wespennest // 173 // leseprobe wespennest Nr. 173_november 2017

2_ 54_ wespennest buch Editorial Sophie Schasiepen 102_ Kein schöner Land, waiata tangi. Helmut Neundlinger 4_ Ahnen der Māori kehren nach Günther Kaip: Ankerplätze Valentin Groebner Aotearoa/Neuseeland zurück 103_ Glaub mir, ich lüge. Die guten Seiten 59_ Florian Neuner der falschen Nachrichten Melissa Hacker Elisabeth Wandeler-Deck: Prisma der Vergangenheit. Das Heimweh der Meeresschildkröten Das Erbe meines Großvaters 104_ 62_ Thomas Ballhausen 10_ Hazel Rosenstrauch Roberto Bolaño: Sabine Küchler Zwischen Weltchronik und Die romantischen Hunde Gedichte Einwickelpapier. 105_ 13_ Wohin mit den vielen Büchern? Teresa Falk Luca Manuel Kieser 65_ Lisa Spalt: Die zwei Henriettas Vom Geschmack auf der Kellertreppe Konstantin Akinscha 106_ (Auszug) Restitution als Diagnostikum. Politische Markus Köhle 16_ Aspekte des «Beutekunstproblems» und Lucas Cejpek: Ein weißes Feld Jani Virk die russisch-deutschen Beziehungen 107_ Zwischen Bäumen 70_ Hazel Rosenstrauch Ilija Trojanow Jeanette Erazo Heufelder: Was bleibt? Soll bleiben? Der argentinische Krösus. Spaziergänge mit Dževad Karahasan Kleine Wirtschaftsgeschichte schwerpunkt durch die Vergangenheiten Sarajevos der Frankfurter Schule Fotos: Christian Muhrbeck 108_ KULTUR ERBEN 75_ Ulrich Schneider 24_ Angela von Rahden George Prochnik: Das unmögliche Exil. Ulrich Schneider Totengespräche. Wer sich in die Stefan Zweig am Ende der Welt Lieber stiften gehen … Von privaten Vergangenheit begibt, führt Kunstsammlungen und ihrem Schicksal Unterhaltungen besonderer Art 110_ 28_ 80_ AutorInnen, Anmerkungen, Andreas Schmidt-Colinet Johan Öberg Buchhandel Wir tun da gar nichts! Über die 58°42’4”N 11°20’8”E. Felsritzungen zwi - Geschichte, die Zerstörung und den schen Ahnenerbe und Kulturtourismus Wiederaufbau von Palmyra 34_ Georg Traska Das perfekte Haus Tugendhat – und 88_ die ästhetische Abwesenheit seiner András J. Nagy Geschichte Inner City Blues. Fotografien 43_ Ferdinand Schmatz 98_ Einige Splitter im Auge helfen anders zu Zsuzsanna Gahse schauen. Schau: Wien und der Eine Spur Chinesisch. Bodo Hell als Fak - Canaletto-Blick! tenschreiber 47_ Werner Hanak-Lettner Kaisers Konkursmasse. Oder: Was wir in Österreich aufheben 49_ Péter Nádas Die Begegnung einer unerwiderten Liebe und einer langweiligen Ehe auf dem Seziertisch

Coverfoto: www.nafezrerhuf.com Ulrich Schneider Lieber stiften gehen …

Von privaten Kunstsammlungen und ihrem Schicksal

Der Umgang mit privaten Sammlern gehört, neben dem Umgang schen Kriegsmaschinerie. Nach dem Krieg erhielt er aber bald die mit Künstlern, zu den komplexesten und befriedigendsten zwi - Lizenz zur Gründung einer Zeitung in Hannover und 1948 hob er schenmenschlichen Beziehungen im Museumsleben. Schreibt besagten Stern aus der Taufe, dem er bis 1980 als Chefredakteur doch schon Honoré de Balzac in seiner Novelle Cousin Pons 1847: vorstand. «Sie sehen aus, als wenn sie nichts auf sich hielten und sich um Seinen stets persönlichen und eigenständigen Kunstankäufen, nichts kümmerten; sie achten weder auf die Frauen, noch auf die die erst dem Schmuck des eigenen Hauses, bald der schieren Auslagen. Sie gehen wie im Traum vor sich hin, ihre Taschen sind Sammelleidenschaft dienten, eignete immer etwas sehr Sponta - leer, ihr Blick ist gedankenlos, und man fragt sich, zu welcher Sorte nes, Lustvolles. Dabei blieb er dem deutschen Expressionismus von Parisern sie eigentlich gehören. Diese Leute sind Millionäre. und der Neuen Sachlichkeit verbunden. Vielleicht war das seine Sammler sind es; die leidenschaftlichsten Menschen, die es auf der Art der Wiedergutmachung für die Schmach, die die Werke unter Welt gibt.» Auch wenn sich die Sache mit dem Outfit gewaltig geän - der nationalsozialistischen Kulturpolitik erdulden mussten. Otto dert hat, gewisse idiosynkratische Züge wiesen alle Sammler, mit