KREISVERBAND RHEINHESSEN e.V.

Herausgeber Arbeitskreis ÖPNV c/o Rainer Briest Draiser Str. 130, 55128 [email protected]

Facharbeit von Jonas Briest, Holunderweg 19, 55128 Mainz (Tel. 06131­368376 oder 0160­94120714); zum Zeitpunkt der Erstellung im Januar 2010 Schüler des Theresianum Mainz – des Johannesbundes e.V.

Nutzung von stillgelegten Bahntrassen am Beispiel ( –)

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) – Kreisverband Rheinhessen e.V. – hat die Patenschaft für die Veröffentlichung der nachfolgenden Facharbeit übernommen, weil darin anhand des beschriebenen Beispiels (Boppard­) Emmelshausen­Simmern exemplarisch aufgezeigt wird, wie stillgelegte Bahnstrecken in ihrer räumlichen Dimension erhalten bleiben können. Das zukunftsweisende Potenzial bei der Nutzung solcher Trassen besteht u. a. darin, dass diese als Freizeitattraktion und Kulturdenkmal auch von „Nicht­Autonutzern“ touristisch erschlossen bzw. erlebt werden können. Darüber hinaus ist eines fernen Tages ggf. sogar eine (Teil­) Reaktivierung nicht ausgeschlossen. 2

Nutzung von stillgelegten Bahntrassen am Beispiel (Boppard­) Emmelshausen­Simmern

1. Einleitung

2. Geschichte und Entwicklung der Bahnstrecke bis zur Stilllegung

2.1 Entwicklung und Bau der Strecke 2.2 Betrieb, Stilllegung und Rückbau 2.3 Relikte der Bahn und Bahnanlagen mit Bezug zur heutigen Nutzung

3. Brache, Projektierung und Bau des Radweges zwischen Emmelshausen und Simmern

3.1 Ideen und Vorstellungen zur Nutzung des ehemaligen Bahnkörpers 3.2 Planung und Bau des Radweges 3.3 Eröffnung und Nutzung des Radweges seit dem Jahr 2000 3.4 Bahnhof ­ die etwas andere Übernachtungsmöglichkeit

4. Verkehrstechnische Anbindung des Fahrradweges mit Schwerpunkt ÖPNV

4.1 Bahnstrecke Boppard­Emmelshausen ­ mit dem Fahrrad im Zug 4.2 Betreiberwechsel zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009 mit Auswirkungen 4.3 Busverbindungen mit Fahrradtransportmöglichkeit im „RegioRadler Hunsrück“ 4.4 Fahrradtransport in Zügen von/nach und Mainz nach Boppard als Zu­ /Abbringer

5. Evaluation: Rückblick und Ausblick

6. Fazit

7. Anhang

8. Erklärung zur selbstständigen Anfertigung der Arbeit 3

1. Einleitung

Es gibt mehrere Arten der möglichen Nutzung von stillgelegten Bahnstrecken. Die heute recht verbreitete Nutzung stillgelegter Bahnstrecken sind Radwanderwege. Es gibt natürlich auch noch andere Nutzungsmöglichkeiten. Im Glantal zum Beispiel wurde zwischen Staudernheim() und Altenglan ein touristischer Fahrraddraisinenverkehr eingerichtet. 1 Es gibt auf einigen Strecken auch einen saisonalen, touristischen Museumsbahnbetrieb, wie beispielsweise in der Eifel zwischen Gerolstein und Kaisersesch. 2 Bei diesen beiden Beispielen wurde die Strecke aber nur für den regulären Verkehr stillgelegt. Es kam aber nicht zu einer Entwidmung, sodass die Strecke weiterhin genutzt werden kann. Im Hunsrück hat man keine Raddraisinenstrecke realisiert, weil die Idee gegen Ende der 1980er Jahre noch nicht verbreitet war und weil der lang gestreckte Anstieg von Simmern nach für eine Draisinenstrecke ein Hindernis darstellt. Ein Museumsbetrieb schied auch aus, weil die Strecke innerhalb weniger Jahre entwidmet und abgebaut wurde.

Zuerst möchte ich kurz darauf eingehen, wieso es überhaupt zu Stilllegungen von Bahnstrecken in Rheinland­Pfalz gekommen ist. Die ersten Stilllegungen begannen Mitte der 1960er Jahre und endeten in Rheinland­Pfalz erst mit der Einführung des „Rheinland­ Pfalz­Takt“ im Jahr 1994. 3 In dieser Zeitspanne nahm der Individualverkehr stetig zu, begünstigt durch entsprechende Investitionen in den Straßenneu­ und ausbau. Auch die Siedlungsstruktur änderte sich und es entstanden Wohn­ und Gewerbegebiete abseits der Schienenwege. Durch diese Änderung des Mobilitätsverhaltens verringerte sich die Nachfrage auf der Schiene. Infolgedessen wurde erst der Fahrplan ausgedünnt und später die Strecke stillgelegt. Erst mit dem langsam einsetzenden Umweltbewusstsein und dem Start des Integralen Taktfahrplans 1994 wurde diese Entwicklung gestoppt und die Kehrtwende eingeleitet.

Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Strecke zunächst durch das Eisenbahnbundesamt (EBA) entwidmet werden muss, ehe sie anderweitig genutzt werden kann. Dann steht es den Gemeinden aber frei, was sie mit der Trasse machen. Beispielsweise können – wie in

1 http://draisinentour.de/ (24.01.10)+ eigenes Erlebnis + siehe Anhang: Material 1 2 http://www.eifelquerbahn.de/ (24.01.10)+ eigenes Erlebnis 3 http://de.wikipedia.org/wiki/Rheinland­Pfalz­Takt (24.01.10)+ http://www.der­takt.de/ueber­den­takt/idee­und­ ziele/ (24.01.10) 4

Bodenheim – neue Häuser auf die alte Trasse gebaut werden 4 oder ein Einkaufszentrum – wie in Emmelshausen 5 . Dies hat jedoch zur Folge, dass der Radweg nicht mehr durchgängig auf der alten Bahntrasse angelegt werden kann. Hierbei gibt es sowohl Vor­ als auch Nachteile. Ein Vorteil ist z.B., dass der Radweg direkt durch den Ortskern führen kann und damit dem Nutzer die Möglichkeit zum Einkehren oder zum Einkauf gegeben ist. 6 Ein Nachteil ist es aber, wenn durch den Umweg der Radweg verlängert werden muss, man gefährliche Hauptverkehrsstraßen zu passieren hat oder zusätzliche Steigungen und enge Kurven entstehen, die den Radfahrer aus dem Tritt bringen können.

