Konflikte zwischen ver- und der Einfluss Tongas feindeten Gruppen aus, deren Höhepunkt der Bau- Rewa Krieg 1843 bis 1855 darstellte. Die voreuropäische Geschichte Fidschis, soweit Es muss an dieser Stelle betont werden, dass sich diese rekonstruieren lässt, war geprägt die fidschianische Kultur von sich aus keine ausrei- durch kriegerische Auseinandersetzungen einzel- chenden Mechanismen zur Verfügung stellte, das ner Häuptlingstümer um Macht und die Kontrolle Land zu einen. Cakobau war für einen Sieg über von Ressourcen. Die permanent anhaltenden Feh- Rewa auf weit reichende Unterstützung durch eu- den und Rivalitäten führten zur Formierung von ropäische Waffen und Taufa’ahaua Tupou I. (Kö- komplexeren politischen Gebilden, so genannter nig George von Tonga) angewiesen. Taufa’ahauas matanitu (Allianzen).7 Durch die Erlangung einer Unterstützung erkaufte er durch die Konvertierung Vormachtsstellung in Form von Kriegs- und Hei- zum Christentum und einer Reihe prestigeträchti- ratsbündnissen erhofften sich einige hochrangige ger Geschenke.11 fidschianische Häuptlinge die Einigung des Landes Zwischen Fidschi und Tonga herrschte seit Jahr- unter ihrer Herrschaft. Die traditionellen Fehden hunderten reger Austausch. Im Laufe der Zeit kam beschränkten sich ursprünglich auf kleine lokale es im Osten Fidschis (Lau) zur Etablierung einer Häuptlingstümer. Erst ab der Mitte des 18. Jahrhun- Reihe tongaischer Enklaven.12 Um 1850 kam der derts setzte eine Entwicklung hin zur Formierung tongaische Häuptling Enele Ma’afuatu’itoga (kurz: komplexerer politischer Gebilde ein.8 Ma’afu), Sohn eines Rivalen von King George nach Fidschi. Neben der Führung der tongaischen En- 6 Brown (1973: 121ff.); Gravelle (1988: 53f., 81ff.); Gunson (1978: 20, 197, 301). 7 Jeder dieser matanitu stand ein paramount chief vor. Die 9 Mit politischem Zentrum ist hier keine institutionalisierte drei großen matanitu Burebasaga (im Südwesten Viti Le- politische Zentralinstanz gemeint. Es soll lediglich ausge- vus), Kubuna (im Osten Viti Levus) und die Tovata ko Lau drückt werden, dass Bau gegenüber seinen Rivalen eine Vor- (auf Vanua Levu und den Lau-Inseln) finden in der Ge- machtstellung eingenommen hat. genwart ihre Entsprechung in den gleichgenannten Verwal- 10 Burns (1963: 66); Ravuvu (1991: 2); Routledge (1985: tungsdistrikten. 50ff.); Scarr (1970: 97f.); sowie Thomas (1986). 8 Für die Zeit um 1860 werden 12 führende Häuptlingstümer 11 Derrick (1974: 83ff.); Gravelle (1988: 81ff.); Scarr (1970: genannt: Ba, Bau, Bua, Cakaudrove, Lakeba, Nadroga, Na- 100ff.). duri, Navua, Rakiraki, Rewa und Vuda, wobei Bau, Cakau- 12 Hocart (1971); Kaeppler (1978); Reid (1983); Thompson drove und Lakeba eine herausragende Stellung einnahmen. (1971).

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. 518 Dominik E. Schieder klaven baute er seinen Machtbereich konstant aus. 3.1 Das traditionelle soziopolitische System 1869 war Ma’afus Einfluss so groß, dass er halb Fidschi regierte und ein ernstzunehmendes Gegen- In der fidschianischen Gesellschaftsordnung findet gewicht zu Cakobau darstellte.13 Die Macht des pa- sich ein Element, das eine Beschreibung sowohl ramount chiefs von Bau hatte hingegen 1855 seinen des Landverständnisses als auch der Stellung des Zenit erreicht. Ab 1856 begann sein Einfluss außer- Individuums im soziopolitischen System ermög- halb von Bau zu schwinden. Neben der Bedrohung licht. Der Begriff Land (vanua) beschreibt nicht durch Tonga gab es ernsthafte Auseinandersetzun- nur die physische Dimension, d. h. die Festlegung gen mit einigen amerikanischen Geschäftsleuten, von Grund und Boden, mit der darauf befindlichen die seine Macht schon während des Krieges mit Re- Flora und Fauna. In diesem Begriff vereinen sich wa ernsthaft ins Schwanken gebracht hatten. Beein- vielmehr physische, soziale und kulturelle Dimen- flusst durch die Missionare der Wesleyan Methodist sionen, wie der fidschianische Ethnologe Asesela Society und dem britischen Konsul W. T. Pritchard Ravuvu beschreibt: “. . . vanua . . . is a source of suchte er den Dialog mit der Krone.14 security and confidence. It provides a sense of iden- Im Jahre 1858 lehnten die Briten die Annexi- tity and belonging. . . . It is the place where he or on der Fidschi-Inseln jedoch ab, da der damalige his forebears were born and brought up, and where Außenminister William Gladstone nicht wie spä- he prefers to die. In its spiritual dimension, it is a ter sein Nachfolger Benjamin Disraeli den Auf- source of mana or power to effect things. . . . The bau eines britischen Empires forcierte. Bis zur An- vanua contains the actuality of one’s past and the nexion 1874 gab es fidschianische Bestrebungen, potentially of one’s future. It is the extension of the mit ausländischer Hilfe überregionale Regierungen concept of the self” (1983: 70). Im Rahmen des so- und Verwaltungen aufzubauen. Diese Gebilde wa- ziopolitischen Systems beschreibt vanua die größte ren jedoch kurzlebig und wenig erfolgreich, da sie Gruppe von Personen, die sich aufgrund verwandt- zumeist an den traditionellen Rivalitäten und dem schaftlicher Beziehungen als zusammengehörig se- Widerstand europäischer Siedler scheiterten und hen. Es ist die größte Einheit räumlicher und kultu- die zunehmenden Probleme in Bezug auf Landfra- reller Identifikation des Individuums, die eine Un- gen und Arbeiterrekrutierungen nicht aus eigener tergliederung erfährt (Nayacakalou 1985).15 Kraft lösen konnten (Mückler 1998: 70ff.). 1873 Eine vanua besteht aus mehreren yavusa,d.h. wurde eine britische Kommission eingesetzt, um Gruppen von Personen, die ihren Ursprung von ei- die Möglichkeiten einer Annexion erneut auszu- nem gemeinsamen bekannten männlichen Ahnen loten. Diesmal kam der Ausschuss zu einem an- herleiten und im Regelfall patrilinear organisiert deren Ergebnis und stimmte einer Eingliederung sind. Diese untergliedern sich wiederum in meh- Fidschis in das Empire zu. Am 10. Oktober 1874 rere mataqali, d. h. patrilineare exogame lineages, kam es zur Unterzeichnung der “Deed of Cession” die idealtypisch in einem koro (Gemeinde, Dorf) in Levuka durch Sir Hercules Robinson (Gouver- siedeln und ihrerseits wiederum in tokatoka (Groß- neur von New South Wales) und einigen hochran- familien) aufgespaltet sind. Der Zusammenschluss gigen Häuptlingen, darunter Ma’afu und Cakobau. mehrerer vanua führte in der vorkolonialen Zeit Ein Jahr später wurde Sir Arthur Hamilton Gor- zur Bildung der bereits weiter oben angesproche- don als erster Gouverneur Fidschis vereidigt (Burns nen matanitu (Nayacakalou 1978, 1985; Ravuvu 1963: 97ff.). 1983: 76ff.). Bevor nun dazu übergegangen werden kann, die Veränderungen des soziopolitischen Systems wäh- 3 Fidschi während der Kolonialzeit rend der Kolonialzeit zu beschreiben, müssen noch einige Bemerkungen zu den traditionellen hierar- Während der Kolonialzeit kam es sukzessive zu Veränderungen innerhalb der fidschianischen Ge- 15 Die hier gemachten Ausführungen entsprechen einem ideal- sellschaft, die von außen an diese herangetragen typischen Konstrukt, das zum Zwecke der Erklärung der Un- wurden. Um diese nachvollziehen zu können, muss tergliederung der Gesellschaft in hierarchisch angeordnete soziale Einheiten notwendigerweise vereinfacht dargestellt zunächst kurz auf die traditionelle soziopolitische werden musste. Das Schema vanua – yavusa – mataqali – Organisationsform eingegangen werden. tokatoka findet sich nur in einigen Teilen Ostfidschis. Im Jahre 1911 kam die so genannte Native Land Commission nach sechs Monaten intensiver Feldarbeit zu dem Ergeb- nis, dass es auf ganz Fidschi anwendbar sei. Letztendlich 13 Reid (1983: 183); Routledge (1985: 75); Scarr (1970: 106). stellt es aber eine Vereinfachung und Uniformierung dar, um 14 Burns (1963: 75ff.); Derrick (1974: 138ff.); Gravelle (1988: die Landpolitik schnellstmöglich in den Griff zu bekommen 95ff.); Routledge (1978; 1985: 96ff.). (France 1969: 165ff.; Lawson 1991: 72ff.).