Muellers «Knabe vor zwei stehenden und einem sitzenden Mäd - denen ich es zu tun hatte, auf. Und sicher sind die notwendig, um die chen» (1918–19) zum Beispiel hatte er in der Münchener Schand - Balance zwischen finanziellem Vermögen und brennendem Ver - ausstellung 1937 gesehen. Als dieses moderne Parisurteil 1979 langen halten zu können. Neben dem Erwerb von Kunstwerken im Kunsthandel zu haben war, musste er es einfach kaufen. Und so stellt sich für alle Sammler beim Eintritt in das letzte, das endliche fanden viele der einst verdammten Künstler zu ihm, Gabriele Mün - Lebensdrittel die Frage, was mit den angehäuften Schätzen ge - ter, Franz Marc, Alexej Jawlensky, den er noch kennenlernte, Ale - schehen soll. Bei den früheren, den adeligen Sammlungen war die xander Kanoldt, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein und seine Aufteilung unter die Erben oftmals ein Problem, das viele Kollektio - Lieblingsmalerin von Jugend an, Paula Modersohn-Becker, die das nen zerschlug, heute ist es zumeist die Interesselosigkeit der Nach - Ideal seiner norddeutschen Heimat verkörperte. All die Gemälde fahren an den als lästig empfundenen Sammelleidenschaften der seiner Expressionisten-Sammlung strahlen eine starkbunte, sinn - Eltern, die den Kunstbesitz unter den Hammer geraten lässt. Vier liche Farbigkeit aus, die Nannen magisch anzog. Den zweiten Persönlichkeiten, mit denen ich bei Kunstausstellungen zusam - Schwerpunkt, der Nannens Journalistenblick geschuldet sein menarbeiten konnte, mögen als Beispiele betrachtet werden. mochte, bildet die Neue Sachlichkeit. Franz Radziwill und Josef Scharl heißen hier seine Favoriten, und Hanns Ludwig Katz hat er enri Nannen (1913–1996) war der Star am deutschen Il - wirklich persönlich wiederentdeckt. Sensationell waren die An - lustriertenhimmel. Mit seinem Stern bestimmte er ein käufe von Arbeiten Max Beckmanns, vor denen Nannen sich gerne Pressesegment, zumal als Fernsehen noch schwarz- präsentierte. weiß war und die Sensationen noch nicht in Sekunden - Auf Umwegen fand der weit gereiste Weltbürger in den 1980er- Hbruchteilen im Internet flackerten. Aus eher kleinbürgerlichen Jahren in seine Heimatstadt Emden zurück, weitab von jedem Kul - Verhältnissen stammend, hatte der Buchhandelslehrling Mitte der turinstitut. Inzwischen im «Ruhestand», verwirklichte Nannen mit 1930er-Jahre begonnen, Kunstgeschichte bei Wilhelm Pinder in dem ihm eigenen Durchsetzungsvermögen den Bau seiner Kunst - München zu studieren. Der vermittelte seinen Schülern, neben na - halle. Gemeinsam mit dem Hannoveraner Architekten Friedrich tionalsozialistischem Zeitgeist, viel Verständnis für die expressio - Spengelin entstand das, was Nannen sein erweitertes Wohnzim - nistische Moderne Deutschlands. Doch auch die fiel mit der Aus - mer nannte, ein Bau mit Ziegelwänden und spitzen Giebeln, umge - stellung von 1937 unter das grausame Verdikt ben vom Wasser, innen weiß gekalkt mit viel Holz. «Entartete Kunst». Dennoch, Nannen kaufte bei Bei den früheren, Hier konnte der Sammler endlich all die Bilder und Günther Franke ein Aquarell von Emil Nolde, «Bäu - den adeligen Skulpturen sehen, die sonst oft in Depots verbannt me in der Niedau», das Grundstock seiner Samm - Sammlungen war waren. Und vor allem, er konnte sie seinen Nach - lung wurde. Seine sportliche Art und das blendende die Aufteilung unter barn aus nah und fern zeigen und vermitteln, was er Aussehen, gepaart mit journalistischen Gehversu - die Erben oftmals oft und gerne tat. Unter dem einfallsreichen Ma - chen, machten ihn 1936 zu einem der Stadionspre - ein Problem, das nagement seiner Frau Eske Nannen entwickelte cher der Olympischen Spiele. Was folgte, war eine viele Kollektionen sich in Emden ein Kulturzentrum mit interessanten wenig ruhmreiche Propagandakarriere in der deut - zerschlug. Wechselausstellungen, ständig wechselnden Be -

