Deutscher Drucksache 19/16477

19. Wahlperiode 14.01.2020 Vorabfassung

Antrag der Abgeordneten Manuel Höferlin, , Johannes Vogel (Olpe), , , Christine Aschenberg-Dugnus, , , Dr. (Rhein-Neckar), Dr. , Britta Katharina Dassler, Bijan Djir-Sarai, , Dr. , , , , Katrin Helling-Plahr, , , Dr. Christoph Hoffmann, , , , , Dr. , Dr. , , , - , , Alexander Graf Lambsdorff, Roman Müller- wird Böhm, , , Frank Schäffler, Matthias Seestern-Pauly, , , , Bettina Stark-Watzinger,

Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, , , Linda durch Teuteberg, , , Dr. , Dr. , , und der Fraktion der FDP

Meinungsfreiheit verteidigen – Recht im Netz durchsetzen die lektorierte Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest: 1. Die Zunahme von Hass und Hetze, die insbesondere über das Internet ver- breitet werden, ist eine zentrale Herausforderung unserer Demokratie. Sie lebt von einem freien und unbefangenen Wettstreit der Meinungen. Dieser kann auch emotional und zugespitzt geführt werden. Beleidigungen, Drohungen, volksverhetzende Äußerungen und Aufrufe zu Straftaten überschreiten je- doch eindeutig die Grenzen der Meinungsfreiheit. Sie führen zu einer Verro- Fassung hung des Debattenklimas und tragen dazu bei, dass andere Bürgerinnen und Bürger sich fürchten, am öffentlichen Diskurs teilzunehmen oder politische Ämter zu übernehmen, durch die sie im Mittelpunkt des öffentlichen Diskur- ses stehen. Der Mordfall Lübcke und der Anschlag in Halle haben deutlich gemacht, dass aus Worten Taten werden können. 2. Die Gesellschaft muss daher ein deutliches Zeichen gegen Hass und Hetze im Netz setzen. Indem sie auf der einen Seite klar die Grenzen der Meinungs-

freiheit aufzeigt, schützt sie auf der anderen Seite die Meinungsfreiheit der ersetzt. Bürgerinnen und Bürger, die sich am demokratischen Diskurs beteiligen wol- len. Im Kampf gegen Hass und Hetze im Netz ist ein Regulierungsmix erfor- derlich, der auf drei Säulen beruht: a. erstens eine effektive Verfolgung von Straftaten im Netz; Drucksache 19/16477 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode

b. zweitens eine Aufhebung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes Vorabfassung (NetzDG) und die Aufnahme eines meinungsfreiheitsschützenden Regulierungsansatzes; c. sowie drittens Maßnahmen, welche die betroffenen Bürgerinnen und Bürger in die Lage versetzen, auch selbst gegen Beleidigungen, Dro- hungen und Persönlichkeitsrechtsverletzungen im Netz vorgehen zu können. 3. Es ist primär Aufgabe des Staates, gegen strafbare Handlungen im Netz vor- zugehen. Die Verfolgung einer bestimmten Äußerung als Straftat und die an- schließende Verurteilung sendet ein unmissverständliches Zeichen aus, dass ein bestimmtes Verhalten von der Gesellschaft nicht geduldet wird. Eine Lö- schung oder Sperrung von Inhalten durch soziale Netzwerke hat hingegen keine vergleichbar abschreckende Wirkung auf Nachahmer. Bisher ist die Verfolgung von Äußerungsdelikten im Netz noch die Ausnahme. Hinzu -

kommt, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger beim Erstatten einer Anzeige wird zu einem Sachverhalt, der eine möglicherweise strafbare Äußerung umfasst, nicht ernst genommen oder allein gelassen fühlen. Der Verfolgung von Hass und Hetze im Netz ist von Polizei und Staatsanwaltschaften aufgrund der massiven Auswirkungen auf unsere Demokratie und das Meinungsklima in durch Deutschland eine höhere Priorität einzuräumen. Der Deutsche Bundestag be- grüßt deshalb die Entwicklung, dass Staatsanwaltschaften Anzeigen von Äu- ßerungsstraftaten vermehrt nicht mehr einfach einstellen wollen. 4. Der Gesetzgeber hat am Ende der letzten Legislaturperiode das Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken (Netzwerk-

