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Die Weimarer Verfassung Wert und Wirkung für die Demokratie irkung für die Demokratie ert und W W erfassung eimarer V Die W Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Thüringen . Telefon: (0361) 59 80 20 Telefax: (0361) 59 80 210 E-Mail: [email protected] . www.fes-thueringen.de Die Weimarer Verfassung – Wert und Wirkung für die Demokratie Die Drucklegung dieser Broschüre wurde durch eine Zuwendung des Bundesministeriums der Justiz ermöglicht 1 Impressum: Herausgegeben von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Thüringen Redaktionelle Bearbeitung: Sebastian Lasch Copyright 2009 by Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Thüringen Nonnengasse 11, 99084 Erfurt Fotos: BMJ/Fokuhl (Seite 17), Julie Boekhoff, Anja Hirsch, Sandy Selesky (Seite 235) Umschlaggestaltung: Dirk Malewski Satz und Druck: Wagemann Medien GmbH, Berlin ISBN: 978-3-86872-203-1 2 Inhaltsverzeichnis Michael Schultheiß, Sebastian Lasch Einleitung ................................................................................... 5 Brigitte Zypries Weimar – die unterschätzte Verfassung .................................. 17 Christoph Gusy Die Weimarer Verfassung und ihre Wirkung auf das Grundgesetz .............................................................................. 27 Wolfram Pyta Welche Erwartungen weckte die Weimarer Verfassung und welche Erfahrungen vermittelte sie an die Gründerväter der Bundesrepublik Deutschland? ................................................. 51 Detlef Lehnert „Verfassungsfragen sind Machtfragen“ – doch auch „Wissen ist Macht“. Strukturen, Deutungen und Symbole von „Weimar“ in politikwissenschaftlicher Analyse ....................................... 73 Heiko Holste Weichenstellung Weimar – Der Tagungsort der Nationalversammlung als Vorentscheidung über Föderalismus oder Zentralismus .................................................................. 107 Wolfgang Keim Chancengleichheit im Bildungswesen. Ideal der Weimarer Verfassung – politischer Auftrag heute ................................. 119 3 Marcus Llanque Mehr Demokratie wagen: Weimar und die direkte Demokratie ................................................................ 145 Michael Dreyer Weimar als wehrhafte Demokratie – ein unterschätztes Vorbild .................................................................................... 161 Eberhard Eichenhofer Soziale Grundrechte – in Weimar ersonnen und im vereinten Deutschland zu vollenden! ..................................................... 191 Franz Josef Düwell Arbeitsrecht, Arbeitsschutz und deren Gerichtsbarkeit ...... 209 Marion Röwekamp „Männer und Frauen haben grundsätzlich die gleichen staats-bürgerlichen Rechte“. Weimar – Meilenstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung der Geschlechter? ................... 235 José Martínez Daheim geschmäht – im Ausland geachtet. Die Rezeption der Weimarer Verfassung in Lateinamerika ......................... 265 4 Einleitung Michael Schultheiß, Sebastian Lasch Wert und Wirkung der Weimarer Verfassung für die deutsche De- mokratie wurden lange Zeit unter- schätzt. Das Urteil über die Verfas- sung wurde mitgeprägt von dem, was ihr nachfolgte: Diktatur, Krieg, Michael Schultheiß Holocaust. Erst seit einigen Jahren widerfährt der Weimarer Verfas- sung mehr Gerechtigkeit. Inzwischen wird deutlich, dass vieles von dem, was uns heute selbstverständlich ist, erstmals in Wei- mar verfassungsrechtlich verankert wurde: Republik, Demokratie und Frauenwahlrecht. Viele politische Ziele, die erst Generationen später realisiert wurden oder noch heute unsere Politik prägen, wurden damals formuliert. Diesen Befund nahm die Friedrich-Ebert-Stiftung Thüringen zum Anlass, eine wissenschaftliche Tagung zum Thema „Die Weima- rer Verfassung – Wert und Wirkung für die Demokratie“ zu ver- anstalten. Die Tagung fand am 12. und 13. Juni 2009 in Weimar statt. Die Konferenz ging in diesem Jubiläumsjahr anhand von ausgewählten Beispielen der Frage nach Wert und Wirkung der Weimarer Verfassung nach. Dabei wurden Entwicklungslinien gezogen vom Verfassungstext 1919 über die Verfassungswirk- lichkeit in der Weimarer Republik und das Bonner Grundgesetz 5 bis zum politischen System und der politischen Kultur nach der Deutschen Einheit. Die wissenschaftliche Tagung fügt sich in den größeren Rahmen eines Projekts der politischen Bildung unter dem Titel „Weimar und die Republik“ ein. Dieses Projekt wurde vom Landesbüro Thü- ringen der Friedrich-Ebert-Stiftung im Jahre 2006 begonnen und basierte auf der Feststellung, dass die Kulturstadt Weimar zwar viele Traditionen pfl egt, am wenigsten aber diejenige, die mit der Entstehung der Weimarer Republik verbunden ist, nämlich die Ta- gung der Deutschen Nationalversammlung in Weimar im Frühjahr 1919. Diese