2 standspräsentationen und den sozialen Events, ohne die heute Pullover» (1932–34), Salvador Dalís «Traum» (1944), Balthus‘ kein Museum auskommt, ein Haus, das sich noch dazu größten - «Kartenspiel» (1948–50), Roy Lichtensteins «Frau in der Bade - teils selbst trägt. Das Projekt, dem keiner Erfolg zugetraut hätte, wanne» (1963), Francis Bacons «Porträt George Dyer» (1968), wurde Nannens Dank an seine ostfriesische Heimat bis weit nach Willem de Koonings «Roter Mann mit Bart» (1971), um nur die Holland hinein. Dabei merkte man stets, mit wie viel Lust und Lie - Wichtigsten zu nennen. Daneben vervollständigte Thyssen-Bor - be er sich seinen Kunstwerken widmete, und das bei einem «küh - nemisza mit Verstand und Vermögen ganz konsequent die Alt - len» Norddeutschen. Als ich mich 1994, wohl etwas wortreich, für meistersammlung, besonders die Italiener. die Ausleihe fast aller Hauptwerke aus seinem Hause bedankte, Es war schon ein besonderer Kunstgenuss, in der Villa Favorita, kam als Antwort nur ein «Da nich für …». die Karl Konrad von Beroldingen 1687 am lieblichen Uferstreifen des Lago di Lugano hatte errichten lassen, die herrschaftliche iner der bedeutenden europäischen Kunstsammler des Treppe in den Galerietrakt hinaufzusteigen und eine Sammlung zu 20. Jahrhunderts, die auf ein nennenswertes kulturelles besuchen, die jener der gegenwärtigen englischen Königin am Erbe aufbauen konnten, war Baron Hans Heinrich Thys - nächsten kam. Und immer wieder als Auftakt das Gemälde vom sen-Bornemisza (1921–2002). Dessen Vater, Heinrich «Tod des Hyazinth» zu bewundern, den Giambattista Tiepolo EThyssen (1875–1947) aus dem vermögenden rheinischen Indus - 1752–53 in seine Zeit versetzt hatte. Er ließ den sündhaft schönen trieclan, war 1905 von seinem Schwiegervater adoptiert worden spartanischen Prinzen nicht durch den Diskus seines Liebhabers und damit in den ungarischen Adel aufgerückt. Seit 1911 hatte er Apoll sterben, sondern durch einen Tennisball, der eine Mordsbeu - auf Schloss Rohoncz (Rechnitz), damals noch im ungarischen Ko - le am Haupte des Beaus hinterlassen hatte. War man doch eben mitat Eisenburg gelegen, eine Gemäldesammlung alter Meister noch direkt am herrschaftlichen Tenniscourt vorbeigekommen. aufgebaut. Nach seiner Scheidung und dem darauf folgenden Er - Um die Zukunft seiner Weltklassesammlung hatte sich der Ba - werb der Villa Favorita in Lugano-Castagnola, 1932, verlegte der ron freilich keine Gedanken gemacht. War das Leben doch so reich Vater die Sammlung dorthin. Sie umfasste bis zu seinem Tode und ungetrübt. In erster Ehe hatte er weit über Stand eine österrei - Werke von Jan van Eyck, Rogier van der Weyden, Hans Memling, chische Prinzessin geheiratet, die einen Primogenitus nicht schul - Duccio di Buoninsegna, Domenico Ghirlandaio, Vittore Carpaccio, dig blieb. Allein, die schleichende Verbürgerlichung des Adels Sebastiano del Piombo, Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä., Hans machte mit ihren prüden Moralvorstellungen den Stand der Kurti - Baldung Grien, Hans Holbein d. J., El Greco, Tizian, Caravaggio, Ru - sane unpopulär. Bei allfälligen Seitensprüngen wurden Scheidun - bens, van Dyck, Frans Hals, Pieter Jansz. Saenredam, Jan Steen gen unumgänglich. Und so heiratete und schied und heiratete und Jacob van Ruisdael. «Heini» in flotter Folge leichte Musen, bis die Fünfzahl voll war. Hans Heinrich, der inzwischen schon als «Heini» Thyssen-Bor - Das war zwar kostspielig, hatte aber seine Hollywoodordentlich - nemisza bekannte Sohn, hatte während der Kriegsjahre in Bern und keit. An eine dynastische Ordnung war unter solchen Umständen Fribourg Jura, Wirtschaftswissenschaften, aber auch Kunstge - allerdings nicht zu denken. schichte studiert. 1947 erbte er die Schweizer Resi - Nummer 5 sollte es freilich in sich haben. Car - denz und konnte, sehr verantwortungsbewusst, die Vielleicht war das men «Tita» Cervera (*1943) hatte es in ihrer Ju - zwischen ihm und seinen drei Geschwistern aufge - seine Art der Wie - gend Maienblüte zur Miss Spain gebracht, wurde teilte Sammlung zusammenhalten. Von Anfang an dergutmachung für darauf aber leider nicht Miss Universe. Dafür segel - hatte er sie, zu der auch Skulpturen und edelstes die Schmach, die die te sie durch das kalifornische Showbusiness und Kunsthandwerk gehörten, der Öffentlichkeit zu - Werke unter der strandete schließlich bei Old Shatterhand. Nach gänglich gemacht. Mit großem Geschick widmete nationalsozialisti - dessen Tod geriet sie an einen Bigamisten und sich der Milliardär künftig seinen Konzernbeteiligun - schen Kulturpolitik schließlich 1985 an den Baron. Hier nahm sie die gen, dem klugen Ausbau seiner Kollektion bis in die erdulden mussten. Zügel recht robust in die Hände. Zuerst war einmal zeitgenössische Moderne und dem intensiven Leben Schluss mit der Fremdflirterei. Mitarbeiterinnen der des internationalen Jetsets. Zu herausragenden Künstlern seiner Sammlung, die dem Baron zu nahe kamen, wurden schlichtweg Zeit unterhielt er enge Beziehungen. So konnte Lucian Freud 1983– unter Hausarrest gestellt und dann gefeuert, mochte es kosten, 85 ein «Porträt im roten Samtsessel» malen, das zu den ergrei - was es wollte. Und Thronfolger sollte ihr Sohn Borja werden, den fendsten Persönlichkeitsschilderungen des 20. Jahrhunderts zählt. Thyssen nolens volens adoptiert hatte. Als sie sich dann aber an In den folgenden Jahrzehnten gelang es Thyssen-Bornemisza, der Kunstsammlung zu schaffen machte, gingen die vier Kinder wichtigste Werke der Kunstgeschichte zu erwerben. Natürlich aus den früheren Ehen des Barons auf die Barrikaden. An eine Ver - hatte er dabei Berater, etwa Simon de Pury, verfügte jedoch selbst erbung der Sammlung war nicht zu denken, sondern eher an eine über ein enormes Fachwissen, Spürsinn und Freude am Sammeln. Art Stiftung. Hier machten sich allerlei Direktoren großer Museen Zu seinen Trouvaillen gehörten Inkunabeln der Moderne, wie Ed - und Ministerpräsidenten in Deutschland schon Hoffnungen, allen gar Degas «Tänzerin in Grün» (1877–79), Édouard Manets «Ama - voran der clevere Lothar Späth. Der bot sogleich Schloss Solitude zone» (ca. 1890), Vincent van Goghs «Wiesen vor Auvers» (1890), bei Stuttgart als Quartier an, ein reizvoller Gedanke immerhin, je - Paul Gauguins «Mata Mua» (1892), Paul Cézannes «Sitzender doch liegt Stuttgart eben nicht in Spanien. Mann» (1905-06), Ernst Ludwig Kirchners «Fränzi vor geschnitz - Und so machte 1993 König Juan Carlos I. das Rennen: Die tem Stuhl» (1910), Franz Marcs «Traum» (1912), George Grosz’ Sammlung Thyssen-Bornemisza wurde an den spanischen Staat «Metropolis» (1916–17), Pablo Picassos «Harlekin mit Spiegel» verkauft und zog, Ehre wem Ehre gebührt, in den Palacio de Villa - (1923), Christian Schads «Porträt Dr. Haustein» (1928), Edward hermosa in Madrid neben dem Prado und, zum kleinen Teil – Hoppers «Hotel Room» 1931, Max Beckmanns «Quappi im rosa schließlich ist «Tita» Katalanin –, in das Kloster von Pedralbes in

