Der sitzende auf den Alexander- Tetradrachmen der Münzstätte Tarsos

Autor(en): Weigelt, Annegret

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Schweizer Münzblätter = Gazette numismatique suisse = Gazzetta numismatica svizzera

Band (Jahr): 33-37 (1983-1987)

Heft 132

PDF erstellt am: 30.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-171322

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http://www.e-periodica.ch :<& Jahrgang 33 November 1983 Heft 132 SCHWEIZER MÜNZBLÄTTER Gazette numismatique suisse Herausgegeben von der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft Publiée par la Société suisse de numismatique Redaktionskomitee: Prof. Dr. H.A. Cahn, Basel, Mme Denise de Rougemont, Neuchâtel, M1 Colin Martin, Lausanne Redaktion: Dr. H. Voegtli, c/o Postfach 3647, CH-4002 Basel Administration: Mme A. Schwartz, Petit-Chêne 18, CH-1003 Lausanne, ce. p. 10-23071

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Inhalt - Table des matières Annegret Weigell: Der sitzende Zeus auf den Alexander-Tetradrachmen der Münzstätte Tarsos, S. 77. - Michel Amandry: Note sur le monnayage de A. Vibius Habitus, S. 80. - Michel Amandry: A propos du monnayage de L. Sempronius Atratinus, S. 82. - Markus Peter: Kaiserzeitliche Lokalprägungcn aus Äugst und Kaiseraugst, S. 86. - Marcus Weder: Römische Münzen und Münzstätten des 3. Jahrhunderts VII, S. 92. - Altes und Neues - Nouvelles d'hier et d'aujourd'hui, S. 98. - Mitteilungen - Avis, S. 98. - Der Büchertisch - Lectures, S. 98. - Nekrolog - Nécrologie, S. 104.

DER SITZENDE ZEUS AUF DEN ALEXANDER-TETRADRACHMEN DER MÜNZSTÄTTE TARSOS '

Annegret Weigelt

Orestes H.Zervos hat unlängst in einem Aufsatz2 darauf hingeyviesen, dass die von Alexander in Tarsos (Kilikien) herausgegebenen Tetradrachmen nicht nur stilistisch und typologisch an die persischen Statere des Satrapen Mazaios anschliessen3, sondern auch orientalische Motive übernehmen. Zervos zeigt, dass - als ein östliches Element - das Sitzmöbel des «Baaltars» auf der Emission des Mazaios (Abb. 1) für den Zeus auf den Tetradrachmen Alexanders übernommen wird (Abb. 2).

Diesen kleinen Aufsatz verdanke ich der freundlichen Anregung von H. A. Cahn, Basel. : Near Eastern Elements in the Tetradrachms of : The Eastern Mints, in: Greek Numismatics and Archaeology - Essays in Honor of Margaret Thompson (1979), 295 ff. Siehe dazu auch grundlegend: E. T. Newell, Tarsos under Alexander (1919), diskutiert bei: A. R. Bellinger, Essays on the Coinage of Alexander the Great (1963), lOf.