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Quo vadis Fidschi? 519 chischen Strukturen gemacht werden. Diese dienen ton Gordon, geprägt. Er verstand sich als Wahrer zusätzlich als Grundlage einer Bewertung der Ein- indigener Interessen, der die Fidschianer vor der bindung traditioneller Würdenträger in die kolonia- Ausbeutung und Entmachtung durch europäische le Verwaltung. Händler und Plantagenbesitzer schützen wollte. Ei- In Fidschi finden sich Häuptlinge, die lokalen nige Zeitgenossen bezeichneten ihn als “Hobby- Gruppen (mataqali) wie auch komplexeren politi- ethnologen”, der die Werke Morgans und Maines schen Gebilden (vanua, matanitu) vorstehen. Ge- las und in seinen Ausführungen immer wieder auf rade innerhalb dieser weiter oben beschriebenen diese verwies (Knapman 1987: 3ff.; Mückler 1998: Ebenen artikuliert sich, so Filipe Bole, die sozia- 228). Vier Punkte stellten die Eckpfeiler seiner Ko- le Stratifikation: “. . . the Fijian chiefly system has lonialpolitik dar: provided the core of leadership in the political and 1. Die Aufrechterhaltung und Konservierung des social systems of this country, and culturally, it has traditionellen Landverständnisses. fitted in well with the experiences of the indigenous 2. Der Aufbau einer kolonialen Verwaltung um Fijians . . . it draws its strength and cohesiveness einheimische Würdenträger. from a well-defined hierarchy of groups and sub- 3. Die geringstmögliche finanzielle Belastung der groups with clearly specified roles” (1992: 72). Die indigenen Bevölkerung. unterste Ebene, auf der sich das Häuptlingstum als 4. Eine Arbeitspolitik, die nicht auf vorhande- Institution aufzeigen lässt, ist die mataqali. Jeder ne Arbeitskräfteressourcen zurückgriff, sondern dieser sozialen Einheiten steht ein turaga (Häupt- Arbeiterimporte aus anderen Ländern nötig ling) vor. Diese werden von der unbetitelten Be- machte. völkerung (kaisi) klar differenziert. Zwischen tu- raga und kaisi herrscht eine soziale Distanz, die Der Zessionsvertrag von 1874 spielt in diesem Zu- sich im alltäglichen Leben durch einen Regelkata- sammenhang bis heute eine wichtige Rolle. In den log von Ge- und Verboten der unbetitelten Bevöl- Punkten 4 und 7 des Dokuments wird auf die Vor- kerung gegenüber dem Häuptling ausdrückt. Neben rechte der Fidschianer verwiesen, ohne jedoch ins den Kriterien des relativen Alters und der Seniorität Detail zu gehen. Stephanie Lawson schreibt hierzu, zählen persönliche Qualitäten und das männliche dass: “. . . the rights and privileges of Fijians in Geschlecht.16 respect of their customs, heritage, and land are vir- Jeder yavusa steht ebenfalls wiederum ein tura- tually inalienable and shall be paramount over any ga vor. Dieser rekrutiert sich aus einer bestimmtem other claims” (1991: 58). Hierauf basieren die bis mataqali (mataqali turaga), denn im Rahmen des heute von Fidschianern proklamierten “Paramount- soziopolitischen Gefüges einer yavusa nimmt jede cy of Fijian Interests” (kurz: PoFI). mataqali eine bestimmte Funktion hinsichtlich ih- Zunächst widmete sich Gordon den in vor- res Aufgabenbereiches im Zeremonialwesen ein.17 kolonialer Zeit vollzogenen Landgeschäften. Eine Der hochrangigste Titelträger einer yavusa ist prin- von ihm eingesetzte Kommission kam zu dem Er- zipiell der Anwärter auf den Titel des Häuptlings gebnis, dass über die Hälfte der durch Europä- der vanua. Dieser trägt den Titel tui, tu oder to- er erworbenen Flächen an die fidschianische Be- ra (abhängig von der Region) in Verbindung mit völkerung zurückgegeben werden müsste (Lawson dem Namen seiner yavusa, der er vorsteht. In dieser 1991: 72ff.). Gleichzeitig arbeitete die Kolonial- Stellung führt er eine bestimmte Ehrenanrede, ratu regierung Gesetze zur Neuordnung der Landpo- oder roko. litik aus, die den Fidschianern die ausschließli- chen Nutzungs- und Eigentumsrechte bezüglich ih- res kommunalen Landes (vanua) gewährleisteten 3.2 Wandel unter kolonialem Vorzeichen (Mückler 1998: 144ff.). Ab 1940 wurde das gesam- te fidschianische Land der indigenen Bevölkerung Fidschis Entwicklung im 19. Jahrhundert ist wei- durch das Native Land Trust Board (NLTB) verwal- testgehend durch die kolonialpolitischen Maßnah- tet. In dieser Institution fanden sich viele Koloni- men des ersten Gouverneurs, Sir Arthur Hamil- albeamte, die einen traditionellen Titel innehatten (Coulter 1967: 131; Kamikamica 1987: 232). 16 Hocart (1977: 44ff.); Roth (1953: 94f.); Thompson (1971: Des Weiteren erkannte Gordon im Häuptlings- 50f.). tum ein stabilisierendes Element der fidschiani- 17 Eine genauere Darstellung des äußerst komplexen Zeremo- schen Gesellschaftsordnung, das aufrechterhalten nialwesens kann an dieser Stelle nicht geleistet werden. Es wird auf folgende Autoren verwiesen: Hocart 1970, 1971; werden sollte. Häuptlinge wurden in die koloniale Mückler 1998; Nayacakalou 1985; Roth 1953; Thomas 1986 Verwaltung eingebunden und behielten ihre sozia- und Thompson 1971. le und zeremonielle Rolle, bei gleichzeitiger Ein-

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. 520 Dominik E. Schieder schränkung ihrer ökonomischen und politischen nistischen Sichtweise die fehlende Differenzierung Privilegien bei. Zunächst wurden Fidschianer nur hinsichtlich der Nachteile, die Gordons Kolonial- in der Native Fijian Administration (NFA) einge- politik mit sich brachte. So kam es durchaus vor, setzt, d. h. jenem Teil der Verwaltung, der sich aus- dass auch Fidschianer zur Plantagenarbeit herange- schließlich mit fidschianischen Belangen befasste. zogen wurden. Es handelte sich überwiegend um Die NFA diente somit als Basis der indirect rule Fidschianer, die aus Regionen stammten, die in Op- und stellte das Bindeglied zwischen Fidschianern position zu den Häuptlingen aus Ostfidschi stan- und Briten dar.18 den (Bain 1988). John Clammer betont die wirt- In diesem Zusammenhang initiierte Gordon schaftliche Rückständigkeit der Fidschianer, deren auch den Aufbau eines Häuptlingsrates, den “Great Ursache er in der Unverkäuflichkeit von Land und Council of Chiefs” (GCC), der jene Häuptlinge zu- der daraus resultierenden Isolierung der Bevölke- sammenbrachte, die in vorkolonialer Zeit Rivalen rung sieht (1973: 216). Victor Lal geht soweit, die waren und sich nur aus Kriegszeiten oder durch duale Organisation der Verwaltung als System der Heiratsbündnisse kannten. Dieser tagt bis in die Apartheid zu bezeichnen, durch das die ethnischen Gegenwart regulär einmal jährlich. Auf den GCC Gruppen bewusst voneinander abgegrenzt wurden wird im Folgenden noch mehrmals verwiesen, da (1990: 1). Clammer und France weisen darüber er eine zentrale Rolle innerhalb der fidschianischen