3 Barcelona ein. Über den Preis wurde geschwiegen, 350 Millionen Ganz dem Studium und dem Thema der Dissertation verbunden Dollar würden eine lächerlich geringe Abfindung bedeutet haben, war die Kollektion der klassischen Moderne, die in einem einmali - auch eine jährliche Pacht soll vereinbart worden sein. Was folgte, gen Picasso-Konvolut gipfelte. Typisch für Ludwig war, dass er die war ein jahrelanger Rechtsstreit mit vier Erben und ein einsam und Qualität von Picassos Spätwerk sofort erkannte, über das sich die ungeliebt sterbender «Heini». Was bleibt, sind ein exquisites Mu - Kritik anlässlich der Ausstellung 1973 im Papstpalast von Avignon seum in Madrid und viele offene Fragen, etwa um Werke, die in das recht lästerlich ausließ. Auf Geschäftsreisen in die Sowjetunion Museo Thyssen-Bornemisza gehören, aber der Colección Carmen wurde die russische Avantgarde entdeckt. Und in den Vereinigten Thyssen-Bornemisza zugefallen sind, wie Paul Gauguins «Mata Staaten erkannte der aufmerksame Sammler instinktiv, dass sich Mua». Und was nicht wiederkehrt, ist die Villa Favorita, die einmal hier eine neue Ikonografie vor die abendländische schob, die des eines der schönsten Museen der Welt war. Carmen Cervera wollte Dollarzeichens. Das gefiel Ludwig sehr. Was zum Abschluss folg - sie zu Luxusappartements umbauen lassen. 2015 kaufte sie der te, war ein Kaufrausch in Ostberlin und Dresden, in Moskau und Le - Käsefabrikant Romeo Invernizzi. ningrad. Als letztes Werk hatte der Sammler schließlich 1996 doch noch einen Rembrandt, einen von den dreizehn, die noch im ein, Milliardenerbe und Liebling der Götter war Peter Handel waren, erworben, dann verschied er überraschend. Ludwig (1925–1996) nie. Zwar ist auch er ein Industrie - Was waren die Triebfedern dieses Menschen, der sich gerne als spross von beiden Elternseiten gewesen, aber seine Ju - «relativ wohlhabenden Mann» bezeichnete und der in fünfzig Jah - gend war vom Zweiten Weltkrieg und dem Verlust der ren nach eigenem Bekunden rund eine halbe Milliarde D-Mark in NMutter bei einem Bombenangriff überschattet. Danach studierte den Ankauf von Kunstwerken investiert hatte? Sicher stand am er in Mainz Kunstgeschichte, Archäologie, Geschichte und Philo - Anfang Liebe zum Schönen im Vordergrund. Auch die Vermittlung sophie und wurde mit der Dissertation «Das Menschenbild Picas - von Kunst war Ludwig ein Anliegen, regelmäßig lehrte er als Ho - sos als Ausdruck eines generationsmäßig bedingten Lebensge - norarprofessor in Köln. Aber bald kam die Erkenntnis zum Tragen, fühls» promoviert, die schon deshalb Beachtung fand, weil Picas - dass in der Kunst ein Weg zur Macht liege, den «die Schokolade» so damals in Deutschland ein Unbekannter war. Über seine Frau nicht weisen wollte. Und er war ein Machtmensch vom Format ei - Irene, die er im Studium kennengelernt hatte, wurde er Teilhaber nes Franz Josef Strauß oder eines Helmut Kohl. Und so wurde das einer Schokoladenfabrik in Aachen. Als Entrepreneur ebenso listig Imperium platziert. In Aachen und Köln, in Koblenz und Oberhau - wie rücksichtslos, hatte er den Schwiegervater rasch entmachtet sen, in Saarlouis und Bamberg, in Wien und Basel, in Budapest und und stand fest «in der Schokolade», die bald seinen Namen tragen Havanna, in Sankt Petersburg und Peking drückte der Sammler sollte. An Vermögen herrschte nun ebenso wenig Mangel wie an Museen mit eisernem Willen durch. Wollte ein «eigenes» Museum Fleiß und so entstand das Imperium der Kunst. Immerhin, der nicht auf Anhieb gelingen, wie etwa in Köln, so konnte er der Macht Schwiegervater hatte eine hübsche Kollektion deutscher und nie - und Kraft der Bilder vertrauen, bis die Konkurrenz vor die Türe ge - derländischer Malerei und Skulptur zusammengetragen, und so setzt wurde. Immer mussten es die besten Orte und die wichtigs - konnten die Ludwigs auf einem Erbe aufbauen. ten Plätze sein, wo er sich niederließ: Direkt neben dem Kölner Peter Ludwig sammelte, begleitet von seiner Frau, wie ein Herr - Dom, im Wiener Palais Liechtenstein, in Bamberg, im schönsten scher, und die Sammlung war sein Reich, ein Reich, Rathaus Deutschlands, auf der Budaer Burg. Und in dem die Sonne nicht untergehen sollte. Umfasste Und so heiratete immer erwartete und erhielt er die höchsten Ehrun - es doch Präkolumbische ebenso wie klassische An - und schied und gen, die Ehrendoktorate entzogen sich bald der Zäh - tike, Mittelalter und Renaissance, Barock und Roko - heiratete «Heini» in lung und wurden unter «Dr. h.c. mult.» subsumiert. ko, die klassische Moderne, die russische Avantgar - flotter Folge leichte Ein Ministerpräsident erzählte mir, dass der Samm - de, die amerikanische Pop Art, die zeitgenössische Musen, bis die Fünf - ler mit der Penetranz eines Kleinkindes um das Moderne in Westeuropa, die Kunst der DDR und zahl voll war. Schulterband des Großen Deutschen Verdienstor - schließlich die Kunst der osteuropäischen Diktatu - dens gebettelt habe. Dabei hatte er doch alles er - ren. All dies hatte er schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wäh - reicht. Bei der Begutachtung des spätgotischen Schrankes in Lud - rend des Kunstgeschichtsstudiums ganz zögerlich begonnen. Et - wigs Wohnzimmer stieß ich auf die Etuis und Schatullen, mit dem was Geld war vorhanden und der Markt offen. Sollte man ihm dänischen Elefanten, dem Commandeur de la Légion d’Honneur, glauben können, so konzentrierte sich die Sammeltätigkeit dieser dem Chevalier des Arts et des Lettres, Chrysanthemen und Roten Jahre auf ein Bewahren dessen, was Krieg und Zerstörung zurück - Sternen. Ein Schreck durchfuhr mich allerdings, als mir, in kostba - gelassen hatten. Bald schon war die Villa, die sich das junge Unter - res Maroquinleder gebettet, auf einer Medaille das fleischige Profil nehmerehepaar hoch über der Stadt eingerichtet hatte, wohl aus - des böhmischen Gefreiten entgegenstarrte; auf der Rückseite gestattet mit mittelalterlichen Decken und barocken Fayenceka - stand in etwas zittriger Schrift «P.L. mit den besten Wünschen cheln, mit Lütticher Schränken und niederländischem Silber. zum 60. Geburtstag! A.B.» Damals erahnte ich eine sehr dunkle Waren die südamerikanischen Antiken den Dienstreisen in Ka - Seite des Machtsammlers. kaozonen geschuldet, so galt die klassische Antike als Beweis hu - In der Tat war Ludwig überzeugt, mit seiner Kunst das Reich des manistischer Bildung. Von der Zugehörigkeit zur abendländischen Bösen, den Kommunismus untergraben, ja abschaffen zu können. Gläubigkeit zeugten die Gemälde und Skulpturen aus religiösem Und sein immer zu Späßen aufgelegter Adlat hatte den Spruch ge - Zusammenhang. Der Erwerb kostbarster illuminierter Hand - prägt: «Wo wir hinfahren, steht das Volk auf.» Das Leben formte schriften zeigte, dass diese Zimelien in herrschender Hand bleiben den Sammler eben zu einer ganz und gar komplexen Persönlich - sollten. Kunstkammerstücke und fürstliches Silber und Porzellan keit. Kurz vor seinem Tode gab es einmal ein merkwürdiges Gefühl waren ohnedies für die leitenden Klassen geschaffen worden. von Nähe, das mir eine sehr persönliche Frage gestattete: «Herr