In meiner Facharbeit gehe ich auf die Nutzung von stillgelegten Bahnstrecken ein, spezielles Beispiel wird die Strecke Simmern­Emmelshausen(­Boppard) sein, die heute als Rad­ und Wanderweg genutzt wird. Ich werde mich mit verschiedenen Aspekten der ehemaligen Bahnstrecke und des heutigen Radwegs befassen.

2. Geschichte und Entwicklung der Bahnstrecke bis zur Stilllegung

2.1 Entwicklung und Bau der Strecke 7

Neben der letztendlich für den Eisenbahnbetrieb gewählten Trasse gab es Ende des 19. Jahrhunderts auch Überlegungen, die Strecke von aus in den Hunsrück zu führen; sogar der Bau einer Zahnradbahn wurde hier in Erwägung gezogen. Später setzte sich die Trassenführung mit Boppard als Ausgangspunkt durch. Die erste erwogene Streckenführung beinhaltete noch eine Trasse mit 2 Kehrstationen. Dies hätte zur Folge gehabt, dass die Züge auf jeder Fahrt zweimal hätten wenden müssen Deswegen wurde die Idee verworfen und die Trasse so gebaut, wie sie heute noch befahren wird.

Der Bau der Strecke begann im Jahr 1901. In diesem Jahr wurde der erste Abschnitt von Simmern nach Kastellaun fertig gestellt und am 27. Oktober eröffnet. Am 01. Oktober 1906 fand die Eröffnung des zweiten Streckenabschnittes von Kastellaun nach Pfalzfeld

4 Google Earth: Bodenheim „Wormser Straße“ + eigene Erinnerung 5 siehe Anhang: Material 2 6 Lauterbach (Hessen) + eigene Erfahrung (25.04.09) 7 „100 Jahre Hunsrückbahn – 1908­2008 Boppard­Emmelshausen“ + http://www.hunsrueckbahn.info/aktuell.htm (24.01.10) 5

statt. Im Jahre 1908 wurde schließlich das letzte Teilstück zwischen Pfalzfeld und Boppard eröffnet inklusive der Steilstrecke zwischen Boppard und Buchholz mit Zahnradbetrieb. Somit war nun die Gesamtstrecke von Boppard bis Simmern durchgängig mit dem Zug befahrbar. Seit Mitte der 1920er Jahre konnte man durch modernere und stärkere Dampfloks auf die aufwändige Zahnradtechnik verzichten.

2.2 Betrieb, Stilllegung und Rückbau 8

Im Jahre 1952 wurde als erste größere Veränderung bzw. Vereinfachung der so genannte Zugleitbetrieb zwischen Simmern und Emmelshausen eingeführt, der auf den Zwischenbahnhöfen fast alle Fahrdienstleiter entbehrlich werden ließ. Eine weitere Modernisierungsmaßnahme wurde ein Jahr später getätigt. 1953 übernahmen die ersten neu gebauten Schienenbusse vom Typ VT 95 die Leistungen, die bisher von Dampflokomotiven erbracht worden waren. Das Ende des Dampflokzeitalters zwischen Boppard und Simmern kam 1955/1956 in Form von stärker motorisierten Schienenbussen vom Typ VT 98. Mit der Umstellung auf Zugleitbetrieb 9 zwischen Emmelshausen und Buchholz verlor Emmelshausen seine Signale und gleichzeitig seinen Fahrdienstleiter. Diese Maßnahmen trugen einerseits zur Modernisierung bei, andererseits verloren einige Bahnbeamte auch ihren Arbeitsplatz als Lokführer oder im Stellwerksdienst. In der Folge wurden die Zugkreuzungen nur noch von den Zugführern durchgeführt.

Für die Stilllegung gab es nicht nur einen Grund. Neben den rückläufigen Passagierzahlen, stand auch die Bahn einer geplanten Umgehungsstraße in Emmelshausen im Weg. 10 Um die Strecke stilllegen und damit den Weg für die Straße frei machen zu können, wurde die Direktionsgrenze 1983 kurz hinter Emmelshausen in Richtung Simmern eingerichtet. Daneben spielte auch der damals gefährliche Bahnübergang kurz nach der Ausfahrt aus Emmelshausen nach Simmern eine Rolle. Dort gab es öfters gefährliche Begegnungen. Anlässlich des Fahrplanwechsels am 28. Mai 1983 zum Fahrplanwechsel wurde die Strecke Simmern­Emmelshausen für den Personenverkehr stillgelegt 11. Die Reststrecke Boppard­Emmelshausen hingegen wird bis heute weiterbetrieben. Die Brücke, die auch

8 http://www.hunsrueckbahn.info/aktuell.htm (24.01.10) 9 Erklärung des Begriffs „Zugleitbetrieb“: http://homepages.tu­darmstadt.de/~akabahn/zlb.html (24.01.10) 10 http://www.hunsrueckbahn.info/17Emmelshausen/BfEmme.htm (24.01.10) 11 http://www.hunsrueckbahn.info/aktuell.htm (24.01.10) 6

ein Stilllegungsgrund für die Strecke war, wurde abgerissen, um diese nicht neu bauen zu müssen. An derselben Stelle ist eine neue Brücke für den Radweg für mehrere Millionen DM dennoch gebaut worden 12.

Am 1. April 1987 wurde der Betrieb zwischen Emmelshausen und Pfalzfeld endgültig eingestellt. Mit dem Rückbau dieses Abschnittes vom 11. Januar bis zum 3. März 1988 wurde die Möglichkeit einer zukünftigen durchgehenden Reaktivierung verworfen. Gegen Ende des Jahres 1988 wurde Pfalzfeld­, am 31. Dezember 1994 Kastellaun­ Lingerhahn und am 1. März 1996 Kastellaun­Simmern gesperrt. Mit demselben Datum wurde die gesamte Reststrecke Simmern­Pfalzfeld von der Deutschen Bahn stillgelegt. Vom EBA wurde am 8. August 1996 die Stilllegung mit der Entwidmung der Trasse bestätigt. Damit konnte die Strecke rückgebaut und anderweitig genutzt werden. Der Abbau der Gleise begann ab Februar 1999 mit einem Zweiwegebagger und wurde bis Ende des gleichen Jahres abgeschlossen. Mit Schaffung dieser vollendeten Tatsachen war ein Touristischer Bahnbetrieb nun unmöglich geworden. Die Gleise zwischen Emmelshausen und Pfalzfeld waren schon im Januar des Jahres 1988 abgebaut worden 13.

Auf dem verbliebenen Streckenstück zwischen Boppard und Emmelshausen verbesserte sich hingegen das Angebot nach der Stilllegung der Strecke nach Simmern.