durchsetzungsgesetz – NetzDG) erlassen, um stärker gegen Kriminalität und die Hassrede („hate speech“) im Netz vorzugehen. Obwohl diese Motivation des NetzDG zurecht weithin Unterstützung findet, wird immer mehr berechtigte Kritik an dem Gesetz geltend gemacht. Sie reicht von formalen Kritikpunk- lektorierte ten, wie etwa der mangelnden Gesetzgebungskompetenz des Bundesgesetz- gebers, bis hin zu inhaltlichen Kritikpunkten, die beispielsweise auf das Ri- siko des sogenannten „Overblocking“ (der Gefahr, dass Anbieter auch recht- mäßige Inhalte löschen, um das Risiko eines Bußgeldes zu vermeiden) hin- weisen. Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für die Förderung und den Schutz des Rechts auf freie Meinungsäußerung hat die Bundesregie- rung 2017 in einem offenen Brief auf seine Bedenken bezüglich des NetzDG hingewiesen (https://www.ohchr.org/Documents/Issues/Opinion/Legisla- tion/OL-DEU-1-2017.pdf) und eine breite Allianz von Politikern, Verbänden und NGOs hat im Rahmen der "Deklaration für die Meinungsfreiheit" Fassung (https://deklaration-fuer-meinungsfreiheit.de/) insbesondere kritisiert, dass mit dem NetzDG die Entscheidung, ob ein Inhalt rechstwidrig ist oder nicht, der Interpretation privater, meist ausländischer Unternehmen überlassen wird, obwohl über die Grenzen der Meinungsfreiheit öffentlich diskutiert werden müsste und die Entscheidung letztlich bei den Gerichten liegen sollte. Ein richtiger Schritt, um die Entscheidung über die Grenzen der Meinungs- freiheit aus den Händen privater Unternehmen zu nehmen, ist daher eine Stär- kung der Selbstregulierung durch die Schaffung unabhängiger Beschwerde-

stellen. ersetzt. 5. Die Bundesregierung kündigt schon seit Inkrafttreten des NetzDG an, das Ge- setz und die Transparenzberichte der verpflichteten Anbieter sozialer Netz- werke evaluieren zu wollen. Auch ohne eine aussagekräftige Evaluierungs- grundlage geschaffen zu haben, werden aus den Reihen der Bundesregierung, Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/16477

dessen ungeachtet, immer neue Lösungsvorschläge und Ideen zur Auswei- Vorabfassung tung des NetzDG formuliert. Sie gehen von einer Klarnamenpflicht für die Nutzung sozialer Netzwerke, über die Meldepflicht und Ausleitung verdäch- tiger Inhalte an eine neu zu gründende Zentralstelle beim Bundeskriminalamt (BKA), über die Ausweitung der Anzahl an Offizialdelikten oder die Erhö- hung der Strafandrohungen für einige Straftatbestände bis hin zur Wiederein- führung längst abgeschaffter Straftatbestände (z.B. das „Befürworten von Straftaten“). Erste dahingehende Ideen enthält das von der Bundesregierung am 30. Oktober 2019 beschlossene Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Hasskriminalität (https://www.bmi.bund.de/Shared- Docs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2019/massnahmenpaket-beka- empfung-rechts-und-hasskrim.html), der sogenannte „9-Punkte-Plan“. Auch das BKA legte am 18. August 2019 in einem Planungspapier einen Aktions- plan gegen rechte Gewalt vor, in dem auch die Einrichtung einer "Zentral- stelle gegen Hasskriminalität" enthalten ist (https://www.sueddeut- -

sche.de/politik/bka-rechtsterrorismus-1.4567567). wird 6. Der Staat darf die Verfolgung strafbarer Persönlichkeitsrechtsverletzungen nicht an Private delegieren oder allein den Geschädigten aufbürden. Das Op- fer strafbarer Handlungen im Internet darf erwarten, dass der Staat ihm zu-