Verbindung, die den Namen Weimars wohl am stärks- ten in der Welt bekannt gemacht hat, schien den Weimarern eher peinlich zu sein. Der schlechte Ruf der Weimarer Republik, der im Wesentlichen von ihrem katastrophalen Ende herrührt, war im Gebiet der frühe- ren DDR noch stärker ausgeprägt als im Westen. Hier scheint die Republikfeindschaft der KPD zusammen mit einem in der marxis- tisch-leninistischen Ideologie wurzelnden diffusen Antiparlamen- tarismus eine unheilvolle Tradition gebildet zu haben. Im Westen zeigte das gefl ügelte Wort „Bonn ist nicht Weimar“ wie man sein Verhältnis zur ersten Republik sah. Dieser schlechte Ruf der Re- publik von Weimar berücksichtigt nicht oder verleugnet gar, was heute in der Forschung mindestens Mehrheitsmeinung ist: dass nämlich das Scheitern keineswegs schon im Entstehen der Repu- blik angelegt war und dass die Weimarer Reichsverfassung nicht ursächlich dafür war.1 Für eine Institution, die dem Namen Fried- rich Eberts verbunden ist und deren Hauptaufgabe die politische Bildung zur Demokratie darstellt, bedeutete dies eine Herausfor- derung. Immerhin wurde in Weimar 1919 unter extrem schwieri- 1 Vgl. etwa: Ursula Büttner: Weimar. Die überforderte Republik 1918-1933, Bonn 2008. 6 gen Bedingungen die erste staatliche Demokratie in Deutschland errichtet – und Demokratietraditionen, die die politische Bildung pfl egen könnte, sind rar in Deutschland. Das Projekt „Weimar und die Republik“ sollte die Leistungen für die Demokratie aus dem Jahr 1919 würdigen und diskutieren, nicht feiern. Der schwierige, ständig neu zu erkämpfende Weg der Demokratie sollte am Beispiel der Weimarer Republik deut- lich gemacht werden. So wurden in verschiedenen Formen über drei Jahre hinweg Veranstaltungen angeboten, die diesem Zwecke dienten2. Im Jubiläumsjahr 2009 waren die Veranstaltungen be- sonders hochrangig, eine Festveranstaltung mit Vizekanzler und Außenminister Frank-Walter Steinmeier füllte das Deutsche Na- tionaltheater. Dies geschah im Rahmen eines von der Stadt Wei- mar ausgerufenen „Tages der Demokratie“ am 6. Februar, dem Eröffnungstag der Nationalversammlung, als auch die Stadt, der Landtag und andere Stiftungen zu Veranstaltungen einluden. Es wurde dabei schon deutlich, dass das Projekt Wirkung zeigte: Zu keinem vorherigen Jubiläum oder anderem Anlass war in der Stadt Weimar die öffentliche Aufmerksamkeit für diesen Teil ih- rer Geschichte so groß. Den inhaltlichen Höhepunkt für die Veran- staltungen der Friedrich-Ebert-Stiftung im Jubiläumsjahr bildete die hier dokumentierte Konferenz. Dass die Bemühungen um eine Stärkung dieses Weimarer Traditionsbestandes mittlerweile vor Ort angekommen sind, zeigten die Ausführungen des Weimarer Oberbürgermeisters Stefan Wolf (SPD) über Weimar als „Ort der Demokratie“ zu Beginn der Fachtagung. Bei der Eröffnungsveranstaltung des Projekts „Weimar und die Republik“ am 6. Februar 2006 sagte der Münsteraner Historiker Ribhegge: „Vergleicht man heute die Frankfurter Nationalver- 2 Dokumentiert in: Michael Schultheiß/Julia Roßberg (Hrsg.): Weimar und die Repu- blik – Geburtsstunde eines demokratischen Deutschlands, Weimar 2009. 7 sammlung von 1848/49 mit der Weimarer Nationalversammlung von 1919, so fällt auf, dass die Weimarer nie den Nimbus erhalten hat wie die Frankfurter. Das ist paradox. Denn während die Frank- furter Verfassung, die erst mal versuchte, eine liberale parlamen- tarische Demokratie und gleichzeitig die deutsche Einheit – unter einem preußischen Kaiser – zu schaffen, nie in Kraft trat, gelang es der Weimarer Nationalversammlung, eine Verfassung zu schaffen, die die Grundlage für die moderne freiheitliche und parlamentari- sche Demokratie in Deutschland schuf.“3 Dementsprechend stand der Versuch an, die Weimarer Reichsverfassung zu rehabilitieren, zumindest aber stärkere wissenschaftliche und öffentliche Auf- merksamkeit auf ihre Bedeutung zu lenken. Diesem Ziel konnte sich auch Bundesjustizministerin Brigitte Zypries anschließen, sie übernahm nicht nur die Schirmherrschaft über die Konferenz, sondern sprach auch ein programmatisches Einführungsreferat.4 Sicherlich ist unsere Konferenz nicht der erste Versuch einer Aufwertung der Weimarer Reichsverfassung. Wie die hier doku- mentierten Beiträge und die von ihnen zitierte Literatur aufzei- gen, hat es in den letzten Jahren einige Anstrengungen gegeben, den Vorsprung an Umfang der Sekundärliteratur, die sich auf die Paulskirchenverfassung bezieht, aufzuholen. Nun kann es der Friedrich-Ebert-Stiftung aber nicht in erster Linie um Wissen- schaftsförderung gehen, sondern um Impulse für die politische Bildung und für die „öffentliche Meinung“. Von daher wollte die Tagung nicht einen umfassenden Überblick über neuere Forschun- gen geben, sondern einige Schlaglichter aufzeigen, die bewusst machen, wie viel wir der Weimarer Verfassung doch verdanken.