hinaus auf eine der wichtigsten Fehlinterpretatio- Politik und Gesellschaft einnimmt. nen der protektionistischen Sichtweise hin. Den Schon wenige Jahre nach der Annexion brach- Autoren zufolge spiegelt die Einteilung vanua – ya- te die NFA eine Reihe von Häuptlingen hervor, vusa – mataqali – tokatoka ein idealtypisches Kon- die sich von den vorkolonialen Eliten wie Cako- strukt wider (siehe Fußnote 15), das so nur in Ostfi- bau maßgeblich unterschieden. Sie kamen aus dem dschi vorzufinden ist und hier insbesondere in Bau. Ostteil des Landes und konnten verwandtschaft- Dies führte in der Endkonsequenz dazu, dass viel- liche Beziehungen zu den hochrangigsten Häupt- fach keine tatsächlichen Verhältnisse beschrieben, lingen Fidschis vorweisen, was sie als potentielle sondern letztendlich “Tradition erfunden” wurde Anwärter für traditionelle Ämter auszeichnete. Sie (Clammer 1973: 210ff.; France 1966). Wie im Fal- nutzten vielfach das Militär als Karrieresprungbrett le der soziopolitischen Organisationsform dienten für hohe Posten in der zivilen Verwaltung. Hinzu Gordon die hierarchischen Strukturen Ostfidschis kam, dass gute Fremdsprachenkenntnisse und die als Grundlage der indirect rule. Dabei übersah er Fähigkeit zu lesen und zu schreiben mittlerweile Stephanie Lawson zufolge, dass die soziale Stra- die bestimmenden Kriterien zur Wahl eines Verwal- tifikation im Westen des Landes weitaus weniger tungsbeamten waren (Howard 1991: 32ff.; Lawson hierarchisch war als in Bau oder Lau. Dies führte 1991: 68). in Lawsons Worten zu einem “kolonialen Mythos Diese Verflechtungen der Häuptlinge mit der der Homogenität” (1991: 63ff., 1996: 38ff.). Kolonialmacht werden zum Teil kritisch betrachtet. Sir Alan Burns betont, dass viele Häuptlinge die ih- nen zugesprochene Autorität vielfach zur Befriedi- 3.3 Arbeiterimporte gung persönlicher Bedürfnisse nutzten (1963: 132). Peter France sieht in dem System der indirect rule Die Basis für eine großflächige wirtschaftliche Nut- eine Regierung von Häuptlingen für Häuptlinge, zung der Kolonie war eine funktionierende Admi- zum Nachteil der unbetitelten Fidschianer (1969: nistration. Die Expansion der Plantagenwirtschaft 151). Rusiate Nayacakalou betont, dass die tradi- und der damit verbundene Arbeitermangel auf- tionellen Würdenträger aufgrund ihres mana unan- grund der Sonderstellung der Fidschianer wurde tastbar waren, was es der unbetitelten Bevölkerung vor allem für die Baumwollpflanzer zu einem ernst- nahezu unmöglich machte, Forderungen zu stellen haften Problem. Ab 1864 begannen Pflanzer auf (1985: 113). Vanuatu, den Gilbert-, Ellice-, und Tokelauinseln Es muss an dieser Stelle ergänzt werden, dass Arbeiter anzuwerben. Später kamen Neuguinea Gordons Kolonialpolitik nicht ausschließlich als und die Salomonen als Einzugsgebiete hinzu. Von Konservierung traditioneller Strukturen verstanden 1864 bis 1911 kamen über 27.000 Pazifikinsulaner wird. Einige Autoren hegen Zweifel an dieser Dar- nach Fidschi. Die Anwerbungen erfolgten oftmals stellung. ’Atu Bain bemängelt an dieser protektio- unter dubiosen Umständen. Aufgrund der unzu- mutbaren Bedingungen kam es zunächst zu Schutz- maßnahmen für die Rekrutierten und schließlich 18 Burns (1963: 131); Coulter (1967: 126f.); Roth (1953: im Jahre 1872 zum “Pacific Islanders Protection 139ff.). Act”, durch den Rekrutierungen in Gebieten von

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Quo vadis Fidschi? 521 Polynesien und Melanesien gänzlich untersagt wur- teien forderten sie politische Mitbestimmung und den.19 soziale und wirtschaftliche Gleichstellung. Daraufhin wurden auf Anraten Gordons indi- sche Arbeiter ins Land importiert. Am 14. Mai 1879 erreichten die ersten indischen Kontraktar- 3.4 Fidschis Weg in die Unabhängigkeit beiter Fidschi. Sie stammten überwiegend aus den ärmsten Regionen Indiens und wurden vielfach mit Die Eingliederung traditioneller Würdenträger Hilfe falscher Versprechungen angeworben. Die konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Mitte Arbeit auf den Plantagen wurde als leicht und ein- der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts auch von fach beschrieben und Fidschi als ein Distrikt nahe fidschianischer Seite Stimmen laut wurden, die sich Kalkutta dargestellt. Die wirtschaftliche Not veran- gegen die Kolonialregierung und die indirect rule lasste viele Inder, trotz religiöser und kastenbeding- aussprachen. Hauptkritikpunkt war die Übervortei- ter Schranken, nach Fidschi zu gehen. Daneben lung der unbetitelten Landbevölkerung, die vieler- gab es jene, die bewusst dem Kastensystem entflie- orts zu Versuchen, dem traditionellen Dorfverband hen wollten. Dies führte zu einer sowohl religiösen zu entkommen, führte. wie auch demografischen Entwurzelung (Coulter Im Jahre 1959 kamen der neuseeländische Öko- 1967: 88ff.; Lal 1983, 1998). nom Oskar Spate und der britische Kolonialbeamte Die überwiegende Mehrheit der insgesamt ca. Sir Alan Burns unabhängig voneinander zu dem Er- 60.000 Inder, die nach Fidschi kamen, entschied gebnis, dass die Maßnahmen der Kolonialverwal- sich für die Möglichkeit, nach Ablauf der Verträge tung zu einer wirtschaftlichen Rückständigkeit der in Fidschi zu bleiben. Hierüber war die indigene fidschianischen Bevölkerung geführt hatten, die sie Bevölkerung zunehmend beunruhigt. Dieses Unbe- auf die Isolierung zurückführten. Darüber hinaus hagen resultierte in einer Resolution des GCC an betonten sie, dass die NFA und der GCC nicht die die Kolonialverwaltung im Jahre 1888. Der dama- ganze Bevölkerung repräsentierten.20 Die Ergeb- lige Gouverneur John Bates Thurston versuchte die nisse stießen bei führenden Häuptlingen aus Ost- Fidschianer zu beruhigen und betonte, dass kein fidschi, wie Ratu Sir Kamisese Mara und Ratu Sir permanentes Verbleiben der Kontraktarbeiter ange- Penaia Ganilau, auf heftige Kritik. Sie waren die strebt würde (Ravuvu 1991: 44). Trotz der Zusiche- einflussreichsten Häuptlinge und Politiker ab den rung standen im Jahre 1916 knapp 60.000 Inder ge- sechziger Jahren und lenkten die Geschicke Fi- genüber maximal 90.000 Fidschianern. Vier Jahre dschis bis zu Beginn des neuen Jahrtausends (Mara später kam es zur Kündigung der letzten Kontrakt- 1997; Tarte 1993). arbeiterverträge, was aber nicht zu einem Abbruch Noch 1960 war ein Ende der Kolonialzeit für die der Immigration führte. Nach den Kontraktarbei- meisten Fidschianer nicht vorhersehbar. Dies sollte tern kamen indische Händler und Geschäftsleute, sich in den folgenden Jahren ändern. 