sätzlich zur staatlichen Rechtsdurchsetzung auch die Möglichkeit eröffnet, durch sich gegen Hass und Hetze selbst zu verteidigen. In der Praxis scheitert der Geschädigte regelmäßig daran, den Urheber der Äußerung zu identifizieren. Wie im Urheberrecht sollte auch das Opfer einer Persönlichkeitsrechtsver- letztung gegen den Plattformbetreiber sowie den Internetzugangsanbieter klare und eng umgrenzte Ansprüche haben, um auf Basis einer gerichtlichen

Anordnung den Nutzer hinter einer bestimmten IP-Adresse identifizieren zu die können. Bleibt ein Nutzer anonym und reagiert nicht auf die Geltendmachung von Löschungs- und Unterlassungsansprüchen, sollte zudem die Möglichkeit geschaffen werden, die Sperrung seines Accounts verlangen zu können, um darüber die weitere künftige Verbreitung rechtswidriger Inhalte zu verhin- lektorierte dern. II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, 1. die Rahmenbedingungen für eine effektive Verfolgung von Äußerungsstraf- taten und strafbaren Persönlichkeitsrechtsverletzungen zu schaffen und den Betroffenen die Durchsetzung ihrer Rechtspositionen zu erleichtern. Zu die- sem Zweck fordern wir die Bundesregierung dazu auf, a. sich im Einvernehmen mit den Ländern dafür einzusetzen, dass

Schwerpunktstaatsanwaltschaften zur Verfolgung von Persönlich- Fassung keitsrechtsverletzungen im Netz geschaffen werden und darauf hin- zuwirken, dass mehr entsprechend spezialisierte Kammern an Ge- richten dafür eingerichtet und mit ausreichend Personal ausgestattet werden. b. die rechtlichen Rahmenbedingen für ein elektronisches Verfahren zu schaffen, über das sich Betroffene mit Strafanträgen und Strafanzei- gen online direkt bei einer noch zu schaffenden Zentralstelle melden können, die diese Eingaben an die zuständigen Staatsanwaltschaften weiterleitet. Diese Stelle unterrichtet die Betroffenen auch darüber, ersetzt. an welche Stelle ihr Verfahren abgegeben wurde. c. bei Persönlichkeitsrechtsverletzungen im Internet die Möglichkeit eines Online-Verfahrens zu schaffen (siehe schon die Vorschläge der FDP-Bundestagsfraktion im Antrag "Zivilprozesse modernisieren – Drucksache 19/16477 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode

Für ein leistungs- und wettbewerbsfähiges Verfahrensrecht", Bun- Vorabfassung destags-Drucksache 19/14037), um Ansprüche niedrigschwellig, schnell und kostengünstig gerichtlich geltend zu machen. Hierbei soll der gesamte Verfahrensablauf vom Eingang der Klageschrift bis zum Urteil elektronisch erfolgen. Gerichtsseitig zur Verfügung ge- stellte elektronischen Systeme (Online-Eingabemaske, Mobile Apps) sollen dabei die Parteien bei der Durchführung des Verfahrens unterstützen, indem z.B. vorgefertigte Eingabemasken für Schrifts- ätze bereitgestellt werden, bei denen für die Eingabe der wesentli- chen Verfahrensangaben (Parteinamen, Antrag und der dazu zwin- gend erforderliche Sachverhalt) den Parteien durch Frage-Antwort- Systeme Hilfestellungen geleistet werden. Das Verfahren als solches soll dabei beschleunigt durchgeführt werden, indem kein schriftli- ches Vorverfahren möglich ist und nach Eingang der Klageschrift eine kurzfristige Terminanberaumung erfolgt. Der Termin selbst soll -

ebenfalls elektronisch durchgeführt werden, etwa per Videokonfe- wird renz oder Internettelefonie. Ein Anreiz für eine elektronische Ver- fahrensdurchführung soll neben der Verpflichtung zur kurzfristigen Terminierung durch verringerte Gerichtsgebühren gesetzt werden.

d. innerhalb der verfügbaren Haushaltsmittel zu prüfen, inwieweit die durch Länder dabei unterstützt werden können, dass Polizeistellen, Staats- anwaltschaften und Gerichte mit der notwendigen IT zur Verfolgung von Straftaten im Netz ausgestattet werden und sich im Einverneh- men mit den Ländern für die entsprechend benötigte Aus- und Wei- terbildung des Personals einzusetzen.