4 Professor, haben Sie einen Freund?» Lange dachte er nach, dann chen Geschehnisse wurde das ganz private Museum im Turm des kam zögerlich und sehr nachdenklich die Antwort: «Ich glaube der Palace Hotel von Sankt Moritz, wo Sachs sein Reich von Kunst und Fidel …» Das hat mich überhaupt nicht verwundert. Jetzt, da all Sinnlichkeit gestaltete. Neben dem französischen Informel und dies fast zwanzig Jahre zurückliegt, erscheint ein Sammler solcher Nouveau Réalisme trumpften hier die amerikanischen Größen An - Qualität und Quantität wie von einem fremden Stern. Einzig, wenn dy Warhol und , und man in den Andachtsraum seines Museums in Köln tritt, erschau - auf. Allen Jones lieferte mit seinen Möbeln das unbedingt notwen - dert man angesichts der Villendokumentation in der dige Quantum des Less Ordinary Life, das Sachs ver - Fotosequenz «Eupener Straße, Aachen» von Candi - Und er war ein körpern wollte. da Höfer: Erschütternd spießig, das Ganze. Machtmensch vom Folgt man der Definition des Begriffs Playboy aus Format eines Franz dem frühen 19. Jahrhundert, so hat man einen Inde - in Liebling der Götter, und bis zu seinem Josef Strauß oder pendent Gentleman vor sich, der allen Ernstes den mutigen Ende der Göttinnen, war Gunter eines Helmut Kohl. Freuden des Lebens folgt. Und so trug Gunter Sachs Sachs (1932–2011). Deutscher Industrie - auch seine Sammlung zusammen, aus Freund - spross auch er und durch eine Scheidung in die Schweiz schaft zu den Künstlern und aus Spaß an der Freud. Sie war ganz Everpflanzt, hatte er in Lausanne Mathematik und Wirtschafts - auf ihn zugeschnitten. 2012 konnte man sie noch einmal in der wissenschaften studiert. Nach dem Tod seines Vaters Willy Münchener Villa Stuck sehen, wo mehr oder weniger alles begon - Sachs, 1958, übernahm Gunter Sachs’ älterer Bruder Ernst Wil - nen hatte. Ganz in seinem Sinne wurde sie zu großen Teilen wieder helm das väterliche Unternehmen Fichtel und Sachs AG in den Sammlern zur Verfügung gestellt, in einer Sotheby’s Auktion . Im gleichen Jahr verlor Gunter Sachs seine erste im gleichen Jahr. Gunter Sachs hatte sich, als er merkte, dass er Frau Anne Marie Faure durch einen ärztlichen Kunstfehler. Die - bald kein Independent Gentleman mehr sein könnte, mutig und ser Tod hat ihn ebenso getroffen wie jener seines Bruders, der sehr diskret verabschiedet. 1977 bei einem Lawinenunglück ums Leben kam. Ohne Zweifel waren es solche Schicksalsschläge, die Gunter Sachs Vergessen ier große Sammler, vier sehr unterschiedliche Männer im wilden Leben eines Playboys suchen ließen. Nicht Schwein - und vier sehr unterschiedliche Sammlungen. Henri furt bildete das Zentrum, sondern Paris, New York, Hamburg, Nannen hatte nie daran gedacht, seine Sammlung an Saint-Tropez und Sankt Moritz. Der einzige deutsche Playboy, die Kinder zu vererben, er wollte, dessen konnte ich den die Nachkriegszeit hervorbringen sollte, krönte 1966 diesen mVich versichern, Kultur in die nicht sehr kulturaffine Landschaft Lebensentwurf mit der Ehelichung von , um dann seiner Jugend bringen und gleichzeitig etwas wieder gerade rü - seit 1969 bis zum guten Schluss in einer offensichtlich großarti - cken, was ihm in seiner Jugend schiefgelaufen war. Hans Heinrich gen Verbindung mit Mirja Larsson zu stehen. Daneben war dieser Thyssen-Bornemisza führte das Lebenswerk seines Vaters mit hochintelligente Mensch ein erfolgreicher Geschäftsmann, der viel größerem Weitblick fort und hätte liebend gerne die beiden zur rechten Zeit mit großem Erfolg den väterlichen Konzern ver - Standorte seiner Sammlung, in Lugano und in Daylesford House, kaufen konnte, daneben aber auch eine Kette von Luxusbouti - behalten. Stets war ihm aber daran gelegen, seine Sammlung ei - quen erfand, Filme drehte, als Fotograf reüssierte, ein «great and ner Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sei es in der Publikation good sport» und Astrologe war und dies alles zusammen mit von aufwendigen wissenschaftlichen Catalogues raisonnés, sei es leichter Hand und großem Tempo. in seinen Galerieräumen oder auf ausführlichen Wanderausstel - Das Sammeln von Kunst kam ganz unmerklich in das Leben die - lungen durch die ganze Welt. Eine Vererbung der Sammlung konn - ses vielseitigen Mannes, über die Einrichtung seines Apartments in te er zweimal verhindern. Peter Ludwig wollte keine Erben und Er - der Avenue Foch in Paris, über die Künstlerfreunde, die sich um ihn ben hätten ihn sicher nicht ertragen. Er wollte als der wichtigste scharten. Von Anfang an interessierte ihn das historische Meuble, Sammler des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingehen, mit der sei es des 18. Jahrhunderts oder des Art Nouveau. Émile-Jacques Kunst Politik und sich unsterblich machen. Das ist ihm gelungen. Ruhlmann (1879–1933) und Louis Majorelle (1859–1926) wurden Gleichzeitig waren er und seine Frau stets großzügige Freunde der seine Stars, besonders aber Diego Giacometti (1902–1985) mit sei - Museen und deren Mitarbeiter. Von ihrer Freude an der Kunst kann nen genialen Bronzemöbeln. Aber auch prominente Einzelstücke man nur begeistert berichten. Und Peter Ludwig selbst war ein standen dort, wie der berühmte Lehnstuhl von Carlo Bugatti hochgebildeter Vermittler von Kunst, der sich nie scheute, Kontakt (1856–1940), der für die Turiner Weltausstellung 1902 geschaffen zum Publikum zu suchen. Gunter Sachs, in allem ein Arbiter ele - worden war. Nach und nach hatte Gunter Sachs in seinem Pariser gantiae, machte die Kunst zum Bestandteil seines Lifestyle. Da Lebensmittelpunkt Werke von Jean Fautrier, César war ihm das Selbstporträt von genau - und erworben, die er mutig mit den Möbel - Folgt man der Defi - so wichtig wie seine Dracula III, das Riva Speedboat. klassikern paarte. Ein Kernerlebnis für ihn war, als er nition des Begriffs So öffentlich sein Leben war, angesichts von wert - Andy Warhol 1967 in Saint-Tropez kennenlernte. Playboy aus dem vollen Objekten nahm er sich erstaunlich zurück Durch diese Begegnung öffnete sich die Welt der Pop frühen 19. Jahrhun - und sah sie ganz bescheiden und bewundernd an. Art und er war mit der zentralen Figur befreundet. dert, so hat man Die Welt dieser vier Individualisten ist heute vergan - Gleichzeitig nahm ihn Prinz Konstantin von Bayern einen Independent gen, wo die Deutsche Bank für ihre vermögende bei der Planung des Modern Art Museum für Mün - Gentleman vor sich, Klientel geführte Einkaufsreisen in die chinesischen chen mit ins Boot. So war Gunter Sachs für die der allen Ernstes Kunstzentren organisiert und riesige Renditen ver - nächsten Jahre eine Art Direktor des Musée imagi - den Freuden des spricht. Darauf hatte es keiner der vie r Herren abge - née in der Stuckvilla. Frucht all dieser sehr plötzli - Lebens folgt. sehen.