1962 hatten die sich in Fidschi langsam aber stetig etablierten. die Briten endgültig den Entschluss gefasst, sich Nach und nach folgten ihnen Intellektuelle, wie aus dem Pazifik zurückzuziehen. Die Fidschianer Ärzte und Lehrer (Coulter 1967: 84). forderten eine langsame Loslösung von der Ko- Von Anfang an gab es zwischen den beiden Be- lonialmacht, wobei deren Vormachtsstellung auch völkerungsgruppen tief greifende kulturelle Unter- nach der Unabhängigkeit erhalten bleiben sollte. schiede. So stand beispielsweise das akkumulie- Die Indo-Fidschianer hingegen bestanden auf einer rende wirtschaftliche Verhalten der Inder im kras- schnellen Unabhängigkeit, die gleichwertige Rech- sen Gegensatz zum Reziprozitätsgedanken der Fi- te für alle Bevölkerungsteile mit sich bringen soll- dschianer. Zudem entstanden im Laufe der Zeit ei- te (Norton 1977: 14). 1965 reiste eine Delegation ne Reihe von Stereotypen und Animositäten, die jeder Bevölkerungsgruppe zur Ausarbeitung einer zum Teil auch heute noch Geltung besitzen (Mück- Verfassung für ein unabhängiges Fidschi nach Lon- ler 1998: 142f.). don. Diese Verfassung berücksichtigte zwar kein Zwischen den Bevölkerungsgruppen herrschte allgemeines Wahlrecht, garantierte jedoch den Fi- von Anfang an ein klares Ungleichgewicht der po- dschianern keine fortwährende alleinige Kontrolle litischen Repräsentation, da Indo-Fidschianer kei- über Land und sicherte ihnen nur eine graduelle ne separate politische Vertretung hatten. Durch politische Vormachtstellung (Lal 1992a: 198ff.). die Gründung von Arbeiterverbänden und Gewerk- schaften, sowie nach der Unabhängigkeit von Par- 20 Sir Alan Burns, Reports of the Commission of Enquiry into the Resources and Population Trend of the Colony of 19 Gravelle (1988: 105ff.); Howard (1991: 39); Siegel (1985: Fiji. Fiji Legislative Council Paper, 1/1960; zit. nach Ali 42ff.). (1986: 24), s. a. Howard (1991: 57ff.).

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. 522 Dominik E. Schieder Die Ausgangslage machte vielen Fidschianern sache, dass keine der Parteien ihre Wählerschaft und Indo-Fidschianern bewusst, dass sich ein un- aus einer rein ethnisch begrenzten Gruppe rekru- abhängiger Staat Organe politischer Artikulation tierte, und dass Maras (AP) mehr als Repräsentanten der Interessengruppen schaf- indo-fidschianische Stimmen gewinnen konnte als fen musste. Gleichzeitig erkannten viele, dass Jahr- umgekehrt, trug hierzu maßgeblich bei.21 zehnte der separaten politischen Administration im Mitte der siebziger Jahre verschärften sich die Falle der Fidschianer, bzw. das Nichtvorhandensein innerethnischen Spannungen in der fidschianischen jener Möglichkeiten für die indo-fidschianische Be- Gesellschaft. , ein westfidschia- völkerung nun ihren Tribut forderten, da es zu nischer Geschäftsmann, übte mehrfach Kritik an gewichtigen Schwierigkeiten kam, einen gemein- der Politik der Häuptlinge, die seiner Meinung samen gangbaren Weg zu finden (Mückler 1998: nach wenig an den Belangen der unbetitelten Fi- 258). In der Folgezeit entstand eine Parteienland- dschianer interessiert waren. Gerade der wirtschaft- schaft, die sich weiterhin größtenteils an ethni- liche Wettbewerb wurde, so Butadroka, von Indo- schen Abgrenzungen orientierte. Im Jahre 1966 Fidschianern dominiert. Im Oktober 1975 forderte wurden die ersten Wahlen angesetzt. Sie stellten er die Deportation von Indo-Fidschianern in das die Weichen für die Unabhängigkeit (Alley 1986: Land ihrer Vorfahren (Lal 1992a: 235ff.). Mara 47ff.; Lawson 1991: 180ff.). Bis zur Unabhängig- schloss Butadroka aus der Alliance Party (AP) aus, keit 1970 dominierte die Häuptlingspartei die Poli- woraufhin dieser die Fijian Nationalist Party (FNP) tik, obgleich sie mit Widerstand innerhalb der eige- gründete. Diese wurde in den Folgejahren stärkste nen Bevölkerungsgruppe zu kämpfen hatte, da sich fidschianische Opposition zur AP. immer mehr Westfidschianer von dem Häuptlings- Bei den Wahlen im Jahre 1977 musste die establishment aus dem Osten, durch das sie sich Häuptlingspartei eine Niederlage hinnehmen, da unterrepräsentiert sahen, abwandten. sich viele Indo-Fidschianer wieder der National (NFP) zuwandten und es den Nationalisten gelang, weite Teile der westfidschia- 4 Von der Unabhängigkeit nischen Wählerschaft auf ihre Seite zu ziehen zu den Staatsstreichen (Lawson 1991: 208ff.). Die NFP stellte trotz Mehr- heit keinen Premierminister. Nach dem Wahlsieg 4.1 Die Jahre nach der Unabhängigkeit brachen innerhalb der Partei Machtkämpfe zwi- schen Hindus und Moslems aus. Diese Verzö- Im Frühjahr 1970 wurden in London durch Ver- gerung nutzte der Generalgouverneur, Ratu Sir treter der Krone und der beiden großen fidschiani- George Cakobau, um Mara erneut zum Premier- schen Bevölkerungsgruppen die letzten Details der minister zu ernennen. Er hatte laut Verfassung Verfassung ausgearbeitet. Trotz heftiger Diskussio- das Recht, bei unklarer Sachlage ein Mitglied des nen wurden die Vorrechte der Fidschianer gefestigt Repräsentantenhauses zum Premier zu ernennen (Howard 1991: 76f.; Lal 1986: 76ff.). Am 10. Ok- (Howard 1991: 98). Das Minderheitenkabinett Ma- tober 1970 feierte Fidschi seine Unabhängigkeit. ras war jedoch nicht regierungsfähig. Dies führ- Das Land wurde zu einer parlamentarischen Mon- te zu Neuwahlen im September 1977, aus denen archie nach britischem Vorbild und Mitglied im die Häuptlingspartei als klarer Sieger hervorging, Commonwealth. da sie die Notwendigkeit der Einheit der fidschia- Anfang der siebziger Jahre bestand eine relati- nischen Bevölkerung gegenüber der aufstrebenden ve Harmonie zwischen den politischen Vertretern Gruppe der Indo-Fidschianer betonte. Mehr denn der ethnischen Gruppen, da Probleme bezüglich je verhärteten sich die politischen und ethnischen der Wandlungsprozesse in Infrastruktur, Wirtschaft Fronten (Norton 1977: 169). und Tourismus bewusst übersehen wurden (Lal Mitte der achtziger Jahre veränderte sich die po- 1992a: 216f.). Maras Versuch, sich Westfidschi an- litische Situation Fidschis nachhaltig. 1985 kam es zunähern, scheiterte an traditionellen Rivalitäten zur Gründung der multiethnischen Fiji Labour Par- und der Tatsache, dass Westfidschianer auch nach ty (FLP). Durch die Anprangerung wirtschaftlicher der Unabhängigkeit politisch marginalisiert wurden Missstände und der Korruption des Häuptlingsesta- (Norton 1977: 140f.). blishments, fand sie Sympathisanten in allen ethni- Die Wahlen 1972 zeigten, dass das Wahlverhal- schen Gruppen und Religionsgemeinschaften. Ihr ten durch einen steigenden Kommunalismus be- Wahlkampf für die Wahlen 1987 war bestimmt stimmt war, da es sich an der Leistungsfähigkeit lokaler Politiker bemaß. Wiederum erlangte die 21 Howard (1991: 80ff.); V. Lal (1990: 22); Lawson (1991: Häuptlingspartei einen überragenden Sieg. Die Tat- 196ff.).