Es kamen lokbespannte Wendezüge zum Einsatz, statt der bisher verkehrenden Schienenbusse. Im Jahr 1996, also 2 Jahre nach Einführung des Rheinland­Pfalz­Takts wurde werktags zwischen 6 und 21 Uhr ein fast vollständiger Stundentakt eingeführt. Nur 4 Jahre später wurde der Betrieb bis Mitternacht verlängert. Damit wurde die beste Bedienung seit der Eröffnung angeboten 14.

2.3 Relikte der Bahn und Bahnanlagen mit Bezug zur heutigen Nutzung

Mit dem Rückbau der Gleisanlagen wurde mitnichten alles abgerissen, was an die bahntechnische Vergangenheit erinnert. Es sind noch einige Relikte aus der Eisenbahnzeit vorhanden, die allerdings dem durchschnittlichen Radtouristen kaum auffallen, sondern eher den Eisenbahninteressierten.

12 http://www.hunsrueckbahn.info/17Emmelshausen/BfEmme.htm 13 Aussage von Markus Göttert: Betreiber der Seite „www.hunsrueckbahn.info“ 14 „100 Jahre Hunsrückbahn – 1908­2008 Boppard­Emmelshausen“ 7

Touristisch interessant ist zum Beispiel der Bahnhof Pfalzfeld, der heute als Unterkunftsbetrieb und Gaststätte dient. Diesen Aspekt beschreibe ich unter Punkt 3.4 allerdings noch näher. Des Weiteren gibt es noch den Bahnhof Bell, wo ein alter Wagen und ein Formhauptsignal auf dem Gelände des ehemaligen Empfangsgebäudes stehen 15. In Dudenroth hat man am ehemaligen Haltepunkt eine Schutzhütte errichtet und daneben steht das originale Haltepunktschild „Dudenroth“, welches dem Radfahrer zeigt, wo er sich gerade befindet 16 . Dann gibt es noch den aufwendigsten Kunstbau des heutigen Radweges, den Tunnel kurz vor Simmern, der beleuchtet ist und eine Besonderheit darstellt 17.

Daneben existieren in Ebschied, Kastellaun 18 und Alterkülz 19 noch die Empfangsgebäude, die sich jedoch in Privatbesitz befinden und deshalb vom Radweg nicht mehr in voller Größe einsehbar sind. Sie fallen nur durch ihre Architektur auf und ähneln den Empfangsgebäuden in Emmelshausen und in Pfalzfeld. In Leiningen, Ebschied, Bell und Alterkülz wurden die Bahnsteigkanten nicht oder nur teilweise rückgebaut und liegen heute noch direkt am Radweg 20. In Lingerhahn existiert noch ein kurzes Stück Schotterbett. Die Ausmaße des ehemaligen Bahnhofsgeländes kann man auch an der „Raiffeisen“ erkennen, die auf dem Großteil des Geländes steht 21.

15 siehe Anhang: Material 9 a), b) 16 siehe Anhang: Material 7 17 siehe Anhang: Material 11 a) 18 siehe Anhang: Material 8 b) 19 siehe Anhang: Material 10 a), b) 20 siehe Anhang: Material 3, 9 a), 10 a) 21 siehe Anhang: Material 6 a), b) 8

3. Brache, Projektier ung und Bau des Radweges zwischen Emmelshausen und Simmer n

3.1 Ideen und Vorstellungen zur Nutzung des ehemaligen Bahnkörpers

Kurz nach der Betriebseinstellung im Jahr 1983 standen zunächst mehrere Ideen im Raum. Es war zum Beispiel angedacht, eine touristische Draisinenstrecke einzurichten. Es wurde sogar einmal eine Draisine auf die Strecke geholt, um sie zu erproben. Nachdem in Emmelshausen jedoch sehr schnell ein Stück der Trasse durch einen Kreisel verbaut und damit der durchgehende Schienenstrang gekappt wurde, wurde diese Idee fallen gelassen. Aufgrund der vorhandenen Steigungen, selbst wenn diese verhältnismäßig flach sind, ist die Topografie dennoch zu hügelig für das breite Publikum bei dieser Art von Nutzung. Die Idee eines Radweges wurde danach favorisiert 22.

In der Verbandsgemeinde Kastellaun gab es Mitte der 1990er Jahre auch noch die Idee, die Strecke eventuell betriebsfähig zu halten, um sie reaktivieren zu können. Diese Idee wurde aber nicht intensiviert, was aufgrund des schon vorhandenen Radwegeteilstücks Emmelshausen­Pfalzfeld auch richtig war 23. Denn die durchgehende Zugverbindung nach Boppard und nach Koblenz war dauerhaft unterbrochen und eine Stichstrecke von Kastellaun nach Simmern wäre nur beschränkt rentabel gewesen. Streckenreaktivierungen, wie sie später beispielsweise zwischen Ramsen und Eiswoog oder Winden und Bad Bergzabern vorgenommen wurden, waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht so verbreitet.

3.2 Planung und Bau des Radweges 24

Die schließlich umgesetzte Idee eines Radweges wurde durch den raschen Abbau des Streckenabschnitts Emmelshausen­Pfalzfeld begünstigt. Hier wurde 1990 der Radweg vollendet. Somit war das erste Teilstück geschaffen. Von Pfalzfeld nach Simmern lagen aber zu diesem Zeitpunkt noch die Gleise.

Dieses restliche Streckenstück von Pfalzfeld nach Simmern wurde von der Verbandsgemeinde (VG) Kastellaun zentral geplant. Hierzu wurden ab 1996, nachdem die

22 laut Jupp Trauth: Mitbertreiber der Seite „www.hunsrueckvelo.de“ und Mitglied des VCD 23 laut Herr Frey und Herr Schneider der VG Kastellaun 24 laut Herr Frey und Herr Schneider der VG Kastellaun 9

Strecke entwidmet wurde, von der VG Kastellaun Verhandlungen mit der Deutschen Bahn gestartet. Diese Verhandlungen um den Verkauf des Bahnkörpers zogen sich bis ins Jahr 1998 hin, was auch der Umstrukturierung der Deutschen Bahn in eine Aktiengesellschaft und der damit verbundenen Aufspaltung des Konzerns in verschiedene Geschäftsbereiche geschuldet war. Die Baumaßnahmen und die Planung des Radweges wurden von der VG Kastellaun auch für die beiden betroffenen Nachbarverbandsgemeinden Emmelshausen und Simmern übernommen. Hierzu wurde eine Vereinbarung zwischen den 3 VG getroffen. Die Gleise wurden im Laufe des Jahres 1999 von der DB abgebaut, sodass die Bauarbeiten für den Radweg im August desselben Jahres gestartet und bis Mitte Dezember fast vollständig beendet werden konnten. Dabei wurde das Schotterbett belassen und nach einmaligem Durchpflügen eine feinkörnige Zwischenschicht eingefügt. Darauf wurde dann direkt die Asphaltdecke des Radweges aufgetragen 25. Heute sieht man an manchen Stellen noch den Schotter auf beiden Seiten des Radwegs herausragen. Die Restarbeiten wurden dann nach dem Winter im April 2000 ausgeführt 26.