5 _autorInnen und anmerkungen

Konstantin Akinscha ist Kunsthistoriker, Journa - Professorin für Film, zuletzt an der Yangon Film András J. Nagy , geb. 1977 in Ungarn, ist Fotograf. list und Kurator. Er promovierte an der Universität School in Myanmar, und ist außerdem Präsidentin Aufgewachsen in South Bronx und South Brook - Edinburgh und arbeitete 1999 –2000 als stellvertre - der Kindertransport Association. lyn/New York City; lebt und arbeitet nach Aufent - tender Forschungsdirektor der Sektion Kunst- und halten in Ungarn, Griechenland, den USA, Nieder - Kulturbesitz in der Beratungskommission des Prä - Werner Hanak-Lettner ist Autor von Die Ausstel - landen und Japan seit 2014 in Mazedonien. sidenten für Holocaust-Vermögenswerte in den lung als Drama. Wie das Museum aus dem Theater ent - USA. Ausstellungskuration (Auswahl): Windows on stand (Transcript 2011) und Chefkurator am Jüdi - Helmut Neundlinger , geb. 1973, aufgewachsen in the War: Soviet TASS Posters at Home and Abroad, schen Museum Wien. Das Museum arbeitet derzeit Eferding (OÖ.), lebt seit 1992 in Wien. Studium der EKGE –EKGH (Art Institute of Chicago, 2012), Silver mit der Künstlerin Eva Schlegel an einem Maria- Philosophie und Germanistik. Wissenschaftlicher Age – Russische Kunst in Wien um EKDD (Galerie Theresia-Paravent für die seit November 2013 Mitarbeiter am Zentrum für Museale Sammlungs - Belvedere, Wien, 2014), Russian Modernism: Cross- gezeigte permanente Ausstellung «Unsere Stadt! wissenschaften der Uni Krems. Vielfältige Aktivitä - Currents of German and Russian Art, EKDI –EKEI (Neue Jüdisches Wien bis heute». ten als Publizist, Autor und Musiker (Klarinette). Galerie, New York, 2015). Zahlreiche Auszeichnun - Zuletzt erschienen: die CD Wunderliche Weisen gen für seine Arbeiten im Bereich des investigati - Luca Manuel Kieser , geb. 1992 in Tübingen. Schloss (3 knaben schwarz, 2016). ven Kulturjournalismus. 2014 das Studium der Philosophie und Theaterge - schichte in Heidelberg und Leipzig ab und studiert Florian Neuner , geb. 1972 in Wels, lebt als Schrift - Thomas Ballhausen , geb. 1975 in Wien, Autor, Lite - seither am Institut für Sprachkunst in Wien. Mathe - steller und Journalist in Berlin. Zusammen mit ratur- und Kulturwissenschaftler, Archivar. Studi - matiklehrer bei PROSA, einer Projektschule für ge - Ralph Klever gibt er die Zeitschrift Idiome . Hefte für um der Vergleichenden Literaturwissenschaft, der flüchtete Jugendliche. Veröffentlicht seit 2016 in Neue Prosa heraus. Zuletzt erschienen: Moor (oder Deutschen Philologie, der Philosophie und der Zeitschriften und Anthologien, zuletzt in Jenny #4, Moos). Eine den Inseltexten vorgelagerte Textinsel (Ver - Sprachkunst in Wien. Lehrbeauftragter u.a. an der mosaik #22, Falter #10/2017. «Vom Geschmack auf lag Peter Engstler 2013), Inseltexte (Klever 2014) und Universität Wien. Leiter der Pressedokumentation der Kellertreppe» ist ein längerer Monolog, aus dem Drei Tote (Verlag Peter Engstler 2017); Herausgeber an der Dokumentationsstelle für neuere österrei - hier das erste und dritte Kapitel publiziert sind. von Chris Bezzels Roman namor (Ritter 2016) und chische Literatur/Literaturhaus Wien. Zuletzt er - einer Porträt- Rampe über Christian Steinbacher schienen: Signaturen der Erinnerung (Edition Atelier Markus Köhle ist Sprachinstallateur, Literaturzeit - (Die Rampe 3/2016). 2015), Gespenstersprache (Der Konterfei 2016) und schriftenaktivist und aktuell StaTTschreiber in Mit verstellter Stimme (Berger 2017). Wels. Aktuelle Publikationen: Jammern auf hohem Johan Öberg , geb. 1954, Übersetzer aus dem Russi - Niveau. Ein Barhocker-Oratorium (Sonderzahl 2017), schen und Französischen, Kritiker, Essayist. 1989– Teresa Falk , geb. 1975 in Graz. Unterschiedliche Ar - Wonnenbrand. Korrespondenzpoesie (zus. mit Peter 1994, Redakteur der Zeitschrift Ord&Bild , 1994–2000 beitsschwerpunkte (u.a. Dramaturgie, Kunstver - Clar, Edition Yara 2017), Slam, Oida! EH Jahre Poetry schwedischer Kulturattaché an der Botschaft in mittlung, Flüchtlingshilfe); seit 2008 kulturjourna - Slam in Österreich (Hg. mit Mieze Medusa, Lektora Moskau. Arbeitet als Berater für Fragen im Bereich listisch tätig (u.a. Falter , Radio Helsinki ). Lebt in Wien 2017). der künstlerischen Forschung an der Universität und Berlin. Göteborg. 2015 erschien in seiner Übersetzung ein Sabine Küchler , geb. 1965 in Bremen. Seit 1993 Re - Band mit Essays des russischen Konzeptdichters Zsuzsanna Gahse , geb. 1946 in Budapest, lebt als dakteurin beim Deutschlandfunk in Köln. Veröf - Lew Rubinstein sowie Sentir le grisou , ein Essay des Schriftstellerin und Übersetzerin (u.a. Péter Ester - fentlicht Lyrik, Prosa und Hörspiele. Veröffentli - Kunsttheoretikers Georges Didi-Huberman (dt. un - házy, Péter Nádas) in Müllheim, Kanton Thurgau. chungen (Auswahl): Ich erklär es mir so . (Gedichte; ter dem Titel Schlagwetter. Der Geruch der Katastro - Zuletzt erschienen: Südsudelbuch (2012), Die Erb - Verlag Eric van der Wal 1990); In meinem letzten Le - phe ). Zuletzt veröffentlichte er einen Text über Olof schaft (2013), JAN, JANKA, SARA und ich (2015) Sie - ben war ich die Callas . (Erzählungen; Suhrkamp Palme und die Sowjetunion sowie den kommen - benundsiebzig Geschwister (2017; alle bei Edition 1993); Vom schwierigen Vergnügen der Poesie (hg. tierten Dokumentationsband eines Symposiums Korrespondenzen). gem. mit Denis Scheck, Straelener Manuskripte mit Swetlana Alexijewitsch (gem. mit Kajsa Öberg 1997); Unter Wolken . (Gedichte; Wunderhorn 2005); Lindsten, Ersatz 2017). Valentin Groebner lehrt Geschichte an der Univer - Was ich im Wald in Argentinien sah. Ein Album (Arche sität Luzern und ist nicht auf Facebook. Der in die - 2010). Angela von Rahden , geb. 1963 in Berlin, studierte sem Heft veröffentlichte Beitrag ist Teil des The - Philosophie an der Freien Universität, lebt und ar - menschwerpunkts «Disinformation and Democra - Péter Nádas , geb. 1942 in Budapest, ist Fotograf beitet als freie Autorin in Berlin und Bremen. Ar - cy» und kann, gemeinsam mit allen anderen Beiträ - und Schriftsteller, lebt in Budapest und Gombos - beitsgebiete: Politische Philosophie, Sozialphiloso - gen dieses von Eurozine initiierten Schwerpunkts, szeg. Bis 1977 verhinderte die ungarische Zensur phie, Medientheorie. Veröffentlichungen auch un - auf Deutsch und Englisch unter das Erscheinen seines ersten Romans Ende eines ter dem Namen Angela Spahr, unter anderen: Me - www.eurozine.com nachgelesen werden. Familienromans (Suhrkamp 1979). Werke auf dientheorien. Eine Einführung (UTB 1997/2012, 4. Deutsch (Auswahl): Buch der Erinnerung (1991), Aufl.; mit D. Kloock); «Geister der Aufklärung: Von Melissa Hacker lebt als Filmemacherin in New Parallelgeschichten (Roman; 2012) und zuletzt Magnetismus und Magie», in: Gegenworte , Heft 29 York. Die Hauptthemen ihrer Arbeiten sind Erinne - Aufleuchtende Details. Memoiren eines Erzählers (2017, (2013), «Götter, Menschen und Hybriden. Biotech - rung Geschichte, Familie und Verlusterfahrungen. alle bei Rowohlt). Der hier veröffentlichte Text wur - nische Metamorphosen», in: wespennest 169 (2015). Ihr Regiedebut My Knees Were Jumping. Remembe - de am 15.03.2017 im Literaturmuseum Wien vom ring the Kindertransport wurde auf 50 Filmfestivals Autor als Vortrag gehalten. gezeigt. Sie bezeichnet sich auch als wandernde