77 Diesen Stuhl identifiziert Zervos typologisch mit dem lehnlosen Thronsessel auf dem Relief des Apadana in Persepolis4, einer Version des Achämeniden-Thrones. Den Unterschied in der Ausgestaltung zwischen dem Sitzmöbel des persischen Grosskönigs auf dem Relief und der Darstellung auf den Emissionen des Mazaios erklärt der Autor mit «because of the scale reduction»5. Es ist jedoch auffällig, dass der lehnlose Thronsessel auf den Tetradrachmen Alexanders bis ins kleinste Detail dem Stuhl des «Baaltars» auf den persischen Stateren entspricht (Abb. 1, 2)6. Aus der Gleichartigkeit der Sitzmöbel wird offensichtlich, dass auf den Tetradrachmen genau der Stuhl des «Baaltars» gemeint ist und nicht die verwischte Variante des Achämeniden-Thrones, den Alexander mit der gleichen Präzision hätte darstellen lassen können7. Die Übernahme des persischen Bildmotivs «Baaltars»8 auf dem spezifischen Sitzmöbel in seine Silberyvährung lässt die Vermutung aufkommen, dass sich Alexander damit in eine bestimmte Tradition stellen wollte. Die von dem Satrapen Mazaios zwischen 361-334 v.Chr. in Kilikien (Abb. 3, 4, 5) und 334-331 v.Chr. in Babylon9 herausgegebenen persischen Statere zeigen «Baaltars» stets auf der Vorderseite, nach links, aber mit wechselnder Körperhaltung und Attributen. Gemeinsam ist allen Prägungen die aramäische Legende «Baaltars», das gleich strukturierte Sitzmöbel und auf der Rückseite die Legende «Mazdai» (oder variiert), ebenfalls in aramäisch. Mazaios übernimmt für seine Emissionen das Motiv des «Baaltars» von seinen Vorgängern Datâmes und Pharnabazos10. .Auf den Stateren des Datâmes (Abb. 6) ist «Baaltars» auf der Vorderseite, nach rechts, in variierter Körperhaltung mit der aramäischen Legende dargestellt, wobei das Sitzmöbel anders strukturiert ist. Auf der Rückseite sitzt der selbst auf einem Stuhl, welcher seinem Typus nach dem Sitzmöbel des «Baaltars» auf den Emissionen des Mazaios entspricht. Der Name des Satrapen ist in aramäisch in der Legende angegeben. Auf den persischen Stateren des Pharnabazos erscheint «Baaltars» erstmalig auf dem charakteristischen Sitzmöbel (Abb. 7). Auf der Rückseite ist der Satrap in der aramäischen Legende ausgewiesen mit der zusätzlichen Angabe «KILIK»(ien). Die Prägungen des Pharnabazos und des Datâmes sind wie die des Mazaios in Kilikien herausgegeben.

4 Op.cit., 300, Fig. 1. Gute Abbildung bei H.Kyrieleis, Throne und Klincn. Studien zur Formgeschichte ....Jahrbuch des Deutschen archäologischen Institutes, Ergänzungsheft 24 (1969), Taf. 9, 1. 5 Op.,cit.,300. 6 Direkt unterhalb der Sitzfläche befindet sich ein pointilliert angegebener Steg, dann folgend an den Stuhlbeinen zNvei Wulstprofile, zNvischen denen evieder ein pointillierter Quersteg verläuft, darunter Kegelfüsse. 7 Zervos, op.cit.. zitiert selbst in seinem Aufsatz, 301, eine Passage von R.D. Barnett, aus der hervorgeht, dass Throne. Stühle, Tische und anderes bewegliches Mobiliar im kultischen Bereich der Assyrer, Babvlonier und den angrenzenden Völkern eine besondere Rolle gespielt haben, Nvas von den Persern übernommen worden ist. Diese Wertung lässt doch grösste Sorgfalt in der Darstellungsweise erwarten. 8 Zuerst hat das J.P.Six, Le Satrap Mazaios, NC 1884, 102 gesehen. Dagegen beruht der von Bellinger gemachte Einwand, op.cit., 22, Anm. 92, um die These von A.B.Cook zu stützen, der Alexander-Zeus habe sein Vorbild in dem arkadischen Zeus Lykaios, Baaltars und der Zeus auf den Tetradrachmen seien typologisch verschieden, auf einem falschen Vergleich. Dazu siehe unten. 9 E. Babelon, Traité des Monnaies Grecques et Romaines (1909/10), Taf. CXIV, 15. 10 Wie schon Babelon, op. cit., 451 bemerkte.

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In deren Nachfolge erscheinen die ersten Tetradrachmen Alexanders d.Gr., wohl kurz nach der Schlacht bei Issos, 333 v.Chr. ". Dass die Silberwährung des Makedonen in Kilikien ihren Ursprung hat, beweisen auch einige der in Amphipolis'" herausgegebenen Tetradrachmen, welche den sitzenden Zeus auf dem für «Baaltars» charakteristischen Möbel zeigen. Dieses entspricht typologisch in der Darstellung dem auf den Prägungen aus Tarsos'3: Lediglich der erste pointilliert angegebene Steg direkt unter der Sitzfläche ist auf den Exemplaren aus Amphipolis etwas weiter nach unten gesetzt. Dies scheint mir an der Hand des Steinpelschneiders zu liegen.