Die Bauarbeiten wurden in drei Lose aufgeteilt, für jede Verbandsgemeinde eines. Da Kastellaun den größten Teil des Streckenstücks auf seinem Gebiet aufweisen kann, übernahm die Verbandsgemeinde die gesamte Planung. Der Bau des Radweges wurde zum größten Teil aus Fördermitteln des Landes bezahlt. Die Gesamtinvestitionssumme betrug damals rund 4 Millionen DM. Davon gab das Land ca. 3 Millionen DM, die Eigenmittel betrugen 640.000 DM und der voll ausgeschöpfte Kreiszuschuss betrug 380.000 DM. In der Nachbetrachtung wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, die Gleise selbst abzubauen und als Stahlschrott zu verkaufen. Damit hätte man noch ein paar DM einnehmen können 27.

3.3 Eröffnung und Nutzung des Radweges seit dem Jahr 2000

Als Name für die neue Radroute wurde der „­Radweg“ eingeführt. Er dient vornehmlich dem Radverkehr, wird aber auch von Inlineskatern, Wanderern und Spaziergängern genutzt. Der Radweg wurde am 1. Mai 2000 feierlich auf der gesamten Strecke eröffnet. An diesem Tag fuhr zum ersten Mal ein Bus mit Fahrradbeförderung von

25 siehe Anhang: Material 5 26 VG Kastellaun; Herr Frey und Herr Schneider 27 VG Kastellaun; Herr Frey und Herr Schneider + Finanzierungsübersicht 10

Bingen nach Simmern, der allerdings nur von 4 Radfahrern in Anspruch genommen wurde. Ich war einer dieser Passagiere 28. An jenem Tag wurde der gesamte Radweg zur Festmeile. Sowohl von Emmelshausen als auch von Simmern fuhr jeweils vormittags eine Radgruppe los, um sich in Kastellaun zu treffen und der offiziellen Eröffnung beizuwohnen 29.

Den Radfahrern bietet sich heute vor allem die Möglichkeit, den Radweg, sowohl als Teil einer Mehrtagestour oder auch als einfache Radtour am Wochenende zu nutzen. Der Radweg, der einen wichtigen Teil des überregionalen Radwegenetzes in Rheinland­Pfalz darstellt, wird aber auch als Skaterstrecke in Anspruch genommen 30. Durch das Fehlen von größeren Steigungen 31 , die komplett durchgehende Asphaltierung und die Streckenführung abseits der Straße auf eigener Trasse ist der Radweg perfekt für diese Art von Nutzung ausgelegt. Der Radweg wird also sowohl großräumig als auch regional genutzt und hat damit eine größere Nutzergruppe als manche kleinere regionale Radwege, die auch bei weitem nicht so gut ausgebaut sind 32.

Neben den rollenden Aktivitäten gibt es aber auch noch „Nordic Walking Strecken“, die teilweise über den Radweg geführt werden. Wandern oder spazieren gehen zwischen den Orten wird auch praktiziert. Der Vorteil des Radweges ist, dass bei nassen Witterungsbedingungen der Weg trotzdem trockenen Fußes passiert werden kann, ohne über schlammige Feldwege gehen zu müssen 33.

Eine weitere Veranstaltung ist der jährliche Hunsrückmarathon im Spätsommer, bei dem die Hauptdistanz auf dem Radweg zurückgelegt wird. Eine solche Veranstaltung lockt immer wieder viele Leute an die Strecke 34.

28 Eigenes Erlebnis, Rhein­Hunsrück­Zeitung vom 02.05.2000 29 Hunsrücker Wochenspiegel vom 26.04.2000 30 http://cms.radwanderland.de/upload/dokumente/11011.pdf (24.01.10) 31 http://www.hunsrueck­radtouren.de/radwege/schinder_radweg/micro/hoehenprofil_ansicht_profil.htm (24.01.10) 32 Eigenes Erlebnis, http://cms.radwanderland.de/upload/dokumente/11011.pdf (24.01.10) 33 VG Kastellaun; Herr Frey und Herr Schneider 34 http://www.hunsrueck­marathon.de/default.aspx (24.01.10) 11

3.4 Bahnhof Pfalzfeld – die etwas andere Übernachtungsmöglichkeit

Dem ehemaligen Bahnhof Pfalzfeld blieb der Abriss nach der Streckenstilllegung im Jahre 1983 erspart. Heute dient das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude als Café­Bistro mit Biergarten. Übernachtungsmöglichkeiten bestehen in 3 Waggons, 2 davon wurden extra für diesen Zweck umgebaut 35.

Die umgebauten Schlafwagen verfügen über 8 und 12 Betten. Der nicht umgebaute, im Originalzustand genutzte Schlafwagen verfügt über eine Kapazität von 30 Betten. Mit insgesamt 50 Betten verfügt die Übernachtungsstätte über genügend Schlafplätze um auch größere Radgruppen oder Schulklassen beherbergen zu können. Die körperliche Hygiene kommt auch nicht zu kurz, denn es gibt zusätzlich einen extra umgebauten Dusch­ und WC­Wagen. Das Frühstück wird in einem Großraumwagen bzw. Gesellschaftswagen eingenommen, welcher als insgesamt fünfter Wagen in Pfalzfeld steht. Die Preise halten sich mit 22 bis 27,50 € pro Person für Übernachtung und Frühstück im niedrigeren Bereich. 36

Aber nicht nur Übernachten ist in Pfalzfeld möglich. Während einer Fahrradtour kann man im Biergarten auch eine Pause einlegen und sich mit Speisen stärken bzw. mit Getränken erfrischen. Zwischen den Wagen, dem Empfangsgebäude und dem Biergarten stehen noch weitere Relikte, die früher zum Bahnhof gehörten. Darunter sind ein Wasserkran, drei verschiedene Signale, einige Schilder sowie ein abgeschnittener Schrankenbaum, die zusammen für eine unverwechselbare Atmosphäre sorgen 37.

Als weitere Attraktion ist noch der restaurierte Pfalzfelder Wasserturm in unmittelbarer Nähe zum Bahnhofsgelände zu sehen. Mit einem kurzen Abstecher unmittelbar hinter dem Bahnhof Richtung Simmern auf einen Feldweg linker Hand hat man einen besonders schönen, freien Blick auf ihn 38.

Dass der Biergarten und die Beherbergung gut ankommen, sieht man an den durchweg positiven Bewertungen der Besucher im Gästebuch auf der Homepage des Bahnhofs.