2. einen Gesetzentwurf vorzulegen, der das NetzDG mit Wirkung zum die 01.10.2020 (3 Jahre nach seinem Inkrafttreten) aufhebt, die sinnvollen Vor- kehrungen des NetzDG in das TMG überführt und einige neue, die Meinungs-

freiheit schützende, Vorschriften in das TMG aufnimmt. lektorierte a. In das TMG werden die Regelungen des NetzDG überführt, nach de- nen Anbieter sozialer Netzwerke zur Benennung eines inländischen Zustellungsbevollmächtigten verpflichtet werden, an den Schriftstü- cke in Straf-, Zivil- und Bußgeldverfahren sowie außergerichtliche Schreiben (z.B. Löschungsansprüche oder Auskunftsansprüche des Verletzten) gerichtet werden können und an den die Strafverfol- gungsbehörden Auskunftsersuchen direkt richten können (siehe schon die Vorschläge der FDP-Bundestagsfraktion im "Entwurf ei- nes Gesetzes zur Stärkung der Bürgerrechte (Bürgerrechtestärkungs- Gesetz – BüStärG)", Bundestags-Drucksache 19/2014). Fassung b. Neu in das TMG eingeführt wird eine Regelung, die dem Nutzer ein unkompliziertes Put-Back-Verfahren zur Verfügung stellt, wenn rechtmäßige Inhalte gelöscht wurden, obwohl sie den Verhaltens- richtlinien der Anbieter entsprechen. Für schuldhaftes Overblocking müssen Plattformen in Haftung genommen und mit Bußgeldern be- legt werden können. c. Neu in das TMG eingeführt wird zudem eine Regelung, die Anbieter sozialer Netzwerke zu standardisierten, jährlichen Rechenschaftsbe- ersetzt. richten über Sperrungen und Löschungen von Inhalten wegen Per- sönlichkeitsrechtsverletzungen verpflichtet; dies betrifft auch gesetz- lich rechtmäßige Inhalte, die nach den Plattformrichtlinien entfernt wurden. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/16477

3. die Betroffenen in die Lage zu versetzen, sich selbst besser gegen strafbare Vorabfassung Persönlichkeitsrechtsverletzungen verteidigen zu können. Hierzu fordern wir die Bundesregierung auf, a. einen Gesetzentwurf vorzulegen, mit dem die Unklarheiten (z. B. im Hinblick auf die Anwendung auf Messenger-Dienste wie WhatsApp) in Bezug auf den Auskunftsanspruch in § 14 Abs. 3 TMG beseitigt werden und dieser insoweit angepasst wird, dass ein eng umrissener Auskunftsanspruch für Betroffene von strafbaren persönlichkeits- rechtsverletzenden Inhalten festgeschrieben wird. Mit diesem An- spruch sollen Betroffene in einem ersten Schritt, zum Zweck der Rechtsverfolgung durch richterliche Anordnung von Anbietern sozi- aler Netzwerke die Herausgabe von Bestands- und Nutzungsdaten (einschließlich der IP-Adresse) verlangen können, soweit diese zur

Identifikation des Schädigers erforderlich sind. In einem zweiten - Schritt, ebenfalls auf Basis einer richterlichen Anordnung, soll für wird Betroffene ein an § 101 Abs. 9 Urhebergesetz angelehnter Aus- kunftsanspruch gegen den Internetzugangsprovider bestehen, um den Nutzer hinter der IP-Adresse zu identifizieren. Den Geschädig- ten sollte zudem ein Anspruch auf Speicherung der Bestands- und

