Salzburger Nachrichten Sonderbeilage
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GAISBESPEZIARL G R E N N E N 2 0 1 9 Jubiläum Porsche Ferrari So war 1929 Jubilar 914 212E Montagna Inhalt Liebe Leserinnen und Leser! Impressum Im Jahr 2019 feiert das Gaisbergrennen gleich zwei denkwürdige Jubiläen: Unglaub- „Gaisbergrennen 2019“ist ein liche 90 Jahre sind vergangen, seit einige wagemutige Gentlemen im Jahr 1929 die SPEZIALder „Salzburger Nachrichten“ 4 gerade erst fertig gebaute Gaisbergstraße dazu nutzten, mit ihren Boliden gen Gipfel vom25. Mai2019 zu rasen. Wasdiese Premiere für die Stadt Salzburg und die Motorsport-Geschichte 90 Jahre bedeutete, war damals noch nicht abzusehen. Umso spannender ist es, diese Pio- Medieninhaber: Gaisbergrennen nierzeit im Rahmen der großen Titelstorynoch einmal aufleben zu lassen. Wie gut, SalzburgerNachrichten Die Story dass wir dafür mit Gert Pierer,Thomas Matzelberger und Hermann Schwarz die volle Verlagsgesellschaft m.b.H. &Co. KG zumJubiläum Unterstützung des Salzburg Rallye Clubs bekamen. Letzterer legte anlässlich des Tel. +43 662 /8373-0, www.sn.at Jubiläumsjahres sogar sein vergriffenes Buch über die Geschichte des Gaisberg- Herausgeber: Dr.Maximilian Dasch rennens neu auf. (Tipp: Kaufen, solange der Vorratreicht!) Redaktion: FlorianT.Mrazek(verantwortlich), Ebenfalls stattliche 50 Jahre ist es bereits her,dass das historische Gais- Rüdiger Boennecken 10 bergrennen 1969 das letzte Mal über die Bühne ging –damals noch im Rahmen der Grafik/Layout/Bildcollage: Manfred Falk gleichermaßen unvergessenen wie legendären Berg-Europameisterschaft. Da wirkt Lektorat: Mattias Feldner,Johannes Kugler Der Porsche 914 es beinahe wie eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet jenes Fahrzeug, das Projektleitung: Rüdiger Boennecken wirdfünfzig 1969 neun von zehn Meisterschaftsläufen überlegengewannund den Schweizer Alle: Karolingerstraße38–40,5021 Salzburg Die Geschichtedes PeterSchetty souverän zum Berg-Europameister machte, erst 50 Jahre danachin Titelbild: Technisches Museum Wien,A.Moser Mittelmotor-Pioniers der Starterliste des Gaisbergrennens steht. Damals scheiterte der Start an den (offizielles Plakatsujet Gaisbergrennen 1929) überzogenen Startgeldforderungen der Scuderia Ferrari, die ein gewisserWilli Fotos: Seiten 3–7,28–29 (Techn.MuseumWien), Löwinger nicht bereit war zu zahlen. Nachdem der Ferrari 212E Montagnafast Seiten 10–11 (PorscheAG), Seiten 8, 18 (SN/Falk), 50 Jahre lang als verschollen galt, kann das wertvolle Originalfahrzeug 2019 erst- Seite 14 (IGM/Salzburgring), Seiten 12, 21–22 12 mals am Gaisberg, am Salzburgring und beim Altstadt-Grand-Prix bewundert werden. (J.Mayrhofer und G. Kuntschik), Seite 27 (auto- Stichwort Willi Löwinger: Er gilt auch als Vater des Salzburgrings, der in Sichtweite focus.at/S.R.C.), Seiten 12–13 (Massini, Hofer) Ferrari 212EMontagna zum Gaisberg 1969 eröffnet wurde. Druck: Walstead-LeykamDruck GmbH &CoKG Eine verspätete Viel Spaß beim Lesen der neuen SN-Ausgabedes „Gaisbergrennens“ wün- Mit freundlicher Unterstützung des Gaisberg-Premiere schen stellvertretend für alle Beteiligten Rüdiger Boennecken und Florian T. Mrazek. S.R.C.:Salzburg Rallye Clubs 04 Gaisbergrennen Max Graf Arco von Zinne- berg, Sieger des internatio- nalen Gaisbergrennens 1929,siegte mit seinem Mercedes-Benz SS. Autor: Florian T. Mrazek Gaisberg 1929: Geburtsstunde eines Mythos „Wer Visionen hat, braucht einen Arzt.