35 http://www.bahnhof­pfalzfeld.de/nacht.htm (24.01.10) 36 http://www.bahnhof­pfalzfeld.de/preise.htm (24.01.10) 37 http://www.bahnhof­pfalzfeld.de/cafe.htm (24.01.10) + Anhang: Material 4 a) bis d) 38 siehe Anhang: Material 4 e) 12

Nicht nur Radfahrer vom Schinderhannes­Radweg, sondern auch andere Urlauber oder Durchreisende legen am Bahnhof eine Pause ein 39.

4. Verkehrstechnische Anbindung des Fahrradweges mit Schwerpunkt ÖPNV

4.1 Bahnstrecke Boppard­Emmelshausen – mit dem Fahrrad im Zug

Eine Möglichkeit mit dem Fahrrad zum Schinderhannes­Radweg zu kommen ist per Bahn, also über Boppard nach Emmelshausen. Hierfür fährt seit dem Fahrplanwechsel am 13.12.09 das Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) „Rhenus Veniro“ aber mit dem Material von DB Regio, wegen fehlender Zulassung der Neufahrzeuge 40 . Der mit Diesellok bespannte 2­Wagen­Wendezug von DB Regio besitzt eine Fahrradkapazität von 8 Fahrrädern im Steuerwagen und weiteren 12 Fahrrädern im Bn­Wagen 41 . Er fährt vorläufig noch bis Ende Januar im Auftrag von „Rhenus Veniro“ und dem „Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland­Pfalz Nord“. Damit steht eine Kapazität von 20 Fahrrädern zur Verfügung. Während der Sommersaison wird auf der Strecke ein Stundentakt gefahren, auch am Wochenende, was den Fahrradfahrern zugute kommt. Durch den engen Takt können somit zwischen April und Ende Oktober stündlich 20 Fahrräder auf die Hunsrückhöhen transportiert werden. Außerhalb der Saison fährt der Zug am Wochenende nur 2­stündlich, was aber Aufgrund der geringeren Auslastung sinnvoll ist. Seit Fahrplanwechsel wurde der Takt jedoch auch im Winter an Wochenenden auf 1­1/2­ Stundentakt verdichtet 42.

Von Boppard nach Emmelshausen ist man eine knappe halbe Stunde unterwegs. Diese kurze Reisedauer ist für jedermann erträglich und auch der landschaftliche Aspekt der Fahrt ist nicht zu verachten. Der Steilstreckenabschnitt führt mit einer guten Aussicht auf die Landschaft durch mehrere Tunnels hinauf in den Hunsrück.

39 http://www.bahnhof­pfalzfeld.de/cgi­bin/guestbook.php.cgi (24.01.10) 40 http://hunsrueckbahn.de/ + eigenes Erlebnis 41 siehe Anhang: Material 13, Kapazitätsanschrift auf den Wagen 42 http://reiseauskunft.bahn.de/ (.2010) 13

4.2 Betreiberwechsel zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009 mit Auswirkungen

Hier kommt ein kleiner, leider nur theoretischer Vergleich zum Punkt Fahrradtransport zwischen dem bisherigen Betreiber DB Regio und dem neuen Betreiber Rhenus Veniro. Dass dieser Vergleich ohne praktischen Bericht auskommen muss, liegt an der bereits erwähnten fehlenden Zulassung der neuen Triebwagen. Dass sich die Fahrradkapazität aber nicht verringern wird, sondern im Sommer eher noch erhöhen lassen wird, steht fest. Die neuen Triebwagen haben ebenfalls eine Kapazität von 20 Fahrrädern 43 , sodass im Sommer, sofern mit 2 Triebwagen (Doppeltraktion) gefahren wird, die Transportkapazität auf 40 Fahrräder pro Fahrt sogar verdoppelt werden kann! Die Bewährung in der Praxis steht allerdings noch aus.

4.3 Busverbindungen mit Fahrradtransportmöglichkeit im „RegioRadler Hunsrück“ 44

Während der Sommersaison von April bis Ende Oktober gibt es neben dem Zugangebot nach Emmelshausen auch noch ein extra Busangebot, mit dem die Orte Emmelshausen, Kastellaun und Simmern von Bingen aus erschlossen werden. Für diese Busverbindung wurde ein Bus umgebaut und hat zwischen Fahrertür und zweiter Tür Fahrradstellplätze und nur noch hinter der zweiten Tür Sitze eingebaut. Dieser Bus fährt zwischen Bingen Hbf, Stromberg, Rheinböllen und Emmelshausen 3 Mal pro Tag hin und her und hilft somit den Touristen anreisen oder bequem wieder Richtung abreisen zu können. Die Stationen sind neben den Endpunkten des Radwegs Emmelshausen und Simmern auch noch die Station Kastellaun, wo sich ungefähr die Mitte und gleichzeitig auch der höchste Punkt des Radwegs befinden.

4.4 Fahrradtransport in Zügen von/nach Koblenz und Mainz als Zu­/Abbringer

Natürlich beginnt/hört die Reisekette mit dem Fahrrad in vielen Fällen nicht in Bingen oder Boppard auf, sondern geht noch weiter, beispielsweise aus/in Richtung Koblenz oder Mainz. Hier besteht das Problem, dass seit dem Fahrplanwechsel 2008 moderne Elektrotriebwagen von TransRegio mit geringerer Fahrradtransportkapazität als die alten Wagenzüge von DB Regio zwischen Mainz und Koblenz verkehren.

43 http://hunsrueckbahn.de/ (24.01.10), siehe Anhang: Material 14 44 http://www.regioradler.de/ (24.01.10) 14

Die modernen Triebwagen haben insgesamt nur 12 Fahrradstellplätze, was im Sommer an Wochenenden regelmäßig zu Kapazitätsengpässen führt, mitunter auch während der Woche. Wenn auf Fahrrädern die Fahrradkörbe, wie öfters geschehen, nicht abgenommen werden, verringert sich die Kapazität automatisch aufgrund des erhöhten Platzbedarfs. Die älteren Wagenzüge von DB Regio hingegen hatten in den Steuerwagen vom Typ „Bybdzf“ 8 Stellplätze und im weiteren Wagen vom Typ „Bnd“ noch 12 bzw. bei „Halbfahrradwagen“ vom Typ „Bduu“ 19 Stellplätze aufzuweisen 45. Das ergibt insgesamt 20 bzw. 27 Fahrradstellplätze im Zug. Bei den TransRegio­Triebzügen sind es somit 8 bzw. sogar 15 Stellplätze weniger als zuvor. Die Möglichkeit, die Triebwagen in Doppeleinheiten fahren zu lassen und dadurch die Kapazitäten zu erhöhen, wie zum Beispiel anlässlich der Veranstaltung „Tal Total“ zwischen Bingen und Koblenz, wird leider am Wochenende nur gelegentlich praktiziert 46.