Nutzerdaten im Wege eines Quick-Freeze-Verfahrens eingeräumt durch werden, damit die Informationen bis zu einer endgültigen gerichtli- chen Entscheidung über die Herausgabe der Bestands- und Nut- zungsdaten nicht gelöscht werden. b. in dem Gesetzentwurf unter 3.a. den Betroffenen auch einen An- spruch gegen Anbieter auf Auskunft über weitere Informationen ein- die zuräumen, die zur Begründung oder Bezifferung eines Anspruchs er- forderlich sind (z. B. Informationen zur Reichweite einer Äuße- rung). lektorierte c. in dem Gesetzentwurf unter 3.a. den Betroffenen als ultima ratio ei- nen Anspruch auf Löschung oder Sperrung von Accounts einzuräu- men, wenn der dahinterstehende Nutzer anonym bleibt und auf die Geltendmachung von Ansprüchen durch den Geschädigten nicht re- agiert. d. sich im Einvernehmen mit den Ländern dafür einzusetzen, dass so- genannte "Cyber-Ambulanzen" zur digitalen Beweissicherung ge- schaffen werden; gegebenenfalls auch durch Online-Angebote. Bei diesen Stellen sollen Betroffene, auch ohne dies direkt mit der Er-

stattung einer Strafanzeige oder der Stellung eines Strafantrags ver- Fassung binden zu müssen, Hilfestellung zur Sicherung möglichst gerichts- fester digitaler Beweise über die mutmaßliche Begehung einer straf- baren Persönlichkeitsrechtsverletzung erhalten. 4. alle Maßnahmen zu unterlassen, die darauf abzielen, Anbietern sozialer Netz- werke allgemeine Überwachungspflichten oder allgemeine Meldepflichten in Bezug auf Offizial- oder Antragsdelikte aufzuerlegen, die auf ihrer Plattform mutmaßlich begangen wurden und beanstandet werden.

5. alle Maßnahmen zu unterlassen, die darauf abzielen, das Hausrecht von An- ersetzt. bietern sozialer Netzwerke einzuschränken, insbesondere soll es Anbietern sozialer Netzwerke weiterhin möglich sein, neben den allgemeinen gesetzli- chen Vorschriften eigene Verhaltensregeln für die Nutzung ihrer Plattform aufzustellen und anzuwenden, sofern sie diese Verhaltensregeln nicht diskri- minierend ausgestalten und konsequent durchsetzen. Drucksache 19/16477 – 6 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode

6. die regulierte Selbstregulierung zu stärken, indem Anbieter sozialer Netz- Vorabfassung werke verpflichtet werden, sich einer anerkannten Einrichtung der regulierten Selbstregulierung anzuschließen, an die sich Nutzerinnen und Nutzer als Be- schwerdestelle gegen die Moderation und Löschung oder Sperrung von In- halten auf den Plattformen wenden können. Die Einrichtungen der regulierten Selbstregulierung sollten mit unabhängigen Experten besetzt sein. Zudem sollten sie dem Urheber der Äußerung oder in einem anonymisierten Verfah- ren auch interessierten Dritten Gelegenheit zur Stellungnahme geben und ei- nen jährlichen Bericht über ihre Entscheidungspraxis sowie wichtige Einzel- entscheidungen in anonymisierter Form veröffentlichen, um eine öffentliche Auseinandersetzung über die Grenzen der Meinungsfreiheit zu ermöglichen. 7. dem Bundestag einen Entwurf zur Änderung des Grundgesetzes vorzulegen, der dem Bund die konkurrierende Gesetzgebung für das Recht der Tele-

medien vollständig überträgt, da die Regulierung des inhaltlichen Angebots - von Telemedien bisher nach überwiegender Auffassung als Annexkompetenz wird zum Rundfunkrecht bei den Ländern liegt und die Gesetzgebungskompetenz des Bundes auf Materien beschränkt ist, die einen wirtschaftlichen Zusam- menhang aufweisen.

durch

Berlin, den 14. Januar 2020

Christian Lindner und Fraktion

die

lektorierte Fassung ersetzt.