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Quo vadis Fidschi? 523 durch die Kritik an der gegenwärtigen Rolle der Hoffnung der taukei, dass Bavadra dem Druck nicht traditionellen Würdenträger in der modernen Poli- gewachsen sein würde, erfüllte sich nicht. Deshalb tik (Lal 1988: 80). Der Parteivorsitzende der FLP, mussten drastischere Mittel ergriffen werden. Dr. Timocy Bavadra, ein Fidschianer aus dem Wes- ten des Landes und ehemaliger Direktor des Ge- sundheitsdienstes, kritisierte nicht das Häuptlings- 4.2 Die Eskalation: 1987 bis 2000 tum an sich, sondern lediglich dessen Verflech- tungen mit der Demokratie. Hierdurch wollte die Am 14. Mai 1987 nutzte Oberstleutnant Sitiveni FLP der unbetitelten Bevölkerung klar machen, Rabuka die Abwesenheit seiner Vorgesetzten, um dass sie ihre traditionellen Pflichten gegenüber ih- im Rahmen eines militärischen Coups die Regie- ren Häuptlingen klar von ihren demokratischen rung Bavadras abzusetzen. Rabuka begründete we- Rechten unterscheiden müsste. Die AP unterstrich nige Stunden nach dem Staatsstreich sein Handeln im Wahlkampf weiterhin ihre traditionelle Haltung mit der Notwendigkeit, die Regierung vor Über- zur Wahrung fidschianischer Interessen und einem griffen der taukei-Bewegung zu schützen. Letzt- starken Häuptlingstum (Lawson 1991: 240ff.). Die endlich wurde jedoch offensichtlich, dass es ihm Wahlen 1987 bescherten der FLP einen knappen vielmehr um die Wiederherstellung der Paramount- Sieg (Lal 1992a: 265ff.). Bavadra, der neue Pre- cy of Fijian Interests ging (K. Bain 1989: 4ff.; Lal mierminister, bildete umgehend ein Kabinett, da- 1988: 78ff.). Daraufhin setzte er eine fünfzehnköp- mit sich die Ereignisse von 1977 nicht wiederholen fige Übergangsregierung ein, in der neben Rabuka würden. Das Durchschnittsalter der Abgeordneten nur ehemalige AP-Minister und taukei-Anhänger war gegenüber den früheren AP-Regierungen ge- vertreten waren (Howard 1991: 243ff.). Im Juli ringer und die Ausbildung der Minister besser. Si- desselben Jahres wurde eine Kommission um den gnifikant war, dass nur ein Häuptling in Bavadras fidschianischen Hochschullehrer Asesela Ravuvu Kabinett berücksichtigt wurde. Darüber hinaus wa- gegründet, um durch mögliche Verfassungsände- ren in ihm keine Ostfidschianer vertreten. rungen die Paramountcy of Fijian Interests weiter Schon wenige Tage nach den Wahlen zeigten auszubauen (Howard 1991: 299ff.). sich die ersten Widerstände gegen die Labourregie- Trotz der Position der Stärke, in der sich Rabu- rung. Der rechte Flügel der Häuptlingspartei grün- ka und die taukei befanden, wurde schnell ersicht- dete eine Protestbewegung (taukei-Bewegung), die lich, dass ihre Forderungen nicht umsetzbar waren. landesweite Unruhen und Aufmärsche koordinier- Bei Gesprächen im September zwischen dem Ge- te.22 Der Höhepunkt der Aktionen der taukei-Be- neralgouverneur Ratu Sir Penaia Ganilau und den wegung wurde Mitte Mai erreicht. 23.000 Fidschia- ehemaligen Premiers Ratu Sir Kamisese Mara und ner, darunter vierzehn hochrangige Häuptlinge, un- Dr. Timocy Bavadra, einigten sich die Beteiligten terzeichneten eine Petition zur Absetzung der Re- auf eine Regierung der nationalen Einheit, die eine gierung und zur Wiederherstellung der Paramount- caretaker-Funktion ausüben sollte. Wenige Stun- cy of Fijian Interests. Anschließend erfolgte unter den vor der Unterzeichnung der Verträge schlug den Parolen “Fiji for the Fijians” und “Indians go Rabuka erneut zu. Am 26. September 1987 vollzog Home” ein Protestmarsch durch Suva. Die taukei er seinen zweiten Staatsstreich. Er ernannte sich wurden nicht nur durch die breite Masse der Fi- selbst zum Staatsoberhaupt und setzte die Verfas- dschianer aus ländlichen Regionen unterstützt, die sung von 1970 außer Kraft. Darüber hinaus bilde- dem Gesichtsverlust ihrer Häuptlinge entgegenwir- te er eine Militärregierung aus taukei-Anhängern ken wollten. Auch fidschianische Mitglieder der und Nationalisten. Am 7. Oktober erklärte Rabu- Bildungselite stellten sich gegen die Labourregie- ka Fidschi zur souveränen demokratischen Repu- rung (Lal 1992a: 272ff.; Lawson 1991: 256ff.). Die blik. Wenige Tage darauf erfolgte der Ausschluss aus dem Commonwealth (K. Bain 1989: 184ff.; Lal 1992a: 291ff.). Ganilau trat als Generalgouverneur 22 Das fidschianische Wort taukei bedeutet “Einheimischer” zurück. Mara hielt sich, wie schon bei dem ers- oder “Gastgeber”. Es bildet mit dem Wort vulagi für “Frem- ten Staatsstreich, im Hintergrund. Die wirtschaft- der” oder “Gast” ein Gegensatzpaar. Die Beziehung ist ge- kennzeichnet durch die Zuschreibung gegenseitiger, auf- lichen Folgen der Staatsstreiche waren enorm. Bis einander bezogener Rechte und Pflichten. Das normaler- 1989 verließen über 12.000 Indo-Fidschianer das weise im Rahmen des traditionellen vanua-Konzeptes vor- Land. Es handelte sich überwiegend um Mediziner, zufindende Beziehungsgeflecht wurde durch die Protestbe- Juristen und Lehrpersonal (Howard 1991: 335ff.). wegung auf das Verhältnis von Fidschianern (taukei)zu Indo-Fidschianern (vulagi) übertragen. Die vulagi hatten Die Regierung Rabukas stand aufgrund ihrer Un- nach Meinung der taukei ihren Kompetenzbereich als Gast erfahrenheit, der schlechten Reputation im Aus- überschritten. land und der wirtschaftlichen Folgen des Coups