Da im Rheintal am Wochenende bei gutem Wetter vermehrt Radfahrer unterwegs sind und die Auslastung durch Wochenend­ und Tagesausflüglern hoch ist, kommt es nicht selten vor, dass Radfahrer auf den nächsten Zug warten müssen oder mit ihren Rädern in den Türräumen stehen und den Fahrgastwechsel blockieren. Hier müsste als Lösungsansatz eine Kapazitätssteigerung erfolgen, indem man auch oder besonders an Wochenenden soweit möglich die Triebwagen in Doppeltraktion fahren lässt. Damit wäre auch weitestgehend sichergestellt, dass die Radfahrer, die in Boppard auf die Hunsrückbahn nach Emmelshausen umsteigen wollen, um zum Schinderhannes­Radweg zu gelangen, zuverlässig mit jedem Zug anreisen können, ohne die Befürchtung haben zu müssen, dass der Zug überfüllt sein könnte und sie am Bahnsteig zurückbleiben könnten.

Ein weiteres Problem sind die teilweise langen Umsteigezeiten für Reisende in Boppard, wodurch die Verbindungen aus den Großräumen Mainz und Koblenz an Attraktivität verlieren.

Von Mainz kommend beträgt die Umsteigezeit zwischen 6 und 42 Minuten. In die Gegenrichtung gibt es ähnliche Zeiten von 5 bis 35 Minuten. Letztere Zeiten schrecken jedoch viele Fahrgäste ab, die Verbindung in den Hunsrück zu nutzen. Ein Lösungsansatz

45 Kapazitätsanschriften auf Wagen und Triebzügen 46 eigenes Erlebnis 15

wäre die bessere Vertaktung der beiden Strecken zugunsten kürzerer Übergangszeiten im Rahmen von 8 bis 15 Minuten. Das Problem und der Lösungsansatz sind derselbe. Aus Richtung Koblenz ist es am Wochenende zum Teil mit bis zu 49 Minuten noch schlimmer. So etwas nennt man in Fachkreisen einen „Anti­Anschluss“. In der Gegenrichtung beträgt die maximale Übergangszeit bis zu 45 Minuten 47 . Bei allen Verbindungen gilt das gleiche Problem mit entsprechendem Lösungsansatz.

5. Evaluation: Rückblick und Ausblick

Die Nutzung der ehemaligen Bahntrasse als Radweg ist aus touristischer Sicht eine gute Alternative. Der Schinderhannes­Radweg lockt viele Fahrradtouristen aller Altersklassen in den Hunsrück. Durch die Streckenführung wird dem Nutzer die hügelige Landschaft des Hunsrücks näher gebracht, ohne dass er sich übermäßig anstrengen muss 48 . Der Radweg, der im Jahr 2000 eröffnet wurde, war gleichzeitig der Startschuss für ein regionales und überregionales Radwegenetz im Hunsrück 49. Seit der Eröffnung strömen jährlich viele Radfahrer, Skater und Wanderer zum Schinderhannes­Radweg. Doch nicht nur auf eigene Faust kann man den Schinderhannes­Radweg erkunden. Es werden auch geführte Touren angeboten, die eine Radtour mit der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten verbinden.

Hier bietet „Hunsrückvelo“ 50, eine Initiative von Jupp Trauth und Sabine Pilger, mehrere Angebote für Radfahrer an. Hunsrückvelo möchte einen umweltfreundlichen, heimatnahen und erschwinglichen Aktivurlaub mit dem Fahrrad ermöglichen. Auf der Internetseite werden mehrere Mehrtagestouren angeboten, bei denen man die Landschaft des Hunsrücks gut erkunden und kennen lernen kann. Die Touren sind vielfältig, sowohl vom Schwierigkeitsgrad als auch von der Streckenlänge und Anzahl der Tage. Somit ist hier für jeden Geschmack gesorgt und bei fast allen Touren lernen die Leute zumindest ein Stück des Schinderhannes­Radwegs kennen. Doch nicht nur über das Internet werden die Reisen angeboten, sondern sind in der Regel sind auch in den Tourismusämtern der Region buchbar. Hunsrückvelo versteht sich aber nicht nur als Reiseveranstalter, sondern

47 http://reiseauskunft.bahn.de/ (.2010) 48 http://www.rolf­froehling.de/alle_reportagen/hunsrck14/hunsrck3.html (24.01.10) 49 VG Kastellaun; Herr Frey und Herr Schneider 50 http://www.hunsrueckvelo.de/ 16

auch als Planungsbüro für die Radweginfrastruktur, das die Grundlagen für Reiseangebote mit Radnetzplanungen, Beschilderungen, Herausgabe von Radwegekarten, usw. schafft 51.

Auch für Tourenbegleitungen stehen drei Tourenführer von Hunsrückvelo zur Verfügung. Diese sorgen für die Organisation und Leitung der geplanten Tour im Hunsrück, aber auch an Nahe, Rhein und Mosel bis nach Luxemburg und Frankreich.

Eine weitere wichtige Beschäftigung von Jupp Trauth ist die Beschreibung und vor allem die Beschilderungen der Radwege im Hunsrück 52 . Der Schinderhannes­Radweg ist durchgehend gut beschildert. Man kann anhand des Piktogramms auf den Wegweisern, welches den „Schinderhannes“ mit einer Pistole in der Hand darstellt, gut erkennen, dass man sich auf dem Schinderhannes­Radweg befindet 53.

Ein weiterer positiver Effekt ist die Ansiedlung neuer Geschäfte entlang des Radwegs. In Kastellaun hat ein Sportgeschäft im alten Güterschuppen, direkt am ehemaligen Bahnhof eröffnet, ebenso ein Eis­Cafe, welches im Sommer eine „strategisch günstige“ Lage direkt am Radweg vorweisen kann 54 . Die Gaststatten in Alterkülz, am Bahnhof Bell, am Bahnhof Pfalzfeld und in der Nähe des „Zentrum am Park“ in Emmelshausen machen in den Sommermonaten den Hauptumsatz mit den Fahrradgästen des Schinderhannes­ Radweges. In dieser Hinsicht lohnt sich der Radweg für die ansässigen Gastronomen auf jeden Fall.

In Kastellaun selbst hat auch eine beachtliche Entwicklung im Hotelgewerbe stattgefunden. Waren es vor der Eröffnung des Schinderhannes­Radwegs nur zwei Hotels, die mit mehr oder minder niedriger Auslastung zu kämpfen hatten, so gibt es heute fünf Übernachtungsbetriebe an der Zahl. Besonders an Wochenenden im Sommer sind in Kastellaun kaum noch Betten zu bekommen. Diese enorme Steigerung der Übernachtungszahlen hängt unmittelbar mit dem Schinderhannes­Radweg zusammen und hilft den Unternehmern in der Region 55.

