Friedrich Ebert (1871–1925) – Der Erste Deutsche Reichspräsident
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Friedrich Ebert (1871–1925) – Der erste deutsche Reichspräsident Begleitheft zur Wanderausstellung der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg Herausgegeben von Bernd Braun und Walter Mühlhausen Friedrich Ebert (1871–1925) – Der erste deutsche Reichspräsident Begleitheft zur Wanderausstellung der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg Herausgegeben von Bernd Braun und Walter Mühlhausen Mit einer Einführung von Walter Mühlhausen Im Selbstverlag der Stiftung, Heidelberg 2020 6 Impressum Begleitheft zur Wanderausstellung „Friedrich Ebert (1871–1925) – Der erste deutsche Reichspräsident“ der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg Herausgegeben von Bernd Braun und Walter Mühlhausen Mit einer Einführung von Walter Mühlhausen Ausstellung Konzeption: Bernd Braun/Walter Mühlhausen Grafik: Ingo Preuß, Ladenburg Begleitheft Konzeption/Redaktion: Walter Mühlhausen Grafik: Ingo Preuß, Ladenburg Die Wanderausstellung entstand 2019 dank der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) zur Verfügung gestellten Sondermittel für das Jubiläum anlässlich des 100. Jahrestages der Wahl Friedrich Eberts zum Reichspräsidenten. Die Ausstellung umfasst 13 Roll-Ups und eignet sich so vor allem auch für die Präsenta- tion in kleineren Räumlichkeiten. Sie wird von der Stiftung kostenfrei angeboten. Im Selbstverlag der Stiftung, Heidelberg 2020 Schutzgebühr 3 Euro Die Stiftung wird gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Anschrift Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Untere Straße 27 • 69117 Heidelberg Tel. 06221-91070 [email protected] www.ebert-gedenkstaette.de ISBN 978-3-928880-60-2 Inhalt 7 Friedrich Ebert – Stationen ............................................... 4 Friedrich Ebert (1871–1925) – Vom Sattler zum ersten Reichspräsidenten ............ 5 Rede nach der Wahl zum Reichspräsidenten am 11. Februar 1919 .................10 Rede nach der Vereidigung auf die Verfassung am 21. August 1919 ................13 Die Ausstellung „Friedrich Ebert (1871–1925) – Der erste deutsche Reichspräsident“ .... 18 Die Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte ..................... 46 Weiterführende Literatur und Bildnachweis ................................. 48 8 Friedrich Ebert – Stationen 1871 4. Februar: geboren in Heidelberg 1877 – 1885 Volksschule 1885 – 1888 Sattlerlehre 1889 – 1891 Wanderschaft 1889 Eintritt in die sozialdemokratische Partei 1891 Ankunft in Bremen 1893/94 Redakteur 1894 9. Mai: Heirat mit Louise Rump 1894 – 1900 Pächter einer Gastwirtschaft 1900 – 1905 Arbeitersekretär der Gewerkschaften 1900 – 1905 Mitglied des Bremer Landtages („Bürgerschaft“) 1905 Wahl in den zentralen Vorstand der SPD; Umzug nach Berlin 1912 – 1918 Mitglied des Reichstages 1913 20. September: Wahl zu einem der beiden Vorsitzenden der SPD 1918 9. November: Reichskanzler 1918/19 führendes Mitglied der Revolutionsregierung 1919 11. Februar: Wahl zum Reichspräsidenten 1925 28. Februar: Tod in Berlin; 5. März: Beerdigung in Heidelberg 9 Friedrich Ebert (1871–1925) ‒ Vom Sattler zum ersten Reichspräsidenten von Walter Mühlhausen Auftakt in ein neues Zeitalter: Revolutionsregierung am 6. Februar 1919 die National- ein Sozialdemokrat wird Staatsoberhaupt versammlung eröffnet. Fünf Tage später steht nun die Ein historischer Moment der deutschen Demokratiege- Wahl des Reichspräsidenten an. Die Personalfrage ist schichte vollzieht sich am 11. Februar 1919 im National- eigentlich schon in Berlin entschieden worden. Es gilt als theater von Weimar, als die Nationalversammlung auf sicher, dass der ambitionierte Ebert mit großer Mehrheit ihrer fünften Sitzung den ersten Reichspräsidenten der gewählt werden wird. So sorgt es für Heiterkeit im Saal, Weimarer Republik wählt: den Sozialdemokraten Fried- als bei der kurz vor 16 Uhr beginnenden Wahl turnusge- rich Ebert. Der thüringische Ort wird der ersten deutschen mäß – weil es die fünfte Abstimmung mit Stimmzetteln Demokratie ihren Namen verleihen: Weimarer Republik. der Nationalversammlung ist – diejenigen Abgeordneten Die Stadt an der Ilm ist von der im November 1918 ein- als erste zur Abgabe ihres Votums aufgerufen werden, gesetzten Revolutionsregierung, dem „Rat der Volksbe- deren Nachnamen mit dem fünften Buchstaben des Al- auftragten“, als Tagungsort für das erste demokratische phabets, also mit dem „E“, beginnen. Der erste, der zur Reichsparlament in der deutschen Geschichte bestimmt Urne gerufen wird, ist Friedrich Ebert. Dass ausgerechnet worden. Auch der Vorsitzende der SPD, Friedrich Ebert, er als unangefochtener erster Anwärter auf das höchste der führende Mann in der revolutionären Übergangs- Staatsamt als erstes aufgerufen wird, entlockt