“ Dieser berühmteSatzwurde erfolgreich gleich mehreren ehemaligen Staatsmännernzugeschrieben. Gut, dassFranz Rehrls Amtszeitals SalzburgsLandeshauptmann in eine Epoche lange vor demmutmaßli- chen Berühmtwerden dieses Zitats fällt. Denn Visionenhatte der weitsichtige Politi- ker,der von 1922 bis 1938 dieGeschicke des Landes prägte, zurGenüge. Lange vor „Sound of Music“ undMozartkugeln erkannteRehrldas enorme wirtschaftliche Po- tenzial desTourismus. Während sichdie Salzburger Festspiele Endeder 1920er- Jahre unter Leitungvon MaxReinhardt undHugovon Hofmannsthalallmählich vom unscheinbaren Start-up zum Welterfolgentwickelten, erkannteRehrldie Chancen des Gaisbergsals zusätzlichen touristischen Hotspot.Zur Jahreswende 1927/28 nahm er erstmals dieErschließungdes Salzburger Hausbergs in den Fokus. Aus heutigerPerspektive unwirklich schnell–nochimFebruar 1928 –begannen dann die Bauarbeiten zumerstenAbschnittder Gaisbergstraße. Neben knapp 700Bauarbeitern bekam auchein Technikerfür denRenn- straßenbau dadurchordentlich zu tun: Dieserwurde bereits in derPlanungsphase zurategezogen,umdie problemlose Durchführungeines Bergrennenssicherzustel- len, wiesie damals in EuropagroßinMode kamen. Am 16. Mai1929 wurdedie fer- tiggestellteGaisbergstraße feierlich eröffnet.Nichtweniger als200 Festgäste machtensich mit 90Fahrzeugen vom Festspielhaus ausauf in Richtung Gaisberg- spitze. Stichwort Festspiele:Diese waren im September 1929 gerade einige Tage vorbei, als die große Motorsportkarriere desGaisbergs auchschonbegann.„Veran- staltet wurde das erste internationaleGaisbergrennen in Zusammenarbeit des Bayerischenund desSalzburger Automobilclubs“, berichtetHermann Schwarz, Au- tordes Buchs„90 Jahre Gaisbergrennen“und gemeinsam mitGert Pierer und Tho- masMatzelberger vomSalzburg RallyeClub(S.R.C.) Initiatordes „neuen“ Gaisberg- rennens. „Die Wertigkeit desAutomobils war damals schon enorm, dementsprechend positivwar dasmedialeEchoauf das Rennen.Binnen kürzester Zeitspielte das Gaisbergrennen in derhöchsten Ligader Sporteventsmit, wurde mit denberühmten Grand-Prix-Strecken wiedem Nürburgringoder Monzaineinem Atemzug genannt.“ Auffallend großwar das Engagement der Salzburger High Society: So nutzten viele wohlhabende Salzburger Familien die Gelegenheit, ihreprachtvollenGefährtezu präsentieren,die damalsauf den Straßender StadtnochSeltenheitswert besaßen. Auffallendwar zudem der hoheAnteilanAdeligenimStarterfeld. Sie konnten es sich leisten, mit ihren Privatfahrzeugenauf Augenhöhe mit den weltberühmten WerkspilotenHansStuck und Rudolf Caracciola anzutreten.Kurios: Nichtetwadie hochbezahlten Stars, sondern Max Graf Arco vonZinneberg aufMercedes-Benz SS holtesichmit einer Rekordzeit von8Minutenund 50,96 Sekundenden Gesamtsieg. Der damals geradeeinmal 21-Jährige warmit seinem Sportwagenschneller als die Rennwagen –wenngleichdie Favoriten Stuck undCaracciola aus bisheute unge- klärten Gründen garnicht erst zumRennen antraten.90Jahrespäter,beimGais- bergrennen2019, wird der Siegerwagen von1929 erneutamRennen teilnehmen. 