51 laut Jupp Trauth: Mitbertreiber der Seite „www.hunsrueckvelo.de“ und Mitglied des VCD 52 laut Jupp Trauth: Mitbertreiber der Seite „www.hunsrueckvelo.de“ und Mitglied des VCD 53 siehe Anhang: Material 12 a), b) 54 VG Kastellaun; Herr Frey und Herr Schneider 55 laut Jupp Trauth: Mitbertreiber der Seite „www.hunsrueckvelo.de“ und Mitglied des VCD 17

In Emmelshausen hat ein Textilgeschäft seine Filiale direkt hinter dem Trassenende der Bahn gebaut, direkt auf die ehemalige Trasse 56.

Der Bahnhof in Kastellaun ist heute immer noch erhalten, allerdings umgebaut für Busse. Damit wurde für Kastellaun ein Platz im Ort gefunden, der groß genug für den ZOB 57 ist. Der Verkehr auf dem Schinderhannes­Radweg wird dadurch nicht beeinträchtigt, da das ehemalige Bahngelände genügend Platz für die abzuwickelnden Verkehre bietet.

Der Schinderhannes­Radweg ist heute gut in das Rheinland­Pfälzische Radwegenetz eingebunden. Von Emmelshausen aus kann man weiter in Richtung Boppard oder Koblenz fahren. In Pfalzfeld besteht die Möglichkeit, nach Oberwesel an den Rhein hinunterzuradeln. Ab Lingerhahn verläuft ein weiterer Radweg auf den Rheinhöhen nach Rheinböllen. Er soll im Guldenbachtal bis an die Nahe weitergeführt werden. In Richtung Mosel kommt man ab Kastellaun auf dem Hunsrück­Mosel­Radweg. Ab Bell kann man auf den Hunsrückhöhen weiter Richtung Kappel und Kirchberg fahren. Von Simmern besteht noch die Möglichkeit, entweder über Rheinböllen zum Rhein zu gelangen oder durch das Guldenbachtal auf einem teilweise vorhandenen Radweg ins Nahetal. Alle Radwege sind mit Höhenprofil und kurzer Beschreibung in der „Radkarte Rhein­ Hunsrück“ 58 zu finden.

Für die Zukunft gibt es noch viel Ausbau­ und Verbesserungspotenzial. Eine neue Erschließungsmöglichkeit des Schinderhannes­Radwegs kann die Reaktivierung der Hunsrückquerbahn Richtung bedeuten. Diese Bahnstrecke, die im Zuge der Erschließung des Flughafens ­Hahn im Jahr 2011 reaktiviert werden soll 59, kann einen Teil des Fahrradtransportes von Bingen nach Simmern und retour übernehmen bzw. zusätzliche Nachfrage schaffen.

Die Voraussetzungen wären dafür der Einsatz von Zügen mit genügend Fahrradkapazität für Gruppen bis zu 20 Personen und ein kundenfreundliches Angebot. Hierbei wäre eine Durchbindung nach Mainz, Koblenz und/oder wichtig, um umsteigefreie

56 siehe Anhang: Material 2 57 Zentraler Omnibusbahnhof + siehe Anhang: Material 8.a) 58 „Radkarte Rhein­Hunsrück“ Ausgabe 2009 59 http://www.der­takt.de/ueber­den­takt/projekte/rp­takt­2015/ 18

Verbindungen herstellen zu können, welche attraktiver für den Fahrgast sind, der dann sein Fahrrad nicht bei jedem Umsteigen herumtragen müsste. Ein regelmäßiger 2­ Stunden­Takt wäre sinnvoll, um einen Standard zu erreichen, wie er auch auf allen anderen Nahverkehrsrelationen in Rheinland­Pfalz vorgesehen ist.

Die Hunsrückbahn, die zwischen Boppard und Emmelshausen verkehrt, besitzt bisher keine durchgehend gute Vertaktung mit den Regionalzügen der Rheinschiene. Diesen Punkt hatte ich schon am Ende von 4.3 behandelt. Da es in Boppard weder ein Empfangsgebäude noch einen Wind­ und Wetterschutz gibt, sollte die Umsteigezeit höchstens 15 Minuten betragen. Ein weiterer Lösungsansatz wäre die morgendliche Durchbindung jeweils eines Zuges, sowohl von Koblenz als auch von Mainz. Der bis zum Fahrplanwechsel am 13.12.2009 durchgängige Zug morgens von Koblenz existiert durch den Betreiberwechsel nicht mehr. Es könnten zum Beispiel morgens jeweils ein Zug in Mainz und ein Zug in Koblenz starten, die um eine Stunde zeitversetzt in Emmelshausen ankommen. Das gleiche Prinzip wäre dann auch abends anzuwenden. Die Züge könnten im Rahmen der Ausflugszüge beworben werden, wie es beispielsweise schon beim „Felsenland­Express“ 60 zwischen Karlsruhe und Bundenthal­Rumbach im Pfälzerwald der Fall ist. Dies ist ein Ausflugszug, der nur an Sonn­ und Feiertagen während der Saison von April bis Ende Oktober fährt. Mit der Bewerbung dieses Zugangebotes ließen sich sicherlich einige Freizeitradler mehr für eine umweltfreundliche Anreise mit dem Zug in den Hunsrück zum Schinderhannes­Radweg begeistern.

Zurzeit finden sich einige Beschreibungen und Angebote auf verschiedenen Seiten im Internet, unter anderem auf „radwanderland.de“ wodurch der Schinderhannes­Radweg mittlerweile im Land bekannt und noch wichtiger, beliebt geworden ist. Ziel könnte eine zentrale Homepage zum Schinderhannes­Radweg sein, auf der das Strecken­ und Höhenprofil zu finden sind, sowie ein Verzeichnis der Einkehr­ und Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke. Im Rahmen einer einheitlichen Vermarktungsstrategie des Radwegs, könnte dieser in Form einer zentralen Internetseite beworben werden, die alle erwähnten relevanten Information beinhaltet. Um die Touristen auch noch etwas abseits des Radwegs zu locken, könnte man auch ein Verzeichnis der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten und Freizeitaktivitäten neben dem Radweg erstellen.