auch ihm regierung, hat sich für die mitteldeutsche Residenzstadt einiges Schmunzeln. mit ihren 37.000 Einwohnern stark gemacht, weil sie im Auf Friedrich Ebert entfallen schließlich 277 der 379 ab- Gegensatz zum weiterhin unruhigen Berlin als sicher gilt. gegebenen Stimmen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte Zugleich kommt man mit der Entscheidung den Ländern besitzen die Deutschen damit ein demokratisch gewähl- im Süden entgegen, die Bedenken gegen die Reichs- tes Staatsoberhaupt, zum ersten Mal steht ein Zivilist an hauptstadt gehegt haben. Jener Geist von Goethe und der Spitze der deutschen Nation. Dass mit ihm einer aus Schiller, der die Stadt der deutschen Klassik durchweht, den Reihen der im Kaiserreich ausgegrenzten und diffa- soll auf die neue Republik strahlen und insbesondere die mierten SPD zum neuen Staatsoberhaupt Deutschlands republikanische Verfassungsschöpfung durch die Natio- gekürt wird, symbolisiert noch einmal den mit der Re- nalversammlung durchdringen. volution im November 1918 eingeleiteten fundamentalen Hier im Nationaltheater hat Friedrich Ebert als Führer der Wandel, der unter maßgeblicher Beteiligung des SPD- 10 Friedrich Ebert (1871–1925) Arbeitern die Monarchie zertrümmert und der Weg in die Republik gebahnt worden. Auf den ins holländische Exil geflohenen Kaiser Wilhelm II. folgt ein Mann aus dem gemeinen Volk an der Spitze Deutschlands. Nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses durch den Präsidenten der Nationalversammlung, Edu- ard David (SPD), ergreift der 48-jährige Friedrich Ebert das Wort. In seinem Dank versichert er, sein Amt unpar- teiisch zu versehen: „Ich will und werde als der Beauf- tragte des ganzen deutschen Volkes handeln, nicht als Vormann einer einzigen Partei.“ Das wird der Wertmaß- stab des Handelns als Reichspräsident. Ebert will nicht wie sein Vorgänger, der Hohenzollernkaiser, ausgrenzen, sondern sucht die Gesellschaft zu einen und zu vereinen. Diese Verpflichtung zur überparteilichen Integration, ein Novum in der Geschichte und stilbildend auch für die Bundespräsidenten der zweiten deutschen Republik ab 1949, stellt den einen Teil seines Amtsverständnisses dar. Gleichzeitig verweist er darauf, dass er als Sozialdemo- krat auch immer die Interessen der Arbeiterbewegung im Blick haben werde: „Ich bekenne aber auch, dass ich ein Sohn des Arbeiterstandes bin, aufgewachsen in der Ge- dankenwelt des Sozialismus, und dass ich weder meinen Ursprung noch meine Überzeugung jemals zu verleug- nen gesonnen bin.“ Mit diesen Leitsätzen als Orientie- rungsmarken steht Friedrich Ebert bis zu seinem frühen Porträtkarte vom April 1919 an den Jugendfreund Tod am 28. Februar 1925 an der Spitze der ungefestigten Karl Seppich in Heidelberg. und von starken Gegenkräften bekämpften Republik. Der Weg des Arbeiterführers Vorsitzenden vollzogen worden ist. Am 9. November ist unter der Wucht der Revolution, getragen von den sich Friedrich Eberts Ursprung war das Kleine-Leute Vier- nach Frieden, Freiheit und Brot sehnenden Soldaten und tel der nordbadischen Universitätsstadt Heidelberg. Er Vom Sattler zum ersten Reichspräsidenten 11 wuchs auf im Milieu der Tagelöhner, Arbeiter und Klein- handwerker der Altstadt, wo er am 4. Februar 1871 – mittags um 12 Uhr – als siebtes von neun Kindern eines Schneiders das Licht der Welt erblickt hatte. Nach der Volksschule erlernte er das Sattlerhandwerk und schloss sich während der anschließenden Wanderschaft, zu der er wohl Anfang 1889 aufbrach, der sozialdemokratischen Partei und der Sattlergewerkschaft an. Die Wanderschaft endete 1891 in Bremen, das zu seiner zweiten Heimat wurde. Hier blieb er bis 1905. In der Hansestadt stieg er von einem unentwegten Parteiarbeiter zu einem weithin bekannten Parteiführer auf. Auch privat wurden die Wei- chen gestellt: 1894 heiratete er die aus ärmlichen Ver- hältnissen stammende Hilfsarbeiterin Louise Rump, die bis zur Eheschließung selbst gewerkschaftlich aktiv war. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Ebert arbeitete zeitweise als Redakteur bei der örtlichen Parteizeitung, danach sechs Jahre lang als Gastwirt, wo er den um Rat suchenden Arbeitern unentgeltlich half, bevor er 1900 als erster besoldeter Arbeitersekretär in der Hansestadt hauptberuflich in sozialen und rechtlichen Dingen Auskunft gab. Der Anwalt des kleinen Mannes entwickelte sich zum versierten Sozialpolitiker. Als Funk- tionär, der tagein, tagaus mit den Sorgen und Nöten des Arbeiters konfrontiert wurde, wusste er, wo dem Prole- Friedrich und Louise Ebert im Palais des Reichspräsidenten 1919. tariat der Schuh drückte. Das Los des Proletariats im Hier und Heute wollte er über Reformen verbessern; er hielt nichts davon, die eigene Gefolgschaft auf eine utopische Lage der Arbeiterschaft. Er war Reformist, kein Revolu- Heilsgesellschaft