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. 524 Dominik E. Schieder schon früh vor ernstzunehmenden Problemen. Hin- hinsichtlich der Rolle von Häuptlingen im Jahre zu kam, dass sich immer mehr Häuptlinge loyal zu 1991 lassen diesen Rückschluss zu: “I believe that Ganilau und Mara bekannten. Dies ließ Rabuka ein- the dominance of customary chiefs in government lenken. Am 17. November ernannte er Ganilau zum is coming to an end and that the role of merit Präsidenten der Republik Fidschi. Dieser bestimm- chiefs will eventually overcome those of tradition- te noch am selben Tag Mara zum neuen Premier- al chiefs: the replacement of traditional aristocra- minister und beauftragte ihn mit der Bildung einer cy with meritocracy” (Sitiveni Rabuka, Fiji Times, Regierung. Extremistische taukei wurden im Ka- 29. April 1991; zit. nach Lal 1995: 72). Demnach binett nicht mehr berücksichtigt. Auffallend stark sollten die polynesischen Häuptlinge in der Poli- waren demgegenüber Fidschianer aus dem Osten tik Platz machen, für so genannte: “. . . meritorious des Landes vertreten.23 chiefs, who achieved power through their own ef- Die genauen Zusammenhänge und die Rollen forts without the advantage of privileged birth” (Lal der involvierten Personen konnten bis heute nicht 1992b: 106). eindeutig geklärt werden. Ein Verständnis des so- Drei Jahre nach dem Putsch trat eine neue Ver- ziopolitischen Systems lässt jedoch einige Rück- fassung in Kraft. Unmittelbar nach der Fertigstel- schlüsse zu. Rabuka, ein bibeltreuer Methodist, der lung wurde sie dem vor- schon früh dem Militär beigetreten ist, entstammt gelegt, dem dadurch eine realpolitische Funktion einer mataqali, die im sozialen Gefüge die Krieger zugeschrieben wurde, die de facto verfassungs- jener yavusa stellt, an deren Spitze der Tui Ca- rechtlich bis 1990 nicht schriftlich erfasst worden kau steht. Diesen hochrangigen Titel trug zur Zeit war. Der Häuptlingsrat stellte nunmehr eine tra- der Staatsstreiche Ratu Sir Penaia Ganilau. Dar- gende Säule der Politik dar. Die Zahl der indo- über hinaus gehören Mara, Ganilau und Rabuka fidschianischen Abgeordneten wurde weiter einge- derselben matanitu (Tovata ko Lau) an. Wenngleich schränkt und die politischen Ämter des Präsiden- schon Ganilau und Mara bis zu ihrem Tod bestrit- ten und Premierministers auf die ethnische Grup- ten, in die Vorbereitungen der Staatsstreiche invol- pe der Fidschianer beschränkt (V. Lal 1990: 235ff.; viert gewesen zu sein, kann davon ausgegangen Ravuvu 1992: 58ff.). Im selben Jahr gründete die werden, dass zumindest Mara im Vorfeld von den taukei-Bewegung mit dem GCC die Soqosoqo ni Plänen Rabukas gewusst und auch Ganilau zumin- Vakavuleva ni Taukei (SVT). Die Partei verstand dest eine stillschweigende Einverständniserklärung sich als Wahrer indigener Interessen. Zur Empö- gegeben hat. Der taukei-Bewegung muss hier eben- rung Maras und einiger anderer Häuptlinge wurde falls eine gewichtige Position zugesprochen wer- Rabuka, ein kaisi, zum Parteivorsitzenden gewählt den.24 (Mückler 1998: 376). Rabukas Handeln erscheint zunächst wider- Die ersten Wahlen nach den Staatsstreichen sprüchlich. Einerseits tritt er als Verfechter der In- wurden im Mai 1992 abgehalten. Sitiveni Rabuka teressen der Häuptlingselite auf. Dies deutet darauf wurde Premierminister. Sein Kabinett wurde durch hin, dass sein Handeln in Übereinstimmung mit Fidschianer dominiert (Mückler 1998: 379ff.). Ra- überkommenen Werten steht. Anderseits scheint bukas politische und private Fehltritte, sowie die es, als ob sich Rabuka durch seinen militärischen Tatsache, dass er sich bewusst den Zusagen an die Rang und die Staatsstreiche selbst zu Rang, Macht Labourpartei entzog, manövrierte die Regierung und Ansehen verholfen hat. Er selbst hat sich hier- zunehmend in Schwierigkeiten. Hinzukam, dass zu nie eindeutig geäußert. Dies lässt seine Bio- sich die Partei in zwei Lager spaltete. Rabuka und grafien lückenhaft erscheinen (Dean and Ritova die taukei hielten an ihrem Kurs fest, wohingegen 1988; Sharpham 2000). Der Widerspruch kann ge- der andere Flügel um Josefata Kamikamica, einem löst werden, wenn man auf Irving Goldmans Kon- politischen Zögling Maras von den Lau-Inseln, Ra- zept der Statusrivaliät in Polynesien zurückgreift. bukas Regierungsfähigkeit in Frage stellte.25 Nach Demnach können Unbetitelte und Rangniedere ihr heftigen Kontroversen verließen sie die SVT und mana als erfolgreiche Krieger unter Beweis stellen gründeten mit der Fijian Alliance Party (FAP) eine und nicht nur erfolgreich die Autorität des Erbadels in Frage stellen, sondern sich auch Regierungsge- 25 Der politisch erfahrene Kamikamica sollte 1992 auf Wunsch walt aneignen (Goldman 1970). Rabukas Aussage Maras Premierminister werden, wurde aber von der Mehr- heit der Häuptlinge im GCC übergangen. Mara, der 1993 nach dem Tod Ganilaus zum Präsidenten ernannt wurde, 23 Howard (1991: 314ff.); Lal (1988: 88f., 1990: 207ff.); Law- hatte zunehmend mit Gegnern aus den eigenen Reihen zu son (1991: 264f.). kämpfen. Seine autoritäre Haltung, sein moderater Kurs und 24 Dean and Ritova (1988); V. Lal (1990); Mara (1997); Sharp- die offensichtliche Bevorzugung der Lau-Inseln stießen in ham (2000)); Tarte (1993). anderen Teilen Fidschis zunehmend auf harsche Kritik.