06 Gaisbergrennen Nach der ersten „Salz &Öl“-Rallye im Jahr 2001 wurde den Gründern des S.R.C. klar,welch his- torischer Schatz da am Gaisberg schlummert. Der Erfolgder Premierenveranstaltung war beeindruckend:Nichtweniger als 20.000 Zuschauer waren entlang der Stre- cke dabei,die damals vom Start im Salzburger Ortsteil Gnigl überdie Grazer Bundesstraße bisnachGuggenthalund von 1. RudolfCaracciolabeim Training dort überdie neue Mittelgebirgsstraße bis zumGipfel des Gaisbergsführte. Der Erfolg setztesich in den darauffolgenden im Mercedes-Benz SSK. Jahren fort:1930 wurde das Rennenerstmals live imRadio übertragen. Die RAVAG, dieVorgängerorganisation desORF, 2. Der Publikumsbereich stellte einen Sendewagen auf denGaisberg undverlegteimVorfeld mehrals 50 Kilometer Kabelfür die Lautsprecher- auf Höhe der Zistelalm. anlage. Als Sprecher fungierten derspätere Direktor des Mozarteums, Bernhard Paumgartner,und Wolfgangvon Karajan, 3. Hans Stuck und Rudolf Caracciola. der Bruderdes späterweltberühmtenund ebenfalls motorsportnarrischen Herbert vonKarajan.„Leider blieb dasRennen 4. Hermann Prinz zu Leiningen, im Jahr 1933die vorerst letzteVeranstaltung. Politischbegannen schlimme Zeiten, und nach der Eröffnungder Groß- Mercedes-Benz SSK. glocknerHochalpenstraßeund dem in der Folgedort ausgetragenen,GroßenBergpreis von Deutschland‘war fürden 5. Manfred v. Brauchitsch, Gaisberg keinPlatz mehr“, berichtet Hermann Schwarz. Sieger der Tourenwagenklasse. Umsoerfolgreicher undspektakulärer kamdas Gaisbergrenneninden 1950er-Jahren zurück:Der ersteSchritt wurde ab 1952mit der Austragung derGaisberg-Wertungsfahrtgetan,bei dereineHandvoll„Benzinverseuchter“ erneut genGipfel starteten.Am15. August1957 fanddannder erste „Große Bergpreis von Österreich“ als Teil derneu gegrün- deten Berg-Europameisterschaft statt. Hermann Schwarz: „Dersportliche Wert derBerg-EM warenorm,schließlichwar es für damalige Formel-1-Pilotenüblich,nebenher auch andere Rennen zu fahren.“Sokam es, dass Starswie Wolfgang Graf Berghe von Trips, Hans Herrmann, Rolf Stommelen, Gerhard Mitter,DieterQuester undJochen Rindt am Gaisberg hautnahzubestaunen waren. Auch ein gewisser Niki Lauda ging in jungenJahren in Salzburganden Start. Die Zeitder Berg-Europameisterschaft ging neben der Gruppe-B-Rallye-Ära als eineder glorreichsten,aber auch gefährlichsten Epo- chen in die Motorsportgeschichte ein. Ab Mitte der 1960er-Jahre war aber absehbar, dass die Zukunft auf der Rundstre- ckelag.„DieAutoswurdeneinfach viel zu schnell, dieSicherheitsvorkehrungen waren längst nicht mehr zeitgemäß“,so Hermann Schwarz, der für das endgültige Aus nach1969 auchwirtschaftliche Gründe sieht: „Die großen Werke wiePor- sche, Maserati oder BMW haben sichnachund nach zurückgezogen.Sowohlfür dieSponsoren alsauchfür das aufkom- mende neue Medium Fernsehenboten Rundstrecken vergleichsweise viel bessere Möglichkeitender Vermarktung.“ So war es keinZufall, dassnur wenige Wochen nach dem letzten Gaisbergrennen im September 1969praktisch in Sichtwei- te derSalzburgring eröffnetwurde. Vermutlich hätte die gaisbergrennenfreie Zeit nocheinige Jahrzehnte länger gedauert, wäre Anfangder 2000er- Jahre nicht ein oldtimerbegeistertes Trio ausSalzburgauf