60 Ein Angebot des Landes RLP, http://www.der­takt.de/freizeit/ausflugszuege/bundenthaler­und­felsenland­ express/ 19

Ein Streckenführer, den jeder selbst ausdrucken kann, würde eine kleine handliche Übersicht anbieten, um die Leute, die sich nicht oder kaum auskennen, einfach und schnell zu den Sehenswürdigkeiten oder den Gaststätten zu führen. Dadurch würden die ortsansässigen Gastronomen und Touristenattraktionen mit wenig Aufwand mehr Publikum anziehen können.

Die Anreise mit dem Auto, die ich nicht weiter thematisieren möchte und aus Umweltgründen nicht favorisiere, ist natürlich auch eine Alternative. Die Anbindung ist durch die BAB 61 nach Emmelshausen und Pfalzfeld, sowie durch die B 50 nach Simmern problemlos möglich.

6. Fazit

Die Nutzung der ehemaligen Bahntrasse als Radweg ist aus heutiger Sicht die beste Nutzung ohne die Schiene. Durch den Bau des Schinderhannes­Radwegs hat man einen perfekten Radweg ohne starke Anstiege geschaffen, der Touristen aller Altersklassen anlockt und den Anliegergemeinden zusätzliche Einnahmen einbringt 61 . Ob die Bahnstrecke, wenn sie heute noch vollständig existierte, sich lohnen würde, sei einmal dahingestellt. Im Hinblick auf die zahlreichen beabsichtigten bzw. schon getätigten Reaktivierungen, wie beispielsweise die Eifelquerbahn oder die Aartalbahn auf Rheinland­Pfälzischer Seite, könnte man vermuten, dass die Strecke Emmelshausen­ Simmern auch hinsichtlich einer Reaktivierung ernsthaft geprüft worden wäre. Durch die relativ schnelle Busverbindung im Stundentakt nach Koblenz hat aber schon heute die Bahnstrecke Boppard­Emmelshausen deutliche Konkurrenz. Hinsichtlich der Radtouristen aber nicht, denn Fahrräder lassen sich in normalen Bussen kaum transportieren.

Zweifellos hat der Radweg geholfen, den Tourismus im Hunsrück anzukurbeln. Veranstaltungen wie der Hunsrückmarathon, der jedes Jahr am letzten Augustsonntag stattfindet, sind auch ein Zuschauer­ und Publikumsmagnet. Durch die vielen Angebote vom Marathon über den Halbmarathon bis zum „FunRun“ sowohl für Männer als auch für Frauen gibt es auch jedes Jahr wieder viele Teilnehmer.

61 VG Kastellaun; Herr Frey und Herr Schneider 20

Die breite Auswahlpalette mit den Sportarten Laufen, Skaten und Walken bringt auch die Sportler der verschiedenen Sportarten zusammen 62.

7. Anhang

Internetquellen: http://cms.radwanderland.de/cgi­ bin/cms?_SID=52095771cebfcf731f7ed81f077b1d2e36393aeb00055870699142&_bereich=a nsicht&_aktion=detail&schluessel=radwanderland&_sprache=de http://cms.radwanderland.de/upload/dokumente/10011.pdf http://de.wikipedia.org/wiki/Rheinland­Pfalz­Takt http://draisinentour.de/http://homepages.tu­darmstadt.de/~akabahn/zlb.html http://hunsrueckbahn.de/ http://reiseauskunft.bahn.de/ http://www.bahnhof­pfalzfeld.de/ http://www.bahnhof­pfalzfeld.de/cafe.htm http://www.bahnhof­pfalzfeld.de/cgi­bin/guestbook.php.cgi http://www.bahnhof­pfalzfeld.de/nacht.htm http://www.bahnhof­pfalzfeld.de/preise.htm http://www.bahntrassenradeln.de/ http://www.der­takt.de/freizeit/regioradler/ http://www.der­takt.de/ueber­den­takt/idee­und­ziele/ http://www.der­takt.de/ueber­den­takt/projekte/rp­takt­2015/ http://www.eifelquerbahn.de/ http://www.hunsrueckbahn.info/aktuell.htm http://www.hunsrueckbahn.info/17Emmelshausen/BfEmme.htm http://www.hunsrueckbahn.info/eingang.htm (21.11.09) http://www.hunsrueckquerbahn.de/eingbahn.htm http://www.hunsrueckvelo.de/ http://www.hunsrueck­marathon.de/default.aspx http://www.hunsrueck­nahereise.de/radwege/schinderhannes­radweg.html http://www.hunsrueck­ radtouren.de/radwege/schinder_radweg/micro/hoehenprofil_ansicht_karte.htm http://www.hunsrueck­ radtouren.de/radwege/schinder_radweg/micro/hoehenprofil_ansicht_profil.htm http://www.regioradler.de/ http://www.rhein­mosel­dreieck.de/de/index.aspx http://www.rolf­froehling.de/alle_reportagen/hunsrck14/hunsrck3.html http://www.simmern­hunsrueck.de/Radfahren.html http://www.simmern­hunsrueck.de/upload/Radweg­01_832.pdf andere Quellen: Literatur: „100 Jahre Hunsrückbahn – 1908­2008 Boppard­Emmelshausen“ „Radkarte Rhein­Hunsrück 2009“ Finanzierungspläne VG Kastellaun Hunsrücker Wochenspiegel vom 26. April 2000 Rhein­Hunsrück­Zeitung vom 2. Mai 2000 Markus Göttert: Betreiber der Seite „www.hunsrueckbahn.info“ VG Kastellaun: Herr Schneider und Herr Frey Oberbürgermeister von Kastellaun a.D.

62 http://www.hunsrueck­marathon.de/default.aspx 21

Materialien:

1. Draisinenstrecke Altenglan­Staudernheim

2. Emmelshausen – Streckenende

3. Leiningen – Bahnsteigkante 22

4. Bahnhof und Wasserturm in Pfalzfeld

a)

b) c)

d) e) 23

5. Asphaltierung auf Schotter

6. Lingerhahn – Raiffeisen

a)

b) 24

7. Dudenroth – Haltepunkt

8. Kastellaun – Busbahnhof + EG

a)

b) 25

9. Bahnhof Bell

a) b)

10. Alterkülz – Wetterschutz + EG

a)

b) 26

11. Simmern – Tunnel

a)

12. Piktogramm des Schinderhannes­Radwegs.

a) b)

13. DB Regio Wendezug 27

14. Dieseltriebwagen von „Rhenus Veniro“

15) Übersichtskarte Schinderhannes­Radweg 28

8. Erklär ung zur selbstständigen Anfertigung der Arbeit.

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig angefertigt und nur die angegebenen Hilfsmittel verwendet habe. Mir ist bekannt, dass ein Verstoß gegen diese Versicherung einen Täuschungsversuch darstellt und die Arbeit mit ungenügend (0­Punkte) bewertet wird.

Datum: 27.01.2010 Unterschrift: gez. Jonas Briest