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Quo vadis Fidschi? 525 Partei, die der früheren Politik Maras und Ganilaus zessive von Rabuka ab. Sein Einlenken und die zen- nahe stand. Diese zentrifugalen Tendenzen inner- trifugalen Tendenzen innerhalb der fidschianischen halb der fidschianischen Gesellschaft hatte Bavadra Bevölkerung waren maßgeblich für seine Wahlnie- schon 1988 vorausgesehen. In einem Vortrag sagte derlage im Jahre 1999 verantwortlich. Erstaunli- er: “The fact is that the coup makers, in attending cherweise bildete die wiedererstarkte Fiji Labour to unite the Fijians against a common enemy, have Party eine Koalition mit der Christian Democrat- left them more divided than ever. The division is ic Party (CDA). Letztere war eine regionale Par- political: Coalition against Alliance. It is regional: tei um die Nachkommen Maras und Ganilaus, die east against west. It is social: chiefs against com- eine Revitalisierung der Tovata-Vormachtstellung moners” (Dr. Timocy Bavadra, A Message Taped anstrebten. Gemeinsames Ziel war der Sturz Rabu- to the Everett Foundation Conference on Human kas (Durutalo 2000: 89). Mahendra Chaudhry, der Rights in Sydney, November 1988; zit. nach V. Lal Nachfolger des verstorbenen Bavadra, wurde erster 1990: 235). Darüber hinaus mehrten sich in West- indo-fidschianischer Premierminister des Landes. Fidschi die Stimmen, die den Aufbau einer vier- Schon wenige Tage nach der Wahl erhoben ten Konföderation forderten, und in den bereits be- sich wiederum die Stimmen der taukei-Bewegung, stehenden Konföderationen brachen erneut Span- diesmal jedoch ohne die Unterstützung Maras und nungen aus, da die Kubuna um ihren Häuptlings- Rabukas, die das Wahlergebnis anerkannten. Dies klan Cakobau durch den Aufstieg der Tovata um führte dazu, dass sie in vielen Regionen Fidschis Mara und Ganilau seit Mitte des 20. Jahrhunderts nur wenig Gehör fand. Die Marginalisierung der zunehmend an Bedeutung verloren hatte (Thomas taukei und die friedliche Stimmung in den Monaten 1990: 136). nach der Wahl ließen einen Neuanfang für die De- Die Gesamtheit dieser Entwicklungen führte mokratie Fidschis erhoffen. Dies trat nicht ein. Ge- schließlich 1993 zur Auflösung des Parlaments, da nau ein Jahr nach der Ernennung Chaudhrys zum Rabukas Kabinett nicht mehr regierungsfähig war. Premierminister wurde Fidschi Schauplatz eines er- Bei den Neuwahlen 1994 wurde ersichtlich, dass neuten Staatsstreiches. die fidschianischen Parteien ihre Wahlkampfstrate- Am 19. Mai 2000 stürmte der Zivilist George gien auf der Artikulierung traditioneller Rivalitäten Speight, zusammen mit einer Gruppe bewaffneter aufbauten. Die Soqosoqo ni Vakavuleva ni Taukei Männer, das Parlamentsgebäude und nahm Chau- gewann die Wahlen, war aber auf Koalitionspartner dhrys Kabinett in Gewahrsam. Wenige Stunden da- angewiesen. Radikale Parteien büßten signifikant nach wandte er sich mit folgenden Worten an die an Stimmen ein. Die Splitterpartei um Kamikami- Presse: “. . . to make clear that these actions set ca konnte nur in den Einzugsgebieten Laus gute forth the foundations for change once and for all Ergebnisse erzielen. Landesweit war ihre Stellung in the affairs of the country of Fiji and is led by marginal. Die Wahlergebnisse wurden von dem Po- the indigenous peoples of Fiji in their desire to litologen Robert Norton als klares Zeichen für den achieve self-determination and control of their fu- Wunsch der Bevölkerung nach einem moderaten ture destiny in all matters pertaining to their liveli- Neuanfang gedeutet (Norton 2000a: 84). hood and the affairs of the Republic of the Fiji Is- 1995 setzte Rabukas Regierung eine Verfas- lands” (George Speight, Radio ABC, 19. Mai 2000; sungskommission ein. Diese stellte fünf Punk- zit. nach Mückler 2001: 174). Der Präsident rief te in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen: Die daraufhin den Ausnahmezustand aus. Zehn Tage Einschränkung der politischen Macht des Great später verhängte der Militäroberkommandierende, Council of Chiefs; die Aufwertung der politischen Commodore Frank Voreqe Bainimarama, den mi- Repräsentation der indo-fidschianischen Bevölke- litärischen Notstand. Schon wenige Tage nach dem rung; Rechtssicherheiten in Bezug auf Landfra- Staatsstreich wurden die Zusammenhänge deutlich. gen; die Neuregelung der Sitzverteilung im Par- Speight und andere Putschisten waren Angeklagte lament und die mögliche Schaffung einer vierten der rigiden Antikorruptionspolitik der Regierung. Konföderation (Durutalo 2000: 84f.). Mit der neu- Schon Monate vor dem Putsch hatte die Regie- en Verfassung, die am 1. Juli 1997 in Kraft trat, rung mit einem schlechten Medienecho zu kämp- zeigte sich, dass Rabuka eine ideologische Wand- fen.26 Sie hatte in ihrer einjährigen Amtszeit eini- lung vollzogen hatte. Nunmehr war es auch einem ge wesentliche Verflechtungen zwischen fidschia- Indo-Fidschianer möglich, das Amt des Premiermi- nischen Politikern und Geschäftsleuten aufgedeckt, nisters zu besetzen. Zusätzlich wurde die Zusam- in die unter anderem auch Speight und hochrangige mensetzung des Ober- und Unterhauses wie auch das Wahlsystem grundlegend überarbeitet (Norton 26 Die meisten Radiostationen und Zeitungen befinden sich im 2000b: 53). Der GCC wandte sich daraufhin suk- Besitz von Europäern und Fidschianern.

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. 526 Dominik E. Schieder

Häuptlinge verwickelt waren. Auch die Liberalisie- 4.3 Ausblick rung der Landpolitik27 stieß bei vielen Fidschianern auf heftige Kritik. Der taukei-Bewegung und Rabu- Die ersten Wahlen nach dem Putsch wurden am ka konnten bis heute keine Involvierung in die Ge- 25. August 2001 abgehalten. Quarases Soqosoqo schehnisse nachgewiesen werden, wenngleich es in Duavata ni Lewenivanua konnte in Koalition mit den letzten Jahren immer wieder zu Prozessen und einer taukei-dominierten Partei gewinnen. In den Anhörungen gekommen ist. letzten 5 Jahren versuchte die Regierung Fidschi Darüber hinaus spielten auch traditionelle Riva- aus der politischen und ökonomischen Krise zu litäten eine Rolle. Die Kontroversen im GCC über führen. Indo-fidschianische Interessen wurden hier- Speights Vorgehen und Ziele zeigten deutlich, dass bei wenig berücksichtigt. Es ging vielmehr dar- der Putsch auch im Licht der wiedererstarkten Ri- um, traditionelle Rivalitäten zu mindern. Die Wah- valitäten zwischen den Konföderationen zu sehen len 2006 bestätigten Quarases Regierung in ihrem ist. Speight, ein Mitglied der matanitu Kubuna, be- Amt. Signifikant war die Tatsache, dass abgesehen nannte bewusst Häuptlinge aus Bau und Politiker von jeweils zwei unabhängigen Kandidaten und aus dem Rewa Delta für seine gewünschte Regie- Vertretern anderer ethnischer Gruppen alle Sitze rung, um jene Konföderation gegenüber der Tovata an die Soqosoqo ni Vakavuleva ni Taukei und die politisch aufzuwerten (Mückler 2000: 46f.). Drei gingen. Quarase machte der FLP Wochen nach dem Putsch war die Wirtschaft nahe- um Mahendra Chaudhry das Angebot einer großen zu zusammengebrochen. Wie schon 1987 setzte ein Regierungskoalition. Diese Zugeständnisse änder- indo-fidschianischer Flüchtlingsstrom ins Ausland ten jedoch wenig an der fidschianischen Vormacht- ein (Faust und Winter 2003: 154f.). stellung. Die angebotenen Ministerposten bezogen Die Verhandlungen gestalteten sich schwierig. sich ausnahmslos auf unbedeutende Ämter. Letztendlich einigten sich die Putschisten und das Im Jahre 2005 stand Fidschi erneut an einem Militär auf eine Übergangsregierung aus Speight- Scheidepunkt. Ein neuerlicher Staatsstreich konnte Sympathisanten, taukei und Soqosoqo ni Vakavu- nicht ausgeschlossen werden. Im Mittelpunkt der leva ni Taukei-Politikern. Des Weiteren