6 _impressum

Hazel Rosenstrauch , geb. 1945 in London, aufge - Ulrich Schneider , Prof. Dr., war als Kunsthistoriker Medieninhaber und Verleger: wachsen in Wien, lebt und arbeitet als freie Autorin über dreißig Jahre leitender Mitarbeiter und Direk - Verein Gruppe Wespennest in Berlin. Studierte Germanistik, Soziologie und tor mehrerer deutscher Museen. Lange Jahre lebte Herausgeberinnen: Andrea Roedig, Andrea Zederbauer empirische Kulturwissenschaften in Berlin und er in Italien und Japan. Für seine internationale Redaktion: Tübingen, forschte und lehrte an verschiedenen kulturelle Zusammenarbeit wurde er mit den Titeln Thomas Eder (Buch), Walter Famler, Erich Klein, Jan Koneffke (Literatur), Reinhard Öhner (Foto), Ilija Trojanow (Reportage) Universitäten und betreute u.a. an der Berlin-Bran - Cavaliere Ufficiale del Ordine del Merito della Re - Ständige redaktionelle Mitarbeit: denburgischen Akademie der Wissenschaften die pubblica Italiana und Chevalier de l’Ordre des Arts George Blecher (New York) György Dalos (Budapest/Berlin) Zeitschrift Gegenworte . Zuletzt erschienen: Juden, et des Lettres de la République Française dekoriert. Jyoti Mistry (Johannesburg) Narren, Deutsche. Essays (persona verlag 2010), Karl An der Johann Wolfgang Goethe-Universität Franz Schuh (Wien)

Huß, der empfindsame Henker. Eine böhmische Minia - Frankfurt am Main unterrichtet er Kunstgeschichte. Lektorat/Korrektur/Vertrieb/Marketing und Webbetreuung: tur (Matthes & Seitz 2012), Eitelkeit. Ein spärlicher Na - Lena Brandauer, Ingrid Kaufmann, Johanna Öttl me für einen überquellenden Inhalt (hochroth 2013), Georg Traska , geb. 1968 in Salzburg, Promotion im Buchhandelsvertretungen: Congress mit Damen. Europa zu Gast in Wien EJEG/EJEH Fachbereich Kunstgeschichte. Lehrtätigkeit an den Österreich: Thomas Rittig, Jürgen Sieberer Südtirol: Thomas Rittig (Czernin 2014). Universitäten Wien und Trier, u.a. zu Denkmal - Deutschland: Thomas Romberger und Jens Müller (Bayern), Dirk Drews (Baden-Württemberg), Peter Wolf Jastrow und Jan Reuter pflege, materiellem und immateriellem Kulturerbe. (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern), Torsten Spitta Sophie Schasiepen , geb. 1983, Studium an der 2006–2013 externer Mitarbeiter beim Bundesdenk - (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt), Karl Halfpap (Nordrhein- Westfalen), Torsten Horn bostel und Michaela Wagner (Hamburg, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig malamt; wissenschaftliche Projekte an der Österrei - Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein), Jochen Thomas- und der Akademie der bildenden Künste Wien. War chischen Akademie der Wissenschaften (z.B. 2004– Schumann (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Luxemburg) Schweiz: Schupp Verlagsagentur AG Redakteurin bei der MALMOE und dem Bildpunkt , 2005: «Die Galerie der Forschung. Gegenwart und Zeitschrift der IG Bildende Kunst. Arbeitet seit 2015 Sozialgeschichte eines Gebäudes», 2014–2016: Auslieferungen: A: Mohr Morawa Buchvertrieb an ihrer Dissertation zur Rückführung menschli - «Bringing Together Divided Memory. Czechoslova - D: NV Nördlinger Verlagsauslieferung cher Überreste aus Kolonialzeiten von Österreich kia, National Socialism and the Expulsion of the CH: Buchzentrum nach Südafrika – zunächst als Marietta Blau-Stipen - German Speaking Population»). In diesem Zusam - Geschäfts führung: Andrea Zederbauer diatin in Kapstadt, nun als Junior Fellow des Inter - menhang hat er den dreisprachigen Band Geteilte Alle: A-1020 Wien, Rembrandtstraße 31/4 Tel.: +43-1-332 66 91, Fax: +43-1-333 29 70 nationalen Forschungszentrums Kulturwissen - Erinnerungen. Tschechoslowakei, Nationalsozialismus E-mail: [email protected] schaften (IFK) in Wien, Berlin und erneut in und die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung Homepage: www.wespennest.at Kapstadt. EKFI–GJ (Mandelbaum 2017) herausgegeben. Visuelle Gestaltung: fuhrer Druck: Walla