" Dass Alexander sich mit seinen Tetradrachmen in die Nachfolge dieser Satrapen stellt, zeigen m.E. auch die Prägungen seines ehemaligen Leibwächters in Kilikien und des von Alexander in Babylonien als Statthalter für die Zivilverwaltung eingesetzten Mazaios, auf deren Emissionen «Baaltars» - Zeus Tersios erscheint, aber auf völlig anders strukturierten Sitzmö- beln, Babelon, op.cit., Taf. CXIV, 21 f. (Mazaios) und Taf. CXIII, 15 ff. (Balakros). 12 SNG B. Berry, Nr. 200, 201. 13 Weitere gemeinsame ähnliche Details auf beiden Prägungen ist das leicht nach aussen gedrehte linke Bein des sitzenden Gottes mit etwas angehobener Ferse, vgl. Abb. 5 und SNG Berry Nr. 201 (besonders) und der tief herabhängende SctiNvung am Mantelbausch an der linken Hüfte, vgl. Abb. 1, 2 und SNG Berry Nr. 200, 201.

79 Das persische Bildmotiv «Baaltars», der Herr von Tarsos, auf dem spezifischen Möbel kann als Symbol für Kilikien14 interpretiert werden. In diesem strategisch günstig gelegenen Terrain war im 4. Jahrhundert v.Chr. aufgrund von militärischen Operationen " das persische Heer stationiert, dessen Befehlsgewalt 16 die oben genannten Satrapen innehatten. Dieser Aspekt wird auf den Stateren des Datâmes (Abb. 5) besonders deutlich: Auf der Rückseite sitzt der Satrap in voller Rüstung auf dem «kilikischen» Möbel, den Pfeil prüfend. Mit der Übernahme des persischen Bildmotivs, welches in der typologischen Darstellung ein griechisches ist, auf die Rückseite seiner Tetradrachmen symbolisiert Alexander d.Gr. wohl zum einen seinen entscheidenden Sieg über das persische Heer und zum anderen eine einheimische Tradition, indem er einen Bildnistypus seiner Vorgänger beibehält, dessen inhaltliche Interpretation noch aussteht.

Verzeichnis der Abbildungen

Alle Abbildungen nach Gipsen von Originalen der American Numismatic Society, Ncnv York, für deren Anfertigung ich Mrs. Nancy Waggoner zu Dank verpflichtet bin.

Abb. 1 Zervos, op.cit., Taf. 37,6, Mazaios (Tarsos). Abb. 2 Zervos, op. cit., Taf. 37,2, Alexander (Tarsos). Abb.3 Babelon, op.cit., Taf. CXI, 14 ff., Mazaios (Kilikien), 361-334. Abb. 4 Babelon, Taf. CXII, 12ff., Mazaios (Kilikien), 351-334. Abb. 5 Babelon, Taf.CXIII, 5 ff, Mazaios (Kilikien), 351-334. Abb. 6 Babelon, Taf. CIX, 4ff., Datâmes (Kilikien), 378-374. Abb. 7 Babelon, Taf. CVIII, 3, Pharnabazos (Kilikien), 398-394/379-374. Babelon, op.cit., 416. Babelon, op.cit., 381 f., 399 ff, 405 ff, 443 f. Babelon, op.cit., 379f, 399f, 421 f.. 444.

NOTE SUR LE MONNAYAGE DE A.VIBIUS HABITUS

Michel Amandry

Dans un précédent numéro de la Gazette', G.Stumpf a publié une monnaie de A. Vibius Habitus frappée en Afrique durant son proconsulat sous Tibère. A vrai dire, cette monnaie n'était pas inédite: en effet, le British Museum a acquis, il y a quelques années, un exemplaire de cette série2 et celui-ci a été publié, de façon certes un peu confidentielle, par M.Price3. La monnaie du BM (fig. 1) permet de compléter la légende de revers qui doit se lire P(ermissu) A VIBI HABITI PROCOS et, surtout, livre au droit le nom de l'atelier: Thaena, écrit en punique comme sur les

' GNS 33 (1983), p. 33-35. 2 BM 1972-7-3-1; 19,62 g; axe: 6 h. 3 «Recent Acquisitions of Greek Coins by the British Museum», Archeological Reports for 1973-1974, p. 70, n° 15, fig. 15 (seul le revers est illustré).

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