sollten Ver- Krise stand der äußerst umstrittene “Reconcilia- fassungsänderungen die Paramountcy of Fijian In- tion, Tolerance, and Unity Bill”. Kerninhalte die- terests stärken. Am 9. Juli 2000 unterzeichnete ses Gesetzeskatalogs sind Regelungen zu Entschä- Speight ein Abkommen zur Freilassung der Gei- digungen für die Opfer der Ereignisse im Jahre seln. Vier Tage darauf wurde Ratu Josefa Iloilo vom 2000. Darüber hinaus soll den Beteiligten des letz- Great Council of Chiefs zum Präsidenten Fidschis ten Coups Straffreiheit gewährt werden. Denn seit gewählt. Dieser ernannte noch am selben Tag den 2001 kam es im Zuge der Ermittlungsverfahren zu Lau-Insulaner Laisenia Quarase zum Premiermi- Verhaftungen und Verurteilungen möglicher Ver- nister. Speight und seine Anhänger wurden dar- dächtiger, wie dem amtierenden Tui Cakau. Den aufhin in einer landesweiten Aktion festgenommen Höhepunkt dieser Entwicklungen stellte die Ver- und die Mitglieder der Übergangsregierung in Qua- haftung Rabukas am 11. Mai 2006 dar. Ihm wurde rases Kabinett nicht mehr berücksichtigt. Die Ver- die Vorbereitung eines möglichen Militärputsches fassung von 1997 erhielt weiterhin ihre Gültigkeit. im Anschluss an Speights Staatsstreich vorgewor- Gerade die Ereignisse im Jahre 2000 haben fen. Am 11. 12. 06 wurde Rabuka von diesen An- gezeigt, dass Fidschi heute keineswegs ein multi- schuldigungen freigesprochen. Quarase hatte ange- ethnischer Staat ist, in dem es nur zu Spannun- kündigt den “Reconciliation, Tolerance, and Unity gen zwischen Fidschianern und Indo-Fidschianern Bill” im Falle eines Wahlsieges erneut dem Par- kommt. Vielmehr ist die melanesische Bevölke- lament vorzulegen. Widerstand gegen den Geset- rung gespalten durch traditionelle Rivalitäten, die zeskatalog erfuhr die Regierung insbesondere von durch den kolonialen Mythos der Homogenität kei- Seiten indo-fidschianischer Interessenvertreter und neswegs überwunden wurden. Diese Spannungen dem Militär. Im Jahre 2005 hatte Commodore Bai- sind gerade in den Neunzigern wieder vermehrt nimarama eine militärische Intervention im Falle aufgebrochen (Mückler 2002: 153; Robertson and der Einführung des Gesetzeskatalogs nicht ausge- Sutherland 2001: 48f.). schlossen. Mitte des Jahres 2006 waren diese Span- nungen wieder vehement aufgebrochen. Kurz vor Bainimaramas Reise in den Irak, um die vor Ort 27 Chaudhrys Regierung sah es als eines ihrer Hauptanliegen, stationierten fidschianischen Truppen zu inspizie- die Regelungen für fidschianisches Land, das von Indo- Fidschianern gepachtet wurde, zu vereinfachen. Der Groß- ren, wurden 3.000 fidschianische Reservisten ein- teil der fidschianischen Bevölkerung äußerte sich kritisch zu gezogen. Der Militäroberkommandierende forder- diesem Vorhaben. te erneut den Rücktritt der Quarase Regierung. Er

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https://doi.org/10.5771/0257-9774-2007-2-515 Generiert durch IP '170.106.33.19', am 29.09.2021, 09:54:42. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Quo vadis Fidschi? 527 stieß jedoch auf heftige Kritik von Seiten Austra- Bain, Kenneth liens und den USA. Quarase seinerseits forderte 1989 Treason at 10. Fiji at the Crossroads. London: Hodder Bainimarama auf, seinen militärischen Posten ab- and Stoughton. zugeben. Bargatzky, Thomas Am 5. Dezember 2006 kam es in Fidschi zu 1978 Die Rolle des Fremden beim Kulturwandel. Hohen- schäftlarn: Kommissionsverlag Klaus Renner. (Hambur- einem erneuten Militärputsch, der angesichts der ger Reihe zur Kultur- und Sprachwissenschaft, 12) angespannten Lage der vorhergehenden Monate 1980 Beachcombers and Castaways as Innovators. The Jour- absehbar war. Bainimarama veranlasste in einer nal of Pacific History 15: 93–102. unblutigen militärischen Operation die Auflösung Bole, Filipe der Regierung. Als Gründe hierfür gab er den um- 1992 Fiji’s Chiefly System and Its Pattern of Political Self- strittenen Unity Bill, den vorhersehbaren Bank- Reliance. In: R. Crocombe (ed.); pp. 67–80. rott des Staates und insbesondere den Nepotis- Brown, Stanley mus und die Korruption innerhalb der Regierung 1973 Men from under the Sky. The Arrival of Westerners in an. Ein Monat lang regierte de facto das Mili- Fiji. Rutland: Tuttle. tär Fidschi. Am 4. Januar 2007 wurde der Präsi- Burns, Alan dent, Ratu Josefa Iloilo, wieder eingesetzt. Dieser 1963 Fiji. London: Her Majesty’s Stationary Office. ernannte umgehend eine Übergangsregierung um Clammer, John Bainimarama, der unter anderem auch der ehemali- 1973 Colonialism and the Perception of Tradition in Fiji. In: ge indo-fidschianische Premierminister Mahendra T. Asad (ed.), Anthropology and the Colonial Encounter; Chaudhry angehört. Der Great Council of Chiefs pp. 199–220. London: Ithaca. bzw. das alteingesessene Häuptlingsestablishment Clunie, Fergus wurde in den letzten Monaten durch das Mili- 2003 Fijian Weapons and Warfare. Suva: Fiji Museum. (Bul- tär marginalisiert. Vieles deutet derzeitig darauf letin of the Fiji Museum, 2) [1977] hin, dass der letzte Coup einen bewussten Ver- Coulter, John Wesley such darstellte, einen multiethnischen, demokrati- 1967 The Drama of Fiji. A Contemporary History. Rutland: schen Staat zu realisieren, in dem überkommene Tuttle. Werte, die Verflechtungen des Häuptlingstums mit Crocombe, Ron, et al. (eds.) der parlamentarischen Monarchie und instrumenta- 1992 Culture and Democracy in the South Pacific. Suva: Insti- tute of Pacific Studies, University of the South Pacific. lisierte ethnische Spannungen überwunden werden sollen. Hierdurch unterscheidet sich dieser Staats- Dean, Eddie, and Stan Ritova streich maßgeblich von den vorhergehenden.28 Die 1988 Rabuka. No Other Way. Sydney: Doubleday. Zukunft wird zeigen, inwieweit es der Übergangs- Derrick, R. A. regierung und anderen Interessenvertretern gelingt, 1957 The Fiji Islands. A Geographical Handbook. Suva: Gov- ernment Press. Fidschi aus dieser erneuten Krise zu manövrieren. 1974 A History of Fiji. Vol. 1. Suva: Government Press. Durutalo, Alumita 2000 Elections and the Dilemma of Indigenous Fijian Political Zitierte Literatur Unity. In: B. V. Lal (ed.), Fiji before the Storm. Elections and the Politics of Development; pp. 73–92. Canberra: Ali, Ahmed Asia Pacific Press. 1986 Fiji. Political Change, 1874–1960. In: B. V. Lal (ed.); pp. 1–27. Faust, Heiko, und Johannes Winter 2003 Ursachen und Wirkungen ethnischer Konflikte im Pazi- Alley, Roderick fik. Gesellschaftliche Desintegration in Fiji. In: W. Krei- 1986 The Emergence of Party Politics. In: B. V. Lal (ed.); sel, P. H. Marsden und M. Waibel (Hrsg.), Wandel, Werte pp. 28–51. und Wirtschaft im pazifischen Raum; pp. 149–164. Göt- Bain, ’Atu tingen: Duehrkohp and Radicke. (Pazifik Forum, 8) 1988 A Protective Labour Policy? An Alternative Interpreta- France, Peter tion of Early Colonial Labour Policy in Fiji. The Journal 1966 The Kaunitoni Migration. Notes on the Genesis of a of Pacific History 23: 119–136. Fijian Tradition. The Journal of Pacific History 1: 107– 113. 1968 The Founding of an Orthodoxy. Sir Arthur Gordon and the Doctrine of the Fijian Way of Life. Journal of the 28 Aufgrund der Aktualität der Ereignisse stellt dies eine ers- Polynesian Society 77: 6–32. te Einschätzung dar. Als Grundlage hierfür dienen Infor- 1969 The Charter of the Land. Custom and Colonization in mation, die überwiegend durch fidschianische und briti- Fiji. Melbourne: Oxford University Press. sche Medien gewonnen wurden. Zusätzlich ergibt sich die- se Einschätzung durch Gespräche mit Kontaktpersonen aus Goldman, Irving Fidschi, bzw. der Thematik nahe stehenden Personen in 1970 Ancient Polynesian Society. Chicago: The University of Europa. Chicago Press.

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