Ferdinand Schmatz , geb. in Korneuburg/Nieder - Ilija Trojanow , geb. 1965 in Sofia, wuchs in Kenia Für unverlangt eingesandte Manuskripte ohne Rückporto keine Gewähr. österreich, Studium der Germanistik und Philoso - auf und lebt heute in Wien. Werke (Auswahl): Der ©, wenn nicht anders angegeben, bei den Autoren und Fotografen. phie. Schriftsteller und seit 2012 Leiter des Instituts Weltensammler (2006), Angriff auf die Freiheit. Sicher - Nach druck der Texte nur mit Geneh migung der Autoren unter ge - nauer Quellen angabe er laubt. Der Nachdruck der Fotografien im für Sprachkunst an der Universität für angewandte heitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürger - Ganzen oder als Ausschnitt sowie jede sonstige Form der Kunst Wien. Herausgeber des Nachlasses von Rein - licher Rechte (gem. mit Juli Zeh; 2009), EisTau (2011), Veröffent lichung nur mit Genehmigung der Fotografen. hard Priessnitz. Bücher (Auswahl): maler als stifter. Wo Orpheus begraben liegt (mit Fotografien von ISBN 978-3-85458-173-4 Poetische Texte zur bildenden Kunst (1997), das grosse Christian Muhrbeck; 2013; alle bei Hanser), Der ISSN: 1012-7313 babel,n (2000), Portierisch . Roman (2001), Tokyo, Echo überflüssige Mensch (Residenz 2013), Macht und Wi - Bezugsbedingungen: oder wir bauen den Schacht zu Babel, weiter. Gedichte derstand (2015), Meine Olympiade (2016) und zuletzt Einzelheftpreis: € 12,- Abonnement Inland: € 36,- / Ausland: € 40,- (für vier (2004), Durchleuchtung. Ein wilder Roman aus Danja der autobiografische Band Nach der Flucht (2017, Ausgaben inkl. Porto / 2-Jahres-Abo) und Franz (2007), quellen . Gedichte (2010) sowie zu - alle bei S. Fischer). Abonnements verlängern sich automatisch, sofern sie nicht vier Wochen vor Ablauf schriftlich gekündigt werden. letzt das gehörte feuer. orphische skizzen (2016; alle bei Bankverbindung: Haymon) und aufSÄTZE! Essays zur Poetik, Literatur Jani Virk , geb. 1962 in Ljubljana. War als Jugendli - BAWAG P.S.K. | BIC BAWAATWW und Kunst (De Gruyter 2016). cher Mitglied des Ski-Nationalkaders. Neben dem IBAN AT25 6000 0000 0718 0514 Studium der Germanistik und Vergleichenden Li - Andreas Schmidt-Colinet , Studium in Münster und teraturwissenschaft in Ljubljana gelegentlich Fa - Erscheinungsweise: halbjährlich Verlagsort: 1020 Wien Köln, dort 1974 Promotion in Klassischer Archäolo - brikarbeiter in Düsseldorf, Chicago und London. Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme gie. 1975–1980 Assistent an der Universität Frank - Nach Studienabschluss freier Schriftsteller, seit Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei der Deutschen furt, 1980–2010 Arbeiten in Palmyra. 1984–1992 1991 auch Journalist und Redakteur. Seit 1995 ist Bibliothek erhältlich Oberassistent/Dozent an der Universität Bern, dort er für RTV Slovenija tätig, zur Zeit als Leiter der Habilitation für Klassische Archäologie über «Das Filmredaktion. Übersetzt aus dem Deutschen (u.a. Tempelgrab Nr. 36. Studien zur palmyrenischen Th. Bernhard, G. Roth, H. C. Artmann, E. Canetti) Im Vertrieb von Grabarchitektur und ihrer Ausstattung». 1992–1996 und schreibt Romane, Kurzgeschichten, Essays Gastprofessuren und Lehrstuhlvertretungen in Ber - und Gedichte. Auf Deutsch erschien der Roman C.H.BECK lin, Mainz, Warschau, Paris, Besançon, Neuchatel. Sergijs letzte Versuchung (Wieser 1998) . Die hier www.chbeck.de

1996–2010 Professor für Klassische Archäologie an veröffentlichte Erzählung stammt aus dem gleich - Wespennest ist Mitinitiator der internationalen Netzzeitschrift der Universität Wien. Zuletzt erschienen: Palmyras namigen Kurzprosaband Med drevesi («Zwischen Eurozine. www.eurozine.com Reichtum durch weltweiten Handel , 2 Bände (hg. ge - Bäumen»), der 2016 bei Beletrina in Ljubljana meinsam mit Waleed al-As’ad; Holzhausen 2013). erschien.

7 WESPENNEST BEIM BUCHHÄNDLER – WESPENNEST BEI DER BUCHHÄNDLERIN

ÖSTERREICH: Wien a.punkt, Frick, Frick International, Hartliebs Bücher, Walther König im Museumsquartier, Kuppitsch, Leporello, Lhotzkys

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Wespennest 170 Wespennest 171 Wespennest 172 Testosteron Back to the USSR – 2017 be-, ent-, ver- fremden Potenz, Risikofreude, Gewaltbereitschaft … «Back to the USSR» – auf diesen Nenner lassen Fremd sein, «ent-fremdet» – eine Störung im Sind diese Eigenschaften an das männliche sich viele reale oder auch nur propagandisti - Welt- und Selbstverhältnis oder ein produktiver Geschlecht gebunden? Ist Testosteron ihr Aus - sche Konfrontationen bringen, in denen Altbe - Vorgang? Hat das Fremde in der globalisiert- löser? Der Schwerpunkt sichtet das «charisma - stände des kommunistischen Imperiums aus - vernetzten Welt zugenommen oder kommt es tische» Hormon als Material und als Metapher. gehandelt werden. Hat diese Formel auch in der uns abhanden? Ein Schwerpunkt über das jüngeren russischen Literatur Sprengkraft? «fremden» als ambivalenter Zustand.

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